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Durch die Zeiten

oder die Wahrheit dahinter
von

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Prolog

Nicht weinen,“ bat der Jüngere sanft, er strich seinem Geliebten über die Wange. „Alles hat seinen Sinn, das hier sicher auch. Du musst stark sein, wir haben eine Aufgabe, das hat sie gesagt, nur noch nicht jetzt... wir werden uns wiederfinden, wenn die Zeit gekommen ist...“
 

„Ich... ich will nicht, dass du gehst!“
 

Der Blonde lächelte schwach, bevor ein neuerlicher, schwerer Hustenkrampf den vollkommen ausgemergelten Körper schüttelte, der in dem breiten Bett zu versinken drohte. „Es ist nicht so, als würde ich darauf bestehen, dich allein zu lassen,“ erinnerte er den Älteren sanft, wischte sich das Blut weg, das aus seinem Mund gespritzt war.
 

Lange hatte er die Krankheit geheim gehalten, lange war ihm das geglückt, er wusste, sie war nicht heilbar, würde es vielleicht auch nie sein und er hatte nicht gewollt, dass der Ältere sich Sorgen machte, bevor es nicht zwingend nötig war. Kurz nach seiner Erkrankung war er zu einer Wahrsagerin gegangen, hatte sie gefragt, warum er seinen Geliebten so schändlich im Stich lassen musste, in diesen grausamen Zeiten und es war ihre Antwort gewesen, die ihm Ruhe geschenkt hatte. Sie hatte ihm gesagt, dass er sterben würde, dass ihre Seelen sich aber wieder finden würden. Über Raum, Zeit und Rasse hinweg.
 

Ein letztes Mal würden sei sich begegnen, um dann nie wieder getrennt zu werden. Das war alles gewesen, was er wissen musste, denn im Grunde hatte er es als schlechten Witz empfunden, nun zu sterben, wo sie endlich, endlich zusammen gefunden hatten, nach Jahren des umeinander Herumgetanze. Er hatte es aber hingenommen, wie er alles seit seiner frühesten Kindheit hinnahm, mit stoischer Ruhe.
 

Der Blonde wusste, er würde am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen, er spürte, wie die Magie aus seinem Körper floss und selbst, wenn ihm das verborgen geblieben wäre, der verzweifelte Blick seines Geliebten war ihm Auskunft genug. Er rang sich ein weiteres Lächeln ab. „Bitte, mach... mach es nicht schwerer, als es eh schon ist,“ flüsterte er. „ich verspreche dir, wir sehen uns wieder, hab Geduld...“
 

„Weil das auch schon immer meine Stärke war,“ versuchte der Andere unter Tränen zu scherzen. Er war ein Meister der Tränke, was auch beinhaltete, dass er ein hervorragender Heiler war, er wusste, es war nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis diese stechend grünen Augen, die momentan von einem fiebrigen Glanz überzogen waren, sich für immer schließen würden und er würde alleine hier zurückbleiben, in einer Welt voller Hass und Gewalt. Bisher hatte es ihn nie gestört, er hatte immer gekämpft, um sie zu verbessern, aber auf ein Mal kam ihm das alles so sinnlos vor, als habe er nichts erreicht. Er wusste nicht, ob er ab dem nächsten Morgen noch die Kraft aufbringen konnte, seinen Weg fortzusetzen.
 

Kurz schloss der Blonde die Augen, zwang sie dann aber wieder auf. Noch nicht, befahl er seinem geschwächten Körper. Noch wollte er ein paar Momente haben. Er strich mit seinen abgemagerten Finger über die des Anderen, lächelte dann: „Finde doch in der Zwischenzeit eine Heilung,“ schlug er leise vor. „Dann.. bist du beschäftigt, bis...“ Bis auch er irgendwann sterben würde. Was vielleicht noch hundert Jahre dauern konnte, wenn nicht noch länger, er wusste es nicht.
 

„Warum können wir nicht ewig leben?!“, begehrte der Dunkelhaarige auf.
 

„Ewig?“ fragte der Jüngere mit einem schwachen Lächeln. „Was genau ist daran so verführerisch? Würde das Leben dann nicht auch sehr, sehr langweilig werden? Irgendwann würde sich alles nur wiederholen.“
 

„Ich habe noch keinen Elf darüber klagen hören...“
 

„Wir sind keine Elfen,“ erinnerte er den Anderen sanft. „Nur Menschen. Und Menschen müssen irgendwann sterben, es ist...“, er hustete erneut heftig. „So ist es natürlich..“
 

„Ich bin kein Mensch..“
 

Erneut lächelte Godric sanft. „Aber du bist nicht für die Ewigkeit erschaffen,“ gab er sanft zurück. „Auch Veela sterben irgendwann.“ Er fuhr durch die langen, schwarzen Haare, ein Zeichen besonderer Macht in diesem Volk, das sonst nur blonde Wesen hervorbrachte. Er schloss wieder kurz die Augen, dachte an die Wahrsagerin. Die hatte gesagt, dass dieses neue Leben auf verschiedene Weisen verlaufen konnte. Aber dass eines sicher sei – sie würden zu einer sehr langlebigen Rasse gehören, wenn sie zurückkehrten, um beenden zu können, was sie hier begonnen hatten. Um sicher zu stellen, dass die Arbeit hier nicht umsonst gewesen war. Das würde dem Veela sicher gefallen, aber noch sagte er nichts. Er spürte, wie eine Hand über seine Wange strich, dann merkte er, wie schwer es ihm fiel, die Augen wieder zu öffnen. „Bald,“ flüsterte er.
 

„Ich... ich weiß,“ brachte der Andere mit verweinten Augen heraus. Es war für ihn schrecklich mit anzusehen, wie sehr sein Geliebter litt, doch wie immer tat er es ohne eine einzige Beschwerde und mit einem ermutigenden Lächeln im Gesicht. Sanft strich er über die ausgemergelten Züge des einst so lebensfrohen Gesichtes. „Geh,“ flüsterte er dann, strich über die Augen des Anderen. „Quäle dich nicht länger...“
 

Godric lächelte erleichtert und dieses Mal kämpfte er nicht damit, die Augen offen zu behalten. Im Gegenteil, als sie ihm zufielen, ließ er sie geschlossen, er drückte die Hand, die die Seine hielt. „Bis... zu unserem nächsten Leben,“ hauchte er, während das Licht hinter seinen Pupillen sich immer weiter vergrößerte. Und auch, wenn es ihm weh tat, den Anderen zurück zu lassen, schritt er hindurch, ohne zu zögern.
 

In dem Moment erzitterte das Schloss von einem Schrei, der von unendlichem Schmerz und von unerträglicher Einsamkeit sprach. Der Blonde war tot...

Gefangen in einem anderen Körper

Zitternd und weinend kauerte Harry sich in dem Eck zusammen, in das er geflüchtet war, noch immer konnte er das, was er gehört hatte, nicht fassen. Es war unglaublich. Alles , sein gesamtes Leben, eine einzige Lüge? Er merkte, wie ihm Tränen aus den Augen rannen, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr, er lag einfach nur da, die Augen geschlossen, er hob sich kaum von den Schatten um sich herum ab und er war schmal genug, um zwischen der Ritze von Wand und der Ritterrüstung gut versteckt zu sein.
 

Und dabei hatte es so schön angefangen! Endlich, nach grauenvollen Ferien war er wieder nach Hogwarts gekommen, frei von seinen Verwandten und deren Nachstellungen. Er hatte sich gefreut, wieder regelmäßig zu Essen zu bekommen und schlafen zu können, da machte es ihm sogar recht wenig aus, dass er nicht Quiddich spielen durfte, weil das Ministerium seinen Bann noch nicht wieder aufgehoben hatte. Es war ihm sogar ganz recht gewesen, da das Spiel seinen Reiz für Harry schon lange verloren hatte. Es war einzig und allein das Fliegen, das er liebte. Und wie sollte er das tun, nachdem Dumbledore ihm den Besen grundlos weggenommen hatte?
 

Ja, das war der erste Schlag ins Gesicht gewesen, einen Tag nach seiner Rückkehr nach Hogwarts. Dumbledore hatte ihn zu sich gerufen, der Jüngere hatte sich nichts dabei gedacht, im Gegenteil, auch, wenn er dem Weißhaarigen noch böse gewesen war, ihn nicht zu warnen, dass Voldemort ihn manipulieren konnte, hatte er sich eigentlich auf ein Gespräch mit dem Mann, der wie ein Großvater für ihn war, gefreut. Aber es war Alles anders gekommen. Der Direktor hatte ihn angeschrieen, weil er Voldemort noch immer nicht besiegt hatte und er nichts weiter wäre, als ein Freak, selbst für einen Zaubererstandart, mit seinem Getue und seiner aufgesetzten Trauer.
 

Harry war zum ersten Mal in seinem Leben kurz vor einem Mord gestanden. Aufgesetzte Trauer? Er hatte Sirius wie den Vater geliebt, den er nie gehabt hatte! Da war nichts Aufgesetztes gewesen!! Er war immer noch fertig, hatte jede Nacht Alpträume von dem Tag im Ministerium und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sein Leben gegen das seines Paten eintauchen zu können. Offensichtlich war der der einzige Mensch gewesen, der sich wirklich für ihn interessiert hatte.
 

Und dann, einfach so, hatte Dumbledore ihm seinen Besen weggenommen, mit dem Kommentar, dass er den nie wieder sehen würde, dass die Anhänglichkeit an so ein Stück Holz lächerlich sei und Harry es nicht verdient habe, einen Feuerblitz zu besitzen, während die Weasleys kaum etwas besaßen. Er habe sich das Recht, einen Besen zu haben, verspielt, als er Voldemort im Ministerium nicht getötet hatte. Das Nächste, was der Alte ihm wegnehmen wolle, wäre sein Tarnumhang, bei einem einzigen weiteren Versagen, zusammen mit dem Fotoalbum.
 

Nach diesem Gespräch war Harry einfach nur weggerannt, blind vor Tränen und panisch. Er wusste nicht, was geschehen war und was das alles sollte. Er hatte im Ministerium keine Chance gehabt, Irgendwen zu töten, verdammt! Er hatte genug damit zu Tun gehabt, seine Leute am Leben zu erhalten! Er war in den Schlafsaal gestürmt und hatte alles zusammengesucht, was ihm noch etwas bedeutete, denn in diesen wenigen Minuten, in denen Dumbledore ihn angeschrien hatte, hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde gehen, ein für alle mal, sollten die doch sehen, wie sie ihren verfluchten Krieg alleine gewannen! Er würde sich nicht mehr so benutzen lassen!
 

Leise vor sich hin schluchzend war Harry mit seinem fadenscheinigen Rucksack zum Mädchenklo im zweiten Stock gegangen, froh, dass Myrthe ein Mal nicht da gewesen war, er hatte die geheime Tür geöffnet, war dann durch den Gang in die Kammer des Schreckens gelaufen, vorbei an dem toten Basilisken, der still vor sich hinrottete, einen der Gänge entlang, die er im Vorjahr erkundet hatte, bis hin zu der Kammer, in der er sich vor den Ferien so oft versteckt hatte, um den Anderen zu entgehen. Es war eine Art Arbeitszimmer und Harry war sich sicher, dass die anderen Türen zu einem Bad und einem Schlafzimmer gehörten, er hatte sie nie geöffnet.
 

In dem versteckten Zimmer hatte er eine Schublade des Schreibtisches geöffnet, die falsche Bodenplatte herausgenommen und die Karte der Herumtreiber, sein Fotoalbum und seinen Tarnumhang dort versteckt. Er wusste, auf der gesamten Kammer schien ein Zauber zu liegen, der es unmöglich machte, Dinge und Personen zu orten. Nichts und Niemand würde seine Sachen so hier klauen können.

Woher Harry das wusste, war ihm ebenfalls ein Rätsel, aber das Wissen war einfach da, wie selbstverständlich. So, wie er wusste, welche Bücher hier standen und was sie beinhalteten, obwohl er sie nie gelesen hatte. Ein Mal hatte er eines davon heraus genommen und festgestellt, dass es in Altenglisch verfasst gewesen war und viele Andere waren auf Mittelenglisch. Hier war eben seit Jahrhunderten niemand mehr gewesen.
 

In dem Büro war Harry dann geblieben, lange. Es war ihm egal, dass er unter anderem Tränke geschwänzt hatte, er war ohnehin nur noch da gewesen, um sich zu verabschieden und in der Nacht hatte er sich wegschleichen wollen, weg aus dem Schloss, in dem er nicht einen einzigen Freund zu haben schien, irgendwo hin, wo niemand ihn kannte und keine Kamera ihn blitzen würde, zurück in die Muggelwelt, wenn es sein musste. Vielleicht nach Frankreich oder Bulgarien, Russland oder sonst wohin. Da, wo man ihn nicht suchen oder vermuten würde.
 

Nach diesem Entschluss war es ihm besser gegangen und er hatte zurück in den Gryffindorturm gehen wollen, um Ron und Hermine bescheid zu sagen, aber dann war es geschehen, er wusste nicht, wie oder warum, aber auf ein Mal hatte sein gesamter Körper zu ziehen begonnen, bis seine Nase keine zehn Zentimeter mehr von der Erde entfernt gewesen war. Er hatte sich schrecklich erschrocken und sich hektisch umgesehen, aber da war niemand gewesen, keine Menschenseele, nur eine unheimliche Stimme in seinem Kopf, die ihm zugeflüstert hatte, dass alles wieder gut werden würde, eine Stimme, die ihm eigenartig vertraut vorgekommen war, obwohl er sich sicher war, sie nie zuvor gehört zu haben.
 

Besser?!
 

Von wegen!
 

Irgendein verdammter Gryffindorerstklässler hatte ihn gefunden und gedacht, es wäre lustig, ihn durch die gesamte Schule zu jagen, wo Harry hatte feststellen müssen, dass vier Beine für ihn mindestens zwei zu viel waren, vor allem, da das Aufsetzen auf seiner linken Vorderpfote die Hölle gewesen war. Doch dann hatte Harry das rettende Mauseloch, besser gesagt, die alte Rüstung gefunden, hinter deren Beinen er sich verborgen hatte, bis das unmögliche Kind an ihm vorbei gerannt war.
 

Danach hatte er sich auf den Rückweg machen wollen, zu Hermine, die sicher wissen würde, wie man ihm helfen konnte, sie wusste ja nun immer fast alles, doch dann war er stocksteif sitzen geblieben.
 

Da waren sie gewesen, beide, Hermine und Ron, der Rotschopf mit schuldbewusster Mine, seine beste Freundin mit einem Ausdruck, den er zuvor noch nie gesehen hatte und der nur aus Verachtung zu bestehen schien. Sie hatten sich darüber unterhalten, ob es richtig war, was sie mit ihm taten, wobei es zu seiner Überraschung Ron gewesen war, der ihn vehement verteidigt hatte und der dachte, dass es falsch war, was sie taten, Granger aber hatte nur getönt, dass er doch das Geld mindestens so sehr wolle, wie sie und dass sie sicher keine Freundschaft mit einem aufgeblasenen Versager wie Potter bräuchten und dass man ihn, statt zu seinen noch viel zu netten Verwandten in den Ferien lieber nach Askaban bringen solle, wo er ja hingehöre.
 

Mehr hatte er nicht von dem Gespräch mitbekommen, die Beiden waren an ihm vorbei gegangen und Harry hatte sich nicht rühren können, während auch noch die letzten Splitter seiner heilen Welt in sich zusammengebrochen waren.
 

Er? Nach Askaban? Warum? Was für ein Verbrechen hatte er denn begangen, außer dass, am Leben zu sein!? Was hatte er vor allem Hermine je getan? Er hatte nie viel gewollt, nur Freundschaft und Vertrauen, Beides hatte er blind gegeben, immer. Doch offensichtlich an die falschen Leute. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag wünschte er sich, dem Hut nicht so vehement widersprochen zu haben und sich nach Slytherin schicken zu lassen. Vielleicht hätte er es da wirklich besser gehabt.
 

Nun war sein Wunsch zu flüchten noch mal entschieden stärker, als er am Morgen schon gewesen war, allerdings wusste er nicht, wie er in seiner jetzigen Form aus der verdammten Schule, die innerhalb weniger Stunden von einem Zuhause zu seinem Gefängnis geworden war, heraus kommen sollte. Vorsichtig wischte er sich mit einer der pechschwarzen Tatzen seine Augen ab, starrte dann auf die Pfote. War er eine Katze? Gut möglich.
 

Nach einem weiteren, vorsichtigen Blick um die Kurve tapste Harry hinter der Rüstung hervor. Vielleicht war diese Form nicht mal die Schlechteste. Er würde einfach so entkommen können, ohne, dass jemand was merkte. Wer rechnete schon damit, dass eine Katze Harry Potter war? Die Frage, wie er sich zurückverwandeln sollte, stellte er sich noch nicht mal. Wo er nicht mal wusste, wie das passiert war. Er wusste nicht mal, ob er sich zurückverwandeln wollte, er fühlte sich sicher, so, wie ihn niemand erkennen würde.
 

Langsam hinkte Harry schließlich auf seinem angeknacksten Vorderlauf weiter, immer an der Wand entlang, mehrfach liefen Schüler an ihm vorbei, verschwanden aber genauso schnell, es sah praktisch niemand nach unten, wodurch er einer Entdeckung entging.
 

Als Harry es endlich geschafft hatte, die große Halle zu erreichen, war sie fast schon wieder leer, das Abendessen war praktisch vorbei. Nur einige Schüler aus Slytherin saßen noch da und redeten leise, sie gingen meist nur geschlossen vom Tisch, entgegen der anderen Häuser. Bei ihnen merkte man nie, ob sie nun Streit hatten oder nicht. Auch die Lehrer hatten, bis auf Snape und Mc Gonagall die Halle verlassen und die Beide redeten hastig miteinander, die Köpfe zusammengesteckt und manchmal ließ die ältere Dame sich dazu hinreißen, ausholende Bewegungen zu machen. Auch ein Anblick, der mehr als gewöhnungsbedürftig war und würde es Harry nicht so schlecht gehen, er hätte sich vermutlich verraten, weil er das Lachen angefangen hätte. So nutzte er nur die Unaufmerksamkeit der Anderen und schlüpfte aus dem großen Tor.
 

Draußen waren keine Schüler mehr, sie waren wohl alle in ihren Aufenthaltsräumen, um sich über ihre Ferien auszutauschen, welche Reisen sie unternommen hatten und wen sie besucht hatten – etwas, das ihm nie vergönnt gewesen war. Kurz wischte er sich mit der Tatze über seine Augen, dann hinkte er weiter. Ihm war nie aufgefallen, wie weit der Weg zwischen dem Schloss und Hogsmeade war. Was aber auch damit zu tun haben konnte, dass er verdammt nah am Grund entlang schlurfte.
 

Am Ende wusste Harry selbst nicht, wie er es letztendlich geschafft hatte, aber da waren sie, die ersten Häuser. Es war inzwischen dunkel, vermutlich auch schon kurz vor Mitternacht. Da Weasley und Granger seine üblichen Verstecke kannte, konnte er sie nicht benutzen. Er wollte das Risiko nicht eingehen. Na ja, wenigstens sah er einigermaßen scharf. Langsam tapste er weiter, bis zu dem Laden, den die Zwillinge erst vor Kurzem eröffnet hatten. Ob sie wohl auch gegen ihn waren? War auch ihre Freundschaft nur gespielt gewesen? Hatten sie ihn verraten, wie ihr Bruder es getan hatte? Erneut schniefte Harry, torkelte dann um den Laden herum, bis er zum Seiteneingang gelangte, wo einige Kisten herumlagen. Vorsichtig vergewisserte der Grünäugige sich, dass sie auch wirklich leer waren, dann tapste er in eine Kleine, rollte sich zusammen und legte seinen Kopf auf seine Hinterpfoten.
 

War alles nur gespielt gewesen? Hatte Harry irgendwo wirkliche Freunde? Er wusste es nicht mehr. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Dumbledore behandelte ihn, wie einen Verbrecher, seine Freunde waren nicht mehr seine Freunde, sie hatten sich bezahlen lassen und erzählten alles sofort weiter...

Vielleicht konnte er sich irgendwie zu Remus durchschlagen, kam es Harry auf ein Mal in den Sinn. Der Werwolf würde ihn sicher bei sich aufnehmen, vor allem, wenn er nur noch ein Kätzchen war, er würde sicher keine Arbeit machen und es würden auch keine Reporter das Haus überfallen. Denn sonst wusste er wirklich nicht, wohin er sich wenden sollte. Vielleicht konnte der Werwolf ihm auch mit seiner verletzten Pfote helfen. Nur – wo wohnte Remus? Wie sollte er ihn finden? Warum war alles nur so kompliziert?! Moment, hatte Remus nicht mal gesagt, er wohnte etwas außerhalb von York, in einer kleinen Muggelsiedlung? Da konnte er anfangen.
 

Nur – wie lange würde er bis York brauchen? Kurz blickte er auf seine kleinen Füßchen. Etwas sagte ihm, dass es sehr, sehr lange sein würde. Aber was sollte es schon? Es war nicht so, als würde ihn in der Zwischenzeit wirklich jemand vermissen.
 


 

Es war früher Morgen, als Fred verschlafen aus seinem Bett rollte. Er war immer der Zwilling, der zuerst aufstand, um die nötigen Lieferungen in Empfang zu nehmen und sie einzuräumen, denn George war einfach vor zehn Uhr nicht zu gebrauchen, vor allem, wenn er am Abend zuvor mal wieder unterwegs gewesen war, um irgendeinen Kerl aufzureißen. Aber Fred war ja schon dankbar für Kleinigkeiten, immerhin brachte der Andere seine Abenteuer nicht mit nach Hause.

Rasch verschwand der Rotschopf im Bad, befreite sich von seinem Schlafanzug und stieg unter die Dusche. Während er sich einseifte, sah er auf seinen linken Vorderarm, wo der Totenschädel saß, um den sich die Schlange wand. George und er hatten das Mal seit einigen Wochen, seit sie den Laden hatten und keine Gefahr mehr bestand, dass ihre Eltern oder ihre jüngeren Geschwister sie enttarnen konnten. Bill hatte sie zu einem der Treffen mitgebracht, nachdem sie über ein Jahr lang ständig miteinander geredet hatten und der Ältere ihnen erklärt hatte, worum es in diesem Krieg wirklich ging und vor allem, nachdem sie erfahren hatten, was der Direktor wirklich mit dem Jungen machte, dem sie ihren Laden und somit ihr neues Leben zu verdanken hatten.
 

Sie waren entsetzt gewesen, als sie erfahren hatten, dass Dumbledore wusste, wie seine Verwandten den Jungen behandelten. Bill hatte sich geweigert, ins Detail gewesen, aber er war an zwei Stellen grün geworden und hatte die Beiden darauf hingewiesen, wie klapperdürr der Grünäugige zu Beginn jeden Jahres gewesen war. Auch schon davor waren die Beiden misstrauisch geworden, vor allem, als sie gesehen hatten, wie Ron in allen Ferien mit Geld um sich geworfen hatte, dass er angeblich bei Wetten gewonnen hatte und jedes Mal hatten ihre Eltern den Jungen stolz angeblickt. Also wussten sie Bescheid, steckten mit diesem kranken Idioten unter einer Decke. Das war etwas, dass die Beiden nicht ertrugen. Also hatten sie sich entschieden, etwas zu unternehmen, sie hatten sogar die Erlaubnis bekommen, Harry zu schützen, wenn sie ihn überzeugen konnten, die Seiten zu wechseln und sie wussten schon, wie sie das angehen würden, denn da gab es etwas, dass sonst kaum jemand wusste – Sirius Black war am Leben, die ganze Sache mit dem Ministerium war eigentlich nichts weiter gewesen, als der Versuch, den ehemaligen Häftling den Griffeln des Direktors zu entziehen. Und der Animagus hielt es kaum aus, zu wissen, dass er Harry nicht ansprechen durfte, wobei niemand ihm von dem Verdacht der schweren Misshandlung erzählt hatte, sonst hätte wohl nicht mal Voldemort den Mann aufhalten können. Die Zwillinge hatten sich bereits beraten, Harry erst mal einfach zu kidnappen und ihm dann alles zu erklären.
 

Aber dazu mussten sie ihn erst mal in die Finger bekommen, denn dummerweise hatten sie mitbekommen, dass Dumbledore einige neue Gemeinheiten auf Lager hatte, darunter die Tatsache, dass er Harry verboten hatte, nach Hogsmeade zu gehen, aus welchen Gründen auch immer, Fred wusste es, weil seine Eltern sich darüber unterhalten hatten.
 

Rasch stieg Fred in seine Arbeitskleidung, eine einfache Hose und ein dunkles Shirt, da er heute ins Labor musste, um einige Pulver und Tränke zu mischen, die in Kratzbomben und Fieberdrops gemischt werden sollten. Die Zutaten mussten heute vor dem Nebeneingang abgestellt worden sein, ihre Zulieferer waren absolut verlässlich.
 

Also würde er sich an die Arbeit machen, George würde um zehn, wenn er wieder bei sich war und einen Katertrank gehabt hatte, den Laden eröffnen. Auch, wenn es wohl nicht zu viel zu tun geben würde, das meiste würden Eulenbestellungen sein. Unter der Woche war es immer friedlich – bis auf die Post, denn sie hatten es bereits dank des trimagischen Turniers geschafft, sich auch unter den französischen und bulgarischen Schülern einen Namen zu machen, so, dass auch die aus ihrem Sortiment der Scherzartikel orderten. Nun, irgendwo mussten sie ja ihre Umsätze machen, denn sie wollten Harry jeden Knut zurückzahlen, nicht das Geld, das er investiert hatte, sondern das, dass eigentlich ihm gehörte und das ihr lieber Bruder einfach so ausgab und vermutlich auch noch einige andere Leute ihrer Familie. Nein, Korrektur, sie sahen diese Leute nicht mehr als Familie. Wobei... zumindest schien Ron inzwischen ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Vielleicht war er, im Gegensatz zu Ginny, noch nicht unrettbar verloren.
 

Diesen Gedanken noch immer nachhängend, trat er zu dem kleinen Eingang, wo, wie immer, einige Kartons sauber aufgestapelt waren. Mit geübter Hand ritzte er sie, mit Hilfe eines Teppichmessers auf, einfach, weil einige Zutaten schlecht mit Magie reagierten und so unbrauchbar wurden. Er mochte einfach keine Verschwendung. Kurz ging er die Inhalte durch, nickte dann zufrieden und brachte die Dinge in den Schrank, den sie extra dafür an der Tür stehen hatten, er war dem Tränkeschrank in Hogwarts nicht unähnlich, von Innen wesentlich größer, als von Außen, mit speziellen Fächern für gefährlichere Zutaten, oder für Dinge die in einer speziellen Temperatur aufbewahrt werden mussten. Gerade, als er die letzte Kiste leer hatte und die Tür schließen wollte, sah er, wie einer der Kartons sich etwas bewegte und dann wieder liegen blieb.
 

Hö?
 

Verwirrt sah er auf, aber es wehte nicht ein Lüftchen. Es war zwar etwas frisch, wie immer, um diese Jahreszeit, doch absolut windstill. Da! Schon wieder! Es hatte sich schon wieder bewegt! War vielleicht ein Vogel hinein gekrochen, überlegte Fred nachdenklich, bevor er langsam vor dem Ding in die Hocke ging, den Zauberstab vorsichtshalber gezogen. Doch als er rein sah, konnte er nur abwechselnd staunen und seufzen. Da drin lag ein kleines, fusseliges Etwas, dass starke Ähnlichkeiten mit einer Katze hatte, aber keine war. Es war ein junger, kleiner, dürrer, pechschwarzer Panther, der immer noch nicht auf seine Präsenz reagierte.
 

Das passierte leider immer wieder. Irgendwelche Eltern besorgten ihren Blagen exotische Haustiere und wenn sie dann nicht mit ihnen klar kamen, wurden sie ausgesetzt und oft vorher verhext, als Zielscheibe für Flüche benutzt oder sonstiges. Das hier war mit Sicherheit so ein Fall, denn magische Panther waren aufwendige kleine Gefährten, gerade in ihrem ersten Lebensjahr, wo sie ja noch vollkommen auf jemanden angewiesen waren. Aber dafür waren sie später zuverlässige Wegbegleiter, auf die man immer zählen konnte, was mehr war, als man von den meisten anderen Leuten erwarten konnte. Es hieß, nicht mal Hunde wären so treu.
 

Allerdings wusste Fred, dass sie das Kleine hier wohl kaum behalten konnten, sie hatten so viel zu Tun und würden das Kleine oft allein lassen müssen, da sie regelmäßig zu großen Versammlungen gerufen wurden. Aber das arme Ding, das da drin so zitterte, einfach liegen zu lassen, kam auch nicht in Frage, denn Fred sah von hier aus, dass es verletzt sein musste. Das Fell am Rücken fehlte an einigen Stellen einfach und er konnte verkrustetes Blut erkennen. Sicher das Ergebnis eines Schneidezaubers und es war noch relativ frisch, wohl keine Woche alt. Na ja, er würde das Kleine erst mal mit rein nehmen und versorgen, dann konnte er immer noch sehen, was er tun würde.
 

Vorsichtig griff der Rotschopf in den Karton und packte das gerade erwachende Jungtier am Kragen, hob es hoch, als es begann, sich verzweifelt zu wehren. „Ruhig, ganz ruhig, du kleiner Knochensack,“ lächelte er und drückte das Kleine, trotz der nicht zu verachtenden Krallen, an sich, bis es wirklich aufhörte, sich zu wehren und mit heftig klopfendem Herzen in seinen Armen hing, wie ein nasser Lumpen. Fred sah, dass sich dabei mehrere der Wunden wieder geöffnet hatten. „Schon gut, Kleines,“ lächelte er trotzdem. „Ich werde mal sehen, was ich wegen deiner Wunden machen kann, du musst einen wirklich grausamen Vorbesitzer gehabt haben.“
 

Harry erwachte, als er etwas roch, dass immer näher kam und er bekam fast einen Herzinfarkt, als er die riesig wirkende Hand auf sich zukommen sah, er wollte sich wehren, aber er musste feststellen, dass er dazu, nach seinem gestrigen Gewaltmarsch, einfach nicht mehr die Kraft besaß. Noch größer wurde aber der Schock, als er Fred erkannte, eindeutig Fred, der Zwilling hatte einige Sommersprossen mehr unter dem rechten Auge, als sein Bruder. Ein weiteres Mal versuchte er, sich freizukämpfen, aber nach einer Weile sackte er erschöpft in sich zusammen, überrascht, dass der Andere ihn einfach nur hielt und auf ihn einredete, ihn schließlich mit in den Laden nahm und die Tür hinter sich schloss. Da ging er dahin, sein Fluchtweg, stellte Harry fest, streckte hilflos seine linke Pfote aus und maunzte herzerweichend.
 

„Ist ja gut, mein Kleines,“ murmelte Fred und lief schnurstracks in die eher kleine Küche, wo er mit einem Zauber die Dinge zusammensuchte, die er für wichtig hielt, ein Trank gegen Fleischwunden, einen für eventuelle Knochenbrüche, da eine der Pfoten etwas komisch abstand, ein Schälchen und die Milchtüte, in der Hoffnung, dass George sie mal nicht leer gesoffen hatte. Dann packte er das Geschirrtuch von der Wand und legte es auf den Tisch, setzte den Kleinen darauf und nahm ihn genauer in Augenschein. Ja, an mehreren Stellen war das pechschwarze Fell aufgerissen und zeigte teilweise entzündete Wunden und unregelmäßige Schnitte, fast wie Risse. Den Reaktionen und dem Zucken nach waren wohl auch einige Rippen schwer in Mitleidenschaft gezogen und die linke Vorderpfote war gebrochen. Die goldgrünen Augen sahen ihn voller Angst an.
 

„Schhh,“ lächelte der Rotschopf. „Ich will dir wirklich nichts tun, nur dich versorgen. Ich hab eine Schwäche für verletzte Tiere, weißt du? Und sobald du wieder auf den Beinen bist, werde ich schon einen guten Besitzer für dich finden, du scheinst mir nämlich was ganz Besonderes zu sein.“ Während er ruhig weiter redete, öffnete er die Phiole mit dem Trank gegen tiefe Wunden. Was gut für einen Menschen war, sollte für ein Tier nicht gefährlich sein, hoffte er, tunkte einen Watteball in die eklig riechende Flüssigkeit und tupfte über die vielen Schnitte. Er war überrascht, wie still das Tier hielt, es musste wirklich am Ende seiner Kräfte sein, denn dass das Kleine begriff, dass er nur helfen wollte, hielt er für ein großes Gerücht. „So ist es gut,“ sprach er lobend weiter. „Halt schön still, dann geht es auch ganz schnell vorbei. Nur – wie bekomme ich dich dazu, das Zeug für die Knochen zu nehmen? Ach, ich weiß, ich tu einfach ein paar Tropfen in die Milch.“ Er schüttete den letzten Rest Milch – natürlich hatte George sie wieder fast ausgesoffen – auf eine Untertasse, zählte ein paar Tropfen des Trankes ab und schob die Schüssel zu dem immer noch auf dem Handtuch liegenden Fellknäuel, dass ihn aus halb geschlossenen Augen zu beobachten schien. „Na los, du. Trink das, danach wird es dir sicher besser gehen und später besorge ich dir noch mehr, ich verspreche es.“
 

Verwirrt musterte Harry den Anderen, während der sich um seine Wunden kümmerte, das hätte er nicht erwartet. Aber wer wusste, vielleicht würden sie ihn ja als Katze lieber mögen? Er wusste, es bestand die Möglichkeit, dass auch diese Beiden ihn verraten hatten, aber er wollte es erst sicher wissen, bevor er sie verurteilte, denn bisher hatte Fred nichts getan, außer ihm zu helfen. Langsam überwand er den Abstand zwischen sich und dem Schälchen, begann dann, zu trinken, wobei er mehrere Anläufe brauchte, weil seine Zunge nicht so wollte, wie er und er es schwer fand, zu trinken, ohne die Hände zu benutzen, aber dann ging es doch. Und er war überrascht, wie gut die Milch ihm tat, sein Magen rebellierte nicht, wie er es befürchtet hatte. Als er fertig war, sah er Fred kurz an, bevor er sich wieder eng in sich selbst zusammen rollte.
 

„Gut hast du das gemacht,“ lobte Fred leise, hob das Kleine, dass zwar erschrocken auffuhr, aber dieses Mal seine Krallen nicht nutzte, wieder auf seine Arme und lief die Treppe wieder nach Oben, wo er sein Schlafzimmer in Augenschein nahm, bis er etwas fand, das er umwandeln konnte. Zwei Zaubersprüche später war aus dem Koffer für seine persönlichen Sammelstücke, die er vorher in die unterste Schublade seines Nachtkästchens hatte verschwinden lassen, ein bequemes, gepolstertes Körbchen geworden, in das er das kleine Tier setzte, nachdem er es sich noch mal angesehen hatte. „Ein Männchen bist du also,“ stellte er dabei mit sanfter Stimme fest, setzte es auf das Kissen und deckte es dann mit einem fluffigen, dicken Handtuch zu, dass er sogar noch mit einem Wärmezauber besprach. „So, nun hast du es schön bequem und George kann dich im Auge behalten, ich denke nicht, dass du viel rumlaufen wirst, so, wie deine Pfote aussieht, aber im Labor glaube ich, ist es doch zu unsicher für dich. Komm, gehen wir George aus dem Bett werfen.“
 

Wäre Harry in dem Moment menschlich, hätte er vermutlich gelächelt, so aber verkroch er sich nur vollkommen unter dem herrlich warmen Handtuch, dass wie eine dicke Decke um ihn lag und genoss es, zu wissen, dass er wohl relativ sicher war. Im Moment und es war nicht so, als hätte der Andere auch nur einen Verdacht, wer er war. Wenn er wieder gesund war, hatte er sicher bessere Chancen, Remus wieder zu finden, beschloss er. Fred hatte Recht, er sollte nicht so viel rumlaufen, im Moment zumindest.
 

Fred lächelte, als auch das Köpfchen unter dem Handtuch verschwand, nahm den Korb unter den Arm und klopfte, aber als George nicht reagierte, trat er einfach ein und warf seinen Bruder, ohne groß darauf zu achten, ob er diesem weh tat, aus seinem Bett.
 

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Bist du vollkommen übergeschnappt? Was hab ich dir getan?!“
 

Fred merkte, wie der Kleine fast an die Decke ging, strich beruhigend da drüber, wo er vermutete, dass der Kopf war. „Nun, “ gab er daher zurück. „ich dachte, du könntest auch ein Mal in deinem Leben zu einer vernünftigen Zeit aufstehen.“
 

„Es ist... noch nicht mal sieben, du Idiot! Verschwinde, lass mich... was hast du da?“, fragte George neugierig, als er den Korb bemerkte und die Hand seines Bruders, der auf einer kleinen Kugel zu liegen schien.
 

