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It's not a crime to want you, right?

Tweek x Craig
von

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Will it ever be the same? (Tweek's View)

Es gibt schon komische Menschen auf der Welt.

Manche haben einen Putzfimmel, andere sind drogensüchtig. Alkoholiker gibt es auch noch und dann sind da noch die paranoiden, Psychosenhabenden Menschen, die sich zum Beispiel davor fürchten, eine Ratte unter ihrem Klodeckel zu finden, die ihnen in den Allerwertesten beißen will, oder meinen, die Apokalypse würde kommen, wenn nicht alles haargenau in einem rechten Winkel zueinander liegt.

Und dann bin da noch ich.

Eigentlich... zähle ich mich zu keiner dieser Gruppen, Ich bin ich. Tweek halt.

Und ich trinke nur Kaffee, viel Kaffee.

Und sich mit 16 vor Unterhosenwichteln und Monstern unter anderer Leute Betten zu fürchten, ist doch dagegen voll normal, oder?

Na okay, viele sagen mir, ich sei paranoid.

Keine Ahnung, wie die darauf kommen.

Schließlich fürchte ich mich nun wirklich nicht vor mehr, als jeder andere Mensch auf dieser Welt auch.

Nämlich vor Mördern, Einbrechern, Stromausfällen, Bränden, Flutwellen, Vulkanausbrüchen (egal ob es nun einen Vulkan in South Park gibt oder nicht), dem Satan, Kaffeeentzug, Sockenfressenden Waschmaschinen, Hempels unterm Sofa, dem Monster ausm Schrank, Sägen, Killerbienen, Hummeln, Ratten, Schlangen, Fußbällen, Basketbällen, Baseballs, vor Footballs besonders, Hunden, Katzen, Geistern, Zombies, Horrorfilmen, Clydes Gruselgeschichten... Menschen konnten auch ganz schlimm sein und dann... ist da noch-

Craig...

Er ist eine Klasse für sich.

Natürlich. Wir hängen jeden Tag zusammen rum, aber das liegt auch daran, dass Clyde und Token uns irgendwie zusammenhalten, denke ich.

Wir finden nichts aneinander. Das findet er zumindest nicht an mir.

Ich mag ihn eigentlich, er mich aber nicht.

Andauernd meint er, mich ärgern zu müssen.

Zieht mir an den Haaren, macht mir bei jeder Gelegenheit Angst.

An ganz extremen Tagen nennt er mich sogar Spasti.

Wie alle anderen auch.

Aber einzig aus seinem Mund gesprochen, tut das Wort wirklich weh. Die anderen kennen mich nicht.

Craig schon. Auch wenn ich nie verstanden habe, warum. Er kann fast jede meiner Handlungen vorhersehen und so gemein er auch zu mir ist, manchmal bin ich froh, wenn er bei mir ist.

Ich wollte schon immer sein Freund sein; nicht auf eine schwule Art und Weise, glaube ich.

Aber so einen Menschen gibt es doch immer im Leben. Einen Menschen, dem man ums verrecken nochmal nah sein will, obwohl er einen wie Dreck behandelt.

Ja, sowas hat auch der kaffeesüchtige Spast. Vielleicht ja vor allem er?

Seufzend blicke ich auf die verregnete Kleinstadtidylle South Parks.

Das Wort "Idylle" im Bezug auf South Park zu verwenden, ist schon beinahe zynisch.

Kleinstadtkaff hätte es besser getroffen.
 

Es regnet nicht oft hier- meistens schneit es.

Aber heute sollte alles anders sein.

Ich streichele mit einem Finger über das vom Kaffee angewärmte Metall meiner Thermoskanne, so als würde ich erwarten, sie würde schnurren, wie eine Katze.

Wobei schnurrende Katzen irgendwie unheimlich wirken.

Dann umfasse ich das verbeulte Aluminium fest und atme tief durch.

Es ist wieder soweit.

Mit quietschenden Reifen hält der Bus und ich zähle die Sekunden.
 

»Guten Morgen, Tweeky!«, begrüßt mich ein völlig durchnässter Craig.

Wer jetzt denkt, das hört sich doch ganz freundlich an, der hat sich getäuscht.

Ich hasse es, meinen Namen verniedlicht zu hören. Es machte mich irgendwie runter, und das hasse ich.

Denn auch ich hab ein Ego und bin Weisgott nicht schwul!

Wenn wir denn wirklich Freunde wären, dann würde ich es akzeptieren. Vielleicht.

Aber er macht das nur, weil er weiß, dass es mich ärgert.

Und leider besitze ich auch kein besonders glaubwürdiges Pokerface, das ihm weis gemacht hätte, dass es mir egal ist.

Nun grummele ich und drehe meine Thermosflasche nervös in meinen Händen.

Als er mir aber auf die Schulter klopft, während er sich neben mir niederlässt, lasse ich vor Schreck mein geliebtes Kaffeebehältnis fallen und zucke mit einem lautstarken »Ack!« zusammen.

Beim Anfahren des Busses rollt sie nun davon, meine Thermoskanne.

Ich will ihr nachlaufen, aber Craig lässt mich einfach nicht aus der Sitzbank heraus.

Beleidigt sehe ich weg und bemerke gar nicht, dass Craig kurze Zeit später meine Thermosflasche in den Händen hält, mich anstupst und sie mir dann in den Schoß legt.

Verwundert blicke ich dem Schwarzhaarigen in seine tiefblauen Augen.

»Ehm... GAH!... Da... Danke... schön...«, stammele ich hervor. Es fällt mir sichtlich nicht einfach dem Jungen, der sonst jede Chance nutzt, um mich als Vollpfosten dastehen zu lassen, zu danken.

Auch wenn er es ja wirklich verdient hat.

Schließlich... macht er sowas ja nicht oft für mich.

»Bitte sehr...«, erwidert er und lächelt zuckersüß.

Das Zucken wird wieder stärker.

Wenn es nicht so unartikuliert wäre, könnte man es glatt als Zittern interpretieren.

Angst habe ich ja irgendwie auch.

Heute ist Craig wirklich anders.

Anhänglich. Gruselig ist das.

Sofort beginnt er wieder, mir durch die Haare zu wuscheln.

Ich schütte mir nervös eine Tasse Kaffee ein und nippe daran.

Ich versuche, die Annäherungsversuche Craigs vehement zu ignorieren und trotzdem zucke ich bei jeder erneuten Berührung zusammen.

Das kann er doch gar nicht ernst meinen!

»Tweeky?«, fragt er mich dann.

»GAH!«, ist meine erschrockene Antwort.

»Was hast du denn?«, hakt er nach, während er mir meinen Kaffee wegnimmt, um selbst daran zu nippen.

»ACK!... Gi- Gib mir da- GAH! Gib- Gib mir den Kaffee wieder!!«, jammere ich.

Ich höre mich weder seriös, noch ernsthaft wütend an.

Ich kann ihm auch irgendwie gar nicht böse sein.

»Och Tweeky... unter Freunden teilt man doch?«

Freunden. Natürlich.

Ich schnaube.

Jedoch hört es sich wieder so mickrig an, dass es nicht mehr ist, als ein ernüchtertes Seufzen.

Nachdem er mir endlich meine Tasse wiedergegeben hat, drehe ich mich von ihm weg und ignoriere ihn für den Rest der Fahrt.

Zumindest so gut es geht.

Von Zeit zu Zeit stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn Craig meinen Rücken krault, oder es zumindest versucht.

Aber auch wenn es sich gar nicht mal schlecht anfühlt, versuche ich, es krampfhaft zu ignorieren.

Das meint er nicht ernst!, rede ich mir ein.

Das ist alles Teil seines Spiels! Genau! Es kann doch gar nicht anders sein...

Er macht das doch immer so.

Als versuche er, mich um den Finger zu wickeln. Aber am nächsten Tag, wenn ich mich dann auf ihn freue, schubst oder tritt er mich.

Ich merke gar nicht, wie Craig mich besorgt mustert und mein Gesicht in seine Richtung dreht.

»Tweek? Ist alles okay?«

»Na- Natürlich!«, schluchze ich.

Erst jetzt merke ich, dass ich weine.

Vor Schreck lasse ich meinen Kaffee fallen und die brühend heiße, schwarze Flüssigkeit ergießt sich über meine Jeans.

Direkt in meinen Schritt.

»ACK!«, schreie ich auf.

Es brennt so höllisch! Und es.. es ist.. peinlich.

Wimmernd springe ich auf, drücke mich an Craig vorbei und stürze Hals über Kopf aus dem Bus, gerade als dieser seine Türen zur South Park High öffnet.

Toll gemacht, Tweek. Da hast du dich wieder auf ganzer Linie blamiert.

Panisch renne ich in Richtung der Jungentoiletten und renne dabei fast den fetten Hausmeister über den Haufen, aber zum Glück nur fast.

In der Toilette angekommen, verbarrikadiere mich in einer der Kabinen und klappe den Klodeckel hinunter, damit ich mich darauf setzen kann.

Einige Minuten später höre ich, wie sich die schwere Tür quietschend öffnet und dann mit einem lauten "Klack" zurück ins Schloss fällt.

Ich halte die Luft an und ziehe meine Beine an. Schlinge meine Arme darum.

Ich fixiere die voll gekritzelte Tür und versuche zur Abwechslung mal unauffällig zu sein.

Doch ich erstarre.

"Tweek ist 'n schwuler Vollspast! gez. Craig", steht dort an der Tür geschrieben.

Wieder laufen mir einige heiße Tränen über die Wangen.

»Tweek?«, Craig klopft an die Tür.

»Was willst du, Penner?«, schluchze ich und verkrampfe mich.

»Du... hast deine Thermoskanne fallen lassen...«, antwortet er. Scheinbar zögerlich.

Als ich ihm nicht antworte, rollt er mir die Flasche unter der Tür durch.

Wortlos hebe ich sie auf. Ich merke, wie sehr ich zittere. Ich möchte einfach nur schreien.

Einerseits vor Wut und Trauer, andererseits, weil der Kaffee in meinem Schritt alles andere als angenehm ist.

»Tweek ich... hab dir was zum Wechseln mitgebracht...«, murmelt er.

Ich lasse mich noch immer nicht dazu überreden, einen Mucks von mir zu geben.

»Nun komm schon Tweek, sei doch nicht sauer...«

»Halt- Ack! Halt doch dein Maul!«, schreie ich, reiße verzweifelt die Tür auf und versuche zu entkommen.

Leider ist er aber schneller und ehe ich mich versehe zieht er mich schon an sich.

Widerstand nahezu zwecklos.

»Was ist denn nur los, Tweeky? Ich hab doch gar nichts gemacht...«

Ich zittere und bleibe abermals stumm.

Mein Blick geht stur an Craig vorbei. Direkt auf die gammeligen Kacheln an der Wand, die ihre letzte Reinigung wohl seit einem geschätzten Jahrhundert nicht mehr genießen durften.

Erst merke ich gar nicht, wie Craig sich an meinem Hemd, das mal wieder nur lächerlich zugeknüpft ist, zu schaffen macht und es mir schließlich abstreift.

Erst, als er mir einen seiner geliebten Hoodies über den Kopf stülpt, schrecke ich aus meinem Selbstmitleid hoch.

Der hübsche blaue Hoodie ist mir bestimmt 3 Nummern zu groß. Aber er riecht gut.

Nach Craig. Und ein bisschen nach Zigaretten. Aber dieser Geruch gehört genau so zu Craig.

Auch wenn ich es nicht mag, wenn er raucht.

Als er mir schließlich auch noch die Hose runterzieht, spüre ich die Schamesröte in mein Gesicht schießen.

Hat er mich denn nicht schon genug gedemütigt?

Nicht, dass es wirklich schlimm wäre, schließlich sind wir beide Jungen, aber trotzdem. Es behagt mir nicht.

Selbst meine Shorts waren von dem Kaffee völlig durchweicht.

Hoffentlich würde er nicht-
 

Plötzlich springt er auf.

»Tut mir leid..«, murmelt der Schwarzhaarige und wischt mir eine Träne von der geröteten Wange.

Ich seufze.

Ich werde ihm keine Antwort auf diese mickrige Entschuldigung geben, denn es ist einfach zu offensichtlich.

Offensichtlich... Ja, aber... was denn eigentlich?

»Bitte... Tweek! ..Es...«

»Sei endlich still das... das- ACK! Das ist zu... zu viel...«

Schnell verschwinde ich mit den frischen Shorts und der schwarzen Röhrenjeans, die mir auch einige Nummern zu groß ist in einer der Kabinen und ziehe mich um.

Nachdem mein erster Fluchtversuch nun so kläglich gescheitert war, soll wenigstens der Zweite gelingen.

Pustekuchen.

Dieses Mal packt mich Craig grob an der Schulter, drückt mich gegen die Wand und dann... küsst er mich.

Nur kurz, aber... nennt man sowas leidenschaftlich?

Meine Augen weiten sich und füllen sich abermals mit Tränen. Als er schließlich von meinen Lippen ablässt, sieht er mir tief in die Augen.

»Glaubst du mir jetzt?«, haucht er.

»Das... Das...- GAH!«, ich zucke heftiger zusammen als sonst und spüre, wie mein Herz rast.

Mein Atem geht flach.

Panisch vergrabe ich meine Finger in meinem wuscheligen, blonden Haar.

»JESUS! Craig! Das... Das ist... Das ist zu viel Druck!!!«, schreie ich und renne so schnell aus der Toilette, als hätte ich Hummeln im Arsch.

.... Oh Gott!! Geht so etwas etwa?!

Nun flüchte ich nicht mehr nur vor Craig sondern auch vor wild gewordenen Hummeln, die es auf mein schönes Hinterteil abgesehen haben.

Ich renne mitten in Cartman rein. Was bei seinen Körpermaßen auch nicht gerade schwierig ist.

Der Fettwanst schreit auch sogleich auf.

»Hey Dudes! Schaut mal wie schwuchtelig Tweek flennt!«, johlt er über den Gang.

Sofort gehen alle Blicke auf mich.

Einige tuscheln, warum ich Craigs Klamotten anhabe. Andere interessieren sich nicht dafür und der Rest hat das mit dem Kaffeeunfall mitbekommen.

Bleibt für sie alle nur die Frage, weswegen ich heule.

Wegen Craig. Ist doch klar.

Aber ich kann doch schlecht "Craig Tucker wollte mich vergewaltigen!" in die Welt hinausschreien.

Das würde unserer beiden Images schaden. Wenn wir überhaupt welche hatten.

Also tue ich etwas, von dem alle glauben, ich könne es gar nicht.

Ich denke nach. Ich bin ja nicht zurückgeblieben.

Die meisten hier halten mich zusätzlich halt auch noch für geistig behindert. Zeit, ihnen das Gegenteil zu beweisen.

Denn soweit ich das beurteilen kann, funktioniert mein Denkapparat noch ganz gut.

»E- Ein paar... Ack!... Rie.... rie... RIESIGE Killerhummeln wollen meinen Arsch!«, jammere ich dann.

Nun ist Craig, der eigentlich schuld an dieser ganzen Situation war, aus dem Schneider und ich stehe wieder als geistig behinderter Vollspast da.

Wenigstens muss ich dieses Mal nicht anfangen zu weinen. Das tue ich schon die ganze Zeit.

Erleichtert sehe ich zu, wie der Gang sich leert, natürlich nicht ohne Gelächter.

