Zum Inhalt der Seite

Blood-Red Moon

KakashixRin und andere [endlich neues Kapitel]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blood-Red Training

Neji biss die Zähne zusammen, als Tenten erneut ausholte und ihre Klinge in seine Richtung schwang. Er parierte den Schlag ohne Probleme, war aber dennoch erneut überrascht davon, wie viel Kraft dahinter steckte. Und dabei glaubte er nicht einmal, dass sie ihm ihr ganzes Potential zeigte, das hatte sie schon bei ihrem ersten Kampf nicht getan. Sie musste in den zwei Jahren, in denen sie getrennt gewesen waren, eine Menge von der Rebellion gelernt haben. Doch sie war nicht die Einzige, die etwas dazu gelernt hatte. Bisher hatte er sich zurückgehalten, auch, weil er sie nicht verletzen wollte. Aber nun, da sich schon einige Schaulustige in der Höhle, in der ihr Kampf stattfand, angesammelt hatten, um ihnen zuzusehen, musste er ein bisschen mehr Gas geben, denn er wollte ihnen beweisen, dass er es wert war, bei ihnen zu sein, allen voran Kakashi, den er ebenfalls in der Menge hatte ausmachen können.

Er wirbelte herum und schwang nun seinerseits sein Schwert Tenten entgegen, so schnell, dass sie gerade noch genug Zeit hatte, ihre Klinge nach oben zu reißen und sich zu verteidigen. Überrascht keuchte sie auf, als sein Schlag den Stahl ihrer Waffe erzittern ließ und sie leicht in die Knie gehen musste, um seine Kraft richtig abzufangen.

Für einen Moment verharrten sie in dieser Position, dann sah er es schalkhaft in ihren braunen Augen aufblitzen. Einen Augenblick später traf ihn ein kräftiger Tritt an der Außenseite seines rechten Knies, der sein Bein einknicken und ihn straucheln ließ. Innerlich stieß er einen Fluch aus, doch er konnte sich schnell wieder fangen. Allerdings hatte Tenten diese kurze Zeitspanne genutzt, um Abstand zwischen sie zu bringen.

Leises Getuschel drang an seine Ohren, während er langsam begann, um sie herum zu pirschen. Sie drehte sich mit ihm, beobachtete ihn wachsam, wartete auf seinen Angriff. Neji hatte nicht vor, es ihr dieses Mal so einfach zu machen. Tenten war wirklich außergewöhnlich gut, wenn es um den Einsatz von Waffen ging, doch sie war immer noch eine Frau und damit körperlich eindeutig im Nachteil. Auch wenn sie eine unheimlich gute Technik an den Tag legte, so konnte er doch den Vorteil aus seiner Kraft und Schnelligkeit ziehen. Gerade letzteres hatte man ihm in seinem Clan antrainiert. Die Hyuugas nutzten ihr Tempo im Kampf; was andere bei solch einer Geschwindigkeit längst nicht mehr klar wahrnehmen konnten, sah er dank seiner Augen so scharf, als würde er einfach nur stillstehen.

Dies nutzte er nun, als er plötzlich auf sie zu preschte und seine Klinge in ihre Richtung schwang. Nur im allerletzten Moment konnte Tenten mit ihrem Schwert parieren, sonst hätte sich der Stahl ungehindert in ihren Körper gebohrt. Neji hatte noch immer nicht vor, ihr wirklich etwas anzutun, aber er hatte darauf vertraut, dass sie die Kraft haben würde, seinen Schlag abzufangen. Außerdem hatte er vorsichtshalber kurz vor dem Aufschlag so viel Kraft zurückgenommen, dass er sie nicht ernsthaft hätte verletzen können. Dennoch war noch genug seiner Kraft übrig geblieben, dass ihr Schwert so nah an ihren Körper kam, dass ihre eigene Klinge in das Fleisch an ihrer Hüfte schnitt.

Dieses Mal flammte Schmerz in ihren Augen auf, und als er seine Waffe zurückzog, um erneut auszuholen und ihren schwachen Moment auszunutzen, presste sie sich kurz die Hand auf die verletzte Stelle. Als sie sie zurückzog und wieder um den Griff ihres Schwertes legte, damit sie seinen nächsten Schlag mit der Kraft von beiden Händen abfangen konnte, glitzerte ihr Blut daran.

Er bewunderte ihre Stärke, trotzdem weiter zu kämpfen, als wäre nichts geschehen. Das hatte sie schon immer gekonnt, nur ungerne hatte sie ihre Schwäche gezeigt. Und gerade deshalb mochte er sie: Sie war stark, selbstbewusst und immer voller Hoffnung. Kämpfte lieber selbst, als andere die Drecksarbeit für sie machen zu lassen und sich feige und weinend in einem Loch zu verkriechen.

Und wie sie nun kämpfte, wollte sie die Verletzung scheinbar nicht auf sich sitzen lassen. Auch wenn er sich wunderte, woher sie diese Kraft nahm, so konnte er erneut ohne Probleme jeden Schlag parieren. Er hielt sich nun seinerseits nicht mehr zurück, so, wie er es bei ihrem ersten Kampf getan hatte. Immer wieder holte er aus, verpasste ihr hie und da kleine Schnitte an Armen und Beinen, die schnell wieder verheilen würden. Als seine Klinge schließlich an ihrem Gesicht entlang zischte und auf ihrer Wange eine blutende Strieme hinterließ, riss sie erschrocken die Augen auf. Diesen kleinen Moment nutzte er, presste sie mit seinem Körper gegen die Höhlenwand, der er sie mit seinen Schlägen entgegen getrieben hatte, und riss ihr das Schwert aus der vor Blut und Schweiß glitschigen Hand.

Klappernd fiel die Waffe zu Boden und Neji drückend sie mit seinem linken Arm an die Wand, während er ihr mit seinem rechten die Klinge an die Kehle hielt.

Sie starrten sich an, beide schwer atmend vor Anstrengung und vollgepumpt mit dem Adrenalin des Kampfes. Dann grinste Tenten. „Glückwunsch, Neji.“

Langsam löste er sich von ihr, ließ das Schwert sinken, zog sich zurück. Erschöpft sank sie auf die Knie, hielt sich die verletzte Seite. Dann drang das anerkennende Klatschen der Rebellionsmitglieder an seine Ohren, die seinen Kampf mit Tenten beobachtet hatten. Jemand stürmte auf ihn zu. „Das musst du mir beibringen, Neji!“, rief Naruto aufgeregt und sah ihn flehend an. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell war.“

„Lass ihn erst mal Luft holen, Naruto“, meinte Tenten grinsend.

„Tenten hat Recht, Naruto.“ Plötzlich stand Kakashi neben ihnen. „Lass sie beide erst einmal zur Ruhe kommen.“

Naruto schien enttäuscht und verzog beleidigt den Mund, dennoch zog er sich langsam zurück.

Kakashi räusperte sich. „Ihr habt beide gut gekämpft. Ich weiß, dass du schon vielen Männern hier ordentlich in den Hintern getreten hast, Tenten, deswegen solltest du trotzdem stolz auf deine Leistung sein, auch wenn Neji gesiegt hat. Ich bin auf jeden Fall froh, dich dabei zu haben. Starke Frauen kann ich gut gebrauchen.“

Ein dankbares Lächeln erschien auf Tentens Gesicht ob Kakashis anerkennender Worte. Dieser Mann schien wirklich immer genau zu wissen, was er sagen musste. Dann wandte er sich Neji zu. „Tsunade tat gut daran, dich mir zu empfehlen. Deine Fähigkeiten sind beeindruckend. Wenn alle Hyuugas mindestens halb so viel Talent besitzen wie du, dann haben wir gute Karten gegen Madara in der Hand. Aber auch wenn mir der Kampf zwischen euch deine Stärke gezeigt hat, so möchte ich sie trotzdem noch einmal selbst erproben, so, wie wir es ausgemacht haben.“

„Natürlich“, erwiderte Neji. Er freute sich auf den Kampf. Der Anführer der Rebellion war ein unbekannter Gegner für ihn, er hatte immer nur mit den Mitgliedern seines Clans trainiert, nachdem Tenten verschwunden war. Sicherlich hatte Kakashi ihm einiges an Erfahrung entgegen zu bringen, was ihm wirklich versprach, interessant zu werden. Außerdem hatte er noch längst nicht alles gezeigt, was er konnte. Für diesen Kampf mit Tenten hatte er sie schon genug verletzt und sich deshalb doch etwas zurückgehalten, gegen Kakashi aber konnte er es wagen, noch viel mehr seiner Kraft aufzuwenden.

Als hätte er seine Gedanken gelesen, ging Kakashi vor Tenten in die Hocke. „Du solltest nun lieber bei Rin vorbei schauen, damit sie deine Wunden behandelt.“

Tenten nickte. „Ja, ist wirklich praktisch, nun eine Heilerin hier zu haben. Dann bin ich nachher auch wieder fit genug, um Rin zu trainieren.“

„Ich werde dich begleiten“, bestimmte Neji sofort und schnitt Tenten das Wort ab, noch bevor sie etwas erwidern konnte. „Wenn ich schon verantwortlich für deine Verletzungen bin, dann lass mich dich wenigstens begleiten.“

Sie grummelte leise, sagte aber nichts weiter zu seinem Vorhaben und ließ sich sogar von ihm aufhelfen.

Kakashi klopfte ihm auf die Schulter. „Danke, Neji.“ Dann folgte er den anderen Mitgliedern der Rebellion, die ihnen zugesehen hatten, aus der Höhle heraus.

Nun, da sie alleine waren, konnte er seine Sorge für Tenten zulassen. „Tut mir leid, ich hätte dich nicht so schwer verletzen sollen.“ Er deutete auf den Schnitt an ihrer Hüfte. Der Stoff ihres grauen Oberteils hatte sich mit ihrem Blut vollgesaugt und einen hässlichen roten Fleck gebildet, der feucht an ihrer Haut klebte.

Doch Tenten winkte ab. „Ach was, das habe ich mir selbst zuzuschreiben. Hätte ich mich besser verteidigt, wäre das nicht passiert, gib dir da bloß nicht die Schuld für. Und Rin flickt mich schon wieder zusammen.“ Sie zwinkerte und lächelte ihm zu, dann hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn mit sich aus der Höhle. „Komm schon, ich dachte du wolltest mich begleiten.“

Wieder einmal konnte er sie für ihre Stärke nur bewundern. Es war schon immer so gewesen, dass sie die Verletzungen, die er ihr zufügte, einsteckte und ihn nie dafür tadelte, wie er es denn wagen konnte, eine Frau zu verletzen. Schon damals, als sie beide noch in Konoha gewesen waren, hatte sie sich immer wieder angeboten, mit ihm zu trainieren, schreckte nicht zurück, auch nachdem er sie jedes Mal bluten ließ. Es schien sie sogar noch mehr anzuspornen, sich das nächste Mal noch mehr anzustrengen.

Bei ihm dagegen verschlechterte sich sein Gewissen von Mal zu Mal, obwohl er doch eigentlich hätte die Hemmungen verlieren müssen, wenn es ihr egal war, dass er sie verletzte. Aber er wollte sie nicht verletzt sehen, das war das Problem. Vielleicht hatte er sich auch deshalb bei ihrem Kampf am Vortag noch so zurückgehalten. Es war bei weitem nicht edel von ihm, dies einer Frau anzutun.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keinen Kopf machen sollst“, meinte Tenten ärgerlich und drückte ihm ihren Ellenbogen zwischen die Rippen.

„Du kennst mich doch.“ Neji blieb stehen und blickte sie an.

Tenten stemmte sich eine Hand in die unverletzte Hüfte und verdrehte die Augen. „Hör mal, Neji. Ich weiß es wirklich zu schätzen, wenn du dir Sorgen machst und ein schlechtes Gewissen mir gegenüber hast. Aber weißt du eigentlich wie froh ich bin, dass du nun endlich hier bist und ich wieder mit dir trainieren kann? Niemand hier außer dir wagt es, so gegen mich zu kämpfen, dass ich Verletzungen davon trage. Und falls es doch passieren sollte, dann zerfressen sie die Schuldgefühle. Das ist wirklich verdammt nervig.“

Neji schluckte. Da war sie wieder. Die Tenten, die ihn vor zwei Jahren alleine in Konoha zurückgelassen hatte, die ihm immer solche Vorträge gehalten hatte. Das hatte er wahrhaftig vermisst.

Tenten drohte ihm mit dem Finger. „Ich möchte nicht noch einmal hören, dass es dir leid tut, mich verletzt zu haben. Hast du mich verstanden?“

„Ja, Ma’am.“ Sie war genau solch ein Sturkopf wie er selbst, deswegen wusste er, wann er verloren hatte. Lieber sollte er sich glücklich schätzen, seine alte Trainingspartnerin wieder zu haben.

„Und nun lass uns endlich zu Rin, bevor ich meine Meinung ändere und dich doch noch verprügeln muss, weil du mich hier verbluten lässt.“ Frech streckte sie ihm die Zunge heraus.

Neji konnte sich das leichte Lächeln nicht verkneifen, das sich auf sein Gesicht schlich. Und er musste sich erneut eingestehen, dass er sie wirklich vermisst hatte.
 

~Ͼ~Ͽ~
 

Rin konnte das Gefühl nicht beschreiben, das sie jedes Mal erfasste, wenn sie eine Schwangere untersuchte, aber Glück kam dem schon ganz nahe, auch wenn es sich nicht um ihr eigenes Kind handelte.

Sie freute sich so sehr für Kurenai und Asuma, das sie beinahe selbst in Tränen ausbrach, als sie leise die magischen Wörter murmelte und der kräftige Herzschlag des Babys in ihr widerhallte. Zufrieden nickte sie, nachdem sie dank des Zaubers das Kind im Inneren des Mutterleibes mit ihren Sinnen abgetastet hatte. „Keine Unauffälligkeiten, es scheint alles in bester Ordnung zu sein“, teilte sie schließlich den werdenden Eltern mit.

Kurenai atmete erleichtert auf, und auch Asuma schien eine Last von den Schultern gefallen zu sein. Er drückte sanft die Hand seiner Frau und küsste sie auf die Stirn, und sie lächelte glücklich zu ihm hinauf.

