Zum Inhalt der Seite

Big Green

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 22

Sarahs Vision hatte alle getroffen. Jeder wusste, dass ihre Voraussehungen immer so eintraten, wie sie sie auch gesehen hatte. Niemand konnte sich nun noch vorstellen Raven umzubringen. Keiner wollte seine eigene Freundin und ein ungeborenes Baby auf dem Gewissen haben. An diesem Tag, kamen sie überhaupt nicht mehr voran. Weder bekamen sie mehr über Raven heraus, noch hatten sie eine Idee, wie sie ihn stoppen könnten. Sie verabschiedeten sich voneinander und gingen die nächsten Tage getrennte Wege. Zu sehr war jeder geschockt, um nun noch einen klaren Gedanken fassen zu können.
 

Besonders betroffen war Clark. Er konnte nicht begreifen, dass er seine Freundin und seinen Sohn verlieren würde. Das, was er am meisten liebte auf der Welt. Er war zu Tode betrübt und grübelte ununterbrochen darüber nach, wie er alles verhindern könnte. Er wollte sich nicht so einfach damit abfinden. Seine Gedanken kreisten rund um die Uhr nur darum. Er ließ Sarah, ab sofort, keine Sekunde mehr aus den Augen. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt. Und zu allem Überfluss, stritten sie sich nun auch noch ständig deswegen. Er hatte sich extra Urlaub beim ‘Planet’ genommen, um bei ihr sein zu können und auf sie aufzupassen.

Sarah wollte gerade das Farmhaus verlassen, um die Pferde zur Weide zu bringen, als Clark ihr hinterher lief. Auf der Veranda holte er sie ein.

“Wo willst du hin?” fragte er besorgt.

Sarah drehte sich um und sah ihn zornig an. Musste er wie eine Klette an ihr hängen? Seit er von ihrer Vision wusste, war er nicht mehr von ihrer Seite gewichen.

“Clark, ich will nur die Pferde zur Koppel bringen!” fuhr Sarah ihn genervt an und sofort tat ihr der Tonfall wieder leid. Sie hatten sich oft genug gestritten in den letzten Tagen.

Zerknirscht sah Clark seine Freundin an. Er wusste, wie eingeengt sie sich fühlte, aber er würde es sich nie verzeihen, wenn Raven sie kriegen würde, weil er nicht aufgepasst hatte.

“Schatz… ich, ich fühle mich, als würdest du mich einsperren,” erklärte sie besänftigend und strich ihm zärtlich über die Wange. “Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber… es wird sich sowieso nicht verhindern lassen! Lass uns doch wenigstens die Zeit, die uns noch bleibt, genießen!” forderte sie ihn auf.

Dieser Satz ließ sein Herz still stehen. Was redete sie denn da? Clark stiegen Tränen in die Augen. Er sah sie todtraurig an und seufzte bestürzt:

“Du redest, als hättest du schon mit deinem Leben abgeschlossen!”

Sarah bemerkte, wie Recht er damit hatte, so redete sie tatsächlich. War es denn auch so? Hatte sie wirklich schon aufgegeben und sich ihrem Schicksal gefügt?

“Du kannst doch nicht ernsthaft schon aufgegeben haben!”

Clark fasste sie an den Schultern und schüttelte sie, als könnte er sie dadurch wachrütteln und den Lebensmut in ihr zurückholen.

Sarah sah in seine verzweifelten Augen und spürte, wie sehr sie ihn mit ihrer Einstellung verletzte. Aber was sollte sie denn tun? Wenn sie schon bald sterben würde, dann wollte sie wenigstens die letzten Tage glücklich verbringen, ohne Streit. Aber warum stritten sie eigentlich? Weil Clark sie beschützen wollte, vor dem was kommen würde? Natürlich! Weil Clark, im Gegensatz zu ihr noch Hoffnung hatte! Warum ergab sie sich so leichtfertig ihrem Schicksal, obwohl ihr Freund noch angestrengt nach einer Möglichkeit suchte, dem zu entkommen? Klar, ihre Visionen sind bisher immer so eingetreten, wie sie sie gesehen hatte, aber irgendwann ist doch immer das erste Mal! Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit all dem vorzubeugen. Nein, sie durfte sich nicht so einfach ihrem Schicksal fügen, sie würde um ihr Leben kämpfen!

“Sarah, Liebling, sag etwas,” flehte Clark sie an.

Eine Träne bahnte sich ihren Weg über sein Gesicht. Er erkannte Sarah nicht wieder. Die Frau die sonst immer nach einer Lösung und Auswegen gesucht hatte, stand nun vor ihm und sah abwesend durch ihn hindurch. Immer hatte sie versucht, das Beste aus einer Sache zu machen, war Risiken eingegangen und hatte an ein gutes Ende geglaubt. Warum diesmal nicht? Was hielt sie davon ab, daran zu glauben, dass alles gut werden würde? Lag es daran, dass es diesmal ihr eigenes Leben und das ihres Kindes betraf? Clark verstand es einfach nicht. Er konnte nicht begreifen, dass sie so einfach alles geschehen ließ. Ungläubig starrte er sie an.

Sarah blinzelte und konzentrierte sich wieder auf ihren Freund. Erst jetzt sah sie die Tränen, die seine Augen verließen. Zärtlich wischte sie sie mit den Fingerspitzen fort. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln und meinte:

“Nein, ich habe noch nicht aufgegeben! Gemeinsam werden wir das schaffen, so wie wir alles bisher geschafft haben!”

Erleichtert nahm Clark sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Das klang schon viel mehr nach der Sarah, die er so sehr liebte. Auch wenn er nicht sicher war, ob sie es nur sagte, um ihn zu beruhigen. Er hielt sie fest und wünschte sich, diesen Moment nie zu vergessen, sie nie loslassen zu müssen. Er wollte sie und ihr Baby um nichts in der Welt hergeben und wenn die Zukunft der ganzen Welt davon abhing. Er konnte und wollte sich ein Leben ohne seine kleine Familie nicht vorstellen. Im Gegenteil, er freute sich schon so sehr auf das Kind. Darauf Vater zu werden und gemeinsam mit Sarah dieses kleine Wunder großzuziehen, was sie erschaffen hatten.

Zärtlich drückte er sie etwas von sich weg, um ihr tief in die Augen sehen zu können. Dann sagte er sanft:

“Ich liebe euch! Ich will euch nicht verlieren! Und wenn es das letzte ist, was ich tue, ich werde euch beschützen!”

Sarah lächelte ihn an:

“Ich weiß und dafür liebe ich dich!”

Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, schloss die Augen und gab ihm einen sanften, innigen Kuss, der wohlige Schauer durch ihren Körper jagen ließ.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück