Zum Inhalt der Seite

Liebe mit Hindernissen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Liebe mit Hindernissen

Endlich durfte Akane nach Hause. Sie saß schon angezogen auf ihrem Bett und ließ die Beine baumeln. Sie blickte sich in dem sterilen Krankenzimmer um. Die großen, weißen Vorhänge waren zur Seite gezogen und ließen einen Blick auf die Sonne zu, die langsam Richtung Süden aufstieg. Der gepackte Koffer stand neben dem Bett. Sie blickte zur Türe und versuchte sich zu erinnern, welcher Tag denn heute war. Aber hier war sie so abgeschottet gewesen, dass sie den Überblick und das Zeitgefühl total verloren hatte. Wieder blickte sie sehnsuchtsvoll durch das Fenster. Sie wollte endlich raus aus diesem Zimmer. Akane wollte endlich die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut spüren und sie möchte endlich wieder trainieren. In ihren braunen Augen blitzte der Kampfgeist auf. Jawohl, sie würde trainieren und Hitomi zeigen, wer die bessere Kampfsportlerin von ihnen war. Am Samstag würden sie aufeinander treffen. Akane hatte keine Ahnung wie viel Zeit ihr noch bis Samstag blieb, aber sie würde sehr hart trainieren. Sie hatte viel aufzuholen.

Vielleicht konnten Ryoga und Ukyo ihr auch wieder helfen. Ein zweites Mal ließ sie sich nicht vorführen, das wäre ja gelacht. Wann wohl Kasumi käme um sie abzuholen?

In diesem Moment klopfte es an der Zimmertüre. Gespannt, wer eintrat, richtete sie ihren Blick auf die Türe. Kurze Zeit später stand Dr. Misano im Raum, neben ihm Dr. Tofu und Akanes Schwester, Kasumi. Etwas unbehaglich blickte sie die beiden Männer an. Wenn ihre Schwester alleine gekommen wäre, hätte Akane sofort gewusst, dass es nach Hause ging. Jetzt war sie sich aber nicht mehr sicher.

„Hallo, Akane“, begrüßte Ono die Blauhaarige. „Ich habe gerade mit Dr. Misano gesprochen. Er schickt dich nach Hause, aber zuvor werde ich dich nochmals in meiner Praxis untersuchen. Schließlich bin ich dein Hausarzt.“

Akane blickte zu Dr. Misano, der dem Gesagten mit einem Nicken zustimmte, ehe sie zu Kasumi sah, die freundlich lächelnd schon mal den Koffer anhob. „Lasst uns gehen“, forderte sie sanft auf und drehte sich zu Dr. Misano. „Vielen Dank, dass Sie sich so gut um Akane gekümmert haben.“

„Das ist meine Arbeit, Fräulein Tendo“, antwortete der Arzt und ging auf Akane zu, die vom Bett aufstand. Er reichte ihr die Hand und verabschiedete sich: „Halte dich von tiefen Gewässern fern.“

„Das verspreche ich“, nickte Akane und drückte die Hand des Doktors. „Auf Wiedersehen.“

„Das hoffe ich mal nicht“, grinste der Mann im weißen Kittel und verließ das Zimmer.

Ono Tofu nahm Kasumi den Koffer ab und verließ das Krankenhaus. Die Tendo-Schwestern folgten ihm.
 

In der Schule stand Hitomi bei Klassenkameradinnen und unterhielt sich lachend. Ranma hingegen saß mit seinen Kumpels unter einer schattenspendenden Eiche. Der Kampfsportler war ganz in Gedanken versunken. Heute würde Akane wieder nach Hause kommen. Endlich ging es ihr wieder besser.

Seine Kumpels hatten es inzwischen aufgegeben ihn anzusprechen. Ranma reagierte nicht auf sie und mischte sich auch nicht in ihr Gespräch ein. Allerdings entging dem Dunkelhaarigen somit auch die drohende Gefahr. Die Jungs entdeckten Nabiki Tendo, die entschlossenen Blickes auf ihren Mitbewohner zuschritt.