Unwillkürlich fuhr ein Stich in Rins Herz und sie schämte sich dafür, denn sie wusste, dass es eine leise Eifersucht war, die sie erfasste. Das, was ihre beiden Freunde hatten, die Liebe zwischen ihnen, ihr erstes gemeinsames Kind, hatte sie sich immer für sich selbst gewünscht. Zu lange war sie alleine gewesen, und nun, da sie die beiden so zusammen sah, wurde der Wunsch beinahe übermächtig. Plötzlich sah sie sich selbst, ein kleines schreiendes Bündel in ihren Armen haltend, das runde Gesicht des Babys vom Weinen verzerrt, das silbern schimmernde Haar zerzaust…

Sie wurde rot bei diesem Gedanken und schalt sich selbst. Seit sie Konoha verlassen hatte, ging eindeutig ihre Fantasie mit ihr durch. Das musste sie unbedingt in den Griff bekommen, vor allem während sie ihre Arbeit machte durfte ihr das nicht passieren.

Rin nahm die Hand von Kurenai, die Asuma nicht umklammert hielt, und legte sie auf ihre eigene. Dann konzentrierte sie wieder ihre Kräfte, sodass ihre Freundin nun ebenfalls den Herzschlag des Babys hören konnte. Kurenai riss überrascht die Augen auf, dann entfuhr ihr ein leises Schluchzen und einzelne Tränen des Glücks kullerten ihr über die Wangen.

Asuma schien verwirrt, deshalb lächelte Rin ihm aufmunternd zu. „Leg deine Hand auf meine“, forderte sie ihn auf. Asuma gehorchte, und als auch er den Herzschlag seines Kindes hörte, überwältigten ihn die Gefühle.

Rin musste hart schlucken, als sie die beiden so glücklich und vertraut zusammen sah, wie sie sich gemeinsam auf ihr Kind freuten. Sie musste an Sakura denken, die immer alleine mit ihr gewesen war bei den Untersuchungen und wie schwer ihr diese Tatsache gefallen war. Uchiha Sasuke hatte sich nie dazu hinreißen lassen, an den Untersuchungen teilzunehmen und seine Frau zu unterstützen. Er war nie da gewesen, wenn sie einsam dem Herzschlag ihres Kindes gelauscht hatte. Dabei hatte Sakura sich nie etwas anderes gewünscht als das, was Rin nun vor ihren Augen hatte. Sie hatte einfach nur die Liebe ihres Mannes gewollt, für sich und für ihr Kind. Rin hoffte inständig, dass Sasuke irgendwann zur Vernunft kommen würde. So, wie er sich momentan verhielt, hatte er eine Frau wie Sakura nicht verdient.

Sie wusste nicht, wie lange sie so mit Asuma und Kurenai zusammen saß. Irgendwann drang ein leises Klopfen an ihre Ohren, dann ein Quietschen. „Rin, bist du da?“ Eindeutig Tentens Stimme.

„Kleinen Moment noch“, rief Rin zurück und schenkte ihren beiden Freunden ein entschuldigendes Lächeln. Sie brach den Zauber, das Echo des Herzschlages verstummte und sie zog langsam ihre Hände von Kurenais Bauch zurück.

Kurenai griff noch einmal schnell noch ihrer Hand und drückte sie sanft. „Ich danke dir, Rin. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet hat.“ Ein ehrliches Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie zwinkerte ihr zu. „Und nun geh, es gibt nicht nur uns, die deine Hilfe in Anspruch nehmen müssen.“

Rin nickte, stand auf und wusch sich rasch die Hände in der Schüssel, die sie bereitgestellt hatte. Nur langsam tauchte sie wieder aus der kleinen Welt auf, in die sie während der Untersuchung gesunken war. Es war schon lange nicht mehr passiert, dass sie sich bei ihren Behandlungen von ihren Emotionen hatte leiten lassen. Die Arbeit bei den Uchihas hatte sie abgestumpft, die Verletzten und Gefolterten, die aus dem großen Anwesen kamen und geheilt werden mussten, waren zu zahlreich gewesen. Natürlich hatte es ihr wehgetan, die Menschen so zu sehen, aber hätte sie all dies zu nahe an sich heran gelassen, hätte es sie zerstört. Doch das konnte sie sich nicht leisten, sie wurde gebraucht.

So auch jetzt. Rin bog um die Ecke und ihr Blick fiel wie erwartet auf Tenten, die von Neji begleitet wurde. Sofort erkannte sie das Problem, all ihre Gedanken verpufften, die Heilerin in ihr erwachte erneut. Bei dem großen, roten Fleck auf Tentens Oberteil schrillten bei ihr alle Alarmglocken und mit schnellen Schritten war sie bei ihr, ging vor ihr in die Hocke. „Was ist passiert?“, fragte sie, während ihre Hände nach dem ehemals grauen Stoff griffen und ihn nach oben zogen, damit sie die Wunde begutachten konnte. Ihre Finger waren gleich darauf glitschig von Tentens Blut, doch das störte sie nicht. Sie sah nur noch den sauberen Schnitt an der rechten Hüfte, aus dem noch immer das Blut quoll.

„Es ist meine Schuld“, hörte sie Neji sagen. „Wir haben trainiert und dabei habe ich sie mit meinem Schwert verletzt.“

„Du sollst damit aufhören, dir die Schuld zu geben“, beschwerte sich Tenten. „Das ist nur ein Kratzer, das wird mich schon nicht umbringen. Rin braucht das nur kurz zu nähen, dann bin ich wieder fit.“

„Das werde ich nicht nähen brauchen“, meinte Rin und erhob sich. „Leg dich bitte hin, Tenten. Ich bin sofort bei dir.“

Tenten zuckte mit den Schultern und tat, wie ihr geheißen. Neji wollte ihr folgen, doch Rin hielt ihn auf. Rasch ging sie zu einem der in der Höhlenwand eingelassenen Regale und griff nach sauberen Stofftüchern. Diese drückte sie Neji in die Hand. „Drück das auf ihre Wunde, um den Blutfluss zu stoppen, während ich noch schnell was vorbereite.“

Neji nickte und folgte Tenten. Rin hingegen machte sich sofort an die Arbeit. Sie nahm eine Schüssel, füllte sie mit abgekochtem Wasser und gab verschiedene Kräuter hinzu. Sie war so vertieft in ihr Tun, dass sie gar nicht bemerkte, nicht mehr alleine zu sein. Als sie aufblickte, entdeckte sie Hinata und Ino, die sie neugierig beobachteten.

Hinata schien besorgt. „Das Kraut wird verwendet, um Bakterien bei der Wundheilung abzutöten“, murmelte sie leise.

„Ist etwas passiert?“, fragte Ino erschrocken.

Rin nickte zustimmend. Sie war nicht verärgert, dass die beiden Mädchen zufällig hier bei ihr aufgetaucht waren, im Gegenteil. Wenn sie ausgebildet werden wollten, mussten sie auch praktische Erfahrung machen, sie mussten wissen, worauf sie sich einließen. Bei Tsunade war es nicht anders gewesen, da hatte sie schon am ersten Tag bei einem Patienten assistieren müssen, der mit seinem Bein in eine Felsspalte gerutscht war. Der Stein hatte Haut und Muskeln so sehr geschädigt gehabt, dass sie ihm bis auf den Knochen hatte sehen können.

„Ihr könnt mir helfen, Tenten hat sicher nichts dagegen“, meinte sie.

„Was können wir tun?“, wollte Ino sofort wissen. Entschlossenheit funkelte in ihren blauen Augen.

„Ich brauche noch frische Leinentücher und sauberes Wasser“, wies Rin sie an.

Ino und Hinata gehorchten und sammelten die Sachen zusammen, während Rin ihre Arbeit beendete. Zusammen gingen sie zu Tenten, die sich auf eines der Betten gelegt hatte. Sie schien beleidigt und zu schmollen, während Neji die Tücher auf ihre Wunde drückte. Beide sahen auf, als die kleine Gruppe zu ihnen stieß.

„Hast du etwas dagegen, wenn die beiden mir ein wenig unter die Arme greifen?“, fragte sie Tenten. Es war nicht selbstverständlich, dass ein Patient dies erlaubte, auch das hatte sie erleben müssen. Doch sie hatte deren Privatsphäre akzeptieren müssen.

„Nein, gar nicht“, erwiderte Tenten und lächelte. „Ich vertraue euch da voll und ganz.“

„Danke.“ Rin stellte die Schüssel ab und zog sich einen Hocker heran. „Neji, du kannst jetzt aufhören.“

Neji ließ die Tücher los und trat zurück. „Ich warte dann wohl besser vorne“, murmelte er.

„Nein, geh nicht!“ Tenten griff nach seinem Ärmel. „Du wirst mich doch jetzt nicht alleine lassen. Bring gefälligst zu Ende, was du angefangen hast.“ Daraufhin blieb er, zog sich aber dennoch weiter in die Ecke zurück, um nicht im Weg zu stehen.

Rin entfernte die Tücher, die inzwischen einiges an Blut aufgesogen hatten. Hinter ihr keuchte Hinata leise auf. „Der Schnitt ist nicht so tief, wie es vielleicht den Anschein haben mag. Schlimmer ist der Blutverlust. Ein Tuch und das Wasser, bitte.“ Sogleich bekam sie, was sie brauchte, und während sie handelte, erklärte sie den beiden Mädchen ihr Vorgehen. „Ich werde die Wunde erst einmal mit dem abgekochten Wasser reinigen. Niemals Wasser direkt von der Quelle verwenden, auch wenn wir es trinken und es sauber erscheint. Bakterien können trotzdem Entzündungen hervorrufen.“ Vorsichtig wusch sie das Blut von Tentens Hüfte. Dann griff sie nach der Schüssel mit dem Gemisch, das sie hergestellt hatte, und nach einem frischen Tuch. „Wie Hinata schon richtig festgestellt hat, habe ich Kräuter verwendet, die die Wundheilung unterstützen und Bakterien, die sich in der Wunde gesammelt haben, abtöten.“ Sie tunkte das Leinen in die Flüssigkeit. „Das kann jetzt etwas brennen, Tenten. Aber danach ist es schnell vorbei, versprochen.“ Tenten sog scharf die Luft ein, als Rin das Tuch auf ihre Wunde drückte und ihre Medizin in die offene Wunde tropfte. Dann tränkte sie das Tuch noch einmal und wiederholte den Vorgang.

Als sie das Leinen dieses Mal von der Wunde nahm, blickte Tenten fragend zu ihr auf. „Und nun? Keine Naht?“

„Keine Naht, keine Narbe“, versprach Rin. „Nur ein bisschen Heilerinnenmagie.“ Sie presste die Hände auf den Schnitt und konzentrierte ihre Energie. Sie floss vom tiefsten Inneren ihres Körpers über ihre Arme, bis sie ihre Hände und schließlich die Fingerspitzen erreichte. Ein sanfter Schein umgab ihre Hände und sie spürte, wie sich die Wunde langsam unter ihrer Berührung schloss. Dann stoppte sie den Energiefluss und zog sich zurück. Der Schnitt an Tentens Hüfte war verschwunden. Nur ein leichter, rosa Striemen ließ erahnen, dass dort vor wenigen Augenblicken noch eine offene Wunde geklafft hatte, und sie wusste aus Erfahrung, dass auch der verschwinden würde.

Tenten starrte auf ihre Hüfte. „Du meine Güte“, sagte sie leise. „Ich habe ja schon öfter davon gehört, aber selber erlebt noch nie.“

„So gut wie neu.“ Rin wusch sich rasch die Hände in dem Rest abgekochten Wassers. „Aber bitte spring jetzt nicht gleich auf und geh zu deiner Tagesordnung über. Du hast doch einiges an Blut verloren und solltest dich schonen. Leg dich ein wenig hin und viel trinken. Neji, am besten begleitest du sie zu ihrem Zimmer.“

„Ach was, das geht schon“, meinte Tenten zuversichtlich, setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Doch als sie aufstehen wollte, schwankte sie leicht.

Sofort griff Rin nach ihrem Arm, um sie zu stützen, doch Neji war schneller und fing sie auf. „Siehst du, genau das meine ich“, schalt Rin sie. „Du hast den Blutverlust vielleicht noch nicht bemerkt, als du in Bewegung warst, aber nun, da du erst einmal gelegen hast, muss dein Kreislauf erst wieder in Gang kommen.“

„Na schön, schon verstanden“, seufzte Tenten und ließ zu, dass Neji ihren Arm über seine Schulter legte und seinen Arm um ihre Taille schlang, um sie besser zu stützen. „Danke, Rin. Ohne dich hätte hier wieder irgendjemand das Nähzeug in die Hand nehmen müssen und mir eine wulstige Narbe verpasst. Meinst du, ich kann mich revanchieren, wenn wir morgen Nachmittag mit deinem Training anfangen?“

Rin nickte. „Natürlich, gerne. Bis dahin solltest du auch wieder auf den Beinen sein.“

Tenten hob die Hand zum Abschied, dann ließ sie sich von Neji aus der Höhle bugsieren.

Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, wurde sie sofort von Ino mit Fragen durchlöchert. „Was hat es mit dieser Heilerinnenmagie auf sich? – Werde ich das auch lernen? – Ist das so etwas wie mit den Moskitostichen, die du behandelt hast?“

Rin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Beruhige dich erst einmal, Ino. Alles mit der Zeit.“

„Du meinst, ich werde keine Wunden heilen?“, fragte Ino enttäuscht.

„Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte Rin und erhob sich. „Aber das geht nicht von heute auf morgen. Die Energie, die dafür von Nöten ist, fließt in jedem von uns. Nur wenige sind es, die lernen damit umzugehen. Und dieses Lernen dauert seine Zeit. Doch ich bin mir sicher, dass ihr beiden fleißig üben und die Technik meistern werdet. – Und jetzt wäre ich euch dankbar, wenn ihr mir beim Aufräumen helfen würdet.“ Sie selbst nahm sich der gebrauchten Leinentücher an. Später würde sie sie auswaschen und abkochen. Nur die Stoffe, die Neji Tenten auf die Wunde gedrückt hatte, würde sie wohl wegwerfen müssen, das viele Blut ließ sich zu schwer auswaschen und blutbefleckte Tücher wollte sie ihren nächsten Patienten nicht anbieten.

