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Butterflies and Hurricanes

<Saga x Tora ~ Uruha x ? ~ Reita x ? ~ Hiroto x Miyavi ~ &some more>
von

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~Fünfzehn~

Oh. Mein. Gott. Ein neues Kapitel!!!! xD ICH BIN SO SCHLECHT!! GOMEN!!!! 11 Monate... ernsthaft. Wenn das überhaupt noch jemand liest, dann danke!! Wie schwer muss das sein überhaupt wieder in die Story zu kommen x.x Naja. Damit muss ich, und ihr dann ja auch, jetzt leider leben. Entschuldigt noch mal ;_;
 

Falls es irgendwie entschädigt, mein Studium - wofür ich diese ff ja einfach hardcore vernachlässigt habe - läuft super xD Streber Nr. 1 meldet sich zu wort! oh yeah! Ich weiß, in dieser wunderbar surrealen animexx-welt kommt das nicht gut, so realistisch zu denken, aber im Grunde geht die Bildung doch vor, nicht wahr? >.< Was laber ich eigentlich xD Klingt wie so nen Moralapostel... Ich war selbst immer der totale schwänzer in der Schule ..x_x und mir fällt grade auf dass ich es hasse wenn Autoren so ätzend viel sagen bevor das Kapi anfängt xD sorry!! again!
 

WIDMUNG!

oh ja. es gibt nur eines. das, was diese widmung verdient, das, was mir einfach unendliche hochgefühle bereitet hat in den letzten 48 Stunden.

DIVISION

Oh Gott. Ich will ja nicht spoilern, für Leute die das Album noch nicht gehört haben, aber holymotherfuckingjesuschrist das ist einfach so...gnaaaaaaaaah

ELEKTRO

HARDROCK

dubstep

MELODIE

GEILE RHYTHMEN

was will man denn bitte mehr *O* ich bin so unglaublich begeistert. (aber nicht von der regular edition, da stimmt ja mal die album komposition überhaupt nicht, sry)

ich laber. und laber. ohje, aber dieses neue album, gazette allgemein hypen mich einfach so auf *O* Ich habe mich 3 Tage zu hause eingeschlossen um auf den verdammten postboten zu warten der mir meine limited.edition baby endlich bringt!! und es war es so wert!!!...
 

ok.. vllt sollte das kapi mal anfangen weil dafür seid ihr ja eigentlich hier xD wer auch immer das so lange liest... hast du nichts besseres zu tun?? xD nein spaß. SPASS!!!! und in dem sinne..viel spaß mit dem kapi.

