Zum Inhalt der Seite

Der Anfang vom Ende

Mariku X Bakura
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Und der Anfang

Bakura hatte vor Erschöpfung und von seinem Schock das Bewusstsein in Ryous Auto verloren, was auch nicht verwunderlich war.

Ryou tat es leid, was passiert war, vor allem für Bakura. Er selbst kämpfte mit den Tränen, während er sich all die Erinnerungen von Mariku noch einmal ins Gedächtnis rief.

Sie hatten so viel zusammen erlebt und nun war das alles mit einem Mal für immer verloren. Er schüttelte den Kopf.
 

Als sie bei Ryous Wohnung ankamen, schleppte dieser Bakura mühsam die Treppen hinauf und legte ihn auf die Couch, während er ihm störende Haarsträhnen aus seinem Gesicht hinter die Ohren strich.

Leise erhob er sich, um in sein Schlafzimmer zu gehen und in der Schublade nach etwas zu suchen, von der er niemals gedacht hätte, dass er es tatsächlich tun musste. Mit einem verschlossenen Umschlag ging er ins Wohnzimmer zurück, wo Bakura lag und langsam seine Augen öffnete.
 

Der Weißhaarige blinzelte und erhob sich. Er sah sich um und erkannte die Wohnung von Ryou. Als er hörte, wie jemand eintrat und die Tür schloss, rief er als allererstes nach Mariku, doch er erblickte nur Ryou, der ihn traurig ansah. Hastig sprang er von der Couch auf und rannte regelrecht auf den Älteren zu.
 

"Wo ist Mariku?!", fragte er mit einer besorgten Stimme. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war die Explosion. Und Mariku... Er hatte es nicht geschafft, aus dem Auto zu springen...

Nein! Das war sicher nur ein Alptraum gewesen!

Aber Ryou schloss nur die Augen und schüttelte den Kopf.
 

"Das kann nicht wahr sein!"

"Doch, es ist wahr, Bakura.", antwortete Ryou.

"Nein! Du lügst!" Der Weißhaarige schrie den Älteren aus vollen Kräften an, packte ihn an den Schultern und drückte ihn gegen die Schlafzimmertür. "Du lügst mich an, verdammt nochmal! Ryou, du lügst!"
 

Der Angeschriene konnte es ihm nicht verübeln, dass Bakura so reagierte und so sehr er sich auch wünschte, etwas dagegen tun zu können, aber er war einfach machtlos. Das einzige, was er tat, war es, den Brief anzuheben, sodass Bakura verstummte.

"Mariku wollte, dass ich dir das gebe.“ Ryou sprach ruhig, ohne ihn dabei anzusehen.

"WAS?!" Sofort riss der Jüngere ihm den Brief aus der Hand und holte den Zettel hervor. Während er las, sackte er langsam auf dem Boden zusammen und hatte einen undefinierbaren Ausdruck in den Augen.
 

Einige Minuten saß er nur so da, ohne jegliche Reaktion, sodass Ryou es nichtmehr aushielt und ihn vorsichtig an der Schulter berührte. Bei dieser Berührung schoss Bakura wieder in die Höhe und zerknüllte das Blatt in seiner Hand, sah Ryou aber nicht an, sondern stand nur mit dem Rücken zu ihm gewandt. "Wann hat er dir das gegeben?", presste Bakura unter bebender Stimme hervor.
 

Ryou trat einen Schritt zurück. "Letzte Nacht. Er trat zu mir ins Zimmer, hat mich geweckt und zu mir gesagt, dass ich dir den Brief nur geben soll, wenn ihm was passiert.“
 

"Er hat es gewusst!", stellte Bakura geschockt fest und weitete seine Augen. "Zum Teufel nochmal, er hat es gewusst! Ryou! Warum hast du ihn nicht davon abgehalten? Warum!?"

Bakura war verzweifelt und hatte den Drang danach, diese ganze Wohnung in Schutt und Asche zu legen.