Während Hinata und Ino ihrer Bitte Folge leisteten und im vorderen Bereich der großen Höhle die benutzten Schüsseln auswuschen und die Kräuter zurück in das Regal räumten, zog Rin die Laken von den beiden Betten, die sie bei den beiden Behandlungen genutzt hatte und später mit den anderen Sachen waschen würde.

Als sie, die Arme voll mit Laken, nach vorne kam, warteten die beiden Mädchen bereits auf sie. Hinata eilte zu ihr und nahm sie ihr ab, um sie in einem dafür vorgesehen Korb zu verstauen. Rin murmelte einen Dank und setzte sich.

„Ich habe mit Kakashi wegen eurer Ausbildung gesprochen“, sagte sie, als Hinata zurückgekehrt war. „Ich habe die Erlaubnis, mit euch nach draußen zu gehen, wenn wir begleitet werden. Ich dachte, wir könnten morgen früh damit beginnen, dann dürfte es auch noch nicht zu warm sein.“

Ino nickte euphorisch und auch Hinata schien sich darüber zu freuen.

„Ich hatte eigentlich nicht vor, euch so ins kalte Wasser zu werfen wie vorhin bei Tenten, aber das ist die beste Möglichkeit, etwas zu lernen. Bei Tsunade war es auch nicht anders“, erklärte Rin.

Ino verzog das Gesicht. „Es war nur deutlich schlimmer als Tentens Verletzung.“

Rin lachte trocken auf. „Das war wahrlich nicht die beste Art, da gebe ich dir Recht. – Aber lasst uns darüber nicht sprechen, es lässt sich sowieso nicht rückgängig machen.“ Sie stand auf und ging zu den Regalen. Dort wählte sie drei Bücher aus und gab sie an Ino und Hinata weiter. „Das mag vielleicht etwas trocken erscheinen, aber die Theorie gehört nun einmal dazu. Diese Schriften über die Anatomie und Heilkunde solltet ihr euch schon einmal ansehen, das muss nicht sofort sein, wäre aber hilfreich. Wenn ihr Fragen habt, dann stehe ich euch jederzeit zur Verfügung, doch ich kann euch nicht alles erzählen. Sobald hier Patienten auftauchen und sie nichts dagegen haben, wenn ihr bei den Untersuchungen dabei seid, können wir weiter ins Detail gehen. Am lebenden Objekt lernt man eben immer noch am besten.“

Hinata betrachtete nachdenklich das dicke Buch, das sie sich auf den Schoß gelegt hatte. „Meinst du denn, sie lassen uns dabei sein?“

„Es wäre nur zu ihrem Vorteil. Und wenn es ernst ist, nehmen wir doch jede Hilfe an, die wir bekommen können, nicht wahr?“, erwiderte Rin mit einem Lächeln.

„Und… ähm…“ Ino druckste verlegen herum. „Diese Magie…“

Innerlich musste Rin mit dem Kopf schütteln. Ino war einfach unverbesserlich, andererseits würde sie diese Neugierde dazu antreiben, viel zu lernen und nicht aufzugeben. „Ich lasse mir etwas einfallen, um es euch so schnell und effektiv wie möglich beizubringen“, versprach sie. „Um deinen Wissensdurst bis dahin zu befriedigen, Ino, hast du da ein wenig Lesestoff.“

Ino wurde rot und nickte.

„Ihr könnt nun gehen, den Rest schaffe ich alleine. Ich danke euch für eure Hilfe.“ Die beiden Mädchen umklammerten die Bücher, die Rin ihnen gegeben hatte, und wollten gerade die Höhle verlassen, als ihr noch etwas einfiel. „Vielleicht könnt ihr doch noch etwas tun“, meinte sie und zwei Augenpaare musterten sie neugierig. „Sucht euch ein ruhiges Plätzchen und konzentriert euch. Horcht in euch hinein. Um die Magie der Heiler einsetzen zu können, müsst ihr sie erst einmal in euch finden. Ihr werdet wissen, wann es soweit ist.“

Daraufhin strahlten Inos Augen glücklich und Hinata schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Dann war Rin wieder allein. Sie stieß einen leisen Seufzer aus und hätte sich am liebsten kurz hingesetzt und ein wenig ausgeruht, aber sie konnte es nicht leiden, ihre Arbeit nicht zu Ende zu bringen, bevor sie sich Zeit für sich nahm. Also kramte sie die schmutzigen Leinentücher wieder hervor, ging in das Waschzimmer, das zu der Höhle gehörte, und warf die Tücher in die steinerne Wanne. Anschließend erhitzte sie Wasser in einem Kessel über einer kleinen Feuerstelle und schüttete es über die Wäsche in der Wanne. Nun hieß es warten, bis die Tücher genügend eingeweicht waren und sich das Wasser soweit abgekühlt hatte, dass sie ihre Hände problemlos in die Wanne stecken konnte.

Rin beschloss die Zeit zu nutzen, um Kakashi aufzusuchen und seine Erlaubnis einzuholen, damit sie am nächsten Morgen mit Hinata und Ino nach draußen gehen konnte, und vielleicht brauchte man ihre Hilfe in der Küche zur Vorbereitung des Abendessens.

Sie wusch sich rasch die Hände und spritzte sich auch noch ein wenig Wasser ins Gesicht, um sich frisch zu machen, dann kämmte sie noch hastig die zerzausten Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten und ihr ins Gesicht gefallen waren, mit den Fingern. Wahrscheinlich war es albern von ihr, aber sie wollte wenigstens einigermaßen vernünftig aussehen, wenn sie Kakashi gegenüber trat.

Hoffentlich würde sie ihn überhaupt antreffen. Er schien immer überall und nirgendwo zugleich zu sein und tauchte dann ganz plötzlich bei ihr auf. So etwas hatte er früher schon gut gekonnt.

Rin trat aus der großen Höhle, die ihre Praxis darstellte, und drehte das Schild an der Tür um, sodass es anzeigte, dass sie nicht mehr anwesend war. Dann straffte sie die Schultern und ging los, um Kakashi zu suchen.
 

~Ͼ~Ͽ~
 

Konzentriert starrte er die Karte an, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, und doch kreisten seine Gedanken um so viele Dinge gleichzeitig, dass er die zahlreichen feinen Linien gar nicht richtig wahrnahm. Die Situation spitzte sich langsam, aber allmählich zu. Er hatte gewusst, dass dieser Tag irgendwann einmal kommen musste, doch nun schien es ihm, als würde es viel zu schnell gehen. Die Verantwortung, die er als Anführer der Rebellion hatte, lastete immer schwerer auf seinen Schultern und es gab Momente, da wünschte er sich, einfach nur ganz weit weg von alldem zu sein. Aber das konnte er nicht tun. Zu viele Menschenleben standen auf dem Spiel und vielleicht waren sie die letzte Hoffnung für diese Welt.

Der leise Seufzer, der ihm entfuhr, wurde von der Maske, die seine untere Gesichtshälfte bedeckte, gedämpft. Kakashi wusste, wofür er kämpfte, doch langsam wurde er auch des Kämpfens müde. Was er wollte war einfach nur ein ganz normales Leben. Ohne Blut und Tod an jeder Ecke, nur Frieden. Aber um dies zu erreichen, blieb ihm keine andere Wahl als weiter zu machen.

Sein Blick fiel wieder auf die Karte. Sie zeigte das Land Oto, darin waren mit roter Tinte sowohl der geplante Treffpunkt mit Orochimaru eingezeichnet, ein großes Kreuz in einem Kreis, als auch die Gefahrenzonen, in denen sich die Männer von Madara aufhielten. Für seinen Geschmack zeigte die Karte viel zu viel rot und nur wenige grüne Flecke kennzeichneten Gebiete, die laut Orochimaru sicher für sie waren.

Kakashi würde am liebsten einen Rückzieher machen, doch die Fahrt nach Oto war bereits beschlossene Sache, was er selbst zu verantworten hatte, denn schließlich hatte er vor allen anderen der Reise zugestimmt. Er wusste immer noch nicht, ob man Orochimaru trauen konnte und er wollte seine Männer auf keinen Fall ins offene Messer laufen lassen. Andererseits konnten sie nicht mehr ewig warten, um etwas herauszufinden, das ihnen im Kampf gegen Madara nützlich sein könnte. Zwar hatten sie mittlerweile viele Leute, die die Rebellion unterstützten, doch keiner von ihnen könnte etwas gegen Madaras kleines Haustier Kyuubi ausrichten.

Er brauchte dieses Treffen mit Orochimaru, und um dieses zu planen, hatte er eine Versammlung einberufen, die noch an diesem Tag stattfinden würde. Eigentlich müssten die Teilnehmer dieser Runde schon bald bei ihm eintreffen, es wunderte ihn sogar, dass Itachi sich noch nicht bei ihm im Büro eingefunden hatte.

Ein zaghaftes Klopfen an der schweren Holztür ließ ihn aufblicken und verwirrt die Stirn runzeln. Wäre es Itachi, wäre dieser einfach so hereinspaziert gekommen, und die anderen Männer, die er zu ihrem Treffen erwartete, hätten um einiges kräftiger gegen die Tür gehämmert. Schnell verdeckte er die Karte von Oto, dann bat er seinen Besuch herein.

Kakashi war überrascht, als Rin eintrat. Mit ihr hatte er nicht gerechnet. „Rin, was kann ich für dich tun?“

Sie knetet nervös ihre Hände. „Ich hoffe, ich störe dich nicht. Ich wollte auch nur kurz mit dir sprechen.“

Kakashi musste lächeln. „Nein, du störst mich nicht. Der Besuch, den ich erwarte, lässt auf sich warten. Bitte, setz dich doch.“ Er deutete auf einen der einfachen Holzstühle, die vor seinem Schreibtisch standen und Rin kam seiner Aufforderung nach. „Wie geht es Tenten?“, erkundigte er sich.

Rin schien keinesfalls verdutzt, dass er von Tentens Verletzung wusste. „Ich konnte sie problemlos wieder zusammenflicken, trotzdem hat sie viel Blut verloren, deshalb habe ich ihr angeordnet, sich auszuruhen. Ich hoffe nur, sie hält sich auch daran.“ Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Kakashi konnte ihre Reaktion nachvollziehen. Tenten war ein kleiner Hitzkopf und ließ sich nicht gerne etwas sagen, vor allem war sie aber so ehrgeizig, dass es ihr schwerfiel, einfach mal nichts zu tun. „Und was kann ich nun für dich tun?“, erkundigte er sich schließlich.

Rin straffte die Schultern. „Es geht um die kleinen Ausflüge nach draußen, um die ich dich vorhin schon gebeten habe. Ich würde gerne schon morgen früh mit Ino und Hinata nach draußen, wenn es noch nicht allzu warm ist. Das wäre nicht nur eine gute Übung für die beiden, sondern auch gut für mich, denn mein Kräutervorrat müsste dringend aufgefüllt werden.“

Kakashi nickte verstehend und wurde nachdenklich. „Eine Heilerin ohne die nötigen Hilfsmittel wäre natürlich wirklich tragisch. Ihr braucht also ein paar Begleiter, die auf euch aufpassen. Ich denke, es wird kein Problem, ein paar Freiwillige zu finden. Diejenigen, die nicht gerade den Wachen draußen zugeteilt sind, sind bestimmt froh, einen Anlass zu haben, um hier mal rauszukommen.“ Eigentlich war es ziemlich peinlich, dies zuzugeben, und gerne würde er es anders haben, seine Leute nach draußen gehen lassen, wie es ihnen beliebte, doch das war zu riskant. Wenn zu viele durch den Dschungel trampelten, würde es selbst den wenigen Bewohnern Sunas auffallen, die sich in den Wald hinein wagten.

Rin jedoch wirkte erleichtert ob seiner Entscheidung und sie lächelte dankbar. „Du weißt, wie viel mir das bedeutet.“

Oh ja, das wusste er ganz genau. Seit Tsunade sie damals als Lehrling angenommen hatte, lebte sie für ihre Berufung als Heilerin. Er konnte sich noch genau an ihr Lachen erinnern, ihre strahlenden Augen, wenn sie jemandem das Leben gerettet hatte, und an die bitterlich vergossenen Tränen und das kehlige Schluchzen, als sie ihren ersten Toten zu beklagen hatte. Sie war so zerbrechlich gewesen und obwohl sie damals nur Tsunade assistiert hatte, zerfraßen sie die Schuldgefühle. Er dachte an die beruhigenden Worte, die Obito ihr zugeflüstert hatte, und daran, wie er selbst nur hilflos daneben gesessen und ihr den Rücken getätschelt hatte. Noch nie war er gut darin gewesen, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen…

Energisch schob er diese Erinnerungen zur Seite und räusperte sich. „Also, ich werde mit ein paar Leuten sprechen und euch morgen früh wecken lassen, damit ihr zur Morgendämmerung aufbrechen könnt. Versprich mir aber, dass ihr euch nicht länger draußen aufhaltet als unbedingt nötig.“ Auch wenn er Rin in ihrem Wunsch nur ungerne einschränken wollte, so blieb ihm doch keine andere Wahl.

„Natürlich, wir beeilen uns. Ich danke dir.“ Rin schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Sehen wir uns dann beim Abendessen?“

„Nein, ich denke nicht, dass wir bis dahin fertig sind.“ Das Essen würde schon in einer halben Stunde beginnen und ihre Versammlung hatte noch nicht einmal begonnen.

Rin runzelte nachdenklich die Stirn. „Du isst viel zu selten. Nimm dir mehr Zeit für dich.“

„Ich werde es versuchen.“ Wieder musste Kakashi lächeln. Es sah Rin ähnlich, dass sie sich Sorgen machte, doch er wusste auch, dass er ihr diesen Gefallen nicht tun konnte.

Er schien nicht allzu überzeugend geklungen haben, denn sie musterte ihn misstrauisch. Sie öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, und er ahnte, dass sie ihn zurecht weisen wollte, da öffnete sich die Tür hinter ihr und Itachi spazierte in sein Büro, begleitet von Pakkun und Gaaras Bruder Kankuro.

Rin zuckte erschrocken zusammen, sammelte sich aber schnell wieder. „Also, danke noch mal“, murmelte sie in seine Richtung, dann quetschte sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen an den beiden anderen Männern vorbei nach draußen.