PS. Ich liebe die beiden
 


 

~~~~~~*°*~~~~~~


 


 

„Jetzt sag mir deine verdammte Adresse!“

„Warum sollte ich? Gib mir das Navi, ich geb sie selber ein!“

„Glaubst du ja wohl selbst nicht, dass ich MEINE Technik DIR in die Hände gebe! Frauen und Technik verträgt sich nicht-“

„Geht's noch? Ich bin genauso männlich wie du!“

„Ahahaha, das hättest du wohl gern Barbie.“
 

Seit sicherlich fünf Minuten stritten sie. Und das nur, weil Toshiya so lächerlich stur darauf bestand, selbst die Zieladresse in das schäbige Navi einzugeben, welches er seit Uruhas Versuch, es ihm hinterrücks aus der Hand zu reißen, die ganze Zeit fest umklammert in seinen Händen hielt.

„Jetz gib endlich her, damit wir losfahren können!“, schnalzte Uruha entnervt, streckte seine Hand zum wohl abertausendsten Mal nach dem kleinen Gerät aus, sodass sein Arm langsam lahm wurde, unter der ständigen Belastung.

„Sag mir deine scheiß Adresse und dann is gut!“, raunte der Blauhaarige nur gereizt zurück, wobei Uruha ein Blick zuteil wurde, der definitiv seines Gleichen suchte. Doch dieses mal würde er sich nicht davon einschüchtern lassen!

„Als würde ich DIR meine Adresse sagen, am Ende stehst du noch unangekündigt vor meiner Haustür und bringst irgendwelche deiner saudämlichen Aktionen.“

„Pff~ als würde ich mir jemals die Mühe machen zu dir zu fahren. Wozu auch? Denkst du echt das wär mir das Benzin wert?“ Angriffslustig funkelte Toshiya zu ihm herüber, sodass Uruhas Geduldsfaden bereits gefährliche, tiefe Risse aufwies. Er wollte jetzt endlich losfahren! Und auch bitte schnellstmöglich zu Hause ankommen. Er wollte diesen fürchterlichen Tag endlich hinter sich bringen!
 

„Jetzt gib endlich das Navi und dann haben wir das hier alles ganz schnell hinter uns, okay?“, hauchte Uruha mehr ermattet als wütend, einfach nur müde von den Streitereien, von dem anstrengenden Abend und all den Problemen, die sich allein bei dem Gedanken an Sagas und Toras entgleiste Situation vor seinem inneren Auge auftaten.
 

„Nö. Diktier sie und gut ist“, blaffte es ihm jedoch nur entgegen und ließ in Uruha auch die letzte Hoffnung schwinden, irgendwie noch siegreich aus diesem Gefecht heraus zu gehen, zumindest, wenn er seinem eigenen Ziel – nämlich schnellstmöglich zu Hause anzukommen – irgendwie Näher rücken wollte.

„Oh man“, seufzte er leise und begann nun doch, Toshiya in einer leicht übertriebenen Geschwindigkeit seine Adresse aufzusagen.

„Hast du's jetzt? Oder muss ich's nochmal extra langsam sagen? Laaangsam, für laaangsame Gehirne wie deins!“ Übertrieben, aber doch konnte er gerade nicht anders.

„Halt's Maul Barbie. Da, is das die Route?“, raunte Toshiya noch immer gereizt, als er ihm das Navi direkt vor die Augen hielt, um wohl eine etwaige Zusage zu bekommen, doch war es in Uruhas Augen nur ein weiterer Versuch irgendwie rumzustänkern, so, wie er es ihm beinahe in die Augen quetschte.

„Pff, bist du also doch zu blöd zum Eintippen, oder warum fragst du noch nach?!“

„Fresse Barbie. Jetz antworte, damit wir los können!“

„Ja, Mann“, schnippte Uruha zickig zurück, ohne wirklich einen Blick darauf zu werfen und grummelte in sich hinein, „Zu blöd nen Navi zu bedienen, aber MICH anmachen...“

„Halt's Fressbrett jetz und gut is. Was 'ne Nervtöle ey!“, grollte es noch aus Toshiyas Richtung, ehe die beinahe garstige Stimme von dem erneut gestarteten Motor übertönt wurde, welcher seinem langersehnten Dienst erlag und das Auto endlich in Bewegung setzte. Uruha schnaubte nur überheblich und verschränkte die Arme, war in jedem Fall darüber erhaben, auf so eine seltendämliche Aussage auch noch einzugehen. Immerhin fuhren sie. Mehr wollte er ja eigentlich gar nicht.
 

Ewige Minuten verstrichen, in denen Uruha einfach nur zur Seite gewandt, beinahe schmollend, aus dem Fenster starrte und dem Hämmern des Regens lauschte. Es missfiel ihm hier gewaltig. Von Minute zu Minute sank seine Laune in gefährliche Tiefen, auch, wenn sich so langsam eine wohltuende Wärme um sein nasses, mitleiderregendes Wesen legte. Die Lüftung, die Toshiya gleich nach dem Losfahren angeschaltet hatte, war so ziemlich das einzige, was die unangenehme Stille zwischen ihnen noch irgendwie erträglich machte. Der vorherige Streit schien noch immer in der Luft zu hängen, genauso wie die unausgefochtenen Spannungen, die sie den ganzen Abend über schon mit sich rumschleppten. Was genau war das eigentlich mit diesem komischen Kerl? Eigentlich war er der totale Kotzbrocken, doch in manchen Situationen verhielt er sich einfach so a-typisch, dass es Uruha wahrlich schwer fiel, eine konstante schlechte Meinung über ihn aufrecht erhalten zu können. In manchen Situationen, wenn er ihn dann so anders ansah als sonst, diese winzigkleine Veränderung in seinem für gewöhnlich vor Abneigung triefenden Blick... Es ließ Uruhas Widerstand binnen Sekunden zu Brei schmelzen. Und doch war es schlicht und ergreifend eigenartig, hier zu sitzen, neben einem Mann, der ihn einfach hassen musste, so wie er ihn behandelte und genau diese Behandlung befand Uruha über alle Maße unfair. Anscheinend hatte der Blauhaarige ja ein recht eigenartiges Bild von ihm und Uruha fragte sich wirklich, wann genau Toshiya sich dieses Bild gemacht hatte. Grade deswegen sah er es auch überhaupt nicht ein, warum gerade er hier der leidtragende sein sollte. Immerhin war ER bis jetzt immer nett gewesen zu Toshiya – fast immer - ...meistens jedenfalls - ...zumindest bis dieser es so übertrieben hatte!
 

Ein unerwartetes, lautes Knallen lies Uruha heftig zusammenzucken und sein Kopf schnappte rapide in die Höhe Richtung Windschutzscheibe, wo er gerade noch lange Finger aus seinem Sichtfeld schwinden sah. Im selben Moment hatte er schon Toshiyas gehässiges Gelächter im Ohr, versuchte seinem erschrockenen Herzen klar zu machen, dass es nur die Hand von diesem Idioten gewesen war, die mit voller Absicht seine wohl offensichtlich abwesenden Gedanken mit einem derart lauten Schlag auf das Amaturenbrett unterbrochen hatten. Doch sein Herz raste. Dieser Mistkerl!
 

„Du bist so scheiße!“, giftete Uruha erschrocken, machte innerlich jedoch zehntausend Strikes für das gerade noch so unterdrückte, jämmerliche Quietschen, welches ihm beinahe vor Schreck mit aus der Kehle gehüpft wäre.

„Kann ich doch nix dafür, wenn du hier so durchhängst, Barbie! Scheiß dir nicht ins Hemd“, höchst amüsiert grinste Toshiya die Windschutzscheibe an, schwenkte kurz mit dem Blick zu ihm herüber, ehe er wieder gerade aus sah und in jeder einzelnen seiner Gesten mitschwang, wie unglaublich ihn das hier alles belustigen musste.

„Kannst du eigentlich noch was anderes, außer ständig so bescheuert zu sein?!“, zickte Uruha jämmerlich in Toshiyas Richtung, bewarf ihn mit einem von Abwertung überladenen Blick, der jedoch geflissentlich übergangen wurde.

„Klar, ich kann vieles, Püppchen. Tausendmal mehr als du.“

„Ach ja? Das glaub ich kaum. Und nenn mich gefälligst nicht so!“

Dieser Kerl war einfach nur zum kotzen.

„Du bist ja auch strunzedumm, is klar, dass du zu blöd dafür bist das Offensichtliche zu akzeptieren“, grinste Toshiya sofort retour und es begann gefährlich zu brodeln in dem Brünetten. Dieser Kerl regte ihn einfach nur auf!

„Ach halt doch einfach mal die klappe! Du bist unerträglich, weißt du das? Kannst du nicht Musik anmachen oder so? Dann müssen wir uns wenigstens nicht unterhalten!“
 

Uruha kochte. Warum ihn dieses völlig überzogene Verhalten überhaupt so aufregte, verstand er selbst nicht im Geringsten und am liebsten würde er Toshiya diese fürchterliche unnahbare mich-kann-nichts-treffen-Art mit doppelter Wirkung einfach zurückzahlen. Er fluchte zum Himmel, dass ihm diese Gabe einfach nicht gegeben war, Toshiya dafür allerdings in fünffacher Ausführung. Das war doch alles einfach nur unfair!
 

„Als würde ich irgendwas tun, was DU sagst, Barbie~“, lachend trommelte Toshiya gut gelaunt mit seinen Fingern gegen das Lenkrad und suhlte sich in all der imaginären Erhabenheit, die ihn wohl vor seinem geistigen Auge umwob. Wenn der nur wüsste, wie sehr er sich da täuschte!

„'Türlich tust du das nicht! Deine Reaktionen haben ja nie sonderlich die eines 4 Jährigen überstiegen“, fauchte Uruha schnippisch, verschränkte dabei seine Arme und stierte stur geradeaus, das aufkeimende Schmunzeln in seinen Mundwinkeln gerade noch so unterdrückend, als er aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, wie Toshiyas Kopf in seine Richtung ruckte.

„Bitte? 4 Jähriger? Als würdest du dich hier sonderlich anders benehmen“, murrte die tiefe Stimme in einem wohl versucht überlegenen Ton, doch Uruha grinste nur, obgleich des kleinen Sieges, den er hatte erringen können.

„Reifer als du jedenfalls“, säuselte er überheblich, versuchte so viel Missgunst in seine Worte zu legen, wie nur möglich und rutschte dabei leicht auf dem Sitz nach vorn, um seine Beine an das Armaturenbrett anzuwinkeln.

„Hättest du wohl gern Barbie“, knurrte Toshiya zurück, nahm seine linke Hand vom Lenkgrad und holte ohne jegliche Vorwarnung aus, „Beine runter! Wer hat gesagt du sollst dich hier gemütlich machen!“ Viel zu grob drückte er Uruhas Knie nach unten, sodass dieser leise aufschrie.

„Aah, aua! Nicht so doll, Mensch!“, leicht erschrocken rieb er sich seine schmerzenden Knie, funkelte böse zu seinem Sitznachbarn, der ihm einen ebenso genervten Blick zukommen ließ.

„Guck nicht so scheiße! Selbst schuld! Mein Auto, meine Regeln, klar?!“ Mit einem finsteren Blick wandte sich Toshiya wieder der leeren Straße vor sich zu, die nur von den matten Scheinwerfern ihres Wagens beleuchtet wurde und demnach nicht sonderlich interessant sein konnte. Ein Grund mehr für Uruha nicht kampflos aufzugeben!

„DU hast mich schließlich gezwungen hier mitzufahren, also hör auf mich hier so anzumachen, nur weil ich mich bequemer hinsetzen will!“

„ICH hab dich gezwungen? Miyavi meinte ich soll dich mitnehmen! Als hätte ich dich freiwillig hier reingeholt!“

Pf, von wegen!

„Ahja, dann hast also nicht DU mich davon abgehalten, zur U-Bahnstation zu laufen und mich freundlich wie eh und je aufgefordert 'meinen Arsch hier her zu schwingen'? Wer war das sonst?“ Siegreich grinste Uruha in Toshiyas Richtung, besah sich genauestens die verhärteten Gesichtszüge in dem matten Lichtschein, wie sie arbeiteten unter der krampfhaften Argumentationsfindung. Doch Toshiya strauchelte, es war mehr als offensichtlich.
 

„Das-...Das war nur weil-... es so scheiße gepisst hat! Der kack Regen halt“, versuchte er sich zu rechtfertigen, doch trieb dieser lächerliche Versuch Uruha nur zu einem gekünstelten Auflachen.

