Nobody said it was easy.
Diesmal mit Absätzen .. mehr oder weniger.:3 Ich hoffe das Lesen ist so leichter.
Viel Vergnügen bei meinem kognotiven Wirrwarr.
--------
„Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. VERDAMMT! Ich liebe dich.“ Diesen Satz wiederholte ich immer und immer wieder. In Gedanken versteht sich. Wäre sehr komisch, wenn ich meinem Ex-Liebhaber und jetzigem besten Freund eine Liebeserklärung machte. Immerhin hatte er mir so was von klar gemacht, dass unsere … „Begegnung“ nur ein einmaliger Ausrutscher für ihn war. Und ich … ich hatte ihm zugestimmt. Mein Stolz war zu groß, als dass ich ihm hätte sagen können, dass ich schon seit zirka vierzehn Monaten was von ihm wollte. Oh ja, ich war ja schon immer von mir und meinen Kompetenzen überzeugt, aber das hätte alles übertroffen.
Also stand ich hier mit ihm und seiner Begleitung und wir grübelten darüber, wie wir Kristina - seine Begleitung und neueste Errungenschaft; wobei er sie lieber „kleiner Goldstern“ nannte - unauffällig in den Club bekamen. Nun, die beiden dachten darüber nach, ich war ja in andere komplexe Gedankengänge verstrickt. Sie war nämlich noch keine 18, die Ärmste. Oh Gott, Mitleid bitte! „Mensch, Nik, jetzt denk’ doch bitte mal mit!“, herrschte mich Julian - besagter bester Freund - an. Ich fuhr erschreckt aus meinen Gedanken auf. „Ja, sorry, wie wär’s, wenn wir einfach in eine Disko gehen, in die sie auch definitiv reinkommt? Ich habe nämlich keine Lust hier extrem erfinderisch zu sein“, gab ich zur Antwort. Yeah, ich konnte ja so charmant sein. Aber hey, immerhin nahm ich es in Kauf, die Band meiner besten Freundin zu verpassen, nur um Mister „Ich unternehme nichts mehr ohne meinen kleinen Goldstern“ zufrieden zu stellen.
Wo wir beim Thema waren - die Kleine sah mich schon ganz beleidigt an. Armes Tuff-Tuff. Sollte die sich solange an ihrem Liebling - an den sie sich schon den ganzen Abend ekelhaft lästig geklammert hatte - erfreuen, wie sie konnte. Denn entweder würde ich ihn zurückgewinnen oder sie einfach kurzer Hand umbringen. Wobei das mit dem zurückgewinnen problematisch war, da wir ja nie zusammen waren. Er war ja so was von hetero und männlich. YO!
„Jetzt zick’ nicht so rum, du Mädchen. Was ist’n wieder los mit dir? Schlecht gefrühstückt?“ OH WEH! Dieser Einfallsreichtum machte mich ganz nervös; er sollte ein Buch darüber schreiben. Nun, gut, ich sollte meine schlechte Laune nicht an ihm auslassen, auch nicht in Gedanken. Immerhin war Krissi ja der Dorn, der mein Auge zum eitern brachte. 5 Euro ins Phrasenschwein, bitte. Meine Metaphern waren auch schon mal besser gewesen. Aber was sollte es, merkte ja niemand.
„EHM! Mein Lieber, wir stehen hier schon seit einer viertel Stunde und überlegen, wie wir deinen minderjährigen … Goldstern“ - ob ich auf die Schnelle noch einen Flyer entwerfen konnte? ‚Kleiner, brünetter Goldstern sucht ein neues Zuhause.‘ Haha, I‘m so mean. „- in diese Disko bekommen. Also entweder kommt ihr mal zu Potte, oder ich geh’ da alleine rein, immerhin spielt Jessys Band heute. Also?!“ Ich war ja so schlagfertig. Kristina riss entsetzt die Augen auf, Julian starrte mich sowohl entgeistert, als auch wütend an und ich … ich war so was von zufrieden. Ich konnte mir ein kurzes, spöttisches Lächeln nicht verkneifen und Julian merkte es zu allem Überfluss auch noch. „Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir?! So kenn’ ich dich gar nicht. Ich glaub’ ich spinne, jetzt reiß’ dich endlich mal zusammen, immerhin reden wir hier von meiner Freundin, nicht von irgendeiner 0-8-15-Bekannten!“
Der wurde ja mit jedem Wort immer lauter. Oha, entweder war ich da gerade in ein großes Fettnäpfchen getreten - denn mit ihm wollte ich mich ja überhaupt nicht streiten - oder ich war im falschen Film. Naja, wohl eher ersteres. „Weißt du was, Jul, leck’ mich. Du sprichst doch sowieso seit drei Monaten nur noch in der Schule mit mir, ich frag’ mich eh schon die ganze Zeit, warum du mich gefragt hast, ob ich heute was mit dir mache. Und da hast du Kristina auch nicht erwähnt. Es ist nicht so, als hätte ich jetzt vorzugsweise was gegen sie, aber diese Situation hier kotzt mich einfach an. Und du sowieso, das hab’ ich dir in den vergangenen vier Wochen schon zig Mal gesagt. Und jetzt: auf wiedersehen“, maulte ich ihn an, machte kehrt und ging schnurstracks in meine Stammdisko. Soviel dazu, dass ich mich mit Jul überhaupt nicht streiten wollte.
