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Oblivion: Federal Blue

von

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Leben. Nichts als verstreichende Zeit. Veränderungen zu beobachten. Das Voranschreiten der Anderen. Der Wideraufbau, Zuversicht, Hoffnung in den Gesichtern derer, denen man begegnet. Dabei das Gefühl selbst im Stillstand gefangen zu sein. Aufträge. Normalität. Leben. Und immer dieselben Gedanken.
 

Oblivion – Federal Blue
 

Wann es mich an diesen Punkt zurückgeworfen hatte, was es auslöste..? Beides ist mir unklar und meine Gedanken suchen sich ohnehin ihren eigenen Weg, verlieren sich früher oder später im Nichts. Die Frage - was Leben bedeutet - war eine Zeit lang Bestandteil. Wie für Zwei leben, wenn man es nicht einmal für sich selbst kann? Lohnt es sich, wenn das Gefühl völlig allein zu stehen vorherrscht? Wenn man niemandem eine Hilfe sein kann, alles ebenso gut ohne funktioniert.. wenn nicht besser?

Wie oft zieht es mich an abgelegene Orte.. um nicht zu zeigen, was manchmal nur schwer zu verstecken ist. Um Fragen zu vermeiden und Andere nicht unnötig zu belasten. Die Wüste, Kirche, Ruinen..

Trümmer, Einsamkeit, Stillstand. Wie passend.

Zu viel ist passiert, was ich nicht vergessen kann. Zu oft dachte ich es zu schaffen. Doch was mir letztendlich blieb sind Teile meiner Erinnerung und die innere Leere wenn meine Gedanken ihren Weg finden. Auch eine Art Gerechtigkeit. Immerhin lassen sich Fehler nicht einfach rückgängig machen. Alles was bleibt, es zu ertragen. Inzwischen gebe ich immer häufiger auf, weiter über etwas nachzudenken, was wenig Sinn ergibt. Nicht für mich. Nicht mehr. Besser erscheint es im Alltag zu versinken, den Dingen freien Lauf zu lassen und hinzunehmen was sich nicht ändern lässt.
 

Verwirrt blinzelnd reiße ich meinen Blick von der etwas chaotischen Ordnung meines Schreibtischs los. Von dem Klingeln meines Handys aus den Gedanken gerissen, bemerke ich erst jetzt, dass diese mich wieder heimsuchten. Mitten in der Suche nach den Lieferscheinen..
 

Genervt hebe ich ab, begrüße den Anrufer mit dem üblichen: „Strife“. Noch während ich in meine Tasche greife um nach dem Notizblock zu kramen, stelle ich fest, dass es wenig Sinn ergibt. Eine weitere Lieferung die ich mir merken darf, einen Stift sehe ich jedenfalls nirgends. Der Preis ist wie so oft das Hauptproblem. Der Wiederaufbau schlägt sich hauptsächlich in hohen Steuern nieder. Dennoch ist auch das schnell ausgehandelt, schließlich gibt es in der Umgebung keinen vergleichbaren Lieferdienst. Und da kaum jemand anruft nur um letztendlich selbst zu transportieren, lege ich wenige Sekunden später um einen Auftrag reicher und etwas Zeit ärmer wieder auf.

Langsam nehme ich die Suche nach den verschollenen Lieferscheinen wieder auf. Die Nachweise für die letzten Transporte scheinen verschwunden. Wieder einmal. Immer das selbe. Murrend schichte ich den Stapel Unterlagen von einer Ecke der Tischplatte zur nächsten, nur um festzustellen, dass selbst der Terminplaner in meiner etwas konfusen Ordnung nicht mehr aufzufinden ist. Kopfschüttelnd starre ich auf die sich türmende Arbeit nur um wie so oft mit dem Blick an dem Bild hängen zu bleiben, was sie alle zeigt.

Wie lange es her sein musste.. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.. Jeder Tag scheint langsamer zu vergehen als der vorhergehende und auch wenn ich damals fast schon geglaubt hatte, dass es irgendwann leichter werden würde, loszulassen, zu vergessen.. Funktioniert hat es bis heute nicht. Jeder von Ihnen hatte seine Aufgabe gefunden, ein Ziel. Tifa die Bar, die Kinder. Barret, weitere Ölfelder. Von Cid, Yuffie und Vincent habe ich zwar länger nichts gehört, dennoch bin ich sicher, dass sie ihren Weg gehen. Mein Ziel? Brauche ich eins? Vielleicht ist dieses eine Versprechen alles was mich zwingt ab und an den Blick zu heben.

