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Blood-Red Moon

KakashixRin und andere [endlich neues Kapitel]
von

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Blood-Red Return

Man konnte sagen, dass Rin ein recht unbeschwertes Leben führte. Es war so normal, dass es schon fast wieder langweilig war. Aber eben nur fast.

Rin lebte zusammen mit ihrem Vater ein wenig außerhalb der prächtigen Stadt Konoha, die zu dieser Zeit in ihrer vollen Blüte stand. Ihre Heimat hatte einen angesehenen Status bei anderen Nationen, die so weit entfernt auf der anderen Seite des Meeres lagen, dass sie sich sicher war, sie nie besuchen zu können.

Oberhaupt von Konoha war Namikaze Minato, der es mit sehr viel Geschick und einer guten Portion Verstand geschafft hatte, sich diese wichtige Aufgabe zu sichern.

Rin mochte Minato, und es erfüllte sie mit sehr viel Stolz, dass sie Eine von der kleinen Gruppe war, die Minato sowohl vor als auch nach seinem Amtsantritt ausbildete. Sie war das einzige Mädchen in der Gruppe, doch das fand sie nicht schlimm, denn Kakashi und Obito waren sehr nett zu ihr. Leider gehörte es zu den Hobbies der beiden, sich miteinander anzulegen.

Manchmal hatte Rin sich gefragt, warum Minato gerade sie dazu ausgewählt hatte, einer seiner Lehrlinge zu werden. Zwar brachte Minato ihnen viel bei, was sie in der Schule nie gelernt hätten, und er erzählte ihnen wann immer sie fragten von den anderen Nationen, doch er lehrte sie auch den Schwertkampf. Kämpfen war eine Sache, die Jungs machten, während die Mädchen Zuhause blieben, um kochen und stricken zu lernen. Doch trotzdem war sie bei jedem Training dabei, wurde immer wieder von Minato mit einbezogen.

Einmal hatte sie sich getraut, ihm die Frage zu stellen, die ihr auf der Seele brannte. Minato hatte gelächelt und ihr geantwortet, dass er glaube, sie alle Drei seien etwas Besonderes und dass er sie deshalb unterrichten wollte, um sie auf eine Zeit vorzubereiten, in der all dieses Wissen von großem Nutzen sein würde.

Doch es kam der Tag, an dem Rin von dem körperlichen Teil der Ausbildung ausgeschlossen wurde. Minato hatte sie zur Seite genommen und ihr erklärt, dass nun jemand anders den Großteil ihrer Ausbildung übernehmen würde. Rin war sehr enttäuscht gewesen und hatte geglaubt, dass sie Minato verärgert hatte. Aber dann hatte er ihr mit einem breiten und aufrichtigen Lächeln eröffnet, dass sich die überall geachtete Medizinerin Tsunade dazu bereit erklärt hatte, sie zur Ärztin auszubilden.

Von da an war sie täglich bei Tsunade, die sie in die geheimen magischen Heilkünste einweihte. Da sie schnell lernte, konnte Tsunade ihr viel beibringen, und auch wenn die Frau ihre Gefühle nicht gerne teilte, so wusste Rin doch, dass die Ältere stolz auf die Leistung war, die ihre Schülerin erbrachte.

Rin war Minato sehr dankbar, dass er Tsunade dazu hatte überreden können, sie als Lehrling anzunehmen. Mit ihren fast dreizehn Jahren wäre es für sie bald an der Zeit gewesen, eine Lehrstelle zu suchen, doch diese Aufgabe hatte Minato ihr schon abgenommen.

Trotz ihrer zeitraubenden Ausbildung bei Tsunade schaffte es Rin noch, dem abendlichen Training von Kakashi und Obito beizuwohnen, um im Anschluss daran zu zeigen, was sie schon alles gelernt hatte, indem sie die Wunden der beiden Streithähne heilte, die sie sich im Kampf gegenseitig zugefügt hatten.

An einem dieser Abende setzte sich Minato mit ihnen zusammen, um ihnen eine alte Geschichte zu erzählen.

„Vor vielen Jahren, noch lange bevor ihr oder ich oder eure Eltern geboren worden sind, wurde diese Stadt von zwei großen Männern gegründet. Der eine von ihnen ist euch sicher bekannt, Senju Hashirama, das erste große Oberhaupt von Konoha. Der andere war Uchiha Madara, ein Mitglied des noch heute existierenden und hier angesiedelten Uchiha-Clans. Nur die wenigsten wissen, dass auch er ein Mitbegründer dieser Stadt ist, denn die Menschen hatten Angst, ihr Wissen über diesen Mann weiter zu vermitteln, denn man erzählte sich, dass Madara böse war und seine Seele so schwarz wie die Nacht. Der große Senju wollte nicht, dass solch ein Mann Konoha regierte, und so gerieten die beiden Männer in einen Streit um die Herrschaft, den Senju gewann. Was mit Madara passierte, wusste niemand. Einige waren sicher, dass er bei dem Kampf das Leben verlor, andere wiederum glaubten fest daran, dass er sich irgendwohin zurückgezogen hatte, um neue Kraft zu schöpfen und Rache zu nehmen. Doch niemand kannte die Wahrheit, nicht einmal Senju selbst.“

Obito legte die Stirn in Falten und seine dunklen Augen blitzten misstrauisch. „Wenn dieser Madara ein Mitglied unseres Clans war und auch noch ein Gründer von Konoha, warum habe ich dann noch nichts von ihm gehört?“ Er klang aufgebracht und Rin verstand diese Gefühlsregung.

„Vielleicht weil dein toller Clan denkt, dass du zu doof bist, solch eine Information zu verarbeiten“, meinte Kakashi angriffslustig.

„Das ist nicht komisch!“, rief Obito ärgerlich und sprang auf, um sich auf Kakashi zu stürzen.

Doch Minato fing ihn ab und tätschelte beruhigend seine Schulter. „Ich weiß nicht, warum dir deine Familie die Geschichte noch nicht erzählt hat, Obito. Aber sie werden sicher alle ihre Gründe dafür haben, und das musst du auch verstehen.“ Er setzte Obito zurück auf seinen Platz in ihrem Zirkel.

„Warum erzählst du uns diese Geschichte?“, fragte Rin. Sie fühlte sich unwohl, nun, da sie wusste, dass Konoha nicht nur von dem guten Senju gegründet worden war, sondern auch von dem bösen Madara.

„Ist es denn nicht wichtig, die Gründergeschichte deiner Heimatstadt zu kennen?“, stellte Minato die Gegenfrage.

Natürlich hatte er Recht, doch Rin hatte das ungute Gefühl, dass noch mehr dahintersteckte, und sie schien nicht die Einzige zu sein, die diese Geschichte beschäftigte.

„Was machte ihn so böse?“, wollte Kakashi wissen. „Und warum wusste keiner, ob er lebt oder gestorben ist?“

„Man erzählte sich, dass er eine ganz spezielle Magie beherrschte, mit der er einen gefährlichen Fuchsdämon beschwören konnte“, erwiderte Minato. „Und ich denke, das ist auch der Grund, warum man sich damals nicht darüber einig wurde, ob Madara nun überlebte oder nicht. Diese Magie war etwas Neues, Unbekanntes und gleichzeitig Erschreckendes für die Menschen, und niemand wusste, wie mächtig Madara wirklich war.“

„Aber das ist doch jetzt eh egal“, murrte Obito. „Das ist schon so lange her, dass er jetzt auf jeden Fall tot ist, auch wenn er es damals überlebt haben sollte.“

„Da hast du sicher Recht, Obito“, bestätigte Minato mit einem Lächeln. „Und jetzt ab nach Hause mit euch, sonst bekomme ich Ärger mit euren Eltern.“

Als Rin nach Hause lief, dachte sie noch einmal über die Geschichte nach. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto schlechter wurde ihr Gefühl bei der Sache…
 

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Den nächsten Tag hatte Rin frei und sie verbrachte den frühen Vormittag am nicht weit entfernt von ihrem Zuhause liegenden Strand.

Während sie auf das schier endlose Meer hinaus blickte und den Wellen lauschte, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu der Geschichte aus der Vergangenheit, weil sie einfach das Gefühl nicht losließ, dass Minato einen noch weitaus wichtigeren Grund dafür haben musste, ihnen davon erzählt zu haben, als ihnen nur die Wahrheit der Stadtgründung näher zu bringen.

Sie wurde erst aus ihrer Grübelei gerissen, als sich jemand neben sie setzte. Als sie zur Seite blickte, erkannte sie Kakashi, der sie munter anlächelte, was ihr Herz höher schlagen ließ.

Zwar würde sie es ihm gegenüber nie wagen zu erwähnen, aber sie war nun einmal total in ihn verknallt. Diese Schmetterlinge im Bauch, das warme Gefühl… Das konnte nur Liebe sein. Fasziniert betrachtete sie sein für einen Jungen außergewöhnlich hübsches Gesicht, die freudig blitzenden, klugen Augen und sein zerzaustes sturmgraues Haar, das in der Sonne silbern leuchtete. Ja, sie war eindeutig verknallt.

„Mein Papa war heute Morgen da“, erzählte er ihr.

„Oh, das ist ja toll“, meinte Rin und schenkte ihm ihrerseits ein Lächeln.

Niemand wusste viel über Kakashis Vater, schließlich ließ er sich bei seiner Frau und seinem Sohn allerhöchstens zwei Mal im Jahr blicken. Rin selbst wusste nur von Kakashi, dass er viel reiste und die meiste Zeit seines Lebens auf Hoher See verbrachte. Einmal hatte sie ihn gefragt, ob sein Vater wohl schon Piraten begegnet sei, von denen sie in der Schule gehört hatte, und Kakashi hatte gezögert und dann geantwortet, dass er es nicht wüsste, es aber bestimmt nicht auszuschließen war. Rin hatte sich damals mit dieser Antwort zufrieden gegeben.

„Schau mal, was er mir mitgebracht hat.“ Dieses Mal zeichnete sich wahre Freude auf Kakashis Gesicht ab, als er ihr ein kleines, flauschiges Bündel entgegen hielt, das sie zuvor noch nicht bemerkt hatte. „Ich habe ihn Pakkun getauft. Papa meint, er sei etwas ganz Besonderes und dass ich deshalb gut auf ihn aufpassen soll. Eigentlich nehme ich seine Geschenke ja nicht gerne an, aber in diesem Fall doch sehr gerne.“

Erst jetzt erkannte Rin in dem Bündel einen Hund. Sein Gesicht war zerknautscht und sein Körper faltig. Sie hatte zwar noch nie zuvor solch einen Hund gesehen, aber dennoch konnte sie nichts Besonderes an ihm ausmachen. „Was ist denn so toll an ihm?“, fragte sie neugierig nach, während sie die Hand ausstreckte, um Pakkun den Kopf zu kraulen.

Kakashi zuckte mit den Schultern. „Er wollte es mir nicht verraten, meinte nur, ich solle es selbst herausfinden. Aber bis jetzt bin ich leider noch zu keinem Ergebnis gekommen.“

„Ich bin mir sicher, dass du es herausfinden wirst“, meinte Rin zuversichtlich. Kakashi war sehr intelligent. Es würde sie wundern, wenn er es nicht schaffen würde, Pakkuns besonderes Etwas zu finden. Sie tätschelte dem Hund noch einmal den Kopf und zog dann die Hand zurück.

„Minato und Kushina haben uns für heute Mittag zum Essen eingeladen. Ich wollte dir Pakkun zeigen und gleich Bescheid geben. Wir könnten Obito abholen und dann zusammen hingehen“, schlug Kakashi vor.

„Gerne“, stimmte Rin mit einem weiteren Lächeln zu.

Und sie war ihm dankbar dafür, dass er sie von ihren Gedanken ablenkte.
 

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Minato und Kushina wohnten in einem Haus nicht weit von Rins Zuhause entfernt. Sie war gerne dort, denn Kushina, Minatos Frau, war sehr nett und eine wirklich hübsche Frau. Rin beneidete sie um ihr außergewöhnliches rotes Haar und ihre starke Persönlichkeit. Sie war sich sicher, dass diese Frau keine Feinde in der ganzen Stadt hatte.

„Wann mag es wohl soweit sein?“, fragte Rin neugierig und starrte auf Kushinas Bauch, der sich unter ihrem Kleid weit hervor wölbte.

Sanft strich die Rothaarige über die runde Kugel. „Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis wir zu Dritt sind.“ Dabei warf sie ihrem Mann einen ganz besonderen Blick zu, den Rins Meinung nach nur eng miteinander verbundene Paare beherrschten. „Und es wäre mir eine Freude, wenn ihr mal auf das Baby aufpassen würdet, wenn wir keine Zeit haben.“

„Gerne“, stimmte Rin sofort mit einem breiten Lächeln zu.

Unterdessen zeigte Kakashi Minato und Obito stolz seinen Hund.

„Und was soll so toll daran sein?“, fragte Obito gelangweilt und nippte an seinem Wasser.

„Er ist ein Geschenk von meinem Vater“, empörte sich Kakashi.

„Na und? Ich dachte, du könntest deinen Vater nicht leiden.“

Rin, die nur mit halbem Ohr zugehört hatte, zuckte bei diesen Worten beinahe zusammen. Obito hatte voll ins Schwarze getroffen. Kakashi hasste seinen Vater dafür, dass er ihn und seine Mutter so alleine ließ. Aber trotz allem war er immer noch sein Vater, und Rin freute sich für Kakashi über jeden Besuch, den er seiner Familie abstattete.

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich sein Geschenk mag“, erwiderte Kakashi bissig und drückte dabei Pakkun fest an sich.

Minato mischte sich ein, um den Streit ein wenig zu schlichten. „Ich würde dir sehr gerne weiterhelfen, Kakashi, aber ich habe keine Ahnung, was dein Vater mit seiner Aussage meinte, ich könnte nur Vermutungen anstellen. Und das würde dir definitiv die Spannung rauben.“

Kakashi schien nicht beleidigt bei diesen Worten, im Gegenteil. Rin wusste, wie sehr er Herausforderungen liebte.

Und sie war schon sehr gespannt, was er herausfinden würde.
 

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Als Rin nach Hause ging, war es schon dunkel und der Mond stand voll und hell leuchtend am Himmel. Nach dem Essen bei Minato und Kushina war sie noch mit Kakashi und Obito durch Konoha geschlendert und hatte sich mit ihnen unterhalten. Es passierte ihr auch immer wieder, dass sie die Zeit vergaß, wenn sie mit den Menschen zusammen war, die ihr wichtig waren.

Sie war schon fast bei ihrem kleinen Häuschen angekommen, als ein ohrenbetäubendes Brüllen sie zusammen zucken und herum fahren ließ. Noch nie zuvor hatte sie so etwas Erschreckendes gehört, und ihr Herz klopfte vor Angst wie wild.

Weit unten am Strand konnte sie eine riesige Silhouette ausmachen, gegen die das eigentlich schon sehr große Schiff, das am Ufer angelegt hatte, schon mickrig wirkte. Zwar war das Schiff weit entfernt, doch die Angst schärfte ihre Sinne, wodurch sie im schwachen Mondlicht ein Symbol auf dem großen Segel ausmachen konnte… ein ihr sehr bekanntes Symbol.

„Rin!“

Die Stimme ihres Vaters ließ sie erneut zusammenfahren und im nächsten Moment blickte sie in seine panischen Augen, die vor Schreck weit aufgerissen waren.

„Hast du das gehört?“, flüsterte sie. Zu mehr waren ihre Stimmbänder in dieser Situation nicht in der Lage.

„Ja, natürlich habe ich das gehört!“ Der Mann drehte sich kurz in Richtung Strand um, zuckte zusammen, als er bemerkte, dass der riesige Schatten langsam näher kam. „Wir müssen von hier verschwinden, hörst du mich?“

„Fuchsdämon“, hauchte Rin, als sie die Erkenntnis wie ein Schlag traf. Fuchsdämon… Fächer… Uchiha Madara… Uchiha… Obito! Sie musste zu ihm!

Ohne noch weiter darüber nachzudenken, riss sich Rin aus dem energischen Griff ihres Vaters los und rannte so schnell sie konnte in Richtung des Uchiha-Anwesens im Zentrum Konohas. Die verzweifelten Rufe ihres Vaters verhallten unbeachtet hinter ihr in der Nacht.

Als sie schlitternd vor den offenen Toren des Anwesens zum Stehen kam, überkam sie ein erneuter Schock.

Sie sah Blut, reglose Körper, und noch mehr Blut. Ein gellender Schrei entfuhr ihrer Kehle und sie schlug sich reflexartig die Hand vor den Mund. Sie war wie in Trance, konnte den Blick nicht von den Leibern abwenden.

„Oh Gott, Rin!“

Obitos Stimme drang nur schwer durch den dichten Nebel hindurch, der sich um sie herum gebildet hatte. Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie, um zu ihr durchzudringen.

„Du musst von hier verschwinden, hast du mich gehört?!“, schrie er sie an. „Verschwinde von hier und versteck dich, bring dich in Sicherheit!“

Doch sie rührte sich nicht, konnte es nicht. Auch dann nicht, als Obito nach ihrer Hand griff und sie durch einige Straßen und Gassen der Stadt zog. Ihre Beine bewegten sich nur schwerfällig, mechanisch, und sie strauchelte oft.

Dabei fiel ihr verschleierter Blick kurz auf den Himmel, was ihren Schock nur noch weiter vertiefte. Der Mond, der zuvor noch in einem hellen weiß gestrahlt hatte, hatte sich rot gefärbt – so rot wie das Blut, das den Boden des Uchiha-Anwesens befleckte.

Ihre Trance wurde auch dann nicht gebrochen, als Obito sie in eine dunkle Nische drückte. „Bleib hier, und gib keinen Laut von dir“, wies er sie an, drückte noch einmal kurz ihre Schultern und verschwand dann aus ihrem Blickfeld.

Alles, was Rin dann noch wahrnehmen konnte, war das schreckliche Brüllen des Fuchsdämons, das sie bis ins Mark erzittern ließ, und die panischen Schreie der Menschen.

Und über all diesem tragischen Geschehen stand der totbringende, blutrote Mond.
 

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Hallo. :D
 

Ich melde mich mit einem Nebenprojekt zurück.

Mir ist die Idee so urplötzlich gekommen, dass ich sie einfach aufschreiben musste. Mir ist die FF hier auch sehr wichtig, und sie ist etwas Besonderes für mich, weil ich so etwas normalerweise nicht wirklich schreibe. Aber ich hoffe, dass es mir dennoch gelingen wird.
 

Ich hoffe, euch gefällt der Prolog. Würde mich jedenfalls freuen. C:
 

Gruß,

hiatari

Blood-Red Misery

Keuchend erwachte Rin aus ihrem unruhigen Schlaf. Schwer atmend setzte sie sich in ihrem Bett auf und versuchte sich langsam zu beruhigen, doch es half nichts. Schmerz erfüllte jede Faser ihres Körpers, ließ sie leicht erzittern und ihr Herz schwer gegen ihren Brustkorb schlagen.

Sie wusste nicht, wie oft sie dieser Alptraum noch plagen wollte. Dieser Alptraum, der die bittere Wahrheit ihrer Vergangenheit war. Weit über zehn Jahre lag diese Nacht nun schon zurück, und doch hatte sie die Ereignisse von damals noch nicht überwunden. Im Gegenteil, denn die vergangenen Begebenheiten dauerten bis heute an.

In der Nacht, als sich der Mond rot verfärbte, war er zurückgekehrt – Uchiha Madara. Und von da an war nichts mehr so, wie es einmal gewesen war. Der Frieden, der sie in ihrer Kindheit begleitet hatte, war nur noch eine blasse Erinnerung, stattdessen bestimmten nun Angst und Terror ihren Alltag.

Schon damals hatte sie ein komisches Gefühl gehabt, als sie von dem Mann erfahren hatte, und diese dunkle Vorahnung hatte sich bestätigt. Niemand wusste, wie Madara so lange überleben konnte, doch dieses Detail wurde schon fast wieder unwichtig, wenn man bedachte, weshalb er zurückgekehrt war.

Madara wollte Rache. Rache dafür, dass man ihm damals die Position des Oberhauptes genommen hatte. In seinen Augen gehörte Konoha ihm allein, und das machte er nun schon seit vielen Jahren allen unmissverständlich klar.

Nun hatten die Uchihas alle Macht inne. Und wenn es nach ihnen ginge, würde dies für immer so bleiben.

Rin widerstrebte der Gedanke, wie wohl allen anderen Bewohnern Konohas auch. Doch sie hatten keine Chance gegen Madara, und sollte sich irgendjemand gegen ihn auflehnen, so verschwand er schneller von der Bildfläche, als sie reagieren konnten, weil Madara entweder sein kleines Haustier losließ oder seine Marionetten schickte, um die Drecksarbeit für sich erledigen zu lassen.

Rin bedauerte, dass die wenigen Mutigen unter ihnen so gestraft wurden.

Auch die tapferen Männer und Frauen, die sich in jener Nacht zur Wehr gesetzt hatten, waren bestraft wurden – mit dem Tod. Ihr Herz zog sich schmerzhaft bei dieser Erinnerung zusammen und Tränen traten ihr in die braunen Augen. Diese Nacht hatte ihr so viel Leid und Kummer gebracht und sie hatte viele Verluste hinnehmen müssen.

Als sie sich endlich aus ihrem Versteck getraut hatte, wurde sie nur mit dem Tod konfrontiert. Tote, überall, und wer überlebt hatte, weil er sich ergeben hatte, war ein Gefangener. Sie alle waren Gefangene in diesem Terror.

Tsunade hatte sich ihrer angenommen, denn wie sie erfuhr, war ihr Vater einer von jenen, die sich gewehrt hatten, was er hatte mit dem Leben bezahlen müssen. Doch nicht nur ihn hatte sie verloren, sondern auch ihren Lehrmeister. Erneut hatte sie der Schock fest im Griff, da sie einfach nicht glauben konnte, dass ein so starker und kluger Mann wie Minato tot sein sollte. Tsunade erzählte ihr, dass er wohl Kushina beschützen wollte, aber dass sein Opfer umsonst gewesen war, da auch sie ihr Leben verloren hatte. Die Heilerin hatte sie untersucht und ihr gesagt, dass die Frau kurz zuvor entbunden haben musste. Doch von dem Baby fehlte jede Spur – genauso wie von Kakashi und Obito. Sie waren verschollen, einfach weg. Ihre besten Freunde…

Rins Hände krallten sich verkrampft in das Laken. Sie durfte nicht zulassen, dass die Trauer und der Schmerz erneut Besitz von ihr ergriffen. Sie musste stark sein, für die beiden Jungs, ihren Vater, Minato und Kushina, und das Baby. Und doch war die Einsamkeit, die ihre Seele erfüllte, so stark, dass es sie beinahe erdrückte.

Die brünette Frau schluckte hart und zwang sich dazu, ihre Beine aus dem Bett zu schwingen und aufzustehen. Nur langsam schlurfte sie ins Badezimmer, um ihre Morgentoilette zu erledigen, dann verließ sie das Obergeschoss und ging hinunter in die kleine Küche.

Noch immer lebte sie in dem kleinen Häuschen, in dem sie auch aufgewachsen war und musste nicht einmal dafür zahlen, so wie Madara es von den anderen Bewohnern der Stadt verlangte, was sie alleine Tsunade zu verdanken hatte. Ihr Verdienst war es auch, dass sie sich einigermaßen frei bewegen konnte und ihr viel zustand. Der Preis dafür war allerdings, dass sie zusammen mit der Heilerin als Ärztin für Madara und den Uchiha-Clan persönlich zur Verfügung stand.

Man konnte sagen, dass sie ein gutes Leben in dieser schlimmen Zeit leben durfte. Doch wenn sie die Wahl hätte, dann wäre sie damals lieber gestorben, als heute mit diesem Schicksal leben zu müssen.

Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab, als sie daran dachte, dass sie heute wieder mit Tsunade und Shizune, ihrer Assistentin, in das große Anwesen musste, das Madara kurz nach seiner Eroberung hatte erbauen lassen und zum neuen Wohnsitz der Uchihas erklärt hatte.

Dieser Ort war ihr unheimlich, und sie fühlte sich bei jedem Schritt beobachtet, so als hätten die Wände Augen und Ohren. Wahrscheinlich war es wirklich so, dass Madara sie überwachen ließ, weshalb sie sich erst recht nicht einen Fehltritt erlauben durfte.

Doch sie konnte nichts daran ändern, denn auch sie war nur eine kleine Figur in Madaras großer Welt.

Leise seufzend beendete sie ihr kurzes Frühstück, schnappte sich anschließend ihre Ledertasche und verließ das Haus, um sich auf den Weg zu Tsunades Heim zu machen.
 

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„Komm rein.“

Tsunades Stimme ertönte, noch bevor ihre Hand, die sie zum Klopfen erhoben hatte, auf das Holz traf. Immer wieder fragte Rin sich, wie diese Frau das machte, doch sie war noch zu keiner Antwort gelangt. Und bei einem so geheimnisvollen Menschen wie Tsunade würde ihr dies wohl auch nie gelingen.

Sie fasste sich noch einmal und trat dann ein. Ein einfacher Holztisch stand ihr gegenüber in der geräumigen Wohnküche, an dem Shizune Platz genommen hatte und ihr nun freundlich entgegen lächelte. Auf ihrem Schoß saß ein kleines Schwein, dessen Kopf sie sanft tätschelte.

Tonton war schon so lange bei Tsunade, wie sich Rin zurückerinnern konnte, und komischerweise alterte dieses Schwein genauso wenig wie seine Besitzerin. Wieder ein Rätsel, das sie wohl nie würde lösen können.

„Setz dich, ich bin hier gleich fertig.“

Schweigend kam Rin der Aufforderung ihrer Lehrmeisterin nach und ließ sich auf einem Stuhl neben Shizune nieder.

Tsunade selbst stand an einem Tresen in ihrer kleinen Küche und verstaute ein paar Gläser mit Kräutern aus den Schränken in ihre Tasche.

Früher hatte Rin Kushina um ihre Stärke beneidet, doch erst nach ihrem Tod war ihr erst wirklich bewusst geworden, dass auch Tsunade eine sehr starke Persönlichkeit war. Sie war nicht nur eine äußerst talentierte Heilerin, sondern auch sehr durchsetzungsfähig und standhaft, was in dieser Zeit sehr wichtig war. Sie wünschte nur, dass auch sie diese Eigenschaften besitzen würde, doch leider war das genaue Gegenteil bei ihr der Fall.

In diesem Moment klappte die blonde Frau ihre Tasche zu und drehte sich zu den anderen beiden um. „Wir können los, und ich bitte um Eile. Sie haben es lieber, wenn wir zu früh sind, als pünktlich zu sein oder gar zu spät zu kommen.“ Sie warf sich ihre Tasche über die Schulter und wandte sich noch einmal Rin zu. „Ich weiß, du hast Schreckliches erlebt, wie wir alle, aber lass die Alpträume nicht dein Leben bestimmen.“

Mit diesen Worten ging Tsunade voran, gefolgt von Shizune, die zu ihrer Rechten ging, und der wieder mal überraschten Rin, die als Jüngere ein wenig hinter den beiden Frauen lief und sich wunderte, woher Tsunade schon wieder von ihren Träumen wusste.

Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn nun ging er wieder los, ihr schrecklicher Alltag. Und je näher sie dem neuen Uchiha-Anwesen kamen, desto schlechter fühlte sie sich.
 

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Rin war, als würde sie die Hölle auf Erden betreten. Dieses Gefühl wurde nur noch verstärkt, als sie durch das Eingangstor schritten, das nicht nur von ein paar Handlangern Madaras bewacht wurde, sondern auch von dem Fuchsdämon. Das orangefarbene Fell von Kyuubi leuchtete in der Sonne, seine langen Ohren horchten aufmerksam und seine neun Schwänze peitschten durch die Luft. Er war wie der Cerberus, der den Eingang zur Unterwelt bewachte.

Nicht immer war Kyuubi hier, manchmal ließ Madara ihn verschwinden und erst dann wieder auftauchen, wenn er erneut jemandem das Leben schwer machen wollte. Doch dies passierte selten. Rin hatte bis jetzt erst ein Mal erlebt, dass der Fuchsdämon nicht das Tor bewachte.

Jedes Mal, wenn sie dieses riesige Wesen sah, schnürte ihr die Angst die Kehle zu und ihr Atem wurde schwer.

Als ihr panischer Blick die Augen von Kyuubi fand, hob dieser die Lefzen und entblößte seine rasiermesserscharfen Zähne, sodass es fast so aussah, als würde er grinsen. „Ich kann deine Angst riechen, kleines Mädchen“, knurrte er leise.

Mit letzter Kraft schaffte es Rin, den Blick abzuwenden und einen Aufschrei zu unterdrücken, was dennoch nicht verhinderte, dass Tsunade sie mit einem warnenden Blick strafte.

Rin schämte sich für ihre Schwäche und hielt für den Rest des Weges den Blick zu Boden gerichtet. Warum nur konnte sie sich nie beherrschen und ein so leichtes Opfer für den Dämon darstellen? Langsam müsste sie es doch mal lernen, denn dies war nicht das erste Mal, dass Kyuubi ihr mit diesem freudigen Blitzen in den Augen eröffnet hatte, dass er ganz genau wusste, wie sie sich fühlte. Und doch gönnte sie ihm diesen Spaß jedes Mal von Neuem.

Als sie die Eingangshalle betreten hatten, wandte sich Tsunade noch einmal den beiden Frauen zu. „Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Wir treffen uns wieder hier, damit wir gemeinsam zurück gehen können.“

„Ja, Tsunade-sama“, antwortet Shizune gehorsam.

Rin nickte nur mit zusammengekniffenen Lippen.

Dann teilten sie sich auf und Rins Weg führte wie so oft einen Gang im Obergeschoss entlang, bis sie vor einer großen Flügeltür stehen blieb. Vorsichtig klopfte sie an und wartete ab.

Einen Moment später wurden schwungvoll die Türen aufgezogen und sie blickte in die dunklen Augen von Uchiha Sasuke.

Schnell wandte sie den Blick ab und verbeugte sich. „Uchiha-sama…“, murmelte sie leise.

„Wurde aber auch Zeit.“ Ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen, machte der junge Uchiha auf dem Absatz kehrt und ging zurück in den Raum.

Rin folgte ihm mit Abstand und schloss leise die Türen hinter sich, ehe sie zu ihm aufschloss und sich auch kurz vor einer jungen Frau mit rosafarbenem Haar verneigte, die auf einer gemütlichen Couch in einer Ecke des Zimmers saß.

„Hallo Rin, es freut mich dich zu sehen“, wurde sie von ihr begrüßt.

Rin kniete sich zu ihren Füßen und blickte zu ihr auf. Die junge Frau lächelte freundlich und ihre grünen Augen strahlten, wohingegen ihr Gatte, der neben ihr stand und eine Hand um ihren Nacken gelegt hatte, sie mit seinem vernichtenden Blick durchbohrte.

Rin schluckte und versuchte, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. „Wie geht es Euch heute?“, fragte sie die Frau und legte ihr vorsichtig die Hände auf den Bauch.

„Besser als die letzten Tage. Du hattest Recht, die morgendliche Übelkeit legt sich langsam.“ Ein sanftes Lächeln glitt über ihre Züge, als sie ihren Bauch betrachtete.

Rin nickte kurz. „Ich würde gerne noch die Herztöne des Fötus überprüfen. Würdet Ihr dafür bitte einmal euren Bauch freimachen?“

„Oh, natürlich.“ Eilig nestelte die junge Frau an dem Obi ihres Kimonos herum und versagte kläglich.

Rin stand auf, packte sie bei den Händen und zog sie hoch, dann drehte sie die Frau und löste nun selbst den Obi.

Nur am Rande bekam sie mit, wie Sasuke den Raum verließ und sie beide alleine ließ.

„Nie bleibt er zu den Untersuchungen da“, murmelte seine Frau enttäuscht.

„Nimm es ihm nicht übel, Sakura, es ist auch etwas Neues für ihn“, versuchte Rin sie zu beruhigen. Nun, da der Uchiha den Raum verlassen hatte, fühlte sie sich gleich viel besser und hatte kein Problem mehr, alle Förmlichkeiten abzulegen, so wie Sakura es sich wünschte.

Die Jüngere ließ sich zurück auf die Couch sinken und öffnete die Lagen ihres Kimonos, bis ihr nackter Bauch zum Vorschein kam, der sich schon sichtbar wölbte.

Rin ging kurz in den angrenzenden Waschraum, um sich die Hände zu säubern, und rieb sie dann mit einer Salbe ein, die sie wärmte. Dann kniete sie sich wieder neben das Sofa und legte vorsichtig ihre Hände auf Sakuras Bauch.

Rin kannte die andere Frau nun schon fast ihr ganzes Leben lang, und noch immer konnte sie nicht richtig begreifen, dass dieses einst kleine und schüchterne Mädchen nun mit ihren zarten sechzehn Jahren die Ehefrau eines Uchihas war.

In jener Nacht waren alle Mitglieder dieses Clans für sie selbst nur noch Monster, die ihr alles genommen hatten, was ihr Lieb und Teuer war. Und Sakura hatte eingewilligt, Teil dieser Familie zu werden.

Sie wusste, dass das Mädchen verliebt war. Die Liebe war ein komisches Spiel ohne Regeln und manchmal konnte man sich nicht aussuchen, wen man liebte, es passierte einfach. So wie ihr damals… Nur, dass Sakura, im Gegensatz zu ihr, den Mann bekommen hatte, an den sie ihr Herz verloren hatte.

Und nun erwartete sie ein Kind von diesem Mann. Eigentlich sollte sie dieses Wesen für seine Herkunft hassen, doch das konnte sie nicht. Zwar war dieses ungeborene Kind ein Teil der grausamen Uchihas, doch es war auch ein Teil der sanftmütigen Sakura. Rin konnte einfach nicht anders, als sich mit der jungen Frau auf den Nachwuchs zu freuen. Und dabei verlor sie nicht die Hoffnung, dass es wieder einen so freundlichen Uchiha geben würde, wie Obito es war.

„Glaubst du, er wird irgendwann einmal dabei sein?“, fragte Sakura leise und legte einen Arm unter ihren Kopf.

„Ich bin mir sicher, dass er irgendwann zu neugierig sein wird, um nicht hier zu bleiben“, erwiderte Rin mit einem sanften Lächeln.

Dann konzentrierte sie sich auf Sakuras runden Bauch und murmelte leise alte, magische Wörter, die sie von Tsunade gelernt hatte. Ein Kribbeln ging durch ihre Hände, und kurz darauf hörte sie tief in sich das schnelle Herzklopfen des Fötus in Sakuras Leib.

Wieder musste sie lächeln. Es war nicht das erste Mal, dass sie eine Schwangere untersuchte, und dies war auch nicht Sakuras erste Behandlung, und doch war es immer wieder etwas besonderes, diese Töne zu hören. „Ein kräftiger, gesunder Herzschlag“, erklärte sie Sakura.

„Ich wünschte, ich könnte es auch hören“, flüsterte Sakura, während sie auf Rins Hände starrte.

„Leg deine Hände auf meine“, wies sie Sakura an, die sofort gehorchte und ihre beiden Hände auf die Rins legte.

Die Brünette steigerte ihre Konzentration und ließ die werdende Mutter dann teilhaben an den Lebenszeichen ihres Kindes.

Die Jüngere lachte verzückt auf und strahlte über das ganze Gesicht und Rin sah, wie ihre Augen feucht glitzerten, als sie den Tränen nahe war.

Nein, Rin konnte dieses Kind nicht hassen. Sie konnte kein einziges Kind auf dieser Welt hassen, selbst die Sprösslinge dieses Clans nicht. Denn was konnten die Kinder für ihre Herkunft? Und sie war kein Unmensch, würde nicht ihren Hass und Schmerz an Unschuldigen auszulassen. Selbst Sasuke war einer dieser Unschuldigen, war der Uchiha doch selbst erst siebzehn Jahre alt. Doch er wurde eben nach Madaras Vorstellungen aufgezogen und kannte es nicht anders.

„Danke, Rin.“ Sakura löste ihre Hände von Rins und zog sie in eine feste Umarmung. „Ich bin wirklich froh, dass du meine Ärztin bist.“

Rin lächelte und erwiderte die herzliche Umarmung. „Das bedeutet mir sehr viel“, sagte sie leise. Dann drückte sie Sakura sanft von sich weg und schloss die Stofflagen wieder über ihrem Bauch. „Ich weiß, wie gerne sie es sehen, wenn du Kimonos trägst, aber für die weitere Schwangerschaft wäre es besser für dich, wenn du weite Kleider oder Röcke trägst, die nicht zu eng am Bauch anliegen.“

Sakura nickte. „Ich werde es ihnen ausrichten.“

Rin nickte und wischte sich die Salbe mit einem Tuch von den Händen. „Und wenn irgendetwas sein sollte, zögere nicht, nach mir rufen zu lassen.“

„Wird gemacht“, erwiderte die junge Frau und hielt mit ihren Händen die Stofflagen zusammen, während Rin ihre Sachen zurück in der Tasche verstaute. „Rin?“, fragte sie plötzlich in die Stille hinein.

„Ja?“ Die Angesprochene blickte auf.

„Ich möchte mich bei dir für Sasukes Verhalten bei deinen Besuchen entschuldigen“, murmelte Sakura verlegen. „Ich sage ihm immer wieder, dass er sich benehmen soll und dass du ja nur hierher kommst um zu sehen, wie es mir und dem Baby geht, aber er ist einfach unverbesserlich.“

„Dafür musst du dich nicht bei mir entschuldigen“, entgegnete Rin. „Das geht schon in Ordnung.“

„Doch, das muss ich“, sagte Sakura. „Mir gefällt es nicht, wenn er so mit den Leuten umgeht, wenn er sich mir gegenüber ganz anders verhält. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber er ist sogar ganz nett und fürsorglich.“ Als sie von ihm sprach, begannen ihre Augen wieder freudig zu glänzen.

„Du liebst ihn wirklich sehr, nicht wahr?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Ja, das tue ich“, antwortetet Sakura mit einem Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. „Gibt es in deinem Leben auch solch einen Menschen? Einen, den du von ganzem Herzen liebst?“

Für einen Moment blitzte das Bild eines grauhaarigen Jungen vor ihrem geistigen Auge auf. Langsam schüttelte sie ihren Kopf. „Ich befürchte Nein. Es gab mal einen, aber er ist verschwunden, seit… seit…“ Sie brach ab, hatte Angst es gerade in diesem Haus auszusprechen.

„Ich verstehe schon“, meinte Sakura sanft. „Das tut mir leid.“

„Ist schon in Ordnung.“ Rin versuchte es mit einem weiteren Lächeln, doch es wollte ihr nicht recht gelingen.

„Wir haben alle viel verloren in dieser Nacht“, flüsterte Sakura. Sie zog Rin erneut an sich und ihre nächsten Worte waren so leise, dass sie kaum etwas verstand. „Unglaublich, dass selbst die Uchihas einen großen Verlust hinnehmen mussten. Sasuke hat mir erzählt, dass sein eigener Bruder seine Eltern und noch weitere Familienmitglieder umgebracht hat. Itachi war erst zehn Jahre alt und trotzdem zu so etwas fähig. Nach seiner Tat ist auch er spurlos verschwunden.“

Für einen Moment stand Rins Herz still, als sie sich an die Leichen erinnerte, die sie damals in dem alten Anwesen vorgefunden hatte. Das sollte Uchiha Itachi gewesen sein? Sie selbst hatte ihn zwar nicht gut gekannt, aber Obito hatte ihr erzählt, dass Itachi eigentlich ganz nett gewesen war. Doch so konnte man sich in einem Menschen täuschen.

Sakura zog sich wieder von ihr zurück und lächelte breit, doch Rin erkannte, dass es aufgesetzt war, denn das Lächeln reichte nicht bis zu ihren Augen. „Aber das bleibt unser kleines Geheimnis, unter Frauen“, meinte sie und zwinkerte.

Rin verstand und zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. „Natürlich, du kannst dich darauf verlassen, dass ich schweige wie ein Grab.“ Dann stand sie auf und nahm ihre Tasche. „Wenn noch irgendetwas ist, denk an meine Worte. Ich werde so dann so schnell kommen, wie es mir möglich ist.“ Ihr Blick fiel auf Sakuras Kimono. „Soll ich dir noch beim Anziehen helfen? Du solltest besser nichts Enges tragen, aber wir könnten dir den Kimono provisorisch zubinden.“

Doch Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, aber trotzdem danke. Ich werde mich sowieso gleich umziehen gehen.“

Rin nickte. „In Ordnung.“ Zum Abschied drückte sie Sakura noch einmal kurz an sich, dann verließ sie mit einem letzten Blick auf die junge Frau das Zimmer und ließ sie alleine zurück.
 

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Erleichtert atmete Rin auf, als sie endlich das Anwesen der Uchihas hinter sich gelassen hatten.

Während sie zurück in das Stadtzentrum von Konoha gingen, drehte Tsunade sich zu ihr um. „Ich weiß dass es schwer ist, aber du solltest deine Angst langsam in den Griff bekommen, Rin. Kyuubi wird nicht zögern und deine Panik ausnutzen.“

„Ich weiß“, murmelte Rin und schlug die Augen nieder. „Es tut mir leid.“

Die ältere Frau nickte kurz angebunden. „Sakura scheint sehr zufrieden mit dir zu sein, so teilte man mir mit“, wechselte sie das Thema.

„Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit“, erwiderte Rin. „Ich bin auch sehr zufrieden mit meiner Patientin.“

„Ein erfolgreicher Tag also“, meinte Tsunade und klatschte in die Hände. „Und ich finde, wir können uns auch mal was gönnen. Lasst uns ins Ichiraku, ich lade euch ein.“

Rin war erstaunt. Tsunade hatte sie noch nie irgendwohin eingeladen, vor allem nicht nach einem Besuch bei dem Uchiha-Clan, denn solch ein Unterfangen konnte sie als alles andere als erfolgreich sehen. Auch wenn sie Sakura sehr zufrieden gestellt hatte.

Doch Tsunade war eine geheimnisvolle Frau, und Rin hatte das Gefühl, dass nicht dieser Tag der Grund für die Einladung war, sondern ein anderes Ereignis aus der Vergangenheit… oder Zukunft.

Was auch immer es war, vielleicht würde sie es irgendwann herausfinden können.
 

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Erst spät an diesem Abend machte sich Rin auf den Heimweg und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit konnte sie von sich behaupten, ein bisschen Spaß gehabt zu haben.

Sie hatte den Tag mit Tsunade und Shizune sehr genossen, sie hatten zusammen gesessen, gegessen und zum Abend hin ein wenig Sake getrunken. Und sie hatten sich unterhalten, frei und unbeschwert, als hätten sie nie etwas anderes getan. An diesem Abend war ihr bewusst geworden, dass sie so etwas öfter brauchte, ein paar Stunden, in denen sie mit Bekannten, mit Freunden über alles reden konnte, auch wenn es nur belanglose Dinge waren.

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie sich daran erinnerte, wie Tsunade Shizune damit aufgezogen hatte, dass diese sich wie ein kleines Mädchen aufführte, wenn sie in Shiranui Genmas Nähe kam. Und dann war Tsunade aufgesprungen und ahmte Shizune in genau solch einer Situation nach. Rin wäre vor Lachen beinahe von ihrem Stuhl gerutscht und selbst Shizune hatte gelacht, wobei ihr Gesicht vor Scham rot glühte.

Rin wusste, dass der Alkohol sehr viel zu ihrer Heiterkeit beigetragen hatte, doch sie fühlte sich nun besser, befreiter.

Trotzdem ließ sie das Gefühl nicht los, dass mehr hinter ihrem kleinen Treffen steckte, als Tsunade zugeben wollte. Doch sie kam einfach nicht darauf, was es sein könnte.

Rin lachte leise auf und musste über sich selbst den Kopf schütteln. Jetzt wurde sie also auch noch paranoid, was ihre Lehrmeisterin anging. Sie sollte nun wirklich schnell nach Hause zurück und sich hinlegen, sonst würde sie in ihrem Zustand nachher noch zu Tsunade gehen und sie zur Rede stellen, was nur zu einem Ergebnis führen würde: Tsunade würde sie auslachen.

Rin seufzte und bog um eine Ecke. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte wie gebannt vor sich in die Gasse.

Nicht weit von ihr entfernt saß ein kleiner Hund. Aber es war nicht nur irgendein Hund, denn solch einen Hund wie diesen dort vor ihr, hatte sie bis jetzt in ihrem Leben erst ein einziges Mal zu Gesicht bekommen.

Und auf einmal war der Rausch vom Alkohol wie weggeblasen. Alle Emotionen, die sie für diesen Abend weit zurückgedrängt hatte, waren mit einem Schlag wieder da, der Schmerz, die Erinnerungen an die Nacht vor etwa sechzehn Jahren.

Ihr ganzer Körper zitterte, als sie den Hund fixierte, der ihren Blick erwiderte und schon fast erwartungsvoll wirkte.

Leise, wie ein Flüstern im Wind, sagte sie seinen Namen.

„Pakkun.“
 

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Hallo.
 

Dieses Kapitel ging mir unheimlich schnell von der Hand und es hat wirklich Spaß gemacht, es zu schreiben.
 

Nun, hier hatten wir also den Zeitsprung mit einem kleinen Blick in die Vergangenheit. Ja, ich habe Kakashis Generation ein bisschen jünger gemacht, dafür ist Narutos Generation älter, wenn man es so will, und Itachi ist irgendwie so ein Mittelding. *drop* Ich wollte, dass er ungefähr im gleichen Alter ist wie Kakashi und Co.

Wie auch immer. xD
 

Mein besonderer Dank gilt dieses Mal abgemeldet, mit der ich in letzter Zeit sehr nette Gespräche führen durfte und die ein genauso großer KakashixRin Fan zu sein scheint wie ich. ;-)

Außerdem möchte ich mich für die Kommentare bedanken sowie für die Favoriten, die mir zeigen, dass die FF irgendwas an sich hat.
 

Ich hoffe jedenfalls, dass euch dieses Kapitel gefallen hat. :D
 

Bis demnächst,

hiatari (die ab Montag wieder arbeiten muss und deshalb kaum noch Zeit zum Schreiben hat)

Blood-Red Collection

„Pakkun.“

Rins Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie und der Hund sich weiter anstarrten, sie auf eine Reaktion von ihm wartete. Hunde hörten doch auf ihren Namen… oder etwa nicht? Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, versuchte nicht zu blinzeln.

Und dann passierte endlich etwas, aber leider nicht das, was sie sich erhofft hatte. Der Hund bewegte sich, doch nicht auf sie zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung.

Sie würde ihn nicht entkommen lassen, wollte ihn nicht verlieren. Entschlossen folgte sie ihm, sein Hinterteil fest im Blick, das Tapsen seiner Pfoten auf den Pflastersteinen klang in ihren Ohren wider. Sie bog um eine Ecke, sah ihn gerade noch am Ende der Gasse nach links laufen. Aber als sie selbst dort ankam, war der Hund verschwunden. Die Straße vor ihr war wie leer gefegt. Der Hund konnte nicht so schnell gewesen sein, diesen langen Weg in so kurzer Zeit zurückgelegt haben. Und doch schien es so gewesen zu sein…

Enttäuschung machte sich in ihr breit. Für einen kurzen Moment hatte sie geglaubt, von ganzem Herzen gehofft, dass der Hund, Pakkun, ein Zeichen dafür war, dass Kakashi noch lebte, dass er hier war. Doch sie schien sich geirrt zu haben, ihre dummen Mädchenträume, dass sie ihn irgendwann einmal wiedersieht, hatten sie zu solch einer Aktion verleitet. Wahrscheinlich hatte sie sich sogar den Hund nur eingebildet, weil sie ein Treffen mit ihm so sehr herbei sehnte. Ja, so musste es sein. Ihr Gehirn hatte ihr einen Streich gespielt, um sie zu ärgern. Wenn Kakashi noch leben sollte, dann sollte er eh klug genug sein, nicht hierher zurückzukehren. Egal, wo er war, dort war er besser aufgehoben als hier.

Niedergeschlagen machte Rin auf dem Absatz kehrt und ging den Weg zurück, den sie eben gekommen war. Selbst wenn der Hund keine Einbildung war, war er nun sicher schon über alle Berge und sie sah keinen Sinn darin, sich zu solch später Stunde noch auf die Suche nach ihren Wunschvorstellungen zu machen. Außerdem hatte sie keine Lust, sich Ärger mit den Uchihas oder den zahlreichen Handlangern einzuhandeln, weil sie hier durch die Gegend stolperte.

Das Beste war, einfach nach Hause zu gehen, ins Bett zu fallen und zu schlafen. Und genau das würde sie jetzt machen.
 

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Tsunade wusste genau, weshalb sie diesen Nachmittag und Abend mit den beiden Frauen verbracht hatte. Es war ihre kleine persönliche Abschiedsfeier für Rin gewesen.

Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Abschied war eine Sache, über die man sich nicht freuen sollte, doch in diesem Fall war es gut so. Es war das Beste für Rin. Und trotzdem würde sie diese tüchtige und hilfsbereite Frau vermissen.

Als sie ihr kleines Häuschen im Stadtzentrum betrat, fand sie wie erwartet den Grund für Rins Abschied vor. „Kakashi.“ Sein Name aus ihrem Mund war nur ein Flüstern.

Der Mann, der sie erwartet hatte und an ihrem Tisch saß, erhob sich und trat auf sie zu, der rot leuchtende Mond warf dunkle Schatten auf sein fast vollkommen verdecktes Gesicht.

„Tsunade“, erwiderte er genauso leise.

Die Heilerin warf ihre Tasche in eine Ecke des Zimmers und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wusste, dass du heute Nacht kommen würdest.“

„Und ich hatte gehofft, dass ich es einmal schaffen würde, dich zu überraschen.“

Tsunade lachte leise. „Mich kann nichts mehr so leicht überraschen, mein Lieber. Ich dachte, das hättest du mittlerweile gelernt.“ Sie schwieg einen Augenblick, und für den Moment starrten sich die beiden nur gegenseitig an. „Es wurde wieder Zeit“, sagte sie schließlich.

Kakashi nickte zustimmend. „Wissen das auch die anderen?“, fragte er.

„Nicht viele wissen, dass du überhaupt noch lebst“, entgegnete sie. „Doch andere wissen sehr wohl, dass du wieder auf dem Weg hier her warst.“ Sie blickte aus dem Fenster neben sich und sah gen Himmel, dem Madara das Zeichen seiner Schreckensherrschaft aufgedrückt hatte. „Wie ist der Stand der Dinge?“, wollte sie leise wissen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Kakashi mit den breiten Schultern zuckte. „Wie immer, es hat sich nicht viel verändert.“

„Dann wurde es wirklich Zeit, dass du zurückkehrst.“ Tsunade blickte ihn an. „Wie viele wirst du mitnehmen?“

„Nicht viele“, antwortete Kakashi. „Ich möchte keine große Aufmerksamkeit erregen.“

Die Frau nickte. „Ja, sie werden misstrauisch.“

„Deshalb habe ich schon der Vorsicht halber woanders angelegt, außerhalb. Ich will möglichst nicht gesehen werden.“ Kakashi trat neben sie. „Hast du irgendwelche Empfehlungen für mich?“

„Die Hyuugas“, sagte Tsunade prompt.

Kakashi lachte leise. „Hiashi wollte schon das letzte Mal, dass ich seine Sprösslinge mitnehme.“

„Dann tu es dieses Mal. Du kannst Hinata und Hanabi das Leben erleichtern, und Neji, ihr Cousin, ist gut im Schwertkampf und ein ausgezeichneter Stratege. Er wäre eine große Unterstützung für dich.“

„Da hast du sicher Recht. Schon das letzte Mal hast du mir erzählt, dass er großes Potential hat. Und stattdessen hast du mir zwei seiner Freunde an die Hand gegeben.“ Kakashi wirkte nachdenklich.

„Es war wichtig, dass er noch von den Hyuugas lernte“, erklärte Tsunade. „Doch jetzt ist er so weit.“

„Ich vertraue deinem Urteil, Tsunade, deshalb werde ich alle drei mitnehmen.“ Er trat zur Tür. „Wenn das alles ist, mache ich mich auf den Weg. Ich kann leider nicht mehr Zeit als möglich hier verbringen.“

„Das war nicht alles.“

Tsunades Stimme ließ ihn innehalten und die Hand von der Türklinke nehmen. Er wandte sich ihr wieder zu und blickte sie erwartungsvoll an.

„Ich möchte, dass du Rin mitnimmst“, meinte Tsunade entschlossen.

Kakashi starrte sie einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, das kann ich nicht tun.“

„Wieso nicht?“, fragte die Blonde energisch.

Der Mann fuhr sich mit einer Hand aufgebracht durch das zerzauste Haar. „Wenn ich es richtig verstanden habe, dann arbeitet Rin jetzt für die Uchihas. Es wird eine Menge Ärger geben, wenn sie einfach verschwindet. Vor allem für dich, weil du sie ausgebildet hast und deshalb irgendwie für sie verantwortlich bist. Man wird dir die Schuld daran geben.“

„Das ist mir egal. Außerdem werden sie mir nichts tun, ich bin zu wichtig für sie.“ Tsunade blieb hart. Sie würde nicht zulassen, dass Kakashi seine Kindheitsfreundin wieder hier zurückließ.

„Ich kann das nicht tun, Tsunade. Sie ist besser hier aufgehoben.“ Er wandte ihr erneut den Rücken zu.

„Glaubst du das wirklich? Bist du dir so sicher, dass sie glücklich hier ist?“ Tsunade starrte ihn an, ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

„Es ist besser so“, sagte Kakashi noch einmal mit Nachdruck.

„Woher willst du das wissen? Warst du in all den Jahren schon ein einziges Mal bei ihr, um zu sehen, wie es ihr geht? Weißt du es?“ Nein, Tsunade würde es nicht zulassen, dass er Rin hier verkümmern ließ.

Er schaute kurz über die Schulter zu ihr und Tsunade sah so etwas wie Traurigkeit in seinem einen Auge aufblitzen. „Nein, das weiß ich nicht. Aber ich halte es für besser, wenn sie glaubt, dass ich tot bin. Würde sie wissen, dass ich lebe und hierher komme, nur um sie dann wieder alleine zu lassen, wäre es nur noch schwieriger für sie.“

Tsunades Züge entspannten sich. „Sie vermisst dich sehr, Kakashi. Rin hat in dieser Nacht so viel verloren und der Schmerz sitzt tief. Ich würde ihr nichts mehr wünschen, als dass sie mit dir gehen könnte. Sie ist eine sehr gute Ärztin, das wäre euch eine große Hilfe.“

„Das Mädchen hat mich vorhin gesehen, Kakashi.“

Als die Stimme ertönte, wandte sich der Blick von den beiden sich unterhaltenden zu Boden, wo ein Hund zu Kakashis Füßen saß.

„Selbst wenn sie dich gesehen hat, nach all diesen Jahren wird sie dich sicher vergessen haben“, meinte Kakashi bestimmt und versuchte so, das Thema abzuschließen.

„Sie hat mich mit meinem Namen angesprochen“, sagte Pakkun und blickte zu seinem Herrn auf. „Und sie schien sich sehr sicher zu sein, dass ich es wirklich bin.“

„Nimm sie mit, Kakashi. Sie wird dir dankbar dafür sein, und ich bin es auch“, wiederholte Tsunade noch einmal.

Kakashi zögerte sichtlich, nickte dann aber. „Na schön, ändern kann ich nun sowieso nichts mehr daran“, meinte er und warf dabei Pakkun einen strafenden Blick zu. „Auf deine Verantwortung. Und du kümmerst dich darum, dass sie zum Strand kommt. Ich werde dafür sorgen, dass sie zum Schiff findet.“

„Danke, Kakashi.“ Tsunade lächelte breit und Erleichterung durchflutete sie.

„Pass auf dich auf, Tsunade.“ Mit diesen Worten verließ Kakashi das Haus.

Die Heilerin war zufrieden mit ihrem Werk. Nun musste sie nur noch Rin zum Strand schaffen.
 

~Ͼ~Ͽ~
 

Es war späte Nacht, als Hyuuga Neji unsanft aus dem Schlaf gerüttelt wurde.

„Steh auf“, zischte ihm eine Stimme zu.

Der junge Mann erkannte seinen Onkel und setzte sich überrascht auf. „Aber was…“, begann er, doch Hiashi unterbrach ihn.

„Nicht jetzt, wir müssen uns beeilen.“ Er warf seinem Neffen einen Rucksack zu. „Pack deine Sachen, nimm nur das Nötigste mit.“

Neji sprang auf und gehorchte seinem Onkel, ohne noch weitere Fragen zu stellen. Schnell stopfte er ein paar Kleidungsstücke in seine Tasche.

„Zieh dich an, wir treffen uns gleich draußen.“ Damit verließ sein Onkel das Zimmer und ließ ihn wieder alleine zurück.

Während Neji packte, fragte er sich, was dies alles zu bedeuten hatte. Was war passiert, dass sein Onkel in heller Aufregung war, obwohl ihn doch sonst nichts so schnell aus der Ruhe brachte?

Das Gepäck ließ den jungen Hyuuga am ehesten an eine Reise denken. Doch seit Uchiha Madara nach Konoha gekommen war, hatte niemand mehr die Stadt verlassen, außer die Leute von Madara selbst. Er hatte kein Vertrauen in die anderen Bewohner. Niemand sollte ihm entkommen, keiner sollte fliehen. Sogar der Hafen war gesperrt worden, er hatte Wachen überall postiert, um sicher zu gehen, dass auch wirklich keiner einfach so verschwinden konnte. Und doch war dies zuvor geschehen…

Neji ging ein Licht auf, als er an den genauen Grund für Madaras Sicherheitsmaßnahmen dachte. Über die Jahre hinweg waren immer wieder Bewohner Konohas verschwunden, einfach so, als wären sie vom Erdboden verschluckt worden. Meistens waren es Kinder oder Jugendliche, als wären sie von ihren Eltern fort geschickt worden, um irgendwo anders ein besseres Leben zu finden.

Er erinnerte sich, dass schon einige seiner Freunde weg waren. Als erstes ist Nara Shikamaru gegangen, das war vor etwa vier Jahren. Dann, vor ungefähr zwei Jahren, waren auch seine zwei engsten Freunde verschwunden. Von einem Tag auf den anderen waren sie weg, ohne auch nur ein Wort des Abschieds. Neji vermisste die beiden heute noch, auch wenn er es nicht gerne zugeben würde. Manchmal wünschte er sich, sie würden einfach wieder auftauchen. Der verrückte und stets voll motivierte Lee und die starke, aber sanftmütige Tenten.

Während er sich ein frisches Hemd und eine bequeme Hose überstreifte, überlegte er, ob Hiashi ihn nun auch dorthin schicken würde, wo auch seine Freunde waren. Ob jetzt die Zeit für ein Wiedersehen gekommen war… Er hoffte inständig, dass er richtig mit seiner Vermutung lag und dass er den Grund dafür erfahren würde, weshalb genau sie Konoha verlassen sollten.

Neji warf sich den Rucksack über die Schulter, griff sein Schwert und ging hinaus, wie Hiashi es ihm aufgetragen hatte.

Als er im Hof des Hyuuga-Anwesens ankam, war sein Onkel noch nicht da. Dafür fand er einen anderen Mann vor, einen Unbekannten.

Er war groß gewachsen und hatte einen kräftigen Körperbau. Seine sturmgrauen, zerzausten Haare wehten leicht in dem kühlen Nachtwind, doch trotz seiner Haarfarbe wusste Neji, dass dieser Mann noch jung war. Das Gesicht des Mannes war fast vollkommen verdeckt. Er trug eine Maske, die seine Nase und die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte, und er trug eine Augenklappe auf der linken Seite. Die Stirn und der Haaransatz waren schließlich unter einem schwarzen Tuch verborgen.

Neji musterte ihn genauer, ohne dabei auffällig zu sein. Dunkles Hemd, darüber eine schwarze Jacke, sowie eine Hose und Stiefel in der gleichen Farbe. Unauffällig, etwas anderes fiel ihm dazu nicht ein. Doch dabei schien es Neji fast, als wollte der Mann gar keine Aufmerksamkeit erregen, und trotzdem hatte er eine unglaubliche Ausstrahlungskraft.

Der Unbekannte kam auf ihn zu. „Du musst Neji sein.“ Er streckte ihm zum Gruß die Hand entgegen.

Neji nickte nur und nahm zögernd die Hand des anderen.

„Man sagte mir schon, dass ich dich gut gebrauchen kann, und nun, da ich dich persönlich vor mir sehen, bin ich mir sicher, dass ich deine Gesellschaft nicht bereuen werde“, meinte der Mann und Neji konnte sehen, wie sich sein Mund unter der Maske zu einem Lächeln verzog.

Neji fragte sich, was er mit diesen Worten meinte, doch er hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn in diesem Moment kam Hiashi nach draußen, zusammen mit Hinata und Hanabi, seinen Cousinen.

Er traute seinen Augen kaum, als Hiashi vor dem Fremden stehen blieb und sich leicht verneigte. „Ich werde dir dafür ewig dankbar sein, Kakashi.“

Kakashi… Bei diesem Namen klingelte etwas bei Neji, als hätte er ihn irgendwo schon einmal gehört… oder gelesen. Der Gedenkstein für die Opfer von Madaras Eroberung. Wenn er sich recht entsann, war dieser Name mit verewigt worden. Aber dieser Mann war alles andere als tot.

„Das mache ich gerne, Hiashi. Ich kann jede Hilfe gebrauchen. Auch hier.“ Die Stimme des Unbekannten war sanft, als er sprach.

„Du kannst mit der Unterstützung unseres Clans rechnen. Wir halten hier die Stellung“, erwiderte Hiashi.

„Danke.“ Mit einem Kopfnicken deutete er in Nejis, Hinatas und Hanabis Richtung. „Wir müssen los.“

„Natürlich“, sagte Hiashi hastig, dann zog er erst Hanabi, dann Hinata in eine Umarmung, und zu Nejis Überraschung auch ihn. „Pass auf deine Cousinen auf, versprich es mir.“

Neji nickte. „Das werde ich.“

„Kommt jetzt, und verhaltet euch still. Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen.“ Er wandte sich noch einmal Hiashi zu. „Achte darauf, dass du keinen Ärger bekommst.“

Dann gingen sie los, folgten Kakashi, und Hinata und Hanabi sahen sich immer wieder um, bis das Hyuuga-Anwesen aus ihrem Sichtfeld verschwand.

Von nun an war Kakashi für ihr Schicksal verantwortlich.
 

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Ein Geräusch und Schritte im Untergeschoss und schließlich auf der Treppe ließen Rin erschrocken aus dem Schlaf fahren. Ein Eindringling…

Mit klopfendem Herzen stieg sie aus dem Bett und griff unter dieses, wo sie ein Schwert hervor zog, das sie dort vor Jahren verstaut hatte. Es war ein Geschenk von Minato gewesen.

Sie zog die lange Klinge aus der Scheide und hielt die Waffe schützend vor sich, als sie die Schlafzimmertür schwungvoll öffnete und in den kleinen Flur sprang.

Sie erstarrte, als sie die Person erkannte, die in ihr Haus gekommen war, und ließ das Schwert blitzartig sinken. „Tsunade-sama“, sagte sie überrascht.

„Still, keine Fragen“, sagte die Frau und Entschlossenheit glitzerte in ihren braunen Augen. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Sie ging an Rin vorbei und ins Schlafzimmer, wo sie ohne Zögern oder jegliches Schamgefühl einfach ihre Kommode öffnete und ein paar Sachen herauszog und in eine Tasche steckte, die sie mitgebracht hatte. „Zieh dich an“, wies sie Rin an, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken.

„Ich verstehe das alles nicht. Was machen Sie hier?“, fragte Rin. „Und warum packen Sie meine Sachen?“

„Weil du weg gehst. Ziehst du dich nun an, oder möchtest du in deinem Nachtgewand gehen?“ Tsunade warf ihr eine knielange Hose und ein langärmeliges Shirt zu, beides in schwarz.

Überrascht fing Rin die Sachen mit ihrer freien Hand auf. In der anderen hielt sie noch immer die Waffe. „Aber wo gehe ich denn hin?“, wollte sie verwirrt wissen.

„Ich sagte, keine Fragen“, zischte die Heilerin, nahm die Tasche und ging zurück auf den Flur. „Nun mach schon, wir haben wirklich keine Zeit“, meinte sie ärgerlich. „Und nimm dein Schwert mit, du kannst es vielleicht gebrauchen.“ Sie wandte sich um und ging die Treppe hinunter.

Perplex blieb Rin zurück. Sie konnte einfach nicht glauben, nicht begreifen, was hier gerade geschah. Wo sollte sie hin, und wieso?

Doch Tsunade schien es sehr ernst zu meinen und sie wollte der Frau lieber nicht widersprechen.

Schnell zog sie sich die Sachen über, die ihre Lehrmeisterin ihr gereicht hatte, dann befestigte sie das Schwert an dem Gürtel und folgte Tsunade nach unten.

Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihr breit und schweigend beobachtete sie, wie die andere Frau die wichtigsten medizinischen Sachen in ihre Tasche packte, die sie besaß.

„Erklären Sie mir doch bitte, was hier los ist“, flehte Rin leise.

„Ich sagte doch, du musst gehen“, meinte Tsunade kurz angebunden.

„Was habe ich verbrochen, dass es so plötzlich kommt?“, fragte Rin, und Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit.

Tsunade drehte sich zu ihr um. „Du hast gar nicht getan, Rin. Es ist heute Nacht nur deine einzige Chance, von hier weg zu gehen. Dort, wo du hin gehst, wirst du mehr gebraucht als hier.“

„Und… das ist alles? Einfach von hier verschwinden? Und dann?“ Rin gestikulierte aufgeregt mit den Händen.

„Du wirst alles genau erfahren, wenn du dort bist. Und ich möchte gerne, dass du gehst, Rin.“

Tsunades Worte waren so ehrlich, dass es sie beinahe verletzte. „Sie wollen mich also loswerden?“

„Nein, Rin.“ Tsunade lächelte sanft. „Ich weiß nur, dass du hier nicht glücklich wirst. Deshalb habe ich dafür gesorgt, dass du an einen Ort gebracht wirst, an dem du dich sehr viel besser fühlen wirst.“

„Und wie soll ich hier weg kommen?“, wollte Rin wissen.

„Ich werde dich zum Strand bringen“, erklärte die blonde Heilerin. „Dann wird dafür gesorgt, dass du zum Schiff kommst, das hat man mir versichert.“

„Ich kann nicht gehen, Tsunade-sama.“ Rin glaubte selbst kaum, dass sie das sagte, obwohl ihr gerade die einmalige Chance geboten wurde, diesem ganzen Terror zu entfliehen. „Ich werde hier gebraucht.“

„Du meinst Sakura?“

Rin nickte. „Sie vertraut mir.“

„Ich werde mich schon gut um sie kümmern“, sagte Tsunade. „Du wirst gehen.“

Die Brünette seufzte resigniert auf. Sie hatte sowieso keine Chance, gegen Tsunade zu bestehen, also konnte sie auch gleich aufgeben. Und vielleicht hatte sie ja Recht und dort, wo sie hin ging, wurde sie tatsächlich dringend gebraucht. Langsam nickte sie. „Na schön.“

Tsunade lächelte, dann drückte sie Rin die Tasche mit ihren Materialien in die Hand und hängte ihr die mit ihrer Kleidung über die Schulter. „Und nun komm, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, sonst legen sie noch ohne dich ab.“

Rin warf noch einen letzten Blick in ihr kleines Häuschen. Hier war sie aufgewachsen und nun würde sie fort gehen, ihre Erinnerungen zurücklassen.

Sie zwang sich, den Blick abzuwenden und folgte Tsunade mit eiligen Schritten die kleine Ebene hinab, die zum Strand führte. Noch war der Himmel tiefschwarz, wenn man von Madaras Zeichen, dem roten Mond, absah, doch am Horizont sah man bereits langsam den Morgen dämmern. Leise klatschten die dunklen Wellen an das Ufer, wo die Heilerin mit Rin stehen blieb.

Rin fragte sich gerade, ob sie vielleicht doch versetzt worden war, weil sie niemanden außer ihnen am Strand erblicken konnte, doch Tsunade machte diese Sorge sogleich wieder zunichte. „Ah, du wirst abgeholt.“ Sie starrte Rin über die Schulter und lächelte verschmitzt.

Verwundert drehte Rin sich um und sah einen kleinen Hund auf sie zulaufen – der gleiche Hund, den sie auch schon am Abend zuvor getroffen hatte. Ihr klappte vor Verwunderung leicht der Mund auf und ihr Blick wanderte zurück zu ihrer Lehrmeisterin, die sich ihrer Sache sehr sicher zu sein schien. „Der Hund soll mich abholen?“, fragte sie verblüfft.

Tsunade nickte und ihre Augen funkelten beinahe geheimnisvoll. „Es war eine ausgezeichnete Idee, Pakkun zu schicken, meinst du nicht auch?“

Bei diesem Namen machte ihr Herz einen aufgeregten Hüpfer. „Er ist es also wirklich?“ Sofort musste sie wieder an Kakashi denken. An sein freudiges Gesicht, als er ihr Pakkun zum ersten Mal gezeigt hatte.

„Wieso sollte er es nicht sein?“, stellte Tsunade die Gegenfrage.

„Ich… weiß nicht“, stotterte Rin verwirrt. „Er ist vor mir weggelaufen, also dachte ich, ich hätte ihn mit einem anderen Hund verwechselt.“ Vor allem, weil er ohne sein Herrchen unterwegs war. Wie sehr wünschte sie sich, Kakashi wiedersehen zu können. Ob Pakkun sie zu ihm bringen würde?

Tsunade musste schmunzeln, erwiderte jedoch nichts auf ihre Aussage. Stattdessen blickte sie wieder an Rin vorbei und zu Pakkun. „Ich hatte mir schon gedacht, dass er dich schickt“, sagte sie zu dem Hund.

Rin sah, wie Pakkun eine Bewegung machte, das fast wie ein Schulterzucken wirkte. „Ich bin am unauffälligsten“, erwiderte er.

Die brünette Frau glaubte kaum, was sich hier gerade vor ihren Augen abspielte. Tsunade unterhielt sich mit einem Hund! Einem Hund, der sprechen konnte! Überrascht schnappte sie nach Luft. „Er redet…“, wisperte sie kaum hörbar.

Nun verdrehte Pakkun die Augen und machte eine ruckartige Kopfbewegung in ihre Richtung. „So wie sie reagiert irgendwie jeder Neuankömmling“, sagte er an Tsunade gewandt.