"Bakura! Wenn Mariku dich geliebt hat - und das hat er, davon bin ich überzeugt - dann hätte ihn niemand aufhalten können, das weißt du genau!", redete Ryou auf ihn ein und sah, wie Bakura sich krampfhaft die Hände auf die Ohren legte.

"Hör auf, ich will das nicht hören! Nein!" Mit diesen Worten rannte Bakura hinaus und ließ Ryou allein zurück.

"Bakura, es ist nunmal nicht zu ändern.", murmelte er ihm hinterher, obwohl Bakura die Worte schon längst nichtmehr hören konnte. Er setzte sich an den Tisch und begann, stumme Tränen zu weinen.
 

Bakura rannte so schnell er nur konnte, bis er bei dem Block von Mariku ankam und sah eine ganze Weile nur zu der Wohnung hoch. Den Brief hielt er immernoch zerknüllt in der Hand und wartete darauf, bis unten jemand die Tür zum Haus öffnete, sodass er die Treppen zu Marikus Wohnung hinaufsteigen konnte. Er hatte keinen Hausschlüssel, doch das war ihm in diesem Moment egal. Er war so wütend und verletzt, dass er die Tür gewaltsam eintrat und nicht darauf achtete, ob er sie zerstörte oder nicht.
 

Mit langsamen Schritten betrat er die Wohnung. Sie sah noch genauso aus, wie Mariku und er sie das letzte Mal hinterlassen hatten. Bakura konnte nicht mehr stehen und fiel auf die Knie. Tränen schossen ihm in die Augen und rannen seine Wangen hinab, sodass er wenige Sekunden alles nur noch verschwommen wahrnehmen konnte.

"Mariku, wie konntest du nur?!", schrie er in die Wohnung hinein und schlug mit seiner Faust mehrere Male auf den Boden, bis seine Hände schmerzten, doch das kümmerte ihn nicht.
 

Er schrie seine ganze Verzweiflung aus sich heraus und schlug immer wieder, so lange er konnte, gegen den Boden. Auch seinen Tränen ließ er freien Lauf, die bereits sein ganzes Gesicht überströmten. Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben!

Er konnte einfach nicht fassen, dass nun alles einfach vorbei gewesen war. All das, was er sich mit Mariku vorgenommen hatte, war nun für immer verschwunden. Einfach so, auf einen Schlag.
 

Es schmerzte. Es schmerzte in seiner Brust und sein Herz zog sich zusammen, als würde jemand mit einem tiefen Messer darin herumbohren.
 

"Mariku...", seine Stimme verebbte und er schluchzte nurnoch, er hatte keine Kraft mehr. Er wusste nicht, wie lange er so auf dem Boden kauerte, aber nach einer sehr langen Weile erhob er sich wieder. Seine Augen brannten und seine Hände taten ihm von den Schlägen weh, doch er ignorierte es und ging langsam durch die Wohnung. Was sollte er denn jetzt tun?
 

All die Dinge, die er sah, erinnerten ihn an Mariku. Seine erste Begegnung im Klassenzimmer, den Schwimmunterricht und daran, wie überheblich und widerlich er den Ägypter zu Beginn fand.

Und schließlich daran, wie er ihn hier zum ersten Mal flach gelegt hatte.

Aber auch daran, wie fürsorglich und sanft Mariku trotz seiner harten Fassade sein konnte.

Er schüttelte den Kopf und wollte es immernoch nicht glauben, dass all diese Dinge jetzt für immer und ewig vorbei waren.
 

Wie lange war es her, dass er Mariku kennengelernt hatte?

Gerade mal knapp zwei Monate.

Es war unglaublich, wie sehr sich sein Leben in nur so kurzer Zeit so dermaßen verändert hatte und dass Bakura Mariku in dieser Zeit so unendlich lieben gelernt hatte, dass er das Gefühl hatte, einen Teil von sich verloren zu haben.
 