Schluchzend lasse ich mich auf den Linoleumboden sinken.

Wieso habe ich Craig überhaupt verteidigt?

Vielleicht ist bei mir ja doch irgendwas nicht ganz richtig?

Da es sonst völlig still auf dem Gang ist, höre ich sofort die Schritte, die immer näher kommen und schließlich in einiger Entfernung verstummen.

»Tweek...«, höre ich Craig entgeistert sagen.

Vorsichtig sehe ich von dem grauen Boden zu ihm auf.

In seiner Hand ist meine Thermosflasche, in der anderen meine durchnässten Klamotten und meine Tasche hat er sich auch über die Schulter geworfen.

Seine Wangen scheinen leicht gerötet, insofern ich das durch meine durch die Tränen verschwommene Sicht beurteilen kann.

»Warum.. hast du das gemacht?«

Ich habe keine Lust, das mit ihm durchzukauen.

Also mime ich den Dummen, für den er mich ja laut der "Toiletten-News", wie Kenny die Kritzeleien an den Türen oftmals nennt, auch hält.

»Killerhummeln... Sie... Sie sind überall...«, bringe ich mit gekünstelt ängstlicher Stimme hervor.

Er kommt näher und kniet sich neben mir nieder.

»Hör auf damit, Tweek. Ich weiß, dass du nicht dumm bist...«, murrt er.

»A- Aber die...-«

»TWEEK!«, faucht er mich barsch an.

Ich schlucke.

»Für.. Für dich bin ich doch... ngh... auch nur ein... hirnloser... Spasti...«, würge ich hervor.

»Sagt wer?«, erwidert er und dreht eine Zigarette zwischen zwei Fingern.

»DU!«, fahre ich ihn an und sehe beleidigt weg.

Er verstummt. Wusste ich's doch.. dieser verlogene-

»Glaubst du, wenn ich dich für so etwas halten würde, hätte ich dich geküsst?«

»Tz, ob du jetzt mit einer Person mehr o- gah! oder weniger... rumleckst das... das macht den Braten auch... nicht mehr.... ngh... fett...«, murre ich.

»Willst.. du damit sagen ich bin ne Schlampe?«, fragt er verdutzt und hebt eine Braue.

»N- J- ACK! Das...«

»...ist zu viel Druck für dich!?«, beendet er meinen Satz und es ist wohl eher eine Feststellung als eine Frage.

Ich nicke ergeben.

Stumm steht er auf, schmeißt meine Sachen vor seine Füße und verschwindet ohne ein weiteres Wort in den Klassenraum.

A blessing in disguise (Tweek's View)

2:
 

»Oh wie schön, dass Sie uns auch mit ihrer Anwesenheit ehren, Tweek«, höre ich meinen Lehrer sagen. Physik. Na super. Da sitze ich neben Craig.

Ich zucke auf seine zynische Bemerkung hin zusammen und streune mich gedemütigt auf meinen Platz, um mir eine Tasse Kaffee einzugießen.

»Tweek! Nicht im Physikraum!«, höre ich den Lehrer giften.

Chemikalien oder was auch immer auf den Tischen klebte hin oder her. Ich brauche jetzt diesen gottverdammten Kaffee!

Craig würdigt mich keines Blickes. Ich hibbele die ganze Stunde herum. Doch es interessiert ihn nicht.

Irgendwie macht mich das fertig. Er war es doch, der mich geküsst hat! Einfach so! Wie konnte er nur! Wieso verdammt freunde ich mich mit dem Gedanken an, es habe mir gefallen?!

Hastig greife ich nach meiner Kaffeetasse und hätte diese um ein Haar vom Tisch gewischt.

Ich tilge die schwarze Brühe nun in wenigen großen Schlucken runter und hoffe, mich dadurch irgendwie beruhigen zu können.

Die Stunde schafft mich ungefähr genau so, als würde ich ganz dringend auf's Klo müssen, dürfte aber nicht. Ich habe das Gefühl, ich würde platzen.

Auch wenn der Vergleich komisch ist. Er passt am besten.

Ich habe dieses widerliche Verlangen in mir. Es wird immer schlimmer.

Ich will es... noch einmal... sp- Nein! Will ich nicht!

Ich greife mir in die Haare und sehe mich um.

Plötzlich sind sie wieder da. Die Wichtel! Sie...

»AHH!«, schreie ich auf, kralle meine Hände fester in meinen blonden Schopf und schüttele mich verzweifelt.

»Nun ist er völlig durchgedreht...«, lässt Kyle entnervt von sich hören.

»Nghh! Zu.. viel DRUCK!«, schreie ich und renne mit diesen Worten aus dem Raum.

Das ist nicht weiter schlimm, denn unterbewusst höre ich, wie die Schulglocke das Ende der Stunde verkündet.

Dieser ganze Tag bringt mich einfach um den Verstand! Ich trinke so viel Kaffee, dass ich mich sogar ins Lehrerzimmer schleichen muss, um meine Kanne erneut aufzufüllen. Drei Mal.

Craig taucht nicht mehr auf. Nicht beim Mittagessen und auch sonst nirgendwo.

Vielleicht besser so, aber ich habe das Gefühl, dass ich jetzt noch mehr durchdrehe, als ohnehin schon.

»GAHH!«, schreie ich mitten im Biologiekurs.

Mittlerweile sieht mich schon keiner mehr schief an.

Die denken ja sowieso, dass ich 'nen Schaden habe.

Doch egal, wie sehr Craig mir weh getan hat. Ich werde wahnsinnig, wenn er mich nicht sofort irgendwie beruhigt!

Schluchzend verlasse ich am Ende des Schultages das Gebäude.

Aus einiger Entfernung sehe ich Craig.

»CRAIG!«, rufe ich, teils verzweifelt, teils erleichtert.

Er sieht keinen Moment zu mir hinüber, schenkt mir nur einen Blick auf seine Rückansicht und seinen Mittelfinger. Dann verschwindet er hinter der nächsten Ecke.

Ich schlucke.

Was hatte ich eigentlich erwartet? Dass er mir freudestrahlend und mit den Worten "Danke, Tweek, dass du mich eine Schlampe genannt hast", um den Hals fallen würde?

Sicher nicht.

»Tweek?«, höre ich jemanden hinter mir sagen.

Ich weiß nicht, wer meinen Namen gesagt hat, aber ich will es auch gar nicht wissen.

Ich renne einfach weg.

Craig hat mir den Mittelfinger gezeigt. Bei aller Liebe, DAS hat er noch nie gemacht. Klar, bei seinen Freunden, bei seiner Familie, den Lehrern, eigentlich jeder Person. Nur bei mir nicht.

Sollte mir das sagen, dass ich etwas besonderes bin, oder einfach, dass ich so wertlos bin, dass es sich nicht einmal lohnt, mir den Finger zu zeigen?

Egal. Es ist schlimm genug, dass er es jetzt tut.

Am späten Nachmittag fasse ich mir ein Herz. Also mein Unterbewusstsein tut das.

Denn plötzlich wurde aus einem harmlosen "Ich geh nur mal spazieren" ein, »Scheiße! Was mach ich vor Craig's Haustür...?«

Ich stehe vor dem Haus, das nicht wirklich anders aussieht, als jedes andere Einfamilienhaus in South Park auch. Okay, das von Kenny mal ausgenommen.

Ich stehe einfach da. Weiß nicht, wieso ich hier bin und warum ich verdammt nochmal nicht abdrehe und wieder gehe.

Gerade als ich mich zwanghaft dazu bewegen will, dass Grundstück der Tuckers wieder zu verlassen, höre ich etwas scheppern.

Und jemanden schreien.

Ich blinzele.

Einen Augenschlag später fliegt die Tür auf und ein wutentbrannter Craig rennt mich über den Haufen.

Wir fallen die zwei kleinen Stufen auf den Weg hinunter in den Schnee. Er blickt mich an. Nicht böse. Eher verwundert.

»Tweek?«, fragt er.

An seiner Wange läuft ein kleines Rinnsal von Blut hinab.

Ich bin auf den Hintern geplumpst und er hält sich noch mit allen Vieren über mir.

Ich bin unfähig, etwas zu sagen.

»Du unfähiges Nervenbündel!«, höre ich seine Mutter schreien.

Doch er scheint der Einzige im Umkreis von 20 Metern mindestens zu sein, der es nicht gehört hat.

Unentwegt sieht er mich an.

Ich sehe nur Mrs.Tucker zu, wie sie wütend die Tür hinter sich zuschlägt.

Vorsichtig streiche ich Craig nun über die Wange. Ich will ihm das Blut wegwischen aber,- JESUS! Das wird ja immer mehr!

»Craig! Du verblutest!!«, jammere ich.

»Tweek... Das ist nur ein...«

Aber ich lasse ihn nicht ausreden.

»N- Nein! GAH! Craig du verblutest! Du wirst elendig ausbluten wie eine Sau! Und dein Blut wird an mir kleben und alle werden glauben, dass ich dich umgebracht habe aber ich war's doch nicht, ich mag dich doch!«

Hinter seinem Haus sehe ich schon die ersten blutrünstigen Monster hervorlugen.

Sie alle lechzen nach Craigs Blut!!

»WAHHH!«, kreische ich.

Schließlich umarmt Craig mich und lässt sich damit einfach auf mich fallen.

»Tweek... das ist nur ein kleiner Kratzer... davon sterbe ich nicht...«, erklärt er mir.

Seine Stimme klingt irgendwie sanft und beruhigend.

Ich schluchze.

»Wirklich nicht?«

»... Wirklich nicht...«, wiederholt er mich.

»A- Aber! Die... Die ngh- Monster!«, beharre ich und schaue auf die Wichtel, die meine Unterhosen wie Kronen tragen.

Craig sieht sich nicht um.

»Tweek! Es gibt keine Monster!«

»Doch! Sie haben meine Unterhosen!«

»Tweek, es...«, er wirft einen Stein in die Richtung, in die ich schaue, »gibt auch keine Unterhosenwichtel...«

Oh nein! Jetzt hat er den Oberwichtel am Kopf getroffen!

Dieser fuchtelt nun wütend mit seinem Arm in der Luft herum und rückt sich meine ehemaligen Lieblingsshorts auf dem Kopf zurecht.

»GAH! Er will uns-..Ack! Er will unsere Unterhosen!!«

Craig steht auf.

Ich habe mich wie ein Äffchen in seinen Hoodie geklammert und meine Beine um ihn geschlungen.

Er seufzt theatralisch und trägt mich aus seinem Vorgarten.

Die Wichtel folgen uns.

»Craig! Sie!«

Er drückt mich fester an sich. Ich fühle, wie schwermütig er ein und ausamtet.

Zuerst verstehe ich es nicht. Denke, dass es doch am Blutverlust liegt.

Doch dann bemerke ich etwas an Craig, dass er noch nie zuvor gezeigt hat.

Seine verwundbare Seite. Nicht im physischen, aber im psychischen Sinne.

Manchmal habe ich sogar gedacht, er sei ein Roboter, weil er immer so gemein zu mir war und nie gezeigt hat, wenn er traurig war.

Nun kämpft er mit den Tränen.

Als er nun bemerkt, dass ich mich ein wenig aus seiner Umarmung, die eigentlich nur zu Stande gekommen war, weil ich Angst vor dieses widerlichen Wichteln hatte, wegdrücke, seufzt er ernüchtert und setzt mich auf dem Boden ab.

»Ack!«, keuche ich auf.

Ein misslungener Versuch, mit Craig zu sprechen.

»Hm?«, macht er.

Er ist wohl der Einzige, der unterscheiden kann, ob meine Ausrufe nur wegen der Zuckungen auftreten, oder ob ich wirklich etwas zu sagen habe. Keiner außer ihm kann das.

Das macht ihn schon fast wieder bewundernswert, oder?

Ich hole einmal tief Luft und starte einen erneuten Versuch. Wieder vergeblich.

In der Zeit, in der ich durch den Schnee stapfe und versuche, die Worte, Bilder und Ereignisse in meinem Kopf zu ordnen, zündet er sich eine Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug davon.

Verwirrt sehe ich ihn an. Nicht, dass ich jetzt weiß, was ich ihm sagen will, aber er hat mich so argwöhnisch von oben hinab betrachtet, dass ich ihn einfach ansehen muss.

Einen Moment lang, stehen wir so da, sehen uns an. Dann atmet er aus, bläst mir damit den ganzen Zigarettenqualm ins Gesicht.

Ich huste.

»Nargh...«, Ich schüttele mich und trete einen Schritt zurück.

Ich höre, wie Craig leise kichert. Die Tränen sind weg. Es scheint so, als hätte ich es mir nur eingebildet, dass Craig Tucker wirklich weinen kann.

Also doch ein...

»Craig?«

»Hm?«

»Bist...«, ich werde rot und blicke auf den von mir platt getretenen Schnee.

»Bist... du.. ngh.. ein... ein... Roboter oder sowas in der Art?«

Stille.

Ich höre ihn kichern. Dann sehe ich, wie er vor Lachen seine Zigarette ausspuckt und prustend in die Knie geht.

»Tweek!«, lacht er und hat schon Tränen in den Augen, »Wer hat dir denn sowas erzählt... Du bist echt zu gut...«, geiert er weiter und hält sich den Bauch.

Ich blicke ihn etwas verdutzt, aber auch verletzt an. Er lacht. Lacht mich aus. Richtig?

Ich schluchze.

»Tweek?«, Craig blickt auf und hört augenblicklich auf, zu lachen.

»Hey... nun nimm doch nicht immer gleich alles als einen Angriff gegen dich auf...«, murmelt er und nimmt mich vorsichtig in den Arm.

Die Situation erinnert mich an vorhin.

Ich habe geweint. Er hat mich umarmt. Es war zu viel... zu viel...

Ich drücke mich aus seiner Umarmung raus und murre »Lass das...«.

Er gibt mich frei und vergräbt die Hände in der Bauchtasche seines blauen Hoodies.

»Wa- Warum... war deine Mutter so furchtbar wütend?«, frage ich wie von selbst.

Er seufzt.

Ohne etwas zu sagen, nimmt er meine Hand.

»C- Craig?«, stammele ich.

Ich stolpere ihm durch den puderigen Schnee nach, der in South Park ja nun wirklich nichts neues ist.

An einem Spielplatz macht er Halt.

Er lässt sich auf einer Schaukel nieder und zieht mich auf seinen Schoß. »Wah! Nein! Craig. Oh Jesus! Craig! Lass mich los!!«, jammere ich.

Aber dieses Mal gibt er mich nicht frei.

Er schmiegt sein Gesicht an meinen Rücken. Warum macht er das nur?

Warum ist er plötzlich vom einen auf den anderen Tag so seltsam? So, als würde er mich brauchen.

So... als würde er... mich brauchen...

»Wegen... der Klassenfahrt...«, bringt er schließlich heraus.

»Klassen... fahrt?«, wiederhole ich ihn fragend.

War das jetzt irgendeine verschwörerische Aktion der South Park High nur mich armen Schmock Tweek Tweak von einer geheimen Klassenfahrt auszuschließen?