„Achso? Das heißt dir liegt mein gesundheitliches Wohl so nahe, dass du es lieber über dich ergehen lässt, mich ertragen zu müssen, wo du mich doch so hasst, anstatt mich einfach in der Kälte im Regen stehen zu lassen? Eine sehr Herz erwärmende Geste von dir, wirklich“, säuselte Uruha übertrieben dankbar, sodass Toshiya der eindeutigen Note an Ironie nicht im Entferntesten entkommen konnte. Verbissen starrte der Blauhaarige gerade aus, trommelte mit seinen Fingern fiebrig auf seinem Lenkrad umher und schien anstrengt nach einer guten Antwort zu suchen, die er Uruha vor die Füße werfen konnte. Doch dem Brünetten war bereits jetzt klar, dass er dieses Mal wohl siegreich aus ihrem Streit gehen würde.
 

„Dein Wohl ist mir doch scheiß egal!“, knurrte Toshiya letztendlich nur tief, schaltete beinahe ruppig die Scheinwerfer um, sodass ihre Umgebung ein Stückweit erhellter war und Uruha nun den ganzen Umfang an Toshiyas wunderbar säuerlichem Gesichtsausdruck bewundern durfte. Welch Genugtuung durch seinen Körper strömte bei diesem Anblick, es verschaffte ihm für diesen kurzen Moment beinahe so etwas wie gute Laune.

„Aber?“, hakte er spitzbübisch nach, als er nach weiteren Schweigesekunden noch immer keine glaubhaftere Argumentation zu hören bekommen hatte, doch anscheinend war sich der andere seiner Sackgasse bereits bewusst.

„Nichts Aber! Und jetzt halt endlich die Fresse Barbie!“
 

Abschließende Worte und Uruha beließ es dabei, grinste noch ein letztes mal übertrieben aufgesetzt in Toshiyas Richtung, ehe er sich wieder nach vorne wand und erneut seine Knie gegen das Armaturenbrett lehnte. Ein Wunder, dass er dieses Mal nicht harsch angefahren wurde sondern nur angefressene Schwingungen von seinem Nebenmann erhielt, der leise, unverständliche Flüche in sich hineinmurmelte.
 

Eine Weile verging wieder, in der sich Uruha in seinem Sieg sonnte, den angenehmen Luftzug der Heizung genoss, die ihm wunderbar ins Gesicht wehte und von seinen noch immer triefend nassen Klamotten ablenkte. Toshiya hatte nichts weiter von sich gegeben, doch Uruha meinte aus dem Augenwinkel heraus zu erkennen, dass er noch immer recht verbissen gerade aus stierte. Am liebsten hätte sich Uruha ja ganz dreist zu dem anderen herum gedreht und ihn ob seiner Niederlage genaustens und intensiv beobachtet, ihm seinen Sieg allein mit visueller Nötigung unter die Nase gerieben, doch war da irgendwo in ihm ein Teil, der ihm sagte, dass er es dabei belassen sollte, auch, wenn ihm wirklich danach verlangte, dem grummligen Mann neben sich seine Niederlage noch viel deutlicher zu machen.
 

Eine plötzliche Bewegung seitens Toshiya ließ Uruha aus seinen Gedanken schrecken und als wenige Sekunden später leise Musik den wohlig warmen Innenraum erfüllte, schaute Uruha nun doch zu seinem Sitznachbarn, beinahe ungläubig bis leicht schockiert.

„Du hörst auch Muse?“, fragte er mehr als überrascht und konnte den Unglauben in seiner Stimme nicht sonderlich gut zügeln.

„Hm?“, grummelte der Blauhaarige nur und sah zur Seite, „Wieso 'auch'? Sag bloß du kennst die?“

„Klar kenn ich die! Die sind absolut spitze!“
 

Unfassbar. Da suchte er seit Jahren nach Gleichgesinnten, abgesehen von Saga, die für diese Band ebenso viel übrig hatten, wie er selbst und dann sollte es ausgerechnet Toshiya sein, der anscheinend doch irgendwo so etwas wie guten Geschmack besaß? Wirklich unglaublich.

„Woher kennst du die? Die kennt sonst keiner“, entgegnete Toshiya ebenso ungläubig, ließ seinen Blick kurz auf die Straße vor sich schwenken, ehe er wieder zu Uruha hinüber sah.

„Weiß nicht mehr, irgendwie kamen wir mal auf die, in der Schulzeit schon damals. Ich war sogar mal bei nem Konzert!“

„Eh? Ernsthaft? Wann waren die denn hier?“, pure Überraschung nun auch seitens Toshiya.

„Ach, das ist schon etliche Jahre her jetzt. Das war zu Absolution damals... Kennst du das?“, mit leuchtenden Augen sah Uruha zu seinem Sitznachbarn, der ihm nur ein schnippisches Schnauben entgegenbrachte.

„Natürlich kenn ich das Album! Es ist das zweitbeste meiner Meinung nach.“

„Ohh, das find ich auch! Welches ist dein liebstes?“ Uruha war merklich aufgeregt. Er liebte es, seine Leidenschaften zu teilen, doch gerade in Bezug auf diese Band hatte es bisher so gut wie keinerlei Möglichkeiten gegeben, sich irgendwie austauschen zu können und er spürte förmlich, wie sein derzeitiges kümmerliches Gemüt geradezu mit guter Laune geflutet wurde.
 

„Mhh~“, überlegend sah Toshiya mit starrem Blick auf die Straße vor sich und schien zu überlegen, „Ich kann mich zwischen Showbiz und Origin immer nie entscheiden... Aber ich glaub eher Origin. ...Und du?“ Fragend sah der Blauhaarige zur Seite, huschte immer wieder mit dem Blick auf die Fahrbahn und konnte trotz der kurzen Blickkontakte Uruhas heiterem Strahlen nicht entkommen.

„Genau so geht’s mir auch! Aber ich glaub ich tendiere mehr zu Showbiz, wegen Sunburn.. und Unintended! Einfach so toll!“

Toshiya grinste nur und warf ihm erneut einen kurzen Seitenblick zu, „Unintended? Das is ne absolut kitschige Schnulze.“

„Jaa~ Das ist es, aber soo~ schön!“, entgegnete Uruha schwärmerisch und faltete unbewusst seine Hände vor der Brust, „Die Message ist einfach wahnsinnig toll. Diese tiefe, einzige Liebe. Und sie kommt völlig unerwartet, überraschend. Wie schö~n ich mir das vorstelle... wenn man es dann realisiert und-“, plötzlich stockte Uruha in seiner lobpreisenden Darstellung und hielt einige Sekunden beinahe ertappt inne, „...und so halt...“, fügte er nach wenigen Augenblicken hastig hinzu und betete zu Gott, dass Toshiya das jetzt nicht mitbekommen hatte.

Der Blauhaarige schwieg und sah ihn scharf von der Seite her an, das konnte Uruha selbst aus dem Augenwinkel genaustens wahrnehmen, doch er traute sich nicht, nun irgendwie Blickkontakt aufzunehmen. Wie peinlich. Wie peinlich! Er hatte allen ernstes an Toshiya denken müssen, bei diesen Worten, an Toshiya, wie sie sich in die Augen sahen... stundenlang..., sich liebten, unausgesprochen, hingebungsvoll... Oh Gott er war hoffnungslos verloren!
 

„Naja“, haschte der Blauhaarige nach einigen unangenehmen Sekunden das Gespräch wieder auf, „schlecht ist der Song nicht. Aber ist mir zu kitschig.“

„Hm, hm“, bestätigte Uruha nur unverwandt und hoffte, dass dieses Thema ganz ganz schnell unter den Tisch gekehrt werden würde. Er hasste seine Gedanken. Er hasste sich selbst! Wieso driftete er ständig in diese unpassenden Überlegungen ab, die immer Toshiya und ihn beinhalteten und meistens in beinahe lächerliche Ausmaße wuchsen? Was zur Hölle war nur los mit ihm? An diesem Mann gab es doch keinerlei Eigenschaften oder Eigenarten die diese beinahe schwärmerischen Gedanken auch nur irgendwie rechtfertigen konnten. Überhaupt fiel ihm jetzt erst auf, was gerade geschehen war. Er hatte sich allen Ernstes mit Toshiya >unterhalten<, wirklich unterhalten, wie mit einem normalen Menschen. Sie hatten Wörter ausgetauscht, die weder Hass noch Übermütigkeit mit sich getragen hatten. Was geschah hier eigentlich gerade?
 

„Wie sind die denn live so?“, riss ihn Toshiyas Stimme aus seinen Gedanken, sodass er ertappt aufschreckte.

„Eh...“, er versuchte sich zu sammeln, „Sie... sind einfach richtig genial! Total authentisch auf der Bühne und es klingt, wenn nicht sogar noch besser als auf den CDs.“ Gedanklich huschte er zu diesem zauberhaften Abend, doch holte ihn Toshiyas kurzen Auflachen schnell in die Gegenwart zurück.

„Hm? Was denn?“, fragte er treudoof und sah zur Seite.

„Ach“, grinste der Blauhaarige nur fies zurück, „Ich hätte ja nicht gedacht, dass du Wörter wie „authentisch“ beherrschst.“

Und wieder mal, volle Breitseite.

Für einige Sekunden starrte Uruha den Mann neben sich fassungslos an, ehe Unwille sich durch seine Nervenbahnen zog.

„Ach, tu doch nicht so! Was denkst du wie dumm ich bin? Nur weil ich nen Tänzerjob habe oder was?“

„In der Tat“, schmunzelte Toshiya überheblich und sah ihm angriffslustig entgegen, „Du hast doch sicher nicht mal nen Schulabschluss, oder?“

„'Türlich hab ich den! Du blöder Idiot, schließ doch nicht ständig von dir auf andere!“ Und wieder war dieser Kerl einfach nur unausstehlich. Der Blauhaarige jedoch lachte nur leise.

„Keine Sorge, ich würde niemals von deiner Dummheit auf mich schließen. Da liegen Welten dazwischen, Püppchen.“

So, nun reichte es wirklich!

„Boah du bist so unerträglich ätzend! Da denkt man, dass man EINMAL eine ordentliche Unterhaltung mit dir führen kann und sofort wirst du wieder zu so 'nem Kotzbrocken. Wer hat dir eigentlich deine nicht vorhandenen Manieren beigebracht, mh? Wurdest du als Kind nicht geliebt oder so?!“ Uruha war in Rage. Und nicht sonderlich besser wurde es durch Toshiyas Übermachtstellung, da seine eigentlich harten Worte anscheinend nur zu Belustigung bei dem Blauhaarigen führten.

„Nicht doch, nicht doch. Es ist nur absolut unsinnig bei sowas wie DIR Manieren zu zeigen“, grinste er fies und ließ seinen stechenden Blick kurz zu Uruha schwenken, „Und Liebe hab ich genug bekommen, da sei dir mal sicher.“ Überheblich sah der Blauhaarige wieder gerade aus und trommelte gutgelaunt den Takt des derzeitigen Liedes auf dem Lenkrad mit. Doch Uruha kochte. Mal wieder.

„Ach ja? Mir ist wirklich unerklärlich wie man sowas Missratenes wie dich überhaupt lieben kann!“ Das eigenartige Drücken in seinem Brustkorb bei diesen Worten überging Uruha gekonnt, es war nicht die Zeit Mitleid für diesen Arsch zu empfinden. Diese harten Worte hatte er allemale verdient!

„Glaub mir, das geht ganz gut“, witzelte Toshiya nur gut gelaunt und es kotzte Uruha einfach nur an. Er warf sich sichtlich beleidigt zurück in seinen Sitz, verschränkte die Arme und starrte nach draußen. Das hatte doch alles keinen Sinn. Es war völlig sinnfrei mit diesem Vogel irgendwie zu diskutieren, da er sich die Worte anscheinend eh immer so zurecht legte, wie er sie gerade am besten gebrauchen konnte. Uruha nervte es einfach nur, und vor allem nervte ihn, dass es ihn überhaupt so nervte! Das war doch alles zum schreien.
 

„Wo fährst du eigentlich lang?“, fragte er schnippisch, als sein Blick die endlosen Bäume realisierte, die an ihnen vorbeizogen und erst bei genauerem Nachdenken wurde ihm bewusst, dass das die ganze Zeit schon so gewesen war.

„Mh? Ich fahr nach Navi“, entgegnete der Blauhaarige gelassen und sah auf das hell erleuchtete Display, „Zu dem Mist den du mir angesagt hast.“ Uruha konnte nicht umhin, die kleine Tonänderung in der schönen Stimme zu bemerken und als Toshiya nun auch noch nach dem Gerät griff und es zu sich zog, wusste er, dass gleich noch etwas folgen würde.

„Ey, wo hast du uns denn hier lang geschickt, Mann?“ Toshiyas verständnisloser Blick lag augenblicklich auf ihm, doch Uruha konterte nur mit gespielter Gleichgültigkeit.

„Was hab ICH bitte getan? Gib mal her“, unwirsch entriss er das Navi einfach Toshiyas Händen und er merkte, wie der Blauhaarige protestieren wollte, seinen Blick dann jedoch zurück auf die Fahrbahn lenkte und sich seinen Kommentar verkniff.
 

„Hergott, was hast du denn da eingeben Toshiya?“, fragte Uruha entgeistert, und besah sich fassungslos den angestrebten Zielort, den das Navi in 1200 Km Entfernung ansteuerte.