Das Lächeln auf dem Foto wirkt falsch, ..für mich. Alle Anderen schienen es nicht zu erkennen. Wenn sie wüssten wie sehr ich mich jedes Mal dazu zwingen muss. Doch eigentlich tue ich es gern, immerhin kann ich so wenigstens eine Art Hilfe sein, mehr oder weniger. Indem sich keiner mehr verpflichtet fühlen muss zu helfen. Zudem spart es jede Menge Ratschläge, Moralpredigten und nicht zuletzt mitleidige oder verärgerte Blicke. Warum interessiere ich mich eigentlich dafür und denke darüber nach, wenn ich doch eigentlich besseres zu tun hätte? Arbeiten, Liefern, oftmals eine gute Ausrede um etwas allein zu sein..
 

Die Suche gebe ich vorerst auf, werfe einen kurzen Blick auf mein Handy. Die nächste Lieferung eilt nicht. Vielleicht sollte ich wieder einmal die Kirche besuchen, etwas entspannen, nachdenken und einfach die Stille genießen. Bis jetzt hatte sich an der Gegend so gut wie nichts geändert. Der Wiederaufbau geht zwar voran, jedoch schleppend. Das Handy verstaue ich wieder in der schwarzen Workerhose. Langsam setzte ich mich in Bewegung um mein Appartement und damit auch den Kurierservice direkt neben dem Siebten Himmel zu verlassen. Eigentlich hatte ich vor langem von vorn beginnen wollen, einfach alles hinter mir lassen. Nicht mehr erinnert werden.. Man konnte es Flucht nennen, oder die Tatsache bedenken, dass man bestimmte Orte einfach nicht hinter sich lassen konnte. Doch eigentlich denke ich, dass es eher an den Kindern und Tifa liegt, die ich einfach nicht zurück lassen kann. Wenige Sekunden später trete ich bereits aus dem Gebäude. Der Vorteil des Appartements, der separate Zugang und damit die Möglichkeit in aller Ruhe zu kommen und zu gehen. Wenige ruhige Schritte führen mich wiederum zu Fenrir. Gedankenverloren steige ich auf, sehe wie so oft beinahe automatisch auf das Schild direkt neben der Tür, die Aufschrift, die lediglich eines bedeutete. Ablenkung, Alltag, der Versuch irgendetwas normales zu tun. Manchmal überkommt mich die Erinnerung an Zeiten in denen genau diese Art Job nichts für mich gewesen wäre. Weshalb ich ab und zu die Waffe fast schon vermisse, weiß ich selbst nicht so genau. Vermutlich der Traum, der nicht mehr in Erfüllung gehen wird und eigentlich auch nie mehr als kindliche Dummheit war. Wahrscheinlich war das der Grund. Mit einem leichten Kopfschütteln verdränge ich die Gedanken und greife zu meiner Sonnenbrille um sie aufzusetzen.