»Ja. Hast du das ga- Ach ja. Du hast es verpasst. Nach der Physikstunde kam unser Klassenlehrer in den Raum... Er hat uns erklärt, dass wir in irgendeinem Preisausschreiben gewonnen hätten... Zwei Wochen nach Miami... Keine Ahnung, was wir verbrochen haben. Und dann auch noch WIR. Wir aus South Park, die wir eigentlich die asozialsten, bescheuertsten Bewohner Colorados sind... Ich wette, daran ist irgendwas faul... Aber... ah genau!«, er unterbricht seinen Vortrag darüber, was für ein Schandfleck South Park doch ist (und Oh Gott, er hat recht damit) und kramt ein zerknittertes Papier aus seiner Tasche heraus.

Er faltet es langsam auseinander.

»Hier. Das ist dein Zettel...«, meint er dann und hält mir das Blatt hin.

Nach Florida. Wir. Oh mein Gott.

Ich meine: OH mein GOTT!?

Mit dem Flugzeug?

»WAHH! Craig! Ich komm nicht mit!! Ich will nicht im Flugzeug fliegen!«

»Aber Tweek! Da ist gar nichts schlimmes dran...«

»Aber was da alles passieren könnte! Es könnten uns Vögel in die Triebwerke fliegen und wir würden abstürzen! Und das letzte, was ich sehen würde wären die Gedärme einer Krähe die an der Scheibe kleben!!!«

»Warum genau einer Kräh- ach egal. Tweek. Dir wird rein gar nichts passieren, ja? Ich pass auf dich auf...«

Irgendwie beruhigen mich seine Worte nicht sonderlich... Was, wenn er mich genau an diesem Tag nicht leiden kann?

Und selbst wenn. Würden wir abstürzen, könnte auch er mich nicht retten. Er ist schließlich nicht Batman.

Ich höre ihn kichern.

»Hn?«, frage ich verunsichert. Ich will nicht, dass er wieder über mich lacht.

»Nichts, nichts...«

Schließlich entscheide ich mich, ihn doch danach zu fragen...

»Craig warum... sagst du denn solche Sachen über mich?«, murmele ich traurig.

Ich höre mich nicht hibbelig an, wie sonst. Ich stammele nicht... ich bin einfach nur traurig.

»Was... für Sachen denn?«, entgegnet er und klingt irgendwie verwirrt.

Ich sehe nicht, wie er gerade guckt, aber es ist egal.

Man kann ihm auch tief in seine schönen blauen Augen starren, wenn er lügt, es stört ihn nicht die Bohne. Er lügt perfekt.

»Du... hast geschrieben... ich sei ein.. schw-«, ich schlucke und ärgere mich schwarz, meinen Kaffee vergessen zu haben.

»Du.. hast mich einen... schwulen... Vollspasten genannt...«, würge ich hervor.

»Was? Nein!«

»Doch! Es steht mit Edding auf die Tür in der Jungentoilette geschrieben...«

»Und... so etwas geschmackloses traust du mir zu, ja?«

»B- Bitte... werd' nicht wieder sauer...«

Mir ist es nicht entgangen, dass ich ruhiger geworden bin, seitdem er mich getragen hat. Ich will nicht, dass er wieder sauer ist.

Ich höre ihn seufzen.

»Ich war nie sauer auf dich, Tweek. Ich kann gar nicht sauer auf dich sein... dazu bist du viel zu s-«

»Spastig?«

»Gott, Nein!«, jammert er.

»Was denn dann?«

Er schweigt.

»Wusste ich's doch!«, ich springe auf. Mich in meiner Meinung bestätigt gefühlt stapfe ich davon.

Sonst werde ich nicht so oft sauer... aber das... das war...

»Tweek! Ich wollte nichts schlechtes über dich sagen!«

»Warum sagst du mir, ngh- dann nicht, was du eigentlich sagen wolltest...?«

Ich bleibe stehen und halte inne...

Innerhalb weniger Sekunden steht er hinter mir.

Das ich nicht hören kann, wie sein Kopf rattert ist auch alles.

»Tweek...«, stöhnt er auf, »Bitte gib dich damit zufrieden, dass ich es dir jetzt nicht sagen will, aber es war wirklich nichts schlimmes es-...«, ihm scheinen die Worte zu fehlen...

»Ah! Du wolltest doch wissen, wieso meine Mutter so sauer war, nicht?«

Oh Craig. Das ist ja schon ziemlich billig für einen Meister im Lügen. Ich meine. Wer konnte schon jemandem den Mittelfinger zeigen und dabei unschuldig behaupten, er hätte es nicht getan?

Ich für meinen Teil würde sofort meine Hände hinhalten um mir die Handschellen anlegen zu lassen... Dann... dann würden sie mich ins Gefängnis bringen und dann... dann würden mich meine Knastbrüder verprügeln und vergewaltigen! Oh mein Goooott!

»GAH!«

»Tweek? Hast du mir zugehört?«, fragt Craig dann.

»Oh Gott! Sie wollen meinen Arsch!!«, schreie ich und zerre mir an den Haaren.

»Och Tweek! Es gibt keine Killerhummeln...«

»Nein! Nein, nein, nein!«

»Tweek!«, er drückt kurz seine Lippen auf meine, um mich ruhig zu stellen. Seine Wirkung verfehlt der Kuss nicht. Auch wenn er kurz und eigentlich ziemlich unspektakulär ist.

Ich schaue Craig an, als wäre er ein Geist. Das leichte Prickeln auf meinen Lippen lässt viel zu schnell wieder nach.

Er leckt sich über die Lippen. »Bist du jetzt ruhig?«

Ich nicke beklommen.

»Komm... wir kaufen dir einen Kaffee, ja?«, meint er dann, nimmt meine Hand und steuert irgendein Café an.

Die Leute sehen uns komisch an. Zwei Jungen, die Händchen halten. Wenn man von unserer metrosexuellen Phase damals absieht, gibt es eigentlich nur zwei richtig bekannte Schwule in South Park.

Mr.Garrison und sein Spielgefährte Mr.Sklave. Sonst sieht man hier nirgendwo Männer händchenhaltend umhergeistern. Außer vielleicht nachts.

Aber so genau habe ich mich damit auch noch nicht beschäftigt.

Ich fühle mich schon um einiges besser, als ich einen großen Becher Kaffee in den Händen halte und gierig davon trinke.

»Wa- Warum... habt ihr euch denn nun gestritten?«

Mit dieser Frage will ich anfangen. Keine der Fragen, die ich heute gestellt habe, ist schon wirklich beantwortet worden.

»Weil-... Meine Mutter mich nicht hat ausreden lassen... sie hörte nur etwas von Miami und Hotel und dann ist sie durchgedreht. Es passt ihr nicht, dass sie Geld dafür ausgeben soll, dass ich mir am Strand ein schönes Leben mache, während sie hier versauert... Dabei... ist unsere Klassenfahrt ja komplett kostenlos... Ich frage mich noch immer, was wir ausgefressen haben...«

»Oh...«, erwidere ich.

Ich kann das nicht richtig beurteilen.

Ich kenne Mrs.Tucker kaum persönlich.

Es wäre zu viel Druck, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, also fahre ich fort.

»Und... das mit der Kritzelei das... warst wirklich nicht du?«

»Nein. Ich würde so etwas nicht tun. Nicht bei dir.«

»Aber bei anderen?«, Mist! Warum habe ich ihn nicht gefragt, warum er es bei mir nicht tun würde?

»Ja, weil ich wohl irgendwie ein Arsch bin...«

»Hm...«

Ja, er war ein Arsch. Und nicht nur irgendwie.

»Das ist gemein...«, maule ich.

»Ach, willst du auch von mir gehasst werden?«, witzelt er und lächelt mich an.

Ich blicke in den Kaffeebecher. In der schwarzen Brühe spiegeln sich meine Augen ein wenig.

Ich schaue irgendwie geschafft drein.

»Ich...... nein... Ich glaube nicht... aber... ein Arsch bist du wirklich...«

»Ouch!«, lacht er auf.

»Willst du etwa, dass ich dich zu einer Revanche auffordere, Tweek?«, kichert er und knufft mir spielerisch an die Schulter.

Ich weiß genau, dass er auf diesen albernen Kampf hinaus will, den wir mal veranstaltet haben, als wir noch Kinder waren.

Und der war nur zustande gekommen, weil Cartman und die anderen Sackgesichter uns kämpfen sehen wollten und weil sie gerade nichts besseres zu tun hatten.

»N- Nein...ngh... GAHH!«

Wieder höre ich ihn leise kichern. Er hat sich schon seine nächste Zigarette angesteckt.

»Sorry, Tweek. Ich muss weg... Noch was erledigen...«

»Oh... Okay...«, erwidere ich. Vielleicht klinge ich ein bisschen traurig? Ich weiß nicht.

»Sehen wir uns dann am Montag? Und vergiss nicht, deine Koffer zu packen! Mit Schulbüchern genießt sich der Aufenthalt in Miami schlecht.«

»Montag schon?«, frage ich ungläubig. So kurzfristig. Das war doch echt mal wieder South Park-typisch...

Aber ich freue mich.. irgendwie.

Strand. Sommer und... Sonne. Eine große, wärmende Sonne in einem blauen, klaren Himmel. So war es hier in South Park nahezu nie.

Ich weiß nicht, ob meine Mutter es mir erlauben wird. Aber ich hoffe es. Und ich hoffe, dass Craig auch irgendwie mitkommen kann.

»Craig?«

»Hm?«

»Wie... Wie.... kommst du denn mit?«

Er grinst beinahe süffisant auf meine Frage und erwidert nur »Unterschrift fälschen, was sonst?«

»Aber... suchen deine- ngh- Eltern nicht nach dir?«

»Oh Tweek! Ich bitte dich! Ich könnte auswandern und meinen Erzeugern würde es erst auffallen, wenn sie alte Knacker sind und Krankenhilfe brauchen!«

Erzeuger sagt er. Klingt nicht so, als hätte er ein sonderlich gutes Verhältnis zu seinen Eltern... Aber irgendwie... geht es mich nichts an... Oder?

Ich nicke. Meine Mutter stört sich auch nicht sonderlich daran, wie es mir geht. Besonders aber stört sie sich nicht an meinen Ängsten... sie schiebt alles auf das ADS.

Aber wenn ich einfach abhauen würde, würde sie mir wahrscheinlich trotzdem die Hölle heiß machen.

»Na ja. Dann bis Montag, ja? Und komm auch! Sonst wird's doch langweilig!«, lacht er und zwinkert mir zu.

Ich will ihn fragen, was er damit meint, aber da ist er schon losgegangen und ich bleibe mit meinem Kaffeebecher und meiner zerknüllten Anmeldung zurück.

Langsam mache ich mich auf den Weg nach Hause.

Craig... ist echt komisch heute. Aber irgendwie ist er doch Craig und.. der Kuss... stößt mich auch nicht mehr ab. Nicht, dass ich es unbedingt noch einmal bräuchte, aber ich behalte das als eine schöne Erinnerung an meinen ersten Kuss.

Auch wenn ich so verschreckt war. Selbst heute morgen war dieses süße, heiße Prickeln da gewesen.

Mit dem Gedanken an dieses Prickeln und der Klassenfahrt am Montag, gehe ich nach Hause.

Meine Mutter hat nichts dagegen. Auch wenn sie sich nicht freut. Mein Vater triezt mich dazu, provisorische Flyer unseres Kaffeegeschäfts mit mir herumzutragen.

Und es anderen Leuten zu empfehlen. Als ob die deswegen in dieses Loch kommen würden. Lächerlich.

Ich koche mir eine weitere Tasse Kaffee und verziehe mich nach oben auf mein Zimmer.

Noch oft kehrt die Erinnerung an den Kuss zurück. Aber ich will nicht darüber nachdenken.

Viel eher muss ich mich davon abhalten, nicht loszuschreien.

Ich werde Montag fliegen! In einem Flugzeug!

Aber ich will mit und um jeden Preis erfahren, was Craig vorhin meinte.

Allein deshalb werde ich mitfliegen! Ob ich nun draufgehe oder nicht.

Aber... mein Gott! Ich könnte sterben!

Because of you... (Craig's View)

A/N: Jetzt doch mal eine A/N an euch liebe Leser. Also eigentlich hatte ich vor, das Kapitel noch länger zu ziehen aber dann bleibt mir nicht mehr so viel für das Vierte ^^ also habe ich hier mal einen Schlussstrich gezogen. I'm awfully sorry, dass das Kapitel so ist wie es ist. Ich finde es liegt teilweise recht schwer im Magen? Macht euch selbst ein Bild davon :) Dafür wird das Grande Finale dann aber wieder gut xD

Ende der Durchsage :)

_____________________________________
 

Nun sitze ich hier. In diesem verfickten Bus, der uns zum Flughafen bringt. Die Unterschrift... habe ich tatsächlich gefälscht.

Ich seufze.

Neben mir sitzt Tweek. Der kleine, hibbelige Blondschopf jammert, dass er noch nicht sterben will und zuckt jedes Mal zusammen, wenn ich versuche, ihn zu beruhigen.

Das Wochenende ist ziemlich unspektakulär abgelaufen und ich bin Tweek nicht begegnet. Doch auch wenn er vorgibt, wieder der gute alte Tweek zu sein, merke ich, dass er das ganz und gar nicht ist.

Er glaubt noch immer, dass ich das mit der Kritzelei war und, Oh man, vielleicht war ich es auch.

Es gab genug Schulfeiern auf denen ich mir die Kante gegeben hatte, weil Tweek mir mal wieder die kalte Schulter gezeigt oder fantasiert hatte.

Er hat es nie verstanden und tut es auch jetzt nicht.

Ich tue es ja eigentlich auch nicht.

»Craig?«, höre ich den Blonden nun wimmern.

»Ja?«, frage ich, versuche, dabei möglichst sanft zu klingen aber ich glaube, meine Stimme hört sich an wie immer.

Fuck auf meine monotone Stimme!

»Ich... sehe sie wieder...«

Ich grummele. So langsam wird es lästig. Wann wird er endlich verstehen, dass es keine Unterhosenwichtel gibt?

Seufzend betrachte ich Tweek. Von oben bis unten und...

»Ehm, Tweek?«, murmele ich und werde leicht rot dabei, glaube ich.

»Deine Hose ist offen...«

»J- Ja die... die Wichtel sie... haben mir meine Unterhose schon wieder geklaut! Wie kommen sie bloß in diesen Bus rein?«

Ich seufze.

»Nun stell dich nicht an, Tweek. Niemand stiehlt deine Unterhosen...«, entgegne ich ihm und bringe ihn dazu, sich die Hose wieder zuzumachen, damit die Mädchen aufhören, ihn kichernd anzustarren.

Plötzlich höre ich die Klospülung.

»Uwah!«, schreit der kleine Blondschopf dann.

Komisch. Ich habe überhaupt niemanden auf die Bustoilette gehen sehen... wer benutzt so etwas abartiges überhaupt?

»Sie... sie... haben sich... das Klo runtergespült! Zurück in ihre kleine bunte Wichtelwelt!«, jammert Tweek und springt auf. Dieses Mal ein wenig zu laut, sodass alle ihn ansehen. Und auslachen.

Ich schnelle ebenfalls nach oben und ziehe Tweek auf seinen Sitz zurück, ehe ich mich niederlasse. Natürlich nicht, bevor nicht jeder einzelne dieser Bastarde im Bus meinen Mittelfinger bewundern durfte.

»Craig...«, haucht Tweek und sieht zu mir auf. In seinen Augen liegt keine Freude. Keine Dankbarkeit.