„Den Scheiß den DU mir diktiert hast“, knurrte der Blauhaarige tief und schnappte nach dem Navi, „Gib her jetzt den Scheiß!“

„Weißt du wie lange wir schon hier im Nirwana rumgondeln? Wieso ist dir das nicht aufgefallen bitte?!“, Vorwurfsvoll sah Uruha zu dem Fahrer des Mobils und merkte Augenblicklich, dass er wohl in ein Fettnäpfchen getreten war.

„Ey fuck you, Ich hab dich doch extra gefragt ob das die richtige Route ist! Warum ist das DIR bitte nicht schon vorher aufgefallen, mh?“, knurrte der Blauhaarige bedrohlich zurück und wäre Uruha nicht so verbissen darauf, aufzuklären, wer an dieser fehlgelaufenen Situation Schuld zu tragen hätte, wäre er vielleicht sogar angetan gewesen von der aggressiven Note. Doch hier ging es grade ums Prinzip.

„Weil DU mir das Teil zufällig vielleicht zwei Millimeter vor die Augen gehalten hast? Wie sollte ich da was erkennen?! Und warum bitte merkst du nicht, dass wir der Stadt kein Stück näher kommen, mh?!“

„Alter, als wüsste ich wo sowas wie du wohnst! So vertrottelt wie du bist, kannst du ja nur vom Dorf kommen!“

„Also hör mal-“

„Ne, jetzt hörst du mal, du kleine Schlampe! Du hättest genauso drauf achten können!“

„ICH bin aber nur der Beifahrer, verstanden?! Wer hat sich denn bitte um's Fahren zu kümmern, du oder ich?“

„Was kann ich dafür wenn du mich mit deinem ewigen Rumgezicke so scheiße ablenkst?! Glaub ja nicht, dass du das jetzt MIR in die Schuhe schieben kannst!“

Wütend knirschte der Blauhaarige mit den Zähnen, das konnte Uruha sogar bis zu sich rüber hören, doch er dachte gar nicht daran, für dieses Desaster nun die Verantwortung übernehmen zu sollen.

„Hättest DU mich einfach mal MEINE Adresse in dieses blöde Navi eingeben lassen!“

„Vielleicht hättest DU aber auch deinen Entenschnabel mal richtig nutzen und mir ordentlich ansagen können, wo wir hin müssen!“

„Bitte? Entenschnabel?! Du hast sie doch nicht mehr alle! Das ist DEINE Schuld, nicht meine!“

„Pff, kannste knicken Barbie! Das hast du ja jetzt schön verbockt ey“, sichtlich genervt schnaufte Toshiya seinen Unmut nach außen und ließ in Uruha Fassungslosigkeit aufsteigen. Das war ja mal wieder so typisch! Er war sich zu 100% sicher, dass er die richtige Adresse diktiert hatte! Okay... vielleicht ein wenig zu schnell, aber war es nicht trotzdem Toshiyas Fehler in der Eingabe? Natürlich war es das!
 

„ICH hab hier gar nichts verbockt, mein Lieber. Das brauchst du jetzt gar nicht versuchen hier umherzudrehen!“

„Jajaja, jetzt halt einfach mal die Fresse, Barbie!“

„Mach du das doch selber! Auße-... Warum halten wir an?“ Verwirrt merkte Uruha wie die Geschwindigkeit gedrosselt wurde und ihr Wagen relativ schnell auf dem geräumigen Straßenrand zum Stillstand kam.

„Um zu gucken wo wir wirklich lang müssen vielleicht? Gott du bist so saudumm, Barbie“, schnippisch griff Toshiya nach dem kleinen Technikwunder und begann, ein wenig überenthusiastisch, mit einer Note von Aggressivität, die eingegebene Fahrroute zu löschen.

„So, jetzt sag mir deine scheiß richtige Adresse und wehe du vertust dich nochmal!“ Lauernd blickte Toshiya zur Seite und fand nur Uruhas trotzigen Blick.

„Ich hätte die Adresse auch beim ersten Mal schon richtig eingegeben! Das war DEIN Fehler und garantiert bist du auch jetzt noch zu doof, um das richtig zu machen. Ich mach das jetzt selbst!... Los, gib-... Gib das doch mal her jetzt!“ Er hatte nach dem Navi greifen wollen, doch Toshiya – wie beinahe zu erwarten – hatte das kleine Gerät geschickt aus seiner Reichweite manövriert.

„Als würde ich dir meine Technik in die Hand geben, Schlampe!“, giftete Toshiya ihm zu und es bewirkte, dass irgendetwas in Uruha aussetze.

„Gib das her jetzt!“, keifte er erbost, schnallte sich in Lichtgeschwindigkeit ab und stürzte sich auf den Blauhaarigen, um ihm das kleine Ding zu entreißen.

„Wa-.. Alter, Bar-... Geht's noch?! Lass- das-..“ Sie rangelten wild, achteten nicht auf etwaiges Inventar und versuchten nur, die Oberhand um das kleine Gerät zu gewinnen, bzw. zu behalten, doch artete die Situation zunehmend aus.
 

„Barbie jetzt fick dich!! Hau ab, verdammte scheiße!“ Toshiya drückte ihn grob von sich, mit schmerzverzerrtem und wütenden Blick, doch Uruha war selbst zu sehr in Rage, um noch irgendwie an eventuelles Aufgeben zu denken.

„Vergiss es! Gib- das- jetzt- her-!“, er schnappte nach Toshiyas Arm, in dessen Hand das Navi fest umklammert wurde und zog ihn ruppig zu sich, ehe Toshiya dagegen wirkte, doch anscheinend unterschätzte er Uruha maßlos. Ohne lang zu überlegen senkte Uruha seine Zähne in das weiche Fleisch des Unterarmes, sodass der Blauhaarige laut aufschrie und ihn heftig versuchte, von sich zu stoßen.

„Alter- Geht's-.. Fuck! Lass los! Du behind-“, er schlug beinahe auf Uruha ein, den das allerdings wenig zu stören schien, als er geschwind nach dem Navi haschte und es kraftvoll an sich zog. Doch der Blauhaarige hatte noch immer nicht losgelassen.

„Her damit!“

„Fuck you! Lass- mein- Navi-..“, es war ein schier nicht enden wollender Kampf, doch als Uruha erneut zu einem Biss ansetzte, diesmal in den Oberarm des Blauhaarigen, lösten sich die verkrampften Finger unter einem schmerzvollen Aufstöhnen, sodass Uruha blitzschnell seine eigenen Finger darum schloss und es an sich zog. Innerhalb weniger Sekunden saß er wieder aufrecht auf seinem Sitz, siegreich, und sah atemlos zur Seite, wo Toshiya sich krümmend den Oberarm hielt und ihm im nächsten Augenblick einen beinahe tödlichen Blick zuwarf.

„Das wirst du büßen... Das wirst du sowas von büßen!!“, schrie er beinahe und schlug zornig, als bräuchte er ein Ventil für all seine Wut, gegen das Lenkgrad, welches stark unter dem harten Schlag erzitterte.

Ein wenig mulmig und gefasst auf einen erneuten Angriff seitens Toshiya lenkte Uruha seinen Blick nach unten, zu seinem Errungenen Schatz, und wollte gerade Beginnen seine richtige Adresse einzutippen, als er stockte.
 

„Ehm...“, murmelte er unsicher und sah hinüber zu Toshiya.

„Was?!“, blaffte der Blauhaarige nur zornig, die Augen verengt zu zwei schmalen Schlitzen.

„Wie geht das an?“, fragte Uruha beinahe nervös und deutete zur Unterstreichung seiner Worte auf den schwarzen Display des kleinen Gerätes.

„Den beschissenen roten Knopf da drücken, du dumme Schlampe“, raunte der Blauhaarige aufgebracht, beugte sich rüber, um unwirsch auf besagten Knopf zu drücken, doch nichts geschah.

„Das geht nicht an“, stellte Uruha leise fest und besah sich Toshiya, der noch immer halb über ihn gebeugt etliche Male erneut auf dem Knopf umherdrückte.

„Ey... Ich glaubs nicht...“, mit unterdrückter Wut in seiner Stimme richtete der Blauhaarige sich auf und atmete einmal tief durch, ehe er seinen Blick auf Uruha lenkte, der unter dem stechenden, beinahe mordlustigen Funkeln in Toshiyas Augen unmerklich in sich zusammen sank, „Du hast es kaputt gemacht...“ Er knurrte beinahe, wandte den Blick ab und schloss für einen Moment die Augen, gerade so, als müsste er sich schwerstens Sammeln um nicht komplett auszurasten.
 

Mit zutiefst schlechtem Gewissen begann Uruha nun selbst auf dem Knopf umherzudrücken, auch alle anderen, diversen, Knöpfe zu bedienen, doch erreichte er damit genauso viel, wie Toshiya zuvor. Das Gerät schien wie tot und der Brünette konnte sich nur denken, dass sie wohl bei der, mit jetzigem Abstand betrachtet, doch sehr heftigen Rangelei, die Technik des kleines Navis zum Aufgeben gezwungen hatten.
 

Sein Blick huschte zu Toshiya der noch immer gefährlich still auf seinem Sitz verharrte und mit starrem Blick gerade aus stierte. Es war eine unangenehme Situation, die Musik war, ironischer Weise passend, irgendwann in den letzten Minuten verstummt, sodass nichts als das leichte Gebrumme des Motors die erdrückende Stille zwischen ihnen durchbrach. Irgendwie fühlte er sich schlecht, auch wenn er genau wusste, dass Toshiya ebenso für den jetzigen Zustand Schuld zu tragen hatte, jedoch linderte dies nicht im Geringsten sein schlechtes Gewissen, das Gerät tatsächlich außer Kraft gesetzt zu haben. Irgendwie hatte Toshiya es ja doch vorhergesagt...
 

Nach einigen Minuten, die ihm vorkamen wie Stunden, startete er Versuche, diese Last zu durchbrechen, doch versagte ihm im entscheidenden Moment dann doch immer wieder die Stimme. Er traute sich einfach nicht, nun Worte an den Blauhaarigen zu richten, denn der wirkte noch immer, als sei er nur eine Handbreit davon entfernt, mit irgendeinem Utensil zum plötzlichen Mord anzusetzen. Und so ganz unbegründet war seine Sorge sicherlich nicht...
 

Plötzlich erstarb der Motor, und erst als sich die Wagentür bereits öffnete, realisierte Uruha, dass der Blauhaarige den Wagen ausgeschaltet, die Fahrertür dafür geöffnet hatte und im Inbegriff war, diese kleine, selbst erschaffene Hölle zu verlassen.

„Wo gehst du hin?“, rutschte es ihm raus, beinahe ängstlich und er sah dem Blauhaarigen mulmig hinterher, als der ihm nur ein angefressenes „Pissen“ entgegenwarf, ehe die Tür schwungvoll zuschlug.

Uruha atmete angespannt aus. In was für eine Situation hatte er sich hier nur manövriert? Sie saßen irgendwo im Nirwana fest, ohne Navi und wie er sein Glück kannte, bzw. die japanische ländliche Infrastruktur, hatte er hier weder Empfang, noch Internet.
 

Schnell zückte er sein weißes iPhone, sah jedoch sofort die nicht vorhandene Balkenanzahl und auch der Versuch, ein geeignetes Navigations-app runterzuladen, scheiterte kläglich. Kein Internet, kein Empfang, keine lebensrettende App. Hätte er doch nur auf Saga und Tora gehört, die ihm vor Ewigkeiten dazu geraten hatten, ein geeignetes Navi-App runterzuladen. Aber nein, er hatte es ja besser gewusst und war Felsen fest davon überzeugt, er würde derartigen Unsinn eh niemals brauchen. Nur wer hätte denn auch gedacht, dass er jemals in so einer Situation landen und dann auch noch festsitzen würde? Es war einfach so abwegig.

„Ach man so ein Mist eh..“, seufzte er frustriert und ließ sich ein wenig im Sitz nach vorn rutschen. Irgendwie war die ganze Sache hier doch arg eskaliert und in diesem Moment tat es ihm einfach nur leid, Toshiya so bedrängt zu haben. Immerhin hatte der Blauhaarige ihn einfach so mitgenommen, in seinem Wagen, der – anhand der Inneneinrichtung – anscheinend einen großen Stellenwert bei dem mürrischen Kerl einnahm. Warum hat er ihn nicht einfach die doofe Adresse nochmal eingeben lassen? Er war doch selbst irgendwie mit daran Schuld, dass Toshiya versehentlich die Zahlen vertauscht hatte, so schnell, wie er sie vorhin runterrasseln musste.

„Maah~“, stöhne er genervt auf und sah nach draußen. Vielleicht sollte er sich bei Toshiya entschuldigen, wenn dieser wieder kam. Doch anscheinend dauerte das Geschäft des Blauhaarigen ein wenig länger, oder er wollte sich nur mal Luft machen in seiner Wut und im Grunde konnte Uruha das sehr gut nachvollziehen.
 