„Ärger im Anmarsch“, spaßte einer. Zumindest riss diese Bemerkung Ranma aus seinen Gedankengängen. Irritiert blickte er auf und sah sich um, bis er Nabiki entdeckte, die nur noch wenige Meter von ihm entfernt war und den Abstand rasch verringerte. Bei ihrem Gesichtsausdruck wurde ihm angst und bange. Was Nabiki wohl vorhatte? Was führte sie im Schilde? Etwas stimmte nicht, das spürte er sofort.

Ohne große Reden zu schwingen, packte Nabiki ihren Mitbewohner am Kragen, riss ihn hoch und zog ihn hinter sich her. Sie suchte ein ruhiges Plätzchen und auf dem Schulhof würde sie keines finden. Zu viele Beobachter standen hier. Und alle Augen waren auf sie und Ranma gerichtet, was widerrum auch Ranmas Geschrei zu verdanken war. „Was soll der Quatsch, Nabiki?! Du hättest mich auch einfach fragen können. Lass mich los! Ich kann selbst laufen.“

Aber alles zetern half nichts, denn Nabiki folgte ihrem Weg unbeirrt und Ranma, den sie fest am Kragen gepackt hatte, stolperte hinterher.

Aufmerksam sah ihnen Hitomi nach. Ihre Klassenkameradinnen bohrten neugierig nach, aber die Rosahaarige konnte auch nicht mehr zu dieser Situation sagen, wie der restliche Schulhof.

Unbeeindruckt schleppte Nabiki ihren Ex-Fastschwager auf das Schuldach und schloss hinter sich die Türe. Erst auf dem Dach angekommen ließ sie den Jungen los und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Er wirkte nicht freundlich, aber geschäftstüchtig. Sie war nicht wütend, aber entschlossen.

Sauer richtete Ranma sich sein Hemd und die Krawatte, während er Nabiki zur Rede stellte. „Mensch, was soll das?! Hättest du mich nicht einfach fragen können? Ich wäre schon mit dir mitgekommen!“

„Ich habe dir etwas zu sagen“, unterbrach sie ihn, unbeeindruckt von seinem Wutanfall.

„Wie gesagt, das hätten wir auch anders lösen können“, grummelte Ranma, sah aber schnell ein, dass er aus der Nummer nicht mehr so schnell rauskommen würde. Erst wenn Nabiki mit ihrem Vortrag fertig wäre, oder wenn die Schulglocke die neue Unterrichtsstunde ankündigte. Somit setzte er sich auf den Boden und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Sie überreichte ihm einen Stapel Fotos und wartete seine Reaktion ab.

Ranma starrte auf die Bilder, die hauptsächlich ihn mit Hitomi zeigten in sehr zweideutigen Situationen. Ihm schoss die Hitze in den Kopf. Wie kam Nabiki an solche Fotos? Und wann hatte sie diese geschossen? Immer weiter und immer schneller blätterte die Bilder durch, aber keines der Fotos ließ darauf schließen, dass er und Hitomi nur Freunde wären. Auch wenn sie sich nicht küssten, so waren sie sich so nahe und vertraut, dass jeder mit ein wenig Fantasie sich hätte ausmalen können, was noch passiert sein könnte.

Nabiki beobachtete ihn aufmerksam. „Ich habe folgenden Vorschlag. Du kümmerst dich darum, dass Akane ihre Bitte über deinen Auszug zurücknimmt und zahlst mir zweitausendfünfhundert Yen Schweigegeld und Akane wird niemals etwas von diesen Fotos erfahren.“

„Bist du wahnsinnig?!“

„Oder möchtest du, dass meine Schwester diese Bilder sieht? Ich könnte sie an die Schülerzeitung verkaufen, oder auch unseren Vätern geben“, ließ sie beiläufig miteinfließen.

Ranmas Finger krampften sich um den Bilderstapel. „Nabiki, was denkst du dir dabei? Was willst du damit bezwecken?“

„Ich möchte dich einfach nur als Schwager zurück haben. Streng dich gefälligst an, sonst wird deine Beerdigung schneller stattfinden, als dein Schulabschluss.“ Kalt und unberechnend betrachtete Nabiki den Jungen. Wenn sie jetzt nicht die harten Maßnahmen ergriff, würde Ranma nie begreifen, welch großen Fehler er hier beging. Er gehörte zu Akane, wie die Faust aufs Auge. Und sie wäre die allerletzte, die ihrer Schwester diese Bilder freiwillig zeigen würde, aber das brauchte er ja nicht zu erfahren.

