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Seth et Holth: another version

lost mind
von

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Die schwarzen, schweren Stiefel durchquerten zügig und mit großen Schritten die Straßen. Immer wieder sah er sich unauffällig in alle Richtungen um, ob ihn jemand beobachtete, ihm vielleicht sogar folgte. Doch die meißten Menschen ignorierten ihn und die Wenigen die ihn registrierten sahen ihn nur an. Doch keiner schien gesteigertes Interesse an ihm zu haben. Schließlich bog er in die Seitengasse ein die sich schnell als Hinterhof entpuppte. Zielsicher steuerte er eine Treppe vor dem Hintereingang eines Clubs an. Die schwarze Plane, die seitlich an der Treppe hinunter hing und das Leben darunter verbarg, wurde von seiner Hand routiniert beiseite geschoben. Er schlüpfte in das winzige Versteck und schob die Plane wieder halb zu. Ein sanftes Augenpaar war auf ihn gerichtet. Holth blickte neben sich während er seinen Fang, einen Laib Weißbrot, aus der Plastikverpackung befreite.

„Die Luft wird jeden Tag schlechter“, erklang die ruhige aber hörbar besorgt klingende Stimme des sanften Augenpaares.

Holth war indes damit beschäftigt, zwei einigermaßen gleich große Stücke aus dem Brot zu reissen. Er reagierte nicht auf die Bemerkung des Anderen.

„Auch das Licht verändert sich“, fuhr Dieser jedoch fort. „Fast so, als würde es jeden Tag ein kleines bißchen nebliger werden...“

Holth hielt ihm ein großes Stück Brot hin. „Hier.“ Er wusste, dass die Luft immer schlechter wurde; er spürte es selbst ständig.

Der zarte Seth nahm das Brot in seine blassen Hände und begann es Stückchen für Stückchen zu essen.

So verlief jeder Tag.

Während Seth aß ließ er seine unerkannten Blicke wach und aufmerksam über die Menschen gleiten, die er von ihrem Versteck aus noch beobachten konnte. Sie rauschten alle vorbei, stöckelten, trampelten, schlurften...bewegten sich so steif und ungelenk...so unsensibel..... Achteten nicht auf das was um sie herum geschah, achteten meißt nicht einmal auf sich selbst. Holten sich kleine schwarze und silberne Dinger aus den Taschen, die alle einen grässlichen Ton von sich gaben, und hielten es sich anschließend sogar noch ans Ohr. Sie redeten, jedoch nur mit diesen kleinen schwarzen und silbernen Dingern, nie mit den Menschen um sie herum. Jeder hatte es eilig. Keine Zeit, sich die Welt zu betrachten.

Seth kaute auf einem Stück Weißbrot herum. Manchmal hatte er das vage Gefühl, er hätte irgendwann auch schonmal anders Nahrung aufgenommen. Doch es blieb bei diesem Gefühl, er konnte sich an nichts Genaues erinnern. Keine Bilder, kein Geruch, nur dieser Verdacht, dass es irgendwie mal anders lief als sich dieses seltsam schmeckende Zeugs in den Mund zu schieben, zu zerkauen und hinunter zu schlucken. Abwesend lehnte er seinen Kopf an Holth's Schulter. Sein Blick war verträumt und traurig. „Wo sind wir hier?“

Der Sanftere von beiden hatte diese Frage schon lange nicht mehr gestellt. Früher, ja, da hatte Holth diese Frage täglich von seinem Liebsten zu hören bekommen. Aber irgendwann verschwand diese Frage. Bis heute, wo sie wieder auftauchte. Er legte seine Hand auf das rosarote Haar Seth's. „Ich weiß es nicht.“ Die ehrliche Antwort, die schon wie damals jedes Mal auf diese Frage erfolgte. Woher sollte er es auch schon wissen?

„Glaubst du, es wird noch schlimmer?“ Seth hatte seinen Kopf ein Stückchen gedreht um Holth in die Augen schauen zu können. Seine Eigenen sahen dabei so unschuldig aus wie die eines Kindes.