Fred grinste: „Unseren neuen Hausgast, zumindest so lange, bis er wieder einigermaßen gesund ist.“
 

„Och nee... hast du schon wieder eine Eule mit gebrochenem Flügel gefunden?“
 

Fred schüttelte nur den Kopf, stellte das Körbchen vor seinen Bruder und zog das Handtuch kurz von dem kleinen Panther, der mit seinen Vorderpfoten zu versuchen schien, seine Wärmequelle festzuhalten. „Ich habe ihn vor einer viertel Stunde in einem der Kartons gefunden,“ gab er zurück. „Und sieh dir an, wie übel er zugerichtet er ist und wie verängstigt. Ich dachte, wir behalten ihn, bis er wieder gesund ist und sehen dann, ob wir einen Besitzer finden, der sich um ihn kümmert, ich konnte ihn nicht einfach draußen lassen.“
 

„Das konntest du noch nie,“ murmelte George, während er das Kleine ansah, er streichelte sogar kurz den Kopf, bevor sein Bruder das Handtuch wieder über das verängstigte Tier legte. Na, von ihm aus. Es war nicht das erste Vieh, das Fred angeschleppt hatte und es würde kaum das Letzte bleiben. „Muss ich was beachten?“

„Du solltest Milch besorgen und wenn er jammert, gib ihm was, außerdem musst du ein Katzenklo herzaubern und ihn regelmäßig reinsetzen, damit er weiß, wo er sein Geschäft verrichten kann und sei ihm nicht böse, wenn es die ersten paar Mal in die Hose geht. Sonst denke ich, wird er fast nur schlafen, du siehst ja, wie er aussieht und sobald ich mit den Tränken und den Bonbons fertig bin, kümmere ich mich wieder um ihn.“
 

„Kann ich dann noch schlafen?“
 

„Ja, aber vergiss den Kleinen nicht, er kann sich nicht selbst versorgen.“
 

„Ja, ja,“ nuschelte George nur, er stellte das Körbchen neben sein Bett, kroch wieder unter die Decken und schlief einfach wieder ein.
 

Fred lächelte und streichelte das Kleine durch das Handtuch. „George wird sich um dich kümmern,“ versprach er. „Er ist ein Nörgler und ein Morgenmuffel, aber er wird es nicht an dir auslassen. Und wir sehen uns heut Abend...“

Entdeckungen

Hi!
 

Ich werde wieder Sa und Mi posten, wie bei der letzten Geschichte auch, ich weiß, heut ist erst Di, aber da ich morgen nicht da bin, dachte ich mir, poste ich heut schon! Wünsche viel Spaß beim Lesen!
 

Mata ne!
 

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„Bitte! Kommt schon! Wenn ich..!“
 

„Nein!“, wiederholte Rudolphus nur genervt und starrte auf den Mann, den er nie unter den Ihren erwartet hätte, aber wie gesagt – Überraschungen gab es immer wieder und einige davon waren… wirklich groß. So, wie diese. Was ihr Lord sich dabei gedacht hatte, war ihm allerdings bis heute noch vollkommen schleierhaft. Andererseits – hatte der Andere seine Zugehörigkeit auch hervorragend geleugnet und das lange.
 

„Aber...!“
 

„Der Lord hat nein gesagt! Du wirst warten, bis sie ihn hierher bringen!“
 

„Aber wenn ich als Schnuffel mitginge, würde er viel eher...!“
 

Die beiden Lestange-Brüder und sogar Bella verdrehten in milder Verzweiflung die Augen, so, wie Narcissa, die ihr Brötchen wieder auf den Teller gelegt hatte und einen Blick auf den den Lord warf. Ihr Mann war ja noch nicht zurechnungsfähig, er war nachts mal wieder ewig aufgeblieben und hatte immer noch nicht mal die Hälfte seines Kaffees getrunken, die er brauchte, um wieder wach zu wirken.
 

„Sirius, noch mal – wir hatten Mühe genug, deinen Tod glaubhaft zu verkaufen,“ Rabasten noch mal an. „Und nur du schaffst es, eine so leichte Sache so zu verbocken, dass du erst mal drei Monate außer Gefecht bist, weil du dir fast das Genick brichst. In den Ferien hätten wir ihn einfach so holen können, aber ich betone, er befindet sich gerade in Hogwarts! Wie willst du ihn unter Dumbledores Nase klauen?!“
 

„Mir würde...!“
 

„Sirius, lass es, “ knurrte Rastaban ungnädig. „Die Zwillinge kennen jeden Merlin verfluchten Geheimgang, den deine kleine Rotte gekannt hat und noch ein paar mehr! Wenn jemand Potter holen kann, dann die Beiden und du... jag doch in der Zeit deinem Schwanz nach oder hol Stöckchen! Ich bin sicher, die Ratte spielt liebend gern mit dir!“
 

„Die, die ich gerade erst fast tot gebissen habe?“
 

Alle Anwesenden stöhnten, na ja, alle bis auf Lucius, der immer noch mit Tunnelblick in seine Tasse stierte und es vermutlich noch nicht mal mitbekommen hätte, wäre ein Avada an ihm vorbei gedroschen oder hätte ihn gar getroffen.

Es war schwer jemanden zu beschäftigen, der nicht nach draußen durfte und den man in kein Labor setzen konnte, ohne, dass es sich in alle Einzelheiten auflöste und ein paar Leute um sich herum noch ins Koma versetzte oder so und auch Lesen war nicht wirklich die Stärke dieses Black.
 

Dummerweise war niemand von seinen alten Leuten da, um ihn zu beschäftigen. James war gestorben, weil Dumbledore zum falschen Zeitpunkt auf die Idee gekommen war, einen Kontrollbesuch zu machen, Peddigrew lag halbtot im Ministerium, wo er unter Lucius’ Aufsicht in den nächsten Tagen befragt werden sollte und Lupin... noch hatte niemand den Werwolf ausfindig machen können. Obwohl es inzwischen alle versuchten, schon, um sich dass Gemecker nicht anhören zu müssen, oder noch schlimmer, zu einem Übungsduell herausgefordert zu werden.

Denn Black zu besiegen war wirklich verfluchte Schwerstarbeit. Der Mann war nicht umsonst einer der besten Auroren in England und dann einer der gefürchtetsten Schwerstverbrecher seiner Zeit gewesen, wobei Letzteres auch nur eine ‚Nettigkeit’ von Dumbledore gewesen war, für die der Mann ihm noch zutiefst zu danken gedachte.
 

Sirius war ohnehin stinksauer mit dem Alten, auch, wenn er es sich nie hatte anmerken lassen, für das, was der mit Harry getan, für das, was er dem Jungen erzählt hatte. Dafür, dass der ihn ausnutzte und zu einer der vielen Schachfiguren auf seinem Feld gemacht hatte, kaum, dass er das zarte Alter von zwei Jahren erreicht hatte, dafür, dass der Alte ihm das Kind weggenommen hatte, dass er liebte, als wäre es sein Eigenes, für das er die Verantwortung hätte haben sollen! Doch was tat dieses Arschloch!? Beschuldigte ihn am Mord an einem seiner beiden besten Freunde!
 

„Und was soll ich dann den gesamten Tag machen?“, jammerte Sirius, in der Hoffnung, dass die Anderen doch noch nachgeben würden. Er wollte doch wirklich nur Harry aus der Schusslinie holen, in der der Junge viel zu lange gestanden hatte. Noch jetzt klang ihm der Schrei nach, den sein Patensohn von sich gegeben hatte, als er gefallen war und er hatte ihm nicht mal sagen können, dass Alles in Ordnung kommen würde...
 

„Lesen, “ kam es von Narcissa zurück.
 

„Schwimmen, “ schlug Rastaban vor.
 

„Reiten, “ kam es von Rudolphus.
 

„Und danach?! Das ist was für die erste Stunde, und dann?!“
 

„Du wirst heute mit mir mitkommen,“ ertönte in dem Moment eine ruhige Stimme von der Tür aus und Tom trat ein, händigte dem Älteren der beiden Blacks eine schwarze Kutte und eine weiße Maske aus.
 

„Was hast du nun schon wieder vor?“, fragte Sirius, nahm die Sachen aber an.
 

„Nachforschungen,“ gab Tom mit unlesbarem, kaltem Gesicht zurück. Was ihn so sauer gemacht hatte, war nicht zu erraten, aber es passierte in letzter Zeit immer häufiger. Sie alle waren inzwischen einfach nur noch dankbar dafür, dass der Andere nicht zu unüberlegten Dummheiten neigte, das ersparte ihnen vermutlich längere Besuche in Askaban. Allerdings fielen im Moment auch die Strafen für Versagen recht hoch aus. Etwas war mit ihrem Anführer, irgendeine dicke Laus war ihm übers Fell gekrochen und hatte sich da festgesaugt. Und es war nicht Potter. Der Andere sah den Jungen nicht als Hindernis, höchstens als Ärgernis, er hätte ihn schon so oft töten können, doch er hatte es nicht getan, einfach, weil er sich weigerte, Kinder zu töten oder in Kriege mit herein zu ziehen.
 

„Und wo?“
 

„Das wirst du dann sehen, du wirst mir mit Lucius und Rastaban den Rücken frei halten.“
 

Sirius nickte. Immer noch besser, als zum Nichts tun verdammt zu sein, entschied er und zog sich die Robe über, während auch Lucius endlich seinen Kaffee leerte und sich von einer Hauselfe seine eigene, schwarze Robe bringen ließ. „Gehen wir...“
 


 


 


 

Etwa drei Stunden nach dem ersten, aggressiven Angriff auf seine Person rollte George sich doch aus dem Bett, griff blind auf seinen Nachtschrank, erleichtert, als er die Phiole unter seinen Fingern spürte. Schnell schluckte er den Inhalt und merkte, wie sein Kopf sich klärte, sah aber dann auf den Zettel daneben. ‚Verdient hast du es nicht – wehe, du versorgst den Kleinen nicht.’ Ja, ein liebender Zwilling war doch immer wieder was Tolles...
 

Na ja, es wurde Zeit, den Tag zu beginnen, schloss George und stolperte ins Bad, duschte sich zog sich an und kämmte sich die Haare, erst dann trat er zu dem Körbchen neben seinem Bett und hob das Handtuch, woraufhin das Kleine zu versuchen schien, sich tiefer in die Kissen zu drücken, während die goldenen, etwas grünlich schimmernden Augen ihn ängstlich ansahen. Dem Rotschopf drängte sich spontan die Frage auf, wer zum Henker so was Kostbares wegwarf, wie Müll, aber er musste diese Leute nicht verstehen. Er streichelte das verängstigte Tierchen sanft zwischen den eng am Kopf angelegten Ohren. „Also, gehen wir runter,“ murmelte er, legte das Handtuch so auf das Tier, dass der Kopf heraus sah. „Und dann verwandle ich dir ein Katzenklo, wir wollen ja nicht, dass du dir deine Kissen dreckig machst, nicht wahr?“
 

Kissen dreckig machen?! Was fiel George eigentlich ein? Dachte der etwa, er wäre nicht stubenrein?! Schmollend verschwand Harry wieder unter dem herrlich warmen Handtuch, um noch etwas weiter zu dösen und seine Pläne weiter auszuarbeiten.
 

George grinste nur über das seltsame Verhalten und trat in die Küche, wo er frustriert feststellte, dass die Milch leer war. Na toll, er liebte sein Leben. Grummelig lief er in den Keller, um die Nächste zu holen, einkaufen wollte er wirklich erst heut Nachmittag, wenn er sich durch die Post gekämpft hatte. Während Georges Kaffee kochte, briet er sich auch noch einige Scheiben Speck an und transfigurierte eine hässliche Tasse, ein Einzugsgeschenk ihrer Mutter, in ein Katzenklo. Das Körbchen mit Freds neuester Errungenschaft stand auf dem Tisch.
 

Harry musste innerliche grinsen, als er sah, wie George sich auf ein Mal umdrehte und zu fluchen begann, in der Zeit war der Teller mit dem Speckstreifen, die so verlockend dufteten, unbewacht. Irgendwie schaffte er es, aus dem Körbchen zu kullern, setzte sich dann an den Tellerrand und begann auf einer der duftenden Scheiben herumzubeißen. Er merkte nicht, dass dann zwei Leute ihn beobachteten, er war nur froh, dass George wohl etwas vergessen haben musste, dass er erst suchen musste. Als Harry schließlich zwei der Scheibchen verdrückt hatte, leckte er sich über die Tatze und wollte sich zurück in sein Körbchen kämpfen, erstarrte aber, als er die beiden praktisch identischen Gesichter sah, die sich beide an je eine Seite des Türrahmens zu lehnen schienen und grinsten. „Miau...?“ Würde es jetzt Ärger geben...?
 

„Also, sag mir was du willst, Brüderlein, du hast ihn schon verdorben!“, grinste George.
 

Fred, immer noch in seinem Laborkittel, lachte nur gutmütig und hob das kleine Ding hoch, setzte es erst ins Katzenklo, dann wieder in das Körbchen. „So ein Unsinn, er es eben ein Leckermäulchen, “ stellte der andere Rotschopf fest und kraulte den Kleinen, bevor er ihn wieder zudeckte. „Außerdem hab ich dich gewarnt, dass du ihn im Auge behalten musst, also gib nicht ihm die Schuld!“ Er legte das Handtuch wieder über den Kleinen, küsste ihn dann sanft. „Und jetzt mach dich an deine Arbeit und hol mich nicht mehr von Meiner weg, sonst kannst DU die Kotzpastillen machen!“
 

„Ich?“, fragte George lachend. „Hältst du das für klug? Ich mein, die Leute sollen sich nur übergeben, nicht tot umkippen!“
 

„Darum mache ich es ja, aber dann musst du dich um den Kleinen kümmern! Es ist wirklich nicht so, als würde er so viel Arbeit machen! Und heut Mittag betupf seine Wunden noch mal mit dem Wundtrank, damit die Schnitte sich schließen. Danach kann ich ihm einen Trank geben, der das Fell besser nachwachsen lässt.“

George nickte ergeben und klammerte sich den Korb unter den Arm, lief zurück zu dem kleinen Büro und öffnete das Fenster, so, dass die Eulen hinein fliegen und sich setzen konnten, bis ihre Bestellungen fertig waren. Jedes der Tiere trug eine kleine Tasche mit der Bestellung und dem Geld am Bein.
 

Neugierig beobachtete Harry von seinem Körbchen aus, wie die Eulen landeten und tatsächlich eine nach der Anderen vor traten, George ihr Bein mit dem Beutel hinhielten und dann warteten, bis der Andere die Bestellung zusammengesucht, geschrumpft und das Geld abgezählt hatte. Dann verpackte der Rotschopf alles wieder in den kleinen Beuteln und schickte die jeweilige Eule wieder nach draußen.
 

Eine von ihnen verlor eine Feder, direkt über Harrys Körbchen und es musste irgendwas mit seinen neuen Katzeninstinkten zu tun haben, dass er sofort begann, mit der Feder zu spielen und sie zu zerrupfen, sehr zum Vergnügen des Zwillings, der prompt noch eine Eule einer dieses Mal längeren Feder erleichterte und begann, sie vor Harrys Nase hin und her zu wedeln. Was der natürlich sofort als Spielaufforderung verstand und versuchte, danach zu schnappen, so, dass er aus dem Körbchen und über einige der Briefe kullerte, er japste auf, als er über seine kaputte Pfote rollte, sah George böse an und jaulte auf.
 

Der Rotschopf lachte nur leise und streichelte über das Köpfchen des Kleinen, der ihn so drollig ansah, als habe er ihm die Feder absichtlich in den Weg geworfen. Als habe er nichts Besseres zu tun. Aber es war so unglaublich süß. Sanft strich er über die Pfote, die der Kleine hochhielt. „Weißt du, du bist ein lustiger kleiner Geselle, “ stellte er fest. „Und ich habe gerade eine Idee, wer für dich ein geeigneter Herr sein könnte, “ fügte er an. „Er ist schrecklich knurrig und schlecht gelaunt im Moment und könnte so was Süßes wie dich sicher brauchen! Ja, du bist perfekt! Und ein Geburtstagsgeschenk! Mit einer schönen Schleife um den Hals, ja, das ist es!“, lachte George ausgelassen.
 

‚Snape?!’, war Harrys erster, entsetzter Gedanke. Nein! Bloß nicht! Nicht Snape, nicht zurück nach Hogwarts, wo es ihn so viel Mühe gekostet hatte, abzuhauen! Mal ganz davon zu Schweigen, dass er nicht als Zutat in irgendeinem verdammten Trank enden wollte! Doch noch bevor er etwas sagen, besser gesagt, sich maunzend beschweren konnte, fühlte er die Finger die wieder begannen, ihn zwischen den Ohren zu kraulen, woraufhin alle anderen Gedanken erst mal nebensächlich wurden. Er konnte immer noch abhauen sollte er tatsächlich bei dieser Unperson landen, beschloss Harry.
 

Wobei, wenn er genauer darüber nachdachte, er fand Snape nicht sooooooooo schlimm, im Gegenteil, eigentlich konnte er dessen permanent schlechte Laune sogar verstehen, wenn man bedachte, wie dumm sich einige Leute anstellen, ihn selbst mit eingeschlossen, auch, wenn er wusste, dass er es absichtlich tat. Denn das Letzte, was er wollte, war schon immer auffallen gewesen. Und was wäre mehr aufgefallen zu der verdammten Junge-der-lebt-Manie, wenn er auch noch gern lesen würde und nur gute Noten hätte? Nein, das hätte ihm alles nur noch schwerer gemacht...
 

Nur wollte Harry nicht in die Schule zurück, überall, nur nicht nach Hogwarts...
 

Doch dann verdrängte Harry den Gedanken und beobachtete, die George sich wieder den Briefen zuwandte. Eine der Eulen erhob sich, verlor dabei eine der Daunenfedern. Und der Kleine sprang nur zu gern darauf an, schlug mit seiner gesunden Pfote darauf herum und biss auf den hauchdünnen Kiel, bis nicht mehr viel mehr über war, als etwas Gekräusel. Der Grünäugige wusste, wie kindisch das war, doch es machte ihm unendlichen Spaß. Das war vermutlich nichts weiter, als der Katzenjagdtrieb, kam es ihm und er machte weiter.
 

Bis auf ein mal eine größere Feder genau zwischen seinen Pfoten auftauchte. Hastig wollte er sie packen, aber schon war sie weg, etwas höher. He! Nicht so und nicht mit ihm! Er patschte nach der bösen, flüchtigen Feder, aber die wollte sich nicht fangen und kaputt machen lassen! So eine Frechheit! Das durfte doch wohl nicht sein! Wieder setzte er der Feder nach, dieses Mal mit seinem gesamten Körper, er umklammerte den Gegenstand nun mit beiden Vorderpfoten, aber schon entkam das Ding seinem Griff wieder.
 

Erst jetzt kam Harry mal auf die Idee, sich das Umfeld genauer festzustellen und sah George, der nur hämisch zu grinsen schien, die Feder fest in der Hand. Na, von wegen! Mit einem kleinen, wohl dosierten Sprung erreichte er die Kidnapperhand, biss in Georges Daumen, der überrascht aufjapste, packte die Feder am Kiel und schaffte es sogar, mehr oder weniger elegant, in seinem Körbchen zu landen, aber egal! Er hatte seine Beute! Zwischen den Zähnen und nun umklammerte er sie mit Vorder- und Hinterpfoten.
 

George beobachtete das junge Tier verdattert, während er gleichzeitig beobachtete, wie ein kleiner Tropfen Blut von seinem Finger rann. So ein intelligenter kleiner Intrigant war ihm auch noch nicht untergekommen. Unfreiwillig musste er am Ende sogar lachen. „Okay, ich gebe auf... du hast gewonnen, es gehört jetzt dir...“
 

‚Na also,’ dachte Harry nur zufrieden und kaute gemütlich auf dem Kiel herum, während das Handtuch sich wieder über ihn legte und kurz danach war er auch schon eingeschlafen, die Feder vorsichtshalber unter sich begraben. Nicht, dass man einen weiteren Versuch unternehmen würde, seinen schwer eroberten Schatz zu rauben!
 

George grinste nur und schickte auch noch die letzten Eulen weg und heilte die kleine aber nicht zu verachtende Wunde, bevor er in Richtung Labor ging, das Körbchen ließ er vor dem Kamin in ihrem kleinen Wohnzimmer stehen.
 


 


 


 

„Was genau suchen wir hier?“, fragte Sirius etwas irritiert, als sie das uralte Schloss betraten. „Und noch besser, wo bei allen Dementoren IST hier?“
 

Tom rieb sich die Stirn. „Es ist etwas, das mir gehört... gehört hat, in einem anderen Leben, aber da ich immer noch durch die Sicherheitsvorkehrungen komme, gehe ich mal davon aus, dass es mir immer noch gehört.“
 

„Es ist ein Schloss, ja, das hab ich auch gemerkt, aber wie heißt es?!“
 

Sanft strich Tom über eine aufwendige Statue. „Slytherin Manor,“ gab er leise zurück.
 

„Sly... oh bei Merlin,“ murmelte Sirius, bevor er seinen Zauberstab schwang und erst mal den Staub verschwinden ließ. Das hier sollte Slytherin Manor sein und...? Moment mal! „Was meinst du mit dir mal gehört?!“
 

Der Angesprochene strich weiter über den Kopf der marmornen Schlange. „Etwas, das mir wieder eingefallen ist,“ gab er zurück. „Ich wusste es, bevor... die Potters gestorben sind,“ erklärte er ausweichend. „Aber der Rückschlag vom Avada hat mein Gedächtnis stark beeinflusst, es ist mir erst vor einigen Tagen wieder eingefallen.“
 

„Bist du Slytherins Nachkomme?“, versuchte Sirius diesem Gebrabbel einen Sinn zu geben. Er kannte den Anderen schon seit einer Weile, aber manchmal hatte Tom Anwandlungen, bei denen er das Bedürfnis verspürte, sich an eine Wand zu stellen und mit dem Kopf gegen selbige zu schlagen.
 

„Ich dachte, das hätten wir alle schon festgestellt,“ gab Tom nur zurück, während er langsam durch die Hallen schritt. Auch, wenn er schon vorher gewusst hatte, dass dieses Schloss existierte, hatte er einfach nur vergessen, hierher zu kommen, er sah das Anwesen auch das erste Mal und doch wusste er, wie im Schlaf, wohin er gehen musste. Was er wo finden würde.
 

„Und was genau tun wir hier?“, fragte Sirius erneut, ein Gespräch aufzubauen.
 

„Einige Dinge finden.“
 

„Welche?“
 

„Bücher und Gegenstände.“
 

Nein, Tom legte keinerlei Wert auf nette Konversation, stellte Sirius nur fest und folgte dem Anderen, während seine Gedanken wieder um Remus und Harry kreisten. Sein bester Freund, der nun sicher wieder mal alleine war und mit seiner Lykantrophie und seinem Arbeitsproblem kämpfte. Harry, der von fast Jedem nur ausgenutzt und verraten worden war und den er nicht kontaktieren durfte, weil er zu gut bewacht war. Also beschränkte er sich darauf, Tom einfach zu folgen.
 

Der lief langsam die seltsam vertrauten Gänge entlang, immer wieder blitzten Erinnerungen auf, die er nicht zuordnen oder greifen konnte, bevor sie wieder in den Tiefen seines Geistes verschwanden. Er war froh, dass Sirius endlich begriffen hatte und ihn nicht weiter zutextete, sondern ihm nur noch, wohl in seine eigenen Gedanken vertieft, folgte.
 

So gelangte Tom schließlich in die Bibliothek. Seine Eigene war nicht zu verachten, aber das hier war der Wahnsinn! Bücher und Pergamentrollen stapelten sich bis zu der Decke, den gesamten Raum entlang und auf einzelnen Regalen, die sich überall durch die Gänge zogen. Mehrere Leitern waren verteilt, um auch an die mehr als sechs Mann hohe Decke zu gelangen. Rasch suchte Tom die Liste heraus. „Bitte, das sind die Bücher die ich brauche, sie sind irgendwo hier. Bis später, ich muss noch was Anderes suchen.“
 

„Aber...!“ Doch schon war Tom einfach verschwunden und hatte Sirius hier stehen lassen, einfach so und umgeben von Büchern. Das wäre ein Job für Remus, aber doch nicht für ihn! Na ja, es sah nicht aus, als würde er eine Wahl haben. Also machte er sich an die Arbeit...
 

Tom hingegen lief weiter, zu einem Kamin, den er lange ansah, bevor er seine Finger über die Muster gleiten ließ und dann auf eines der Ornamente drückte. Sofort schwang eine kleine Tür auf und gab den Weg zu einer schmalen, recht steilen Treppe frei, eine Abkürzung, ein Geheimgang zu dem Teil des Schlosses, in den er allein gehen wollte. Ohne Jemanden, der ihn nervte oder der immer genau im falschen Augenblick etwas zu sagen verstand.
 

Langsam stieg Tom die Treppe herab und folgte dem Gang, blind, nur geleitet von dieser traumartigen Erinnerung, die ihn schließlich auch zum Ausgang brachte, hinter einer weiteren, langen Treppe.
 

Dieses Mal betrat Tom ein Privatzimmer. Mit einem Zauber ließ er den Staub verschwinden, erst dann sah er sich um. Ein Schlafzimmer. Mit einem breiten, großen Bett, dass den Raum dominierte. Die eher dunklen Vorhänge waren zugezogen. Tom wusste, was er sehen würde, wenn das Licht dann aber durch das Zimmer fluten würde. Statt seinen Zauberstab zu nutzen, trat er zum Fenster, wie um etwas Zeit zu schinden, und zog den dicken, dunklen Vorhang selbst zurück.

Erst dann wandte er sich wieder um, nun, wo es heller war, sah er, was er noch schwach in Erinnerung hatte. Die Leiche im Bett, nein, eigentlich war es kaum mehr, als ein Skelett, an dem noch eine halb zerfallene Robe hing. Um eines der knochigen Handgelenke lag ein wunderschönes silbernes Band in Form einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss, ihre Augen waren Smaragde. Ein identisches Band hielt der Tote noch in der Hand, nur hatte die Schlange dort purpurne Augen. In der Anderen lag noch ein Dolch, der ihm vertraut war, wie kein Zweiter. Er hatte ihn oft in seinen Träumen gesehen und er wusste, wo er hin gehörte. Sanft nahm er die Waffe an sich, ließ sie in seinen Gürtel gleiten. Auch die beiden Bänder nahm er, nach einem kurzen Moment an sich, auch, wenn er nicht wusste, was er damit tun sollte. Er liebte niemanden. Und hatte es noch nie getan. Das waren magische Bänder, die Liebende nutzten, aber er wollte sie trotzdem bei sich haben. Und obwohl er selbst sie eigentlich das erste Mal sah, fühlten sie sich so vertraut an...
 

Lange betrachtete er das Skelett, bevor er es schließlich doch verschwinden ließ, mit einem Zauber brachte er die Leiche unter die Erde und ließ auch die Laken mit dem getrockneten Blut darauf verschwinden. Der Raum und auch die Anderen waren geschmackvoll eingerichtet und überall zeugten Spuren davon, dass der ursprüngliche Bewohner hier nicht allein gelebt hatte.
 

Als wäre der ursprüngliche Bewohner nur gerade eben weggegangen lag ein Hemd über einem Stuhl in dem Raum, der wohl mal als Wohnzimmer gedient hatte, eine Tasse, in der etwas eingetrocknet zu sein schien, mehrere Phiolen von Heiltränken standen ebenfalls da, aber auch ihr Inhalt war unbrauchbar und zu einer dicken, trockenen Masse zusammengeschrumpft.
 

An der Wand über dem Kamin hing ein Bild. Zwei Männer, einer saß, einer stand. Der Dunkelhaarige hatte seine Hand auf der Schulter des sitzenden Blonden, auf dessen Schoß auch ein Buch lag, aber der Blick war auf den Anderen gerichtet, er lächelte etwas und Beide trugen um die Handgelenke die Reifen, die Tom aus dem Schlafzimmer hatte. Sie sahen auf diesem Bild so glücklich aus und doch hatte der Dunkelhaarige sich umgebracht, allein, die Leiche war nie entdeckt worden.

Tom erinnerte sich an einige Dinge, aber noch lange nicht wieder an Alles, das hatte er nicht mal vor dem Unfall bei den Potters getan. Wenn man ihn bezahlen würde, er hatte keine Ahnung, was ihn an dem Tag dorthin getrieben hatte, nur, dass er Dumbledore in die Quere gekommen war. Dumm nur, dass Tom wusste, dass das, was er vergessen hatte, essentiell war und er es schnell wieder in Erfahrung bringen sollte.
 

Darum war er heute hierher gekommen. Sirius war fast schon eher ein Hindernis, aber den hatte er ja in der Bibliothek gut beschäftigt. Denn das, was er wirklich brauchte, würde er nur hier finden und dabei wollte er alles, aber sicher keine Zeugen. Das hier war auch so schon schwer genug.
 

Er war eben nicht gefühllos oder kalt, auch, wenn er oft gern so tat, weil es die Dinge vereinfachte. Er war ein Anführer, er musste so wirken, um Anderen Stärke zu zeigen und zu geben. Schwäche konnte er sich sicher nicht erlauben.

Ruhig wandte Tom sich um und lief weiter, hin zu einer Vase, die auf einem Podest stand. Es war ein wirklich schönes und altes Stück, auf ihr bewegten sich Bilder immer wieder hin und her. Sie erzählten eine Geschichte, die für ihn momentan einfach noch keinen Sinn ergab, aber er war sich sicher, auch das würde er noch herausfinden. Wieder war da so ein seltsames Gefühl, der Schatten einer Erinnerung, die einfach keine Form annehmen wollte, aber die brachte ihn dazu, die Vase von dem Podest zu heben und genauer zu untersuchen. Ja, da war etwas. Ein Stück Pergament, das er vorsichtig heraus holte, bevor er es auseinander faltete. Es war in Parsel geschrieben und ein Trankrezept gegen eine immer noch fast immer tödlich verlaufende Krankheit, die extrem aggressiv war und täuschend schleichend begann. Terunadorie, sie griff den magischen Kern einer Person an und brachte dann die Organe zum Versagen. Was genau der Auslöser war, wusste man bis heute nicht, aber auffällig war, dass nur Männer sie bekamen und dann auch nur die, die extrem stark waren. Als wäre der Körper nicht in der Lage, den magischen Kern zu beherbergen. Das gab es auch harmloser und trat oft bei Kindern beiden Geschlechts auf, die ihre Magie nicht oft genug benutzten, war aber heilbar.
 

„Interessant,“ murmelte Tom, steckte das Rezept weg, in seine Brusttasche. Warum war es hier versteckt? Warum nicht veröffentlicht? Er verstand es wirklich nicht, aber gut, er würde es Severus geben und sehen, was der daraus machen konnte und würde. Das beschäftigte den Mann etwas und lenkte ihn ab, vielleicht wurde er dann erträglicher. Nur war das nicht, was er eigentlich gesucht hatte.

Langsam sah Tom sich um, wartete auf eine weitere Eingebung und strich mit der Hand sanft über die alten, angegriffenen Möbel. Bei dem Sessel angekommen setzte er sich, bevor ihm etwas kam. Er selbst hatte schon immer Tagebuch geführt und wenn jemand plötzlich herein kam... rasch beugte er sich vor, so, dass er zwischen den schmalen Spalt von Möbel und Boden fassen konnte, wo er tatsächlich ein Buch zu fassen bekam. Es sah wohl so aus, als würde man einige Gewohnheiten nie ablegen. Er sah auf das uralte Schriftstück und sprach einen Zauber, so, dass die Seiten nicht brechen würden, wenn er sie aufschlug.
 

Aber das tat er nicht, das musste warten, das wollte er in Ruhe tun, bei einem Glas Wein und mit einem Feuer im Kamin bei seinem Zimmer. Er hielt das Tagebuch fest an sich gedrückt und erhob sich, er wusste, es war sinnlos, heute weiter zu suchen, sein Gefühl sagte ihm, dass er sonst nichts mehr finden würde, dazu brauchte er mehr Erinnerungen. Vielleicht würde er die in einigen Stunden auch haben, wenn er das Buch zu lesen beginnen würde.
 

Nach diesem Entschluss machte Tom sich wieder auf den Rückweg, durch denselben Geheimgang, den er heute schon ein Mal genutzt hatte, zurück in die Bibliothek, wo er mit unflätigen Flüchen empfangen wurde. Warum war nicht schwer zu erraten. Sirius lag auf dem Rücken wie ein Insekt, er war offensichtlich von einer der Leitern gefallen und um ihn herum lagen Bücher. Irgendwie war der Anblick durchaus auch zum Lachen. Nur hatte er dazu gerade keine Lust. Stattdessen half er Sirius auf und machte sich auf den Rückweg.

Blonder Besuch

„Nein, er war nicht im Unterricht,“ wiederholte Minerva ruhig. Sie saß in ihrem üblichen Stuhl im Büro des Direktors, neben ihr hatte Severus Platz genommen und auch Sybil und Hagrid waren da. Es ging – wieder ein Mal – um Harry Potter.
 

Minerva mochte den Jungen, aber manchmal regte er sie irgendwie auf. Er war wie sein Vater und schien Ärger magisch anzuziehen. Er war wirklich ein gutes Kind, aber manchmal schien ihm sein Ruhm doch zu Kopfe zu steigen. Heute zum Beispiel hatte er einfach geschwänzt! Ohne Grund oder sonst was! Nicht nur das, dazu kam noch, dass Albus das als Grund zu sehen schien, ihnen allen das Abendessen vorzuenthalten. Warum ließ er den Jungen nicht einfach einen Tag schmollen und nahm ihn sich dann am nächsten Tag zur Brust? Es ging sicher wieder um die leidige Angelegenheit, wo er die Ferien zu verbringen hatte, denn der Direktor hatte gesagt, dass er Harry gestern mitgeteilt habe, dass er zu Weihnachten zu seinen Verwandten zu gehen habe.
 

Albus schloss kurz die Augen. Er war stinksauer. Hatte er nicht klipp und klar zum Ausdruck gebracht, was den Bengel erwarten würde, wenn der sich nicht künftig an jedes verdammte Wort halten würde, was er sagen würde?! Na, wenn er den kleinen Bastard zwischen seine Finger bekommen würde, sollte der sich warm, sehr warm anziehen! Dann würde es Ärger setzen! Aber so richtig! Er sah zu Severus, der mit seiner üblichen, kalten Mine da saß. Was er dachte, war unmöglich auch nur zu erkennen. „Hast du ihn gesehen?“
 

„Nein,“ gab Severus nur knapp und eisig zurück. Oh, wie er diesen Mann hasste, der vor allen so tat als wäre er der wohlwollende Großvater, der nur das Beste für seine Schützlinge wollte. Von Wegen! Er selbst ertrug es immer weniger, seine Rolle zu spielen, aber er hielt eisern durch. Nicht für sich, sondern für das, an das er einmal geglaubt, für das er gekämpft hatte. Warum er es inzwischen machte, wusste er nicht. Vielleicht, damit es niemandem mehr so erging, wie ihm, seiner damaligen Geliebten und seinen Freunden.
 

„Wo bitte soll er sein?! Ich habe ihn überall gesucht, die Geister und Gemälde versuchen, ihn zu finden und niemand will ihn gesehen haben! Seit gestern Nachmittag!!“
 

Der Tränkemeister hob nur eine Augenbraue, der Ausbruch beeindruckte ihn nur wenig. Potter war so eine Sache. Er hasste den Jungen nicht, er hatte in dessen viertem Schuljahr begriffen, dass der Junge nur eine Maske trug, so, wie er auch und das der fröhliche, abenteuerlustige Junge, der das Ebenbild seines bekloppten Vaters war, nur eine Illusion war, die von allen erwartet wurde. Sein wahres Gesicht hatte Potter vermutlich nur ein Mal gezeigt, als er den Direktor angeschrien und ihm die Schuld an Blacks Tod gegeben hatte. Tscha – wenn der nur wirklich Geschichte sein würde....
 