„Alte Erpresserin“, brummte Ranma. „Wenn ich das wirklich schaffe, bekomme ich aber auch die Negative.“

Nabiki nickte zustimmend. Sie würde diese sofort mit ihm gemeinsam vernichten, damit niemand diese Bilder je zu Gesicht bekam und besonders Akane nicht.
 

Eigentlich hatte Doktor Tofu zu ihr gesagt, dass sie noch nicht trainieren durfte, aber hinsichtlich der Tatsache, dass der Samstag bevorstand, widersetzte sich die Blauhaarige der ärztlichen Anweisung und fing mit Aufwärmübungen an. Sie kam schneller außer Puste, als vor dem Unfall, aber sie riss sich zusammen. Sie musste die Zähne zusammenbeißen und sich richtig anstrengen. Sonst würde Hitomi haushoch gewinnen und das wollte Akane nicht.
 

Der Tag verging schneller als gedacht und am späten Nachmittag trat Ranma ins Dojo. Er musste sich den Frust von der Seele trainieren. Wie konnte Nabiki ihn nur so erpressen? Es reichte doch schon, dass er dabei war mit Akane einen halbwegs normalen Umgang aufzubauen. Aber Nabiki verlangte mal wieder das Unmögliche. Kaum betrat er den Raum, erblickte er Akane. Sie stand schweratmend in der Mitte und hatte ihren Oberkörper vornübergebeugt um ihrer Lunge den Platz zu bieten, den diese auch dringend benötigte.

Besorgt eilte Ranma zu ihr, legte ihr eine Hand auf den Rücken und fühlte das starke Atmen. „Akane“, sprach er sie an.

Langsam richtete sie sich auf und blickte den Jungen atemlos an. Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Hey.“

„Ist alles in Ordnung?“

Sie nickte und langsam brachte sie ihre schnelle Atmung wieder unter Kontrolle.

„Darfst du denn schon wieder trainieren?“ Seine blauen Augen konnten sich nicht von ihr lösen. Seine ganze Haltung, sein Auftreten, alles strahlte Besorgnis aus.

Akane wich seinem Blick aus. „Klar doch. Doktor Tofu sagt, dass ich wieder fit bin!“

Ranma sah sie an, nicht so recht wissend, ob er ihr glauben konnte.

Sie bemerkte seine Skepsis. „Ich gehe duschen. Du hast den Dojo somit für dich allein.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand hinaus. Sie würde ihn erst wieder beim Abendessen sehen und bis dahin hätte sie genug Zeit ihr stark klopfendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Seine Berührung ließ sie keineswegs kalt und die Reaktion ihres Körpers verunsicherte sie enorm. Was war nur mit ihr, mit ihnen geschehen? Etwas hatte sich verändert und es hing nicht mit ihrem Unfall zusammen, sondern war schon viel früher geschehen.
 

Ranma konnte seine Konzentration nicht auf das Training lenken. Intensiv beschäftigten sich seine Gedanken auf die scheinbar unlösbare Aufgabe, die ihm Nabiki gestellt hatte. Wenn er es schaffte Akane dazuzubringen, dass sie ihre Bitte zurücknahm, so hatte er das finanzielle Problem noch zu lösen. Vorausgesetzt, dass Akane ihre Bitte überhaupt zurücknahm. Er kannte sie und ihren Stolz. Sollte sie diese Aufforderung zurücknehmen, gestand sie sich ein, dass sie ihm unrecht tat. Er malte sich lieber nicht aus, wie Akane auf die Bilder reagieren würde. Eines stand fest, diese Begegnung würde er nicht überleben.

Nachdem das heute mit dem Training nicht funktionierte, setzte sich Ranma in den Schneidersitz und begann zu meditieren. Vielleicht half ihm die Entspannung eine Lösung für all das zu finden.
 

Erst beim Abendessen sahen sich die Jüngsten und Ex-Verlobten wieder. Sie saßen nebeneinander und aßen schweigsam vor sich hin, während die restlichen Familienmitglieder jede noch so kleine Regung in Gesicht und Gestik beobachteten.