Der Zottelhaarige sah ihn nur an. Stumm. Er ahnte, dass sein geliebter Engel weiter sah als er selbst. So war es oft bei Dingen. Seth schien dieses Gespür zu haben, Ungereimtheiten und negative Einflüsse ziemlich rasch wahr zu nehmen. Schneller als er selbst. Und dann sollte er ihm diese Frage beantworten können? Aber vielleicht sollte er das gar nicht....vielleicht wusste Seth, dass er das gar nicht konnte und es war nur eine unbewusste Vorwarnung auf Etwas, was noch folgen sollte.... Holth's andere Hand streckte sich zielstrebig nach dem Hals seines Engels aus und betastete ausgiebig die Kehlregion. Es ließ nicht lange auf sich warten und schon kurz darauf floss das erste Blut.

Seth's Augen blieben wach, ließen den Anderen keine Sekunde lang aus dem Blick. Langsam streckte sich nun auch seine Hand aus, seine Finger fuhren zärtlich über Kinn, Lippen und Wangen seines wilden Gegenstücks und endlich floss auch Holth's Blut. Ein sanftes Lächeln legte sich dabei auf Seth's Lippen. Als er abermals mit den Fingerkuppen über die Mundpartie des Anderen fuhr, lächelte nun auch Holth. Er wollte seinen wertvollen Liebsten wieder intensiv spüren, so intensiv wie es ihnen beiden nur möglich war. Mit beiden Händen liebkoste er inzwischen das zarte Gesicht des Langhaarigen, ließ dabei Hals und Brust nicht aus und rasch trat immer mehr Blut durch die helle Haut. Er konnte spüren, wie sich Seth's Brustkorb immer rascher hob und senkte, seine Ohren realisierten die leise aber nicht unhörbare schnellere Atmung die aus seiner Nase trat. Mehr, immer mehr.....Holth wurde beinahe schon gierig; er musste sich selbst mühsam zügeln um nicht brutal über seinen Engel herzufallen. Er wollte ihn, wollte ihn...... Sein Kopf senkte sich und seine Zunge berührte den ungeschützten Augapfel des Anderen.

Seth lag ganz ruhig in den Armen seines stürmischen Liebhabers, wusste er durfte keine zu raschen Bewegungen machen wenn Holth ihn dort berührte. Den Blick starr ins Nichts gerichtet ließ er jede Berührung zu. Ein lautloses Stöhnen entwich seinen weichen Lippen. Er spürte ihn, spürte ihn so intensiv...! Die Gefühle und Empfindungen nahmen immer schneller zu, er konnte sie nicht mehr bremsen..... Seine Hand klammerte sich an Holth's Schulter, er brauchte Halt. Es war so doll.... Ohne auch nur ein Mal mit den Augen zu zucken ließ er diese enorme Welle der positiven Gefühle über sich zusammen brechen. Kein Ton war von ihm zu hören. Nur seine Finger krallten sich tief in den Stoff und die Haut an Holth's Schulter. Sein Liebster, so nah.....so sehr........
 

Ich liebe dich.
 

Ich liebe dich auch.
 

Seth lag noch eine ganze Weile völlig bewegungslos in den Armen seines Geliebten, der ihm mit den Fingern zärtlichst die Haare kämmte und über den erschöpften Körper wachte. Völliger Friede, Ruhe und Geborgenheit. Es war so selten, dass sie dies erleben durften. Und wenn dann nur in Momenten wie Diesen, in ihrem winzigen, schummrigen Versteck unter der Treppe.
 

Eng aneinander geschmiegt, um den jeweils Anderen auch bloß nicht zu verlieren, kämpften sich Seth und Holth ihren Weg durch die menschliche Masse. Obwohl sie es Tag für Tag taten, es schon so lange taten – gewöhnt hatten sie sich daran bis heute nicht. Sie fühlten sich nie wie ein Teil dieser Ansammlung von Lebewesen, sie beide waren stets die Andersartigen, die, die irgendwie nicht so recht hier her zu passen schienen. Aussätzige.