„Irgendwo wird der Junge sicher sein,“ beruhigte Minerva ihren Vorgesetzten. Sie verstand nicht, was all das sollte, denn immerhin schwänzte immer mal wieder ein Kind für einen Tag den Unterricht. In der Regel wurde ein Auge zugedrückt. Allerdings beunruhigte es sie etwas, dass angeblich nicht mal die Geister ihn hatten finden können. Andererseits – wenn Harry wirklich nicht gefunden werden wollte, war es schon immer schwer gewesen, ihn wieder aufzuspüren. „Morgen ist er sicher wieder da.“
 

‚Nicht, wenn er nur eine Spur Verstand besitzt’, dachte Severus ruhig. ‚Wenn er eine Möglichkeit gefunden hat, dem Alten zu entkommen, sollte er bleiben, wo er ist und seinen Kopf nirgends mehr sehen lassen!’ Der Tränkemeister massierte sich seine Nasenwurzel. Die Abwesenheit des Jungen befreite ihn von der Pflicht, ihn im Auge zu behalten. Denn das war wirklich anstrengend geworden. Dummerweise war Potter nicht so dumm, wie er immer tat. Im Gegenteil, manchmal hatte Severus den Bengel in der Bücherei gefunden, weit nach der Zeit, in der man auf dem Gang zu sein hatte, mit komplizierten Büchern auf dem Schoß und einem traurigen Blick, oft hatte er geweint. Nicht mal er hatte es dann über sich gebracht, Harry Punkte abzuziehen. Im Gegenteil, oft hatte er das irrwitzige Bedürfnis den Jungen zu trösten, mit aller Macht unterdrücken müssen.
 

„Ich will ihn hier haben! Noch heute Nacht!“
 

„Aber Albus, denkst du nicht, dass...?!“
 

„Kein Widerspruch!“, zischte Albus und deutete auf die Tür. „Heute Nacht will ich ihn wieder haben!“
 

Severus war der Erste, der aufstand und einfach ging. Er machte sich keine Illusionen darüber, ihn zu finden. Wenn nicht mal mehr die verdammten Geister den Bengel fanden, wurde er es sicher auch nicht tun. Und selbst wenn, wusste er nicht, ob er das Herz hatte, ihn dem Irren vor sich auszuliefern. Er war schon zu lange bei Dumbledore, um sich noch Illusionen über dessen Ziele zum machen und er war mehr als ein Mal hier gestanden, wenn der Andere befunden hatte, dass er versagt hatte und bestraft werden musste. Dagegen war Tom in seiner schlechtesten Laune noch moderat. Der nutzte zwar den crucio, aber nicht so. Sollte er Potter finden, würde er ihn zu den vermaledeiten Zwillingen bringen und die machen lassen. Vielleicht konnten die ihm sogar den Kopf etwas zurecht rücken.
 

Niemand verlangte, dass Potter auf ihrer Seite kämpfte oder sonst was. Severus hatte den Jungen lange genug beobachtet, um zu wissen, dass der das Kämpfen hasste, auch, wenn Verteidigung und Duellieren seine einzigen Stärken zu sein schienen. Aber er hatte ja ohnehin den Verdacht, dass dem nicht so war, seit er mal einen Blick auf die Bücher geworfen hatte, die der Bengel so in der Bücherei verschlang. Da waren Werke dabei, die er selbst oft und gern gelesen hatte, komplizierte Schriften zu seltenen Tränken zum Beispiel.
 

Ruhig lief Severus die Flure des Schlosses entlang, die ihm so vertraut geworden waren. Er sah nicht wirklich nach links oder rechts, wenn die Geister Potter nicht fanden, würde er keinen Erfolg haben. Aber er konnte ja mal bei Tom nachfragen und ihn vom Verschwinden des Jungen in Kenntnis setzen, so lange er es noch konnte. Er hatte wenig Zweifel daran, noch in dieser Nacht zu dem Alten gerufen zu werden, damit der seine Wut an ihm auslassen konnte, wie immer eben. Vielleicht sollte er vorher noch mal seinen Medikamentenschrank überprüfen.
 


 


 


 


 


 

Harry wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er wieder erwachte, weil Finger ihn zwischen den Ohren kraulten. Unwillig öffnete er die Augen. Warum wurde er denn jetzt geweckt, wo er gerade mal friedlich geschlafen hatte? Das war nicht fair! Das war das erste Mal seit Jahren gewesen, dass er kaum Alpträume gehabt hatte! Doch die Finger gaben einfach nicht nach.

Fred lächelte, als der Kleine ihn endlich ansah. „Na, geht es dir besser?“, fragte er sanft. „Deine Pfote sieht auf jeden Fall wieder besser aus. Hier, schau mal, etwas zu essen und zu trinken.“
 

Erneut blinzelte Harry, dann aber nickte er und ließ sich aus dem Körbchen heben, wobei er feststellte, dass er nicht mehr in dem Zimmer war, in dem er eingeschlafen war, denn vor ihm stand ein Kamin, mehrere Sessel waren in dem Raum verteilt. Er trottete zu den Schälchen und schnupperte an deren Inhalt. Hühnchen, kein Katzenfutter, stellte er erleichtert fest und wieder Milch. Langsam und genüsslich begann er, zu fressen, wobei er die Blicke, die ihn beobachteten, konsequent ignorierte.
 

Fred lächelte und beobachtete den Kleinen, er hatte gerade ein Gespräch mit George gehabt und er musste sagen, ihm gefiel diese Idee, die er bezüglich eines Besitzers gehabt hatte, vor allem, da er das Fellknäuel dann auch wiedersehen konnte, er liebte diese winzigen Tierchen und er liebte es, zuzusehen, wie die Wunden heilten. Er hatte die tiefen Schnitte bereits versorgt, bevor er den Kleinen geweckt hatte, der für ein Tier einen erstaunlich tiefen Schlaf hatte.

„Fred!!“
 

„Das gibt es nicht,“ murrte der Rotschopf sauer. „Ich kann keine Sekunde allein bleiben, ohne, dass George irgendwas anstellt...“ Er strich dem Kleinen weiterhin über das Fell, wartete, bis der fertig gegessen hatte und hob ihn wieder auf seine Arme, bevor er nach unten ging.
 

Harry sagte nichts, konnte er ja ohnehin nicht, aber als er sah, wer da stand, stellten sich ihm alle Nackenhaare auf und er fauchte, während er in den Armen des Älteren in Deckung ging. Was bitte hatten die Beiden ausgerechnet mit dem zu tun?!
 

„Was für ein Empfang,“ stellte Lucius nur trocken fest, als er den kleinen, zerzausten Fellball in den Armen des einen Zwillings sah, der ihn anfauchte. „Woher habt ihr bitte einen so jungen Panther?“
 

Panther? Moment mal! Panther woher?! Er war eine dumme Katze, kein Panther! Eine Katze mit Riesenpfoten!
 

„Schon gut, Kleiner,“ lächelte Fred nur und streichelte den Kleinen. „Er sieht groß und böse aus, aber das ist er nicht – manchmal zumindest. Er ist ein Freund.“
 

Freund?! Wer zum Henker hatte den Zwillingen das Hirn aufgeweicht?!
 

Lucius trat zu Fred, er betrachtete das Tier, es war zwar in einem schrecklichen Zustand, aber sicher wertvoll, wenn es sich gut erholen würde, das war eindeutig. Ein seltenes Tier, das einen guten und langjährigen Gefährten geben würde. Er streckte seine Hand aus, aber sofort duckte der Kleine sich und fauchte nur noch lauter. „Er mag mich nicht, “ stellte der Blonde ruhig fest, nahm seinen Stab mit dem Schlangenkopf in die andere Hand. „Aber ziemlich übel zugerichtet, der Kleine.“
 

Fred nickte und streichelte den Kleinen beruhigend. „Sie hätten ihn heut Morgen sehen sollen,“ gab er nur zurück. „Da waren die Wunden noch offen, eitrig und blutig. Er ist auch dürr und ausgehungert!“
 

„Schande,“ gab Lucius nur zurück, dann wurde er aber ernst. „Ich habe einen Grund, hier aufzutauchen.“
 

„Das dachten wir uns schon,“ gab George zurück und warf sich quer über einen der Sessel, während Fred sich vorsichtiger setzte und den Panther auf seinen Knien positionierte. Das Jungtier presste sich eng an seinen Körper, die Augen schienen zu Schlitzen zusammengezogen und die Nackenhaare noch immer aufgestellt. „Also, was gibt es?“
 

„Potter ist seit heute Mittag verschwunden, hat Severus gemeldet.“
 

„WAS?!“
 

Oh? Das hatten die aber früh gemerkt, stellte Harry hämisch fest. Und selbst wenn er vor dem Büro des Alten auf und ab gehen würde, würden sie ihn nicht bemerken! Jawohl! Er wollte nicht zurück! Ganz bestimmt nicht! Also verhielt er sich ruhig. Denn da war noch was. Warum erzählte Malfoy das den Zwillingen? Und wem hatte Snape das anvertraut? Solche Neuigkeiten sollten die Schule doch gar nicht verlassen!
 

„Was ist genau passiert?“, hakte Fred schließlich nach, während er gedankenverloren den kleinen Fellball streichelte, der sich sichtlich verspannt hatte. Wie hatte Harry einfach so unter der Nase des Direktors verschwinden können, der ihn doch sonst bewachte, wie ein Adler seine Beute? Irgendwo machte er sich Sorgen um seinen Freund, aber andererseits war er auch ganz froh, dass der Jüngere offensichtlich aus Hogwarts geflüchtet war. Das würde vieles einfacher machen, hoffte er insgeheim.
 

„Das scheint niemand zu wissen, Potter soll einfach verschwunden sein, ohne Jemandem was zu sagen. Sie denken, er ist abgehauen.“
 

„Warum das?“
 

„Weil niemand die Sachen finden konnte, an denen er immer besonders gehangen haben soll. Sein Album, seinen Besen, seinen Umhang und irgendeine Karte.“

Automatisch spannte Harry sich kurz an, als der blonde Mann seinen Besen erwähnte und er musste aufpassen, nicht das heulen anzufangen. Er hatte das Fluggerät nicht mal vor Dumbledore in Sicherheit bringen können. Es war sicher noch in dessen Büro oder schon verbrannt. Wiedersehen würde er ihn wohl kaum. Aber all die anderen Dinge, die waren sicher. Auch der zwei-Wege-Spiegel.
 

„Was meinen Sie?“, fragte George. „Hat er Dumbles durchschaut und ist abgehauen?“

„Davon gehen Severus und ich aus,“ stimmte Lucius ruhig zu. „Wir denken, dass er vielleicht irgendein Gespräch belauscht haben wird und ihn das endlich überzeugt haben dürfte, abzuhauen. Er scheint auch absolut niemandem Bescheid gesagt zu haben. Weasley und Granger waren ahnungslos. Wobei ich aber sagen muss, dass zumindest Ihr Bruder ein schlechtes Gewissen zu haben schien.“
 

„Vielleicht ist der ja noch nicht ganz verloren,“ stimmte George zu und sah zu Fred, der die Stirn runzelte, während der kleine Panter recht seltsame Verrenkungen auf dessen Schoß zu machen schien. Komisches Vieh...
 

Harry schluckte, als er das höre. Endlich aufgewacht? Von wegen! Er hatte schon lange den Verdacht gehabt, dass der Alte nicht war, wie er tat, aber die Vorkehrungen hatten es ihm bisher unmöglich gemacht, zu fliehen und er wusste noch immer nicht, wem er es zu verdanken hatte, dass er nun hier war, als Katze obendrein (nein, er war kein Panther! Die hatten nur alle Tomaten auf den Augen!).
 

Fred strich über den Rücken des Kleinen, um ihn zu beruhigen, er hatte keine Ahnung, was das Tier so aufwühlte, vielleicht Malfoys Anwesenheit? Nein, das glaubte er nicht. Vermutlich eher der fremde Geruch und die Trankzutaten oder so. Sicher wollte er an den Sachen schnüffeln, also setzte er den Kleinen vorsichtig auf den Boden. „Wie finden wir Harry?“, fragte er dann. „Wir sollten ihn auf jeden Fall vor dem Alten finden, wer weiß, was der sonst mit ihm macht.“

„Allerdings “ stimmte Lucius zu. „Ich habe keine Lust, Black erklären zu müssen, warum sein Patenkind halb tot gecruciot worden ist.“
 

Harry, der sich auf den Weg gemacht hatte, einen Spiegel zu finden, hielt mitten in der Bewegung inne, zwei Pfoten in der Luft, den Schwanz steil nach oben gerichtet, bis er das Gleichgewicht verlor und auf den Rücken kippte. Black??! Sirius? Was redete der Andere da?! War er nun vollkommen durchgetickt? Sirius war tot! Gefallen! Er würde nicht mehr wieder kommen, weil er, Harry zu langsam gewesen war! Voldemort hatte Sirius mindestens so auf dem Gewissen, wie Bella und er!
 

Die Zwillinge zuckten mitleidig zusammen: „Ja,“ stimmte George dann zu. „Das könnte wirklich ungemütlich werden. Was meint ihr? Wie lange können wir Harrys Verschwinden vor ihm geheim halten? Wenn er jetzt Amok läuft, war alles umsonst. Dann versucht der Alte wieder ihn umzubringen.“
 

Umbringen? Dumbledore? Der Alte hatte seine widerlichen Gichtgriffel mit im Spiel? Was zum Henker ging hier in Dreihexennamen vor? Wo hatte er geschlafen, um DAS zu verpassen? Und... wenn Sirius lebte, warum hatte der dann keinen Kontakt mit ihm aufgenommen? Nein, diese Idioten litten nur an einer Halluzination! Nachdem Harry zu diesem Schluss gelangt war, rappelte er sich wieder auf und hielt weiter auf den Spiegel zu, den er entdeckt hatte.
 

„Und dafür haben wir ihm nicht seinen Hintern gerettet,“ folgerte Fred. „Gut, wir müssen Harry also finden, aber wo bitte sollen wir zu suchen beginnen?“
 

„Lupin.“
 

George grinse. „Stimmt! Er wird sicher versuchen, zu Remus zu kommen! Immerhin ist er der Einzige, dem er noch vertrauen wird! Der Werwolf ist Sirius’ bester Freund! Habt ihr ihm schon gesagt, dass der Beste nicht so tot ist, wie alle denken?“
 

Lucius schüttelte den Kopf. „Noch nicht, Lupin befindet sich im Ausland, aber wir haben Grayback hinter ihm her geschickt.“
 

„Ob das die beste Idee war?“
 

„Er ist der Einzige, der Lupin im Notfall gewachsen sein wird,“ rief der Blonde den Zwillingen in Erinnerung. „Und der Einzige, der ihn konstant verfolgen kann.“
 

„Ah.. Oh, wie süß! Guckt mal!“, rief Fred da auch schon und deutete auf den Spiegel, der an einer der Wände hing, er war recht groß und ging fast bis auf den Boden.
 

Harry hatte den Spiegel inzwischen erreicht, er hätte nicht erwartet, dass die Zwillinge so einen großen besaßen. Er brauchte eine Weile, bis er den Stuhl erklommen hatte, aber dann hatte er es geschafft. Vorsichtig richtete er sich auf, so, dass seine Vorderpfoten und sein Kopf im Spiegel sichtbar wurden, aber sofort ließ er wieder davon ab, versteckte seine Augen hinter seinen Pfoten. Das glaubte er nicht! Der verdammte Spiegel musste sich irren! Immer und immer wieder sah er hinein, aber das Ergebnis blieb dasselbe – er war keine Katze. Toll! Nicht mal in seiner Animagusform konnte er normal sein! Und nicht nur das, er hatte keine Ahnung, wie er wieder menschlich werden sollte!
 

Lucius beobachtete das Tierchen dabei, wie es immer mal wieder in den Spiegel starrte, sich fallen ließ und das Ganze dann wiederholte. Als habe die noch so junge Wildkatze sich bereits erkannt und könne es nicht glauben. „Scheint ein hochintelligentes Exemplar zu sein.“
 

Das hörte Harry, er setzte sich wieder, starrte auf den Blonden. Oh, was würde er darum geben, dass der das vor Snape wiederholen würde! Oh, das würde seinen Tag retten! Er starrte den Blonden an, der ihn scheinbar schon eine Weile beobachtete. Was der arrogante Malfoy ihn so beobachtete, würde Harry auch gern wissen, oder was ausgerechnet der eitle Pfau mit den Zwillingen zu schaffen hatte, dass er die von seinem Verschwinden in Kenntnis setzte.
 

Fred lachte leise und trat zu dem Kleinen, hob ihn wieder auf seine Arme: „Das ist er. Wie er George Speck klauen kann, hatte er raus, noch bevor das erste Frühstück um war.“
 

„Vergiss die Sache mit der Feder nicht.“
 

Lucius grinste nur, dann aber wurde er ernst und erhob sich. „Ich gehe wieder zurück,“ gab er an, verzog dabei sein Gesicht. „Ich hab den Kürzeren gezogen, ich muss Tom auch noch erzählen, dass Potter weg ist. Ihr, haltet bitte die Augen offen.“
 

Die Zwillinge nickten.
 


 


 


 


 

3. 6. 983

Ich verstehe die Anderen einfach nicht! Kaum macht dieser blonde Trottel den Mund auf, hängen sie an seinen Lippen! Da kann ich sagen was ich will, da kann ich argumentieren, aber die Weiber haben dann schon wieder abgeschaltet! Was hat dieser Idiot, was ich nicht habe? Mal abgesehen von unerträglich großen Glubschaugen und einem dummen Grinsen?! Muss ich mich erst in ein Harlekinkostüm werfen, um wieder etwas Aufmerksamkeit beim Bau MEINER Schule zu bekommen?!
 

Warum haben die dummen Weiber ihn überhaupt erst mitgebracht?! Ich dachte, es wäre ausgemacht, dass nur wir Drei unsere Hand da drin haben! Es ist so schon schlimm genug, dass ich mit dieser Besserwisserin verlobt worden bin! Was finden Vater und Mutter nur an ihr? Ja, gut, sie ist eine Ravenclaw, aber wenn ich etwas nicht ertrage, ist es ihre besserwisserische Art!
 

Und warum muss Helga mir wieder hinterher scharwenzeln? Uneheliche Tochter von Vater hin oder her! Allein, dass er mich gezwungen hat, sie mitzunehmen! Sie ist nur im Weg mit ihrer dauernden Gefühlsduselei! Aber natürlich ist gerade SIE ein Fan von diesem Glubschauge! Es geht so weit, dass sie Vater geschrieben hat und der meinte, ich solle ihn doch zu Samhain oder noch eher mit nach Hause bringen! Mir ist jetzt schon kotzübel! Wer ist er denn schon? Bestenfalls ein ehemaliger Straßenjunge, den Rowena aufgelesen hat! Wir wissen eigentlich nichts über ihn!

Ich traue ihm nicht! Er versteckt was, so einfach ist es! Und dann noch sein Name! Wer bitte heißt schon Godric? Der Nachname sagt mit auch gar nichts! Gryffindor ist so nichtssagend! Aber welche Frau hängt sich schon an solchen ‚Kleinigkeiten’ auf? Das darf ich machen... und mich graut es jetzt schon...
 

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Tom musste etwas grinsen, als er diesen Beitrag las. Es war nicht er Erste, in dem Salazar sich über den jungen, blonden Mann aufregte, der einfach auf ein Mal wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Es war generell unterhaltsam, das alte Tagebuch zu lesen und das Schönste war, dass er nicht mal ein schlechtes Gewissen haben musste, bedachte man, dass es im Grunde sein eigenes war und ganz ehrlich – sein jetziges Tagebuch hatte denselben zynischen Witz. Außerdem war es lustig, etwas zu lesen, was schon so lange her war.
 

Bisher war auch nichts Außergewöhnliches zu Lesen gewesen, in den letzten Seiten war der Entschluss gereift, die Schule zu errichten, um die magisch begabten Kinder von den Muggeln zu trennen, die immer rabiater wurden, wo das Christentum sich ausbreitete und ‚Hexen’ als böse darstellte. Als hätten die damals nichts Besseres zu tun gehabt, als Unwetter zu zaubern! Nur sehr, sehr starke Magier waren überhaupt in der Lage, das Wetter zu beeinflussen!
 

Und diese herrlich bösen Kommentare über diese dumme Muggelreligion und deren engstirnige Anhänger! Das Schlimmste war, dass die sich in den letzten tausend Jahren auch nicht wirklich geändert hatten. Das war das Schlimmste. Noch immer brauchte die magische Welt Schutz, denn kaum ein Magier war wirklich stark genug, um sich effektiv gegen die Muggel zu verteidigen, vor allem jetzt, wo sie die neuen Schusswaffen entwickelt hatten. Und das war es, was Tom erreichen wollte. Er wusste, es war unverantwortlich die magische und nichtmagische Welt zu mischen.
 

Keine der beiden Welten war für so etwas bereit, im Gegenteil, vielleicht waren sie es heut so wenig, wie je zuvor, nun, wo Religionen, die Hexen verbrannten, die waren, die am verbreitesten waren. Nein, das war Toms eigentliches Ziel und das war es immer gewesen: die Trennung der magischen und der Muggelwelt, was auch beinhaltete, Squibs raus zu bringen zu Muggeln, wo sie toleriert werden würden und die magischen Kinder aber zu magischen Familien zu bringen.

Denn gerade die langsame Vermischung, die Dumbleodere scheinbar wollte, war lebensgefährlich. Magier, die Muggel heirateten, schwächten ihre eigene Magie, die dann nicht weiter gegeben wurde und wenn sie es wurde, löste sie bei dem nichtmagischen Partner meist Panik aus, denn auch, wenn sie etwas anderes behaupteten, hatten Menschen nun mal immer Angst, wenn jemand mehr konnte, als sie.
 

Daran zerbrachen auch viele reine Muggelfamilien, wenn sie ein magisches Kind hatten. Sie schnitten es dann oft oder verstießen es, sie schlugen und misshandelten es und doch weigerte Dumbledore sich, auf diese Argumente einzugehen. Da konnten sie noch so vernünftig sein. Der alte Mann hatte jeden legalen Versuch, seine Ideen umzusetzen blockiert, erst ab dem Zeitpunkt hatte er begonnen, auch auf illegale Mittel zurückzugreifen.
 

Doch das hinderte Tom nicht an seinen Wünschen. Er würde weiter machen, mit einem Kurs, den er offensichtlich schon vor einem Jahrtausend eingeschlagen hatte und dieses Mal hoffentlich mit mehr Erfolg.
 

Mit den Gedanken blätterte Tom weiter und las zufrieden. Die Spitzfindigkeiten zogen sich noch fast einen Monat hin.
 

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10. 7. 983

Gestern Nacht hab ich mich in Gryffindors Quartier geschlichen. Ich habe die Nase voll gehabt, ihm nichts, aber auch gar nichts aus der Nase ziehen zu können! Aber was ich gefunden habe, hätte ich auch nicht erwartet.
 

Er hatte einen Alptraum, als ich bei ihm war, er hat sich im Bett hin und her gewälzt und er hat geweint. Ich verstehe nicht, warum mich das so mitnimmt, aber das hat es getan. Die Tränen über sein bleiches Gesicht rinnen zu sehen, hat mir wirklich sehr, sehr weh getan. Als wäre ich dabei Schuld. Dabei kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass das Schlimmste, was ich ihm angetan habe, einige böse Kommentare waren. Und selbst die haben mir auf ein Mal leid getan!
 

Verdammt! Daran sind nur diese Weiber Schuld und die Tatsache, dass ich ihnen allein ausgeliefert bin! Sie haben mich verweichlicht! Hier habe ich nicht mal einen Übungspartner zum Schwerttraining, denn in Hogsmeade gibt es nur kleine Bauern, einen Tränkemeister, einen Gastwirt und eine kleine Praxis mit einem Heiler...
 

Dazu nervt mich mein Vater, dass ich endlich einen Hochzeitstermin nennen soll. Verdammt, ich will Rowena nicht heiraten! Sie ist als Freundin schon schwer erträglich, aber allein der Gedanke, mit ihr das Bett zu teilen! Brrrrrrrrrrrr – ich bekomme Gänsehaut. Nur, wie soll ich das meinen Eltern beibringen? Sie fürchten um ihren Ruf, wenn ich nicht endlich heirate. Aber gerade jetzt will ich es weniger denn je.
 

Der einzig gute Punkt – Rowena geht es da genauso. Sie liebt eigentlich ohnehin einen Anderen. Er heißt Sebeon und ist extra nach Hogsmeade gezogen, er wird auch später, wenn das Schloss bewohnbar und fertig ist, hier unterrichten, als Lehrer für dunkle Magie. Ich habe nichts dagegen, dann nervt Row nicht mich. Sebeon kommt aus einer guten Familie, vielleicht kann sie ihre Eltern ja überzeugen, den dummen Vertrag zu brechen.
 

Ich frage mich aber, was ich wegen Godric – verdammt, warum fange ich an, ihn in Gedanken bei seinem Vornamen zu nennen??? – unternehmen soll. Ich weiß nicht, warum mich sein Geheule so gestört hat, aber ich will nicht, dass er das tut. Ich glaube, es hängt mit seiner Vergangenheit zusammen, aber wie zum Henker, bekomme ich es raus? Ich bin kein einfühlsamer Mensch wie Helga. Allein der Gedanke lässt mich schaudern! Vielleicht sollte ich es anders angehen und ich glaube, ich weiß, wie. Ich werde ihn morgen zwingen, mit mir zu üben. Ja, das ist gut!
 

Vielleicht kann ich dann etwas Vertrauen aufbauen und er sagt mir, was zum Henker er versteckt! Denn so kann es nicht weiter gehen! Ich beobachte ihn ja nun schon länger und mir ist öfter aufgefallen, dass er scheinbar kaum schläft, er hat oft Augenringe, oder er bittet Helga, wenn er denkt, dass ich es nicht merke, um mehr Traumlostrank – den ich dann wieder nachbrauen darf! Weiß er denn nicht, dass das Zeug süchtig macht?
 

Na, ich werde ja sehen, was da noch bei raus kommt. Erst mal muss ich die Sache mit Rowena hinter mich bringen. Heiraten – bah!
 

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Toms Augenbraue wanderte steil nach oben. Er ahnte, auf was das hinauslaufen würde. Aber bitte – das durfte doch wohl nicht wahr sein!? Hatte er denn in der Vergangenheit derart unter Geschmacksverirrung gelitten? Einen Blonden? Igitt! Und dazu noch Jemanden, der nachts in die Kissen heulte, statt sich seinen Problemen zu stellen? Na, wie gut, das ihm das nicht passieren konnte...
 

Er wollte gerade die nächste Seite aufschlagen, als es klopfte. Tom verdrehte die Augen: „Was?!“ Er hob die Augenbraue, als ausgerechnet Lucius eintrat. „Was hat dich denn hierher geführt? Hab ich was nicht mitbekommen, Fudge ist endlich tot umgekippt und du Minister oder warum störst du mich?“
 

„Ich habe Neuigkeiten von Severus aus Hogwarts.“
 

Das brachte Tom dann doch dazu, ein Lesezeichen zwischen die Seiten zu legen und dem Anderen den Sessel ihm gegenüber zu weisen. „Was ist so wichtig, dass er dich kontaktiert hat?“
 

„Es.. geht um Potter,“ setzte der Blonde vorsichtig an, während er beobachtete, wie die Mine des Älteren verschloss.
 

„Was ist nun schon wieder?“, fragte Tom nur entnervt.
 

„Er ist verschwunden.“
 

„Er ist... was?“
 

„Verschwunden, unter der Nase von Dumbledore und der hat das nicht gut genommen. Er hat Severus für heute Nacht bestellt, ich habe ihm schon frische Tränke gebracht.“
 

Toms Augenraue wanderte weiter nach oben. Er war wirklich überrascht, das zu hören. „Wer sagt euch, dass er nicht einfach nur für eine Weile allein sein wollte? Haben seine Anhängsel das behauptet?“
 

Lucius schüttelte den Kopf: „Im Gegenteil, die haben von nichts keine Ahnung gehabt und davon eine Menge...“, gab er zurück. „Aber was uns gesagt hat, dass er weg ist, ist einfach nur, dass alle seine Sachen weg zu sein scheinen, die ihm etwas bedeuten.“
 

„Wie hat er reagiert?“
 

„Der Alte will es geheim halten und Potter wieder einfangen, bevor die Presse Wind davon bekommt...“
 

„Nun, dann machen wir ihm einen Strich durch die Rechnung...“
 

„Wie?“
 

„Wenn Potter bis Ende der Woche nicht wieder in der Schule aufgetaucht ist, werden WIR die Presse auf Dumbledore und Potter ansetzen.“
 

„Was, wenn er sich vor dem Krieg versteckt und sie ihn aufschrecken?“
 

„Darum erst nächste Woche,“ argumentierte Tom ruhig. „Das gibt dem Bengel, sollte er tatsächlich so vernünftig geworden sein, die Zeit, abzuhauen. Hoffentlich außer Landes. Sollte er noch hier sein und die Presse ihn aufspüren, sollten wir zusehen, dass wir ihn bekommen, bevor Dumbledore ihn in die Finger bekommt.“
 

„Was, wenn die Presse tatsächlich etwas ausgräbt?“
 

„Dann fangen die Leute vielleicht endlich an, uns zuzuhören und ich weiß auch eine Stelle, wo wir ansetzen können. Streu hinweise über Blacks Unschuld.“
 

„Was, wenn es negative Auswirkungen gibt?“
 

„Das ist etwas mit dem wir dann kämpfen, wenn es soweit ist,“ winkte Tom nur ab. „Außerdem kann es schlimmer kaum noch werden. Meinst du nicht?“
 

„Auch wieder wahr,“ stimmte Lucius zu: „Dann mache ich mich auf den Weg.“
 

Tom sah dem Anderen hinterher, während er wieder nach dem Tagebuch griff. Er fragte sich irgendwo, was Potter die Augen geöffnet hatte, aber das war eher Nebensache. Natürlich war es toll, dass der ihm nun vielleicht nicht mehr im Weg stehen würde, aber auch so war der Junge noch weit davon entfernt, ein ernst zu nehmendes Hindernis zu sein. Einfach, weil die Idioten zu dumm waren, ihre Waffe zu trainieren und damit brauchbar zu machen.
 

Er selbst hatte nie vorgehabt, gegen ein Kind vorzugehen, damals war es auch ein anderer Grund gewesen, zu den Potters zu gehen, aber er wusste nicht, was sie da gewollt hatten. Seine Erinnerung war immer noch bestenfalls lückenhaft.
 

Damit heftete Tom diesen Gedanken ab, um ihn vielleicht später wieder aufzunehmen und schlug stattdessen das Tagebuch auf, um noch ein, zwei weitere Einträge zu lesen, bevor er sich hinlegen würde.

Sie gegen den Reichtum der Welt eintauschen

„Nicht wecken,“ brummelte George genervt, er schlug nach dem kleinen, frechen Ding, dass gerade dabei war, ihm die Decke weg zu ziehen, er wollte sich nur umdrehen und weiter schlafen, nach dieser katastrophalen Nacht mit dem komischen Typen aus der Disco. Nie, nie wieder ein Muggel, hatte er dann beschlossen. Zu engstirnig, um Spaß zu haben, da half auch ein echt süßes Gesicht nichts mehr.

Harry aber hatte keine Lust mehr, länger auf sein Frühstück zu warten, die Uhr zeigte, dass es fast elf war und Fred war am Vortag weggegangen, um irgendwas zu besorgen, wenn er das richtig verstanden hatte. Er kam ja ohne Hilfe noch nicht mal die dumme Treppe herunter, er hatte es ein Mal versucht und war böse auf dem Kopf gelandet, da er gestolpert war. Also griff er zu einem seiner wenigen Mittel – und biss den Anderen kurzerhand in die Schulter. Das reichte. George schoss regelrecht aus dem Bett.
 

„Schon gut!“, brüllte der Rotschopf entgeistert. „Schon gut, ich habe verstanden! Ich steh ja schon auf! Aber Krallen und Zähne bleiben aus dem Spiel und guck mich nicht so unschuldig an!“
 

‚Tu ich aber!’, dachte Harry nur trotzig. ‚Dann kannst du mich nämlich nicht schlagen und ich bin derjenige, der in einer dummen Tierform eingesperrt ist und darum nicht mal mehr eine Treppe runter gehen kann! Also beschwer du dich gefälligst nicht! Hättest ja nur rechtzeitig ins Bett gehen müssen!’
 

„Kuck mich nicht an, als wärest du Fred,“ knurrte George, während er seinen Morgenmantel überzog, den unmöglichen Panther hochnahm und ihn in die Küche schleppte. „Es reicht, wenn der an mir rummeckert. Ich brauch nicht noch einen Panther, der noch grün hinter den Ohren ist, der mir Vorschriften machen will!“
 

‚Wer hat hier wohl mehr Erfahrung, Todesser?’, fauchte der Jüngere nur beleidigt. Ja, er hatte vor drei Tagen zum ersten Mal das Mal an den Armen der Zwillinge gesehen und gewusst, dass es kein Irrtum war, aber es war ihm egal, er war schon lange zu dem Schluss gekommen, dass diese Seite so schlecht nicht sein konnte, bedachte man, was die weiße Seite so alles tat. Das was sie ihm angetan hatte und er war sich sicher, dass er einige Dinge noch nicht mal wusste.
 

Immer noch hatte Harry jede Nacht Alpträume und seine größte Angst war es, dass Irgendwer ihn erkennen und wieder verschleppen würde. Ein Grund mehr, warum er seine menschliche Gestalt gar nicht wiederhaben wollte, er fühlte sich wohl, wie es war. Wozu ein menschlicher Körper, wenn man doch nicht glücklich sein durfte? So bekam er wenigstens auch mal Streicheleinheiten und Fred sagte auch nie etwas, wenn er sich zu ihm ins Bett legte. Harry hatte nur Angst, wie es sein würde, wenn die Zwillinge ihn weggaben, er wusste, sie würden es tun, er wusste nur immer noch nicht, an wen. Ob derjenige, er war sich sicher, herausgehört zu haben, dass es ein Mann war, ihn auch ins Bett lassen würde?
 

George schlurfte, mit ihrem inzwischen schon wieder viel zu munteren Untermieter, in die Küche, wo er ihm die beiden Schälchen füllte. Er mochte den Kleinen ja grundsätzlich, aber er war nun mal kein Tiernarr, wie sein Bruder. Schon gar nicht, wenn besagtes Tier diese Art Weckmethode hatte.
 

Es war eine Woche her, dass sie das vollkommen zerzauste und verletzte Tier gefunden hatten. Der Kleine, dem sie immer noch keinen Namen gegeben hatten, hinkte noch etwas und schien nicht wirklich zu wissen, wie man mit vier Pfoten umging, aber sonst war er erstaunlich gut beieinander, das Fell war, dank einem Trank, wieder schön dicht und nur, wenn man wusste, wo man hinfühlen musste, merkte man wo die Narben waren, die Fred hervorragend versorgt hatte.
 

Er beobachtete, wie der Kleine sichtlich genüsslich seine Milch schlabberte und er musste ganz ehrlich sagen, dass es ihn momentan mehr reizte, zu wissen, wo zum Teufel Harry geblieben war, er wusste, heute würde Malfoy einige Reporter auf dessen Verschwinden ansetzen. „Hoffentlich hat Harry sich aus der Schusslinie gebracht,“ murmelte er, während er sich Kaffee eingoss und ihn trank, schwarz und stark.
 

Harry selbst futterte zufrieden aus seinem Napf, leer bekam er ihn nie, aber das war kein Problem, dann kam er meist später wieder. Dann setzte er sich hin und leckte seine Pfoten ab, etwas, dass er seltsam fand, aber an das er sich auch gewöhnte. Er war nun mal eine Katze oder so was Ähnliches und da er eine extreme Aversion gegen Wasser hatte, die nun nur noch schlimmer geworden war, legte er keinen Wert darauf, in die Wanne getunkt zu werden.
 

Als er mit der Reinigung fertig war, stolzierte Harry etwas in der Küche umher, bevor er den Weg durch die Tür suchte und bis zum Gang lief, um auf Fred zu warten, er wusste, von George würde er keine Streicheleinheiten bekommen und er wollte im Moment noch nicht mal versuchen, zu schlafen.
 


 


 

16. 11. 983
 

So vieles hat sich verändert. Ich verstehe mich selbst nicht, mich und meine komischen Gefühle. Aber wie könnte es auch kommen, dass mein Leben ein Mal in einfachen Bahnen verlaufen würde?
 

Na ja, zumindest das Problem mit Rowena hat sich geklärt – sie hat sich von ihrem Lover schwängern lassen, so, dass ich unsere Verlobung auflösen konnte, sie wird innerhalb von vier Wochen den anderen Kerl heiraten und ich muss es nicht mehr tun. Aber natürlich ist auch das nicht so einfach. Ma ist schon wieder auf der Suche nach einer passenden Braut. Ich könnte kotzen...
 

Aber was mich viel mehr verwirrt, ist Godric, zu Beginn war er wenig angetan davon, dass ich ihn gezwungen habe, mit mir zu trainieren, ich habe gelernt, dass er Waffen mit einer unglaublichen Leidenschaft hasst, ich denke, es hängt wieder mit seiner Vergangenheit zusammen. Also habe ich ihm erst nur ein Holzschwert gegeben – und etwas Unglaubliches bemerkt. Verdammt, dieses Kindergesicht ist ja fast besser, als ich! Er ist, er muss mal ein Krieger gewesen sein! Da bin ich mir jetzt sicher!
 