Kakashi konnte nicht anders, als seufzend das Gesicht in den Händen zu vergraben. Einerseits war er froh, ihrem forschenden Blick entkommen zu sein, bei dem er sofort ein schlechtes Gewissen bekam, andererseits verfluchte er sich dafür, sie einfach so gehen gelassen zu haben, denn diese merkwürdige Situation, in der sie sich eben noch befunden hatten, würde bei ihrem nächsten Treffen gewiss zwischen ihnen stehen.

Er blickte erst wieder auf, als Itachi ihm auf die Schulter klopfte. „Ich hoffe, wir haben dir da jetzt nicht irgendwas kaputt gemacht“, raunte er ihm zu. Er klang ehrlich schuldbewusst.

Doch Kakashi schüttelte den Kopf. „Da ist nichts, was man kaputt machen könnte“, erwiderte er leise. Es war schließlich kein intimer Moment zwischen ihnen gewesen. Da hätte er Asuma und Kurenai stattdessen viel lieber zurecht gewiesen, weil sie gerade dann gestört hatten, als sich Rin überraschend in seine Arme geworfen hatte, um sich bei ihm dafür zu bedanken, dass sie nun ihre eigene kleine Heilpraxis bekommen hatte. Aber vielleicht war es auch ein Fehler gewesen, sich diesen Luxus zu erlauben, sie in seinen Armen halten zu dürfen, ihren warmen Körper an seinen gepresst…

Seine Gedanken gingen erneut mit ihm durch und er zwang sich, all diese wirren Gefühle zur Seite zu schieben. Er musste sich nun konzentrieren, an die Rebellion und ihr Vorhaben denken.

Kakashi stand auf, griff sich die Karte, die er unter den anderen Dokumenten versteckt hatte, als Rin zu ihm gekommen war, und folgte den anderen zu dem großen, runden Holztisch, an dem sie ihre Versammlungen abhielten. Während sich Itachi und Kankuro schon setzten und sich gegenseitig anschwiegen, bleib Kakashi stehen, stützte sich nur an der Lehne seines Stuhls ab. Sie waren noch nicht vollzählig, er erwartete noch Asuma, Gai und Shikamaru. Gai kam schließlich nach wenigen Minuten des Wartens, Shikamaru und Asuma bildeten kurz danach den Abschluss.

„Da wir nun vollzählig sind, lasst uns anfangen.“ Kakashi breitete die Karte aus und legte sie in die Mitte des Tisches, dann nahm er ebenfalls seinen Platz ein.

Asuma zog die Karte zu sich heran und musterte sie neugierig. Dann blickte er überrascht zu Kakashi auf. „Was wollen wir in Oto?“

Kakashi warf Itachi einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich dachte du hättest sie aufgeklärt, als du sie darum gebeten hast, hierher zu kommen.“

„Tut mir ja leid.“ Itachi grinste entschuldigend. „Ich konnte niemanden von ihnen lange genug alleine erwischen und wollte die Neuigkeiten nicht einfach so herumposaunen. Wer weiß, was das ausgelöst hätte, mal davon abgesehen, dass es sich wie ein Lauffeuer verbreitet hätte.“

„Itachi meinte nur, es sei wichtig und er klang ernst, deshalb bin ich hier“, meldete sich Gai zu Wort. „Trotzdem würde ich gerne erfahren, was hier los ist.“

Alle sahen erwartungsvoll zu Kakashi.

Dieser räusperte sich und beschloss, nicht lange um die ganze Sache herum zu reden. „Madara hat Oto eingenommen. Die Karte zeigt die Gebiete, die von seinen Leuten besetzt wurde, sowie jene, von denen Orochimaru ausgeht, sie seien sicher. Das X kennzeichnet unseren Treffpunkt mit ihm.“

Asuma vergrub das Gesicht in seinen Händen, rieb sich in einer beinahe müden Bewegung die Augen. Kakashi konnte hören, wie er ein- und laut wieder ausatmete. „Bitte sag mir nicht, dass du tatsächlich vorhast, nach Oto zu segeln, diese falsche Schlange von Orochimaru zu treffen und uns alle damit in Gefahr bringen willst.“

„Glaub mir, Asuma, wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Aber Madara breitet seine Macht immer weiter aus, uns läuft die Zeit davon. Ich muss zu diesem Treffen. Jede noch so kleine Information ist unendlich kostbar in diesem Kampf.“ Auch wenn er es nicht gerne sagte, jedes einzelne Wort war sein voller Ernst.

„Mich würde erst einmal etwas ganz anderes interessieren“, mischte sich Shikamaru ein. „Wie kommt Orochimaru gerade auf uns? Wir versuchen, unsere Existenz so gut wie eben möglich geheim zu halten und doch erreicht uns seine Nachricht.“

„Die Nachricht ging ursprünglich an Gaara“, erklärte Kankuro. „wir haben sie lediglich weitergeleitet. Wie Orochimaru allerdings von der Rebellion erfahren hat, wissen wir auch nicht.“

Asuma fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das könnte eine Falle sein. Wer weiß, wo wir hinein laufen, wenn wir nach Oto segeln. Eine ganze Armee könnte auf uns warten und Madara hat Orochimaru nur als Köder benutzt.“

Natürlich war Kakashi dieser Gedanke auch schon gekommen. Aber blieb ihm denn eine Wahl? Sollte es tatsächlich Madara sein, der von ihnen erfahren hatte und nun Orochimaru für seine Zwecke benutzte, dann waren sie sowieso verloren, wenn er sie schon hier in Suna gefunden hatte. Wenn es jedoch wirklich nur das ehemalige Oberhaupt von Oto war, das nach ihrer Hilfe verlangte, dann hatten sie immerhin noch eine Chance. Zumindest, wenn Orochimaru sein Wort hielt, und dafür wollte Kakashi seine Hand nicht ins Feuer legen.

„Hätte Madara seine Finger im Spiel, wären wir alle längst tot. Er wäre hierher gekommen und hätte uns mit einem Angriff überrascht, anstatt nur ein paar von uns nach Oto zu locken und damit vorzuwarnen“, meinte Itachi energisch und sprach damit Kakashis Gedanken aus.

„Ihr seid doch verrückt“, seufzte Gai und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Es dauerte einen Moment, doch schließlich machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit. „Aber genau das mag ich so an euch. Als ich der Rebellion beitrat, da schwor ich mir, dass ich euch folgen würde, egal, wohin es mich auch führt. Und hier sitze ich nun und sage euch: Ich werde euch begleiten.“

Kakashi spürte, wie ihn die Erleichterung durchströmte, als sein Freund seinem Vorhaben zustimmte. „Das hatte ich gehofft, Gai. Ich danke dir.“

„Es könnte tatsächlich funktionieren“, murmelte Shikamaru vor sich hin. „Natürlich hoffe ich, dass es wirklich nur Orochimaru sein wird, mit dem wir es zu tun bekommen, aber sollte es zu einem Notfall kommen, könnten wir ein paar dieser Rauchbomben verwenden, die Tenten entwickelt hat, um uns einen Vorsprung bei der Flucht zu verschaffen. Außerdem gute Kämpfer zur Verteidigung, aber zumindest genug Leute, um die Chidori zu steuern.“

„Dürfen wir darauf vertrauen, dass du mit uns gehst, Shikamaru?“, hakte Itachi nach.

„Dieses Vorhaben ist äußerst mühsam, aber ich werde mitkommen“, bestätigte Shikamaru. „Außerdem wäre ich gerne bei diesem Treffen dabei, um mir das anzuhören, was Orochimaru zu berichten hat.“

Dagegen hatte Kakashi nichts einzuwenden. Shikamaru war sehr intelligent und ein Planungsgenie, es konnte absolut nicht schaden, wenn er bei dem Gespräch dabei war.

Entnervt kniff sich Asuma mit zwei Fingern in die Nasenwurzel. „Kakashi, du weißt, dass wenn ich dich begleite und ich dabei umkomme, ich dich als Geist verfolgen und mit mir ins Reich der Toten nehmen werde, aus Rache dafür, dass ich mein Kind nicht mehr in den Armen halten durfte.“

„Ich werde nicht zulassen, dass auf dieser Mission auch nur einer von uns sein Leben lässt, Asuma. Ich möchte deinem Kind nicht den Vater nehmen, bevor ihr überhaupt die Chance hattet, euch kennenzulernen.“ Kakashi wusste nicht, ob er Wort halten würde, wenn es zum Ernstfall kam, doch er wollte trotzdem alles tun um zu verhindern, dass seine Freunde sterben würden.

„Ich weiß, dass du es ernst meinst“, sagte Asuma langsam, „deshalb könnt ihr auf mich zählen.“

Kakashi nickte Asuma dankbar zu. Ihm war nur allzu bewusst, wie viel Überwindung seinen Freund es kostete, sie zu begleiten. Er hatte schon nur widerstrebend zugestimmt, ihn nach Konoha zu begleiten, um ein paar Neuankömmlinge ins Boot zu holen.

„Wer wird noch mit uns kommen?“, erkundigte sich Shikamaru, hing dabei aber noch immer dicht über der Karte von Oto. „Zu fünft werden wir nicht sehr weit kommen.“

„Zu sechst“, warf Kankuro ein. „Ich werde ebenfalls mit euch gehen, als Stellvertreter für Suna.“

Itachi lehnte sich in seinem Stuhl vor. „Natürlich brauchen wir mehr Leute und wir haben uns auch schon ein paar Gedanken darüber gemacht, wen wir mitnehmen könnten, aber wir sind genauso offen für eure Vorschläge.“

„Lee ist ein sehr talentierter Junge“, sagte Gai sofort und Kakashi überraschte es nicht, dass er ihn für die Mission vorschlug. Seit Lee zur Rebellion gehörte, klebten die beiden förmlich aneinander und Gai brachte dem Jungen alles bei, was er wusste. Es war keine schlechte Idee, ihn mitzunehmen, auch wenn ihm nicht ganz wohl bei der Sache war, zu viele Jugendliche an Bord zu haben, die ihr Leben noch früh genug aufs Spiel setzen würden, wenn sie sich Madara erst einmal entgegen stellten.

„Neji ist ein verdammt guter Kämpfer“, meinte Shikamaru nachdenklich. „Das war er schon gewesen, als ich Konoha damals verließ, aber er hat schon jetzt unter Beweis gestellt, dass er noch einmal eine Menge dazu gelernt hat. Und ich bin sicher, dass er sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.“

„An Neji hatte ich auch schon gedacht. Vorhin erst hat er sich einen beeindruckenden Kampf mit Tenten geliefert“, erwiderte Kakashi. „Und ich würde auch gerne Tenten mitnehmen. Sie hat Ahnung von Waffen und auch, wie sie mit ihnen umzugehen hat. Durch sie können wir auf alle möglichen Situationen vorbereitet sein.“

„Was ist denn mit Naruto?“, schlug Gai vor. „Er wollte sich schon lange beweisen, und –“

„Nein!“ Kakashis Worte waren so energisch, dass sie Gai sofort verstummen ließen. Alle Augenpaare richteten sich auf ihn und keiner von ihnen schien es zu wagen, ihm auch nur ansatzweise zu widersprechen.

Für einen Moment starrten sich die beiden Männer schweigend über den Tisch hinweg an, doch dann nickte Gai langsam. „In Ordnung. Die Entscheidung liegt bei dir.“

Erst, als er sich langsam gegen die Stuhllehne sinken ließ, bemerkte Kakashi, wie angespannt er ob Gais Vorschlag gewesen war. Vielleicht hatte er übertrieben reagiert und er wusste, dass er Naruto in Watte gepackt hatte und ihn am liebsten nie wieder daraus hervor holen wollte, aber er wollte ihn auch nicht unnötig in Gefahr bringen. Nicht, nachdem er ihn in jener Nacht gerettet hatte. Es war noch nicht die Zeit gekommen, da Naruto die ihm vorherbestimmte Rolle einnehmen sollte.

Itachi räusperte sich unbehaglich. „Nun, wir haben noch eine Woche Zeit, uns zu entscheiden. Ich werde mich unauffällig umhören, um noch ein paar Leute zusammenzutrommeln. Am besten, wir setzen noch ein weiteres Treffen an, dann hat jeder von uns Zeit, sich Gedanken zu machen und wir tauschen die Ideen aus, bis wir einen handfesten Plan haben.“

Die anderen stimmten ihm murmelnd zu. Itachi hatte damit ihre Besprechung beendet, Stühle schabten über den Steinboden, als sie zurückgeschoben wurden und langsam entwickelten sich zwanglose Gespräche zwischen den Männern. Nur Kankuro zögerte noch.

„Kankuro, ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Itachi.

„Ja“, erwiderte dieser unschlüssig. „Ich überlege nur gerade, dass es doch nicht schlecht wäre, die Heilerin mitzunehmen. Falls etwas passiert, könnte sie helfen.“

Kakashi erstarrte bei seinen Worten augenblicklich in seiner Bewegung, einen Moment später spürte er deutlich die besorgten Blicke von Itachi, Asuma und Pakkun auf sich. Beinahe hätte er laut aufgelacht, dass seine Freunde genau wussten, was in ihm vorging. Welch Ironie, dass sie ihn besser kannten als er sich selbst. Doch er musste zugeben, dass er von Kankuros Idee nicht gerade begeistert war. Der Gedanke daran, dass Rin mit nach Oto kam und sich dabei in Gefahr begab, behagte ihm gar nicht. Er hatte Angst, dass er sie nicht beschützen und dadurch verlieren könnte.

Kankuro schien verwirrt ob der plötzlichen Stille, die in dem Raum herrschte. „Habe ich etwas Falsches gesagt? Es war nur eine Idee, sie muss nicht unbedingt -“

„Nein“, sagte Kakashi schnell. „Ich werde mit ihr sprechen.“

Kankuro nickte und beließ es dabei, dann klopfte er Kakashi freundschaftlich auf die Schulter und folgte Gai, Shikamaru und Asuma nach draußen.

Langsam schob Kakashi jeden einzelnen Stuhl an den Tisch, nahm die Karte von Oto und rollte sie zusammen. Mit den anderen Dokumenten schloss er sie in seinem Schreibtisch ein, den Schlüssel steckte er sich in die Hosentasche.