Sie sind einfach leer. Wie immer eigentlich.

Weder Clyde, noch Token wollten es mir jemals glauben aber, Tweek ist einsam.

Und die Zeit, in der Cartman und die anderen Schwuchteln ihn als Kennyersatz benutzt haben, hat nichts besser, sondern alles nur noch schlimmer gemacht.

Das ist niemandem aufgefallen. Außer mir.

Clyde hat immer genörgelt, wenn er Tweek bei den drei anderen gesehen hat. Er meinte, dass Tweek das doch gar nicht verdient habe. Und ich wünschte, er hätte es wirklich nicht.

Die Zeit bei diesen Sackgesichtern hat ihn irgendwie noch verschlossener werden lassen.

Natürlich. Sobald er mal wieder irgendeine neue Gruselgeschichte gehört hat, oder aus irgendwelchen stinknormalen Alltagssituationen den Weltuntergang erschließt, kommt die alte Euphorie zurück, die er nun einmal hat, wenn er sich Dinge ausdenkt, vor denen er Angst haben muss.

Aber eigentlich ist er ziemlich leer. Er ist ja nicht dumm.

Es ist ihm damals nicht entgangen, dass er nur ein billiger Ersatz war. Gut behandelt haben ihn weder Kyle noch Stan noch Cartman, dieser verfickte Fettarsch!

Ich hätte sie dafür am liebsten alle drei verprügelt, aber dann wäre ich wohl ein für alle mal von der Schule geflogen.

Und das konnte ich mir nicht leisten.

Ich meine, okay. Ich habe keine Aussichten auf eine besondere Karriere in meinem Leben. Ich bin in nichts wirklich gut. Außer im Lügen.

Aber, und das ist die Wahrheit, der Grund, warum ich Kyle und die anderen damals damit habe durchkommen lassen ist Tweek.

Damals habe ich ihn zwar noch nicht so gemocht, wie ich es jetzt tue, aber schon sehr.

Nur hat der kleine, hibbelige Junge das nie verstanden.

Ich weiß, dass er mich nie als einen seiner Freunde angesehen hat. Und ich mag es nicht.

Bis jetzt habe ich nie eine Antwort auf meine Freundschaftsangebote bekommen, er hat sie ja nicht einmal als solche interpretiert. Das war wohl auch so, weil seine Kindheit viele bleibende Schäden bei ihm hinterlassen hatte.

So etwa die Angst, einer Person zu vertrauen, seitdem er damals von einem pädophilen Sack gekidnappt worden war. Eigentlich verständlich. Irgendwo.

Aber es hilft mir nicht gerade sonderlich dabei, sein Herz für mich zu gewinnen.

Ich weiß nicht, wann aus meinen freundschaftlichen Gefühlen Liebe wurde. Und ob es wirklich Liebe, oder nur ein besonders ausgeprägter Schutzinstinkt gegenüber einem schutzlosen Lämmchen wie Tweek ist.

Ich weiß es wirklich nicht...

Und es macht mich fertig.

»Tweek...«, murmele ich völlig geistesabwesend.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erinnere ich mich daran, wie Tweek am letzten Freitag ausgerastet ist aus Angst, ich würde verbluten... "Ich mag dich doch..!" hatte er gesagt, nicht wahr?

Oh, ich glaube der Junge weiß einfach nicht, wie süß er sein kann.

Alle sagen ihm, er sei ein Spast und manchmal glaube ich, er denkt das auch.

Einfach, weil die anderen es sagen.

Weil er mit diesem Strom von Beleidigungen gegen sich mitschwimmt. Denn niemand beweist ihm das Gegenteil.

Niemand darf es ihm beweisen. Denn er lässt niemanden so nah an sich heran.

Die Freude über seine Worte ist längst wieder verflogen als ich an den Kuss denke.

Er war für mich besser, als jeder andere Kuss. Irgendwie besonders.

Als ich damals in der 8. Klasse Clyde ganz stolz meine erste Freundin präsentiert habe und er fast vor Neid beinahe geplatzt war, habe ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen daran gedacht, jemals einen Jungen zu küssen.

Bis ich bemerkt habe, dass Tweek etwas vollkommen anderes ist.

Also. Nein. Schlecht ausgedrückt.

Ich... habe mir einfach von Tweek beweisen lassen, ohne, dass dieser es je mitbekommen hat, wie liebenswert Jungen sein können.

Heißt ja jetzt nicht gleich, dass ich ne Schwuchtel bin.

Auch wenn ich hier über ihn so philosophiere, als wäre ich eine.

Nur habe ich ihm damit wahrscheinlich den Schock seines Lebens verpasst und der Ausdruck in seinen Augen war wie ein Stich mitten durch's Herz. Er hat den Kuss gehasst.
 

»Craig? Craig? Oh Gott, Craig!«, höre ich Tweek jammern.

Ich schüttele mich frei von meinen Gedanken und blicke den kleinen Kaffesüchtling an.

»Oh Gott, Craig du lebst!«, jauchzt er.

»Ehm. Ja? Ist... da was falsch dran?«, erwidere ich völlig verwirrt.

»Nein! Nein! Ganz und gar nicht! Du hast nur so reglos da gesessen und ich dachte schon, du hättest eine Herzattacke gehabt oder so etwas!«

»Na nun werd aber mal nicht albern Twee-«

Alle Businsassen, plus Busfahrer verfallen abermals in schallendes Gelächter.

Ich strecke nur wieder meinen geliebten Mittelfinger in die Höhe und bringe sie mit einem dezenten »Schnauze, ihr Wichser!«, zum Schweigen.

Tweek sieht mich erleichtert an. Es scheint so, als habe er die Beleidigungen, die durch den Bus geflogen waren, nicht wahrgenommen. Aber das stimmt nicht.

In seinen Augen sehe ich die Trauer aufsteigen. Er wird nicht weinen, das sieht dann anders aus, aber man sieht es ihm deutlich an, wie sehr er mit den Beleidigungen zu kämpfen hat.

Okay, die anderen haben recht. Er ist nicht normal.

Aber was zur Hölle kann er denn dazu? Wer würde schon normal sein, wenn er paranoid ist und die eigenen Eltern sich einen wahrhaftigen Dreck darum scheren?

Bei jedem Ausrutscher Tweeks schieben sie alles auf sein ADS, aber selbst das kümmert sie nicht.

Sie haben sich ja nicht einmal in seiner Kindheit die Mühe gemacht, ihn mit jeglichen Gruselgeschichten aus Film und Fernsehen zu verschonen.

Sie nahmen es einfach hin. Und damit haben sie Tweek in den ganzen sechzehn Jahren zu dem gemacht, was er jetzt ist.

Ich wuschele ihm durch die Haare.

Sie fühlen sich so weich an. Ich liebe dieses Gefühl.

Er senkt beinahe demütig den Kopf und sieht mit geröteten Wangen zu mir hinauf.

Sofort ziehe ich meine Hand zurück.

Erleichtert höre ich den Busfahrer nun sagen, dass wir am Flughafen angekommen sind. Die Stimmung zwischen uns, die wir beide unterschiedlicher nicht sein könnten, wird wirklich immer gedrückter.

Wir alle tragen unsere Taschen und Koffer zu einem Fließband, auf das wir sie dann stellen und auf irgendwelche illegalen Dinge überprüfen lassen.

Eigentlich warte ich nur darauf, dass einer von uns wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen wird. Cartman oder so.

Aber komischerweise verläuft alles ohne Zwischenfälle.

Und so kriegen wir sogar noch unseren Flug. An der Ticketkontrolle kollabiert Tweek beinahe und ich muss ihn wie ein Riesenbaby ins Flugzeug tragen, weil er sonst jedes Mal wieder auf die Toilette entfleucht und sich dort verbarrikadiert. Scheint wohl irgendwie ein Hobby von ihm zu sein.

Jedenfalls trage ich nun den zappelnden und jammernden Tweek ins Flugzeug und schnalle ihn am Sitz fest.

Auch, wenn der Fensterplatz eigentlich mir gehört (das tut er immer, denn ich hasse es, nicht aus dem Fenster sehen zu können), habe ich nun Tweek ans Fenster gesetzt. Nicht zuletzt damit ich verhindern kann, dass er abhaut.

Okay. Wo will er in einem Flugzeug schon hin.

Ich nehme meine geliebte Mütze ab. Endlich. Es war viel zu warm darunter.

Ich schüttele kurz mein kinnlanges, glattes, vor allem aber unspektakuläres, rabenschwarzes Haar, ehe ich die Mütze auf meine Schoß lege.

»Craig?«, höre ich Tweek wimmern.

»Ich... habe Angst...«, erklärt er wieder.

»Ich weiß... brauchst du aber nicht zu haben...«

»Sicher nicht?« Ich nicke.

Durch das Flugzeug hallt die Durchsage, dass sich alle Fluggäste anschnallen sollen.

Tweek dreht fast durch. Wimmert. Schreit. Rupft sich die Haare aus. Er tut mir wirklich leid. Aber da muss er nun durch.

Ich bin schon oft geflogen. Es macht mir nichts mehr aus.

Dann rollt das Flugzeug an. Erst langsam. Dann immer schneller. Dann, ehe wir uns versehen, sind wir auch schon in der Luft.

Tweek klammert sich an meinen Arm und winselt weiterhin.

»Hey... Tweek... «, murmele ich und streiche ihm durchs Haar.

»Ist doch schon alles vorüber! Wir fliegen schon längst...«, meine Stimme klingt sanft, doch sie verfehlt ihre Wirkung mal wieder.

»Ahh! Wir werden bestimmt sterben!«, jammert Tweek.

Ich seufze und halte mir mit einer Hand den Kopf. So langsam bereitet er mir Kopfschmerzen.

Warum kann er mich nicht einfach mögen und mir vertrauen?

Na okay, ich würde so ein Arschloch wie mich auch nicht mögen.

Aber trotzdem will ich, dass er es tut.

Er ist der einzige verfickte Mensch auf dieser Welt, bei dem es mich verfickt nochmal interessiert.

Ich schließe die Augen. Irgendwie haben mich diese ganzen vergeblichen Beruhigungsversuche ein wenig müde gemacht.

Außerdem ist so ein Flugzeug doch ein schöner Ort zum schlafen.

»Möchten Sie etwas, mein Herr?«, fragt mich eine Stewardess und zeigt mit einer breiten Armbewegung ihr ach so tolles Sortiment an Tomatensäften, Schnitzeln und Schokoriegeln.

»JA! Schlafen!«, gifte ich zurück.

»Bitte entschuldigen Sie, mein Herr...«, erwidert sie perplex und will schon weitergehen, doch dann meldet sich Tweek.

»Ah. Uhm... haben.. Sie.. ngh... haben Sie... Ack! Haben Sie Kaffee?«

Die Stewardess blinzelt einige Augenblicke, dann sieht sie mich an.

»Geht es ihm gut?«, fragt sie mich.

Warum ausgerechnet mich? Sieht Tweek irgendwie unzurechnungsfähig aus oder so?

Ich glaube nicht.

»Ja, es geht ihm gut. Und jetzt bringen Sie ihm den Kaffee...«

»Nun sein Sie aber mal nicht so ungehobelt, Sir!«

Auf diese Bemerkung ihrerseits zeige ich ihr den Finger.

»Sir! Haben Sie mir gerade ihren Mittelfinger gezeigt?«, fragt sie empört.

»Nein...«, erwidere ich trocken.

»Ka- Kann.. ich jetzt meinen... ngh... Kaffee bekommen?«, höre ich ein leises Stimmchen sagen.

Es ist natürlich Tweek, der sich aus diesem Streitgespräch völlig zurückgezogen hat, sich aber nun doch, seiner Sucht wegen, wieder meldet.

»Ah, ja!«, erwidert die Stewardess und gießt ihm eine Tasse Kaffee ein.

Eine kleine Tasse.

»Uhmn... Haben Sie... auch etwas... ngh... mehr?«

»Wie viel mehr wünschen Sie denn, Sir?«

»Uhmn so... 2 Kannen?«

Perplex sieht sie Tweek an.

»Für... Sie allein? Verstehe ich das richtig?«

»Ja...«, erwidert er, als ob es das Normalste der Welt wäre.

Ist es ja auch für ihn.

Obwohl es ihr sichtlich missfällt, sieht sie wieder zu mir.

Ich erwidere ihren Blick ausdruckslos und murre:

»Sie haben doch gehört, was er gesagt hat. Das ist nicht meine Sache...«

Auf diese Bemerkung schnaubt sie nur und verschwindet.

Nach einiger Zeit kommt sie mit zwei Kannen kochend heißem Kaffee zurück und stellt sie auf die kleine Ablage vor Tweeks Sitz.

»Bitte der Herr. Das macht dann 14 $.«

»Wucher...«, stöhne ich.

»Bitte was?«, entgegnet sie zornig.

»Was ist hier los?«, höre ich meinen Lehrer fragen. Er bekommt schon allein für seine Anwesenheit den Finger.

»Di- Dieser Bengel führt sich auf, als hätte er keine Erziehung genossen!«, schnaubt sie und deutet auf mich.

Ich muss mich beherrschen, ihr nicht in ihren hässlichen Zeigefinger zu beißen, mit dem sie mir beinahe so nah kommt, dass sie mir damit in der Nase bohren könnte.

Schlampe.

»Craig! Was stellen Sie hier schon wieder an?«, giftet nun auch mein Lehrer.

»Ich will nur schlafen...«, entgegne ich ruhig und ignoriere die beiden fortan.

Blicke zu Tweek der irgendwie peinlich berührt an seinem Kaffee nippt.

Ob ich ihm wohl sehr unangenehm bin?

Ich höre, wie mein Lehrer seufzt.

»Nehmen Sie es ihm nicht übel. In seiner Familie ist das mit dem Finger Gang und Gebe. Man kann es ihm nicht abgewöhnen. Das versuchen wir schon seit der ersten Klasse...«

Die Stewardess atmet scharf die trockene Luft ein und wendet sich zum Gehen. Das hört sich zumindest so an, weil das Besteck auf dem Wagen beim Anrücken klimpert.

»W- Warten Sie...«, sagt Tweek nun.

»Ihr, ihr... ngh. Geld!«, jammert er.

Es würde wahrscheinlich nicht lange dauern und Tweek würde glauben, dass man ihn wegen Unterschlagung einbuchten würde, wenn er ihr das Geld nicht geben würde.

Sie nimmt es an und verschwindet dann hastig. Mein Lehrer ebenfalls. Er hat die Hoffnung bei mir schon lange aufgegeben.

Wieder schließe ich die Augen. Dieses Mal stört mich niemand.

Ich glaube, Tweek irgendwas sagen zu hören, aber ich versuche gar nicht mehr, es zu verstehen.
 

»Craig?«, höre ich Tweek murmeln.

Es ist erst nur ganz leise zu hören. Dann wird es deutlicher.

Müde schlage ich meine Augen auf. Ich sehe zu Tweek hinauf und... sehe dieses warme Lächeln auf seinen Lippen.

Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann ist sein Blick wieder der selbe, traurige Blick, den er immer hat.

Vielleicht habe ich mir das Lächeln auch nur eingebildet.

Der Blonde blickt nervös in den Gang. Dann aus dem Fenster.

»Ich... hab Angst...«, erklärt er mir dann.

