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Kaffee zum mitnehmen

oder: Liebe zwischen Tür und Angel
von

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Kaffeeduft am Morgen

Da stand er. Ich konnte ihn schon durch die großen Glasfenster des Cafés sehen, wie er lächelte und mit einem Kunden plauderte. Noch 20 Meter, 19, 18... verdammt! warum musste die Ampel gerade jetzt auf rot umspringen? Ungeduldig wartete ich darauf, dass sie wieder grün wurde und ich endlich weiter gehen konnte. Ich wippte leicht auf den Zehenspitzen auf und ab und ein paar Leute sahen mich etwas irritiert an. Vermutlich schrieben sie meine Ungeduld meinem potentiellen Beruf zu. Immerhin war ich ein Anzugträger und Anzugträger hatten es immer eilig, egal als was sie arbeiteten. Der Grund für meine Hektik war jedoch nicht mein Beruf, zumindest nicht direkt. Es war der junge Mann, der in diesem Cafè hinter der Kasse stand. Seit einem halben jahr arbeitete er dort und seit einem halben Jahr konnte ich es morgens nicht mehr erwarten meinen Kaffee zum mitnehmen zu kaufen.

Endlich! Die Ampel wurde wieder grün und ich rannte schon fast über die Straße und direkt auf das kleine Café zu. Als ich die Glastüre öffnete, schlug mir das Herz wie jeden Morgen bis zum Hals. Es war diese fast schon pubertäre Hibbeligkeit, die man empfand, wenn man kurz vor einem freudigen Ereignis stand. Der Kaffeeduft, der mir entgegenschlug, als ich den Laden betrat, vermochte mich etwas zu beruhigen, jedoch nicht lange. Ich ging auf die Theke zu, wo der junge Mann auch schon wartete. Erwartungsvoll schaute er mich an und lächelte so freundlich wie jeden Morgen. "Guten Morgen, was darf es sein?" jedes Mal fragte er mich das Gleiche. Ob er mich überhaupt wahr nahm?

"Einen großen Kaffee zum mitnehmen, bitte." antwortete ich gelassen und zückte mein Portemonnaie. Während er mein Getränk fertig machte, beobachtete ich ihn. Seine Bewegungen waren mittlerweile so routiniert. Er wirkte immer entspannt, wie ein Ruhepol in meinem sonst so hektischen Leben. Der Mann von dem ich hier spreche, war ungefähr Mitte 20. Sein Haar hatte eine wunderschöne rotbraune Farbe, die im Licht manchmal golden schimmerte, vor allem im Sommer und seine Augen waren dunkel wie die eines Rehs. Er war ein bisschen kleiner als ich, aber mit meinen 1.93 Metern ist das auch kein Kunststück. "Das macht dann 3,50." seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich gab ihm schnell das Geld, nahm meinen Kaffee und nachdem ich noch ein kurzes "Schönen Tag noch." genuschelt hatte, verließ ich das Café wieder.

Es war jeden Morgen die gleiche Chose und das ganze dauerte meistens nicht länger als 5 Minuten und doch war es das worauf ich mich nach dem Aufstehen am meisten freute. Ich wollte ihn einfach nur sehen, kurz mit ihm reden und mich von seiner positiven Stimmung anstecken lassen, denn er strahlte eine Wärme aus, wie ich sie selten von einem Menschen erlebt habe, der in einer Stadt wie New York wohnt. Dabei kannte ich noch nicht einmal seinen Namen. Auf der Arbeit, ich arbeite als Banker, sagten mir die Sekretärinnen öfter, dass ich immer sehr erwachsen und seriös wirke. Also eigentlich wie der typische, selbstbewusste New Yorker Anzugträger, doch das war ich nicht. Nicht im geringsten, denn sonst hätte ich schon längst gefragt, wie er heißt. Ich traute mich ja nicht einmal mich nachmittags nach der Arbeit oder an einem freien Tag in das Café zu setzen und ihn zu beobachten und vielleicht etwas zu plaudern. Nein, das konnte ich. Er würde mich entweder für einen Stalker oder einen Perversen halten, im schlimmsten Fall für beides. Also genügte ich mich mit diesen 5 Minuten jeden Morgen und spulte meinen Arbeitstag ab. Auch auf meinem Weg nach Hause kam ich an dem kleinen Café vorbei, doch nie tat ich mehr, als lediglich einen kurzen Blick reinzuwerfen.