„Was ist los mit dir, Kakashi?“

Überrascht fuhr er herum und fand Itachi vor. Er hatte angenommen, dass dieser den anderen gefolgt war. War er etwa so durch den Wind, dass er unvorsichtig wurde?

Itachi trat an ihn heran. „Wir haben noch eine Woche Zeit, uns zu entscheiden“, sagte er sanft. „Versuch einfach, heute Abend nicht mehr darüber nachzudenken. Nimm dir Zeit für dich, um den Kopf frei zu bekommen.“

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Du weißt, dass ich das nicht kann.“

„Richtig, dein Verstand scheint nie abzuschalten“, bemerkte Itachi verbittert. Dann ließ er das Thema auf sich beruhen und schob Kakashi vor sich her Richtung Tür. „Genug jetzt!“, bestimmte er mit Nachdruck.

Kakashi ließ ihn gewähren. Doch der Gedanke, Rin mit nach Oto zu nehmen, schwirrte weiterhin in seinem Kopf umher und unwillkürlich versteifte er sich. „Meinst du, ich sollte sie mitnehmen?“, fragte er leise.

Itachi hielt inne, bevor er ihm antwortete. „Ich weiß, dass sie dir sehr wichtig ist, das musst du mir nicht einmal erzählen. Und deshalb möchtest du sie in Sicherheit wissen, was ich auch vollkommen verstehen kann. Aber glaubst du nicht auch, dass sie zu dieser Zeit nirgendwo sicher ist, egal wo sie sich gerade befindet? In Konoha saß sie direkt in der Höhle des Löwen, sie war immer direkt vor Madaras Nase, und glücklich war sie dort ganz bestimmt nicht. Zwar leben wir in der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, aber hier scheint sie doch wenigstens glücklich zu sein. Hier sind ihre Freunde, die sie über all die Jahre verlassen haben – hier bist du.“ Mit jedem seiner Worte klang Itachi entschlossener und seine Stimme schwoll immer weiter an, um ihnen Nachdruck zu verleihen. „Sicherlich wirst du mich dafür hassen, aber du solltest ihr zeigen, was sie dir bedeutet und dass sie wichtig für die Rebellion ist, indem du sie mitnimmst.“

Es schmerzte Kakashi, diese Worte zu hören, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass Itachi Recht hatte. Jahrelang hatte er sie aus allem heraus gehalten, weil er glaubte, sie dadurch beschützen zu können. Dabei hatte er sie damit Madara genau vor die Nase gesetzt und zugelassen, dass dieser sie verletzen könnte. Wieder einmal schalt er sich für seine Dummheit, so blind gewesen zu sein. Jedoch hatte er nun die Chance, es wieder gut zu machen. Er hatte schon damit angefangen ihr zu zeigen, dass sie wichtig für die Rebellion war, indem er ihr eine Höhle als Behandlungszimmer zuteilte und sie so ihr Geschick als Heilerin unter Beweis stellen konnte. Die Erinnerung an ihre stürmische Umarmung ließ seinen Puls augenblicklich höher schlagen, doch er war sich Itachis Anwesenheit bewusst und musste seine aufgewühlten Gefühle in den Griff bekommen. Als hätte dieser nicht seine eigenen Sorgen und Probleme, befasste sich Itachi nun auch noch mit den seinen. Auf ihrer beider Schultern lag eine unglaublich große Last, und sie waren beide erschöpft. Kakashi wollte es nicht noch schlimmer machen.

„Danke“, sagte er leise und Itachi nickte.

Itachi schob ihn wieder vor sich her. „Na komm, lass uns mal schauen, ob wir in der Küche noch etwas zu essen für uns finden. Ich habe langsam wirklich Hunger.“

Kakashi bewunderte Itachi dafür, dass er diese Unbeschwertheit einfach aus dem Ärmel schütteln konnte, um nicht zeigen zu müssen, wie es wirklich um ihn stand. Er hoffte einfach, dass Madaras elendige Herrschaft bald ein Ende haben würde, damit sie endlich ein ganz normales Leben führen konnten. Vielleicht konnte Itachi sich dann doch verstellen, ein gemeinsames Leben mit Temari führen zu wollen, und in ihm selbst regte sich der Wunsch, seine Zukunft an Rins Seite verbringen zu dürfen…

Sie traten aus der Tür zu seinem Arbeitszimmer, die Kakashi hinter ihnen sorgfältig verschloss. Er überlegte gerade, ob er Itachi nicht alleine in die Küche gehen lassen sollte, um sich in seine Räumlichkeiten zurückzuziehen, da fiel ihm der Weidenkorb ins Auge, der neben der Tür an der Wand stand. Verdutzt nahm er den Korb näher in Augenschein. Er war gefüllt mir frisch gebackenem Brot, einer kleinen Schale mit Butter, Käse und Wurst, und sogar eine Flasche Wein fand er darin.

„Na, wer dir den wohl hiergelassen hat“, meinte Itachi belustigt und stieß ihm mit einem wissenden Grinsen den Ellenbogen in die Seite. „Ich gehe dann mal alleine weiter, du bist ja gut versorgt.“ Mit einem letzten Zwinkern ließ Itachi ihn tatsächlich stehen.

Kakashi stand noch immer starr mitten im Gang, den Korb mit seinem Abendessen in Händen, einfach fassungslos. Nur langsam setzte er sich wieder in Bewegung und schlug den Weg zu seinem Zimmer ein. Dort angekommen, zündete er eine der Öllampen an, die den Raum mit einem sanften Licht erleuchtete. Erst nachdem er den Inhalt des Korbes auf dem kleinen Tisch ausgebreitet hatte, entdeckte er ein Blatt Papier an dessen Boden. Er faltete es auseinander und fand eine Nachricht für sich.
 

Weil ich weiß, dass du sonst wieder nichts essen würdest.

Rin
 

Kakashi war vollkommen überwältigt. Es war nur eine kleine Geste, und doch bedeutete sie für ihn die Welt. Er war ein solcher Vollidiot gewesen, hatte sie all die Jahre alleine gelassen, ignoriert, sie einer unglaublichen Gefahr ausgesetzt. Er verdiente ihre Gnade nicht, nicht ihre Gutmütigkeit und auch nicht ihre Zuneigung. Und doch war er so egoistisch, all das von ihr haben zu wollen und noch viel mehr. Kakashi wusste, er würde erst wirklich glücklich sein und seinen Frieden finden, wenn diese Frau ihm mit Haut und Haaren gehörte, nur ihm ganz allein.
 

~Ͼ~Ͽ~
 

Hinata schlug müde die Augen auf, geweckt durch ein leises Klopfen an ihrer Tür. Es kam ihr vor, als hätte sie noch nicht lange geschlafen, und obwohl sie nicht wusste, wie spät es war, so musste es noch früh am Morgen sein. Mit einem leichten Seufzen drehte sie sich auf die andere Seite und zog die Decke enger um ihren Körper. Sollte ihr Besucher doch später wiederkommen, wenn es so wichtig war.

Erneut klopfte es. „Hinata, bist du wach? Wir wollen gleich los.“ Rins Stimme drang leise durch die Tür.

Plötzlich konnte Hinata gar nicht schnell genug aus ihrem Bett kommen. Wie hatte sie nur vergessen können, dass Rin mit ihr und Ino draußen nach frischen Heilpflanzen suchen wollte? Rasch öffnete sie der Heilerin die Tür. Sie schämte sich dafür, verschlafen zu haben, dabei gab sich Rin solche Mühe mit ihnen und eröffnete ihnen mit der angebotenen Ausbildung ganz neue Möglichkeiten. Hinata wollte sie nicht enttäuschen. „Guten Morgen“, murmelte sie leise.

„Guten Morgen“, grüßte Rin freundlich zurück. Falls sie sauer auf Hinata war, ließ sie sich nichts anmerken. Sie musterte sie nur kurz und lächelte. „Ino ist auch noch nicht fertig. Beeilt euch einfach ein wenig, bevor es zu spät wird. Wir treffen uns vorne am Eingang.“

Hinata nickte und blickte Rin nach, die schon vorging. Sie war erleichtert, dass auch Ino verschlafen hatte und nicht nur sie selbst ihre heutige Mission verzögerte. Hastig erledigte sie ihre Morgentoilette und zog sich eine lange Leinenhose über, um ihre Beine vor möglichen Hautreizungen bei giftigen Pflanzen zu schützen, sowie ein leichtes Hemd. Dann packte sie ihre Tasche und steckte auch das Kräuterbuch ein, das sie von Zuhause mitgebracht hatte. Sicher war sicher, vielleicht konnte sie es noch gut gebrauchen.

Als sie schließlich ihr Zimmer verließ und Richtung Ausgang lief, traf sie auf Ino, die sich müde die Augen rieb und herzhaft gähnte.

„Schön doof, dass wir so früh aufstehen müssen, damit wir nicht riskieren, erwischt zu werden“, murmelte sie schläfrig und trottete neben Hinata her.

Die junge Hyuuga konnte über Inos Kommentar nur milde lächeln. Zwar war sie genauso erschöpft, aber ihr steckte auch noch immer die Aufregung der letzten Tage in den Knochen. Hier gab es so viel Neues zu erleben, dass sie glaubte, sich nie daran gewöhnen zu können. Sie war gespannt auf jeden Tag, gab sich Mühe, sich in die Gruppe der Rebellion zu integrieren, half den anderen Frauen in der Küche, wo sie gemeinsam lachten, und sie hatte am vorigen Tag sogar noch eine ruhige Minute vor dem Schlafengehen dazu genutzt, mit überkreuzten Beinen und geschlossenen Augen auf ihrem Bett zu sitzen und tief in sich hinein zu hören, so wie Rin es ihnen erklärt hatte. Sie hatte versucht, ihren Atem ganz ruhig werden zu lassen und hatte in Gedanken jeden Winkel ihres Körpers abgesucht, an dem sich bei ihr die alte Heilermagie versteckt haben könnte. Doch vielleicht hatte sie sich zu sehr konzentriert, denn es war nichts passiert. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, zumindest nicht, dass es gleich beim ersten Mal funktionieren würde, trotzdem war sie ein wenig enttäuscht gewesen.

Sie gingen das letzte Stück und erreichten schließlich den Eingangsbereich. Nur wenige der Fackeln waren angezündet worden, flackernd warfen sie lange, schwarze Schatten an die Höhlenwände. Gedämpft drangen Stimmen zu ihnen herüber und Hinata konnte drei Personen ausmachen, die sich leise unterhielten.

„Das hätte ich mir ja denken können“, bemerkte Ino und deutete zu der kleinen Gruppe. „Naruto lässt doch keine Gelegenheit aus, hier rauszukommen, auch wenn er dafür früher aufstehen muss.“

Tatsächlich entdeckte sie Naruto, als sie näher kamen. Er stand neben Rin, ein breites Grinsen aufgesetzt und sein blondes Haar reflektierte das Licht, das die Fackeln warfen.

Als er sie bemerkte, hob er den Arm und winkte aufgeregt. „Oi! Ino, Hinata! Da seid ihr ja endlich.“

Auch die anderen beiden drehten sich nun zu ihnen um. Wie sich herausstellte, war ihr anderer Begleiter bei diesem Ausflug Uchiha Itachi. Hinata war verwundert, dass gerade einer der beiden Anführer der Rebellion sich dazu bereit erklärt hatte, auf sie aufzupassen, während sie in dem Urwald nach Heilpflanzen suchen gingen. Aber vielleicht wollte Itachi auch einfach mal ein bisschen auf andere Gedanken kommen, was Hinata ihm nicht verübeln würde.

Sie wünschten sich einen guten Morgen und Rin bot ihnen allen eine Paste an, die sie am Vortag noch zubereitet hatte und sie gegen Insektenstiche schützen würde, dann gingen sie gemeinsam los, schlängelten sich durch die verborgene Felsspalte und kamen schließlich zu dem laut donnernden Wasserfall, der den Eingang zu den Höhlen versteckte.

Tief atmete sie die frische Morgenluft ein. Zwar war es noch ein wenig frisch draußen, doch die tropische Luftfeuchtigkeit war trotzdem schon zu spüren, und obwohl Ino und sie verschlafen hatten, hatten sie noch nicht viel Zeit verloren, denn noch war die Sonne nicht aufgegangen. Die Dämmerung ließ den Urwald, der vor ihnen lag, ein wenig unheimlich erscheinen, und plötzlich war Hinata sehr froh darüber, dass sie nicht mit den anderen beiden Frauen alleine waren, sondern dass Naruto und Itachi sie begleiteten und aufpassten, dass ihnen nichts passierte.

Itachi ging voran und führte sie in das Dickicht, während Naruto den Schluss ihrer Gruppe bildete. Das Rauschen des Wasserfalls erstarb und augenblicklich vernahm Hinata nur noch die Geräusche des Dschungels – Rascheln, Brummen, Schreie von Tieren. Schwüle Luft schlug ihr entgegen und sie war froh, dass sie die Hitze des Tages vermieden hatten.

Sie waren noch nicht weit gegangen, als Rin ruckartig stehen blieb und fasziniert einen mittelgroßen Baum mit dünnem Stamm und großen, grünen Blättern anstarrte. „Das gibt es doch nicht“, sagte sie verwundert, lächelte aber. „Das ist Wilder Yams!“ Sie trat näher an den Baum heran, betrachtete ihn genauer, schabte mit dem Stiefel in der Erde.

Hinata musste beschämt feststellen, dass sie noch nie etwas von Wildem Yams gehört hatte, allerdings musste er auf irgendeine Art und Weise hilfreich sein, denn sonst wäre Rin nicht so begeistert davon, einen entdeckt zu haben. In Konoha hatte sie solch einen Baum noch nie gesehen.

Ino gesellte sich zu Rin. „Diese Bäume habe ich hier noch nicht oft zu Gesicht bekommen, aber das ist auf jeden Fall nicht das einzige Exemplar“, erzählte sie. „Für mich war es immer nur ein ganz normaler Baum, nicht groß gewachsen, keine Blüten. Wofür ist er wichtig?“

Das fragte sich Hinata allerdings auch, und die Jungs schienen ebenfalls neugierig zu sein.

