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Moon and the Memories

Wer verwaltet seinen Nachlass - seine Lover? Seine Freunde? Oder alle zusammen?
von

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For myself who is going to die

Kapiteltitel: Lied von Kokeshi Doll

Wörterzahl: 5.260

Beta'd: natürlich von derjenigen, der meine Schreiberseele gehört: Tattoo!

Rating: PG
 

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„O, ich sterbe, Horatio! Das starke Gift bewältigt meinen Geist; Ich kann von England nicht die Zeitung hören. Doch prophezei’ ich: Die Erwählung fällt auf Fortinbras: er hat mein sterbend Wort: Das sagt ihm, samt den Fügungen des Zufalls, Die es dahin gebracht. - Der Rest ist Schweigen.“

Mit diesem weithin bekannten Satz starb er.

Natürlich nicht wirklich, aber er brach auf der Bühne zusammen und blieb regungslos liegen, sehr darauf bedacht, sein Publikum nicht sehen zu lassen, dass er atmete. Er wartete geduldig Horatios und Fortinbras’ Dialog ab (den er sowieso selbst mitsprechen konnte) und stand erst wieder auf, nachdem der Vorhang gefallen war. Während sich das Ensemble verbeugte, murmelte sein Nebenmann ihm zu: „Ich glaube, das war so was wie die beste Premiere, die wir je hatten.“

Kamijo schenkte ihm ein glückliches Lächeln. „Das sagst du jedes Mal.“

„Wir werden aber auch jedes Mal besser.“

Er lachte leise und verbeugte sich, winkte dem Publikum noch einmal zu und verschwand mit den anderen von der Bühne. Als sie sich einzeln verbeugten, bekam er den meisten Applaus – gerechtfertigt, wie er fand. Schließlich hatte er endlich einmal wieder die Hauptrolle gehabt und war sogar einigermaßen zufrieden mit sich – und das sollte was heißen.

Hinterher klopften sie sich alle gegenseitig auf die Schultern, tauschten Komplimente, kleine Pannen, von denen das Publikum nichts mitbekommen hatte, gute Ratschläge oder nett gemeinte Kommentare aus und gingen sich umziehen. Böse Worte nach einer Premiere gab es so gut wie nie – nur, wenn sie wirklich schlecht gewesen war. Im Allgemeinen war man nach einer Premiere so dermaßen froh, es lebend überstanden zu haben, dass man überhaupt keine Energie mehr aufbringen konnte, um sich gegenseitig fertig zu machen.

Kamijo schminkte sich ab, zog sich schnell um, wünschte allen eine gute Nacht und verschwand aus dem Bühneneingang. Er fühlte sich erfrischt, und er konnte es kaum erwarten, am nächsten Morgen aufzuwachen. Er wollte die Rezensionen lesen. Als er allerdings an seinem Auto ankam, bemerkte er drei Gestalten, die auf einer kleinen Mauer daneben saßen und sich scheinbar amüsierten. Er blieb vor ihnen stehen und sah sie wortlos an.

Kaya bemerkte ihn zuerst, sprang auf und fiel ihm kurz um den Hals. „Kamijo! Du warst wundervoll, wirklich, ich war ganz hingerissen, bin es immer noch! Ich hätte nicht gedacht, dass du auf der Bühne so edel wirken kannst, obwohl du ja schon etwas prinzenhaftes an dir hast – ich hätte beinahe geweint, als du gestorben bist, so echt sah es aus, ich dachte, du würdest nicht mehr aufstehen!“

„Ja, guten Abend“, begrüßte der Schauspieler die drei ein wenig überfordert. „Habt ihr euch das Stück wirklich alle angesehen?“

„War meine Idee“, entgegnete Hakuei schulterzuckend. „Ich hab gelesen, dass ihr Premiere habt und du die Hauptrolle spielst, und da ich dich und die anderen beiden sowieso noch einmal beisammen haben wollte, habe ich vorgeschlagen, dass wir es uns ansehen. Hat mir sehr gut gefallen, übrigens. Vor allem die Ophelia.“

„Sie ist schon vergeben, da muss ich dich enttäuschen“, gab Kamijo schwach lächelnd zurück. „Ich hoffe mal, dass meine schärfsten Kritiker das ähnlich sehen. Sagt mal, was habt ihr denn jetzt vor? Ich hatte nämlich eigentlich geplant, jetzt direkt nach Hause zu fahren, unter die Dusche zu springen und schlafen zu gehen. Dauert es länger?“

„Wahrscheinlich schon“, antwortete Kaya nachdenklich und schürzte die Lippen. „Daran haben wir nicht gedacht, verzeih.“ Obwohl Kamijo es in dem Licht nicht genau erkennen konnte, schienen Kayas Haare nun nicht mehr schwarz, sondern dunkelrot zu sein, und er trug auch ein dazu passendes rotes Kleid, das er oben herum etwas ausgebessert hatte. Außerdem waren seine Haare länger und hochgesteckt. Er war trotzdem noch immer unverwechselbar Kaya.