Plötzlich fiel Seth's Blick auf den Kettenanhänger einer jungen Frau. Er war silbern und hatte die Form eines Kreuzes. Sie trug ihn um den Hals, auf der Brust. Und Seth wusste nicht warum, aber er fühlte sich seltsam zu dieser Form hingezogen. Seine Schritte wurden langsamer, sein Blick konnte nicht von dem Anhänger lassen. „Holth....hast du die gesehen?“

Der Angesprochene blinzelte Seth fragend an, nachdem er sich zu ihm umgedreht hatte. Sein langhaariger Engel war inzwischen ganz stehen geblieben.

„Das Kreuz......“

„Was ist damit? Wir haben doch schon viele Kreuze gesehen.“ Holth wollte ihn zum weiter gehen bewegen, zog ihn sanft an der Hand.

Aber er wollte nicht weiter gehen, zumindest nicht in diese Richtung. Viel mehr zog es ihn in die Entgegengesetzte, dorthin wo auch das Mädchen hinging. Es zog ihn zu diesem Kreuz.... Er spürte etwas, ein seltsames Gefühl. Wie ein Gefühl aus einer vergessenen Zeit. Eine alte Erinnerung. Gab es das nicht schon mal...? „Erinnerst du dich nicht, Holth? Das Kreuz....damit war irgendwas....“

Doch Holth schien sich wirklich an nichts zu erinnern; statt dessen versuchte er immer wieder, Seth in seine Richtung zurück zu bewegen. „Mit dem Kreuz ist nichts Ungewöhnliches. Wir haben schon viele Kreuze gesehen“, wiederholte er und lies Seth nicht los. Sie befanden sich die ganze Zeit mitten auf einer Strasse und er wusste, dass soetwas gefährlich werden konnte. Er wusste zwar nicht was genau passieren konnte, aber dass etwas passieren konnte hatte er schon oft beobachten können. „Komm Seth, wir können hier nicht stehen bleiben. Das ist zu gefährlich. Komm...“

„Warte....das-das Kreuz....“ Seth streckte hilflos seine Hand in die Richtung aus, in der das junge Mädchen verschwunden war – und mit ihr auch der Anhänger, zu dem sich der Engel so sehnsüchtig hingezogen fühlte. Verschwunden. In der Masse. Und auch die Erinnerungen, dieses seltsame, leicht vertraute Gefühl löste sich zeitgleich mit ihr wieder auf.

„Seth!“ Der Dunkelhaarige zog den Anderen inzwischen energischer in seine Richtung. Er musste ihn hier von dieser Strasse runter kriegen.
 

Eng aneinander geschmiegt lagen die zwei Geliebten auf dem Boden ihres Versteckes. Friedlich schlafend. Und Seth träumte. Er sah Frieden, Frieden und Harmonie. Farben, weiche Wärme und Geborgenheit.... Kein Lärm, keine Hektik. Keine Menschen. Nur ihn und Holth. In einer Welt die Dieser in so gar nichts glich. Sie war völlig anders.

Seth's Mundwinkel bewegten sich im Schlaf, wie die eines träumenden Babys.

Sanfte Farben flossen ineinander und kehrten immer wieder zurück, im gleichbleibendem Rhythmus. Sie waren der Rahmen eines wohlgeformten Zeichens......Seth kannte es, er hatte dieses Zeichen schon einmal gesehen....ein vertikal und ein horizontal verlaufender Weg........in der Mitte sich treffend....................

So friedlich und ruhig war diese sanfte, warme und bunte Welt in der sein Geist schwebte. Er fühlte sich so unendlich frei – ein Gefühl, welches ihm so neu vorkam. Eingehüllt in undurchdringbaren Schutz....keine Sorgen, keine Ängste. Alles lief so wie es laufen musste. Es war richtig. Alles funktionierte. Alles.

Als Seth später erwachte, fühlte er ein so harmonisches Gefühl in sich wie er es noch nie nach einem Traum tat. Er lächelte abwesend und legte in der gleichen Abwesenheit seine Hand auf den Bauch. So schön..... Als auch Holth kurz darauf erwachte, versuchte Seth ihm von seinem Traum zu erzählen: „Ich habe Farben gesehen, Holth. So wunderschöne, fantastische Farben...! Du kannst dir nicht vorstellen, was es alles an Farben gibt! Noch viel mehr als hier!“ Er war so enthusiastisch von diesem Traum und dem Gesehenem, er kriegte sich gar nicht mehr ein.