Rin bückte sich, zog eine kleine Schaufel und ein Messer aus ihrer Tasche und grub die Humuserde um. „Ich habe auch nur davon gelesen, weil sie eher in tropischen Gebieten zu finden sind. Die Wurzeln werden getrocknet und zu Tee verarbeitet. Männer werden damit wohl nichts anfangen können, aber für uns Frauen sind diese Wurzeln sehr praktisch. Sie helfen bei Menstruationsbeschwerden und, das könnte Kurenai interessieren, sie sind geburtserleichternd. Außerdem sollen sie, je nach Einnahmezeitpunkt, entweder die Fruchtbarkeit fördern oder verhütend wirken. Darüber ist man sich allerdings nicht ganz einig und ein genauer Zeitpunkt wurde auch nicht beschrieben, deshalb würde ich es nicht darauf ankommen lassen.“

Hinata spürte, wie sie rot wurde, denn solche Frauenthemen waren normalerweise nicht etwas, worüber sie in Gegenwart von Männern sprechen würde. Unauffällig schielte sie zu ihren beiden Begleitern: Naruto kratzte sich verlegen an der Wange, Itachi hingegen wirkte eher unbeeindruckt. Rin schien es ebenfalls überhaupt nichts auszumachen, denn sie kratzte in der feuchten Erde nach den Wurzeln des Baumes und Ino stand ihr dabei tatkräftig zur Seite.

Sie beeilte sich, um den beiden zu helfen und nicht dumm daneben zu stehen und bei der Arbeit zuzusehen. Rin zauberte nun auch ein Behältnis aus ihrer Tasche, in dem sie die Wurzeln verstauen konnten. Gemeinsam gruben sie in der Erde und stießen schließlich auf die eng verzweigten Wurzeln des Wilden Yams.

Rin schnitt großzügig Teile aus der Erde, wischte den Dreck so gut es ging ab und verstaute diese anschließend. Selig lächelnd wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und verteilte dabei den Schmutz in ihrem Gesicht, ohne sich daran zu stören. Ino und bestimmt auch sie selbst sahen sicherlich keinen Deut besser aus und da sie gerade erst mit ihrer Arbeit begonnen hatte, würde es nun auch nichts bringen, zimperlich im Hinblick auf ihr Äußeres zu sein.

Rin schob die aufgewühlte Erde zurück in das Loch, das sie geschaufelt hatten und trat sie fest. Bevor es allerdings weiter ging, reichte Itachi eine Flasche mit Wasser herum und Hinata trank gierig ein paar Schlucke.

Sie liefen tiefer in den Urwald hinein und hielten dabei die Augen offen. Ino fand schließlich Kapuzinerkresse, ein Kraut mit schirmförmigen Blättern und Blüten in einer gelborangenen Farbe. Die frisch gepflückten Blätter und Blüten halfen gegen Hustenreiz bei Erkältungen.

Hinata schließlich war sehr stolz, da auch sie mit ihrem Wissen glänzen konnte, als sie eine Pflanze namens Portulak entdeckte. Portulak ähnelte Feldsalat mit kleinen gelben Blüten. Frisch gepresster Pflanzensaft oder auch ein Aufguss der Portulaksamen wirkte gegen Darmparasiten und Würmer, sowie bei Blasenentzündung. Wurde er in kleinen Mengen unter Salat gemischt, konnte er auf milde Weise die Verdauungstätigkeit anregen.

Hinata hatte sehr viel Spaß und während sie Kräuter sammelten, erklärte Rin ihnen die verschiedenen Aufbereitungsmöglichkeiten und wie und warum sie in der Medizin eingesetzt wurden.

Schließlich kamen sie an einem Baum vorbei, der Hinata an die Obstbäume von Zuhause erinnerte. Dieser hier trug ebenfalls Früchte. Sie erinnerten mit ihrer grellgrünen Farbe an Limetten, waren aber eher birnenförmig.

„Das ist eine Bergamotte“, erzählte ihnen Ino. „Absolut nicht genießbar.“

„Dieses Zeug schmeckt furchtbar!“, warf Naruto ein und er verzog angewidert das Gesicht. „Total sauer. Als wir hierher kamen, dachten wir, wir könnten sie essen, aber da lagen wir falsch.“

Rin wirkte nachdenklich. „Irgendwie habe ich schon einmal von dieser Pflanze gehört“, murmelte sie, „ich weiß nur nicht mehr, wo das gewesen sein könnte.“

Hinata zog ihr Buch aus der Tasche und reichte es Rin. „Vielleicht steht hier etwas drin.“

Rin lächelte dankbar. „Gut, dass du daran gedacht hast, ich habe nur ein paar Schalen und Gläser eingepackt, um alles zu verstauen, was wir finden.“ Sie blätterte durch die Seiten und wurde tatsächlich fündig. „Hier ist es, die Bergamotte. Nicht essbar, aber wenn ihr Fruchtfleisch zu Öl verarbeitet wird und in einen Tee gibt, hilft sie gegen Koliken, bei äußerer Anwendung gegen Frostbeulen.“ Sie klappte das Buch zu und gab es Hinata zurück. „Nun ja, ich denke nicht, dass wir hier große Probleme mit Frostbeulen haben werden, aber etwas gegen Koliken da zu haben, ist gar nicht so schlecht.“ Kurzerhand pflückte sie also drei der Früchte und steckte sie in die Tasche.

Naruto war nun auch auf etwas aufmerksam geworden und deutete auf ein Kraut, das nahe bei der Bergamotte wuchs. „Was ist denn damit?“, erkundigte er sich. „Das sieht so ähnlich aus, wie das, was ihr vorhin gesammelt habt.“

Rin bückte sich und betrachtete die Pflanze genauer. Mit ihren gelben Blüten sah sie wirklich ein wenig aus wie du Kapuzinerkresse, allerdings waren diese länglicher und die Blätter nicht schirmförmig. „Da würde ich die Finger von lassen, Naruto“, meinte Rin ernst. „Sieht mir ganz nach Färberginster aus. Wenn du den nimmst, dann löst das im besten Falle Erbrechen aus, wenn du Pech hast, bleibt das Kraut aber im Körper und führt zu Vergiftungen.“

Naruto wich sofort zurück, als er dies hörte, und Rin musste lachen. „Du siehst also, es ist nicht alles Gold, das glänzt. Viele Pflanzen sehen zwar schön aus, sind aber für uns hochgiftig.“

Erst ein paar Meter weiter wurden sie wieder fündig, als Rin auf eine etwa eineinhalb Meter hohe Staude deutete, an der leuchtend weiße Blüten hingen, die von purpurfarbenen Adern durchzogen wurden. „Ein Akanthus. Wir brauchen die Blüten und Blätter, am besten nehmen wir davon so viel mit, wie es nur geht, sie helfen nämlich vor allem bei der Wundbehandlung.“

Ino und Hinata halfen ihr, die weißen Blüten und dunkelgrünen Blätter von der Staude zu pflücken. Als bei Rin nicht mehr genug Platz in der Tasche war, steckten auch Hinata und Ino welche ein.

„Ich glaube, das reicht erst einmal“, bemerkte Rin und betrachtete ihre vollen Taschen. „Schließlich müssen wir die Kräuter auch noch verarbeiten.“

Itachi, der sich zuvor im Hintergrund gehalten hatte, trat näher. „Wir sollten auch langsam wieder zurückkehren. Die Sonne ist bereits aufgegangen und wenn wir noch etwas von dem Frühstück sehen wollen, sollten wir uns beeilen.“

Erst jetzt bemerkte Hinata, dass es trotz des dichten Blätterdaches recht hell geworden und auch die Temperatur schnell angestiegen war. Die schwülheiße Luft hatte sie alle erschöpft und die Kleidung klebte ihnen an den verschwitzten Körpern.

Ein letztes Mal reichte Itachi das Wasser herum, bevor er wieder voran ging und sie zurück Richtung Quartier der Rebellion brachte. Hinata war schon in Gedanken bei einem erfrischenden Bad und sauberen Sachen, als Itachi plötzlich stockend stehend blieb. Auch Naruto war nun in Alarmbereitschaft, die Hand am Griff seines Schwertes, das er bei sich trug. Die beiden Männer tauschten nur einen Blick aus und nickten, dann griff Itachi nach Rin und Ino und Naruto nach ihr. Sie wusste nicht, wie ihr geschah, da hatte es sie schon ins Unterholz verschlagen. Naruto drückte sie hinunter auf den Boden, wo sie verborgen hinter den großen Blättern einer Pflanze im Dreck lag. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb und sie fragte sich, was passiert war, dass sie sich verstecken mussten. Panik drohte in ihr aufzusteigen und sie musste sich zusammennehmen, um einen klaren Kopf behalten zu können.

Naruto warf sich nun ebenfalls auf den Boden, schob sich dicht an sie heran und legte einen Arm um ihre Schultern, um sie noch weiter herunter zu drücken. Er legte einen Finger an die Lippen und bedeutete ihr, ruhig zu sein. Hinata dachte gar nicht daran, auch nur ein Wort von sich zu geben, und wahrscheinlich hätte sie sowieso nicht einen Ton sagen können. Seine Nähe machte sie so nervös, dass ihr Herz gleich noch viel schneller schlug. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte den Arm, der über ihrem Rücken lag und sie an Naruto drückte, zu ignorieren und ihre Atmung zu beruhigen, um ja keine Geräusche von sich zu geben.

Dann hörte sie plötzlich Schritte, die sich ihnen schnell näherten. Zweige knackten, Blätter raschelten. Sie riss die Augen auf und hielt unwillkürlich die Luft an.

„Aber wenn ich es dir doch sage, ich habe Stimmen gehört!“ Die Stimme eines Mannes. Er konnte kaum drei Meter von ihnen entfernt stehen, so deutlich konnte sie ihn verstehen.

„Hier ist niemand. Das einzige, was ich höre, ist das Gekreische der Vögel und Affen.“ Ein zweiter Mann, der den anderen gereizt zurecht stutzte. „Glaub mir, nur wir sind so doof, die Wüste zu durchqueren und uns dann auch noch so weit hier reinzutrauen. Und das mache ich auch nur, weil meine Frau mir die Hölle heiß machen würde, wenn ich nicht mit ein paar Bananen und Mangos nach Hause kommen würde. Sonst liegt sie mir wieder tagelang in den Ohren, wie viel Geld wir auf dem Markt für das Obst ausgeben würden.“

Gelächter, dann entfernten sich die Schritte langsam und allmählich beruhigte sich Hinatas Puls. Sie wagte es, leise aufzuatmen, und auch Naruto entspannte sich wieder. Trotzdem warteten sie noch einige Minuten ab, um sicherzugehen, dass die Männer auch wirklich weit genug entfernt waren, damit sie nicht mehr von ihnen bemerkt wurden. Erst dann rappelte sich Naruto auf und reichte Hinata seine Hand, um sie hochzuziehen.

Er lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, falls ich zu grob gewesen sein sollte. Es musste schnell gehen, damit sie uns nicht entdecken.“

„I-Ist schon in Ordnung“, murmelte Hinata. Zwar war Naruto ihr nicht mehr so nahe wie noch einen Moment zuvor, trotzdem kribbelte ihr Körper noch immer vor Nervosität, und dieses Lächeln machte es nicht gerade besser. Was hatte er nur an sich, das sie so aus der Fassung brachte? Mit anderen Jungen kam sie doch auch zurecht, nur bei ihm nahm ihre Schüchternheit plötzlich Überhand.

„Dann bin ich ja beruhigt.“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Wir sollten schnell zum Quartier zurückkehren. Wenn sie hier sind, um Obst zu holen, nehmen sie vielleicht denselben Weg zurück, den sie gekommen sind.“

„Du hast Recht, Naruto.“ Hinata wandte sich erschrocken um und entdeckte Itachi, der soeben mit Rin und Ino aus dem Unterholz gekrochen kam. Auch die beiden anderen Frauen schienen im Dreck gelegen zu haben, denn ihre Kleidung war noch schmutziger als zuvor. „Wir sollten nicht riskieren, doch noch von ihnen entdeckt zu werden. Das würde nur zu unangenehmen Fragen führen.“

Rin blickte betreten zu Boden. „Es tut mir leid, das ist meine Schuld. Ich habe die Zeit vergessen und uns alle aufgehalten. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, hier rauszukommen.“

Hinata empfand Mitleid für die Heilerin, gab ihr aber keinesfalls die Schuld daran, dass sie beinahe entdeckt worden waren, schließlich waren sie alle unvorsichtig gewesen.

Auch Itachi schien das so zu sehen. „Mach dir keine Vorwürfe, Rin. Die Kräuter, die ihr heute gesammelt habt, werden uns allen zugutekommen. Außerdem, Naruto und ich sollten euch begleiten, um auf euch aufzupassen, und wir waren unachtsam. Wenn hier jemanden die Schuld treffen sollte, dann uns.“ Er schenkte Rin ein aufmunterndes Lächeln. „Nun lasst uns schnell von hier verschwinden.“

Auf ihrem Rückweg waren sie alle vorsichtiger als zuvor. Hinata spitzte angestrengt die Ohren, um ja kein Geräusch zu verpassen, und versuchte gleichzeitig, so behutsam wie möglich über den Humusboden zu laufen, damit man nicht auf sie aufmerksam wurde. Die Anspannung, die jeder von ihnen ausstrahlte, war deutlich spürbar, und Hinata war sehr erleichtert, als sie schon bald das Rauschen des Wasserfalles vernahm. Kurze Zeit später waren sie sicher ins Hauptquartier der Rebellion zurückgekehrt, ohne noch einmal fast entdeckt worden zu sein.

In der Höhle am Eingang war es angenehm kühl nach der Hitze des Dschungels und Hinata freute sich umso mehr darauf, gleich ein erfrischendes Bad nehmen zu können. Auch Rin und Ino sahen ziemlich mitgenommen aus und Itachi wischte sich seine nass geschwitzten Haare aus dem Gesicht. Nur einem von ihnen schien der Ausflug nicht so viele Probleme gemacht zu haben.