„Wenn’s euch nichts ausmacht“, diesen Satz richtete Kamijo an Juka, welcher wort- und offenbar interesselos sitzen geblieben war und ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, „dann kann ich euch mit zu mir nehmen oder ihr fahrt mir einfach hinterher, dann geh ich duschen, und anschließend können wir machen, was auch immer ihr machen wollt. Einverstanden?“

„Wenn es DIR nichts ausmacht...“, entgegnete Hakuei und sah die anderen beiden an, welche zustimmend nickten. „Dann gerne. Ich bin auch mit dem Auto da. Fährst du dann bei ihm mit?“

Kaya wollte gerade antworten, aber Juka kam ihm zuvor: „Nein, ich will bei Kamijo mitfahren.“

„Dann steig ein.“ Der Braunhaarige schloss ohne zu protestieren sein Auto auf, ließ einen ziemlich verwirrten Juka auf den Beifahrersitz klettern, erklärte Hakuei kurz, wie man zu ihm nach Hause kam, für den Fall, dass sie sich verloren, stieg selbst ein und fuhr los. „Hat’s dir denn auch gefallen?“

„Es hat mich beeindruckt, dass du dir so viel Text merken konntest“, gab Juka ehrlich zurück. „Aber ich glaube, das ist eine Voraussetzung für den Job. Abgesehen davon hat’s mir auch allgemein gut gefallen, ja. Vor allem, dass du dich so sehr... in die Rolle hineinversetzt hast. Ich meine, ich hab dich vorher in Realität erlebt, und als du gespielt hast, hast du wie ein anderer Mensch gewirkt.“

„Wie ein besserer oder schlechterer Mensch?“, fragte Kamijo neugierig nach.

„Ich weiß nicht. Ich glaube, das kommt darauf an, was für eine Rolle du spielst. Wenn du zum Beispiel einen Bösewicht gespielt hättest, dann wärst du definitiv ein schlechterer Mensch gewesen.“

Das brachte Kamijo zum Lachen. „Du meinst, so wie Claudius?“

„Wer war das noch mal?“

„Des Königs Bruder, derjenige, der den König umgebracht hat und den Hamlet töten soll, um seinen Vater zu rächen.“

Juka verdrehte leicht die Augen. „Mein Gott, wer soll denn da noch durchblicken? Ich glaub, ich hab die Hälfte des Stücks nicht verstanden.“

„Das macht nichts, solange es dir gefallen hat.“

Nun musterte ihn der Blonde von der Seite. „Dir macht das Schauspielern Spaß, oder?“

Kamijo lächelte breit. „Es ist mein Leben, was soll ich sagen? Ich glaube, wenn ich nicht damit mein Geld verdienen könnte, würde ich todunglücklich sein. Ich kann mich ausleben, und besonders nach so einer Premiere schwebe ich auf Wolke Sieben. Warum fragst du?“

„Weil du so glücklich bist. Und überhaupt nicht mehr so bissig.“

„War ich bissig?“, wollte der Schauspieler nachdenklich wissen.

„Na ja. Ich hab dich aber auch ganz schön blöd angemacht.“ Juka senkte den Blick. „Sorry. Aber ich war wirklich... du hättest mich wegwerfen können. Kannst du eigentlich immer noch.“

„Also auf mich wirkst du zumindest stabiler als beim letzten Mal“, gab Kamijo zurück. „Tut mir auch leid, ich hab dir wahrscheinlich auch irgendwelche Dinge an den Kopf geworfen, die nicht gerechtfertigt waren.“

„Auf der Bühne hat man’s nicht gesehen“, meinte der Blonde und strich leicht über die Wange des anderen. „Aber jetzt sieht man’s wieder. War’s denn sehr schlimm?“

Kamijo brauchte einen Moment, um dahinter zu kommen, dass Juka auf den Bluterguss auf seinem rechten Wangenknochen anspielte. „Meine Maskenbildnerin hat ziemlich geschimpft. Aber jetzt ist er ja schon fast wieder weg, ist ja auch vier Tage her. Du hättest ihn mal vorgestern sehen sollen.“ Er grinste. „Sag mal, was bist DU eigentlich von Beruf? Das ist bis jetzt noch nicht zur Sprache gekommen, oder?“

„Ich bin Stylist, hauptsächlich für Models, manchmal auch für Filmschauspieler oder irgendwelche sonstigen B- oder C-Promis.“

„Stylist?“, wiederholte Kamijo anerkennend. „Dann haben wir ja alle Formen von Kreativität, oder? Hakuei Musik, Kaya Kunst, ich schauspielern und du...“

Juka lächelte. „Ja, sieht so aus. Aber keiner von uns ist Linkshänder.“

„Meinst du, unter uns Künstlern bräuchten wir einen Quoten-Linkshänder?“, grinste Kamijo. „Dann bräuchten wir aber auch einen Brillenträger. Haarfarben haben wir ja alle vorhanden – Hakuei schwarz, ich braun, Kaya rot und du blond. Apropos, sind die beiden noch hinter uns, siehst du das? Nicht, dass wir gleich alleine bei mir rumsitzen und die gurken noch irgendwo in der Stadt rum.“

Der Blonde wirkte einen Augenblick, als würde er etwas sagen wollen, schluckte es aber herunter und drehte sich auf dem Sitz um. „Doch, sieht so aus, als seien sie noch hinter uns. Und Kaya flirtet.“

Kamijo musste lachen. „Ich glaube, das tut er immer. Mich hat er auch schon angeflirtet.“

„Mich nicht. Und ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein soll“, entgegnete Juka lächelnd.

„Ist beides nicht so tragisch, glaube ich. Bei Hakuei macht er sich wahrscheinlich sowieso keine Hoffnungen. Er ist straight, oder?“

„Hakuei? Wie der Horizont.“ Juka machte eine ausschweifende Geste.