»Wovor denn dieses Mal...?«

»Vor-... ich... ich...«

Er kuschelt sich ein wenig an mich und wimmert. Für ihn hat das keine große Bedeutung. Er denkt sich nichts dabei.

»Wichteln?«

»N-Nein.... aber... sie haben gesagt, dass wir bald landen und ich... ngh... Was.. passiert wenn der Flieger falsch aufsetzt? Wir könnten sterben! In die Luft fliegen!«

Irgendwie hört er sich dieses Mal nicht wirklich ängstlich an. Um ehrlich zu sein kann ich sein Verhalten überhaupt nicht einordnen.

Als versuche er, mir etwas vorzutäuschen. Ich lege meine Arme um ihn. In der Hoffnung es würde ihn verschrecken oder sowas in der Art.

Tatsächlich schreckt er wie erwartet zurück und errötet ein wenig.

Ich weiß irgendwie nicht, was ich zu ihm sagen soll.

Also schweige ich.

"Sehr geehrte Fluggäste. Wir setzen nun zur Landung an. Bitte legen sie die Sicherheitsgurte wieder an.", hallt es durchs Flugzeug.

Dann landen wir.

Ich bin völlig verstört von den Palmen, die man schon hinter dem Flughafen erahnen kann und stehe auf, nachdem das Flugzeug zum Stehen gekommen ist.

Tweek fand die Landung dann doch nicht so schlimm. Er hat aus dem Fenster gesehen und den blauen Himmel bewundert.

Er scheint so vertieft darin zu sein, dass er gar nicht reagiert, als die Stewardess ihn bittet, aufzustehen. Also löse ich seinen Gurt und zerre ihn aus dem Flugzeug.

Draußen kommt uns ein unglaublicher Hitzeschwall entgegen.

Ich schlucke.

Verdammt! Weg mit dem Hoodie!

Gesagt, getan.

Im T-Shirt ist es hier einigermaßen ertragbar, Tweek streift sich ebenfalls seine Sweatshirtjacke ab und wir folgen den anderen zur Gepäckausgabe.

Plötzlich lächelt Tweek mich an. Warm. Ohne einen Funken Traurigkeit, der sich in seinen Augen spiegelt.

»Ist schön warm hier, nicht wahr?«

»Ja, ich würde sagen es ist herrlich. Aber für South Park Bewohner ist das hier schon beinahe gruselig...«, erwidere ich und atme erleichtert aus.

Irgendwie überkommt selbst mich ein Gefühl der Freude.

Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist irgendwie ein bisschen beflügelnd. Man hat ein Kribbeln im Bauch, als wäre man verliebt. Aber irgendwie sind wir beide wohl nur ziemlich aufgeregt.

Ich erwidere sein warmes Lächeln nun.

Doch Cartmans Gemecker reißt mich aus meinen "Turteleien" mit dem kleinen Blondschopf. Fragend blicke ich zu ihm hinüber. Er scheint sich mit einem Angestellten der Fluggesellschaft anzulegen.

Interessiert versuche ich zu verstehen, was er sagt.

»Was erlauben Sie sich eigentlich, Sie Fettarsch! Was wollen sie damit sagen, mein Koffer ist nicht hier?«

Ich muss grinsen. Wäre also geklärt, warum Cartman NICHT wegen illegalen Waffenbesitzes abgeführt worden war.

»Es tut mir sehr leid, Mister. Aber wie es scheint hat man ihren Koffer beim Einladen vergessen! Natürlich werden wir dafür sorgen dass,-«, der Beschwichtigungsversuch des völlig perplexen Mr.Fettarsch endete damit, dass Cartman auf den Boden stampfte und mit einem erbosten »Lutsch mir doch die Eier, Wichser!«, davon stapfte.

Ich sehe zu Tweek. Er zuckt mit den Schultern und lächelt.

Als wir unsere Koffer bekommen haben machen wir uns auf den Weg zum Hotel.

Von Weitem glaube ich schon das Meer rauschen zu hören. Wir konnten nicht weit davon entfernt sein.

Endlich am Hotel angekommen verstauen wir nur kurz unsere Sachen in den Zimmern.

Wir haben Viererzimmer.

Tweek und ich teilen uns eines mit Clyde und Token. Und die vier Volldeppen kampieren natürlich ebenfalls zusammen.

Da werden sich Cartman und Kenny aber freuen, wenn Stan und Kyle dann erstmal richtig loslegen.

Auch wenn die beiden es strikt abstreiten. Ich glaube immer noch, dass die beiden zusammen sind.

Nicht, dass es mich wirklich interessiert, aber in manchen Momenten kann man die beiden so wundervoll damit aufziehen, dass es sich lohnt, mehr über sie zu wissen.

Token verschwindet kurz, ehe er zurückkommt und auf den Gang deutet.

»Wir wollen schwimmen gehen! Kommt ihr mit?«

»Ja, ich auf jeden Fall«, sage ich zu, »Geh schon einmal vor. Ich komm gleich nach.

»Aber stell nichts unartiges mit dem kleinen Tweek an.«, kichert Clyde, ehe er sich nach draußen verzieht.

Wann hatte der sich umgezogen?

Was meinte er damit?

Ich sehe mich um und erblicke Tweek.

Sofort sehe ich wieder weg und spüre die Hitze in mein Gesicht steigen.

Er zieht sich gerade um. Oh man, was ist nur mit mir kaputt, dass ich rot werde, wenn ich einen nackten Jungen sehe?

...my mind is always racing (Craig's View)

Hey Folks! Also hier das versprochene Grande Finale xD

Enjoy, dudes- GAH! xD

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Mit hochroter Birne schlüpfe ich ins Bad und ziehe mich dort selbst um. Zur Sicherheit warte ich noch einen Moment im sicheren Raum.

»Craig?«, höre ich Tweek sagen, »K- Kommst du jetzt?«

»Ja!«, rufe ich und trete aus dem Bad heraus. Vor mir steht Tweek. Wieder lächelt er mich so lieb und sanft an.

Wäre ich nicht so kühl würde ich glatt dahin schmelzen.

Er hält mir seine Hand hin.

»W- Wollen wir ngh- g- gehen?«, fragt er.

Perplex blicke ich auf seine Hand während ich meine restlichen Badesachen zusammenklaube und in meinen Rucksack stopfe.

Eben so verwirrt zieht er nun seine Hand zurück. Irgendwie wirkt er erniedrigt.

Ich blicke auf ihn herab und gewinne mir ein kleines Lächeln ab.

Ich beuge mich langsam zu ihm herunter und küsse ihn für einen kurzen Moment.

Egal, ob das nun den Moment oder seine Laune zerstören wird. Ich brauche das jetzt.

Ich bin nun einmal ausgesprochener Egoist, damit hat der kleine Blondschopf zu leben. Sein Kuss schmeckt nach Kaffee und Koffein, typisch Tweek.

Für einen kleinen Moment wirkt es, als würde er den Kuss erwidern, dann löst er sich und seufzt. Seinen Blick hat er auf den Boden gerichtet.

»Können... wir jetzt... gehen?«, bittet er mich, öffnet die Tür und hält mir zu meiner großen Verwunderung wieder seine zarte, blasse Hand entgegen.

Dieses Mal ergreife ich sie. Da ist ja nichts dabei. Vor allem mich kann es ja nur freuen.

Und Tweek tut es wahrscheinlich, weil er unsicher ist. Weil ihn der neue Ort beunruhigt.

Er ist zwar erwachsener geworden, aber in manchen Situationen immer noch ein kleines Kind.

Vielleicht kommt mir das auch nur so vor, weil ich immer meine, ihn beschützen zu müssen.

Der Weg zum Strand ist wirklich nicht weit. Er erscheint mir wohl nur so, weil ich das Gefühl habe, mich mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte fortzubewegen, denn diese Hitze um mich herum ist wirklich ungewohnt.

Tweek starrt stumm den Boden an, seine Wangen sind noch immer leicht rosarot gefärbt.

»Waiii, das ist ja so cool!«, höre ich Butters quietschen.

Ja, man kann es verbergen, wenn man verkehrt herum ist, oder man krakeelt es in die Welt hinaus, so wie Butters.

Er sitzt auf seinem Hello Kitty- Handtuch, spielt die neueste Version von Hello Kitty-Island auf seinem quietschpinken Nintendo DS.

Mir entkommt ein genervtes Seufzen.

Als Butters uns erblickt, stapft er durch den von der Sonne erhitzten Sand zu uns hinüber und hält Tweek den DS vor die Nase.

»Schau mal, Tweek! Ist das Bild da nicht absolut süß?!«, kichert er, mal wieder typisch Butters.

»Eh... ja.. das.... ist... ghn... ganz... wundervoll, Butters...«, brummt Tweek hervor.

Das ist recht neu für ihn. Meistens ist der von nichts genervt, oder er zeigt es zumindest nicht so direkt.

Na ja, vielleicht ist er ja in der Zeit, in der ich ihn geärgert habe wirklich erwachsener geworden, wer weiß?

Er drückt meine Hand ein wenig fester.

»Craig... Ich... will schwimmen gehen -GAH!... kommst d- ngh... Magst du mitkommen?«

Ich erwidere nur ein Lächeln. Was wäre ich für ein Idiot, wenn ich an diesem genialen Meer, an dem ich noch nie zuvor gewesen war, nicht schwimmen gehen würde?

Butters stört sich überhaupt nicht an Tweeks Desinteresse. Zu sehr ist er mit diesem Weiberspiel beschäftigt.

Tweek und ich rennen derweil ins Wasser.

Ein wenig wie kleine Kinder. Aber das ist okay. Solange man Spaß hat.

Auf dem Weg ins Wasser habe ich noch einen Ball mitgenommen, den ich Cartman nun vor den Kopf werfe.

Der Junge, dessen Fettringe man kaum von Schwimmringen unterscheiden kann, versucht immer wieder, Kenny zu ertränken.

Jedes Mal, wenn Kenny wieder auftaucht und sich wehrt, beklagt der Dicke sich, warum Kenny nicht einfach stürbe.

Kenny sieht mehr als angepisst aus. Umso mehr freut es ihn, Cartman nun abglucksen zu sehen. Leider nicht für lange, aber immerhin.

»WER VON EUCH SACKGESICHTERN WAR DAS?«, faucht er nun und hustet das Salzwasser aus.

Alle schweigen. Ich grinse. Tweek linst zu mir herüber, als wolle er mir sagen, ich solle es nicht auf einen Konflikt anlegen.

Aber DAS ist für mich Spaß!

»Craig du Schwuchtel...«, giftet Eric und wirft den Ball zurück.

Nett gemeint. Hat aber ungefähr so viel Sinn wie ein Headshot ins Knie und der Ball kommt einen Meter vor mir im Wasser auf. Mehr als ein kleines Ausschlagen einer Miniwelle bringt der Ball nicht zustande.

Als er nun sieht, dass sein Wurf mehr als gescheitert ist, schwimmt er wutentbrannt zu mir hinüber. Mehr oder weniger schnell.

»Hey- g- GAAH! Leute! Nun streitet euch nicht!«, bittet Tweek und gesellt sich zu Kenny, der in den Teil des Wassers gegangen ist, in dem man stehen kann.

»Lass sie doch...«, stöhnt Kenny, »Lass uns mal lieber Eis holen, ja Tweeky?«

Seit wann sind die beiden denn so Dicke?

Anhand des Blickes von Tweek kann ich erahnen, dass er sich gerade ungefähr das selbe fragt.

Doch der andere Blonde hat längst Tweeks Hand ergriffen und ihn mitgezogen. Während ich den beiden so nachsehe, versucht Cartman vergeblich, mir im Wasser in die Eier zu treten.

Als sein Knie meine besten Stücke nun fast erreicht hat, schwimme ich einfach ein Stück zurück.

»WICHSER!«, flucht er.

Ich spiele dieses Spiel einige Zeit mit ihm, ehe er genervt von mir ablässt und mit Kyle ein Wettschwimmen veranstaltet.

Wenn Kyle verliert, soll er Cartman die Eier lutschen. Alte Sitte, neues Spiel. Vielleicht willigt Kyle ja ein, weil es ihn geil macht?

Stan jedenfalls beobachtet das Geschehen reichlich angenagt und setzt sich in den Sand.

Ich will mich gerade zu ihm setzen, als Tweek mich quasi überrennt, mit zwei Eistüten in der Hand.

Die eine patscht er mir allerdings auf die Brust, als er versucht zu bremsen.

»GOSH! Ist das kalt...«, japse ich. Tweek drückt sich an mich und blickt erschrocken zu Clyde.

Dieser grinst nur.

»Aw. So gefällt's du mir schon besser, Tweek...«, kichert Clyde gehässig und setzt sich mit Token unter einen Sonnenschirm.

Die restliche Klasse hat irgendwie ein wenig Abstand von uns genommen.

Eigentlich auch egal. Ist ja besser so.

»OH GOOTT!! Craig! Es.. tut mir so- GAH... leid...«, jammert Tweek nun und blickt auf das Eis, das langsam auf meinem Oberkörper schmilzt und Oh man. Die Fantasien die sich gerade in mir entwickeln sind zwar beinahe krank, aber nicht ungewöhnlich, würde man nicht von Tweek reden.

Umso mehr wundert es mich, als er einen größeren Teil vom Eis von meinem Bauch schleckt, auf den es mittlerweile heruntergelaufen ist. Und, Gott, es hat mich nicht nur gewundert...

»Tut mir ngh- leid....«, murmelt Tweek und hält mir die zweite Eistüte hin.

Ich lasse mich erst einmal verwirrt auf den Boden sinken. Tweek hat mich abgeschleckt... Tweek! Der Junge, der eigentlich immer die Keuschheit in der Person und so enthaltsam ist, dass niemand ihm jemals unterstellen könnte, er sei schwul. Genau so wenig weiß man aber, ob er hetero, bii oder sonst was ist.

Manche vermuten, er sei a-sexuell. Aber das will ich ihm nun nicht unterstellen.

»Uh.. uh.... Craig...?«, Tweek lässt sich neben mich auf den Boden plumpsen.

»Mh?«

»Uhm... na ja.. das... was ich gerade getan habe war das... sch-... GAH! Ach weißt du... ist schon gut...«, meint er dann und zwingt sich zu einem Lächeln.

Er reicht mir nun ein Tuch hinüber, mit dem ich mir das Eis ein wenig abwische.

Er hätte es mir auch ruhig komplett abschlecken können. Aber dann hätte ich wirklich ein ganz anderes Problem gehabt.

Ich nehme nun die zweite Eistüte und schlecke einige Male daran, dann halte ich sie Tweek hin. Er beugt sich ein wenig nach vorn und schleckt daran. Oh Gott, würde ich ihn gerade gern küssen...

Ich schüttele mich.

Das er mir nicht sagen wollte, was er gerade angesprochen hat, wundert mich nicht so besonders.

Und es scheint auch nicht so wichtig gewesen zu sein.

Irgendwie treffen unsere Blicke sich mehrere Male. Es war quasi als würden wir uns mit den Blicken auffressen wollen.

Ich schüttele mich.

Nein, lass das Craig! Tweek will nichts von dir, akzeptier das endlich!

In der einen Hand halte ich noch immer das Eis, mit der anderen hebe ich etwas von dem weichen, warmen Sand auf und lasse ihn durch meine Finger wieder zurückrieseln.