Die Heilerin lachte leise. „Sie wird sich daran gewöhnen, nicht wahr Rin?“ Erwartungsvoll blickte sie ihre Schülerin an.

Rin nickte langsam. „Sicher doch…“ Aber sie war viel zu erstaunt, als dass sie Tsunades Worte richtig realisieren konnte.

„Wir müssen los“, meinte Pakkun schließlich. „Wir wollten eigentlich schon vor der Morgendämmerung ablegen.“

„Natürlich“, entgegnete Tsunade schnell. Sie wandte sich Rin zu. „Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen.“ Sie schloss die Jüngere in eine herzliche Umarmung. „Pass gut auf dich auf, Rin.“

„Das werde ich“, flüsterte Rin leise.

„Und jetzt geh.“

Mit einem letzten Blick auf die blonde Heilerin, drehte Rin sich um und lief Pakkun nach, der ein beachtliches Tempo hinlegte und die Felswand ansteuerte, die ein paar Meter weiter am Strand lag. Rin fragte sich gerade, wo dieser Hund denn nun hinwollte, da die Felsen ein eindeutiges Hindernis darstellten, da sah sie, dass durch die Ebbe ein schmaler Sandstreifen zwischen Wasser und Gestein entstanden war, durch den sie ohne Probleme an der Felswand vorbei konnten.

„Beeil dich, die Flut kommt“, rief Pakkun ihr zu und steigerte noch einmal seine Geschwindigkeit, während er den Weg entlang lief.

Rin schnaufte leise. Dieser Hund hatte gut reden, er war klein und flink, während sie auch noch ein Schwert und zwei schwere Taschen mit sich tragen musste. Doch der Gedanke, dass sie vielleicht schon in wenigen Augenblicken Kakashi sehen könnte, verlieh ihr Flügel. Und an diese Hoffnung klammerte sie sich, während die Wellen das Wasser immer höher an ihre Beine spülten. Und dieser Gedanke hielt sie auch davon ab, Pakkun mit Fragen zu durchlöchern, wo sie hingehen würden, was sie erwartete, wen sie wohl treffen möge.

Nach einer halben Ewigkeit, so schien es ihr, hatten sie die Felswand endlich hinter sich gelassen und rannten nun über einen weiteren weitläufigen Strandabschnitt, den Rin noch nie gesehen hatte. Doch dies zählte nicht, denn etwas anderes erlangte ihre volle Aufmerksamkeit.

Ein riesiges Schiff hatte am Ufer angelegt, die weißen Segel voll gespannt und bereit für die Abfahrt. Aber was Rin am meisten überraschte war die schwarze Flagge, die hoch oben am Mast im Wind flatterte. Es war eindeutig ein Zeichen für Piraten, doch war der Totenkopf gespickt mit einem albernen Smiley.

Genau auf dieses Schiff hielt Pakkun nun zu, drehte zwischendurch immer wieder den Kopf zu ihr um, um zu überprüfen, ob sie noch hinter ihm war und ihm weiterhin folgte. Als er am Ufer angekommen war, blieb er stehen, um auf sie zu warten. „Die Flut ist schon zu weit. Genau richtig zum Ablegen, aber das Wasser ist schon zu tief, um zum Schiff hinüber zu waten. Wir müssen schwimmen“, erklärte er Rin, als sie neben ihm zum Halt gekommen war.

Skeptisch betrachtete Rin die Distanz zwischen Strand und Schiff. Sie war relativ gering und sie eine ganz gute Schwimmerin, trotzdem würde es eine Schwierigkeit darstellen, mit ihrem Gepäck schwimmen zu gehen. Außerdem war erst Anfang Mai, weshalb das Wasser um diese Zeit des Tages noch sehr kalt war. Doch wie es schien, hatte sie keine andere Wahl.

Rin überprüfte noch einmal, ob das Schwert fest an ihrer Seite hing und ob ihre Taschen fest verschlossen waren, damit sie unterwegs nichts verlor. Nass werden würde sowieso alles, dennoch wollte sie versuchen, wenigstens die Tasche mit ihren medizinischen Utensilien so gut es ging aus dem Wasser zu halten.

Dann stürzte sich die Frau in die Fluten, watete so weit ins Wasser, wie sie nur konnte. Irgendwann sackte der Boden unter ihr steil ab. Das Schiff musste sich in einer Art Priel befinden, schloss sie daraus. Nur nebenbei bemerkte sie, wie sich Pakkun an ihren Schultern festklammerte und seine Krallen in dem Stoff ihres Oberteils verhakte, um durch die Strömungen nicht ins Meer hinausgezogen zu werden.

Es war noch ein gutes Stück zu überwinden und Rin bemerkte außer Atem, wie eine Strickleiter an der Stelle des Schiffes hinunter gelassen wurde, auf die sie zu schwamm. Diese Rettungsleine motivierte sie, auch das letzte Stück zu schaffen.

Erschöpft klammerte sie sich an die Leiter und kletterte langsam die ersten Sprossen hinauf, warf dann die Tasche in ihrer Hand über ihre Schulter, um besseren Halt auf der hin und her schwenkenden Strickleiter zu finden und den Aufstieg zu beschleunigen.

Mit letzter Kraft schaffte sie den Weg über den mächtigen Bauch des Schiffes und umfasste die Reling.

Pakkun kletterte ihr über die Schulter und sprang über das Geländer, während Rin weiter hilflos auf der Leiter festsaß, zu schwach, um sich alleine das letzte Stück hinauf auf das Schiff zu ziehen.

Als hätte man ihre Gedanken gehört, griff plötzlich jemand nach ihren Oberarmen und zog sie, scheinbar mit Leichtigkeit, an Bord.

Ermattet sank sie auf die Knie und atmete schwer von der Anstrengung, doch trotz allem siegte ihre Neugier und sie schaute auf, um zu erfahren, wer ihr geholfen hatte.

Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz setzte für einen Moment aus, nur um im nächsten Augenblick schneller zu schlagen als zuvor. Der Mann, der vor ihr stand und auf sie hinab blickte, kam ihr sehr bekannt vor. Mehr noch. Sie wusste ganz genau, wer er war. „Kakashi…“ Ihre Stimme war nur ein raues Flüstern.

„Hallo, Rin“, erwiderte der Mann. „Und sei uns Willkommen auf der Chidori.“
 

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Hallo. :D
 

Ich melde mich zurück mit einem neuen Kapitel, welches mir persönlich sehr gut gefällt. Es hat auch unheimlich viel Spaß gemacht, es zu schreiben. x3
 

Nun, Kakashi war also wieder auf der Suche und ist deshalb nach Konoha gekommen. Ich wollte unbedingt die Hyuugas einbringen, und ich bin froh, es auf diese Weise zu können. Wie ihr vielleicht an den Pairings bemerkt haben solltet, werden Hinata und Neji noch ein bisschen öfter vorkommen. ;-)

Und Rin ist nun auch dabei und es gibt das lang ersehnte Wiedersehen.
 

Übrigens ist mir die Idee zu der FF durch das Bild von Kakashi gekommen, das in der Charakterbeschreibung auftaucht. Irgendwie hat sich, seitdem ich das Bild gefunden habe, die Grundidee sehr verändert, aber ein bisschen was ist noch davon da. xD So also die Piratenflagge mit dem Smiley, den wir von Kakashi kennen. ;)
 

Ich möchte mich ganz herzlich für die Kommentare bedanken und auch für die neuen Favoriten.
 

Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat.
 

Bis zum nächsten Mal,

hiatari

Blood-Red Reunion

Ein angenehmer Schauer lief Rin bei seinen Worten über den Rücken, und noch immer blickte sie wie erstarrt zu ihm auf. Ihr Wunsch war tatsächlich in Erfüllung gegangen, endlich sah sie Kakashi wieder. Doch sie brachte kein Wort heraus, starrte ihn nur an, sog seinen Anblick, seine ganze Präsenz, wie ein ausgetrockneter Schwamm in sich auf.

Seit der Nacht, in der er verschwunden war, hatte er sich sehr verändert, zumindest vom Äußerlichen.

Zwar waren seine Haare immer noch in dem gleichen grauen Ton und so zerzaust, als hätte er gerade in einem ordentlichen Sturm gestanden, doch die sechzehn Jahre hatten aus ihm einen ansehnlichen Mann gemacht. Seine Schultern waren breiter geworden, sein Körper noch stämmiger und kräftiger. Aber ganz zu ihrem Bedauern versteckte er sein Gesicht bis zur Nase unter einer dunklen Maske und wie sie erschrocken feststellte, war sein linkes Auge von einer Klappe bedeckt.

Doch noch bevor sie etwas dazu sagen, ihn fragen konnte, was passiert war, wandte Kakashi sich wieder von ihr ab.

„Hat jemand eine Decke für sie? Sonst erkältet sie sich noch“, rief er in die Runde.

Rin erwachte nun endlich aus ihrer Trance und sah sich zum ersten Mal, seit sie auf das Schiff gekommen war, richtig um.

Sie saß noch immer erschöpft auf dem Boden, doch um sie herum herrschte reges Treiben. Die Leute liefen durcheinander und machten das Schiff zum Ablegen bereit, nun, da ihr letzter Passagier an Bord gekommen war.

Zu ihrem Erstaunen erkannte sie die Personen wieder. Da war Maito Gai, der gar nicht lange nach Madaras Ankunft ebenfalls verschwunden war, sich allerdings gar nicht verändert hatte, wenn man von seiner Größe und dem Körperbau absah, sowie Sarutobi Asuma, der zur gleichen Zeit wie Gai gegangen war und inzwischen einen ordentlichen Bartwuchs entwickelt hatte.

Doch auch Jugendliche aus Konoha befanden sich an Bord. Da waren Rock Lee, der aufgeregt hinter Gai her lief, Nara Shikamaru, der sich zusammen mit einem anderen Mann, der ihr den Rücken zugekehrt hatte und den sie deshalb nicht erkannte, über einen Tisch gebeugt hatte und sich angeregt unterhielt, und dann sah sie die Hyuugasprösslinge, die unsicher am großen Mast standen und nicht wussten, was sie tun sollten.

Asuma schließlich reichte ihr eine warme Decke und lächelte sie an. „Schön dich wiederzusehen, Rin“, meinte er freundlich.

Rin konnte gar nicht anders, als das Lächeln des Mannes zu erwidern. Sie war zusammen mit Asuma und auch Gai zur Schule gegangen und fand ihn schon immer sehr nett und charismatisch. „Ich freu mich auch, Asuma. Es ist lange her.“

Der Mann nickte. „Zu lange.“ Sein Blick huschte flüchtig zu Kakashi, dann hob er kurz die Hand wie zum Abschied. „Ich werde Gai helfen gehen. Entschuldigt mich.“ Mit diesen Worten ließ er die beiden wieder alleine.

Kaum war er gegangen, hockte sich Kakashi vor sie, nahm ihr die Decke ab und legte sie ihr um. „Du solltest lieber rein gehen und dich umziehen“, meinte er und wollte sich wieder aufrichten, doch Rin mochte nicht, dass er sie nun schon wieder weg schicken und alleine lassen wollte.

Ohne noch weiter darüber nachzudenken, warf sich Rin ihm einfach in die Arme. Überrascht schloss Kakashi sie in eine feste Umarmung und fing ihren Sturz ab, als er das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte.

„Ich habe dich so vermisst“, murmelte Rin und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.

Vorsichtig und unsicher tätschelte er ihr den Rücken. „Ich habe dich auch vermisst, Rin. Das musst du mir glauben.“

„Und wieso hast du mich dann in Konoha alleine zurück gelassen?“ Anklagend blickte sie zu ihm auf.

Unbehaglich wich er ihrem intensiven Blick aus und schaute überall hin, nur nicht zu ihr. „Nun ja, weißt du…“, begann er, unterbrach sich aber sogleich wieder, als würde er nach einem plausiblen Grund suchen, den er ihr auftischen konnte, ohne die Wahrheit zu sagen.

Rin spürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. „Du wolltest mich also nie wiedersehen“, schloss sie aus seinem Verhalten.

„Nein, Rin, so war das nicht“, murmelte er leise in seine Maske, sodass sie ihn kaum verstand.

„Warum sagst du ihr nicht einfach die Wahrheit, Kakashi? Ist das so schwierig?“

Rin fuhr herum, als sie die tiefe Stimme hinter sich hörte, und unwillkürlich stockte ihr der Atem. Soweit sie es feststellen konnte, war dies der Mann, mit dem Shikamaru sich zuvor unterhalten hatte. Sie hatte ihn erst nicht erkannt, aber sein Gesicht kam ihr unheimlich bekannt vor. So bekannt, dass ihr ein unangenehmer Schauer über den Rücken lief.

„Misch dich da nicht ein, Itachi“, erwiderte Kakashi, und in seiner Stimme lag ein warnender Unterton.

Rin war so überrascht, dass ihr leicht der Mund aufklappte, während sie den jungen Mann anstarrte. Uchiha Itachi, jetzt erkannte sie ihn ganz deutlich. Sofort erinnerte sie sich an Sakuras Worte vom Vortag. Dieser Mann war ein Mörder. Er hatte mit nur zehn Jahren mehrere Mitglieder seiner Familie getötet. Und jetzt stand er hier vor ihr, die Arme locker vor der Brust verschränkt, ein leichtes Grinsen auf den Lippen.

Nun zuckte er mit den breiten Schultern. „Schon klar, Boss“, sagte er unbeeindruckt. Dann machte er eine Kopfbewegung in Richtung des Tisches, an dem er vorher mit Shikamaru gestanden hatte. „Deine Meinung ist gefragt.“

Aus den Augenwinkeln heraus sah Rin, wie Kakashi nickte. Keinen Moment später schob er sie sanft von sich. „Entschuldige mich bitte, ich werde gebraucht“, erklärte er ihr, rappelte sich auf und ging zu dem Tisch, an dem der junge Nara noch immer stand.

Eine große Enttäuschung machte sich in Rin breit und sie fühlte sich von ihm mal wieder allein gelassen. Und er ließ sie mit dem Gedanken zurück, dass er sie überhaupt nicht vermisst hatte, so wie er ihr hatte glaubhaft machen wollen. Stattdessen schien er sie absichtlich zu belügen. Das Wiedersehen mit ihm hatte sie sich ganz bestimmt anders vorgestellt.

Sie war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich Itachi neben sie hockte. „Mach dir da nichts draus“, sagte er überraschend sanft. „Ich bin mir sicher, dass er dir alles genau erklären wird, wenn er bereit dazu ist. Und ganz unter uns…“ Er zwinkerte ihr zu. „Er hat oft von dir gesprochen.“

Verblüfft sah sie ihn an. „Wirklich?“, hakte sie nach.

Itachi nickte. „So oft, dass er mir damit schon auf die Nerven ging.“

„Hm“, machte sie nachdenklich. Sie wollte seinen Worten gerne Glauben schenken, hatte Hoffnung, dass sie Kakashi wohl doch noch wichtig war, doch sie konnte Itachi nicht richtig vertrauen. Im Hinterkopf schrie eine leise Stimme immer wieder, dass er ein Mörder war. Und dies war eine Tatsache, die ihr Vertrauen in ihn trübte und die sie einfach nicht ignorieren konnte.

Ein weiteres Mal überraschte Itachi sie mit seiner lockeren Art, als er ein lautes Lachen ausstieß. „Das wird schon“, meinte er zuversichtlich. „Nur nicht aufgeben.“ Er reichte ihr eine Hand. „Du solltest nun nach unten gehen und dich umziehen, sonst erkältest du dich wirklich noch, und das wollen wir ja nicht.“

Unsicher nahm sie seine Hand und ließ sich von ihm hoch helfen.

Itachi reichte ihr die Taschen und zeigte ihr den Weg. „Ich würde dich noch begleiten, aber das Gespräch ist recht wichtig.“ Er lächelte entschuldigend und ließ sie dann alleine.

Rin blieb zurück, stand unsicher mitten an Deck, die Decke um sich geschlungen und ihre Taschen in der Hand. Ihr blieb wohl momentan wirklich nichts anderes übrig, als das zu tun, was man ihr aufgetragen hatte. Also schlug sie den Weg ein, den Itachi ihr gezeigt hatte, und stieg eine steile Treppe hinab, um unter Deck zu gelangen.

Ein langer, mit Öllampen beleuchteter Gang offenbarte sich ihr, von dem rechts und links Türen abgingen. Ganz am Ende der Passage konnte sie eine weitere Tür erkennen, die breiter war, als der Rest.

Sie ging ein paar Schritte und blieb vor der ersten Tür auf der rechten Seite stehen. Das Zeichen des Planeten Mars war groß in das Holz geschnitzt worden, woraus sie schloss, dass dieser Raum für die Männer der Mannschaft bestimmt war. Die nächste Tür wies das Zeichen der Venus auf, also klopfte Rin vorsichtig an die Tür und öffnete sie.

In dem Zimmer standen fünf Holzbetten aneinander gereiht an der gegenüberliegenden Wand. Rechts von ihr stand eine Kommode, auf der eine Vase mit frischen Blumen stand, links befand sich eine weitere Tür. Auf dem Boden vor den Betten lag ein heller Teppich.

Und auf einem dieser Betten saß eine junge Frau, die langen, blonden Haare zu einem festen Pferdeschwanz gebunden, in der Hand ein schwarzes Baumwollhemd, an dem sie ein Loch zunähte. Auch sie kam Rin unheimlich bekannt vor.

„Oh mein Gott, Rin!“, stieß die Blonde plötzlich freudig hervor, sprang auf und schloss sie in eine feste Umarmung. „Ich hatte schon fast damit gerechnet, dass du dieses Mal dabei sein würdest.“

„Hallo, Ino“, murmelte Rin leise. Nun, da sie das Mädchen erkannt hatte, erwiderte sie die stürmische Umarmung.

Ino betrachtete sie aus ihren strahlend blauen Augen heraus. „Du hast dich kein bisschen verändert“, meinte sie lächelnd.

„Und du bist erwachsen geworden“, erwiderte Rin mit einem schiefen Grinsen. Sie hatte Ino noch gut in Erinnerung, fast zwölf Jahre alt, mit lautem Mundwerk, aber trotzdem immer freundlich, vor allem, wenn es um die Kunden des Blumenladens ihrer Eltern ging. Nun war sie zu einer jungen Frau heran gewachsen, die damals noch kurzen Haare nun lang, ihre Gesichtszüge und ihr Körperbau waren um einiges weiblicher geworden.

„Man tut was man kann, in diesem Haufen von Männern.“ Ino zwinkerte. „Bis jetzt war ich die einzige Frau an Bord. Ich sollte eigentlich gar nicht mitkommen, aber ich konnte Kakashi überreden, da sie ohne die Hilfe einer Frau ganz bestimmt nicht zurecht gekommen wären. Und dank dir haben wir nun endlich eine Ärztin.“

Rin konnte die Freude, die Ino ausstrahlte, beinahe körperlich fühlen, und fast steckte sie die gute Laune an. Doch die Situation mit Kakashi nagte noch immer an ihr. „Ich muss zugeben, dass ich erst nicht hierher kommen wollte“, sagte Rin leise. „Ich hatte Angst, dass Tsunade Ärger bekommt, wenn ich verschwinde, doch sie hat mich überredet.“

Ino runzelte die Stirn. „Ich kann dich verstehen, aber Tsunade ist eine starke Frau. Sie überlebt die großen und ach so wunderbaren Uchihas schon. Zwar hast du uns einfachen unterwürfigen Dorfbewohnern auch sehr viel geholfen, aber sie schafft das schon alleine.“

„Die Uchihas sind mir auch vollkommen gleichgültig, es ist nur…“ Sie brach ab, unsicher, ob sie weiterreden sollte.

„Was?“, fragte Ino misstrauisch.

„Es ging mir um Sakura“, gab Rin zu.

„Wieso? Was ist mit ihr? Ihr geht es doch gut? Wenn sie ihr etwas angetan haben…“

Rin konnte Inos Aufregung verstehen. So viel sie wusste, waren die beiden schon seit sie Kleinkinder waren sehr gut befreundet. „Ihr geht es gut, wirklich“, beruhigte Rin sie. „Ich sage das nicht gerne, aber sie hat sich mit Uchiha Sasuke vermählt.“

Ino entgleisten alle Gesichtszüge. „Sie hat was?! Ist sie denn von allen guten Geistern verlassen?“

„Nein, Ino“, meinte Rin und lächelte milde. „Sie ist einfach nur verliebt.“

„Du meine Güte“, flüsterte Ino beinahe erschöpft und setzte sich zurück auf das Bett. „Das hätte ich nicht gedacht.“ Sie blickte zu Rin auf. „Und sie haben ihr wirklich nichts angetan?“

Rin schüttelte den Kopf. „Nein. Sie erwartet nur ein Kind von ihm.“

Nun fielen Ino beinahe die schönen blauen Augen aus dem Kopf. „Schwanger?!“, quietschte sie entsetzt.

„Sie ist glücklich, Ino. Ist das nicht alles, was zählt?“ Rin fühlte sich dazu verpflichtet, Sakura in Schutz zu nehmen.

Die Blonde ließ sich zurück auf das Bett fallen. „Natürlich möchte ich, dass sie glücklich ist, aber warum ausgerechnet ein Uchiha?“

Genau das hatte sich Rin auch immer und immer wieder gefragt. Warum ein Uchiha? Wieso einen von diesen Tyrannen? Und als sie glaubte, dies alles hinter sich gelassen zu haben, tauchte Uchiha Itachi vor ihr auf. Noch immer wunderte sie sich darüber, warum er hier war.

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür ließ beide Frauen aufhorchen und einen Moment später standen Hyuuga Hinata und ihre kleine Schwester ebenfalls im Raum.

„Hinata!“, rief Ino aufgeregt, der Schock über Sakura schien wie verflogen, als sie ihre andere Freundin freudig umarmte. „Wie schön, dich zu sehen.“

Rin hatte Hinata als sehr schüchternes aber unheimlich freundliches Mädchen kennengelernt. Sie hatte das Herz am rechten Fleck und es war eine gute Sache, dass man ihr ermöglichte, Konoha zu verlassen.

Als Rin fröstelte, fiel ihr wieder ein, weshalb sie eigentlich nach unten gekommen war. Noch immer klebte ihr die Kleidung nass am Körper, und langsam wurde ihr trotz der Decke richtig kalt.

Nur widerwillig unterbrach sie die Wiedersehensfreude der beiden jungen Frauen. „Ich störe euch ja nur sehr ungern“, meinte sie und lächelte entschuldigend, „aber könnte ich mir Kleidung von euch borgen, bis meine eigene wieder trocken ist? Sie ist bei meinem kleinen Ausflug zu Wasser leider ein bisschen nass geworden.“

„Oh, du meine Güte, natürlich!“, sagte Ino sofort und rannte zu der Kommode, aus der sie eine lange Hose und ein langärmeliges Shirt hervor zog. „Tut mir leid, es ist mir schon vorhin aufgefallen, dass du ganz nass bist. Wieso eigentlich? Bist du nicht mit dem Boot rüber gekommen?“ Sie reichte Rin die Kleidung.

„Nein, ich war anscheinend zu spät dran, deshalb meinte Pakkun, dass ich schwimmen muss“, erzählte Rin.

„Dann werde ich dem Hund nachher mal ein paar Takte erzählen“, grummelte Ino. „Aber gib mir erst mal deine Sachen. Ich werde sie auswaschen, durch das Salzwasser werden sie sonst noch ganz klamm.“

Gerne reichte sie Ino ihre Tasche mit ihrer Kleidung, und nachdem Hinata sich dazu bereit erklärt hatte, Ino beim Waschen zu helfen und die beiden durch die Tür auf der linken Seite verschwunden waren, die, wie Rin feststellte, in einen Waschraum führte, pellte sie sich endlich aus ihren nassen Kleidern.

„Gib mir die Kleider, ich bringe sie schon mal rüber“, bot Hanabi sich an, die bis jetzt ruhig gewesen war und nur alles beobachtete hatte.

„Danke, das ist nett von dir“, meinte Rin und gab dem Mädchen ihr Kleiderbündel, das diese wie versprochen zu den anderen beiden nach nebenan brachte.

Erleichtert zog Rin sich die frische, trockene Kleidung über und fühlte sich schlagartig besser. Anschließend folgte sie den anderen Frauen in den Waschraum, um ihnen die Arbeit abzunehmen, die sie ihnen aufgebürdet hatte. Doch wie sie feststellen musste, hatten Ino und Hinata schon alles erledigt. Vielleicht war es bei den wenigen Kleidern, die Tsunade ihr eingepackt hatte, auch kein Wunder. Wenn sie das nächste Mal an Land gingen, wann auch immer das sein mochte, musste sie zusehen, irgendwo neue Sachen herzubekommen.

Ino hängte das letzte Wäschestück an die Leine, die quer durch den Raum gespannt war, und klatschte in die Hände. „So, das wäre erledigt. Und jetzt wäre es sehr nett, wenn ihr mir helfen würdet, für diesen Haufen von schwer arbeitenden Männern Frühstück zu machen.“

Rin stimmte zu, genauso wie die anderen beiden, und schließlich folgten sie Ino hinaus auf den Gang. Sie ging wieder ein Stück in die Richtung, aus der Rin zuvor gekommen war und öffnete die erste Tür auf der linken Seite, die dem Zimmer der Männer gegenüber lag.

„Hier ist unser Vorratsraum“, erklärte sie und trat ein. Die anderen folgten ihr. „Da wir dieses Mal nicht so viele an Bord sind, haben wir auch nicht allzu viel dabei. Trotzdem ist es immer wieder besser, zu viel als zu wenig mitzunehmen.“

Im Vorratsraum standen einige Regale, die unter anderem verschiedene Teigwaren, Obst, Gemüse und Kräuter beherbergten. In einer Ecke standen Fässer, die mit eingelegtem Fleisch und Fisch gefüllt waren, und Bottiche mit Trinkwasser.

Ino nahm einen der Körbe, die neben der Tür standen, und ging zu den Regalen. Dann packte sie verschiedene Lebensmittel in den Korb, gab diesen an Rin weiter, als er gefüllt war, und nahm dann noch einen zweiten Korb, den sie ebenfalls bis oben hin mit dem Essen bepackte. „Das sollte erst einmal genügen“, meinte sie und winkte die anderen Frauen mit sich.

Sie gingen wieder auf den Gang hinaus, dann öffnete Ino die zweite Tür auf der linken Seite. „Unsere Küche“, verkündete sie und ließ die anderen eintreten.

Der Raum war nicht unbedingt groß, doch in der Küche war alles, was man brauchte. Eine Kochstelle, mehrere Schränke und eine Wanne für das schmutzige Geschirr.

Ino stellte ihren Korb auf einem kleinen quadratischen Tisch in der Ecke ab und begann, die Sachen darin wieder auszupacken. Rin tat es ihr gleich.

Dann verteilte die Blonde die Aufgaben. Während sie selbst geräucherten Schinken in dünne Scheiben schnitt, kümmerte sich Hanabi um das Brot und Rin und Hinata waren für das Obst zuständig.

Ruhig gingen die vier Frauen ihrer Arbeit nach und nur hin und wieder hörte Rin leise die Wellen gegen das Schiff klatschen.

Erneut schweiften ihre Gedanken zurück zu Kakashi. Nun, da sie ihn wiedergesehen hatte, bekam sie ihn noch weniger aus dem Kopf als zuvor. Und wenn sie an ihn dachte, musste sie auch unwillkürlich über diese ganze Sache grübeln, in die sie hineingeraten war.

„Darf ich dich etwas fragen, Ino?“, sagte sie in die Stille hinein.

„Natürlich“, erwiderte die Blonde, „immer raus damit.“

„Was ist das hier eigentlich alles?“ Rin machte eine ausschweifende Bewegung. „Ich meine, was tut ihr hier? Und weshalb sind wir jetzt Teil davon?“

Aus den Augenwinkeln heraus sah Rin, wie Hinata und Hanabi einen ratlosen Blick austauschten, woraus sie schloss, dass die beiden genauso wenig Ahnung hatten wie sie selbst.

Ino schien verwundert. „Das hat man euch nicht gesagt?“

Die anderen drei Frauen schüttelten simultan den Kopf.

„Oh“, machte Ino. Sie stand auf und holte eine große Holzschüssel aus einem der Schränke, bevor sie sich wieder setzte und die Scheiben Schinken, die sie geschnitten hatte, in die Schale legte. „Nun, wo soll ich da anfangen… Ich denke, am ehesten könnte man uns als eine Art Rebellion betrachten.“

„Eine Rebellion gegen Madara“, ergänzte Rin.

Ino nickte. „Ganz genau. Kakashi hat diese Rebellion damals gegründet, so hat man es mir zumindest erzählt, um irgendwann, wenn wir genug Leute haben, gegen Madara antreten zu können. Wir wollen Konoha zurück gewinnen.“

„Sind wir dafür nicht ein paar wenige?“, fragte Hanabi misstrauisch.

„Nein, glaub mir“, lachte Ino. „Wir sind schon ziemlich viele, nur eine Handvoll davon ist hier auf dem Schiff, um die Neuankömmlinge abzuholen.“

„Wer entscheidet denn, wer mitkommt, wer die Neuen sein werden?“, wollte Hinata wissen.

„Nun, vor allem natürlich Kakashi als unser Anführer, und wie man munkelt hat Tsunade auch noch mitzureden. Ich weiß aber nicht genau, was für eine Rolle sie wirklich spielt.“ Ino zuckte ratlos die Schultern. „Aber ich bin wirklich froh, dass Kakashi euch mitgenommen hat. Wir brauchen zwar noch einige Männer zum entscheidenden Kampf, aber wir Frauen waren in der absoluten Unterzahl.“

„Wie kommt es, dass wir davon noch nichts mitbekommen haben?“ Rin war verwundert. Eine Rebellion hätte sich doch bestimmt herum gesprochen, um den Menschen Hoffnung zu machen.

„Manchmal würde ich es gerne in die Welt hinaus schreien, dass wir Madara bald vernichten, aber was glaubst du, was passieren würde, wenn er erfährt, was sich all die Jahre vor seiner Nase abgespielt hat?“

Rin musste ob des traurigen Funkels in Inos Augen schlucken. „Er würde euch verfolgen“, flüsterte sie.

„Ganz genau.“ Ino nickte. „Nur wenige in Konoha sind eingeweiht, meist nur die Clanoberhäupter oder diejenigen, die ihre Kinder Kakashi an die Hand gegeben haben, damit sie ihn hier unterstützen oder in Sicherheit sind. Kakashi war stets vorsichtig und ist bis heute nie erwischt worden. Und trotzdem können wir nicht verhindern, dass Madara zumindest etwas ahnt. Er merkt schließlich, dass Leute verschwinden.“

Rin nickte langsam. Sie verstand es, dass die Rebellion geheim gehalten werden musste, doch durch Inos Worte war ihr noch etwas anderes unmissverständlich klar geworden. „Kakashi war also öfter schon in Konoha“, vermutete sie. Es war eher eine Aussage als eine Frage, und die Antwort war ihr schon schmerzlich klar.

„Seit er Konoha vor sechzehn Jahren verlassen hat, ist er wohl immer alle zwei Jahre vorbei gekommen. So um den Dreh zumindest.“ Ino legte die letzten Scheiben Fleisch in die Schüssel.

Ihr Herz schmerzte bei diesen Worten. Also war er so oft in Konoha gewesen und hatte trotzdem nichts von ihr wissen wollen. Er war nicht ein einziges Mal bei ihr vorbei gekommen, hatte sie nicht wissen lassen, dass er lebte, dass es ihm gut ging. Stattdessen hatte er sie ignoriert und heuchelte ihr nun vor, dass er sie vermisst hatte. Und das sollte sie ihm jetzt noch glauben?

Rin war schwer enttäuscht von ihrem Kindheitsfreund und konnte kaum glauben, dass sie sogar in ihn verliebt gewesen war. Wie jung und dumm sie doch gewesen war.

„Rin, ist alles in Ordnung?“, fragte Ino besorgt.

„Ja, alles bestens.“ Sie versuchte ein Lächeln zustande zu bringen.

„Na gut“, meinte Ino, schien aber nicht recht überzeugt. „Dann kommt, decken wir den Tisch, bevor die wilde Meute uns noch wegen des späten Frühstücks malträtiert.“

Rin erhob sich, wie die anderen auch, und sie stellten das Essen sowie Geschirr auf einfache Holztabletts, um die ganzen Sachen einfacher transportieren zu können.

Sie war froh über die Arbeit, sie stellte eine Ablenkung von ihren Gedanken dar. Sie wusste, dass sie Kakashi zur Rede stellen müsste, schon allein, um endlich Klarheit über alles zu haben, doch jetzt würde sie sich erst einmal ihrer Aufgabe widmen.
 

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Kakashi ging es nicht gut.

Seit dem Moment, in dem er ihre schmale Gestalt gepackt und an Bord gezogen hatte, ging es ihm gar nicht gut. Und noch schlechter hatte er sich gefühlt, nachdem er ihr in die Augen gesehen hatte.

Diese braunen Augen hatten gefunkelt vor Glück und ehrlicher Freunde, als sie ihn erkannt hatte, doch nach all diesen Jahren, in denen er sie nicht mehr gesehen, ja förmlich gemieden hatte, um sie nicht in Gefahr zu bringen, wusste er nicht mehr, wie er mit ihr umgehen sollte. In seinem ganzen Leben war sie das einzige Mädchen gewesen, das ihm wirklich etwas bedeutet hatte, und nun, da sie wieder zusammen gefunden hatten, wollte er am liebsten vor ihr davon laufen.

Er hatte Angst.

Angst davor, dass sie seine Beweggründe nicht verstehen würde, dass sie ihm ewig vorwerfen würde, sie in jener Nacht alleine, zurück bei diesem Tyrannen Madara, gelassen zu haben. Dass sie unglücklich hier bei seinen Leuten war…

Seufzend starrte er auf das Meer hinaus, während der Wind durch seine Haare fuhr und er seinen Gedanken nicht entfliehen konnte.

Er hasste sich dafür, Tsunade nachgegeben und Rin aus ihrem relativ geordneten Leben gerissen zu haben. Und so weh ihm dieser Gedanke auch tat, er bereute es bereits.

Rin war zu einer ansehnlichen Frau herangewachsen, die etwas erreicht hatte, obwohl alles dagegen stand. Sie machte einen guten Job, und dafür war sie belohnt worden, indem ihr die Uchihas so viel Vertrauen entgegen gebracht hatten, sie als Ärztin für sich arbeiten zu lassen.

Und das hatte er ihr kaputt gemacht. Sie konnte nicht wieder zurück kehren, nun war es zu spät. Wenn er sie zurück schicken würde, wäre das ihr sicheres Todesurteil. Madara würde ihr niemals verzeihen, dass sie davon gelaufen war.

Natürlich sollte er sich glücklich schätzen, dass sie nun eine Ärztin in der Gruppe hatten, eine sehr talentierte noch dazu, doch er wurde den Gedanken einfach nicht los, dass sie sich hier nicht wohl fühlen könnte.

Und er konnte nicht vergessen, dass er sie schon verletzt hatte, kurz nachdem sie angekommen war. Er hatte ihr die Enttäuschung angesehen, weil sie sich sicherlich eine andere Reaktion von ihm gewünscht hätte, wenn sie sich nach so vielen Jahren wiedersehen.

Es stimmte, dass er sie vermisst hatte, sehr sogar, doch er konnte auch verstehen, wenn sie ihm das nicht ganz abnahm.

Kakashi musste nicht lange nachdenken, um zu wissen, dass da noch einiges auf ihn zukommen würde. Er war Rin eine Erklärung schuldig. Und diese Erklärung würde sie bekommen. Er wusste zwar noch nicht wann genau er dies tun würde, doch zu lange würde er damit nicht warten dürfen, denn sonst verscherzte er es sich mit ihr endgültig.

Und dies war wirklich das letzte, was er wollte.

Erneut entfuhr ihm ein Seufzer und er wandte den Blick vom Meer ab, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling.

So stand er eine Weile da, bis die Glocke ertönte, die ihn zum Frühstück rief.

Kakashi beobachtete, wie seine Leute lachend und scherzend unter Deck verschwanden, und schließlich war er der letzte, der ebenfalls die schmale Treppe nach unten ging bis ganz zum Ende des Ganges, wo die beiden großen Flügeltüren weit geöffnet waren und den Blick in den Speiseraum freigaben.

Der große Holztisch mit den einfachen Stühlen aus dem gleichen Material war nicht vollkommen besetzt, er hatte nur wenige Leute mitgenommen, da er nicht viele brauchte, um das Schiff zu steuern, und schließlich wollte er nur wieder ein paar neue Leute für seine Gruppe suchen.

Nur das obere Ende der langen Tafel war voll besetzt. Während seine eingefleischten Crewmitglieder schon ordentlich zulangten, waren die Neuankömmlinge noch etwas unsicher und nahmen sich nur langsam etwas von dem Essen.

Kakashi setzte sich an seinen üblichen Platz an das Kopfende, zu seiner rechten Itachi, zu seiner linken Asuma. Gai unterhielt sich lautstark mit Lee, während Shikamaru Neji in ein Gespräch verwickelt hatte. Der Hyuugasprössling wirkte ein wenig verkrampft und beobachtete trotz der Unterhaltung aufmerksam seine Umgebung. Seine Cousinen hingegen nahmen ruhig ihr Frühstück zu sich. Kakashi verstand, warum Hiashi sich um sie gesorgt hatte. Hinata wirkte zart und zerbrechlich und Hanabi hatte zwar ein stärkeres Auftreten als ihre Schwester, doch er glaubte, dass dies nur zum Schutz dienen sollte. Die beiden könnten Ino eine gute Hilfe sein, besonders, wenn sie zurück in ihrem Hauptquartier waren.

Sein Blick schweifte zu der Blonden, die leise auf Rin einredete. Die Heilerin selbst hörte nur schweigend zu, nickte ab und zu und stocherte in ihrem Essen herum.

Sie machte sich Gedanken, das war ihr deutlich anzusehen, doch er fragte sich, worüber.

Über sein Verhalten von vorhin? Oder hatte Ino ihr schon irgendwas von dem erzählt, was sie hier überhaupt machten?

In diesem Moment sah sie auf und ihre Blicke trafen sich. Sie hielt ihn gefangen, er konnte nicht wegschauen. Eine kleine Furche bildete sich zwischen ihren fein geschwungenen Augenbrauen und ihre Augen blitzten angriffslustig.

Ja, sie war eindeutig wütend auf ihn.

Kakashi schluckte und blickte schnell hinunter auf seinen leeren Teller. Er aß nie etwas, wenn sie zusammen saßen, erst später, wenn sie sich alle zerstreut hatten.

Er wagte einen kurzen Blick nach oben und sah, dass sie ihn noch immer anstarrte. Dies bedeutete wohl, dass er noch heute von ihr zur Rede gestellt werden würde.

Na schön, wenn sie es so haben wollte, dann sollte es so sein.

Er nickte ihr kurz zu, um sie wissen zu lassen, dass er wusste, was sie von ihm wollte, dann räusperte er sich, um die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe zu erhalten. Die Gespräche verstummten augenblicklich und alle wandten sich ihm zu, gespannt darauf, was er zu sagen hatte.

„Bevor ich richtig anfange, möchte ich erst einmal unsere Neuankömmlinge hier an Bord begrüßen.“ Ein höflicher Applaus von Seiten der älteren Mitglieder der Mannschaft. „Vielleicht habt ihr mittlerweile schon von den anderen gehört, was wir hier eigentlich machen, doch ich möchte es selbst noch einmal erklären.“ Er legte eine kurze Pause ein, bevor er weiter sprach. „Als Uchiha Madara vor sechzehn Jahren nach Konoha kam und mit sich Tod und Verderben brachte, habe ich gar nicht mehr lange überlegt und mir geschworen, ihn irgendwann wieder zu vertreiben. Durch einen glücklichen Umstand konnte ich in dieser Nacht Konoha verlassen, doch ich war nicht der Einzige, der ging. Itachi kam mit mir, obwohl ich zugeben muss, dass er einige Überzeugungsarbeit leisten musste, denn immerhin ist er ein Uchiha. Doch schließlich schenkte ich seiner Geschichte Glauben, und ich habe es bis heute nicht bereut, dass wir gemeinsam diese Rebellion gegen Madara gegründet haben.“

Er bemerkte, wie die Neuen Itachi unauffällig zu mustern versuchten, doch der Uchiha war es gewohnt und blieb gelassen. Itachi wusste, dass er ihm vertraute, und dieses Vertrauen würden auch bald die anderen in ihn haben.

„Ich freue mich jedenfalls, dass ihr nun dabei seid, wenn auch nicht ganz freiwillig, da jemand anders für euch entschieden hat, dass ihr geht. Trotzdem hoffe ich, dass ihr euch gut in die Gruppe integrieren und uns eine große Hilfe sein werdet“, fuhr Kakashi fort.

Ein Nicken zeigte ihm, dass er mit ihrer Unterstützung rechnen konnte, und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, verborgen durch die Maske, die er trug.

„Wunderbar“, sagte er. „Unser weiteres Vorhaben werden wir besprechen, sobald wir zurück im Hauptquartier sind. Ich möchte es mit der ganzen Gruppe klären. Also konzentrieren wir uns nun erst mal ganz darauf, nach Suna zu kommen.“

Aus dem Augenwinkel heraus konnte er beobachten, wie sich dieses Mal freudiges Strahlen in Rins Augen schlich und er musste sich ein leises Lachen verkneifen, als er sich daran zurück erinnerte, wie sie früher gemeinsam am Strand gesessen hatten und sie davon schwärmte, dass sie gerne einmal Konoha verlassen würde, um etwas von der Welt zu sehen. Sie war sich damals sicher gewesen, dass sich dieser Traum nie erfüllen würde. Und nun wurde er doch wahr.

„Na gut, das war es dann von meiner Seite. Ihr könnt ruhig weiter essen.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bemüht, den Blick auf seinem Teller zu halten, um nicht Rin anzustarren.

Während die Gespräche um ihn herum erneut aufgegriffen wurden und das Klappern von Geschirr und Tassen ertönte, verfiel er wieder in Gedanken.

Bis sie in Suna ankommen würden, würde es noch bis zum nächsten Morgengrauen dauern, wenn sie Glück mit dem Wind hatten und nicht in einer Flaute landeten. Noch genug Zeit also, um mit Rin ein klärendes Gespräch zu führen. Er hoffte wirklich, dass sie Verständnis für ihn aufbringen würde, denn er wollte es sich mit ihr nicht verscherzen. Er glaubte zwar, dass sie die Rebellion mit allem, was in ihrer Macht stand, unterstützen würde, doch dies konnte sie auch tun, ohne ihn weiter zu beachten.

Er erwischte sich dabei, wie er sich wünschte, dass es so wie früher werden würde. Dass sie sich wieder so gut verstehen würden, dass sie ihm wieder einen Grund zum Lächeln und zum Lachen gab.

Doch ob es wirklich dazu kommen würde, wusste er nicht. Aber dies würde sich schon sehr bald entscheiden.
 

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Hallo.
 

Da melde ich mich zurück mit einem neuen Kapitel, dieses Mal schon an einem Freitag, obwohl ich normalerweise samstags hochlade. Aber da ich dieses Wochenende mit meiner ganzen Familie in der Lüneburger Heide hocke also schon am Freitag. ;)
 

Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat.

Ich wollte hier ein paar grundlegende Dinge ansprechen, sie aber noch nicht weiter ausbauen und die Hintergründe erst später erläutern, nach und nach, damit es nicht langweilig wird, sondern spannend bleibt. xD

Außerdem hatte ich Angst, dass es vielleicht zu langatmig ist, aber es hat Spaß gemacht, es so zu schreiben.
 

Auf jeden Fall möchte ich mich ganz herzlich für die Kommentare beim letzten Mal bedanken und die neuen Favoritenlisten. Danke. =)
 

Ich weiß noch nicht, wann ich es schaffe, das nächste Kapitel zu schreiben, aber ich werde mir Mühe geben. Aber seid schon mal vorgewarnt, viel wird, glaube ich, nicht passieren.
 

So, Schluss jetzt.
 

Gruß,

hiatari

Blood-Red Discussion

Sie hatte sich verboten, Angst zu haben. Und eigentlich hatte sie gedacht, ihre Angst für immer überwunden zu haben. Doch vielleicht hatte sie sich geirrt. Vielleicht war sie gar nicht so stark, wie alle immer dachten. Wie sie selbst gedacht hatte.

Aber viel Zeit blieb ihr nicht mehr, um darüber nachzudenken, das konnte sie sich jetzt auch gar nicht leisten. Sie musste die Zähne zusammen beißen, ihre Fassung wahren. Hoffen. Beten.

Sie ging zwischen zwei Männern, die ihre Handgelenke festhielten, damit sie nicht fliehen konnte.

Beide gehörten zu Madaras Schergen. Sie waren seine kleinen Marionetten, die jeden seiner Befehle bedingungslos ausführten, immer gehorsam waren.

Zu ihrer linken ging ein großer Mann, dessen lange blonde Haare im seichten Mittagswind wehten. Seine Augen strahlten Entschlossenheit aus, seine Lippen umspielte ein spöttisches Grinsen. Manche sagten, dass Deidara noch einer der harmloseren von Madaras Leuten war, doch sie wusste, dass dieser Mann sehr gefährlich war. Und wenn ihm etwas nicht passte, dann konnte er dich in die Luft sprengen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Das hatte sie mehr als ein Mal erleben müssen.

Rechts von ihr ging Sasori. Der Rothaarige mit dem jungenhaften Gesicht wurde auch oftmals unterschätzt, doch seine Angriffe waren unbarmherzig, schnell und vor allem tödlich.

Und diese beiden wurden geschickt, um sie zu holen, um sie Madaras Zorn auszusetzen.

Sie wurde durch das große Tor geführt, wo der Fuchsdämon heute nicht anzutreffen war. Es hätte sie auch gewundert, wenn Madara sein kleines Haustier dort gelassen hätte, da er es doch viel besser dafür nutzen konnte, sie im Anwesen damit einzuschüchtern.

Sie hatte immer Respekt vor Kyuubi gehabt, aber keine Angst. Ihre Angst hätte ihn nur stärker werden lassen. Hätte ihm einen Grund gegeben, sich über sie lustig zu machen, so wie es so oft mit Rin passiert war. Auch Kyuubi musste einen Schwachpunkt haben. Den zu finden galt es, um wenigstens ein bisschen mehr Ruhe einkehren zu lassen, denn sie glaubte nicht, dass sich Madara ohne ihn noch so stark fühlen würde.

Nun wurde sie von Deidara und Sasori einen langen Gang entlang geführt, an deren Ende eine Flügeltür aus edlem dunklem Holz lag. Die Türen wurden geöffnet und sie wurde in die große Halle gebracht, in der Madara wie ein König auf einem großen Stuhl thronte.

Sie folgten dem langen Teppich bis zu Madara, und sie musste feststellen, dass sie recht hatte. Die verglasten Türen auf der linken Seite der Halle waren alle weit geöffnet und auf der Wiese davor lag Kyuubi, den langen Kopf ihnen zugewandt.

Sie streckte ihm die Zunge heraus und er bleckte sie Zähne und knurrte, dann wurde sie zu Madaras Füßen auf die Knie gezwungen, Sasori griff ihr in die Haare und zwang sie, dem Uchiha in die Augen zu blicken.

Der Entschluss, keine Angst mehr zu haben, bröckelte jedes Mal, wenn sie seine Augen sah. Sie durfte es nicht zeigen, keine Miene verziehen, doch dieser Anblick war immer wieder aufs Neue furchterregend.

Diese Augen waren schrecklich kalt und so blutrot wie der Mond, der jede Nacht am Himmel stand.

Sie wurde schon oft von den Menschen in Konoha gefragt, wie es sein konnte, dass seine Augen diese Farbe angenommen hatten, doch sie wusste keine Antwort darauf. Aber Kinder hatte sie erzählen hören, dass dies ein Zeichen seiner Grausamkeit war. Die Augen waren bekanntlich der Spiegel der Seele, doch Madaras Seele schien so sehr mit dem Blut seiner Opfer befleckt worden zu sein, dass sich dies nun in seinem Gesicht widerspiegelte.

Madara stand nun auf und blickte auf sie hinab. „Tsunade“, sagte er mit seiner kalten Stimme.

„Madara“, erwiderte sie, und zwang sich, ihre Gesichtszüge belanglos bleiben zu lassen, da sich ein Grinsen auf ihr Gesicht schleichen wollte, als sie sah, wie sich Madaras Mundwinkel ärgerlich verzogen. Man sprach ihn nicht mit seinem Vornamen an, für das einfache Volk, für die Nicht-Uchihas, war er nur Uchiha-sama.

Doch Madara hielt sich nicht länger daran auf. Er kam gleich zum Punkt. „Was glaubst du, warum du hier bist?“

Es hätte sie auch stark gewundert, hätte er noch nicht bemerkt, dass Rin fehlte. Sie war an diesem Vormittag nicht gemeinsam mit Shizune im Anwesen der Uchihas aufgetaucht, um die kleinen Wehwehchen zu behandeln. Shizune hatten sie glücklicherweise verschont, da sie ihre Unschuld, ihr Unwissen über die ganze Sache, überzeugend hatte verkaufen können, doch ihr selbst traute man zu, ganz genau zu wissen, wo sie sich befand.

Natürlich wusste sie es, aber dies würde sie doch nicht dem Feind verraten. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist jemand verletzt?“, fragte sie unschuldig.

Seine roten Augen glühten ihr ärgerlich entgegen. „Noch ist niemand verletzt, Tsunade. Doch wenn du dich weiter dumm stellst, dann wird es bald einige Verletzte geben.“

Daran hatte sie keine Zweifel. Doch lieber würde sie ihr eigenes Leben opfern, als Madara zu helfen, die Rebellion zu zerstören, in die sie ihre ganze Hoffnung steckte.

Sie schwieg beharrlich, versuchte nur, den Blickkontakt zu halten, ohne zu blinzeln. Aber in solch einer Situation spielt der eigene Körper dir immer Streiche, gehorcht dir nicht mehr. Ihre Augen fühlten sich plötzlich unheimlich trocken an, und ehe sie es verhindern konnte, schlug sie für einen Sekundenbruchteil die Augen zu. Sie verfluchte sich dafür.

„Du weißt etwas.“ Eine Feststellung. Eine sehr überzeugend klingende Feststellung. Zu überzeugend.

„Was sollte ich wissen?“, hakte sie nach, immer noch darauf bedacht, ihre Unschuld weiter aufrecht zu erhalten. Bloß nicht nachlassen. Nicht aufgeben.

Nun kam er ihrem Gesicht mit seinem sehr nahe, so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten und seine langen schwarzen Haare einen blickdichten Vorhang um sie herum bildeten. Sein gnadenloser Blick bohrte sich in ihren. „Wo ist sie?“, sagte er dann fast flüsternd, die drei kleinen Worte schwebten bedrohlich im Raum.

Tsunade verstand, dass sie nicht länger die Unschuldige spielen konnte, sie musste auf Angriff gehen, ihm etwas entgegensetzen. Sie durfte sich von diesem Mann nicht einschüchtern lassen. Also runzelte sie die Stirn, zog die Nase kraus und reckte das Kinn vor. „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Und vielleicht solltest du langsam mal zum Punkt kommen, ich habe nämlich noch ein paar Patienten, die auf mich warten.“

Madara zog sich zurück und starrte wieder verächtlich auf sie hinab. Natürlich. Auch sie war nicht viel wert. Aber immer noch mehr, als die Bewohner Konohas, die für ihn wie lästiger Dreck waren.

„Vielleicht habe ich mich wirklich nicht präzise genug ausgedrückt“, meinte Madara und legte den Kopf leicht schief. Seine nächsten Worte allerdings sprach er mit solch einer Kälte, dass es ihr fröstelte. „Ich will von dir wissen, wo Ogawa Rin ist. Und zwar sofort.“

„Ich weiß es nicht“, log Tsunade ihm direkt ins Gesicht, ohne mit der Wimper zu zucken. Nun keine Schwäche, für sie, für alle. Sie war Tsunade, sie hatte keine Angst, sie war stark. Er konnte ihr nichts tun, sie war wichtig für ihn. Er brauchte sie. Sie konnte es sich erlauben, noch einen drauf zu setzen. „Sie muss mir nicht erzählen, was sie tun oder lassen will, wohin sie gehen möchte. Ich bin nicht ihre Mutter, und sie ist ein freier Mensch.“

Die Ohrfeige, die er ihr dann gab, war so heftig, dass sie zurück gefallen wäre, hätten Sasori und Deidara sie nicht noch immer festgehalten. Schmerz schoss durch ihre komplette linke Gesichtshälfte, das Bild vor ihren Augen verschwamm und Sterne tanzten vor Madaras vor Ärger verzogenem Gesicht. Sie spürte, dass ihr der Schlag beinahe den Kiefer ausgerenkt hätte.

„Wage es nicht, so mit mir zu sprechen“, zischte er ihr zu, während sich ihre Sicht langsam wieder aufklarte und sie ihm wieder in diese schrecklichen Augen blicken konnte. „Sonst wirst du es bitter bereuen.“

Tsunade glaubte ihm jedes Wort, doch sie hatte immer noch ein Ass im Ärmel. „Und was willst du machen? Mich vor ganz Konoha hinrichten lassen, weil ich nicht weiß, wo Rin hingegangen ist?“ Sie legte eine kurze Pause ein und ließ ihre Worte auf Madara wirken, der unbeeindruckt auf sie hinab starrte. „Und dann?“, fuhr sie fort. „Wer wird sich um deine Uchiha-Freunde kümmern?“

„Du bist nicht so wichtig, wie du glauben magst“, erwiderte Madara ungerührt.

„Na gut, dann schaff mich aus dem Weg. Wir werden ja sehen, wo du dann deine Heiler herbekommst.“ Tsunade würde nun nicht so leicht nachgeben. „Nun, da Rin verschwunden ist, würde dir nur noch Shizune bleiben. So sehr ich ihre Arbeit auch schätze, alleine würde sie das nicht schaffen.“

Madara kam wieder näher. „Was spielst du für ein Spiel mit mir, Tsunade?“

„Ich würde sagen, eins, in dem du dich geschlagen geben musst“, meinte Tsunade kühl. „Bringst du mich um, hast du nicht genug Heiler. Wenn du mich am Leben lässt, kann ich weiter dich und deine Familie behandeln. Die Entscheidung liegt ganz bei dir.“

Madara drehte ihr abrupt den Rücken zu, wobei ihm seine lange schwarze Robe um die Beine wehte, und verschränkte die Arme. Er schwieg, ging schnell seine Möglichkeiten durch, doch Tsunade wusste, dass ihm keine andere Wahl blieb als die, die sie ihm gegeben hatte.

Er würde sie verschonen müssen. Sie war eine der besten Heilerinnen dieser Welt, er konnte es sich nicht leisten, jemanden wie sie zu verlieren. Tsunade hatte gewonnen. Sie war bei klarem Verstand geblieben und hatte gesiegt.

„Also gut“, sagte Madara, ohne sich noch einmal umzuwenden. „Ich verschone dein Leben. Doch frei sein wirst du trotzdem nicht. Du bleibst hier im Anwesen, damit ich ein Auge auf dich haben kann.“ Nun schaute er doch noch einmal kurz über die Schulter, doch dieses Mal war nicht sie angesprochen. „Ihr wisst, wo ihr sie hinzubringen habt. Dann geht zu ihrem Haus und holt alles, was auch nur im Entferntesten mit Medizin zu tun hat.“

Deidara und Sasori zu ihrer Seite nickten, zerrten sie zurück auf ihre Beine und schleiften sie mit sich.

Tsunade wusste ganz genau, wohin die beiden sie brachten. Madara würde sie in den Kerker werfen lassen, sie einsperren und nur dann wieder heraus holen, wenn sie gebraucht wurde.

Doch sie war fest entschlossen, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Und selbst wenn sie hier drinnen fest saß, so würde sie doch weiter kämpfen und nicht aufgeben. Sie würde Augen und Ohren offen halten und ihre Gefangenschaft nutzen, um vielleicht noch etwas Nützliches aufschnappen zu können, was den Rebellen hilfreich sein könnte. Aus negativ mach positiv. Immer das Beste an der Sache sehen.

Und sie hatte sich nicht geirrt. Sie war stark, sie konnte alles schaffen, wenn sie es nur wollte.

Und das würde sie auch.
 

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Schweigend beobachtete Sakura, wie Sasuke vor ihr im Zimmer auf und ab schritt, die Hände zu Fäusten geballt, das Gesicht vor Wut verzerrt.

Sie wusste nicht, was ihn so sehr in Rage versetzt hatte, doch es muss so schlimm gewesen sein, dass der Ärger nur knapp unter der Oberfläche brodelte. Noch ein Funken, und er würde explodieren, seinen Zorn an irgendetwas auslassen… oder an irgendjemanden.

Sakura erschauerte und erhob sich von der mit Samt überzogenen Couch, auf der sie gesessen hatte. An ihr lag es nun, ihren Ehemann zu beruhigen, damit er niemanden verletzte.

Sanft packte sie ihn am Arm und brachte ihn damit zum Stehen. Er funkelte sie an, die dunklen Augen mit roten Flecken benetzt.

Diese Veränderung war ihr nun schon öfter aufgefallen, vor allem immer dann, wenn er so wütend war wie in diesem Moment. Und es wurden von Mal zu Mal mehr Punkte, was sie erschreckte und ihr Sorgen bereitete. Sie wollte nicht, dass Sasuke solche Augen wie Madara bekam, die ihr Angst einjagten. Er war nicht so wie das Oberhaupt des Clans. Sasuke war ein besserer Mensch.

„Was ist passiert?“, fragte sie vorsichtig und strich mit ihren blassen Händen über seinen kräftigen Unterarm.

„Deine ach so tolle Ärztin ist spurlos verschwunden, das ist passiert“, schnaubte er.

Diese Nachricht überraschte Sakura tatsächlich, und automatisch fuhr eine ihrer Hände zu ihrem Bauch. „Rin ist verschwunden?“, hauchte sie atemlos. „Aber wieso?“

„Frag das mal Tsunade.“ Sasuke befreite sich aus ihrem Griff und zog wieder seine Bahnen durch das Zimmer. „Madara hat sie herbeordert, doch kein Wort aus ihr heraus bekommen. Stattdessen wurde er noch von ihr zum Narren gehalten.“

Langsam schloss sich der Kreis und Sakura ahnte, weshalb er so wütend war. „Vielleicht war das alles nur ein Missverständnis.“ Selbst in ihren Ohren klangen ihre Worte nicht überzeugend. Doch sie wollte nicht wahrhaben, dass Rin verschwunden war und Tsunade in Schwierigkeiten steckte. Sie mochte die beiden Frauen, und sie wollte nicht, dass sie Ärger bekamen.

Sasuke fuhr herum und packte sie grob an den Oberarmen, sodass ihr erschrocken der Atem entwich. „Verstehst du das nicht, Sakura? Deine verdammte Ärztin ist verschwunden!“

Sakura wusste, dass er nur aus Wut so handelte, doch es verletzte sie, dass er dabei so mit ihr umsprang. „Hör auf, Sasuke, du tust mir weh“, sagte sie statt einer Antwort.

Diese Worte schienen endlich zu ihm durchzuringen. Der Blick in seinen Augen wurde sanfter, selbst einige der roten Flecken verschwanden zu ihrer Erleichterung. Sein Griff lockerte sich und er zog sie in eine Umarmung.

„Es tut mir leid. Bitte verzeih mir“, flüsterte er.

Sie wusste, dass er es ernst meinte, und erwiderte seine Umarmung.

„Ich mache mir nur solche Sorgen um dich… um euch“, sagte er leise. „Ich will nicht, dass es euch schlecht geht.“

Tränen traten Sakura bei seinen Worten in die Augen und sie musste ein Schluchzen unterdrücken. Es war das erste Mal, dass er so offen und ehrlich seine Gefühle zu dem Baby äußerte, dass nicht nur sie ihm wichtig war.

Als sie beide erfuhren, dass Sakura schwanger ist, hatte er unbeeindruckt gewirkt. Sakura war enttäuscht gewesen, dass er sich nicht so über den Nachwuchs freute wie sie. Dabei hatte er ihr so oft gesagt, dass er sich Kinder wünschte.

Umso glücklicher war sie nun, auch wenn es schade war, dass es erst so weit kommen musste, damit er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen konnte.

Seine Hände umfassten sanft ihr Gesicht und er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, wischte ihr die Tränen von den Wangen. „Verstehst du nicht, was es bedeutet, wenn sie nicht mehr da ist? Wer soll sich nun um dich und das Kind kümmern?“

„Aber Tsunade ist doch auch noch da“, erwiderte Sakura und klammerte sich an ihn. „Ihr vertraue ich genauso wie ich Rin vertraut habe.“

„Aber ich weiß nicht, ob ich ihr vertrauen kann“, sagte Sasuke wahrheitsgemäß. „Ich will euch nicht verlieren.“

Sakura griff nach seiner Hand und drückte sie fest. „Bitte lass nicht zu, dass er ihr etwas antut. Ich brauche sie.“ Flehend blickte sie zu ihm auf. „Wir brauchen sie“, fügte sie flüsternd hinzu.

Sasuke war zwar noch jung, doch sie wusste, dass Madara seine Fähigkeiten sehr schätzte. Wenn er ihn darum bitten würde, dass Sakura unter allen Umständen Tsunade als Ärztin behalten wollte, könnte man ihr diesen Wunsch vielleicht erfüllen.

„Ihr wird nichts passieren“, meinte Sasuke und sein Daumen fuhr sanft über ihren Handrücken. „Aber ich möchte, dass du trotzdem weißt, dass dies nur so lange der Fall ist, wie sie sich benimmt. Ich kann nicht versprechen, dass sie dann noch einmal verschont wird.“

Sakuras Herz schmerzte bei diesen Worten. Wieso musste Madara nur immer alles mit Gewalt lösen? Vielleicht war er nun das Oberhaupt von Konoha und der Kopf der Uchiha-Familie, aber das gab ihm noch lange kein Recht, so mit den Menschen umzugehen. Auch sie hatte die Uchihas gehasst, doch dann hatte sie Sasuke kennengelernt. Zwar führte er Madaras Befehle aus, aber er war doch ganz anders als die anderen. Und deshalb hatte sie sich in ihn verliebt. Und es war das einzige Mal gewesen, dass sie Madara dankbar war, als dieser der Ehe zwischen Sasuke und ihr zugestimmt hatte.

Und sie würde nicht zulassen, dass er ihr einen Grund mehr gab, ihn zu hassen. „Bitte lass mich mit ihr reden“, sagte sie leise und sah zu Sasuke auf.

Er kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und Sakura konnte sehen, wie er mich sich selbst rang.

„Bitte“, beharrte sie. „Sie wird mir nichts tun.“ Sie glaubte fest an ihre Worte. Tsunade war kein schlechter Mensch. Alles andere als das.

„Das will ich stark für sie hoffen“, murrte er.

„Ist das ein Ja?“, fragte sie hoffnungsvoll.

„Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache“, meinte Sasuke, „aber meinetwegen kannst du gehen. Allerdings möchte ich nicht, dass du alleine gehst und ich hoffe du verstehst, wenn ich mit dir komme.“

Erleichterung durchströmte Sakura und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich vorbeugte um ihn zu küssen. „Danke.“ Mit seiner Alternative konnte sie durchaus leben. Er gehörte zu ihr, warum also sollte sie etwas dagegen haben? Außerdem war sie froh, dass er sich selbst als Begleitung für sie anbot und sie nicht mit jemand anderem gehen musste.

Sie würde schon nicht zulassen, dass man Tsunade bestrafte, ihr etwas antat. Dies war ihr eigener kleiner Kampf, den sie um jeden Preis gewinnen wollte.
 

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Rin war unruhig. So unruhig wie die See geworden war, nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten und alle wieder an ihre Arbeit gegangen waren.

Die Männer der Crew liefen aufgeregt an Deck umher, kümmerten sich darum, dass das Schiff seinen Kurs behielt. Sie selbst hatte nichts mehr zu tun, nun, da sie Ino und den Hyuuga-Mädchen geholfen hatte abzuräumen und das Geschirr zu spülen.

Ihre Gedanken holten sie wieder ein. Ein Wirr aus Gefühlen, mit denen sie erst zurecht kommen musste. Zu viele neue Eindrücke waren an diesem Tag auf sie niedergeprasselt, es war zu viel geschehen.

Rin musste an das Frühstück denken, an Kakashis Worte von der Rebellion, die er gegründet hatte, zusammen mit Uchiha Itachi. Sie fragte sich, wie er es geschafft hatte, Kakashi zu überzeugen, vor allem durch die Ereignisse jener Nacht, doch so sehr sie sich auch den Kopf darüber zerbrach, sie kam zu keiner plausiblen Lösung. Und Kakashis Vertrauen in Itachi hatte noch nicht bezweckt, dass auch sie ihm vertraute. Sie war misstrauisch, eine Gewohnheit, die sich nach sechzehn Jahren nicht so leicht abschalten ließ. Für sie waren seitdem alle Uchihas Tyrannen, Unmenschen, niemand, dem man vertrauen konnte.

Trotzdem interessierte sie Kakashis Meinung. Sie wollte mehr darüber hören, was damals passiert war, wie er fliehen konnte, wie Itachi zu ihm gefunden hatte, warum er sie nicht mitgenommen hatte… Weshalb er sie nie besucht hatte.

Der erneute Gedanke an ihre Begrüßung versetzte ihr einen Stich im Herzen. Noch immer hatte sie keine andere Erklärung für Kakashis Verhalten gefunden, als die, dass er sie eigentlich gar nicht wiedersehen wollte, was sehr verletzend war. Doch auf der anderen Seite fragte sie sich, warum er sie dann jetzt an Bord geholt hatte.

Sie schnaubte unwillkürlich. Vielleicht brauchte er auch einfach nur eine dumme kleine Ärztin für seine Rebellion. Und da sie nun einmal eine war, war es ja nur passend, sie mitzunehmen.

Das Schiff schaukelte und sie klammerte sich an der Reling fest, während sie auf das aufgebrauste Meer starrte. Die Haare wehten ihr aus dem Gesicht und sie fröstelte. Sie hätte sich eine Jacke von Ino leihen sollen, bevor sie hier heraus gekommen war, oder eine Decke mitnehmen sollen. Die Blonde hatte ihr auch geraten, lieber unter Deck zu bleiben, doch sie brauchte frische Luft, um ihre Gedanken zu ordnen.

Aber nun war sie hier und noch immer so durcheinander wie zuvor. Vielleicht war es sogar noch ein bisschen schlimmer geworden. Der Blick von Kakashi beim Frühstück, sein Nicken wie eine Zustimmung auf eine unausgesprochene Frage… Dies alles verwirrte sie. War ihr doch so deutlich anzusehen gewesen, dass sie wütend auf ihn war und wissen wollte, warum er sich ihr gegenüber so verhalten hatte?

Dies schien zumindest wahrscheinlich, doch sicher wissen würde sie das erst, wenn Kakashi tatsächlich ein Gespräch mit ihr suchen würde.

Nach seiner kleinen Rede beim Essen war er nachdenklich gewesen, hatte nur mit seinem Messer kleine Kreise auf die Tischplatte gemalt. Er hatte weder gegessen, noch getrunken, was ihr ein wenig Sorge bereitet hatte, doch Ino hatte gemeint, dass dies normal sei und er später etwas zu sich nehmen würde.

Wenn sie nun daran zurück dachte, fragte sie sich, worüber er wohl so gegrübelt hatte. Aber das würde sie wohl nie erfahren…

Rin schrak auf, als sich plötzlich etwas Warmes über ihre Schultern legte. Sofort hüllte sie der Duft nach Wald und frischen Kornblumen ein und sie sah überrascht auf.

„Du solltest nicht hier draußen sein“, meinte Kakashi, beugte sich vor und rückte die weite Jacke zurecht, die er ihr umgelegt hatte, dann machte er die obersten Knöpfe zu, um sie noch ein wenig mehr vor dem kalten Wind zu schützen.

Rin spürte, wie ihr bei seiner Nähe die Hitze in ihr durchgefrorenes Gesicht stieg, doch sie ließ sich von ihm keine Befehle erteilen und reckte stur das Kinn vor. „Ich will aber hier sein“, sagte sie trotzig.

Kakashi lehnte sich mit dem Rücken an die Reling und schüttelte leicht den Kopf. „Du bist schon früher gerne in der Nähe des Meeres gewesen, um in Ruhe nachdenken zu können. Das hat sich also nicht geändert.“

Da musste sie ihm Recht geben. Am Meer hatte sie sich schon immer am wohlsten gefühlt, war schon so lange sie denken konnte fasziniert von dem Wasser. Für sie war das Meer eine Personifizierung der menschlichen Gefühlswelt. Ein Hin und Her, ein ständiger Wechsel von ruhig zu aufbrausend. Man wusste nie was kommt, doch immer, wie es enden würde. Auch wenn das Wasser noch so hohe Wellen schlug, auch wenn die See noch so unruhig war, sie fand immer zurück in ihre Ruhe. Eine glatte Oberfläche, höchstens ein leises Plätschern. Und so, wie sich das Wasser beruhigte, kamen auch die Gefühle wieder in Einklang.

Deswegen war sie auch so gerne am Wasser. Auch wenn sie noch so aufgeregt war, dort fand sie früher oder später immer zur Ruhe.

Und nun stand sie hier mit Kakashi, im Wechselbad ihrer Gefühle. Das Meer so unruhig, als würde es ihr Inneres widerspiegeln. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte, doch sie würde sich einfach gehen lassen. Irgendwo würde sie ankommen.

Und sie war froh, dass Kakashi den ersten Schritt machte. „Rin, es tut mir wirklich leid. Das musst du mir glauben.“

„Eine Entschuldigung macht die letzten sechzehn Jahre nicht rückgängig, das weißt du“, erwiderte sie.

Kakashi nickte. „Und weil ich sie nicht rückgängig machen kann, bleibt mir nur die Entschuldigung, von der ich mir erhoffe, dass du sie annehmen wirst.“

Seine Worte klangen plausibel. Doch sie wollte es ihm nicht so einfach machen. „Wie sieht es dann mit einer Erklärung aus?“, fragte sie, und Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit.

Ihre Frage schien ihn nachdenklich zu machen, denn er starrte für einen Moment abwesend in den grauen Himmel. „Es gibt so viel zu erklären“, sagte er schließlich. „Viel ist passiert, und es wird auch noch viel geschehen.“

Rin seufzte innerlich auf und die Hoffnung auf die Antwort all ihrer Fragen, die sie auch schon beim Frühstück erfüllt hatte, schwand allmählich. „Du hast mir eine Erklärung versprochen, Kakashi“, erinnerte sie ihn.

