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Glück auf Umwegen

von

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Traute Zweisamkeit

Disclaimer: siehe Prolog
 

Kapitel 16: Traute Zweisamkeit
 

Keiner der beiden hätte später sagen können, wie lange sie eng umschlungen in den königlichen Gärten standen. Zu sehr waren sie in dem Gefühl der Geborgenheit versunken und genossen die Nähe und Wärme des anderen.

Marian lehnte mit geschlossenen Augen an Robins Brust und lauschte dem Klang seines Herzens, das kräftig und beruhigend an ihrer Wange pochte. Einmal mehr wurde ihr bewußt, wie sehr sie diesen Mann doch liebte.So lange hatte sie sich nach diesem Augenblick gesehnt und nun war die Zeit der Einsamkeit endlich vorbei. Ihr geliebter Robin war wieder bei ihr. Niemals wieder würde sie so töricht sein, ihn zu verlassen und so seine Liebe leichtsinnig aufs Spiel zu setzen.

Auch Robin war selig vor Glück, als er seine Liebste an sich gedrückt hielt und ihre Nähe fühlte. Während der langen Monate der Trennung hatte er sich unaufhörlich einzureden versucht, dass er nichts mehr für sie empfinden würde und dass sie ihn dafür zu tief verletzt hätte. Trotzdem war kein Tag vergangen, an dem er nicht an sie gedacht hatte. Ohne sie war Schloss Huntington ein düsterer, einsamer Ort und jeder Tag war ihm so lang erschienen, wie ein ganzes Jahr. Er war froh, dass sie die wohl schwerste Prüfung ihrer Liebe überstanden hatten. Er hielt die Frau in den Armen, die er mehr als sein Leben liebte und ganz gleich, was geschah, er würde sie niemals mehr gehen lassen.
 

Es mochten nur wenige Augenblicke oder auch mehrere Stunden vergangen sein, in denen die Liebenden in inniger Umarmung verharrten und alles um sich herum vergaßen. Der zärtliche Moment wurde jedoch jäh unterbrochen, als Robin spürte, wie Marian kaum merklich zusammenfuhr und ein leises Keuchen nicht unterdrücken konnte. "Was hast du?" fragte er besorgt und löste sich weit genug von ihr, um ihr in die Augen sehen zu können. "Fehlt dir etwas? Hast du Schmerzen?" Die junge Frau schüttelte den Kopf und zu seiner Beruhigung sah sie zwar überrascht, aber nicht schmerzgepeinigt aus. "Keine Angst", beschichtigte sie seine Ängste lächelnd. "Mir geht es gut. Unser Kleines ist nur gerade aufgewacht."

Diese Worte lenkten Robins Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf ihren deutlich gerundeten Leib, den sie nicht länger verbergen konnte. In diesem Moment sah er seine Liebste mit ganz anderen Augen und sie erschien so schön wie nie zuvor: rund mit seinem Kind, eine Blüte, die die Last einer Knospe trug. Langsam, beinah erfürchtig streckte er die Hand aus, um sie sanft auf ihrem Bauch ruhen zu lassen. Gleich darauf weiteten sich seine Augen erstaunt, als seine Geste mit einem kräftigen Tritt beantwortet wurde. Sein Blick flog zu Marian, die ihm ein zaghaftes Lächeln schenkte. "Ja", sagte sie verlegen. "Das ist dein Baby. Unser Baby." "Unser Baby", wiederholte er halb ungläubig.

Dann fiel er in Schweigen und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit den Bewegungen des Ungeborenen unter seiner Hand. Nachdem er angesichts des Wiedersehens mit seiner Geliebten in einem Strom des Glücks versunken war und darüber den Gedanken an ihr gemeinsames Kind fast vergessen hatte, wollte sich ihm das Kleine anscheinend selbst in Erinnerung rufen. Bei jeder Bewegung schwoll Robins Herz vor Glück. Eine einzige Nacht war ihnen vergönnt gewesen, doch diese eine Nacht hatte genügt, um dieses winzige Leben zu erschaffen. Ihr Kind, die Krönung ihrer Liebe...
 

"Robin?" fragte Marian nach einer Weile vorsichtig und sah ihn dabei fast ein wenig ängstlich an. "Was sagst du eigentlich dazu, dass wir ein Baby bekommen?" Von seinen eigenen Gefühlen überwältigt und verwirrt, konnte der Angesprochene zunächst nur den Kopf schütteln, doch trotzdem fand ein Lächeln den Weg auf seine Züge.