Naruto streckte sich ausgiebig und grinste zufrieden. „Ich finde, das könnten wir bald mal wiederholen“, befand er. „Ich komme viel zu selten aus diesem Loch.“

„Du weißt, dass es draußen gefährlich ist“, tadelte ihn Itachi. Hinata konnte seine Bedenken durchaus verstehen, ihr wäre beinahe das Herz stehen geblieben, als die zwei Männer aus Suna ihnen so nahe gekommen waren.

Doch Naruto verdrehte nur die Augen. „Schon klar…“, murmelte er leise vor sich hin und zog dann mit einem letzten Wink beleidigt von dannen.

Rin wandte sich nun Itachi zu. „Vielen Dank, dass ihr uns begleitet habt. Dieser Ausflug lag mir wirklich am Herzen.“

„Schon in Ordnung, Rin“, erwiderte Itachi sanft. „Irgendwie musst du deine Arbeit für uns ja erledigen, da können wir durch auch ruhig ein wenig unterstützen.“

„Also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich brauche jetzt erst mal ein bisschen Wasser und Seife“, verkündete Ino lautstark und die anderen mussten unwillkürlich lachen.

„Dann trennen sich hier unsere Wege. Es war mir ein Vergnügen, die Damen.“ Itachi verbeugte sich elegant und verabschiedete sich.

Hinata folgte Ino und Rin zurück zu ihren Schlafstätten. „Ich sage euch später Bescheid, dann können wir unsere Fundstücke gemeinsam verarbeiten“, teilte Rin ihnen noch mit, bevor sie sich alle zurückzogen und ihr wohlverdientes Bad genossen.
 

~Ͼ~Ͽ~
 

Neugierig folgte Rin Tenten in die Höhle, die der Rebellion als Waffenkammer diente. Regale und Hängevorrichtungen voll mit den unterschiedlichsten Waffen, davon hauptsächlich Schwerter, umgaben sie, und Tenten bewegte sich souverän mit kennendem Blick durch die zahlreichen Gänge. Rin war beeindruckt von der großen Zahl, aber keineswegs verwundert. Irgendwie mussten sie sich ja gegen Uchiha Madara behaupten können.

Schließlich blieb die Waffenexpertin vor einem der Regale stehen. Rin fand darin Bögen in allen Größen und Farben vor. Sie hätte nicht gedacht, dass es solche Unterschiede geben könnte. Allerdings fehlte jedem einzelnen von ihnen die Sehne.

Tenten schien ihren irritierten Blick zu bemerken. „Es ist nicht gut für den Bogen, wenn die Sehne drauf bleibt“, erklärte sie. „Aber darum machen wir uns später Gedanken, wir suchen jetzt erst einmal den richtigen Bogen für dich aus. Nicht zu groß und nicht viel Pfund auf den Wurfarmen, du fängst schließlich erst an.“ Sie tippte sich nachdenklich ans Kinn und betrachtete die Bögen.

Rin hatte keine Ahnung, wie sie den richtigen Bogen für sie finden wollte und was es mit dieser Pfundzahl auf sich hatte. Aber da Tenten wahrscheinlich den Großteil der Waffen hier drin selbst hergestellt hatte, gab sie sich einfach vertrauensvoll in ihre Hände.

„Vielleicht sollte ich dir das ein bisschen näher erklären, du hast ja noch nichts mit dem Bogenschießen zu tun gehabt“, meinte Tenten entschuldigend. „Pass auf. Die Länge des Bogens sollte auf deine Körpergröße abgestimmt sein, denn du sollst keine Probleme haben, ihn zu handhaben. Die Wurfarme gehen vom Mittelstück ab, dort, wo der Griff ist.“ Sie holte einen Bogen hervor und zeigte es ihr. „Es ist kaum zu glauben, aber je nachdem, wie sie gefertigt sind, bestimmen sie, wie viel Pfund auf dem Bogen sind. Je mehr Pfund auf einem Bogen sind, desto schwerer ist die Sehne zu ziehen, aber desto mehr Kraft steckt auch hinter dem Schuss. Du kannst viel weiter schießen mit solch einem Bogen, und er ist auch tödlicher. Aber es braucht Übung, so viele Pfund zu ziehen. Du würdest deiner Arm- und Schultermuskulatur keinen Gefallen tun, mit so einem Bogen anzufangen.“

Rin lauschte neugierig Tentens Ausführungen. „Von wie viel Pfund sprechen wir, wenn wir sagen, es ist leicht oder schwer?“, erkundigte sie sich.

„Hm, ich würde sagen, Kinder fangen so mit sechzehn Pfund an“, erwiderte Tenten. „Du hast natürlich schon mehr Kraft als ein Kind, deswegen würde ich dir einen Bogen mit etwa vierundzwanzig Pfund zum Anfang empfehlen. Wenn du dann im Ernstfall um die dreißig Pfund ohne Probleme ziehen kannst, ist das schon gut. Wir wollen ja keine Kampfmaschine aus dir machen, du sollst dich nur verteidigen können. Und du sollst auch keinen unförmigen, muskelbepackten Körper bekommen, wie sie die Krieger aus alten Zeiten hatten, die von klein auf trainiert wurden und in Schlachten mit Bögen von bis zu sechzig Pfund schossen. Die hatten teilweise einen richtigen Buckel.“

„Sechzig Pfund?“ Also, da verzichtete sie lieber auf einen Buckel und fing klein an, so wie Tenten es vorgeschlagen hatte.

Die Brünette lachte amüsiert. „Glaub mir, darauf kann ich auch verzichten. Ich bin stolz auf meine zweiunddreißig Pfund und das reicht mir.“ Sie wandte sich wieder dem Regal mit den Bögen zu. „Dann lass uns mal sehen… Du bist Rechtshänderin, oder?“

„Genau“, stimmte Rin zu und wollte automatisch mit ihrer rechten Hand nach dem Bogen aus hellem Holz greifen, den Tenten ihr reichte.

„Nein, als Rechtshänderin hältst du den Bogen mit links und ziehst die Sehne mit rechts. Warte, ich zeige es dir.“ Tenten stellte sich hinter Rin und gab ihr den Bogen am Griff in die linke Hand. Dann packte sie sie an den Hüften und drehte sie seitwärts, sodass ihre linke Seite vorne Stand und die rechte hinten. „Du stehst beim Schießen immer zur Seite gedreht, dann streckst du den linken Arm aus und ziehst mit rechts.“

Rin folgte ihren Erklärungen, dann nickte sie. „Verstanden.“

„In Ordnung. Der Bogen ist noch ein wenig zu lang für dich, wir finden aber schon einen, der für dich passt.“

Tenten nahm ihr den Bogen wieder ab und reichte ihr einen neuen, dieses Mal aus dunklem Holz mit heller Maserung. Rin fand ihn schick und für sie als Laiin war er gut verarbeitet worden. Insgeheim hoffte sie, dass er passen würde.

„Die Länge sieht gut aus“, befand Tenten. „Er müsste vierundzwanzig Pfund haben, aber Schwankungen können immer auftreten. Keine zwei Bögen sind gleich.“ Sie nahm eine Sehne aus einem der Fächer und hängte sie in den unteren Wurfarm ein. Dann trat sie mit einem Bein zwischen Bogen und Sehne und drückte die Wurfarme mit Hilfe von Hüfte und Arm weiter zusammen, sodass sie die Sehne auch oben einhängen konnte. Sie gab Rin den Bogen zurück. „Versuch, die Sehne zu ziehen. Siehst du diese kleine Markierung?“ Sie deutete auf zwei rote Fäden, die um die Sehne gewickelt waren und einen kleinen Bereich eingrenzten. „Dazwischen wird der Pfeil eingespannt. Über den Pfeil wird der Zeigefinger gelegt, darunter Mittelfinger und Ringfinger. Mit dem Daumen und dem kleinen Finger bildest du einen Kreis. Wenn du nun die Sehne ziehst, lass sie nicht los, wenn kein Pfeil aufgelegt ist. Die Kraft der Sehne könnte dir sonst den Bogen zerschießen.“

Rin nahm wieder die Stellung ein, die Tenten ihr zuvor gezeigt hatte und versuchte dann, die Finger so zu halten, wie es ihr erklärt wurde. Dann zog sie die Sehne. Es war eine ungewohnte Bewegung, für die sie Kraft aufbringen musste, aber nicht so viel, dass es unangenehm war. Sie versuchte, ihre Position ein wenig zu halten, so als würde sie zielen, dann entließ sie langsam die Spannung auf ihrem Körper, um die Sehne in ihre Ausgangssituation zurückzubringen.

„Das sah wirklich gut aus“, lobte Tenten. „Du hast schon eine gute Haltung und der Bogen steht dir.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Wie war es, die Sehne zu ziehen? Wenn es zu schwer war, suchen wir nach einem anderen Bogen.“

„Es war nicht zu schwer, aber auch nicht leicht“, meinte Rin. „Es hat sich richtig angefühlt.“

Tenten lächelte. „Es sah auch richtig aus. Du konntest die Sehne gut halten und hast nicht gezittert. Damit können wir arbeiten.“ Mit diesen Worten ging sie zum nächsten Regal und suchte ein paar Pfeile heraus, die sie auf die Sehne auflegte und die Rin ziehen musste. Wie Tenten erklärte, haben auch die Pfeile unterschiedliche Längen, je nachdem, wie weit man die Sehne ausziehen konnte. Schließlich hatten sie sechs Pfeile für sie zusammengesucht, die Tenten in einem Köcher verstaute, den sie Rin umhängte. „Jetzt nur noch die Schutzkleidung.“

Rin hätte nicht gedacht, dass so viel mit dem Bogenschießen zusammenhängen würde, worauf sie zu achten hatte. Tenten suchte ihr noch einen Schutz aus Leder heraus, den sie um ihren linken Unterarm spannte und der blaue Flecken verursacht vom Zurückschnellen der Sehne verhindern sollte. Außerdem bekam sie einen Lederhandschuh an die rechte Hand gezogen, der lediglich die drei Finger schützte, mit denen sie die Sehne zog. So würde die Sehne nicht nach einiger Zeit ihre Fingerkuppen schmerzen lassen und das Schießen wäre angenehmer.

Schließlich gingen sie in eine der Höhlen, die zu Übungszwecken gedacht war, und in der einige Scheiben aufgestellt waren. „Wie gesagt, fangen wir heute erst mal klein an, deswegen werden wir die Entfernung zur Scheibe noch gering halten. Wir üben vor allem die Haltung. Zu Anfang macht es Sinn, einfach ein paar Pfeile fliegen zu lassen, um ein Gefühl für das Schießen zu bekommen.“ Tenten blieb etwa sieben Meter vor einer der Scheiben stehen. „So, denk daran. Erst legst du den Pfeil ein, wobei du den Bogen zur Hilfe auf deiner Stiefelspitze abstellen kannst, dann geht es einfacher. Dann erst den Bogen heben, bevor du die Sehne ziehst. Auch, wenn es vielleicht etwas merkwürdig klingt, aber versuch, einen Ankerpunkt in deinem Gesicht zu finden, damit deine Hand ruhig liegt und sie nicht hin und her schwankt, damit verzerrst du die Richtung des Pfeiles. Den linken Arm musst du ausdrehen, sonst knallst du dir die Sehne dagegen und glaube mir, das tut trotz Schutz weh. Für den Schuss musst du nur noch die Finger leicht öffnen, die Sehne sucht sich ihren Weg alleine.“

Rin schwirrte der Kopf von den ganzen Anweisungen, trotzdem versuchte sie, sich alles genau einzuprägen. Sie atmete tief durch und griff nach einem der Pfeile aus dem Köcher. Die Federn der Pfeile waren weiß, bis auf eine schwarze. Tenten hatte ihr erklärt, dass dies die Leitfeder war, die zu ihrem Körper zeigen musste, wenn sie den Pfeil einlegte. Rin legte also einen Pfeil ein, hob den Bogen und zog die Sehne. Tenten hatte gesagt, dass sie sich einen Ankerpunkt in ihrem Gesicht suchen sollte, aber wo genau sollte der sein?

Tenten erschien in ihrem Blickfeld und stand schließlich vor ihr. „Ich halte den Daumen immer im Mundwinkel. Du kannst es damit ja mal versuchen.“

Rin drückte ihrem Daumen gegen ihren Mundwinkel, dann richtete sie ihre Konzentration auf ihren linken Arm und versuchte ihn auszudrehen. Dabei sollte ihr Ellenbogen in dieser Haltung nicht nach unten zeigen, sondern nach links, damit ihr Arm eine grade Linie bildete und keine Angriffsfläche für die Sehne bot. Das erwies sich als schwieriger als gedacht, aber endlich klappte es. Dann richtete sie ihren Blick auf die Scheibe. Sie wusste nicht, wie sie zielen sollte, deshalb versuchte sie einfach, Pfeil und Bogen in Richtung Scheibe zu richten und ließ anschließend die Finger locker. Die Sehne schnellte augenblicklich nach vorne und vor Schreck verzog sie leicht ihre Haltung. Der Pfeil landete unten links auf der Scheibe.

„Das war doch schon sehr gut“, meinte Tenten. „Komm, gleich noch einen hinterher.“

So ließ Rin einen Pfeil nach dem anderen fliegen und mit jedem Mal klappte es besser. Zwar traf sie trotz der geringen Entfernung noch nicht die Mitte der Scheibe, aber Tenten meinte, solange die Pfeile an einem Fleck landeten ohne große Streuung, wäre das auch gut, an dem Feinschliff konnten sie später arbeiten.

Sie hatte ihren Spaß beim Bogenschießen und sie war so sehr auf ihre Aufgabe konzentriert, dass sie ihren Besucher erst bemerkte, als sie mit Tenten zur Scheibe ging, um die Pfeile zu ziehen. Kakashi stand mit verschränkten Armen am Höhleneingang und beobachtete sie aufmerksam.

Rin spürte die Hitze in ihre Wangen aufsteigen bei dem Gedanken, wie lange er da wohl schon so stand und sie beobachtete, und beeilte sich, ihm den Rücken zuzuwenden und ihre Pfeile zu ziehen, damit er ihre Verlegenheit nicht sah.