„Und du wirst sie bekommen, Rin. Ich weiß nur nicht recht, wo ich dabei anfangen soll.“ Er fuhr sich nervös mit einer Hand durchs zerzauste Haar.

Sie trat näher an ihn heran und spürte sofort die Wärme, die er ausstrahlte und an sie abgab. Unsicher griff sie nach seinem Unterarm, hoffte, dass die Geste ihm die Unterstützung zeigte, die sie ihm geben wollte. Sie sah, wie sich ein Lächeln unter seiner Maske bildete und war versucht, es zu erwidern. Aber sie wollte ernst bleiben. „Also, was ist damals passiert?“

„Was damals passiert ist, ist heute nur noch eine Folge aus verschwommenen Erinnerungen. Es ging alles so schnell, ich musste handeln, bevor ich richtig darüber nachdenken konnte. Und ehe ich mich versah, war ich schon gemeinsam mit Itachi auf dem Schiff meines Vaters“, erzählte Kakashi.

„Dein Vater hat dich also mitgenommen?“, hakte Rin noch einmal nach. Auch wenn er von verschwommenen Erinnerungen sprach, musste er noch mehr wissen, als er jetzt zugab. Und irgendwann würde sie es erfahren. Doch fürs Erste nahm sie alle Informationen, die sie bekommen konnte, dankbar an.

Wieder nickte Kakashi. „Ja, du weißt vielleicht noch, dass er mich an dem Tag besuchen kam. Ich hatte Glück, dass er noch da war und uns mitnehmen konnte.“

„Wo seid ihr dann hingefahren?“, wollte sie neugierig wissen.

Er neigte den Kopf hin und her. „Hier und dort. Wir blieben nie lange an einem Ort, mein Vater reiste gerne.“

Daran konnte Rin sich erinnern. Er hatte seine Frau und seinen Sohn zurück gelassen, um sein Leben auf See zu verbringen, hatte sich nur ab und an mal bei den beiden blicken lassen. Sie hatte sich immer gefragt, was er den ganzen Tag tat.

„Hast du schon einmal etwas von White Fang gehört?“, fragte Kakashi.

Verblüfft blickte sie zu ihm auf. Sie wusste zwar nicht, was White Fang mit seiner Geschichte zu tun hatte, aber sie nickte bejahend. „Der berüchtigte Piratenkapitän.“

„Genau der.“ Kakashi legte eine Pause ein, in der Rin so nervös wurde, dass sie ihn am liebsten geschüttelt hätte, damit er weiter erzählte. „White Fang war mein Vater.“

Ihr stockte der Atem, als hätte ihr jemand die Luft aus den Lungen gepresst. „Dein Vater war ein Pirat?“, presste sie atemlos hervor.

Er lachte leise. „Das kommt ziemlich überraschend, ich weiß. Aber das war nun mal sein Leben.“

„Du bist also mit einer Truppe von Piraten durch die Gegend gezogen? Willst du mich veralbern?“ Rin kam die Geschichte zu unglaubwürdig vor.

Kakashi deutete nach oben und Rin schaute in die Richtung, in die er zeigte. Ihr Blick fiel auf die schwarze Flagge, die ihr schon aufgefallen war, bevor sie an Bord gekommen war. Das Zeichen von Piraten.

„Mein Vater starb etwa ein halbes Jahr, nachdem wir aus Konoha geflohen waren“, fuhr Kakashi fort. „Er und einige andere waren in Kiri von Bord gegangen, um Nahrung und Wasser zu besorgen, dabei vielleicht noch etwas Beute abzugreifen, doch die Männer und er kamen nie zurück. Sie waren in Streit mit einer anderen Mannschaft geraten, sie waren in der Unterzahl. Später fanden wir ihre Leichen. Der Verlust spaltete die Mannschaft in zwei Gruppen. Die eine wollte sofort aussteigen, hatte keine Lust mehr auf die Gefahren und die Seefahrerei. Sie blieben in Kiri. Die andere Hälfte machte mich als Sohn des Kapitäns zum neuen Anführer, doch ich wollte kein Pirat sein. Ich sagte ihnen, wer mit mir kommen will, um für Konoha zu kämpfen, könne bleiben, die anderen sollten sich eine andere Mannschaft suchen, wenn sie weiter der Piraterie nachhängen wollten. Nur eine Handvoll blieb und unterstützt mich auch heute noch in der Rebellion. Das Schiff gehört immer noch mir, als Erbe, die Flagge habe ich als Erinnerung an meinen Vater behalten und nur etwas verändert, damit man das mit den Piraten nicht ernst nimmt.“

Rin war beeindruckt von seiner Geschichte und der Ehrlichkeit, mit der er sie erzählte. Nun glaubte sie ihm jedes Wort, musste aber erst noch verdauen, was er alles erlebt hatte. Und dies war sicher nur ein kleiner Ausschnitt.

Ein Grollen aus der Ferne ließ sie aufschrecken, weit hinten am Horizont zuckten Blitze.

„Ich bringe dich ja nicht gerne vom Meer weg, aber nun wäre es wirklich besser, wenn du unter Deck gehst“, meinte Kakashi, und Rin hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus.

Doch so einfach wollte sie sich nicht von ihm weg schicken lassen, auch wenn ein mulmiges Gefühl bei dem Gewitter in ihr aufkam. Sie wollte noch viel mehr erfahren, noch viel mehr von dem wissen, was ihm widerfahren war.

Kakashi befreite seinen Arm aus ihrem Griff und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich verspreche dir, dass ich dir alles erzählen werde, sobald wie in Suna sind. Wir suchen uns einfach einen ruhigen Ort und ich werde dir jede deiner Fragen beantworten.“

Rin fühlte, wie dieser Kontakt von ihm auf sie wirkte. Ihre Haut prickelte dort, wo er sie berührte, und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Unglaublich, dass ihr Körper noch immer so auf ihn reagierte wie früher. Sie schluckte hart und versuchte, sich zu sammeln. „Wirklich jede Frage?“

Kakashi nickte. „Du hast mein Wort.“

Ein Lächeln schlich sich auf Rins Gesicht. „Danke, Kakashi. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“

Es fiel ihr schwer, sich von ihm abzuwenden und nach unten zu gehen, so wie er es ihr gesagt hatte. Und so gerne sie auch weiter mit ihm sprechen wollte, so war das Deck bei diesem Wetter kein geeigneter Ort für sie.

Während sie die Stufen hinunter sprang, die sie in den Gang zu den Räumen führten, musste sie wieder lächeln. Eigentlich konnte sie stolz auf sich sein und froh, dass sie etwas erreicht hatte. Sie war nun auf jeden Fall schlauer als vorher, und vielleicht mochte sie dumm sein, doch sie hatte wieder vollstes Vertrauen in Kakashi.

Er würde ihr erzählen, was vorgefallen war. Er würde ihr einfach alles erzählen. Und dann würde sie auch endlich wissen, woran sie bei ihm war.

Doch nun hieß es abwarten. Und sie glaubte kaum, dass sie an solche Worte dachte, aber sie würde gerne warten. Für sich, für ihn und für die Wahrheit.
 

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Hallo. :D
 

Okay, vielleicht ist es doch ein bisschen mehr geworden, als ich anfangs gedacht habe. *drop* Aber ich sage gleich, dass das nächste Kapitel dann wirklich nicht viel zum Inhalt beitragen wird.

Und ich möchte mich entschuldigen, dass der Anfang des Kapitels vielleicht nicht ganz so gut ist wie der Rest, aber ich hab den Teil geschrieben, während ich mit Fieber Zuhause saß und nicht wusste, was ich machen sollte. *hust*
 

Nun, zur ersten Szene… Ich finde Madara nicht bedrohlich genug, obwohl ich im ersten Moment eigentlich ganz zufrieden mit ihm war. Aber vielleicht lag das am Fieber. xD

Na ja, das müsst ihr entscheiden.
 

Das Gespräch zwischen Kakashi und Rin dagegen gefällt mir unheimlich gut. Ich wollte dieses Mal zumindest ein bisschen was aufdecken, aber auch nicht zu viel, weil ich es schade finden würde, wenn ich die Geschichte gleich erzähle.
 

Dann möchte ich mich für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel bedanken, und auch für die zahlreichen neuen Favoriten. Ich freue mich wie ein Schnitzel, dass die FF doch besser anzukommen scheint als erwartet, vor allem, weil KakashixRin bis jetzt noch nicht oft auf Animexx vertreten ist.
 

So, genug geredet.

Bis dann,

hiatari

Blood-Red Confusion

Nur sehr schwach nahm sie das leise Tröpfeln von Wasser wahr. Es war genauso leise und weit entfernt von ihr wie alles andere auch. Die Schreie und das Schluchzen, die sie verfolgt hatten, als sie hier herunter gekommen war, hörte sie schon gar nicht mehr. Sie hatte ihre Ohren einfach auf Durchzug gestellt, denn sonst würde sie so enden wie die anderen armen Kreaturen, die hier eingesperrt waren. Sie würde verrückt werden, den Verstand verlieren.

Die Zelle, in die man sie vor wenigen Stunden gebracht hatte, war klein. Die Enge schien sie zu erdrücken, während sie die hohen, aus grobem Stein gemauerten Wände ihres Gefängnisses nach oben blickte. Hoch über ihr war ein kleiner Durchbruch, der durch ein Gitter verschlossen war. Hellrotes Licht drang nur schwach zu ihr vor, das Leuchten dieses verdammten Vollmondes, der jede Nacht wieder am Himmel stand. Zwar sorgte dieses Fenster dafür, dass sie mit Sauerstoff versorgt war, doch es erinnerte sie auch daran, wie weit sie sich unter dem Anwesen der Uchihas befand. Sie fühlte sich, als wäre sie in einen Brunnen gefallen und würde nun am ausgetrockneten Boden sitzen und darauf warten, dass jemand sie finden würde.

Und selbst wenn eine Möglichkeit bestand, die unebenen Wände zu erklimmen, die Fesseln, die man ihr angelegt hatte, würden verhindern, dass sie auch nur ansatzweise den Duft der Freiheit hätte riechen können.

Ein Seufzer entfuhr ihr. Schon als Uchiha Madara vor sechzehn Jahren nach Konoha gekommen war, hatte sie gewusst, dass ihnen keine leichte Zeit bevorstand. Doch dass sie selbst in einem Kerker enden würde, hatte sie damals nicht für möglich gehalten.

Aber immerhin war sie noch am Leben, hatte sie sich doch gegen ihn durchsetzen können. Sie musste nur stark bleiben, keine Schwächen zeigen, dann würde es schon gut gehen. Nun war es an ihr, durchzuhalten, bis Kakashi seine Rebellion so weit hatte, um gegen Madara antreten zu können.

Sie erwischte sich dabei sich zu wünschen, dass dies bald geschehen würde. Sie mochte es nicht, eingesperrt zu sein. Keine Wärme war hier unten, sie fröstelte immer wieder. Und auf irgendeine Art und Weise plagten sie Schuldgefühle. Da draußen waren Leute, die sich auf sie verlassen konnten, wenn es um ihre medizinische Behandlung ging. Doch nun saß sie hier, gefangen, mit dem Verbot, sich um die Dorfbewohner kümmern zu können. Ihre Fähigkeiten sollten nur noch für die Uchihas bestimmt sein. Dieses verdammte Pack von Tyrannen.

Tsunade zog ihre Beine näher an den Körper und versuchte, eine angenehme Position zum sitzen zu finden, doch ihre Arme, die hinter ihrem Rücken gefesselt waren, schmerzten, und die nasse, klamme Kälte der Steine machte die Sache auch nicht besser.

Trotz ihrer unbequemen Haltung und der Kälte, spürte sie, wie ihre Augenlider schwer wurden und sie die Müdigkeit überkam. Sie hatte sich geschworen, nicht zu schlafen, Schlaf machte sie verwundbar und schutzlos, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Körper das nahm, was er brauchte. Ihr Kinn sackte auf ihre Brust und sie döste ein.

Sie wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch plötzlich hörte sie leise Schritte, die vor der Eisentür zu ihrem Gefängnis zum Stehen kamen. Jäh schreckte sie auf, nahm schnell eine aufrechte Sitzhaltung ein, reckte stolz das Kinn vor. Durch den kleinen, vergitterten Durchlass in der Tür konnte sie einen Schatten erkennen. Im nächsten Moment hörte sie, wie sich ein Schlüssel in dem Schloss umdrehte, dann öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren.

Tsunade war verblüfft, als sie erkannte, wer da in ihre Kerkerzelle kam. Lange Schatten verbargen sein blasses Gesicht fast vollkommen, doch dies war unverkennbar Uchiha Sasuke. Und ihre Überraschung steigerte sich nur noch, als sich eine weitere, kleinere Gestalt hinter ihm in den engen Raum drückte.

Sorgenvoll wurde sie von den strahlend grünen Augen von Uchiha Sakura gemustert, die hinter ihrem Ehemann hervor lugte. Sie hätte Tsunade am allerwenigsten hier erwartet.

„Ich muss mit dir reden.“ Sakuras Flüstern durchbrach die angespannte Stille.

„Es gibt nichts zu bereden“, erwiderte Tsunade. Sie sah keinen Grund darin, sich mit Sakura zu unterhalten. Es würde ja eh nichts bewirken und an ihrer Situation ändern.

„Bitte, es ist mir wichtig“, flehte Sakura, kam hinter ihrem Mann hervor und trat vor sie. „Bitte“, sagte sie noch einmal mit Nachdruck.

Tsunade bemerkte, wie Sasuke ebenfalls näher kam und Sakura am Arm packte. Sie schnaubte leise, als sie diese Geste bemerkte, hatte sie doch mit so etwas nicht von ihm gerechnet. Schätzte er sie etwa als so gefährlich ein, dass er auch nur bei der kleinsten Bewegung von ihr seine Frau schützend hinter sich ziehen konnte? Sie war gefesselt und völlig wehrlos, und außerdem die Letzte, die einer schwangeren Frau etwas antun würde. Trotzdem konnte sie den jungen Uchiha für seine Aktion nicht hassen, auch nicht dafür, dass er seinen zornerfüllten Blick auf sie richtete. Eher amüsierte es sie, einen Mann wie ihn so zu sehen, in Sorge um seine Frau. Und sie durfte dabei nicht außer Acht lassen, dass er Sakura erlaubt hatte, hierher zu kommen und sie sogar begleitete. Den Hass, den sie in seinen Augen sah, führte sie eher darauf zurück, dass Madara nicht gerade erfreut gewesen war über ihren Auftritt am Vormittag und seine Familie davon Wind bekommen hatte.

Ihr Blick wanderte zurück zu Sakura, die sie noch immer beschwörend anstarrte.

Seufzend gab sie sich geschlagen. „Du solltest nicht hier unter sein. Ihr beide nicht. Damit handelt ihr euch eine Menge Ärger ein.“

„Das braucht dich nicht zu interessieren“, erwiderte Sasuke monoton. „Tu einfach das, worum Sakura dich gebeten hat.“

Sakura legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm. Dann wandte sie sich wieder Tsunade zu. „Ich möchte nicht, dass du Ärger bekommst, Tsunade.“

Tsunade musste ob der mitschwingenden Sorge in ihrer Stimme leicht lächeln. „Ich dachte, du kennst mich schon lange genug um zu wissen, dass ich mich von so einer Kleinigkeit nicht unterkriegen lasse.“

Sakura verzog das Gesicht. „Wir reden hier aber von keiner Kleinigkeit mehr. Schau, wo du gelandet bist.“ Eine kurze Minute des Schweigens folgte, ehe sie fortfuhr. „Ich weiß, dass Rin verschwunden ist. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist und ich verlange auch nicht von dir, dass du es mir erzählst. Sie wird schon ihre Gründe dafür haben. Ich mache mir einfach nur große Sorgen.“ Ihre freie Hand fuhr zu ihrem Bauch. „Ich vertraue dir. Und du bist die Einzige, von der ich mir jetzt noch helfen lassen will.“

Schweigend hatte Tsunade ihren Worten gelauscht. Sie verstand die Sorge der jungen Frau, die Vertrauen zu ihren Ärzten brauchte, vor allem, weil es ihr erstes Kind war. Jede werdende Mutter wünschte sich nur das Beste für ihr Kind. Doch nun war Sakuras Ärztin verschwunden und statt böse auf sie zu sein, ließ Sakura sie ziehen und setzte ihr Vertrauen in Tsunade. In ihren Augen war das eine ganz große Geste von Sakura.

Ein leiser Seufzer entfuhr ihr, als sie weiter über ihre Worte nachdachte und eine tiefer liegende Bedeutung in ihnen erahnte. „Was willst du wirklich, Sakura?“, fragte sie ruhig.

Sakura straffte die Schulter. „Ich will, dass du meine Ärztin wirst. Und solange du das bist, wird dir nichts geschehen.“

Tsunade konnte das Grinsen nicht aufhalten, dass sich auf ihr Gesicht schlich. „Du willst mich in Schutz nehmen?“

„Sie will, dass du das brave Mädchen spielst, Tsunade“, zischte Sasuke und mischte sich somit ins Gespräch ein. „Sonst wirst du dein Leben schneller verlieren, als dir lieb ist.“

„Ich habe mein Leben schon verloren, als man mich hier hinunter gebracht hat, Uchiha Sasuke. Nun kann mich nichts mehr schocken.“ So sehr diese Worte auch schmerzten, jedes einzelne davon meinte sie vollkommen ernst. In der Sekunde, in der man sie hier her gebracht hatte, hatte man ihr ihre Freiheit genommen. Und ihre Freiheit war ihr Leben gewesen. Sie sagte den beiden nicht, dass sie noch Hoffnungen hegte, ihr Leben zurück zu bekommen. Sie wusste selbst nicht, wann dies der Fall sein würde. Doch sie selbst hatte Vertrauen. Vertrauen in die Rebellion.

„Ich warne dich, Tsunade“, knurrte Sasuke und kam ihrem Gesicht mit seinem gefährlich nahe, ganz so, wie Madara es zuvor schon getan hatte. „Meine Frau vertraut dir, deshalb werde ich dir auch vertrauen müssen. Ich weiß, dass du unversehrt bleiben wirst, solange du von uns gebraucht wirst. Aber solltest du auch nur einen falschen Ton verlauten lassen, ist es aus. Und das werde ich dir niemals verzeihen.“

Tsunade blieb ob der Drohung des jungen Uchihas unbeeindruckt. Es waren die Worte eines besorgten Mannes, der nur das Beste für seine kleine Familie wollte.

„Hört auf, bitte“, flüsterte Sakura und blickte flehend von ihrem Gatten zu Tsunade und wieder zurück. „Ich will doch nur, dass alles gut wird.“

Tsunade musterte die junge Frau, auf deren Gesicht sich Verzweiflung abzeichnete. Sie wollte dieses unschuldige Wesen nicht verletzen. Und gleichzeitig fühle sie nun, dass sich ihre Zuversicht steigerte, heil dieser Hölle entkommen zu können. Wenn Sakura sie als Ärztin wollte, dann würde sie noch mehr Gelegenheiten bekommen, den Kerker verlassen zu können. Und vielleicht konnte sie dann noch ein paar wichtige Details aufschnappen, die der Beseitigung Madaras beisteuern könnten. Und damit würde sie nicht nur der Rebellion helfen, sondern zugleich Sakura einen Gefallen tun. Sie musste sich nur benehmen und professionell ihrem Beruf nachgehen.

„Na schön“, sagte sie schließlich. „Es wird mir eine Ehre sein, eure Ärztin zu sein.“

Misstrauisch funkelte Sasuke sie an. Ihre plötzliche Zustimmung schien ihn zu verwirren.

„Was ist?“, wollte sie fast spöttisch wissen. „Ich würde eine schwangere Frau niemals im Stich lassen, egal, unter welchen Umständen.“ Sie wandte sich Sakura zu. „Ich mag dich, Sakura, und ich bin dir dankbar für das, was du tust, auch wenn es dumm ist, wenn du mich fragst. Aber ich danke dir wirklich für dein Vertrauen.“

Sakura lächelte. „Nein, ich danke dir, Tsunade.“ Sie hockte sich vor die Heilerin in drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde dafür sorgen, dass du hier raus kommst“, flüsterte sie ihr dann noch so leise ins Ohr, dass Tsunade glaubte, es sich nur eingebildet zu haben.

„Geht nun“, meinte sie stockend. „Ich will nicht, dass ihr Ärger wegen mir bekommt.“

Sakura nickte leicht und schenkte ihr noch ein letztes Lächeln, bevor sie sanft von Sasuke aus der kleinen Zelle geschoben wurde.

Das Klicken der Tür, als sie wieder verschlossen wurde, schmerzte ihr in den Ohren. Stille legte sich erneut über diesen schrecklichen Ort und erschöpft sank sie in sich zusammen.

An diesem Tag hatten sich die Ereignisse überschlagen, und es würde anstrengend werden, ihren Plan zu verfolgen und gleichzeitig Sakura nicht zu enttäuschen. Doch aufgeben kam für sie nicht in Frage. Und wenn sie schon den Bewohnern von Konoha nicht helfen konnte, weil sie hier fest saß, so würde sie ihr Bestes geben, um zumindest Kakashi und seinen Leuten von Nutzen zu sein.

Und während sich ein siegessicheres Lächeln auf ihrem Gesicht breit machte, driftete sie zurück in den Schlaf.
 

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Wieder musste sich Hinata an dem massiven Holztisch festhalten, an den sie sich mit Ino und ihrer Schwester gesetzt hatte, um nicht mit ihrem Stuhl an das andere Ende des Essraumes zu rutschen.

„Du meine Güte“, meinte Ino, die sich ebenfalls an den Rand des Tisches klammerte. „Dieser Wellengang ist ja wirklich schrecklich. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt.“

„Mir scheint, du bist es schon gewohnt“, sagte Hinata, die sich bei der ganzen Sache nicht ganz so wohl fühlte.

Ino zuckte mit den Schultern. „Ich bin nun schon eine ganze Weile bei der Rebellion dabei und habe deshalb schon ein paar Schifffahrten hinter mir. Glaube mir, mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Da ist ein stark schwankendes Schiff noch eine Kleinigkeit.“

Unwillkürlich musste die Hyuuga schlucken, als sie diese Worte hörte.

Ino musste lachen und tätschelte ihr beruhigend die Hand. „Ich wollte dir keine Angst machen. Ich bin mir sicher, dass du dich auch bald wie Zuhause bei uns fühlen wirst.“ Sie schenkte auch Hanabi einen aufmunternden Blick. „Ihr beide werdet das.“

Inos Worte erinnerten Hinata daran, was die letzte Nacht alles geschehen war. Wie sie sich im Hyuuga-Anwesen am Abend in ihr Bett gekuschelt hatte, in Gedanken wie immer bei der Schreckensherrschaft von Uchiha Madara und dem Leiden der Bewohner Konohas. Und dann daran, wie ihr Vater sie geweckt und ihr befohlen hatte, ihre Sachen zu packen. Er hatte so ernst ausgesehen, dass sie gar nicht erst gefragt hatte, was geschehen war, sondern war nur stumm seiner Aufforderung gefolgt. Ein merkwürdiges Gefühl war in ihr aufgestiegen, als sie den fremden Mann im Hof gesehen hatte, und es hatte ihr einen Stich im Herzen versetzt, dass ihr Vater ihre Schwester und sie weg schickte. Es war ihr nie schlecht ergangen im Hause ihrer Familie, trotz der Umstände in Konoha und der Strenge, mit der sie erzogen worden war. Die Hyuugas waren unterwürfig gewesen, der große Clan hatte sein Haupt gebeugt, um einem Ärger mit Madara zu ergehen, der mit seiner Familie die Herrschaft übernommen hatte.

Doch nun verstand sie die Beweggründe ihres Vaters langsam. Kakashi schien ein netter Mann zu sein und er hegte gute Absichten. Es war bemerkenswert, dass er so für seine Heimat kämpfte. Und sie war nun Teil dieses Kampfes. Ein Funken des Stolzes glomm bei diesem Gedanken in ihr auf.

Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als sie daran zurück dachte, wie sich ihr Vater vor Kakashi verneigt hatte. Diese Art von Respekt erbrachte das Clanoberhaupt der Hyuugas nicht jedem. Auch dies war ein Zeichen für sie, dass Kakashi ein wichtiger Mann war und dass ihr Vater ihm nicht nur dankbar dafür war, dass sie Konoha verlassen konnten.

Hinata wurde aus ihren Gedanken gerissen, als das Schiff in die andere Richtung schwankte und sie gegen den Tisch gedrückt wurde. Wie aus weiter Ferne drang ein leises Donnergrollen zu ihnen hinunter und ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Im gleichen Moment hörte sie ein Rumpeln aus dem Gang, der zu allen Räumen führte, kurz darauf wurde die Tür zum Esszimmer aufgeschoben und Rin stolperte hinein.

„Oh, was sehe ich denn da?“, flötete Ino und ein breites Grinsen schlich sich ihr bei Rins Anblick auf das Gesicht. „Haben wir uns da etwa den Captain gekrallt?“

Hinata musterte die Heilerin unauffällig, deren Gesichtsfarbe mittlerweile einer Tomate Konkurrenz machte, und bemerkte die große Männerjacke, die ihr über die Schultern gelegt war.

„Hör schon auf, Ino“, murmelte Rin beschämt und nahm neben der Blonden Platz.

Hinata fühlte mit ihr, ihr wären die Fragen sicherlich auch sehr peinlich, wenn sie mit der Jacke eines Jungen gesehen werden würde. Aber so, wie sie Ino in Erinnerung hatte, war die Blonde eine gnadenlose Klatschtante. Niemand konnte besser tratschen als Ino. Gleichzeitig spürte sie allerdings auch, dass Neugierde in ihr aufstieg, wofür sie sich selbst ein wenig schämte. Doch sie wünschte sich, dass Rin glücklich war. So lange, wie sie zurück denken konnte, war Rin immer allein gewesen. In ihrem Leben schien es nur ihre Arbeit zu geben. Hinata wollte nicht bestreiten, dass Rin es gerne tat und mit ganzem Herzen bei der Sache war, aber die Einsamkeit, die sie dabei umgab, war mehr als offensichtlich.

Einmal hatte sie ihren ganzen Mut zusammen genommen und Shizune gefragt, was denn mit Rin los war. Sie hatte ihr geantwortet, dass die Ärztin große Verluste in der Nacht hatte hinnehmen müssen, als Madara zurück nach Konoha kam. Man hatte ihr alles genommen, außer ihrer Arbeit. Hinata hatte diese Antwort sehr traurig gemacht und Madara ein weiteres Mal im Stillen dafür verflucht, einem so netten Menschen wie Rin so viel Kummer bereitet zu haben.

Gegenüber von ihr blitzten die blauen Augen von Ino plötzlich wissend auf. „Oh, natürlich!“, stieß sie triumphierend hervor. „Er ist diese Jugendliebe, von der du mir mal erzählt hast, als ich Liebeskummer hatte und mich an deiner Schulter ausgeweint habe.“

Hinata war verblüfft über diese Aussage, und ihr Blick schweifte schnell zu Rin, um ihre Reaktion zu erfahren.

Ihr Gesicht schien nun glühend heiß zu sein und sie zog den Kopf ein, um sich in der Jacke zu verstecken, wie eine Schildkröte, die sich bei Gefahr in ihren Panzer zurückzog.

Inos Blick wurde sanft und sie nahm Rins Hand. „Warum ist dir das so unangenehm? Die Liebe ist doch etwas Schönes.“

„Das ist schon so lange her, Ino“, sagte Rin leise. „Es war nur eine sinnlose Schwärmerei, die sowieso nie zu etwas geführt hätte. Es war vorbei, bevor es angefangen hatte, als er in der Nacht verschwand, als Madara auftauchte.“

„Aber jetzt seid ihr doch wieder zusammen“, mischte sich Hinata ein. Die Worte entwichen ihr, bevor sie es verhindern konnte. Eigentlich mochte sie es nicht, sich in anderer Leute Gespräche einzumischen.

„Hinata hat Recht“, meinte Ino. „Jetzt könnt ihr wieder viel Zeit miteinander verbringen.“

„Ich weiß nicht, ob das alles nützt, um das wieder gut zu machen, was er mir die letzten Jahre angetan hat“, seufzte Rin und raufte sich die Haare. „Erst mal verschwindet er in dieser Nacht, ohne mir oder irgendwem auch nur ein Wort darüber zu erzählen, dann weckt mich Tsunade und sagt, dass ich verschwinden muss, ich werde von einem sprechenden Hund zu diesem Schiff gebracht und die erste Person, die ich sehe, ist Kakashi. Und als du mir dann auch noch erzählt hast, dass er die Jahre über öfter in Konoha war, dachte ich, ich falle aus allen Wolken. Wisst ihr, wie verletzend es war zu wissen, dass er so oft in meiner Nähe war, sich aber nicht ein einziges Mal dazu entschlossen hatte, mich mal zu besuchen?“ Die Worte sprudelten nur so aus Rin heraus.

Hinata konnte die Gefühle der anderen Frau nur zu gut verstehen. Selbst für sie als außenstehende Person war dies alles sehr verwirrend. Allerdings kannte sie auch nicht die ganze Geschichte. Aber Rin anscheinend auch nicht.

Ino stemmte empört eine Hand in die Seite. „Bitte was hat er getan? Na, der bekommt aber was von mir zu hören!“

Rin schreckte auf und fasste Ino an den Schultern. „Nein, bitte nicht. Ich will das alleine klären. Und ich habe ihn jetzt zumindest schon mal so weit, dass er mir alles ganz genau erklären will.“

Ino lächelte. „Na, das ist doch schon mal was, auf dem ihr beiden aufbauen könnt.“

„Und er hat dir seine Jacke gegeben. Das ist doch ein Zeichen dafür, dass er sich um dich sorgt“, meinte Hanabi und mischte sich nun auch in das Gespräch ein. „Nicht jeder würde das tun.“

„Hanabi hat vollkommen recht“, stimmte Ino zu. „Es wird schon alles gut gehen.“

„Meint ihr wirklich?“, fragte Rin.

Die drei anderen Frauen nickten.

Doch Rin ließ den Kopf hängen. „Ich weiß nicht so recht…“, nuschelte sie in die Jacke hinein, die ihr noch immer über den Schultern lag. „Irgendwie… habe ich Angst“, gab sie schließlich zu.

Hinata blinzelte verwundert. „Angst? Wovor?“

Ein verbittertes Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Ärztin. „Angst davor, noch einmal enttäuscht zu werden. Ich will mein Herz nicht erneut an ihn verlieren, solange ich weiß, dass er mir etwas verschweigt. Ich will die Wahrheit. Und ohne die Wahrheit kann ich ihm nicht ganz vertrauen.“

„Das verstehe ich.“ Ino nahm Rin in die Arme. „Eine Frau sollte einem Mann nicht leichtfertig ihr Herz schenken. Aber gib ihm die Chance, es wieder gut zu machen, Rin. Er hatte bestimmt seine Gründe für sein Handeln. Und wenn er sie dir erklärt hat, kannst du immer noch dein Urteil fällen. Tief in dir drin möchtest du ihm doch verzeihen.“

Hinata war berührt von den Worten der Blonden, und das Glitzern in den Augen von Rin bestätigte ihr, dass auch ihr diese Worte gut taten. Sie wünschte sich wirklich für diese Frau, dass für sie alles gut werden würde. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Kakashi kein schlechter Mensch war. Sie hatte gesehen, wie er sie in seine Arme geschlossen hatte, als sie auf das Schiff gekommen und auf ihn zu gestürmt war. Hatte bemerkt, wie er nur widerwillig mit Uchiha Itachi mitgegangen war, so, als würde er sie nicht gerne verlassen wollen.

Doch noch konnte sie nicht sagen, wie sich die Situation entwickeln würde.

Dies lag alles in den Händen von Rin und Kakashi.
 

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Eilig wischte sich Neji eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und griff dann schnell wieder nach dem dicken Tau des Hauptsegels, an dem er gemeinsam mit Lee und Shikamaru zerrte, um es bei dem Sturm, der aufgekommen war, an seiner Position zu halten. Das Seil hatte sich gelöst und nun kämpften sie gegen den Wind an und versuchten, es wieder fest zu machen.

Der Wind peitschte um sie herum, Regen prasselte erbarmungslos auf sie nieder. Die Anweisungen, die sich die Männer gegenseitig zu riefen, gingen in dem Getöse fast unter.

Eine erneute starke Windbö blähte die Segel auf und riss sie fast von den Füßen.

Neji biss die Zähne zusammen und stemmte sich mit den anderen beiden in die entgegengesetzte Richtung. Sie durften nicht vom Kurs ab kommen, das war das Wichtigste.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Uchiha Itachi auf sie zueilte und das Ende des Taus griff, um ihnen zu helfen. Neji hatte seine Rolle in dieser Rebellion noch immer nicht ganz verstanden, doch es blieb ihm nun keine Zeit, darüber nachzudenken.

Die vier Männer nutzen einen Moment, in dem der Wind kurz nach ließ, und zogen mit all ihrer Kraft das Tau zurück zu dem Dock, an dem Itachi es mit schnellen und präzisen Handgriffen effizient verknotete. Dann drehte er sich zu den anderen um.

„Der Sturm lässt langsam nach“, erklärte er ihnen. „Kakashi sagt, ihr könnt nach unten gehen und euch ausruhen. Wir haben jetzt alles so weit im Griff.“

Shikamaru und Neji nickten verstehend, nur Lee schien enttäuscht zu sein, dass er nicht länger gebraucht wurde. Shikamaru verdrehte genervt die Augen und schob Lee vor sich her zu der Luke, die nach unten führte. Wegen des Sturms war sie abgedeckt worden, damit kein Wasser unter Deck gelangte.

Ruhe umgab sie, als sie in den Gang kamen, das Geheul des Sturms drang nur noch gedämpft zu ihnen durch. Die Kleidung klebte ihnen am Körper, und langsam fröstelte es Neji, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er war nun Teil einer wichtigen Rebellion, da konnte er sich keine Schwächen erlauben.

„Shikamaru?“

Sie fuhren herum und Shikamaru seufzte auf, als er Ino am anderen Ende des Ganges entdeckte. „Geht schon mal vor, ich komme gleich nach“, sagte er und trottete Ino entgegen.

Lee zuckte nur mit den Schultern und öffnete die Tür zu dem Schlafraum der Männer, Neji folgte ihm.

„Man mag es kaum glauben, wenn man Shikamarus genervtes Gesicht sieht, aber Ino hat ihn wirklich voll und ganz im Griff. Das würde er natürlich nie zugeben.“ Lee zwinkerte.

Neji war verblüfft. „Die beiden…“

„Sind zusammen?“, beendete Lee den Satz. Er nickte. „Ja, schon eine ganze Weile. Als ich es erfahren habe, konnte ich es auch nicht glauben, weil Shikamaru bei jeder Gelegenheit verlauten ließ, dass sie verdammt anstrengend ist. Du erinnerst dich vielleicht, dass er schon früher immer gesagt hat, er möchte nie so eine anstrengende Frau wie seine Mutter haben.“ Erneut zuckte er mit den Schultern. „Aber scheinbar ist es gerade das, was er so anziehend findet.“

Neji schwieg, suchte nur trockene Kleidung aus seinem Rucksack und zog sich um.

„Tenten wird sich freuen, dich wiederzusehen. Wir haben uns beide gefragt, wann du endlich dazu kommen würdest. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass du noch vor uns gehen würdest“, erzählte Lee und zog sich ein grünes Hemd über den Kopf.

Neji erstarrte in seiner Bewegung und musterte Lee, der ihm den Rücken zugedreht hatte. Erst die letzte Nacht hatte er darüber nachgedacht, ob er seine Freunde wohl wiedersehen würde, dort, wo er hin ging. Und jetzt fand er sich in seiner Vermutung bestätigt. „Tenten ist also auch da?“, fragte er, nur um ganz sicher zu gehen.

„Ja, sie ist im Versteck in Suna geblieben.“

„Warum seid ihr für die Rebellion ausgewählt worden?“ Diese Frage stellte sich ihm schon, seit er hier angekommen war. Wieso genau wollte man ihn dabei haben?

Lee drehte sich langsam zu ihm um. „Kakashi sagt, ich bin gut in Selbstverteidigung. Er mag es, wie ich mich auch ohne Waffen zur Wehr setzen kann. Und Tenten ist unsere Waffenspezialistin. Das liegt ihr im Blut, schließlich besitzt ihr Vater ein eigenes Geschäft in Konoha und stellt seine Waffen selbst her. Sie hat ihr Handwerk von ihm gelernt und kümmert sich nun darum, dass wir gut ausgerüstet sind.“

Neji nickte verstehend. Ja, das war genau die richtige Arbeit für Tenten. Er konnte vor seinem inneren Auge sehen, wie sie stolz ihre Waffen für die Rebellion herstellte. Und auch Lees Berufung konnte er gut verstehen. Als er merkte, dass er mit Waffen nicht so gut umgehen konnte, hatte er angefangen, seinen Körper zu stählen, um diesen anstatt eines Schwertes als Waffe zu benutzen.

„Kakashi wird bestimmt begeistert sein von deinem Umgang mit dem Schwert“, sagte Lee. „Ich wette, in den letzten zwei Jahren bist du noch besser geworden.“

„Es ist ganz passabel“, erwiderte Neji und brachte seine nassen Sachen in den Waschraum nebenan, um sich zum Trocknen aufzuhängen.

„Sei nicht so bescheiden, Neji“, schalt ihn Lee. „Ich weiß, dass du gut bist. Ich habe dich oft genug trainieren sehen.“ Er ließ sich zurück auf eines der Betten fallen und kuschelte sich tief unter die Decke. „Lass uns jetzt schlafen. Der Marsch zurück zum Versteck morgen wird wieder nicht leicht werden bei diesem Klima.“

Neji legte sich in das Bett neben ihn und löschte die Kerze, die auf einem kleinen Tisch zwischen ihnen stand. Die Kerze auf der anderen Seite ließ er für Shikamaru brennen.

Er schloss die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen, doch seine Gedanken wanderten gleich zum Versteck der Rebellion. Er war gespannt darauf, wie diese ganzen Leute es geschafft hatten, sich all die Jahre unbemerkt zu verstecken. Und das in einem Land, das fast nur aus Wüste bestand, so hatte man ihm erzählt.

Aber ihm bleib nichts anderes als abzuwarten und alles auf sich zukommen zu lassen. Dann würde er auch eine Antwort auf seine Fragen finden.
 

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Hallo.
 

Ich weiß, ich hab unheimlich lange für dieses Kapitel gebraucht, und das tut mir auch unheimlich leid. Aber ich hatte die letzten Wochen sehr viel Stress mit der Arbeit und überhaupt keine Zeit zum Schreiben. Und dann komme ich nur mit einem Übergangskapitel…
 

Trotzdem hoffe ich, dass ihr Spaß hattet beim Lesen.

Das Gespräch zwischen den Mädchen ist irgendwie weiter ausgeschweift, als ich es anfangs geplant hatte, aber mir gefällt es so.

Ich wollte auch mal ein bisschen was aus der Sicht der Hyuugas einbringen, also habe ich dieses Kapitel dafür genutzt.
 

Okay, noch zwei Wochen, dann muss ich wieder ins Studieninstitut. Da habe ich nur fünf Stunden Unterricht und deshalb wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben. Da ist zwar auch die Zwischenprüfung, für die ich eine Menge lernen muss, aber ich habe trotzdem mehr Zeit als jetzt.
 

Nächstes Kapitel geht es also nach Suna. Ich freu mich schon richtig darauf, dieses Kapitel zu schreiben, das wird verdammt Spaß machen.
 

Bis dahin,

liebe Grüße,

eure hia

Blood-Red Hideout

Nur langsam erwachte Rin aus dem tiefen und festen Schlaf, in den sie am Abend zuvor gefallen war. Sie blinzelte, als sie die Augen aufschlug, und die ersten Sonnenstrahlen des Tages, die durch das kleine Bullauge in der Außenwand des Schiffes fielen, ließen ihre Nase kribbeln.

Sie fühlte sich vollkommen entspannt, war schon seit Ewigkeiten nicht mehr so ausgeruht gewesen, obwohl ihr so viele Gedanken und Sorgen hinterher jagten. Und es war die erste Nacht seit sechzehn Jahren gewesen, in der sie keine Alpträume geplagt hatten. Nur traumloser Schlaf.

Ein leises Rascheln ließ sie aufhorchen und sie setzte sich auf. Ino war bereits aufgewacht und angezogen, ihre Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. So lautlos wie möglich versuchte sie, ein paar Sachen in eine Tasche zu packen, um die anderen nicht zu wecken.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Rin im Flüsterton, damit die beiden Hyuuga-Mädchen weiter schlafen konnten.

Ino blickte auf und schüttelte den Kopf. „Nein, ihr müsst nachher nur noch eure Sachen einpacken und die Lebensmittel müssen wir nach dem Frühstück auch noch verstauen. Wir wissen nicht, wann wir das nächste Mal unterwegs sind und es ist zu schade, wenn das Essen schlecht wird.“

Rin nickte verstehend und stand nun ebenfalls auf. Auf leisen Sohlen tapste sie in den Waschraum nebenan und spritzte sich frisches Wasser ins Gesicht, um richtig wach zu werden. Dann machte sie sich daran, die mittlerweile trockene Kleidung, die Ino und Hinata für sie gewaschen hatten, abzuhängen und ordentlich zusammen zu legen. Anschließend zog sie sich um. Da sie gehört hatte, dass Suna einer Wüste glich und das Klima dementsprechend warm war, entschied sie sich für ein kurzärmeliges weißes Shirt und eine weite schwarze Hose, die ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Den Rest ihrer Sachen packte sie zurück in die Tasche, wobei sie die Jacke, die ihr Kakashi am Vorabend umgelegt hatte, sorgfältig faltete und oben auf legte, und stellte sie zusammen mit ihren medizinischen Utensilien neben der Tür ab, wo auch schon Inos Tasche lag.

Die Blonde hatte auf sie gewartet, setzte nun ein fragendes Gesichtsausdruck auf und zeigte Richtung Tür.

Rin nickte und die beiden Frauen verließen gemeinsam die Kabine.

„Wollen wir uns vielleicht schon mal um das Frühstück kümmern?“, schlug Rin vor.

„Wunderbare Idee.“ Ino hielt sich den Bauch. „Durch den Sturm gestern ist das Abendbrot ausgefallen. In meinem Magen herrscht nur noch gähnende Leere.“

Rin musste sich ein Lachen verkneifen. „Dann sollten wir schnell dafür sorgen, dass das nicht mehr lange so bleibt.“

Ihr Weg führte in die kleine Küche an Bord, wo sie wie schon am Tage zuvor das Essen zubereiteten. Schweigen herrschte zwischen ihnen, jede hing ihren eigenen Gedanken nach, während sie arbeiteten.

Rin musste an den vorherigen Tag zurück denken, an ihr Gespräch mit Kakashi und das mit den Mädchen. Vor allem Inos Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte recht mit dem was sie sagte, das fühlte sie tief in sich drin, doch es half ihr nicht, die Angst zu vertreiben, dass sie ihn noch einmal verlieren könnte und ihr Herz dadurch erneut in tausende Einzelteile zersplitterte. Sie war verwirrt, wusste noch nicht, was sie denken sollte, war nur froh, dass Kakashi dazu bereit war, ihr seine Geschichte zu erzählen. Wie hatte Ino es ausgedrückt…? Dann könnte sie immer noch ihr Urteil fällen. Doch sie wusste jetzt schon, dass sie ihm verzeihen würde, egal, was er ihr erzählte. Sie war kein Mensch, der lange böse auf jemanden sein konnte. Schon gar nicht auf ihn…

„Hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen.“

Rin sah auf und blickte Ino an, die das geschnittene Obst und Gemüse auf einen Teller stapelte.

„Das wird schon alles“, meinte die Jüngere. „Du darfst nur nicht zu viel darüber nachdenken. Lass den Dingen einfach ihren Lauf.“

„Wahrscheinlich ist es besser so“, seufzte Rin. Vielleicht hatte Ino wirklich verdammt Recht. Sie dachte zu viel nach. Wer zu viel nachdachte, machte Fehler, die er eigentlich vermeiden wollte. Fehler wie misstrauisch gegenüber Personen sein, denen man vertrauen konnte.

Die beiden Frauen nahmen Geschirr und Besteck, um den Tisch zu decken, auf dem Weg zurück zur Küche, um den Rest zu holen, stießen Hinata und Hanabi zu ihnen, die sofort mit anpackten.

Das Frühstück verlief ebenso ruhig wie die Vorbereitung. Es gab nicht viel zu bereden, da ihre Ankunft in Suna kurz bevor stand. Nur Gai und Lee waren durch den ganzen Raum zu hören, die dem Sturm vom Vortag nur positives abgewinnen konnten, denn die Kraftaufwendung, um das Schiff auf Kurs zu halten, war eine gute Übung gewesen, um ihre Muskeln noch weiter zu stählen.

Rin bemerkte, wie Asuma die Augen bei diesem Gespräch verdrehte, und sie konnte die Reaktion des Mannes gut nachvollziehen. Sie hatten wirklich Glück gehabt, diesen Sturm so heil überstanden zu haben. Schon oft hatte sie von Seefahrern gehört, die wegen eines solchen Unwetters ihr Leben verloren hatten. Und scheinbar hatten die Männer es nicht nur geschafft, dass das Schiff heil geblieben war, sondern auch, dass sie den Kurs hatten halten können.

Kakashi und Itachi waren nicht bei ihnen. Rin vermutete sie bereits an Deck, außerdem hätte Kakashi wahrscheinlich eh nicht mit ihnen zusammen gegessen und sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass er das Frühstück vom Vortag nachgeholt hatte. Unwillkürlich beschlich sie erneute Sorge, dieses Mal um Kakashis Gesundheit, was wahrscheinlich unsinnig war, da er alt genug war selbst zu entscheiden, wann er etwas aß und wann nicht. Trotzdem beschloss sie, dass sie ihm irgendwann, wenn sie in Suna ankamen, eine ausgewogene Mahlzeit zubereiten würde, die er vor ihren Augen würde zu sich nehmen müssen, damit sie wenigstens diese Sorge vergessen konnte.

Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, räumten die Frauen gemeinsam den Tisch ab und begaben sich zurück in die Küche. Dort wickelten sie den Großteil der Lebensmittel in Leinentücher ein und verstauten diese Päckchen in großen Lederbeuteln, die das Essen zusätzlich vor der unbarmherzigen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit Sunas schützen sollten. Auf Hanabis Frage hin, wie sie denn mit all diesen Sachen unbemerkt an Land kommen sollten, antwortete Ino, dass die Rebellion ihren eigenen Anliegerplatz gebaut hatte, den sonst niemand kannte und auch niemand so schnell aufsuchen würde. Die Bäume und die Sträucher des Urwaldes, durch den ihr Weg führte, würden den Rest erledigen.

Rin fragte sich, wieso Ino von einem Dschungel sprach, da sie immer von einer Wüste ausgegangen war, doch auch diese Frage sollte schnell beantwortet sein.

„Dieser Urwald erstreckt sich nur über einen kleinen Teil von Suna“, erklärte Ino. „Er ist wie eine fruchtbare Oase in der kargen und trockenen Wüste. Trotzdem konnten sich die Menschen leichter in der Wüste ansiedeln, als in dem dichten Gewirr aus Bäumen und Sträuchern. Das ist gut für uns, so vermutet keiner, dass wir uns an dem Ort befinden, den niemand für wirklich bewohnbar hält.“

„Aber was ist mit der Wasserversorgung?“, fragte Rin verblüfft.

„Die Menschen in Suna haben es ähnlich gehandhabt wie wir in Konoha. Sie haben Leitungen verlegt und Brunnen gebohrt, wobei die Brunnen weniger Arbeit verursachten. Die nächste Stadt von uns aus ist die Hauptstadt Suna selbst. Außer ihr gibt es wie bei uns nur kleine Siedlungen außerhalb. Die Menschen bevorzugen es, geballt zu leben, ein angeborener Schutzmechanismus. Und wir haben genug Trinkwasser für alle, ohne, dass es jemand bemerken würde.“ Ino verschnürte erneut einen der Lederbeutel. „Ich möchte nicht zu viel verraten, ihr werdet es schon sehen, wenn wir dort ankommen.“

Rin wurde unheimlich neugierig bei Inos Worten und konnte es bald kaum noch abwarten, endlich an Land zu gehen. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, wie es wohl sein würde, wenn sie ein fremdes Land erkunden würde? Zu oft, musste sie sich eingestehen, vor allem in der Zeit von Madaras Herrschaft. Sie hatte sich immer weit weg gewünscht, und nun war sie kurz davor, einen ihrer Kindheitsträume zu erfüllen.

Zusammen schleppten die Mädchen ihre verpackten Lebensmittel sowie ihr Gepäck die steile Treppe hinauf, die an Deck führte.

Eine stickige Hitzewelle traf Rin, als sie das Deck erreichten. Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte unbarmherzig auf sie hinab, so heiß, wie sie es bisher selten erlebt hatte. Sie war froh, sich für die kurze Kleidung entschieden zu haben, auch, wenn sie bei ihrem Gang durch den Dschungel, den sie nicht bedacht hatte, wahrscheinlich von Moskitos nur so zerstochen werden würde. Doch das wäre das kleinste Übel. Insektenstiche konnte sie schnell heilen.

Rin ging hinüber zur Reling des Schiffes und lehnte sich darüber, um in die Richtung zu blicken, die sie ansteuerten. Ihr Herz machte einen aufgeregten Hüpfer, als sie einen Flecken Land am Horizont entdeckte. Er war noch zu weit weg, um einen Unterschied zwischen den Vegetationen ausmachen zu können, doch je näher sie ihrem Ziel kamen, desto klarer erschienen ihr die Gegensätze von Suna. Sie sah unendliche Weiten von weißgrauem Sand, doch das Schiff suchte sich seinen Weg zu dem grünen Fleckchen Erde, das wohl der Dschungel war. Ino hatte Recht gehabt, der Urwald nahm wirklich nur einen kleinen Teil des Landes ein.

Plötzlich stand Kakashi neben ihr, sie war so versunken gewesen in dieser neuen Welt, dass sie ihn gar nicht bemerkt hatte. Er trug ein weißes Hemd, wobei er die obere Hälfte der Knöpfe offen gelassen hatte und es ihm locker auf den Schultern saß, und eine dunkle Hose mit Stiefeln. Zu Rins Enttäuschung trug er noch immer die dunkle Maske, die sein Gesicht verbarg. Sie wollte nur zu gerne wissen, wie sich seine Gesichtszüge im Laufe der Jahre verändert hatten, und wieso er sich überhaupt auf diese Art und Weise versteckte.

Verwundert blickte sie auf den Flachmann, den er ihr entgegen hielt.

„Wasser“, sagte er nur und drückte ihr den Behälter in die Hand. „Du wirst es gut gebrauchen können in dieser tropischen Hitze. Aber das weißt du schließlich noch besser als ich.“

Rin nickte kaum merklich. „Danke. Obwohl ich nicht glaube, dass es lange im Körper bleibt“, meinte sie.

„Wir sind nicht allzu lange unterwegs“, erklärte Kakashi. „Es wird reichen, bis wir am Versteck angekommen sind. Da haben wir genug Wasser.“

Ungewollt verzog Rin das Gesicht. „Wieso seid ihr alle so geheimnisvoll, was euer Versteck angeht? Ino wollte auch nichts verraten, außer, dass es in diesem Urwald liegt.“ Sie machte eine ausschweifende Geste zu der begrünten Seite Sunas, die nun stetig näher kam. Die trockene Zone des Landes hatten sie weitläufig umfahren, sie vermutete, damit sie nicht auffielen.

Sie hörte Kakashi leise lachen. „Versuche, deine Neugierde noch ein bisschen im Griff zu behalten“, sagte er. „Lass dich einfach überraschen und genieß den Eindruck eines Landes, von dem du dachtest, es niemals besuchen zu können.“ Bei seinen Worten entdeckte sie ein amüsiertes Funkeln in seinem sichtbaren Auge. „Entschuldige mich nun.“

Verblüfft sah sie ihm nach, als er sich auf den Weg Richtung Steuer begab, wo Itachi schon auf ihn wartete.

Dafür tauchte nun Ino neben ihr auf. „Ich freu mich drauf, wieder nach Hause zu kommen“, sagte sie und blickte sehnsüchtig in Richtung Land.

Rin wusste nicht wieso, aber Inos Worte versetzten ihr einen kleinen Stich ins Herz. Vielleicht war dieser Gedanke dumm von ihr, aber auch wenn sie so lange Schmerz und Leid in Konoha erfahren hatte, so würde dieses Land und seine Hauptstadt doch immer ihre Heimat bleiben. Für sie war die kleine Hütte in der Nähe vom Ufer ihr Zuhause. Natürlich musste sie dabei auch bedenken, dass Ino schon länger fort war als sie und sich schon eingelebt hatte. Aber selbst wenn sie sich im Versteck der Rebellen wohl fühlen sollte, so würde sie ihre Meinung doch nie ändern. Wenn Madara von dieser Welt verschwunden war, dann würde sie in ihr Heim zurück kehren.

„Nun guck nicht so“, meinte Ino lachend und knuffte ihr in die Seite. „Ich gehe jede Wette ein, dass du begeistert sein wirst.“

Nun siegte doch die Neugierde in ihr und erstickte den kleinen Funken Heimweh, der zuvor in ihr entflammt war. Suna war nun so nah, dass sie das Ufer klar erkennen konnte und der Dschungel wirkte einladender auf sie, als sie es sich vorgestellt hatte. Allerdings kam es ihr so vor, als würde es noch wärmer werden, je näher sie Suna kamen, und auch die Luftfeuchtigkeit stieg schnell an.

Um sie herum waren die Männer der Crew voll und ganz in ihre Arbeit vertieft. Die Segel wurden eingeholt und als sie dem Strand so nahe kamen, dass sie dachte, sie würden auf Grund laufen, hörte sie das Rasseln der Ketten des Ankers, als dieser ausgeworfen wurde, dann ein Platschen. Ein leichter Ruck ging durch das Schiff, als es am Ufer zum Liegen kam.

„Land in Sicht“, meinte Ino vergnügt, stieß sich von der Reling ab und rannte zu Shikamaru, der gerade die Strickleiter über Bord warf, über die sie zuvor das Schiff mit Pakkun erreicht hatte. Der Leiter folgten ein paar dicke Taue.

Ein kleiner Stich der Eifersucht durchfuhr sie, als sie die beiden zusammen sah, wie Ino sich freudig strahlend an Shikamarus Arm klammerte. Er hatte das Gesicht genervt verzogen, doch Rin sah ihm trotzdem an, dass auch er glücklich war. Ob sie jemals so glücklich sein konnte wie die beiden?

Um sie herum herrschte mittlerweile ein reges Treiben. Die Männer warfen sich ihre Taschen mit dem Gepäck über und hängten sich auch die Taschen mit den Lebensmitteln um. Dann kletterten die ersten von Bord. Gai war der erste, der im hüfthohen Wasser landetet. Er griff sich eines der Taue, das Shikamaru zuvor über Bord geworfen hatte, und ging dann ans Ufer, wo er das Seil mit geübten Griffen um den dicken Stamm eines Baumes band. Asuma folgte ihm und tat es ihm gleich.

Rin wandte ihren Blick von dem Geschehen ab, drehte sich um und ging zurück zu ihrem Gepäck. Es wurde nun langsam auch für sie Zeit, das Schiff zu verlassen. Sie warf sich ihre Taschen über die Schultern und hängte sich dann noch den an einer langen Lederschnur befestigten Flachmann mit dem Wasser um. Als sie nach ihrem Schwert greifen wollte, kam ihr jemand zuvor. Überrascht blickte sie auf und entdeckte Itachi, der sich ihre Waffe zu seinem Schwert an den Gürtel schnallte.

Sobald er ihren Blick bemerkte, grinste er schief. „Nun schau nicht so“, tadelte er sie. „Du hast schon genug zu tragen, da musst du nicht auch noch die schwere Waffe tragen.“

„Danke“, murmelte sie und Itachi nickte.

„Nach dir“, sagte er und deutete auf die Stelle der Reling, an der die Strickleiter hinunter ging.

Rin folgte seiner Aufforderung und schwang die Beine über die Reling, folgte Shikamaru und Ino, die unter ihr kletterten, die Leiter hinab. Dann landete auch sie im Wasser. Sie hatte gefroren, als sie mit Pakkun zusammen auf die Chidori zu geschwommen war. Das Wasser war eisig gewesen. Aber als sie sich nun ans Ufer kämpfte, war das Wasser, das um sie herum schwappte, angenehm kühl. Am liebsten wäre sie einfach dort stehen geblieben, in der Nähe des Strandes, mit Blick auf die hohen, dicht bewachsenen Bäume des Urwaldes von Suna.

Bewundernd musterte sie die fremde Umgebung. Schon auf den ersten Blick erkannte sie Pflanzen, die sie zuvor noch nie gesehen hatte oder nur aus Büchern kannte, und es reizte sie, einige davon abzuschneiden und zu Heilsalben oder anderen Medikamenten zu verarbeiten. Doch dazu blieb ihr nun keine Zeit mehr. Vielleicht konnte sie Kakashi später noch einmal dazu überreden, hierher zurückzukehren. Aber nun hatten sich alle am Strand versammelt und Kakashi deutete auf den Dschungel.

„Wir haben nun einen kleinen Fußmarsch vor uns. Der Wald ist dicht, passt auf hervorstehende Wurzeln und Schlingpflanzen auf. Sollte irgendetwas sein, schreit sofort, damit euch geholfen wird. Niemand außer uns wird euch dort hören können. Die Tiere dürften keine Probleme darstellen, aber achtet auf die Moskitos. Und für unsere Neuankömmlinge…“ Er zeigte nun nach oben. „Unser Ziel ist der Berg, den ihr vielleicht schon von Weitem gesehen habt, bevor wir angelegt haben. Es ist nicht so weit, wie es wohlmöglich den Anschein hatte.“ Er wandte sich um und zog eine Machete aus einer der Schwertscheiden, die er am Gürtel trug. „Also dann“, sagte er, „lasst uns gehen.“

Während seiner Worte war vor ihrem inneren Auge wieder das Bild von dem Berg erschienen, den sie inmitten der grünen Oase entdeckt hatte. Fast hätte sie ihn nicht bemerkt, da die Bäume so hoch gewachsen waren, dass sie ihn beinahe zu verschlucken drohten. Doch nun konnte sie sich wieder daran erinnern, dass er wirklich da war. Bilder mit Vorstellungen von dem Versteck tauchten in ihrem Kopf auf. Lag der Schlupfwinkel der Rebellion am Fuße des Berges? Oder in einer Höhle innerhalb? Vielleicht war es aber auch unterirdisch.

Die Gruppe um sie herum setzte sich in Bewegung. Kakashi trat zwischen die Bäumen und im nächsten Moment hatte ihn das unendliche Grün des Waldes verschluckt. Rin beeilte sich, den anderen zu folgen, da sie nicht verloren gehen wollte, und fand einen Platz in der Mitte ihrer Gefolgschaft. Kaum hatte auch sie den Dschungel betreten, war es, als hätte irgendjemand alle Geräusche außer der des Waldes abgedreht. Nur noch stickige, feuchte Luft umgab sie, die frische Brise der Küste war verschwunden, das Gekreische der Möwen, die über dem Strandgekreist waren, sowie das Rauschen der Wellen waren verschwunden. Nun hörte sie nur noch den Dschungel, Insektengezirpe und den Gesang von Vögeln, die sie nicht kannte. Sie konnte die gefiederten Tiere nirgendwo entdecken, sie mussten weit oben in dem dichten Blätterwerk der Bäume sitzen.

Es war dunkler geworden, das Tageslicht fand nur schwer seinen Weg zu ihnen hinunter an den Erdboden. Trotzdem konnte Rin noch alles gut erkennen, sogar den kaum sichtbaren Trampelpfad, dem sie folgten. Aber sie war sich sicher, dass sie den Weg nicht gesehen hätte, wäre sie nicht der Gruppe gefolgt. Zu leicht konnte man sich hier verlaufen.

Während sie gingen, entstanden leise Gespräche unter ihnen, die mit der Zeit lauter wurden, und sie konnte die anderen lachen hören. Rin selbst schwieg, lauschte lieber den Geräuschen um sie herum und betrachtete die unbekannte Flora. Einmal konnte sie sich nicht beherrschen und pflückte im Gehen ein paar Kräuter, die sie in den Büchern von Tsunade gesehen hatte. Vorsichtig steckte sie die Pflanzen in ihre Tasche mit den medizinischen Utensilien.

Plötzlich war Ino wieder neben ihr. „Itachi trägt dein Schwert“, bemerkte sie und deutete nach vorne, wo Itachi mit Kakashi an der Spitze ging.

„Ja, ich weiß“, erwiderte Rin und sprang über eine Wurzel, die aus der Erde ragte. „Er wollte es mir abnehmen, weil ich schon so genug zu tragen habe.“

„Findest du nicht, dass das eher Kakashis Aufgabe gewesen wäre?“, raunte Ino ihr zu und wackelte verheißungsvoll mit den fein geschwungenen Augenbrauen.

Rin musste unwillkürlich schmunzeln. „Ich glaube, er hat ganz andere Sachen im Kopf, als dass er daran denken würde, ob mein Gepäck mir nicht zu schwer ist.“

Ino verdrehte die Augen. „Ich bitte dich“, meinte sie, „wenn er dir schon seine Jacke anbietet, dann kann er auch deine Sachen tragen. Schau, Shikamaru trägt auch mein Gepäck.“ Sie zeigte hinter sich und Rin drehte sich um. Ein paar Meter hinter ihnen ging Shikamaru und trug tatsächlich Inos Tasche zusätzlich zu seiner und einem Beutel mit Lebensmitteln.

„Mir ist das Gepäck nicht so wichtig“, sagte Rin leise. „Ich würde sogar seine Sachen tragen, wenn er mir dafür nur etwas aus seiner Vergangenheit erzählen würde.“

„Ich glaube, wenn wir da sind, muss ich mir mal Zeit nehmen, um ein ernstes Wörtchen mit euch beiden zu reden“, schimpfte Ino. Sie schüttelte leicht den Kopf und ließ sich dann wieder zurück fallen, um neben Shikamaru gehen zu können.

Rin hegte mittlerweile keine Zweifel mehr daran, dass Ino ihre Worte in die Tat umsetzen würde, aber für den Moment war es ihr egal.

Mit der Hand wischte sie sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn und nahm einen Schluck Wasser aus ihrem Flachmann. Es tat gut, doch sie wusste, dass sie die Flüssigkeit bei diesen Temperaturen schnell wieder ausschwitzen würde. Ihre Kleidung klebte ihr schon jetzt am Körper.

Immer weiter gingen sie in den Dschungel hinein, wichen Lianen aus, die in ihrem Weg hingen, kletterten über hoch stehende Wurzeln oder krabbelten unter ihnen hindurch. Ein paar Mal musste Rin eine große Stechmücke mit der Hand weg wedeln, doch trotzdem war sie mindestens ein Mal gestochen worden. Die Stellen juckten, und der leichte Schweißfilm, der sich auf ihrer Haut gebildet hatte, machte sie Sache nicht unbedingt besser. Hinata, die hinter ihr ging, schien es nicht anders zu ergehen. Es machten sich schon ein paar rote Beulen auf ihren Armen und Beinen bemerkbar. Ihr Gesicht war bisher zum Glück verschont geblieben.

Sie blieb einen Moment stehen, um kurz darauf neben Hinata zu gehen. „Geht es?“, fragte sie und betrachtete einen der Stiche auf ihrem Arm. Sie spürte, wie die Heilerin in ihr erwachte. Wichtig wurden ihre Patienten, ihre eigenen Verletzungen mussten warten.

Hinata nickte. „Ja, es könnte schlimmer sein. Ich hoffe trotzdem, dass nicht noch ein paar dazu kommen.“

„Hätte ich gewusst, dass wir es mit solchen Moskitos zu tun bekommen, hätte ich vielleicht gestern Abend noch eine Salbe oder Flüssigkeit herstellen können, die uns vor den Insekten schützt“, meinte Rin verbittert. Es ärgerte sie, dass sie die Stiche nicht hatte verhindern können. „Die Moskitos hier sind größer als die Zuhause, aber letztendlich sind sie auch nicht anders. Wenn wir im Versteck sind, dann kann ich es schnell behandeln.“

„Mach dir keine Vorwürfe“, sagte Hinata und entzog ihr sanft ihren Arm. „Ich weiß, dass ich in deinen Händen gut aufgehoben bin. Das macht die Stiche nur noch halb so schlimm.“

„Wir sind bald da“, hörte sie Lee hinter sich sagen. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie einen Stich direkt auf seinem Kinn. „Es dauert nicht mehr lange. Hört ihr das?“

Rin lauschte in den Dschungel hinein und auch Hinata spitzte die Ohren. Zuerst meinte sie, nichts weiter als die Geräusche zu vernehmen, die sie schon eine ganze Weile begleiteten, doch dann hörte sie etwas. Ein Rauschen, als wäre Wasser in ihrer Nähe. Bei dem Gedanken an Wasser bemerkte sie ihre trockene Kehle und nahm den letzten Schluck aus ihrem Flachmann.

Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter, je weiter sie gingen, und bald übertönte es alle anderen Geräusche. Die Gespräche um sie herum verstummten, der Wald wurde lichter. Und als sie schließlich zwischen den Bäumen hervor traten, sah sie ihn.

Sie hatten den Berg erreicht, von dem Kakashi gesprochen hatte, und von seiner Spitze brach ein Wasserfall hervor. Das Wasser stürzte in die Tiefe und traf auf einen weitläufigen See, der sich am Fuß des Berges erstreckte. Von dem See ging ein Fluss aus, der Rins Vermutung nach ins Meer mündete.

In der Nähe des Wassers war es angenehm kühl nach der Hitze des Dschungels und Rin tat es dem Großteil der Gruppe nach und kniete sich ans Ufer des Sees, um zu trinken. Das Wasser war glasklar und schmeckte köstlich. Sie war sich sicher, dass die Rebellion hier ihr Wasser her bekam.

Rin setzte sich auf und sah sich um. Erneut fragte sie sich, wo sich hier so viele Leute verstecken sollten, und ihr Blick fiel auf den Wasserfall. Es war wie in einem dieser Bücher, die sie einmal als Kind gelesen hatte, in der sich die Helden in Höhlen hinter riesigen Wasserfällen versteckten.

Aufregung machte sich in ihr breit, als Kakashi um den See herum ging, die Gruppe folgte ihm. Der Lärm, den das Wasser verursachte, als es ungebremst auf die Oberfläche des Sees hinab fiel, wurde aus der Nähe fast unerträglich laut. Dann verschwand Kakashi, und auch Itachi, der hinter ihm gegangen war, war plötzlich nicht mehr da.

Da entdeckte sie eine Öffnung zwischen dem Berg und dem Wasser, der Eingang zu der Höhle, wie in den Büchern.

Doch eine große Enttäuschung machte sich in ihr breit, als sie durch die Öffnung hindurch geschlüpft war. Sie hatte nun mit einem Eingangsbereich gerechnet, vielleicht sogar schon mit ein paar Leuten, unbekannten Gesichtern. Aber vor ihr tat sich nur eine leere Höhle auf, von deren Decke es unentwegt tropfte. Sie hatte einfach mit mehr gerechnet.

Rin wurde jedoch erneut überrascht, als Kakashi auf eine der steinernen Wände zu ging. Er stellte sich mit dem Rücken dagegen, dann schob er sich seitwärts und verschwand erneut.

Unwillkürlich klappte ihr der Mund auf, doch sie fing sich schnell wieder und entdeckte einen Spalt an der Stelle, durch den sich Kakashi geschoben hatte. Hätte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, wie jemand an dieser Stelle verschwunden war, hätte sie diesen Durchgang nie entdeckt. Doch nun lag er ganz offensichtlich vor ihr und sie stellte sich in die Reihe, die sich gebildet hatte, um Kakashi zu folgen.

Der Spalt war breiter, als sie zuerst vermutet hatte, und sie passte problemlos hindurch. Selbst robuster gebaute Menschen hätten damit keine Schwierigkeiten gehabt. Für einen Moment tastete sie sich in vollkommener Dunkelheit voran, während das Rauschen des Wasserfalls immer leiser wurde und schließlich fast vollständig verschwunden war, aber dann führte sie ein Licht hinaus aus dem Durchgang.

Was sie dann erwartete, ließ ihre Enttäuschung von zuvor vollkommen verschwinden. Sie fand sich in einer weiteren Höhle wieder, die wie der große Eingangsbereich eines Clan-Anwesens wirkte und von zahlreichen Fackeln erleuchtet wurde. Ein kleiner See füllte einen Teil davon, selbst gebaute Bänke standen am Ufer und selbst Blumen und Pflanzen hatte man aufgestellt, um das Ganze etwas wohnlicher zu gestalten. Von der Höhle gingen einige Pfade ab, beschriftete Pfeile zeigten an, wohin sie führten. Rin entdeckte einen, der in Richtung Speisesaal führte, sowie einen Weg zu den Wohnräumen und der Waffenkammer. Hier fand sie die Menschen, die sie zuvor so verzweifelt gesucht hatte. Einige waren stehen geblieben und musterten neugierig die Neuankömmlinge, andere begrüßten bereits ihre beiden Anführer.

Rin blieb noch ein wenig auf Abstand, genauso wie die anderen, die mit ihr neu zu der Gruppe stießen. Außerdem war sie noch wie gebannt von den neuen Eindrücken, die sie hier erwarteten, die neugierigen Blicke der Rebellionsmitglieder bekam sie kaum mit.

Aber dann zog doch jemand ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf sich. Ein junger Mann kam aus der Richtung der Waffenkammer gelaufen und begrüßte stürmisch Kakashi und Itachi. Das blonde Haar stand ihm wild vom Kopf ab und seine blauen Augen strahlten vor Freude ob des Wiedersehens. Auf irgendeine Art und Weise kam er ihr unheimlich bekannt vor.

Als sie näher kam, konnte sie das Gespräch der Männer belauschen.

„Naruto, du tust so, als ob wir Jahre weg gewesen wären und nicht nur ein paar Tage“, tadelte Kakashi den Jungen und wuschelte ihm einmal durchs Haar.