"Ich werde Vater", murmelte er gedankenverloren. "Der Gedanke, dass du unser Kind unter dem Herzen trägst, erscheint mir so unglaublich. Du hattest Monate Zeit, dich daran zu gewöhnen. Für mich ist alles noch neu. Aber es ist das größte Wunder, das ich mir nur vorstellen kann. Es gibt kein Wort, mit dem ich beschreiben könnte, wie glücklich du mich machst."

Mit einem zärtlichen Lächeln zog Robin seine Geliebte erneut an sich und versiegelte ihre Lippen mit einem innigen Kuss, der sie alles vergessen ließ, was sie hatte sagen wollen. Für sie zählte nur das Gefühl seiner samtweichen Lippen auf ihren und die Wärme, die seine Nähe in ihrem Körper aufsteigen ließ. Wie lange hatte sie sich danach gesehnt, in Robins Armen zu liegen, seine Liebe zu spüren und sich seiner Zärtlichkeit zu ergeben. Bei ihm fühlte sie sich geborgen und beschützt. Doch nicht einmal ihr allererster Kuss in den Gärten von Schloss Huntington, als sie einander ihre Liebe gestanden hatten, war so schön gewesen wie der Kuss, den sie nun miteinander teilten. Zärtlichkeit und Leidenschaft zugleich stürmten auf sie ein und es war nicht mehr Glück allein, das sie erfüllte. Es war Glückseligkeit. Robin hatte ihr verziehen und er liebte sie noch immer. Mehr noch, er freute sich auf das Baby! Die Zeit der Ängste, Zweifel und Einsamkeit war vorüber und sie war am Ziel ihrer Sehnsüchte.
 

Am liebsten hätte das Paar die Zeit angehalten, damit dieser Kuss niemals endete. Erst als er Luft holen mußte, gab Robin widerstrebend ihre Lippen frei und vergrub das Gesicht stattdessen in der weichen Flut ihres Haares. Marian seufzte glücklich auf und schmiegte sich in seine starken Arme, hielt sich regelrecht an ihm fest, als hätte sie noch immer Angst, er könnte wieder verschwinden.

"Hab keine Angst", flüsterte er zärtlich. "Jetzt ist alles wieder gut. Wir sind zusammen und ich werde dich niemals verlassen." Marian nickte stumm, doch gleich darauf spürte Robin, wie sie leicht erzitterte. Besorgt hob er den Kopf, um sie ansehen zu können, aber noch bevor er fragen konnte, was ihr fehlte, spürte er, wie die Kälte der Nacht auch durch seine Kleidung drang. "Wir sollten hineingehen", meinte er liebevoll. "Es wird kalt und du brauchst Wärme und Ruhe. Ihr beide", fügte er mit einem vielsagenden Blick auf ihren Bauch, in dem ihr ungeborenes Kind sicher lag.

"Ja", hauchte sie glücklich und ihre Augen strahlten wie die Sterne am Himmel über ihnen. Einer inneren Regung folgend nahm Robin seine Liebste auf die Arme und trug sie sicheren Schrittes zurück in die warme, schützende Dunkelheit des Palastes. Ohne dass er eine Frage zu stellen brauchte, zeigte sie ihm den Weg zu ihrem Gemach und als die beiden kurz darauf eintraten, blieb Robin einen Moment stehen und sah sich staunend um. Der Raum war um einiges größer als sein eigenes Gastgemach und die prachtvolle Einrichtung wäre einer Kronprinzessin würdig gewesen.

"Wie ich sehe, hat der König sich gut um dich gekümmert", stellte er lächelnd fest, als er die junge Frau behutsam zu Boden gleiten ließ. "Es scheint dir an nichts zu fehlen." "Der König war sehr gut zu mir", bestätigte Marian leise. "Und Cleo auch. Das einzige, woran es mir fehlte, war Liebe." "Still", murmelte Robin reumütig und zog sie erneut in eine beschützende Umarmung. "Was ich dir angetan habe ist unverzeihlich, aber du kannst mir glaube, ich habe dich immer geliebt." Wie um seine Worte zu bekräftigen, bettete er ihren Kopf behutsam an seine Brust, damit sie erneut seinen Herzschlag an ihrer Wange spüren konnte.