„Die Erde ist rund, das weißt du?“

Nun lachte der Blonde. „Herrgott! Dann eben wie eine Gerade oder so was! Auf jeden Fall steht er nicht auf Männer, sondern auf diese eine Tucke da, wie hieß sie noch?“

„Ophelia?“, riet Kamijo.

„Ja, genau. Oder so ähnlich.“

„Hn. Hier wären wir.“ Der Braunhaarige parkte gekonnt auf seinem Parkplatz ein, stieg aus, schloss das Auto ab und wartete darauf, dass Hakuei ebenfalls einen Parkplatz fand.

Juka druckste ein wenig herum, bis er endlich das aussprechen konnte, was er wollte. „Kamijo?“

„Hm?“

„Du bist mir doch nicht mehr... sauer, oder so was? Also, du nimmst mir nichts mehr übel? Was ich gesagt oder gemacht hab? Und bitte, sei ehrlich.“

Kamijo überlegte eine Weile, in der sein Gegenüber sichtlich nervöser wurde. „Nein, ich glaube nicht. Im Moment habe ich nicht die Mentalität, irgendjemandem böse zu sein.“

„Obwohl ich dich ein Arschloch genannt hab?“

„Hast du?“

„Ich glaube schon.“

„Oh.“ Der Schauspieler legte den Kopf schief. „Hättest du mich nicht daran erinnert, dann hätte ich es wahrscheinlich komplett vergessen.“ Der andere wirkte ein wenig unglücklich, weshalb Kamijo auch gleich darauf lächelnd den Kopf schüttelte. „Nein, auch deshalb bin ich dir nicht böse.“

Kurzerhand schlang Juka die Arme um ihn und zog ihn an sich. „Danke...“

Kamijo, der gerade Hakuei auf sich zu kommen sah, rollte leicht mit den Augen, lächelte dann aber und klopfte Juka auf den Rücken. „Keine Ursache. Sollen wir reingehen?“
 

Als der Braunhaarige aus der Dusche zurückkehrte, hätte er beinahe laut aufgelacht. Seine drei Gäste saßen wie bestellt und nicht abgeholt auf seinen beiden Sofas und wirkten, als hätten sie sich keinen Millimeter bewegt, aus Angst, irgendetwas schmutzig zu machen. „Ihr dürft atmen“, versicherte er ihnen breit grinsend, während er an ihnen vorbei in die Küche ging. Er hatte keine Lust gehabt, sich ganz anzuziehen, und das Haus verlassen würde er auch nicht mehr, das wusste er, also hatte er sich lediglich eine lange Hose angezogen. „Wollt ihr auch was trinken?“, fragte er laut. „Jemand für Bier?“ Er erntete Zustimmung, erst von Hakuei und anschließend auch von Juka. „Kaya?“

„Hast du irgendetwas Süßes?“

„Außer Kuchenglasur, meinst du? Einen Moment, ich kann mal nachschauen.“ Kamijo wühlte ein wenig in seiner Küche herum und anschließend noch in seinem Vorratsraum, bis er irgendwann mit einer halb leeren Flasche zurückkehrte. „Magst du Cassis?“, fragte er mehr scherzhaft.

„Ja, gerne!“, freute Kaya sich sofort.

Kamijo starrte ihn an. „Ist das dein Ernst?“

„Natürlich. Warum nicht?“

„Weil das Zeug so was von süß ist...“ Er verzog das Gesicht. „Aber okay, wenn du gerne möchtest... du kannst die Flasche meinetwegen auch mitnehmen, nur dann kann ich dir – falls du noch mal herkommst – nichts mehr anbieten.“ Er ging zurück ins Wohnzimmer, stellte Hakuei, Juka und sich selbst jeweils eine Bierflasche und ein Glas hin und gab Kaya den Cassislikör mit einem passenden Gläschen. „Bitteschön. Wenn ihr irgendetwas essen möchtet oder sonst irgendwelche Wünsche habt, äußert euch, Gedanken lesen kann ich noch nicht.“ Er nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel vom Wohnzimmertisch, zündete sie an, faltete sich in seinem Lieblingssessel zusammen und musterte die anderen drei erwartungsvoll. „Schießt los. Was seht ihr mich so komisch an?“

„Du bist gruselig, wenn du gute Laune hast“, sprach Juka offenbar die Gedanken der anderen beiden aus.

Kamijo runzelte die Stirn. „Warum?“

„Du bist so nett und zuvorkommend und machst Witze und bist offen... letztes Mal warst du ein bisschen anders“, antwortete der Blonde sehr vorsichtig.

„Ist doch egal. Und ihr könnt es euch ruhig gemütlich machen, ich reiß euch schon nicht den Kopf ab, wenn ihr euch bequem hinsetzt oder –legt.“ Keiner rührte sich. „Gut, dann eben nicht. Was gibt’s denn überhaupt? Weshalb sollten wir uns noch mal treffen? Ich meine – so haben wir nichts miteinander zu tun.“

„Ehm... richtig.“ Hakuei kramte etwas aus seiner Hosentasche hervor, was auf den ersten Blick aussah wie ein Zettel. Es stellte sich heraus, dass es auch wirklich ein Zettel war, als er ihn auseinander faltete. „Das hier war in Lays Terminkalender. Seine Mutter hat ihn mir gegeben, und ich hab die Notiz darin gefunden. Lies ihn mal.“

Kamijo beugte sich einmal fast über den gesamten Tisch, nahm das Blatt Papier und las es, während er weiter seine Zigarette rauchte.