Zeit habe ich genug an überflüssige Gedanken verschwendet, weshalb ich den Lenker der Maschine greife und den Startknopf ertaste. „Wieder hart am Arbeiten…?“ Die dunkle Stimme direkt neben mir lässt mich mitten in der Bewegung erstarren. Hab ich mich verhört? Meine Augen weiten sich als ich den Blick wende und nicht weit entfernt die Person erkenne, die mich soeben ansprach. Offensichtlich war ich derart abgelenkt, dass ich ihn nicht bemerkt habe. Zugegeben, mit ihm hab ich am allerwenigsten gerechnet. „Vincent..?“, entkommt es mir daher ungläubig. Zwar verdunkeln die Gläser der Brille seine Erscheinung, doch ich zweifle keinen Augenblick daran, dass sich daran nicht das Geringste geändert hat. Seine Worte klingen, jetzt da ich sie mir wieder in Erinnerung rufe, wie blanker Hohn. Harte Arbeit konnte man das nicht nennen. Wenn es nach mir geht.. Stressig, zeitaufwändig.. nicht mehr. Nachdenklich fixiere ich mein Gegenüber, nehme die Brille wieder ab und schüttele andeutungsweise den Kopf. „Nicht im Moment.“, erwidere ich ebenso knapp, frage mich ob es einen bestimmten Grund für dieses Aufeinandertreffen gibt. Sicher nicht die Langeweile oder ein einfaches Wiedersehen. „Was führt dich hier her?“ Nur mit Mühe kann ich den fast schon hoffnungsvollen Unterton verbergen, versuche so neutral wie möglich zu klingen und mustere Vincent eher flüchtig. Die Waffe trägt er noch immer, nur kurz konnte ich sie erkennen, frage mich was er eigentlich mittlerweile tut. Wie lange es her sein muss.. In irgendeiner Weise hoffe ich bereits auf etwas Abwechslung, einen triftigen Grund für das Erscheinen des ehemaligen Turks. Wie so oft kann ich nicht vermeiden, dass mich sein Blick etwas verunsichert, auch wenn es mir meist gelingt es mit einem unbewegten Gesichtsausdruck zu überdecken, wie auch jetzt. Langsam steige ich von der Maschine, verstaue meine Brille und trete etwas näher. "Ich war in der Gegend, dachte ich sehe nach wie das Geschäft läuft..." Ruhig wie immer bringt es Vincent fertig mich verwundert den Blick heben zu lassen. Einfach aus Interesse.. Augenblicklich frage ich mich, weshalb es mir überhaupt etwas bedeutet. Womöglich nur da ich weiß, dass Vincent eigentlich nicht zu denen zählt die etwas grundlos tun und auch nicht unbedingt die Nähe zu Anderen sucht. "... mir scheint allerdings... du hattest dir etwas anderes erhofft..." Noch bevor er seine Aussage beendet, senke ich meinen Blick etwas. Ihn direkt anzusehen können wahrscheinlich nicht Viele, in meinem Fall stellt es nicht das Problem dar. Etwas anderes bringt mich dazu den Blickkontakt zu unterbrechen. Mein Kopfschütteln mit dem ich eigentlich nur verdeutlichen will, dass ich mir nichts erhofft hatte,…eher die Lüge darin. Vincent würde sie sicher ebenso erkennen wie er es in den meisten Fällen tut. So gesehen ist er wohl der Einzige, dem es auffallen würde, oder der keinen Hehl daraus macht. Seit sich der ehemalige Turk uns angeschlossen hatte sind mittlerweile mehrere Jahre vergangen. In der Zeit hat er sich mehr als nur meinen Respekt gesichert. In ihm fand ich einen zuverlässigen Kampfgefährten, einer der besten in unserer Gruppe. Die schweigsame Art gleicht damals wie heute beinahe meiner eigenen auch wenn Vincent in manchen Dingen erschreckend direkt sein kann.. „Ich hab nur nicht damit gerechnet.“, setze ich kurz darauf mit fester Stimme hinzu, wende meine Aufmerksamkeit an zwei Passanten, welche ein Stück entfernt die Straße überqueren.
 