Ich schrecke zusammen, als Tweek meine Hand nimmt, in der ich noch immer die Eistüte halte, und sie näher zu sich zieht.

Während er sich über den Rest des Eises hermacht, kämpfe ich noch immer mit meinen Gefühlen, vor allem mit denen unterhalb meiner Lenden.

Aber trotzdem hält mich irgendwas davon ab, mich einfach auf ihn zu stürzen.

Tweek tut so, als würde er nichts bemerken, aber ich bin mir sicher, dass er es tut.

Irgendwann stehe ich entnervt auf, lasse ihn zurück und gehe wieder ins Wasser.

Ich drehe mich nicht um. Ich will nicht sehen, wie er gerade guckt. Will es nicht wissen.

Und doch rauschen alle Gesichtsausdrücke Tweeks an meinem geistigen Auge vorbei.

Ich seufze und schwimme ein wenig weiter nach draußen.

Ich höre irgendetwas unter mir Blubbern. Aufgrund der Maße konnte ich trotz der Wasserspiegelung schon sagen, wer da unter mir war. Cartman.

Ich seufze. Ziehe meine Beine hoch und schaue belustigt zu, wie Cartman danebengreift.

Dann trete ich ihm in sein Gesicht, stoße mich daran ab und lasse mich ein wenig treiben.

Empört taucht der Fettsack wieder auf und grollt.

Ich störe mich einfach nicht daran. Das wurmt ihn umso mehr.

»Hey Craig!«, ruft Clyde mich. »Wir kaufen jetzt Alk für die Saufspiele heute Abend... Willste mit?«, fragt mich der Braunhaarige und grinst.

»Nein, Nein... ich bleib hier... bringt mir aber ne Flasche Wodka mit!«

»Für dich allein?«

»Kennst mich doch!«, lache ich.

»Schnapsleiche!«, lacht er zurück.

Ich grinse darauf nur und sehe zu Tweek, der unser Gespräch scheinbar etwas bedröppelt verfolgt hat.

Er mag es nicht, wenn Leute sich die Kante geben. Ich mache es einfach. Ich tue ihm dabei ja nichts.

Den restlichen Tag redet er nicht mehr viel mit mir. Vielleicht ist er enttäuscht. Ich weiß es nicht.
 

Am Abend sitzen wir alle zusammen um einen kleinen Couchtisch im gemeinsamen Wohnzimmer.

Wir spielen Saufspiele, Wahrheit oder Pflicht, Flaschendrehen. Die ganze Prozedur.

Beim Flaschendrehen hoffe ich jedes Mal, Tweek küssen zu dürfen. Umso mehr ärgere ich mich, wenn Bebe oder Wendy oder Kyle oder Kenny oder wer auch immer es tun sollen.

Es ist sehr beliebt heute Abend, Tweek als Opfer auszuwählen.

Er ist der Einzige, der nichts trinkt. Außer Kaffee, versteht sich.

Ich für meinen Teil trinke immer mehr Bier, Wodka, Whiskey und irgendwelche Mixgetränke durcheinander und lalle irgendwann nur noch vor mich hin.

Mein Blick ist nun quasi auf Tweek fixiert denn... ich bin so besoffen, dass ich nicht merke, wie peinlich das wird.

Irgendwann lege ich mich dann aufs Sofa und penne einfach ein. Mein Kopf dröhnt. In meiner rechten Hand habe ich noch immer meine Wodkaflasche und wenn ich mal für kurze Zeit zu mir komme, nehme ich einen kräftigen Schluck davon.

Dann bin ich meistens wieder weg.

Ich bin so besoffen, dass ich selbst, wenn ich einigermaßen bei Bewusstsein bin, kaum verstehe, was die anderen sagen.

Erst, als sie alle in schallendes Gelächter verfallen, versuche ich, mich zu konzentrieren.

Ich blinzele müde. Ich brauche einen ganzen Moment um zu verstehen, weswegen die anderen Lachen. Bebe, Butters und Tweek fehlen.

Moment mal, Tweek?

»Ohw... sseht maa unsa Prinzesschen is aus sseinem Ssschlaf erwacht...«, lallt Stan und lehnt sich an Kyle.

Zurechnungsfähig scheint hier keiner mehr und ich glaube, Cartman im Bad würgen zu hören.

Darauf nehme ich erst einmal noch einen Schluck aus meiner Flasche. Aber... was war nochmal der Grund warum ich aufgewacht bin..?

Ach ja..

»Wo... isn Tweek?«, säusele ich. Ich bin doch ziemlich zu.

»Siehse gleich...«, erwidert Clyde und liegt fast auf dem Boden vor lachen.

Ich blinzele nur einige Male und blicke zum Eingang. Nach einiger Zeit, ich bin schon fast wieder weggenickt, höre ich etwas poltern. Ich schlage wieder meine Augen auf und mir bleibt fast der Atem stehen.

Im Eingang steht Tweek. Mit Bebe und Butters.

Er trägt einen Minirock, ein enges, pinkes Shirt, ist geschminkt und hat bunte Haarspangen in den Haaren.

Ich schlucke.

»Naaaa Ssschwuchtel? Macht disch das jeil?«, geiert Cartman und knufft mich an.

Ich zeige ihm den Finger und stehe auf. Tweek beißt sich auf die Unterlippe und hat Tränen in den Augen, insofern ich das richtig erkenne.

Erst, als ich nun aufstehe, spüre ich den Alkohol wieder.

Ich kippe fast um, torkele aber bemüht zu Tweek hinüber und halte mich an ihm fest.

Ich wäre sonst umgekippt.

Tweek schnieft laut und wimmert.

»Hahaha, Tweek! Du siehs ja ssso affig aus....«, lacht jemand.

Ich halte nur wieder meinen Mittelfinger in die Höhe, greife Tweek und meine Wodkaflasche und verziehe mich mit ihm in unser Zimmer.

Ich werfe ihn auf mein Bett und lege mich neben ihn.

Auch, wenn ich gerade ausgesprochen geil auf ihn bin, lasse ich die Finger von ihm.

»Craig?«

»Nh?«, mache ich und will wieder von meiner Wodkaflasche trinken. Dieses Mal nimmt er sie mir weg.

»Hör auf, Craig! Du hattest wirklich genug!«

Vielleicht macht es der Rausch oder ich halluziniere, aber so wie es mir scheint hat Tweek mich gerade ernsthaft zurechtgewiesen.

Ich lasse mir von ihm die Flasche abnehmen und lege mich bequemer aufs Bett.

Wenn Tweeks Arsch in diesem Minirock nicht so verdammt geil aussehen würde, wäre ich schon längst wieder eingepennt.

Als er sich nun neben mich legt, ziehe ich ihn einfach auf mich und streiche ihm über den Rücken.

Er wehrt sich auffällig wenig, aber ich weiß ehrlich nicht, ob ich einfach nur halluziniere, oder er gerade ernsthaft nichts dagegen hat.
 

Das erste, was ich am nächsten Morgen tue ist... aufstehen, ins Bad gehen und mir die Seele aus dem Leib kotzen. Nicht in, sondern vor die Toilette.

Tweekers lehnt im Türrahmen und sieht mich beinahe missbilligend an, die Arme vor der Brust verschränkt.

Zwar zuckt er noch immer, fiept von Zeit zu Zeit, aber sein Blick zeugt von deutlicher Reserviertheit.

»Uhh... mein Kopf..«

Keine Ahnung, was ich gestern Abend angestellt habe, aber... es scheint wirklich nichts gutes gewesen zu sein.

Tweek verschwindet wieder im Hotelzimmer. Er hat bis jetzt noch kein Wort mit mir gewechselt. Hoffentlich habe ich nicht...

»Oh Gott...«, stöhne ich, halte mir den Kopf, kotze dann erneut. Was wenn ich Tweek irgendwas... angetan habe?

Ich blicke auf die weißen Kacheln, merke aber schnell, dass es der falsche Entschluss war, sich auf irgendwas zu konzentrieren, denn nun übermannt mich der Kotzreiz wieder, obwohl es da nicht viel auszukotzen mehr gibt.

»Uh....«, stöhne ich erneut, halte mir den Kopf. Dann richte ich mich schwerfällig auf und taumele zurück ins Hotelzimmer.

Nachdem ich das Bad nun freigegeben habe, stürmt auch schon der Zimmerservice herein. Mit Eimer und Lappen. Verwirrt sehe ich mich um. Ich sehe, wie Tweek gerade den Hörer auflegt und mich noch immer so kühl mustert.

»Ey Mann, was haste mit Tweek angestellt?«, nuschelt Token und hält sich den Kopf.

Ich zucke nur mit den Schultern und wende meinen Blick wieder von dem Dunkelhäutigen ab.

Ich habe voll den Kater und ehrlich gesagt keine Lust mich großartig zu bewegen.

Hustend lasse ich mich wieder auf das Bett fallen. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich platzen und ich schwitze und stinke wie ein Tier. So gut es mir auch gestern getan hat, einfach mal alles durch den Alkohol wegspülen zu lassen, so beschissen geht es mir nun mit den Folgen.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Tweek in seine Chucks schlüpft und sich mit den Schnürsenkeln einen fernsehreifen Kampf leistet.

Mein Blick folgt ihm weiter, als er aufsteht und zur Tür geht.

»Tweek?«, murmele ich, sehe aber nur noch die Tür hinter ihm zuknallen.

»Was zum...«
 

Nachdem sich die Putzfrau wieder verzogen hat, taumele ich in die Dusche und drehe das Wasser auf. Ich würde ja sagen, dass es sich gut anfühlt, aber jeder Wassertropfen der auf meinen Kopf trifft legt mir die Vermutung näher, dass er bombardiert wird. Jeder einzelne kleine Wassertropfen explodiert beinahe auf meiner Stirn. Mir tut alles weh. Stöhnend lasse ich mich auf den Boden der Dusche sinken und kralle meine Hände in mein schwarzes Haar.

Was habe ich nur mit dem kleinen Blondschopf angestellt? Ich wünsche mir, ich wüsste es, aber alles was ich weiß ist, dass ich nichts weiß.

Dass ich einen Filmriss hatte und in dieser Zeit quasi alles mögliche mit Tweek gemacht haben könnte.

»Fuck, Fuck, Fuck!«, fluche ich.

Ich sitze bestimmt noch eine halbe Stunde auf dem Duschboden und versinke in einer Mischung aus Selbstmitleid und Scham. Dann ringe ich mich aber doch dazu durch, mich einzuseifen, mich dann schnell abzuduschen und schlussendlich abzutrocknen.

Danach führte mich mein Weg zu meiner Zahnbürste, da ich aus dem Mund stinken musste wie ein Bär.

Zwei Kopfschmerztabletten, und einem Versuch nach draußen zu gehen später, liege ich schon wieder auf dem Bett.

Token stupst mich an.

»Craig?? Wir machen jetzt einen Ausflug in die Einkaufsmeile. Willst du mitkommen?«

»Nhhh...«, ist meine mehr oder weniger aufschlussreiche Antwort. Ich wäre schon froh, wenn ich mich bis vor die Tür bewegen könnte und dann soll ich mit in irgendeine Einkaufsmeile?

»Na ja. Kannst ja nachkommen. Der Bus 143 fährt alle 15 Minuten dahin.«

»Mhm...«, erwidere ich. Noch nicht einmal ein “Viel Spaß” bringe ich hervor.

Clyde zieht Token dann mit sich.

»Bis später, Alter!«, höre ich ihn rufen.

»Mhm...«, erwidere ich erneut.

Meinen Tag verbringe ich eigentlich nur damit, eines von Tweeks Hemden an mich zu drücken und seinen Geruch, diese Mischung aus seiner ganz persönlichen Tweek-Note und den Geruch von Kaffee, zu genießen.

So gegen vier Uhr richte ich mich dann aber tatsächlich auf, weil ich Hunger habe.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, einfach in die Cafeteria zu gehen. Dann entschließe ich mich aber doch für die Einkaufsmeile. Denn ich vermisse Tweek. Ist doch verständlich, schließlich liebe ich ihn.

Also schlüpfe ich ebenfalls in meine Schuhe und trete nach draußen. Die Sonne scheint meine Augen verbrennen zu wollen, so knallt sie auf mich herunter. Ich bin dieses Wetter einfach nicht gewöhnt. Wollte es auch eigentlich nicht sein.

Seufzend setze ich mich an die Bushaltestelle.

Zum Glück kommt der Bus recht oft und so kann mich auch die komische alte Frau, die mich immer so misstrauisch ansieht, nicht mehr mit ihren Blicken verfolgen. Immer diese spießigen alten Leute...

Als ich dann endlich in dem komischen weißen Bus sitze ( ich habe direkt den ersten Platz vorne genommen, da dies ein Einzelplatz ist), blicke ich in den rechten Außenspiegel und... das erste mal heute betrachte ich mich bewusst im Spiegel. Unter meinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab. Meine Augen sehen irgendwie verheult aus, obwohl ich nicht geweint habe, meinen Mund habe ich dauerhaft gequält verzogen, so als ob ich ausgepeitscht worden wäre.

Ich seufze, ziehe irgendwelche Grimassen im Spiegel und erhasche mir dafür die perplexen Blicke der Busfahrerin.

»GRAAH!! Schnauze halten und stillsitzen!«, schreit die Busfahrerin. Ich hebe eine Braue. Die erinnert mich irgendwie an Mrs. Craptree. Vielleicht... ist sie ja eines dieser Inzestwesen, entsprungen aus einer verschollenen Version von Pokémon und die entfernte Tante von Schwester Joy?

Dieser Gedanke bringt mich zum lachen, aber sie schreit sofort wieder los.

»HINSETZEN UND FRESSE HALTEN«

»Aber...«

»ICH SAGTE HINSETZEN UND FRESSE HALTEN!«

»Dumme alte Fotze!«

»WAAAS HAST DU GESAGT?!«

»Ah, meine Mummy sagt immer, ich sitz' zu viel vor der Glotze...«, meine ich.

»Achso...«, murrt sie und wechselt endlich wieder auf die richtige Fahrspur. Habe ich also schon einen weiteren Teil meines Lebens abgeschlossen:

Geisterfahrer sein. Oder zumindest in dem Auto eines Geisterfahrers sitzen.

Mit der Zeit schweifen meine Gedanken ab und ich versinke in ihnen. Irgendwie denke ich daran, Tweek zu küssen. Also denke ich an das, woran ich immer denke, wenn Tweek nicht bei mir ist.

»Hey. Junge!«

Ich reagiere nur spärlich, denn meine Geistesgegenwart hatte ich gestern mit einer Flasche Wodka niedergefickt.

»HEYYYYYY!«

»WAS?!«, fauche ich, merke dann aber, dass ich der Busfahrerin ins Gesicht blicke und fahre mir nervös durch meine schwarzen Haare.

»STEIG AUS DU FAULER SACK! HIER IST ENDE!«, faucht sie zurück.

Ich zeige ihr den Finger und stehe auf. Ich mag es gar nicht, wenn man patzig zu mir ist. Erwachsene haben das schon gar nicht zu sein.

»HAST DU KLEINES BLAG MIR GERADE DEN MITTELFINGER GEZEIGT?«

»NEIN, BITCH!«, schreie ich sie an und stürme aus dem Bus.

Meine Laune ist wirklich am Tiefpunkt und die Hitze knallt mir noch immer auf den Kopf.