Aber da ist etwas, dass mich noch viel mehr verwirrt. Noch immer weint er wohl jede Nacht. Manchmal schleiche ich mich in die Nähe seines Zimmers und meist höre ich ihn wirklich. Tagsüber kann er es verstecken, außer man beobachtet ihn sehr genau. Ich weiß nicht, warum, ich bin doch kein Weib, verdammt noch mal, aber ich muss immer mehr damit kämpfen, dass ich ihn einfach in die Arme nehmen will, vor Allem, wenn er wieder diesen traurigen, hoffnungslosen Blick bekommt.
 

Helga hat mich schon mehrfach gefragt, ob ich Godric was antun will, weil ich ihn die ganze Zeit beobachte – so ein Unsinn, als würde ich dann so lange warten! Außerdem – ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn besiegen könnte, ich denke, er kann sich mehr als gut verteidigen. Als ich gemeint habe, dass ich Besseres zu Tun hätte, als meine neue Schule mit Blut zu besudeln, hat sie mich glatt gefragt, ob ich in Glubschauge verliebt wäre! Wie kommt sie auf so was?! Er tut mir leid, ich will wissen, was ihn so fertig macht, aber verdammt noch mal, das muss noch lang nicht heißen, dass ich ihn für mein Bett will!
 

Oder...?
 

Nein! Pfui, Salazar! Schäm dich! Reiß dich zusammen! Du hast genug zu Tun, du brauchst nicht auch noch einen mental instabilen Lover, bei dem du nie weißt, ob er gleich heult oder dich angeht!
 

Ich hab wirklich auch so genug zu tun! Die ersten Klassenzimmer sind fertig, genug, um die örtlichen Kinder zu unterrichten. Aber noch müssen die Schafsäle ausgebaut werden und das Tränkekabinett ist noch ein Spott. Wir werden wohl noch ein Gewächshaus anbauen müssen. Auch der Wald in der Nähe ist eher gefährlich, aber da haben die Kinder ohnehin nichts zu suchen.
 

Es ist noch so viel zu tun, aber ich kann irgendwie nicht aufhören, an Godric zu denken. Verdammt, ich muss endlich mit ihm reden, um die Sache in den Griff zu bekommen! Sonst werde ich mit dem Rest der Arbeit nie fertig! Helga hat schon geklagt, weil die Krankenstation noch nicht fertig ist!
 

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Oh, das war besser, als Theater, entschied Tom. Und besser, als Kino. Nicht zu vergessen, dass Salazar sich selbst mit seinem Tagebuch extrem demontierte. Da sah man nicht den kalten, angeblich so bösen Mann, den viele so gefürchtet hatten. Das hier war ein junger Mann, der gerade erst zu merken begann, dass sein Leben gerade drohte, um ein Vielfaches komplizierter zu werden. Denn selbst er begann gerade, einzusehen, dass er auf dem besten Weg war, sich in den Mann zu verlieben, dem er doch eigentlich nicht mal traute. Und das zu einer Zeit, wo die gleichgeschlechtliche Ehe auch in der Magischen Welt gerade erst begann, akzeptiert zu werden. Als Affäre am Rande war eine homoerotische Beziehung in der Zauberwelt nie anrüchig oder verboten gewesen, aber die Sache mit dem Heiraten...
 

Nun, das Tagebuch war, wie ein spannendes Buch, Tom legte es nur ungern zur Seite, um das zu erledigen, was eigentlich noch so anstand,, denn am nächsten Tag würden vier Reporter einen riesigen Artikel über Harrys Verschwinden veröffentlichen, die Zauberwelt würde gebührend erschüttert sein und nun ging es darum, dass auch wirklich genug Brotkrumen gestreut wurden, die zeigten, wie Dumbledore wirklich war. Der alte Mann hatte die Presse genutzt, um aufzusteigen, es wurde höchste Zeit, dass eben die ihn nun vollkommen demontierte.
 

Kurz überlegte Tom, ob er sonst noch etwas tun konnte, aber erst mal viel ihm nichts ein. Erst in drei Tagen würde Rastaban die dumme Ratte zu einem Reporter bringen, der Peddigrew verhören und erst nach der Veröffentlichung des Geständnisses an die Auroren übergeben würde. Auch sonst war nichts zu Tun, also blätterte er noch weiter.
 

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20. 11. 983
 

Heute ist etwas geschehen. Ich habe jemanden umgebracht, aber ich bereue es keine Sekunde lang und niemand wird mich deswegen belangen. Die Leiche ist bereits verbrannt und in alle Winde verstreut. Diese miese Drecksau!
 

Es hat schon morgens angefangen, ich war mit Godric im Dorf unten, um die bestellten Trankzutaten zu holen, die eine Kräuterfrau uns gesammelt hat, darunter viele Samen für das Gewächshaus, das Helga gerade aufbaut. Eigentlich war Godric ganz ruhig, aber dann kam uns der Mann entgegen. Er blieb auf ein Mal, mitten auf der Straße stehen und hat sich zu uns gedreht. Und Merlin, war der Kerl hässlich! Er hat sich über eine Narbe gestrichen, die sich quer über das hässliche Gesicht gezogen hatte, dann ist der Kerl abrupt weiter gegangen. Zu dem Zeitpunkt war Ric schneeweiß und hat gezittert, wie Espenlaub.
 

Wir mussten zurück gehen, ich hatte Angst, dass er mir aus den Latschen kippt. In der Schule hat er immer noch gezittert und es war nichts aus ihm rauszubekommen, er wollte sich nur hinlegen. Es hat mir auch nicht gepasst, aber ich habe ihn zu seinen Quartieren gebracht, dann bin ich gegangen – bis um die nächste Ecke. Godric kam mir schon immer vor, wie Jemand, der Ärger anzieht, also habe ich mich da mit einem Chamälionzauber belegt.
 

Und ich hatte Recht. Keine halbe Stunde später ist Godric wieder raus gekommen, immer noch totenbleich, aber in seiner Hand ein Schwert, dass ich noch nie gesehen habe. Ein Meisterwerk der Schmiedekunst und viele Zauber, eingearbeitet in die Klinge, so mächtig, wie das Schwert meines Vaters, das ein Mal mir gehören wird, die Waffe eines Adeligen mit einer alten Familie. Ich wusste, Gryffindor war nicht sein Nachname! Wer weiß schon, ob Godric wirklich sein Vorname ist!
 

Aber ich bin ihm gefolgt, ich mag den Trottel und wenn jemand ihm das Fell über die Ohren ziehen darf, bin ich das! Dieser Dummkopf! Warum bittet er auch nicht ein Mal von sich aus um Hilfe?! Er war in absolut keinem Zustand zu kämpfen, ich habe gut daran getan, ihm zu folgen, er ist noch nicht mal vom Grundstück gekommen. Dieser Kerl ist einfach aufgetaucht! Er hatte eines der Kinder in der Mangel!
 

Und dann hat er Godric angegriffen, der sich noch nicht mal gewehrt hat! Also habe ich mich dazwischen geworfen, was schon allein darum lustig war, weil der Idiot mich nicht mal sehen konnte. Ich habe mir Godrics Schwert geschnappt und den Kerl fertig gemacht, während Rowena, ihr Lover und Helga die Kinder in Sicherheit gebracht haben. Zum Glück haben wir bisher nur zwölf Stück hier.
 

Erst, als ich den Idioten kalt gemacht habe (und das mehr als gründlich, seine einzelnen Körperteile lagen über den Rasen verstreut), habe ich den Zauber gelöst. Godric war vollkommen aufgelöst, er hat geheult, wie ein Kind, das seinem Alptraum begegnet ist – was vielleicht sogar passiert ist. Er hat die Hand vor die Augen gelegt, er hat sich so geschämt und ich weiß, eigentlich hätte ich schreien oder ihn anfahren müssen, stattdessen habe ich unsere Schwerter eingesammelt, ihn hochgehoben und ihn in mein Quartier gebracht!
 

Das, was mich am meisten irritiert hat, war, dass er sich an mich geklammert hat und mich auch nicht loslassen wollte, als wir bei mir oben waren. Ich weiß, eigentlich hätte ich ihn befragen sollen, aber ich habe es einfach nicht über mich gebracht, er sah so fertig aus, so vollkommen am Ende!
 

Also habe ich gewartet, bis er sich ausgeheult hat, er ist dabei in meinen Armen sogar eingeschlafen. Jetzt liegt er in meinem Bett, ich habe es nicht mal über mich gebracht, ihn auf dem Sofa schlafen zu lassen. Stattdessen sitze ich hier, wo ich ihn im Sichtfeld habe,, ich warte, bis er aufwacht, dann will ich aber wirklich Antworten.
 

Ich habe, als er geschlafen hat, das Schwert untersucht und ich bin mir absolut sicher, dass er ein hoher Adeliger sein muss, einer, dem viel genommen worden ist. Ich habe das Wappen in dem Smaragd aber nicht erkannt. Ich hoffe, er erklärt mir, was los ist, sonst sehe ich mich gezwungen, Dad ein Bild von dem Schwert zu schicken...
 

Ich glaube, er wacht auf, ich schreibe später weiter
 


 

24. 11. 983
 

Ich bin immer noch vollkommen schockiert. Ich habe Godric dazu bekommen, mit mir zu reden, aber erst, nachdem ich ihm hundert Mal geschworen habe, wirklich nichts zu erzählen, Niemandem. Ich habe ihm sogar einen Eid angeboten, den wollte er aber auch nicht.
 

Es geht Godric immer noch nicht wieder gut, auch, wenn er sich wieder zum Lächeln zwingt, nur, dass es künstlich wirkt. Die Mädchen lassen ihn aber in Ruhe, da sie sehen, dass ich mich um ihn kümmere. Ich verstehe mich selbst nicht, aber ich fühle mich wirklich für ihn verantwortlich, gerade jetzt, wo ich die ganze Geschichte kenne.
 

Ric ist wirklich allein auf der Welt, ganz allein. Der Mann, der ihn angegriffen hat, er hat vorher schon all seine Angehörigen umgebracht. Und ja, er ist adelig. Sohn eines Königs. Aber man hat seine Familie überrumpelt, ein Ursupator sitzt auf dem Thron, der eigentlich ihm zustünde, nur ist es ihm egal, weil alle tot sind, die er geliebt hat, vor allem seine kleine Schwester und sein älterer Bruder. Er besitzt immer noch den Reichtum der Familie, er hat ihn den Gobblins überlassen, in dieser neuen Bank, in der auch mein Vater und ich investiert haben.
 

Er würde jeden Reichtum der Welt gegen das Leben seiner Familie eintauschen, das weiß ich, das musste er mir nicht sagen. Ich glaube, er hat auch versucht, sich selbst umzubringen, bis ihm klar geworden ist, dass die Anderen das sicher nicht gewollt hätten. Irgendwer muss ihn gerettet haben und ich stellte fest, dass ich dem oder derjenigen zutiefst dankbar bin.
 

Ich lasse ihn immer noch nicht alleine, er schläft hier bei mir und er scheint selbst dankbar dafür zu sein, vor allem nachts, wenn er durch seine heftigen Alpträume aufwacht, wobei ich glaube, dass er bei mir ohnehin weniger davon hat, als sonst. Dieses dumme Arschloch! Dieser Mörder hat all das wieder in ihm aufgewühlt und Godric verkraftet das nur sehr schlecht.
 

Aber ich bin für ihn da.
 

Helga hat mich gestern zur Seite genommen und mich mal wieder gefragt, ob ich Ric liebe. Ich habe nicht verneint, ich habe einfach gar nichts gesagt. Das schien mir am besten. Denn ich könnte ihr nicht antworten, selbst, wenn ich es wollte. Godric nimmt mich gefangen, jeden Tag mehr, ich genieße das Gefühl, wenn ich ihn im Arm habe, ich war mehr als ein Mal kurz davor, ihn zu küssen.

Ich fühle mich von ihm angezogen, das noch weiter zu leugnen, wäre lächerlich, aber ob es noch mehr ist, weiß ich nicht. Außerdem braucht Godric jetzt sicher nicht auch noch meine Gefühle ihm gegenüber, er muss sich erst mal selbst wieder fangen. Wobei ich nicht mal weiß, ob er das beim ersten Mal geschafft hat.

Ich glaube, ich bin wirklich weich geworden...
 

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Das war wirklich interessant, stellte Tom fest, während er das Tagebuch fürs erste schloss, es war mühsam, die alte Schrift zu entziffern, dazu noch die vielen in Parsel geschriebenen Auszüge, vor allem die Geschichte von Gryffindor. Salazar hatte so sicher stellen wollen, dass niemand etwas erfahren würde

Es steckte wirklich viel, viel mehr hinter der Geschichte vom bösen Salazar Slytherin, als alle behaupteten. Nur – was war geschehen, dass er geworden war, wie man ihn aus den Geschichten kannte? Nun, Tom war sich sicher, dass die Antwort auch hier zu finden war. Er strich über den alten Ledereinband. Kaum zu glauben, dass er die Wiedergeburt dieses Mannes sein sollte. Aber er wusste, dass es so war.
 

Ob Godric auch wiedergeboren worden war? Ach, was sollte es schon? Er hatte keine Zeit für eine Liebschaft oder sonst was! Er war hier, um zu beenden, was er damals mit dem Bau der Schule begonnen hatte. Er musste die Gesellschaft wieder schließen, damit die Magie nicht verloren ging und sie von den Muggeln trennen, so gut es ging, um sie zu schützen!
 

Wenn er das erledigt hatte, konnte er immer noch zusehen, dass er einen Bettwärmer fand, aber erst mal zählten seine Ziele, die es umzusetzen galt und an denen er schon so lange arbeitete. Er wollte nicht den Rest der Ewigkeit nur mit Arbeiten verbringen!

Das neue Herrchen

Es war soweit. Sanft strich Fred über das inzwischen nachgewachsene Fell seines kleinen Schützlings. Heute war eine Vollversammlung bei Voldemort, bei Tom und danach durften sie ihn noch sprechen. Dann wollten sie ihm den kleinen Panther überreichen, der gerade vor Fred auf dem kleinen Tisch stand und sichtlich genoss, dass der sein Fell ausbürstete. Tom würde sicher gut zu dem Kleinen sein, der wirklich überraschend intelligent war. Sanft legte er dem Kleinen das Halsband an, das George gestern abgeholt hatte. Es war slytheringrün mit schwarzen Rändern, während mit silbernem Garn Toms Name eingestickt war. Auf Schleifen hatte er verzichtet.
 

„So, mein Kleiner,“ lächelte Fred. „Es wird Zeit, in ein paar Stunden hast du endlich einen Besitzer, der sich sicher besser um dich kümmern kann.“
 

Harry sah den Anderen abwartend an. Er war sich dessen absolut nicht sicher, er wusste ja nicht mal, wohin es gehen sollte. Aber er war sich sicher, in dieser Form und jetzt, wo er wieder gesund war, würde es sicher kein Problem sein, einfach abzuhauen. Aber noch war es sinnlos, er hatte die Zwillinge oft belauscht und er wusste, der Werwolf war noch nicht mal wieder im Lande.
 

Was ihn aber wirklich wahnsinnig gemacht hatte, war die Tatsache, dass die Beiden die gesamte Zeit von Sirius geredet hatten, als wäre er noch am Leben.

Es war eine Sache, dass die Beiden offensichtlich Todesser waren, sie hatten sich vermutlich für die richtige Seite entschieden, aber warum redeten sie so über Sirius? Und dann noch diese komische Freundlichkeit von Malfoy?! Alles war so verwirrend und umständlich! Aber gut, vielleicht würde er mehr erfahren bei wem auch immer er landen würde, genug, um sich wirklich gut verstecken zu können, denn er wusste, dass sein Verschwinden inzwischen bekannt geworden war und sicher suchte jeder nach ihm.
 

Er ließ sich daher auch auf den Arm nehmen, nachdem er sich hinreichend gekratzt hatte, da das Halsband ihn irgendwie tierisch aufregte – was nicht wirklich etwas nutzte. Denn gerade wanderte er in einen kleinen Beutel, über den Fred nun den schwarzen Umhang der Todesser zog, bevor die beiden Zwillinge apparierten. Sein erstes Todessertreffen, dass Harry wirklich life erleben würde, er war aufgeregt! Zu dumm nur, dass er rein gar nichts sah! Das entrüstete ihn wirklich und er hatte keine Chance, aus dem Beutel zu kommen und zu sehen, was um ihn herum abging, er konnte eine schiere Ewigkeit nichts sehen und nur wenig hören, ein Mal hohe Schreie, manchmal eine tiefe, ruhige Stimme, aber das war es dann auch schon.
 

Harry war wirklich frustriert, als der Andere ihn endlich aus der Tasche holte – und er ließ es ihn spüren. Er biss in die Hand, die ihn befreite.
 

„Au! Du kleines Biest!“, fluchte Fred überrascht, nahm den Kleinen aber dann hoch, lächelte und kraulte ihn: „Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat, gleich hast du wieder deine Ruhe,“ versprach er, küsste den Kleinen auf die Nase. Er hätte nie gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, den Kleinen herzugeben. Am liebsten hätte er ihn behalten, doch Fred wusste, dass das zu arbeitsaufwändig wäre, er konnte keinen Panther und sei er noch so intelligent, in seinem Labor gebrauchen und George war alles, nur keine Hilfe. Der Kleine war aber schrecklich anhänglich und wollte gehalten und gestreichelt werden: „Hoffentlich behandelt er dich gut,“ murmelte Fred, dann sah er auf.
 

Tom war entnervt. Was war so schwer daran, einfachen Befehlen zu folgen? Ja, er hatte Leute mal wieder gecruciot, aber die hatten es auch verdient – voll und ganz! Und er war immer noch nicht fertig, um zurück zu seinem Tagebuch zu kommen! Dabei war er gerade an einer sehr interessanten Stelle. Aber nein, da gab es Leute, die ihn sprechen wollten und das Schlimmste waren gleich die Ersten – die Weasleyzwillinge...
 

Müde lief er in das Zimmer, wenig überrascht, dass die Beiden schon da waren. Er ließ sich auf seinen Sessel hinter dem Schreibtisch fallen, ohne seine Schlangenillusion, die, die er zu empfangen bereit war, gehörten zu seinem inneren Zirkel. „Nun?“, fragte er nur knapp – und sichtlich entnervt.

George grinste den Mann an: „Wir haben etwas für Euch, Lord.“
 

Das brachte Tom dazu, sehr, sehr vorsichtig zu werden. „Jaaaaa?“ Allein die Tatsache, dass sie ihn auf ein Mal mit seinem Titel anredeten, ließ all seine Alarmglocken schellen.
 

Lord? Lord? Moment mal! Snape, ja ! Aber… aber… die… die waren nicht gerade dabei, ihn an Voldemort zu verschachern, oder?! Entsetzt sah Harry, unter den Fingern von Fred, zu dem Schreibtisch. Aber der Mann, der da saß, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit dem Wesen, dass er schon so oft gesehen hatte, was ihn dazu brachte, erst mal erleichtert zurückzusacken, bis er die feuerroten Augen sah. Nein! Nein, das wollte er nicht! Er wollte nicht zu Voldemort! Er wollte zurück! Mit ihm einer Meinung zu sein, war eine Sache, sein Haustier zu werden, was Anderes! Der Mann folterte seine eigenen Leute! Was würde er wohl mit seinen Haustieren machen?! Er wollte nicht Futter für Naigini werden!
 

Fred hob eine Augenbraue, als er merkte, wie der Kleine sich wehrte, aber er hielt das Jungtier sicher fest, trat zu seinem Herrn und legte das Tier in dessen Arme, streichelte es noch ein Mal. „Ein Geschenk zu Halloween,“ erklärte er dann. „Ein Pantherjunges, wir haben ihm auch noch keinen Namen gegeben, das solltet Ihr tun.“
 

Verdutzt sah Tom auf seinen Arm, wo nun ein zitterndes Bündel schwarzen Fells lag, dass ihn mit grüngoldenen Augen ansah, als wolle er es umbringen. Vorsichtig und langsam, um das kleine Ding nicht noch mehr zu ängstigen, strich er über das Fell zwischen den Ohren, bis die Spannung in dem kleinen Körper merklich nachließ und der Kopf sich auf seinen Arm legte, die Augen sich schlossen.
 

Erst dann sah er wieder zu den Zwillingen, die ihn sichtlich stolz und abwartend beobachteten. „Wie komme ich zu so etwas Wertvollem?“
 

Fred lächelte, als er sah, wie sein Herr auf den Kleinen reagierte und er wusste, der Panther würde gut versorgt werden. „Er ist ausgesetzt worden,“ erklärte der Rotschopf. „Ich habe ihn gefunden, er war ziemlich übel zugerichtet, aber er ist ein wertvolles Tier und ich dachte, er würde zu Euch passen.“
 

Erneut hob Tom die Augenbraue. Misshandlung also? Das würde erklären, warum der Kleine so schreckhaft reagiert hatte. Und ja, er konnte sehen, dass das hier kein einfaches Tier war, mal abgesehen von der seltenen Rasse. Eine Schande, so ein Tier so zu quälen: „Dann bedanke ich mich,“ gab er schließlich zurück. „Sonst noch etwas?“
 

Die Zwillinge tauschten stolz einen Blick, dann schüttelten sie den Kopf.
 

„Dann seid ihr entlassen – und haltet die Augen offen.“
 

„Natürlich, Lord...“
 

Erst, als die Tür sich geschlossen hatte, setzte Tom das kleine Tier auf die Schreibtischplatte. Er blickte auf das Halsband, auf dem sein Name eingestickt war, dann begann er, den kleinen Körper abzutasten. Nun, wo er es wusste, spürte er lange Narben, die aber von Fell versteckt wurden und er merkte, wie dünn der Kleine war. Nun beobachtete der ihn auch wieder. Vorsichtig und irgendwie auf dem Sprung. „Keine Angst, Kleiner. Ich bin kein Untier,“ erklärte er. „Ich kümmere mich um dich, ich mag Wildkatzen,“ fügte er an. „Die sind meist intelligenter, als Menschen...“
 

‚Das stimmt,’ dachte Harry nur, er wunderte sich wirklich. Das sollte Voldemort sein? Wo waren seine Fischschuppen und wo sein nasenloses Gesicht?! Er verstand es nicht! Aber der Mann, der vor ihm war, mit den dunkelroten Augen und dem langen, schwarzen Haar war ihm irgendwie sympathisch.
 

Tom lächelte, als er die intelligenten Augen des Kleinen sah, der ihn nun, wo er nicht mehr gestreichelt wurde, wieder anstarrte. Wie konnte man so etwas Süßes nur weggeben und quälen? Das war nicht fair! Aber gut, nun war der Kleine bei ihm und ganz ehrlich, er war ganz froh, dass er mal was Anderes hatte, als Naigini und ihre dummen Sprüche. Das hier war mal was kuscheliges, denn so gern er seine Basiliskendame hatte, kuschelig war sie sicher nicht.
 

Als es wieder klopfte, fuhr der Kleine erschrocken herum. Sanft nahm Tom ihn wieder an sich, setzte ihn auf seinen Schoß und streichelte ihn, bevor er: „Herein!“, rief, wesentlich besser gelaunt, als vor dem Besuch der Zwillinge, auch, wenn er das nie im Leben zugeben würde. Er hob die Augenbraue, als Lucius eintrat, begleitet von seinem Sohn.
 

„Mein Lord,“ sprach der Langhaarige, sank, zusammen mit seinem Sohn auf die Knie.
 

„Lucius,“ stellte Tom nur fest, ohne seine Streicheleinheiten zu unterbrechen. „Was gibt es?“ Er spürte, wie der Kleine sich versteifte, sich dann aber wieder zu beruhigen schien.
 

„Peddigrew wurde befragt und der Artikel wird bereits fertig gestellt.“ Es hatte sich alles etwas hingezogen, da die Ratte schon immer einen guten Riecher gehabt hatte, wann sie besser vom Bildschirm verschwinden sollte.“
 

„Und dafür kommst du extra?“, fragte Tom gelangweilt. „Ich dachte, das wäre klar.“
 

„Es... es sind einige Dinge ans Licht gekommen, die Ihr vielleicht jetzt schon wissen wollt, “ gab der Blonde vorsichtig zurück. „Der Teil, der die größte Sensation sein wird, es wird Euch sicher gut gefallen, denn das wird Dumbledore sehr stark demontieren, nach diesem Artikel denke ich, wird er den immer noch viel zu ausgeprägten Rückhalt der Öffentlichkeit endgültig verlieren...“
 

Das brachte Tom dazu, aufzuhorchen. Er hatte nicht viel erwartet, nur, dass eben herauskam, dass Sirius unschuldig war, da der nichts getan hatte. Aber das Ganze schien größere Kreise gezogen zu haben, wenn Malfoy es für nötig befand, ihn sofort aufzuklären. „Nun, dann kläre mich auf, mein General.“ Er sah, dass der Andere ihn überrascht ansah und konnte sich ein grinsen fast nicht verkneifen. Es war ein Zeichen von äußerst guter Laune, wenn er Lucius so ansprach, das tat er nur mit zwei Leuten, mit dem Blonden und mit Severus. Diese Beiden waren die Höchsten in seinem inneren Zirkel die, die fast dieselbe Macht hatten, wie er selbst. Er beobachtete den Anderen, während er den Kleinen wieder streichelte.
 

Harry hörte, was der Andere sagte und spitzte seine Ohren. Vielleicht war es doch echt gut, hier zu sein! Er mochte nicht mehr kämpfen können und er wollte es auch nicht, aber von hier aus bekam er alles mit und was er bisher sah, strafte den Alten eigentlich nur Lügen.
 

Lucius räusperte sich, er wusste wirklich nicht, wie der Andere danach gelaunt sein würde. Extrem gut oder extrem schlecht, es war nicht abzusehen. „Peddigrew hat einige Sachen ausgespuckt, mit denen niemand gerechnet hat,“ setzte Lucius vorsichtig an. „Er hat für Dumbledore spioniert, so weit waren wir selbst schon und... er hat gesagt, dass niemand außer Dumbledore den Zauber gesprochen hat, um den Fidelus über die Potters zu legen. Er wusste von Anfang an, dass Black unschuldig war. Und er hat dafür gesorgt, dass Blacks Prozess geplatzt ist. Das hat unsere Ratte vor den Reportern ausgespuckt und...“
 

Tom hob eine Augenbraue. Noch war es nichts, womit er nicht wirklich gerechnet hatte. Nichts, was Lucius’ Auftreten erklären würde. „Ich warte auf die Überraschung,“ erinnerte er den Anderen.
 

„Peddigrew hat geholfen, zu verstecken, wie Dumbledore Potter behandelt hat.“
 

Nun wurde Harry fast brettsteif, er merkte, wie sein Herz zu schlagen begann, wie wild. Nein! Er wollte nicht, dass irgendwer erzählte, was sich in Private Drive abgespielt hatte!
 

Tom merkte, wie der Kleine reagierte, doch er dachte sich nichts dabei, er wusste ja, für so ein Tier hatte der Panther wohl in den letzten Wochen mehr als genug Stress gehabt. „Ich warte...“
 

„Sie haben Potter wohl bewusst klein gehalten, um sein Haus herum haben nie Schutzmechanismen existiert, aus dem einfachen Grund, dass der Junge wohl nicht mit den Leuten, bei denen er untergebracht war, verwandt ist, wodurch jede Art Blutschutz für die Katz wäre, dazu kommt, dass sie... ihn, nun, sagen wir einfach, seine Kindheit war noch schlimmer, als die Eure.“
 

Überrascht hob Tom eine Augenbraue: „ Der Alte hat den Jungen bewusst misshandelt?“
 

„Wir nehmen an, dass das der Grund ist, warum er letztendlich abgehauen ist. Auch, weil Dumbledore den Jungen in einzelnen Sitzungen mit Flüchen gefoltert hat, angeblich, um ihn abzuhärten, in Wirklichkeit aber hat er einfach seine Wut an ihm ausgelassen. Peddigrew hat es geliebt, dabei zuzusehen und... er hatte sich herausgeschlagen, der Erste zu sein, der Potter an seinem siebzehnten Geburtstag... vergewaltigen darf.“
 

„WAS?!“ Tom starrte seinen General fassungslos an, in dem Moment war das seltsame Verhalten des kleinen Panthers vergessen. „Was zum Henker hatte der Alte vor?!“
 

„Potter umbringen,“ gab Lucius genauso ruhig zurück. „Der Junge sollte Euch töten, hätte er das überlebt, hätte Dumbledore ihn umgebracht, so oder so wollte er Potters Ruhm.“
 

Kurz kniff Tom die Augen zusammen, dann nickte er und streichelte das kleine Tier weiter: „Wie viel davon steht morgen in den Zeitungen?“

„Alles, es wird eine mehrseitige Sonderausgabe,“ erklärte Lucius vorsichtig. „Ich kann das schlecht unterbinden, immerhin haben WIR das alles ins Rollen gebracht. „Außerdem werden die Auroren dieselben Fragen noch mal stellen...“
 

„Der Alte wird versuchen, Peddigrew zu töten bevor das der Fall ist, ruf einige Mitglieder des Wizgamont zusammen, zerr sie von mir aus an ihren Ohren aus den Betten, sie sollen Auroren mitbringen, denen sie vertrauen! Sieh zu, dass die Ratte noch mal befragt wird, BEVOR die Zeitungen ausgeliefert werden! Und verstärkt die Suche nach Potter! Er darf Dumbledore nicht in die Hände fallen, sonst killt Black mich...“
 

„Wo ist der überhaupt?“, fragte Lucius vorsichtig. „Ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen...“
 

„In Italien, ich habe ihn hinter Grayback her geschickt. Grayback mag Lupin aufspüren können, aber Sirius wird ihn dazu bringen können, zuzuhören, ohne erst einen Mordversuch zu unternehmen und im Moment bin ich wirklich dankbar darum.“

Lucius nickte: „Ich werde alles in die Wege leiten. Soll ich etwas wegen Black machen? Wenn er jetzt versucht, Potter zu kontaktieren, würden wir wenigstens wissen, wo er ist.“
 

Wie durch einen Nebel drang das Gespräch nur noch zu Harry durch, er war immer noch schockiert. Das hier waren eigentlich seine Feinde, diese Leute hätte er töten sollen und deren einziger Gedanke war es, zu verhindern, dass er zu Dumbledore gelangte, der ihn töten wollte! Und schon wieder redeten die Leute von Siri, als würde der leben! Was...was, wenn sein Patenonkel wirklich noch lebte? Wenn er zu diesem zurückkommen konnte?! So viel, da war so viel, das er gerade erfahren hatte, das ihn schockierte und über das er nachdenken musste...
 

Tom beobachtete, wie die beiden Malfoys gingen und erst dann hob er das kleine Tier hoch, dass ihn mit großen Augen ansah und mit einer der Pfoten vorsichtig auf seiner Hand herumtapste, als wolle es etwas, ohne ausdrücken zu können, was. „Du hast, soweit ich das mitbekommen habe, noch nicht mal einen Namen,“ stellte er dann am Rande fest, während er aufstand, die Anderen, die ihn sprechen wollten, konnten das am nächsten Tag tun, es war niemand aus den höheren Rängen, sprich, einige Arschkriecher und für die würde auch der nächste Tag noch reichen. Nach all den Neuigkeiten wollte er nur noch in seine Quartiere, sich fertig machen, seinen neuen Mitbewohner versorgen und dann ins Bett gehen, vielleicht noch einige Seiten lesen.
 

Harry kuschelte sich nur tiefer in die Wärme des Mannes, der ihm ja eigentlich fremd war und der offensichtlich sein größter Feind zu sein schien. Er war noch nie so froh gewesen, kein Mensch mehr zu sein, in dieser Form hielt man ihn, er war fast schon frei. Niemand würde ihn finden und er wollte weniger entdeckt werden, denn je. Vielleicht noch nicht mal, wenn Sirius wirklich vor ihm stand. Denn wer fand es schon normal, wenn ein Sechzehnjähriger den Kuscheldrang eines kleinen Kinder hatte! Nein, im Moment hatte er absolut keinen Anreiz, sich zu ändern. Aber da er ohnehin nicht wusste, wie er das hätte tun sollen, stand es nicht zur Debatte.
 

So viel ging in seinem Kopf herum. Dumbledore, der Alte schien ihn noch mehr gehasst zu haben, als er gedacht hatte. So sehr, dass der ihn töten wollte – nachdem jeder seinen Spaß mit ihm gehabt haben würde. Allein die Vorstellung, dass der ihn vergewaltigen wollte, erschreckte ihn. Hatte der Alte ihm nicht schon genug angetan?? All die Narben, die er immer haben würde, die auch nicht durch Tränke und Salben verschwinden wollten. Und das war ihm immer noch nicht genug? Was hatte er dem Mann nur getan??
 

Nur am Rande merkte Harry, wie er wieder abgesetzt wurde, auf ein Kissen auf dem Boden. Er blickte zu dem Mann auf, der ihn kurz streichelte. „Ich bin gleich wieder da, “ versprach der leise und verschwand durch eine der Türen.
 

Harry rollte sich eng in sich zusammen, während er sich fragte, was er noch alles verpasst hatte und ob er eigentlich überhaupt Freunde hatte, im Moment sah es wirklich nicht so aus. Er hatte gehört, wie die Zwillinge über Ron und Hermine hergezogen waren, über Ron, weil der alles tat, was die Hexe mit den gekräuselten Haaren sagte, über Granger, weil sie unmöglich war, sobald Harry nicht hinsah. Denn dann zeigte sie ihr wahres Gesicht.
 

Tom trat in sein Bad, wo er seine Kleidung auf dem Boden verteilte, die aber im selben Moment, dank eines Zaubers, einfach verschwand. Er duschte sich nur kurz, der Tag war auch so schon lang genug gewesen. Als er fertig war, zog er sich nur die Schlafhose an, rief dann eine Elfe und beauftragte sie, ein Körbchen für den Kleinen zu beschaffen, sowie ein Katzenklo und Näpfe.
 

Erst dann kümmerte er sich um seine Haare und band sie für die Nacht zusammen. Als er heraustrat, musste er lächeln. Das kleine, noch magere Fellknäuel saß immer noch ganz brav auf seinem Kissen und sah ihn dann mit großen Augen an, hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, der Kleine sah ihn ungläubig an.
 

Das tat Harry allerdings, er konnte nicht glauben, was der Andere für einen Körper versteckt hatte, der harte Sixpack, die Muskeln, die langen Beine. Er beobachtete, wie der Mann ihm eine Schüssel mit Milch und eine mit etwas Fleisch vor die Nase stellte. Harry hätte gelächelt, wenn er gekonnt hätte, er schlabberte etwas von der weißen, süßlichen Flüssigkeit, knabberte an dem Fleisch und sah ihn dann wieder an. Er wurde hochgehoben und in ein Körbchen gesetzt, auf dem auch eine Decke lag. Die hob er mit einer Pfote hoch, kroch dann darunter.
 

„Du bist wirklich ein Süßer,“ lächelte Tom nur, als er das sah. Er kraulte den Kleinen, dann setzte er sich auf das Bett, griff nach dem Tagebuch und wollte es aufschlagen, entschied sich aber dann erst mal dagegen und sah zu dem Kleinen, der sich unter der Decke zu drehen schien, wie ein Kreisel, bevor er sich endlich ruhig hinlegte. Erst dann schlug er das Tagebuch wieder auf.
 

Harry aber fühlte sich nicht wohl. Trotz der Decke war ihm kalt und er wusste, er würde nicht schlafen können. Vorsichtig spitzte er aus der Decke, sah, wie der Andere in einem alten Buch las. Vorsichtig kletterte er nach einem kurzen Moment aus dem Körbchen, in dem er sich so einsam fühlte und schlich auf das Bett zu. Es war hoch, fast unüberwindbar, aber er versuchte es. Mit seinen Krallen versuchte er, sich nach oben zu arbeiten, aber er wäre bitter auf seinem Hintern gelandet, wäre da nicht auf ein Mal eine Hand gewesen, die ihm geholfen hatte.
 

Gerade, als Tom weiter lesen wollte, merkte er etwas und er musste etwas lächeln, als er sah, wie sein neuer Mitbewohner versuchte, das Bett zu erobern. Er wusste, das war sicher nicht erzieherisch wertvoll, aber er erbarmte sich und half dem Kleinen hoch. Der maunzte, kuschelte sich dann sogar an ihn. „Du fühlst dich wohl da hinten allein, was?“, fragte er sanft und streichelte den Kleinen. „Ich weiß, dass man das eigentlich nicht macht, aber da das deine erste Nacht hier ist, kannst du von mir aus hier schlafen...“
 

Erleichtert kuschelte Harry sich gegen den Anderen, leckte ihm sogar dankbar über die Finger.
 