„Willst du mit reinkommen? Tifa würde sich sicher freuen..“ Mit einem fragenden Blick mustere ich mein Gegenüber und lächle dabei leicht. Irgendwann muss ich mir so was angewöhnt haben, immerhin sollte mir klar sein, dass es Vincent wahrscheinlich nicht sonderlich interessieren würde. Verändert hat er sich rein äußerlich überhaupt nicht, wie ich gerade jetzt feststellen muss. Vieles scheint an ihm ein Rätsel und wird es wohl auch bleiben. Als er zustimmt, wende ich mich zum Gehen. Da sich der Eingang zur Bar nur wenige Meter von meinem Appartement entfernt befindet, erreichen wir auch nach wenigen Schritten bereits die Tür und treten ein. Kurz sehe ich mich um, erkenne Tifa hinter dem Tresen und nehme meine Schritte wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt sind eher wenige Gäste anwesend, demnach hält sich auch die Lautstärke in Grenzen. Eigentlich betrete ich den vorderen Bereich des Siebten Himmels nur noch selten, weshalb Tifa nicht ohne Grund etwas verwirrt wirkt als sie mich erkennt. Nur einen Moment später scheint sie auch Vincent zu bemerken, denn ein Lächeln zieht über ihr Gesicht. Mit einer knappen Begrüßung trete ich an den Tresen. Noch bevor ich zu einer Erklärung ansetzen kann, unterbricht sie mich. „Vincent! Was verschlägt dich denn hier her? Auf Besuch? Und du hast Cloud mitgebracht…“, schlägt es uns freundlich entgegen. „Tifa bitte..“, spreche ich sie etwas leiser dennoch eindringlich an. Sicher weiß ich, weshalb Tifa mich statt nett zu grüßen eher tadelnd mustert. Immerhin komme ich eher selten ‚einfach so’ in die Bar, obwohl sie mich mehr als einmal darauf angesprochen hat. Meine Ausrede.. die Arbeit. Leider scheint es in ihren Augen keine Entschuldigung zu sein. „Was denn? Dir sind die fünf Meter von dir hier her ja offensichtlich zu viel.“, zischt sie leise, wendet sich jedoch sogleich wieder an Vincent. „Tut mir Leid, seine Ignoranz ist manchmal einfach unerträglich. Also sag…kann ich dir was anbieten?“, verlangt sie zu wissen, stellt kommentarlos ein Glas Wasser vor mir ab und wendete sich wieder direkt an Vincent. Meine Linke stütze ich auf den Tresen und brumme ein leises ‚danke’. Zwar richtet sich meine Aufmerksamkeit auf die Beiden, mein Blick sucht allerdings eher das Glas, welches meine Finger umschließen. Wie so oft hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Die Umgebung, Tifas Art,.. ist mir unangenehm. Dennoch lehne ich mich locker seitlich gegen den Tresen. Gedankenverloren sehen ich mich etwas um, trinke einen Schluck und bekomme das Gespräch der beiden eigentlich nur am Rande mit. Irgendetwas von ‚Durchreise’…Wieder einmal frage ich mich ob es normal sein konnte vergangenen Zeiten hinterher zu trauern. Bis jetzt verstehe ich nicht, weshalb mich das Kämpfen nicht loslässt. Immerhin bedeutet es, dass es einen unangenehmen Grund dafür gab, oder? Genau deshalb komme ich nicht daran vorbei zeitweise an mir selbst zu zweifeln, meiner Vernunft..letztendlich an meinem Charakter. Wahrscheinlich fehlt nur etwas Ablenkung, irgendwas in dem man mehr einen Sinn sehen kann als in der bloßen Arbeit, dem tristen Alltag und der Einsamkeit. Für mich noch immer nicht nachvollziehbar, weshalb man weder mit vielen Menschen noch mit dem Alleinsein zufrieden war. Irgendwas fehlt immer. Innerlich schüttele ich den Kopf über die Gedanken, die mich zwar ständig heimsuchen, jedoch nie zu einem zufrieden stellenden Ergebnis kommen werden. Egal. Irgendwie wird es weitergehen. Das tut es schließlich immer. Wieder nehme ich einen Schluck aus meinem Glas und stelle es ab. Nur einen Moment wundere ich mich etwas über Vincents gesenkten Blick, den ich eher zufällig bemerke als ich mich ihm zuwende.
 