So wartete er also, bis der Blauhaarige sich abreagiert hatte, bemerkte bereits, wie die Temperaturen des Wagens immer weiter hinabkletterten und sich die noch immer nassen Klamotten an seinem Körper bemerkbar machten. Er fror. Und es wurde zunehmend einfach nur kalt, was er nicht mal ändern konnte, da der blauhaarige Vogel doch tatsächlich den Autoschlüssel mit sich genommen hatte. Nicht, dass Uruha irgendwie gewusst hätte, wie man ein Auto und dann auch noch die Heizung startet, aber wenigstens das Wissen, über das mögliche Ändern dieses Zustandes, wäre definitiv lindernd gewesen.
 

Eine ganze Weile verging, eine zu große Weile nach Uruhas Geschmack, sodass es mittlerweile wirklich kalt war in dem kleinen Innenraum und zarte, weiße Atemwölkchen in die kühle Luft schlugen. Wo blieb der Kerl denn nur? Zwar hatte es schon längst aufgehört zu regnen, aber trotzdem war der andere doch mindestens genauso klitschnass, wie er selbst, in dieser eiskalten Nachtluft, nur im T-Shirt... So lange würde er doch nicht freiwillig in dieser Kälte verbleiben, oder etwa doch?

Ein wenig ängstlich huschte Uruha mit dem Blick nach draußen, sah nur schemenhaft dunkle Bäume, die kurvige Straße, die hinter der nächsten Ecke im Nichts verschwand. Augenblicklich lief ihm ein Schauer nach dem anderen über den Rücken und erst jetzt bemerkte er, wie gruselig das alles hier eigentlich war, am Straßenrand mitten im Wald zu stehen, bei dunkelster Nacht. Gott sei Dank waren die Gewitterwolken längst verzogen und machten Platz für tausende kleine Lichtpunkte, die ihm wenigstens ein bisschen die Sicht auf seine Umgebung ermöglichten. Doch er sah nichts. Toshiya schien wie verschwunden.
 

Ein kaltes Kribbeln bahnte sich seinen Rücken abwärts, als er auch zur anderen Seite lugte, jedoch nur das selbe Ergebnis vorfand; nichts. Außer tiefe Schwärze und einem mulmigen Gefühl war da einfach nichts, was ihm irgendwie einen Anhaltspunkt hätte geben können. Ob dem anderen etwas passiert war? Vielleicht war er gestürzt, hatte vor Wut irgendeinen Ast oder ein Erdloch übersehen und lag nun verletzt im Wald? Oh Gott, was, wenn ihm wirklich etwas passiert war? Was, wenn wie in einem dieser blöden Horrorfilme irgendein monsterhaftes Wesen im Wald lauerte und Toshiya ein gefundenes Fressen war? Und immer waren die Protagonisten, wie er selbst, überzeugt davon dass solche Geschichten nur Schauermärchen waren, und dann passierte es doch! ...Rational betrachtet war es auch völlig unnormal in so einer Situation, durchnässt und nur im T-Shirt in dieser Eiseskälte bald 20 Minuten entfernt zu bleiben!

„Scheiße“, flüsterte Uruha mit aufwallender Panik, sah sich hektisch um, doch nichts gab auch nur den leisesten Hinweis darauf, dass Toshiya sich hier irgendwo in der Nähe aufhielt.

„Nein, nein, nein“, jammerte er weinerlich, bei dem aufkeimenden Gedanken, dass nichts daran vorbei führte, den letzten Schutz der geschlossenen Autotüren aufzugeben und sich in diese gruselige Finsternis begeben zu müssen. Auch diesen Schritt taten die Verbliebenen in Gruselfilmen immer, und man dachte sich nur 'Geh nicht raus! Du weißt doch dass da etwas ist!'. Und doch taten sie es. Uruha verstand das erste Mal wirklich, warum sie dies taten. Oh Gott er wollte nicht, für so was war er einfach nicht gemacht!
 

Langsam tastete er nach dem Türgriff, bewegte sich wie in Zeitlupe um auch ja kein Geräusch zu verpassen, doch war es nur das nächtliche Rauschen des Waldes, das Zirpen der Grillen, welches ihn so schaurig empfing und sein Herz in die Hose sacken ließ. Oh Gott. Er würde hier nicht lebend raus kommen.

Wie auf Knopfdruck ratterte sein Gehirn jegliche schrecklichen Horror- und Psychofilme ab, gruselige Fratzen, die aus dem Nichts erschienen und er verfluchte sich dafür, tat nur noch ängstlicher einen Schritt nach dem anderen, als er endlich aus dem Wagen gestiegen war.

„To-...Toshiya?“, fragte er leise in die Stille hinein und fühlte sich einfach von jeder Seite aus beobachtet, „B-Bist d-d-du da-?“ Sein Stottern ging unter in einem lauten Knacken aus dem Gebüsch, sodass er wimmernd Aufschreckte und ruckartig in die Richtung des Lautes starrte. Doch da war nichts. Es war pures Schwarz, was ihm entgegenblickte und so langsam wanderte ein beträchtlicher Kloß in seinem Hals aufwärts.

„Totchi b-bist du d-das?“, fragte er jämmerlich, versuchte mit dem Display seines iPhones noch irgendwie eine Lichtquelle zu erschaffen, doch machte es die Situation nur noch gruseliger, als sie eh schon war, „H-hör auf mit dem S-scheiß, ok?..I-ich hab A-“

„WUAAAAAAAAAHHHH!“

Kreischend warf sich Uruha auf den Boden, hielt schützend seine Arme über seinen Körper, um sich irgendwie zu verteidigen, gegen das riesige etwas, das laut brüllend aus dem Gebüsch vor ihm gesprungen war. Er weinte, er wimmerte, er würde hier sterben. Er wusste es von Anfang an. So sollte er also sein Ende finden.

In seinem Schock gefangen bemerkte Uruha gar nicht, wie die Attacke des wilden Etwas völlig ausblieb und nichts weiter, als das laute Grillengezirpe neben seinen abgehakten Schluchzern die nächtliche Stille durchbrach. Erst, als er etwas an sich spürte, einen dumpfen Schlag gegen seinen Rücken, zuckte er zusammen und kugelte sich nur noch weiter ein, während er leise weinte.

„Lass mich l-leben, b-bitte-“

„Du wirst sterben müssen“, gurgelte eine verzerrte, tödliche Stimme nahe seines Ohres, ließ ihn erzittern und sich nur noch weiter in alles krallen, was er zu fassen bekam. Laub, seine Hose, er griff danach, als würde es ihm irgendwie Sicherheit verschaffen, „B-bitte, N-nicht“, er verschluckte sich. Hustend und fertig mit den Nerven lag er einfach nur da und wartete auf seinen Tod. Er hatte es von Anfang an gewusst. Er hatte schon IMMER gewusst, dass diese grausamen Horrorfilme knallharte Realität waren und Saga und Reita hatten ihm NIE geglaubt! Er wollte so nicht sterben, er hatte doch noch so viel vor!-
 

„Gottchen, du bist echt ängstlich oder?“, hörte er plötzlich Toshiyas Stimme und schreckte augenblicklich auf.

„To-“, gerade wollte er sich panisch an den Blauhaarigen werfen, sich mit ihm schützen, vor dem gruseligen Monster, doch prompt realisierte er, dass sie allein hier waren. Sein verwirrter Blick streifte über die dunklen Schemen, sah durch Toshiyas erhelltes Display nichts um sich herum außer Blätter und ein neben ihm hockender Blauhaariger, der ihn fragend musterte.

„Wa-... D-du w-warst das?“, hauchte Uruha fassungslos, richtete sich leicht auf und starrte Toshiya schockiert an.

„Hehe, hach, das hat ja noch besser geklappt, als ich mir das vorgestellt hab. Ich würd sagen wir sind quitt.“ Ohne noch auf eine Erwiderung Uruhas zu warten oder diesem irgendwie eine Erklärung zukommen zu lassen, zog Toshiya ihn einfach auf seine wackligen Beine und schob ihn Richtung Auto, „Los, geh wieder rein da. Es is arschkalt.“
 

Die Autotür neben ihm schlug zu und als sich wenige Sekunden später Toshiya auf den Nachbarsitz warf und seine Tür ebenso zuschlug, kam wieder Leben in den Brünetten.

„Du-... Du hast mich verarscht! Warum hast du das getan!! WEISST DU WAS FÜR EINE ANGST ICH HATTE?!“ Zornig und aufgebracht funkelte Uruha zu dem Blauhaarigen hinüber und war nicht übel versucht diesem hirnlosen Affen für diese Dreistigkeit eine zu scheuern. Wie konnte er ihm wissentlich nur derartig Angst einjagen!
 

„Ahaha, komm mal runter Barbie. Wie gesagt, damit wärn wir quitt“, entgegnete Toshiya gutgelaunt und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

„Quitt?! Von wegen quitt! Nur weil WIR – und daran warst DU auch beteiligt – dein Navi kaputt gemacht haben, entschädigt das noch lange n-“

„Und die Sache mit dem Pool, mh? Schon vergessen?“ Ein eindringlicher Blick fand seine Richtung in Uruhas aufgebrachte Augen und für einen Moment stockte er tatsächlich.

„Die Sache im Pool...“, wiederholte er leise, wie für sich selbst.

„Ja, die Sache im Pool! Da ging's mir mindestens so wie dir grad eben!“, bestimmt und absolut überzeugt von seiner Meinung sah Toshiya gerade aus und nickte unmerklich, „Von daher sind wir jetzt quitt.“
 

Uruha saß nur da, verarbeitete die Informationen Stück für Stück und musste sich unweigerlich eingestehen, dass er Toshiya nicht mehr widersprechen konnte. Irgendwie hatte der Blauhaarige ja recht und wenn Uruha ehrlich zu sich war, dann empfand er diese Rache nicht nur angemessen, sondern war im Nachhinein sogar froh, nicht noch Schlimmeres von dem Blauhaarigen als Revanche serviert bekommen zu haben.

„Hm... Nagut“, stimmte er also schließlich zu und suchte Toshiyas Blick, „Dann sind wir quitt.“ Der Blauhaarige fing seinen Blick ein, musterte ihn kurz und begann zu grinsen, während er belustigt aufschnaubte, „Als hättest du da erst deine Zustimmung geben müssen.“

Auch nach diesen stichelnden Worten grinste er weiter und einen kurzen Moment sahen er und Uruha sich einfach nur an, ehe sich auch auf die Lippen des Brünetten ein seichtes Schmunzeln schlich, „Idiot...“

„Sagt der richtige“, entgegnete Toshiya nur locker und es war, als seien sie sich wortlos einig geworden, die ganzen Streitereien für diesen Moment hinter sich zu lassen. Der Blauhaarige startete den Wagen, sodass beinahe augenblicklich die Lüftung losging, die jedoch Wärme in diesem Moment gänzlich vermissen ließ.

„Ka~lllt“, hauchte Uruha kränklich und verschränkte seine Arme vor der Brust, um sich irgendwie kompakter gegen die Kälte schützen zu können.

„Wird gleich wärmer“, Toshiya neben ihm drehte noch an irgendwelchen Rädchen umher und sah dann wieder zu Uruha, der ihn dabei beobachtet hatte, „Mh?“

„Was machen wir denn jetzt“, murmelte Uruha leise und rubbelte sich leicht an den Armen, um irgendwie Wärme erzeugen zu können.

„Wir schlafen hier“, war die knappe Antwort, auf die Uruha sofort die Augen aufriss.

„Was? Hier schlafen?... Im Wald? Im Auto? Das ist gruselig, Totchi...“, wehleidig sah er zu dem Blauhaarigen, der schon zu einem Konter hatte ansetzen wollen, dann jedoch verstummt war. Er starrte Uruha für den Moment einfach nur an, mit einem Blick, der Uruha beinahe unzurechnungsfähig machte. Warum schaute er nur so, ohne jeglichen Hass, vielmehr mit diesem kurz aufleuchtenden, warmen Glanz, dieses Funkeln, als hätte er gerade etwas wirklich tolles zu hören bekommen... Uruha verlor sich in diesem Anblick, wie auf Knopfdruck war sein Gehirn auf Standby und er konnte nur noch in Toshiyas Blick versinken. Wenn er ihn doch nur immer so anschauen würde...
 

„Naja“, räusperte sich Toshiya hörbar, setzte sich aufrecht hin und Uruha meinte erkennen zu können, dass er sich durch die Haare fuhr, „Es ist Nachts und wir haben kein Navi. Wir sollten bis morgen warten und dann irgendwo nach 'ner Karte fragen. Was anderes bleibt uns grad nicht wirklich übrig.“

Uruha nickte nur auf diese weisen Worte hin und befand sie für vollkommen logisch. Am Tage war die Chance einfach viel größer, auf irgendwelche Leute zu treffen die ihnen wenigstens sagen konnten, wie sie irgendwie zurück in die Großstadt kamen.
 