"Fühlst du es?" fragte er zärtlich. "Es schlägt nur für dich und wenn du mir die Möglichkeit gibst, werde ich jeden Tag für den Rest unseres Lebens damit verbringen, es dir zu beweisen." "Oh Robin", hauchte sie gerührt und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen, doch dieses Mal waren es gute Tränen. "ich liebe dich so sehr." Diese Worte waren für Robin Antwort genug. Nachdem er seiner Liebsten den Mantel abgenommen, führte er sie sanft zu ihrem großen Bett, wo er die warmen Decken zurückschlug und half ihr behutsam, sich hinzulegen. Seine Besorgnis rührte siezutiefst und sie ließ sich seine zärtliche Fürsorge lächelnd gefallen. Schon immer hatte sie sich bei ihm geborgen und beschützt gefühlt, aber nun lernte sie ihn von einer anderen Seite kennen. Er benahm sich schon wie ein richtiger Vater!
 

"Ich werde jetzt gehen müssen", meinte Robin schließlich vorsichtig, als Marian warm zugedeckt im Bett lag. "Gehen?" fragte sie traurig. "Willst du das wirklich?" "Ich muß", entgegnete er mit unverhohlenem Widerwillen in der Stimme. "Der Abend war sehr anstrengend für dich und du solltest versuchen zu schlafen."

Die junge Frau wandte für einen Moment den Blick ab, als wäre sie nicht sicher, ob sie die Worte wirklich aussprechen sollte. Hin- und hergerissen zwischen Neugier und Angst wartete Robin, bis sie ihn wieder anschaute. "Mußt du denn wirklich zurück in dein Gemach?" fragte sie nach einer Weile vorsichtig. "Du kannst gerne hier bei mir bleiben."

Nun war er ehrlich überrascht. Dass seine Geliebte ihm vorschlug, die Nacht bei ihr zu verbringen, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, war das Letzte, was er erwartet hatte. "Würdest du mich denn in dein Bett lassen, mein Liebling?" fragte er sanft. "Ja", antwortete sie ohne zu zögern. "Das würde ich."
 

Wenig später lagen die beiden eng aneinander geschmiegt in Marians Bett. Robin hatte Marian beschützend an sich gezogen und flüsterte ihr immer wieder sanfte Zärtlichkeiten ins Ohr. Ab und zu streckte er eine Hand aus, um zart über ihren geschwollenen Leib zu streicheln, der deutlich von den süßen Folgen zeugte, die ihre leidenschaftliche Nacht mit sich gebracht hatten. Der Gedanke, dass eine einzige Vereinigung genügt hatte, um dieses winzige Leben zu erschaffen, erfüllte ihn mit Stolz und unbändiger Freude. Gab es einen besseren Beweis, dass sie füreinander bestimmt waren?

"Ich hätte niemals zu hoffen gewagt, dass ich eines Tages eine eigene Familie gründen würde", murmelte er mit einem verträumten Lächeln, als das Ungeborene erneut sachte gegen seine Hand trat. "Noch vor kurzem dachte ich, ich würde für immer alleine bleiben." "Mir geht es genauso", gab sie leise zu. "Ich habe oft davon geträumt, wie es wäre, wenn du zu mir zurückkommen würdest, aber ich hätte nie gedacht, dass dieser Traum jemals wahr werden würde." Ein schwermütiges Seufzen entkam ihren Lippen. "Ich hätte es dir nicht einmal verdenken können, wenn du mir nicht verziehen hättest, nach allem, was passiert ist. Aber ich werde dir eines Tages erklären, warum ich so handeln mußte, das verspreche ich dir und ich hoffe, dann wirst du mich verstehen. Gib mir nur noch ein bißchen Zeit." "So lange du willst", versprach Robin ihr liebevoll. "Du allein kannst wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Vor allem will ich nicht, dass du dich oder unser Baby in Gefahr bringst, weil du dich aufregst. Ich werde warten, ganz gleich wie lange es dauert."

Marian schenkte ihm ein erleichtertes Lächeln und schmiegte sich noch enger in seine Arme. "Ich danke dir", flüsterte sie zärtlich. "Dafür, dass du mich verstehst und dafür, dass du mich liebst." "Du wirst nie wieder daran zweifeln müssen", versprach er liebevoll. "Aber jetzt mußt du wirklich schlafen und Kraft sammeln."

Die junge Frau nickte und war kurz darauf fest eingeschlafen. Robin fuhr fort, sie zu streicheln und mit den Fingern sanft durch ihre dichte goldene Haarflut zu kämmen, bis er ihr wenig später ins Reich der Träume folgte.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xmichirux
2011-10-19T09:30:01+00:00 19.10.2011 11:30
Du hast es echt schön geschrieben. Mach weiter so.


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