Die Busfahrerin schließt die Türen und fährt wütend davon. Mir doch egal. Seufzend tappe ich auf die große Einkaufsmall zu.

Dann höre ich eine mir bekannte Stimme. Ich sehe auf und blicke in Tweeks Gesicht.

Er scheint sich gerade von den anderen zu verabschieden, die kurz darauf wieder in dem großen Gebäude verschwinden.

Dann tappt er auf die Straße, scheint mich aber nicht bemerkt zu haben. Ich habe mich kurzfristig entschlossen, ihn zu umarmen, also gehe ich einige Schritte auf ihn zu, stoppe jedoch an der Straße. Tweek betritt diese gerade, bleibt aber mitten auf der Spur stehen und kniet sich hin.

Meine Augen weiten sich. Er quietscht, aber nicht, weil er auf der Fahrbahn hockt, sondern weil er bemerkt hat, dass seine Schnürsenkel offen sind. Er versucht ernsthaft sich auf einer viel befahrenen Straße die Schuhe zuzubinden, zittert dabei unentwegt.

»Tweek!«, schreie ich. Doch genau in diesem Moment fährt ein großer Laster auf meiner Fahrspurt her, so dass er mich nicht hören kann.

Dann höre ich es rumpeln, dann einen Schrei. Mein Herz setzt einen Sprung aus, vielleicht auch zwei.

Als der Lastwagen dann jedoch vorüber gefahren ist, sehe ich Tweek immer noch dort sitzen und mit seinen Schnürsenkeln kämpfen.

»Ahhh SCHEIßE!«, flucht er.

»Okay, Tweek, ruhig bleiben... GAH!.. wie war das noch??? Scheiße! Gleich ho- holen mich diese Monster!«

Was zur Hölle redet er da?

»Okay... Hasenohr... Hasenohr... einmal rum und dann durchs T-«

Weiter höre ich ihm nicht mehr zu. Ich sehe nur noch den schwarzen Sportwagen mit Vollkaracho auf ihn zurasen und setze mich in Bewegung. Ich bete darum, schnell genug zu sein.

Kurz vor ihm setze ich zum Sprung an und stoße ihn von der Fahrbahn.

»CRAIG!«, höre ich ihn schreien. Dann rammt mich das schwarze Auto und ich sehe noch aus den Augenwinkeln wie Tweek auf dem Bordstein landet. Ein Glück.

Ich fühle mich für einige Sekunden, als würde ich fliegen. Ich fühle mich schwerelos. Schmerzfrei. Irgendwie taub. Aber auch irgendwie... wundervoll. Nur für ein oder zwei Sekunden.

Doch dann sehe ich den grauen Straßenasphalt näherkommen und knalle hart darauf auf. Ich sehe Blut. Mein Blut. Ich rolle noch einige Meter, bevor ich zum Liegen komme und kotze.

Neben mir höre ich, wie die Autos quietschend bremsen. Jede Zelle meines Körpers brennt wie Feuer. Alles schmerzt. Ich sehe, wie mein weißes T-Shirt auf das Blut zusammen mit einem Schlagring und dem Spruch "Talk Shit, Spit Blood" gedruckt ist, von meinem Blut eingefärbt wird. Wie ironisch.

Aber ich versuche, bei Bewusstsein zu bleiben. Kopfschmerzen hämmern gegen meine Schädeldecke. »Ahh..«, stöhne ich und kotze erneut eine Mischung aus Magensäure und Blut. Irgendwann ist doch auch mal genug mit kotzen...

»Craig!!«, höre ich Tweek kreischen und schon bald sitzt der Blonde schluchzend neben mir. Ich sehe, wie seine Tränen auf den Boden tropfen und sich mit meinem Blut vermischen. Dann verschwimmt meine Sicht zum ersten Mal.

Von weitem höre ich einen Krankenwagen anbrausen. Ich klammere mich an das Geräusch der heulenden Sirene. Ich will nicht einschlafen. Ich will Tweeks Gesicht nicht zum letzten Mal sehen. Ich will bei ihm bleiben. Ohne mich ist er doch hoffnungslos verloren!

In meinem Körper fühlt sich alles an, als würde ich zerreißen. Mein Blick verschwimmt wieder. Müde blinzele ich, dann blicke ich mühselig zu Tweek auf, der immer noch weinend vor mir hockt und irgendetwas jammert.

Ich kann es kaum verstehen. In meinen Ohren rauscht alles. Ich gebe mir die größte Mühe, aber ich höre nur ein verzweifelt klingendes »... dich doch...«

Das bringt mich zu etwas anderem. Ich habe es ihm nie gesagt, und wenn das hier meine letzte Möglichkeit sein sollte, es ihm zu sagen dann...

»Twe- eek...«

»Hah?«, er sieht mich aus zwei verheulten, schokobraunen Augen an und schluchzt.

»Ich.. l-«, wieder huste ich ein wenig Blut. Ich verbrauche wohl meine letzte Kraft dafür, aber das ist okay. Solange er es weiß.

»Tweekers, ich.... liebe... dich....«

Seine Augen scheinen sich noch ein Stück weiter zu weiten. Dann murmelt er etwas und ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen.

Ich kann es aber nicht mehr verstehen. Das Rauschen wird lauter, meine Sicht verschwimmt komplett. Also wird das letzte, was ich sehe also Tweeks Lächeln sein.

Er wirkt für gewöhnlich immer ein wenig nervös, wenn er lächelt. Zittert und zuckt.

Doch dieses Lächeln, an das ich mich klammere, es wirkt warm. Wie gern würde ich wissen, was er geantwortet hat.

Ich lasse meine Augen zufallen, ich erkenne eh nicht mehr viel.

Oh man. Wenn sterben so scheiße ist, dann will ich doch lieber am Leben bleiben...

Nur leider ist das Leben nichts, was man sich erwünschen kann. Es fragt nicht nach.

Am Morgen war es noch ein gewöhnlicher, wenn auch verkaterter Tag für mich gewesen. So ist das wohl.

Der Tag an dem ein Mensch stirbt, beginnt wie jeder andere.

Man kann nicht sagen, ich bin so jung, mich erwischt’s noch nicht. Das kann niemand sagen. Niemand weiß, was am nächsten Tag mit ihm passiert.

Das Leben ist ein aussichtsloses Spiel. Ein Spiel, das man mitspielen muss. Reines Glück. Und ins Verderben führt einen meistens die Liebe....

Aber ich bereue es nicht, Tweek gerettet zu haben. Ich liebe diesen kleinen Spacko.

Mehr als alles andere auf dieser gottverdammten Welt und gewiss mehr als mein gottverdammtes Leben...

Ich spüre noch irgendetwas undefinierbares. Dann bin ich weg.

Für immer?
 

“... Ist das das Ende?”
 

“...bin ich... tot?”
 

“Aber... was... ist das für ein... Geräusch?”
 

“Es nervt! Hat man denn nicht einmal seine Ruhe, wenn man tot ist?”
 

“Ich höre jemanden weinen...”
 

“Wen? Meine Familie? Nein...”
 

Ich beginne, mich an das Piepen zu klammern. Ich kann es noch immer nicht einordnen, aber ich glaube daran, dass es mich weiterbringen wird.

Ich will wissen, was mit mir passiert ist. Was mit dir passiert ist, Tweek.

Würde ich nun ein Geist sein, würde ich zu Tweek fliegen. Aber... sollte Geist sein nicht normalerweise schmerzfrei sein?

Also warum fühle ich diesen dumpfen Schmerz? Dafür gibt es nur eine Erklärung.
 

Ich japse nach Luft und reiße die Augen auf. Das Piepen wird plötzlich klarer. Es ist mein Herzschlag. Ich blicke an eine weiße Decke. Dann auf das kuppelartige Glasding, das mich beatmet. Ich sehe, wie mein Brustkorb sich bewegt. Das... Das.. konnte doch nicht wahr sein.

»CRAIG!«, höre ich jemanden schreien. Mein Blick wandert nach links. Neben meinem Bett sitzt Tweek.

»Tweeky..«, flüstere ich.

Seine Augen füllen sich mit Tränen.

»Craig!!«, schreit er erneut, springt von seinem Stuhl auf und kuschelt sich vorsichtig an mich. Ich will ihn in den Arm nehmen, merke jedoch schnell, dass das eine schlechte Idee ist. Meine Rippen schmerzen höllisch, einer meiner Arme ist eingegipst, mein linkes Bein auch.

Seufzend lasse ich mir von ihm die nervige Glaskuppel abnehmen. Atmen kann ich nun auch alleine.

Doch wenigstens war der Sauerstoff aus der Flasche geruchlos gewesen. Nun peitscht mir der widerliche Krankenhausgeruch entgegen.

Jedoch wird dieser schnell von Tweeks Geruch erstickt. Ich blicke in seine großen braunen Augen. Unter ihnen scheinen sich die Augenringe noch tiefer und dunkler als zuvor abzuzeichnen.

Ich will etwas sagen, aber ehe ich dazu komme, drückt er seine Lippen auf meine. Seine weichen, nach Kaffee schmeckenden Lippen auf meine noch ein wenig tauben, blassen Lippen, die momentan noch nicht einmal nach Zigaretten riechen.

Er lässt mir kurz Zeit zum Atmen, ehe er seine Lippen wieder auf meine niederlässt. Ich spüre, wie seine Zunge meine berührt, wie der Geschmack von Kaffee immer intensiver wird. Auf meine Wange tropft eine seiner Tränen.

Plötzlich stürmt eine Schwester herein und reißt ihn von mir weg.

»Was ist denn hier los?«, fragt sie und blickt verwirrt zwischen uns hin und her.

Ich blicke ihr mehr oder minder munter ins Gesicht und lecke mir die Lippen. Wie hat die bemerkt, dass ich wach bin?

Das durchgängige Piepsen, dass ich durch diesen unglaublichen Kuss ausgeblendet habe, gibt mir die Antwort darauf.

»Wieso hast du die Kuppel abgenommen?«, fragt sie mich.

»Keine Ahnung...«, erwidere ich. Ich würde ihr am liebsten den Mittelfinger zeigen, aber sobald ich auch nur irgendwas an meinem Körper bewege, fühlt es sich an, als würde ich zerbrechen, wie ein Mensch mit Glasknochen.

Der Arzt untersucht mich ziemlich lang und Tweek weicht in keiner Minute von meiner Seite.

»Sie haben wohl echt eine Kirche bei sich gehabt...«, meinte der Arzt und zog sich ein Paar Einmalhandschuhe an.

Sollte ich das jetzt lustig finden?

Ich schnaube nur. Ich hasse Ärzte.

»Also zu ihren Verletzungen, der große Blutverlust rührte daher, dass Sie sich ihre Haut auf dem Asphalt aufgerissen haben. Ergo. Es sah schlimmer aus, als es war. Und auch ansonsten sind Sie recht glimpflich davon gekommen, Craig. Ihr Bein ist nicht schwer gebrochen, ihr Arm wird allerdings etwas länger brauchen. «

Schön. So viel zur Analyse. Kann der Typ nicht einfach zur Sache kommen und mir sagen, wie lange ich hier noch auszuharren habe?

»Der Rest ihres Körpers ist eigentlich recht intakt, jedoch haben sie sich eine Rippe geprellt und diese wird auch noch einige Zeit brauchen, bis sie richtig verheilt ist.«

Ach natürlich, wenn's weiter nichts ist...

»Wie gesagt, Craig, Sie müssen wirklich eine Kirche bei sich gehabt haben. So glimpflich kommt bei Weitem nicht jeder davon.«

»Schön. Können Sie mir nun sagen, wie lang ich Sie hier noch zu beehren habe?«, murre ich.

»Nun... ihr Körper erholt sich recht schnell von den Strapazen. Die Prellung ist auch nicht all zu schwerwiegend.«

Hatte der sich gerade selbst widersprochen?

»Aber haben sie nicht...«

»Ja ja, bis die Prellung komplett wieder abgeheilt ist, dauert es noch, aber sie werden sich schon bald wieder bewegen können, wenn auch mit Einschränkungen. Es ist wichtig, dass sie sich nicht überanstrengen und sich sofort wieder hinlegen, sobald sie Schmerzen an der Rippe verspüren.«

Ich seufze genervt und lasse mich noch eine geschlagene halbe Stunde von diesem Vollidioten zulabern.

Als der Quacksalber dann jedoch endlich geht, setzt Tweek sich an die Bettkante.

Er kommt wieder näher an mein Gesicht.

»Danke... dass du mi-ngh... mich... ge-... gerettet hast...«, flüstert er und schmiegt sich an meine Wange. Ich spüre, wie seine Finger vorsichtig durch meine Haare fahren. Kurz darauf treffen sich unsere Lippen erneut. Alles was gerade passiert, geht momentan von Tweek aus.

Ich hätte ihn nur zu gern gepackt und auf mich gezogen, aber ich bin noch immer unfähig, mich zu bewegen. Der Kuss scheint ewig anzudauern und ist... wundervoll.

Hätte es nicht an der Tür geklopft würden wir wohl noch immer rumleckend auf dem Krankenbett liegen.

So blicken wir nun beide auf und wischen uns den Speichel des Anderen von den Lippen. Macht er beziehungsweise für mich mit.

Clyde und Token kommen herein und lächeln mich schuldbewusst an.

»Hey Craig...«, murmeln sie beide unisono und legen mir eine Tüte Chips vor die Nase.

»Hier. Falls dir der Krankenhausfraß mal zu widerlich wird...«

Sie beide wirken recht verloren hier. Ich kichere.

»Danke Jungs...«, erwidere ich.

Clyde sieht zu Tweek, der plötzlich ziemlich still geworden ist.

»Was glotzte so blöd, Spackokid?«

»Hmpf...«, murrt er.

»Was kann ich denn dafür, wenn du mir alles glauben musst! Du bist so ein Weichei, Tweek!«

Huh? Worüber redet er?

Ich sehe misstrauisch zu ihm hinüber.

»Was hast du ihm erzählt?«, knurre ich.

Token schaut ebenso wütend zu dem Braunhaarigen hinüber.

»Ach Leute! Ich hab den kleinen Kindern am Strand ne Gruselgeschichte erzählt! Tweek hat es gehört und es mal wieder für bare Münze genommen. Was kann ich denn dafür, wenn er so dumm ist!?«

Ich balle meine halbwegs heile Hand zur Faust und ignoriere den leichten Schmerz, der durch sie zuckt.

»Hab ich dir nicht gesagt, du sollst aufhören ihm Angst zu machen?«, fauche ich.

»Woher soll ich denn wissen, dass er an übergroße Schuhe glaubt, die einen fressen, wenn man sich die Schuhe nicht zubindet? Er ist sechzehn!«

»Weil es Tweek ist! Du weißt genau, wie leichtgläubig er ist! Und nun hätte mich deine verfickte Dummheit beinahe in den Tod getrieben und alles was du kannst ist, es auf Tweek zu schieben? Er kann nichts dafür, wie er ist. Für deine verfickte Dummheit kannst du sehr wohl etwas!«

Nun stimmt mir sogar Token nickend zu.

Tweeks Blick ist auf den Boden geheftet. Er schluchzt kaum hörbar. In seinen braunen Augen liegt Schuldbewusstsein, obwohl es nicht seine schuld war.

»Ach leck mich doch, du schwuler Hund!«, faucht Clyde und stampft nach draußen.