Tifas Stimme veranlasst mich dazu, wieder zu ihr zu sehen. „Ich vermiete hier keine Zimmer und selbst ‚wenn’ …nehme ich ganz sicher kein Geld von Freunden.“ Zimmer? Was hab ich jetzt wieder verpasst? Die Reaktion, genau das was man von Tifa erwartet hätte. Ihr nachdenklicher Blick verrät, dass sie bereits eine Lösung sucht. „Wenn du willst..“, beginne ich, werde jedoch nur einen Moment später bereits unterbrochen. „Denzel zieht einfach solang zu Marlene und du kannst Clouds altes Zimmer nutzen.“ Die Lösung klingt wohl besser als das was ich angeboten hätte, weshalb ich daraufhin schweige und mich wieder meinem Glas widme. Immerhin hat Vincent so seine Ruhe und ein ganzes Zimmer für sich. Ich fühle mich erleichtert bei dem Gedanken, denn mein eigener Schlaf wird nicht selten von Albträumen heimgesucht. Bisher weiß niemand etwas davon und dabei soll es bleiben. „Wenn ihr nachher nach oben gehen würdet, Denzel Bescheid geben und seine Sachen rüberbringen.. Ich muss mich noch um die Gäste kümmern..“, setzt Tifa hinzu, sieht kurz auf die Uhr und hebt ihre Hand um einem der Gäste im hinteren Bereich mitzuteilen, dass sie sich gleich kümmern würde. „Kein Problem.“, erwidere ich knapp auf ihre Bitte auch wenn ich mir bereits jetzt denken kann wie unangenehm das Gespräch mit Denzel verlaufen wird. Sicher wird er verstehen für ein paar Tage wieder in sein altes Zimmer und damit zu Marlene zu ziehen. Was mich beschäftigt oder was ich vielmehr an dem Gespräch scheue ist die Tatsache, dass Denzel immer wieder deutlich werden lässt, wie sehr er mich bewundert. Weder angenehm, noch sehe ich mich als Vorbild. Vor längerem war das einer der Gründe den Siebten Himmel zu verlassen, zu versuchen etwas gegen das Geostigma zu finden, was sich jedoch sehr schnell als aussichtslos herausstellte. Weshalb ich nicht zurückkehren konnte..? Ein vermeintliches Vorbild, dem es selbst nicht besser ging? Vom Geostigma betroffen, schwach nach außen. Gerade das wollte ich nie sein. Zu dem Zeitpunkt hatte ich eigentlich längst alles aufgegeben, eingesehen, dass ich keinerlei Hilfe sein würde. Letztendlich wendete sich alles zum Guten, das Geostigma verschwand, der Kampf wurde gewonnen und nun..? Nur zu gern wäre ich ein Vorbild, nur bisher habe ich nichts ohne die Hilfe anderer geschafft. Vorbilder besitzen Stärke, sind erfolgreich…und stürzen ziemlich schnell, zumindest wenn ich dabei an mein Eigenes zurück denke. Wie blind ich damals war.. Kopfschüttelnd sehe ich auf, bemerke erst jetzt, dass ich das leere Glas noch immer in der Linken halte und darauf starre. Wie sehr ich es hasse, ständig in Gedanken zu versinken und dabei alles auszublenden, was um mich herum geschieht. Tifa steht jedenfalls nicht mehr hinterm Tresen, muss wohl zu einem der Gäste gegangen sein. Mit Mühe halte ich mich zurück nachzusehen. „Und..? Was tust du inzwischen?“, beginne ich um meinen kurzen Aussetzer zu übergehen. „Hast du die Anderen mal wieder getroffen?“, setze ich kurz darauf hinzu, während ich mich zum Tresen wende und wie auch der Ältere auf einem der Hocker Platz nehme. Ein kurzer Blick zu diesem verrät mir mehr als ich wissen wollte. Unangenehmer hätte die Situation nicht werden können. Die Bar mitsamt dem Lärm im Rücken, Vincent neben mir, der offensichtlich mitbekommen hatte, wie weit meine Gedanken entfernt waren und nun dessen Schweigen. Einen Moment verkrampfen sich meine Finger um das Glas, lockern sich erst wieder als ich die Stimme direkt neben mir hörte. "Ich wollte nicht lange bleiben... mein Weg führt nach Kalm... Habe einen Job zu erledigen." Insgeheim bin ich dankbar, dass Vincent nichts dazu sagt. Seine Worte sind zwar nicht das wonach ich gefragt hatte, doch sie überbrücken die Stille. Der Inhalt seiner Aussage klingt rastlos, auch wenn er nicht so wirkt.. "Ich habe Yuffie getroffen... sie versucht sich ihre Flugübelkeit abzugewöhnen... mit mäßigem Erfolg..." Meinen Blick wende ich abermals zu ihm als er Yuffie erwähnt. Allein die Vorstellung bringt mich beinahe zum schmunzeln, die zuckenden Mundwinkel meines Gegenübers schaffen es letztendlich. „Wer hätte das gedacht..“, entkommt es mir eher automatisch als ich meinen Blick wieder auf das Glas in meiner Hand richte. Vincents Worte gehen mir nicht aus dem Kopf, werfen Fragen auf. Die Neugier, welche ich nur selten nicht zu unterdrücken weiß, veranlasst mich dazu nachzugeben. „Vincent?“, beginne ich etwas leiser. Etwas frage ich mich seit langem. „Warum..die ganzen Aufträge,..die Jobs?“ Eigentlich klar, dass jeder irgendetwas tun muss, ich ebenso gut wieder Aufträge annehmen könnte.. „Wie..? Ich meine..“ Was wollte ich eigentlich fragen? Wie rechtfertigt man es, das Kämpfen zu brauchen? Wie kommt man mit allem zurecht.. Derzeit weiß ich es selbst nicht so genau. Nur scheint Vincent für einen Moment,…nein, eigentlich schon in der Vergangenheit, einer derer, die es wohl am ehesten verstehen würden. Viel zu viele Fragen drängen sich gerade jetzt unaufhörlich in meine Gedanken und wenn ich es genau nehme, weiß ich dass es auf die meisten keine Antwort gibt. „Ach.., vergiss es.“ Vielleicht ist es doch besser allein damit klar zu kommen, Vincent hat sicher genug Probleme und ihn nun mit Fragen zu löchern liegt mir eigentlich fern.
 