Itachi musste lachen. „Tja, Kakashi, der Junge kann nun mal nicht mehr ohne uns.“

„Ihr habt mich ja nicht mitfahren lassen!“, beschwerte sich der Blonde lauthals. „Dabei wäre ich wirklich gerne mitgekommen. Stattdessen sitze ich hier und kämpfe gegen meine Neugierde, wen ihr dieses Mal von Zuhause mitbringt.“

Dieser Junge, Naruto hatte Kakashi ihn genannt, sprach von Konoha als seinem Zuhause. Doch sie war sich sicher, dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte, auch wenn er ihr noch so bekannt vorkam.

In diesem Moment fiel der Blick des Jungen auf sie und die anderen Neuankömmlinge. Es durchfuhr sie wie ein Blitz, als sie in diese blauen Augen blickte, das breite Grinsen betrachtete, das sich auf seinem Gesicht bildete. Er sah fast genauso aus wie…

„Sind sie das?“, fragte er laut und zeigte ohne jedes Schamgefühl auf sie.

Sie spürte, wie sie unter seinem Blick errötete. Sie war nicht der Typ Mensch, der gerne im Mittelpunkt stand, doch durch Narutos Frage lag nun alle Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihr und den Jugendlichen. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte sie, wie Hinata versuchte, sich unauffällig hinter ihrem Cousin zu verstecken, mit dem Ergebnis, dass sie nur noch mehr bemerkt wurde als zuvor.

Leises Gemurmel setzte nun ein, einzelne Wortfetzen konnte sie aufschnappen. Die Frage, die sich die meisten stellten, war, weshalb Kakashi so viele Frauen mitgebracht hatte. Rin fühlte sich nicht beleidigt dadurch, im Gegenteil, sie brachte sehr viel Verständnis dafür auf. Dies hier war immer noch eine Rebellion. Sie brauchten Männer, die für sie in die Schlacht zogen, und keine Frauen, die bis auf wenige Ausnahmen nicht mal mit einer Waffe umgehen konnten.

In diesem Moment räusperte sich Kakashi einmal laut und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn ich kurz um euer Gehör bitten dürfte“, meinte er und kam zu ihnen herüber. Vorsichtig legte er ihr eine Hand auf die Schulter. „Dies ist Ogawa Rin. Ich freue mich wirklich, dass sie dabei ist und uns helfen möchte, denn sie ist eine sehr begabte Heilerin. Tsunade persönlich hat sie ausgebildet.“ Bewunderndes Getuschel war zu hören und Rin schlug peinlich berührt die Augen nieder. Sie wusste nicht, wie sie mit diesem Lob umgehen sollte. Kakashis Hand auf ihrer Schulter brannte heiß wie Feuer.

Doch dann ging er weiter, zeigte dieses Mal auf Neji. „Hyuuga Neji. Nicht nur sein Onkel versicherte mir, dass er ein außerordentlich talentierter Schwertkämpfer ist. Ich bin mir sicher, dass er eine Menge von seinem Clan gelernt hat und dass seine Adleraugen so manchen Feind für uns erspähen werden.“ Neji blieb gelassen bei seinen Worten, nur sein Gesicht zeigte absolute Entschlossenheit.

Schließlich kam Kakashi hinter den Hyuuga-Schwestern zum Stehen. „Hyuuga Hinata und Hanabi. Auch ihnen bin ich dankbar, dass sie hier sind. Wir brauchen starke Frauen unter uns, denn sie sind es, die uns den Hintern versohlen und uns wieder auf die Beine bringen, wenn wir in schweren Zeiten stecken. Wer behauptet hat, Frauen seien das schwächere Geschlecht, gehört erhängt. Und ganz nebenbei erfuhr ich von Hyuuga Hiashi, dass Hinata ein sehr ausgeprägtes Wissen über Pflanzen besitzt. Ich hatte gehofft, dass sie Rin ein wenig unter die Arme greifen kann. Wir sind sehr viele und sie ist unsere einzige Heilerin. Die erste nach vielen Jahren. Ein bisschen Hilfe wird sie gut gebrauchen können.“

Überrascht blickte Rin auf und zu Hinata hinüber, die aussah, als würde sie am liebsten im Erdboden versinken und nie wieder auftauchen. Sie kannte das Mädchen nun schon eine ganze Weile, und nie hatte sie auch nur mit einem Wort erwähnt, dass sie ein Händchen für die Pflanzenwelt hatte. Hatte Tsunade von ihrem Talent gewusst? Innerlich schüttelte sie den Kopf. Nein, wenn sie es gewusst hätte, dann hätte sie Hinata vielleicht auch eine Chance auf die Ausbildung zur Heilerin gegeben. Aber wer sagte, dass es dafür schon zu spät war? Kakashi hatte sie mit seinen Worten gerade auf eine wunderbare Idee gebracht.

Der Anführer der Rebellion wandte ich wieder der großen Menge zu, die sich in der Höhle versammelt hatte. „Geben wir ihnen nun die Zeit, die sie brauchen, um sich einzugewöhnen.“ Er drehte sich zu Ino um. „Wärst du so nett und begleitest sie zu ihren Unterkünften?“

Ino nickte. „Natürlich.“

Die Menge teilte sich und machte ihnen Platz, als sie Ino in Richtung der Wohnräume folgten. Kaum waren sie hinter der Biegung des Tunnels verschwunden, entspannte sich Rin sichtlich. Die Blicke der Rebellionsmitglieder konnten ihnen nun nicht länger folgen.

„Es ist immer so, wenn neue hier ankommen“, erklärte Ino und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Tut mir leid, ich hätte euch vorwarnen sollen. Aber nun habt ihr das schlimmste hinter euch.“

„Ich glaube, wäre ich vorgewarnt gewesen, wäre es noch schlimmer gewesen“, murmelte Hinata. Sie schien immer noch beschämt.

„Die nächsten Tage wird wahrscheinlich nicht viel hier passieren. Wie Kakashi schon sagte, man wird euch erst die Zeit geben, euch hier einzuleben.“ Ino führte sie den langen Tunnel entlang, der ebenfalls mit Fackeln beleuchtet war. Auf beiden Seiten waren Türen aus Holz in die Steinwände eingelassen, die zu den Zimmern dahinter führten. Kleine Nummern, manchmal auch Namen, waren in das Holz gefräst worden. Sie kamen an eine Kreuzung, an der sich der Tunnel teilte. Links führte ein weiterer Gang nach oben, rechts einer nach unten. Rin bemerkte, wie beide Durchgänge eine Biegung machten und jeweils in einer anderen Höhe den Weg zurück führten, den sie soeben gekommen waren.

„Es ist wie ein Haus mit mehreren Stockwerken“, meinte Ino. „Oben befinden sich die Unterkünfte der Paare und Familien, die sich mit der Zeit hier gefunden haben. Unten sind weitere Einzelzimmer.“

Letzteren Weg schlugen sie ein, stapften den Gang hinunter, bis Ino vor einer Tür jenseits der Hundert hielt. „Diese beiden Zimmer hatte ich für Hinata und Hanabi angedacht“, sagte sie und deutete auch auf die Tür daneben. „So habt ihr den jeweils anderen immer in der Nähe.“ Dann ging sie zu den Türen gegenüber. „Und diese hier für Neji und Rin. Wir haben hier keine bestimmten Zimmeraufteilungen, sie werden einfach immer weiter vergeben. Ich hoffe, dass ihr euch hier wohl fühlt.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um. „Ich hole euch nachher ab und führe euch ein wenig rum, wenn ihr mögt.“

„Danke, Ino“, meinte Rin, nickte und öffnete neugierig die Tür zu ihrem neuen Zuhause. Die kleine Höhle, in die sie gelangte, erinnerte sie an die Kabinen auf dem Schiff. Ein Bett stand in der einen Ecke des Raumes sowie eine Kommode für ihre Sachen in einer anderen. Außerdem hatte man einen kleinen Tisch mit passendem Stuhl mit in das Zimmer gestellt. Ein kleiner Durchgang führte in den anliegenden Waschraum. Rin entdeckte eine in Stein gehauene Wanne und eine Pumpe. Sie probierte sie aus und frisches, klares Wasser sprudelte in das Becken. Warm würde sie das Wasser in dem Stein schlecht bekommen, doch selbst hier in der Höhle konnte man noch die tropische Hitze erahnen, die draußen herrschte.

Rin stellte ihre Taschen neben dem Bett ab, erst dann fiel ihr ein, dass Itachi ja noch immer ihr Schwert trug. Sie beschloss, ihn später aufzusuchen und es sich zurück zu holen. Nun würde sie sich erst einmal ein wenig frisch machen.

Rin ging zurück zu dem Waschraum und zog sich ihre Sachen aus. Dann ließ sie noch ein wenig mehr Wasser in die Wanne ein und ließ sich schließlich in das steinerne Becken gleiten. Auf einem kleinen Brett neben sich fand sie einen Lappen und ein Stück Kernseife, die sie benutzen konnte. Sie wusch sich gründlich und griff dann nach einem der großen Tücher, die an einem Haken hingen, um sich abzutrocknen. Man hatte wirklich für alles gesorgt, was man im Alltag gebrauchen konnte. Sie wickelte sich in das Tuch und ging anschließend zurück in das Zimmer, um sich frische Sachen aus ihrer Tasche zu suchen. Als erstes fiel ihr Kakashis Jacke in die Hände, die sie fast beschämt auf das Bett legte, dann griff sie sich ein frisches Shirt und eine Hose und zog sie über. Die Haare rubbelte sie nur kurz trocken, kämmte sie schnell und flocht sie dann zu einem Zopf.

Rin räumte auch die restliche Kleidung aus ihrer Tasche und sortierte sie in der Kommode ein. Sie würde sich neue besorgen müssen, da diese nicht reichen würde. Doch darüber konnte sie sich später immer noch Sorgen machen. Die andere Tasche nahm sie mit zu dem Tisch und reihte ihre medizinischen Utensilien ordentlich auf. Dabei fiel ihr etwas in der Innentasche auf und sie holte es heraus. Eine Kette lag in ihrer Hand, ein blauer Kristall an einem Lederbändchen. Rin musste hart schlucken und sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Diese Kette gehörte Tsunade. Rin wusste, wie wichtig sie für sie war, und doch hatte die Ärztin sie ihr in die Tasche gepackt.

Schnell blinzelte sie die Tränen fort und hängte sich die Kette um. Wenn Tsunade sie ihr anvertraute, dann musste sie gut darauf aufpassen. Und wenn sie zurück in Konoha waren, würde sie ihr die Kette zurück geben. Bis dahin musste sie stark sein. Sie würde Tsunade beweisen, dass sie würdig war, diese Kette zu tragen. Sie würde ihre Aufgabe als Heilerin für die Rebellion sehr ernst nehmen und allen zeigen, was in ihr steckte.

Ihr Blick fiel auf ihren Arm, und sofort fühlte sie sich wieder schuldig nur hier herumzusitzen und nichts zu tun. Die große Beule, die sie den Moskitos zu verdanken hatte, erinnerte sie daran, dass sie etwas zu tun hatte.

Entschlossen setzte sie sich auf den Stuhl, nahm sich eine ihrer Schüsseln und den Mörtel zur Hand und begann, ein paar Heilkräuter aus den Gläsern zu einem Brei zu verarbeiten. Ein paar Tropfen Wasser kamen hinzu und schnell hatte sie eine Paste hergestellt, die die Schwellung zurückgehen lassen würde.

Bei dem Gedanken an die Insektenstiche juckte es sie überall am Körper, doch ihre Patienten hatten Vorrang. Das Gift der Moskitos konnte sie sich dann immer noch aus dem Körper ziehen.

Nun wurde es Zeit, in Aktion zu treten.
 

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Rin hatte sich Hinatas Bein auf ihren Schoß gelegt, um den Stich gut behandeln zu können, der sich an ihrem Unterschenkel befand. Eine leere Schüssel stand neben ihr und auch ihre selbst hergestellte Paste lag griffbereit.

„Warum hast du dich nicht schon um deine Stiche gekümmert?“, fragte Ino, die zurück gekommen war, nachdem Rin ihr Bescheid gesagt hatte, dass sie sich nun um ihre unfreiwilligen Mitbringsel aus dem Dschungel kümmern würde. Sie sagte, dass auch Lee vorbei kommen würde, um sich behandeln zu lassen, auch Hanabi war da. Die anderen schienen von den Insekten verschont geblieben zu sein, oder sie hatte die Stiche nicht bemerkt.

„Die Patienten gehen vor, Ino.“ Rin zwinkerte. Dann legte sie ihre rechte Hand auf Hinatas Unterschenkel und konzentrierte ihre Kräfte an dem Punkt über dem Stich. Dann hob sie langsam die Hand. Ein Bläschen gelblich-grüner Flüssigkeit sammelte sich unter ihrer Handfläche, schwebte dort, während Rin immer mehr Gift durch den Stich hinaus sog. Es war die effektivste Methode, die Stiche zu behandeln, denn erst, wenn sie alles Gift aus dem Körper entfernt hatte, könnte sie mit der Paste die Schwellung behandeln. Trotzdem hatte sie vorsichtshalber noch ein Kraut unter gemischt, das entgiftend wirkte.

Die Giftblase entsorgte sie in der Schüssel, die sie bereit gestellt hatte, dann schmierte sie die Paste auf Hinatas Bein.

„Es ist immer wieder beeindruckend, dir zuzuschauen“, murmelte Hinata, die das Spektakel gebannt beobachtete hatte.

„Sie hat Recht, diese magischen Heilkräfte sind wirklich faszinierend“, meinte Ino.

Rin sah von ihrer Arbeit auf. „Kakashi hat mich vorhin auf eine Idee gebracht, als er sagte, dass Hinata etwas von Pflanzen versteht. Und auch du hast eine Menge Ahnung davon, Ino.“

„Ich glaube nicht, dass ich dir eine große Hilfe sein würde“, sagte Hinata schnell und schlug die Augen nieder. „Es war nur etwas, was ich in meiner Freizeit gemacht habe.“

„Würdest du denn gerne dein Wissen anwenden?“, fragte Rin sanft.

Hinata nickte zögernd. „Schon. Aber ich weiß nicht, wie. Bisher war das meiste nur Theorie.“

„Nun, ich denke, dass ihr beide mir wirklich eine große Hilfe sein könntet“, sagte Rin entschlossen. „Natürlich möchte ich euch nicht dazu zwingen, aber wenn ihr es wollt, kann ich euch beiden ebenfalls zu Heilerinnen ausbilden. Ich denke, ihr habt die Voraussetzungen dafür.“

Inos Augen wurden groß. „Das würdest du tun?“

Rin lächelte. „Sicher. Alleine werde ich nicht viel schaffen, wenn es wirklich ernst wird. Warum mein Wissen also nicht teilen?“

Ino umarmte sie stürmisch. „Du bist die Beste, danke! Ich wollte das schon immer mal lernen!“

„Was ist mit dir, Hinata?“, wollte Rin wissen. „Möchtest du auch Ärztin werden?“

„Werde ich dann auch so etwas können, was du gerade getan hast? Gift aus dem Körper ziehen?“ Unsicher blickte das Mädchen auf.

Rin nickte. „Natürlich. Und das wird noch eure leichteste Übung sein.“

„Ich würde es sehr gerne lernen. Danke.“ Schüchtern lächelte Hinata.

„Wundervoll!“ Rin klatschte einmal in die Hände. „Wir fangen so bald wie möglich damit an. Aber erst werde ich eure Stiche behandeln.“ Sie begab sich wieder an die Arbeit, holte auch aus den anderen Stichen an Hinatas Körper das Gift. Anschließend war Ino an der Reihe, die angestrengt auf Rins Hand starrte, als ob sie so sehen könnte, wie die Technik funktionierte, die sie anwandte, was sie zum Schmunzeln brachte. Aber es zeigte ihr auch, wie ernst es Ino war, eine Ausbildung zur Heilerin bei ihr zu beginnen.

Sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte und auch, dass Tsunade diese Entscheidung gut heißen würde. Die Kunst der Heilung war fast ausgestorben in ihrer Welt, sie fühlte sich dazu verpflichtet, ihr Wissen weiter zu geben, damit diese wundervolle und vor allem lebensrettende Technik nicht von dieser Welt verschwinden würde. Und Hinata und Ino waren genau die richtigen Kandidatinnen dafür. Rin war sich sicher, dass sie beide wunderbare Ärztinnen werden würden.

Nachdem sie auch Ino und Hanabi behandelt hatte, traf Lee ein. Rin hatte das Gefühl, dass der Stich an seinem Kinn noch einmal um ein gutes Stück angeschwollen war. Im Gesicht schien es schlimmer zu sein als am Rest des Körpers. Schnell machte sie sich also daran, auch das Gift aus Lees Körper zu holen. Die Paste würde den Rest erledigen und die große, rote Beule aus seinem Gesicht verschwinden lassen.

Letztendlich musste sie nur noch ihre eigenen Stiche behandeln. Wieder konzentrierte sie ihre Energie in ihrer Handfläche und legte sie auf einen ihrer Moskitobisse. Sofort spürte sie die kribbelnde Wärme ihrer Hand, dann, wie das Gift durch ihre Adern zurück Richtung Stich wanderte und sich schließlich wieder in der Blase unter ihrer Hand sammelte. Es war immer wieder ein außergewöhnliches Gefühl, ihre Heilungsfähigkeiten bei sich selbst einzusetzen. Oft fragte sie sich, ob ihre Patienten das Gleiche verspürten wie sie, oder ob sie es nur anders wahrnahm, weil sie genau wusste, was sie da tat.

Die Giftblase landete in der Schüssel, die mittlerweile fast vollständig gefüllt war. Die Farbe der Flüssigkeit erinnerte sie an Eiter, jedoch verströmte sie keinerlei unangenehmen Geruch, worüber sie doch sehr froh war.

Nachdem auch ihre Schwellungen mit der Paste beschmiert waren, wusch sie sich die Hände und griff dann nach der Schale mit dem Gift. „Wo kann ich das entsorgen, Ino?“

„Lass nur, gib es mir. Ich kümmere mich darum. Und dann können wir los gehen und ich zeige euch unseren Unterschlupf.“ Die Blonde nahm ihr die Schüssel ab.

In diesem Moment klopfte es an der Tür und Kakashi kam in den Raum. Sein Blick fiel sofort auf Rin. „Könnte ich mit dir reden? Natürlich würde ich es verstehen, wenn du jetzt keine Zeit hast, aber…“

„Nein, das ist vollkommen in Ordnung“, sagte sie schnell, spürte gleichzeitig, wie ihr Gesicht heiß wurde vor Aufregung, wieder alleine mit ihm zu sein. „Meinetwegen können wir gehen.“ Sie erhob sich von dem Stuhl, auf dem sie Platz genommen hatte, und bemerkte im Vorbeigehen Inos breites Grinsen. Innerlich seufzte sie. Wenn sie Ino das nächste Mal begegnete, würde die Blonde sie darüber ausquetschen, was alles passiert war und worüber sie gesprochen hatten. Sie würde nicht eher Ruhe geben, bis sie nicht alles ganz genau erfahren hatte.

Sie ging an Kakashi vorbei nach draußen auf den Gang und er schloss die Tür hinter ihnen. „Ich hoffe, ich habe dich nicht bei deiner Arbeit unterbrochen“, sagte er.

„Nein, ich war gerade fertig“, antwortete sie. Ihr Herz klopfte schnell und sie fragte sich, wohin sie gehen würden, was er mit ihr besprechen wollte. Würde sie nun endlich die Wahrheit erfahren? Erklärt bekommen, was damals passiert war, als Madara in Konoha eingefallen war?

Sie musste wieder an Naruto denken. Würde er für ihn auch eine Erklärung parat haben?

Rin hörte, wie Kakashi einmal tief durchatmete. „Gehen wir ein Stück“, meinte er und deutete in den Tunnel. „Ich möchte dir gerne zeigen, wie wir hier leben.“

Und Rin folgte ihm, ungewiss, was sie erwarten würde.
 

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Mit nachdenklich gerunzelter Stirn starrte Neji an die Decke der kleinen Höhle, die sein neues Zuhause war. Er war froh gewesen, dass er sich endlich hier her zurück ziehen konnte, um ein wenig Ruhe zu haben. Oft waren viele Menschen auf einem Haufen anstrengender als Hundert Kämpfe. Vor allem, wenn man neugierig angestarrt wurde. Nun lag er mit dem Rücken auf dem weichen Bett und versuchte, sich zu entspannen. Doch zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf und unwillkürlich musste er sich immer wieder an das Gespräch mit Lee vom Vorabend zurück erinnern.

Er fragte sich, wo Tenten war, da er sie bei ihrer Ankunft nicht in der Menge gesehen hatte. Sie war ihm stets eine gute Freundin gewesen, bis sie ohne ein Wort zu sagen verschwunden war, genauso wie Lee. Nun würde er sie wieder sehen, nach zwei langen Jahren. Lee hatte sich kein bisschen verändert in dieser Zeit, doch wie sah es mit Tenten aus? Würde er noch immer so gut mit ihr auskommen wie zuvor?

Unsicherheit machte sich in ihm breit, was ihm überhaupt nicht gefiel. Doch trotzdem konnte er es nicht verhindern.

Er blickte überrascht auf, als es an der Tür klopfte.

„Neji? Bist du da?“

Augenblicklich sprang er vom Bett auf, als er die weibliche Stimme erkannte, und riss die Tür auf.

Vor ihm stand tatsächlich Tenten. Sofort schien ihm seine Sorge unbegründet, die ihn zuvor gequält hatte, denn vom Äußerlichen schien sie sich kaum verändert zu haben. Sie war ein Stück gewachsen, ihr Gesicht war schmaler geworden, ihr Körper weiblicher. Ihre braunen Augen blitzten vergnügt und ein breites Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen.

Und ehe er es sich versah, lag sie schon in seinen Armen, drückte sich fest an ihn, während sie ihre Arme hinter seinem Rücken verschränkte. „Ich habe dich vermisst“, murmelte sie in seine Brust hinein.

Ein wenig überfordert erwiderte er die stürmische Umarmung. Die Situation erinnerte ihn ein wenig an das Wiedersehen zwischen Kakashi und Rin, das er mit angesehen hatte, als die Heilerin auf das Schiff gekommen war. Nur war eine solche Reaktion von Tenten eher selten. Zumindest war sie das früher einmal gewesen. Vielleicht hatte sie sich doch ein wenig verändert.

Tenten blickte zu ihm auf. „Ich bin wirklich froh, dass du endlich hier bist. Ich hätte Kakashi gehörig in den Hintern getreten, hätte er dich nicht bald hier angeschleppt. Wir brauchen hier Männer wie dich.“ Sie löste sich von ihm, stemmte eine Hand in die Hüfte und musterte ihn. „Du hast dich aber nicht viel verändert. Sag, wie geht es dir?“

„Ganz gut“, antwortete Neji knapp. Nein, sie hatte sich nicht verändert, er hatte sich geirrt. Dies war immer noch die selbstbewusste junge Frau, die er kannte.

Tenten musste lachen. „Nun schau nicht so, als würdest du mich gar nicht mehr erkennen.“ Sie boxte ihm einmal in die Schulter.

„Ich schau gar nicht so“, sagte Neji. „Es ist nur ein wenig merkwürdig, dass wir uns seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen haben.“

„Das stimmt“, meinte Tenten. „Aber die verloren gegangene Zeit können wir wieder aufholen.“ Sie zwinkerte.

Neji wusste genau, was sie meinte. Als sie noch in Konoha waren, hatten sie oft gemeinsam im Hyuuga-Anwesen trainiert. Dadurch, dass ihr Vater Waffen unterschiedlichster Art herstellte, wusste auch Tenten sehr viel darüber. Vielleicht sogar noch mehr als ihr Vater. Und noch besser wusste sie damit umzugehen. Ein Schwert schwang sie mit Leichtigkeit, wusste sie doch genau, wo dessen Stärken und Schwächen lagen, Messer konnte sie schnell und präzise werfen. Nie hatte ihn jemand so beeindruckt wie Tenten. Und mit ihr war auch ein wichtiger Trainingspartner verschwunden.

„Was meinst du, Hyuuga“, sagte Tenten und grinste. „Glaubst du, du kannst es noch mit mir aufnehmen?“ Ihre Augen blitzten herausfordernd.

Nun musste auch Neji grinsen. „Und ob ich das glaube“, erwiderte er.

Er würde ihr schon zeigen, was er in den zwei Jahren gelernt hatte. Sie würde noch ihr blaues Wunder erleben, da war er sich sicher. Doch er durfte sie nicht unterschätzen. Als sie im Kindesalter mit dem gemeinsamen Training angefangen hatten, hatte er diesen Fehler gemacht – er hatte sie unterschätzt. Wäre es ein ernsthafter Kampf gewesen, hätte er wahrscheinlich mit seinem Leben dafür bezahlt.

Nun würde er aufs Neue herausfinden müssen, ob sie noch ein eingespieltes Team waren. Und er freute sich darauf, denn das war es, was er am meisten vermisst hatte.
 

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Hallo. :D
 

Oh Gott, ich bin endlich fertig. xD Ich dachte, ich schaffe es heute gar nicht mehr. Aber hier sind wir nun mit diesem wahnsinnig langen Kapitel. *drop* Und wenn man dann bedenkt, dass ich schon zwei Szenen raus genommen habe für das nächste Kapitel, um es ein wenig abzukürzen…
 

Nun ja, ich hoffe sehr, dass es nicht zu langatmig geworden ist. Letztendlich ist ja gar nicht so viel passiert. Aber ich habe einfach drauf los geschrieben und es hat diese Ausmaße angenommen. Ich weiß gar nicht, wieso. xD Aber es hat Spaß gemacht. :D
 

Ich möchte mich nochmals für die lieben und ausführlichen Kommentare bedanken. Da geht mir echt das Herz auf. Und vielen Dank auch für die 40 Favoriten. Ihr zeigt mir, dass die FF doch besser ankommt, als es im ersten Moment den Anschein hat.
 

Ab Montag bin ich wieder im Studieninstitut. Ich vermute, dass ich dann wieder mehr Freizeit haben werde, dementsprechend auch fürs Schreiben. Obwohl ich für dieses Kapitel trotz Arbeit auch nicht lange gebraucht habe.
 

Nun, das war’s dann wieder mal von mir.

Noch ein schönes, entspanntes Wochenende.
 

Gruß,

hia

Blood-Red Story

Es war viel zu lange her gewesen, dass sie das letzte Mal solch ein Glücksgefühl durchströmt hatte. Um genau zu sein, waren es fast zwei Jahre gewesen, die sie voneinander getrennt verbringen mussten. Eine lange Zeit, in der viel passieren konnte. Doch zu ihrer Erleichterung war nicht so viel geschehen, wie sie es sich immer wieder ausgemalt hatte. Und nun, da die Zeit ihres Wiedersehens gekommen war, fühlte sie sich so gut wie schon lange nicht mehr.

Aus den Augenwinkeln heraus sah Tenten zu Neji auf, der schweigend neben ihr her ging. Die Zeit hatte aus dem Jungen, als den sie ihn kennengelernt hatte, einen Mann gemacht. Sein Gesicht war dünner geworden und auch seine Gesichtszüge hatten sich verändert. Seine scharfen Wangenknochen traten weiter vor und seine Augen strahlten für sie noch mehr Tiefe aus, als sie es schon zuvor getan hatten.

Sein Körper war noch immer so schmal, wie sie ihn in Erinnerung hatte, doch soweit sie es unter seiner Kleidung erkennen konnte, hatte er noch einiges an Muskeln zugelegt.

Ein freudiges Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Er schien auch in ihrer Abwesenheit seinen Körper und seine Fähigkeiten weiter trainiert zu haben. Aber auch sie war nicht untätig geblieben. Die Situation hatte sie nur weiter angespornt, ihre Techniken bis ins kleinste Detail auszufeilen, ihre Waffen mussten die absolute Perfektion erreichen. Weder sie, noch ihre Arbeit durften die Rebellion enttäuschen. Von ihr hing eine ganze Menge ab.

Aufregung ließ ihren Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Sie war unheimlich gespannt darauf, was Neji alles gelernt haben mochte.

Tentens Blick fiel auf das Schwert, das er an seinem Gürtel trug. Ihr Vater hatte es hergestellt und ihrer Meinung nach war es eine seiner besten Arbeiten gewesen. Der Anblick der Waffe versetzte ihr allerdings auch einen leichten Stich ins Herz. Sie vermisste ihren Vater, er war die einzige Familie, die ihr geblieben war, nachdem ihre Mutter ihrer schweren Krankheit erlegen war.

Doch nun, da sie Neji wieder an ihrer Seite hatte, fühlte sie, wie ein ganzes Stück zu ihr zurück kehrte, das sie verloren hatte, als sie Konoha vor zwei Jahren verließ.

„Woher wusstest du, wo du mich finden würdest?“, fragte Neji plötzlich in die Stille hinein, die zwischen ihnen geherrscht hatte, und blickte zu ihr hinunter. Noch eine Sache, die sich an ihm geändert hatte. Er war ein gutes Stück in die Höhe geschossen, sodass sie zu ihm aufblicken musste.

„Oh, das war gar nicht so schwierig“, erwiderte sie und zeigte auf eine große Tafel, die am Eingang des Ganges zu den Wohnräumen hing. „Ich habe einfach nur nachgeschaut.“

Neji blickte an ihr vorbei auf die Tafel und sie bemerkte, wie er ein amüsiertes Schmunzeln unterdrücken musste. Ja, es war wirklich bemerkenswert, wie schnell da jemand die Namen der Neuankömmlinge in die Tabelle eingetragen hatte, die zeigte, welche Zimmer sie in den Höhlen bezogen hatten. Doch sie wollte sich nicht beschweren, es war nur zu ihrem Vorteil gewesen, ihn zu finden.

Tenten zog ihn weiter in Richtung der Waffenkammer und Trainingsräume. Zwei große Höhlen, die für sie das Paradies auf Erden darstellten. Hier war sie voll und ganz in ihrem Element.

Zuerst führte ihr Weg sie in die Waffenkammer. Wenn sie Neji zeigen wollte, was sie gelernt hatte, dann musste sie auch das richtige Schwert auswählen. Die Höhle stand voll mit Regalen, die gut gefüllt mit aller Art von Waffen waren. Sie war sehr stolz darauf, dass auch viele dieser totbringenden Gegenstände von ihr stammten. Und genau solch ein von ihr hergestelltes Schwert wählte sie aus. Es war eines der leichten, die dennoch perfekt ausbalanciert waren. Es lag perfekt in ihrer Hand und würde ihr eine große Hilfe sein, um Neji zu beweisen, dass sie es noch immer mit ihm aufnehmen konnte, obwohl sie eine Frau war. Außerdem wusste sie genau mit dieser Waffe umzugehen, da sie sie geschaffen hatte.

Mit Freude konnte sie feststellen, dass Neji sich interessiert umblickte. Schon fast anerkennend schweifte sein Blick über die glänzenden Klingen der Schwerter, Dolche und Messer, hing er an den Speer- und Pfeilspitzen und den Bögen aus verschiedenen Holzarten.

Dann sah er auf die Waffe, die sie sich gerade ausgesucht hatte, und sie ließ es zu, dass er sie ihr aus der Hand nahm und näher begutachtete. Sollte er ruhig wissen, welches Schwert ihm gleich eine Niederlage einbringen würde.

Beinahe andächtig fuhren Nejis Finger über die schmale Klinge, dann schwang er das Schwert lässig durch die Luft. „Du machst deinem Vater wirklich alle Ehre, Tenten“, sagte er und gab ihr die Waffe zurück. „Eine wundervolle Arbeit, aber kein Schwert für mich. Es ist eindeutig zu leicht.“

Tenten musste grinsen. Vielleicht war es leicht, aber noch lange nicht zerbrechlich. Sie hatte das Schwert an ihre Bedürfnisse angepasst. „Es ist ja auch mein Schwert, nicht deines“, erwiderte sie. „Aber trotzdem danke für das Kompliment. Es macht mich stolz, meinem Vater ebenbürtig zu sein.“ Und dies meinte sie mit jedem Wort ernst.

Neji nickte und sein Blick wurde entschlossen. „Dann zeig mir, was dein Schwert so drauf hat.“

„Nichts lieber als das“, erwiderte Tenten und führte Neji in die Höhle, die sie für Trainingsübungen nutzten.

Auch diese Höhle war sehr weitläufig und versprach viel Platz für einen ausgedehnten Kampf. An einer Wand waren Zielscheiben für die Bogenschützen aufgestellt worden, in anderen Ecken fand man Konstellationen und Nachbauten von Menschen, um daran seine Technik mit Messern und Schwertern zu verfeinern.

Tenten nahm einen Platz inmitten der Höhle ein, Neji stellte sich ein paar Meter entfernt von ihr gegenüber auf. Beide nahmen ihre Stellung ein, zückten die Schwerter und musterten den jeweils anderen.

Sie wusste, dass Neji schnell und präzise war, und in seinem Körper steckte um einiges mehr Kraft, als man anfangs denken mochte. Doch vor allem waren ihm seine Augen von Vorteil.

Was die roten Augen der Uchihas für Tenten ein Fluch waren, waren die stechend hellen Augen der Hyuugas ein Segen. Der Clan war bekannt für dieses Erbe, das sie jedem ihrer Kinder weiter gaben, und von sehr vielen wurden sie für die Talente, die ihnen durch diese Augen geschenkt wurden, beneidet.

Auch Tenten war schon oft ein wenig eifersüchtig auf Nejis Augen gewesen, nicht nur, weil sie so viel besonderer waren als ihre einfachen braunen. Nein, die Sicht der Hyuugas war so viel besser als die der Normalsterblichen, sie konnten kleinste Details selbst in der Ferne ausmachen und ihre Augen ließen sie auch in der Dunkelheit nicht im Stich. Tenten glaubte, dass Neji dadurch viel besser die Schritte seiner Gegner vorausschauen und einen Gegenangriff planen konnte. Ein Vorteil für ihn im Kampf, doch nach all den Jahren, in denen sie zusammen trainiert hatten, kannte sie auch seine kleinen Schwachpunkte. Und genau diese hatten sie immer wieder versucht zu verringern.

Starr blickte Tenten Neji an. So war es immer. Sie blickten sich nur an und warteten darauf, dass der jeweils andere den ersten Schritt machte, um den ersten Hieb perfekt parieren zu können. Damals war sie immer ungeduldig geworden und hatte sich dazu hinreißen lassen, auf ihn loszustürmen, damit es endlich losging, doch sie war schlauer geworden, hatte hier bei der Rebellion viel Neues dazu gelernt. So weit, den ersten Schritt zu machen, würde sie heute nicht gehen.

Ein leises Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, während sie den Blickkontakt aufrecht erhielt. Langsam hob sie ihr Schwert und deutete einen Schritt nach vorne an.

Das genügte.

Wie ein Blitz schoss Neji auf sie zu und die beiden Schwertklingen trafen laut aufeinander. Schnell wehrte sie den Hieb ab und wich ein paar Schritte zurück, doch Neji folgte ihr zugleich.

Immer wieder klirrten die beiden Schwerter aneinander und Tenten ließ sich von ihm zurück drängen an die Höhlenwand, gab ihm das Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein. Dann wandte sie sich in einer schnellen Bewegung um und stand hinter ihm. Seine Rückseite war nicht nur Nejis größter Schwachpunkt, sondern der eines jeden. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, der Augen im Hinterkopf hatte.

Doch Neji hatte dazu gelernt und ehe sie sich versah, hatte er sich schon zu ihr umgedreht, bevor sie auch nur einen Hieb andeuten konnte, und schwang seine Waffe wieder in ihre Richtung.

Tenten parierte und mit zusammengebissenen Zähnen blickten sie sich erneut an. Die Entschlossenheit in Nejis Gesicht war unverkennbar, doch sie sah auch, dass er überrascht war, dass sie sich so lange gegen ihn beweisen konnte und dass er beeindruckt war von ihrem Zug zuvor.

Aber nicht nur er war entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen. Auch sie wollte etwas beweisen, und das würde sie auch. Nun stürmte sie auf ihn zu und zielte auf seine linke Hüfte. Neji wehrte ohne Probleme ab und sie nutzte die Gelegenheit und warf sich mit ganzem Gewicht gegen seine rechte Schulter.

Überrascht strauchelte Neji und Tenten holte erneut aus. Mit voller Kraft von beiden Parteien trafen die Klingen erneut aufeinander, und die Wucht riss ihr das Schwert aus der Hand. Zur gleichen Zeit flog Nejis Waffe in die entgegengesetzte Richtung und Tenten wurde durch seinen Fall nach hinten mitgerissen.

Weich landete sie auf Nejis Körper, der den Sturz recht geschickt abgefangen hatte.

Schwer atmend blickten sich die beiden an. „Wie wäre es mit unentschieden?“, fragte Tenten schließlich.

Neji nickte leicht. „Ja, das klingt vernünftig.“

„Oi, ihr beiden, was sehe ich denn da?“

Erschrocken sahen beide gleichzeitig zum Eingang der Höhle, von wo aus Naruto ihnen frech entgegen grinste. Hinter ihm versammelten sich Ino, Hinata und Hanabi.

„Sollen wir vielleicht wieder gehen?“, fragte Ino, und auch ihre Augen blitzten mehr als amüsiert.

Ärgerlich verzog Tenten den Mund und rollte sich von Neji herunter. Sie wusste genau, was ihre Freunde nun von ihnen dachten, und so wie sie Ino kannte, wüsste es schon am Abend die ganze Rebellion. Sie rappelte sich auf und hob ihr Schwert vom Boden der Höhle auf. „Ihr interpretiert da wieder mal viel zu viel hinein“, murrte sie. „Wir haben uns nur einen Kampf gegönnt.“

„Ich kann mir schon vorstellen, wie dieser Kampf aussah“, grinste Naruto und Ino lachte.

Am liebsten hätte Tenten die beiden mit Messern an der nächsten Wand aufgespießt. Sie sah zu Neji herüber, doch er schien unbeeindruckt. Er war schon immer mehr als gut darin gewesen, seine Gefühle und Gedanken hinter einer emotionslosen Fassade zu verstecken. Etwas, in dem sie noch viel Übung brauchen würde, da sie gerne schnell aufbrauste und überhaupt ein emotionaler Mensch war.

Auf der anderen Seite konnte sie verstehen, dass ihre Freunde sie nach der Pose, in der sie nach ihrem kleinen Kampf gelandet waren, aufzogen. Sie wusste nur zu überspielen, dass dieser Körperkontakt ihr nicht ganz so egal war, wie ihr vielleicht lieb war und sie ihren Freunden weiß machen wollte. Neji war schließlich kein unattraktiver Mann. Das war er noch nie gewesen.

„Ach, komm schon, Tenten“, meinte Naruto, kam auf sie zu und nahm sie freundschaftlich in den Arm. „Du weißt doch, dass das alles nur Spaß ist.“

„Schon klar“, seufzte sie ergeben.

„Trotzdem hättest du mir ruhig erzählen können, dass du einen Freund hast.“

Ehe Naruto sich versah, hatte sie ein Messer aus dem Bund ihres Stiefels gezogen, das nur knapp über seinen Kopf hinweg schoss. Einzelne blonde Haare rieselten herab.

„Das nächste Mal sitzt es dir in der Stirn“, warnte Tenten und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Jetzt ist aber mal gut.“ Beschwichtigend hob Ino die Hände und stellte sich zwischen sie und Naruto. „Eigentlich wollten wir ja nur fragen, ob ihr Lust habt, uns auf einer kleinen Besichtigungsrunde durch die Höhlen zu begleiten. Unsere Neuankömmlinge sollen schließlich ihr neues Zuhause kennenlernen.“

Tenten drehte sich zu Neji um, der inzwischen ebenfalls sein Schwert vom Boden aufgelesen und zurück in die Scheide gesteckt hatte, die an seinem Gürtel hing, und blickte ihn fragend an.

„Warum nicht?“, antwortete er auf die unausgesprochenen Worte. Noch immer schien er vollkommen unbeeindruckt ob der neckischen Worte Narutos.

Manchmal wünschte sich Tenten, dass sie in ihn hinein blicken konnte, dass er mehr von sich zeigte. Sie kannte ihn zwar als seine beste Freundin schon besser als viele andere, aber das war ihr noch lange nicht genug. Sie wollte alles von ihm kennen, jedes noch so winzige und langweilige Detail.

„Na dann los!“ Naruto, der sich schnell vom Angriff Tentens erholt hatte, schritt voran. Die anderen folgten ihm, wobei Neji und Tenten das Schlusslicht bildeten.

„Du hast gut gekämpft.“

Überrascht blickte Tenten zu ihm auf. „Danke“, murmelte sie verblüfft. Es kam selten vor, dass er ihr Komplimente machte, aber heute schien das anders zu sein. Sie lächelte. „Aber du warst auch nicht schlecht.“

„Ich habe viel gelernt“, erwiderte er nur.

Das glaubte Tenten ihm aufs Wort. Natürlich hatte er in seinem Clan eine exzellente Ausbildung im Schwertkampf genossen. Sie hatte damals davon profitiert, wenn sie mit ihm trainierte. Und vielleicht würde sie noch etwas dazu lernen, nun, da sie wieder die Gelegenheit hatten, gemeinsam zu üben.

„Wo bleibt ihr denn?“ Die anderen hatten bereits das Ende der Höhle erreicht und Naruto winkte ungeduldig zu ihnen herüber.

„Ein ungeduldiger Mensch“, bemerkte Neji trocken.

Tenten musste lachen. „Du wirst dich dran gewöhnen, glaub mir.“ Sie packte ihn am Ärmel und zog ihn mit sich, um zu den anderen aufzuschließen.

Und dabei war sie sich sicher, dass dies noch ein interessanter Nachmittag werden würde.
 

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Schon wieder machte sich eine ungeheure Ungeduld in ihm breit. Wieso wurde er so nervös, wenn er in ihre Nähe kam? Er hatte schon so viel durchlebt, da würde ihn doch keine Frau aus dem ruhigen Gleichgewicht bringen.

Doch genau so schien es zu sein. Rin brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und je mehr er versuchte sich dagegen zu wehren, desto schlimmer wurde es.

Vor seinem inneren Auge sah er noch immer das Mädchen aus seiner Kindheit, das ihn fröhlich anlachte und dabei eine Zahnlücke entblößte. Das Mädchen, das ihm seine Wunden heilte, nachdem er sich einen Kampf mit Obito geleistet hatte. Und das Mädchen, das die große Liebe seines besten Freundes gewesen war…

„Also… das ist euer Versteck.“

Er spürte Rins Anspannung so wie seine eigene, doch er konnte das leise Lachen nicht verhindern, das ihm bei ihren Worten entfloh. Sie war ein ruhiger Mensch, doch wenn sie mit Obito und ihm zusammen gewesen war, hatte sie immer viel reden müssen und konnte die Stille nicht ertragen.

„Ja, das ist es. Hättest du etwas anderes erwartet?“, erwiderte er.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet habe, aber als der Wasserfall auftauchte, habe ich mir schon gedacht, dass euer Versteck dahinter liegt.“

„Die Menschen hier in Suna glauben nicht daran, dass im Dschungel jemand leben würde. Das macht ein beinahe offensichtliches Versteck wieder zu einem Geheimnis. Ich will mich nicht beschweren, es ist schließlich nur zu unserem Vorteil.“ Er blieb stehen und strich über eine der Höhlenwände. „Schon mein Vater und seine Crew nutzten damals diese Höhlen als Quartier. Ich bin hier aufgewachsen, es ist wie mein zweites Zuhause. Wir mussten nicht mal so viel tun, um das Ganze wohnhaft zu machen, die großen Höhlen hat das Wasser geschaffen, als es sich im Laufe der Jahrhunderte durch den Stein fraß. Die ersten Räumlichkeiten zum Wohnen haben die Männer der Crew gebaut, wir haben nur erweitert, als wir mehr wurden.“

„Wie viele seid ihr überhaupt?“, fragte sie neugierig.

„Mittlerweile weit über fünfhundert“, meinte Kakashi und konnte den Stolz in seiner Stimme dabei nicht verbergen. „Hier sind wir allerdings nur knapp hundertfünfzig Leute. Die anderen sind überall verteilt, vor allem können wir aber mit Konohas Unterstützung rechnen.“

„Verständlich“, sagte Rin und die beiden wandten sich wieder zum Gehen. „Wir möchten alle unsere alte Heimat zurück.“

„Dafür kämpfen wir. Und ich verspreche dir, dass wir bald zusammen am Strand sitzen werden, ganz so wie früher.“ Erst, als er diese Worte aussprach, bemerkte er, wie sehr er sich wünschte, dass sie wahr wurden. Er vermisste das Gefühl, gemeinsam mit ihr aufs Meer hinaus zu blicken und dabei die Freiheit zu spüren, die sie sicherlich beide so sehr herbei sehnten.

Seine Worte ließen sie lächeln. Es war ein ehrliches Lächeln, das bis in ihre Augen reichte. „Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mir das wünsche.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

Sie verließen die Gänge, die zu den Schlafräumen führten, und Kakashi geleitete sie in Richtung des Speisesaals und der Küche. Er räusperte sich fast unbehaglich. „Vielleicht erscheint es ein wenig unpassend, aber wir veranstalten am Abend der Ankunft von neuen Mitgliedern immer ein kleines Fest, bei dem wir alle beisammen sitzen. Aber wir brauchen das. Es lässt uns wenigstens für einen Moment denken, dass wir ein normales Leben führen.“

Rin legte ihm eine Hand auf den Unterarm und blickte zu ihm auf. Ihre Gesichtszüge waren vorwurfsvoll verzogen. „Du fühlst dich schlecht, weil ihr feiert. Wieso?“

„Nun…“ Er wandte den Blick ab, konnte den Tadel in ihren braunen Augen nicht sehen. „Es ist nun mal nicht unbedingt angebracht. Die Menschen hoffen auf uns, und wir sitzen zusammen, um zu essen und trinken.“

Sie legte die Hand, die zuvor auf seinem Unterarm ruhte, auf seine von der Maske bedeckte Wange, zwang ihn so sie anzusehen. „Hör auf, so etwas zu denken. Ich finde es gut, dass ihr den Leuten hier ein wenig Abwechslung bietet, ihnen das Gefühl von einem ganz normalen Alltag zu geben. In Konoha wurde kaum noch gefeiert, die Wirtshäuser sind nächtelang wie leer gefegt. Es ist, als wäre das Leben nicht mehr lebenswert. Doch ihr macht es wieder lebenswert.“

Ihre Worte trafen genau ins Schwarze. Sie hatte schon immer gewusst, was sie sagen musste, um jemanden aufzumuntern. Eine Eigenschaft, die er an ihr sehr lieb gewonnen hatte. Doch es war noch nicht oft vorgekommen, dass sie ihn hatte aufbauen müssen. Erschreckend, dass es gerade in solch einer Zeit passieren musste, in der er sich doch eigentlich schon eine harte Schale zugelegt hatte.

„Also, hier ist heute Abend die Feier. Was habt ihr sonst noch zu bieten?“ Sie ließ von ihm ab und trat einen Schritt zurück.

„Natürlich“, sagte er schnell und setzte sich wieder in Bewegung, um den Speiseraum zu verlassen.

Er wusste genau, dass sie versuchte, ihre Ungeduld zu verbergen, und dass sie ihre Fragen, die ihr so auf der Zunge brannten, endlich los werden wollte. Er konnte diese Fragen regelrecht erahnen, schließlich hatte er auch schon auf der Chidori einen Vorgeschmack darauf erhalten.

Und sie würde die Antworten bekommen. Alle. Das war er ihr schuldig.

Kakashi ging durch die große Höhle am Eingang und Rin schien verblüfft, als er sich wieder mit ihr zusammen durch die Spalte zwängte. Das Rauschen des Wasserfalls war laut in dieser Höhle, Wasser tropfte auf sie herab. Doch er steuerte nicht den Eingang an, durch den sie gekommen waren, sondern ging in die entgegengesetzte Richtung. Es wurde so dunkel, dass er kaum noch etwas sehen konnte, aber er kannte den Weg und griff nach einer ihrer tastenden Hände, zog sie so hinter sich her, bis ein Licht ihnen den Ausgang zeigte.

Ein Felsvorsprung tat sich vor ihnen auf, der an den Balkon eines großen Anwesens erinnerte und sie hatten freien Ausblick über den Dschungel, am Horizont waren die ersten Sanddünen auszumachen.

„Das ist unglaublich.“ Rins Blick schweifte anerkennend über die Umgebung.

„Ich dachte, dass wir hier vielleicht in Ruhe reden könnten.“ Er sprach selbst an, was er eigentlich hatte meiden wollen. Es war Angst, die ihn dazu trieb. Angst, sie zu verlieren. Doch vielleicht hatte er mit der Wahrheit eine Chance, ihr wieder näher zu kommen. Bevor er Konoha verließ, war sie schließlich seine beste Freundin gewesen.

Sie legte den Kopf leicht schräg, als sie ihn ansah. „Willst du es mir wirklich erzählen? Du weißt, dass ich nur die volle Wahrheit hören will.“

„Du hast mir die Geschichte über meinen Vater also nicht geglaubt?“, wollte er beinahe amüsiert wissen.

„Doch, schon, aber… Es ist so viel passiert, und… Ich bin verwirrt“, gab sie zu. „Vor allem wegen...“

„Wegen Naruto“, beendete er den Satz für sie. „Ich weiß. Es gibt eine Menge, was ich dir noch zu erzählen habe. Und das wird immer noch nicht alles sein. Aber dazu später mehr.“

Kakashi suchte sich einen Schattenplatz und setzte sich an den Felsvorsprung, sodass seine Beine über dem Abgrund baumelten. Rin setzte sich neben ihn, doch hielt sie von dem Abgrund so viel Abstand wie es möglich war.

„Es ist sicher kein Zufall, dass der Junge aussieht wie Minato“, bemerkte sie leise.

„Nein, das ist es nicht“, meinte er. „Aber ich möchte lieber noch weiter vorne beginnen.“

Er blickte auf den Dschungel und begann dann zu erzählen: „Als Madara am Strand vor Konoha anlegte, war ich gerade wieder Zuhause angekommen, nachdem wir am Strand gewesen sind. Meine Mutter freute sich für mich, dass mein Vater mir Pakkun mitgebracht hatte, war aber auch traurig, dass er wieder fuhr, ohne viel Zeit mit uns verbracht zu haben. Sie wurde immer sehr sentimental, wenn er zu Besuch war. Ich war immer daran gewöhnt, nur mit ihr zusammen zu sein, doch ich wusste, dass sie ihn sehr vermisste. An diesem Abend hat sie besonders viel geweint und sich in ihr Zimmer zurück gezogen. Sie hat gar nicht mitbekommen, dass sie kamen. Doch als ich die Umrisse Kyuubis am Strand sah, musste ich sofort an Minatos Geschichte denken. Und dass Madara wieder da ist, um sich Konoha zurückzuholen.“

„Daran musste ich auch denken“, murmelte Rin und blickte ebenfalls in die unendlichen Weiten des Urwaldes. „Es hatte mich den ganzen Tag beschäftigt. Welch unglaublicher Zufall, dass er gerade dann wieder auftaucht, wenn wir von der Geschichte hören.“

Kakashi nickte. „Mein nächster Gedanke galt Minato und Kushina. Ich ahnte, dass es vor allem sie treffen würde, Minato als Oberhaupt, der Madara den Posten streitig machte, und Kushina als seine Ehefrau. Meine Mutter bemerkte nicht, dass ich das Haus verließ, um zu den beiden nach Hause zu laufen. Noch hatten sie nichts bemerkt von dem bevorstehenden Angriff, doch es war mehr als verständlich. Bei Kushina hatten die Wehen eingesetzt und sie hatte gerade ihren Sohn auf die Welt gebracht, als ich bei ihnen vor der Tür stand. Minato sagte mir, dass ich verschwinden soll, mich verstecken, aber ich wollte die beiden nicht im Stich lassen. Vor allem Kushina war durch die Geburt geschwächt.“

„Naruto.“ Rin sagte nur seinen Namen und er bemerkte das leise Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ich erinnere mich noch daran, dass Minato den Namen in dem Buch seines Lehrmeisters Jiraiya gelesen und sofort beschlossen hatte, seinen Sohn nach dem Helden der Geschichte zu benennen.“

„Ja“, sagte Kakashi. „Trotz der Gefahr konnte er den Stolz, den er verspürte endlich Vater zu sein, nicht verbergen. Sie hatten sich so gefreut, bis ich gekommen war. Und nicht nur ich kam.“ Er legte eine Pause ein und die Bilder aus jener Nacht kehrten zurück. Es war, als wäre es erst gestern passiert, dass er außer Atem, mit Pakkun auf dem Arm, zu den beiden ins Haus gestürzt war. Sie hatten verträumt auf das kleine Bündel in Kushinas Armen geschaut und verwirrt aufgeblickt, als er plötzlich vor ihnen stand. „Auch sie kamen schnell. Bald erfüllten überall Schreie die Luft, die Panik und Angst, die sie verbreiteten, war unheimlich spürbar. Und dann fassten sie den Entschluss. Kushina drückte mir Naruto in die Arme und sagte mir, dass ich ihn in Sicherheit bringen sollte. Es war ihr egal, wohin ich ihn brachte, doch er sollte weg von all dem Terror, der schnell wie ein Feuer in Konoha um sich griff. Ich konnte nichts erwidern, nichts mehr sagen. Dann stieß mich Minato zur Hintertür hinaus und ich lief Richtung Wald, den schreienden Naruto bei mir. Ich wünschte, dass er ruhig sein würde, weil wir mit seinem Geschreie die Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden, doch meine Gebete wurden nicht erhört. Es kam noch schlimmer, als ich Kushina noch aus weiter Ferne schreien hörte. Ich wusste, was es bedeutete, und es war ein schreckliches Gefühl. Und als ich durch den Wald rannte, um zum Strand zu kommen, weil ich hoffte, meinen Vater noch zu erreichen, stellten sich zwei von ihnen uns in den Weg.“

Rin presste sich eine Hand auf die Brust, an die Stelle, an der ihr Herz saß, als könnte sie damit den Schmerz, der sich anscheinend in ihr breit machte, damit vertreiben. „Das ist alles so schrecklich“, hauchte sie und er sah die Tränen in ihren Augen. „Wie kann jemand nur so grausam sein und so etwas anderen Menschen antun?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte er wahrheitsgemäß. Ihre Tränen taten ihm in der Seele weh. Er streckte die Hand nach ihr aus und wischte ihr sanft eine der Tränen fort, die ihr über die Wangen liefen. „Aber es wird wieder gut werden.“

Schneller, als er reagieren konnte, warf sie erneut die Arme um seinen Hals und drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Sie schluchzte hemmungslos und hilflos schloss er sie in die Arme und wiegte sie hin und her, weil er nicht wusste, wie er sie sonst beruhigen sollte.

Nur allmählich wurde sie ruhiger. „Was passierte dann?“, fragte sie in seine Schulter hinein.

„Es waren Pein und Konan, die sich uns entgegenstellten, wie ich später von Tsunade erfuhr. Peins Augen wirkten gefährlich und erinnerten mich vage an die hellen Augen der Hyuugas. Er trug ein langes Schwert bei sich, während Konan Krallen so lang und schmal wie die einer Raubkatze trug. Ich glaube, dass sie wenig davon hielt, uns aufzuhalten. Ein Junge und ein Neugeborenes schien sie nicht töten zu wollen. Ich hörte, wie sie etwas zu Pein sagte, doch er erwiderte nur, dass Madara den Befehl gegeben hat, jeden zu beseitigen, der auch nur eine Flucht in Erwägung zieht. Egal ob Mann, Frau oder Kind. Ich habe nicht weiter nachgedacht, mich nur umgedreht und bin weiter gelaufen, obwohl ich kaum noch Luft bekam. Es zählte nur, Naruto in Sicherheit zu bringen, das war ich Minato und Kushina schuldig. Und ich hätte nicht kämpfen können mit dem Baby und Pakkun auf dem Arm. Sie kamen mir nach und plötzlich stand Pein wieder vor mir und holte mit seinem Schwert aus. Ich konnte mich gerade noch so weg drehen, dass er mich nur streifte. Er traf mein linkes Auge und ich sah nur noch Blut. Blut, das rot auf die weißen Tücher fiel, in die Naruto eingewickelt war.“

Rin drückte sich ein Stück von ihm weg und strich über die Augenklappe, die er trug. „Es ist bei deiner Flucht passiert? Er hat dir dein Augenlicht genommen?“

Kakashi nickte. „Ich kann froh sein, dass es nur mein Auge war. Es hätte auch Naruto treffen können, oder ganze Gliedmaßen von mir.“

„Aber was hielt sie davon ab, euch umzubringen?“, fragte sie verwirrt. „Soweit ich mich erinnern kann, sind Pein und Konan Mitglieder der Akatsuki, die für Madara arbeiten. Sie tun wirklich alles für ihn.“

„Es war Itachi, der mir zur Hilfe eilte. Ich hatte noch gar nicht richtig realisiert, was passiert war, da stand er schon vor mir, ein Schwert in der Hand. Es war blutbefleckt, genauso wie sein Gesicht und seine Kleidung. Pein wollte auch ihn angreifen, doch Konan schien die ganze Sache noch immer nicht zu gefallen. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, doch die beiden verließen den Wald, ohne uns noch einmal anzugreifen. Vielleicht, weil sie dachten, dass wir eh noch von irgendjemandem aus dem Weg geräumt werden.“

„Woher wusste Itachi, dass du dort bist? Und warum hat er sich gegen die Leute gestellt, die für jemanden von seinem Clan arbeiteten?“

„Er wollte auch zu Minato und Kushina, hat er mir erzählt, doch er kam zu spät. Sie waren bereits tot. Wir verbündeten uns, um gemeinsam Konoha zu verlassen, nachdem er mir im Schnelldurchlauf seine Geschichte erzählt hatte“, sagte Kakashi.

„Seine Geschichte?“ Rin war nachdenklich. „Man hat mir erzählt, dass er in dieser Nacht Mitglieder seiner Familie tötete.“

„Ich möchte dir nichts davon erzählen, das ist seine Sache. Wenn du es erfahren möchtest, musst du mit ihm sprechen“, meinte er.

Rin schien skeptisch, ging aber nicht weiter darauf ein. „Wie habt ihr es geschafft, zu entkommen?“ Nun wirkte sie auch ein wenig verletzt. Er ahnte, weshalb.

„Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben“, erzählte er weiter. „Aber als wir an den Strand kamen, waren sie nicht mehr da. Sie waren schon in der Stadt, um da ihr Werk zu vollenden. Ihren Weg zierten viele Leichen. Es war schrecklich, die bekannten Gesichter ausdruckslos zu sehen. Als wir bei deinem Haus vorbei kamen, fanden wir deinen Vater, doch auch für ihn konnten wir nichts mehr tun, und als ich im Haus nach dir rief, bekam ich keine Antwort. Von Itachi erfuhr ich, dass er gesehen hatte, wie du mit Obito weggelaufen warst, deshalb hatte ich die Hoffnung, dass er dich in Sicherheit gebracht hat. Itachi und ich liefen weiter zum Strand und mussten die Hälfte des Weges, den auch du zum Schiff gekommen warst, schwimmen, was nicht leicht war mit Naruto bei uns. Wir hatten Glück, dass mein Vater noch nicht abgelegt hatte, da er auf die Flut hatte warten müssen. Wir kamen noch an Bord und konnten so Konoha verlassen.“

„Oh Gott.“ Rin war geschockt und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Wieder hörte er ihr Schluchzen.

Automatisch schloss er sie wieder in seine Arme. Er konnte es nicht ertragen, sie so traurig zu sehen. „Es tut mir so leid, Rin“, sagte er leise. „Ich wünschte, ich könnte die Vergangenheit ändern.“

Sie schüttelte den Kopf. „Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich wünschte nur, ich hätte gewusst, was du durchmachen musstest, dann hätte ich euch geholfen. Stattdessen lasse ich zu, dass Obito mich in der nächsten Ecke versteckt, aus der ich erst gekrochen bin, als auch der letzte Schrei verstummt war. Ich schäme mich so dafür, nicht gehandelt zu haben.“

„An Obitos Stelle hätte ich genauso gehandelt“, erklärte er ruhig. „Ich hätte nicht zugelassen, dass dir etwas passiert, hätte dich auch irgendwo versteckt, damit du verschont wirst von all dieser Grausamkeit, die in dieser Nacht geschehen ist.“

Ja, das hätte er getan. Hätte er sie in der Nacht bei ihr Zuhause gefunden, so wäre er nicht eher mit Itachi weggegangen, bis er sie in Sicherheit gewusst hätte. Doch Obito hatte dies für ihn übernommen, er hatte sie weggebracht und versteckt. Sie beschützt. Während er mit Itachi feige davon gelaufen war. Was war er nur für ein Mensch, dass er die eine Person im Stich ließ, die ihm wirklich immer wichtig gewesen war?

Er verdiente es nicht, sie in seinen Armen zu halten und zu trösten. Das wäre Obitos Aufgabe gewesen. Es war, als könnte er Obitos Stimme in seinem Kopf hören, die ihn belehrte, dass Rin seine Freundin sein würde, auch wenn es offensichtlich war, dass sie eher an Kakashi interessiert war. Und er hatte darauf gehört. Seine Gefühle zurückgesteckt, um seinem besten Freund nicht im Weg zu stehen.

Und was tat er jetzt? Er hinterging ihn eiskalt. Hielt die Frau im Arm, die für Obito immer die Einzige gewesen war.

Rin schniefte leise. „Weißt du, dass Obito seit dieser Nacht verschwunden ist?“

„Ja, das weiß ich“, erwiderte er. „Niemand scheint zu wissen, was mit ihm passiert ist. Eine Leiche wurde scheinbar nie gefunden.“

„Ich hoffe, dass er noch lebt. Es wäre nicht fair, wenn er hatte sterben müssen, weil er mir geholfen hat.“ Rins Finger krallten sich bei diesen Worten verkrampft in sein Hemd.

Beruhigend streichelte er ihr über den Rücken. „Ich bin mir sicher, dass er noch lebt. Obito ist viel zu stur zum Sterben. Und wir werden ihn finden.“

Wenn es sie glücklich machte, würde er alles für sie tun. Er hatte sie zurück gelassen, in dem Glauben, dass es ihr dann besser ging. Vielleicht hatte er sich geirrt, doch er hatte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können, sie in Gefahr zu bringen, indem er sie regelmäßig besuchte.

Rin blickte zu ihm auf. Ihre Augen waren rot und verquollen, doch in ihnen funkelte schon wieder Entschlossenheit. „Wenn du mich damals in Sicherheit bringen wolltest, wieso hast du dich dann nie bei mir blicken lassen, als du in Konoha warst, um deine Leute zusammen zu suchen?“

Er hatte gewusst, dass sie diese Frage irgendwann aussprechen würde.

„Nun ja…“ Er räusperte sich unbehaglich. „Es ist so, dass ich von Tsunade erfahren habe, dass du für die Uchihas arbeiten würdest und dass sie euch mit Respekt behandeln, weil ihnen Heiler wichtig sind. Ich wollte dir dieses Leben nicht zerstören, indem ich dir von der Rebellion erzähle und dich so mit einem Wissen belaste, das die Uchihas zu einem großen Vorteil bringt. Ich weiß, dass du niemals freiwillig etwas verraten hättest, hätten sie Wind davon bekommen dass ich noch lebe, aber sie haben sicherlich ihre Methoden, mit denen sie die gewünschten Informationen aus dir heraus gepresst hätten. Ich wollte schlicht ergreifend einfach nicht, dass du unnötig in Gefahr gerätst.“

Sie blickte auf ihre Hände. „Und weshalb hast du dich jetzt anders entschieden?“

„Weil Tsunade sagte, du wärest unglücklich. Ich meinte, dass ich sie in Gefahr bringe, wenn ich dich mitnehme, aber davon wollte sie nichts hören. Sie wollte nur, dass es dir gut geht. … Und ich möchte auch, dass es dir gut geht.“

Rin sah auf, dann hob sie die Hände und legte sie auf seine Wangen. „Zeig mir bitte dein Auge.“

Nur langsam kam er ihrer Aufforderung nach und nahm die Augenklappe ab. Mit der Zeit war die Wunde verheilt. Er hielt das Auge geschlossen und eine dünne Narbe zog sich vertikal von der Augenbraue bis zur Wange hinunter, sodass sie teilweise von der Maske bedeckt wurde, die er trug.

„Wieso trägst du sie?“, fragte Rin leise und fuhr mit einem Finger leicht über den oberen Rand.

„Ich bin vorsichtig geworden, was meine Identität angeht“, erklärte er. „Es ist das wichtigste, das wir haben.“

Rin nickte leicht, dann zog sie ihm wie in Zeitlupe die Maske vom Gesicht. Er ließ es einfach geschehen. Sie kannte ihn. Das Gesicht des Jungen, der aus Konoha floh, und nun sollte sie auch das Gesicht des Mannes kennen, der seine Heimatstadt zurück erobern wollte.

Federleicht streichelten ihre schlanken Finger über sein Gesicht, fuhren seine Züge nach. Kakashi musste sich zusammennehmen, um nicht einfach das andere Auge auch noch zu schließen, um jede ihrer Berührungen noch intensiver zu spüren.

Dann fuhr sie vorsichtig über das Lid des verletzten Auges. „Kannst du es öffnen?“

Er tat es nicht gerne, vor allem nicht, wenn er vor einen Spiegel trat und in das trübe grau der Iris blickte. Doch er tat ihr den Gefallen.

Aufmerksam musterte sie ihn, sah sich das Auge ganz genau an. „Ich hatte schlimmeres erwartet nach deiner Geschichte“, sagte sie schließlich. „Wenn du möchtest, kann ich versuchen, dass du dein Augenlicht zurück bekommst. Der Augapfel ist nicht so geschädigt, dass ich es nicht hinbekommen würde.“

Unwillkürlich begann sein Herz schneller zu schlagen. Er wusste, dass sie eine sehr fähige Heilerin war, doch er hatte noch nie davon gehört, dass jemand sein Augenlicht zurück bekommen hatte, nachdem er erblindet war. Aber wieso sollte es nicht funktionieren? Sie konnte so viel mit diesen Fähigkeiten machen…

Kakashi schloss die Augen und fuhr nun selbst mit einem Finger über das Lid, das sein kaputtes Auge versteckte. Es war Teil seiner Vergangenheit, seiner Flucht aus Konoha. Es war ein Teil von ihm geworden, und er hatte gelernt, damit umzugehen.

„Rin, ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen, aber…“ Er stockte. „Ich weiß nicht, ob ich es machen sollte. Ob es die richtige Entscheidung wäre.“ Er öffnete die Augen und blickte sie an. „Es liegt nicht daran, dass ich kein Vertrauen in deine Fähigkeiten habe, im Gegenteil.“

Sie lächelte leicht. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Kakashi“, sagte sie sanft. „Es ist ganz alleine deine Entscheidung. Aber wenn du deine Meinung ändern solltest, mein Angebot bleibt bestehen.“

Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht. „Ich danke dir.“

„Nein, ich muss mich bei dir bedanken“, erwiderte sie. „Du hilfst mir, wieder einen Teil mehr der Vergangenheit zu verstehen.“

Er räusperte sich verlegen. Da war noch etwas, das ihm auf der Zunge brannte. „Ich hoffe du kannst mir meine Fehler, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, verzeihen.“

„Dummkopf“, murmelte sie, „ich war nie böse auf dich, nur besorgt. Und ich wollte nichts mehr als die Wahrheit. Die habe ich jetzt bekommen.“ Sie nahm ihm die Augenklappe ab und zog sie zurück auf sein verletztes Auge. „Pein und Konan wurden schon lange nicht mehr in Konoha gesehen“, erzählte sie plötzlich. „Manche glauben, dass Madara sie getötet hat, weil sie nicht mehr so gehorsam waren, wie er es sich wünschte.“

„Ich habe Gerüchte gehört, dass sie sich in Ame vor ihm verstecken“, sagte Kakashi. „Ich kann verstehen, dass sie es nicht mit ihm aushalten.“

Er war erleichtert, dass sie davon ablenkte, was zwischen ihnen vorgefallen war. Es machte das Reden wieder einfacher. Fast so unbefangen, wie es früher einmal gewesen war.

Kakashi spürte, wie froh er auf einmal über die Entscheidung war, auf Tsunade gehört zu haben. Es war gut, Rin mitzunehmen. Nicht nur ein großer Schritt für die Rebellion, sondern auch für ihn. Er hatte seine beste Freundin zurück bekommen. Eine Person, der er blind vertrauen und über alles reden konnte.

„Ich will seinen Kopf rollen sehen, Kakashi.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Er soll für all das büßen, das er uns angetan hat.“

Er verschränkte seine Finger mit ihren. „Das wird er. Wir sind bald soweit.“

„Kakashi.“

Erschrocken fuhren sie beide herum. Er entdeckte Pakkun, der am Eingang zur Höhle saß und ihn erwartungsvoll anblickte.

„Ist etwas passiert?“, erkundigte er sich sofort.

„Gaara und seine Geschwister sind gekommen, um mit dir zu sprechen.“ Dies war alles, was Pakkun sagte, bevor er so schnell verschwand, wie er gekommen war.

„Gaara?“, fragte Rin. Ihre Stirn hatte sie verwirrt gerunzelt.

Kakashi seufzte leise und löste sich von ihr. „Es tut mir leid, aber das ist wichtig. Der Name kommt dir wahrscheinlich deshalb so bekannt vor, weil er Oberhaupt von Suna ist. Und er wartet nicht gerne.“ Er rappelte sich auf und half dann auch Rin beim Aufstehen. „Wir reden ein anderes Mal weiter, in Ordnung?“

Rin nickte. „Natürlich. Du hast deine Verpflichtungen, ich verstehe das vollkommen.“

Gemeinsam gingen sie zurück durch die Dunkelheit in die Höhle, die zu ihrem Versteck führte. Schnell zog er sich seine Maske zurück auf das Gesicht, bevor er sich mit Rin durch den Spalt zwängte.

Es ärgerte ihn, dass er bei all dem vergessen hatte, dass Gaara bereits vor einer Woche angekündigt hatte, bei ihnen vorbei zu schauen. Doch er bedauerte nicht ein Stück, für wen er all dies vergessen hatte.

Kakashi war erleichtert, dass alles so gut verlaufen war. Er hatte Angst gehabt, dass Rin ihm vielleicht nicht verzeihen würde. Doch sie hatte ihn überrascht, sogar sehr. Und es hatte ihm mehr als gut getan, mit ihr zu sprechen.

Er brachte Rin noch bis zum Gang, der zu den Schlafräumen führte, er selbst ging zu der großen Höhle, die er sowohl als Arbeitszimmer, als auch Besprechungsraum nutzte.

