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The Witcher - Des Menschen Reinheit

Die Geralt-Saga
von

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Von Heiligen und Schafen ~Teil 1~

Von Heiligen und Schafen

~Teil 1~
 

Es wurde langsam Herbst. Der Wind wurde stärker und die grauen Wellen des Meeres nahmen große Ausmaße an. An diesen stürmischen Tagen sah man selten eines der kleinen Fischerboote auf dem Wasser treiben, es war für die Fischer einfach zu gefährlich. Einzelne kleine Wassertropfen der aufschäumenden Gischt, die sich direkt zu seiner Linken auftat und gegen die graugelben Felsbrocken peitschten, trafen den Hexer an Gesicht und Hände.

Seine kastanienbraune Stute Plötze schüttelte ungeduldig den Kopf, schnaubte mürrisch und versuchte sich mehr rechts zu halten.

„Jetzt stell dich nicht so an, Plötze. Es ist nur Wasser. Außerdem sind wir gleich da.“

Und tatsächlich kamen schon die niedrigen, hölzernen Stadtmauern von Gors Velen zum Vorschein. Von außen hatte sich die Hafenstadt in den letzten vier Jahren kaum verändert. Die Fassaden der Mauer waren am unteren Bereich leicht grünlich, das bei der täglichen Feuchtigkeit und zu der Nähe zum Meer kein Wunder war. Links daneben, außerhalb der zentralen Stadt und der Mauer waren unzählige Bootstege auszumachen, an denen, genau wie damals, kleine dunkelbraune Boote befestigt waren. Diese waren mit Angeln, Netze und Köcher ausgestattet. An manchen Booten standen Männer unterschiedlichen Alters, die mit schwarzen Umhängen und Strohhüten an ihren Gerätschaften standen, diese aufwartet oder reinigten. Manche zogen sogar aus Furcht vor einen aufkommenden Sturm ihre Boote aus dem Wasser.

Der Wind trug nun den Geruch von Fisch hinüber. Es war kein Wunder, dass Gors Velen auch als `Katzenstadt´ bezeichnet wurde, denn der Gestank lockte die Vierbeiner aus allen Ecken der Himmelsrichtungen an.

Geralt machte eine kleine Biegung, die matschige Straße wurde breiter und war nun übersät mit Vertiefungen der schweren Handelskarren, die täglich diese Route nahmen. Aus dieser Position sah er etwas weiter hinten am Hafen zwei große Handelsschiffe stehen. Anscheinend schien der Markt in Gors Velen zu florieren.

Der Hexer erreichte eines der drei großen Handelstore. Auf der Straße hatte er keinen fahrenden Händler erblickt, aber hier, genau vor dem Eingang wimmelte es von Menschen und Karren, die auf die Erlaubnis zur Durchquerung des Tores warteten.
 

„Das ist unerhört! Früher mussten wir nie solange auf die Erlaubnis warten!“ Knurrte ein alter Mann auf einem klapprigen Pferdekarren.

„Seid Hogges lieber dankbar für seine Mühre!“ Warf eine mittelalte Frau ein, die neben dem Pferdekarren stand, auf dem Rücken einen Korb mit Tonwaren trug. Sie war nicht alt, dennoch wiesen ihr Gesicht kleine Altersflecken auf, sowie tiefe Falten auf Stirn und Wangen. Das Leben hier an der Küste schien nicht einfacher geworden zu sein.

Geralt stieg von seinem Pferd ab und nährte sich der Dame.

„Entschuldigt bitte. Wer ist dieser Hogges?“

Sie zuckte bei der tiefen und rauen Stimme des Hexers zusammen, drehte sich hastig zu ihm um. Bei seinem Anblick zuckte sie ein zweites Mal zusammen.

Geralt blieb ruhig. Er kannte diese Reaktion nur zu gut. Gelbe Augen, weißes langes Haar, auf dem ersten Blick musste er wahrlich bedrohlich erscheinen.

„Wer ist Hogges?“ Fragte er erneut.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Frau ihre Fassung zurück erlangt hatte und sprach leicht nervös mit zittriger Stimme weiter.

„Hogges ist der neue Bürgermeister von Gors Velen. Seit fast einem Jahr.“

„Oh, tatsächlich. Was ist mit dem vorigen Bürgermeister passiert? Kromm hieß er, wenn ich mich recht erinnere. Wurde er abgewählt?“

„Nun, nicht direkt… er wurde angeblich ermordet.“

„Ermordet?“ Geralt blickte nach vorne. Die Schlange der wartenen Menschen geriet ins stocken. Drei Wachen in blauweißen Gewändern und Piken in ihren Händen standen vor einen kleinen Pferdewagen, der anscheinend keine Einfuhrerlaubnis bekam.