Tom lächelte nur, er kraulte den Kleinen, der langsam eindöste und blätterte dahin, wo er zu lesen aufgehört hatte.
 

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25. 12. 983
 

Merlin, ich habe es getan, ich habe es wirklich getan! Heute habe ich ihn geküsst, er hat so traurig ausgesehen, heut Morgen, als er aus dem Bad gekommen ist, so einsam und verlassen. Da konnte ich einfach nicht mehr, etwas in mir ist einfach durchgebrannt, ich bin zu ihm gegangen und habe ihn geküsst, richtig geküsst, ihm gesagt, er soll nicht so traurig aussehen. Das würde nicht zu dem heutigen Tag passen.
 

Godric hat mich erst angesehen, als wolle er mich umbringen, er hatte sogar schon eine Hand erhoben, um mir eine zu kleben, aber dann hat er gefragt, ob ich es ernst meine. Meine Güte, der Junge hat ja keine Ahnung, was er mit mir macht! Bei dem Kuss hat Alles, wirklich Alles in mir gekribbelt! Ich konnte nicht mehr, ich wollte ihn nur noch mal küssen! Ich habe ihm über die Wange gestreichelt und gemeint, ob er schon mal erlebt hätte, dass ich mit den Gefühlen von irgendwem spielen würde, ja, und dann hab ich ihn noch mal geküsst. Wenn er mich schon ohrfeigt, soll er einen Grund haben.
 

Zu meiner Überraschung hat er mich nicht geschlagen, sondern sich an mir festgeklammert. Ich habe ihn gehalten und verdammt, es war ein tolles Gefühl, das zu tun, wenn er mal wach ist, wenn ich weiß, dass er es wirklich will. Er hat mich fast schon angebettelt, ihn nicht allein zu lassen, nicht auch noch zu sterben, er habe schon so viele verloren. Ich habe es versprochen, ohne nur ein Mal zu zögern. Ich weiß nicht, woher ich die Gewissheit habe, aber ich will ihn nicht hergeben und ihn nicht teilen.
 

Ich weiß, Helga hatte Recht, ich bin wirklich Hals über Kopf verliebt. Und das ausgerechnet in Godric, aber das ist mir egal und ich habe mir etwas vorgenommen – ich will, dass sein Lächeln auch endlich wieder seine Augen erreicht.
 

Ich weiß nicht, wie lang wir so da gestanden sind, bevor ich Ric zu einem der Sessel gezogen habe, ihn auf meinen Schoß gepackt und geküsst habe, immer und immer wieder. Frustrierend war, dass Helga uns das auch noch auf den Kopf zugesagt hat, vor der kann man aber auch gar nichts verheimlichen! Aber gut, ich habe nicht vor, diese Beziehung geheim zu halten. Ich habe nichts gesagt, nur Rics Hand in meine genommen und er hat mich dankbar angelächelt.
 

Das war das schönste Midwinterfest, dass ich bisher gefeiert habe...
 

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Morgenroutine

„Das kann nicht sein! Er ist nur ein verdammter, kleiner, minderjähriger Freak! Wo bitte könnte er sich verstecken?! Er kann nicht außer Landes gekommen sein! Jeder hätte ihn aufgehalten und..: "Was?!“
 

Severus war erleichtert, als er das Klopfen hörte. Er wusste, was nun kommen würde. Wenigstens rechtzeitig, bevor die Foltersitzung begonnen hatte. Er sah sich um, als er Granger in der Tür sah, mit hochrotem Kopf und der druckfrischen Zeitung in der Hand.
 

„Miss Granger, was ist so wichtig, dass...?“
 

Hermine atmete heftig, sie war immer noch entsetzt. „Die... die ganze große Halle ist gegen Sie,“ japste sie: „Heute.... heute ist eine Sonderausgabe herausgekommen und... die haben einen Artikel! Sir, Sie müssen...!“
 

Mit einer abrupten Bewegung brachte der Bärtige die Schülerin zum Schweigen, er ließ sich die Zeitung geben und überflog nur die Überschriften, während er immer bleicher wurde. Wie? Wie hatte man seinen Spion bitte überhaupt aufgreifen können? Er schützte Peddigrew doch mit allen nur möglichen Mitteln! Man hatte die Ratte befragt und Irgendwer hatte die richtigen Fragen gestellt...“Reportergeschwätz!“, knurrte er nur.
 

‚Albus Dumbledore – Größter Betrüger aller Zeiten?’, sah Severus bei seinen Seitenblicken. ‚Was hat er Harry Potter angetan?’. Na toll, das war eindeutig. Die typischen, reißerischen Überschriften eben. ‚Albus Dumbledore – wo trieb er unseren Helden hin?’ Überdramatisch, entschied der Tränkemeister, aber er würde sich diese Ausgabe kaufen oder von einem der Schüler konfiszieren, um die Artikel ein Mal zu lesen. Dann hatte er wenigstens mal wieder was zu Lachen. Das war ohnehin schon selten genug.
 

Albus war bleich, nachdem er die ersten Artikel überflogen hatte. Jedes Wort war praktisch wahr und das war alles, aber sicher kein gutes Zeichen. „Severus!“
 

Der Angesprochene sah auf. „Ja?“
 

„Ich will, dass Peddigrew stirbt, bevor er das Wizgamont erreichen kann!“
 

In dem Moment platzte noch Jemand in das Büro – Percy Weasley: „Zu spät,“ japste er, als er den letzten Satz hörte. „Die... die Reporter, die Peddigrew verhört haben, hatten ihn schon zum Wizgamont gebracht, gestern Abend gegen elf Uhr und seitdem wird der Mann von zwölf Auroren und dem gesamten Wizgamont verhört!“
 

„Wie kann das sein? Ich wurde nicht geladen!“, empörte sich der Bärtige, er war entsetzt. Wie hatte das nur geschehen können, nachdem er alles so sorgfältig geplant hatte?? „Ich bin der verdammte Vorsitzende!“
 

„Sie...,“ Percy druckste schwer herum: „Sie... wurden gegen drei Uhr Morgens von Allen einstimmig abgewählt, Sir,“ gab der Rotschopf eingeschüchtert zurück.
 

„WAS?!“
 

Ja, beschloss Severus für sich. Der Tag wurde wirklich besser und besser. Er starrte den Mann an, dem er die alleinige Schuld an dem Zerbrechen seiner kleinen Familie gab und erfreute sich daran, wie der immer und immer bleicher wurde. Allein zu sehen, wie der Mann sich innerlich wand, gab ihm eine Befriedigung, die war schier unglaublich!
 

Albus starrte den Anderen an, dann begann er, hin und her zu laufen. Er war nicht dumm, er machte sich keine Illusionen, wenn er nicht handelte würde er in spätestens zwei Tagen in Askaban dinieren und darauf legte er, nach all der Arbeit, sicher keinen Wert! Er starrte die Anwesenden an – und fasste einen abrupten Entschluss. „Ich werde noch heute abreisen,“ gab er dann bekannt. „Sonst ist unser Kurs verloren und das Licht wird mit mir untergehen... wenn all diese Dummköpfe das auch noch glauben!“
 

Beinahe hätte Severus gesagt, dass es ja auch die Wahrheit war, aber er biss sich rechtzeitig au die Zunge: „Wie soll es weiter gehen?“, fragte er dann ruhig.
 

„Potter!“, zischte der Andere: „Wir brauchen Potter zurück! Sofort!“
 

„Alle verfügbaren Einheiten suchen bereits nach ihm,“ erinnerte Severus ruhig, ohne auch nur eine Unze Gefühl zu zeigen.
 

„Und warum habe ich dann, nach über einem Monat, immer noch keine Ergebnisse? Der Bengel ist stockdumm und noch immer ist er nicht gefunden! WO IST DAS PROBLEM??!“
 

„Das wüsste ich auch gern,“ murmelte Hermine frustriert, sie machte sich keine sonderlichen Illusionen, sie wusste, nun würde es hässlich werden und sie musste vermeiden, dass der Andere sie zu tief mit hineinziehen konnte, sonst würde sie nie irgendwo Karriere machen können!
 

„Er hat sich eben gemacht,“ meinte Severus nur. „Und im Rumschleichen war er eben schon immer gut. Sie waren Derjenige, der ihn angestiftet hat mit dem dummen Mantel.“
 

„Der war aber mit mehr Suchzaubern belegt! Und er benutzt ihn nicht!“
 

‚Intelligenter Bengel’, dachte Severus nur, als die Tür erneut aufflog und auch Ron hinein stürmte, schneeweiß im Gesicht. „Mister Weasley – noch einer aus Ihrer Familie, an einem Morgen, das kann kein gutes Zeichen sein!“
 

Sekundenlang starrte der Rotschopf den Tränkemeister an, bevor er sich panisch an den Direktor wandte: „Auroren!“, keuchte er. „Sie... scheinen den Müll heute aus der Zeitung zu glauben!!“
 

Albus wurde noch eine Spur bleicher: „Ich... muss los,“ befand er und hetzte nach nebenan, wo er kurz danach wieder kam, in der Hand eine Tasche, zweifellos mit Wechselkleidung und Geld darin, vermutlich das, was er vom Potterkonto abgezweigt hatte.
 

„Ich bin weg,“ erklärte Albus: „Ich habe ein Versteck, das sicher niemand finden wird, ich werde euch weiterhin Order schicken und bald einen Portschlüssel, bis dahin haltet dicht, sagt kein Wort – und glaubt der Presse bloß nicht!“ Mit den Worten verschwand Albus in den grün lodernden Flammen, nachdem er irgendetwas gesagt hatte, dass Keiner von ihnen verstand.
 

Severus erhob sich mit ausdruckslosem Gesicht. „Ich werde gehen, irgendwer muss für Ruhe in der Halle sorgen, es ist zweifelsohne bereits Chaos ausgebrochen.“
 


 


 


 

Harry erwachte in dieser Nacht mehrfach wegen seiner Alpträume und gegen sechs Uhr nachts gab er rundheraus auf, noch mal einzuschlafen. Er kroch nur etwas näher in die Wärme des anderen Körpers in dem Bett. Jedes Mal, wenn er nachts hochgeschossen war, hatten die Finger automatisch begonnen, durch sein Fell zu streichen, es hatte ihn beruhigt.
 

Aber jetzt hatte er einfach die Nase voll, ihm war vom letzten Traum immer noch richtig schlecht. Der Alte war die gesamte Nacht sein Begleiter gewesen, er hatte gesehen, wie der Mann ihn mit Flüchen belegt hatte, all das. Die Schmerzen waren wieder da gewesen, als wäre er nie geheilt worden.
 

Nein, war Harry zu dem Schluss gekommen. Es konnte ihm nirgends schlechter gehen, als unter dem Daumen des alten Mannes, der ihn hatte zwingen wollen, kleine Kätzchen mit dem Avada umzubringen. Diese Weigerung hatte am Ende des fünften Schuljahres zu einer besonders netten Foltersitzung geführt, am Ende hatte Harry Blut gehustet und er war sich wirklich nicht sicher gewesen, zu überleben.
 

Ja, er würde auf jeden Fall bleiben, wo er war, hier, bei seinem eigentlichen Todfeind, als kleines Tier, das wenigstens gemocht wurde, solange es nur süß genug war. Er wollte für immer in dieser kleinen Form bleiben!
 

Tom erwachte wie üblich recht früh, was aber anders war, war, dass ihm etwas Schwarzes immer wieder durchs Gesicht fuhr. Er brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass das nur sein neuester Mitbewohner sein konnte. „Guten Morgen, du,“ murmelte er leise: „Schön, dass es außer mir noch mehr Frühaufsteher gibt...“
 

‚Von wegen,’ dachte Harry nur. Er würde alles geben um mal wieder schlafen zu können, aber das konnte er sich wohl abschminken. Da war er wohl verflucht früh aufzustehen.
 

Tom grinste, als die kleinen, müde wirkenden Augen sich auf ihn richteten, bevor sie sich schlossen und das Köpfchen sich gegen seine Hand drückte. Er verstand die Aufforderung richtig und streichelte das Kleine, bevor er aufstand und den Kleinen zu den frisch gefüllten Näpfen setzte, bevor er selbst ins Bad verschwand, um sich für den Tag anzuziehen, er wollte gleich in Ruhe frühstücken und den Zeitungsartikel genießen, während er seine erste Tasse Kaffee genießen konnte. Und dann sollte Lucius ihn gefälligst auf dem Laufenden halten, denn er wusste, nach dem, was der Blonde ihm am Vorabend erzählt hatte, würde die Regierung zum Handeln gezwungen sein. Und er war gespannt, wie das dann aussehen würde.
 

Als der Andere im Bad verschwand, nutzte Harry die Chance, um sich etwas umzusehen. Das Zimmer wirkte aus seiner Perspektive ohnehin riesig. Da war das Monsterbett, dass dieses Zimmer dominierte, dem gegenüber standen mehrere Regale und zwei Sessel, die wirklich bequem aussahen. Langsam begann er, den Raum abzulaufen, er genoss das Gefühl des sicher teuren, weichen Teppichs unter seinen Pfoten, dann nahm er Anlauf, sprang – und schaffte es! Stolz wie Oscar thronte er nun auf einem der beiden Sessel, den er zu dem Seinen auserkoren hatte, weil auf ihm die meisten Kissen lagen. Er drehte sich mehrfach um sich selbst, dann ließ er sich fallen, mit dem Kopf in Richtung Badezimmertür.

So fand Tom den Kleinen vor, auf seinem Lieblingssessel, mit stolzem Blick und bequem eingerollt. „Du hast auf jeden Fall Geschmack,“ stellte der Langhaarige nur fest, er trat zu dem Kleinen und hielt ihm abwartend die Hand hin. Langsam richtete der Kleine sich auf, kletterte auf seine Handfläche und sah ihn abwartend an. Tom nahm den Kleinen hoch und strich über dessen Fell. „Magst du mitkommen?“, bot er an. „Ich will essen gehen.“ Ja, Tom, dachte er im selben Moment: ‚Rede mit einem Panther, der versteht dich auch....’ Aber er nahm den Kleinen trotzdem hoch und brachte ihn in das große Speisezimmer, wo drei vereinzelte Todesser bereits saßen, alle so in die Zeitung vertieft, dass sie ihren Herrn und dessen neues Haustier noch nicht mal bemerkten.
 

Tom setzte sich ruhig, er störte die Anderen nicht, setzte den Kleinen dann neben sich und orderte sein übliches Frühstück, das kurz danach auch vor ihm auftauchte, zusammen mit der Zeitung. Zufrieden schlug Tom selbige auf, suchte direkt den Sonderteil heraus und nippte genüsslich an seinem ersten Kaffee, bevor er begann, sich durch die Artikel zu kämpfen.
 

Harry saß neben dem Frühstückstablett, sah sich am Tisch um. Drei Leute, von denen einer ihm vage bekannt vorkam, saßen da, alle hinter Zeitungen verschanzt, auf deren erster Seite er sein eigenes Foto erkannte. Allein Das war schon frustrierend, also wandte er seinen Blick dem Tablett zu, auf dem das Frühstück des dunklen Lords stand. Mehrere belegte Sandwichs, eines mit hauchdünn geschnittenem Braten. Ja, entschied er, das war gut. Vorsichtig, mit einer einzelnen Kralle, zog er den Belag herunter und begann, fröhlich auf der Köstlichkeit herum zu kauen. Es war nicht so, als würde irgendwer etwas bemerken...
 

Blind griff Tom nach seinem Sandwich und biss hinein, stockte aber dann. Was war denn das?? Wurden die Hauselfen langsam dumm oder wie hatte er das zu verstehen?! Er sah erst jetzt das Brot an, nein, er hatte Recht. Kein Fleisch! Doch dann hörte er ein komisches Schmatzen – direkt bei sich und sah herab. Der ach so böse Lord musste grinsen, als er das sah. Da saß der kleine Panther, zwischen seinen Vorderpfoten die Scheibe, die zweifelsohne in seinem Sandwich fehlte und kaute darauf herum, mit genüsslich geschlossenen Augen. Er strich dem Kleinen über den Kopf, sah, wie dessen Blick sich auf ihn richtete, etwas lauernd und erst, als das Fellknäuel sah, dass niemand vorhatte, ihm seine Beute abzunehmen, begann er, langsam zu schnurren.
 

„Du bist mir schon einer,“ stellte er leise fest. „Ich sollte dich Dieb nennen oder so etwas...“
 

Was? Dieb? Empört wandte Harry dem Anderen ein Hinterteil zu. So weit kam es noch! Niemand hatte ein Namensschild auf dem dummen Ding gehabt!
 

Das brachte den Lord wirklich zum Lachen und die Gesichter wandten sich ihm zu, das erste Mal. Sofort senkten sich die Köpfe, was er aber weiter gar nicht beachtete. Er strich dem Kleinen über sein Fell. „Wie soll ich dich dann nennen?“, frage er nur. „Alptraum vielleicht? Du scheinst dich zu einem entwickeln zu können...“
 

‚Pöh!’, knurrte der Kleine böse, biss weiter auf dem Fleisch herum.

„Nein? Auch nicht?“, fragte er nur amüsiert. „Hmmm, was wollen wir dann? Vielleicht Shaddow, weil du so schwarz bist?“
 

Langsam wandte Harry den Kopf. ‚Besser,’ dachte er nur. ‚Nicht perfekt, aber besser, als zum Dieb gemacht zu werden...’
 

„Dann bist du jetzt Shaddow,“ beschloss Tom nur und strich dem Kleinen weiter durch das Fell. Während der wieder begann, seine Bratenscheibe zu zerlegen.

Harry seufzte nur innerlich. Nun musste er auch noch auf einen vollkommen fremden Namen hören – obwohl – warum eigentlich? Seit wann waren Katzen gehorsam? Und dazu noch eine Wildkatze? Ja, stellte er fest, er hatte gute Aussichten, jeden zu nerven, der ihm in die Quere kommen würde und genau das würde er tun – mit Freuden! Er wollte endlich sein Leben genießen! Und wenn er dazu vier Pfoten brauchte, war ihm das gleich...
 


 


 


 

Draco starrte auf die aufgeregten Kinder in der Halle, die alle über Zeitungen saßen, viele in bunt gewürfelten Gruppen, nicht auf Hausgrenzen achtend und sie alle waren vollkommen erschüttert. Nicht mal die Gryffindors versuchten mehr ihren ach so weißen Helden zu verteidigen.
 

Er selbst hatte ja schon am Vortag erfahren, was darin stehen würde und er konnte nur sagen, dass diese Idioten zum Aufwachen echt lange gebraucht hatten. Selbst einige Slytherins waren entsetzt. Sie hatten gehofft, dass das alles nicht wahr war, aber das schien eher unwahrscheinlich, nachdem auf ein Mal Auroren einmarschiert waren.
 

Besonders beeindruckend war das Wiesel gewesen. Während dessen Schwester immer noch durch de Halle dröhnte, dass das Alles nur eine einzige Verleumnungskampagne sei und Dumbledore sie nur alle retten wolle, war er schneeweiß geworden, als habe die Erkenntnis ihn getroffen – mit der Wucht eines Greifen.
 

„Dray?“
 

Der Blonde wandte sich um und musterte Pansy, die eine der Zeitungssonderausgaben in der Hand hatte.
 

„Ja, es stimmt,“ antwortete er nur.
 

„Das meine ich nicht,“ gab Pansy vorsichtig zurück. „Weißt du, was jetzt passieren wird? Ich meine, Harry ist doch immer noch verschwunden und Dumbledore jetzt auch! Die Auroren suchen jetzt schon seit einer Ewigkeit!“
 

Draco zuckte mit den Schultern: „Woher soll ich das wissen?“, fragte er missgelaunt. „Wenn der Alte weg ist, wird der Krieg weiter gehen! Was auch sonst? Aber jetzt wird ER die Außenseiterpartei werden!“ Draco blickte zu der leeren Lehrertafel, die so wenig abgeräumt war, wie die anderen Tische. Selbst die Hauselfen schienen getroffen zu sein, sicher angeführt von Dobby, der eine Schwäche für Potter entwickelt hatte und vermutlich in einer Ecke saß, trauerte und sich mit Irgendwas volllaufen ließ.
 

Das Mädchen und ihre beste Freundin, Milli, setzten sich zu ihm. „Was wird der Lord jetzt machen?“, fragte sie leise.
 

„Das Ministerium unter Druck setzen, vermutlich,“ meinte Draco nur schulterzuckend. „Vielleicht so weit, dass sie einen Friedensvertrag entwerfen, das werden wir sehen. Und jetzt rede nicht davon, wir haben so schon genug Probleme, wenn jetzt jemand zum falschen Zeitpunkt etwas hört, kann alles platzen!“
 

„Was meinst du? Wo könnte Potter sein?“
 

Draco runzelte die Stirn: „Woher soll ich das bitte wissen?“, fragte er entnervt. „Potter ist nicht mein Freund oder sonst was! Er ist die Zecke in meinem Fell und ich bin froh, dass er nicht an der Schule ist! Schön, er hatte ein beschissenes Leben! Aber dämlich wie er war hat er sich ja nicht helfen lassen, als er die Gelegenheit hatte!“
 

„Meine Güte, Dray! Er war elf, als er deine Hand ausgeschlagen hat! Danach hast du es nie wieder versucht!“
 

„Und?“, fragte Draco nur entnervt. „Ich hab meinen Teil versucht, jetzt ist er dran!“
 

„Du bist stur, wie ein Esel!“
 

„Und?“, fragte Draco unbeeindruckt. „Ich bin eben nachtragend! Und weißt du was? Ich steh auch dazu!“
 

Milli verdrehte nur die Augen, dann sah sie auf einen der Artikel: „Weißt du, was genau sie mit Potter getan haben?“, fragte sie dann. „Darüber steht hier nichts, nur... dass es wohl heftig gewesen ist.“
 

Draco seufzte leise. „Genaues scheint die Ratte nicht gewusst zu haben,“ erklärte er nur. „Peddigrew wusste nur, dass der Alte sich wohl gern daran aufgegeilt hat, Potter im Sommer zu beobachten.“ Weiter ging er allerdings nicht ins Detail, denn er wusste durchaus etwas mehr. Vor allem die Tatsache, dass man Potter zur Hure des Ordens hatte machen wollen, aber es gab Dinge, die wohl besser doch niemand erfahren sollte. Das würde er nicht mal Potter antun.
 

„Was genau Dumbledore gesehen hat, wusste er nicht?“
 

„Als Vater und ich da waren, wurde diese Frage nicht gestellt, aber wir gehen stark von extremer, körperlicher Gewalt zu. Was Peddigrew aber gewusst und auch gesehen hat, ist, dass Potter von Dumbledore gefoltert worden ist, am Ende vom letzten Jahr...“
 

„Merlin,“ hauchte Milli leise. „Und dann wundern sie sich, dass er abhaut? Ich hätte noch nicht mal so lange durchgehalten!“
 

Draco zuckte mit den Schultern und beobachtete einen Auror, der knapp an ihnen vorbei zog, er war, wie alle anderen Anwesenden, vollkommen verstört. „Oh, eines noch: „Blacks Unschuld ist jetzt auch bewiesen.“
 

„Sirius Blacks Unschuld?“, hakte Pansy nach.
 

„Ja,“ nickte Draco: „Ich denke, das ist was für die morgige Sonderausgabe,“ fuhr er fort. „Und das heißt, Tom kann Black endlich sinnvoll einsetzen und er nervt nicht mehr alle damit, dass er nichts zu tun hat. Vater beschwert sich inzwischen regelmäßig! Und das, obwohl der Mann noch nicht mal im Land ist!“
 

„Hmmm,“ Milli runzelte die Stirn. „Meint ihr nicht, dass die Nachricht, dass Black noch lebt und Harry sucht, ihn aus seinem Versteck locken könnte? Ich meine, jetzt, wo niemand ihm mehr was tun will? Und es ist allemal besser, er meldet sich bei seinem Patenonkel, als dass Dumbles ihn findet, meint ihr nicht?“
 

Überrascht sah Draco die Andere an, dann grinste er. „Weißt du was, das ist eine geniale Idee! Ich werde Vater schreiben, dann kann er alles in die Wege leiden! Wir sehen uns später!“
 

Pansy blickte dem Anderen hinterher. „Und weg ist er,“ seufzte sie und sah wieder zu Snape, der die Schüler fest im Blick hatte. Na ja, wenigstens war überhaupt ein Lehrer da, der eingriff...
 


 


 

Harry gähnte herzlich, als er erwachte. Er streckte sich genüsslich und kuschelte sich weiter in die Wärme, er stupste die Hand so beharrlich an, bis die sich etwas hob und er darunter kriechen konnte. Besser, entschied der dann. Er hatte schon bei Fred festgestellt, dass ihn das Gewicht einer Hand auf seinem Rücken beruhigte und auch, wenn die von Tom schwerer war, als die des Rotschopfes, empfand er sie als angenehmer. Und das, obwohl der Mann, wenn er wüsste, mit wem er da das Bett teilte, ihn mit Sicherheit sehr schmerzhaft umbringen würde. Davon ging Harry zumindest aus. Gut, dass er nicht vor hatte, je wieder seinen Körper anzunehmen...
 

So fand Harry es viel, viel schöner. Er wurde nach Strich und Faden verwöhnt und niemand schrie rum, man versuchte zwar, ihn zu jagen, aber das schien eher Spaß als Ernst zu sein und außerdem musste er nur zwischen Toms Beine flüchten und niemand kam ihm mehr zu nahe. Außerdem hatte er im laufe der letzten beiden Tage herausgefunden, dass er dann auch hochgehoben und gestreichelt wurde. Selbst jetzt hatten die Finger sich, wie von selbst in Bewegung gesetzt und es gab nichts, was herrlicher war, als eine gute Krauleinheit am Beginn des Tages. Ohne groß nachzudenken, leckte er über die geschickten Finger und begann, zu schnurren.
 

Tom lächelte, er beobachtete sein kleines, neues Haustier begeistert. Der Kleine war überraschend schnell zutraulich geworden und folgte ihm überall hin. Und seit der ersten Nacht kam er doch irgendwann zu ihm gekrochen, als würde er sein Körbchen nicht mögen. Aber Tom hatte nichts dagegen, im Gegenteil, er mochte den kleinen Fellball. Zwar sagte ihm jeder Tierbesitzer, dass man solche Tiere nicht mit ins Bett nehmen sollte, eben weil sie nicht immer klein und kuschelig blieben, aber das war ihm egal.
 

Er mochte den Kleinen und das Lustigste war, dass das Tier ihn besser zu verstehen schien, als seine eigenen Leute. Der Kleine war zwar verdammt frech, aber auch immer für einen Lacher gut. Gestern Morgen hatte er einen Rundumschlag beim Frühstück gemacht und es gewagt, einen vollkommen verdatterten Lucius Malfoy zu beklauen, erst dessen Speck und dann auch noch dessen Kaffee! Aber Tom hatte sich vorgenommen, jetzt besser aufzupassen. Minipanther auf Koffein war einfach nur tödlich! Der Kleine hatte ihn fast zur Verzweiflung getrieben und er war herumgehüpft, wie ein Jojo!
 

Aber es war auch verdammt lustig gewesen.
 

Allein Bellas verzweifelter Versuch, den Kleinen zu fangen, der irgendwie damit geendet hatte, dass Shaddow ziemlich weit oben in einem Vorhang Deckung gesucht hatte, hatte bei ihm hysterische Lachanfälle ausgelöst. Allerdings hatte auch er eine Weile gebraucht, um den Kleinen herunter zu bekommen, ohne, dass der sich selbst verletzen konnte. Daraufhin hatte er beschlossen, dass Kaffee für sein Haustier tabu bleiben würde. Shaddow sollte lieber bei seiner Milch bleiben.
 

„Guten Morgen, du,“ lächelte Tom schließlich, woraufhin der Kleine unter seiner Hand sich aufrichtete und sich erneut streckte, als wäre am Vortag nichts geschehen. Vermutlich war es einfach so, dass der Kleine sich nicht erinnerte. Wildkatze müsste man eben sein.
 

Harry schnurrte nur und tapste zufrieden auf dessen Brust herum, bis Tom sich aufrichtete und aufstand, ihm dann vom Bett half. Zwar hatte Harry raus, wie er ins Bett rein kommen konnte, aber runter traute er sich nicht, er hatte Angst auf seinem Vorderlauf zu landen, der immer noch empfindlich zu sein schien. Er wartete, bis die Hand des Anderen ihn vorsichtig auf den Boden setzte.
 

Lächelnd beobachtete Tom, wie der Kleine zu seinen Näpfen tapste und Milch schlabberte, erst dann ging er ins Bad und machte sich fertig. Am Vortag, bevor Shaddow seine Koffeinbedingte Krise gehabt hatte, hatte er in der Zeitung gelesen, dass Black nun endlich frei gesprochen war und außerdem als am Leben galt. Und heute würden in allen magischen und in vielen Muggelzeitungen Aufrufe an Potter erscheinen, sich mit dem Zweiwegespiegel bei Black zu melden. Er hoffte, dass es etwas brachte, aber das war erst mal nur Nebensache, er hatte noch ganz andere Dinge am Laufen, auch, wenn seit Dumbledores Verschwinden der Druck von ihnen genommen worden war.
 

Nun konnte er endlich umsetzen, wofür er kämpfte. Endlich, endlich schien er auf einem guten Weg zu sein, seine Ziele zu verwirklichen! Er wollte sicher nicht auf halbem Weg scheitern, wie Slytherin, der sich von einer Affäre aus der Ruhe hatte bringen lassen. Zumindest laut seines Tagebuches. Das er aber auch schon seit er Shaddow hatte, nicht mehr gelesen hatte. Vielleicht fand er ja heute einen Moment, wo er weder Artikel vorformulieren musste, noch sonst was. Stattdessen hatte er heute praktisch frei.
 

Frisch geduscht und angezogen trat er wieder in sein Zimmer, wo Shaddow inzwischen dazu übergegangen war, seinen Lieblingssessel weiter zu malträtieren, den er immer nutzte, um seine Krallen zu schärfen, wobei er den extra transfigurierten Kratzbaum einfach links liegen ließ. Tier eben. Die taten nie, was sie tun sollten, außer es waren Hunde, warum er Katzen und in dem Fall eben seinen Panther auch viel lieber mochte. Er hob den Kleinen hoch: „Wozu hast du eigentlich einen Kratzbaum?“, fragte er trotzdem, setzte sich und ließ das Fellknäuel auf seinem Schoß.
 

Harry sah den Anderen vollkommen unschuldig mit großen Augen an und begann, seine Pfoten zu putzen, bevor er sich hin legte. Wozu Kratzbaum? Der Sessel zeigte wenigstens Spuren seiner Mühe! Und es machte Spaß, Tom zum Verzweifeln zu bringen! So, wie gestern, als Niemand ihn aus dem Vorhang bekommen hatte! Zumindest, nachdem er sich selbst von dem Schreck erholt hatte, war es richtig lustig gewesen.
 

Tom lächelte etwas, als er diese großen, goldenen Augen sah und seufzte dann, streichelte den Kleinen. „Du wirst ein schrecklich verzogenes Haustier sein,“ stellte er nur fest. Kurz überlegte er, hier zu frühstücken, verwarf den Gedanken aber dann doch. Seine Leute mussten ihn schließlich sehen. Also hob er den Kleinen wieder hoch, der sich sofort in die Armbeuge kuschelte und machte sich auf den Weg in die Halle.
 

Er sah seinen blonden General, der, wie immer, noch halbtot über seinem Kaffee hing, während dessen Frau ihn freundlich grüßte, aber dann auch ihren Kaffee vorsichtshalber abdeckte, wie ihre Schwester ebenfalls. Ja, die Jagd gestern hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen, von dem Bella immer noch Verzierungen auf dem Handrücken hatte. Warum auch immer sie die nicht hatte heilen lassen.
 

„Guten Morgen, Narcissa, Bella.“
 

Narcissa lächelte ihrem Lord zu, der, verständlicherweise, nach dem Verschwinden von Dumbledore und der Zerstörung von dessen Ruf erheblich lockerer geworden war. Vielleicht lag es aber auch an seinem neuen Haustier, das es am Vortag geschafft hatte, Chaos zu stiften, wie Potter im Ministerium. Sie mochte gar nicht daran denken, was für ein Stress es gewesen war, Lucius, wieder raus zu bekommen, aus dieser Sache. Auch jetzt hatte Tom den kleinen Panther wieder auf den Arm, der sie mit großen, unschuldigen Augen zu mustern schien. Von wegen unschuldig...
 

Aber der Kleine tat ihrem Boss sichtlich besser, als nur die launische Basiliskin. Gerade setzte der das Tier sogar wieder auf den Tisch, warum Narcissa ihre Tasse besser abdeckte und auch die von Lucius, um einen Zwischenfall wie gestern zu vermeiden, wo das Tier irre und Tom fast hysterisch geworden war, weil sie es nicht aus den Vorhängen bekommen hatten.
 

Harry beobachtete, wie Alle, die wach genug waren, ihre Kaffeetassen abdeckten und dummerweise kümmerte sich Dracos Mutter auch um die Tasse ihres Mannes. Gemeinheit aber auch! Demonstrativ wandte er den Leuten entsprechend seinen pelzigen Hintern hoch und sah sein ‚Herrchen’ an, der leise lachte und ihn streichelte, ihm dann eine Scheibe Wurst überließ, über die Harry sich, wie immer, her machte.
 

„Du brauchst es.“ Lächelte Tom, während er sich selbst Kaffee eingoss und den Kleinen beobachtete, der immer noch kaum Fleisch auf den Rippen hatte. Er sah nur zu gern zu, wie Shaddow seine Scheibe langsam zerlegte und sie schnurrend fraß. Wobei er sich, für ein Tier, auch noch recht manierlich verhielt. Er beobachtete den Kleinen noch eine Weile, dann klappte er die Zeitung auf und widmete sich seinem Kaffee.
 

Harry hatte darauf nur gewartet. Auch Andere hatten sich wieder ihren Käseblättern gewidmet, so, dass er auf Raubzug gehen konnte! Innerlich grinsend schlich er sich, an der Tischplatte entlang. Er wählte sein Opfer wie immer – Lucius Malfoy, nicht wach genug, um zu reagieren, zu muffelig, um vom Rest des Tisches beachtet zu werden. Dann musterte er den Teller. Kein Fleisch heute, keine Eier mit Speck. So was Gemeines! Nur ein Marmeladebrot, aber das würde dessen Frühstück auch nicht retten! Vorsichtig sah Harry sich um, stellte dann fest, dass er nicht beachtet wurde, erst dann streckte er eine Pfote und wie immer eine einzelne Kralle aus und klaute sich schlicht den gesamten Teller. Wer wollte schon bescheiden sein?
 

Als der Teller außerhalb von Lucius’ Reichweite war, schob er ihn, stolz wie Oscar auf seine Beute, vor sich her, bis hin zum anderen Ende des Tisches und begann, die leckere Marmelade vom Brötchen zu lecken. Ja, was süßes war manchmal doch gar nicht so schlecht, zusammen mit etwas Fruchtsalat und dem durchaus essbaren Brötchen, wo er nur das leichte, fluffige, Weiße herausfutterte. Allerdings sah er dieses Mal oft genug auf, um sich zu vergewissern, dass die Anderen ihn nicht anstarrten. Was auch heute nicht der Fall war, da sie sich in die Zeitungen vergraben hatten. So was Dummes! Er hatte gar kein Interesse, all den Unsinn zu lesen!
 

Als Harry schließlich satt – und der Teller entsprechend zugerichtet war, tapste er zurück zu Tom und ließ sich dann, mehr oder weniger elegant, auf dessen Schoß fallen, mit sich und der Welt mehr als zufrieden – und mit extrem vollem Bauch.

Tom sah überrascht auf, als etwas Schweres in seinen Schoß plumste, doch da es nicht feucht wurde, konnte es zumindest nicht der Kaffee gewesen sein. Er sah an sich herunter und lächelte, er beobachtete, wie der Kleine im Kreis lief, bis er sich einfach fallen ließ und begann, seine Pfoten zu lecken. „Du bist mir einer,“ meinte er nur amüsiert und streichelte den Fellbeutes, bis....
 

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“
 

Harry grinste nur in sich hinein, als er das hörte, dieser Schrei war ihm, in den letzten Tagen, fast schon vertraut geworden. Und er freute sich jedes Mal wieder diebisch. Er rächte sich am Vater für jeden Streich, unter dem er in Hogwarts hatte leiden müssen! Das hatte Draco nun davon!
 

Narcissa und Bella sahen den Anderen an. „Was ist denn nun schon wieder?“
 

„Mein... mein Teller, “ jammerte Lucius, dessen Frühstück sich – mal wieder – einfach in Luft aufgelöst hatte und zwar dieses Mal mit Teller!
 