"Cloud... Wenn man sein Leben lang gekämpft hat... dann ist das das einzige was einem Erfüllung bringen kann... Einen Job - ich bräuchte ihn nicht, ein guter Nebenpluspunkt ist das Geld, aber es ist nicht der Hauptgrund..." Ich wusste es. Besser ich hätte nie gefragt. Mit einer Antwort habe ich nicht gerechnet, aber das ist es nicht, was mich verwirrt. Dass Vincent so genau weiß, was ich meine ist es. Die ganze Zeit dachte ich genau das, es nun zu hören, nimmt mir irgendwie den letzten Rest Hoffnung, beweist aber ebenso, dass es nicht nur mir so geht, was mich wiederum erleichtert. Schlussendlich verwirrt es eigentlich nur. In einem sind wir uns also garnicht so unähnlich. „Der Hauptgrund..?“, murmle ich nachdenklich, schüttle jedoch nur einen Moment später den Kopf. „Soll heißen, man erträgt es nur mit der Waffe in der Hand?!“, setze ich kurz darauf mit etwas mehr Nachdruck hinzu, schließe meine Finger fester um das Glas als könne ich mich daran festhalten. Das bedeutet es doch letztendlich. Langsam hebe ich meinen Blick, fixiere Vincent fragend, hoffe, dass er mir irgendetwas anderes sagt und sehe kurz darauf bereits wieder hinab auf die ebene Fläche, auf die ich meine Unterarme gebettet habe. "Ertragen... ? Wenn du es so nennen willst. Ich nenne es anders.“ Okay, vielleicht klingt ‚ertragen’ etwas hart.. aber trifft es das nicht? Ich weiß, dass er seine Aussage weder relativieren noch zurück nehmen wird. "Erfüllung, Erlösung... Das einzige was sich Richtig anfühlt. Oder sagen wir es so, was fühlt sich für dich richtiger an, Cloud... Ein Söldnerjob, oder ein Kurierdienst... ?" Auf der einen Seite fühlt sich allein der Gedanke daran ziemlich bitter an, auf der anderen Seite hat die Erkenntnis, sofern es eine sein soll, etwas an sich, was mich etwas beruhigt. Bisher hat ‚kämpfen’ bedeutet zu helfen, wenigstens ab und zu das Gefühl zu haben in irgendeiner Weise einen Beitrag zu leisten. Weshalb kann ich das nicht auch als einfacher Kurier? Die Aussage lässt mich nachdenklich auf den Tresen starren. Soll es so einfach sein? Nur ein anderer Job, einfach Gegenstände austauschen? Lieferungen gegen die Waffe? „Wo liegt da der Unterschied?“, spreche ich mehr zu mir selbst. Wenn ich zurück denke..als Söldner.. Irgendwie muss ich Vincent Recht geben, es hatte sich richtig angefühlt nur war ich damals von vielen Dingen überzeugt, die ich heute nicht mehr unterstützen würde. Allem voran die Vergangenheit, Erinnerungen, die zum größten Teil eine Lüge waren. An irgendeinem Punkt hatte ich nicht mehr gewollt als mich zu erinnern und mittlerweile bin ich mir nicht einmal mehr so sicher ob ich es noch gut finden soll. Innerlich schüttle ich den Kopf darüber. Sicher ist es besser sich zu erinnern als sich ständig zu belügen. Nur wenn das was Vincent sagt stimmt, tue ich derzeit nichts anderes, oder? Der Gedanke bringt mich dazu einen Moment die Stirn zu runzeln und den Blick etwas zu heben. Die Worte.. vielleicht haben sie mir tatsächlich ein Stück weit die Augen geöffnet, mir etwas gezeigt was ich noch immer nicht wahr haben will. Zumindest weiß ich es derzeit nicht in Worte zu fassen, was ich darüber denken soll. „Warum kann…“ Mitten im Satz unterbreche ich mich als Tifa mit einem vollen Tablett hinter den Tresen tritt. Einen Moment hatte ich tatsächlich vergessen, wo wir uns befinden. Wenigstens kann ich mich nun etwas vom Thema ablenken. „Viel los heute..“,entkam es Tifa gehetzt. „Die Beiden sollten bald schlafen und ihr sitzt hier immer noch rum...“ Etwas Tadelndes liegt in ihrem Blick als sie das Tablett abstellt. „Ich geh schon..“, gebe ich mich geschlagen und schiebe ihr mit einem Nicken das Glas entgegen.
 