Während Bakura die Wohnung weiter durchforstete, fiel ihm etwas ins Auge, dass er schon längst vergessen hatte. Es waren die Konzertkarten, die Mariku ihm damals geschenkt hatte, als er von seiner Verlobten entführt worden war. Die hatte er komplett vergessen und in das Konzert waren sie nie gegangen, weil sich die Gelegenheit durch die ganze Aufregung nie ergeben hatte.

Und jetzt, nachdem das alles vorbei war, hatte er nie wieder die Gelegenheit dazu. Wieder spürte er, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, doch diesmal waren sie stumm und einsam. Er ließ die Konzertkarten fallen und ging nun zum besagten Ort, den Mariku in seinem Brief erwähnte.
 

Als er den unteren Boden der Schublade öffnete, entdeckte er einen erstaunlichen Haufen an Geldbündel, den Mariku offensichtlich hier versteckt gehalten hatte. Er schüttelte den Kopf und zitterte am ganzen Leib. "Mariku..." Wieder schluchzte er und noch einmal las er sich den Brief durch, den er immernoch in der Hand hielt.
 

"Bakura,

ich hoffe, dass du diesen Brief niemals lesen musst.

Wenn es aber doch der Fall ist, dann weiß ich, dass ich nicht mehr am Leben bin. Ich habe Ryou darum gebeten, dir diesen Brief nur zu geben, wenn mir etwas zustoßen sollte. Jetzt ist es passiert und ich bedauere es zutiefst.
 

Es tut mir so unendlich leid, dass ich mein Versprechen gebrochen habe, dich niemals alleine zu lassen.
 

Aber ich bitte dich in diesem Brief um einen letzten Gefallen, den du mir erweisen musst.

Geh in meine Wohnung und öffne die Schublade, in der du meine Drogen gefunden hast. Wenn du genauer hinsiehst, wirst du merken, dass dort ein zweiter Boden existiert.

Öffne ihn und du wirst etwas finden, was ich dir hiermit hinterlasse.

Nimm es bitte an dich und versprich mir, dass du für mich weiterleben wirst.

Ich wünsche mir so sehr, dass es dir gut geht. Wenn du wohlauf bist, dann bin ich als glücklicher Mensch gestorben.

Ich liebe dich von ganzem Herzen, Bakura.
 

Mariku."
 

Tränen tropften auf das Blatt, sodass die Tinte leicht verwischte. "Mariku, wie kann es mir denn gut gehen, wenn du nicht da bist?", fragte er in die Stille hinein und warf das Geld zur Seite. Wie konnte der Ägypter nur so etwas von ihm verlangen? Was hatte es denn für einen Sinn, ohne Mariku weiter zu leben?

Was er allerdings noch in der Schublade entdeckte, ließ ihn aufblicken. Er nahm die Pistole in die Hand und besah sie sich ausgiebig. Sie gehörte Mariku und sah in dem Augenblick sehr faszinierend aus.

Er legte sich auf den Boden und dachte über die Worte in dem Brief nach, während seine Tränen weiter liefen. Es nahm kein Ende.
 

Doch plötzlich hörte Bakura auffällig laute Stimmen und Schritte, die eindeutig auf die Wohnung von Mariku zukamen und er erhob sich. Schnell rieb er sich die Tränen aus dem Gesicht und rannte zum nächsten Fenster, wovon er auf die Straße blicken konnte. Erschrocken wich er vom Fenster zurück, als er die Polizeiwagen vor dem Haus erblickte. Zuerst war er davon überzeugt, dass sie wegen der Explosion zu Mariku wollten, aber dann entdeckte er unter den fremden Gesichtern ein sehr bekanntes Gesicht, dass er um alles in der Welt gerade nicht sehen wollte.

"Das kann doch nicht sein!", murmelte er zu sich selbst, als er seine Verlobte sah, die den Polizisten Anweisungen zu geben schien. Wütend darüber verzog er sein Gesicht zu einem abfälligen Grinsen und rannte zurück in die Wohnung, um dort nach einer Tüte zu suchen und das Geld von Mariku einzupacken.