Tom sah auf seinen Schoß, wo ihm der goldene Unschuldsblick im Reinformat begegnete. Er musste grinsen, dann sah er sich um. Immerhin hatte er es nirgends scheppern gehört. „Da,“ meinte er nur und deutete auf das andere Ende des Tisches. „Du bist schrecklich, wenn du nicht wach bist, Lucius. Du hast deinen Teller auf die andere Seite befördert und...“
 

„Das war die verdammte, schwarze Ratte!“, zischte Lucius, als er seinen Teller begutachtete. „Jetzt hatte ich schon kein Fleisch und dieser Teufel beklaut mich immer noch! Was hab ich ihm getan?!“
 

Bella war kurz davor, sich vor hysterischem Lachen auf dem Boden zu wälzen, als sie das beobachtete und auch Narcissa tat sich schwer, nicht zu auffällig zu grölen, während sie ihrem Mann verständnisvoll auf die Schulter klopfte.
 

Tom hob seinen Kleinen so hoch, dass er ihm in die Augen sehen konnte. „Kann es sein, dass du Lucius irgendwie nicht magst, du kleiner Jäger?“
 

Harry schnurrte nur und streckte seine Tatze aus. Er war sich keiner Schuld bewusst! Der Andere hätte seinen Teller ja wirklich besser bewachen können!
 

„Du bist mir wirklich einer, seufzte Tom nur und ließ Shaddow wieder auf seinen Schoß und sah zu Lucius, der kurz vor dem Heulen zu stehen schien. Dann rief er einen Elf und bestellte dem immer noch nicht wachen Mann ein neues Frühstück, bevor es wirklich noch peinliche Tränen geben würde. „Ich würde dir empfehlen, etwas besser aufzupassen.“
 

„Aufpassen? Ich sollte nicht mit Räubern am Frühstückstisch konfrontiert werden! Das ist eine Zumutung!“
 

Tom lachte nur: „Dann solltest du einfach besser aufpassen, denn so klein ist Shaddow nun auch wieder nicht! Außerdem hat er dadurch nur bewiesen, wie intelligent er ist.“
 

„Intelligent,“ äffte Lucius den anderen nach, während er sich erneut ein Brötchen bestrich und dabei böse in Richtung Tom sah, wo, wie um ihn zu ärgern, ein pechschwarzer Schwanz knapp über der Tischoberfläche entlang schwankte.
 

Tom konnte darüber allerdings nur lachen – was seinen armen General sicher ärgerte, aber er konnte einfach nicht anders. Ja, sein kleiner, neuer Hausbewohner würde sicher keine Langeweile aufkommen lassen, auch, wenn er es wohl jetzt schwerer haben würde, wieder zu klauen. Nach einer Weile stand er auf, setzte sich Shaddow auf seine Schulter. „Ich bin dann mal in meinem Büro,“ erklärte er ruhig. „Sagt mir doch bescheid, was Severus sagt, so der irgendwann mal auftaucht und wenn Nachricht von Grayback kommt, will ich sie auch sofort haben. Oder eine Reaktion auf die Zeitung heute.“
 

Die wenigen Anwesenden nickten und beobachteten, wie ihr Boss mit dem Kleinen verschwand, Lucius mit sichtlicher Erleichterung, da er nun nicht mehr gezwungen war, seinen Teller zu bewachen, sondern er konnte wieder entspannt essen – hoffte er.
 

Tom lächelte, als er sein Büro betrat, in dem ebenfalls ein Katzenbaum, ein Katzenklo und ein Körbchen seinen Platz gefunden hatte. Hier ließ er den Kleinen auf den Boden, während er sich auf seinen Sessel setzte und, zum ersten Mal seit Halloween, wieder nach dem Tagebuch griff. Er musste auch nicht lange warten, bis sein Kleiner an seinem Hosenbein zupfte und hochgehoben werden wollte. Er kam dem Wunsch seines Fellbällchens nach, der sich sofort wieder zusammenrollte, gähnte und sich schließlich hinlegte.
 

Erst, als Shaddow zufrieden lag und kurz vor dem Schlafen zustehen schien, schlug er das alte Buch auf.
 

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4.1.984
 

Ric schläft wieder, er hatte einen Albtraum, aber er hat sich, nach einer halben Stunde, wieder etwas beruhigt und liegt friedlich im Bett, ich bin jetzt aber leider wach. Ziemlich. Also kann ich auch das Tagebuch endlich wieder aktualisieren.
 

Ja, wir sind zusammen, fest zusammen und ja, alle haben es sofort gewusst. Helga war schwer begeistert und hat mich fast in den Wahnsinn getrieben, Rowena war auch entschieden zu enthusiastisch. Na ja, die ist auch froh, dass wir wirklich nicht mehr heiraten müssen. Jetzt muss ich das nur noch irgendwie meinen Eltern beibringen – sie werden begeistert sein.
 

Aber es ändert (schauderlicherweise) nichts an meinem Entschluss. Ich will, dass er bei mir bleibt. Ich liebe den blonden Sturkopf mit den grünen Augen viel zu sehr, um ihn wieder gehen zu lassen, ich habe sein Leben doch nicht umsonst gerettet! Er wird bei mir bleiben, dafür werde ich sorgen! Ric braucht Jemanden, der auf ihn achtet und ihn davon abhält zu viel zu denken. Jemanden, der seine ganze Geschichte kennt und da bin eben nur ich. Und ich will der Einzige bleiben, denn Ric hat Recht, es kann durchaus sein, dass noch ein bezahlter Attentäter nach ihm sucht.
 

Ich verstehe nicht, wie jemand ihn umbringen kann, er will doch gar keine Macht oder sonst was. Er will nur noch seine Ruhe und ein neues Leben, hier, weit weg von dem Ort, wo seine Familie hingerichtet wurde.
 

Ich will ihm dieses neue Leben geben, hier, in unserer Schule, die mit jedem Tag weiter in die Höhe wächst. Wir haben heute endlich einen weiteren Stock im Rohbau abgeschlossen. Es ist schwere Arbeit, dieses Schloss zu errichten, weil wir überall Magie einfügen, um es vor Muggeln zu verstecken, sie fern zu halten und es gleichzeitig so sicher zu gestalten, dass Kinder nicht verletzt werden. Es wird sicher noch lange dauern, bis die Schule ganz fertig ist, aber trotzdem können wir die ersten Kinder unterrichten, die aus dem Dorf, die anschließend wieder nach Hause gehen.
 

Wir selbst wohnen ja im Moment nur in einem Provisorium, in einer Hütte an der Baustelle, wo wir auch die Kinder unterrichten. Das ist sicherer, als in einem kaum fertigen Gebäude ohne jegliche Einrichtung. Außerdem haben wir bisher nur vier Hauselfen, die sich um uns kümmern. Wir werden noch viele mehr brauchen, um die Schule dann wirklich in Betrieb zu halten.
 

Und diese Schule wird auch immer dringender. Wir hören immer öfter, dass diese dumme Sekte, die sich als Christen bezeichnet, Frauen und Männer steinigt und selbst Kinder erschlägt, die auch nur kleine Zeichen von einer Macht zeigen, die über die von Muggeln hinaus geht! Weil das angeblich ein Teufelswerk sei! So ein Unsinn! Leute wegen etwas umzubringen, dass sie zu etwas Besonderem macht!
 

Viele dieser erwachsenen Menschen hatten nie eine Ausbildung, sie können ihre Macht nicht verstecken, sie wird immer wieder hervorbrechen! Und wie geht es dann erst den Kindern, denen eingeredet wird, böse zu sein?! Es ist ein Albtraum! Aber dem werden wir ein Ende setzen, zumindest werden wir versuchen, diesen Wahnsinn in England einzugrenzen, indem wir Kindern beibringen, ihre Kraft zu verstecken, eben gerade Kindern von Muggeln und weniger besitzenden Zauberfamilien. Denn sonst sehe ich es jetzt schon kommen, dann werden diese Irren der abartigen neuen Religion uns ausrotten! Etwas, dass ich nicht zulassen werde!
 

Und es gibt auch Godric etwas Sinnvolles zu tun, so, dass er nicht so viel über seine Vergangenheit nachdenkt. Das ist das Wichtigste für ihn: etwas zu tun zu haben, dass seinem Leben einen Sinn gibt, wo er sehen kann, dass sich Erfolge einstellen. Wenn Kinder um ihn sind, sieht er glücklich aus. Er bringt ihnen gern neue Zauber und kleine Tricks bei und sie lieben ihn dafür mindestens so, wie ihre eigenen Eltern, gerade, weil Ric die Geduld eines Engels hat.
 

Darum war es gut, dass Helga gemeint hat, jetzt schon zu beginnen, zumindest die Kinder aus dem Dorf zu unterrichten. Sie hat auch versucht, mich über Ric auszufragen, aber ich habe vollkommen abgeblockt. Es geht sie nichts an und wenn Ric will, dass sie es weiß, wird er es ihr selbst erzählen, was ich noch immer für ein Gerücht halte.
 

Es ist spät, ich sollte mich wieder hinlegen, Ric wird schon unruhig und morgen wird ein langer Tag, wir werden ein weiteres Gewächshaus errichten und die Mauern des Schlosses weiter hochziehen...
 

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Tom hob eine Augenbraue. Nein, beschloss er, er musste sein altes Ich wirklich nicht verstehen. Da hatte er alles gehabt, Geld, seine Freiheit, seine Schule, seine Träume und da belastete er sich mit einer Affäre! Nicht nur das, Gryffindor war doch eindeutig ein psychisches Wrack!
 

Nun ja, er war vorgewarnt, den Fehler würde er wohl kaum ein zweites Mal begehen! Tom hatte Ziele und die wollte er dieses Mal erreichen, ohne sich vorher durch irgendwas umbringen zu lassen, oder sich umzubringen! Aber darauf konnten die Anderen wetten! Beziehungen machten nur Probleme! Das sah er ja schon jedes Mal, wenn Narcissa sich wieder mit Lucius prügelte oder Bella und Rudolphus sich in den Haaren hatten! Das war es einfach nicht wert, das nahm immer so viel Zeit in Anspruch, die anders definitiv vernünftiger angelegt gewesen wäre!
 

Seufzend sah Tom auf seinen Schoß, wo sein kleiner Panther friedlich schlief und schnurrte, so lange seine Finger sich durch dessen Fell bewegten. Ein beruhigendes Geräusch: „Ich brauch sicher keine belastende Beziehung,“ bestätigte er sich selbst. „Wenn ich mein Bett teilen will, ziehe ich dich vor, Kleiner... Menschen bringen doch nur Probleme, vor allem, wenn man große Pläne hat. Das hätte Salazar sich schon denken können.“
 

Er legte das Tagebuch erst mal beiseite, sah dann wieder auf den Aufruf auf der Frontseite der Zeitung, die Potter bat, seinen Zweiwegespiegel zu nutzen. Black war ebenfalls informiert und nervös, der Mann hoffte natürlich extrem, dass sein Patenkind, für das er endlich die Vormundschaft bekommen hatte, wieder auftauchen würde.
 

Potter war ohnehin noch so eine Sache. Dem Jungen war einiges widerfahren und vermutlich würde man ihm behandeln müssen, immerhin hatten diese Idioten es sogar so weit getrieben, dass selbst dieser Gutmensch geflüchtet war und immer noch unauffindbar blieb, dabei wusste Tom durch einen gefangenen Mann, der Mitglied des Ordens war, dass sie ihn immer noch fieberhaft suchten, um das Heft herum zu reißen und sich zu reetablieren. Wie das gehen sollte, nachdem all das ans Licht gekommen war, war Tom allerdings ein Rätsel. Und er musste aufpassen, um nicht zu verlieren, was er erarbeitet hatte.
 

Darum wollte er Potter bei sich haben. Auf seiner Seite. Nicht auf der der Gegner. Wie ein Aushängeschild, denn genau das war der Bengel nun einmal. Immerhin wollte er ihm dafür auch ein Leben bieten, in dem er nicht mehr würde leiden müssen. Der Junge hatte es sich auch verdient und Tom nahm an, dass Potter froh sein würde, wenn er nicht mehr kämpfen musste, da er das ja ohnehin nicht mehr tun wollte.
 

Langsam erwachte Harry wieder und schnurrte zufrieden, er sah auf und leckte über die Finger, die immer noch über sein Fell glitten. Er genoss das nur zu gern. Er richtete sich etwas auf und streckte sich genüsslich, bevor er auf den Boden gesetzt wurde und sich seine Füße etwas vertrat. Auch ein frisches Schälchen Milch wartete auf ihn und auch, wenn es albern klang, es machte Spaß, einfach nur herumzutollen und sich dann an den Teddy zu kuscheln, den er sich vorgestern erobert hatte. Das Tierchen hatte einfach auf dem Schrank gelegen, unbeachtet und ungeliebt. Er hatte es in sein Körbchen gezogen und da ohnehin gerade irgendein Todesser geklopft hatte, kuschelte er sich an den Teddy und genoss das.

Zwischenfälle

Nervös starrte Sirius auf seinen Spiegel, bevor er ihn wieder in die Tasche steckte, er hätte es nicht verpassen können, wäre sein Gegenstück aktiviert worden, denn dann wäre der Spiegel heiß geworden und hätte vibriert.
 

Drei Tage, es war laut Tom, den er seither nervte, drei Tage her, dass die Aufrufe überall gedruckt worden waren, dass er lebte und Harry sich bei ihm melden sollte, damit er seinen Patensohn endlich wieder zu sich holen konnte. Er vermisste Harry schrecklich und die Sorgen, die er sich um den verschwundenen machte, ließen ihn oft einfach nicht schlafen. Oft war er kurz davor gewesen, selbst nach Harry zu suchen, doch erst hatte man ihn nicht gelassen und jetzt musste er erst mal Remus finden und zurückbringen. Aber der schien immer gerade aufgebrochen zu sein, wenn er dann mal ankam. Und Grayback, der ach so tolle Werwolf war auch keine Hilfe! Hatte der Trottel doch bis jetzt nicht bemerkt, dass er schon seit über einer Woche von ihm verfolgt wurde!
 

Kurz sah Sirius auf, bevor er den Spiegel ein weiteres Mal hervor kramte, doch er sah nur sein eigenes Gesicht darin – mit bewundernswert tiefen Augenringen, nebenbei bemerkt. Wo war Harry? Wo war er hin gelaufen? Wie viele Möglichkeiten hatte er denn schon? Er war noch nicht volljährig und hatte so keine Chance, an seine eigentlichen Kammern von Gringotts zu kommen, er hatte bereits mit den Gobblins geredet und die hatten ihm versichert, dass die letzte Abhebung zum Ende des letzten Schuljahres gewesen war! Abgesehen von den Summen, die Dumbles abgezweigt hatte... aber die hatte er bereits zurücktransferieren lassen und da man Harry noch nicht mal die Schlüssel zu seinen Kammern gegeben hatte, nach seinem angeblichen Tod, hielt er die selbst wieder in den Händen.
 

Er hatte seine gesamten Besitztümer gesichert und er wusste, aus dem Haupthaus der Blacks mussten zu der Sekunde mehrere Leute, mindestens zehn, geflogen sein, vielleicht auch Dumbles, aber leider hatte man den ja nicht zu fassen bekommen – mal wieder. Und das machte Sirius nur noch mehr fertig, er war nicht so dumm, wie die Leute es gern hätten, er wusste, wenn der Alte Harry vor ihm fand, würde das Leiden seines Kleinen weiter gehen und das wollte er unter keinen Umständen!

Er hatte erst aus der Zeitung erfahren, was man wirklich alles mit seinem Patensohn gemacht hatte und er war kurz davor gewesen, nach England zurückzukehren und nur die Tatsache, dass Toms seine Macht ausgespielt hatte, hatte ihn vom Gegenteil überzeugt. Das würde die Sache nicht besser machen und es würden ja bereits alle nach dem Jungen suchen. Immer wieder versuchte er auch, durch den Spiegel Kontakt zu bekommen, aber da war nie eine Antwort.
 

„Harry, wo bist du nur?“, fragte er leise und verzweifelt. Er wollte sich doch nur um seinen Patensohn kümmern, wie er es von Anfang an hätte tun sollen! Er machte sich schreckliche Vorwürfe, verdammt noch mal, er hatte Harry doch gesehen! Er hatte James und Lily gekannt! Er wusste, dass keiner von ihnen klein war, weder sie noch... Snape... waren klein gewesen, oder so krankhaft dürr wie der Grünäugige es immer nach den Ferien gewesen war und auch am Ende des Schuljahres schien er sein Gewicht nicht voll normalisiert zu haben. Er war so klein...
 

Seine eigenen Verwandten hatten den Jungen einfach hungern lassen! Und das bei vollem Kühlschrank und mit Dumbledores Wissen und Erlaubnis! Oder die Tatsache, dass Harry nie wirklich gelächelt zu haben schien.... er hatte es wirklich einfach nicht getan. Der Jüngere hatte keinen Grund gehabt, glücklich zu sein... Er wollte doch nichts weiter, als seinen Patensohn zu schützen!
 

„Ich finde dich, Harry, ich verspreche es,“ murmelte er leise, dann stand Sirius entschlossen auf. Je schneller er Remus auftrieb und ihn zurückholte, umso schneller konnte er sich der Suche nach dem Kleinen widmen. Dann würde er sich Grayback eben zeigen und diesem Idioten Feuer unter dem Arsch machen! Da wäre er ja zehn Mal schneller, wenn er als Schnuffel die Witterung aufnehmen würde!
 

Ohne zu klopfen und ohne Rücksicht darauf, dass gestern Nacht Vollmond gewesen war, riss er die Tür zu dem Apartment auf, in dem Grayback die Nacht verbracht hatte, ein heruntergekommenes Gebäude mit einem Geruch, den er mit seiner menschlichen Nase kaum ertragen konnte, aber in der Nähe eines leeren Fabrikgebäudes, in der Grayback sich ausgetobt haben durfte.
 

Hektisch richtete Fenrir sich auf, automatisch wollte er das Handgelenk seines Angreifers packen, doch dummerweise pochte sein Kopf noch immer von der Verwandlung und entsprechend langsam waren seine Reaktionen.
 

„Grayback,“ lächelte Sirius nur zynisch. „Sind wir etwa etwas mitgenommen? Wem geben wir die Schuld daran? Dem Mief in dieser Absteige, den Kakerlaken im Essen oder doch dem Vollmond? Oder allgemeiner Dummheit? Ich meine, ich folge dir schon seit einer Ewigkeit und du bekommst es nicht in dein offensichtlich vollmondgeschädigtes Minihirn! So findest du Remus garantiert nicht! Ab jetzt suchen wir auf meine Weise!“
 

Fenrir starrte den Anderen nur sprachlos an und blinzelte. Was zum Henker ging hier vor? Seit wann hatte Black sich an ihn ran gehängt und wusste Tom davon? Er hätte seinen Hintern verwettet, dass Black seinen dummen Bengel suchte, statt hier rum zu lungern! Merlin, der Vollmond war wirklich schlimmer, als ein ausgewachsener Kater und Sex mit einem Muggel nach einer sehr feuchten Nacht! „Wasch... will’su mitten inner Nacht von mir?“, brachte er dann irgendwie raus, während er seinen Arm sinken ließ. „Wenn’u sch besscher kannsch, ge doch!“
 

„Das werde ich,“ gab Sirius unbeeindruckt zurück, packte den nackten Werwolf und schubste ihn ins Bad, warf ihm einige Kleidungsstücke, die nicht penetrant nach Schweiß rochen, hinterher. „Und jetzt mach, dass du dich wieder in was Ähnliches wie ein menschliches Wesen verwandelst! Du stinkst, wie ein Schwein, dass seit drei Tagen tot ist und in der Sonne liegt!“
 

Fenrir hatte gerade nicht den Nerv, zu widersprechen, stattdessen stellte er sich unter die Dusche, das Motel hatte wohl definitiv an heißem Wasser gespart, aber die Kälte klärte seinen Kopf langsam. Toll, er hatte sich von Black erwischen lassen! Wer wusste, am Ende war Lupin dazu über gegangen, ihn zu jagen! Verdammt! Wo war ihm der Fehler nur unterlaufen?! Egal, heute wollte er weiter reisen, da Lupin von einem Bekannten in Genua gesehen worden sein sollte. Also ab nach Italien. Konnte auch nicht schlimmer sein, als hier. Und was Black anging – abwarten, er würde den Mann auch noch dafür bekommen, was der heute Morgen abgezogen hatte! Aber dann würde er sich wünschen, nie einen Werwolf nach dem Vollmond angesprochen zu haben!
 


 


 


 

„Chhhhhhhhhhh!“
 

„Och komm schon!“, bettelte Tom, der bäuchlings auf dem Flur vor einem Bücherregal, das kaum eine Hand breit Boden frei ließ. Und da saß der Kleine, eng an die Wand gedrückt, fauchend und halb über seine Beute geworfen – Toms Zauberstab. Nicht der, den er immer benutzte, wenn er mit Dumbles zusammen gestoßen war, sondern sein richtiger. Der, der seine Kraft nicht dämmte. Er hatte heut etwas erledigen wollen, doch sein neuestes Haustier hatte wohl beschlossen, ihm den Ausflug zu vermiesen, wenn er schon nicht mitdurfte. Wie der Kleine es geschafft hatte, sich seinen Zauberstab anzueignen, wusste er aber wirklich nicht. Und dann hatte er sich mit der Beute in einer unmöglich zu erobernden Ritze verkrochen.
 

Tscha – und nun lag er da, der große, böse Lord, im Staub vor seinem Bücherregal, dabei, einen winzigen, dürren Panther anzubetteln, ihm sein Eigentum zurückzugeben, was leider nicht mal auf Zauber reagierte. Was ihm eines deutlich machte. Nein, ein normaler Panther war er sicher nicht, nur, was er mit dem Stunt zu erreichen versuchte, war Tom ein Rätsel! „Komm schon, Kleiner,“ bettelte Tom weiter. „Ich brauch meinen Zauberstab, ich verspreche auch, ich bringe dir eine leckere Scheibe Wurst mit, guck mal, hier!“, er hielt etwas Speck, den der Kleine besonders liebte, hoch.
 

Pöh! Hielt Tom ihn denn für dumm?! Einen Zauberstab gegen ein Stück Speck tauschen? Gerade im Moment hätte er das ganz sicher nicht getan! Die letzten beiden Tage hatte er schreckliche Albträume gehabt und jedes Mal war Tom weggegangen und nicht zurückgekommen, weil er in eine Falle gelaufen war! Er wusste, das war albern, aber er wusste auch, dass Tom nicht gehen würde, wenn er seinen Zauberstab nicht wieder bekommen würde!
 

Und Harry hatte keine Intentionen, den anderen in den sicheren Tod rennen zu lassen, sicher, eigentlich war das da wirklich sein Feind, aber ganz ehrlich – so schnell würde er bestimm niemanden mehr finden, der so toll kraulen konnte und der ihn schützte, wenn ein Malfoy im Meuchelmodus versuchte, seinen Schwanz zu verknoten. Oder bei dem er vom Tisch klauen konnte. Also schützte er Tom auf die einige Art, die ihm gerade zur Verfügung stand. Er kidnappte seine Waffe. Harry hörte sich selbst fauchen, als die Hand dem Stab zu nahe kam, verletzte den Anderen mit den Krallen. Es tat ihm wirklich leid, das zu tun, aber er würde nicht zulassen, dass Tom sich umbringen ließ!
 

Frustriert brüllte Tom auf, er sah, wie der Kleine zusammen zuckte, aber das war ihm egal! Er, der große, dunkle Lord, musste sich im Staub rollen, weil sein neues Haustier seinen Zauberstab gekidnappt hatte! Und das gerade heute, wo er Sondierungsgespräche im Ministerium zu führen hatte!
 

„Was?!“, bellte er ungehalten, als es auch noch klopfte. Die Tür ging auf und ein seltsamer Laut zwischen Husten und ersticken erklang, was Tom dazu brachte, aufzusehen. Lucius. Großartig, auch das noch! Er setzte sich etwas auf: „Was ist?!“
 

Harry hingegen nutzte diese Zeit, den Zauberstab noch weiter unter die verzweigten Regale zu rollen, dann legte er sich über das Ding, er wollte es Tom ja zurück geben, aber erst, wenn dieser Tag vorbei war, ohne dass der Andere ins Gras gebissen hatte! Auch, wenn der ihn anschrie! Es tat weh, dass der Andere es tat, er verstand nicht, warum der nicht mal versuchte, sein Verhalten zu verstehen, aber er war es Tom schuldig, diesem zu helfen.
 

Es wäre so leicht gewesen, den Anderen in sein Verderben rennen zu lassen, dann wäre sein Job erfüllt, Voldemort beseitigt und er würde sicher seine Ruhe haben, aber er wollte nicht, dass Tom starb! Niemand sonst kraulte so toll! Und niemand sonst würde ihm je wieder so viel durchgehen lassen! Rasch wischte Harry sich eine Träne aus den Augen.
 

„Wenn wir nicht aufbrechen, werden wir zu spät...“
 

„Ich kann nicht ohne meinen Zauberstab gehen!“
 

„Und... wo ist der?“, fragte Lucius, immer noch verzweifelt darum bemüht, nicht laut los zu lachen, denn die Stellung, in der der Andere sich befand und dessen beide blutige Finger sagten eigentlich alles.
 

„Unter einem dieser verdammten Schränke! Und wenn ich dich erwische...!“
 

Automatisch kroch Harry noch tiefer in die Schatten, doch er gab den Zauberstab nicht heraus.
 

„Lord...?“
 

„Nimm dir einen verdammten Idioten, setz ihn unter einen Zauber, damit er aussieht, wie die Leute mich sehen wollen und geht vor! Ich komme nach, sobald ich jemandem das Fell über die Ohren gezogen habe!“
 

„Endlich, “ grinste Lucius nur, der ja das absolute Lieblingsopfer dieses kleinen, felligen Widerlings geworden war, der ihn immer angriff, wenn er vollkommen wehrlos und noch bei seinem ersten Kaffee war! Aber die Zeiten waren nun wohl aus! Ja! „Ich bin unterwegs, wir erwarten Euch...“
 

Tom knurrte nur, er wartete, bis der Andere endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte, erst dann wandte er sich wieder unter das Regal: „Das reicht jetzt!“, herrschte Tom, nun wirklich wütend. „Jetzt komm raus und gib mir den Stab! Jetzt! Das Spiel ist vorbei! Oder ich schwöre dir, ich setze dich irgendwo aus!“
 

Harry schniefte, als er das hörte, doch er blieb stur auf dem Stab sitzen. Es mochte nur ein Traum gewesen sein, aber die letzten Träume, die er gehabt hatte, waren der Tod von Cedric und der Fall von Siri gewesen! Dann sollte der Andere sauer sein! Aber irgendwann würde er es vielleicht verstehen...
 

„Verdammt!“, knurrte Tom, vor allem, als er sah, wie tief der Kleine sich unter das Eckregal gequetscht hatte. So einfach würde er nicht an das sture Tier heran kommen! Aber ohne seinen richtigen Zauberstab konnte er auch nicht aus dem Haus! Entschlossen stand er auf und sah seine Regale an, dann begann er, selbige zu verschieben.
 

Erschrocken merkte Harry, wie die Regale sich bewegten. Hastig packte er den Zauberstab zwischen die Zähne, drückte sich weiter an die Wand und legte, so weit als möglich, den Rückwärtsgang ein.
 

„Jetzt hab ich dich gleich!“, knurrte Tom, inzwischen wirklich, wirklich angepisst, er hatte fast eine halbe Stunde gebraucht, um seine Regale so weit zu verschieben, dass ihm der Spalt breit genug vorkam, eine Hand mit Handschuh durch zu quetschen, um den Panther zu packen. Doch die Tatsache, dass die Tür mit voll Karacho aufgerissen wurde, brachte ihn von seinem Vorhaben ab. „Lucius! Was...? Was ist los, du bist schneeweiß?!“
 

„Lord, er ist tot...“
 

„Tot? Was? Wer? Wovon zum Henker redest du? Ich habe zu tun und solltest du nicht woanders sein?!“
 

„Es war ein Hinterhalt! Dumbledores Leute haben ihn gelegt! Sie haben den Mann, der die Illusion über sich hatte, von den Anderen abgetrennt und ihn zu Tode gefoltert, er hatte keine Chance, er war in einem Zirkel, in dem Magie nicht durchkommen konnte! Ihr hättet keine Chance gehabt! Ihr wäret tot, wenn ...!“
 

Harry zitterte wie Espenlaub, er wusste, noch weiter konnte er sich nicht vor Tom verstecken, er lag schon flach in einer Ecke. Länger konnte er den Stab nicht verstecken und dann... würde er richtig, richtig Ärger bekommen... und dann knallte auch noch die Tür auf, was ihn so zusammenfahren ließ, dass er sich auch noch böse stieß. Er sah Sterne, hörte zwar noch die Stimmen der Anderen, doch konnte ihren Sinn nicht mehr ausmachen.
 

„Wenn Shaddow nicht meinen Stab geklaut hätte?“, fragte Tom leise.
 

„Wenn Ihr... mitgegangen wäret,“ erklärte Lucius. Er war nicht bereit, diesem kleinen, felligen Dieb auch nur eine Unze dafür anzutragen, dass der das Leben seines Herrn gerettet hatte, denn es war beileibe nicht so, als hätte er das bewusst getan!
 

„Du kannst gehen,“ orderte Tom knapp. „Mach einen neuen Termin mit dem Minister, dieses Mal hier, dann werden Severus und du ihn her eskortieren, aber melde dich erst in drei Tagen, lass sie in ihrer eigenen Suppe schwitzen! Und findet Dumbledore!“
 

Lucius sah auf den Mann, der wieder auf seine Knie ging, seufzte dann und schloss die Tür hinter sich. Er wusste nicht, was los war, er hätte Geschrei erwartet, hatte sich sogar gegen den ein oder anderen Fluch gewappnet.
 

Tom hingegen wandte sich wieder dem verschobenen Regal zu, er rieb sich die Stirn. Das, was Shaddow getan hatte, war eigentlich falsch gewesen, aber er hatte das auch nie zuvor getan! Als hätte der Kleine etwas geahnt! Denn sonst hörte Shaddow auf, wenn er ihn bat! Und hatte er nicht selbst festgestellt, dass der Kleine alles andere als ein normales Tier war?
 

Sanft und ohne auch nur eine Spur von Wut griff er zwischen die beiden Ritzen der Regale hindurch, bekam seinen Kleinen dann zu fassen, hob ihn wieder hervor, ohne an den Zauberstab auch nur zu denken. Der spielte jetzt eh keine Rolle mehr. Er brauchte ihn gerade nicht.
 

Harry zuckte zusammen, als die Hand ihn schließlich zu packen bekam, doch statt geschüttelt zu werden oder so, wurde er vorsichtig auf den Arm genommen. Sein Kopf pochte immer noch wie blöd, so, dass er die Augen kaum auf bekam. „Miau“, hörte er sich selbst kläglich einen Ton abgeben, wie eine Entschuldigung, die er dem Anderen geben wollte, aber in der Form nicht konnte.
 

Tom sah seinen Kleinen an, er sah aus, als habe er in Staub gebadet, das gesamte Fell war mit Fusseln überzogen und irgendwie sah Shaddow aus, als habe er schreckliche Angst vor Tom. Als erwarte er eine Strafe für das, was er getan hatte. Als habe er genau gewusst, was er in Kauf genommen hatte. Und dann hob sich das Köpfchen langsam und die Augen öffneten sich, kurz und nur einen Spalt breit, bevor ein klägliches Maunzen erklang. Er trat zu seinem Sessel und griff in die Schublade des Schrankes daneben, hob eine Bürste heraus und begann, das graue Fell zu streichen, bis die eigentliche Farbe wieder erkennbar war.
 

Harry war überrascht, wirklich überrascht. Er merkte, dass nichts Schlimmes geschah, begann, sich langsam unter den Bürstenstrichen zu entspannen. Tom schien nicht zu wütend zu sein, das war mehr als beruhigend, beschloss er für sich.
 

Tom wartete, bis Shaddow sich auf seinen Knien wieder entspannt hatte, bevor er den Kleinen so hochhob, dass er diesem in die Augen sehen konnte, die sich nun auch endlich etwas weiter öffneten. „Du hast es gewusst, oder?“, fragte Tom leise. „Du wusstest, dass ich nicht zurück komme, wenn ich gehen würde, darum hast du mir den Zauberstab geklaut, oder?“
 

Überrascht blinzelte Harry den Anderen an, bevor er langsam nickte und vorsichtig eine Pfote ausstreckte, vorsichtig auf die Wunde tapste, die er dem Älteren zugefügt hatte. Es tat ihm Leid, dem anderen weh getan zu haben, aber er hatte wirklich keine andere Möglichkeit gesehen.
 

Als Tom sah, dass der Kleine nickte, wäre er fast mit dem Hintern voran auf dem Boden gelandet, wäre er nicht schon gesessen. Nein, das war sicher ein Irrtum, so intelligent konnte doch gar kein Tier sein und schon gar nicht eines in diesem Alter! Aber offensichtlich... hatte auch er noch nicht alles gesehen und das trotz seinem Alter und seiner beiden Leben. Er kraulte den Kleinen vorsichtig zwischen den Ohren, küsste ihn dann auf den Kopf. „Du bist das seltsamste Tier, dass ich je gesehen habe,“ beschloss er dann. „Aber danke, Kleiner... wärest du nicht gewesen, wären all meine Bemühungen einmal mehr für die Katz gewesen.“
 

Harry sah den Anderen überrascht an, mit so etwas hätte er nicht gerechnet, er bekam ja doch keinen Ärger! Schnurrend rieb er seinen immer noch nicht wieder ganz schmerzfreien Kopf an der Wange des Anderen, richtete sich etwas auf und tat etwas, dass ihm im Nachhinein auch sehr komisch vorkam, doch in dem Moment als das Richtige erschienen war. Er leckte dem Älteren über die Lippen.
 

Tom lachte amüsiert, als er das merkte, er drückte sein Haustier an sich. „Du bist mir schon einer,“ meinte er nur und setzte ihn auf den Boden. „Du hast dir eine Belohnung verdient, “ lächelte er und rief einen Hauself, um sich etwas Speck bringen zu lassen, den Shaddow ja besonders zu lieben schien.
 

Harry dagegen schoss los, zurück zu dem Schrank, unter dem er sich verbarrikadiert hatte, und stupste mit der Nase den Zauberstab wieder auf den freien Boden, schüttelte sich, als er wieder raus kam, so, dass die Staubmäuse nur so flogen und schubste den Stab bis hinzu dessen Besitzer.
 

Der dunkle Lord hatte das von Anfang an beobachtet und musste grinsen. Ja, Shaddow hatte ihm seine Sachen wirklich nur weggenommen, um sicher zu stellen, dass er nicht in die Falle rennen würde. Er beugte sich herab und nahm den Stab wieder an sich, steckte ihn weg und hielt dem Kleinen die Scheibe Extraspeck hin, die der auch nahm – allerdings bestand der Kleine darauf, sie auf seiner Hose zu verzehren...
 

„Du bist mir einer,“ seufzte Tom nur leise, doch er ließ Shaddow gewähren, streichelte ihn, während der die frische, kross gebratene Scheibe langsam und genüsslich verzehrte. Kurz wanderte der sichtlich müde Blick anschließend zu ihm, dann rollte Shaddow sich endgültig ein und schloss die Augen.
 

Tom hob den Kleinen auf seine Arme und stand auf, trat zum Fenster und sah in den Hof hinunter. Er streichelte seinen Panther sanft weiter, während er nachdachte. Das heute war ein langer, anstrengender Tag gewesen und ihm war unheimlich, wenn er bedachte, was hätte geschehen können, hätte er nicht sein neues Haustier gehabt.
 

Ein Tier, das offensichtlich alles andere, als normal war. „Ich glaube, über dich stelle ich doch noch ein paar Nachforschungen an,“ beschloss er leise.
 


 


 


 


 

Ron saß schon seit Stunden auf dem Astronomieturm, er wusste wirklich nicht mehr, was er aus all den Geschehnissen der letzten Zeit machen sollte. Alles, an der er ein mal hatte glauben können und wollen, war verschwunden, hatte sich aufgelöst, wie auch immer man es sehen wollte, und nun stand er da – das erste Mal war da niemand, der ihm sagte, wie er denken sollte, besser gesagt, er wollte nicht mehr auf sie hören.
 

Da war Granger, auf die er stocksauer war. Sie hatte an diesem Tag seine letzte Illusion zerbrechen lassen. Es war kurz vor Weihnachten und er hatte sich entschlossen, nicht zu seiner Familie zu gehen, sondern zu Fred und George, die ihn eingeladen hatten. Das hatte er heute Granger sagen wollen, doch als er in den Gemeinschaftsraum gekommen war, war seine eigentliche Freundin nicht allein gewesen – sondern hatte mit einem Schüler eine Stufe über ihnen rumgefummelt. Der Kerl hatte seine Hand in ihrer Bluse gehabt, verdammt noch mal! Und sie hatten ausgesehen, als würden sie versuchen, sich gegenseitig mit ihren Zungen zu ersticken!
 