Das Ganze ging ungefähr ein weiteres halbes Jahr so und nie traute ich mich wenigstens ein kleines Gespräch anzufangen. Es war jetzt Herbst, eine Zeit, die ich eigentlich sehr mochte. Ich genoss es, mich an sonntäglichen Regentagen mit Henry VIII. (meinem Kater) auf die Couch zu legen, eine Platte von Sinatra aufzulegen und zu entspannen, doch wenn man arbeiten musste, war diese Zeit schrecklich. Nur mein morgendliches Kaffee-Ritual konnte meine Laune einigermaßen retten und das auch nur, wenn er mich bediente.

Es war an einem Freitagnachmittag im Oktober und einer dieser herrlich sonnigen Herbsttage und einer meiner Kollegen kam auf die glorreiche Idee, dass man sich ja nach der Arbeit noch irgendwo zusammen setzen, etwas trinken und noch ein paar Angelgenheiten 'bequatschen' könne, wie er es sagte. Da niemand von uns länger als nötig im Büro bleiben wollte, als nötig, wir aber noch einiges schaffen mussten, stimmten wir natürlich zu. Als es darum ging zu entscheiden, wo die Reise hingehen solle, war man sich jedoch uneins. "In der 14. gibt es ein wunderbares Lokal, das gerade-" schlug Kollegin XY vor, doch Kollege VW fiel ihr ins Wort: "Nein, da war ich schon. Das ist mir zu teuer." es dauerte Zehn Minuten, bis ich irgendwann einwarf: "Also, es gibt da ein kleines Café hier in der Nähe. Ist ganz nett dort und die Preise... sind auch in Ordnung." alle schauten mich an, da ich bei so was selten das Wort ergriff und einfach dort hin mitging, was vorgeschlagen wurde. Schließlich zuckten sie aber mit den Schultern und meinten: "Man kann es ja mal probieren."

Wenig später saßen wir dort, ich auf einem dieser bequemen grünen Sessel, zwei mir gegenüber auf der ebenfalls grünen Couch und noch eine Kollegin auf einem weiteren Sessel und gingen ein paar für mich unwichtige Listen durch. Sie waren eigentlich schon von Bedeutung, doch nicht angesichts der Tatsache, dass er uns bediente. Ich war zu sehr damit beschäftigt ihm dabei zuzuschauen, wie er von einem Tisch zum anderen ging und die Leute bediente ud hin und wieder hinter der Theke verschwand. Und wenn er lachte, Himmel, dieses Lachen! Es klang wundervoll unbeschwert und ehrlich. Natürlich versuchte ich ihn nicht zu auffällig anzustarren, denn das wäre sonst weder für ihn, noch für mich besonders angenehm gewesen. Ich konnte keine Kollegen gebrauchen, die Fragen stellten.