Kasumi unterbrach das Schweigen. „Hast du heute trainiert?“

Auf diese Frage hin, verschluckte sich Akane und begann lange und laut zu husten.

Als Antwort aufgenommen, tadelte die älteste Schwester sie sofort. „Du weißt doch, was Tofu gesagt hat. Die nächsten Tage solltest du es ruhiger angehen. Heute kein Training, morgen maximal zwei Stunden und erst ab Freitag darfst du einen halben Tag trainieren. Halte dich an die ärztlichen Anweisungen, Akane. Sonst schadest du dir nur selbst.“

Reumütig senkte Akane ihren Kopf. „Es tut mir leid, Kasumi, aber ich kann nicht nichts tun.“

„Das wirst du tun müssen“, mischte sich Ranma ein. Wütend blickte er sie an. Seine blauen Augen lodernden, wie das tosende Meer.

Überrascht richtete Akane die Aufmerksamkeit auf den Kampfsportler. „Ich muss gar nichts“, bockte sie.

„Oh, doch. Zudem hast du mich heute angelogen!“ Enttäuscht, dass sie nicht ehrlich zu ihm war, stellte er die Schüssel energisch auf den Tisch ab.

„Na, und? Du bist nicht mein Vater!“

„Aber dein Verlobter“, stellte er ebenso barsch fest, wie sie.

Akane korrigierte sofort seinen Fehler: „Du hast wohl vergessen, dass wir die Verlobung gelöst hatten.“

Ranma hingegen platzte der Kragen. „Du hast die Verlobung gelöst!“ Schnell besann er sich, in welche Richtung der Streit sich entwickelte und wechselte das Thema: „Wieso lügst du mich an? Ist dir nicht klar, dass du dir und deinem Körper schadest?!“

„Das ist nicht dein Problem“, konterte sie missmutig. Wenn er wüsste, was Samstag anstand und wie hoch der Einsatz war, würde er sie bestimmt verstehen. Aber aussprechen konnte sie es nicht. Fest stand, sie würde vormittags trainieren und sobald Ranma aus der Schule kam, musste es so aussehen, dass sie sich erholt hatte.

Ranma ballte seine Hände zu Fäusten und besann sich innerlich zur Ruhe. Er würde sich nicht zu kopflosen Kommentaren verleiten lassen. „Du hast Recht, es ist nicht mein Problem. Aber noch mal helfe ich dir nicht aus der Patsche!“ Er stand auf und ging. Dieses Mal führte ihn sein Weg nicht ins Dojo, sondern er sprang über die Dächer Nerimas um viel Abstand zu Akane zu gewinnen.

Niemand aß mehr, sondern starrte die Jüngsten mit offenen Mündern an. Akane bemerkte die fragenden, irritierten und überraschten Blicke. Sie ertrug es nicht länger. Auch sie stand auf und verließ das Wohnzimmer. Ihr Weg führte sie in ihr Zimmer, in dem sie den restlichen Abend verbrachte und schmollte.
 

Am Mittwoch, wie auch am Donnerstag und Freitag wichen Ranma und Akane sich gegenseitig aus. Sie vermieden das Gespräch, da der Kampfsportler sicher war, dass Akane sich auch jetzt noch der ärtzlichen Anweisung widersetzte. Warum tat Akane sich selbst so etwas an? Wieso riskierte sie ihre Gesundheit wegen einer einfachen Sportart? Vernünftig war sie noch nie, aber wenigsten jetzt hätte er erwartet, dass sie aus der Situation lernte.

Endlich begann das Wochenende und Ranma wollte nur noch nach Hause. Seine Gedanken ließen ihn nicht eine Sekunde ruhen und er wollte seinen ganzen Stress in seinem Training abbauen. Als er aber zu Hause ankam und das Dojo betrat, hieß ihn ein ungewöhnliches Bild willkommen.

Ukyo und Shampoo kämpften abwechselnd gegen Akane. Ryoga und Mousse lenkten Akane zusätzlich mit Angriffen ab. Eine gegen Vier war unfair, aber Ranma konnte sich nicht rühren. Zu ungewöhnlich war das Bild.

Akane brach schweratmend auf die Knie und stützte ihre Hände zusätzlich auf den Boden. Sofort standen Ukyo und Shampoo bei ihr, stützten sie und motivierten sie weiter zu machen.