Holth hörte ihm stumm zu.

„Und so viel Wärme......von innen und aussen. So weich und beschützend... Es war so wundervoll...! So anders....wie...eine andere Welt....ein anderes Leben.“

Holth blinzelte. „Ein anderes Leben als dies hier...?“ Seine Frage war fast zurückhaltend. Eine Art, die Holth normalerweise nie an den Tag legte.

Seth nickte eifrig und ein breites, glückliches Lächeln zierte sein ganzes Gesicht. „Du kannst es dir nicht vorstellen – keine Sorgen und kein Schmerz! Einfach nur Frieden und Wärme....!“ Nun blinzelte auch er. „Ich habe auch von einem Namen geträumt, Holth.... 'Athum'*.“ Er sah seinem Geliebten tief in die Augen. „'Athum'......kommt dir dieser Name nicht auch bekannt vor...? Ich habe das Gefühl, ich kenne ihn von irgendwoher......“

Holth hielt dem Blick stand. Diesmal ohne zu blinzeln. „Ich kenne ihn nicht.“

Fast unmerklich zuckte Seth als Reaktion dieser Antwort zusammen. Was war das...? Holth wirkte mit einem Mal so gefühllos... Fast als hätte er Zweifel an seinen Erzählungen....fast so, als würde er ihm keinen Glauben schenken. Seth's Hand fasste an die Schulter des dunkelhaarigen Engels. „Holth, du...du glaubst mir doch. Ich habe es gesehen...!“ Zweifel. Nagender Zweifel breitete sich rasendschnell im Inneren des zarten Geschöpfs aus. Dieses Gefühl war nicht gut. Es konnte zerstören.

„Du hast nur geträumt“, lautete die niederschmetternde Antwort des Anderen. Wieder so kalt....so kalt.... Dennoch zog Holth seinen Geliebten zu sich heran und legte beschützend seine Arme um ihn. „Aber hab keine Angst...ich bin bei dir.....“

Doch dieser Aufforderung konnte Seth nicht so einfach nachgehen. Keine Angst haben.....wenn der Einzige, den er hatte, ihm nicht glaubte...? Er presste seinen Kopf sehnsüchtig an Holth's Brust, wollte dem Rhythmus lauschen der dort herrschte. Die Wahrheit die nie lügen konnte.
 

Menschen schrien, weinten, liefen panisch umher. Fielen hin, standen wieder auf um in Todesangst weiter zu laufen. Rempelten sich gegenseitig an. Die Wenigsten halfen einander, die Meißten dachten nur an sich. Chaos. Hitze. Flammen züngelten. Alles war durcheinander. Nichts hatte mehr seine gewohnte Form oder Struktur.

Seth und Holth standen vor dem brennenden Kaufhaus, schauten auf das lodernde Feuer. Und in Seth begann sich etwas zu regen. Er spürte die Hitze in sein Gesicht schlagen und es erinnerte ihn an etwas. Er sah die gnadenlos züngelnden Flammen vor seinen Augen und es kam ihm vertraut vor. Das Feuer..... „Holth...“ Er griff zärtlich nach der Hand des Geliebten. Bilder tauchten in seinem Kopf auf; Bilder die so lange verborgen lagen und nun wieder ihren Weg an die Oberfläche fanden, aus ihren Gräbern ausbrachen. Bilder und Gefühle. Obwohl er das Feuer nur sah, wusste er wie es sich auf seiner Haut anfühlte. Wusste er wie es roch, wie es schmeckte. „Holth.....!“ Er kannte Feuer, wusste wie gnadenlos es zuschlug und alles verschlang was es nur erreichen konnte. Wie qualvoll es war von ihm gefangen genommen zu werden. Zerstört zu werden. Ausgelöscht. „Holth!“

Der Angesprochene blickte neben sich.