Es kehrte erneut Stille ein, in der die Lüftung ihr Übriges tat und neben der aufkeimenden Wärme auch eine seichte Geräuschkulisse ergab. Uruha wunderte sich, warum das erste mal seit Menschengedenken das Schweigen zwischen ihnen fast eine angenehme Note mit sich trug, doch kam er mit seinen Grübeleien nicht sonderlich weit, als Toshiya neben ihm leicht aufhustete. Sofort ruckte Uruhas Kopf zu seinem Sitznachbarn.

„Bist du krank?“, schoss es aus ihm heraus und es war ihm beinahe peinlich, wie besorgt er geklungen hatte.

Toshiya schien ebenso verwirrt, sah ihn kurz aus fragenden Augen an, ehe er den Blickkontakt brach.

„Keine Ahnung. Vielleicht, wegen diesem behinderten Scheiß Regen“, grummelte er säuerlich in sich hinein und rutschte nun selbst, wie auch Uruha vorhin, ein wenig nach unten in seinem Sitz, um seine Knie gegen das Lenkgrad zu stützen.

„Bestimmt weil du ne halbe Stunde draußen rumgerannt bist und gewartet hast, bis du mich erschrecken kannst“, murmelte Uruha leicht schmollend und versuchte einen Seitenblick auf Toshiya zu erhaschen. Dieser grinste plötzlich nur und wurde von einem weiteren, leichten Husten durchschüttelt, „Tja, das war's aber wert, Barbie.“ Schadenfroh grinste Toshiya vor sich hin, was Uruha am liebsten kommentiert hätte, doch ihm war nicht wirklich danach, wieder in einen Streit auszubrechen.
 

„Hast du noch ne Decke oder so?“, fragte er vorsichtig, als die Schadenfreude bei dem Blauhaarigen ein wenig abgeklungen schien.

„Oh, stimmt. Ich hab tatsächlich eine.“ Und schon wehte kühle Nachtluft in das Auto, ehe die Fahrertür bereits wieder zuschlug. Keinen Augenblick später öffnete sich die Tür zum Kofferraum und Uruha lauschte, wie Toshiya anscheinend in irgendetwas umherwühlte. Keine fünf Sekunden später saß der Blauhaarige auch schon wieder neben ihm und hielt triumphierend eine Decke in die Höhe, „Weil ich super versorgt bin. Yeah.“

Uruha kicherte leise und schnappte nach einem Ende der sogar recht flauschigen Decke. „Gott, die wird so guuut tun“, trällerte er in Vorfreude auf wohlige Wärme, doch machte ihm Toshiya mal wieder einen Strich durch die Rechnung.

„Eh? Wer hat gesagt, dass du auch was abbekommst?“, grinste er schelmisch und funkelte Uruha angriffslustig an.

Mehr als eine gekonnte Schmolllippe bekam er darauf von Uruha nicht, doch anscheinend schien ihn das so kräftig zu amüsieren, dass er begann, die Decke aufzufalten, „Okay, okay. Aber das ist ne Ausnahme!“

„Ich mag Ausnahmen“, grinste Uruha scheinheilig und begann, sich sein nasses T-Sweatshirt mitsamt darunterliegenden T-shirt über den Kopf zu ziehen.

„Eh-... Was wird das wenns fertig is?“, stoppte Toshiya ihn beinahe ein wenig überrumpelt, als er auch schon dabei war, sich an seinem Gürtel zu schaffen zu machen.

„Na die nassen Klamotten aus und dann unter die Decke. Ansonsten bringt die doch kaum was“, erklärte er dem Blauhaarigen teilweise verständnislos und konnte dem überraschten, delikat stechenden Blick kaum entkommen. Es war beinahe putzig, wie bedöppelt Toshiya aus der Wäsche guckte, immer wieder von seinen Augen zu seinem Oberkörper huschte, um dann doch wieder weg zu sehen. Uruha konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen, und kam nicht umhin, sich ein wenig, wenn auch nur ein klein wenig geschmeichelt zu fühlen, da Toshiya zwar sonst nur abfällige Worte für ihn übrig hatte, sein Körper ihm dafür aber doch recht gut gefallen musste. Nicht, dass das nicht normal wäre bei einem Prachtexemplar wie ihm.
 

„Grins nicht so doof“, grummelte Toshiya leise, als er es endlich geschafft hatte seinen Blick abzuwenden und beinahe fluchtartig die halbe Decke zu Uruha rüber warf, „außerdem, woher kennst DU bitte solch Überlebenstricks?“ Die delikat stichelnde Note überging Uruha komplett, wurde übermannt, von dem sprudelnden Stolzgefühl, welches sich in seiner Brust breit gemacht hatte.

„Ja! Sonst weiß ich sowas ja nicht, aber das hat mir mal Reita erzählt, keine Ahnung warum, aber ich hab mir das gemerkt!“ Er strahlte, sah noch kurz in die ambivalente Gefühlsmischung aus Fassungslosigkeit und Belustigung, die sich in Toshiyas Blick breit gemacht hatte, ehe er glücklich mit seinem halbnackten Ich unter die Decke schlüpfte und in der Zufriedenheit badete, die ihn gerade durchströmte. Das Auto war mittlerweile wieder warm, Toshiya entschied sich seit Menschengedenken einfach mal dafür, nicht zu antworten, die Decke war sanft und kuschelig, und alles in allem fühlte er sich grade so geborgen, dass das langgezogene, wohlige Schnurren wie von selbst seine Kehle aufwärts kroch.
 

Der Blauhaarige neben ihm stockte nur kurz, in was auch immer er gerade tat, doch Uruha beschloss, nun ein wenig Ruhe walten zu lassen und seinen Augen eine Pause zu gönnen. Er lauschte noch, wie Toshiya neben ihm raschelte und linste nur ein letztes, kurzes Mal zur Seite, nur, um festzustellen, dass der Blauhaarige seinen genialen Überlebenstipp von vorhin wohl nicht für sonderlich überzeugend befunden hatte.

„Willst du dir nicht auch die nassen Klamotten ausziehen?“, fragte er vorsichtig, vielleicht sogar ein wenig müde, sodass Toshiya hoffentlich nicht auf die Idee kam, wieder los zu stänkern.

„Bauch ich nicht“, brumme es ihm nur zurück und im selben Moment erlosch das Innenlicht des Wagens. Ein langgezogenes Ausatmen seitens Toshiya, der noch einige Male seine Sitzposition änderte, ehe auch er zur Ruhe kam und die Erschöpfung walten lies.
 

Hätte der Mann zu seiner Rechten nicht nach einigen Minuten unentwegt angefangen, leicht, aber doch zunehmend schlimmer zu husten, so wäre Uruha sicherlich längst in einen Tiefschlaf verfallen, doch der kränkelnde Zustand seines Nachbarn hielt ihn davon ab. Er konnte es nicht ausstehen, wenn Menschen krank waren. Es bereitete ihm einfach Sorge.
 

Als er irgendwann das Auto ausgehen hörte, die Lüftung verstummte und die anhaltende Wärme langsam ihren Abzug fand, öffnete er seine Augen und sah fragend zu dem Blauhaarigen.

„Warum machst du aus?“, murmelte er leise und er merkte, dass auch sein Hals ein wenig kratzig geworden war.

„Wir können den nicht die ganze Nacht durchlaufen lassen“, grummelte es nur angefressen zurück, „Sonst ist die Batterie morgen alle.“ Erneute, kleinere Huster begleiteten diese Worte und obwohl Uruha das Problem bei der Sache nicht wirklich verstanden hatte, fragte er lieber nicht weiter nach. Er hatte nicht das Gefühl, dass Toshiya jetzt noch sonderlich viel reden wollte. Oder sollte.
 

Nach einiger Zeit war Uruha dann wohl doch noch eingeschlafen, allerdings hielt die kurze Ruhephase nicht sonderlich lange an, da sich zusätzlich der aufsteigenden Kälte nun auch die unbequeme Sitzhaltung bemerkbar machte. Immer wieder rutschte er auf seinem Sitz umher, doch er konnte einfach keine Position finden, die ihm nicht nach spätestens fünf Minuten wieder wehtat.

Ein kurzer Blick auf die digitale Uhr seines Handys verriet ihm, dass sie es gerade mal kurz nach halb vier Uhr morgens hatten. Er stöhnte genervt auf.

„Hm?“, grummelte es plötzlich neben ihn und schon sah er Toshiyas Umrisse in der dunklen Nacht.

„Oh... Du bist noch wach?“, flüsterte er beinahe und fragte sich im selben Moment, warum er dies tat. Er erntete nur ein Husten, welches von Zeit zu Zeit irgendwie schlimmer klang, sodass alles in ihm förmlich schrie, Toshiya mit warmem Tee und Hustenbonbons zu versorgen, ihm einen kalten Wickel umzulegen und ins Bett zu packen, in dem er dann so lange schlafen und schwitzen sollte, bis alle Bakterien aus ihm heraus gewandert waren. Doch im selben Moment besann er sich. Das war hier nicht einer seiner Freunde. Er sollte doch nicht derartige Beschützerinstinkte entwickeln.

„Es ist... so verfickt.. kalt..“, hauchte es schwach neben ihm, erstickte auch noch den letzten Versuch Uruhas im Keim, nicht auf seine ihm angeborenen Muttergefühle zu reagieren, die immer in ihm aufwallten, wenn ein ihm wichtiger Mensch irgendwie Krankheitssymptome aufwies.

„Totchi.. Hast du deine nassen Klamotten noch an?“, fragte er leise, beinahe vorsichtig, wollte er dem Blauhaarige durch etwaige Hilfestellung doch nicht zu nahe treten.

„Türlich hab ich die noch an...“, murrte ihm nur eine leicht aufgeraute Stimme zurück.

„Du willst das wahrscheinlich nicht.. Aber die solltest du ausziehen, Totchi. Und hinlegen solltest du dich auch. Die Rückbank ist doch groß genug, mh?“, Uruha unterdrückte alle dränge, dem anderen nun mütterlich durch die Haare zu streifen, ihn von den Kälte bringenden Klamotten zu entfernen, die seinem Zustand garantiert nicht positiv entgegen wirkten.

„Ich weiß selbst was ich machen muss“, kam es nur bissig zurück und trotzdem sah Uruha schemenhaft, wie Toshiya sich zu bewegen begann, spürte, wie ihm die Decke an der einen Seite leicht entzogen wurde, da sie sich wohl mit anhob, während Toshiya sich seiner Sachen entledigte. Uruha wartete geduldig, bis das Rascheln letztendlich wieder der ruhigen Stille wich, die sie schon zuvor die ganze Zeit ummantelt hatte. Irgendwie wartete er darauf, dass Toshiya nun nach hinten steigen würde und er fragte sich, warum er dies nicht tat, doch kam ihm im selben Augenblick ein Gedanke, warum genau der andere haderte.

Er musste grinsen. Irgendwie... war das leicht untypisch.
 

„Jetzt nur noch nach hinten“, holte Uruha lauernd aus, und erhielt prompt die Bestätigung für seine Vermutung.

„Wir haben nur eine Decke.. du Doofie..“ Toshiyas Atem ging leicht rasselnd und trotzdem konnte Uruha nicht umhin, ein wenig wärme in seiner Brust aufkeimen zu spüren, unabhängig von seinem generellen Temperaturempfinden; eine Wärme, die dadurch entfacht wurde, dass Toshiya immerhin an ihn dachte und ihn nicht sich selbst überließ. Wirklich untypisch...
 

„Und wenn wir einfach beide nach hinten gehen?“, brachte Uruha den einzig für ihn logischen Vorschlag, auch, wenn ihm mulmig dabei zumute war, „Wir passen da sicher beide hin... Außerdem... Also-... es wird sicherlich noch kälter... und Körperwärme...-“

„Ja ist gut ich hab's kapiert“, raunte es dunkel neben ihm und sofort wurde er seiner Wärmequelle entzogen, als Toshiya sich leicht aufrichtete und im Schlepptau der Decke nach hinten kletterte.

Uruha atmete tief durch. Jetzt nur nicht überreagieren. Ganz ruhig, einfach nur ganz ruhig bleiben. Er würde nur gleich nackt, bis auf seine Boxershorts entblößt an Toshiya, Toshiya!, gedrängt liegen, sich eine Decke und die selbe Wärme teilen. Oh Gott-

„Jetzt komm endlich, du Huhn!...Du frierst dir noch den Arsch ab da vorn.“
 

Ohne ein weiteres Wort stieg auch Uruha versucht elegant in den hinteren Bereich und schlüpfte schnell unter die noch warme Decke. Maww, so warm! So gemütlich und warm. Und es roch überall so gut... In seinem nächsten Gedanken wurde ihm klar, dass es Toshiyas Geruch war, der gerade seine Nase umspielte, sein Herz unwillkürlich zum flattern brachte und beinahe ein betörendes Seufzen von ihm abverlangt hätte.