Das letzte, was er wollte, war, dass seine Verlobte ihn ausgerechnet jetzt fand.

Er schaffte es gerade noch, alles mitzunehmen, ehe er auf Marikus Balkon rannte und von dort aus fluchtartig über das Notfallgelände hinunter sprang.
 

Er lief über die Seitengasse zum nächsten Wohnhaus und kletterte dort so schnell er nur konnte auf Dach des Gebäudes, damit er einen guten Blick auf die Bullen und seine Verlobte hatte. Vor Zorn gepackt hob er seine Hand mit Marikus Waffe an und zielte damit direkt auf seine Verlobte. Er war wirklich drauf und dran, abzudrücken.
 

Seine Hände zitterten und er schloss die Augen. Einige Momente dachte er nach und öffnete sie dann wieder, ließ die Waffe sinken. Nein, es hatte keinen Zweck, seine Verlobte jetzt zu erschießen. Zum einen würde er sich so direkt den Bullen ausliefern und zum anderen war nicht sie das Problem. Bakura blickte auf die Tasche mit Marikus Geld, das jetzt sein eigenes Geld war und überlegte.

Es gab noch eine Sache, die er zu erledigen hatte und nickte sich selbst entschlossen zu.

"Mariku, ich verspreche es dir!"
 

Mit diesen Worten wartete er darauf, bis die Polizei das Haus wieder verlassen hatte, nachdem sie offensichtlich nicht das gefunden hatten, wonach sie gesucht hatten und machte sich dann auf den Weg.
 

Das einzige Ziel, das er jetzt noch hatte, war das Haus seines Vaters. Er ging den ganzen Weg zu Fuß und schlich über Felder, weil er es nicht riskieren wollte, mit einem Taxi oder öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren. Zu groß war das Risiko, dass ihn jemand von der Polizei entdecken würde, wenn er sich so auffällig dem Haus näherte.
 

Den ganzen Weg über hielt er Marikus – jetzt seine - Pistole fest umschlungen und ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.

Es war an der Zeit, sich wirklich von allen Problemen zu befreien, die noch zu beseitigen waren. Das war er Mariku schuldig. Vor allem schuldete er es sich selbst, da er die Schnauze voll hatte, ständig vor seiner Vergangenheit auf der Flucht zu sein und damit aufhören wollte, ein Feigling zu sein.

Mariku war kein Feigling gewesen. Er hatte sich seinen Problemen mutig gegenüber gestellt und Bakura immer beschützt. Doch jetzt war er nicht mehr da und Bakura konnte sich nicht mehr hinter ihm verstecken. Es war sowieso seine Schuld, dass Mariku nun tot war und das würde er sich selbst nie verzeihen.
 

Es war bereits später Nachmittag, ehe er an seinem Ziel ankam und der Donner verriet, dass es gleich zu regnen begann. Neugierig beobachtete er sein Haus und wartete darauf, dass sein Vater irgendwann von seiner Firma zurückkam, denn so, wie es momentan aussah, war wiedermal keine Menschenseele anwesend. Was für ein Idiot sein Vater doch war! Er lebte ganz allein in diesem Haus und hatte jetzt nicht einmal seine Überwachungsanlange angestellt. Seine Mutter hatte er seit dem Tag, an dem sein Vater die Verlobung mit seinem Sohn verkündet hatte, nie wieder gesehen. Wer wollte auch schon bei so einem Tyrann leben?
 

Bakura spürte Regentropfen, die zuerst leicht, dann immer stärker auf ihn herabfielen und es nun wie aus Eimern goss. Doch das störte ihn nicht und er wartete weiter geduldig in seinem Versteck auf seinen Vater. Nichts konnte ihn jetzt noch davon abbringen.

Nichts!

Was hatte er schon zu verlieren? Es war ihm nun egal, ob er zum Verbrecher wurde oder nicht. Er hatte bereits das Einzige verloren, das ihm etwas bedeutet hatte und jetzt waren ihm die Menschen auf der Welt nichts mehr wert.
 