Und tatsächlich wurde er schon erwartet.
 

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Hallo. :D
 

Ich weiß, ich habe unheimlich lange für dieses Kapitel gebraucht, aber ich habe den Lehrgang unterschätzt und musste die letzten zwei Wochen viel für Übungsklausuren lernen.

Aber nun ist es geschafft, wie geplant zumindest noch vor Weihnachten.
 

Ich hoffe doch, dass es euch gefallen hat. Ich bin schon ziemlich stolz drauf, vor allem, weil ich mich schon darauf freue, Kakashis Geschichte zu schreiben, seit ich die Idee zu der FF hatte.

Damit dieses Kapitel nicht noch länger wird, habe ich übrigens schon wieder eine Szene verschoben. *drop*
 

Ich möchte mich für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel bedanken. Ihr seid echt klasse, ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue. Und dann noch danke an die 46 Leute, die diese FF auf ihrer Favoritenliste stehen haben. Danke.
 

Ich wünsche euch allen ein wundervolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Hoffentlich wird es besser als dieses. *Daumen drück*
 

Herzlichste Grüße,

eure hia
 

PS: Ich weiß übrigens nicht, wann ich das nächste Kapitel schreiben kann, weil ich am 25.01. Zwischenprüfung habe. Oh Gott…

Blood-Red Decision

Die Heilerin schien unruhig, als sie ihr die langen Gänge entlang folgte. Doch für sie war dies mehr als verständlich, obwohl man meinen konnte, dass sie sich mittlerweile an all das gewöhnt hatte. Aber nun steckte sie in einer völlig neuen Situation, sie musste Acht geben, was sie sagte, was sie tat. Einfach bei jeder noch so kleinen Bewegung musste sie sich beherrschen.

Noch immer war Sakura mehr als besorgt um ihre Ärztin. Tsunade war keine Frau, die sich leicht unterkriegen ließ, doch dies war etwas anderes. Die Uchihas würden sie bewachen, rund um die Uhr, sie würde nur noch wenige Freiheiten genießen können. So wie jetzt.

Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatte Madara zu überreden, mit Tsunade während der Untersuchung alleine sein zu dürfen. Sakura vermutete, dass ihr Gatte dahinter steckte. Sasuke verhielt sich überraschend tolerant in der Sache mit Tsunade. Er schien zu wissen, wie wichtig ihr war, dass der Heilerin nichts passierte. Und er wollte sicherlich auch nicht, dass es ihr und dem Baby schlecht ging. Woher er plötzlich das Vertrauen nahm, sie alleine mit Tsunade zu lassen, war ihr allerdings ein Rätsel. Doch vielleicht war es schlicht und einfach die Tatsache, dass er kein großes Interesse an der Untersuchung hegte.

Es war wirklich enttäuschend. Sakura musste sich zusammen nehmen, um ihr Gesicht zu wahren. Es würde nur Gerede geben, wenn man sie mit trauriger und verbitterter Miene hier sehen würde. Dies war eine Sache zwischen Sasuke und ihr. Und sie hatte immer noch Hoffnung, dass Rin recht behalten würde und er irgendwann gar nicht anders konnte, als dabei zu sein.

Sakura blieb vor den großen Flügeltüren stehen, die zu den Gemächern von Sasuke und ihr führten, und öffnete sie. Sie ließ Tsunade als erstes eintreten, dann folgte sie ihr und verschloss die Türen wieder hinter sich.

„Bitte, setz dich doch“, sagte Sakura und deutete auf die Gruppe von Sitzgelegenheiten.

Doch Tsunade schüttelte den Kopf. „Nein, Sakura. Du hast dich zu setzen. Ich werde meine Arbeit erledigen, so wie sie es von mir verlangen.“

Sakura musste einen Seufzer unterdrücken. Tsunade war schon immer ein solcher Sturkopf gewesen, gegen den man beinahe keine Chance hatte. Doch wahrscheinlich würde sie genau diese Eigenschaft an ihr retten. Sie war nicht jemand, der schnell aufgab, noch eine Persönlichkeit, die sich unterwarf. Leider war Madara genauso. Mit dem Unterschied, dass er ein Tyrann war und Tsunade zu den Personen gehörten, die das Gute mit Löffeln zum Frühstück aßen.

Es würde nicht leicht werden, ihren eigenen Plan in die Tat umzusetzen. Alles, was sie wollte, war, Tsunade zu helfen. Sie wollte nicht, dass der Heilerin etwas geschah. Deshalb musste sie es schaffen, sie aus der ganzen Sachen herauszubringen. Wie sie das allerdings schaffen sollte, wusste sie noch nicht.

Langsam setzte sich Sakura auf den Platz, den sie auch schon bei der letzten Untersuchung mit Rin eingenommen hatte, und machte ihren Bauch frei, damit Tsunade sehen konnte, ob mit ihrem Baby alles in Ordnung war. Schweigend beobachtete sie, wie Tsunade die Sachen aus ihrer Tasche packte, die sie benötigen würde. Dann reinigte sie sich die Hände mit einer Flüssigkeit.

„Wie geht es dir?“ Die Frage verließ so leise ihre Lippen, dass Sakura glaubte, Tsunade könnte sie vielleicht überhört haben. Endlich ließ sie es zu, dass sich Sorge auf ihrem Gesicht abzeichnete. Die Sorge, die sie schon länger plagte. Es war einfach nicht fair, dass Tsunade für etwas bestraft wurde, das sie nicht getan hatte. Zumindest in dem Fall von Rins Flucht… Dabei wollte sie Rin alles andere als verurteilen. In gewisser Weise konnte sie die Frau nur zu gut verstehen.

Tsunade blickte auf und ihre Gesichtszüge wurden sanfter. „Sakura, ich bin kein kleines Mädchen mehr, das beschützt werden muss. Ich kann gut auf mich alleine aufpassen. Und hätte ich meine große Klappe gehalten, würde ich die Nächte nicht in diesem Loch verbringen.“ Sie rutschte näher an Sakura heran und ein leises Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Auch wenn ich es nicht bereue, ihm meine Meinung gesagt zu haben.“

Sakura beugte sich vor. „Ich glaube viele würden gerne das gleiche tun, doch ihnen fehlt der Mut“, flüsterte sie.

Die Heilerin seufzte. „Bring dich meinetwegen nicht noch mehr in Schwierigkeiten.“ Vorsichtig legte sie ihre Hände auf Sakuras Bauch. „Du hast schon viel zu viel für mich getan.“

„Man kann nie genug tun, um zu helfen“, murmelte Sakura und lehnte sich wieder zurück.

Tsunade schüttelte fast unmerklich den Kopf. „Nun sag aber mal: Wie geht es dir?“

Sakura schwieg einen Moment, bevor sie antwortete. „Ganz gut, eigentlich.“

„Du machst dir zu viel Stress“, stellte Tsunade sachlich fest. „Zu viele Gedanken. Schwangerschaft ist keine Krankheit, das sage ich den Frauen immer wieder, sie können alles machen, wenn sie es wollen. Doch wenn du zu viel nachdenkst und dich damit aufregst, kann sich das auf das Baby übertragen.“

„Oh“, machte Sakura. Sie wollte nicht, dass es ihrem Kind schon im Mutterleib schlecht ging, aber sie konnte auch nicht einen Schalter in ihrem Kopf umlegen, um all ihre Gedanken zum Stillstand zu bringen.

„Versuch dich einfach zu entspannen, dann kann nichts passieren.“

„Es ist viel leichter gesagt als getan“, sagte sie leise.

„Ich weiß.“ Tsunade versuchte ein aufmunterndes Lächeln. „Und jetzt lehn dich einfach zurück.“

Sakura tat wie ihr geheißen. Während sie die warmen Hände der Heilerin auf ihrem Bauch fühlte, schlossen sich ihre Augen wie in Zeitlupe, und einen Moment später konnte sie wieder dem wunderbaren Klang des Herzens ihres Kindes hören, als Tsunade nach ihrer Hand griff.

Und an diese Töne klammerte sie sich, um für einen Moment ihre Gedanken in eine Kammer zu sperren. Sie konnte sich einfach entspannen und sich für diese kurze Zeit gut fühlen.
 

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Nachdem Kakashi sie am Gang zu den Schlafräumen abgesetzt hatte, war Rin zu ihrem Zimmer zurückgekehrt und hatte sich auf das Bett gelegt, um zur Ruhe zu kommen. Ihr Gesicht hatte sie in dem Daunenkissen vergraben, in ihrem Kopf pocherte es, ihr Gesicht glühte heiß vor Aufregung und Scham.

Sie hatte sich gehen lassen. Es war etwas anderes, wenn sie wegen all dieser Ereignisse in der Vergangenheit weinte, während sie alleine war, doch in Gegenwart anderer hatte sie sich bis jetzt immer zusammenreißen können. Aber heute… Es war anders gewesen.

Sie hatte endlich ihre Antworten, die sie so lange gesucht hatte. Nun wusste sie, was damals passierte, als Kakashi Konoha verließ. Und nun kannte sie den Grund, weshalb er sie nie besucht hatte. Es schmerzte trotz der durchaus plausiblen Erklärung noch immer, vollkommen alleine gewesen zu sein, verlassen von den Freunden. Vor allem verlassen von ihm…

Rin war sich bewusst, dass ihre Schwärmerei als junges Mädchen Kakashi gegenüber nicht unbemerkt geblieben sein konnte. Sie hatte gedacht, dass sie wenigstens darüber hinweg war, hatte sie ihr Herz doch sechzehn Jahre lang in mühevoller Kleinstarbeit wieder zusammen geflickt. Doch nun brachen sich all diese Gefühle, die sie überwunden glaubte, wieder Bahn.

Noch immer fühlte sie die Gänsehaut, die sie überkommen hatte, als sie den Blick beider Augen von ihm auf sich gespürt hatte. Und noch immer kribbelten ihre Hände von dem Gefühl, sein Gesicht berührt zu haben. Dieses für einen Mann schon fast absurde schöne Gesicht, das doch irgendwie verwegen wirkte mit dem breiten Kiefer und den vollen Lippen, nur entstellt durch die feine Narbe über seinem Auge.

Ihre Hände krallten sich schon fast verzweifelt in das Laken, weil es ihr regelrecht in den Fingern juckte, als sie daran zurückdachte, wie die feinen Stoppeln seines nachwachsenden Bartes an ihrer Haut kratzten.

Dieser Gedanke war schon fast krankhaft, und die Scham, die sie fühlte, wuchs noch einmal um ein gutes Stück. Sie benahm sich wie ein kleines Mädchen. Schon wieder.

Was machte dieser Mann nur mit ihr?

Wie schaffte er es, dass sie in einem Moment enttäuscht und wütend war, dann in seinen Armen weinte und anschließend gar nicht mehr von ihm losgelassen werden mochte?

Es war wirklich zum Haare raufen mit ihr. Und zu diesem ganzen Gefühlschaos kam auch noch, dass die Heilerin in ihr unbedingt zu Tage treten wollte. Die Behandlung seines erblindeten Auges war für sie unheimlich reizvoll. Sie glaubte wirklich daran, dass sie erfolgreich sein würde, doch letztendlich war es ganz alleine Kakashis Entscheidung, ob er eine Heilung wollte oder nicht.

Sie hoffte inständig, dass er sich dafür entscheiden würde. Zwar hatte er sich nach sechzehn Jahren sicherlich an ein Leben mit nur einem Auge gewöhnt, doch wenn er sich wirklich in eine Schlacht mit Madara stürzen wollte, war es ihrer Meinung nach besser, wenn er dies mit zwei gesunden Augen tun würde. Es würde ihr zumindest einen Bruchteil der Sorge nehmen, die sie überkam, wenn sie nur an eine Auseinandersetzung dachte.

Sie fühlte sich allgemein nicht gerade wohl, wenn sie an diesen Kampf dachte. Es würden zu viele Unschuldige ihr Leben lassen müssen, genauso wie damals, als Madara in Konoha eingefallen war. Sie konnte zwar auf ihrer Seite die schweren Verletzungen der Verbündeten heilen, doch wenn es einmal zu spät war… Niemand besaß die Fähigkeit, Tote wieder zurück ins Leben zu holen.

Ein kalter Schauer lief ihr bei diesen Gedanken über den Rücken. Sie sollte nicht gleich an das Schlimmste denken, sondern positiv vorausschauen und sich Hoffnungen machen, dass Kakashi sie in eine neue Zeit des Friedens führte. Er hatte ihr versprochen, dass dieser Frieden kommen würde, doch wenn er dafür mit seinem Leben bezahlte…

Rin gab sich eine mentale Ohrfeige und kniff die Augen zusammen. Da waren sie wieder, die negativen Gedanken. Was sie nun tun sollte, war, die Zeit hier bei der Rebellion, bei Kakashi, in vollen Zügen zu genießen.

Außerdem hatte sie nicht nur die Aufgabe, hier als Heilerin tätig zu werden, sondern sie wollte zusätzlich Hinata und Ino ausbilden. Und das möglichst bald. Sie wusste nicht, wie weit Kakashi und Itachi ihre Rebellion hatten, doch sie durfte keine Zeit verlieren, was die Ausbildung der beiden Mädchen betraf. Am besten wäre es, wenn sie schon am morgigen Tag damit beginnen würden.

Ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit, zum Beginn ihrer eigenen Ausbildung bei Tsunade. Anfangs war es nicht leicht gewesen, diese Fähigkeiten hervorzulocken, die in jedem Menschen schlummerten. Doch nicht jeder war dazu bestimmt, sie einsetzen zu können. Rin war froh, zu den Glücklichen zu gehören, die die heilende Kraft nutzen konnten. Und sie war sich sicher, dass auch die Mädchen es schaffen konnten. Rin schätzte sie als sehr lernfähig ein und sie hatten das passende Basiswissen. Die Pflanzenkunde konnte sie also überspringen.

Aber trotzdem würde auf die beiden eine anstrengende Zeit zu kommen. Sie wollte sich Mühe geben, nicht allzu streng dabei zu sein, doch sie erinnerte sich daran, dass ihr Tsunades befehlende Art sehr dabei geholfen hatte, sich noch viel mehr zu bemühen und alles aus sich herauszuholen, weil sie diese Frau stolz machen wollte.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufblicken, und als kurz danach eine weibliche Stimme ihren Namen rief, durchströmte sie pure Freude. Augenblicklich sprang sie auf, stolperte zum Eingang ihres Höhlenzimmers und riss die Tür auf.

Sie hatte sich wirklich nicht verhört. Vor ihr stand tatsächlich die Freundin, die sie schon Jahre nicht mehr gesehen hatte. Ihre schwarzen Locken waren noch mehr in die Länge gewachsen und reichten nun über ihre Schultern hinaus, ihre vollen Lippen hatte sie zu einem breiten Lächeln verzogen, und unter ihrem eng anliegendem Oberteil wölbte sich eindeutig ihr Bauch.

„Kurenai!“, rief Rin und umarmte die andere Frau stürmisch. Es war wirklich viel zu lange her gewesen, dass sie von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden war. „Ich habe dich vermisst.“

„Ich habe dich auch vermisst“, sagte Kurenai und erwiderte die Umarmung.

Rin löste sich von ihr und starrte hinunter auf ihren Bauch. Es war wirklich offensichtlich. „Du meine Güte“, murmelte sie, „ist es wirklich schon so lange her?“

„Wir sind erwachsen geworden“, kommentierte Kurenai und streichelte sanft über die Wölbung.

Rin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das stimmt. Und es ist auch nicht schwer zu erraten, wer der Vater ist.“

Das Gesicht der Schwarzhaarigen färbte sich rot, aber sie lächelte. „Du machst mich noch ganz verlegen“, sagte sie und wedelte aufgeregt mit der Hand.

„Tut mir leid, das war nicht meine Absicht.“ Rin griff nach ihrer Hand. „Glückwunsch. Ich freue mich für euch beiden.“

„Danke.“ Sie lachte leise. „Stell dir vor, Asuma ist aufgeregter als ich.“

„Sei froh darüber“, meinte Rin. „Damit zeigt er, dass ihm sein Nachwuchs wichtig ist.“ Sie hatte da auch schon ganz andere Männer getroffen, die mit ihren Frauen nur Kinder zeugten, um ihre Linie zu erhalten. Liebe empfanden diese Männer für ihre Kinder selten. Sie hoffte, dass Uchiha Sasuke aus diesem Schema austreten und sich bald mehr für sein Kind interessieren würde. Zumindest sollte er es tun, denn sonst würde er Sakura das Herz brechen.

„Ich hatte gehofft, dass du eine Untersuchung durchführen könntest“, sagte Kurenai leise. „Hier sind zwar schon einige Kinder ohne jegliche medizinische Betreuung zur Welt gekommen, aber nun, da du hier bist, dachte ich, dass ich das doch ausnutzen könnte.“

„Natürlich, gerne.“ Rin nickte. „Dafür bin ich schließlich da. Und Asuma würde sich dadurch bestimmt auch besser fühlen.“ Sie zwinkerte.

„Nun hör aber mal auf.“ Kurenai stemmte empört die Hände in die Hüften, aber ihre Gesichtszüge wurden sanft. „Ich wollte dich eigentlich noch fragen, ob du vielleicht ein wenig helfen könntest. Hier wird heute Abend einiger Trubel sein und wir können jede Frau gebrauchen.“

„Die Feier für uns Neuankömmlinge“, meinte Rin und Kurenai nickte. „Kakashi hat mir schon davon erzählt. Ich kann gleich mitkommen.“

„Das ist toll“, freute sich Kurenai und hakte sich bei ihr unter, um sie mit sich zu ziehen. „Du weißt ja, dass wir die Männer nicht einmal in die Nähe einer Kochstelle lassen können, das würde alles andere als gut ausgehen.“

Rin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Es tat gut, wieder bekannte Gesichter, alte Freunde um sich zu haben. Sie fühlte sich, als hätte jemand eine schwere Last von ihr genommen. Hier war sie… frei. Konnte wieder Freude empfinden, lachen, sich einfach rundum wohl fühlen. Auch wenn dies eine Rebellion war, so konnte sie nun doch Ino verstehen, die die Höhlen als ein neues Zuhause beschrieben hatte. Sie hatte Recht gehabt. Hier fühlte man sich besser als in Konoha… aber trotzdem wollte sie in ihre Heimatstadt zurück, um dort ihr Leben zu verbringen, alt zu werden. Denn da zog ihr Herz sie hin.
 

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„Naruto, du Dummkopf!“

Hinata zuckte zusammen, als Ino dem Blonden eine gehörige Kopfnuss verpasste. Doch auf eine gewissen Art und Weise konnte sie die Reaktion ihrer Freundin auch verstehen, denn Naruto war vollkommen hyperaktiv. Sie fragte sich, ob dieser Junge überhaupt einmal zur Ruhe kam.

Neji, der neben Naruto in dem Speiseraum saß, schien schon ziemlich genervt, obwohl er normalerweise seine Emotionen nicht so offen zeigte. Doch Hinata sah auch die Zufriedenheit in ihm. Er schien Tenten wahrhaftig vermisst zu haben und sie mussten sich einen beeindruckenden Kampf geliefert haben, wenn es sie gleich beide so von den Füßen riss.

„Au, was soll das denn?!“, beschwerte sich Naruto lauthals.

„Du redest nur Quatsch!“, kommentierte Ino und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

„Gar nicht wahr!“ Naruto schien beleidigt.

Hinata stutzte. Zwar kannte sie Naruto nun erst seit ein paar Stunden, doch dieser Gesichtsausdruck schien nicht zu ihm zu passen. Im Gegenteil, sie hatte eher den Eindruck gehabt, dass man ihm sein breites Grinsen nur schwer vom Gesicht wischen konnte.

Sie sollte Recht behalten, denn einen Moment später kehrte das Grinsen zurück. „Gib es doch zu, Ino. Du musstest dir das Lachen verkneifen, weil es witzig war.“ Er stupste ihr mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Nein, das war es nicht“, erwiderte Ino stur.

Hinata konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn Ino war es an der Nasenspitze anzusehen, dass sie es doch wenigstens ein bisschen lustig fand.

„Hinata, du bist ja so still.“

Sie kippte beinahe rückwärts von der Holzbank, als Naruto sie so direkt ansprach. „Nun ja, ich…“ Nervös trafen die Spitzen ihrer Zeigefinger immer wieder aufeinander. „Ich…“

Meine Güte, war ihr das peinlich. Wieso nur war sie so verdammt schüchtern? Es war schon immer ihr größtes Problem gewesen, mit fremden Menschen zu sprechen und dabei entspannt zu bleiben.

Sie spürte, wie ihre Schwester ihr unter dem Tisch auf den Fuß trat, doch ihre Zunge schien plötzlich, als wäre sie am Gaumen festgeklebt. So extrem war es schon lange nicht mehr gewesen. Was machte dieser Junge mit ihr? Warum war sie so nervös?

„Hinata?“

Sie blickte erst wieder von ihren Händen auf, als jemand mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum wedelte. Naruto hatte sich über den Tisch gebeugt und nun schaute sie direkt in seine blauen Augen.

Hinata spürte, wie ihr der Atem stockte, doch kurz darauf zog Ino ihn zurück auf seinen Platz.

„Naruto, lass das!“, schimpfte sie.

„Was habe ich denn falsch gemacht?“ Der Blonde schien tatsächlich völlig ahnungslos.

„Hinata ist einfach ein bisschen schüchtern“, kam Tenten ihr zur Hilfe und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Unterarm. „Lass ihr ein wenig Zeit, um aufzutauen.“

Naruto gab sich geschlagen. „Na schön.“

Innerlich seufzte Hinata erleichtert auf und warf Tenten einen dankbaren Blick zu.

„Ich frage mich, was Rin und Kakashi die ganze Zeit treiben“, meinte Ino plötzlich nachdenklich.

Naruto stützte gelangweilt seinen Kopf auf einer Hand ab. „Hauptsache, sie machen überhaupt irgendetwas. Jedes Mal, wenn ich nach meinen Eltern gefragt habe, hat er nachher mehr über sie und seinen besten Freund gesprochen, als mir lieb war. Ich war schon oftmals kurz davor, nach Konoha zu fahren und sie zu holen, damit er endlich Ruhe gibt.“

Ino kicherte leise. So, wie Hinata sie kannte, würde sie die arme Heilerin buchstäblich ausquetschen, wenn sie zurück war.

„Ino, hast du es nicht mitbekommen?“, fragte Tenten.

„Was denn?“, erwiderte die Angesprochene verblüfft.

„Gaara ist hier, um mit Kakashi und Itachi zu sprechen. Sie können gar nicht mehr zusammen sein“, erklärte Tenten.

„Wieso geht so etwas eigentlich immer an mir vorbei?“, wollte Ino fassungslos wissen.

„Du warst dabei, Naruto grün und blau zu prügeln“, meinte Neji trocken.

Hinata wurde neugierig und beschloss, sich nun auch endlich mal ein Herz zu fassen und sich in das Gespräch einzumischen. „Wer ist dieser Gaara?“

Auch Neji schien nachdenklich. „Mir kommt der Name sehr bekannt vor. Ist er nicht das Oberhaupt von Suna?“

Tenten nickte. „Ja, er unterstützt die Rebellion im Untergrund und versucht über politische Wege, mehr für uns herauszufinden.“

Naruto wurde wieder ernst. „Ich hoffe, dass er gute Nachrichten für uns hat. Wir stehen schon zu lange auf nur einem Fleck. Wir müssen endlich mal weiter kommen.“

Die Stimmung am Tisch wurde trübsinnig. Der Spaß von zuvor war wie weggefegt, was Hinata wieder nervös werden ließ. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Erst als sie Stimmen hörten, die näher kamen, sahen sie auf. Hinata erblickte Rin in Begleitung einer anderen Frau, die eindeutig schwanger war. Sie schienen sich gut zu unterhalten, verstummten aber, als sie die Gruppe so ruhig am Tisch sitzen sahen.

Doch Ino brach das Schweigen nur zu gerne. „Rin, da bist du ja. Und ich dachte schon, Kakashi hätte dich entführt, um dich ganz für sich alleine zu haben.“

Hinata fühlte Mitleid für die Heilerin, deren Gesicht rot glühte. „Hör schon auf, Ino“, murmelte sie beschämt.

„Ich wünschte fast, es wäre es“, flüsterte Naruto mit einem Grinsen auf den Lippen, war dabei aber dennoch so laut, dass auch Rin seine Worte hören konnte. Ihr Zustand verbesserte sich dadurch nicht unbedingt.

„Habe ich etwas verpasst?“, fragte die schwarzhaarige Frau an Rins Seite verdutzt. „Ich wusste zwar, dass du mit Kakashi geredet hast, aber dass ihr schon so weit seid…“ Nun schien sie beinahe empört. „Warum erzählst du mir nichts davon? Ich dachte, wir sind Freunde.“

„Weil da nichts war, außer dass wir geredet haben“, seufzte Rin und vergrub ihr Gesicht beschämt in ihren Händen.

Ino war skeptisch, doch sie schien auch zu bemerken, dass Rin nicht darüber reden wollte. Sie besaß immerhin so viel Taktgefühl, Rin den Arm zu tätscheln. „Das kriegen wir schon hin“, meinte sie zuversichtlich.

„Ino, seid doch so gut und helft uns bei den Vorbereitungen“, sagte die Frau. „Die Jungs möchte ich nur ungern in die Küche lassen, aber ihr könntet euch um die Getränke kümmern.“

„Geht klar, Kurenai“, meinte Naruto und salutierte.

Auch Tenten stand nun auf. „Also los, Mädels. Lasst uns die Küche unsicher machen, damit die armen Jungs heute Abend bei der Feier auch genug in den Bauch bekommen.“

„Feier?“, frage Hinata verblüfft.

„Ja, wir müssen doch unsere Neuankömmlinge gebührend empfangen“, antwortete Ino und zog sie von der Bank hoch.

Während Neji Naruto folgte, ging Hinata mit den anderen Frauen mit in die große Höhle nebenan, die die Küche beherbergte. Kurenai teilte die Aufgaben unter ihnen auf, dann machten sie sich an die Arbeit.

Hinata fühlte sich wohl in dieser weiblichen Gesellschaft. Ihre Nervosität schwand von Minute zu Minute mehr und schon bald konnte sie ungezwungen mit den anderen lachen und sich unterhalten.

Wahrscheinlich hatte ihr genau das so lange gefehlt, denn als nach Ino schließlich auch Tenten verschwand, die ihr eine sehr gute Freundin geworden war und mit der sie viel Zeit verbracht hatte, weil sie sehr oft zu den Hyuugas gekommen war, war ihr nur ihre Schwester geblieben. Und Hanabi hatte sich eher auf ihr Training konzentriert, denn sie wollte vor ihrem Vater nicht als schwach wirken.

Doch nun war es anders. Und Hinata war sich sicher, dass es nur besser werden konnte.
 

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Als Kakashi sein Büro betrat, wartete nicht nur Itachi auf ihn, sondern auch die Sabakuno-Geschwister.

Gaara hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sein Blick wirkte ernst… ernster als sonst. Kakashi war nicht wohl dabei und er befürchtete bereits Schlimmes. Doch gleichzeitig hoffte er auch, dass die Nachricht, die Gaara ihnen scheinbar zu überbringen hatte, zu bewältigen war.

Zu Gaaras Rechten hatte sein älterer Bruder Kankuro Platz genommen. Auch er machte nicht den Eindruck, dass etwas Gutes passiert war, was Kakashi dazu brachte, sich noch schlechter zu fühlen als zuvor.

Nur Temari, die Älteste von den Dreien, begrüßte ihn mit einem aufmunternden Lächeln.

Kakashi schloss die Tür hinter sich, nachdem auch Pakkun in den Raum geschlüpft war. Er wusste, dass es seinem kleinen Gefährten wichtig war, an solchen Sitzungen teilzunehmen. Und er vertraute seinen Ratschlägen und Hinweisen.

„Kakashi“, meinte Gaara knapp und er erwiderte den Gruß mit einem kurzen Nicken.

„Darf ich annehmen, dass ihr keine guten Nachrichten bringt?“, fragte er geradeheraus, als er sich auf seinem Stuhl hinter dem Holzschreibtisch gesetzt hatte.

„Es sind wahrlich nicht die Besten“, gab Gaara nach einer Pause zu.

„Das hatte ich befürchtet“, seufzte Kakashi.

„Es sind schwere Zeiten, Kakashi“, meinte Itachi. „Uns war doch klar, dass nicht alles glatt laufen würde.“

Itachi hatte recht, und doch wünschte er sich, dass es anders wäre.

„Wir sind der Meinung, dass wir aus dieser negativen Nachricht etwas Gutes ziehen können“, mischte sich Temari ein. Sie war diejenige, die immer an der Hoffnung festhielt, egal, wie schwer die Lage stand. Sie wollte Frieden, deshalb unterstützte sie ihren Bruder und die Rebellion, wo sie nur konnte.

„Was ist es?“, fragte Kakashi schließlich.

„Wir haben Nachricht aus Oto“, sagte Gaara. „Orochimaru hat Kontakt zu uns aufgenommen. Seine Truppen können das Land nicht mehr verteidigen. Madara hat gesiegt.“

Kakashi war entsetzt. Dies waren wirklich alles andere als gute Nachrichten. Madara hatte nun nicht nur Konoha eingenommen, sondern auch Kiri und Oto. Wenn das so weiterging, würde er auch bald seine Feldzüge nach Suna ausweiten. Doch auch dies würde ihm nicht genügen. Dieser kranke Mann wollte die ganze Welt beherrschen.

„Seit wann?“, erkundigte sich Itachi, nachdem er diese Neuigkeiten verarbeitet hatte.

„Es muss etwa eine Woche her sein. Die Nachricht erreichte uns gestern“, antwortete Kankuro.

Kakashi lehnte sich zurück und überlegte. In dieser einen Woche konnte schon wieder so viel geschehen sein. Er wusste nicht, was in Madaras Kopf vor sich ging, doch es konnte definitiv nichts Gutes sein. Sie mussten bald handeln, sonst würden noch mehr Länder unter dieser Tyrannei leiden. Aber noch waren sie nicht soweit…

„Nun gut, wir können Oto wohl nicht mehr helfen“, stellte Kakashi fest und Gaara nickte zustimmend. „Was ist das Gute in dieser Nachricht?“, fragte er und wandte sich an Temari.

„Orochimaru weiß von der Rebellion“, sagte sie.

Kakashi spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Orochimaru, das nun ehemalige Oberhaupt von Oto, war eine falsche Schlange. Er hatte kein Vertrauen in ihn, und nun wusste er von ihrer Gruppe, die sich gegen Madara zusammen schloss.

„Temari, das ist nicht gut“, sagte Itachi entsetzt. „Wenn er davon weiß…“

„Er wird nichts verraten“, meinte Gaara. „Er bat uns um Hilfe. Oder besser gesagt euch.“

Nun verstand Kakashi die Welt nicht mehr. Er blickte zu Pakkun und Itachi, doch die beiden schienen genauso ratlos zu sein wie er selbst.

Schließlich räusperte sich Kakashi. „Die Sache hat doch einen Haken.“

„Er will euch nicht verraten, wenn ihr ihm helft, sein Land zurück zu bekommen“, erzählte Temari. „Er möchte sich mit euch treffen, mit euch sprechen, und dann will er euch seine Leute zur Verfügung stellen.“

Nun begriff Kakashi, was für Temari positiv an der ganzen Sache war. Das Angebot, ganze Truppen zur Verfügung zu bekommen, um Madara zu stürzen, schien verlockend. Doch Oto war eingenommen. Nach seinem Wissensstand hatte der Uchiha viele Verbündete in Oto gefunden, und wie von den Sabakunos bereits erwähnt wurde, hatten sich Orochimarus Leute nicht länger halten können. Sie wussten weder, wie die genaue Lage in Oto aussah, noch wie sie unbemerkt ein Treffen mit Orochimaru organisieren konnten.

Als hätte Kankuro seine Gedanken gelesen, zog dieser plötzlich eine Karte aus seiner Tasche und breitete sie auf dem Tisch aus. „Die haben wir zusammen mit der Nachricht von Orochimaru erhalten. Sie zeigt die nach seinem Stand aktuellsten Angaben des Landes, über die wir informiert sein müssen.“ Während er redete, fuhr sein Finger verschiedene Punkte auf der Karte entlang. „Dies sind die möglichen Anlegestellen. Sie alle sind ein passender Ausgangspunkt, um zu dem Ort zu gelangen, an dem er uns treffen möchte.“

„Wird er nicht bewacht?“, fragte Pakkun skeptisch.

Genau diesen Punkt hatte Kakashi auch schon bedacht. „Ich denke, er hat seine Möglichkeiten. Letztendlich soll es seine Sorge bleiben, wie er zu diesem Treffen kommt. Ich will nur sicherstellen, dass er alleine ist, bevor wir uns ihm zeigen.“

„Das Treffen hat Orochimaru in zehn Tagen angesetzt. Von hier aus braucht ihr zwei Tage. Wenn der Wind gut steht schafft ihr es in eineinhalb“, ergänzte Gaara.

Kakashi strich sich über das von der Maske bedeckte Kinn. „Was würdest du tun, Gaara?“, fragte er.

„Ich würde fahren“, antwortete das Oberhaupt von Suna sofort. „Orochimarus Land wurde lange genug belagert, dass er für uns einige wichtige Informationen haben könnte. Der Mann ist sehr gerissen. Man sollte ihn nicht unterschätzen.“

„Ich bin mir nicht sicher“, gab Itachi zu bedenken. „Wie Gaara schon sagte, man sollte ihn nicht unterschätzen. Vielleicht ist es eine Falle.“

„Orochimaru ist seine Stellung sehr wichtig. Er ist machthungrig. Alles, was er will, ist sein Land zurück“, sagte Temari. „Deshalb glaube ich nicht, dass er euch in eine Falle locken würde.“

„Wir machen es“, sagte Kakashi entschlossen.

„Kakashi, bist du dir sicher?“, fragte Pakkun.

„Wenn Orochimaru von uns weiß, macht es bald keinen Unterschied mehr, ob er uns nun verrät, weil wir nicht kommen, oder wir erwischt werden können, wenn wir uns mit ihm treffen. Da kommt mir die zweite Variante noch sicherer vor“, meinte er.

Gaara nickte. „Kankuro wird euch begleiten.“

„Danke.“ Kakashi beugte sein Haupt. „Ich wüsste nicht, was ich ohne eure Hilfe tun sollte.“

„Das ist eine große Sache, Kakashi“, sagte Gaara. „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, um den Frieden wieder herzustellen.“

„Und du siehst es nicht als Eigennutz, dass wir dir helfen, dein Land zu retten, bevor Madara sich Suna auch noch unter den Nagel reißen kann?“ Itachi lehnte sich locker in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Kakashi musste sich ein Grinsen verkneifen, als Temari bei diesen Worten genervt die Augen verdrehte und Kankuro den Kopf schüttelte. Doch Gaara blieb vollkommen ruhig.

„Es ist meine Pflicht, dieses Land zu verteidigen“, sagte er. „Dabei ist mir jedes Mittel recht.“

Itachi grinste. „Das ist die Antwort, die ich erwartet habe.“ Er legte eine Pause ein. „Bleibt ihr zum Essen?“

„Oh, meine Güte“, seufzte Temari, doch das leise Funkeln in ihren Augen sagte Kakashi, dass sie nur zu gerne bleiben würde.

Kankuro schien unentschlossen. „Es ist schon spät, es würde zu sehr auffallen, wenn wir alle drei zu lange fehlen.“

Der Seitenblick, den Gaara seiner Schwester zuwarf, war kaum zu bemerken, aber Kakashi fiel er trotzdem auf. „Eine Stunde mehr oder weniger ist zu verkraften.“

„Wunderbar.“ Itachi stand auf und klatschte einmal in die Hände. „Dann los, ich verhungere.“

„Der arme Junge“, murmelte Pakkun entnervt.

„Lass ihn“, meinte Kakashi leise und kraulte den Hund hinter den Ohren, „er muss doch kräftig sein, um sein Mädchen beschützen zu können.“

Kakashi wartete, bis Itachi und die Sabakunos den Raum verlassen hatten, ehe er sich wieder Pakkun zuwandte. „Glaubst du, ich habe die richtige Entscheidung getroffen?“, fragte er schließlich.

„Wenn ich ehrlich sein muss… Ich weiß es nicht“, gab Pakkun zu. „Aber es ist die einzige Möglichkeit, die wir haben.“

„Hm“, machte Kakashi. „Ich hoffe nur, dass es nicht falsch war.“

„Es bleibt nur abwarten, um das herauszufinden.“ Pakkun sah zu ihm auf. „Nun geh schon, ich glaube, auf dich wartet auch jemand.“

„Schon verwunderlich, dass sie mir verzeiht“, sagte Kakashi beinahe abwesend. „Ich hatte nicht daran geglaubt, dass es so schnell geht.“

„So, wie ich sie einschätze, ist sie nicht jemand, der lange nachtragend ist. Doch wenn du sie nicht verlieren möchtest, dann solltest du dir Mühe geben. Und solange du dabei nicht deine Aufgabe aus den Augen verlierst, unterstütze ich deine Gefühlsduselei sogar“, meinte Pakkun, sprang auf und lief zur Tür.

Kakashi lachte leise. „Gefühlsduselei, sagst du.“ Er machte eine Pause, ehe er weiter sprach. „Vielleicht hast du recht, dass meine Gefühle mit mir durchgehen, aber ich werde sicher nicht meine Aufgabe über all dem vergessen.“

„Jetzt komm schon, Casanova“, meinte Pakkun fast genervt. „Ich habe auch Hunger, und es riecht einfach köstlich, was die Frauen da gezaubert haben.“

Mit einem Seufzen erhob sich Kakashi und öffnete die Tür für seinen kleinen Gefährten. In seinem Kopf schwirrten seine Gedanken durcheinander wie ein aufgescheuchter Schwarm Bienen. Er musste abschalten, ruhig werden. Entspannen. Doch dies war immer leichter gesagt als getan.

Aber vielleicht würde ihn die kleine Feier ein wenig ablenken.
 

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Rin war erstaunt, wie viele Personen plötzlich die Plätze in der Höhle füllten und sich ihre Teller großzügig mit dem Essen beluden, dass sie und die anderen Frauen gekocht hatten.

Es schien ihr, als hätte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass nun endlich eine Heilerin Teil der Rebellion war. Sie hatte bereits aufgehört zu zählen, wie viele Leute sie schon angesprochen hatten, um von ihr behandelt zu werden. Und so, wie es aussah, kam da eine ganze Menge auf sie zu.

Zum Glück war Kurenai bei ihr, die weitere potentielle Patienten beharrlich davon schickte, damit sie in Ruhe essen konnte, wofür Rin ihr wirklich sehr dankbar war.

Die Idee der Schwarzhaarigen war es auch, eine der Höhlen, die zum Schlafen vorgesehen war, so umzugestalten, dass sie ein Krankenzimmer daraus machen konnten.

Rin fand den Einfall gut, doch sie wollte zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiter darüber nachdenken. Stattdessen blickte sie sich unauffällig um, ihre Augen suchten nach nur einer bestimmten Person.

Doch statt Kakashi fand sie Itachi, der gerade die Höhle in Begleitung drei weiterer Personen betrat.

Der eine war rothaarig und seine stechend blauen Augen wirkten emotionslos. Seine Stirn zierte ein Schriftzeichen – Liebe. Rin fand es eher unpassend für den jungen Mann, doch gerade dieses Merkmal ließ sie erkennen, wer er war. Gaara, das Oberhaupt von Suna. Sie hatte schon Zeichnungen von ihm in Büchern gesehen. Soweit sie sich erinnern konnte, wurde er bereits mit achtzehn Jahren zum Oberhaupt gewählt. Und dies war bereits vier Jahre her.

Hinter Gaara ging ein weiterer Mann, die braunen Haare kurz geschnitten, sowie eine Frau, die ihre weizenblonden Haar locker zu zwei Zöpfen gebunden hatte.

Rin wandte den Blick ab, als sich die kleine Gruppe einen Platz am anderen Ende der Höhle suchte, und konzentrierte sich wieder auf ihr Essen.

„Er kommt schon noch“, raunte Kurenai ihr zu.

Rin beugte sich nur weiter über ihren Teller und schwieg. Schon damals war ihr peinlich gewesen, dass die andere Frau von ihrer Schwärmerei für Kakashi wusste, doch nun war es sogar noch ein bisschen schlimmer. Sie war erwachsen und sollte sich nicht so verhalten.

Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen und Rin lauschte nur dem lauten Stimmengewirr, das die Höhle erfüllte. Doch dann stupste ihr Kurenai einen Ellenbogen in die Seite. „Ich sagte ja, dass er gleich kommt.“

Rin sah auf und erblickte Kakashi, der mit Pakkun die Höhle betrat. Nur einen Moment später war Naruto an seiner Seite und redete auf ihn ein, doch Kakashi schien ihn abzuweisen, wenn sie die enttäuschte Miene des Jungen richtig deutete. Geknickt kehrte er zu dem Tisch zurück, an dem er zusammen mit seinen Freunden saß.

„Kakashi, hier“, rief Kurenai plötzlich und winkte ihm zu.

Rin wäre am liebsten von der Bank und unter den Tisch gerutscht, und Asuma, der ihnen gegenüber saß, verdrehte die Augen. Zu ihrer Überraschung reagierte Kakashi tatsächlich und setzte sich einen Moment später auf den freien Platz neben Asuma.

Sie bemerkte sofort, dass Kakashi etwas bedrückte, das er zu verbergen versuchte. Auch ihre Freunde wechselten einen schnellen Blick.

„Es ist wohl nicht so gut gelaufen, was?“, fragte Asuma leise.

„Ich möchte jetzt nicht so gerne darüber reden“, erwiderte Kakashi.

Asuma nickte verstehend.

Sorge erfüllte Rin aufs Neue, und auch der aufmunternde Blick von Kakashi, den er ihr zuwarf, half nicht weiter. Sie wusste, dass es nur gespielt war. Dieses Gespräch mit Gaara hatte ihn sehr nachdenklich gemacht.

„Wie kommt es, dass die Sabakunos noch hier sind?“, wollte Kurenai wissen und wechselte damit das Thema.

„Sie bleiben nur zum Essen, für Temari“, antwortete Kakashi, nahm ein Stück Fleisch und ließ es unter dem Tisch verschwinden. Rin fühlte sich ein wenig erleichtert, als sie den amüsierten Unterton in seiner Stimme bemerkte.

„Oh, ich verstehe.“ Kurenai grinste.

„Mach dir keine Hoffnungen, Kurenai“, sagte Kakashi, „die beiden sind nicht viel weiter als beim letzten Mal.“

Rin war verwirrt. „Wer?“ Sie war froh, dass es dieses Mal nicht um ihre Beziehungsprobleme ging.

„Itachi und Temari“, erklärte Kurenai. „Sie mag ihn, aber Itachi ist so galant wie ein Felsbrocken, wenn es um sie geht.“

Automatisch wanderte Rins Blick zu dem Tisch, an den sich Itachi mit den anderen drei gesetzt hatte. „Wenn Temari die hübsche Blonde ist…“

„Ja, das ist sie“, warf Kurenai ein.

„Sie sind beide verschwunden“, meinte Rin verblüfft. Tatsächlich saßen nur noch Gaara und der andere Mann an dem Tisch, die beinahe ein komisches Bild abgaben, da der Brünette auf das Oberhaupt einredete, dieser allerdings überhaupt nicht darauf reagierte und stattdessen nur ruhig an seinem Weinglas nippte.

Kurenai warf Kakashi einen triumphierenden Blick zu. „Vielleicht kann ich mir ja doch Hoffnungen machen.“

„Nein, ich wette, dass sie es wieder nicht schaffen.“

Rin war fast entsetzt, als die beiden sogar per Handschlag diese Wette besiegelten.

„Das ist vollkommen normal“, sagte Asuma beruhigend. „Gai und Kakashi haben sogar Wetten darauf abgeschlossen, wann unser Kind zur Welt kommt. Mittlerweile ist die halbe Rebellion eingestiegen.“

Kakashi zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ein bisschen Spaß muss man uns doch lassen.“

Rin musste ob dieser Normalität schmunzeln. Aber wahrscheinlich war auch die teilweise nur gespielt. Trotzdem war sie froh, dass Kurenai von dieser Ernsthaftigkeit ablenkte. Es funktionierte scheinbar, denn Asuma und Kakashi verfielen in ein lockeres Gespräch über belanglose Kleinigkeiten, während Kurenai zufrieden ihren Reis aß.

Nun, es schien, als müsste sich Rin daran gewöhnen, dass es hier so vor sich ging. Ein extremer Wechsel zwischen Freude und Leid. Lachen und Weinen.

Doch dass sie dies erleben konnte, zeigte ihr, dass sie schon ein Teil davon war.

Sie war angekommen.
 

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Hallo. :D
 

Erst einmal: Frohes neues Jahr.
 

Gut, gut. Habe ich also doch noch ein Kapitel geschafft, bevor ich für die Zwischenprüfung lernen muss. Ich weiß jetzt allerdings wirklich nicht, wann ich das nächste Kapitel schreiben kann. Die Idee steht, aber mir fehlt leider dir Zeit zum Schreiben.
 

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen, auch, wenn es größtenteils nur Übergang ist. Durch das Gespräch mit den Sabakunos wollte ich die Geschichte langsam weiter ins Rollen bringen. Man kann vielleicht erahnen, was in etwa passieren wird. :D
 

Ich möchte mich nochmals für die lieben Kommentare bedanken. Das kann ich gar nicht oft genug tun. Ihr seid wirklich super, Leute! Und danke auch an die Favoritennehmer.
 

So, das war es erst mal wieder von meiner Seite.
 

Noch ein schönes Wochenende.

Gruß,

hia

Blood-Red Relationship

Selbstsicher tastete sich Temari durch die Dunkelheit und ließ sich dabei von dem Rauschen des Wasserfalls leiten, der den Eingang zu der Höhle verdeckte. Schließlich schlüpfte sie durch den Spalt an der Seite ins Freie.

Die Sonne war untergegangen und es war kühler geworden. Trotzdem herrschte noch immer eine hohe Luftfeuchtigkeit und der Dschungel war lebendiger als zur Tageszeit.

Sie fand Itachi am Ufer des Sees sitzend und nachdenklich in den von Sternen übersäten Himmel starrend. Nicht oft sah sie ihn so, meistens achtete er penibel genau darauf, seine wahren Gefühle hinter einer Fassade zu verstecken. Temari wusste, dass er dies für seine Leute tat. Er und Kakashi mussten immer eine gute Miene zum bösen Spiel machen. Sie verstand, dass es für die beiden als ihre Anführer nicht leicht war. Vielleicht versteckte Kakashi sein Gesicht auch deshalb hinter dieser Maske.

Sie kannte Itachis Vergangenheit und wusste, was er getan hatte, und dass es einen plausiblen Grund dafür gab. Temari konnte es ihm nicht übel nehmen. Stattdessen bewunderte sie diesen Mann und seinen Mut, einzugreifen. Doch viel hatte ihm dieser Einsatz nicht gebracht. Er war ein Verstoßener seiner eigenen Familie. Niemandem wünschte sie so etwas, auch wenn die Familie so schrecklich und tyrannisch war wie die Uchihas. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass sie noch ihre jüngeren Brüder an ihrer Seite hatte.

Temari ging langsam zu ihm und setzte sich neben ihn in den Sand. Sie schwiegen und auch sie blickte nun in den fast schwarzen Himmel.

„Sieh dir den Vollmond an“, sagte Itachi plötzlich leise.

Sorge und Mitleid durchströmten sie bei seinen Worten, denn sie verstand, worauf er hinaus wollte. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. „Itachi, ich bin mir sicher, dass auch über Konoha bald wieder so ein Mond wie hier scheinen wird.“

„Ich weiß nicht, ob er jemals wieder so weiß und rein sein wird, wie er es zuvor gewesen ist“, erwiderte er nachdenklich. „Madara hat ihm schon zu lange sein Mal aufgedrückt.“

„Ich bin zuversichtlich“, meinte Temari und versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln. Doch er achtete nicht auf sie, war wieder in seinen Gedanken versunken.

Es machte sie traurig, ihn so zu sehen. Manchmal fragte sie sich, wie sie ihm helfen konnte, sie wollte ihn glücklich sehen, aber was sie auch tat, es schien nichts zu bewirken. Die Schuldgefühle schienen ihn zu zerfressen, und er erlaubte sich nicht, glücklich zu sein.

Es gab Zeiten, da würde ihn Temari am liebsten dafür erschlagen, denn er verletzte nicht nur sich selbst damit, sondern auch sie. Er wusste ganz genau, was sie für ihn fühlte. Und immer wieder sagte er ihr, dass sie nicht zusammen sein konnten. Dass sie jemand besseren verdiente als ihn. Er verstand einfach nicht, dass es nur ihn für sie gab.

„Weißt du, ich bin mir sicher, dass alles gut werden wird, und dann…“, begann sie, aber er unterbrach sie mit einer abrupten Handbewegung.

„Temari, wie oft hatten wir dieses Thema schon?“ Seine Stimme war schneidend, doch sein Gesicht sanft. Mit einem fast sehnsüchtigen Glitzern in den Augen sah er sie an und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Unwillkürlich begannen ihre Augen zu brennen und sie musste sich zusammen nehmen, damit sich die Tränen nicht Bahn brachen. „Warum gibst du uns nicht eine Chance?“, fragte sie mit erstickter Stimme. So viel Verständnis sie auch für seine Situation aufbringen konnte, sie wollte nicht, dass er sie beide unglücklich machte.

Er wandte den Blick ab. „Ich kann nicht.“

„Ich will den Grund wissen, Itachi“, gab sie zurück. „Sag mir den verdammten Grund.“

„Du kennst den Grund“, erwiderte er tonlos. „Wieso gibst du es also nicht endlich auf?“

Sie packte ihn am Kragen und zwang ihn so, sie wieder anzusehen. „Weil ich nur dich will, Uchiha Itachi. Es ist mir egal, was du getan hast, für mich zählt nur, was du jetzt tust, und ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich das bekomme, was ich will.“ Wut kochte unter ihrer Oberfläche und sie konnte nicht mehr verhindern, dass die Tränen über ihre Wangen flossen.

„Warum verstehst du es nicht?“, flüsterte er.

„Weil du es auch nicht zu verstehen scheinst“, erwiderte Temari.

Er schien sich von ihr losreißen zu wollen, doch da war etwas Stärkeres in ihm, das ihn dazu brachte, seine Hände auf ihre Wangen zu legen und die Tränen fortzuwischen.

Temari schloss die Augen und genoss das Gefühl seiner rauen Finger auf ihrem Gesicht. Das hatte sie sich immer gewünscht. Sanfte Liebkosungen, ihm so nahe zu sein, dass sie seine Körperwärme spürte. Bis jetzt hatte er nie mehr zugelassen als eine freundschaftliche Umarmung. Und das auch nur, wenn sie nicht alleine waren und es einen kleinen Grund zum Feiern in der Rebellion gegeben hatte. Leider war sie auch nie die Einzige gewesen, die dann eine Umarmung bekam.

„Was macht es dann für einen Sinn, dass wir zusammen sind, wenn wir uns nicht gegenseitig verstehen?“, wollte er leise wissen.

Langsam öffnete sie die Augen und begegnete seinem dunklen Blick. „Wieso lässt du es nicht zu, dass wir uns gegenseitig zu verstehen lernen?“

„Dann verstehe bitte, dass ich meine Gründe habe.“

„Und wie oft soll ich noch wiederholen, dass ich nur dich will? Wann willst du das verstehen?“

Sie wusste nicht, woher sie den Mut nahm es zu tun, ob es nun die Sehnsucht war oder ein elektrischer Impuls, doch ehe sie sich beide versahen hatte sie sich vorgebeugt und ihre Lippen auf seine gedrückt. Ihr Herz hämmerte hart gegen ihren Brustkorb und die Luft blieb ihr weg. Die Zeit schien stehen zu bleiben und doch kam es ihr vor wie eine Ewigkeit, in der sie hoffte und wartete, dass er ihren Kuss erwidern würde. Gerade wollte sie sich enttäuscht von ihm lösen und weit weg laufen, um ihm nach dieser unangenehmen Situation nie wieder unter die Augen treten zu müssen, als seine Arme sich um ihren Körper legten und sie fest an ihn drückten.

Langsam begann er, ihren Kuss zu erwidern, ihre Lippen bewegen sich sanft und noch etwas scheu gegeneinander, und doch küssten sie sich mit einer Leichtigkeit, die Temari glauben ließ, dass sie auf Wolken schwebte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so gut gefühlt wie in diesem Moment, hier draußen, in Itachis Armen, unter dem Sternenhimmel. Genau das hatte sie sich immer gewünscht. Sie hätte sich ersehnt, dass der erste Kuss zwischen ihnen unter anderen Umständen geschah und das er den ersten Schritt machen würde, aber doch war es noch viel schöner als in ihrer Vorstellung. Seine weichen Lippen auf ihren zu spüren, von ihm gehalten, geliebt zu werden…

Abrupt löste er sich von ihr und wandte sich ab, und sie kehrte so schnell aus ihrem Paradies zurück, wie sie es betreten hatte. Sie verstand die Welt nicht mehr, war verwirrt. „Itachi, was…“

„Das… hättest du nicht tun sollen“, sagte er und fuhr sich fahrig mit einer Hand durch sein Gesicht und seine Haare. „Und ich hätte nicht darauf eingehen sollen. Das war ein Fehler.“

Ihr Glück zersprang augenblicklich in tausende Einzelteile. Alles um sie herum drehte sich und sie drohte zu hyperventilieren. Und dann kehrte die Wut zurück. Diese rasende Wut, dass er sie so verletzte, weil er zu stur war über seinen Schatten zu springen, um einfach mit ihr zusammen zu sein.

Sie holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Wie kannst du es wagen, das zu sagen?“ Ihre Hand brannte heiß vor Schmerz, doch dieser Schmerz war nicht zu vergleichen mit dem in ihrem Herzen.

Itachi rieb sich geschockt seine Wange, auf der sich bereits rot ihr Handabdruck abzeichnete. Aber seine Stimme war ruhig, als er ihr antwortete. „Es war falsch, merkst du das nicht? Ich habe dir damit nur Hoffnungen gemacht, die ich niemals erfüllen kann.“

„Willst du mir damit also sagen, dass du diesen Kuss bereust?“, fragte sie fassungslos.

„Ja, ich bereue es.“

Seine Worte hatten die gleiche Wirkung, als hätte er ihr das blutende Herz aus der Brust gerissen, um anschließend noch darauf herum zu trampeln. Sie holte tief Luft, um nicht den Verstand zu verlieren in dieser verdammt verzwickten Situation. Wieso nur war es ihr nicht vergönnt, glücklich zu werden? „Damit du es weißt, ich bereue nicht eine Sekunde davon. Deine Worte verletzen mich zutiefst, das hast du geschafft, doch du wirst nicht erreichen, dass sich meine Gefühle für dich ändern. Und du weißt, was ich für dich empfinde.“

Itachi blickte sie nur schweigend an, sein Gesicht unverändert abweisend.

Noch nie hatte er sie so angesehen. Sie presste sich die zittrige Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu ersticken, das ihr entfuhr. Aber trotz seiner Abweisung, seiner harten Worte, die sie bis in die kleinste Faser ihres Körpers verletzten, änderte dies nichts an ihren Gefühlen für ihn. Vielleicht war es dumm von ihr, naiv, doch sie konnte diesen Mann nicht hassen, denn sie glaubte an ihn.

Temari war keine Frau, die gerne aufgab. Sie kämpfte bis zum Schluss. Und hier war es ihr wichtig, zu gewinnen. Sie zwang sich dazu, ruhiger zu werden, straffte die Schultern, legte die Hände in den Schoß und hielt seinem Blick stand. Und dann sagte sie die Worte, von denen sie sich erhoffte, ihn endlich erreichen zu können. Zum ersten Mal sprach sie direkt aus, was sie für ihn fühlte. „Ich liebe dich, Itachi.“

Ihre Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn sein Gesicht wurde erst sanfter, dann verzweifelt. „Warum machst du es mir so schwer?“, fragte er leise. „Wieso kannst du nicht einfach meine Entscheidung akzeptieren?“

„Hast du jemals erlebt, dass ich aufgebe?“, gab sie zurück.

Itachi stieß ein tonloses Lachen aus. „Nein, du bist wahrlich nicht der Typ dafür.“

„Ich möchte deine Gründe kennen, Itachi“, sagte sie und rutschte wieder näher an ihn heran. „Du wirst mich nicht los, nur indem du mir sagst, dass ich jemand Besseren verdient habe.“

„Tut mir leid, aber genau damit wirst du leben müssen.“

Seine Worte waren wie ein Schlag in die Magenkuhle. Sie hatte langsam wirklich keine Lust mehr auf dieses Hin und Her, das endlose Spiel der Gefühle. Doch was sollte sie tun? Sie wusste nicht mehr, was sie noch machen konnte, um ihn zu überzeugen, dass sie zusammen gehörten. Vor wenigen Sekunden hatte sie ihm ihre Liebe gestanden, sie hatten sich geküsst, und sie war überzeugt davon, dass auch er sie liebte. Doch trotzdem wollte er sie nicht.

Wieder traten ihr die Tränen in die Augen. Verdammt, diese ganze Situation ließ sie weich werden. Wo war die starke Temari, die sie eigentlich war? Die verbissen kämpfte und jedem zur Seite stand, der ihre Hilfe brauchte. Aber verhindern konnte sie es nicht. Vielleicht war sie eine starke Persönlichkeit, doch auch sie hatte Gefühle. Und diese Gefühle wurden verletzt.

„Temari…“ Erst, als Itachis Gesichtsausdruck wieder sanft wurde und er die Hand nach ihr ausstreckte, um ihr die Wange zu streicheln, bemerkte sie, dass ihr erneut die Tränen liefen.

Ärgerlich schlug sie seine Hand weg und stand auf. „Wage es nicht, mich anzufassen“, zischte sie wütend. „Du hast selbst gesagt, dass du mir keine Hoffnungen machen willst.“ Hastig klopfte sie sich den Sand von ihrem Rock und den nackten Unterschenkeln. Dann blickte sie ihn wieder an. Schweigend sah er zu ihr auf und vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber in seinen Augen konnte sie eine verzweifelte Hoffnung erkennen.

Temari konnte sich nicht gegen diesen Blick wehren, augenblicklich verpuffte ihre Wut und sie fühlte sich dazu gezwungen, ihm noch etwas zu sagen. Sie liebte diesen Mann, und so schnell wollte sie dann doch nicht aufgeben. Aber er brauchte ein Ultimatum, eine Bedingung. Sonst würde sie ewig in der Luft schweben. „Ich weiß, dass ich dich zu nichts zwingen kann, aber ich möchte dir sagen, dass ich auf dich warten werde. Du hast mich heute Abend sehr verletzt, doch das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich.“ Sie legte eine kurze Pause ein, in der sie sich nur anstarrten. „Ich gebe dir eine letzte Chance, mich zu bekommen, Itachi. Es ist mir egal, wie lange du für deine Entscheidung brauchst, aber wenn du sie mir mitteilst, werde ich sie akzeptieren. Es liegt also ganz alleine an dir, ob du diese Chance nutzt oder mich für immer verlierst.“

Temari drehte sich um und stapfte durch den Sand zurück in Richtung Wasserfall, ohne auf eine Antwort von ihm zu warten. Sie wollte nicht sofort eine Abfuhr von ihm erhalten. Er sollte über ihre Worte nachdenken, und sie hoffte, dass sie das erreichen würde, das sie sich wünschte – mit ihm zusammen zu sein.

Mit dem Ärmel ihres Oberteils wischte sie ihre Tränen fort und straffte die Schultern, bevor sie hinter dem Wasserfall verschwand und sie die Dunkelheit umhüllte. Das Prasseln, wenn das Wasser auf die Oberfläche des Sees traf, war unheimlich laut und dröhnte ihr in den Ohren, doch trotzdem konnte sie Schritte vernehmen, die sich ihr näherten, und kaum merklich konnte sie zwei schwarze Gestalten vor sich erkennen.

„Temari?“ Die Stimme ihres Bruders Kankuro.

„Ja, ich bin hier.“ Klang ihre Stimme tatsächlich so zittrig?

„Ist alles in Ordnung?“ Nun meldete sich auch Gaara zu Wort und einer der beiden Umrisse kam näher. Trotz der Dunkelheit konnte sie schwach die flammend roten Haare von ihm erkennen und auch seine Augen schienen zu leuchten.

Viele hielten ihren Bruder für emotionslos und deshalb nicht für fähig, Suna anzuführen, vor allem in Zeiten wie dieser. Er musste Acht geben auf ein ganzes Volk und sie nicht übergehen. Dennoch sie sah die Sorge in ihm, die ihr gebührte. Es machte sie traurig, dass sich gerade der Jüngste von ihnen Gedanken über sie machen musste. Sie war die Älteste, sie trug die Verantwortung. Doch gerade diese kurzen Momente, in denen Gaara sich öffnete, zeigten ihr, dass es keinen Besseren als Anführer von Suna geben konnte als ihn. Er war mutig, entschlossen und er kämpfte für seine Ziele, und entgegen des Glaubens einiger Bewohner hatte er mehr als alles andere das Wohl seines Volkes im Sinn.

Nun trat auch Kankuro näher und fasste sie vorsichtig am Arm, um sie sanft wieder nach draußen zu bugsieren. Erst jetzt, da sie das Licht des Vollmondes traf, konnte sie erkennen, wie besorgt die beiden wirklich waren. Auf Gaaras sonst so glatter Stirn hatte sich eine Falte gebildet und Kankuro hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen gepresst.

Fast unmerklich wanderte der Blick ihrer Brüder zu dem kleinen Strand am See, wo Itachi noch immer reglos im Sand saß. Nur ein Schatten in der Dunkelheit…

„Möchtest du nach Hause?“, fragte Kankuro sie leise.

Temari nickte nur. Sie wollte nichts mehr sagen, konnte auch nicht mehr. Nun, da Gaara und Kankuro bei ihr waren, fühlte sie sich beschützt und dazu bereit, Schwäche zu zeigen. Augenblicklich brach sich die Erschöpfung Bahn. Es war einfach alles zu viel gewesen. Wut, Leidenschaft, Schmerz, und wieder Wut. Sie hatte in dieser Nacht eindeutig zu viele Emotionen auf einmal durchlebt.

Nach einem letzten hoffnungsvollen Blick ließ sich Temari von Kankuro zu ihren Pferden führen, die sie in einiger Entfernung angebunden hatten und die friedlich das frische Grün abgrasten. Mit letzter Kraft zog sie sich auf ihre weiße Stute und ließ sich von Kankuro die Zügel in die Hand drücken. Dann folgte sie seinem braunen Wallach und Gaaras Rappen.

Sie ritt weg von ihm, und hinein in die endlosen Weiten der Wüste.
 

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Sie war noch nie in ihrem Leben so betrunken gewesen wie in diesem Moment. Sie hatte das Gefühl, dass der Schwindel ihr jeden Augenblick den Boden unter den Füßen wegreißen würde, und gleichzeitig fühlte sie sich, als schwebe sie auf Wolken.

Rin konnte nicht sagen, wie viel sie getrunken hatte, um diesen Zustand zu erreichen, und es war gewiss nicht ihre Absicht gewesen, vor Lachen beinahe unter dem Tisch zu landen. Doch Kurenai neben ihr hatte immer wieder ihr Glas mit Wein nachgefüllt und ihr gesagt, dass sie doch für ihre Freundin mitzutrinken hatte, wenn diese aufgrund ihrer Schwangerschaft schon darauf verzichten musste.

Aber leider hatte Rin nun zu tief ins Glas geschaut und wäre beinahe zusammen gesackt, als sie sich von ihrem Platz erhoben hatte. Der Raum hatte sich erheblich geleert, nach und nach hatten sich immer mehr verabschiedet, um ins Bett zu gehen. Es saßen nur noch vereinzelt kleine Grüppchen in der Höhle verteilt und amüsierten sich. Kakashi, Asuma, Kurenai und sie selbst waren eine der wenigen, die noch anwesend waren.

Zu ihrer Freude war auch Kakashis Stimmung von Minute zu Minute immer besser geworden, die Anspannung war sichtlich von ihm abgefallen, und er hatte mit seinen Freunden herum gealbert, als gäbe es kein morgen mehr, was traurigerweise sogar wahr werden könnte. Aber immerhin hatte er diese Stimmung erreicht, ohne auch nur einen einzigen Schluck Alkohol zu sich zu nehmen.

Und nun lag ihr Arm über seiner Schulter, damit er sie besser stützen und ins Bett bringen konnte. Tiefer konnte sie nicht mehr sinken. Es war Rin unendlich peinlich, dass Kakashi sie so durch die Höhlengänge zu ihrem Schlafraum schleppen musste, weil sie nicht viel Alkohol vertrug und über ihren Durst hinaus getrunken hatte.

„Es tut mir leid“, nuschelte sie beinahe unverständlich, während er nun ihre Tür mit seiner freien Hand öffnete.

„Was meinst du?“, fragte er, und Rin musste beinahe schnauben, weil er so unschuldig und unwissend dabei klang.

„Na, das hier“, meinte sie und gestikulierte wild mit ihrem Arm.

Sie hörte, wie Kakashi leise lachte. Im Schein der Fackeln aus dem Gang fand er den Weg zu ihrem Bett und setzte sie langsam darauf ab. Die Fackeln und Öllampe, die zuvor im Raum gebrannt hatte, waren verloschen. „Du musst dich nicht für irgendetwas schuldig fühlen“, sagte er sanft. „Du kannst nichts dafür, dass Kurenai dich regelrecht abgefüllt hat. Sie hatte ihren Spaß daran und hat sicher nicht geahnt, dass du so empfindlich auf den Alkohol reagierst.“

Rin stieß unwillkürlich einen Lacher aus und ließ sich seitwärts auf ihr Bett fallen. „Alkohol ist Gift für mich“, lallte sie, „ich hätte es doch eigentlich besser wissen sollen.“

Sie bemerkte, wie Kakashi ihr die Stiefel von den Füßen streifte und ihre Beine vom Boden in das Bett hob. Dann wollte er auch noch die Decke über sie legen, doch sie hielt ihn davon ab.

„Nicht“, sagte sie leise, „es ist so warm.“

„Das kommt vom Alkohol“, beharrte Kakashi, schob energisch ihre Arme beiseite, die sie aus Protest gehoben hatte, und hüllte sie in die Decke ein. „Vielleicht denkst du auch, dass es im Dschungel immer warm ist, aber durch die Wüste in unmittelbarer Nähe und das Wasser wird es hier nachts recht frisch.“

„Hm“, brummte Rin. Er hatte ja recht. Doch sie war einfach so unruhig und konnte nicht still liegen, Hitze stieg in ihr hoch und ließ ihr Gesicht rot werden. Es war ihr mehr als unangenehm, dass sie sich gerade Kakashi gegenüber so benahm und seine durchaus gut gemeinten Ratschläge verweigern wollte, doch sie konnte es nicht verhindern. Sie hatte einfach keine Kontrolle mehr über ihren Körper, geschweige denn über ihren Geist. Es war, als hätte sich ein dicker, undurchdringlicher Nebel um ihre Sinne gelegt.

Seine Nähe machte die ganze Sache nicht viel besser. Wenn er sich so zu ihr hinunter beugte, wollte sie einfach die Arme ausstrecken und ihn zu sich auf das Bett ziehen, um geborgen in seinen Armen einzuschlafen. Das schwache Licht außerhalb des Raumes gab seiner ganzen Gestalt einen außergewöhnlichen Schein. Er schien wie ein Engel…

Und dann, ganz plötzlich, wurde sie ruhiger. Unendliche Müdigkeit überkam sie und sie gähnte herzhaft. Ihre Lider wurden schwer, doch sie musste überrascht blinzeln, als Kakashi ihr sanft über ihr Haar strich.

„Versuche ein wenig zu schlafen“, meinte er leise. „Es war ein anstrengender Tag, Rin, da ist es nur verständlich, wenn du erschöpft bist.“

Er wollte sich langsam zurück ziehen, doch sie klammerte sich an seinen Arm, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie konnte diese Reaktion nicht kontrollieren. „Bitte, bleib noch ein wenig. Lass mich nicht alleine“, hauchte sie atemlos und blickte aus schläfrigen Augen zu ihm auf.

Kakashi zögerte kurz, doch dann setzte er sich zu ihr auf das Bett und griff nach ihrer Hand. Beinahe zärtlich streichelte er mit seinem Daumen über ihren Handrücken.

Rin seufzte zufrieden auf. Wie lange hatte sie sich danach gesehnt, dass jemand an ihrer Seite war, wenn sie einschlief, und über sie wachte? Auch, wenn sie diesen Moment vielleicht nur einmalig kosten durfte… er bedeutete ihr alles. „Danke“, murmelte sie, bevor sie langsam in einen tiefen Schlaf fiel.

Das letzte, das sie spürte, waren weiche Lippen, die über ihre Stirn fuhren. Es war kaum da, nur ein Hauch von einer Berührung, und doch war es für sie die Welt.

Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, bevor sie endgültig in der Traumwelt verschwand.
 

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Er war wie ein Schatten, der in der Dunkelheit Schutz suchte, sich von der Schwärze verschlingen ließ. Dies war in diesem Augenblick sein größter Wunsch – einfach zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen.

Uchiha Itachi war nicht stolz auf seine Vergangenheit. Doch er hatte es tun müssen. Es war seine Pflicht gewesen, sie aufzuhalten.

Er war kein Engel, kein barmherziger Samariter. Eher hatte er Ähnlichkeiten mit dem Teufel. Satans Sohn. Einer der Tyrannen. Dies schien sein Schicksal zu sein, war er doch mit diesem Namen verflucht…

In solchen Momenten wie diesem, da er einfach vom Erdboden verschluckt werden wollte, dachte er an die schockierten Gesichter und die erschrockenen Laute jener, die so reagierten, sobald sie auch nur seinen Namen hörten, und die Schreie derer Menschen hallten in seinem Kopf wider, die er auf dem Gewissen hatte. Die Proteste, die er im Keim erstickte…

„Itachi, komm zu dir. Sei vernünftig…“

Und dann wieder das Getuschel von denen, die von seinen Taten gehört hatten.

„Er hat seine Eltern getötet.“

„Er ist ein Monster!“

Itachi konnte nicht sagen, wie oft er diese Worte schon gehört hatte in all den Jahren, in denen er mit Kakashi durch die Welt gereist war, immer auf der Flucht und bedacht, nicht entdeckt oder erkannt zu werden.