Nach dem Gespräch wäre ich lieber allein hinauf gegangen, doch Vincent folgt mir. Was ich befürchtet habe tritt schneller ein als vermutet. Bereits auf der Treppe erhebt er abermals das Wort, weist darauf hin, dass ich vorhin unterbrochen wurde. Automatisch fahre ich mir durch die Haare. Wenn ich ehrlich bin kommt mir das was ich vorhin sagen wollte inzwischen völlig überflüssig vor. „War nicht wichtig..“, murmele ich daher, wobei mein Blick die Stufen sucht und stoppe kurz als ich die oberste erreiche. Die Worte und damit in gewisser Weise auch Unehrlichkeit, lastet fast schon wie Blei auf meinen Schultern. Weshalb auch immer es mir schwer fällt einfach zu reden.. Vielleicht sollte ich mich überwinden. Bin ich es ihm nicht in gewisser Weise schuldig? „Ich..hab mich nur gefragt…“, beginne ich deshalb zögerlich. „…warum man nicht zufrieden sein kann, wenn man doch eigentlich alles hat.“ Die letzten Worte werden gegen Ende immer leiser. Einmal ausgesprochen klingen sie noch banaler als in meinen Gedanken. Kopfschüttelnd wende ich mich ab. „Wie gesagt, nicht wichtig..“

"Gegenfrage, hast du wirklich alles?", erwidert Vincent, kaum dass ich geendet habe. Mitten in der Bewegung stoppe ich. Direkter hätte er nicht fragen können. Ob ich wirklich alles habe.. "Du hast materiell eine solide Basis gefunden, aber das ist es nicht was dir Befriedigung schenkt, Cloud...." Nachdenklich sehe ich zu Boden. Der Job, damit immer etwas zu tun, Freunde.. Auch wenn eigentlich nichts fehlen durfte Befriedigung finde ich keine. „Ich schätze…du hast Recht.“, murmle ich deshalb. Selbst diese knappe Aussage, es einzugestehen, kostet Überwindung. Nur was es letztendlich bedeutet, wie ich an der Situation etwas ändern soll, kann.. Einfach alles aufgeben, was ich mir bis hierher aufgebaut habe? Gut, so viel ist es eigentlich auch nicht. Weshalb dann zweifeln? Wieder einmal bemerke ich, wie viel Schwäche ich mir in solchen Momenten eingestehen muss. Die kühle Fassade hat in der Gegenwart derer die mir etwas bedeuten irgendwann angefangen zu bröckeln. Nur minimal hebe ich meinen Blick, zögere um kurz darauf die roten Augen meines Gegenübers zu suchen. Wie oft habe ich mich gefragt, weshalb Vincent mich versteht, es mich nicht selten verunsichert derart durchschaut zu werden, wo es doch so Viele gibt, die es nicht einmal versuchen. Vieles wirkt einfach, als würde er aus Erfahrung sprechen. „Bist du zufrieden?“ Fragend mustere ich ihn, ebenso etwas zweifelnd. Auch wenn ich mir fast schon sicher bin, dass kaum jemand Vincent wirklich verstehen kann, habe ich doch das Gefühl ab und zu etwas mehr zu erkennen als es andere tun. Momentan wirkt es fast schon egoistisch meine Probleme derart deutlich zu zeigen. Nicht nur die Art wie Vincent spricht, meine Frage wiederholt…auch die kurze Pause, welche folgt, verrät es. Ich hätte wohl genauso reagiert, wenn ich unsicher gewesen wäre. Nur habe ich mit der Frage wohl einen wunden Punkt getroffen und genau das eigentlich nicht erreichen wollen. Auch wenn ich dieses Verhalten nicht das erste Mal an dem Älteren erkenne, gerade deshalb wäre es doch besser gewesen zu schweigen. "Zumindest bin ich zufriedener als du gerade... das Kämpfen fehlt dir." Die Antwort muss ich nicht hören.. Es zu relativieren, widerspricht der direkten Art meines Gegenübers. Dass Vincent seine Erkenntnis ohne Umschweife ausspricht, lenkt mich tatsächlich einen Moment ab. Mit einem knappen Nicken senke ich meinen Blick. Das Kämpfen habe ich eigentlich aufgegeben und nun..weiß ich zugegebenermaßen nicht weiter. Abermals kommen mir die Worte in den Sinn. Nur ‚zufriedener’.. „Und was fehlt dir?“, entkommt es mir noch bevor ich weiter darüber nachdenke. Mir liegt nichts ferner als Vermutungen anzustellen, zumal ich nicht einmal im Ansatz weiß an welcher Stelle ich beginnen würde. Das Gefühl Vincent damit etwas zu nahe zu treten, versuche ich zu übergehen. Die Frage habe ich nun gestellt, daran lässt sich nichts ändern. Auch wenn ich nicht glaube, dass Vincent darauf etwas erwidert oder ich ihm in irgendeiner Weise helfen kann, halte ich meinen Blick dennoch auf ihn gerichtet. Wie sehr ich auch versuche mich zu erinnern, derart deutlich habe ich meinem Gegenüber bisher nie etwas angesehen. Weder Gefühle noch Gedanken..nichts. An der Stelle bereue ich es mehr als zuvor überhaupt gefragt zu haben. "Das möchtest du gar nicht wissen." Vincent legt fest, was er nicht wissen konnte. „Warum nicht?“, murmle ich, leise und überzeugt davon, dass er es nicht mehr gehört haben kann. Hält er mich für derart ignorant oder hofft er nur nicht weiter gefragt zu werden? Ich bin mir sicher, dass letzteres zutrifft, sehe ihm nach um kurz darauf kommentarlos zu folgen. So oft ich mich in Gedanken verliere, einmal mehr habe ich nicht nachgedacht, einfach ausgesprochen was ich jetzt bereue. Mich mit der anstehenden Arbeit abzulenken, etwas Positives darin zu sehen, klingt ganz gut. Doch mir ist klar, dass es nicht funktionieren wird..