Und endlich, er sah das Auto seines Vaters, wie es vor dem großen Tor stehen blieb. Als es sich öffnete und der Wagen durchfuhr, schlich Bakura geschwind hinterher, ehe es sich wieder schloss.

Er wartete darauf, dass sein Vater aus dem Auto ausstieg und stellte sich dann direkt vor die Haustür.

Der Regen prasselte an ihm herab, doch das trübte ihn nicht. Sein Blick haftete an den Augen seines Vaters.
 

Erschrocken darüber, dass sein Sohn plötzlich ohne ein Wort zu sagen, vor ihm stand, trat Bakuras Vater einen Schritt zurück. "Bakura?" Er war so erstaunt, dass er es nicht wirklich glauben konnte. Aber er fing sich wieder ein. "Du lebst? Ich dachte, du wärst tot. Ich habe dich sehr vermisst."

"Das hast du nicht!“ Er hatte nur die Tatsache vermisst, dass er nun nicht mit der Firma seiner Verlobungskandidatin fusionieren konnte.

"Natürlich habe ich das und ich bin so froh, dass du wieder hier bist." Der alte Mann schüttelte den Kopf und kramte sein Handy hervor. Er wollte die Polizei anrufen, um Bescheid zu sagen, dass Bakura hier vor seinem Haus stand. Doch sein Vorhaben wurde verhindert, als er spürte, wie ihm das Handy direkt aus seiner Hand geschossen wurde.

Verwundert sah er zu seinem Sohn und entdeckte das Blitzen von Metall in dessen Hand.

"Was...?", weiter kam er nicht, da ihm die Stimme versagte, als er das Metall trotz des Regens an seiner Stirn spürte. Hastig eilte er Schritte zurück, doch Bakura folgte ihm, bis sein Vater schließlich das Auto im Rücken spürte, das ihm den Weg versperrte.
 

"Bakura, was machst du da?" Seine Stimme klang belegt und in seinen Augen spiegelte sich die Todesangst, die Bakura mit Genuss entdecken konnte. Wie gern würde er jetzt abdrücken. Einfach abdrücken und er wäre ihn für immer losgeworden. Er hasste seinen Vater abgrundtief, das hatte er schon immer getan!
 

"Was ist denn nur aus dir geworden?", sprach sein Vater verzweifelt weiter, weil er es einfach nicht fassen konnte. "Was wird denn nur aus der Firma und... Kaori?"

"Halt deine beschissene Klappe!", schrie Bakura seinen Vater an und schlug ihn mit der Knarre direkt ins Gesicht, sodass dieser den Halt verlor und auf die Knie sank. Seine Lippe war von dem Schlag aufgeplatzt und blutete nun, verlief sich allerdings mit dem Regen. Sein Vater blickte ihn nach wie vor geschockt an und schüttelte abermals den Kopf.
 

Bakuras Hand zitterte und sein Zeigefinger befand sich bereits am Abzug, aber er zögerte. In diesem Augenblick musste er an Mariku denken und an seine Worte, die er zu ihm gesagt hatte, als er ihm das Schießen beigebracht hatte. 'Im Notfall musst du auch auf Menschen zielen können. Ziel auf mich. Auf MICH.'

Dieses Wort hallte in seinen Gedanken nach und er spürte wieder Tränen aufsteigen. Schnell schüttelte er den Kopf, um wieder zur Sache zu kommen. Die wenigen Tränen vermischten sich glücklicherweise mit dem Regen, sodass sein Vater es nicht bemerkte.

"Hör mir zu, Vater!" Das letzte Wort betonte er verächtlich und verfinsterte seinen Blick.

"Ich werde das Land verlassen und ich schwöre dir bei Gott: Wenn du und deine beschissene Kaori mich nicht in Ruhe lassen, dann werde ich euch alle umbringen. Für dich gibt es keinen Sohn mehr, hast du das verstanden?!"