Im Club angekommen bestellte ich mir erstmal was Hochprozentiges zum Knallen. Ich war SO sauer. Was bildete sich dieser arrogante Fatzke eigentlich ein? Ich hatte mich noch nie mit Julian gestritten, selbst Meinungsverschiedenheiten waren äußerst selten. Aber das hier war ja mal so was von ultimativ richtig von mir gewesen. Immerhin sprach er wirklich nur auf dem Pausenhof mit mir, da sein kleiner brünetter Goldstern - welcher normale Mensch dachte sich einen solchen Kosenamen aus? - auf eine andere Schule ging als wir. Echt. Früher waren wir jeden Tag zusammen gewesen. Sei es, um feiern zu gehen, oder um schlicht und einfach zu chillen, zu zocken und zu lachen. Meine Wut schwenkte in leichte Trauer um. Andere Leute bekamen ihre Beziehungen und ihre Freundschaften doch auch unter einen Hut. Und immerhin war ich sein bester Freund. Hier lief eindeutig was falsch.
Ich wollte mich gerade mit meinem obergeilen Tequila Sunrise auf die Suche nach Jessy machen, da packte mich jemand an der Schulter. Ich drehte mich um und wem sah ich in die Augen? BINGO! Julian. Wirklich, wenn das kein schlechtes Karma war, war ich Harry Potter. Fehlte nur die Brille, der Umhang und mein Besen. Einen Zauberstab hatte ich ja, höhö.
Öhm, ja, zurück zum Thema:
Julian. Hier. Ohne Krissi. Hätte der nicht einfach draußen bei seiner Flamme bleiben können? „Ehm, wo hast du denn deinen Goldstern gelassen?“, fragte ich mit Unschuldsmiene. „Halt’s Maul und erklär’ mir lieber, was das eben war!“ Oho, der war ja bester Laune. „Was nun? Maul halten oder erklären? Beides gleichzeitig geht nicht, Intelligenzbestie“, maulte ich ihn an und riss mich von ihm los.
„Lass mich einfach in Ruhe, das schaffst du außerhalb der Schule doch auch ganz hervorragend.“ Jul verdrehte die Augen. „Du weißt, dass du mir mehr als alles auf dieser Welt bedeutest, Nik, aber Krissi ist mir nun mal ebenso wichtig. Versteh’ doch, dass ich sie erstmal richtig kennenlernen muss.“ Aha. Der Herr machte auf Mitleid. Ja dem ging’s doch zu gut. Ich sah ihn finster, ach was; mehr als finster, an und schrie ihn an: „Ich glaube du HAST sie nicht mehr alle. Ich bedeute dir mehr als alles andere auf diesem blauen Scheißplaneten? WIRKLICH? Ich sag’ dir jetzt mal was: Du kannst mich mal! Andere Menschen können Freundschaft und Beziehung auch unter einen Hut bringen und sie müssen nicht in den ersten drei Monaten der Beziehung ihren besten Freund vernachlässigen. Du machst mich einfach krank, Julian, ernsthaft. Werd’ dir verdammt noch Mal klar, ob ich es wert bin, dass du dein Verhalten änderst. Danke, auf wiedersehen.“
Und mit diesen Worten drückte ich ihm meinen Drink in die Hand und rauschte an ihm vorbei - einfach nur nach Hause.