Er hatte keinerlei Zweifel daran, dass er diesen Hass Madara persönlich zu verdanken hatte. Dieser Mann stellte sich als Opfer dar, nicht als Täter, was er eigentlich war. Nein, Itachi war der Schuldige, er hatte ihm seine Untergebenen genommen, weil er es nicht ertragen konnte, sie zu sehen, wie sie einem Tyrann wie Madara dienten.

Das schreckliche an dieser ganzen Sache war, dass Madara so viel Unterstützung bekam. Vor allem in Oto wurde er verehrt wie ein Gott, der nur auf die Erde gekommen war, um über sie zu herrschen. Itachi stand ihm dabei im Weg, also musste er verschwinden. Das schwarze Schaf der Familie sollte sterben…

Er fiel wieder in dieses tiefe, dunkle Loch, aus dem es kein entkommen gab.

Itachi holte tief Luft und öffnete langsam die Augen. Noch immer saß er am See und nach der langen Zeit im Dunkeln wurde er beinahe vom weißen Licht des Mondes geblendet. Es half ihm daran zu denken, dass Kakashi ihm früher immer einen ordentlichen Kinnhaken verpasst hatte, wenn er wieder in diese depressive Phase verfiel, doch heute hatte ihn etwas anderes zurück geholt.

Er strich mit der Hand über die Wange, die Temari geschlagen hatte. Sie hatte ihn ihre Wut spüren lassen und ihm damit nur gezeigt, was für ein absoluter Vollidiot er war. Diese Frau war alles für ihn, sein Leben, und doch schickte er sie immer wieder fort und brach dabei nicht nur ihr das Herz, sondern auch sich selbst.

Aber er durfte nicht mit ihr zusammen sein, wenn er doch auf der Todesliste ganz oben stand. Keine Hoffnungen für Temari, damit sie unter ihrem Verlust nicht leiden musste…

Und doch hatte er ihr diese Hoffnung auf ein glückliches Ende gegeben, weil sie ihn in Versuchung geführt hatte. Noch immer spürte er ihre weichen Lippen, die sich fast verzweifelt gegen seine gepresst hatten. Die reine Sünde, der er einfach nicht hatte widerstehen können. Diesem Drang sie zu küssen, den er schon unzählige Male gespürt hatte, nachzugeben, wenn auch nur für einen Moment, war wie der Himmel auf Erden gewesen.

Aber nun, da er von ihr gekostet hatte, dieses pure Glück spüren durfte, würde es noch schwieriger sein, sich von ihr fern zu halten. Und dann hatte sie es nicht gerade besser gemacht, als sie ihm ihre Gefühle für ihn gestanden hatte.

Itachis Herz zog sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen. Er sah ihr trauriges Gesicht und ihre Tränen vor seinem inneren Auge, und hörte immer wieder ihre letzten Worte. Sie hatte ihn vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Es würde seine letzte Chance bei ihr sein, hatte sie gesagt, die allerletzte. Zu oft hatte er sie schon zurück gewiesen. Und sie hatte gesagt, dass sie es akzeptieren würde, wenn er sich gegen sie entschied. Doch das glaubte er ihr nicht. Temari war keine Frau, die einfach so aufgab. Ihre Worte…

Er wusste nicht, was er tun sollte. Auf der einen Seite wünschte er sich wirklich nichts sehnlicher, als endlich mit ihr zusammen sein zu können, und dieser kleine Vorgeschmack, den sie ihm gegeben hatte, hatte diesen Wunsch nur noch weiter verstärkt. Aber auf der anderen Seite konnte er es nicht. Er konnte es nicht zulassen.

Verzweifelt raufte sich Itachi die Haare. Verdammt, wieso nur musste das Leben so kompliziert sein? Warum machte man es den Menschen nicht einfach?

Er seufzte lautlos und stand langsam auf, klopfte sich den Sand von der Hose. Er konnte nicht ewig hier sitzen und Trübsal blasen. Irgendwie musste es weiter gehen. Ihnen stand eine große Aufgabe bevor, die nicht gerade ungefährlich war.

In Oto wimmelte es nur so von Madaras Leuten, seinen Anhängern. Ein Treffen mit dem seiner Macht entzogenen Orochimaru war mehr als riskant, doch es war ihre Möglichkeit, vorwärts zu kommen in ihrem Kampf.

Dafür lebte er. Seine Aufgabe war es, seine eigene Familie zu vernichten, weil sie dem Bösen verfallen war.

In Gedanken versunken durchquerte er die Höhle hinter dem Wasserfall und schlüpfte durch den Spalt, um in ihr Versteck zu gelangen. Er brauchte nun Ruhe, er musste nachdenken, für sich sein…

Itachi schlug den Weg zu seinem Quartier ein. Es war ruhig geworden, die Feier schien vorbei zu sein, die Leute waren zu Bett gegangen.

Er dachte schon, dass er niemandem begegnen würde, so still war es, doch er hatte sich geirrt. Kakashi kam ihm entgegen, seine Schritte lautlos wie immer.

Itachi versuchte es mit einem Grinsen, um seine schlechte Laune zu verstecken, aber er wusste, dass Kakashi hinter diese Fassade blicken konnte. Sie waren schon zu lange gemeinsam unterwegs gewesen, als dass sie sich nicht gut kennen würden.

Doch er wusste auch, dass Kakashi ihn nicht darauf ansprechen würde. Er war ein loyaler Freund, diskret, immer an seiner Seite, wenn er Hilfe brauchte, aber kein Mensch, der in Wunden herumstocherte.

Die beiden standen sich gegenüber und schwiegen sich an. Es war keine unangenehme Stille, Kakashi wartete, ob er etwas sagen würde.

„Ich habe es vermasselt“, sagte Itachi schließlich leise. Ihm konnte er es sagen, ihm konnte er anvertrauen, was für ein Idiot er doch war.

„Du solltest aufhören, deinen Kopf zu benutzen, und lieber auf dein Herz hören.“ Kakashi tippte ihm gegen die breite Brust, an die Stelle, an der sein Herz saß.

Itachi musste unwillkürlich schmunzeln. „Und das kommt von dem Mann, der seinen Kopf mehr benutzt als alles andere.“

„Es ist gut, dass du das aussprichst, was ich nicht zugeben kann.“

Was waren sie nur für unfähige Männer. Kakashi hatte vollkommen recht, sie beiden hörten mehr auf das, was ihnen ihr Kopf sagte, als auf ihr Herz. Seinem Freund fiel es genauso schwer seine Gefühle zu zeigen wie ihm, und sie beide hatten die gleiche dumme Angewohnheit, die Frauen zu verletzen, die ihnen wichtig waren.

„Sie hat dir längst verziehen, Kakashi“, meinte er. „Mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Sei glücklich, mach sie glücklich.“

„Warum machst du es dir so schwer, Itachi?“, fragte sein Gegenüber, statt zu antworten.

Itachi wandte seinen Blick ab. „Ich habe meine Gründe“, erwiderte er abwesend.

Kakashi schien zu verstehen, dass er nicht weiter über dieses Thema reden wollte. Er wusste selbst, dass er die ganze Sache nur verkomplizierte. Er wünschte sich, es wäre leichter, doch dafür hätte er in eine andere Familie hineingeboren werden müssen.

„Ich weiß, dass die Zeit vielleicht etwas ungelegen erscheint, aber dürfte ich dich dennoch um einen Gefallen bitten?“

Er blickte wieder zu Kakashi und sah ihn abwartend an. „Du weißt, dass du mich immer fragen kannst, egal wann und in welcher Stimmung ich bin“, sagte er. „Also, worum geht es?“

„Ich habe Rin die Geschichte von unserer Flucht aus Konoha erzählt“, erklärte Kakashi. „Aber… nur meine Sicht reicht nicht, um alles zu schildern. Es fehlt ein Teil, um alles verstehen zu können.“

„Du willst, dass ich ihr meinen Teil der Geschichte erzähle“, vermutete Itachi.

Wie erwartet nickte Kakashi. „Ich wäre dir sehr dankbar dafür. Und ich möchte, dass sie dich verstehen lernt.“

Ihm war zuvor schon aufgefallen, dass Rin ihm nicht das gleiche Vertrauen entgegen brachte, wie anderen Personen der Rebellion. Sogar zu Kakashi, von dem sie mehr als enttäuscht worden war, hatte sie schnell wieder Vertrauen fassen können. Sie schien zu wissen, was er getan hatte. Auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, so erkannte Itachi doch, dass auch sie ein Monster in ihm sah.

Itachi wusste, dass es Kakashi wichtig war, was für ein Bild Rin von seinem Kumpanen hatte, also stimmte er zu. „Ich werde sie morgen aufsuchen.“

„Ich danke dir.“ Itachi klopfte seinem Freund auf die Schulter und wandte sich dann zum Gehen. „Mach dir nicht mehr so viele Gedanken und versuche, ein wenig Schlaf zu finden. Wir müssen Kraft sammeln.“

Itachi nickte nur und blickte Kakashi nach, bis dieser in seinem eigenen Schlafraum verschwunden war. Dann betrat auch er sein bescheidenes Domizil.

Die Öllampe gab nur noch wenig Licht ab. Entschieden löschte er sie und augenblicklich verschlang ihn die Dunkelheit. Schnell streifte er die Stiefel ab und zog sich sein Oberteil aus, dann tastete er sich vor und ließ sich auf sein Bett fallen.

Er drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine Augen starrten in die Schwärze, doch er sah nicht diese tiefe Dunkelheit vor sich, sondern Temari. Ihr Gesicht, das alle möglichen Emotionen widerspiegelte. Glück, Freude, er sah sie lächeln, hörte sie lachen, doch sah auch Trauer, Wut… Die Wut auf ihn, Itachi. Weil er sie zurückwies und es ihnen nicht ermöglichte, glücklich zu sein.

Eine Chance.

Mehr war ihm nicht mehr gegeben. Er musste sich entscheiden.

Er würde noch darüber nachdenken müssen, doch tief in seinem Innern, in seinem Herzen, wusste er bereits, wie diese Entscheidung ausfallen würde.
 

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Hallo. :D
 

Ich weiß, lange ist es her, und ich möchte mich dafür entschuldigen. Wie ich schon sagte, ich hatte Zwischenprüfung und musste dafür eine Menge lernen, und dann war ich letzte Woche vier Tage in Paris, um dort meinen Geburtstag zu verbringen.
 

Ich hoffe, dass dieses Kapitel eine kleine Entschädigung für die Wartezeit ist. Eigentlich ist es etwa doppelt so lang wie jetzt, aber wie ihr vielleicht schon der Kurzbeschreibung entnehmen konntet, habe ich es geteilt, weil es einfach zu lang geworden ist, das wollte ich euch nicht zumuten. Dafür gibt es dann Kapitel 10 schon nächsten Sonntag. ;)
 

Ich muss zu diesem Kapitel sagen, dass ich die Szene zwischen Temari und Itachi ganze drei Mal geschrieben habe. Zuerst war ich so gemein, dass ich dachte, ihr würdet mich sicher umbringen, dann war ich zu nett, und jetzt ist es eben irgendwie ein Mittelding, womit ich eigentlich recht zufrieden bin. Ich mag diese Beziehung zwischen den beiden. Ich wollte, dass schon eine Liebe besteht, diese aber aussichtslos erscheint.
 

Außerdem kann man an dem Kapitel vielleicht schon erkennen, was im nächsten Kapitel passiert. ;)
 

Ich möchte mich noch einmal für die lieben Kommentare bedanken und auch für die 51 Favoriten. Vielen Dank. :D
 

Bis nächste Woche dann,

hia

Blood-Red Fate

Rin stöhnte leise auf und regte sich langsam, während sie wach wurde. Schon jetzt spürte sie das stetige Hämmern in ihrem Kopf, das sie dem Alkohol vom Vorabend zu verdanken hatte. Noch nie hatte sie sich so schlecht gefühlt, nachdem sie getrunken hatte. Aber wenigstens schien sich nicht mehr alles um sie herum zu drehen…

Vorsichtig schlug sie die Augen auf. Es war nicht ganz dunkel in ihrer Höhle, grob konnte sie die Umrisse des Mobiliars ausmachen. Sie blickte sich um, auf der Suche nach der Quelle des sanften Lichtscheins, wobei ihr Kopf schon bei der kleinsten Bewegung unheimlich schmerzte, und entdeckte eine runde Öffnung nur ein wenig weiter über ihr, durch die das Tageslicht fiel. Am Vortag war sie Rin gar nicht aufgefallen, doch sie hatte auch nicht sonderlich darauf geachtet. Sie vermutete, dass dies ein sehr kleiner Schacht für die Sauerstoffzufuhr war.

Bedacht, ihren Kopf so gut es ging zu schonen, setzte sich Rin in ihrem Bett auf, doch der Schmerz pochte in ihren Schläfen. Sie würde sich einen Kräutertrank herstellen müssen, um ihn eindämmen zu können. Es war ihr sehr unangenehm, dass sie als Heilerin so kopflos gehandelt hatte, sodass sie nun ihre eigene Patientin war.

Noch dazu würde sie sich bei Kakashi gleichzeitig bedanken und entschuldigen müssen. Er hatte ihr sehr geholfen, doch dies hätte nicht sein müssen, hätte sie auf ihre Grenzen geachtet. Unbewusst fuhr ihre Hand über ihre Stirn und errötend erinnerte sie sich an Kakashis weiche Lippen, die sie dort berührt hatten.

Lange hatte sie sich danach gesehnt, diese Zärtlichkeiten von ihm zu erfahren. Als junges Mädchen hatte sie sich immer vorgestellt, wie es wohl sein würde, von ihm geküsst zu werden, und für sie war klar gewesen, dass sie Kakashi heiraten und viele Kinder mit ihm haben würde. Nachdem er verschwunden war, waren diese Wunschträume nicht verschwunden. Sogar als Frau hatte sie noch oft in ihren Träumen sehnsüchtig darauf gewartet, dass seine Lippen ihre berührten. Dass sie nun alleine bei der Erinnerung an diesen eigentlich harmlosen Kuss seinerseits dachte, zeigte Rin nur, dass sie doch noch mehr für diesen Mann empfand als sie gedacht hatte.

Wenn sie sich nun an diese zarte Berührung von ihm zurückerinnerte, dann wünschte sie sich beinahe, dass sie nüchtern gewesen wäre, um diesen Moment vollkommen auszukosten. Doch andererseits war sie froh, dass sie in ihrem betrunkenen Zustand nicht über ihn hergefallen war. Das wäre absolut töricht von ihr gewesen und hinterher hätte sie sich für ihr Verhalten nur noch geschämt. Aber als würde sie das nicht ohnehin schon tun…

Sie schwang die Beine über die Bettkante und stand auf, tastete nach dem Tisch und entzündete die Lampe und eine der Fackeln. Warmes Licht durchflutete die kleine Höhle und sie suchte sich hastig ein paar Kleidungsstücke zusammen und eilte in ihr kleines Bad nebenan, um sich frisch zu machen. Sie fühlte sich nach diesem gestrigen Abend schmutzig und einfach nur unwohl.

Nachdem sie sich ausgiebig gewaschen hatte und nun eine kurze Hose trug sowie ein Oberteil mit kurzen Ärmeln, fühlte sie sich um einiges besser als zuvor. Durch das kühle Wasser und etwas zu trinken, waren auch ihre Kopfschmerzen ein wenig zurück gegangen. Aber lieber wollte sie sich doch noch etwas zusammen mischen, um den Tag unbeschadet zu überstehen. Wenn sie es recht in Erinnerung hatte, dann lag noch eine Menge Arbeit vor ihr.

Rin setzte sich an den Tisch und begann, ein paar Kräuter in eine Schüssel zu geben. Diese übergoss sie mit dem frischen Quellwasser und erwärmte die Mischung schließlich kurz über einer kleinen Feuerstelle, die gemacht war um das Badewasser zu erhitzen, damit die Wirkung der Kräuter eintreten konnte. Dieser Trunk war keine Erfindung Tsunades, sondern sie hatte das Rezept von ihrer Mutter erhalten. Schon als Kleinkind ihr erster Kontakt mit einfacher Medizin… In wenigen Zügen hatte sie die Schüssel geleert.

Überrascht blickte sie auf, als es an ihrer Tür klopfte. Wer mochte das sein?

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie keine Ahnung hatte, wie spät es war, und wie lange sie eigentlich geschlafen hatte.

Aufgewühlt ging sie mit langen Schritten zu der Tür und öffnete.

Sie hatte mit vielen gerechnet, allen voran Ino oder Kurenai, die sie necken wollten, weil sie noch immer hier war, danach mit Kakashi, weil er sich Sorgen machte, wo sie denn bliebe, obwohl dies eher ihren Hoffnungen entsprach, aber gewiss nicht mit Itachi.

„Guten Morgen“, wünschte ihr der junge Uchiha und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

„Morgen“, erwiderte Rin verblüfft.

„Ich hoffe, ich störe dich nicht“, sagte er, „aber ich dachte, wir könnten uns vielleicht mal unterhalten.“

Unterhalten? Mit ihr? Er schien sich in der Tür geirrt zu haben. Aber sie wollte nicht unhöflich sein und öffnete die Tür weiter, bevor sie ihre guten Manieren vergaß. „Bitte, komm doch rein.“

Doch Itachi schüttelte den Kopf. „Das wäre keine gute Idee. Kakashi würde dabei nur auf falsche Gedanken kommen.“ Er zwinkerte ihr zu.

Schlagartig wurde sie rot, ohne es verhindern zu können. Dieser Mann war unverblümt und offen… und ziemlich frech und unverschämt. Aber langsam wurde sie auch neugierig, was er ihr zu sagen hatte.

„Na schön“, meinte sie und trat hinaus zu ihm auf den Gang. Die Tür schloss sie hinter sich. „Dann sag mir den Ort, an den wir gehen können, ohne dass jemand auf falsche Gedanken kommt.“

Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er sich in Bewegung setzte und ihr mit einer Handbewegung bedeutete, ihm zu folgen.

Rin hatte ein komisches Gefühl dabei, mit ihm zu gehen, und es wäre ihr lieber gewesen, nicht mit ihm alleine zu sein, sondern jemanden bei sich zu haben, dem sie voll und ganz vertraute. Doch wahrscheinlich würde dies Itachi nur beleidigen, und sie wollte nicht gemein sein. Sie wusste, was er getan hatte, und dieser Gedanke war stets fest in ihrem Hinterkopf verankert, wenn sie ihn sah.

Und ihr Gefühl sagte ihr, dass er sie eines Besseren belehren würde.
 

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Itachi führte Rin hinaus und ein kurzes Stück um den Berg herum, der ihr Versteck darstellte. Er suchte ihnen einen Platz im Schatten aus und ließ sich auf dem saftigen Gras nieder.

Rin setzte sich ihm gegenüber und wartete schweigend darauf, dass er das Wort ergriff.

Sie war misstrauisch, das konnte er ganz genau sehen, auch wenn sie es versuchte zu verbergen, aber da war ebenso eine gute Portion Neugier. Dieser Teil hatte anscheinend überwogen, als sie beschlossen hatte, ihm zu folgen und ihn anzuhören. Auch wenn sie alleine waren…

Am liebsten hätte er ihr jetzt wieder dieses heitere Grinsen vorgespielt, das er so vielen zeigte, doch er war absolut nicht in der Stimmung dazu. Die letzte Nacht hatte er kaum ein Auge zugetan, und wenn, dann hatten ihn Alpträume geplagt von den Leichen seiner Familie und wie sich Temaris Blut mit ihrem vermischte…

Er versuchte immer wieder, diese Bilder abzuschütteln, doch es war, als hätte sie ihm jemand vor sein inneres Auge geklebt.

Er versuchte, sich wieder auf Rin zu konzentrieren, deren Finger mittlerweile ungeduldig mit den langen Grashalmen spielten. Es wurde Zeit, dass er anfing. Sonst würden sie beide noch verrückt werden.

„Kakashi war gestern Abend bei mir“, erzählte er.

Sie wirkte verblüfft. „Ach ja?“

Itachi nickte. „Er wollte, dass ich dir meinen Teil der Geschichte erzähle.“

Rin wurde etwas blass um die Nasenspitze herum und rutschte in eine andere Sitzposition, aber sie schwieg.

„Ich habe ihm zugestimmt“, fuhr er fort, „aber wenn du sie nicht hören möchtest, dann steht es dir frei zu gehen.“

Sie zögerte, bevor sie ihm antwortete. „Ich würde gerne wissen, was damals passiert ist, aber letztendlich liegt es an dir, ob du es erzählen möchtest oder nicht.“

Wie höflich sie doch war. Immer bedacht, die richtigen Worte zu wählen, ganz anders als Temari, die sofort aussprach, was sie dachte.

Wieder schweiften seine Gedanken zu dieser Frau und er zwang sich, sich auf die Vergangenheit zu konzentrieren. Er dachte zurück an das große Anwesen, in dem er aufgewachsen war, in dem jedes Mitglied der mächtigen Familie Uchiha lebte. Er sah das Familienwappen, der rot-weiße Fächer, der auf die Wände der Häuser gemalt war. Und er sah die Gesichter seiner Eltern. Das sanfte Lächeln von Uchiha Mikoto und die strengen Gesichtszüge von Uchiha Fugaku. Dann das rundliche Gesicht seines kleinen Bruders. Damals war er nur ein Baby. Nur dieses Bild hatte er von ihm im Kopf, seit jener Nacht hatte er ihn nicht wieder gesehen.

„Ich weiß nicht, wie gut du meine Familie kanntest oder was du über uns gehört hast, bevor dies alles geschah“, begann er, „aber was immer es war, es war alles gelogen.“

Rin schien geschockt, dabei hatte er nicht mal richtig angefangen. „Ich wusste von dem Kampf zwischen Madara und von dem großen Senju, und dass Madara verloren hat.“

Itachi nickte. „Und dass die Uchihas die treuen Gesetzeshüter von Konoha waren, stets freundlich und hilfsbereit und darauf bedacht, das Oberhaupt in allen Lagen zu unterstützen.“

Sie blinzelte verwirrt.

„Glaubst du wirklich, dass sie es so einfach hinnahmen, dass unserer Familie der Sieg genommen wurde und damit die Chance vergönnt war, nicht nur über Konoha zu herrschen?“ Itachi schüttelte leicht den Kopf. „Nein, wir sind keine Bilderbuchfamilie. Sie wussten es alle nur gut zu verbergen, was sie wirklich dachten, was sie wirklich wollten. Tief in ihrem Innern wussten sie alle, dass Madara noch irgendwo da draußen war, und warteten nur darauf, dass er zurück kam, um sie zu führen.“

„Aber Obito hat nie…“, setzte sie an, doch er unterbrach sie.

„Obito war noch ein Kind“, sagte er. „Ein naiver Junge, der von dem Oberhaupt Konohas trainiert werden wollte, anstatt auf die Ausbildung der Familie zu vertrauen. Vielleicht machten sie gute Miene zum bösen Spiel, aber ich weiß, dass seine Eltern sich für ihren Sohn schämten und nur böse Blicke deswegen kassierten.“

„Obito war älter als du, woher willst du das also alles wissen?“, fragte Rin erbost.

Eine berechtigte Frage, das musste er zugeben. Und doch hatte sie keine Ahnung… Niemand hätte ahnen können, wie die Uchihas wirklich waren. Er selbst hatte seine Familie als heilig gesehen, die Beschützer der Stadt, treue Gefolgsleute ihres Anführers. Er war sogar stolz darauf gewesen, dass sie die Niederlage von Madara so gut verkraftet hatten und dass dies doch nur die Stärke seines Clans zeigte. Wie sehr er sich doch für diese dummen Gedanken hasste! Wie naiv er gewesen war. Doch es hatte sich alles geändert an diesem einen Abend.

„Es war kurze Zeit nach der Geburt meines Bruders gewesen. Es war schon spät und ich lag im Bett, als ich ihn weinen hörte.“ Es war, als würde das Geschrei von Sasuke noch immer in seinen Ohren klingeln. „Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch er wollte einfach nicht aufhören, und meine Eltern reagierten nicht. Ich ging meine Mutter suchen, um ihr Bescheid zu sagen, dabei konnte ich zufällig das Gespräch zwischen meinen Eltern belauschen.“

Leise Stimmen, die hektisch sprachen. Er hatte die Erregung in der seines Vaters hören können, die Freude, während er diese Worte sprach. Wie sehr war Hass in ihm aufgestiegen, als er diesem Gespräch lauschte. Es war, als würde er wieder dort stehen, hinter der Wand neben der Tür, und jedes Wort hören können.

„Es ist mir zu Ohren gekommen, dass er es geschafft hat“, sagte Fugaku leise, „die Quelle des Lebens.“

„Du hast immer gesagt, dass Madara nicht tot ist und nur einen Rückschlag erlitten hat“, pflichtete ihm Mikoto bei.

Itachi verstand nicht, wie seine Mutter so etwas sagen konnte. Vielleicht wurde Madara von den Uchihas verehrt wie eine Gottheit, doch für ihn war er schon immer der Böse in der ganzen Geschichte gewesen. Es war ein Schock gewesen zu hören, dass er noch am Leben sein sollte. Zu viele Jahre war es her gewesen.

„Natürlich lebt er“, herrschte Fugaku sie an. „Und er ist auf dem Weg hierher, um sich endlich das zu holen, was ihm gehört.“ Ein Schweigen folgte, bevor er fortfuhr. „Wir als seine Familie werden ihm natürlich die volle Unterstützung geben, die er braucht, um an die Macht zu kommen. Darauf haben wir all die Jahre gewartet. Immer nur ein Taugenichts nach dem anderen, der versucht hat, dieses Dorf zu führen. Ich habe es satt, dieses Spiel zu spielen. Ich will endlich zeigen, wie mächtig wir eigentlich sind. Es ist an der Zeit, da wir uns erheben. Sie sollen sehen, dass wir sogar den Tod überwinden können.“

Itachi presste sich die Hände auf die Ohren. Er wollte diese Worte nicht mehr hören. Die Worte, die ihm zeigten, was für eine Maskerade seine Familie über all die Jahre aufgebaut hatte, nur um zu verbergen, wie ihre wahren Absichten waren. Es schockierte ihn, in was für einen grausamen Clan er da hineingeboren worden war. Itachi war nicht so wie sie. Er wartete nicht auf Madara. Stattdessen wünschte er sich, dass er damals gestorben wäre. Quelle des Lebens… Er wusste nicht, was sein Vater damit meinte, doch es klang nicht gut. Und noch weniger gut war, dass Madara auf dem Weg nach Konoha war. Die Uchihas würden alles daran setzen, dass sie Madara an die Macht brachten, ohne Rücksicht auf Verluste…

Dies müsste er verhindern. Das war seine Pflicht. Er musste Konoha beschützen, und vor allem sein sanftmütiges, freundliches und in seinen Augen sehr kompetentes Oberhaupt.

Durch diesen Entschluss gestärkt, trat er mit schwereren Schritten als zuvor näher an die Tür, setzte ein besorgtes Gesicht auf und öffnete die Tür, um seine Eltern anzublicken. „Mama, Sasuke weint“, informierte er seine Mutter, die daraufhin sofort aufsprang und ihm im Vorbeigehen durch den dichten, schwarzen Haarschopf wuschelte.

Itachi blieb mit seinem Vater alleine, und er war erschrocken von dem Blick, den er ihm zuwarf. Abwehrend, abweisend, aber doch entschlossen und zu allem bereit blitzten ihm diese roten Augen entgegen. So rot wie Blut, wie der Tod… Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so etwas gesehen.

„Geh ins Bett, Itachi“, befahl er ihm. Sein Ton ließ keine Widerworte zu, doch Itachi hatte auch nicht vor, sich dem Willen seines Vaters zu widersetzen. Stattdessen konnte er es gar nicht erwarten, in sein Zimmer zu kommen. Er musste über so vieles nachdenken… Über diese Augen seines Vater… Und darüber, wie er die Uchihas aufhalten würde.

Dies alles erzählte er Rin, sein Herz fühlte sich schwer an von diesen schrecklichen Erinnerungen. „Du hast recht, ich war noch zu jung, um es zu erfahren, doch der Zufall wollte es so. Vielleicht hätte Obito bald das richtige Alter erreicht, in dem seine Eltern ihm alles erzählt hätten, sogar die Geschichte von Madara selbst sollte erst ab einem bestimmten Alter den Kindern näher gebracht werden. Ich glaube, mein Vater hat sie mir zu früh erzählt, wahrscheinlich, weil er nicht länger damit warten konnte. Und ich weiß, dass Obito es von Minato erfahren hat und ziemlich beleidigt war, dass seine Eltern ihm nichts davon erzählt hatten. Es war an dem Abend, als Madara in Konoha auftauchte.“

„Manchmal ist diese schreckliche Nacht noch so nahe, als wäre es erst gestern passiert“, murmelte Rin abwesend.

„Es war die Nacht, in der sich unser aller Leben veränderte“, erwiderte Itachi. „Ich wusste, dass es soweit war, als die Anspannung auf unserem Anwesen von Minute zu Minute größer wurde. Sie waren aufgeregt, konnten es gar nicht erwarten. Sie schienen ganz genau zu spüren, dass ihr Anführer zurückkehrt. Ich habe sie dafür gehasst, dass sie diesen Tyrannen so verehren konnten. Und ich war mir sicher, dass sie sich vor ihn in den Dreck werfen würden, um die Erde zu küssen, über die er ging. Sie würden ihm bedingungslos gehorchen. Wie Marionetten für ihn sein. Das konnte ich nicht zulassen.“

„Ich hatte keine Ahnung…“ Schuldbewusst wandte Rin den Blick ab.

„Niemand konnte es ahnen. Ihre Maskerade war perfekt. Hätte ich es nicht vorher herausgefunden, dann wäre ich vielleicht heute nicht hier, sondern immer noch in Konoha und einer von Madaras Lakaien.“ Itachi lief bei diesem Gedanken ein kalter Schauer über den Rücken. Wie schrecklich es sein musste… „Du weißt, was ich getan habe, um sie aufzuhalten?“, fragte er leise.

Sie nickte nur knapp und sah langsam wieder zu ihm auf. Eine tiefe Traurigkeit lag in ihren Augen, aber auch Schock, Ungläubigkeit. Doch mittlerweile auch einen Funken Verständnis.

„Ich habe mir ein Langschwert mit schmaler Klinge aus dem Waffenschrank meines Vaters genommen, an dem Morgen nachdem ich es herausgefunden hatte. Meine Eltern waren nicht da und mein Vater hat es auch nicht vermisst, während ich es versteckt hielt. Damals war ich gerade einmal zehn Jahre alt und besaß noch keine eigene Waffe. Und in diesem Alter sollte man auch nicht solche Gedanken hegen, wie ich sie hatte. Doch ich konnte es nicht verhindern. Ich wusste, dass ich meine Gefühle abschalten musste bei dem, was ich plante. Nur ein einziger Satz dominierte, als ich das Schwert nahm, das mein Schicksal war. Du musst sie aufhalten.

„Und du hast sie aufgehalten“, flüsterte Rin.

Nein, das hatte er nicht. Diese Worte sprach er nicht aus. Und doch waren sie die bittere Realität. Er hatte auf ganzer Linie versagt. Sein Opfer war umsonst gewesen. Seine Taten waren nur ein kleiner Dämpfer gewesen, mehr nicht.

Obwohl er seine Gefühle einfach unterdrückt hatte, war die Erinnerung an seine Taten alles andere als schön. Er sah das überraschte Gesicht seines Vaters vor seinem inneren Auge, als er ihm plötzlich das Schwert an die Brust hielt und ihm erklärte, dass er ihn nun töten müsse, damit er Madara nicht helfen könnte. Fugaku hatte gelacht, ihn nicht ernst genommen. Bis ein langer Schnitt seinen Oberkörper bluten ließ. Dann hatte er sich feige auf dem Boden gewunden und um sein Leben gebettelt. Ihn angefleht doch zur Vernunft zu kommen. Aber sein Vater war derjenige gewesen, der hätte zur Vernunft kommen sollen. Er hatte Fugaku zum Schweigen gebracht, ehe er es selbst registrieren konnte. Das Blut war ungehindert aus den Wunden gesickert und hatte den Boden rot gefärbt.

„Von da an habe ich nur noch Rot gesehen“, erzählte er. „Meine Mutter überraschte ich von hinten. Ich habe ihr die Kehle durchgeschnitten, es ging schnell. Als ich das Haus verließ, wurde es bereits dunkel. Mehrere hatten sich draußen versammelt, standen dort in stiller Erwartung, deshalb wusste ich, dass ich nicht mehr viel Zeit haben würde. Ich schlich mich in das nächste Haus, dort lebten ein Onkel von mir und meine Tante. Auch sie tötete ich mit Leichtigkeit, da das Überraschungsmoment auf meiner Seite war. Und gerade, als ich weiter wollte, hörte ich einen durchdringenden Schrei. Jemand hatte die Leichen meiner Eltern entdeckt.“

Noch ganz genau konnte er sich daran zurück erinnern. Ihm war beinahe das Herz stehen geblieben, doch gleichzeitig hatte er sich gehasst für seine Naivität und Dummheit. Als hätte er seinen ganzen Clan töten können, ohne dass es unbemerkt bleiben würde. Und dann zählte für ihn nur noch eines.

„Ich rannte zurück zu meinem Elternhaus, wo ich einen Cousin meines Vaters und seine Frau fand. Ich musste sie schnell aus dem Weg räumen, dann führte mein Weg nach oben zu Sasuke. Er musste mit mir kommen, ich sah keine andere Möglichkeit. Nur so konnte ich ihn vor Madara beschützen, auch wenn das hieß, dass er sich mit seinem Bruder, dem Mörder seiner Eltern, verstecken musste, immer wieder auf der Flucht. Ich wusste, dass mich dies erwarten würde, wenn ich meinen Plan in die Tat umsetzen wollte.“

Doch er war nicht weit gekommen. Kurz, nachdem er das Haus erneut verlassen hatte, stellten sich ihm seine Familienangehörigen in den Weg. Blind hatte er mit dem Schwert um sich geschlagen, um nicht nur sich, sondern auch Sasuke zu verteidigen. Als er wieder zu sich kam, lagen sie alle am Boden, reglos, und auch sein Körper war blutverschmiert und von Schnittwunden übersät gewesen, aber die nächsten kamen schon auf ihn zu.

„Ich bin gerannt, so schnell, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Sasuke schrie, er weinte, während ich immer weiter lief. Ich wusste nicht, wohin ich sollte, aber meine Füße schienen trotzdem einem bestimmten Weg zu folgen. Trotzdem holten sie mich ein. Sie hatten die längeren Beine, waren trainierter als ich. Und dieses Mal hatte ich nicht so viel Glück. Sie stellten sich mir entgegen und ich kämpfte gegen sie, doch meine Chancen wurden von Sekunde zu Sekunde geringer. Dann entrissen sie mir Sasuke und die einzige Möglichkeit, die mir blieb, damit ich überlebte, war die Flucht.“

Wieder war er gelaufen, immer weiter, immer weiter. Seine Lungen hatten gebrannt wie Feuer, seine Beine waren weich geworden vor Anstrengung, und doch trieb ihn das Adrenalin immer weiter vorwärts. Irgendwann hatte er bemerkt, dass sie ihm nicht weiter folgten, und zunächst war er verwundert darüber gewesen.

„Ich kam an die Hütte von Minato und Kushina, erst da wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit nur zu ihnen wollte. Minato war ein großartiges Oberhaupt, und ich musste ihn warnen, dass er seine Frau und sich selbst in Sicherheit brachte. Aber ich kam zu spät. Sie waren bereits tot.“

Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus und Itachi war sich sicher, dass sie nun an Kakashis Teil der Geschichte dachte.

Er räusperte sich leise. „Als ich ihre Leichen sah wusste ich, weshalb meine Verfolger aufgegeben hatten. Sie wollten sich nicht die Hände schmutzig machen und dachten, dass ich sowieso mein Leben verlieren würde, wenn ich dem Feind in die Arme laufe. Den Rest der Geschichte kennst du schon.“

Abwesend schüttelte Rin den Kopf. „Ich hätte niemals gedacht, dass sie schon so lange auf ihn warteten, dass sie wussten, dass er wieder kommen würde.“

„Rin, ich weiß, dass mich meine Vergangenheit nicht unbedingt zu einem Helden macht, aber ich hoffe dennoch, dass du ein wenig Verständnis für meine Beweggründe hast“, sagte Itachi leise. Er musste an Kakashis Worte denken, dass es ihm wichtig sei, dass sie ihn verstehen lernte. Und es war wichtig, dass sie ihm vertraute. In dieser schweren Zeit mussten sie sich untereinander verstehen, vertrauen, sich aufeinander verlassen können.

„Ich habe gesehen, was du getan hast, ich habe gehört, was du getan hast, und ich wusste nie, wieso. Immer wieder habe ich es mich gefragt und habe keine Antwort darauf finden können. Auch wenn ich immer nahe bei deiner Familie war und für sie arbeiten musste, ihre Tyrannei erfuhr wie jeder andere auch in Konoha. Aber nun verstehe ich.“

Er war überrascht, als sie plötzlich seine Hand packte und sie sanft drückte.

„Ich weiß nicht, ob du viel von Sasuke gehört hast“, sagte sie leise.

Itachi schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur, dass er am Leben ist und bei Madara im Anwesen wohnt. Jedes Mal, wenn wir in Konoha waren, habe ich mich nach ihm erkundigt, weil ich schlecht zu ihm gehen konnte, und Tsunade konnte immer wieder nur sagen, dass es ihm gut ginge. Er ist ein Uchiha. Eine Marionette für Madara, die er noch nach seinem Willen formen kann.“

Rin lächelte ihn aufmunternd an. „Ich glaube nicht, dass Sasuke ist wie die anderen. Er hat eine Frau an seiner Seite, von der ich weiß, dass sie niemals zulassen würde, dass er so wird wie Madara.“

Das verblüffte Itachi. „Eine Frau?“, hakte er nach. „Er ist…“

„Ja, er ist verheiratet.“ Rin nickte. „Sasuke mag kühl sein, abwesend und distanziert, aber wenn er sie ansieht, dann ist da etwas anderes in seinen Augen, Zuneigung, Sanftheit. Ich war ihre Ärztin, bevor ich hier her kam. Sie erwartet ein Kind.“

Sein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Er wurde Onkel… Und sein Bruder war glücklich und hatte eine tolle Frau an seiner Seite.

Rin verzog leicht das Gesicht. „Seine Frau hat mir bei der letzten Untersuchung erzählt, was du getan hast. Und sie weiß es von ihm.“

Die Freude von zuvor zerbrach langsam. Ihm war klar gewesen, dass Madara und der Rest seiner Familie von seinen Taten erzählen würden, um den Hass auf ihn immer weiter anzustacheln, aber immerhin wusste Sasuke so, dass er einen älteren Bruder hatte. „Ich danke dir.“

„Nein. Ich muss mich bei dir bedanken.“ Sie beugte sich vor und umarmte ihn kurz. „Gib die Hoffnung nicht auf, dass er sich Madara widersetzen wird. Ich glaube fest daran, dass in ihm ein kleiner Rebell steckt, so wie in dir.“

Ihre Worte munterten ihn ein wenig auf. Sie gab ihm einen Hoffnungsschimmer, an den er sich klammern würde. Und wer wusste es schon, aber vielleicht würde er eines Tages mit seinem Bruder reden und lachen können. Er wünschte sich, dass diese Zeit kam, in der nichts zwischen ihnen stehen würde. Wenn sie sich gegenseitig kennenlernen konnten. Außerdem wollte er seine Frau treffen, und seinen Neffen oder seine Nichte. Er wollte ihnen die Frau vorstellen, die ihm am Herzen lag, die an seine Seite gehörte.

Er stockte. Nein, so etwas konnte er nicht denken. Noch gehörte Temari nicht zu ihm… Er wusste einfach nicht, was er tun sollte.

„Darf ich dich etwas fragen, Rin? Etwas Persönliches?“ Die Worte entwichen ihm, bevor er es verhindern konnte.

„Na schön… Ich werde dann entscheiden, ob ich darauf antworte oder nicht.“ Sie lächelte.

„Wir sind eine Rebellion und uns stehen schwere Zeiten bevor“, begann er. „Es ist nicht klar, wie viele von uns den Kampf überleben werden. Würdest du trotz allem mit Kakashi zusammen sein wollen, auch wenn du weißt, dass er vielleicht sterben wird? Oder dass dein Leben auf dem Spiel steht, weil du eine Beziehung mit ihm hast?“

Rins Wangen färbten sich in einen dunklen Rotton. Ihr war die Frage sehr unangenehm, das konnte er deutlich sehen, aber er hoffte, dass sie dennoch darauf antworten würde. Die Meinung von einer Frau zu hören, die in einer ähnlicher Situation steckte wie Temari, war ihm sehr wichtig.

„Woher willst du wissen, dass ich Kakashi auf diese Art und Weise mag?“, erkundigte sie sich.

„Ihr seid lange Zeit getrennt gewesen, das hat eure Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Und doch hast du ihm schnell verziehen, dass er dich in all der Zeit gemieden hat, weil du weißt, dass dies alles deinem Schutz diente. Ich habe euch früher oft zusammen gesehen, als wir noch Kinder waren, und jetzt sehe ich euch als Erwachsene, und es ist, als wäre nie etwas geschehen. Außerdem erkenne ich es an der Art, wie du ihn ansiehst“, erklärte er und unwillkürlich schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

Rin räusperte sich verlegen. Ihre Stimme war sanft, als sie sprach. „Weißt du, ich versuche nicht daran zu denken, was kommen wird. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie er blutend am Boden liegt, im Sterben, und ich ihn nicht mehr retten kann. Stattdessen möchte ich die Zeit genießen, die wir haben. Einfach jede Sekunde nutzen, um glücklich zu sein. Es kann jederzeit vorbei sein, dafür braucht man keinen Krieg.“

Sie hatte so recht, verdammt noch mal. Ihre Worte waren weise und die pure Wahrheit. Itachi glaubte fest daran, dass Temari genau das gleiche dachte. Und doch war da noch ein kleiner Funken Zweifel in ihm. Auch wenn diese außergewöhnliche Frau ihn liebte und immer an seiner Seite sein würde, er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen und sie absichtlich in Gefahr bringen.

Noch nicht.

Itachi hätte bei diesem Gedanken beinahe laut aufgelacht. Die Liebe war schon ein komisches Spiel, in dem es keine Regeln zu geben schien. Temari hatte ihm in der vergangenen Nacht ein Ultimatum gesetzt, und er wusste ganz genau, dass, auch wenn er noch so lange darüber nachdenken und seine Gefühle verleugnen würde, die Liebe zu ihr doch die Oberhand gewinnen würde. Er konnte sich einfach nicht von ihr fern halten. Sein Herz würde vor Kummer zerspringen, wenn er sie immer wieder sehen würde, wenn sie in die Höhlen kam, und er dabei wissen würde, dass sie niemals ihm gehören könnte. Weil er seine Chance vertan hatte. Er konnte es nicht. Seine Gefühle für sie machten ihn schwach und gleichzeitig stark, weil er wusste, dass sie ihn immer unterstützen würde. Das, was die letzte Nacht zwischen ihnen geschehen war, das Gefühl, mit ihr zusammen zu sein, Temaris Worte, Rins Antwort auf seine Frage… Dies alles konnte er nicht vergessen.

Er spürte, dass er soeben eine Entscheidung getroffen hatte.

Doch wie sollte er es ihr beibringen? Er musste sich für sein Verhalten entschuldigen, durfte es nicht einfach so herunter spielen. Seine Worte mussten bedacht sein, er wollte sie nicht noch mehr verletzten, als er es ohnehin schon getan hatte.

„Itachi?“

Rins Stimme ließ ihn aufblicken. Sie saß da und musterte ihn unsicher. Wie lange war er in Gedanken versunken gewesen?

„Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil – du hast genau das Richtige gesagt. Und dafür danke ich dir.“

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Na schön, dann… werde ich mal gehen“, sagte sie langsam. „Tut mir leid, aber wie es scheint, gibt es hier noch einiges zu tun.“

„Natürlich“, meinte er und sprang auf. „Die Leute sind froh, dass hier endlich eine Heilerin aufgetaucht ist. Die nächsten Tage wirst du wahrscheinlich nicht so viel Ruhe haben.“ Er reichte ihr seine Hand und half ihr aufzustehen.

„Danke“, murmelte sie. „Wir sehen uns später.“

Itachi nickte nur und blickte ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden war. Kakashi konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass eine Frau wie Rin an seiner Seite war… oder sein würde. Er hoffte zumindest, dass sein Freund nicht die gleichen Fehler machen würde, wie er es getan hatte. Rin verdiente es genauso wenig, unglücklich zu sein, wie Temari.

Er ließ sich zurück ins Gras sinken und starrte in den wolkenlosen blauen Himmel, lauschte den Geräuschen des Dschungels um ihn herum und dem Wasserfall. Es entspannte ihn, hier alleine zu sein. Doch die Gedanken holten ihn schnell wieder ein.

Er würde eine Menge nachdenken müssen. Nicht nur über Temari, sondern auch über ihren Ausflug nach Oto zu Orochimaru. Sie wussten nicht, was sie erwarten würde, doch sie hatten keine andere Möglichkeit, um weiter voran zu kommen. Orochimaru hatte seine Augen und Ohren überall, vielleicht hatte er nützliche Informationen für sie.

Aber was auch immer sie erleben würden, wenn sie dort ankamen, er würde kämpfen und nicht aufgeben. Denn es wartete jemand auf ihn. Und für diese Person lohnte es sich zu kämpfen. Ganz bestimmt.
 

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Bonjour!
 

Wie versprochen schon diese Woche ein neues Kapitel, bzw. den zweiten Teil des vorherigen Kapitels. Vielleicht merkt man an der Länge des Kapitels, dass es doch ganz gut war, dass ich zwei Teile draus gemacht habe.
 

Ja~ Itachis Vergangenheit also. Ich hoffe, sie hat euch mehr oder weniger gefallen.
 

Wann das nächste Kapitel kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich muss noch zwei Wochen arbeiten und habe dann wieder Berufsschule, weiß aber noch nicht, wie das mit dem Stundenplan und dem Lernen aussieht. Und jetzt wollte ich erst mal das neue Kapitel für meine andere FF schreiben. *drop* Aber ich verspreche, dass ich mir Mühe geben werde, schnell zu updaten.
 

Vielen Dank noch einmal für die lieben Kommentare beim letzten Mal.
 

Bis zum nächsten Mal.

Gruß,

hia

Blood-Red Secret

Uchiha Sasuke stand reglos in der großen Halle des Anwesens und wartete. Madara hatte ihn her bestellt, jedoch nicht angemerkt, um was genau es ging. Doch erahnen konnte er es schon, denn er hatte einen Funken Unzufriedenheit und Zorn in ihm wahrgenommen, als sie miteinander gesprochen hatten.

Er war alleine in dem großen Raum, aber im Gegensatz zu anderen hatte er kein Problem damit, Madara ohne eine Begleitung entgegen zu treten. So lange er sich stets respektvoll und würdig als ein Mitglied dieser Familie erwies, hatte er nichts zu befürchten. Gehorsamkeit. Dies war das Zauberwort in diesem Clan unter Madaras Herrschaft. Und er strebte nicht an, aus der Familie verbannt zu werden. Er war stolz darauf, ein Uchiha zu sein.

Sasuke wandte sich um, als die große Flügeltür am anderen Ende des Raumes geöffnet wurde. Madara trat ein, und seine starke Präsenz umhüllte ihn augenblicklich. Die langen schwarzen Haare fielen ihm frei über die Schultern, die dunkle Kleidung, bestückt mit dem Familienwappen, einem rot-weißen Fächer, hob sich von seiner blassen Haut ab. Zielstrebig schritt er auf den jüngeren Uchiha zu.

Folgsam verneigte sich Sasuke vor ihm, bis Madara an ihm vorbei zu dem Podest gegangen war, um sich dort zu setzen. Erst dann richtete er sich wieder auf und blickte seinen Clanführer schweigend an, um zu hören, was er zu sagen hatte.

„Du weißt, warum du hier bist, Sasuke?“, fragte Madara schließlich und blickte ihn von oben herab an.

„Ja, ich kann es mir denken, Uchiha-sama“, erwiderte Sasuke.

Madaras rote Augen funkelten. „Ich möchte, dass du deine Gattin im Griff hast, Sasuke. Sie hat sich zu viel erlaubt, und du hast sie dabei auch noch unterstützt.“

Sasuke presste unwillkürlich die Zähne zusammen. Hatte er doch gewusst, dass Madara etwas von dem späten Ausflug von Sakura und ihm mitbekommen haben musste. Obwohl er die wahnwitzige Hoffnung gehabt hatte, die Wachen würden sie beide nicht verraten, hatte er sie doch darum gebeten, so war ihm doch bewusst gewesen, noch in seinem Tun, dass Madara es erfahren würde. Und das auch, wenn die Jungs nicht hatten reden wollen. Madara bekam immer das, was er wollte.

Sasuke versuchte ruhig zu bleiben und verneigte sich erneut vor dem Clanführer. „Ich entschuldige mich für das Verhalten von meiner Frau und für mein eigenes, Uchiha-sama. Ich versichere Euch, dass es nicht wieder vorkommen wird.“

„Das erwarte ich auch, Sasuke. Sag mir, warum du es zugelassen hast“, forderte Madara.

Sasuke sah auf und stellte den Blickkontakt wieder her. Madaras rote Augen bannten ihn, sie waren das Gefährlichste an ihm. „Ich wollte sie nicht enttäuschen. Wie Ihr wisst, erwarten wir ein Kind, und ihre Ärztin Rin ist ohne jede Spur verschwunden. Sakuras ganze Hoffnung und ihr Vertrauen liegen in Tsunade, deshalb ist es ihr wichtig, dass sie gut behandelt wird. Sie war in Sorge, und ich konnte sie so nicht sehen.“

„Werde nicht zu einem Mann, der sich von seinen Gefühlen leiten lässt, Sasuke. Du bist ein Uchiha, du musst darüber stehen und darauf hören, was dein Kopf dir sagt, nicht dein Herz. Tsunade darf man nicht unterschätzen. Sie möchte doch nur, dass sie hier bei jemandem Mitleid erregt, um wieder frei zu kommen. Doch dies können wir nicht zulassen.“ Madara war aufgestanden und lief vor Sasuke auf und ab, während er sprach.

„Ich verstehe, Uchiha-sama“, sagte Sasuke. Tatsächlich hatte er sich von seinen Gefühlen für Sakura leiten lassen, als er ihrem Vorhaben zugestimmt hatte. Dies durfte nicht noch einmal passieren, vor allem nicht, wenn es um eine Angelegenheit des Clans ging.

Madara blieb vor ihm stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Plötzlich drückte sich ein Gewicht auf ihn wie noch nie zuvor. „Pass besser auf sie auf. Weil sie deinen Erben und damit ein Mitglied unserer Familie in sich trägt, werde ich dieses Mal gnädig sein und von einer Strafe für euch beide absehen. Das nächste Mal müsst ihr mit Konsequenzen rechnen.“ Er nahm wieder Abstand von Sasuke und drehte ihm den Rücken zu. „Ich war immer stolz auf dich, Sasuke, für mich warst du fast wie ein Sohn. Enttäusch mich nicht noch einmal.“

Sasuke musste schwer schlucken. „Das wird nicht passieren“, versicherte er mit fester Stimme. Und jedes Wort war sein voller Ernst. Er genoss ein hohes Ansehen bei Madara und ihm wurden Privilegien zuteil, die anderen verwehrt blieben. Sakura war zwar seine Ehefrau, doch seinen Status würde er sich wegen ihr nicht nehmen lassen. Sie musste zurückstecken, wenn es um ihn ging. Das musste ihr schon bewusst gewesen sein, als sie zustimmte, ihn zu heiraten. Die Familie ging vor.

„Geh nun, Sasuke“, forderte das Clanoberhaupt ihn auf.

Der junge Uchiha verneigte sich ein letztes Mal, auch wenn Madara es nicht sehen konnte. Dann wandte er sich um und schritt den langen Teppich zurück zu den großen Flügeltüren, öffnete sie und trat hinaus auf den Gang.

Wut kochte in ihm hoch. Wie hatte er nur so dumm sein können? Madara hatte vollkommen recht, Gefühle waren etwas für Schwachköpfe. Und er war ein Schwachkopf gewesen, als er Sakura nachgegeben hatte. Er wusste, was er nun zu tun hatte.

Sasuke würde sein Herz und mit diesem all seine Gefühle verschließen, tief in seinem Innern, und den Schlüssel würde er fort werfen, um nicht wieder in Versuchung geführt zu werden.

Wichtig war nur, dass Madara stolz auf ihn war. Noch nie zuvor hatte er ihm gesagt, dass er wie ein Sohn für ihn war. Für Sasuke die wichtigste Aussage seines Lebens. Er hatte früh seine Eltern verloren, weil sein Bruder, der elende Verräter, sie ermordet hatte.

Sein Zorn steigerte sich durch diesen Gedanken nur noch weiter. Madara, die Uchihas, waren das einzige, was ihm geblieben war. Er war ihnen seine Treue schuldig, für all das, was sie für ihn getan hatten. Und er würde beweisen, dass er würdig war.

Denn er würde sich rächen, an der einen Person, die seine Familie zerstört hatte, bevor er sie überhaupt kennengelernt hatte. Er wusste, dass er noch irgendwo da draußen war und sich versteckte. Und Sasuke würde ihn aus seinem Loch treiben, wie ein Jäger ein Kaninchen aus seinem Bau.

Er, Uchiha Sasuke, würde seinen Bruder, Uchiha Itachi, eigenhändig töten.
 

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Mit gekonnten Bewegungen hielt Tenten die Klinge von Nejis Schwert an den Schleifstein, den sie mit Hilfe eines Pedals in seiner Halterung rotieren ließ. Es war eine langwierige Aufgabe und verlangte Geduld und Konzentration, aber so erzielte sie das bestmögliche Ergebnis, ohne den Stahl zu beschädigen.

Neji saß neben ihr und sah ihr schweigend bei der Arbeit zu. Ihr sollte es nur recht sein, wollte er sein Schwert in vernünftigem Zustand wieder bekommen, sollte er sie nicht ablenken, auch wenn alleine seine Anwesenheit ein wenig an ihren Nerven zerrte. Ihre Gedanken schwirrten eindeutig zu oft um ihn und ihren unbeabsichtigten Körperkontakt am Vortag bei ihrem Schwertkampf.

Sie hielt inne und schüttelte innerlich den Kopf. Ihre Konzentration ließ wirklich zu wünschen übrig. Und das schien auch Neji zu bemerken, denn ein leicht amüsiertes Grinsen spielte um seine Lippen.

„Ich habe dich nur gebeten, es ein wenig zu schärfen, aber nicht gesagt, dass du es sofort machen musst“, bemerkte er. „Du kannst es auch gerne verschieben, wenn du etwas anderes zu tun hast.“

Energisch schüttelte Tenten den Kopf. „Ich beende meine Arbeit gerne, wenn ich sie erst einmal begonnen habe.“

Sie legte die Hand an den Griff des Schwertes und hob es an, um die Klinge genauer betrachten zu können. Mit dem groben Stein würde sie nicht weiter arbeiten müssen, stattdessen konnte sie sich nun an den Feinschliff machen.

Tenten stand auf und griff nach einem der Steine im Regal hinter ihr. Sie war stolz auf ihre Sammlung, die sich im Laufe ihrer Tätigkeit angefunden hatte. Einige von den Exemplaren hatte sie von ihrem Vater bekommen, als er sie in die Rebellion schickte, aber die meisten waren schon hier gewesen, als sie hier angekommen war. Trotzdem bekam sie noch immer neue von Kakashi und Itachi geschenkt, die diese von ihren Reisen mitbrachten.

Sie klemmte den von ihr ausgewählten Schleifstein in eine weitere Vorrichtung und zog die Klinge des Schwertes darüber.

„Hast du für dich selbst entschieden, hierher zu kommen?“, fragte Neji sie plötzlich.

Tenten hielt in ihrer Bewegung inne und blickte zu ihm auf. „Eigentlich wollten Kakashi und Itachi meinen Vater haben, damit sich jemand mit außerordentlichem Fachwissen um die Waffen der Rebellion kümmern konnte. Aber Tsunade und auch mein Vater selbst konnten die beiden überreden, stattdessen mich mitzunehmen.“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nejis Schwert und den Schliff, während sie weiter sprach. „Ich wusste, dass mein Vater mich in Sicherheit bringen wollte, weg von all der Tyrannei, und dass ich einfach alles bei ihm gelernt habe, hat mich schließlich hierher gebracht. Ich wollte meinen Vater nicht alleine zurücklassen, aber andererseits machte es mich auch stolz, von da an mit solch einer wichtigen Aufgabe vertraut worden zu sein.“

„Ich hätte gerne gewusst, dass du gehst.“

Tenten meinte, aus seiner Stimme eine leise Spur des Vorwurfs zu hören und ihr Innerstes zog sich schuldbewusst zusammen. „Ich wollte es dir sagen, aber ich durfte nicht. Kakashi bläute mir von Anfang an ein, wie wichtig es sei, nur so wenigen Personen wie möglich von der Rebellion zu erzählen, um nicht zu riskieren, dass wir gefunden werden. Und so hätte Madara nicht allzu viele Unschuldige, aus denen er die Wahrheit herauspressen könnte. Besser war der Gedanke, ich habe es Zuhause nicht mehr ausgehalten und sei mitten in der Nacht einfach davon gelaufen. Sollten sie doch denken, dass ich alleine in der Wildnis verrotten und von wilden Tieren gefressen werden würde.“

Sie griff nach einem Lappen und wischte damit über die Klinge. „Ich möchte nicht, dass du denkst, ich habe es absichtlich getan, Neji. Ich wollte meine Freunde nicht im Stich lassen. Aber nun, da auch du hier bist, weißt du das sicher.“ Sie hielt kurz inne, bevor sie fortfuhr. „Ich hatte keine Wahl. Genauso wie du.“

Neji nickte langsam. „Ich wusste damals, dass du irgendwelche Gründe haben musstest, es mir nicht zu sagen. Und dass ich sie eines Tages erfahren würde, wenn ich dich wiedersehe.“

„Und trotzdem warst du enttäuscht, dass ich dir nichts erzählt habe und du es selbst herausfinden musstest.“ Sie zwinkerte ihm zu.

„Es war nur komisch, dass meine besten Freunde von einem Tag auf den anderen beide verschwunden waren, du und Lee. Und niemand wollte mir sagen, wo ihr seid.“ Er hielt kurz inne und runzelte nachdenklich die Stirn. Tenten musterte ihn in der kurzen Zeit eindringlich. „Bei mir sind Geheimnisse sicher, Tenten“, sagte er plötzlich ernst.

Sie stutzte. „Nein, falls Madara es wissen will, ist nichts sicher, vor allem dann, wenn er diesen Zauber mit seinen Augen gegen dich benutzt.“ Unwillkürlich musste sie schaudern. Man erzählte sich, dass er einen zu allem zwingen konnte, was er wollte, wenn er sich nur genug konzentrierte und sich sein blutroter Blick genau in deinen bohrte. Niemals wollte sie dies erfahren. Sie wollte keine seiner Marionetten werden.

„Ich bin immun gegen ihn.“

Seine Worte durchzuckten sie wie ein Blitzschlag. „Was?!“, fragte sie verdutzt. Sie konnte kaum glauben, was er dort sagte. „Niemand ist immun gegen seinen Zauber.“

Neji ließ sich von ihrer Unruhe nicht beeindrucken. „Erinnerst du dich daran, als ich mit elf einem seiner Lakaien in den Weg getreten bin, um Hinata zu schützen?“

Tenten nickte langsam. Natürlich konnte sie sich daran erinnern. Wie sollte sie so etwas auch vergessen? Sie hatten ihn blutig geschlagen, seine Haut zerschnitten und dann seinen reglosen Körper in das Uchiha-Anwesen geschleppt. Sie war dabei gewesen, so hilflos, die weinende Hinata im Arm, damit diese nicht ihrem Cousin hinterher laufen konnte. Sein Opfer wäre umsonst gewesen.

„Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in seinem Anwesen, und Madara stand über mich gebeugt und starrte mich so intensiv mit diesen Augen an, dass mir übel davon wurde. Er verlangte von mir ihm zu sagen, was mein Clan für Pläne gegen ihn hegte. Wahrscheinlich hatte er nur darauf gewartet, dass sich ihm die Gelegenheit ergibt, einen Hyuuga in die Finger zu bekommen.“ Er ballte die Hände zu Fäusten, sodass seine Knöchel weiß hervortraten.

„Aber wie sollte ein unschuldiges Kind davon wissen?“, meinte Tenten entsetzt. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was ihm dort wiederfahren war, er hatte ihr nur immer wieder erzählt, dass sie ihn wieder haben laufen lassen.

Neji zuckte mit den Schultern. „Das war ihm egal. Ich sagte ihm immer wieder, dass es keine Pläne gab, dass die Hyuugas folgsam waren, und da er seiner Technik vertraute, hat er mich wieder gehen lassen.“

„Aber woher willst du wissen, dass du immun dagegen warst? Woher weißt du, dass du nicht doch die Wahrheit gesagt hast?“, wollte Tenten wissen.

„Weil mein Vater mir vor seinem Tod eine ganze Menge erzählt hat. Und das genau dem Gegenteil entspricht, was ich Madara erzählt habe.“

Tenten blickte ihn sprachlos an. Wenn das wirklich der Fall war, dann… „Wer weiß davon? Wer weiß, dass du immun gegen seine Technik bist?“

„Tsunade weiß es. Sie hat mich gefunden, nachdem sie mich wieder auf freien Fuß gelassen haben. Ich wusste, ich konnte ihr vertrauen, deswegen habe ich es ihr erzählt. Und sie ist es auch. Immun, meine ich“, erklärte er. „Ich musste ihr versprechen, niemandem von der Immunität zu erzählen. Das hätte meiner Familie den Kopf gekostet. Genauso wie die Tatsache, dass Menschen existieren, die sich Madara widersetzen können.“

„Madara hat also keine Ahnung“, schlussfolgerte sie.

Neji schüttelte den Kopf. „Wüsste er es, wäre Tsunade schon längst nicht mehr am Leben. Sie hat sich nur immer wieder geschickt angestellt, sodass es so aussah, als würde er wenigstens etwas Kontrolle über ihren starken Willen bekommen.“

Tenten wandte den Blick von ihrem langjährigen Freund ab. Wenn dies alles wahr sein sollte, dann würde das wenigstens ein bisschen das Blatt wenden. „Du solltest es Kakashi erzählen“, sagte sie schließlich.

„Was sollte er mir erzählen?“

Tenten fuhr überrascht herum, als sie Kakashis Stimme hinter sich vernahm. „Du sollst dich nicht immer so an mich heranschleichen, wenn ich an der Arbeit bin“, tadelte sie ihn aufgebracht.

„Denk daran, auch der Feind nimmt keine Rücksicht“, erwiderte Kakashi und in seinem sichtbaren Auge blitzte der Schalk auf. Dann wandte er sich an Neji. „Was ist es, was ich wissen sollte?“

Neji straffte die Schultern. „Ich erzählte Tenten gerade, dass ich immun gegen Madaras Magie bin.“

Obwohl Kakashi sein Gesicht hinter einer Maske verbarg, so konnte Tenten ihm doch die Überraschung ansehen, die er bei diesen Worten fühlen musste. „Tatsächlich?“, hakte er nach und Neji nickte. „Nun, das ist natürlich wirklich gut zu wissen. Ich dachte immer, Tsunade wäre die Einzige. Weißt du von noch mehr solcher Fälle? Es könnte nützlich für uns sein.“

„Nein, tut mir leid. Ich weiß es nur von Tsunade und mir“, antwortete Neji wahrheitsgemäß.

„Vielleicht können wir froh darüber sein, schließlich gibt es auch nur eine Art und Weise um herauszufinden, ob man immun gegen ihn ist oder nicht. Und sollte man es nicht sein, hat dies schlimme Folgen“, meinte Kakashi.

Tenten erschauerte. Nein, sie war nicht so wagemutig es ausprobieren zu wollen. Wer wusste schon, ob er sie nicht geradewegs in den Tod schicken würde, wenn sie anfällig für seinen Zauber war.

„Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, Neji“, sagte Kakashi. „Es wird dich sicherlich nicht überraschen, wenn ich dir nun erzähle, dass ich jemanden mit deiner Fähigkeit an vorderster Front brauchen werde.“

„Das ist mir bewusst“, erwiderte Neji. „Ich werde bereit sein, deinen Befehlen zu folgen und an deiner Seite zu kämpfen.“

Kakashi verzog das Gesicht unter der Maske zu einem sichtbaren Lächeln. „Daran habe ich keinen Zweifel.“ Er wandte sich an Tenten. „Schleife sein Schwert besonders sorgfältig. Ich möchte Nejis Fähigkeiten testen und er soll mit einer vernünftigen Waffe in den Kampf treten.“

Tenten nickte bestimmt. „Du kannst auf mich zählen, Kakashi.“

„Und ich hätte noch eine Bitte an dich, Tenten“, fügte das Oberhaupt der Rebellion noch hinzu. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du Rin das Bogenschießen beibringen könntest. Sie kann mit einem Schwert umgehen, wir haben es damals zusammen gelernt, aber es ist nicht die passende Waffe für sie, wenn sie sich hauptsächlich um die Verletzten kümmern soll. Sie soll sich schon aus einiger Entfernung verteidigen können.“

Tenten strahlte. Endlich konnte sie ihr Wissen an jemanden weitergeben, dem es wirklich etwas nützte. Außerdem mochte sie Rin, deswegen würde es noch mehr Spaß machen als sowieso schon. „Ich fange gleich morgen damit an.“

Kakashi nickte zufrieden. „Ich danke dir.“ Er wandte sich zum Gehen. „Ich habe noch einiges zu erledigen. Wir sehen uns.“ Er ging, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren.

Neji und Tenten blieben wieder alleine zurück und Tentens Blick fiel auf das Schwert in ihren Händen. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. „Weißt du, ich hätte große Lust meine Arbeit zu erproben, bevor Kakashi es tut. Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast“, fügte sie schnell noch hinzu.

Auch Nejis Lippen umspielte nun ein leichtes Grinsen. „Es wäre mir das größte Vergnügen.“
 

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Eigentlich hatte sie ihre neuen Pflichten und Aufgaben erfüllen wollen. Die Leute hier vertrauten ihr und freuten sich über ihre Anwesenheit. Doch stattdessen saß Rin alleine in ihrer kleinen Höhle, den Rücken angelehnt an einer der kalten Steinwände, den Kopf auf ihren Knien ruhend.

Ihr schwirrte der Kopf nur so vor all den Informationen, die sie alleine in den letzten Stunden bekommen hatte, und ihren Gedanken darüber. Sie hatte noch nicht viel Zeit gehabt, dies alles zu verarbeiten, hatte sogar noch mehr Eindrücke gewonnen. Wahrscheinlich würde sie sich schnell an ihr neues Leben als Heilerin der Menschen in der Rebellion gewöhnen, an die Leute selbst und ihr Zuhause. Sie fühlte sich sogar wohl in diesen Höhlen, umgeben von all diesen optimistischen Rebellionsmitgliedern.

Doch immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Kakashi und seiner Geschichte von der Flucht aus Konoha ab, und dazu kam nun auch noch das ergänzende Teil aus Itachis Sicht.

Niemals hätte sie geahnt, dass solche Intrigen in Konoha geplant wurden, dass die Uchihas all die Jahre nur darauf gewartet hatten, die Stadt für sich einzunehmen, um Madara als neuen Herrscher zu verehren.

Rin hatte Itachi eindeutig Unrecht getan. Er wollte seine Heimatstadt schützen und ging dafür sogar über die Leichen seiner Eltern. Doch das, was er retten wollte, das Leben seines Bruders, bewahrt vor Grausamkeit, Manipulation und Machtspielen, hatte er nicht bekommen. Sasuke hatte in Konoha bleiben müssen, wurde erzogen von Madara nach dessen Prinzipien, und der große Bruder, der nur sein Bestes gewollt hatte, war nun der Todesfeind Nummer eins.

Ihr stiegen die Tränen auf bei diesen Gedanken. In dieser Welt war so viel Ungerechtigkeit geschehen, so viel Leid und Schmerz waren entstanden. Es wurde höchste Zeit, dass sich etwas änderte. Und sie war mittendrin in diesem Sturm der Veränderungen.

Entschlossen blinzelte sie die Tränen weg. Sie sollte nicht nutzlos hier herum sitzen, sondern das tun, wofür sie hier war, und Kakashi so damit zeigen, dass es sich gelohnt hatte, sie mitzunehmen. Und wenn sie schon dabei war, dann konnte sie mit ihm auch gleich über die Ausbildung der Mädchen sprechen.

Rin rappelte sich auf und griff nach ihrer Ledertasche und verstaute einige ihrer medizinischen Ausrüstung darin. Nachdem sie bei Kakashi gewesen war, würde sie sich nochmals umhören, wer alles ihre Hilfe in Anspruch nehmen wollte. Es war wirklich beschämend, dass sie die Gesichter der Leute, die sie am Vorabend auf der kleinen Feier angesprochen hatten, schon wieder vergessen hatte. Allerdings kannte sie hier auch so gut wie niemanden. Doch dies sollte keine Ausrede sein. Das nächste Mal, sollte es denn ein nächstes Mal geben, würde sie Kurenai mit allen Mitteln davon abhalten, ihr nachzuschenken, damit sie nüchtern bleiben konnte. Und vor allem konnte sie sich nicht jedes Mal von Kakashi ins Bett schleppen lassen. Sie spürte, wie ihr Gesicht bei dieser Vorstellung zu glühen begann.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie in ihrer Bewegung innehalten. „Rin, bist du da?“

Rins Magen drehte sich unwillkürlich um, als sie Kakashis Stimme vernahm. Einerseits freute sie sich natürlich, dass sie ihn sehen konnte, dass er wieder da war, wenn sie morgens aufwachte, aber andererseits war sie noch unheimlich beschämt wegen ihres Verhaltens am Vorabend. Vor allem wegen dem, was passiert war, als er sie ins Bett gebracht hatte.

Sie atmete tief durch und öffnete ihm dann die Tür. „Hallo“, grüßte sie ihn leise und hatte Mühe, ein sorgloses Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern und den Blickkontakt mit ihm zu halten, fühlte sie sich bei ihm doch oft so, als würde er bis in ihr Innerstes sehen können, wo all ihre Gefühle versteckt waren.