‚Lieber Leser! Wer auch immer du sein magst, das, was du da gerade tust ist ziemlich unhöflich, schließlich sind das hier meine Sachen. Aber es wird schon seine Gründe haben, dass du diesen Zettel in Händen hältst. Vielleicht hast du mir die Handtasche gestohlen und liest dir das hier grad durch, um zu wissen, was für eine Person du gerade beklaut hast. Oder aber es ist wirklich das eingetreten, was ich befürchtet habe, was ich nicht hoffe. Um zum Punkt zu kommen (darin bin ich schon immer schlecht gewesen): Ich habe Angst, dass man mich umbringt. In letzter Zeit fühle ich mich immer mehr beobachtet und habe auch das Gefühl, dass man mein Telefon abhört. Es knackt immer so seltsam, wenn ich telefoniere. Es kann sein, dass sie es sind, aber das will ich nicht hoffen – wobei ich keine Ahnung habe, wer es sonst sein könnte. Wie auch immer, entweder ist mir der Zettel rausgefallen und du hast ihn gefunden, oder du hast ihn mir geklaut, oder ich bin wirklich tot. Wenn letzteres der Fall sein sollte, dann hoffe ich, dass du, lieber Leser, herausfindest, warum. Ich kann dir keine Namen oder Orte nennen oder sonst irgendetwas, weil sie sonst meine Familie UND meine Freunde heimsuchen würden, und das will ich für beide nicht. (Ich kann meine Eltern zwar nicht ab und meine Freunde kennen sich eh nicht, aber egal. Es geht ums Prinzip. Wenn ich abkratze, soll es nicht noch jemand anders tun.) Deshalb hoffe ich einfach, dass du von selbst drauf kommst – ich werd dir keine Tipps geben. Lay (P.S.: Mein Hund hat Flöhe.)’

Schweigend starrte er die Schrift noch etwas länger an, bis sie langsam immer undeutlicher wurde, legte das Papier auf den Tisch und vermied es, einen der anderen drei anzusehen. Es war Lays Handschrift. Und er hatte gewusst, dass er sterben würde. Er hatte es nicht gewusst, aber doch zumindest geahnt...

„Das muss zur Polizei“, murmelte Kamijo sehr leise und versuchte, die Tränen zurückzukämpfen, die langsam in ihm aufstiegen. Er vermisste Lay, er vermisste ihn jetzt schon, und die Gewissheit, dass er ihn niemals wiedersehen würde...

„Da war es bereits“, gab Hakuei zögerlich zurück. „Und weißt du, was ich für eine Antwort bekommen habe? ‚Das ist zwar ganz interessant, aber der Fall – den es niemals gegeben hat übrigens – ist abgeschlossen: Die Todesursache ist klar: Er ist unter Alkoholeinfluss Auto gefahren, ihm ist ein Reh davor gelaufen, er hat gebremst und zu stark gelenkt und ist gegen einen Baum gefahren. Außerdem können wir damit sowieso nichts anfangen.’“

„Sie haben sich geweigert, auch nur den Versuch zu starten, herauszufinden, was Lay damit gemeint hat“, fügte Kaya hinzu.

„Deshalb habe ich mich selbst dran gesetzt – hätte ich es nicht rausgekriegt, hätte ich euch so oder so gefragt, aber eigentlich ist es ganz einfach. Lies mal nur entlang der beiden Faltlinien, erst von rechts nach links und dann von oben nach unten.“

Kamijo griff erneut nach dem Zettel und tat wie geheißen. Er brauchte eine Weile, dann runzelte er die Stirn. „Das ist... eine Adresse, oder?“

„Richtig“, stimmte Hakuei ihm zu.

„Und du bist doch auch dafür, dass wir DAMIT zur Polizei gehen, oder?“, schaltete Kaya sich eifrig ein. „Ich meine, sie haben die Pflicht, sich darum zu kümmern, nicht wahr? Hakuei und Juka finden nämlich, dass wir der Sache selbst nachgehen sollten.“

„Die Polizei würde uns doch eh nicht helfen!“, verteidigte Juka seine Position. „Und ich finde, es ist UNSERE Pflicht, herauszufinden, was er damit meint!“

Kamijo überlegte. „Also mal langsam... Lay hat uns einen Hinweis gegeben, wer ihn eventuell ermorden wollte, und ihr beiden wollt unbedingt dort hin und Sherlock Holmes spielen, weil es die Polizei nicht interessiert, ob er nun umgebracht worden ist oder einen Unfall hatte. Uns dafür natürlich umso mehr. Sehe ich das richtig?“ Er drückte seine Zigarette aus und schüttete sich etwas Bier ins Glas.

„Ja, ich denke schon“, nickte Hakuei.

„Gut.“ Der Braunhaarige trank einen Schluck und atmete einmal tief durch. „Ich bin dabei.“

Kayas Blick wurde ungläubig. „Das ist nicht dein Ernst! So etwas sollten wir nicht machen!“

„Hör mal zu“, begann Juka aufgebracht. „Irgendwelche Arschlöcher wollten Lay umbringen, und wer weiß, vielleicht haben sie’s wirklich getan! Er hinterlässt uns extra noch ’ne Notiz, damit wir uns auch ja damit beschäftigen, und die Polizei geht das alles einen feuchten Scheißdreck an! Ich weiß nicht, was DU machen willst, aber ICH lass ganz bestimmt nicht auf mir sitzen, dass jemand vielleicht meinen Freund gekillt hat!“

„Leuchtet ein“, nickte Kamijo.