„Visstech.“ Flüsterte die Frau.

„Bitte?“

„Visstech. Diese ekelhafte, dreckige Droge. Seid Kromm tot ist, glauben diese Dealer wohl, sie könnten weiterhin ihr Zeug unter die Menschen bringen. Aber Hogges greift hart durch. Passt nur auf!“

Und tatsächlich. Vier weitere Wachen kamen hinzu, rissen den Mann vom Kutschbock und zogen ihn in die Stadt. Der Pferdekarren übernahmen zwei weitere Wachleute, den sie um die Stadtmauer herumfuhren, bis sie außer Sicht waren.

Warum etwas vernichten wollen, wenn man es teuer weiter verkaufen kann, dachte sich der Hexer. Er kannte genügend geldgierige Wachen, die illegale Waren beschlagnahmten, den Dealer erhängen ließen um anschließend selber aus der beschlagnahmten Ware Profit zu schlagen.

„Hogges ist ein ehrenwerter Mann!“ Begann die Frau zu schwärmen, als es endlich wieder weiter ging.

Geralt antwortete darauf nicht, wandte sich von ihr ab und stieg wieder auf sein Pferd.
 

Hinter den Stadtmauern pulsierte das Leben. Die Stände waren reichlich ausgestattet und gut besucht, die Menschen unterhielten sich, plapperten über banale Themen wie das Wetter und die Waren. Und auch die Katzen kamen auf ihre Kosten. Die Reste von Fisch, die bei der Verladung zu Boden fielen, war wahrhaftig ein festliches Menü.

Geralt führte Plötze ruhig durch die Menge. Dank des Hexerzeichens Axii, das er vor Eintritt in die Masse auf die Stute wirken ließ, lief das Tier ganz ruhig, nahezu uninteressiert an den Leuten vorbei.

Obwohl nur vier Jahre vergangen waren, hatte sich die Stadt reichlich verändert.

Dunkel gekleidete Männer standen an fast jeder Ecke. Ab und an blitzen unbemerkt Dolche hinter den dünnen Mänteln und Umhänge hervor.

Eine junge Frau kreischte aus der Ferne.

„Dieb! Haltet ihn! Er hat meine Geldbörse!“

Die Menge an Menschen bewegte sich im selben Tempo voran. Es schien niemanden weiter zu interessieren. Selbst die Wache, die an einigen Stellen des Marktes platziert waren, sahen sich nur kurz um, blieben aber auf ihrer Stelle stehen und machten sich nicht einmal die Mühe, sich genauer umzusehen um den Dieb zu stellen.

Geralt seufzte leise und schüttelte den Kopf. Die Stadt florierte, das war kaum zu übersehen. Aber mit der Moral und der damaligen Hilfsbereitschaft der Bewohner ging es Berg ab.

Er nährte sich dem Gasthaus `Der silberne Kranich´.

Doch auch hier schienen die Veränderungen keinen Halt zu machen. Das Gebäude war baufällig, Risse drangen tief in das dunkle Holz, die Fester waren trübe wie Milch und von drinnen drang ein unterhaltsamer Lärm auf die Straße.

Ein junger Knecht kam aus dem Stall gelaufen als er Geralt mit seinem Pferd sah, verbeugte sich kurz und führte Plötze in einen, extra für die Kundschaft nahegelegenen Stall.
 

Im Gasthaus wimmelte es ebenso von Menschen wie auf den Straßen. Die Kundschaft, überwiegend Männer, standen Geralt mit dem Rücken gegenüber, hielten ihre Krüge in der Luft und riefen angeheitert und fröhlich nach einer Zugabe.

Der Hexer trat näher und erblickte auf einem Tisch stehend einen gut aussehenden Barden, in den Händen eine Laute und auf dem Kopf einen Hut mit einer Reiherfeder.

„Herr Rittersporn! Bitte singt noch mal das Lied über die junge Fischersfrau, die im Meer ertrank!“ Forderte lauthals ein Gast.

„Oh ja! Bitte, Heer Rittersporn!“ Kam es von einem anderen Mann, der neben dem Barden am Tisch stand.

„Was für eine Wohltat für meine Ohren, dass mein Repertoire an Liedern hier so gefragt ist. Also…“ Der Barde sah auf, direkt in die Augen des Hexers. Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Aber auch ein Dichter braucht ein Bier für seine Kehle. Lasst mir eine Pause. Danach singe ich gerne über das Fischersweib.“ Mit diesen Worten hüpfte der Mann vom Tisch hinunter, begleitet mit einem einstimmigen „Oooh… schade…“.

„Geralt!“ Der Barde breitete seine Arme aus. Auch der Hexer tat es gleich und nahm den Mann kurz aber freudig in die Arme.