Ich schnaube nur abwertend und sehe zu Token, der ihm gerade nur zu gern nachgehen würde.

»Geh ruhig...«, meine ich und lächele.

Er erwidert mein Lächeln, blickt zu Tweek, dann wieder zu mir, als wolle er mir sagen, ich solle gut auf das aufpassen, was ich liebe.

Aber das habe ich ja schon bewiesen, dass ich das tue.

Irgendwie fühle ich mich ziemlich gut gerade.

Als er das Zimmer verlässt und zum Abschied seine Hand hebt, wende ich meinen Blick wieder zu Tweek. Dieser schluchzt noch immer.

Als die Tür nun hinter Token zugefallen ist, bricht der kleine Blondschopf in Tränen aus.

Ich kann nicht anders. Ich muss lachen.

Erschrocken sieht er zu mir herüber. In seinen Augen spiegelt sich sofort die Angst wider, dass ich über ihn lache.

Aber eigentlich lache ich über die Situation. Ich liege hier wie der letzte Krüppel im Krankenhaus, Tweek lässt sich innerhalb von 3 Minuten die Laune von Clyde versauen und dieser erbärmliche Hund hatte einfach nie dazu gelernt.

Vielleicht hatte er aber nun verstanden, wieso ich ihn nicht mehr meinen besten Freund nenne. Weil Tweeks Wohlergehen mir nun einmal wichtiger als seine Blödeleien ist. Und Token... der steht wie immer zwischen den Fronten. Also ist doch irgendwie alles wie immer. Okay, das wäre es, wenn ich nicht im Krankenhaus liegen würde.

Ich versuche, das Lachen zu unterdrücken und blicke zu dem kleinen Blondschopf hinüber.

»Sag mal...«, begann ich, »Wie lang hab ich hier eigentlich schon gelegen?«

»Nh- Na ja.. heute... ist der Rückreisetag.«

»Was?«

So'n Mist.. und ich lag hier rum. Seit zwei Wochen.

»Tweek?«

»WAH!«

Ich kichere. »Wie lang.. bist du denn schon hier?«

Er sieht stumm zu mir hinüber, so als wüsste ich die Antwort schon. Ich kann es mir denken und lächele. »Danke, Tweek«

Er erwidert mein Lächeln.

»Gerne doch...«
 

Nach einer weiteren Woche in der ich Miami aus dem Fenster betrachtet habe, sagt mir der Arzt, dass ich aufstehen darf. Vielleicht sogar nach Hause gehen darf. Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Auch wenn es in meiner Rippengegend noch ziemlich stark zieht, tue ich so, als wäre fast gar nichts mehr. Denn wenn ich diese nervtötende weiße Decke noch einen weiteren Tag anstarren müsste, würde ich wohl aus dem Fenster springen.

Tweek betrachtet mich besorgt. Er kann sich wahrscheinlich denken, dass das hier teilweise nur vorgespielt ist.

Der Arzt untersucht mich noch für einige Zeit, dann bindet er ein Dreiecktuch als Armschlinge um meinen eingegipsten Arm und drückt mir eine Krücke in die Hand.

»So...«, murmelt er. »Laufen sie damit bitte mal ein Stück.«

Ich humpele los. Meine intaktes Bein fühlt sich ziemlich taub an. Hat ja auch drei geschlagene Wochen nur da gelegen.

»Gut... Das sieht akzeptabel aus... Wir können Sie entlassen, denke ich.

»Yes!«, zische ich, mache reflexartig irgendeine Handbewegung um meinen Triumph auszukosten, lasse dabei allerdings die Krücke fallen, verliere das Gleichgewicht und plumpse auf den Hintern.

Mr."Super"-Arzt sieht mich für einen Moment perplex an, ehe er kopfschüttelnd aus dem Zimmer verschwindet.

Tweek hat sich in der Zeit schon zu mir gesellt, um mir beim Aufstehen zu helfen.

»Wir... können dann morgen früh einen Flug nach Colorado zurück nehmen. Meine Eltern holen uns dann vom Flughafen ab...«

Ich lächele, für einen Moment wirkt es verbittert. Ich frage mich, ob sich meine Familie eigentlich gar nicht darum scherte, dass ich von einem Auto gerammt wurde. Wahrscheinlich eher weniger. Aber was rege ich mich darüber auf. Ich habe Tweek. Das reicht mir.

»Ist gut...«, erwidere ich lächelnd und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Während der vergangenen Woche hatten weder er noch ich wirklich viel über unsere Gefühle geredet, allerdings speise ich mich gern mit dem Gedanken ab, dass Tweek nie im Leben jemanden küssen würde, den er nicht liebt.

Als ich dann endlich aus diesem blöden Krankenhaus raus bin, erschlägt mich die Wärme fast. Das Krankenhaus war voll klimatisiert und ich habe schon seit drei Wochen kaum frische Luft geschnappt.

Aber es ist trotzdem schön. Beinahe hätte ich das hier nie wieder gesehen. Ich schließe meine Augen und lasse mir die Sonne auf die Lider scheinen. Tageslicht. Ich lebe. Das wird mir hier draußen erst richtig klar.

Mehr oder weniger schnell bewegen wir uns in unser Hotel. Diese Übernachtung würde auf unser Konto gehen. Aber das ist jetzt auch egal.

Im Hotelzimmer angekommen lasse ich mich erst einmal auf das Bett nieder und blicke den Gips an meinem Bein angriffslustig an. Irgendwie muss ich aus dieser komischen weiten Jogginghose rauskommen, die macht mich wahnsinnig. Dafür ist's hier viel zu warm. Wie von selbst steht Tweek vor mir und hilft mir aus der Hose raus. Ich blicke ihn kurz dankend an, dann versuche ich, mich meines T-Shirts zu entledigen. Bevor ich mir überhaupt irgendetwas bequemes anziehen kann, will ich erst diesen widerlichen Krankenhausmief von mir abwaschen.

Das schaffe ich auch mit Tweeks Hilfe. Ich fühle mich echt wie der letzte Krüppel...

Seufzend ließ ich mir von Tweek beim Waschen helfen. Wir beide versuchen dabei, nicht intim zu werden. Es ist gerade einfach der falsche Zeitpunkt dafür. Aber wenn ich erst einmal wieder gesund wäre, würde Tweek wohl keine ruhigen Nächte mehr haben.

Aber nicht wegen irgendwelcher Wichtel, sondern wegen mir. Ich kichere.

Perplex sieht mich der kleine Blondschopf an und verzieht den Mund. Wahrscheinlich kann er sich denken, woran ich gerade denke.

Er ist auch um einiges erleichtert, als wir mit Waschen fertig sind und ich wieder in meine Klamotten schlüpfe.

»Wollen... wi- GAH! Wollen wir.. noch einmal zum Strand?«, fragt Tweek und blickt mich aus zwei großen bittenden Augen an.

Ich lächele und nicke. Mir tut zwar alles weh, aber wer weiß, wann wir das nächste Mal ans Meer kommen würden...
 

Es tut wirklich gut, den warmen Sand noch ein letztes Mal unter meinen Füßen. Okay, besser gesagt meinem Fuß zu fühlen. Es ist für mich ziemlich beschwerlich mit Gips und Krücke durch den weichen Sand vorwärts zu kommen, aber nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dann am Wasser und ich kann nicht mehr stehen. Also benutze ich meine "altbewährte Technik".

Noch bevor Tweek mir helfen kann, lasse ich einfach die Krücke los und mich in den Sand plumpsen.

»WAH!«, kreischt Tweek und greift sich in die Haare.

»Pass doch auf, Craig!«, jammert er und setzt sich nervös neben mich.

»Nichts passiert, Tweek!«, lache ich und ziehe ihn mit meinem heilen Arm ein wenig näher an mich. Dann blicke ich aufs Meer. Es ist ein bisschen bewölkt gerade. Es war kein romantischer orange-gelber Sonnenuntergang, aber sowas brauchte ich als Junge jetzt auch nicht so unbedingt. Die Wellen gehen etwas stärker und es weht auch ein ordentlicher Wind.

»WAH!! Gleich kommt bestimmt ein Seemonster, dass uns fressen will, weil wir in sein Territorium getr-GAH!- eten... si- sind...«, schnieft Tweek und kuschelt sich an mich.

Ich grinse. So gefällt mir das doch. Nun kann ich seinen großen Helden spielen, der ihn rettet. Wie immer eigentlich.

»Ach weißt du Tweek.. Ich glaub das Seemonster hat schon Cartman gefressen und ist jetzt für die nächsten Monate erst einmal bedient«, lache ich, »Aber wir können bald gern noch einmal hierhin fahren, dann garantier ich dir für nichts, Tweekers!«

»WAHHH!! NEIN! Ich bin noch zu jung zum st- ste- WAH!!!!!!«

Ich verfalle erst einmal in schallendes Gelächter, dann küsse ich ihn sanft und sofort hört er auf zu weinen und zu schreien. Seine Augen schließen sich langsam und die letzte seiner Tränen vertrocknet im Sand.

So liebe ich ihn. Meinen kleinen Tweekers...

___________________________________________

So Leutz x3 Zeit für ein kleines Nachwort.

Ich hoffe natürlich, dass euch meine kleine FF gefallen hat xD Es ist die erste FF die ich jemals geschrieben habe ^^ *eigentlich n anti-ff schreiber WAR* xD

Danke an alle, die sich durch meine wuseligen Gedanken in diese FF gefasst, gekämpft haben und mir so süßes Feedback gegeben haben x3 Leute? Ihr seid SUPER(dupertripledoggay xD)

Ich hoffe mal, das Grande Finale ist mir gelungen xD

Ein riesengroßes Dankeschön geht dann wohl auch noch an mein Shou-chan, die sich zum Beta-Lesen bereit erklärt hat und mit mir zusammen die tolle Stelle mit Mrs.Craptree ausgetüftelt hat xD Sie hat mich erst auf die Idee gebracht! Danke Süße <3 Love you to death xD

So, das war's dann eigentlich auch schon ;)

Hoffe wirklich, ihr hattet Spaß am Lesen ;3

Until next time, Tweekers x3



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Kommentare zu dieser Fanfic (39)
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Von:  Mikku-Chan
2015-01-18T09:48:37+00:00 18.01.2015 10:48
OMG !!!!!
Das war deine aller erste FF ?!?!?!??
DIE WAR SOOO HAMMER ~ !!!!
Und soooo süüüüüüüüß !!!!!!!!!!!! >\\\\\\.\\\\\\<
Ich bin ein Vollblut Creek-Junkie\Suchti
Und ich LIEBE deine FF !!!!!!!!!!!
Wirklich = . =
Sie sind ja so süß zusammen ! Ich habe auch überhaupt nichts zu bemengeln :)
Aber eine Sache hätte mich interessiert, und zwar was Craig mit Tweek auf der Party angestellt hat
. das würde ich zu gerne wissen - ! *Nasenblut bekomm* aber sonst liebe ich deine Ff bitte mach irgendwann eine Fortsetzung. :3

ok ich Hoff man liest sich wieder.
bye
Mikku-Chan
Von:  namba2
2010-12-24T22:16:06+00:00 24.12.2010 23:16
WTF!!!??
CRAIG LIEGT IM KRANKENHAUS?!!!
Armer tweek! Und Clyde mochte ich sowieso noch nie... Argh!
Aber der arztfuzi is dir geil gelungen! ...xD
Das ende ist auch sehr schön geworden. Schön, aber nicht kitschig!
Gut so.
Von:  namba2
2010-12-24T18:08:10+00:00 24.12.2010 19:08
Man du kannst das echt gut!
Kommt einem vor als ob die beiden eigentlich ganz normal wären... nur mit ein paar macken. xD
craigs version ist wirklich gut gelungen, so wie tweeks.
nun, wenn es diese stewades wirklich gibt, then flip your finger for me... please!

Jedenfalls finde ich dass du die sachen gut realistisch schreiben kannst! ... das haben dir sicher auch schon gaaaanz viele andere gesagt... oder? xD egal, I admire your writing, so please dont stop!!
Von:  namba2
2010-12-24T16:50:09+00:00 24.12.2010 17:50
W-... nein warte mal!
Das, dein schreibstil ist wunderschön!!
Man fühlt richtig was tweek fühlt, und auch wie craig fühlt!!
Auch wenn ich erst das erste Kapitel gelesen habe... Die Geschichte ist echt toll!
Ich liebe dein schriebstil!!! Ah! Ich könnte jetzt stundenlang von deinen Schreibstil und der Form wie du schreibst schwärmen... aber ich will weiter lesen! :DDD
Von:  ShizuKokonose
2010-08-31T12:50:21+00:00 31.08.2010 14:50
Ist soo süß...
Von:  MDMA
2010-07-27T15:55:10+00:00 27.07.2010 17:55
Gott wie süüüß Ò3Ó
Natürlich schade dass es damit
vorbei ist aber das Ende ist so schön
das machts wieder gut 8D <33
Von: abgemeldet
2010-07-16T19:46:48+00:00 16.07.2010 21:46
boah ich bin enttäuscht
enttäuscht das es zu ende ist XD
aber das letzte kapitel war grandios <3 ich liebe es einfach
man ich hab beim lesen echt gedacht,du lässt craig jetzt sterben(ich hätte dich wahrscheinlich dann umgebracht XD aber du liebst das pairing so sehr,dass du ihn niemals sterben lassen würdest XD scheiß auf sad endings XD)
und das ende war schöööönnnnn <3
wär supi,wenn du noch so eine ff schreiben würdest *knuff*

deine Lala *herz*
Von:  Raija
2010-07-16T19:37:12+00:00 16.07.2010 21:37
OMG! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Das Kapitel ist so super geschrieben.
Der Saufabend war genialst beschrieben. Wirklich 1:1 zu den Abenden, wenn wir einen drauf machen xD
Und die Stelle an dem Strand *___* War letzte Woche im Urlaub auch am Strand gewesen und konnte mich eben wieder richtig hineinversetzten. All diese gute Laune und der Spaß. Jetzt hab ich große Lust wieder durch den weißen Sand zu fetzen^^
Aber das Ende... es war wunderbar! So schön. Hast du echt super gemacht!
Von:  Eleven
2010-07-16T19:26:19+00:00 16.07.2010 21:26
okay....
das... OH MEIN GOTT !!!
ich könnt mich dafür schlagen dass ich kein internet hatte, um das letzte kappi sofort zu lesen. dann hatte ich welches ( im zug ) , aber de rakku ist wirklich genau an DER STELLE abgekackt, als craig vors auto springt >.<
du glaubst nicht wie grässlich das war die ganze zeit warten zu müssen, bis ich zuhause war D:
aber jetzt... jetzt kann ich endlich auch meinen senf dazu geben xD
das kappi war echt mega geil *~* wie schon gesagt, ich find du hast alles mega gut nachvollziehbar geschrieben, so wie craig sich die ganze zeit fühlt und so *~*
ich liebe es wie du die beiden und auch alle anderen rüberbringst. und dein schreibstiel ist wirklich mega schön *~*
und hach... okay, ich komm aus dem schwärmen eh nichmehr raus xD
liebe liebe greezes <3
Von:  Momokashi
2010-07-16T12:09:52+00:00 16.07.2010 14:09
noin es ist zu ende >.<
sehr schöne ff &'Nd süßes ende, sie soll nicht zu ende sein xD

ByBy
Freakiie xx'


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