Verflucht aber auch. Warum roch dieser Mann denn nur so lecker? Konnte er nicht bitte ganz ekelhaft und abstoßend sein? Nein, er musste ja einen herben, wunderbar männlichen Duft ausstrahlen, der allein Uruhas Fantasie ins Rollen brachte; er musste auch unbedingt eine so verteufelt schöne Haut haben, so weich und geschmeidig, dass Uruha es fast nicht glauben mochte. Herr Gott nochmal, warum musste es gerade Toshiya sein, der auf diese beinahe pervers intensive Weise all seine Sinne ansprach? Das konnte doch alles nicht-...
 

„Uruha“, riss ihn diese dunkle Stimme markerschütternd aus seinen Grübeleien und er hasste es, dass er das kurze Zittern, welches ihn bei diesem beinahe reizenden Klang durchzogen hatten, höchstwahrscheinlich nicht vor Toshiya verstecken konnte, so nah, wie dieser mit seinem eigenen Rücken an ihm lag...

„Hm?“, versuchte er betont ruhig verstehen zu geben, dass er noch wach war.

„...Ich will dich was fragen“, sprach Toshiya mit einer greifbaren Unsicherheit weiter, gerade so, als wüsste er nicht, ob er diese Frage stellen durfte oder nicht. Uruha war zu überfordert in diesem Moment, überlegte nur kurz ob man es sonst nicht mit „Darf ich dich was fragen?“ formulierte, jedoch kam ihm im selben Moment in den Sinn, dass es wohl nicht Toshiya gewesen wäre, wenn er Uruha ernsthaft nach einer Erlaubnis gefragt hätte. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen und nickte nur schwach.

„Ja.. Dann frag.“

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals.

„Was... Was genau ist das... auf deinem Rücken?“
 

Ein eiskalter Schauer ergoss sich Schwallartig über Uruhas Rücken, sein ganzer Körper versteifte sich und ein ihn überrollender Zug hätte seine Gefühlslage in diesem Moment nicht besser beschreiben können. Er stockte, merklich und lange, erst nach einiger Zeit fiel ihm auf, dass er vor Schock vergessen hatte, weiter Luft zu holen und atmete fiebrig ein.

„Ist..das okay? Wenn du es nicht sagen kannst, ist auch nicht so wild“, reagierte Toshiya sofort, klang dabei noch unserer als zuvor, da er anscheinend bemerkt hatte, wie sehr seine Frage Uruha aus dem Konzept gebracht hatte.
 

Uruha strauchelte. Sein Kopf spielte verrückt, doch sein Gefühl arbeitete dagegen. Sein Verstand sagte ihm, dass er Toshiya keine Antwort geben musste, dass es den anderen nicht mal zu interessieren hatte, was mit ihm geschehen war. Doch seine Gefühle sprachen eine andere Sprache. Sie sagten ihm, er solle antworten, er solle die Gunst nutzen, dass Toshiya sich tatsächlich für IHN interessierte, für seine Vergangenheit, seine Erlebnisse. Ein Teil in ihm jauchzte glücklich, wenn auch der Schmerz an die Erinnerungen das leise Glücksgefühl schwer überlagerten.
 

„Nein... ist ok...“, hauchte er leise und musste sich erstmal sammeln. Er war so nervös in diesem Augenblick und konnte sich nicht mal richtig erklären, warum genau. Sicher, er hatte so gut wie niemandem bisher, nur Saga, Reita und Tora, von der Geschichte erzählt, die hinter der gigantische Narbe auf seinem Rücken steckte. Es war ihm peinlich, unangenehm, er schämte sich dafür und fühlte sich entstellt, und gerade deshalb hatte er doch irgendwie gehofft, Toshiya hätte gerade diese Schwäche nicht so eindeutig zu sehen bekommen...
 

„Das...ist eine Narbe“, begann er schließlich zu erzählen und schluckte. Alles um sie herum schien noch stiller zu sein, als zuvor, das einzige was er hören konnte, war sein eigener, rasender Herzschlag,„Ich... war 12 damals... Du musst wissen... Saga und ich kommen aus der höchsten Gesellschaftsschicht, wir... sind in sehr strengen Haushalten aufgewachsen...“

Toshiya hinter ihm brummte nur leise, kaum hörbar, doch wusste Uruha, dass es lediglich ein Zeichen dafür war, dass er zuhörte.

„Mein Vater...war ein sehr schwieriger Mensch. Er hat sich einen fähigen Nachfolger gewünscht und... kam wohl nie darüber hinweg, dass-... dass er sowas wie mich... bekommen hat.“

Er atmete tief durch. Der Kloß in seinem Hals drückte unaufhörlich und er hörte, wie seine Stimme verdächtig zitterte, „Von Anfang an hat er mich getriezt... Mich besonders 'männliche' Hobbies ausüben lassen, in denen ich aber nie gut war... Ich war ihm zu weibisch. Von Anfang an... Und als ich 12 war...“, er stockte kurz, da er merkte, wie sich der Blauhaarige hinter ihm verspannte, doch er sagte nichts weiter, sodass Uruha nach einigen Schweigesekunden seine Erzählung fortsetzte, „Wir hatten gestritten damals. Wie so oft... Meine Ma war zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause. Er... er war so sauer auf mich, ich weiß gar nicht mehr warum... aber irgendwodrin hab ich seine 'männlichen' Ansprüche nicht erfüllt und dann... Ich erinner mich noch an seine Worte,“ lächelte er leicht zynisch und verstellte seine Stimme. „'Ein echter Mann braucht Narben', das hat er gesagt...“
 

Uruha machte eine kurze Pause und holte erneut tief Luft. Seine Stimme war so verräterisch hoch, doch er konnte nicht dagegen tun und betete zum Himmel, dass Toshiya sich nicht darüber lustig machen würde. Er konnte vieles einstecken, aber in dieser Thematik war er so verletzlich, wie ein junger Welpe. Er hatte das ganze nie richtig aufarbeiten können.

„Was hat er getan?“, holte ihn Toshiyas Stimme zurück ins Jetzt und bescherte ihm eine erneute, sanfte Gänsehaut, allein wegen dem tiefen Ton, dem beinahe unmerklich aufgebrachten Zittern in der Stimme, welches verriet, dass Toshiya irgendwie versuchte ruhig zu klingen. Vielleicht war es aber auch aufkeimender Husten...
 

„Er... er hat... Das heiße Schmiedeeisen vom Kamin...“, Uruha schluckte schwer, „Sie mussten mich festhalten... Die Bediensteten. Er hat sie gezwungen.. Und dann...“, seine Stimme brach. Er konnte nicht weiter erzählen, aber ohne hin konnte sich Toshiya sicherlich denken, was dann passiert war. Stille, vereinzelte Tränen sickerten aus seinen Augenwinkeln, die er nicht mehr länger zu bändigen vermochte, doch er versuchte schmerzlichst, seine Trauer nicht weiter nach Außen zu tragen. Toshiya würde lachen... Er würde lachen über ihn.
 

„So ein behinderter... hirnverbrannter Wichser!“, knurrte es hinter ihm plötzlich leise, zerknirscht und es lag so viel Wut in dieser schönen Stimme, dass es Uruha schlagartig den Atem stahl, „Schänden sollte man ihn..quälen und ihm den Arsch wund ficken bis er dran verblutet!“ Toshiya hustete laut und fluchte erneut.

Uruha indes lag nur bewegungslos da.

Irgendetwas fraß sich durch seinen Brustkorb, er wusste nicht was es war, doch es löste den Kloß in seinem Hals binnen Sekunden, krabbelte wieder aufwärts und zwängte sich nach außen in Form eines strahlenden, glücklichen Lächelns, welches er in die nächtliche Dunkelheit entsandte. Und doch konnte er nicht anders. Er fühlte sich in diesem Moment so gut, einfach nur gut, doch ehe er nach der Ursache dafür fahnden konnte, durchbrach ein erneutes, längeres Husten die dunkle Stille.

Uruha wusste, dass Toshiya sich nicht aufregen sollte, seit dem er so geflucht hatte, war sein Husten wesentlich schlimmer geworden und auch, wenn er es beinahe rührend fand, wie nahe seine Geschichte Toshiya ging, so wollte er doch nicht, dass der Blauhaarige deswegen zu leiden hatte.
 

„Ach, ist schon gut“, lächelte er schnell, beschwichtigend und war versucht, sich zu dem anderen herumzudrehen, doch irgendwie traute er sich nicht, „Das ist so viele Jahre her jetzt. Mittlerweile kenn ich ihn nicht mehr... Meine Ma hat sich damals sofort von ihm getrennt und irgendwie... hab ich ihm im Laufe der Jahre... vergeben.“ Wie genau er das geschafft hatte, wusste er selbst nicht mehr so genau, doch er glaubte, dass es viel mit Sagas Worten zu tun gehabt hatte.

Toshiya allerdings hatte dafür nur ein Schnauben übrig.

„Wie kann man so einem“, er hustete erneut, „dreckigen Köter vergeben? Erhängt gehört dieser Sack, seinem Sohn so etwas anzutun...“

Die Worte gen Ende gingen beinahe unter in dem mürrischen Gegrummel, doch Uruha musste sich nun irgendwie eingestehen, dass diese eigentlich völlig unbegründete Wut, diese Verachtung gegenüber diesem Mann, den Toshiya doch selbst nicht mal kannte, seine geschundene Seele streichelte und er gerade nicht übel Lust hatte, sich einfach umzudrehen und an Toshiyas Rücken gedrängt Schutz zu suchen.
 

Stattdessen jedoch lächelte er nur leicht und strich geistesabwesend über das Polster der Rückenlehne, „Ich habe ihm vergeben... Weil ich mein Leben nicht von Hassgefühlen für so einen..Idioten geleitet haben will. Ergibt das Sinn?“, kicherte er leicht, offensichtlich rhetorisch erfragt, doch erntete er dafür nur ein Schnauben.

„Sehr weise“, war alles, was Toshiya dazu noch zu sagen hatte und es kerhte wieder Stille ein. Und Uruha strahlte. Er warte unglaublich stolz auf sich, gerade über dieses Thema mit einem anderen Menschen gesprochen zu haben, gerade mit Toshiya. Toshiya. Eine Welle des Hochgefühls durchschwemmte ihn bei dem Gedanken, der Gewissheit, dass Toshiya ihn ernst genommen hatte und es sich sicherlich verkneifen würde, ihn mit dieser Thematik aufzuziehen, selbst, wenn sie demnächst wieder heftiger streiten würden. Und das würden sie, ganz sicher.
 

Uruha grinste leicht bei seinen Überlegungen, doch geriet er ins Stocken, als sich Toshiya bewegte und erstarrte schließlich gänzlich, als sich ohne Ankündigung diese bestimmte, wohlige Wärme gegen seinen Rücken drängte. Toshiyas Rücken, in voller Länge an dem seinen, Millimeter für Millimeter ihrer Haut berührte sich und Uruha erschauderte. Nicht, dass dieses Gefühl schon berauschend genug gewesen wäre, vielmehr ratterte sein Kopf und verstand es nicht. Er war entstellt, sein Rücken war überzogen von riesigen, hässlichen Narben, es war so verdammt ekelig und doch drückte sich Toshiya an ihn, ohne jegliche Scheu, ohne jeglichen Ekel, gerade so, als wolle er ihm klar machen, dass es nichts schlimmes war, dass zumindest er es nicht für schlimm befand...

Uruha lag nur da, unfähig sich zu rühren und kämpfte mit den aufkeimenden Tränen. Nie hatte er jemand anderen außer Saga und Reita an seinen Rücken gelassen, niemals hatte er sich dort berühren lassen oder Gedacht, dass irgendjemand es jemals freiwillig tun würde.

„Nacht“, brummte Toshiya noch tief und dieser Moment fraß sich in Uruhas Nerven. Er brannte sich so unwiderruflich in sein Gedächtnis, in seine Emotionen und in sein Bewusstsein, dass er diesem Gefühl nicht entkommen konnte.
 

Es war dieser Moment, in dem ihm bewusst wurde, dass es dieser Mann war. Der Mann, dessen Rücken sich beinahe abartig perfekt an den seinen schmiegte, ihm ein Gefühl hab, welches er mit Worten nicht beschreiben konnte. Vertrauen, Innigkeit, Geborgenheit? Er wusste es in diesem Moment, dass Toshiya, so abwegig es sein Verstand auch darstellen mochte, einen besonderen Platz in seinem Leben einnehmen würde.

Es musste so sein.

Da war er sich sicher.
 


 


 


 