Zu ihrer Erleichterung wirkte Kakashi nicht wütend oder belustigt, sondern musterte sie stattdessen besorgt. „Wie geht es dir?“

„Gut“, sagte sie viel zu schnell, „wirklich sehr gut. Gegen die Kopfschmerzen habe ich schnell etwas tun können.“

Sie sah, wie sich seine Lippen unter der Maske zu einem Lächeln verzogen. „Das habe ich nicht anders erwartet von so einer talentierten Heilerin wie dir“, erwiderte er. Dann wurde er wieder ernst, und Rin hoffte, dass er nicht darüber sprechen würde, dass sie ihn letzte Nacht förmlich in ihr Bett gezerrt hatte. Doch es kam ganz anders. „Hast du mit Itachi gesprochen?“

Rins Lächeln erstarb und sie presste die Lippen zusammen, nickte nur stumm als Antwort auf seine Frage.

„Ich hoffe, du kannst ihn nun verstehen. Seine Geschichte erzählt er nicht vielen“, meinte Kakashi leise.

„Ich habe großen Respekt vor ihm“, flüsterte Rin, lehnte sich an die Holztür und schloss die Augen. „Nicht jeder hätte so kühn handeln können, wie er es getan hat. Ich war lange nicht so mutig wie er in dieser Nacht…“ Ihre Stimme brach und sie schwieg.

Völlig unerwartet spürte sie plötzlich, wie Kakashis Fingerspitzen einmal sanft über ihre Wange streichelten und sie erschauerte, ihre Lider flatterten und sie suchte seinen Blick. „Ich wünsche niemandem, mit einem Schicksal wie seinem geboren worden zu sein. Aber manchmal können wir es uns nicht aussuchen“, sagte er. „Und unterschätze nicht deinen Mut, Rin. Ich finde es sehr beachtlich, was du in all diesen Jahren geleistet hast, in denen Madara nun schon in Konoha ist. Nicht viele hätten sich immer wieder aufs Neue in sein Anwesen getraut. Die meisten wären nicht mal an Kyuubi vorbei gegangen.“

Ein Zittern ging unwillkürlich durch Rins Körper, als sie an den großen Fuchsdämon denken musste, den Madara unter seiner Gewalt hatte.

Kakashi griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. „Bitte denk nicht mehr daran, hier bist du erst einmal in Sicherheit.“ Dann zog er sie mit sich aus dem Raum. „Ich möchte dir gerne etwas zeigen.“

Neugierde stieg in ihr auf, und seine Berührung ließ sie all die schlechten Gedanken verbannen. Er hatte recht, sie sollte nicht mehr darüber nachdenken. Kyuubi würde sie nicht mehr allzu schnell zu Gesicht bekommen und hier gab es nicht, was sie fürchten könnte – außer vielleicht ihre eigenen Gefühle, die ihre Welt auf den Kopf stellten.

Sie folgte Kakashi hinauf zu der Abzweigung, die zurück zum Eingang führte und andererseits nach oben zu den Höhlen, die für die Familien eingerichtet worden waren. Dort ging er hinauf und stieß dann eine der Türen auf der linken Seite auf.

Die große Höhle war erleuchtet mit Öllampen und Fackeln und gaben ihr somit den Blick auf einen Schreibtisch frei, der mitten im ersten Raum stand, mit einem Stuhl dahinter und zwei Stühlen davor. Ein paar Freiräume waren in die hinterste Wand gehauen worden, um so Stauraum für Bücher oder ähnliches zu schaffen. Zwei dicke Bänder waren bereits in eine dieser Spalten gestellt worden.

Kakashi führte sie weiter und sie gelangten in eine kleinere Höhle, in der sich ein Bett befand, ein weiterer Stuhl stand am Kopfende. Außerdem war weiterer Stauraum in den Wänden geschaffen worden, um Gegenstände zu verstauen. In der gleichgroßen Höhle nebenan sah es genauso aus, dahinter lag ein Waschraum, der ihrem eigenen glich.

Rin war beeindruckt, was für Räumlichkeiten die Menschen hier geschaffen hatten. Mit einer persönlichen Note konnte man es sich hier wirklich gemütlich machen. Vor allem hatte man hier genug Platz für eine kleine Familie.

„Ich dachte, du könntest das hier für deine Arbeit benutzen“, meldete sich Kakashi zu Wort und machte eine ausschweifende Geste. „Wohnen und arbeiten sollte schließlich getrennt werden. Und es für dich auch besser, wenn dir deine Privatsphäre bleibt. Also, wie findest du es?“

Rin schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. „Es ist einfach wundervoll.“ Bevor sie wusste, was sie tat, hatte sie ihn schon umarmt. „Vielen Dank, dass du an mich gedacht hast.“ Und das meinte sie mit vollem Ernst. Es machte sie glücklich, dass Kakashi sich um einen Behandlungsraum für sie bemüht hatte, der ihren Bedürfnissen als Heilerin mehr als nur entsprach. Hier konnte sie sich ohne jegliche Probleme um ihre Patienten kümmern.

Kakashi strich ihr mit einer beinahe flüchtigen Bewegung über das Haar. „Es freut mich, dass es dir gefällt. Solange du dich hier wohl fühlst, ist alles in Ordnung.“

Rin nickte bedächtig und löste sich von ihm, wenn auch mit großem Bedauern, denn sie vermisste die beruhigende Wärme, die er ausstrahlte, augenblicklich. Sie ging wieder in die erste Höhle, in der man einen Schreibtisch für sie hat aufstellen lassen, ging um ihn herum und griff nach einem der Wälzer, die man in der Wand abgestellt hatte. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass es sich um ein Buch mit den heimischen Pflanzen von Suna handelte. „Wo habt ihr das her?“, fragte sie ohne aufzublicken. Sie spürte, dass Kakashi ihr gefolgt war.

„Von Temari bekommen“, antwortete er. „Sie meinte, wir könnten es sicher ganz gut gebrauchen, um nach essbaren Kräutern im Dschungel und am Rande der Wüste zu suchen.“

Rin gab einen verstehenden Laut von sich, legte das schwere Buch auf dem Tisch ab und blätterte neugierig durch die schon leicht angelaufenen Seiten.

Kakashi trat an den Schreibtisch heran. „Es sind auch sehr viele Heilpflanzen darin verzeichnet, ich dachte, dies könnte für dich ganz interessant sein.“

Rin blickte auf und sah in seinem nicht erblindeten Auge eine ehrliche Freude darüber, wie glücklich er sie mit diesem Raum gemacht hatte, und sie verspürte den Drang, ihm erneut zu sagen, wie dankbar sie ihm war. „Ich danke dir, Kakashi. Ich kann dir gar nicht genug danken. Das hier bedeutet mir sehr viel. So etwas hat noch nie jemand für mich getan.“ Nein, es waren die ersten eigenen Räumlichkeiten, die sie hatte. Und zum ersten Mal war sie ganz auf sich alleine gestellt. Die Menschen konnten nur ihre Hilfe in Anspruch nehmen, denn sie war die einzige Heilerin hier. Tsunade war nicht mehr da, um ihr notfalls unter die Arme zu greifen. Und diese Höhlen zeigten ihr, dass sie nun endgültig flügge geworden war.

„Und wenn ich schon einmal dabei bin…“ Sie holte tief Luft. „Ich möchte mich auch noch mal für gestern Abend entschuldigen. Ich habe mich nicht korrekt verhalten.“

Zu ihrer Überraschung lachte Kakashi amüsiert auf. „Das kannst du nicht vergessen, was?“, fragte er und sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Warum musste sie auch immer gleich peinlich berührt sein und rot anlaufen? „Vergiss das einfach, Rin. Das kann mal passieren, und schließlich habe ich dir vorgeschlagen, dich ins Bett zu bringen. Und es war auch meine Entscheidung zu bleiben, bis du eingeschlafen warst.“

„Na schön…“, sagte sie wiederstrebend und wandte beschämt den Blick ab. „Danke…“

„Allerdings muss ich dir jetzt noch eine Kleinigkeit beichten“, meinte Kakashi, und als Rin ihn überrascht und fragend ansah, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf. „Ich weiß, ich hätte dich vorher fragen sollen, aber es ergab sich gerade die Gelegenheit, Tenten zu bitten dich zu unterrichten.“

„Mich unterrichten?“ Rin war verblüfft. Worauf wollte er denn nur hinaus?

„Wenn es soweit ist und wir zurück nach Konoha segeln, möchte ich, dass du dich schon aus der Ferne verteidigen kannst, wenn du Angreifer bemerkst, deswegen hat sich Tenten bereit erklärt, dir das Bogenschießen beizubringen. Auch wenn ich weiß, dass du mit einem Schwert umzugehen gelernt hast.“

„Oh“, machte Rin. Sie verstand seinen Standpunkt. Es klang logisch. Wenn sie als Heilerin in dieser Schlacht fungieren sollte, dann war es nicht unwahrscheinlich, dass sie sich auch verteidigen musste. Zwar hätte sie kein Problem damit gehabt, mit dem Schwert zu kämpfen, wenn ihr Wissen nur etwas aufgefrischt wurde und sie ein wenig trainierte, aber Pfeil und Bogen waren eine durchaus angemessenere Waffe für eine Frau. Wenn Frauen überhaupt Waffen tragen sollten… „Na gut, da spricht nichts gegen. Wann soll ich anfangen?“

„Tenten möchte morgen beginnen“, erklärte er ihr. „Sie wird alles regeln.“

Rin nickte zustimmend und lächelte. „Ich freu mich darauf.“ Sie mochte Tenten, und dass sie das Praktische mit ein wenig Spaß verband, konnte sicher niemand verurteilen.

Dann fiel ihr ein, dass sie auch noch eine Bitte an Kakashi hatte. In der ganzen Aufregung hatte sie das beinahe vergessen. „Ich wollte dich noch etwas fragen, was mir persönlich sehr am Herzen liegt.“

Kakashi wirkte für einen Moment überrascht, sogar ein wenig überrumpelt. Vielleicht glaubte er, es hatte etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun. So ganz schien ihn die ganze Sache also doch noch nicht loszulassen. Aber dann machte er eine auffordernde Geste. „Bitte, ich höre.“

„Ich würde sehr gerne Hinata und Ino in der Kunst der Heiler unterrichten“, erzählte Rin. „Ich denke, dass die beiden sehr viel Talent dazu hätten, vor allem Hinata, da sie durch ihre Kräuter- und Pflanzenkunde schon ein solides Basiswissen hat. Es könnte uns allen nutzen.“

Zu ihrer Erleichterung bemerkte sie ein Lächeln seinerseits. „Wozu musst du mich erst darum bitten, Rin? Es liegt ganz bei dir, die beiden als deine Schülerinnen zu nehmen.“

„Es geht mir darum, dass ich… gerne öfter mit ihnen nach draußen möchte. In den Dschungel. Meine Vorräte reichen nicht für ewig, deswegen muss ich mich irgendwann einmal umsehen. Und die beiden sollen schließlich etwas lernen“, erklärte sie.

„Ich verstehe“, meinte Kakashi. Er runzelte nachdenklich die Stirn. „Zu weit vom Lager solltet ihr euch nie entfernen, zwar haben wir in der Umgebung Wachen postiert, die uns rechtzeitig warnen können, sollte jemand in der Nähe sein, aber man kann nie wissen.“

Rin hatte schon mit so etwas gerechnet, aber ganz abgeneigt schien er ihrem Vorschlag noch nicht zu sein. Sie hoffte, dass er ihr erlauben würde, die Mädchen auch draußen unterrichten zu können.

„Ich denke, wenn euch jemand begleitet, solltet ihr euch weiter vom Quartier entfernen, sollte das kein Problem darstellen“, stimmte er schließlich zu. „Schließlich sollen die beiden auch genug lernen.“

Rin konnte einfach nicht anders, sie musste ihn wieder umarmen. „Vielen Dank“, murmelte sie in sein Hemd hinein.

Sie hörte ihn leise lachen. „Du hast dich heute eindeutig schon zu viel bei mir bedankt.“

Sie blickte zu ihm auf. „Ich bin dir wirklich etwas schuldig, Kakashi.“ Sie hob ihre Hand und tippte sanft auf die Schläfe neben seinem verletzten Auge, das hinter der Augenklappe verborgen lag. „Mein Angebot steht noch“, erinnerte sie ihn leise.

Er griff nach ihrer Hand, hielt sie weiterhin auf dieser Höhe fest umschlossen. „Rin, ich…“

„Oh, bitte ihr zwei, dieser Raum ist jetzt öffentliches Gebiet, sucht euch ein Zimmer, in dem ihr alleine sein könnt.“

Erschrocken schauten beide in Richtung Tür, und erst als sie das Grinsen im Gesicht von Asuma und dessen funkelnde Augen entdeckte, und dazu auch noch Kurenais wissenden Blick, die hinter ihrem Mann durch die Tür lugte, bemerkte Rin, in was für einer Situation sie sich eigentlich befand. Kakashi und sie standen noch immer nah beieinander, eine Hand durch die Umarmung an seiner Schulter im Hemd verkrallt, die andere in Kakashis festem Griff, und erst da wurde ihr bewusst, dass sich sein Arm um ihre Taille geschlungen hatte.

Kakashi räusperte sich und ließ von ihr ab, doch im Gegensatz zu ihr schien er kein bisschen verlegen ob der Situation, in der sie beide erwischt worden waren und die Asuma völlig falsch interpretiert hatte. „Sieht so aus, als hättest du deine ersten Patienten“, sagte er und sie konnte unter der Maske sogar ein Lächeln erkennen. „Ich lasse euch dann lieber mal alleine, damit du in Ruhe deine Arbeit machen kannst.“ Er wandte sich von ihr ab und ging, nicht ohne seine Freunde freundlich zu grüßen, aus der Tür hinaus.

Rin wollte am liebsten vor Scham auf der Stelle im Boden versinken. Warum nur musste das immer ihr passieren? Sie trabte von einem Fettnäpfchen ins nächste. Und dann auch noch von Kurenai und Asuma erwischt zu werden, war der Gipfel des Ganzen. Ganz davon abgesehen, dass ihre ganze Haut von dem Körperkontakt mit ihm kribbelte…

Sie blickte auf, als Kurenai sie sanft an der Schulter berührte. „Tut mir leid, Rin, wir konnten nicht wissen, dass er noch hier ist. Hoffentlich haben wir dir da nichts kaputt gemacht.“ Ihre Worte klangen aufrichtig und mitfühlend.

„Nein, schon gut“, beruhigte sie ihre Freundin und sie versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln. „Da war nichts, was ihr hättet kaputt machen können. Ich habe mich lediglich bei ihm bedankt, weil er mein Vorhaben unterstützt, Hinata und Ino in der Heilkunst zu unterrichten.“

„Wenn ich das mal so anmerken darf, Rin, aber das sah für mich ein bisschen mehr als nach einem Dankeschön aus“, bemerkte Asuma und hob vielsagend eine Augenbraue.

Rin spürte, wie sie erneut rot zu werden drohte, doch Kurenai strafte ihren Ehemann bereits mit einem tadelnden Blick. „Ist gut jetzt, wir hatten unseren Spaß, also können wir sie jetzt auch in Ruhe lassen.“

Sie war ihrer Freundin dankbar für diese Worte, denn sie schien zu verstehen, in was für ein Gefühlschaos sie gestürzt war. Seit sie Kakashi nach sechzehn Jahren zum ersten Mal wiedergesehen hatte, wurde es von Minute zu Minute schlimmer. Und diese überaus beschämenden Situationen, in denen sie mit ihm landete, machten es auch nicht besser.

Auch Asuma schien endlich zu verstehen und klopfte ihr entschuldigend auf die Schulter. „Ich werde mir Mühe geben und meine Kommentare für mich behalten“, versprach er. Dann fuhr seine Hand zu dem runden Bauch seiner Partnerin. „Glaubst du, du bist in der Verfassung, dich um deine ersten Patienten zu kümmern?“, fragte er mit einem Lächeln.

„Natürlich“, meinte Rin. „Aber nur, weil ihr es seid.“ Sie zwinkerte ihm zu und Asuma stieß ein amüsiertes Lachen aus.

Sie führte Kurenai zu einem der Betten, auf dem sie sich niederlegen konnte, und ein Gefühl der Aufregung erfasste sie. Nun war endlich ihre Zeit gekommen zu beweisen, dass sie gut genug war, ein Teil dieser Rebellion zu sein.

Ein Beweis, dass es keine Fehlentscheidung von Kakashi war, sie mitgenommen zu haben…
 

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Hallo. :)
 

Ja, ich weiß, ich habe unheimlich lange gebraucht, um dieses Kapitel zu schreiben, und es tut mir auch leid, aber ich habe die Berufsschule eindeutig unterschätzt, denn mein Leben besteht momentan nur noch aus lernen. Und wenn ich dann doch mal Zeit hatte, habe ich die mit Freunden genutzt.
 

Ich hoffe, dieses Kapitel entschädigt ein wenig die lange Wartezeit. Es ist auf jeden Fall länger geworden, als ich am Anfang gedacht habe, denn die Szene zwischen Neji und Tenten nahm plötzlich eine ganz andere Richtung als geplant. Aber so gefällt es mir sehr gut. :)
 

Das nächste Kapitel versuche ich so fertig zu bekommen, dass ich es zum Jubiläum der FF, also nächsten Monat, hochladen kann. Mal gucken, ob es klappt, aber ich habe zu der Zeit Urlaub, deswegen bin ich zuversichtlich.
 

Noch einen schönen Tag,

hiatari

Blood-Red Training

Neji biss die Zähne zusammen, als Tenten erneut ausholte und ihre Klinge in seine Richtung schwang. Er parierte den Schlag ohne Probleme, war aber dennoch erneut überrascht davon, wie viel Kraft dahinter steckte. Und dabei glaubte er nicht einmal, dass sie ihm ihr ganzes Potential zeigte, das hatte sie schon bei ihrem ersten Kampf nicht getan. Sie musste in den zwei Jahren, in denen sie getrennt gewesen waren, eine Menge von der Rebellion gelernt haben. Doch sie war nicht die Einzige, die etwas dazu gelernt hatte. Bisher hatte er sich zurückgehalten, auch, weil er sie nicht verletzen wollte. Aber nun, da sich schon einige Schaulustige in der Höhle, in der ihr Kampf stattfand, angesammelt hatten, um ihnen zuzusehen, musste er ein bisschen mehr Gas geben, denn er wollte ihnen beweisen, dass er es wert war, bei ihnen zu sein, allen voran Kakashi, den er ebenfalls in der Menge hatte ausmachen können.

Er wirbelte herum und schwang nun seinerseits sein Schwert Tenten entgegen, so schnell, dass sie gerade noch genug Zeit hatte, ihre Klinge nach oben zu reißen und sich zu verteidigen. Überrascht keuchte sie auf, als sein Schlag den Stahl ihrer Waffe erzittern ließ und sie leicht in die Knie gehen musste, um seine Kraft richtig abzufangen.

Für einen Moment verharrten sie in dieser Position, dann sah er es schalkhaft in ihren braunen Augen aufblitzen. Einen Augenblick später traf ihn ein kräftiger Tritt an der Außenseite seines rechten Knies, der sein Bein einknicken und ihn straucheln ließ. Innerlich stieß er einen Fluch aus, doch er konnte sich schnell wieder fangen. Allerdings hatte Tenten diese kurze Zeitspanne genutzt, um Abstand zwischen sie zu bringen.

Leises Getuschel drang an seine Ohren, während er langsam begann, um sie herum zu pirschen. Sie drehte sich mit ihm, beobachtete ihn wachsam, wartete auf seinen Angriff. Neji hatte nicht vor, es ihr dieses Mal so einfach zu machen. Tenten war wirklich außergewöhnlich gut, wenn es um den Einsatz von Waffen ging, doch sie war immer noch eine Frau und damit körperlich eindeutig im Nachteil. Auch wenn sie eine unheimlich gute Technik an den Tag legte, so konnte er doch den Vorteil aus seiner Kraft und Schnelligkeit ziehen. Gerade letzteres hatte man ihm in seinem Clan antrainiert. Die Hyuugas nutzten ihr Tempo im Kampf; was andere bei solch einer Geschwindigkeit längst nicht mehr klar wahrnehmen konnten, sah er dank seiner Augen so scharf, als würde er einfach nur stillstehen.

Dies nutzte er nun, als er plötzlich auf sie zu preschte und seine Klinge in ihre Richtung schwang. Nur im allerletzten Moment konnte Tenten mit ihrem Schwert parieren, sonst hätte sich der Stahl ungehindert in ihren Körper gebohrt. Neji hatte noch immer nicht vor, ihr wirklich etwas anzutun, aber er hatte darauf vertraut, dass sie die Kraft haben würde, seinen Schlag abzufangen. Außerdem hatte er vorsichtshalber kurz vor dem Aufschlag so viel Kraft zurückgenommen, dass er sie nicht ernsthaft hätte verletzen können. Dennoch war noch genug seiner Kraft übrig geblieben, dass ihr Schwert so nah an ihren Körper kam, dass ihre eigene Klinge in das Fleisch an ihrer Hüfte schnitt.

Dieses Mal flammte Schmerz in ihren Augen auf, und als er seine Waffe zurückzog, um erneut auszuholen und ihren schwachen Moment auszunutzen, presste sie sich kurz die Hand auf die verletzte Stelle. Als sie sie zurückzog und wieder um den Griff ihres Schwertes legte, damit sie seinen nächsten Schlag mit der Kraft von beiden Händen abfangen konnte, glitzerte ihr Blut daran.

Er bewunderte ihre Stärke, trotzdem weiter zu kämpfen, als wäre nichts geschehen. Das hatte sie schon immer gekonnt, nur ungerne hatte sie ihre Schwäche gezeigt. Und gerade deshalb mochte er sie: Sie war stark, selbstbewusst und immer voller Hoffnung. Kämpfte lieber selbst, als andere die Drecksarbeit für sie machen zu lassen und sich feige und weinend in einem Loch zu verkriechen.

Und wie sie nun kämpfte, wollte sie die Verletzung scheinbar nicht auf sich sitzen lassen. Auch wenn er sich wunderte, woher sie diese Kraft nahm, so konnte er erneut ohne Probleme jeden Schlag parieren. Er hielt sich nun seinerseits nicht mehr zurück, so, wie er es bei ihrem ersten Kampf getan hatte. Immer wieder holte er aus, verpasste ihr hie und da kleine Schnitte an Armen und Beinen, die schnell wieder verheilen würden. Als seine Klinge schließlich an ihrem Gesicht entlang zischte und auf ihrer Wange eine blutende Strieme hinterließ, riss sie erschrocken die Augen auf. Diesen kleinen Moment nutzte er, presste sie mit seinem Körper gegen die Höhlenwand, der er sie mit seinen Schlägen entgegen getrieben hatte, und riss ihr das Schwert aus der vor Blut und Schweiß glitschigen Hand.

Klappernd fiel die Waffe zu Boden und Neji drückend sie mit seinem linken Arm an die Wand, während er ihr mit seinem rechten die Klinge an die Kehle hielt.

Sie starrten sich an, beide schwer atmend vor Anstrengung und vollgepumpt mit dem Adrenalin des Kampfes. Dann grinste Tenten. „Glückwunsch, Neji.“

Langsam löste er sich von ihr, ließ das Schwert sinken, zog sich zurück. Erschöpft sank sie auf die Knie, hielt sich die verletzte Seite. Dann drang das anerkennende Klatschen der Rebellionsmitglieder an seine Ohren, die seinen Kampf mit Tenten beobachtet hatten. Jemand stürmte auf ihn zu. „Das musst du mir beibringen, Neji!“, rief Naruto aufgeregt und sah ihn flehend an. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell war.“

„Lass ihn erst mal Luft holen, Naruto“, meinte Tenten grinsend.

„Tenten hat Recht, Naruto.“ Plötzlich stand Kakashi neben ihnen. „Lass sie beide erst einmal zur Ruhe kommen.“

Naruto schien enttäuscht und verzog beleidigt den Mund, dennoch zog er sich langsam zurück.

Kakashi räusperte sich. „Ihr habt beide gut gekämpft. Ich weiß, dass du schon vielen Männern hier ordentlich in den Hintern getreten hast, Tenten, deswegen solltest du trotzdem stolz auf deine Leistung sein, auch wenn Neji gesiegt hat. Ich bin auf jeden Fall froh, dich dabei zu haben. Starke Frauen kann ich gut gebrauchen.“

Ein dankbares Lächeln erschien auf Tentens Gesicht ob Kakashis anerkennender Worte. Dieser Mann schien wirklich immer genau zu wissen, was er sagen musste. Dann wandte er sich Neji zu. „Tsunade tat gut daran, dich mir zu empfehlen. Deine Fähigkeiten sind beeindruckend. Wenn alle Hyuugas mindestens halb so viel Talent besitzen wie du, dann haben wir gute Karten gegen Madara in der Hand. Aber auch wenn mir der Kampf zwischen euch deine Stärke gezeigt hat, so möchte ich sie trotzdem noch einmal selbst erproben, so, wie wir es ausgemacht haben.“

„Natürlich“, erwiderte Neji. Er freute sich auf den Kampf. Der Anführer der Rebellion war ein unbekannter Gegner für ihn, er hatte immer nur mit den Mitgliedern seines Clans trainiert, nachdem Tenten verschwunden war. Sicherlich hatte Kakashi ihm einiges an Erfahrung entgegen zu bringen, was ihm wirklich versprach, interessant zu werden. Außerdem hatte er noch längst nicht alles gezeigt, was er konnte. Für diesen Kampf mit Tenten hatte er sie schon genug verletzt und sich deshalb doch etwas zurückgehalten, gegen Kakashi aber konnte er es wagen, noch viel mehr seiner Kraft aufzuwenden.

Als hätte er seine Gedanken gelesen, ging Kakashi vor Tenten in die Hocke. „Du solltest nun lieber bei Rin vorbei schauen, damit sie deine Wunden behandelt.“

Tenten nickte. „Ja, ist wirklich praktisch, nun eine Heilerin hier zu haben. Dann bin ich nachher auch wieder fit genug, um Rin zu trainieren.“

„Ich werde dich begleiten“, bestimmte Neji sofort und schnitt Tenten das Wort ab, noch bevor sie etwas erwidern konnte. „Wenn ich schon verantwortlich für deine Verletzungen bin, dann lass mich dich wenigstens begleiten.“

Sie grummelte leise, sagte aber nichts weiter zu seinem Vorhaben und ließ sich sogar von ihm aufhelfen.

Kakashi klopfte ihm auf die Schulter. „Danke, Neji.“ Dann folgte er den anderen Mitgliedern der Rebellion, die ihnen zugesehen hatten, aus der Höhle heraus.

Nun, da sie alleine waren, konnte er seine Sorge für Tenten zulassen. „Tut mir leid, ich hätte dich nicht so schwer verletzen sollen.“ Er deutete auf den Schnitt an ihrer Hüfte. Der Stoff ihres grauen Oberteils hatte sich mit ihrem Blut vollgesaugt und einen hässlichen roten Fleck gebildet, der feucht an ihrer Haut klebte.

Doch Tenten winkte ab. „Ach was, das habe ich mir selbst zuzuschreiben. Hätte ich mich besser verteidigt, wäre das nicht passiert, gib dir da bloß nicht die Schuld für. Und Rin flickt mich schon wieder zusammen.“ Sie zwinkerte und lächelte ihm zu, dann hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn mit sich aus der Höhle. „Komm schon, ich dachte du wolltest mich begleiten.“

Wieder einmal konnte er sie für ihre Stärke nur bewundern. Es war schon immer so gewesen, dass sie die Verletzungen, die er ihr zufügte, einsteckte und ihn nie dafür tadelte, wie er es denn wagen konnte, eine Frau zu verletzen. Schon damals, als sie beide noch in Konoha gewesen waren, hatte sie sich immer wieder angeboten, mit ihm zu trainieren, schreckte nicht zurück, auch nachdem er sie jedes Mal bluten ließ. Es schien sie sogar noch mehr anzuspornen, sich das nächste Mal noch mehr anzustrengen.

Bei ihm dagegen verschlechterte sich sein Gewissen von Mal zu Mal, obwohl er doch eigentlich hätte die Hemmungen verlieren müssen, wenn es ihr egal war, dass er sie verletzte. Aber er wollte sie nicht verletzt sehen, das war das Problem. Vielleicht hatte er sich auch deshalb bei ihrem Kampf am Vortag noch so zurückgehalten. Es war bei weitem nicht edel von ihm, dies einer Frau anzutun.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keinen Kopf machen sollst“, meinte Tenten ärgerlich und drückte ihm ihren Ellenbogen zwischen die Rippen.

„Du kennst mich doch.“ Neji blieb stehen und blickte sie an.

Tenten stemmte sich eine Hand in die unverletzte Hüfte und verdrehte die Augen. „Hör mal, Neji. Ich weiß es wirklich zu schätzen, wenn du dir Sorgen machst und ein schlechtes Gewissen mir gegenüber hast. Aber weißt du eigentlich wie froh ich bin, dass du nun endlich hier bist und ich wieder mit dir trainieren kann? Niemand hier außer dir wagt es, so gegen mich zu kämpfen, dass ich Verletzungen davon trage. Und falls es doch passieren sollte, dann zerfressen sie die Schuldgefühle. Das ist wirklich verdammt nervig.“

Neji schluckte. Da war sie wieder. Die Tenten, die ihn vor zwei Jahren alleine in Konoha zurückgelassen hatte, die ihm immer solche Vorträge gehalten hatte. Das hatte er wahrhaftig vermisst.

Tenten drohte ihm mit dem Finger. „Ich möchte nicht noch einmal hören, dass es dir leid tut, mich verletzt zu haben. Hast du mich verstanden?“

„Ja, Ma’am.“ Sie war genau solch ein Sturkopf wie er selbst, deswegen wusste er, wann er verloren hatte. Lieber sollte er sich glücklich schätzen, seine alte Trainingspartnerin wieder zu haben.

„Und nun lass uns endlich zu Rin, bevor ich meine Meinung ändere und dich doch noch verprügeln muss, weil du mich hier verbluten lässt.“ Frech streckte sie ihm die Zunge heraus.

Neji konnte sich das leichte Lächeln nicht verkneifen, das sich auf sein Gesicht schlich. Und er musste sich erneut eingestehen, dass er sie wirklich vermisst hatte.
 

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Rin konnte das Gefühl nicht beschreiben, das sie jedes Mal erfasste, wenn sie eine Schwangere untersuchte, aber Glück kam dem schon ganz nahe, auch wenn es sich nicht um ihr eigenes Kind handelte.

Sie freute sich so sehr für Kurenai und Asuma, das sie beinahe selbst in Tränen ausbrach, als sie leise die magischen Wörter murmelte und der kräftige Herzschlag des Babys in ihr widerhallte. Zufrieden nickte sie, nachdem sie dank des Zaubers das Kind im Inneren des Mutterleibes mit ihren Sinnen abgetastet hatte. „Keine Unauffälligkeiten, es scheint alles in bester Ordnung zu sein“, teilte sie schließlich den werdenden Eltern mit.

Kurenai atmete erleichtert auf, und auch Asuma schien eine Last von den Schultern gefallen zu sein. Er drückte sanft die Hand seiner Frau und küsste sie auf die Stirn, und sie lächelte glücklich zu ihm hinauf.

Unwillkürlich fuhr ein Stich in Rins Herz und sie schämte sich dafür, denn sie wusste, dass es eine leise Eifersucht war, die sie erfasste. Das, was ihre beiden Freunde hatten, die Liebe zwischen ihnen, ihr erstes gemeinsames Kind, hatte sie sich immer für sich selbst gewünscht. Zu lange war sie alleine gewesen, und nun, da sie die beiden so zusammen sah, wurde der Wunsch beinahe übermächtig. Plötzlich sah sie sich selbst, ein kleines schreiendes Bündel in ihren Armen haltend, das runde Gesicht des Babys vom Weinen verzerrt, das silbern schimmernde Haar zerzaust…

Sie wurde rot bei diesem Gedanken und schalt sich selbst. Seit sie Konoha verlassen hatte, ging eindeutig ihre Fantasie mit ihr durch. Das musste sie unbedingt in den Griff bekommen, vor allem während sie ihre Arbeit machte durfte ihr das nicht passieren.

Rin nahm die Hand von Kurenai, die Asuma nicht umklammert hielt, und legte sie auf ihre eigene. Dann konzentrierte sie wieder ihre Kräfte, sodass ihre Freundin nun ebenfalls den Herzschlag des Babys hören konnte. Kurenai riss überrascht die Augen auf, dann entfuhr ihr ein leises Schluchzen und einzelne Tränen des Glücks kullerten ihr über die Wangen.

Asuma schien verwirrt, deshalb lächelte Rin ihm aufmunternd zu. „Leg deine Hand auf meine“, forderte sie ihn auf. Asuma gehorchte, und als auch er den Herzschlag seines Kindes hörte, überwältigten ihn die Gefühle.

Rin musste hart schlucken, als sie die beiden so glücklich und vertraut zusammen sah, wie sie sich gemeinsam auf ihr Kind freuten. Sie musste an Sakura denken, die immer alleine mit ihr gewesen war bei den Untersuchungen und wie schwer ihr diese Tatsache gefallen war. Uchiha Sasuke hatte sich nie dazu hinreißen lassen, an den Untersuchungen teilzunehmen und seine Frau zu unterstützen. Er war nie da gewesen, wenn sie einsam dem Herzschlag ihres Kindes gelauscht hatte. Dabei hatte Sakura sich nie etwas anderes gewünscht als das, was Rin nun vor ihren Augen hatte. Sie hatte einfach nur die Liebe ihres Mannes gewollt, für sich und für ihr Kind. Rin hoffte inständig, dass Sasuke irgendwann zur Vernunft kommen würde. So, wie er sich momentan verhielt, hatte er eine Frau wie Sakura nicht verdient.

Sie wusste nicht, wie lange sie so mit Asuma und Kurenai zusammen saß. Irgendwann drang ein leises Klopfen an ihre Ohren, dann ein Quietschen. „Rin, bist du da?“ Eindeutig Tentens Stimme.

„Kleinen Moment noch“, rief Rin zurück und schenkte ihren beiden Freunden ein entschuldigendes Lächeln. Sie brach den Zauber, das Echo des Herzschlages verstummte und sie zog langsam ihre Hände von Kurenais Bauch zurück.

Kurenai griff noch einmal schnell noch ihrer Hand und drückte sie sanft. „Ich danke dir, Rin. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet hat.“ Ein ehrliches Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie zwinkerte ihr zu. „Und nun geh, es gibt nicht nur uns, die deine Hilfe in Anspruch nehmen müssen.“

Rin nickte, stand auf und wusch sich rasch die Hände in der Schüssel, die sie bereitgestellt hatte. Nur langsam tauchte sie wieder aus der kleinen Welt auf, in die sie während der Untersuchung gesunken war. Es war schon lange nicht mehr passiert, dass sie sich bei ihren Behandlungen von ihren Emotionen hatte leiten lassen. Die Arbeit bei den Uchihas hatte sie abgestumpft, die Verletzten und Gefolterten, die aus dem großen Anwesen kamen und geheilt werden mussten, waren zu zahlreich gewesen. Natürlich hatte es ihr wehgetan, die Menschen so zu sehen, aber hätte sie all dies zu nahe an sich heran gelassen, hätte es sie zerstört. Doch das konnte sie sich nicht leisten, sie wurde gebraucht.

So auch jetzt. Rin bog um die Ecke und ihr Blick fiel wie erwartet auf Tenten, die von Neji begleitet wurde. Sofort erkannte sie das Problem, all ihre Gedanken verpufften, die Heilerin in ihr erwachte erneut. Bei dem großen, roten Fleck auf Tentens Oberteil schrillten bei ihr alle Alarmglocken und mit schnellen Schritten war sie bei ihr, ging vor ihr in die Hocke. „Was ist passiert?“, fragte sie, während ihre Hände nach dem ehemals grauen Stoff griffen und ihn nach oben zogen, damit sie die Wunde begutachten konnte. Ihre Finger waren gleich darauf glitschig von Tentens Blut, doch das störte sie nicht. Sie sah nur noch den sauberen Schnitt an der rechten Hüfte, aus dem noch immer das Blut quoll.

„Es ist meine Schuld“, hörte sie Neji sagen. „Wir haben trainiert und dabei habe ich sie mit meinem Schwert verletzt.“

„Du sollst damit aufhören, dir die Schuld zu geben“, beschwerte sich Tenten. „Das ist nur ein Kratzer, das wird mich schon nicht umbringen. Rin braucht das nur kurz zu nähen, dann bin ich wieder fit.“

„Das werde ich nicht nähen brauchen“, meinte Rin und erhob sich. „Leg dich bitte hin, Tenten. Ich bin sofort bei dir.“

Tenten zuckte mit den Schultern und tat, wie ihr geheißen. Neji wollte ihr folgen, doch Rin hielt ihn auf. Rasch ging sie zu einem der in der Höhlenwand eingelassenen Regale und griff nach sauberen Stofftüchern. Diese drückte sie Neji in die Hand. „Drück das auf ihre Wunde, um den Blutfluss zu stoppen, während ich noch schnell was vorbereite.“

Neji nickte und folgte Tenten. Rin hingegen machte sich sofort an die Arbeit. Sie nahm eine Schüssel, füllte sie mit abgekochtem Wasser und gab verschiedene Kräuter hinzu. Sie war so vertieft in ihr Tun, dass sie gar nicht bemerkte, nicht mehr alleine zu sein. Als sie aufblickte, entdeckte sie Hinata und Ino, die sie neugierig beobachteten.

Hinata schien besorgt. „Das Kraut wird verwendet, um Bakterien bei der Wundheilung abzutöten“, murmelte sie leise.

„Ist etwas passiert?“, fragte Ino erschrocken.

Rin nickte zustimmend. Sie war nicht verärgert, dass die beiden Mädchen zufällig hier bei ihr aufgetaucht waren, im Gegenteil. Wenn sie ausgebildet werden wollten, mussten sie auch praktische Erfahrung machen, sie mussten wissen, worauf sie sich einließen. Bei Tsunade war es nicht anders gewesen, da hatte sie schon am ersten Tag bei einem Patienten assistieren müssen, der mit seinem Bein in eine Felsspalte gerutscht war. Der Stein hatte Haut und Muskeln so sehr geschädigt gehabt, dass sie ihm bis auf den Knochen hatte sehen können.

„Ihr könnt mir helfen, Tenten hat sicher nichts dagegen“, meinte sie.

„Was können wir tun?“, wollte Ino sofort wissen. Entschlossenheit funkelte in ihren blauen Augen.

„Ich brauche noch frische Leinentücher und sauberes Wasser“, wies Rin sie an.

Ino und Hinata gehorchten und sammelten die Sachen zusammen, während Rin ihre Arbeit beendete. Zusammen gingen sie zu Tenten, die sich auf eines der Betten gelegt hatte. Sie schien beleidigt und zu schmollen, während Neji die Tücher auf ihre Wunde drückte. Beide sahen auf, als die kleine Gruppe zu ihnen stieß.

„Hast du etwas dagegen, wenn die beiden mir ein wenig unter die Arme greifen?“, fragte sie Tenten. Es war nicht selbstverständlich, dass ein Patient dies erlaubte, auch das hatte sie erleben müssen. Doch sie hatte deren Privatsphäre akzeptieren müssen.

„Nein, gar nicht“, erwiderte Tenten und lächelte. „Ich vertraue euch da voll und ganz.“

„Danke.“ Rin stellte die Schüssel ab und zog sich einen Hocker heran. „Neji, du kannst jetzt aufhören.“

Neji ließ die Tücher los und trat zurück. „Ich warte dann wohl besser vorne“, murmelte er.

„Nein, geh nicht!“ Tenten griff nach seinem Ärmel. „Du wirst mich doch jetzt nicht alleine lassen. Bring gefälligst zu Ende, was du angefangen hast.“ Daraufhin blieb er, zog sich aber dennoch weiter in die Ecke zurück, um nicht im Weg zu stehen.

Rin entfernte die Tücher, die inzwischen einiges an Blut aufgesogen hatten. Hinter ihr keuchte Hinata leise auf. „Der Schnitt ist nicht so tief, wie es vielleicht den Anschein haben mag. Schlimmer ist der Blutverlust. Ein Tuch und das Wasser, bitte.“ Sogleich bekam sie, was sie brauchte, und während sie handelte, erklärte sie den beiden Mädchen ihr Vorgehen. „Ich werde die Wunde erst einmal mit dem abgekochten Wasser reinigen. Niemals Wasser direkt von der Quelle verwenden, auch wenn wir es trinken und es sauber erscheint. Bakterien können trotzdem Entzündungen hervorrufen.“ Vorsichtig wusch sie das Blut von Tentens Hüfte. Dann griff sie nach der Schüssel mit dem Gemisch, das sie hergestellt hatte, und nach einem frischen Tuch. „Wie Hinata schon richtig festgestellt hat, habe ich Kräuter verwendet, die die Wundheilung unterstützen und Bakterien, die sich in der Wunde gesammelt haben, abtöten.“ Sie tunkte das Leinen in die Flüssigkeit. „Das kann jetzt etwas brennen, Tenten. Aber danach ist es schnell vorbei, versprochen.“ Tenten sog scharf die Luft ein, als Rin das Tuch auf ihre Wunde drückte und ihre Medizin in die offene Wunde tropfte. Dann tränkte sie das Tuch noch einmal und wiederholte den Vorgang.

Als sie das Leinen dieses Mal von der Wunde nahm, blickte Tenten fragend zu ihr auf. „Und nun? Keine Naht?“

„Keine Naht, keine Narbe“, versprach Rin. „Nur ein bisschen Heilerinnenmagie.“ Sie presste die Hände auf den Schnitt und konzentrierte ihre Energie. Sie floss vom tiefsten Inneren ihres Körpers über ihre Arme, bis sie ihre Hände und schließlich die Fingerspitzen erreichte. Ein sanfter Schein umgab ihre Hände und sie spürte, wie sich die Wunde langsam unter ihrer Berührung schloss. Dann stoppte sie den Energiefluss und zog sich zurück. Der Schnitt an Tentens Hüfte war verschwunden. Nur ein leichter, rosa Striemen ließ erahnen, dass dort vor wenigen Augenblicken noch eine offene Wunde geklafft hatte, und sie wusste aus Erfahrung, dass auch der verschwinden würde.

Tenten starrte auf ihre Hüfte. „Du meine Güte“, sagte sie leise. „Ich habe ja schon öfter davon gehört, aber selber erlebt noch nie.“

„So gut wie neu.“ Rin wusch sich rasch die Hände in dem Rest abgekochten Wassers. „Aber bitte spring jetzt nicht gleich auf und geh zu deiner Tagesordnung über. Du hast doch einiges an Blut verloren und solltest dich schonen. Leg dich ein wenig hin und viel trinken. Neji, am besten begleitest du sie zu ihrem Zimmer.“

„Ach was, das geht schon“, meinte Tenten zuversichtlich, setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Doch als sie aufstehen wollte, schwankte sie leicht.

Sofort griff Rin nach ihrem Arm, um sie zu stützen, doch Neji war schneller und fing sie auf. „Siehst du, genau das meine ich“, schalt Rin sie. „Du hast den Blutverlust vielleicht noch nicht bemerkt, als du in Bewegung warst, aber nun, da du erst einmal gelegen hast, muss dein Kreislauf erst wieder in Gang kommen.“

„Na schön, schon verstanden“, seufzte Tenten und ließ zu, dass Neji ihren Arm über seine Schulter legte und seinen Arm um ihre Taille schlang, um sie besser zu stützen. „Danke, Rin. Ohne dich hätte hier wieder irgendjemand das Nähzeug in die Hand nehmen müssen und mir eine wulstige Narbe verpasst. Meinst du, ich kann mich revanchieren, wenn wir morgen Nachmittag mit deinem Training anfangen?“

Rin nickte. „Natürlich, gerne. Bis dahin solltest du auch wieder auf den Beinen sein.“

Tenten hob die Hand zum Abschied, dann ließ sie sich von Neji aus der Höhle bugsieren.

Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, wurde sie sofort von Ino mit Fragen durchlöchert. „Was hat es mit dieser Heilerinnenmagie auf sich? – Werde ich das auch lernen? – Ist das so etwas wie mit den Moskitostichen, die du behandelt hast?“

Rin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Beruhige dich erst einmal, Ino. Alles mit der Zeit.“

„Du meinst, ich werde keine Wunden heilen?“, fragte Ino enttäuscht.

„Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte Rin und erhob sich. „Aber das geht nicht von heute auf morgen. Die Energie, die dafür von Nöten ist, fließt in jedem von uns. Nur wenige sind es, die lernen damit umzugehen. Und dieses Lernen dauert seine Zeit. Doch ich bin mir sicher, dass ihr beiden fleißig üben und die Technik meistern werdet. – Und jetzt wäre ich euch dankbar, wenn ihr mir beim Aufräumen helfen würdet.“ Sie selbst nahm sich der gebrauchten Leinentücher an. Später würde sie sie auswaschen und abkochen. Nur die Stoffe, die Neji Tenten auf die Wunde gedrückt hatte, würde sie wohl wegwerfen müssen, das viele Blut ließ sich zu schwer auswaschen und blutbefleckte Tücher wollte sie ihren nächsten Patienten nicht anbieten.

Während Hinata und Ino ihrer Bitte Folge leisteten und im vorderen Bereich der großen Höhle die benutzten Schüsseln auswuschen und die Kräuter zurück in das Regal räumten, zog Rin die Laken von den beiden Betten, die sie bei den beiden Behandlungen genutzt hatte und später mit den anderen Sachen waschen würde.

Als sie, die Arme voll mit Laken, nach vorne kam, warteten die beiden Mädchen bereits auf sie. Hinata eilte zu ihr und nahm sie ihr ab, um sie in einem dafür vorgesehen Korb zu verstauen. Rin murmelte einen Dank und setzte sich.

„Ich habe mit Kakashi wegen eurer Ausbildung gesprochen“, sagte sie, als Hinata zurückgekehrt war. „Ich habe die Erlaubnis, mit euch nach draußen zu gehen, wenn wir begleitet werden. Ich dachte, wir könnten morgen früh damit beginnen, dann dürfte es auch noch nicht zu warm sein.“

Ino nickte euphorisch und auch Hinata schien sich darüber zu freuen.

„Ich hatte eigentlich nicht vor, euch so ins kalte Wasser zu werfen wie vorhin bei Tenten, aber das ist die beste Möglichkeit, etwas zu lernen. Bei Tsunade war es auch nicht anders“, erklärte Rin.

Ino verzog das Gesicht. „Es war nur deutlich schlimmer als Tentens Verletzung.“

Rin lachte trocken auf. „Das war wahrlich nicht die beste Art, da gebe ich dir Recht. – Aber lasst uns darüber nicht sprechen, es lässt sich sowieso nicht rückgängig machen.“ Sie stand auf und ging zu den Regalen. Dort wählte sie drei Bücher aus und gab sie an Ino und Hinata weiter. „Das mag vielleicht etwas trocken erscheinen, aber die Theorie gehört nun einmal dazu. Diese Schriften über die Anatomie und Heilkunde solltet ihr euch schon einmal ansehen, das muss nicht sofort sein, wäre aber hilfreich. Wenn ihr Fragen habt, dann stehe ich euch jederzeit zur Verfügung, doch ich kann euch nicht alles erzählen. Sobald hier Patienten auftauchen und sie nichts dagegen haben, wenn ihr bei den Untersuchungen dabei seid, können wir weiter ins Detail gehen. Am lebenden Objekt lernt man eben immer noch am besten.“

Hinata betrachtete nachdenklich das dicke Buch, das sie sich auf den Schoß gelegt hatte. „Meinst du denn, sie lassen uns dabei sein?“

„Es wäre nur zu ihrem Vorteil. Und wenn es ernst ist, nehmen wir doch jede Hilfe an, die wir bekommen können, nicht wahr?“, erwiderte Rin mit einem Lächeln.

„Und… ähm…“ Ino druckste verlegen herum. „Diese Magie…“

Innerlich musste Rin mit dem Kopf schütteln. Ino war einfach unverbesserlich, andererseits würde sie diese Neugierde dazu antreiben, viel zu lernen und nicht aufzugeben. „Ich lasse mir etwas einfallen, um es euch so schnell und effektiv wie möglich beizubringen“, versprach sie. „Um deinen Wissensdurst bis dahin zu befriedigen, Ino, hast du da ein wenig Lesestoff.“

Ino wurde rot und nickte.

„Ihr könnt nun gehen, den Rest schaffe ich alleine. Ich danke euch für eure Hilfe.“ Die beiden Mädchen umklammerten die Bücher, die Rin ihnen gegeben hatte, und wollten gerade die Höhle verlassen, als ihr noch etwas einfiel. „Vielleicht könnt ihr doch noch etwas tun“, meinte sie und zwei Augenpaare musterten sie neugierig. „Sucht euch ein ruhiges Plätzchen und konzentriert euch. Horcht in euch hinein. Um die Magie der Heiler einsetzen zu können, müsst ihr sie erst einmal in euch finden. Ihr werdet wissen, wann es soweit ist.“

Daraufhin strahlten Inos Augen glücklich und Hinata schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Dann war Rin wieder allein. Sie stieß einen leisen Seufzer aus und hätte sich am liebsten kurz hingesetzt und ein wenig ausgeruht, aber sie konnte es nicht leiden, ihre Arbeit nicht zu Ende zu bringen, bevor sie sich Zeit für sich nahm. Also kramte sie die schmutzigen Leinentücher wieder hervor, ging in das Waschzimmer, das zu der Höhle gehörte, und warf die Tücher in die steinerne Wanne. Anschließend erhitzte sie Wasser in einem Kessel über einer kleinen Feuerstelle und schüttete es über die Wäsche in der Wanne. Nun hieß es warten, bis die Tücher genügend eingeweicht waren und sich das Wasser soweit abgekühlt hatte, dass sie ihre Hände problemlos in die Wanne stecken konnte.

Rin beschloss die Zeit zu nutzen, um Kakashi aufzusuchen und seine Erlaubnis einzuholen, damit sie am nächsten Morgen mit Hinata und Ino nach draußen gehen konnte, und vielleicht brauchte man ihre Hilfe in der Küche zur Vorbereitung des Abendessens.

Sie wusch sich rasch die Hände und spritzte sich auch noch ein wenig Wasser ins Gesicht, um sich frisch zu machen, dann kämmte sie noch hastig die zerzausten Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten und ihr ins Gesicht gefallen waren, mit den Fingern. Wahrscheinlich war es albern von ihr, aber sie wollte wenigstens einigermaßen vernünftig aussehen, wenn sie Kakashi gegenüber trat.

Hoffentlich würde sie ihn überhaupt antreffen. Er schien immer überall und nirgendwo zugleich zu sein und tauchte dann ganz plötzlich bei ihr auf. So etwas hatte er früher schon gut gekonnt.

Rin trat aus der großen Höhle, die ihre Praxis darstellte, und drehte das Schild an der Tür um, sodass es anzeigte, dass sie nicht mehr anwesend war. Dann straffte sie die Schultern und ging los, um Kakashi zu suchen.
 

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Konzentriert starrte er die Karte an, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, und doch kreisten seine Gedanken um so viele Dinge gleichzeitig, dass er die zahlreichen feinen Linien gar nicht richtig wahrnahm. Die Situation spitzte sich langsam, aber allmählich zu. Er hatte gewusst, dass dieser Tag irgendwann einmal kommen musste, doch nun schien es ihm, als würde es viel zu schnell gehen. Die Verantwortung, die er als Anführer der Rebellion hatte, lastete immer schwerer auf seinen Schultern und es gab Momente, da wünschte er sich, einfach nur ganz weit weg von alldem zu sein. Aber das konnte er nicht tun. Zu viele Menschenleben standen auf dem Spiel und vielleicht waren sie die letzte Hoffnung für diese Welt.

Der leise Seufzer, der ihm entfuhr, wurde von der Maske, die seine untere Gesichtshälfte bedeckte, gedämpft. Kakashi wusste, wofür er kämpfte, doch langsam wurde er auch des Kämpfens müde. Was er wollte war einfach nur ein ganz normales Leben. Ohne Blut und Tod an jeder Ecke, nur Frieden. Aber um dies zu erreichen, blieb ihm keine andere Wahl als weiter zu machen.

Sein Blick fiel wieder auf die Karte. Sie zeigte das Land Oto, darin waren mit roter Tinte sowohl der geplante Treffpunkt mit Orochimaru eingezeichnet, ein großes Kreuz in einem Kreis, als auch die Gefahrenzonen, in denen sich die Männer von Madara aufhielten. Für seinen Geschmack zeigte die Karte viel zu viel rot und nur wenige grüne Flecke kennzeichneten Gebiete, die laut Orochimaru sicher für sie waren.

Kakashi würde am liebsten einen Rückzieher machen, doch die Fahrt nach Oto war bereits beschlossene Sache, was er selbst zu verantworten hatte, denn schließlich hatte er vor allen anderen der Reise zugestimmt. Er wusste immer noch nicht, ob man Orochimaru trauen konnte und er wollte seine Männer auf keinen Fall ins offene Messer laufen lassen. Andererseits konnten sie nicht mehr ewig warten, um etwas herauszufinden, das ihnen im Kampf gegen Madara nützlich sein könnte. Zwar hatten sie mittlerweile viele Leute, die die Rebellion unterstützten, doch keiner von ihnen könnte etwas gegen Madaras kleines Haustier Kyuubi ausrichten.

Er brauchte dieses Treffen mit Orochimaru, und um dieses zu planen, hatte er eine Versammlung einberufen, die noch an diesem Tag stattfinden würde. Eigentlich müssten die Teilnehmer dieser Runde schon bald bei ihm eintreffen, es wunderte ihn sogar, dass Itachi sich noch nicht bei ihm im Büro eingefunden hatte.

Ein zaghaftes Klopfen an der schweren Holztür ließ ihn aufblicken und verwirrt die Stirn runzeln. Wäre es Itachi, wäre dieser einfach so hereinspaziert gekommen, und die anderen Männer, die er zu ihrem Treffen erwartete, hätten um einiges kräftiger gegen die Tür gehämmert. Schnell verdeckte er die Karte von Oto, dann bat er seinen Besuch herein.

Kakashi war überrascht, als Rin eintrat. Mit ihr hatte er nicht gerechnet. „Rin, was kann ich für dich tun?“

Sie knetet nervös ihre Hände. „Ich hoffe, ich störe dich nicht. Ich wollte auch nur kurz mit dir sprechen.“

Kakashi musste lächeln. „Nein, du störst mich nicht. Der Besuch, den ich erwarte, lässt auf sich warten. Bitte, setz dich doch.“ Er deutete auf einen der einfachen Holzstühle, die vor seinem Schreibtisch standen und Rin kam seiner Aufforderung nach. „Wie geht es Tenten?“, erkundigte er sich.

Rin schien keinesfalls verdutzt, dass er von Tentens Verletzung wusste. „Ich konnte sie problemlos wieder zusammenflicken, trotzdem hat sie viel Blut verloren, deshalb habe ich ihr angeordnet, sich auszuruhen. Ich hoffe nur, sie hält sich auch daran.“ Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Kakashi konnte ihre Reaktion nachvollziehen. Tenten war ein kleiner Hitzkopf und ließ sich nicht gerne etwas sagen, vor allem war sie aber so ehrgeizig, dass es ihr schwerfiel, einfach mal nichts zu tun. „Und was kann ich nun für dich tun?“, erkundigte er sich schließlich.

Rin straffte die Schultern. „Es geht um die kleinen Ausflüge nach draußen, um die ich dich vorhin schon gebeten habe. Ich würde gerne schon morgen früh mit Ino und Hinata nach draußen, wenn es noch nicht allzu warm ist. Das wäre nicht nur eine gute Übung für die beiden, sondern auch gut für mich, denn mein Kräutervorrat müsste dringend aufgefüllt werden.“

Kakashi nickte verstehend und wurde nachdenklich. „Eine Heilerin ohne die nötigen Hilfsmittel wäre natürlich wirklich tragisch. Ihr braucht also ein paar Begleiter, die auf euch aufpassen. Ich denke, es wird kein Problem, ein paar Freiwillige zu finden. Diejenigen, die nicht gerade den Wachen draußen zugeteilt sind, sind bestimmt froh, einen Anlass zu haben, um hier mal rauszukommen.“ Eigentlich war es ziemlich peinlich, dies zuzugeben, und gerne würde er es anders haben, seine Leute nach draußen gehen lassen, wie es ihnen beliebte, doch das war zu riskant. Wenn zu viele durch den Dschungel trampelten, würde es selbst den wenigen Bewohnern Sunas auffallen, die sich in den Wald hinein wagten.

Rin jedoch wirkte erleichtert ob seiner Entscheidung und sie lächelte dankbar. „Du weißt, wie viel mir das bedeutet.“

Oh ja, das wusste er ganz genau. Seit Tsunade sie damals als Lehrling angenommen hatte, lebte sie für ihre Berufung als Heilerin. Er konnte sich noch genau an ihr Lachen erinnern, ihre strahlenden Augen, wenn sie jemandem das Leben gerettet hatte, und an die bitterlich vergossenen Tränen und das kehlige Schluchzen, als sie ihren ersten Toten zu beklagen hatte. Sie war so zerbrechlich gewesen und obwohl sie damals nur Tsunade assistiert hatte, zerfraßen sie die Schuldgefühle. Er dachte an die beruhigenden Worte, die Obito ihr zugeflüstert hatte, und daran, wie er selbst nur hilflos daneben gesessen und ihr den Rücken getätschelt hatte. Noch nie war er gut darin gewesen, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen…

Energisch schob er diese Erinnerungen zur Seite und räusperte sich. „Also, ich werde mit ein paar Leuten sprechen und euch morgen früh wecken lassen, damit ihr zur Morgendämmerung aufbrechen könnt. Versprich mir aber, dass ihr euch nicht länger draußen aufhaltet als unbedingt nötig.“ Auch wenn er Rin in ihrem Wunsch nur ungerne einschränken wollte, so blieb ihm doch keine andere Wahl.

„Natürlich, wir beeilen uns. Ich danke dir.“ Rin schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Sehen wir uns dann beim Abendessen?“

„Nein, ich denke nicht, dass wir bis dahin fertig sind.“ Das Essen würde schon in einer halben Stunde beginnen und ihre Versammlung hatte noch nicht einmal begonnen.

Rin runzelte nachdenklich die Stirn. „Du isst viel zu selten. Nimm dir mehr Zeit für dich.“

„Ich werde es versuchen.“ Wieder musste Kakashi lächeln. Es sah Rin ähnlich, dass sie sich Sorgen machte, doch er wusste auch, dass er ihr diesen Gefallen nicht tun konnte.

Er schien nicht allzu überzeugend geklungen haben, denn sie musterte ihn misstrauisch. Sie öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, und er ahnte, dass sie ihn zurecht weisen wollte, da öffnete sich die Tür hinter ihr und Itachi spazierte in sein Büro, begleitet von Pakkun und Gaaras Bruder Kankuro.

Rin zuckte erschrocken zusammen, sammelte sich aber schnell wieder. „Also, danke noch mal“, murmelte sie in seine Richtung, dann quetschte sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen an den beiden anderen Männern vorbei nach draußen.

Kakashi konnte nicht anders, als seufzend das Gesicht in den Händen zu vergraben. Einerseits war er froh, ihrem forschenden Blick entkommen zu sein, bei dem er sofort ein schlechtes Gewissen bekam, andererseits verfluchte er sich dafür, sie einfach so gehen gelassen zu haben, denn diese merkwürdige Situation, in der sie sich eben noch befunden hatten, würde bei ihrem nächsten Treffen gewiss zwischen ihnen stehen.

Er blickte erst wieder auf, als Itachi ihm auf die Schulter klopfte. „Ich hoffe, wir haben dir da jetzt nicht irgendwas kaputt gemacht“, raunte er ihm zu. Er klang ehrlich schuldbewusst.

Doch Kakashi schüttelte den Kopf. „Da ist nichts, was man kaputt machen könnte“, erwiderte er leise. Es war schließlich kein intimer Moment zwischen ihnen gewesen. Da hätte er Asuma und Kurenai stattdessen viel lieber zurecht gewiesen, weil sie gerade dann gestört hatten, als sich Rin überraschend in seine Arme geworfen hatte, um sich bei ihm dafür zu bedanken, dass sie nun ihre eigene kleine Heilpraxis bekommen hatte. Aber vielleicht war es auch ein Fehler gewesen, sich diesen Luxus zu erlauben, sie in seinen Armen halten zu dürfen, ihren warmen Körper an seinen gepresst…

Seine Gedanken gingen erneut mit ihm durch und er zwang sich, all diese wirren Gefühle zur Seite zu schieben. Er musste sich nun konzentrieren, an die Rebellion und ihr Vorhaben denken.

Kakashi stand auf, griff sich die Karte, die er unter den anderen Dokumenten versteckt hatte, als Rin zu ihm gekommen war, und folgte den anderen zu dem großen, runden Holztisch, an dem sie ihre Versammlungen abhielten. Während sich Itachi und Kankuro schon setzten und sich gegenseitig anschwiegen, bleib Kakashi stehen, stützte sich nur an der Lehne seines Stuhls ab. Sie waren noch nicht vollzählig, er erwartete noch Asuma, Gai und Shikamaru. Gai kam schließlich nach wenigen Minuten des Wartens, Shikamaru und Asuma bildeten kurz danach den Abschluss.

„Da wir nun vollzählig sind, lasst uns anfangen.“ Kakashi breitete die Karte aus und legte sie in die Mitte des Tisches, dann nahm er ebenfalls seinen Platz ein.

Asuma zog die Karte zu sich heran und musterte sie neugierig. Dann blickte er überrascht zu Kakashi auf. „Was wollen wir in Oto?“

Kakashi warf Itachi einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich dachte du hättest sie aufgeklärt, als du sie darum gebeten hast, hierher zu kommen.“

„Tut mir ja leid.“ Itachi grinste entschuldigend. „Ich konnte niemanden von ihnen lange genug alleine erwischen und wollte die Neuigkeiten nicht einfach so herumposaunen. Wer weiß, was das ausgelöst hätte, mal davon abgesehen, dass es sich wie ein Lauffeuer verbreitet hätte.“

„Itachi meinte nur, es sei wichtig und er klang ernst, deshalb bin ich hier“, meldete sich Gai zu Wort. „Trotzdem würde ich gerne erfahren, was hier los ist.“

Alle sahen erwartungsvoll zu Kakashi.

Dieser räusperte sich und beschloss, nicht lange um die ganze Sache herum zu reden. „Madara hat Oto eingenommen. Die Karte zeigt die Gebiete, die von seinen Leuten besetzt wurde, sowie jene, von denen Orochimaru ausgeht, sie seien sicher. Das X kennzeichnet unseren Treffpunkt mit ihm.“

Asuma vergrub das Gesicht in seinen Händen, rieb sich in einer beinahe müden Bewegung die Augen. Kakashi konnte hören, wie er ein- und laut wieder ausatmete. „Bitte sag mir nicht, dass du tatsächlich vorhast, nach Oto zu segeln, diese falsche Schlange von Orochimaru zu treffen und uns alle damit in Gefahr bringen willst.“

„Glaub mir, Asuma, wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Aber Madara breitet seine Macht immer weiter aus, uns läuft die Zeit davon. Ich muss zu diesem Treffen. Jede noch so kleine Information ist unendlich kostbar in diesem Kampf.“ Auch wenn er es nicht gerne sagte, jedes einzelne Wort war sein voller Ernst.

„Mich würde erst einmal etwas ganz anderes interessieren“, mischte sich Shikamaru ein. „Wie kommt Orochimaru gerade auf uns? Wir versuchen, unsere Existenz so gut wie eben möglich geheim zu halten und doch erreicht uns seine Nachricht.“

„Die Nachricht ging ursprünglich an Gaara“, erklärte Kankuro. „wir haben sie lediglich weitergeleitet. Wie Orochimaru allerdings von der Rebellion erfahren hat, wissen wir auch nicht.“

Asuma fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das könnte eine Falle sein. Wer weiß, wo wir hinein laufen, wenn wir nach Oto segeln. Eine ganze Armee könnte auf uns warten und Madara hat Orochimaru nur als Köder benutzt.“

Natürlich war Kakashi dieser Gedanke auch schon gekommen. Aber blieb ihm denn eine Wahl? Sollte es tatsächlich Madara sein, der von ihnen erfahren hatte und nun Orochimaru für seine Zwecke benutzte, dann waren sie sowieso verloren, wenn er sie schon hier in Suna gefunden hatte. Wenn es jedoch wirklich nur das ehemalige Oberhaupt von Oto war, das nach ihrer Hilfe verlangte, dann hatten sie immerhin noch eine Chance. Zumindest, wenn Orochimaru sein Wort hielt, und dafür wollte Kakashi seine Hand nicht ins Feuer legen.

„Hätte Madara seine Finger im Spiel, wären wir alle längst tot. Er wäre hierher gekommen und hätte uns mit einem Angriff überrascht, anstatt nur ein paar von uns nach Oto zu locken und damit vorzuwarnen“, meinte Itachi energisch und sprach damit Kakashis Gedanken aus.

„Ihr seid doch verrückt“, seufzte Gai und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Es dauerte einen Moment, doch schließlich machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit. „Aber genau das mag ich so an euch. Als ich der Rebellion beitrat, da schwor ich mir, dass ich euch folgen würde, egal, wohin es mich auch führt. Und hier sitze ich nun und sage euch: Ich werde euch begleiten.“

Kakashi spürte, wie ihn die Erleichterung durchströmte, als sein Freund seinem Vorhaben zustimmte. „Das hatte ich gehofft, Gai. Ich danke dir.“

„Es könnte tatsächlich funktionieren“, murmelte Shikamaru vor sich hin. „Natürlich hoffe ich, dass es wirklich nur Orochimaru sein wird, mit dem wir es zu tun bekommen, aber sollte es zu einem Notfall kommen, könnten wir ein paar dieser Rauchbomben verwenden, die Tenten entwickelt hat, um uns einen Vorsprung bei der Flucht zu verschaffen. Außerdem gute Kämpfer zur Verteidigung, aber zumindest genug Leute, um die Chidori zu steuern.“

„Dürfen wir darauf vertrauen, dass du mit uns gehst, Shikamaru?“, hakte Itachi nach.

„Dieses Vorhaben ist äußerst mühsam, aber ich werde mitkommen“, bestätigte Shikamaru. „Außerdem wäre ich gerne bei diesem Treffen dabei, um mir das anzuhören, was Orochimaru zu berichten hat.“

Dagegen hatte Kakashi nichts einzuwenden. Shikamaru war sehr intelligent und ein Planungsgenie, es konnte absolut nicht schaden, wenn er bei dem Gespräch dabei war.

Entnervt kniff sich Asuma mit zwei Fingern in die Nasenwurzel. „Kakashi, du weißt, dass wenn ich dich begleite und ich dabei umkomme, ich dich als Geist verfolgen und mit mir ins Reich der Toten nehmen werde, aus Rache dafür, dass ich mein Kind nicht mehr in den Armen halten durfte.“

„Ich werde nicht zulassen, dass auf dieser Mission auch nur einer von uns sein Leben lässt, Asuma. Ich möchte deinem Kind nicht den Vater nehmen, bevor ihr überhaupt die Chance hattet, euch kennenzulernen.“ Kakashi wusste nicht, ob er Wort halten würde, wenn es zum Ernstfall kam, doch er wollte trotzdem alles tun um zu verhindern, dass seine Freunde sterben würden.

„Ich weiß, dass du es ernst meinst“, sagte Asuma langsam, „deshalb könnt ihr auf mich zählen.“

Kakashi nickte Asuma dankbar zu. Ihm war nur allzu bewusst, wie viel Überwindung seinen Freund es kostete, sie zu begleiten. Er hatte schon nur widerstrebend zugestimmt, ihn nach Konoha zu begleiten, um ein paar Neuankömmlinge ins Boot zu holen.

„Wer wird noch mit uns kommen?“, erkundigte sich Shikamaru, hing dabei aber noch immer dicht über der Karte von Oto. „Zu fünft werden wir nicht sehr weit kommen.“

„Zu sechst“, warf Kankuro ein. „Ich werde ebenfalls mit euch gehen, als Stellvertreter für Suna.“

Itachi lehnte sich in seinem Stuhl vor. „Natürlich brauchen wir mehr Leute und wir haben uns auch schon ein paar Gedanken darüber gemacht, wen wir mitnehmen könnten, aber wir sind genauso offen für eure Vorschläge.“

„Lee ist ein sehr talentierter Junge“, sagte Gai sofort und Kakashi überraschte es nicht, dass er ihn für die Mission vorschlug. Seit Lee zur Rebellion gehörte, klebten die beiden förmlich aneinander und Gai brachte dem Jungen alles bei, was er wusste. Es war keine schlechte Idee, ihn mitzunehmen, auch wenn ihm nicht ganz wohl bei der Sache war, zu viele Jugendliche an Bord zu haben, die ihr Leben noch früh genug aufs Spiel setzen würden, wenn sie sich Madara erst einmal entgegen stellten.

„Neji ist ein verdammt guter Kämpfer“, meinte Shikamaru nachdenklich. „Das war er schon gewesen, als ich Konoha damals verließ, aber er hat schon jetzt unter Beweis gestellt, dass er noch einmal eine Menge dazu gelernt hat. Und ich bin sicher, dass er sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.“

„An Neji hatte ich auch schon gedacht. Vorhin erst hat er sich einen beeindruckenden Kampf mit Tenten geliefert“, erwiderte Kakashi. „Und ich würde auch gerne Tenten mitnehmen. Sie hat Ahnung von Waffen und auch, wie sie mit ihnen umzugehen hat. Durch sie können wir auf alle möglichen Situationen vorbereitet sein.“

„Was ist denn mit Naruto?“, schlug Gai vor. „Er wollte sich schon lange beweisen, und –“

„Nein!“ Kakashis Worte waren so energisch, dass sie Gai sofort verstummen ließen. Alle Augenpaare richteten sich auf ihn und keiner von ihnen schien es zu wagen, ihm auch nur ansatzweise zu widersprechen.

Für einen Moment starrten sich die beiden Männer schweigend über den Tisch hinweg an, doch dann nickte Gai langsam. „In Ordnung. Die Entscheidung liegt bei dir.“

Erst, als er sich langsam gegen die Stuhllehne sinken ließ, bemerkte Kakashi, wie angespannt er ob Gais Vorschlag gewesen war. Vielleicht hatte er übertrieben reagiert und er wusste, dass er Naruto in Watte gepackt hatte und ihn am liebsten nie wieder daraus hervor holen wollte, aber er wollte ihn auch nicht unnötig in Gefahr bringen. Nicht, nachdem er ihn in jener Nacht gerettet hatte. Es war noch nicht die Zeit gekommen, da Naruto die ihm vorherbestimmte Rolle einnehmen sollte.