Zum ersten Mal bemerkte er, wie gut sich die Mädchen miteinander verstanden. Vor einem halben Jahr waren sie noch Feinde und Rivalinnen, und nun schienen sie wirklich Freundinnen zu sein.

Mousse bemerkte Ranma in der Tür und half Shampoo aufstehen. „Wir sollten jetzt gehen.“

Shampoo nickte ihm zu, legte aber Akane sanft eine Hand auf die Schulter. „Wir morgen kommen zum Unterstützen. Aber wir nicht helfen können.“

„Ich weiß und trotzdem danke ich dir.“ Akane ließ sich von Ryoga aufhelfen und umarmte die Lilahaarige.

„Auf uns kannst du zählen“, stimmten auch Ukyo und Ryoga zu und Akane lächelte die beiden auch erleichtert an. „Vielen Dank für eure Zeit in den letzten Tagen. Das werde ich niemals vergessen.“

„Ist schon gut“, winkte Ryoga ab, während Ukyo Akane fest in die Arme schloss und ihr sagte: „Mach sie morgen fertig. Sie hat es verdient.“

Akane war gerührt. Niemals hätte sie vor einem halben Jahr gedacht, dass aus ihnen Freundinnen würden, aber es war jetzt so und sie konnte sich die ehemalige Rivalität nicht mehr vorstellen.

Die Vier gingen auf Ranma zu, der wie versteinert im Dojo stand und die eben gesehen Situation noch verarbeiten musste. Jeder begrüßte und verabschiedete Ranma, der nur einen kurzen Gruß erwidern konnte.

Akana hatte ihn bereits auch entdeckt und blickte ihn unsicher an.

Erst als die Tür hinter dem Kampfsportler zufiel, konnte sich Ranma wieder rühren und trat auf sie zu. Auch wenn er sauer auf sie war, da sie sich immer noch nicht an die Regeln hielt, bewunderte er auch ihren Ehrgeiz.

Sie überkam ein Schwindelgefühl. Schnell setzte sich Akane auf den Boden. Anmerken ließ sich allerdings nichts davon. Sie atmete tief durch um das beklemmende Gefühl loszuwerden, täuschte aber vor, sich von der Anstrengung zu erholen

„Worum geht es eigentlich bei eurem Kampf?“ Ranma stand vor ihr. Er hatte sehr wohl aus den gesprochenen Worten mitbekommen, dass morgen wieder ein Kampf zwischen Hitomi und Akane stattfinden würde. Aber warum? Wieso kämpften sie?

Akane antwortete nicht. Sie holte wieder tief Luft und atmete diese langsam aus.

Besorgt kniete er sich zu ihr hinab um in ihr Gesicht zu sehen. „Warum kämpft ihr?“

Akane errötete und starrte den Boden an. „Einfach so!“

„Einfach so? Aber ein Kampf hat immer einen Grund.“ Er erinnerte sich an Akanes Ansage am See. ‚Ranma überlass ich dir nicht so einfach!’ Konnte es wirklich sein? Kämpften sie um ihn?

„Wir wollten nur unsere Kräfte messen“, erwiderte Akane ungerührt.

„So“, zog er seine Feststellung in die Länge, ihre Gefühle erahnend. „Dann hoffe ich, dass du auf jeden Fall gewinnst“, lächelte er sie plötzlich an.

Überrascht starrte sie ihn an. Sie hatte wieder mit wütenden Worten gerechnet.

Er rutschte noch ein Stück näher. Inzwischen berührte ihre Schulter seinen Oberkörper. Vorsichtig legte er seinen Arm um sie und zog sie noch näher heran.

„Ranma“, hauchte sie. Er war Akanes Gesicht plötzlich so nah. Ein schmales Telefonbuch passte noch zwischen die beiden. Ihr schoss die Röte auf die Wangen.

Ranma beugte sich zu ihr hinab. Er war ihren Lippen so nah. Ein gewaltiges Kribbeln löste sich in seinem Körper und steckte ihn vollkommen unter Strom.