„Was treibst du denn hier, Geralt? Ich dachte, du wolltest im Süden dein Glück probieren. Was verschlägt dich nach Temerien zurück?“

„Arbeit.“ War die knappe Antwort des Hexers. „Arbeit und ein Bier.“ Lächelnd klopfte er Rittersporn auf die Schulter.

„Ha! Da hast du Glück! Hier gibt es das beste Bier weit und breit!“

„Das ist mir wohl bekannt.“ Geralt führte den Barden an die Theke zum Schrankwirt und bestellte für sie beide jeweils einen Krug mit Bier.

„Heißt das, du warst schon einmal hier?“

Der Hexer nickte und trank einen Schluck. „Vor gut vier Jahren. Es gab ein Problem mit Ertrunkenen am Hafen.“

Rittersporn verzog das Gesicht. „Was! Hier? Das ist ja kaum zu glauben!“ Auch er trank nun von dem Gebräu. „Und jetzt bist du wieder hier in der Hoffnung, dass es hier wieder Ertrunkene gibt?“

„Es war Zufall. Aber vielleicht wird es hier auch eine Arbeit für mich geben. Egal ob Ertrunkene, Flatterer, Ghule oder sonst ein Ungetüm.“

„Klingt ja so, als ob du die Orens wirklich nötig hast.“ Stellte der Barde fest. „Aber hier wirst du kein Glück haben. Ich bin schon seit fast zwei Wochen hier und mir ist nichts zu Ohren gekommen, dass es hier Ungeheuer gibt.“

„Vielleicht lagen deine Ohren auch die meiste Zeit auf einem weichen Kissen einer vernachlässigten Ehefrau, als das du was der Gleichen aufgeschnappt haben könntest.“

Rittersporn errötete leicht. „Delia ist keine vernachlässigte Ehefrau!“ Korrigierte der Barde, nicht darauf achtend, dass er damit Geralts Vermutung bewahrheitete.

„Aber mir ist ein anderes Gerücht zu Ohren gekommen.“ Rittersporn nahm einen weiteren Schluck, beugte sich was näher zum Hexer rüber und senkte die Stimme.

„Kennst du das kleine Dorf Cosen?“

„Nein.“ Gab Geralt zu. „Was ist damit?“

„Es heißt, es gäbe dort Mordfälle. Menschen verschwinden spurlos!“

„Mit Mörder habe ich nichts am Hut.“

„Das weiß ich doch…“ Seufzte Rittersporn und trank seinen Krug leer. „Aber wer sagt denn, dass es Menschen waren? Die Leute verschwinden immer nachts. Selbst in ihren verschlossenen Häusern sind sie angeblich nicht sicher.“

„Ich kenne keine Ungeheuer, die Menschen aus ihren Betten stehlen um sie anschließend zu verschleppen.“

„Sei ehrlich, Geralt. Die Geschichte hat deine Neugierde geweckt!“

Der Hexer beugte sich vor, kratzte sich am Kopf und presste die Lippen aufeinander.

„Was hast du denn zu verlieren, hä? Selbst wenn es nicht stimmen sollte, hier wirst du mir Sicherheit keine Arbeit bekommen. Also geh mit mir nach Cosen und wir werden persönlich nachsehen, ob die Gerüchte sich bewahrheiten.“

„Sagtest du gerade wir?!“

„Ja natürlich! Ich bin schon seit zwei Wochen hier und ich brauche neue Inspirationen für weitere Meisterwerke!“

„Und was ist mit deiner Delia?“ Grinste Geralt und schob seinen leeren Krug bei Seite.

„Sie wird einen schönen Part in meinem neuen Stück bekommen!“ Lachte Rittersporn, sprang auf und nahm sich seine Laute.

„Hier kommt eure Zugabe, meine werten Herren und Damen!“

Unter Applaus und Rufen wurde der Barde zurück auf den Tisch befördert, wo er sofort mit den Fingern die Saiten zum schwingen brachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Miezel
2011-07-18T06:46:22+00:00 18.07.2011 08:46
Wenn Rittersporn so weiter macht, wird er eines Tages auch mal ein Opfer eines Ungeheuers, nämlich eines ungeheuer wütenden Ehemanns. Oder alle seine Buhlen verbünden sich gegen ihn und dann braucht er echt flinke Beine *g*

LG Mau
Von: abgemeldet
2011-07-17T18:49:40+00:00 17.07.2011 20:49
Und ich mach gleich mal wieter^.^

Ja ja Riterspron wie wir ihn kennen und lieben. Der alte schwerenöter... ich steh ja auchtotal auf das Seepferdchen, aber mal ehrlich wer nennt sein Pferd schon Plötze?


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