Itachi räusperte sich unbehaglich. „Nun, wir haben noch eine Woche Zeit, uns zu entscheiden. Ich werde mich unauffällig umhören, um noch ein paar Leute zusammenzutrommeln. Am besten, wir setzen noch ein weiteres Treffen an, dann hat jeder von uns Zeit, sich Gedanken zu machen und wir tauschen die Ideen aus, bis wir einen handfesten Plan haben.“

Die anderen stimmten ihm murmelnd zu. Itachi hatte damit ihre Besprechung beendet, Stühle schabten über den Steinboden, als sie zurückgeschoben wurden und langsam entwickelten sich zwanglose Gespräche zwischen den Männern. Nur Kankuro zögerte noch.

„Kankuro, ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Itachi.

„Ja“, erwiderte dieser unschlüssig. „Ich überlege nur gerade, dass es doch nicht schlecht wäre, die Heilerin mitzunehmen. Falls etwas passiert, könnte sie helfen.“

Kakashi erstarrte bei seinen Worten augenblicklich in seiner Bewegung, einen Moment später spürte er deutlich die besorgten Blicke von Itachi, Asuma und Pakkun auf sich. Beinahe hätte er laut aufgelacht, dass seine Freunde genau wussten, was in ihm vorging. Welch Ironie, dass sie ihn besser kannten als er sich selbst. Doch er musste zugeben, dass er von Kankuros Idee nicht gerade begeistert war. Der Gedanke daran, dass Rin mit nach Oto kam und sich dabei in Gefahr begab, behagte ihm gar nicht. Er hatte Angst, dass er sie nicht beschützen und dadurch verlieren könnte.

Kankuro schien verwirrt ob der plötzlichen Stille, die in dem Raum herrschte. „Habe ich etwas Falsches gesagt? Es war nur eine Idee, sie muss nicht unbedingt -“

„Nein“, sagte Kakashi schnell. „Ich werde mit ihr sprechen.“

Kankuro nickte und beließ es dabei, dann klopfte er Kakashi freundschaftlich auf die Schulter und folgte Gai, Shikamaru und Asuma nach draußen.

Langsam schob Kakashi jeden einzelnen Stuhl an den Tisch, nahm die Karte von Oto und rollte sie zusammen. Mit den anderen Dokumenten schloss er sie in seinem Schreibtisch ein, den Schlüssel steckte er sich in die Hosentasche.

„Was ist los mit dir, Kakashi?“

Überrascht fuhr er herum und fand Itachi vor. Er hatte angenommen, dass dieser den anderen gefolgt war. War er etwa so durch den Wind, dass er unvorsichtig wurde?

Itachi trat an ihn heran. „Wir haben noch eine Woche Zeit, uns zu entscheiden“, sagte er sanft. „Versuch einfach, heute Abend nicht mehr darüber nachzudenken. Nimm dir Zeit für dich, um den Kopf frei zu bekommen.“

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Du weißt, dass ich das nicht kann.“

„Richtig, dein Verstand scheint nie abzuschalten“, bemerkte Itachi verbittert. Dann ließ er das Thema auf sich beruhen und schob Kakashi vor sich her Richtung Tür. „Genug jetzt!“, bestimmte er mit Nachdruck.

Kakashi ließ ihn gewähren. Doch der Gedanke, Rin mit nach Oto zu nehmen, schwirrte weiterhin in seinem Kopf umher und unwillkürlich versteifte er sich. „Meinst du, ich sollte sie mitnehmen?“, fragte er leise.

Itachi hielt inne, bevor er ihm antwortete. „Ich weiß, dass sie dir sehr wichtig ist, das musst du mir nicht einmal erzählen. Und deshalb möchtest du sie in Sicherheit wissen, was ich auch vollkommen verstehen kann. Aber glaubst du nicht auch, dass sie zu dieser Zeit nirgendwo sicher ist, egal wo sie sich gerade befindet? In Konoha saß sie direkt in der Höhle des Löwen, sie war immer direkt vor Madaras Nase, und glücklich war sie dort ganz bestimmt nicht. Zwar leben wir in der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, aber hier scheint sie doch wenigstens glücklich zu sein. Hier sind ihre Freunde, die sie über all die Jahre verlassen haben – hier bist du.“ Mit jedem seiner Worte klang Itachi entschlossener und seine Stimme schwoll immer weiter an, um ihnen Nachdruck zu verleihen. „Sicherlich wirst du mich dafür hassen, aber du solltest ihr zeigen, was sie dir bedeutet und dass sie wichtig für die Rebellion ist, indem du sie mitnimmst.“

Es schmerzte Kakashi, diese Worte zu hören, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass Itachi Recht hatte. Jahrelang hatte er sie aus allem heraus gehalten, weil er glaubte, sie dadurch beschützen zu können. Dabei hatte er sie damit Madara genau vor die Nase gesetzt und zugelassen, dass dieser sie verletzen könnte. Wieder einmal schalt er sich für seine Dummheit, so blind gewesen zu sein. Jedoch hatte er nun die Chance, es wieder gut zu machen. Er hatte schon damit angefangen ihr zu zeigen, dass sie wichtig für die Rebellion war, indem er ihr eine Höhle als Behandlungszimmer zuteilte und sie so ihr Geschick als Heilerin unter Beweis stellen konnte. Die Erinnerung an ihre stürmische Umarmung ließ seinen Puls augenblicklich höher schlagen, doch er war sich Itachis Anwesenheit bewusst und musste seine aufgewühlten Gefühle in den Griff bekommen. Als hätte dieser nicht seine eigenen Sorgen und Probleme, befasste sich Itachi nun auch noch mit den seinen. Auf ihrer beider Schultern lag eine unglaublich große Last, und sie waren beide erschöpft. Kakashi wollte es nicht noch schlimmer machen.

„Danke“, sagte er leise und Itachi nickte.

Itachi schob ihn wieder vor sich her. „Na komm, lass uns mal schauen, ob wir in der Küche noch etwas zu essen für uns finden. Ich habe langsam wirklich Hunger.“

Kakashi bewunderte Itachi dafür, dass er diese Unbeschwertheit einfach aus dem Ärmel schütteln konnte, um nicht zeigen zu müssen, wie es wirklich um ihn stand. Er hoffte einfach, dass Madaras elendige Herrschaft bald ein Ende haben würde, damit sie endlich ein ganz normales Leben führen konnten. Vielleicht konnte Itachi sich dann doch verstellen, ein gemeinsames Leben mit Temari führen zu wollen, und in ihm selbst regte sich der Wunsch, seine Zukunft an Rins Seite verbringen zu dürfen…

Sie traten aus der Tür zu seinem Arbeitszimmer, die Kakashi hinter ihnen sorgfältig verschloss. Er überlegte gerade, ob er Itachi nicht alleine in die Küche gehen lassen sollte, um sich in seine Räumlichkeiten zurückzuziehen, da fiel ihm der Weidenkorb ins Auge, der neben der Tür an der Wand stand. Verdutzt nahm er den Korb näher in Augenschein. Er war gefüllt mir frisch gebackenem Brot, einer kleinen Schale mit Butter, Käse und Wurst, und sogar eine Flasche Wein fand er darin.

„Na, wer dir den wohl hiergelassen hat“, meinte Itachi belustigt und stieß ihm mit einem wissenden Grinsen den Ellenbogen in die Seite. „Ich gehe dann mal alleine weiter, du bist ja gut versorgt.“ Mit einem letzten Zwinkern ließ Itachi ihn tatsächlich stehen.

Kakashi stand noch immer starr mitten im Gang, den Korb mit seinem Abendessen in Händen, einfach fassungslos. Nur langsam setzte er sich wieder in Bewegung und schlug den Weg zu seinem Zimmer ein. Dort angekommen, zündete er eine der Öllampen an, die den Raum mit einem sanften Licht erleuchtete. Erst nachdem er den Inhalt des Korbes auf dem kleinen Tisch ausgebreitet hatte, entdeckte er ein Blatt Papier an dessen Boden. Er faltete es auseinander und fand eine Nachricht für sich.
 

Weil ich weiß, dass du sonst wieder nichts essen würdest.

Rin
 

Kakashi war vollkommen überwältigt. Es war nur eine kleine Geste, und doch bedeutete sie für ihn die Welt. Er war ein solcher Vollidiot gewesen, hatte sie all die Jahre alleine gelassen, ignoriert, sie einer unglaublichen Gefahr ausgesetzt. Er verdiente ihre Gnade nicht, nicht ihre Gutmütigkeit und auch nicht ihre Zuneigung. Und doch war er so egoistisch, all das von ihr haben zu wollen und noch viel mehr. Kakashi wusste, er würde erst wirklich glücklich sein und seinen Frieden finden, wenn diese Frau ihm mit Haut und Haaren gehörte, nur ihm ganz allein.
 

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Hinata schlug müde die Augen auf, geweckt durch ein leises Klopfen an ihrer Tür. Es kam ihr vor, als hätte sie noch nicht lange geschlafen, und obwohl sie nicht wusste, wie spät es war, so musste es noch früh am Morgen sein. Mit einem leichten Seufzen drehte sie sich auf die andere Seite und zog die Decke enger um ihren Körper. Sollte ihr Besucher doch später wiederkommen, wenn es so wichtig war.

Erneut klopfte es. „Hinata, bist du wach? Wir wollen gleich los.“ Rins Stimme drang leise durch die Tür.

Plötzlich konnte Hinata gar nicht schnell genug aus ihrem Bett kommen. Wie hatte sie nur vergessen können, dass Rin mit ihr und Ino draußen nach frischen Heilpflanzen suchen wollte? Rasch öffnete sie der Heilerin die Tür. Sie schämte sich dafür, verschlafen zu haben, dabei gab sich Rin solche Mühe mit ihnen und eröffnete ihnen mit der angebotenen Ausbildung ganz neue Möglichkeiten. Hinata wollte sie nicht enttäuschen. „Guten Morgen“, murmelte sie leise.

„Guten Morgen“, grüßte Rin freundlich zurück. Falls sie sauer auf Hinata war, ließ sie sich nichts anmerken. Sie musterte sie nur kurz und lächelte. „Ino ist auch noch nicht fertig. Beeilt euch einfach ein wenig, bevor es zu spät wird. Wir treffen uns vorne am Eingang.“

Hinata nickte und blickte Rin nach, die schon vorging. Sie war erleichtert, dass auch Ino verschlafen hatte und nicht nur sie selbst ihre heutige Mission verzögerte. Hastig erledigte sie ihre Morgentoilette und zog sich eine lange Leinenhose über, um ihre Beine vor möglichen Hautreizungen bei giftigen Pflanzen zu schützen, sowie ein leichtes Hemd. Dann packte sie ihre Tasche und steckte auch das Kräuterbuch ein, das sie von Zuhause mitgebracht hatte. Sicher war sicher, vielleicht konnte sie es noch gut gebrauchen.

Als sie schließlich ihr Zimmer verließ und Richtung Ausgang lief, traf sie auf Ino, die sich müde die Augen rieb und herzhaft gähnte.

„Schön doof, dass wir so früh aufstehen müssen, damit wir nicht riskieren, erwischt zu werden“, murmelte sie schläfrig und trottete neben Hinata her.

Die junge Hyuuga konnte über Inos Kommentar nur milde lächeln. Zwar war sie genauso erschöpft, aber ihr steckte auch noch immer die Aufregung der letzten Tage in den Knochen. Hier gab es so viel Neues zu erleben, dass sie glaubte, sich nie daran gewöhnen zu können. Sie war gespannt auf jeden Tag, gab sich Mühe, sich in die Gruppe der Rebellion zu integrieren, half den anderen Frauen in der Küche, wo sie gemeinsam lachten, und sie hatte am vorigen Tag sogar noch eine ruhige Minute vor dem Schlafengehen dazu genutzt, mit überkreuzten Beinen und geschlossenen Augen auf ihrem Bett zu sitzen und tief in sich hinein zu hören, so wie Rin es ihnen erklärt hatte. Sie hatte versucht, ihren Atem ganz ruhig werden zu lassen und hatte in Gedanken jeden Winkel ihres Körpers abgesucht, an dem sich bei ihr die alte Heilermagie versteckt haben könnte. Doch vielleicht hatte sie sich zu sehr konzentriert, denn es war nichts passiert. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, zumindest nicht, dass es gleich beim ersten Mal funktionieren würde, trotzdem war sie ein wenig enttäuscht gewesen.

Sie gingen das letzte Stück und erreichten schließlich den Eingangsbereich. Nur wenige der Fackeln waren angezündet worden, flackernd warfen sie lange, schwarze Schatten an die Höhlenwände. Gedämpft drangen Stimmen zu ihnen herüber und Hinata konnte drei Personen ausmachen, die sich leise unterhielten.

„Das hätte ich mir ja denken können“, bemerkte Ino und deutete zu der kleinen Gruppe. „Naruto lässt doch keine Gelegenheit aus, hier rauszukommen, auch wenn er dafür früher aufstehen muss.“

Tatsächlich entdeckte sie Naruto, als sie näher kamen. Er stand neben Rin, ein breites Grinsen aufgesetzt und sein blondes Haar reflektierte das Licht, das die Fackeln warfen.

Als er sie bemerkte, hob er den Arm und winkte aufgeregt. „Oi! Ino, Hinata! Da seid ihr ja endlich.“

Auch die anderen beiden drehten sich nun zu ihnen um. Wie sich herausstellte, war ihr anderer Begleiter bei diesem Ausflug Uchiha Itachi. Hinata war verwundert, dass gerade einer der beiden Anführer der Rebellion sich dazu bereit erklärt hatte, auf sie aufzupassen, während sie in dem Urwald nach Heilpflanzen suchen gingen. Aber vielleicht wollte Itachi auch einfach mal ein bisschen auf andere Gedanken kommen, was Hinata ihm nicht verübeln würde.

Sie wünschten sich einen guten Morgen und Rin bot ihnen allen eine Paste an, die sie am Vortag noch zubereitet hatte und sie gegen Insektenstiche schützen würde, dann gingen sie gemeinsam los, schlängelten sich durch die verborgene Felsspalte und kamen schließlich zu dem laut donnernden Wasserfall, der den Eingang zu den Höhlen versteckte.

Tief atmete sie die frische Morgenluft ein. Zwar war es noch ein wenig frisch draußen, doch die tropische Luftfeuchtigkeit war trotzdem schon zu spüren, und obwohl Ino und sie verschlafen hatten, hatten sie noch nicht viel Zeit verloren, denn noch war die Sonne nicht aufgegangen. Die Dämmerung ließ den Urwald, der vor ihnen lag, ein wenig unheimlich erscheinen, und plötzlich war Hinata sehr froh darüber, dass sie nicht mit den anderen beiden Frauen alleine waren, sondern dass Naruto und Itachi sie begleiteten und aufpassten, dass ihnen nichts passierte.

Itachi ging voran und führte sie in das Dickicht, während Naruto den Schluss ihrer Gruppe bildete. Das Rauschen des Wasserfalls erstarb und augenblicklich vernahm Hinata nur noch die Geräusche des Dschungels – Rascheln, Brummen, Schreie von Tieren. Schwüle Luft schlug ihr entgegen und sie war froh, dass sie die Hitze des Tages vermieden hatten.

Sie waren noch nicht weit gegangen, als Rin ruckartig stehen blieb und fasziniert einen mittelgroßen Baum mit dünnem Stamm und großen, grünen Blättern anstarrte. „Das gibt es doch nicht“, sagte sie verwundert, lächelte aber. „Das ist Wilder Yams!“ Sie trat näher an den Baum heran, betrachtete ihn genauer, schabte mit dem Stiefel in der Erde.

Hinata musste beschämt feststellen, dass sie noch nie etwas von Wildem Yams gehört hatte, allerdings musste er auf irgendeine Art und Weise hilfreich sein, denn sonst wäre Rin nicht so begeistert davon, einen entdeckt zu haben. In Konoha hatte sie solch einen Baum noch nie gesehen.

Ino gesellte sich zu Rin. „Diese Bäume habe ich hier noch nicht oft zu Gesicht bekommen, aber das ist auf jeden Fall nicht das einzige Exemplar“, erzählte sie. „Für mich war es immer nur ein ganz normaler Baum, nicht groß gewachsen, keine Blüten. Wofür ist er wichtig?“

Das fragte sich Hinata allerdings auch, und die Jungs schienen ebenfalls neugierig zu sein.

Rin bückte sich, zog eine kleine Schaufel und ein Messer aus ihrer Tasche und grub die Humuserde um. „Ich habe auch nur davon gelesen, weil sie eher in tropischen Gebieten zu finden sind. Die Wurzeln werden getrocknet und zu Tee verarbeitet. Männer werden damit wohl nichts anfangen können, aber für uns Frauen sind diese Wurzeln sehr praktisch. Sie helfen bei Menstruationsbeschwerden und, das könnte Kurenai interessieren, sie sind geburtserleichternd. Außerdem sollen sie, je nach Einnahmezeitpunkt, entweder die Fruchtbarkeit fördern oder verhütend wirken. Darüber ist man sich allerdings nicht ganz einig und ein genauer Zeitpunkt wurde auch nicht beschrieben, deshalb würde ich es nicht darauf ankommen lassen.“

Hinata spürte, wie sie rot wurde, denn solche Frauenthemen waren normalerweise nicht etwas, worüber sie in Gegenwart von Männern sprechen würde. Unauffällig schielte sie zu ihren beiden Begleitern: Naruto kratzte sich verlegen an der Wange, Itachi hingegen wirkte eher unbeeindruckt. Rin schien es ebenfalls überhaupt nichts auszumachen, denn sie kratzte in der feuchten Erde nach den Wurzeln des Baumes und Ino stand ihr dabei tatkräftig zur Seite.

Sie beeilte sich, um den beiden zu helfen und nicht dumm daneben zu stehen und bei der Arbeit zuzusehen. Rin zauberte nun auch ein Behältnis aus ihrer Tasche, in dem sie die Wurzeln verstauen konnten. Gemeinsam gruben sie in der Erde und stießen schließlich auf die eng verzweigten Wurzeln des Wilden Yams.

Rin schnitt großzügig Teile aus der Erde, wischte den Dreck so gut es ging ab und verstaute diese anschließend. Selig lächelnd wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und verteilte dabei den Schmutz in ihrem Gesicht, ohne sich daran zu stören. Ino und bestimmt auch sie selbst sahen sicherlich keinen Deut besser aus und da sie gerade erst mit ihrer Arbeit begonnen hatte, würde es nun auch nichts bringen, zimperlich im Hinblick auf ihr Äußeres zu sein.

Rin schob die aufgewühlte Erde zurück in das Loch, das sie geschaufelt hatten und trat sie fest. Bevor es allerdings weiter ging, reichte Itachi eine Flasche mit Wasser herum und Hinata trank gierig ein paar Schlucke.

Sie liefen tiefer in den Urwald hinein und hielten dabei die Augen offen. Ino fand schließlich Kapuzinerkresse, ein Kraut mit schirmförmigen Blättern und Blüten in einer gelborangenen Farbe. Die frisch gepflückten Blätter und Blüten halfen gegen Hustenreiz bei Erkältungen.

Hinata schließlich war sehr stolz, da auch sie mit ihrem Wissen glänzen konnte, als sie eine Pflanze namens Portulak entdeckte. Portulak ähnelte Feldsalat mit kleinen gelben Blüten. Frisch gepresster Pflanzensaft oder auch ein Aufguss der Portulaksamen wirkte gegen Darmparasiten und Würmer, sowie bei Blasenentzündung. Wurde er in kleinen Mengen unter Salat gemischt, konnte er auf milde Weise die Verdauungstätigkeit anregen.

Hinata hatte sehr viel Spaß und während sie Kräuter sammelten, erklärte Rin ihnen die verschiedenen Aufbereitungsmöglichkeiten und wie und warum sie in der Medizin eingesetzt wurden.

Schließlich kamen sie an einem Baum vorbei, der Hinata an die Obstbäume von Zuhause erinnerte. Dieser hier trug ebenfalls Früchte. Sie erinnerten mit ihrer grellgrünen Farbe an Limetten, waren aber eher birnenförmig.

„Das ist eine Bergamotte“, erzählte ihnen Ino. „Absolut nicht genießbar.“

„Dieses Zeug schmeckt furchtbar!“, warf Naruto ein und er verzog angewidert das Gesicht. „Total sauer. Als wir hierher kamen, dachten wir, wir könnten sie essen, aber da lagen wir falsch.“

Rin wirkte nachdenklich. „Irgendwie habe ich schon einmal von dieser Pflanze gehört“, murmelte sie, „ich weiß nur nicht mehr, wo das gewesen sein könnte.“

Hinata zog ihr Buch aus der Tasche und reichte es Rin. „Vielleicht steht hier etwas drin.“

Rin lächelte dankbar. „Gut, dass du daran gedacht hast, ich habe nur ein paar Schalen und Gläser eingepackt, um alles zu verstauen, was wir finden.“ Sie blätterte durch die Seiten und wurde tatsächlich fündig. „Hier ist es, die Bergamotte. Nicht essbar, aber wenn ihr Fruchtfleisch zu Öl verarbeitet wird und in einen Tee gibt, hilft sie gegen Koliken, bei äußerer Anwendung gegen Frostbeulen.“ Sie klappte das Buch zu und gab es Hinata zurück. „Nun ja, ich denke nicht, dass wir hier große Probleme mit Frostbeulen haben werden, aber etwas gegen Koliken da zu haben, ist gar nicht so schlecht.“ Kurzerhand pflückte sie also drei der Früchte und steckte sie in die Tasche.

Naruto war nun auch auf etwas aufmerksam geworden und deutete auf ein Kraut, das nahe bei der Bergamotte wuchs. „Was ist denn damit?“, erkundigte er sich. „Das sieht so ähnlich aus, wie das, was ihr vorhin gesammelt habt.“

Rin bückte sich und betrachtete die Pflanze genauer. Mit ihren gelben Blüten sah sie wirklich ein wenig aus wie du Kapuzinerkresse, allerdings waren diese länglicher und die Blätter nicht schirmförmig. „Da würde ich die Finger von lassen, Naruto“, meinte Rin ernst. „Sieht mir ganz nach Färberginster aus. Wenn du den nimmst, dann löst das im besten Falle Erbrechen aus, wenn du Pech hast, bleibt das Kraut aber im Körper und führt zu Vergiftungen.“

Naruto wich sofort zurück, als er dies hörte, und Rin musste lachen. „Du siehst also, es ist nicht alles Gold, das glänzt. Viele Pflanzen sehen zwar schön aus, sind aber für uns hochgiftig.“

Erst ein paar Meter weiter wurden sie wieder fündig, als Rin auf eine etwa eineinhalb Meter hohe Staude deutete, an der leuchtend weiße Blüten hingen, die von purpurfarbenen Adern durchzogen wurden. „Ein Akanthus. Wir brauchen die Blüten und Blätter, am besten nehmen wir davon so viel mit, wie es nur geht, sie helfen nämlich vor allem bei der Wundbehandlung.“

Ino und Hinata halfen ihr, die weißen Blüten und dunkelgrünen Blätter von der Staude zu pflücken. Als bei Rin nicht mehr genug Platz in der Tasche war, steckten auch Hinata und Ino welche ein.

„Ich glaube, das reicht erst einmal“, bemerkte Rin und betrachtete ihre vollen Taschen. „Schließlich müssen wir die Kräuter auch noch verarbeiten.“

Itachi, der sich zuvor im Hintergrund gehalten hatte, trat näher. „Wir sollten auch langsam wieder zurückkehren. Die Sonne ist bereits aufgegangen und wenn wir noch etwas von dem Frühstück sehen wollen, sollten wir uns beeilen.“

Erst jetzt bemerkte Hinata, dass es trotz des dichten Blätterdaches recht hell geworden und auch die Temperatur schnell angestiegen war. Die schwülheiße Luft hatte sie alle erschöpft und die Kleidung klebte ihnen an den verschwitzten Körpern.

Ein letztes Mal reichte Itachi das Wasser herum, bevor er wieder voran ging und sie zurück Richtung Quartier der Rebellion brachte. Hinata war schon in Gedanken bei einem erfrischenden Bad und sauberen Sachen, als Itachi plötzlich stockend stehend blieb. Auch Naruto war nun in Alarmbereitschaft, die Hand am Griff seines Schwertes, das er bei sich trug. Die beiden Männer tauschten nur einen Blick aus und nickten, dann griff Itachi nach Rin und Ino und Naruto nach ihr. Sie wusste nicht, wie ihr geschah, da hatte es sie schon ins Unterholz verschlagen. Naruto drückte sie hinunter auf den Boden, wo sie verborgen hinter den großen Blättern einer Pflanze im Dreck lag. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb und sie fragte sich, was passiert war, dass sie sich verstecken mussten. Panik drohte in ihr aufzusteigen und sie musste sich zusammennehmen, um einen klaren Kopf behalten zu können.

Naruto warf sich nun ebenfalls auf den Boden, schob sich dicht an sie heran und legte einen Arm um ihre Schultern, um sie noch weiter herunter zu drücken. Er legte einen Finger an die Lippen und bedeutete ihr, ruhig zu sein. Hinata dachte gar nicht daran, auch nur ein Wort von sich zu geben, und wahrscheinlich hätte sie sowieso nicht einen Ton sagen können. Seine Nähe machte sie so nervös, dass ihr Herz gleich noch viel schneller schlug. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte den Arm, der über ihrem Rücken lag und sie an Naruto drückte, zu ignorieren und ihre Atmung zu beruhigen, um ja keine Geräusche von sich zu geben.

Dann hörte sie plötzlich Schritte, die sich ihnen schnell näherten. Zweige knackten, Blätter raschelten. Sie riss die Augen auf und hielt unwillkürlich die Luft an.

„Aber wenn ich es dir doch sage, ich habe Stimmen gehört!“ Die Stimme eines Mannes. Er konnte kaum drei Meter von ihnen entfernt stehen, so deutlich konnte sie ihn verstehen.

„Hier ist niemand. Das einzige, was ich höre, ist das Gekreische der Vögel und Affen.“ Ein zweiter Mann, der den anderen gereizt zurecht stutzte. „Glaub mir, nur wir sind so doof, die Wüste zu durchqueren und uns dann auch noch so weit hier reinzutrauen. Und das mache ich auch nur, weil meine Frau mir die Hölle heiß machen würde, wenn ich nicht mit ein paar Bananen und Mangos nach Hause kommen würde. Sonst liegt sie mir wieder tagelang in den Ohren, wie viel Geld wir auf dem Markt für das Obst ausgeben würden.“

Gelächter, dann entfernten sich die Schritte langsam und allmählich beruhigte sich Hinatas Puls. Sie wagte es, leise aufzuatmen, und auch Naruto entspannte sich wieder. Trotzdem warteten sie noch einige Minuten ab, um sicherzugehen, dass die Männer auch wirklich weit genug entfernt waren, damit sie nicht mehr von ihnen bemerkt wurden. Erst dann rappelte sich Naruto auf und reichte Hinata seine Hand, um sie hochzuziehen.

Er lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, falls ich zu grob gewesen sein sollte. Es musste schnell gehen, damit sie uns nicht entdecken.“

„I-Ist schon in Ordnung“, murmelte Hinata. Zwar war Naruto ihr nicht mehr so nahe wie noch einen Moment zuvor, trotzdem kribbelte ihr Körper noch immer vor Nervosität, und dieses Lächeln machte es nicht gerade besser. Was hatte er nur an sich, das sie so aus der Fassung brachte? Mit anderen Jungen kam sie doch auch zurecht, nur bei ihm nahm ihre Schüchternheit plötzlich Überhand.

„Dann bin ich ja beruhigt.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Wir sollten schnell zum Quartier zurückkehren. Wenn sie hier sind, um Obst zu holen, nehmen sie vielleicht denselben Weg zurück, den sie gekommen sind.“

„Du hast Recht, Naruto.“ Hinata wandte sich erschrocken um und entdeckte Itachi, der soeben mit Rin und Ino aus dem Unterholz gekrochen kam. Auch die beiden anderen Frauen schienen im Dreck gelegen zu haben, denn ihre Kleidung war noch schmutziger als zuvor. „Wir sollten nicht riskieren, doch noch von ihnen entdeckt zu werden. Das würde nur zu unangenehmen Fragen führen.“

Rin blickte betreten zu Boden. „Es tut mir leid, das ist meine Schuld. Ich habe die Zeit vergessen und uns alle aufgehalten. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, hier rauszukommen.“

Hinata empfand Mitleid für die Heilerin, gab ihr aber keinesfalls die Schuld daran, dass sie beinahe entdeckt worden waren, schließlich waren sie alle unvorsichtig gewesen.

Auch Itachi schien das so zu sehen. „Mach dir keine Vorwürfe, Rin. Die Kräuter, die ihr heute gesammelt habt, werden uns allen zugutekommen. Außerdem, Naruto und ich sollten euch begleiten, um auf euch aufzupassen, und wir waren unachtsam. Wenn hier jemanden die Schuld treffen sollte, dann uns.“ Er schenkte Rin ein aufmunterndes Lächeln. „Nun lasst uns schnell von hier verschwinden.“

Auf ihrem Rückweg waren sie alle vorsichtiger als zuvor. Hinata spitzte angestrengt die Ohren, um ja kein Geräusch zu verpassen, und versuchte gleichzeitig, so behutsam wie möglich über den Humusboden zu laufen, damit man nicht auf sie aufmerksam wurde. Die Anspannung, die jeder von ihnen ausstrahlte, war deutlich spürbar, und Hinata war sehr erleichtert, als sie schon bald das Rauschen des Wasserfalles vernahm. Kurze Zeit später waren sie sicher ins Hauptquartier der Rebellion zurückgekehrt, ohne noch einmal fast entdeckt worden zu sein.

In der Höhle am Eingang war es angenehm kühl nach der Hitze des Dschungels und Hinata freute sich umso mehr darauf, gleich ein erfrischendes Bad nehmen zu können. Auch Rin und Ino sahen ziemlich mitgenommen aus und Itachi wischte sich seine nass geschwitzten Haare aus dem Gesicht. Nur einem von ihnen schien der Ausflug nicht so viele Probleme gemacht zu haben.

Naruto streckte sich ausgiebig und grinste zufrieden. „Ich finde, das könnten wir bald mal wiederholen“, befand er. „Ich komme viel zu selten aus diesem Loch.“

„Du weißt, dass es draußen gefährlich ist“, tadelte ihn Itachi. Hinata konnte seine Bedenken durchaus verstehen, ihr wäre beinahe das Herz stehen geblieben, als die zwei Männer aus Suna ihnen so nahe gekommen waren.

Doch Naruto verdrehte nur die Augen. „Schon klar…“, murmelte er leise vor sich hin und zog dann mit einem letzten Wink beleidigt von dannen.

Rin wandte sich nun Itachi zu. „Vielen Dank, dass ihr uns begleitet habt. Dieser Ausflug lag mir wirklich am Herzen.“

„Schon in Ordnung, Rin“, erwiderte Itachi sanft. „Irgendwie musst du deine Arbeit für uns ja erledigen, da können wir durch auch ruhig ein wenig unterstützen.“

„Also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich brauche jetzt erst mal ein bisschen Wasser und Seife“, verkündete Ino lautstark und die anderen mussten unwillkürlich lachen.

„Dann trennen sich hier unsere Wege. Es war mir ein Vergnügen, die Damen.“ Itachi verbeugte sich elegant und verabschiedete sich.

Hinata folgte Ino und Rin zurück zu ihren Schlafstätten. „Ich sage euch später Bescheid, dann können wir unsere Fundstücke gemeinsam verarbeiten“, teilte Rin ihnen noch mit, bevor sie sich alle zurückzogen und ihr wohlverdientes Bad genossen.
 

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Neugierig folgte Rin Tenten in die Höhle, die der Rebellion als Waffenkammer diente. Regale und Hängevorrichtungen voll mit den unterschiedlichsten Waffen, davon hauptsächlich Schwerter, umgaben sie, und Tenten bewegte sich souverän mit kennendem Blick durch die zahlreichen Gänge. Rin war beeindruckt von der großen Zahl, aber keineswegs verwundert. Irgendwie mussten sie sich ja gegen Uchiha Madara behaupten können.

Schließlich blieb die Waffenexpertin vor einem der Regale stehen. Rin fand darin Bögen in allen Größen und Farben vor. Sie hätte nicht gedacht, dass es solche Unterschiede geben könnte. Allerdings fehlte jedem einzelnen von ihnen die Sehne.

Tenten schien ihren irritierten Blick zu bemerken. „Es ist nicht gut für den Bogen, wenn die Sehne drauf bleibt“, erklärte sie. „Aber darum machen wir uns später Gedanken, wir suchen jetzt erst einmal den richtigen Bogen für dich aus. Nicht zu groß und nicht viel Pfund auf den Wurfarmen, du fängst schließlich erst an.“ Sie tippte sich nachdenklich ans Kinn und betrachtete die Bögen.

Rin hatte keine Ahnung, wie sie den richtigen Bogen für sie finden wollte und was es mit dieser Pfundzahl auf sich hatte. Aber da Tenten wahrscheinlich den Großteil der Waffen hier drin selbst hergestellt hatte, gab sie sich einfach vertrauensvoll in ihre Hände.

„Vielleicht sollte ich dir das ein bisschen näher erklären, du hast ja noch nichts mit dem Bogenschießen zu tun gehabt“, meinte Tenten entschuldigend. „Pass auf. Die Länge des Bogens sollte auf deine Körpergröße abgestimmt sein, denn du sollst keine Probleme haben, ihn zu handhaben. Die Wurfarme gehen vom Mittelstück ab, dort, wo der Griff ist.“ Sie holte einen Bogen hervor und zeigte es ihr. „Es ist kaum zu glauben, aber je nachdem, wie sie gefertigt sind, bestimmen sie, wie viel Pfund auf dem Bogen sind. Je mehr Pfund auf einem Bogen sind, desto schwerer ist die Sehne zu ziehen, aber desto mehr Kraft steckt auch hinter dem Schuss. Du kannst viel weiter schießen mit solch einem Bogen, und er ist auch tödlicher. Aber es braucht Übung, so viele Pfund zu ziehen. Du würdest deiner Arm- und Schultermuskulatur keinen Gefallen tun, mit so einem Bogen anzufangen.“

Rin lauschte neugierig Tentens Ausführungen. „Von wie viel Pfund sprechen wir, wenn wir sagen, es ist leicht oder schwer?“, erkundigte sie sich.

„Hm, ich würde sagen, Kinder fangen so mit sechzehn Pfund an“, erwiderte Tenten. „Du hast natürlich schon mehr Kraft als ein Kind, deswegen würde ich dir einen Bogen mit etwa vierundzwanzig Pfund zum Anfang empfehlen. Wenn du dann im Ernstfall um die dreißig Pfund ohne Probleme ziehen kannst, ist das schon gut. Wir wollen ja keine Kampfmaschine aus dir machen, du sollst dich nur verteidigen können. Und du sollst auch keinen unförmigen, muskelbepackten Körper bekommen, wie sie die Krieger aus alten Zeiten hatten, die von klein auf trainiert wurden und in Schlachten mit Bögen von bis zu sechzig Pfund schossen. Die hatten teilweise einen richtigen Buckel.“

„Sechzig Pfund?“ Also, da verzichtete sie lieber auf einen Buckel und fing klein an, so wie Tenten es vorgeschlagen hatte.

Die Brünette lachte amüsiert. „Glaub mir, darauf kann ich auch verzichten. Ich bin stolz auf meine zweiunddreißig Pfund und das reicht mir.“ Sie wandte sich wieder dem Regal mit den Bögen zu. „Dann lass uns mal sehen… Du bist Rechtshänderin, oder?“

„Genau“, stimmte Rin zu und wollte automatisch mit ihrer rechten Hand nach dem Bogen aus hellem Holz greifen, den Tenten ihr reichte.

„Nein, als Rechtshänderin hältst du den Bogen mit links und ziehst die Sehne mit rechts. Warte, ich zeige es dir.“ Tenten stellte sich hinter Rin und gab ihr den Bogen am Griff in die linke Hand. Dann packte sie sie an den Hüften und drehte sie seitwärts, sodass ihre linke Seite vorne Stand und die rechte hinten. „Du stehst beim Schießen immer zur Seite gedreht, dann streckst du den linken Arm aus und ziehst mit rechts.“

Rin folgte ihren Erklärungen, dann nickte sie. „Verstanden.“

„In Ordnung. Der Bogen ist noch ein wenig zu lang für dich, wir finden aber schon einen, der für dich passt.“

Tenten nahm ihr den Bogen wieder ab und reichte ihr einen neuen, dieses Mal aus dunklem Holz mit heller Maserung. Rin fand ihn schick und für sie als Laiin war er gut verarbeitet worden. Insgeheim hoffte sie, dass er passen würde.

„Die Länge sieht gut aus“, befand Tenten. „Er müsste vierundzwanzig Pfund haben, aber Schwankungen können immer auftreten. Keine zwei Bögen sind gleich.“ Sie nahm eine Sehne aus einem der Fächer und hängte sie in den unteren Wurfarm ein. Dann trat sie mit einem Bein zwischen Bogen und Sehne und drückte die Wurfarme mit Hilfe von Hüfte und Arm weiter zusammen, sodass sie die Sehne auch oben einhängen konnte. Sie gab Rin den Bogen zurück. „Versuch, die Sehne zu ziehen. Siehst du diese kleine Markierung?“ Sie deutete auf zwei rote Fäden, die um die Sehne gewickelt waren und einen kleinen Bereich eingrenzten. „Dazwischen wird der Pfeil eingespannt. Über den Pfeil wird der Zeigefinger gelegt, darunter Mittelfinger und Ringfinger. Mit dem Daumen und dem kleinen Finger bildest du einen Kreis. Wenn du nun die Sehne ziehst, lass sie nicht los, wenn kein Pfeil aufgelegt ist. Die Kraft der Sehne könnte dir sonst den Bogen zerschießen.“

Rin nahm wieder die Stellung ein, die Tenten ihr zuvor gezeigt hatte und versuchte dann, die Finger so zu halten, wie es ihr erklärt wurde. Dann zog sie die Sehne. Es war eine ungewohnte Bewegung, für die sie Kraft aufbringen musste, aber nicht so viel, dass es unangenehm war. Sie versuchte, ihre Position ein wenig zu halten, so als würde sie zielen, dann entließ sie langsam die Spannung auf ihrem Körper, um die Sehne in ihre Ausgangssituation zurückzubringen.

„Das sah wirklich gut aus“, lobte Tenten. „Du hast schon eine gute Haltung und der Bogen steht dir.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Wie war es, die Sehne zu ziehen? Wenn es zu schwer war, suchen wir nach einem anderen Bogen.“

„Es war nicht zu schwer, aber auch nicht leicht“, meinte Rin. „Es hat sich richtig angefühlt.“

Tenten lächelte. „Es sah auch richtig aus. Du konntest die Sehne gut halten und hast nicht gezittert. Damit können wir arbeiten.“ Mit diesen Worten ging sie zum nächsten Regal und suchte ein paar Pfeile heraus, die sie auf die Sehne auflegte und die Rin ziehen musste. Wie Tenten erklärte, haben auch die Pfeile unterschiedliche Längen, je nachdem, wie weit man die Sehne ausziehen konnte. Schließlich hatten sie sechs Pfeile für sie zusammengesucht, die Tenten in einem Köcher verstaute, den sie Rin umhängte. „Jetzt nur noch die Schutzkleidung.“

Rin hätte nicht gedacht, dass so viel mit dem Bogenschießen zusammenhängen würde, worauf sie zu achten hatte. Tenten suchte ihr noch einen Schutz aus Leder heraus, den sie um ihren linken Unterarm spannte und der blaue Flecken verursacht vom Zurückschnellen der Sehne verhindern sollte. Außerdem bekam sie einen Lederhandschuh an die rechte Hand gezogen, der lediglich die drei Finger schützte, mit denen sie die Sehne zog. So würde die Sehne nicht nach einiger Zeit ihre Fingerkuppen schmerzen lassen und das Schießen wäre angenehmer.

Schließlich gingen sie in eine der Höhlen, die zu Übungszwecken gedacht war, und in der einige Scheiben aufgestellt waren. „Wie gesagt, fangen wir heute erst mal klein an, deswegen werden wir die Entfernung zur Scheibe noch gering halten. Wir üben vor allem die Haltung. Zu Anfang macht es Sinn, einfach ein paar Pfeile fliegen zu lassen, um ein Gefühl für das Schießen zu bekommen.“ Tenten blieb etwa sieben Meter vor einer der Scheiben stehen. „So, denk daran. Erst legst du den Pfeil ein, wobei du den Bogen zur Hilfe auf deiner Stiefelspitze abstellen kannst, dann geht es einfacher. Dann erst den Bogen heben, bevor du die Sehne ziehst. Auch, wenn es vielleicht etwas merkwürdig klingt, aber versuch, einen Ankerpunkt in deinem Gesicht zu finden, damit deine Hand ruhig liegt und sie nicht hin und her schwankt, damit verzerrst du die Richtung des Pfeiles. Den linken Arm musst du ausdrehen, sonst knallst du dir die Sehne dagegen und glaube mir, das tut trotz Schutz weh. Für den Schuss musst du nur noch die Finger leicht öffnen, die Sehne sucht sich ihren Weg alleine.“

Rin schwirrte der Kopf von den ganzen Anweisungen, trotzdem versuchte sie, sich alles genau einzuprägen. Sie atmete tief durch und griff nach einem der Pfeile aus dem Köcher. Die Federn der Pfeile waren weiß, bis auf eine schwarze. Tenten hatte ihr erklärt, dass dies die Leitfeder war, die zu ihrem Körper zeigen musste, wenn sie den Pfeil einlegte. Rin legte also einen Pfeil ein, hob den Bogen und zog die Sehne. Tenten hatte gesagt, dass sie sich einen Ankerpunkt in ihrem Gesicht suchen sollte, aber wo genau sollte der sein?

Tenten erschien in ihrem Blickfeld und stand schließlich vor ihr. „Ich halte den Daumen immer im Mundwinkel. Du kannst es damit ja mal versuchen.“

Rin drückte ihrem Daumen gegen ihren Mundwinkel, dann richtete sie ihre Konzentration auf ihren linken Arm und versuchte ihn auszudrehen. Dabei sollte ihr Ellenbogen in dieser Haltung nicht nach unten zeigen, sondern nach links, damit ihr Arm eine grade Linie bildete und keine Angriffsfläche für die Sehne bot. Das erwies sich als schwieriger als gedacht, aber endlich klappte es. Dann richtete sie ihren Blick auf die Scheibe. Sie wusste nicht, wie sie zielen sollte, deshalb versuchte sie einfach, Pfeil und Bogen in Richtung Scheibe zu richten und ließ anschließend die Finger locker. Die Sehne schnellte augenblicklich nach vorne und vor Schreck verzog sie leicht ihre Haltung. Der Pfeil landete unten links auf der Scheibe.

„Das war doch schon sehr gut“, meinte Tenten. „Komm, gleich noch einen hinterher.“

So ließ Rin einen Pfeil nach dem anderen fliegen und mit jedem Mal klappte es besser. Zwar traf sie trotz der geringen Entfernung noch nicht die Mitte der Scheibe, aber Tenten meinte, solange die Pfeile an einem Fleck landeten ohne große Streuung, wäre das auch gut, an dem Feinschliff konnten sie später arbeiten.

Sie hatte ihren Spaß beim Bogenschießen und sie war so sehr auf ihre Aufgabe konzentriert, dass sie ihren Besucher erst bemerkte, als sie mit Tenten zur Scheibe ging, um die Pfeile zu ziehen. Kakashi stand mit verschränkten Armen am Höhleneingang und beobachtete sie aufmerksam.

Rin spürte die Hitze in ihre Wangen aufsteigen bei dem Gedanken, wie lange er da wohl schon so stand und sie beobachtete, und beeilte sich, ihm den Rücken zuzuwenden und ihre Pfeile zu ziehen, damit er ihre Verlegenheit nicht sah.

Einen Augenblick später verfluchte sie Tenten dafür, dass sie ihn grinsend zu ihnen herüberwinkte. „Hallo, Kakashi. Wir haben hier ein Naturtalent!“

Sie konnte seine Schritte hören, als er zu ihnen schlenderte. „Dann war es wohl eine gute Entscheidung, das Bogenschießen dem Schwertkampf vorzuziehen.“

„Auf jeden Fall. Es klappt ganz wunderbar“, stimmte Tenten zu.

Rin versuchte, die beiden zu ignorieren und zog an ihrem letzten Pfeil, der allerdings so fest saß, dass sie nicht die Kraft hatte, ihn von der Scheibe zu befreien.

„Hier, lass mich dir helfen.“ Kakashi schob sanft ihre Hände beiseite und zog den Pfeil ohne weitere Probleme, griff über sie hinweg und steckte ihn zurück in den Köcher auf ihrem Rücken.

Sie blickte zu ihm auf und konnte unter seiner Maske ein Lächeln erahnen, dass sie automatisch dankend erwiderte. Sie konnte einfach nicht anders, als in seiner Nähe immer wieder nervös zu werden. Ihr Herz pochte bei seinem Anblick verräterisch in ihrer Brust, was sie nicht verhindern konnte, aber auch nicht wollte.

Kakashi räusperte sich und wandte sich Tenten zu. „Itachi sucht nach dir. Du findest ihn in seinem Arbeitszimmer.“

„Alles klar. Rin, ist es in Ordnung, wenn du erst mal alleine weiter machst? Die Grundzüge hast du gut verstanden, lass einfach weiter die Pfeile fliegen, das ist die beste Übung.“

Rin nickte eilig. Wenn Itachi sie suchte, dann wollte sie sie nicht aufhalten. „Natürlich, geh nur.“

„Ich werde noch ein wenig hier bleiben, wenn es dir recht ist“, warf Kakashi ein. „Vielleicht kann ich dir ja helfen.“

Rin blinzelte überrascht und ihr Herz machte einen aufgeregten Sprung. Damit hatte sie nicht gerechnet. Einerseits war es ihr ein wenig unangenehm, dass er ihr Training überwachen wollte, denn sie hatte Angst, dass sie sich womöglich blamierte. Andererseits freute sie sich darauf, Zeit mit ihm zu verbringen. „Wenn ich dich nicht von irgendwelchen wichtigen Planungen abhalte, gerne.“

„Keine Sorge, dafür ist heute Itachi zuständig“, versicherte er ihr.

„Dann ist ja alles geregelt.“ Tenten winkte ihnen zu. „Bis später.“

Kaum hatte Tenten die Höhle verlassen, kam sich Rin ein wenig verloren vor, wie sie da Kakashi gegenüber stand, mit dem Bogen in der Hand, und wieder einmal nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.

Kakashi schien da zum Glück weniger Probleme zu haben. „Also, wollen wir beginnen?“

Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihn einlegte. Sie nahm Haltung an und zog die Sehne, versuchte sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Der Pfeil streifte ihren linken Unterarm, den sie in ihrer Nervosität nicht weit genug ausgedreht hatte, und landete viel weiter am Rand der Scheibe als zuvor.

Peinlich berührt griff sie sich sofort den nächsten Pfeil, hielt aber in ihrer Bewegung inne, als Kakashi so nah hinter sie trat, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. „Das war schon gut, aber lass dir beim nächsten Mal ein wenig mehr Zeit.“ Seine Stimme war ganz nahe an ihrem Ohr und jagte ihr heißkalte Schauer über den Rücken.

Sie versuchte, seinen Rat zu befolgen, hob den Arm und zog die Sehne. Dann spürte sie seine Hände auf ihren Hüften, so wie auch Tenten es zuvor getan hatte, und ihre Haut unter dem dünnen Oberteil stand förmlich in Flammen. Er schob ihren Oberkörper ein Stück weit nach vorne, sodass sie nun eine gradere Haltung einnahm, dann wanderten seine Finger in einer sanften Berührung über ihren Rücken zu ihren Armen. Er drückte ihren rechten Ellenbogen ein wenig nach unten, genauso wie ihre linke Schulter. „Versuch, die Schultern tief zu halten und mit deinem Körper und den Armen ein T zu bilden, dann hast du die perfekte Haltung.“ Anschließend legte er seine linke Hand auf ihre linke, die den Griff des Bogens umklammerte. „Mit dem Bogen kannst du nicht genau zielen, deshalb ist es wichtig, dass du dich genau auf dein Ziel konzentrierst.“ Sein Gesicht war nun ganz nahe an ihrem und sein Oberkörper presste sich gegen ihren Rücken und sie musste sich zusammennehmen, um ihren Herzschlag und ihren Atem zu beruhigen. Sie stand kurz davor, zu hyperventilieren. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Wenn du dir sicher bist, dass du dein Ziel fixiert hast, dann lass los.“

Und Rin ließ los. Mit seiner Hand hielt Kakashi ihren Arm auch nach dem Schuss in Position – und der Pfeil hatte die Mitte der Scheibe nur knapp verfehlt.

„Nach dem Schuss den Bogen halten, sonst veränderst du mit dem abrupten Herabsenken die Flugbahn des Pfeiles“, beendete Kakashi seine Ausführungen, dann erst ließ er langsam von ihr ab und trat einen Schritt zurück.

Sofort fehlte Rin die Nähe seines Körpers und am liebsten hätte sie sich wieder an ihn geschmiegt. Aber das konnte sie nun wirklich nicht tun. Stattdessen holte sie den nächsten Pfeil aus dem Köcher, mit der Absicht, dieses Mal einen genauso guten Schuss zu erzielen.

Doch kaum hatte sie die Sehne ausgezogen, spürte sie Kakashi erneut direkt hinter sich, sodass sich ihre Körper berührten. Zu ihrer Freude fasste er sie am rechten Arm und wieder an der Taille. „Lass noch mal los. Du ziehst zu sehr in die Armmuskulatur, das wird auf Dauer sehr anstrengend. Versuch, die Kraft hier aus der Schultermuskulatur zu holen.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, nahm er ihren Arm und führte ihn in einer bogenartigen Bewegung nach hinten. „Genau so.“

Rin musste hart schlucken und unterdrückte ein erneutes Zittern, als sie die Sehne so auszog, wie er es ihr gezeigt hatte. Dieses Mal korrigierte sie von selbst ihre Haltung, konzentrierte sich auf die Scheibe und fixierte ihren anderen Pfeil. Sie verfehlte ihr Ziel nur knapp, aber dieses Mal hatte sie fast eine Punktlandung in der Mitte hingelegt.

„Sehr gut“, lobte Kakashi. „Tenten hatte Recht, du bist wirklich ein Naturtalent.“ Dann zog er sich zu ihrem Bedauern wieder von ihr zurück.

Rin freute sich trotzdem über sein Lob und war stolz auf sich, dass sie trotz der Ablenkung durch seine Nähe so einen guten Schuss hingelegt hatte.

„Ich denke, das reicht für heute“, befand Kakashi, ging um sie herum und nahm ihr den Bogen ab, „du merkst es jetzt vielleicht noch nicht, aber morgen werden sich deine Muskeln über die ungewohnte Bewegung beschweren.“

„Irgendwas werde ich gegen die Schmerzen schon finden“, gab sie zurück und zwinkerte ihm zu. Woher sie plötzlich wieder das Selbstvertrauen nahm, dies zu tun, wusste sie selbst nicht, aber es brachte Kakashi zum Lachen.

„Dagegen hege ich keinerlei Zweifel.“ Er zog die Pfeile für sie aus der Scheibe, dann nahm er ihr auch den Köcher ab. „Behalt die Schutzkleidung bei dir“, sagte er, als sie ihm auch noch diese reichen wollte.

„In Ordnung.“

Sie gingen zusammen zurück zur Waffenkammer, wo Kakashi ihr zeigte, wo sie beim nächsten Mal den richtigen Bogen und ihre Pfeile wiederfinden konnte, wenn sie Lust hatte zu trainieren.

Dann wandte er sich plötzlich zu ihr herum. „Hör mal, Rin…“ Er fuhr sich nervös mit einer Hand durchs Haar und druckste herum.

„Ist etwas passiert?“, fragte sie besorgt. Hoffentlich war es nichts Ernstes. Oder hatte sie vielleicht etwas falsch gemacht?

Kakashi nickte langsam. „Ja, so könnte man das sagen. Wir haben Nachricht aus Oto, dass Madara das Land eingenommen hat.“

Erschrocken schlug sie sich die Hände vor den Mund. „Aber das ist ja furchtbar!“, rief sie aus. Was würde dieser Tyrann noch alles anstellen? Sie wollte lieber nicht an die armen Menschen aus Oto denken, die nun auch unter seiner Gewalt würden leiden müssen.

„Du hast Recht, das sind denkbar schlechte Neuigkeiten“, stimmte Kakashi ihr zu. „Und noch schlechter daran ist, dass wir nach Oto gehen müssen.“

„Das ist doch viel zu gefährlich!“ Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was alles passieren konnte, wenn die Rebellion sich genau in Madaras Arme bewegte.

„Ich weiß, Rin“, erwiderte er sanft. „Aber es lässt sich nicht vermeiden. Orochimaru, das nun ehemalige Oberhaupt, hat sich an uns gewendet. Er hat wichtige Informationen für uns, auf die wir nicht verzichten können. Wenn wir Madara besiegen sollen, dann müssen wir es tun. Und wir werden alles darum geben, um heil wieder hierherzukommen.“

Ihr gefiel dieser Gedanke immer weniger, aber sie konnte Kakashis Entscheidung verstehen. Er musste das tun, was für sie alle am besten war, auch wenn er dafür sein Leben aufs Spiel setzen musste. „Wieso erzählst du mir das?“ Wollte er, dass sie sich noch mehr Sorgen um ihn machte, als sie es ohnehin schon tat?

Es sah so aus, als müsste er mit sich selbst ringen. „Ich habe lange darüber nachgedacht“, sagte er schließlich. „Und ich weiß, dass ich sehr viel von dir verlange, aber ich möchte, dass du dabei bist.“

Nun war Rin sprachlos. Er wollte sie tatsächlich dabei haben, auf dieser überaus wichtigen Mission?

Kakashi allerdings schien ihr Schweigen falsch zu deuten. „Es ist natürlich sehr gefährlich und ich werde alles tun, um für deine Sicherheit zu sorgen. Aber wenn du nicht gehen möchtest, dann kann ich das auch verstehen. Ich dachte nur, es wäre ganz gut, dich als Heilerin dabei zu haben, für den Fall der Fälle.“

Sie wurde von einem Hochgefühl erfasst, das sie nicht beschreiben konnte. Sie freute sich sehr, dass sie ein wichtiger Teil dieser Sache wurde und Kakashi mit ihren Fähigkeiten unterstützen konnte. „Natürlich begleite ich dich, auch wenn es gefährlich ist. Ich hatte lange genug mit Madara zu tun und kann mit meiner Angst vor ihm umgehen. Und ich vertraue darauf, dass ihr auf mich aufpasst.“ Dass er auf sie aufpasste.

„Danke, Rin. Es bedeutet mir wirklich sehr viel, dass du mich bei dieser Sache begleiten willst.“ Kakashi klang zwar erleichtert, aber auch gleichzeitig besorgt, als wäre es ihm nicht ganz geheuer, diese Entscheidung getroffen zu haben. Aber wer war schon gerne dafür verantwortlich, seine Mitmenschen auf solch eine gefährliche Mission zu schicken? „Und… ähm… danke auch für die Verpflegung von gestern.“

„Oh“, machte sie und spürte plötzlich wieder die Röte in ihre Wangen aufsteigen. Das hatte sie schon fast wieder vergessen. Die Idee dazu war eher ein Impuls gewesen, da sie vermutet hatte, dass er wieder nicht an sich denken und das Abendessen ausfallen lassen würde. „Das habe ich gerne gemacht.“ Und dann kam ihr noch ein Einfall. „Wenn du magst, kann ich das auch öfter machen.“

Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme, als er antwortete. „Das wäre sehr schön.“

Ihr Herz machte erneut einen glücklichen Sprung. Es war wirklich ein wundervolles Gefühl, so sehr gebraucht zu werden. Und sie freute sich darauf, erneut unter Beweis stellen zu können, dass sie hier genau richtig war.

Hier, an Kakashis Seite.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo. :)

Erst einmal ein frohes neues Jahr 2014!

Dann möchte ich mich auch hier entschuldigen, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Ich hatte sehr viel um die Ohren mit meiner Ausbildung, die ich Juni 2012 erfolgreich abgeschlossen habe. Allerdings habe ich jetzt noch ein Studium begonnen, dass sich als weitaus anstrengender erweist, als ich gedacht hatte und mir kaum Zeit für mein Privatleben bleibt, sodass das Schreiben leider ein wenig auf der Strecke blieb.

Tja, dass dann aber so ein langes Kapitel draus wird, hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, ich habe über ein Jahr hieran geschrieben, immer wieder ein bisschen, so, wie ich gerade Zeit gefunden habe. Und bin sehr stolz auf dieses Monster an Kapitel. :D
Ich hoffe, ihr lasst euch von der Länge nicht abschrecken, die nächsten Kapitel werden dann hoffentlich nicht so lang.
Trennen wollte ich es aber auch nicht, weil es für mich alles so schön zusammenpasst.

Ich hoffe, ich habe euch nicht mit den ganzen Fakten zu Heilpflanzen, die ich dank Google finden konnte, und zum Bogenschießen, die sich aus meinen eigenen Erfahrungen zusammensetzen, da ich seit knapp einem Jahr selbst schieße, gelangweilt. :D Aber sowas muss zwischendurch auch mal sein. ;)

So, ich hoffe, ihr hört in nächster Zeit wieder öfter von mir, ich gebe mir zumindest Mühe, weiterzuschreiben, wenn ich nicht gerade in einer Prüfungsphase stecke.

Viele liebe Grüße,
eure hia
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Kommentare zu dieser Fanfic (79)
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Von:  funnymarie
2014-01-16T15:22:22+00:00 16.01.2014 16:22
huhu^^
super toll, dass es weiter geht und dieses kapitel ist einfach nur toll
ich freu mich auf mehr und bin gespannt, wie die reise nach oto verlaufen wird
lg funnymarie
Von:  L-San
2014-01-08T20:30:29+00:00 08.01.2014 21:30


Hallo!


Durch eine Empfehlung von moonlight_005 bin ich auf diese FF aufmerksam geworden.
Und als dann vor kurzem ein neues Kapitel kam, dachte ich mir, ich schaue mal vorbei und lasse mich überraschen.^^


Kurzbeschreibung:
Eigentlich bin ich kein Fan von langen Beschreibungen, doch deine fand ich angenehm und interessant zu lesen.
Es ist mal was anderes als die üblichen SasuSaku-FFs, die man in letzter Zeit so findet.
Die Charakterbeschreibungen finde ich sehr gelungen, das hat was.
Die Formatierung ist entsprechend gut gewählt.
Bilder und Cover sehen sehr ansprechend aus.
Bis jetzt hat die Kurzbeschreibung in meinen Augen alles, um Lust aufs Weiterlesen zu machen.
Bis auf Kakashi x Rin sagen mir die anderen Pairings nicht unbedingt zu, aber ich vermute mal, dass letztere eher im Hintergrund sind.^^


Inhalt:
Wie dem auch sei, ich mache weiter mit dem nächsten Punkt.
Den Anfang fand ich interessant und nett, allerdings hatte ich im Verlauf oft das Gefühl, dass Szenen meist kurz gebündelt dargestellt werden, wie zum Beispiel, als, Rin am Strand war und über Kakashi grübelte, in den sie verliebt ist.
Erstens haben mir da die fünf Sinne, die detaillierten optischen Beschreibungen gefehlt, zweitens fand ich diese Schwärmerei relativ kurz erzählt.
Irgendwie hätten ein paar genauere Beispiele/Erklärungen nicht geschadet, um sich besser in Rin versetzen zu können und damit ihre Liebelei zu verstehen.^^
Des weiteren hast du gegen Ende hin zwar Stellen eingebaut, die Potential für ordentlich viel Spannung haben, allerdings sind auch da Szenen zu kurz beschrieben.
Um ehrlich zu sein, fand ich abgesehen vom Anfang alles relativ trocken und uninteressant.
Ich konnte einfach nicht diese Atmosphäre, die du vage andeutest, spüren.
Es hieß nur, Gefahr und ein paar kurze Beschreibungen, wie unheilvoll dieses Ereignis ist.
Dazu kommt noch, dass selbst diese kurzen Beschreibungen in meinen Augen einfach nicht prägend, markant sind.
Sie wirken eben nicht lebendig.
Mein Ratschlag wäre, vielleicht mal auf die Wortwahl zu achten, Wörter zu benutzen, die eine Sache einen Charakter verleihen.
Und auch mehr Zeit zu lassen, Situationen zu verklingen.
Ab der Mitte wechselten sich die Szenen zu schnell.
Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, wie es weitergeht, denn Potential hat die FF ja, nur hapert es an der Umsetzung, und das ist gerade beim Prolog sehr wichtig - dass man eben möglichst viel Aufmerksamkeit erregt, um die Motivation aufs Weiterzulesen zu steigern.


Charaktere:
Dazu kann ich noch nicht viel sagen, da ich erst den Prolog gelesen habe, aber bis jetzt kamen mir die Charaktere IC vor.
Nur fand ich die Dialoge per se etwas gestelzt.
Sie wirken manchmal so unnatürlich, und ich bezweifle, ob jemand so reden würde.


Rechtschreibung/Grammatik:
Da muss ich großes Lob aussprechen, du verfügst über sehr gute Rechtschreibe- und Grammatikkenntnisse.
Mir ist eigentlich nichts aufgefallen.
Und was mich freut, ist, dass du über perfekte Kommasetzungen verfügst, was ich selten erlebe.
Moony kann es bestätigen, ich bin ein Komma-Freak und achte penibel darauf.^^
Ich finde bei 98% der FFs immer irgendwo Stellen, an denen Kommas falsch gesetzt sind oder fehlen.^^
Chapeau.
Eine Sache will ich dir aber noch aufzeigen.
Fuchsdämon… Fächer… Uchiha Madara… Uchiha… Obito! Sie musste zu ihm!
-> die Auslassungspunkte (...) sind falsch ausgelegt, sie stehen in der Regel immer getrennt von den Wörtern, da sie eben wie als ein Wort betrachtet werden
-> Ausnahme nur, wenn ein Wort nicht vollständig ausgesprochen wird, Beispiel: "DU Arschl... du!"


Schreibstil:
Ich muss sagen, dein Schreibstil ist gut und schön sauber, vielleicht zu sauber, weil er kaum auffällt.
An sich kann man da nicht meckern, allerhöchstens über die Wortwahl könnte man nochmal nachdenken.
Ich fand einige Ausdrücke/Wörter einfach nicht adäquat, da wäre zum Beispiel 'verknallt'.
Der Text ist in einem strikten Ton gehalten, dass solche Abweichungen einfach auffallen und unschön wirken, zumindest für mich.^^


Fazit:
Potential hat sie, die FF, nur hapert es ein wenig an der Umsetzung.
Okay, ich bin noch am Anfang, und es kann sein, dass du das im Verlauf der Geschichte geändert hast.
Ich werde es sehen.
Die FF werde ich von Zeit zu Zeit verfolgen.
Umgehauen hat sie mich nicht sowohl sprachlich als auch inhaltlich, trotzdem finde ich deine Idee interessant.^^


LG
L-San


Von:  fahnm
2014-01-04T22:34:34+00:00 04.01.2014 23:34
Spitzen Kapi^^
Mach weiter so^^
Von:  Quiana
2011-07-20T14:15:15+00:00 20.07.2011 16:15
HAPPY BIRTHDAY TO YOU
HAPPY BIRTHDAY TO YOU
HAPPY BIRTHDAY
HAPPY BIRTHDAY
HAPPY BIRTHDAY TO YOU

Wollte ich nur mal so gesagt haben ;)
Von:  mudblood
2011-06-15T14:43:49+00:00 15.06.2011 16:43
Hey x)

Endlich geht es weiter... aber ich kann auch verstehen, dass das Lernen einen aufhält.(kenne das nur zu gut... -.-) Daher bin ich umso glücklicher, dass es ein emotionales Kapitel war und mir einige Seufzer entlockt hat.

Zu erst mal.... Ohweh. Sasuke :/ Ich dachte die letzten Kapitel,dass er nicht so kalt rüberkommt aber nun. Nun ja. Es ist ja irgendwo verständlich, dass er Madara so vertraut und es ihm wichtig ist, wie ein Sohn für ihn zu sein. Schon wegen seinen Eltern etc.. und er nun einmal nicht weiß, wie die ganze Sache mit Itachi wirklich gelaufen ist... abee troz. xD Nein im endeffekt finde ich sein Verhalten nur logisch und auch sehr gut... da es sie Spannung aufrecht erhält und jaa... ich hoffe du weißt was ich meine (: Finde es nur schade für Sakura >,< wird erst einmal zurückgestellt. Naja.


Die Tenten und Neji Szene hat mir auch sehr gut gefallen. x) Das Neji so lieb zu ihr ist und er auch zeigt, dass er es für schlecht empfand, dass sie ihm nichts von ihrer "Flucht" erwähnt hat.Ich finde es schön, dass sie sich langsam annähern... naja. Was heißt schon annäher - aber sie verbringen sehr viel Zeit miteinander.

Und meine liebste Szene (: Kakashi und Rin. Es war einfach nur Zucker <3 Und verdammt mies, dass Asuma und Kurenei hinzukamen... aber xD Ach. Es wäre mit Sicherheit auch nicht mehr viel zwischen denen passiert... aber es knistert schon, was (:


Gut. Genug geschwafelt und bis bald <3
Von:  fahnm
2011-06-14T19:20:41+00:00 14.06.2011 21:20
Hammer Kapi^^
Von:  Quiana
2011-06-14T16:58:02+00:00 14.06.2011 18:58
:o Also das war jetzt gruselig.
Da logge ich mich hier ein und sehe ah!... eine neue Nachricht. bestimmt von hiatari. Und es war wahr! Jag mich nicht noch einmal einen solchen Schrecken ein, hörst du?!
Und hey, das Baby wird ein ganzes Jahr alt (schon?!)

Deine Kapitel hören sich immer mehr und mehr nach Buch an. Wie ein Autor vom Buchladen eben, wenn du weiß, was ich meine.
Wenn ich etwas schriebe, dann umschreibe ich immer schön alles, schweife ab und erzähle unwichtiges Zeugs xD Aber ich kanns nicht ändern.

Kurz wa rich irritier, weil ich dachte, dass die gesamte Truppe noch auf dem Schiff gewesen wäre... wie konnte ich das nur denken.
Hm, das Sharingan als Zauber zu bezeichnen, kam mir dann aber doch etwas unpassend vor. Das müsste einen Namen haben, dass sich etwas bedrohlicher anhört... Naja, nur meine Meinung.
Schreibst du noch bei Neji und Tenten weiter ("also mit ihrem Test des Arbeitsergebnisses")? Hm, hat mir sehr gefallen, aber was du mit der lieben Rin angestellt hast, war ja unerhört.
Wirklich, wozu gibt es eine Klingel?! (Natüürlich~ In einem Berg, wo eigentlich fast alles 'öffentlich' ist)

Na, das war's erst einmal von mir ;)
Liebe Grüße,
Quiana
Von: abgemeldet
2011-06-14T16:24:47+00:00 14.06.2011 18:24
hallöchen.

so ein schönes kapitel. =3
wirklich wunderschön!

also echt, ich finde es unglaublich, wie du auf all diese ideen kommst.
okay, ich gebe zu, dass ich mich erst wieder ein wenig reinlesen musste, um die zusammenhänge zu den letzten kapiteln zu verstehen, aber das ging total fix und ich bin, wie jedes mal, einfach nur begeistert.
sogar der teil mit sasuke und madara hat mir gefallen, auch wenn sasuke offenbar jetzt zu einem rachemonster mutiert.

neji & tenten finde ich einfach nur süß.
wie vertraut und gleichzeitig auch so vorsichtig sie miteinander umgehen ... ja, ich sagte es schon: es ist süß. xD
ein anderes wort fällt mir dazu nicht ein.

so sehr mir dir ersten teile des kapitels auch gefallen haben, hat der letzte sie noch einmal um längen geschlagen. :))
und ich frage mich gerade ehrlich gesagt echt, warum es nicht mehr kakashi x rin ffs gibt.
selbst auf englisch sind die meiner meinung nach mangelwahre - und wenn ich mich auf animexx so umgucke, kann ich nur mit dem kopf schütteln.
alles nicht so wirklich ernst zu nehmen.

aber dafür gibt es ja dieses goldstück hier. ♥.♥

mhm, hätten kurenai und asuma nicht ein minütchen später reinplatzen können? es war gerade so schön romantisch und das ohne kitsch (ich liebe romantik ohne kitsch & klischees ;)). wo gibt es das schon so häufig.
... also wirklich. asuma. so sehr ich ihn auch mag, das hätte wirklich nicht sein müssen. :P

wow, nächsten monat ist schon jubiläum? ich habe das gefühl, dass die ff gerade mal ein halbes jahr alt ist, oder so.
na ja, ich freue mich auf jeden fall schon darauf, wenn es weitergeht!

liebe grüße, abgemeldet
Von:  blackangel94
2011-06-14T14:43:35+00:00 14.06.2011 16:43
Halli hallo endlich!!! :D
Das war mal wieder bewundernswert, du wirst immer besser.
Also Sasuke wird mir immer mehr unsympathischer
Rin und Kakashi sind voll suess es macht einfach Spass zu lesen weil man sich alles so gut
vorstellen kann. Ich musste voll schmunzeln bei der Vorstellung von Rins Gesicht als Asuma seinen Kommentar abgegeben hat. Aber sowieso das Kurenai und Asuma reingeplatzt sind fande ich eh ziemlich wichtig xD
Ich mochte auch die Idee, dass Neji und Tsunade immun gegen Madara sind mach die Geschichte viel interessanter.
Ach ich liebe Ten und Neji ich finde sie passen einfach so gut zusammen
Mach nur weiter so
Freu mich schon aufs naechste Kappi
gglg
ba
Von:  LiSa-ChAn
2011-06-14T14:16:55+00:00 14.06.2011 16:16
hipi endlich ein neues kapitel ^^
ich hab schon sehnsüchtigst darauf gewartet das du ein neues kapi hochlädst und bin ganz aus dem häuschen das es weitergeht
ich liebe die szene wenn asuma u kurenai reiplatzen einfach endgeil XD

ggglg
Ninja4everSASUSAKU


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