Auch Akane spürte wie ihr Körper auf ihn reagierte. Niemand würde sie jetzt stören, niemand würde in diesen Moment platzen, dessen waren sich beide sicher. Als sie seinen warmen Atem in ihrem Gesicht spürte, schloss sie instinktiv ihre Augen. Und keine Sekunde später spürte sie seine warmen Lippen auf den ihren. In diesem Moment explodierte ein riesiges Feuerwerk in ihrem Körper und ein wohliger Seufzer entrann ihrer Kehle.

Auch Ranma spürte die gewaltige Explosion seiner Gefühle und endlich hatte er das Gefühl, was er tat war richtig. Auch wurde ihm bewusst, dass er dies nur bei ihr fühlen konnte. Er rutschte instinktiv näher und intensivierte den Kuss.

Akane fühlte seine Nähe, sein sanftes Drängen und sie wollte ihm nachgeben. Sie wollte sich ihm hingeben. Es fühlte sich richtig an. Dennoch meldete sich ein Gedanke in diesem Moment. Er hatte Hitomi geküsst. Mit einem Mal riss sie ihre Augen auf und löste sich schnell von ihm.

Überrascht öffnete auch Ranma seine Augen und blickte in die verwirrte Mine des Mädchens. „Akane?“

Ranma würde sie mit ihr vergleichen. So wie er es immer getan hatte. Er hatte sie von Anfang an mit anderen Mädchen verglichen. Er verglich sie mit seiner weiblichen Hälfte, die eine viel üppigere Oberweite besaß, als Akane. Er verglich sie mit Shampoo, die Akane in Schönheit bei weitem übertraf. Er verglich sie mit Ukyo, die besser kochen konnte. Er verglich sie mit Kodachi, die viel reifer und erwachsener war, wie Akane, und er verglich sie auch mit Hitomi, die bei weitem besser kämpfen konnte, als Akane selbst. Und wenn er sie jetzt auch noch mit Hitomi verglich, wer besser von ihnen küssen konnte, würde Akane sterben. „Du hast Hitomi geküsst.“

Er hörte an dem Klang ihrer Stimme, wie aufgewühlt sie war, dennoch erschreckte ihn die Tatsache, die sie aussprach, mehr als ihre Verfassung. Ranma starrte ihr in die braunen Augen und fühlte nur sein Herz rasen. Woher wusste sie es?

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, antwortete die jüngste Tendo: „Ich habe euch gesehen. Am Freitagabend vor dem Kino.“ Ihr wurde seine Nähe so unangenehm, dass sie von ihm abrutschte und aufstand. Mit wenigen Schritten brachte sie Abstand zwischen ihnen. „Willst du uns vergleichen? Reicht dir nicht schon meine Blamage von vor ein paar Wochen und von Samstag?!“ Ihre Angst und Unsicherheit verlagerte sich in Wut. Akane ballte ihre Hände zu Fäusten. So leicht würde sie es ihm nicht machen, bestimmt nicht. Wieso hatte sie sich nur in diesen Idioten verliebt? Er machte doch nichts als Ärger.

Ranma war so überrumpelt von ihren Worten, dass er sich unfähig fühlte etwas zu sagen. Was hatte er denn angestellt, dass sie plötzlich so aus der Haut fuhr? Er wollte sie doch einfach nur küssen und danach wollte er ihr sagen, wie sehr er sie liebte. Es wäre doch ein perfekter Moment gewesen. Warteten nicht alle auf den perfekten Moment? Und was tat sie? Sie zerstörte alles. Sein Vorhaben hatte sich innerhalb einer Sekunde in Nichts aufgelöst. „Welche Blamage? Von was redest du?“, blaffte er sie genervt an. Er konnte ihr gedanklich überhaupt nicht folgen.

Akane drehte sich um und blitzte ihn wütend an. „Ich rede von dem Wochenende, an dem du Hitomi ungefragt zu uns eingeladen hast.“

Ranma versuchte sich zu erinnern. Ungefragt hatte er Hitomi nie eingeladen. „Kasumi wusste immer bescheid“, rechtfertigte er sich.

Ohne auf diesen Einwurf einzugehen, redete Akane weiter. „Und dann hast du mich in diesen Kampf gedrängt und dich über mich lustig gemacht.“

„Ich habe mich nie über dich lustig gemacht“, erwiderte Ranma fast wütend.