Einen Augenblick später verfluchte sie Tenten dafür, dass sie ihn grinsend zu ihnen herüberwinkte. „Hallo, Kakashi. Wir haben hier ein Naturtalent!“

Sie konnte seine Schritte hören, als er zu ihnen schlenderte. „Dann war es wohl eine gute Entscheidung, das Bogenschießen dem Schwertkampf vorzuziehen.“

„Auf jeden Fall. Es klappt ganz wunderbar“, stimmte Tenten zu.

Rin versuchte, die beiden zu ignorieren und zog an ihrem letzten Pfeil, der allerdings so fest saß, dass sie nicht die Kraft hatte, ihn von der Scheibe zu befreien.

„Hier, lass mich dir helfen.“ Kakashi schob sanft ihre Hände beiseite und zog den Pfeil ohne weitere Probleme, griff über sie hinweg und steckte ihn zurück in den Köcher auf ihrem Rücken.

Sie blickte zu ihm auf und konnte unter seiner Maske ein Lächeln erahnen, dass sie automatisch dankend erwiderte. Sie konnte einfach nicht anders, als in seiner Nähe immer wieder nervös zu werden. Ihr Herz pochte bei seinem Anblick verräterisch in ihrer Brust, was sie nicht verhindern konnte, aber auch nicht wollte.

Kakashi räusperte sich und wandte sich Tenten zu. „Itachi sucht nach dir. Du findest ihn in seinem Arbeitszimmer.“

„Alles klar. Rin, ist es in Ordnung, wenn du erst mal alleine weiter machst? Die Grundzüge hast du gut verstanden, lass einfach weiter die Pfeile fliegen, das ist die beste Übung.“

Rin nickte eilig. Wenn Itachi sie suchte, dann wollte sie sie nicht aufhalten. „Natürlich, geh nur.“

„Ich werde noch ein wenig hier bleiben, wenn es dir recht ist“, warf Kakashi ein. „Vielleicht kann ich dir ja helfen.“

Rin blinzelte überrascht und ihr Herz machte einen aufgeregten Sprung. Damit hatte sie nicht gerechnet. Einerseits war es ihr ein wenig unangenehm, dass er ihr Training überwachen wollte, denn sie hatte Angst, dass sie sich womöglich blamierte. Andererseits freute sie sich darauf, Zeit mit ihm zu verbringen. „Wenn ich dich nicht von irgendwelchen wichtigen Planungen abhalte, gerne.“

„Keine Sorge, dafür ist heute Itachi zuständig“, versicherte er ihr.

„Dann ist ja alles geregelt.“ Tenten winkte ihnen zu. „Bis später.“

Kaum hatte Tenten die Höhle verlassen, kam sich Rin ein wenig verloren vor, wie sie da Kakashi gegenüber stand, mit dem Bogen in der Hand, und wieder einmal nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.

Kakashi schien da zum Glück weniger Probleme zu haben. „Also, wollen wir beginnen?“

Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihn einlegte. Sie nahm Haltung an und zog die Sehne, versuchte sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Der Pfeil streifte ihren linken Unterarm, den sie in ihrer Nervosität nicht weit genug ausgedreht hatte, und landete viel weiter am Rand der Scheibe als zuvor.

Peinlich berührt griff sie sich sofort den nächsten Pfeil, hielt aber in ihrer Bewegung inne, als Kakashi so nah hinter sie trat, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. „Das war schon gut, aber lass dir beim nächsten Mal ein wenig mehr Zeit.“ Seine Stimme war ganz nahe an ihrem Ohr und jagte ihr heißkalte Schauer über den Rücken.

Sie versuchte, seinen Rat zu befolgen, hob den Arm und zog die Sehne. Dann spürte sie seine Hände auf ihren Hüften, so wie auch Tenten es zuvor getan hatte, und ihre Haut unter dem dünnen Oberteil stand förmlich in Flammen. Er schob ihren Oberkörper ein Stück weit nach vorne, sodass sie nun eine gradere Haltung einnahm, dann wanderten seine Finger in einer sanften Berührung über ihren Rücken zu ihren Armen. Er drückte ihren rechten Ellenbogen ein wenig nach unten, genauso wie ihre linke Schulter. „Versuch, die Schultern tief zu halten und mit deinem Körper und den Armen ein T zu bilden, dann hast du die perfekte Haltung.“ Anschließend legte er seine linke Hand auf ihre linke, die den Griff des Bogens umklammerte. „Mit dem Bogen kannst du nicht genau zielen, deshalb ist es wichtig, dass du dich genau auf dein Ziel konzentrierst.“ Sein Gesicht war nun ganz nahe an ihrem und sein Oberkörper presste sich gegen ihren Rücken und sie musste sich zusammennehmen, um ihren Herzschlag und ihren Atem zu beruhigen. Sie stand kurz davor, zu hyperventilieren. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Wenn du dir sicher bist, dass du dein Ziel fixiert hast, dann lass los.“

Und Rin ließ los. Mit seiner Hand hielt Kakashi ihren Arm auch nach dem Schuss in Position – und der Pfeil hatte die Mitte der Scheibe nur knapp verfehlt.

„Nach dem Schuss den Bogen halten, sonst veränderst du mit dem abrupten Herabsenken die Flugbahn des Pfeiles“, beendete Kakashi seine Ausführungen, dann erst ließ er langsam von ihr ab und trat einen Schritt zurück.

Sofort fehlte Rin die Nähe seines Körpers und am liebsten hätte sie sich wieder an ihn geschmiegt. Aber das konnte sie nun wirklich nicht tun. Stattdessen holte sie den nächsten Pfeil aus dem Köcher, mit der Absicht, dieses Mal einen genauso guten Schuss zu erzielen.

Doch kaum hatte sie die Sehne ausgezogen, spürte sie Kakashi erneut direkt hinter sich, sodass sich ihre Körper berührten. Zu ihrer Freude fasste er sie am rechten Arm und wieder an der Taille. „Lass noch mal los. Du ziehst zu sehr in die Armmuskulatur, das wird auf Dauer sehr anstrengend. Versuch, die Kraft hier aus der Schultermuskulatur zu holen.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, nahm er ihren Arm und führte ihn in einer bogenartigen Bewegung nach hinten. „Genau so.“

Rin musste hart schlucken und unterdrückte ein erneutes Zittern, als sie die Sehne so auszog, wie er es ihr gezeigt hatte. Dieses Mal korrigierte sie von selbst ihre Haltung, konzentrierte sich auf die Scheibe und fixierte ihren anderen Pfeil. Sie verfehlte ihr Ziel nur knapp, aber dieses Mal hatte sie fast eine Punktlandung in der Mitte hingelegt.

„Sehr gut“, lobte Kakashi. „Tenten hatte Recht, du bist wirklich ein Naturtalent.“ Dann zog er sich zu ihrem Bedauern wieder von ihr zurück.

Rin freute sich trotzdem über sein Lob und war stolz auf sich, dass sie trotz der Ablenkung durch seine Nähe so einen guten Schuss hingelegt hatte.

„Ich denke, das reicht für heute“, befand Kakashi, ging um sie herum und nahm ihr den Bogen ab, „du merkst es jetzt vielleicht noch nicht, aber morgen werden sich deine Muskeln über die ungewohnte Bewegung beschweren.“

„Irgendwas werde ich gegen die Schmerzen schon finden“, gab sie zurück und zwinkerte ihm zu. Woher sie plötzlich wieder das Selbstvertrauen nahm, dies zu tun, wusste sie selbst nicht, aber es brachte Kakashi zum Lachen.

„Dagegen hege ich keinerlei Zweifel.“ Er zog die Pfeile für sie aus der Scheibe, dann nahm er ihr auch den Köcher ab. „Behalt die Schutzkleidung bei dir“, sagte er, als sie ihm auch noch diese reichen wollte.

„In Ordnung.“

Sie gingen zusammen zurück zur Waffenkammer, wo Kakashi ihr zeigte, wo sie beim nächsten Mal den richtigen Bogen und ihre Pfeile wiederfinden konnte, wenn sie Lust hatte zu trainieren.

Dann wandte er sich plötzlich zu ihr herum. „Hör mal, Rin…“ Er fuhr sich nervös mit einer Hand durchs Haar und druckste herum.

„Ist etwas passiert?“, fragte sie besorgt. Hoffentlich war es nichts Ernstes. Oder hatte sie vielleicht etwas falsch gemacht?

Kakashi nickte langsam. „Ja, so könnte man das sagen. Wir haben Nachricht aus Oto, dass Madara das Land eingenommen hat.“

Erschrocken schlug sie sich die Hände vor den Mund. „Aber das ist ja furchtbar!“, rief sie aus. Was würde dieser Tyrann noch alles anstellen? Sie wollte lieber nicht an die armen Menschen aus Oto denken, die nun auch unter seiner Gewalt würden leiden müssen.

„Du hast Recht, das sind denkbar schlechte Neuigkeiten“, stimmte Kakashi ihr zu. „Und noch schlechter daran ist, dass wir nach Oto gehen müssen.“

„Das ist doch viel zu gefährlich!“ Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was alles passieren konnte, wenn die Rebellion sich genau in Madaras Arme bewegte.

„Ich weiß, Rin“, erwiderte er sanft. „Aber es lässt sich nicht vermeiden. Orochimaru, das nun ehemalige Oberhaupt, hat sich an uns gewendet. Er hat wichtige Informationen für uns, auf die wir nicht verzichten können. Wenn wir Madara besiegen sollen, dann müssen wir es tun. Und wir werden alles darum geben, um heil wieder hierherzukommen.“

Ihr gefiel dieser Gedanke immer weniger, aber sie konnte Kakashis Entscheidung verstehen. Er musste das tun, was für sie alle am besten war, auch wenn er dafür sein Leben aufs Spiel setzen musste. „Wieso erzählst du mir das?“ Wollte er, dass sie sich noch mehr Sorgen um ihn machte, als sie es ohnehin schon tat?

Es sah so aus, als müsste er mit sich selbst ringen. „Ich habe lange darüber nachgedacht“, sagte er schließlich. „Und ich weiß, dass ich sehr viel von dir verlange, aber ich möchte, dass du dabei bist.“

Nun war Rin sprachlos. Er wollte sie tatsächlich dabei haben, auf dieser überaus wichtigen Mission?

Kakashi allerdings schien ihr Schweigen falsch zu deuten. „Es ist natürlich sehr gefährlich und ich werde alles tun, um für deine Sicherheit zu sorgen. Aber wenn du nicht gehen möchtest, dann kann ich das auch verstehen. Ich dachte nur, es wäre ganz gut, dich als Heilerin dabei zu haben, für den Fall der Fälle.“

Sie wurde von einem Hochgefühl erfasst, das sie nicht beschreiben konnte. Sie freute sich sehr, dass sie ein wichtiger Teil dieser Sache wurde und Kakashi mit ihren Fähigkeiten unterstützen konnte. „Natürlich begleite ich dich, auch wenn es gefährlich ist. Ich hatte lange genug mit Madara zu tun und kann mit meiner Angst vor ihm umgehen. Und ich vertraue darauf, dass ihr auf mich aufpasst.“ Dass er auf sie aufpasste.

„Danke, Rin. Es bedeutet mir wirklich sehr viel, dass du mich bei dieser Sache begleiten willst.“ Kakashi klang zwar erleichtert, aber auch gleichzeitig besorgt, als wäre es ihm nicht ganz geheuer, diese Entscheidung getroffen zu haben. Aber wer war schon gerne dafür verantwortlich, seine Mitmenschen auf solch eine gefährliche Mission zu schicken? „Und… ähm… danke auch für die Verpflegung von gestern.“

„Oh“, machte sie und spürte plötzlich wieder die Röte in ihre Wangen aufsteigen. Das hatte sie schon fast wieder vergessen. Die Idee dazu war eher ein Impuls gewesen, da sie vermutet hatte, dass er wieder nicht an sich denken und das Abendessen ausfallen lassen würde. „Das habe ich gerne gemacht.“ Und dann kam ihr noch ein Einfall. „Wenn du magst, kann ich das auch öfter machen.“

Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme, als er antwortete. „Das wäre sehr schön.“

Ihr Herz machte erneut einen glücklichen Sprung. Es war wirklich ein wundervolles Gefühl, so sehr gebraucht zu werden. Und sie freute sich darauf, erneut unter Beweis stellen zu können, dass sie hier genau richtig war.

Hier, an Kakashis Seite.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo. :)

Erst einmal ein frohes neues Jahr 2014!

Dann möchte ich mich auch hier entschuldigen, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Ich hatte sehr viel um die Ohren mit meiner Ausbildung, die ich Juni 2012 erfolgreich abgeschlossen habe. Allerdings habe ich jetzt noch ein Studium begonnen, dass sich als weitaus anstrengender erweist, als ich gedacht hatte und mir kaum Zeit für mein Privatleben bleibt, sodass das Schreiben leider ein wenig auf der Strecke blieb.

Tja, dass dann aber so ein langes Kapitel draus wird, hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, ich habe über ein Jahr hieran geschrieben, immer wieder ein bisschen, so, wie ich gerade Zeit gefunden habe. Und bin sehr stolz auf dieses Monster an Kapitel. :D
Ich hoffe, ihr lasst euch von der Länge nicht abschrecken, die nächsten Kapitel werden dann hoffentlich nicht so lang.
Trennen wollte ich es aber auch nicht, weil es für mich alles so schön zusammenpasst.

Ich hoffe, ich habe euch nicht mit den ganzen Fakten zu Heilpflanzen, die ich dank Google finden konnte, und zum Bogenschießen, die sich aus meinen eigenen Erfahrungen zusammensetzen, da ich seit knapp einem Jahr selbst schieße, gelangweilt. :D Aber sowas muss zwischendurch auch mal sein. ;)

So, ich hoffe, ihr hört in nächster Zeit wieder öfter von mir, ich gebe mir zumindest Mühe, weiterzuschreiben, wenn ich nicht gerade in einer Prüfungsphase stecke.

Viele liebe Grüße,
eure hia
Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  funnymarie
2014-01-16T15:22:22+00:00 16.01.2014 16:22
huhu^^
super toll, dass es weiter geht und dieses kapitel ist einfach nur toll
ich freu mich auf mehr und bin gespannt, wie die reise nach oto verlaufen wird
lg funnymarie
Von:  fahnm
2014-01-04T22:34:34+00:00 04.01.2014 23:34
Spitzen Kapi^^
Mach weiter so^^


Zurück