Der Rothaarige wirkte noch immer wenig überzeugt. „Und wenn es gefährlich wird? Was machen wir dann?“

„Uns darüber freuen, dass wir, wenn wir ins Jenseits kommen, wenigstens von einem bekannten Gesicht begrüßt werden“, entgegnete Hakuei finster, was Kamijo grinsen ließ, obwohl ihm eigentlich nicht zum Lachen zumute war.

„Na gut. Aber ich habe euch gewarnt!“, drohte Kaya.

„Keine Sorge, wir werden schon nicht sterben“, meinte Kamijo und streckte sich einmal ausgiebig, wobei er mit Genugtuung feststellte, dass wenigstens für einen Moment die Blicke der anderen auf seinen nackten Oberkörper huschten. „Ist irgendjemandem nach Videospielen?“
 

So langsam begann das Schwarz um ihn herum aufzuklaren. Er konnte sich endlich wieder atmen spüren, hörte sein Herz klopfen, merkte leider nur allzu deutlich seine Kopfschmerzen und fühlte einen warmen Körper an seiner Brust.

Stop mal.

In Gedanken ging er das noch einmal durch, bewegte anschließend seine Finger und musste feststellen, dass die nackte Haut, auf die er probeweise drückte, nicht seine eigene war. Da hörte er jemanden leise aufseufzen.

Okay. Noch einmal die Geschehnisse der vorherigen Nacht durchgehen: Er hatte seine Premiere als Hamlet gehabt. Danach... Richtig, danach hatte er sich mit Hakuei, Kaya und Juka getroffen. Und dann war irgendetwas Wichtiges gewesen, und dunkel erinnerte er sich daran, dass er viel zu viel getrunken hatte und irgendwer gegangen und irgendwer geblieben war...

Er war versucht, seine Augen zu öffnen und nachzusehen, aber er wollte vorher wissen, wer da neben ihm lag. Er wollte sich erinnern. Hakuei war gefahren, das wusste er, und er hatte noch jemanden mitgenommen. Kaya oder Juka? War Kaya gefahren? Oder Juka? Juka oder Kaya? So langsam wurde er panisch. Mit wem würde er denn eher ins Bett gehen? Ehrlich gesagt hätte er sich wahrscheinlich auf beide eingelassen, genug getrunken hatte er schließlich. Und wenn Kaya ihn so angeblinzelt und dann verführt oder Juka ihn mit seinem jungenhaften Charme rumgekriegt hatte? Oder war es am Ende NOCH jemand anders?

Kurzerhand strich Kamijo mit der Hand, die er sowieso um den anderen gelegt hatte, über dessen Bauch. Flach, warm, angenehm. Weiche Haut. Okay. Davon abgesehen, konnte es eigentlich nur einer sein. Er rückte ein wenig nach hinten und blinzelte ein paar Mal, bevor er klar sehen konnte. Blonde Haare. Im selben Moment schnurrte der andere leise und drehte Kamijo den Kopf zu, öffnete die Augen. Sie schauten sich einen Moment an, dann produzierte der Blonde ein Geräusch, das wie ‚HUA’ klang, zuckte gleichzeitig zusammen, wodurch Kamijo sich ebenfalls erschreckte, und fiel aus dem Bett. Dabei hätte er beinahe die Decke mitgenommen, die Kamijo jedoch geistesgegenwärtig fest hielt, also schnappte sich der andere kurzerhand das Kopfkissen und legte es sich in den Schoß, während er auf dem Boden sitzen blieb und den Braunhaarigen entgeistert anstarrte.

„Guten Morgen?“, versuchte Kamijo es vorsichtig.

„Ich hab... du hast... wir... oh mein Gott!“ Falls Jukas Augen noch größer werden konnten, so taten sie es gerade. „Nicht wirklich, oder?!“

Der Braunhaarige legte sich auf den Rücken und einen Arm über die Augen. „Moment mal... wir haben gestern Abend noch geredet... und gesoffen... und irgendwann ist Hakuei gefahren und hat Kaya mitgeschleppt, und ich glaube, er hat dich auch gefragt, ob er dich mitnehmen soll...“

„Und ich hab ihn angeschnauzt. Verdammt.“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Ja, das weiß ich noch. Und dann?“

„Ich weiß nicht. Wir haben irgendwas gemacht, wahrscheinlich noch mehr gesoffen, noch mehr geredet, wahrscheinlich nur Unverständliches, und irgendwann...“ Unwillkürlich kam ihm ein Bild in den Kopf, wie Juka auf seinem Schoß saß, die Augen geschlossen, die Lippen geöffnet, den Kopf in den Nacken gelegt, sich an ihm festhaltend... Er beschloss, diese Erinnerung für sich zu behalten und stöhnte leise. „Na klasse, und so was passiert mir direkt nach der Premiere. Und heute Abend trete ich wieder auf. Willst du zuerst duschen?“

„Wie kannst du hier so ruhig bleiben?!“, fuhr der Blonde ihn urplötzlich an. „Ich meine, wir haben... und das nicht mal zwei Wochen nach seinem Tod! Ich meine... oh mein Gott! Das...“

„Kannst du was dafür?“, wollte Kamijo wissen und sah ihn fragend an.

„Nein!“

„Kann ich was dafür?“

„Bestimmt! Also MEINE Idee war’s ganz sicher nicht!“

Der Braunhaarige hob eine Augenbraue.