„Nie? Das ich nicht lache. Du hast dich immer über mich lustig gemacht und du hast mich beleidigt. Von Anfang an, seitdem du hier eingezogen bist.“

„Wie hätte ich mich dir denn gegenüber verhalten sollen? Du bist launisch, Männerfeindlich und leicht erregbar. Ohne die Streitereien hättest du mich nicht mal angesehen“, er brach ab, biss sich auf die Lippen, senkte die Augen zum Boden und rügte sich in Gedanken selbst. Das hätte er niemals aussprechen dürfen. Das waren seine geheimsten Gedanken gewesen. Er traute sich kaum aufzublicken. Als er es doch wagte, sah er sie. Sie stand wie erstarrt ihm gegenüber. Sie blickte zu ihm, aber er sah ihren Augen an, dass sie durch ihn hindurch blickte. Was hatte er bloß getan? „Akane“, wagte er wieder einen Vorstoß, diesmal darauf bedacht die Stimme so sanft wie es nur möglich war klingen zu lassen.

Akane rührte sich nicht. Sie wollte es nicht einsehen und schon gar nicht wollte sie es von ihm hören. Zu viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, aber einer trat klar und deutlich hervor. Alles war doch von Anfang an nur eine Schutzmaßnahme gewesen. Hätte sie ihn nicht so angefahren, wären sie längst verheiratet gewesen. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung.

Das rothaarige Mädchen wurde von einem Pandabär ins Haus geschleppt. Sofort hatten ihre Schwestern ihr den schwarzen Peter zugeschoben. Eine arrangierte Hochzeit, war das allerletzte was sie haben wollte, blieb ihr aber nicht erspart. Die einzige Möglichkeit, die sie hatte, war ihren ganzen Groll und Zorn an Ranma auszulassen. Und da er ihr den gleichen Ton zurückgab, stand für sie fest, dass er kein Interesse an ihr hatte. So führte ein Streit zum nächsten und jetzt standen sie hier und stritten. Sicherlich hatten ihre Streits soweit geführt, dass die Hochzeit aufgeschoben wurde und nach der einzigen und letzten geplatzten Hochzeit, würde sie so schnell auch niemand mehr drängen, dennoch tat es ihr weh mit ihm zu streiten. Sie mochte ihn und sie hatte sich auf ihren Hochzeitstag gefreut. Umso schrecklicher wurde dieser Tag und das bestärkte sie wiederrum Ranma die Schuld an allem zu geben.

Wieso sagte er plötzlich so etwas? Wieso sagte er ihr, dass sie ihn ohne die Beleidigungen nicht mal angesehen hätte? Er war ihr sehr wohl aufgefallen und sie hatte ihn schon in seiner ganzen Pracht gesehen. Akanes Wangen erröteten, als sie an ihre allererste Begegnung im Badezimmer dachte. Ranma vermittelte ihr doch immer, dass sie nicht gut genug für ihn wäre. Er verglich sie immer mit seinen anderen Verlobten, zählte deren Vorzüge und Akanes Nachteile auf.

Ihre Gefühle drehten sich im Kreis. Sie war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Sie zuckte kurz, blickte ihm in die besorgten blauen Augen und sah erst jetzt, wie hilflos er sich fühlte. Aber den ersten Schritt konnte sie nicht machen, nicht heute. „Ich gehe jetzt baden.“ Zu mehr fühlte sie sich nicht fähig, drehte ihm den Rücken zu und verließ das Dojo.

Ranma stand verloren in dem beleuchteten Trainingsraum. Er wusste nicht was hier eben passiert war, aber er musste sie fürchterlich erschreckt haben. Er setzte sich in den Schneidersitz und grübelte über die vergangenen Minuten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SchieriEN03
2011-05-30T11:30:24+00:00 30.05.2011 13:30
Endlich geht es weiter , habe jeden Tag darauf gewartet!!!!! Du hast dich mal wieder selbst übertroffen , dass muss man dir lassen. Humor , Romantik ist eine sehr gute grundlage. Ich hoffe das die Geschichte ein gutes Ende für die beiden nimmt. Natürlich hoffe ich auch das du so schnell wie möglich deine Kreativität wieder auf den Rechner bekommst und das nächste Kapi hochlädst.

Bis bald

Dein stiller bewunderer :-)


Zurück