So hatte sie ihn nie geküsst oder ihn auch nur so ran gelassen! Von wegen Liebe! Das war doch auch alles nur ein Spiel gewesen! Aber... vermutlich hatte er es verdient. Sie hatte nichts Anderes getan, als immer – sie hatte geschauspielert, um zu bekommen, was sie wollte.
 

Nun konnte Ron sich in etwa vorstellen, wie Harry sich fühlen musste, verraten von allen und jedem. Allein und ohne Unterstützung, ohne Freunde und Familie. Und er war es gewesen, der das dem Grünäugigen angetan hatte!
 

Der Rotschopf wusste nicht, was er nun tun sollte. Ja, seine Freundschaft zu Potter war eigentlich nur gestellt gewesen, der Junge war nicht sein Typ Mensch, zu schüchtern, zu bescheiden und zu sehr darauf bedacht, mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Er brauchte Leute, wie Seamus und Dean, zu jeder Missetat bereit. Doch sein Vater hatte ihn damals zur Seite genommen und ihm gesagt, dass Ron den Jungen zu befreunden hatte, da seine Familie so etwas dringend benötigtes Zusatzgeld erhalten würde.
 

Diejenige, der das Spiel eine morbide Freude bereitet hatte, war schon immer Granger gewesen. Warum auch immer, es hatte ihr Spaß gemacht, Potter leiden zu sehen und sie war es auch gewesen, die zu Beginn des Schuljahres händereibend festgestellt hatte, dass Hedwig nicht mehr da war. Oder die ihm immer gezeigt hatte, wie krankhaft dürr der Andere zu sein schien.
 

Ron musste ehrlich sagen, dass ihm das im Grunde recht egal gewesen war. Er hatte Potter toleriert, aber er konnte ehrlich sagen, dass er diesem zumindest nie hatte schaden wollen, er hatte sich bei dessen Verschwinden sogar durchaus Sorgen gemacht. Irgendwie. Er hatte nie wirklich Jemandem schaden wollen. Gut, er war sauer gewesen, beim trimagischen Turnier, aber sonst...
 

„Sieh einer an, ein Wiesel,“ grinste Draco kühl. Er hatte den anderen Jungen eine Weile lang beobachtet. Er ahnte auch durchaus, worum es ging, immerhin wusste ganz Slytherin und ein guter Teil von Ravenclaw, was für eine Schlampe Granger war. Ein Schlammblut wie es im Buche stand eben. Dazu noch eine, die verzweifelt versuchte, ich eine Reinblutfamilie hinein zu kommen, selbst, wenn sei sich dafür mit der Karnickelfamilie Weasley abgeben musste.
 

Und mit dem entsprechend bekloppten Anhang. Da war das einzig weibliche Wiesel mit ihrem Dachschaden und der festen Ansicht, ein Anrecht auf Goody-Goody-Potter zu haben, die sich einbildete, dann reich zu werden und niemandem mehr Rechenschaft ablegen zu müssen, oder die Zwillinge, die vollkommen irre waren – aber wenigstens auf eine bewundernswerte Art und Weise. Aber wer wollte sich schon freiwillig in eine Familie bringen lassen, wo eine gute Chance bestand, zum Versuchskarnickel für irgendwelche neuen Scherzartikel zu werden.
 

Aber das waren ja noch nicht Alle, da war ein Irrer, der der festen Ansicht war, dass Drachen Kuscheltiere waren und einer, der nichts lieber tat, als Vorgesetzten in den Arsch zu kriechen. Aber das war wohl alles, was Granger je bekommen würde, die Anderen hielten absolut nichts von dem Schlammblut, das außerdem eine Art Matratze für alle zu sein schien, ohne gute Mitgift oder einflussreichen Hintergrund.
 

„Lass mich in Ruhe, Malfoy,“ gab Ron gelangweilt zurück, ohne seinen Blick von dem Fenster zu wenden. „Ich habe keine Lust mich zu streiten. Hast du nicht irgendwen, bei dem du sein musst?“
 

Dracos Augenbraue hob sich: „Was?“, fragte er trocken. „Sag bloß, du hast gemerkt, dass deine Fäuste und deine mäßigen Sprüche nichts bringen? Oder hast du endlich gemerkt, dass deine angeblich ach so tolle Freundin nichts als eine riesige Schlampe ist, über die schon Aale außer dir gerutscht sind?“
 

Ron starrte den Blonden mit tödlichem Blick an. „Was geht dich das an?!“
 

„Och, ich seh das goldene Trio nur gern zerbrechen,“ höhnte Draco weiter. „Im Moment soll sie es zeitgleich mit einem Gryffindor und einem Hufflepuff treiben! Denn die Slytherins würden sie nicht mal mit spitzen Fingern anfassen!“
 

„ja! Ja, sie ist eine Schlampe! Eine Riesige offensichtlich!! Und? Das ist mir egal! Sie kann ficken, wen sie will! Denn ich werde sie nicht mehr anfassen!“
 

„Na, da bin ich gespannt,“ meinte der Blonde nur trocken. Er fragte sich, warum er nicht ging, doch er blieb. „Hast du was von Potter gehört?“, fragte er. Eigentlich sollte es ihn wirklich nicht interessieren, aber er machte sich irgendwie Sorgen um den dürren grünäugigen Schüler, der einst seine Freundschaft zugunsten des Rotschopfes abgelehnt.
 

„Warum sollte ich?“, fragte Ron abweisend.
 

„Weil du sein angeblich bester Freund bist? Wobei du dir dafür verdammt wenig Sorgen zu machen scheinst, Wiesel.“
 

„Das geht dich gar nichts an!“, blaffte Ron, doch er wurde auch feuerrot, weil er sich einfach schuldig fühlte.
 

„Also nein. War wohl nix mit der Freundschaft,“ bohrte Draco mit dem Finger weiter in die offensichtlich offene Wunde: „War wohl ein Fehler, Granger vor Potter zu stellen...“
 

„Lass mich in Ruhe!“, brüllte Ron nur aufgebracht. „Du musst es schließlich wissen! Er ist doch mit Sicherheit bei deinem Lord, zu dem er übergelaufen ist! Warum sollte ich mir dann Sorgen machen? Er hat doch UNS verraten!“
 

„Selbst wenn er da wäre, was er nicht ist, habt ihr ihn doch zuerst verraten! Denkt ihr, alle sind blind und wir hätten nicht gesehen, dass ihr Potter hinter seinem Rücken verarscht?! Er war doch der einzige, der keine Vermutung hatte!“

Nun wurde Ron nur noch bleicher, wütend stieg er von seinem Fensterbrett. „Lass mich in Ruhe!“, zischte er, bevor er an dem Blonden vorbei fegte. Als hätte er nicht so schon inzwischen ein miserabel schlechtes Gewissen! Eben weil er durch die Geschichte nicht mehr wusste, wo er nun stehen sollte! Er rannte los, zurück in den Turm, vorbei an Granger, die erschrocken zusammenfuhr und versuchte, ihren Lover von sich zu drücken, hoch in seinen Schlafsaal, wo er sich auf sein Bett warf.
 

Draco sah dem Rotschopf kopfschüttelnd hinterher, er sagte es ja, Gyffindors zu verstehen, war, als würde man selbst versuchen, bekloppt zu werden. Er hatte das schlechte Gewissen des Anderen gesehen und irgendwie hatte ihm das gut getan. Scheinbar hatte der Idiot noch nicht seine letzte Hirnzelle an Granger verloren.

Und auch, wenn er so tat, als würde es ihn nicht tangieren, er vermisste Potter, mit dem hatte man sich wenigstens zoffen können und als Kumpel musste er toll sein...

Remus Lupin

Als Harry wieder erwachte, war der pochende Schmerz in seinem Kopf zum Glück kaum mehr spürbar in den Hintergrund gerutscht und noch immer fuhr von Zeit zu Zeit eine Hand durch sein Fell. Alles in Ordnung, schloss er erleichtert daraus und kuschelte sich weiter in die Armbeuge.
 

Tom lächelte, als er sah, wie der Kleine wieder in die Welt der Lebenden über zu gleiten schien. Er hatte die gesamte Zeit sichtbar erschöpft auf seinem Arm geschlafen und war nur aufgewacht, wenn er versucht hatte, den Kleinen in dessen Körbchen oder auf das Bett zu legen. Dann hatten ihn die Krallen daran erinnert, dass Shaddow, auch, wenn er eigentlich winzig war, immer noch ein Wildtier war. Denn dann hatte sein Panther versucht, sich an ihm festzukrallen, als habe er Angst, dass er nie wieder auf irgendwelche Arme kommen würde, würde er jetzt runter müssen. Und Tom hatte nachgegeben, denn er war sich sicher, unlogisch wie es klingen mochte, nur dank diesem kleinen Fellknäuel war er dem eigentlich so sicheren Tod entkommen.
 

Kurz hatte Tom sogar mit dem Gedanken gespielt, dass Shaddow vielleicht ein Mensch in Animagusform sein könnte, doch den Gedanken hatte er genauso schnell wieder verworfen. Das war schlicht Unsinn, kein Idiot ging so ein Risiko ein, Tag und Nacht in seiner Gestalt zu verbringen, ohne sich irgendwann zurück zu verwandeln, da das auf Dauer den Körper angriff und ihn veränderte, was unabsehbare Folgen haben konnte. Trotzdem, nur um sicher zu gehen, hatte er einen Rückverwandlungszauber gesprochen, doch das Einzige, was geschehen war, war dass das Fell des Kleinen sich elektrisch aufgeladen hatte. Shaddow war einfach nur anders und intelligent. „Gut geschlafen?“, fragte er sanft, als er merkte, dass der Kleine wieder begann, sich zu rühren und eines seiner Beine etwas zu strecken.
 

Harry sah auf und hätte er gekonnt, er hätte den Anderen angelächelt. Er gähnte herzhaft, stieß die Hand des Älteren mit seinem Kopf an. Ja, im Gegensatz zu den letzten Nächten hatte er auf jeden Fall richtig gut geschlafen! Endlich keine Träume mehr von toten Leuten und Fallen. Er sah auf zwei der Finger, die immer noch Spuren seiner Krallen zeigten, begann, über sie zu lecken. Es tat ihm wirklich leid, den Älteren verletzt zu haben, aber er hatte keine andere Möglichkeit gesehen...
 

Tom lachte leise, als er das Verhalten sah: „Das hab ich ja ganz vergessen,“ stellte er dabei fest. „Ich hatte so viel zu tun und nur einen freien Arm, dass ich die Kratzer nicht geheilt habe. Du hast wirklich scharfe Krallen,“ fügte er dann hinzu. „Verdammt scharfe...“, er strich über das weiche Fell und setzte den Kleinen, der davon wenig begeistert schien, auf der Tischplatte ab, nutzte diese Zeit auch, um seinen armen Arm endlich wieder zu strecken. Erst, als er wieder sicher war, Gefühl darin zu haben, zog er eine Schublade auf und durchsuchte seine beeindruckende, aber geschrumpfte Hausapotheke nach einer kleinen, ohnehin nur noch halb vollen Flasche, die er heraus zog, zusammen mit einem bisschen Watte, das er in der glasigen Flüssigkeit tränkte. Kaum, dass er damit seine Finger berührte, verschwanden die Kratzer, als habe es sie nie gegeben.
 

Harry beobachtete den Anderen, während er begann, an seiner Pfote zu knabbern, als wären es Fingernägel. Warum auch immer er sich nervös fühlte, er tat es. Bis die Wunden verschwanden, dann schien es wieder zu gehen. Er wartete, was der Ältere nun tun würde. Vermutlich wieder arbeiten, irgendwelche Sachen unterschreiben und sich selbst immer wieder sagen, warum er sich das antat, wo doch offensichtlich alle seine Leute irgendwo einen Klatsch an der Waffel hatten.

Ruhig räumte Tom seine Hausapotheke wieder ein, machte sich aber eine mentale Notiz, sich von seinem miesepetrigen Tränkemeister eine neue Flasche Wundheilungstrank machen zu lassen, bevor er sich wieder auf seinen Stuhl setzte und sein Haustier musterte, dass irgendwie zu versuchen schien, seine eigene Pfote aufzufressen, bei dem Versuch, am Daumen zu nuckeln oder so. Irgendwoher, kam es ihm, kannte er eine sehr ähnliche Angewohnheit, doch dann schüttelte er den Kopf. Natürlich kannte er sie, von fast jedem Kleinkind, das hier schon durch sein Haus gestromert war! Sogar von Draco, der das immer leugnen würde und bei seinem Vater! Sanft nahm er dem Panther die Pfote aus dem Mund und kraulte ihn dann etwas, bevor er auf das Dokument sah, dass er im Laufe des Vormittags verfasst hatte. Es würde erst in drei Tagen verschickt werden, es enthielt Daten für ein neues Treffen hier in seinem Büro, wo er sich sicher sein konnte, dass niemand ihm würde schaden können. Es fehlte nur noch eine Unterschrift, aber das konnte er später fertig machen. Stattdessen griff er nach einem anderen weißen Pergament und einer Feder. Er wollte endlich Fortschritte was die Sache mit Lupin betraf und natürlich wollte er wissen, ob sich bei Black etwas getan hatte, immerhin war Potter schon seit Ewigkeiten wie vom Erdboden verschwunden.
 

Harry tapste zu dem Anderen, eine Weile beobachtete er die Feder, beschloss aber dann, dass er keine Lust hatte, sie zu jagen, nicht heute. Stattdessen setzte er sich vor das fertige Dokument und las es. Und im Gegenteil zu dem Tag, als Tom von dem heutigen Treffen erzählt hatte, kam nichts, keine schlechten Gefühle, nicht die Einbildung, Blut auf dem Papier zu sehen.
 

Tom sah kurz auf und musste lachen, als er seinen Kleinen sah, der mit einer Pfote eine Zeile im Brief nach strich. „Na, liest du?“ fragte er amüsiert. „Sei froh, dass du kein Mensch bist, den hätte ich vermutlich wegen Spionage einfach umgebracht...“
 

Mit seinem besten Unschuldsblick sah Harry den Anderen an und legte seinen Kopf schief, maunzte leise. Verdammt! Er musste aufpassen! Er durfte nicht zu menschlich wirken! Auf gar keinen Fall! Er hatte heut schon verdammt viel riskiert! Und nichts war es wert, das zu verlieren, was er gerade gefunden hatte! Verdammt, er fühlte sich das erste Mal überhaupt in seinem beschissenen Leben wirklich sicher! Das Letzte, was er wollte, war es, das zu riskieren!

Tom lachte, als er den Kleinen beobachtete. „Merlin, du bist goldig,“ stellte er nur fest und kraulte den Kleinen kurz. „Dieser Blick ist ja einmalig.“ Er sah wieder auf den halb fertigen Brief, konnte sich aber selbst nicht davon überzeugen, ihn fertig zu schreiben. Das hatte auch Zeit bis später, entschloss Tom sich schließlich, er sammelte seinen Kleinen auf und setzte sich in seinen bequemen Sessel, holte das Tagebuch Slytherins erneut hervor und schlug es da auf, wo er das letzte Mal zu lesen aufgehört hatte. Ja, das war ein guter Abschluss für diesen Tag, dachte er sich, während auch das Abendessen langsam vor ihm auftauchte. Etwas lesen, ins Bett gehen, duschen am nächsten Tag. Er beobachtete amüsiert, wie der Kleine nach einem Stück der Ente schnappte, die auf seinem Teller lag. Er hatte auch kein Problem damit, den Rest des Essens trotzdem zu sich zu nehmen, warum auch immer ihn das nicht störte, das tat es einfach nicht. Obwohl er sonst sehr pingelig war, wer an seinen Teller ging.
 

Harry dachte noch nicht mal nach, bevor er das lecker riechende Ding klaute und darauf herum biss. Es war wirklich lecker, stellte er dabei fest und genoss das würzige Fleisch, so was hatte er in Hogwarts nie bekommen. Das hier war viel besser! Er fischte sich sogar einen Pilz mit der scharfen Soße hervor und knabberte ihn, dann allerdings legte er einen Schnellspurt zu seinem Trinknapf ein, der aber wie immer mit leckerer, frischer Milch gefüllt war, die angenehm kühl seine Kehle herunter lief.
 

„Das kommt davon,“ lachte Tom amüsiert, als der Kleine wieder aufsah und ihn nach dem Kommentar sofort böse anstarrte. „Du musst gar nicht so zu gucken, du hast mich beklaut, nicht ich dich,“ lachte der Andere sofort weiter. „Na, komm schon her,“ lockte er seinen Kleinen. „Du bekommst noch ein Stück Ente – ohne Soße.“
 

Eigentlich wollte Harry ja schmollen, aber die Ente war sooooo lecker! Also tapste er, mit hoch erhobenem Schwanz, zurück, er ließ sich wieder auf den Tisch heben und schnappte sich mit beiden Pfoten den Streifen Entenbrust und futterte ihn auf den Hinterbeinen sitzend, während sein Schwanz begeistert hin und her schoss, wie ein Scheibenwischer.
 

Tom beobachtete das und musste lächeln. Er aß fertig, legte dann seine Stäbchen zur Seite. Er gab dem Kleinen noch zwei weitere Entenstreifen, bevor das Geschirr verschwand und stattdessen mit einer Weinkaraffe und einem Kelch ersetzt wurde. Er goss sich etwas ein, dann griff er zu dem Tagebuch und lehnte sich bequem zurück.
 

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Der Tag war anstrengend, die Hölle, nervig, kaum erträglich, dumm, scheiße, VOLLER VERDAMMTER HIRMLOSER POLITIKER!!! Ich hasse es, dumme Diskussionen führen zu müssen! Die Schule ist mein Baby! Es ist eine Sache, wenn irgendwer spendet, aber das Recht, etwas zu bekritteln haben die deswegen noch lange nicht! Die hatten die Frechheit, mir zu sagen, dass ich mit den Sicherheitsvorkehrungen übertreiben würde und dass diese dumme Religion sich nie halten sondern sich selbst schon tot laufen würde!
 

Sind die alle blind, blöd und dumm? Selbst Vater und Mutter haben letztendlich protestiert! Wir haben vier Tage lang nur diskutiert und uns gegenseitig beleidigt, aber letztendlich habe ich mich durchsetzen können, die Planung der Schule und des Unterrichts obliegt alleine mir, außerdem haben wir weitere Zuschüsse bekommen, unter Anderem in Form von Hauselfen, so, dass wir vielleicht schon den Betrieb aufnehmen können, wenn der Rohbau ganz fertig ist. Die Hauselfen sind aber so eine Sache – Viele sehr alt, die Anderen zu jung, um wirklich eine Hilfe zu sein, aber gut – die Jungen können lernen und noch brauchen wir nicht so viel, als das die Alten überfordert wären.
 

Als ich endlich wieder da war, habe ich einen richtigen Schrecken bekommen – Ric war in einem schrecklichen Zustand, seine Augenringe hingen fast bis auf den Boden, so, wie in der ersten Zeit, als er bei uns war. Er hat mir gesagt, dass er wieder Alpträume hatte. Das er dann nach der ersten Nacht einfach nicht mehr geschlafen hat. Ich war sauer auf ihn, aber dann habe ich gesehen, wie schlecht er sich fühlt.
 

Also habe ich ihn ins Bett verfrachtet. Auf der Stelle. Er hat auch abgenommen, also hat er vermutlich nicht gegessen. Oder zu wenig, wie immer, wenn ich nicht da bin. Er hat immer noch eine ungesunde, selbstzerstörerische Ader, die mir gar nicht gefällt und er merkt es nicht mal.
 

Er schläft hier gerade neben mir, erst war er ziemlich unruhig, aber jetzt wird er langsam wieder ruhiger. Was daran liegen könnte, dass er meinen Schoß als sein Kissen missbraucht. Er verträgt meine Abwesenheit wirklich nicht gut, es ist, als würde ihm dann sein Anker fehlen. Das nächste Mal werde ich ihn einfach mitnehmen. Und wenn ich ihn als meinen Sekretär ausgeben muss. Ich kann ihn nicht allein lassen, wenn es solche Folgen hat. Ich werde mal mit Helga reden...
 

Morgen werden wir dann auch wieder alle Kräfte brauchen, dann werden die neuen Materialien kommen und die ersten Pflanzen für Helgas Gewächshaus. Das wird eine Schlacht werden... aber gut, was soll es schon? Mehr als Chaos können auch greise Hauselfen nicht mehr verursachen. Und es wäre nicht so schlimm, wie das Chaos, was der Dickkopf neben mir in mir ausgelöst hat.
 

Vater, denke ich, hat Wind bekommen, er hat was vor sich hin gemurmelt von Aussterben seiner Linie und dummen, arroganten Söhnen, aber das ist mir gleich. Man kann immer noch adoptieren.
 

Merlin, schweife ich ab. Ich mache schon geistige Sprünge, wie eine Frau beim Einkaufen mit der Börse ihres Mannes! Nächste Zeit auch für mich, zu schlafen. Alles Weitere kann ich die nächsten Tage klären...
 

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Tom schüttelte nur den Kopf und streichelte den Kleinen, der irgendwann beim Lesen auf seinen Schoß gehüpft war. Da sah man es mal wieder! Beziehungen ruinierten jeden guten Plan, der Menschheit zu helfen! Das war pure Dummheit und sicher nichts, was ihm passieren würde! Aber darauf konnten die Anderen Gift nehmen! Das würde ihm sicher keine zweimal seine Pläne verbauen! Er würde sich nicht mitten in seinem Job von solchen Dingen wie Sex und einer Beziehung ablenken lassen! Oh nein! Kam ja gar nicht in Frage! „Oh nein, Kleiner,“ murmelte er. „Das passiert mir wirklich keine zwei Mal... das bringt nur Ärger – mit einem sehr, sehr großen Ä und ich kann mir nicht vorstellen, dass es das wert sein kann...“
 

Harry sah zu dem Anderen auf, als der das sagte. Er musste das nicht verstehen, beschloss er aber dann. Oder einer Meinung sein. Denn er... er würde alles für Liebe geben, das wäre für ihn erst Recht ein Grund zu kämpfen. Egal, was man ihm erzählt hatte, eines wusste er. Es war die Liebe, die Menschen dazu brachte, besondere Dinge zu tun und zu schaffen, das hatte er immer wieder gesehen und gehört und daran konnte er glauben. Das war ihm wirklich wichtig.
 

Tom seufzte nur und fuhr weiter durch das weiche Fell unter seinen Fingern, bevor er schließlich aufstand und den Kleinen auf den Boden setzte, um in die Dusche zu verschwinden...
 


 


 


 

„Verdammt!“, zischte Fenrir entnervt. Das konnte doch wohl nicht sein! Lupin war ihnen schon wieder durch die Lappen gegangen! Sie waren nun seit einer Woche gemeinsam hinter diesem Idioten her und hatten es nicht gepackt! Er hatte sogar drei Mal die Spur verloren und ausgerechnet Black hatte sie wieder finden müssen! Als wäre sein Ego nicht durch den Stunt von letzter Woche angekratzt genug! Aber nein, er musste ja auf ganzer Linie versagen! Und wer war Schuld? Diese verdammte Ablenkung in seinem Rücken!
 

‚Wasch dich gefälligst, du stinkst, er wittert dich auf eine Meile!’
 

‚Du siehst beschissen aus, kein Wunder, dass niemand dich an sich ran lässt!’
 

‚So sexuell frustriert wie du kann gar keiner mehr sein!’
 

Das waren die Sprüche, die Grayback gerade in seinem Geist nachäffte, während er beobachtete, wie Black sich auf das noch nicht mal gemachte Bett der Absteige setzte, in der vor ein paar Stunden noch Lupin geschlafen haben musste. Der Idiot! Er sollte das Zimmer nach Spuren absuchen! Und was tat er? Spielte schon wieder mit dem dummen Spiegel rum, den er immer mit sich rumschleppte! Als würde Potter sich dann melden! Pah! Der Bengel war entweder tot oder vernünftig genug gewesen, sich irgendwo zu verschanzen, wo es ohnehin keine Medien gab! Wobei er Ersteres für wesentlich wahrscheinlicher hielt.
 

„Black, bekomm deinen Arsch in Bewegung! Ich will endlich wieder zu meinem Rudel! Also finde Lupin! Durchsuch Schrank und Nachtkästchen!“
 

Wütend blinzelte Sirius den Anderen an, während er leicht über seinen Spiegel strich. Nichts, noch immer nicht. Keine Nachricht von seinem vermissten Patenkind. Wo war Harry nur? Was war geschehen? Er machte sich solche Sorgen! In seiner Angst, zu verpassen, wenn der Grünäugige sich meldete, sah er manchmal stundenlang auf die Oberfläche, doch da war immer nur sein eigenes Gesicht zu sehen. Manchmal schlief er die gesamte Nacht nicht.
 

Und an anderen Tagen nervte ihn auch noch dieser neunmaldumme Werwolf fast zu Tode! Nicht eine Sekunde lang konnte der mal seine Schnauze halten! „Misch dich nicht ein und wenn es ums Suchen geht – wie wäre es, wenn du auch mal was tust?!“, zischte Sirius aufgebracht. Er war am Ende, weil der Spiegel wieder nur ihn zeigte, dabei war er sich so sicher gewesen, dass der Spiegel endlich vibriert hatte!
 

Fenrir knurrte ungehalten. „Wir werden deinen dummen Freund sicher nicht finden, wenn du deinen Arsch nicht in Bewegung bekommst!“
 

„Wer hat ihn denn drei Mal verloren? Das war nicht ich!“
 

„Du ekliger Besserwisser!“, bellte Fenrir, bevor er sich, einem plötzlichen Drang einfach nachgebend, auf den Jüngeren warf und ihn mit der Rückhand heftig ohrfeigte, so, dass der Spiegel auf dem Boden aufkam und nur die Tatsache, dass er magisch war, hinderte ihn vermutlich daran, in tausend Einzelteile zu zerspringen.
 

„Du Arschloch!“, brüllte Sirius aufgebracht. „Der Spiegel ist vielleicht der einzige Weg, Harry zu finden!“
 

„Der dumme Bengel ist entweder tot oder er hat seinen Teil von dem dummen Ding nicht dabei!“, brüllte Fenrir nur zurück.
 

„Er ist nicht tot! Harry darf nicht tot sein! Er ist tausend Mal mehr wert, als du, du stinkender Dreckswolf!“
 

Fenrir lächelte hämisch. „Und dabei habe ich extra heut Morgen geduscht, um deine feinen Sinne nicht zu vergrätzen, “ hämte er nur und betrachtete den unter ihm eingeklemmten Mann. Ja, wenn Black seine Zunge besser im Zaum würde halten können... wäre er ein mehr als leckerer Anblick, leider ruinierte dessen Benehmen Alles wieder!
 

„Was... soll das werden?!“, fragte Sirius aufgebracht.
 

„Hmmm... hast du nicht gesagt, ich wäre sexuell frustriert? Vielleicht sollte ich... JETZT... was dagegen unternehmen...“
 

„Geh von mir runter, du Stinktier!“
 

„Das ist aber nicht sehr nett,“ lächelte Fenrir, er hielt die Arme des Anderen mit einer Hand auf die Matratze gedrückt, sah Black an und strich über dessen Gesicht: „Du hast allerdings vergessen, dich heute zu rasieren... nur gut, dass ich nicht so wählerisch bin, wie du, nicht wahr? Vielleicht bin ich dann auch weniger abgelenkt...“
 

„Was...?!“, weiter kam Sirius nicht, bevor sich auf ein Mal Lippen gegen seine pressten, er wollte sich verteidigen, den Anderen von sich stoßen, aber genauso gut hätte er versuchen können, einem Wirbelsturm Einhalt zu gebieten, er kannte das schon von Remus, der war auch nicht bezwingbar, wenn er nicht wollte, denn auch, wenn der ein Mal im Monat eine Höllennacht hatte, hatte Lykantrophie einige Vorteile, die besseren Sinne, auch, wenn kein Vollmond war – und die Stärkte, mit denen Grayback es schaffte, ihn einhändig auf das Bett zu drücken und bewegungsunfähig zu machen.
 

Fenrir grinste innerlich, während er den Anderen küsste, der zu seiner Verwunderung sogar irgendwann regen Anteil an dieser Beschäftigung nahm. Und verdammt, der Andere schmeckte gut! Süß und doch irgendwie würzig. Zu gut. Vielleicht hätte er das doch nicht tun können, denn Fenrir wusste, nun würde er mehr haben wollen, immer wieder. Er ließ seine freie Hand weiter nach unten wandern, riss das Oberteil des Jüngeren aus der Hose, fuhr regelrecht gierig über dessen Haut.
 

... bis auf ein Mal die Tür mit einem Knall aufflog.
 

Erschrocken fuhren Beide herum, die Stimmung war verflogen und nun, wo der Griff des Werwolfes sich lockerte, rollte Sirius sich unter diesem hervor, zischte Grayback an und wandte sich zu dem Eindringling. „Hi, Moony, “ lächelte er, bevor er sich zu Fenrir umwandte. „Er ist nicht da, nein?“; fragte er entnervt. „Nicht mal die Tatsache, dass er nur kurz weg war, ist für dich zu erkennen!“´
 

Fenrir hingegen knurrte Lupin missgelaunt an. So kurz! Er war so kurz davor gewesen! Vor was eigentlich? Na, egal! Kurz vor Sex auf jeden Fall! „Zehn Minuten!“, knurrte er. „Hättest du nicht zehn Minuten später rein platzen können, Lupin?“
 

Remus hingegen starrte entsetzt auf die Szene vor sich. Er war doch nur kurz weg gewesen, um einer Spur nachzugehen! Und nun kam er wieder, um seine Koffer zu holen, nur um... das zu finden! Er merkte nicht mal, wie er bei dem so vertrauten Spitznamen den Zauberstab sinken ließ, trotz der zweiten Gefahr im Zimmer.
 

„Sirius?“, fragte er tonlos. „Wie... ich dachte...!“
 

„Toll!“, stöhnte Fenrir, nun wirklich genervt, während er unwillig seine Hose wieder richtete und sein enges Shirt glatt strich. Er beobachtete, wie der Andere hastig sein Hemd wieder in die Hose steckte.
 

Sirius lächelte, trat zu dem Anderen und umarmte Remus fest. „Hi,“ lächelte er. „Ich bin froh, dass wir dich endlich gefunden haben.
 

„Du.. du bist... tot !“
 

Sirius seufzte, trennte sich etwas von dem Anderen: „Grayback hat Recht, seit wann bitte hast du keine Zeitung mehr gelesen ?“, fragte er ruhig, führte den sichtlich bleichen Mann zum Bett und ließ ihn sich erst mal setzen.
 

„Warum... fragst du? Sirius, wie kannst du hier sein? Bist... bist das wirklich du?“, flüsterte Remus vollkommen verwirrt, seine Nase sagte ihm, sein Freund war wieder da, doch sein Verstand sagte ihm immer wieder, dass das unmöglich war! Und was machte sein bester Freund mit dem Mann, der ihn zu einem Leben als Werwolf verdammt hatte?! „Was geht hier vor?!“
 

Sirius seufzte leise. „Viel,“ meinte er nur. „Weißt du, was Dumbledore getan hat?“
 

„Dumbledore? Warum? Ich bin für ihn unterwegs! Weiß er, dass du lebst? Merlin, er wird froh sein!“
 

„Das halte ich für ein Gerücht,“ meinte Fenrir nur trocken, er setzte sich auf den Stuhl, der im Raum stand. Dann deutete er zu Lupin. „Viel Spaß, Black, das wird ein langer, langer Vormittag.“
 

„Dumbledore würde mich umbringen, wenn ich den Fehler machen würde, Kontakt zu ihm aufzunehmen, Remmy, er war es, der mich umbringen wollte! Ich habe einen Trick angewandt, um nicht zu sterben und Bella hat mir geholfen, sie mag ja ein bisschen bekloppt sein, aber sie ist meine Cousine und Remmy – Tom Riddle ist ein Freund, er hat mir geholfen.“
 

„Was? Sirius, was redest du denn da? Er hat dir deine Unschuld geglaubt und deine Flucht gedeckt!“
 

„Er hat meine Unschuld geglaubt, weil er wusste, dass ich nichts getan habe, er hat dafür gesorgt, dass ich keinen Prozess bekomme, ich... Remus, lass es mich von Anfang an erklären,“ bat er dann leise.
 

Remus starrte den Todgeglaubten weiterhin an, er brauchte eine Weile um zu merken, was der gesagt hatte, nickte aber dann.
 

Fenrir beobachtete das leise, ruhige Gespräch. Na ja, den Monolog, um genau zu sein, während dem der Andere seinen dummen Spiegel wieder aufhob, ihn auch noch streichelte und ihn dann einsteckte. Merlin! Ja, er war eifersüchtig! Auf einen Spiegel und auf einen Werwolf, der an Stärke nicht mal halb an ihn heran reichte! Und wegen wem? Wegen eines dummen Idioten, der den ganzen Tag depressiv herum lief, weil ein dummer, verantwortungsloser Bengel zu dumm war, die Zeitung zu lesen! Sollten sie den finden, würde er Potter eigenhändig den Arsch so verdreschen, dass der würde Wochenlang nicht sitzen können! Das schwor er sich!
 

Black war sein...!
 

Oh nein! Das hatte er jetzt aber nicht gedacht! Nein, überzeugte er sich selbst. Black war sein Spielzeug, beendete er hastig diesen Satz in Gedanken. Ja, das war Besser. Und niemand machte sein Spielzeug kaputt, außer er selbst. Ja, so konnte er das verkaufen. Verdammt, dieser Bekloppte hatte mal wieder Recht behalten! Er war so notgeil, dass er offensichtlich Sex mit Black in Betracht zog! Moment, verdammt noch Mal, sie waren hier in Italien! In dem europäischen Land mit den meisten Nuttenhäusern! Da würde er doch wohl Beschäftigung für einen Abend finden! Und selbst in England gab es genug Etablissenemts! Ja, damit wusste er, wo er heut Abend sein würde... auf das unwillige Knurren seines Werwolfes in seinem Hinterkopf achtete er einfach nicht. Wäre ja noch schöner, wenn der auch noch was zu sagen hätte!
 

Sirius sah seinen besten noch lebenden Freund lange an, er sah, wie der Andere kämpfte. Nun schon seit einer halben Stunde, auf seinem Gesicht waren Unglaube, Hass, Verzweiflung und Verwirrung zu sehen. Remus’ Welt war gerade in sich eingestürzt. Mit einem gewaltigen Rums, um dem noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen. Er strich dem Anderen sanft über den Rücken, wobei er sich fragte, warum Grayback sich benahm, wie ein Idiot, denn der schien jedes Mal zu knurren, wenn er seinen Freund irgendwie anfasste! Was bildete sich dieser arrogante...?! Nein, anderes Thema, Grayback war absolut unwichtig, er hatte Besseres zu tun „Remmy?“
 

Langsam wandte Remus sich dem Anderen zu. Er konnte es immer noch nicht fassen, er wusste nicht, wie lange er schon auf seine abgearbeiteten Hände sah, die vergnügt und ohne sein Zutun vor sich hin zitterten, wie Espenlaub. Seine Welt war gerade in sich zusammen gebrochen, vollkommen und nachhaltig und in diesen Trümmern sah er immer wieder die Hinweise, die Sirius ihm gegeben hatte, seit er aus Askaban geflohen war, all die Kommentare, denen er keine Beachtung geschenkt hatte, da er sie für Witze gehalten hatte, die Hinweise darauf, dass Dumbledore doch einen Prozess hätte erzwingen können, der Sirius’ Unschuld hätte beweisen müssen. All das, auf ein Mal war es so klar erkennbar, dass es schmerzte.
 

Aber es war scheinbar ein kosmisches Gesetz, dass man die Dinge, die sich vor der eigenen Nase abspielten, immer erst wahr nahm, wenn es zu spät, oder in dem Fall, fast zu spät war, denn beinahe hätte er haute ein altes, machtvolles Artefakt an Dumbledore geschickt, über einen toten Briefkasten, wie der ihn in den letzten Briefen beordert hatte.
 

Wie hatten ihn die Vorkommnisse in England nur nicht erreichen können? Warum hatte er keine einzige Zeitung erhalten, in der diese Nachrichten gestanden waren? Wie hatte er diese Dinge so ignorieren können?
 

„Remmy?“, fragte Sirius erneut, als sein Freund immer noch nicht reagierte. „Remy? Bist du noch da?“
 

Erst das und die Hand auf seiner Schulter holten ihn zurück. „Und ich habe ihm fast etwas gegeben, das ihm mehr Kraft als einem Werwolf gegeben hätte, “ flüsterte er nur.
 