„Ich geh jetzt duschen!“ Juka machte Anstalten aufzustehen, zögerte allerdings. „Gib mir die Bettdecke.“

„Willst du mit der Bettdecke duschen?“

„Nein! Nur, damit du nicht guckst!“

Unwillkürlich musste Kamijo grinsen. „Du hast doch das Kopfkissen.“

„Das reicht nicht!“

„Willst du mich so unbedingt nackt sehen, oder was?“

„NEIN!“

„Aber wenn ich dir die Bettdecke gebe...“ So langsam fing es an, ihm Spaß zu machen.

„Wir tauschen.“

„Dann wird mir aber kalt.“

„Ich geb sie dir hinterher wieder!“

„Hey, du bist der Gast hier, also gib dich gefälligst mit dem zufrieden, was du kriegst.“

Juka musterte ihn böse, ehe er aufstand, sich das Kissen weiterhin vor die Schrittgegend haltend, und langsam rückwärts ging.

„Du weißt doch nicht mal, wo die Dusche ist“, bemerkte der Braunhaarige.

Der andere blieb stehen. „Wo ist sie denn?“

„Wenn du rauskommst, gleich rechts, die Tür vor Kopf. Handtücher sind genug da, such dir gerne kuschelige aus, die flauschigsten hab ich sowieso versteckt. Ja?“

Juka nickte wortlos, wollte sich erst umdrehen, überlegte es sich allerdings noch anders und schlich rückwärts aus dem Raum.

„Ach, und Juka?“, rief Kamijo ihm grinsend hinterher. „Ich hab einen Spiegel in meinem Zimmer!“ Er wusste, dass der andere ihn gehört hatte, bekam aber keine Antwort. Er beließ es dabei und rollte sich ein wenig in seinem Bett herum. Irgendwie waren seine Kopfschmerzen wie weggeblasen. (Nein, er wollte sich NICHT die übertragene Bedeutung dieses Satzes überlegen oder sogar vorstellen.) Er fühlte sich sogar eigentlich ganz gut, wenn er so darüber nachdachte. Während er entspannt dalag, hörte er seine Dusche laufen und versuchte sich vorzustellen, wie Juka sich wohl anstellte, ob das Ganze ihm peinlich war und er so schnell wie möglich weg wollte, ob er sich noch nicht so ganz entschieden hätte, ob er es vielleicht sogar ein bisschen genoss... Hn. Tat er bestimmt. Er freute sich doch über jegliche Aufmerksamkeit, die er bekommen konnte...

„Hast du vor, den ganzen Tag so liegen zu bleiben?“, fragte ihn eine Stimme einige Minuten später.

Kamijo sah auf und wurde mit dem Anblick von Jukas doch sehr hübschen Körper begrüßt, nur verdeckt durch ein Handtuch, das um seine Hüften geschlungen war. Seine Haare waren noch feucht und standen etwas ab, wodurch er nur noch jugendlicher wirkte. „Mich zwingt keiner aufzustehen“, gab der Braunhaarige cool zurück.

„Weißt du, wo meine Anziehsachen hingekommen sind?“ Etwas unbehaglich sah Juka sich im Zimmer um.

„Ich fürchte, da kann ich dir nicht helfen. Vielleicht sind sie irgendwo auf dem Weg vom Wohn- ins Schlafzimmer abgeblieben. Sonst kann ich dir gerne welche von mir leihen, die müssten dir auch passen.“

Der Blonde nickte, verschwand noch einmal aus dem Zimmer und kehrte kurz darauf wieder zurück. „Hab nichts gefunden“, verkündete er mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck. „Und du hast sie auch nicht versteckt oder so was?“

Kamijo musste lachen und setzte sich dabei auf. „Wofür hältst du mich? Meinst du, dass ich deine Klamotten in die hinterste Ecke meines Schranks werfe, damit du nackt rumlaufen musst? Komm mal her.“

Noch immer recht verlegen aussehend, stellte Juka sich gehorsam neben das Bett. „Kann doch sein. Ich weiß ja nicht, was du in deiner Freizeit-“ Er brach ab, als der andere einen Arm um seine Hüfte schlang und ihn zu sich auf das Bett zog.

„Wobei es natürlich ein verlockender Gedanke ist... aber außer mir dürfte dich dann keiner sehen“, murmelte Kamijo und fuhr mit den Fingerspitzen seiner anderen Hand über Jukas Bauch.

„Kamijo-“

Und keine Sekunde später küssten sie sich. Juka erst noch zögerlich, dann aber immer überzeugter und schließlich mit Leib und Seele dabei. Es dauerte nicht lange, da war das Handtuch zusammen mit der Bettdecke zwischen ihnen verschwunden und Kamijo küsste sich, halb auf dem anderen liegend, an dessen Hals hinab.

„Kamijo, das ist nicht richtig“, wisperte der Blonde und legte den Kopf in den Nacken, vergrub eine Hand in den welligen braunen Haaren.

„Gestern Nacht haben wir auch nichts anderes gemacht“, schnurrte Kamijo zurück und drückte seine Lippen erneut auf Jukas.
 