Sein Vater schwieg.

Wütend darüber packte Bakura ihn am Kragen, drückte ihn gegen das Auto und hielt ihm die Waffe grob unter sein Kinn. "Ob du das verstanden hast!", brüllte er mit Nachdruck und konnte nun erkennen, dass sein Vater ebenfalls mit Tränen kämpfte. Ob es Tränen der Angst oder Verzweiflung waren, wusste er nicht, aber Mitgefühl hatte er in diesem Augenblick keines, auch wenn er diesen Anblick später nie wieder vergessen würde.

"Mein Sohn...", murmelte sein Vater und schloss die Augen.
 

Wieder vom Zorn darüber gepackt, schlug Bakura seinen Vater gegen das Auto. "Ich bin nichtmehr dein Sohn, jetzt krieg das endlich in deinen verfluchten Schädel hinein, oder ich knall dich auf der Stelle ab. Es ist mir egal! Hörst du?! Es ist mir verdammt nochmal scheissegal! Ich will jetzt mein eigenes Leben leben und nichts mehr von dir wissen!"

Er konnte nicht anders, als seinen Vater nur noch anzuschreien und weiter gegen das Auto zu schlagen. Er musste seine Wut an ihm auslassen, die sich all die Jahre gegen ihn aufgestaut hatte. Vor allem aber war er darüber wütend, dass es in Wirklichkeit keinen richtigen Sinn mehr machte, was er hier tat. Welches eigene Leben meinte er denn überhaupt? Er wollte doch nur ein Leben mit Mariku haben.

"Ich hasse dich! Lass mich in Ruhe!", schrie er weiter und ließ dann schließlich von seinem Vater ab, um wieder aufzustehen. "Ich hasse dich! Das nächste Mal, wenn ich dich sehe, werde ich dich abknallen, das verspreche ich dir!" Mit diesen Worten verließ Bakura das Gelände seines Vaters und verachtete sich selbst dafür, dass er doch ein Feigling gewesen war.
 

Warum nur war er so feige gewesen und hatte nicht das getan, was er sich so fest vorgenommen hatte? Als er in die ängstlichen Augen seines Vaters sah, war ihm der Mut seiner Entschlossenheit verflogen und er schämte sich dafür. Warum denn nur?
 

Er rannte über das Feld, ehe er den Halt verlor, stürzte und im nassen Gras landete. Wieder rannen im Tränen über das Gesicht. Er war so erbärmlich! So verdammt erbärmlich und feige! Wozu das Ganze noch?

Er setzte sich auf. Geistlos blickte er seine Waffe an, die er dann mit zitternden Händen an seine eigene Schläfe legte. Hatte er denn wenigstens jetzt noch einwenig Mut, sein Vorhaben durchzuziehen?
 

"Mariku, ich will bei dir sein...", murmelte er und schloss die Augen. Gleich... Es dauerte nicht mehr lange.

Drei...

Zwei...
 

"Bakura!"
 

Mariku? Der Klang der Stimme riss ihn aus den Gedanken. Er schlug die Augen auf und drehte sich um, nach der Stimme, die ihn gerufen hatte.

Verflucht! Es war sein dummer Vater gewesen, der ihm nachgerannt war.

"Bakura, ich habe die Polizei gerufen! Sie wird gleich hier sein."
 

"Warum, Vater?", flüsterte er leise und grinste verächtlich. Ja, es war zum Lachen. Sein Vater war tatsächlich so dumm gewesen und ihm jetzt noch gefolgt. Oder war er nicht dumm?

Nein, er war nicht dumm, er war mutig genug, seinem Sohn zu folgen, der ihn noch eben bedroht hatte. Sogar sein Vater war mutiger als er und Bakura konnte nur noch darüber lachen. Sein Lachen wurde immer lauter und er hob seine Waffe wieder an.
 