Nach und nach wurden wir weniger und nicht nur wir, auch an den anderen Tischen wurde es immer leerer. Von der schönen Herbstsonne war nichts mehr zu sehen, denn es war bereits dunkel geworden vor Wolken und es regnete wie aus Eimern. Schließlich saß ich alleine dort. Kollege VW war als letztes gegangen und nun kam der hübsche Kellner um abzuräumen. Lächeln packte er die leeren Tassen auf ein Tablett und schaute mich an. "Hoffentlich hört es gleich auf zu regnen." bemerkte er und richtete sich auf. "Ja, dabei war es heute noch so schön gewesen." entgegnete ich seufzend und blickte kurz aus dem Fenster. "Sie waren heute Morgen schonmal hier. Sie kommen seit ich hier bin, jeden Tag." sagte er plötzlich und ich sah zu ihm hoch. Er erkannte mich? Er wusste, wer ich war? "Ja, das... das stimmt. Hier gibt es einfach den besten Kaffee in der Gegend." er versuchte möglichst gelassen zu klingen, doch ich war mir überhaupt nicht sicher, ob mir das gelungen war. Der Kellner nickte wissend. "Da wir uns ja im Grunde schon eine Weile kennen, wäre es vielleicht angebracht, sich einander vorzustellen. Ich mag es irgendwie nicht zu Kunden, die so oft kommen, wie Sie ein so distanziertes Verhältnis zu haben. Sie hatten es morgens aber immer so eilig, dass ich nie dazu gekommen bin Sie zu fragen." er lachte und streckte mir seine freie Hand entgegen. "Ich heiße Logan O'Neill, freut mich." wie jetzt? Ich sollte... ihm die Hand geben? Ihm?! Mein Herz fing wieder an Alarm zu schlagen und ich gab ihm meine Hand. Wie weich und warm seine doch war... "Christopher Bennett, aber... nennen Sie mich Chris. Das... machen alle so." oje, nicht, dass er jetzt dachte ich sei aufdringlich. Nicht, dass ich ihm schon zu weit ging von wegen Spitznamen. "Alles klar, Chris. Ich muss noch kurz die Tische hier abräumen. Was würden Sie davon halten, wenn ich uns danach noch einen Tee mache und wir reden etwas. Hätten Sie Lust?" das fragte er noch?? "Natürlich. Ich würde mich freuen." antwortete ich nun fast schon galant und räumte meine Unterlagen ein. "Klasse, bis gleich, also." und so ging er die schmutzigen Tassen wegbringen und die restlichen Tische abräumen. Logan... was für ein schöner Name. Er passte zu ihm. Zu ihm und seinem angenehmen Wesen. Ob das ein Zeichen war, dass er mit mir reden wollte? Sollte ich etwa endlich die Chance bekommen, auf die ich schon so lange gewartet hatte? Während ich auf ihn wartete, kam ich mir vor wie ein kleines Kind an Weihnachten, das es nicht erwarten konnte seine Geschenke auszupacken und dann kam er endlich mit zwei Tassen Tee zu mir.

Der Regen schlug unaufhörlich gegen die Glasscheiben des Cafés, doch drinnen war es warm und gemütlich ud noch immer konnte ich nicht glauben, dass wir gleich miteinander reden würden... hoffentlich länger als 5 Minuten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tshioni
2010-05-26T15:05:16+00:00 26.05.2010 17:05
ich hab noch einen kleinen edit!
Ich denke nicht, dass sich Banker solche Gedanken darüber machen, wo man guten, billigen Kaffee bekommt!
Die verdiehen genug ums sich auch ein etwas teureres Täschen zu gönnen ;)
nur so als kleine anfügung XD
lg
Tshioni
Von:  Tshioni
2010-05-25T13:12:21+00:00 25.05.2010 15:12
echt tolle story!!
aus der kann man noch einiges machen ;) und es fängt schon gut an!
Dein schreibstil ist sehr angenehm zu lesen! also echt toll!
mach nur weiter so!
lg
Tshioni
Von:  Shilou
2010-05-23T16:56:31+00:00 23.05.2010 18:56
Ohhhhhh Q.Q gott is des süß!!
Also eigentlich bin ich keine Fanfics Leserin und trotzdem bin ich i-wie über deinen gestolpert!!
Also ich finde deine Geschichte bis jetzt total knuffig!! XD
Ich find es toll das du deine eigenen Charas hast und nicht i-welche aus nem Anime genommen hast (find des nemlich langsam durchgekaut) :D
Dein Schreibstil gefällt mir auch sehr gut(animiert zum weiter lesen), obwohl du in der Ich-Form schreibst (was ich schwierig finde) benutzt du doch nicht immer die selben Wörter!! ;D
Und was bei mir voll den Pluspunkt hat, ist das es im richtigen Leben spielt, Fantasy mit Vampiren und Co ist zwar auch ganz geil aber ich steh voll auf diese süßen Shonen-Ai Alltags-Love Geschichten die immer so passieren könnten!!
Jetzt hab ich dich total zugetextet O__o
Sorry XD aber das musste ich dir jetzt einfach ALLES sagen!!
Was ich auch faszinierend find ist, das ich mir immer noch nicht 100% sicher bin wer Uke und Seme ist!!
Find ich interessant, normalerweise ist es eigentlich immer von Anfang an klar!! XD
Des wars jetzt auch mit meinem Kommi, freue mich schon auf weitere Kapitel von dir und bin gespannt wie es mit den beiden Süßen weitergeht!!
Mach weiter sooo!! :D
LG Shilou


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