Die ersten Dinge, die Kamijo wahrnahm, als er langsam aufwachte, waren, dass er eine Hand in seinen Shorts hatte und furchtbare Kopfschmerzen. Er beendete schnell, was er angefangen hatte, vor sich noch immer Jukas hübschen nackten Körper sehend, und öffnete anschließend die Augen. Es war bestimmt bereits zwölf Uhr, er hatte furchtbar lang geschlafen, viel zu lang, würde diesen Abend mit einem Kater auf die Bühne gehen müssen und diese Bilder nie wieder aus seinem Kopf bekommen.

Es stellte sich heraus, dass das Ganze doch nicht so tragisch war, wie er es sich ausgemalt hatte – es war erst halb zehn, seine Kopfschmerzen waren nicht mehr so schlimm, nachdem er sich ein paar Mal über die Kloschüssel gehängt hatte, und er machte sich ziemlich schnell klar, dass er geträumt hatte. Er stellte sich unnötig lange unter die Dusche, um wach zu werden, machte sich Frühstück und verfluchte sich selbst. Solche Träume waren keine Seltenheit für ihn. Da er berufsbedingt nur sehr wenige Beziehungen hatte aufrecht erhalten können (was einmal daran lag, dass er sehr wenige Abende überhaupt Zeit hatte und vormittags frei, während sein Lover meistens arbeitete, und zum anderen, dass viele seine extremen Stimmungsschwankungen nicht ertragen konnten), spielten sich viele Szenen lediglich in seinem Kopf ab. Meist träumte er von so etwas, selbst wenn er an der Person an sich kein wirkliches Interesse hatte. Juka konnte zwar ganz niedlich sein, aber müsste er ihn auf Dauer ertragen, würde Kamijo höchstwahrscheinlich wahnsinnig werden. Dass es den Blonden getroffen hatte, war ebenfalls reiner Zufall gewesen – sein krankes Vorstellungsvermögen hätte sich durchaus auch Kaya aussuchen und eine kleine Geschichte um sie beide herum bauen können, das wäre ebenfalls kein Problem gewesen. Er konnte sich gut vorstellen, mit Kaya ins Bett zu gehen, aber ob ihm das gefiel, was er sich ausmalte, war eine andere Frage. Mit Hakuei das Gleiche. Obwohl es bei Hakuei schon schwieriger war – einmal war er nicht schwul und dann würde er Kamijo ganz bestimmt nicht den aktiven Part lassen.

„Ein intelligenter Mensch ist manchmal gezwungen, sich zu betrinken, um Zeit mit Narren zu verbringen!“, rief der Braunhaarige frustriert und überlegte, ob ihm noch irgendein anderes Zitat einfiel, um sich abzulenken. „Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör!“ Darauf runzelte er die Stirn, schüttelte den Kopf und schaltete seinen Laptop an. Gelangweilt wartete er, bis er endlich ins Internet gehen konnte, besuchte ein paar Seiten und musste feststellen, dass nur zwei von ihnen bereits einen Artikel über ihre Premiere von Hamlet verfasst hatten. Kamijo überflog sie erst einmal, musste grinsen und las sie anschließend noch einmal, dieses Mal Wort für Wort.

‚Es ist ein Schauspiel sondergleichen, wie das Ensemble des Mori-Ôgai-Theaters seinem Namen alle Ehre macht’ – ‚Sehr lebensecht ist Kamijo Yuujis Darstellung des vom Pech immer wieder heimgesuchten dänischen Prinzen – man leidet mit ihm auf der Bühne und fühlt nur noch beklemmende Leere, nachdem er in seinen letzten Minuten den ebenfalls sehr authentischen Übeltäter Claudius (Atsushi Sakurai) tötet und schließlich selbst stirbt. Man wünscht sich, das Stück sei dort nicht zuende, man verflucht Shakespeare dafür, dass er seinen suizidgefährdeten Helden letztendlich doch hat sterben lassen – vielleicht hätte man sonst Yuujis Schauspielkünsten noch einige Minuten länger frönen können’ – ‚Eine klare Bereicherung selbst für den, der dem europäischen Theater in der Regel nicht sonderlich angetan ist’

Innerlich bejubelte er sich selbst. Es schien ein voller Erfolg gewesen zu sein. Wie hieß es noch? „Bedeutende Erfolge sind auch die Ergebnisse überwundener Krisen!“, freute er sich laut und bemerkte dann erst den Zettel, den jemand (er selbst?) mit einem Magneten an seinen Kühlschrank angebracht hatte. Er war voll mit Zahlen und mit drei Namen. Offenbar alle Handy- und Telefonnummern von Hakuei, Kaya und Juka. Interessant. Kurzerhand schnappte Kamijo sich sein Telefon und wählte die Nummer, die ihn am meisten ansprach. Währenddessen klickte er noch ein wenig auf verschiedenen Seiten herum.

„Ja?“

Gerade, als Kamijo den anderen begrüßen wollte, klappte ihm die Kinnlade herunter. „Diese Schmierfinken!!“, rief er entrüstet.

Ein kurzes Schweigen. „.... Ehm...“

„Hör dir mal an, was sie über mich geschrieben haben: ‚Die Aufführung wäre ganz gelungen, hätte der Hauptdarsteller sich mit seinem selbstverliebten Getue etwas mehr zurückgehalten – aber wir sind ja nichts anderes von ihm gewohnt’ – Das ist ja wohl das Allerletzte!! Und dann noch hinterher: ‚An sich ganz sehenswert, solange man Yuujis schmalzige Übertreibung eines echten Prinzen ertragen kann’! Ich halt’s nicht aus!“, regte der Braunhaarige sich empört auf.