„...ich kann mich wieder erinnern...!“ Seth drückte die Hand des anderen Engels ein bißchen fester. „Ich weiß wieder alles....!“ Fassungslos wand nun auch er sein zartes Gesicht dem Anderen zu. Sah ihm wieder mit diesem tiefen, wisssendem Blick in die Augen. „Ich weiß woher ich das Kreuz kenne das das Mädchen auf der Brust trug, ich weiß woher ich den Namen Athum kenne!“

Holth schien unbeeindruckt zu sein, sah sein Gegenüber nur stumm an. Mit ausdrucksloser Mine.

„Es war unser früheres Leben! Wir haben schon ein Mal gelebt, bei Athum! Erinnerst du dich nicht?“, sprudelte es aus dem sanften Engel nur so heraus. „Wir haben in Frieden gelebt! Bei den Farben und der Wärme.....! Ich weiss es wieder, es war nicht nur ein Traum! Es war wirklich so! Und wir sind hier her gekommen und wurden verbrannt....!“ Wie ein Film, der vor Seth's innerem Auge im Schnelldurchlauf abgespielt wurde, rauschten die Bilder der Vergangenheit, der vergessen geglaubten Vergangenheit, nur so vorbei. Es waren so Viele, er wusste gar nicht wo er mit seiner Erzählung anfangen sollte! So viele Bilder und Informationen, so lange verborgen gewesen und jetzt, mit einem Schlag, waren sie alle wieder da. - Aber warum sagte Holth nichts?

Der Dunkelhaarige wand seine Hand aus Seth's Griff. Seine ausdruckslose Mine änderte sich nicht. Nur seine Augen starrten ihn an. Nein, sie schienen Seth beinahe aufspießen zu wollen. Warum...?

„Du hättest es nicht tun sollen.“ Seine Stimme klang unheimlich. Düster und monoton. Er schritt auf den Anderen zu, sodass Seth gezwungen war sich rückwärts zu bewegen.

„Holth, was.....was ist mit dir?“ Verständnislosigkeit und Verwirrung spiegelte sich in dem blassen Gesicht wieder.

„Du hättest die Vergangenheit ruhen lassen sollen.“ Holth schritt weiter auf ihn zu, trieb ihn langsam immer weiter vor sich her. Sein Blick war mit dem seines Geliebten wie verankert. Doch ihrer beider Augen sprachen nun eine unterschiedliche Sprache. „Du hättest alles so lassen sollen wie es war...!“

Seth verstand nichts mehr. War diese kalte, gefühlsleere Welt doch schon verwirrend genug, konnte er nun auch den Aussagen des einzigen Wesens, Welches er hatte, nicht mehr folgen. Er stolperte. Er fiel. Sein Rücken fand sich auf einem Haufen Gerümpel wieder. Ein ehemaliges Stück des brennenden Kaufhauses, Welches durch das Feuer immer weiter geschwächt wurde und Stück für Stück am auseinanderfallen war. Seth lag mitten im Chaos. Das Geschrei, die Hitze um ihn. Und seine andere Hälfte, das Wesen ohne das er nicht leben könnte, sein um alles geliebter Holth, stand über ihn. Mit ungewohnt düsterer Mine auf ihn herabschauend.

„Du hättest es nicht tun sollen!!“, begann Dieser plötzlich zu brüllen und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske aus Schmerz. „Warum konntest du uns nicht weiter leben lassen wie bisher? Warum musstest du dich an früher erinnern??“ Tiefste Verzweiflung, Wut und Trauer schwang in seiner schreienden Stimme mit. Dann griff er neben sich und schon im nächsten Augenblick hatte er eine Axt in den Händen.

Seth konnte es nicht verstehen. Nichts von alledem. Er bekam Angst, Angst vor seinem eigenen Geliebten. Das erste Mal in seinem Leben. In seiner ganzen Existenz. „Holth, bitte! Hör auf...! Hör auf...ich liebe dich doch!“

Aber die ängstlichen Worte des Anderen prallten regelrecht an ihm ab. „Wir hätten so weiter leben können, wenn du dich nicht wieder daran erinnert hättest!“ Tränen rannen über sein Gesicht. Tränen. Etwas, was er auch erst in dieser Welt kennen gelernt hatte.