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Soviel zum ersten Kapitel..

Ich hoffe es hat euch gefallen. ^^
 

Ich empfehle die story auch aus Vincents POV zu lesen.

Oblivion: Vermilion Red von Joshua

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/109915/250286/



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  --Nyx--
2010-07-11T21:02:52+00:00 11.07.2010 23:02
Auch hier find ich es unverzeihlich, dass noch niemand diese FF kommentiert hat!!!

Deine Art Cloud darzustellen findde ich sehr treffend, diese unsichere Art. Jemand der an sich selbst zweifelt, das bringst du sehr gut rüber. Auch deinen Schreibstil finde ich toll. Ich finde diese FF sehr gelungen, du greifst die Gefühle gut auf, was auch mit deinem Schreibstil und den untergebrachten wirren Gedanken Clouds zusammenhängt. Die Tatsache, das du Cloud iwie mit sich selbst und seinem Leben unzufrieden darstellst ist super... Das soll jetzt nicht heißen, das ich Schadenfroh bin ^^" sondern ich denke bzw. dachte mir sowieso die ganze Zeit, dass er das alles iwie nicht hinter sich lassen kann. Der Anfang der FF hat mir sehr gefallen, das mit dem nicht für zwei Leben usw. denn ich glaube jemand wie Cloud kann sich nicht ganz von der Schuld und allem lösen, so in der Richtung: Zack und Aerith geben mir zwar keine Schuld an Ihrem Tod, dennoch hätte ich sie Retten können, wär ich nicht so schwach gewesen. oder so was in der Art. Ausserdem liebe ich dich dafür, das du nicht so wie die meisten FF´s hier (ich möchte niemanden beleidigen) Cloud so darstehen lässt, als bezeichne er sich selbst als Held. Denn meiner Meinung nach würde Cloud sich niemals als Held bezeichnen und daher findde ich deine erklärung bezüglich seines Verhaltens gegenüber Denzel sehr plausiebel^^ Und nun auch noch mal ein riesen Lob an dich und deine "FF Partnerin" wie ihr es bereits schon gessagt habt, eine FF alleine würde dem ganzen Storykonsept und Cloud und Vincent nicht gerecht werden. Auch hier konnte ich keine Schreibfehler entdecken ^^ ich mag eure beiden FF´s sehr ich finde da stimmt einfach alles (ich könnte euch zwar noch vieles über eure FF´s schreiben, aber ich glaub der Kommi ist eh schon lang genug) Ich fand dieses Kapi sehr schön und ich freue mich schon auf die Fortsetzung ^^ bitte lass mich nicht zu lange warten, ich mag die beiden Charas sehr >.<
So und nochmals sorry fpr meinen langen recht seltsamen Kommi xD

Lg
My_Sanctuary


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