~~~~~~*°*~~~~~~

to be continued
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Uruha-
2012-09-02T20:29:19+00:00 02.09.2012 22:29
新しいカピは知らない!!!!あなたは悪い友達だよ。
何もいう!

これカピはとても面白い!
せんぷで話は良いです。
麗ととしざさんはかわいいから、そのカピは素晴らしい。



Von:  MikaChan88
2012-09-02T14:06:08+00:00 02.09.2012 16:06
total super kapi
freu mich schon aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan
Von:  Sylphide
2012-09-01T23:02:01+00:00 02.09.2012 01:02
ui, das war ein shönes kapitel <3
mehr kann man nicht sagen.
ich hoffe du hast jetzt mehr zeit,
denn dann machst du deine treuen leser ja wieder glücklich :3
ich hoffe schon mal aufs nächste kapitel <3
Von:  Goesha
2012-09-01T22:39:59+00:00 02.09.2012 00:39
so tooooollllllll~
...
...
*sprache verschlagen hat*
bitte mach schnell weiter!
Von:  naeki
2012-09-01T21:06:23+00:00 01.09.2012 23:06
awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww​wwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww​wwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww

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eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeendlich
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euphorieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!
keine zeit für mehr das kommt dann in den nächsten 12 kommentaren :D
Von:  Near___
2012-09-01T17:24:12+00:00 01.09.2012 19:24
Endlich. Und ich habe fast nichtmehr dran geglaubt /D
aber es war ja echt ein super langes kapitel ^^
Und aw es ist so schön. Ich fands total gut sowas über Uruha zu erfahren! und dass es ein wenig weitergeht mit Totchi und uruha, aber ich bin sicher die werden sich immer so dumm streiten xD
Aber es wirkte wieder alles voll gut und war super zu lesen ^^
Hoffe das nächste kapitel kommt ein wenig schneller xD
weiterhin viel erfolg mit deinem studium ^^
Von: abgemeldet
2012-09-01T12:25:22+00:00 01.09.2012 14:25
11 monate und dann son tolles kapittel ;A; <3
gnarf schreib bloß weiter
und ja ich versteh dich: privatleben geht vor dem leben hier, doch ein bisschen trauere ich schon dass du 11 monate für sowas gebraucht hast was so toll ist <3
bisse lass keine 11 monate zum nächsten verstreichen auch wenn du studienstress hast! :D


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