„NIK! Steh’ auf, verdammt noch mal. Es ist schon spät, immer musst du so lange schlafen“, weckte es mich an einem Sonntagmorgen, um exakt 11:00 Uhr. UM ELF UHR FRÜH! Diese Frau hatte sie definitiv nicht mehr alle. „Mutter, es ist SONNTAG. Sonntags habe ich keine Schule, sonntags darf man lange schlafen. Also bitte! Verschwinde und lass mich Hasen jagen“, maulte ich schlaftrunken. Hasen jagen war meine Traumspezialität. Ich liebte diese Träume, sie waren so schön unschuldig, kindlich und … OH GOTT, was ich immer für eine Scheiße dachte, wenn ich verschlafen war. Nicht auszuhalten.
„Niklas Christopher Jung, du stehst jetzt augenblicklich auf, oder ich gebe dich zur Adoption frei!“ Oh weh - ja, ich liebte Wortzusammenhänge mit einem ‘OH‘ - meine Mutter fuhr die harten Geschosse auf. „Sibille Marion Jung, diese Drohung zieht schon seit meinem achten Geburtstag nicht mehr, also bitte. Was willst du eigentlich, dass du zu so unchristlichen Zeiten hier reinplatzt?“ Ich gähnte, ob der frühen Störung meines wundersamen Traumes. Normalerweise war es mir wenigstens vergönnt bis eins zu schlafen, aber gerade nach so einem verkorksten Abend musste meine Mutter mich wieder in die Realität zurückreißen. Tyrannische Frau.
Meine kleine, stattliche Mutter stützte ihre Hände in die Hüften und sah mich herrisch an. OH WEH - haha! - diesen Blick kannte ich, irgendwas würde gleich auf mich zukommen. Irgendwas Unangenehmes, ich sah’s schon kommen. Außerirdische vom Planeten Tentakulon kamen, um mich zu holen. Immerhin schuldete ich denen noch 5 Kaninchen, die ich bei der letzten Pokerrunde an sie verloren hatte. … Okay, ich sollte mein Gehirn verkaufen. Definitiv. „…und außerdem ist Julian hier.“
Anscheinend hatte meine Mutter einfach meine Unaufmerksamkeit ignoriert und gelabert, was mich sonst auch wirklich so was von peripher tangierte, doch der letzte Teil des Satzes ließ mich aufhorchen. Wohl eher brannten bei mir alle Synapsen durch. Dass ich keinen Herzinfarkt bekam war auch alles. Was wollte DER denn hier? Jetzt, um diese Zeit und überhaupt. Hatte der mich mal angeguckt?! Ich sah furchtbar aus! Aber nein, er wollte sich selbst davon überzeugen, mich auslachen und dann wieder gehen, weil ich aber sowas von wirklich furchtbar aussah.
Und die Logik verabschiedete sich zum wiederholten Male aus meinem Kopf. Hallo, Welt, meine Name ist Gänseblume. Ich versuchte durchzuatmen und meiner Mutter zu sagen, dass das kein Grund für einen derartig frühen Weckruf war und dass sie Julian wieder nach Hause schicken sollte. Doch da kam auch schon ein „Hey, Nikki“ aus Richtung Zimmertür. Oh Gott, warum hatte ich gerade keinen Dolch zur Hand?
„Verschwinde, Mama“, raunte ich meine Mutter an. Dieses Gespräch musste sie nicht wirklich mitbekommen. „Also das geht aber auch freundlicher, Niklas“, kam es von ihr. Konnte diese Frau nicht einmal tun, was ich sage? „Nenn’ mich nicht Niklas, verdammt noch mal. Und jetzt geh’ bitte!“ Das war eindeutiger, denn sie warf genervt die Hände in die Luft und verschwand in Richtung Küche. „Das war nicht gerade die feine englische Art, Nikki, deine Mutter …“ - „Was willst du?“, unterbrach’ ich ihn unwirsch, den Rest seines jämmerlichen Versuches, Konversation zu betreiben, ignorierend. Konnte mich dieser gutaussehende Mensch nicht einmal in Ruhe lassen? Ich hatte doch gestern meinen Standpunkt klar gemacht, oder nicht? Verdammt nochmal. Innerlich raufte ich mir die Haare. Dieser Tag begann so beschissen wie der letzte endete. Nur mit beschissenem Aussehen. Und nein, mir wird's nicht überdrüssig, das zu erwähnen.