"Vater", lachte er weiter. "Ich werde mein Versprechen halten und du bist selber schuld daran!"

"Bakura, warte! Ich bin dein Vater, das wirst du nicht tun!"

"Ich habe keinen Vater mehr!"
 

Aus der Ferne konnte man den dumpfen Schall im Regen kaum hören und so bekam niemand mit, dass Bakuras Vater in diesem Augenblick sein Leben verlor. Man würde ihn später finden und niemand würde jemals seinen eigenen Sohn dafür verdächtigen. Bakura flüchtete und kam nie wieder an diesen Ort zurück. Während er über das Feld lief, musste er ständig laut lachen und spürte eine tiefe Leere in sich.

Jetzt war er wirklich zum Mörder geworden und hatte jegliches Gefühl für das Leben verloren. Sich selbst umbringen? Nein, das wäre zu einfach gewesen! Das wäre das einzig feige, das er dann tun würde.
 

Er hatte dem Ägypter versprochen, weiter zu leben und das würde auch die gerechte Strafe für den Tod seines Vaters sein. Abgesehen davon durfte Marikus Tod nicht sinnlos gewesen sein.
 

Er machte sich nicht die Mühe, seine Tränen zu verbergen, während er weiter über das Feld rannte. Er rannte solange, bis ihn die Erschöpfung schließlich einholte und er spürte, wie er wieder im Schlamm landete. „Mariku fang mich auf, sonst versinke ich.“, murmelte er vor sich hin, ohne es wirklich zu merken. Er schloss seine Augen. Ein Bild von Mariku tauchte vor seinem inneren Auge auf, wie er die Arme ausbreitete und ihn anlächelte. So sanft und herzlich, wie er den Ägypter noch nie hatte lächeln sehen.
 

Bakura wusste nicht, wie lange er in dem Feld gelegen hatte, ehe er seine Augen aufschlug und der Sonne entgegenblickte. Er stand auf und hielt sich die Hand über die Stirn, so sehr blendete ihn das Licht. In der letzten Zeit war er mehr an die Dunkelheit gewöhnt. Dann sah er an sich herab und spürte das Gewicht des getrockneten Schlamms auf seiner Kleidung.
 

Nur mit langsamen Schritten machte er sich wieder auf den Weg zurück in die Stadt. Er bemühte sich, möglichst unauffällige Straßen zu benutzen.
 

Er suchte sich das nächstgelegene, billige Motel und ließ sich ohne viele Worte ein Zimmer geben. Er hatte im Moment kein Bedürfnis auf Gespräche und gönnte sich erst einmal eine ausgiebige, heiße Dusche.
 

Nachdem er sich etwas zu essen bestellt hatte, besorgte er sich eine Schachtel Zigaretten und zündete sich eine davon an. Der Geschmack des Tabaks erinnerte ihn an einen Kuss mit Mariku, nachdem er geraucht hatte. Er hatte diesen Geschmack bei Mariku sehr angenehm empfunden. Es machte ihn so männlich.

Er schloss die Augen und rief sich in aller Ruhe die ganzen Erinnerungen an den Ägypter zusammen. Er wollte noch ein letztes Mal ausgiebig weinen.
 

Danach würde er sich seinem neuen Leben widmen.

Er schwor Mariku und vor allem sich selbst, all diejenigen zu jagen, die einem das Leben zur Hölle machen konnten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2014-03-27T05:21:18+00:00 27.03.2014 06:21
Hey ◠‿◠

Das ist ein dumpfes Gefühl, wenn Bakura den Brief bekommt und
er dadurch erfährt, das Mariku es eigentlich schon einkaluliert hat,
das er Bakura alleine läßt. Aber dennoch war es gut, das er ihn
ermahnt hat, das er leben soll! Was hätte sein Opfer sonst gebracht?

Nur das Leben das Bakura jetzt noch hat, das wiegt für ihn nicht mehr
viel. Das ist schade, das er so den ganzen Halt verloren hat.

CuCu, Jyorie



Zurück