„Kamijo?“, fragte sein Gesprächspartner irritiert. „Alles okay?“

„Oh, sorry. Bin da nur gerade eben drüber gestolpert. Diese Dreckschweine!“ Der Schauspieler starrte den Bildschirm seines Laptops finster an.

„Was gibt’s denn?“, versuchte Hakuei vorsichtig, das Thema zu wechseln.

„Richtig. Gut aufgepasst – was ich fragen wollte... Gestern Abend ist nichts Bestimmtes passiert, das ich irgendwie hätte mitkriegen sollen, oder? Ich hab niemanden beleidigt und mich nicht unmöglich aufgeführt?“

„Soweit ich weiß nicht, nein. Du warst sogar der perfekte Gastgeber. Als wir gegangen sind, hast du sogar noch ausdrücklich nach unseren Telefon- und Handynummern verlangt, damit wir in Kontakt bleiben. Leidest du unter Amnesie?“

„Nein, ich muss mich danach nur irgendwie besoffen haben. Aber das ist gut, dass ich mich bei keinem zu entschuldigen brauche. Sag mal, wegen dieser Adresse – haben wir da irgendetwas beschlossen?“

„Bis auf dass wir uns erst einmal überlegen, was wir damit anfangen, nicht, nein. Ich würde allerdings vorschlagen, dass wir uns dort zumindest einmal ein bisschen umsehen.“

Kamijo nickte, obwohl der andere diese Geste sowieso nicht sehen konnte. „Ja, hört sich vernünftig an. Wann? Am Besten so schnell wie möglich, nicht wahr?“

„Würde ich sagen, ja. Kannst du morgen Abend?“

„Morgen ist Donnerstag, oder?“ Kamijo warf einen Blick auf seinen Terminkalender, der neben seinem Kühlschrank hing. „Wie es aussieht, hab ich morgen Abend frei, ja. Würde mir ganz gut passen.“

„Alles klar. Kannst du dann noch ein bisschen herumtelefonieren, um herauszufinden, ob Kaya und Juka Zeit haben? Und wenn, mach am Besten einen Zeitpunkt aus und sag mir hinterher Bescheid. Ich bin nämlich im Moment ein bisschen beschäftigt.“

„Oh. Hab ich dich gestört? Entschuldige. Aber klar, kann ich machen.“

„Noch eins, Kamijo: Lass nie den Erfolg seine Leere verbergen, die Leistung ihre Wertlosigkeit, das Arbeitsleben seine Öde. Behalte den Sporn, um weiter zu kommen, den Schmerz in der Seele, der uns über uns selber hinaustreibt. Bis dann!“

Kamijo legte auf und war kurz davor, seinen Laptop einfach zuzuknallen. Dann dachte er über Hakueis Worte nach. Wahrscheinlich sollte er sich nicht so sehr über eine negative Rezension aufregen. Aber trotzdem – ‚mit seinem selbstverliebten Getue’! Wofür hielten die sich?! Frustriert schaltete er seinen Laptop aus und wählte die nächste Nummer auf seiner Liste.
 

|-|=|-|
 

tbc!
 

A/N: Im nächsten Kapitel wird die Story weiter vorangetrieben, wobei Kamijos narzisstische Anwandlungen kaum schwinden werden xD (Ich hatte selten so viel Spaß, einen Charakter auszuarbeiten wie bei ihm. ^^)

Was sagt ihr? Realistisch/unrealistisch? Unterhaltsam/nervig? Es interessiert mich!



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Trashxbaby
2012-04-12T07:49:56+00:00 12.04.2012 09:49
Awwww Hakuei *O* ♥ Wie er straight ist....dann kann er mich nehmen XDDDD
Und wie ich tatsächlich dachte Kamijo und Juka...und dann träumt er nur /DDDD Haha zwischen den beiden könnte ja eig. echt was laufen...wobei mir Kamijo und Kaya i-wie lieber wäre ;3
Von:  Asmodina
2010-07-13T17:36:08+00:00 13.07.2010 19:36
Auch mir gefällt diese Story sehr gut, ist mal etwas Anderes. Die Charaktere (auch Kamijo) sind sehr überzeigend. Ich hoffe, du schreibst bald weiter.
LG
Von:  almightywarumono
2010-07-11T21:59:30+00:00 11.07.2010 23:59
seehr gelungen *_*
hoffentlich schreibst du bald weiter !

ich find kamijou echt sympathisch..
das ist dieses typische arschloch
zum knuddeln xD...
und juka so süüüß *///*
Von:  TARACHOMU
2010-06-24T08:14:12+00:00 24.06.2010 10:14
Ich musste so grinsen als ich gesehen hab wer den Claudius spielt XD
Find ich toll dass du Hamlet genommen hast ^_____^ Auch wenns ja eher Hakueis Part wäre~
Ansonsten bin ich eh Fan deiner FFs, und die hier gefällt mir bis jetz auch echt gut
Also schreib schnell weiter

Von: abgemeldet
2010-06-23T17:10:27+00:00 23.06.2010 19:10
Und wieder ein gelungenes kapitel
oh man ich hab mich eine zeit richtig abgelacht erst dann als das mit dem traum von kamijo kam ^_^
oder mit der schlechten kritik, ich glaube das du ihn zu 1000% getroffen hast.
Naja spannung is schon viel dran, Kaya, Hakuai, Juka und kamijo spielen dedektive xDDDD das is mal ne explosive mischung xD
^__^ schreib bitte schnell weiter



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