„Mit dir reden. Was sonst? Immerhin bist du gestern einfach abgehauen. Und du hast mich gestern echt zum Nachdenken gebracht.“ Aha. War ja mal ein Anfang. Sagte ich ihm auch, aber direkt ins Gesicht. Yeah, eiskalt. Wie lauwarme Suppe. Manchmal wäre es schon besser, wenn ich in siedendes Öl fallen würde. Himmel, Herrgott. „Ja, es ist ein Anfang. Du bist mein bester Freund, daran wird sich nichts ändern. Selbst wenn ich Kristina vom Fleck weg heiraten würde. Kapier‘ du das mal und ich werde dich ab sofort wieder mehr in mein Leben integrieren. Ich seh‘ ja ein, dass du in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen bist. Und das tut mir leid.“ Wuh. Das war mal ‘ne Ansage. Aber irgendwie … glaubte ich ihm. Da war so ein gewisser Ausdruck in seinen Augen, der jede Lüge ausschloss. Aber anstatt ihm zu antworten, strecke ich meine Hand aus. Er nahm sie und ich zog ihn zu mir auf‘s Bett.
NEIN, ich hatte jetzt nicht vor, ihn zu verführen. Lebensmüde war ich dann doch nicht. Auch wenn ich mich winkend vor bewaffnete Hasen stellte und sie lautstark als „Freiwild“ bezeichnete. Yeah, ich war so cool. „Danke“ war das Einzige, was ich ihm doch noch zu sagen hatte, bevor ich ihn umarmte.
Er drückte mich kurz, löste sich dann von mir - 5 Sekunden, so ein Arschloch! - wuselte mir durch die Haare und grinste. „Danke, Nikki. Ich hab dich lieb. Aber … Du siehst echt scheiße aus“, sagte er, immer noch grinsend. Gosh. DANKESCHÖN, DAS WUSSTE ICH SELBST! Wäh, immer dieses Mobbing am frühen Morgen. „Lass mich, ich bin gerade erst aufgestanden. Und das wegen dir, also bist du für dieses Haarchaos hier verantwortlich“, warf ich ihm vor. „Das tut mir leid. Ich schlage vor, du schläfst einfach noch ’ne Runde. Und ehrlich gesagt: Ich bin auch noch ziemlich müde. Hast du was dagegen, wenn ich mich neben dich lege?“
Mein Herz begann augenblicklich mit einer Achterbahn der Extraklasse. Was wollte der? Sich neben mich legen? Er hatte zwar schon öfter hier gepennt, allerdings lag dann eine Matratze auf meinem Fußboden, weil mein Bett wirklich winzig war, und ich war seelisch darauf VORBEREITET! Schnappatmung. Meine Schweißdrüsen gaben den Befehl zum „Wasser Marsch!“ und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
„Ähm … theoretisch nein, aber … aber du hast keine Schlafklamotten dabei“, stammelte ich. Oh Gott, lief ich gerade rot an? Meine Ohren wurden heiß und meine Wangen kribbelten - natürlich wurde ich rot! Zu allem Überfluss. Scheiße wie peinlich. „Ja und? Ich schlafe auch zuhause nicht mit großartig besonderen Schlafklamotten“, murmelte er und zog sich kurzerhand seine Schuhe aus … gefolgt von Socken, Shirt und … Hose. So stand er also halbnackt vor mir und ich konnte nicht anders als ihn anzustarren.
War ich gerade im falschen Film? Hätte er nicht wenigstens sein Shirt anlassen können, oder wollte er mich schlicht und ergreifend quälen? Innerlich verfiel ich in einen Heulkrampf, doch ein kleiner Teil von mir zündete gerade die Lunten eines bombastischen Feuerwerks an. Oh ja, ich besaß keine Organe, sondern Tränendrüsen und Feuerwerkskörper. Faszinierend, jaja. Das heißeste Problem, das ich je gesehen hatte, riss mich aus meinen Gedanken über Feuerwerkskörper, in dem es sich wieder neben mich setzte und fragte: „Ähm schläfst du im sitzen?“ Haha, witzig, wirklich. „Nein, ich schlafe nicht im sitzen. Aber du blockierst mein winziges Bett“, konterte ich. Yay, schlagfertig ftw. Julian zuckte mit den Schultern und legte sich hin, ich tat es ihm nach, obwohl ich mich fühlte, als würde ich meine Henkersmahlzeit zu mir nehmen. Hilfe! Entweder würde ich im Schlaf sterben oder ich würde es wachend nicht überleben. Geil, was war ich wieder unlogisch. Julian grinste mich an, gähnte herzhaft und war innerhalb von fünf Minuten eingeschlafen. Doch vorher hatte er noch einen Arm um mich gelegt. Komischer Mensch. Jetzt musste ich aber so was von Ruhe bewaren.