„Du machst mir Angst! Bitte, hör auf und lass uns gehen....!“ Seth streckte ihm seine Hand entgegen. Hoffte auf Entgegenkommen Seitens des anderen Engels. Hoffte umsonst.

„Nein!! Es wird nie wieder so sein wie früher! Nie wieder!!“ Für kurze Augenblicke war Holth's Verzweiflung lauter als die Schreie der anderen Leute. „Ich halte das nicht aus mit dem Wissen zu leben...! Mit den Erinnerungen an früher! Zu wissen, dass wir nie wieder ein 'Früher' haben werden!“

„Holth...nicht....!“ Inzwischen hatte seine ausgestreckte Hand eine schützende Abwehrhaltung eingenommen. Dem Wesen gegenüber, das bis eben noch Alles für ihn war. Die Axt machte ihm Angst. Die Axt in Holth's Händen.

„Du machst alles kaputt, Seth! Du machst alles kaputt...!“ Seine schlanken Arme hoben die schwere Axt in die Höhe. Sein Blick ließ noch immer nicht von dem Gesicht ab, das er sonst immer hingebungsvoll liebkost und geliebt hatte. Nur sah er es inzwischen bloß noch durch einen dichten Tränenschleier.

„Nein!!“ Nun hatte auch Seth's Verzweiflung an Lautstärke zugenommen und lag auf gleicher Ebene mit Holth's Verzweiflung. „Tu es nicht!“

„...nie wieder...! Wir können nie wieder so leben wie früher...!! Nie wieder!!!“ Er ließ die Axt herabschnellen, die scharfe und schwere Schneide traf Seth's Bauch.

Geschrei.

Tränen.

Schmerz.

Flammen.

Blut.

Chaos.
 


 


 

* der Gott der ursprünglichen Welt aus der Seth und Holth stammen, der der alles erschaffen hat



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sindaze
2013-03-31T14:38:59+00:00 31.03.2013 16:38
Einfach nur toll! Mehr muss ich nicht sagen. *_*;

(Nur das Ende... *hoffnungsloser Romantiker*... ach Mensch.. ;_; muss doch nicht!)
Von:  Seth_et_Holth
2012-06-08T15:57:58+00:00 08.06.2012 17:57
Wow!
Viel mehr fällt mir dazu nicht ein...
Also ich liebe den Film wirklich abgöttisch und kann Selbiges jetzt auch über deine FF sagen *.*
Mir gefällt vor allem diese Entwicklung, die die beiden durchmachen, wohl auch beeinflusst durch ihre jetzige Umgebung.
Und irgendwo kann ich Holth's Gefühlslage auch nachvollziehen. Wenn man etwas wundervolles hatte und weiß, dass es nie mehr so sein wird, dann ist das furchtbar schmerzhaft.

Aber das Ende hat mich trotzdem total geschockt, obwohl es echt super reingepasst hat, muss ich sagen.

Mir tun die beiden Engel einfach nur unendlich Leid.

Sehr viel Liebe für deine Geschichte, sie ist wirklich total ergreifend, dramatisch, traurig und schön zugleich...^^
Von:  hideplueschtier
2010-06-21T18:56:26+00:00 21.06.2010 20:56
Ehrlich gesagt fehlen mir gerade die Worte um das aufzuschreiben, was ich gerade beim Lesen empfunden habe. Und das passiert nicht sehr oft...

Die Geschichte ist unheimlich berührend (selbst wenn man den Film nicht kennt denke ich)und regt sehr zum Nachdenken darüber an, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben und wie diese uns alle verändert.

Es gelingt dir wirklich gut dem Leser die Protagonisten nahe zu bringen und ihre Gefühle zu vermitteln.
Sowohl Seth's als auch Holth's Entwicklung kommt sehr gut rüber und lässt sich gut nachvollziehen...
Auch sprachlich wirklich gelungen, großes Lob dafür.

Mach weiter so
^_~
Von:  Asmodina
2010-06-21T06:44:06+00:00 21.06.2010 08:44
Sehr tragisch und voller Drama. Deine Art und Weise, Gefühle und Atmosphäre zu beschreiben, ist wundervoll.
LG


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