„Du hast es ihm nicht gegeben,“ erinnerte Sirius den Anderen nur und ohne auf das Knurren zu achten, umarmte er Remus noch ein Mal. „Komm mit uns zurück,“ bat er dann leise. „Ich brauche jemanden, der mir hilft...“
 

„Hilft? Bei was?“, fragte Remus verwirrt.
 

„Harry, ich... ich muss ihn doch finden! Er ist irgendwo da draußen! Ganz allein und nach dem, was wir erfahren haben, mit Sicherheit auch nicht unverletzt! Ich will, dass er wieder zu mir kommt, dahin, wo er hätte sein sollen!“
 

Erst das schüttelte Remus wirklich wach. Der Ältere hatte Recht. Da saß er hier und litt vor sich hin, während Harry irgendwo allein durch die Straßen geisterte! Ohne irgendwen, der ihm half und mit dem Gefühl, von jedem verraten worden zu sein, denn so würde er sich fühlen! „Ja, “ nickte er. „Natürlich komme ich mit euch zurück und vielleicht... nimmt Tom mich ja auf, auf jeden Fall wird er dafür wohl mehr Verwendung haben, als Dumbledore!“ Er hielt dem Anderen den Ring hin.
 

Etwas, dass Fenrir sogar dazu brachte, aufzustehen und dazwischen zu funken, er packte das Kästchen und knurrte Remus nur noch heftiger an, denn das hatte gerade wirklich ausgesehen, wie eine Verlobungsszene und niemand klaute ihm sein Spielzeug, bevor er damit gespielt hatte!
 

„Sag mal, Grayback, geht es noch?“, zischte Sirius aufgebracht, als er sich umwandte und die Box zurück holte. „Geht es dir noch gut?!“
 

„Tut es nicht,“ zischte Fenrir, er sah Lupin warnend an, aber der schien zu wissen, was gut für ihn war und sagte nichts, senkte auch den Blick um zu signalisieren, dass er keinerlei Intentionen hatte, sich einzumischen. „Und jetzt macht endlich! Ich will los!“
 

Sirius rieb sich genervt die Stirn, er fühlte nach dem leichten Vibrieren des Spiegels, doch es war wieder mal nur Einbildung. „Gehen wir,“ nickte er aber dann und half Remus auf. Er hatte es selbst mehr als eilig, zurückzukommen.

Naigini

Hi!
 

So, es ist also Samstag und wie immer steh ich etwas früher auf, damit ihr euer neues Pitel bekommt. Ich hoffe, es sagt euch zu!
 

Und nun erst mal einige Erklärungen. Im Grunde war es die Magie des Schlosses selbst, die Harry in seine Animagusform gemorpht hat. Und er wird sich nicht zurückverwandeln, bevor er es nicht selbst will.
 

Ansonsten bedanke ich mich für eure tollen Kommentare und hoffe ich, dass ihr viel Spaß habt.
 

Mata ne,
 

ADE
 

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Schmatzend wachte Harry wieder auf und streckte sich. Es ging ihm wieder gut, stellte er dann begeistert fest. Die letzten beiden Tage hatte er fast nur geschlafen, so seine Alpträume ihn in Ruhe gelassen hatten. Der Rums auf seinen Kopf hatte ihm gar nicht gut getan und Tom schien etwas gemerkt zu haben, denn am Tag zuvor hatte der ihm einige Tropfen irgendwas in die Milch geträufelt. Er tat sich auch viel leichter, auf die Beine zu kommen und er fühlte sich vollkommen ausgeruht.
 

Sicher kam er heut auch wieder allein auf den Sessel und heut Abend auch aufs Bett, etwas, das er die letzten Tage nicht geschafft hatte. Er war sich sicher, dass er wohl so was wie eine Hirnerschütterung gehabt hatte. Nun war sie auf jeden Fall weg!
 

Tom erwachte an dem Morgen, weil er etwas bemerkte, was er wirklich vermisst hatte, ein Schwanz, der immer wieder haarscharf an seiner Nase vorbeischoss. Ah, er hatte also richtig geraten. Der Kleine hatte Schmerzen gehabt und darum so herum gehangen, es war ihm erst gestern Abend gekommen, aber dann war es ihm irgendwie klar geworden. Der Rums, den es gegeben hatte, als Lucius rein gestürmt war, um ihm zu sagen, dass Avery in die Falle gegangen war, die für ihn bestimmt gewesen war.
 

Lächelnd strich Tom über den Rücken des Kleinen, der gerade fröhlich seinem eigenen Schwanz hinterher jagte, ja, das war ihm lieber, als das schlappe Herumhängen in den letzten Tagen, in denen der Kleine entweder auf seinem Arm oder in seinem Körbchen, wahlweise auch im Bett gelegen war. Er war wirklich besorgt gewesen und hatte dann Narcissa gefragt, die immerhin ein Grundprogramm in Heilung absolviert hatte, was er tun konnte, er ertrug es einfach nicht, auch nur anzunehmen, dass sein kleiner Lebensretter Schmerzen hatte und Narcissa hatte ihm einen allgemeinen Heiltrank gegeben. „Guten Morgen, du, “ lächelte er sanft. „Ich sehe, es geht dir wieder besser – was meinst du? Bist du wieder fit genug, um Luc etwas zu malträtieren?“
 

Begeistert nickte Harry. Jaaaaaaaa! Malfoy zum Schreien bringen! Das war gut! Das war sehr gut!
 

Tom grinste und stand dann auf, froh, seinen Shaddow wieder zu haben, er packte frische Klamotten und verschwand ins Bad, um sich für den Tag fertig zu machen. Immerhin würde heute auch der Minister, nun, der Nochminister, wenn es nach ihm gehen würde, hier auftauchen, zusammen mit Mc Gonagall, die den Platz von Dumbledore eingenommen hatte, im Wizgamont, wie in der Schule, die aber, laut Severus’ Erzählungen damit vollkommen überfordert zu sein schien..
 

Der Langhaarige genoss die heiße Dusche, während er im Kopf noch mal seinen Katalog mit den Forderungen durchging, er wusste, es war unwahrscheinlich, dass auch nur eine davon abgelehnt werden würde. Denn Nichts hielt die magische Gesellschaft mehr zusammen, Niemand war mehr bereit, auf einen Minister zu hören, der ihren Helden so hatte leiden lassen und Minerva war zwar eine Mutterfigur, aber auch keine Führungspersönlichkeit, die einzige Alternative zu ihm wäre vermutlich Potter gewesen, aber erstens war der noch viel zu jung und zweitens hätte der Bengel, von dem, was er durch Sirius erfahren hatte, rundheraus abgelehnt.
 

Harry hingegen hüpfte immer noch etwas ungeschickt aus dem Bett, aber wenigstens traute er sich wieder, das ohne Hilfe zu tun, was aber auch mit dem unauffällig platzierten Kissen zu tun haben könnte, auf dem er landete, dafür liebte er Tom, der Andere dachte an solche Sachen, obwohl er nicht mehr, als ein kleiner Vierbeiner war. Und er hatte den Älteren oft genug gehört, der war nicht bereit, einen Menschen an sich ran zu lassen, in keiner Weise, er wusste, in seinem Körper hätte Harry keine Chance gehabt und das gab ihm nur einen Grund mehr, zu bleiben, wie er war.
 

Er tapste zur Badezimmertür, wo, wie in allen Türen, die Harry gesehen hatte, kleine Klappen waren. So, dass er jederzeit überall hin könnte, wenn er wollte. Sie waren erst seit zwei Tagen da, zumindest hatte er sie da das erste Mal bemerkt. Leise tapste er hinein und in sein Katzenklo, dann setzte er sich auf die Badematte vor dem Spülstein, während er seine Pfoten leckte und wartete, er liebte den Anblick von Tom, wenn der nackt und nass aus der Dusche trat, mit tropfenden Haaren.
 

Aber dann huschte er doch raus, er wollte nicht erwischt werden, das wurde er auch nicht, es wäre zu peinlich gewesen, hätte Tom das gemerkt, am Ende hätte der noch die richtigen Schlüsse gezogen und ihn in seinen Körper zurückgezwungen und der Grünäugige hatte panische Angst, was dann passieren könnte. Er tapste zurück und setzte sich auf das Bett, beobachtete die Tür. Er wartete darauf, dass der Ältere ihn hochnehmen würde und er seinen Frühstücksspaß haben konnte.

Doch in der nächsten Sekunde wurde ihm schmerzhaft klar, dass es besser gewesen wäre, wenn er seine Aufmerksamkeit seinem Rücken gewidmet hätte, denn auf ein Mal spürte er, wie sich etwas langes um ihn legte, er begann sofort, um sich zu schlagen, doch es war hoffnungslos, der griff verstärkte sich nur noch und ihm wurde auf einmal auch klar, wer das war. Nagini, die dumme Schlange, die ihm schon immer Ärger gemacht hatte! Und Tom war nicht da! Er konnte doch in dem Körper nicht Parsel reden! Er musste sich frei kämpfen... irgendwie... durchhalten, bis Tom da war! Harry wurde schon schwarz vor Augen, er sah, wie die aus seiner Perspektive mörderischen Kiefer auseinander glitten, bevor er auf ein Mal ein mörderisches Zischen hörte.
 

„Lasssss ihn lossssssssssss, Naigini! Oder ich ssssssssschwöre dir, du bisssssssssst mein neuesssssssss Paar Sssssssstiefel!“
 

Nagini starrte ihren Meister entsetzt an, während ihre Kiefer enttäuscht zuklappten. Warum machte er denn so ein Theater? Das hatte er doch bei der letzten, dummen Katze auch nicht getan! Sie hatte immer unnütze Geschenke beseitigen dürfen und dieses hier schien nicht nur hässlich und klein, sondern richtig mickrig und falsch zu sein! Sie konnte nicht sagen, was es war, aber sie mochte das Vieh schon aus Prinzip nicht! Denn ihr Meister wollte es behalten! „Aber Meisssster, esssss isssst sssssschwach...“; verteidigte sie sich.
 

Tom knurrte, packte Shaddow und starrte Nagini eisig an, bis die ihren Körper etwas losließ, so, dass er ihn auf den Arm nehmen konnte, kurz untersuchte er den Kleinen, der schwer japsend auf seinem Arm lag und die Basiliskin anfauchte, kaum, dass er wieder Luft zu bekommen schien. „Dassssssssss isssssssst allein meine Sssssssssache, “ knurrte er ungehalten. „Ssssssssshaddow issssssssst mein Tier, esssssssss issssssst nicht dein Futter!“
 

Nagini rollte sich zusammen und sie tat etwas sehr unbasiliskenhaftes – sie schmollte. Sie hatte immer gewusst, dass ihr Master sich irgendwann was kleines, Putziges holen würde, doch sie hatte eigentlich immer gehofft, selbiges vorher beseitigen zu können, aber sie sah, dass ihr Master ungesund an dem Vieh hing und das bedeutete, dass sie es künftig schützen musste, was ihr gar nicht passte. Dazu kam, dass dieses jämmerliche Ding sie auch noch verletzt hatte, verdammt, das Vieh hatte scharfe Krallen!
 

„Und jetzt schmollt sie auch noch,“ musste Tom lächeln, strich seiner Basiliskin kurz über den Kopf, dann über den Rest des Körpers, er wusste, sie war eifersüchtig und er wusste, sie hatte auch das erste Mal Grund dazu. „Du bisssssssst meine Vertraute,“ erinnerte er Nagini. „Er issst jung und wehrlossssssss, freunde dich mit ihm an...“
 

Nagini antwortete mit einem frustrierten Zischen, aber es war genug, um Tom zu zeigen, dass sie nicht noch mal versuchen würde, Shaddow zu ihrem Frühstück zu machen. Dann sah er auf Shaddow. „Das ist Nagini und sie wird nicht noch mal versuchen, dich zu ihrem Frühstück zu machen,“ erklärte er dem Kleinen mit sanfter, ruhiger Stimme.
 

Harry starrte auf die Basiliskin, immer noch nicht wirklich überzeugt, doch er musste sich wohl erst mal mit diesem Urteil abfinden, er hatte keine andere Wahl.
 

„Wasssss machsssst du hier?“, fragte Tom seine Vertraute dann auf ein Mal. „Bisssssssst du nicht im Wintersssssschlaf?“
 

Naigini hob ihren Kopf wieder und starrte ihren Meister an. „Jedessssssss Mal, wenn ich dassssssssssss tue, passsssssssssssssiert Irgendwasssssssssss. Dachtessssst du, ich bekomme essss nicht mit?! Ich dachte, diessssssessssssss Jahr achte ich etwassssss auf dein Fell....!“
 

Tom lächelte und strich über ihren Körper: „Du hattest eine gute Vertretung,“ meinte er nur und strich über Shaddows Fell. „Gehssssssst du jagen?“
 

„Natürich!“, zischte Nagini. „Ratten,“ fügte sie hämisch an. „Vielleicht danach ein paar Mäusssssssse.“
 

„Dann tu dasssssssss und denk daran, Sssssssssssssssshaddow issssssssssssssssst nicht auf deiner Ssssssssspeissssssssekarte!“
 

„Versssssssssstanden“, knirschte Naigini, bevor sie sich wieder vom Bett schlängelte und sich auf den Weg machte.
 

Tom dagegen seufzte etwas, er hatte schon gefürchtet, dass Nagini nicht gut auf ernsthafte Konkurrenz zu sprechen war, aber er wollte Shaddow behalten, der Kleine war ihm ans Herz gewachsen, ob er es nun wollte oder nicht. Außerdem brachte der ihn immer wieder zum Lachen, indem er Todesser attackierte, nicht wie Nagini, sondern mit vollkommen anderen Mitteln.
 

Harry sah den Älteren an, tapste etwas gegen dessen Wangen, bis der wieder lächelte. Besser, das mochte Harry viel lieber, entschied er und begann, zu schnurren.
 

Tom lachte leise und verließ schließlich sein Zimmer, seinen Panther in der Armbeuge. Er trat in den Speisesaal, den er die letzten paar Tage nicht betreten hatte, setzte den Kleinen wie immer auf den Tisch und setzte sich. Er sah sofort, dass Narcissa wieder mit dem Lachen kämpfte und Bella sich erwartungsvoll vorbeugte. Auch die Lestangebrüder, die heut das erste Mal um diese Uhrzeit unten waren, aber wohl schon einiges gehört hatten, beugten sich neugierig vor und warteten ab.
 

Lucius dagegen, sich dieser Situation absolut nicht bewusst hatte noch nicht mal, wie sonst, ein paar Vorsichtsmaßnahmen getroffen, er hatte sich, noch sichtlich im Halbschlaf hinter der Zeitung verbarrikadiert und seinen Kaffee offen neben sich. Aber wenigstens den deckte seine Frau schnell zu.
 

Harry hingegen beobachtete Lucius hämisch. Dieser Saftsack! Der hatte gedacht, dass Tom ihn abgeben und schlagen würde! Aber der hatte die Rechnung ohne Tom und ihn gemacht! Ja! Rasch pirschte er auf den Teller zu, betrachtete, was dieser Fatzke da hatte. Zwei große Teller. Und Merlin, einer war voller Eier und Speck! Begeistert klaute er sich, unter dem fast schon wieder hysterischen Lachen der Zuschauer, erst mal den Speck, futterte dann etwas von den Spiegeleiern, sprich, er leckte das Gelbe genüsslich aus, dann sezierte er den Rest des Tellers gründlich mit seinen Krallen, bevor er sich dem nächsten Teller zuwandte. Frische Waffeln mit Zimtsahne! Köstlich! Fix klaute er such auch davon zwei Stück, leckte einen großen Teil der Sahne auf und sah sich dann suchend um, fand sogar etwas, dass ihm zusagte! Ja! Raaaaaaaaaacheeeeeeeeeeeeee!
 

Er tapste zu einem der Männer, die inzwischen offen röhrten, was Malfoy immer noch nicht mitzuschneiden schien, er stupste mit seinen Pfoten und seinem Kopf die Ketchupplastikflasche, die zum Glück offen war, zu dessen Teller, schob sie zurecht, maß mit den Augen noch mal ab, trat zurück und nahm Anlauf, landete mit voll Karacho darauf, ein dicker Strahl Ketchup schoss hervor – und traf punktgenau die Pancakes! Strike! Volltreffer! Er war sooo gut! Stolz wie Oscar sah er zu Tom, der wie die Frauen, inzwischen hysterisch lachend über seinem Teller hing. Dann packte er mit den Pfoten in das Ketchup, verteilte es noch und mischte es mit der Sahne, verteilte noch mehr rotes Zeug über dem restlichen Kriegsfeld, das mal Eier gewesen waren und ging dann, den Schwanz hoch erhoben, zurück zu Tom, wohin er auch seinen Speck und seine Waffeln gebracht hatte.

Dort setzte er sich, setzte seinen besten, unschuldigen Blick auf und leckte seine Pfoten sauber, bevor er sich gemütlich hinlegte und begann, auf dem köstlich duftenden Speck herumzubeißen.
 

Lucius hörte die Anderen grölen, aber das war ihm gleich, es würde schon wieder irgendein dummer Scherz gewesen sein, denn das Vieh war wohl nur noch Geschichte...
 

„Merlin, ich... will mich wirklich nicht mit ihm anlegen,“ japste Rastaban, als er sich langsam wenigstens etwas beruhigen konnte. „Was... hat Lucius getan, um...?!“
 

Narcissa zuckte mit den Schultern, sie wusste es nicht, aber es war ihr wirklich gleich, dieses Schauspiel war es, in ihren Augen, wert! Sie beobachtete, wie Lucius blind mit seiner Gabel auf den Teller griff und ein Stück Waffel herunter trennte – mir Sahne und Ketchup. Sie alle am Tisch beobachteten mit morbider Faszination, was dann weiter geschah, wie Lucius sich das Ding in den Mund steckte, laute, langsamer wurde, das Gesicht verzog – und den Brocken ausspuckte.
 

„Was... ist das?!“, röhrte Lucius angeekelt, als er das probiert hatte. Er starrte auf seinen Teller, auf seinen anderen Teller – und zu dem anderen Tischende, wo er die kleine Pest erkannte. „Ich bring dich uuuuum!!!“ Mit den Worten wollte er sich auf das Tier stürzen, aber wieder mal kam er nicht mal bis zu seinem Lord, bevor er dessen Zauberstab an seiner Stirn spürte.
 

„Trink deinen Kaffee und werd wach, bevor du was Dummes tust,“ schlug Tom vor, nachdem er sich die Lachtränen von den Wangen gewischt hatte. Er sah auf seinen Kleinen, der zwar kurz aufsah, aber dann in Ruhe weiter an seiner Beute knabberte.
 

„Aber... Lord! Dieses.. dieses Vieh...!!“
 

„Hat mal wieder ausgenutzt, dass du morgens nicht ansprechbar bist. Er mag dich so sehr, wie du ihn.“
 

Warum verteidigte sein Herr ein Vieh, das ihm den Zauberstab geklaut hatte und so gehorsam war ein Fisch? Nein, das war zu streichen, Fische waren sicher eher zu erziehen, als das elendige Ding! Gnade ihm, sollte er es je allein und unter vier Augen erwischen!
 

Harry kicherte innerlich, während er den tobenden Mann und die lachenden Leute am Tisch beobachtete, naschte dann genießerisch die Sahne und aß die Waffel, zumindest eine davon, während er spontan beschloss, keinerlei Ausflüge allein zu unternehmen, nicht, dass er am Ende Malfoy über den Weg rennen würde. Nein, er blieb lieber bei einem Schützer und Lebensretter, beschloss Harry und leckte über einen der Finger des Älteren.
 

Tom lächelte einfach nur, als er das merkte und kraulte seinen Kleinen. Er wusste nicht, warum, aber ihm wurde Shaddow von Tag zu Tag wichtiger, wichtig genug, um so besorgt zu sein, dass er es in Betracht gezogen hatte, heut seinen Termin mit dem Minister zu verschieben und mit Shaddow zu einem Heiler zu gehen, wäre es ihm heute nicht besser gegangen. Es war ganz anders, als bei Nagini, warum, wusste er einfach nicht, aber es war so. Er erwischte sich selbst oft dabei, das Zimmer abzusuchen, wenn Shaddow nicht auf seinem Schreibtisch lag oder auf seinem Schoß. „Ich gehe in den Verhandlungsraum, “ merkte Tom an, nahm selbstverständlich den Kleinen auf. „Lucius, Severus wird mit dem Minister und dessen Begleitern ankommen, führ sie dann dahin.“
 

Lucius knurrte nur, während er in seinen Kaffee starrte. „Ja, Lord,“ brachte er dann irgendwie hervor.
 

Tom nickte zufrieden und verließ den Raum, ging zu dem extra für heute eingerichteten Zimmer. Darin befand sich eine ovale Tafel mit bequemen Stühlen, an jedem Platz ein Kelch, in der Mitte standen schon mehrere Karaffen zur Auswahl. Feuerwhsikey, Orangensaft (er hasste Kürbissaft zutiefst, weswegen es dieses Zeug nicht gab!), Wasser, Kaffee und Tee. Auch Knabbersachen standen dort, frisch gebackene Kekse und Bisquitteilchen.
 

Der Raum hatte einen Holzboden, der aber auch zwei Teppiche, die die Schärfe etwas nahmen, im Kamin brannte bereits ein wärmendes Feuer, vor dem sich, sehr zu Shaddows offensichtlicher Begeisterung, Nagini eingenistet hatte und scheinbar friedlich döste.
 

„Mal sehen, was der Tag heute bringen wird,“ lächelte Tom und kraulte Shaddows Bauch. „Vielleicht kann ich endlich umsetzen, was ich schon immer machen wollte, vielleicht sehen diese Idioten endlich ein, was los ist. Na ja, andererseits – so viel andere Möglichkeiten haben sie nicht mehr.“
 

Harry maunzte zustimmend. Ja, der Meinung war er definitiv auch. Er mochte Toms Ideen, er hatte ja eine Agenda gefunden und gelesen.
 

„Na los, geh zu Nagini, freundet euch an,“ schlug Tom vor, während er sich setzte und Shaddow auf den Boden setzte. Ein Kommentar, der besagte Basiliskin dazu brachte, entsetzt den Kopf zu heben und auch Harry konnte nicht von sich behaupten, viel begeisterter zu sein. Doch nach einem Klaps auf seinen Hintern setzte er sich doch in Bewegung, allerdings mit einem gewissen Sicherheitsabstand.
 

Nagini starrte das Tier an, das sie seinerseits mit angelegten Ohren musterte und dessen Krallenmuster hatte sie auch noch auf den Schuppen. Kurz blickte sie zu Tom, aber der sah sie nur warnend an. Wäre Nagini ein Mensch, spätestens jetzt würde sie frustriert seufzen, doch stattdessen nutzte sie ihre Zunge, um den Geruch dieses... Findlings... zu untersuchen. Na ja, er roch sooo schlecht nicht. Nach Frühstück, Erde und frischem Gras. Aber da war noch was und sie kannte es, sie wusste nur nicht ums Verrecken, woher. Nur, dass sie ihn mit Gefahr für ihren Master verband – irgendwie.
 

Harry hingegen beobachtete Nagini mehr als misstrauisch, vor allem, als auch noch ihre Zunge heraus schoss, aber er wusste, so lang Tom da war, würde sie ihm nichts tun. Doch trauen tat er ihr trotzdem nicht, er behielt sie im Auge und wich auch zurück, als der Kopf mit dem viel zu großen Kiefer wieder nahe kam, ließ auch seine Krallen nur zur Vorsicht aus der Pfote schießen.
 

Nagini betrachtete das Fellknäuel und beschloss schließlich, dass es vielleicht nicht schlecht war, darauf verzichtet zu haben, das da zu fressen, es hätte vermutlich nur in einer Magenverstimmung geendet, da an dem Ding praktisch kein Fett hing. Und es war so klein, dass es kaum mehr als ein Zwischensnack war. Dazu noch einer mit zu scharfen Knochen und Krallen. Das war es nicht wert, beschloss sie für sich und sie konnte eigentlich auch nicht sehen, dass das Vieh Tom was tun wollte, dazu schien es zu sehr an ihrem Master zu hängen. Nun, vielleicht sollte sie mit Tom darüber reden...
 

Harry war fast erleichtert, als es klopfte und die Tür aufging. Na ja, er war wenig erbaut, als Malfoy und Snape eintraten und noch weniger, als er im Hintergrund Fudge erkannte, er aber Hammer war Umbridge, die hinter dem Minister her dackelte, wie ein alter Pinguin mit Hinkefuß. Er sah dieses rosa Knallbonbon und es kam regelrechter Hass in ihm auf! Er erinnerte sich an die grausamen Stunden mit ihr und der Blutfeder.
 

Nagini beobachtete, wie sich bei dem Kleinen alles aufstellte, so ziemlich jedes einzelne Haar auf dessen magerem Körper.
 

„Oh nein, wie süß! Sehen Sie nur, Minister! Ach, bist du aber ein drolliger Kleiner, cochi, cochi, cooooooooooooo, komm zu der lieben Dolores, du... aaaaaaaaaaaaaaaah!“
 

Ratsch, zog sich die Spur von drei Krallen quer über das Gesicht der pilzköpfigen Frau, die kreischend zur Seite gesprungen war, während Harry die Flucht antrat, hinter Nagini, die entnervt versuchte, aus dem Weg zu gehen, mit dem Ergebnis, dass die Tussi über sie stolperte und auch noch auf dem Gesicht landete, was für das Vieh genug war, um zu Tom zu flüchten und sich zitternd in dessen Hosenbein zu verkrallen.
 

Toms Augen wurden zu Schlitzen, während er sanft seinen Kleinen hochhob. „Was soll das?“, fragte er kühl. „Hat mein Haustier Ihnen irgendwas getan, um eine Verfolgung zu verdienen?“
 

Harry hingegen versuchte, sich im Hemd des Anderen vor Umbridge zu verstecken, er zitterte, er hasste die Frau, er konnte Fudge nicht ausstehen und er hörte Lucius hämisch lachen.
 

Tom starrte die Frau an, die nun vor sich hin jammerte, dann aber doch auf einem der Stühle Platz nahm und er war froh, dass Lucius und Severus links und rechts von ihm saßen. Aber die Tussi schien intelligent genug, sonst nichts zu sagen, während er versuchte, das zitternde Bündel Elend etwas zu beruhigen, zu dem Shaddow dank der Schlampe geworden war. Er beobachtete, wie nun auch Minerva mit ihrer üblichen steinernen Mine sich setzte, doch er erkannte auch die Überraschung in ihren Augen, da die ihn ja noch kannte und einfach nie gesehen hatte, dass er durchaus zu Gefühlen wie Zuneigung fähig war. Aber da das Bild der Frau ohnehin nur noch in Einzelteilen auf dem Boden lag, beschloss er, nicht weiter auf den Trümmern herum zu springen. „Die Manifeste mit meinen Forderungen liegen vor Ihnen,“ fing Tom unwillig an. „Ich bin nicht bereit, von meinen Forderungen abzurücken,“ fügte er direkt hinzu. „Und bedenken Sie, bevor Sie eine Entscheidung treffen: Sie haben keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung mehr und keinen Potter, der alles wieder für Sie grade biegen kann. Ich habe keinerlei Problem, diesen dummen Krieg weiter zu führen, bedenken wir mal, dass meine Anhänger sich in den letzten vier Wochen versechsfacht haben.“
 

Fudge starrte den jung aussehenden Mann böse an, doch er griff, wenn auch sichtlich gegen seinen Willen, zu dem Manifest und blätterte es durch, wurde dann von Minute zu Minute bleicher. „Das... kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!“, donnerte er. „Ich trete doch nicht zurück! Und überlasse Ihnen alle Entscheidungen über dieses Land!“
 

Tom lächelte kühl: „Haben Sie eine Wahl,“ entgegnete er nur, während er Shaddow streichelte, der sich zwar beruhigt hatte, aber sich immer noch in sein Hemd verkrallt hatte. Irgendetwas, besser gesagt, irgendwer und vermutlich dieses Knallbonbon mit ihrem frisch verzierten Gesicht, hatte den Kleinen vollkommen verschreckt.
 

Es war Minerva, die schließlich aufsah. Sie hatte die letzten Wochen die Hölle durchgemacht, seit sie erfahren musste was der Mann getan hatte, den sie mal so bewundert hatte. Die Geschichte mit Potter, der ihr wirklich leid tat und den sie wie der Rest der magischen Welt zu finden versuchte, vor allem, um sich zu entschuldigen, die vielen Morde, die Sache mit Black. Dumbledore hatte so viele Leben und Familie zerstört. Unwiederbringlich. Und sie hatte das auch noch unterstützt, ohne zu fragen! Sie musste nun eine Schule leiten, die fast zugrunde gerichtet worden war, wie sie feststellen musste. Allein über dem Hut hatte sie sieben Flüche gefunden, die diesen stark beeinflusst hatten, so, dass mehrere Schüler falsch sortiert worden waren. Die meisten hatte sie gefunden und neu ordnen können, doch einer war nicht da: Harry. „Was haben Sie vor?“, fragte Minerva. „Wenn wir zustimmen, haben Sie königsgleiche Macht!“
 

„Ich werde nicht, wie Dumbledore nach der Sache mit Grindelwald, meine Gegner ohne Verhandlung nach Askaban bringen,“ lächelte er kühl. „Ich habe auch nicht vor, Halbblüter und Schlammblüter umzubringen und ich bin bereit, mir weiterhin vom Wizgamont Vorschläge machen zu lassen, und damit auch von Ihnen, Madame, “ gab er ruhig zurück. Er wusste, die alte Lehrerin war vermutlich noch die Vernünftigste in diesem Raum. „Ich werde versuchen, diese antike Gesellschaft endlich so weit zu modernisieren, dass wir wenigstens eine realistische Chance haben, zu überleben!
 

Minerva starrte den Anderen aber weiter vorsichtig an.
 

Tom erhob sich ruhig. „Ich werde Ihnen eine Stunde Zeit geben,“ gab Tom ruhig zu wissen, sah Fudge an. „Und ich würde mit dem unterschreiben nicht so lange warten, denn wenn ich mit Ihnen durch bin, sollte es zum Krieg kommen, werde ich keine kleine Abfindung an Sie zahlen, dann werden Sie Ihren Lebensabend in Askaban verbringen.“ Damit erhob er sich und verließ, gefolgt von Lucius und Severus, den Raum.
 

„Lord?“
 

Tom setzte sich auf seinen Sessel in seinen Büro und sah zu seinem Tränkemeister: „Was gibt es?“, fragte er ruhig, während er Shaddow streichelte und beobachtete, wie sich endlich mal die Krallen aus seinem Hemd lösten. Jetzt würde er gern mit dem Kleinen sprechen können, wie mit Nagini, um zu erfahren, was los war. War es möglich, dass Umbridge seine Vorbesitzerin war? Nein, wohl kaum, bedachte man, wie sie auf ihn losgestürmt war.
 

„Meint Ihr, er wird unterschreiben?“
 

„Dieses Weichei? Mit Sicherheit, er hat Schiss, was passiert, wenn dieser Krieg weitergeht,“ meinte er nur. „Und er hat Angst um seine Bequemlichkeit. Außerdem ist er zu unfähig, um einen Widerstand gegen mich aufzubauen – und zu machtlos, er wird zufrieden sein, wenn er den Rest seines Lebens nicht mehr arbeiten muss.“
 

Lucius hob eine Augenbraue, sagte aber sonst nichts weiter. Er hatte gelernt, dass es besser war, sich nicht mit Tom anzulegen, schon gar nicht, wenn der ohnehin gerade mit seinem neuen Haustier spielte.
 

Also verbrachten sie die Stunde damit, etwas zu trinken und über Kleinigkeiten zu reden. Darüber, dass Severus keinen Nerv mehr dazu hatte, dummen Ignoranten Tränke beizubringen oder sich überhaupt mit ihnen abgeben zu müssen, oder Lucius’ Pläne als Toms rechte Hand im Ministerium.
 

Harry hörte den Erwachsenen dösend zu, er war froh, erst mal von Umbridge weg zu sein, um sich beruhigen zu können. Da schmuste er ja lieber mit der bekloppten Schlange! Aber der hatte er es gegeben! Die hatte sich doch immer für so toll gehalten! Mal sehen, wer sie mit den Kratzern noch ansehen würde!
 

Als der Andere dann aber aufstand und sein Gesicht wieder kalt wurde, wusste Harry, dass die Pause um war. Er kletterte auf die Schulter des Anderen, was der nicht mal schlecht zu finden schien, er kraulte ihn kurz, stürmte dann wieder los.
 

„Nun?“, fragte Tom schließlich, nachdem er sich gesetzt hatte. Er sah kurz zur Seite, um sicher zu gehen, dass Shaddow in Ordnung war, dann fixierte er den Minister, der immer noch bleich da saß, dann aber die Feder ergriff und mit wütendem Blick unterzeichnete. Es war vollbracht, stellte Tom fest, während sein Herz schneller zu schlagen begann. Endlich, endlich konnte er seine Pläne in die Tat umsetzen!
 

„Sie haben Ihren Willen bekommen, Sie Monster,“ zischte Fudge, der nun erst zu begreifen begann, dass wirklich alles verloren war, trotz der Beteuerungen von Dumbledore, die er noch vor drei Tagen erhalten hatte. Er konnte diese Sachen nicht mehr heraus zögern, nachdem sie nicht Voldemort, sondern Avery umgebracht hatten, er wusste, er konnte den Krieg nicht fortsetzen, weil niemand ihm folgen würde, wie dieser Verbrecher bereites festgestellt hatte.
 

Tom hob nur eine Augenbraue, während es auf seiner Schulter empört fauchte. Süß, wie der Kleine ihn verteidigen wollte. Er strich Shaddow selbstvergessen über dessen Brust und blickte auf die Papiere: „Ein menschlicheres Monster als die meisten,“ gab er unbeeindruckt zurück, dann deutete er auf die Tür: „ Draußen werden Sie von drei Leuten in Empfang genommen werden, Fudge. Die bringen Sie zu Ihrem neuen Haus in der Normandie, ein guter Ort um sich zur Ruhe zu setzen. Und Sie sind weit weg von England,“ fügte er ruhig an, dann wandte er sich Minerva zu: „Mit Ihnen würde ich gern morgen reden,“ erklärte er. „Daher bitte ich Sie, noch einen Tag zu bleiben, Bellatrix Lestange wird Ihnen ein Gästequartier zeigen und Sie zum Abendessen abholen.“ Er nickte der Frau erneut zu, dann erhob er sich: „Severus, Lucius, organisiert eine Pressekonferenz am Fuß des Ministeriums, in drei Tagen.“

Veränderungen

Draco war erleichtert, als seine gepackten Koffer zuschnappten. Es war zwar eigentlich etwas früh, um schon zu packen, aber das war ihm gleich und außerdem war es nur für die Weihnachtsferien, also musste er ohnehin nicht alles mitnehmen und er musste sich in drei Tagen zur Abreise nicht so hetzen, es würde ohnehin die Hölle werden, der letzte Tag, denn in Slytherin wusste jeder, wie hoch sein Vater in den inneren Rängen stand und das Problem war, dass der Lord am nächsten Tag eine große Pressekonferenz geben würde, um bekannt zu geben, dass der Minister abgedankt hatte.
 

Und auch die anderen Schüler von Hogwarts würden sich dann auf ihn stürzen, wie Habichte, um zu erfahren, was nun geschehen würde, denn die Atmosphäre hatte sich nicht unbedingt entspannt, es war eher das Gegenteil der Fall. Alle waren angespannt und mit den Nerven fast am Ende. Nicht nur einer der Schüler, gerade die von bekannten Ordensmitgliedern, war schon nach Hause geholt worden, darunter auch Ginny Weasley, was für ihn die Frage offen ließ, warum das Wiesel selbst sich dazu entschlossen hatte, hier zu bleiben.
 

„Dray?“
 

„Was ist denn nun schon wieder?“, fragte Draco entnervt und sah zu Blaise, mit dem er ein Zimmer teilte.
 

„Da will dich jemand sprechen.“
 

„Und wer? Warum sagst du wem auch immer nicht, dass er oder sie in die Hölle fahren soll!?“
 

„Es ist das Wiesel...“
 

„Was will der denn hier?“, ja, wenn man an den Teufel dachte, dann erschien er wirklich meistens.
 

„Keine Ahnung,“ gab Blaise halb verzweifelt zurück. „Ich hab ihm in den letzten zwei Stunden vier Mal gesagt, er soll seinen Arsch vom Eingang weg bewegen, aber er hat beschlossen, hier zu campen! Und langsam wird er echt lästig!“
 

„Schon gut,“ knurrte Draco und stellte seinen Koffer beiseite. „Ich geh ja schon. Ich werde sehen, dass dieses Suppenhuhnliebchen hier will.“
 

Erleichtert nickte Blaise und setzte sich auf sein Bett in den Zimmer. Er beobachtete, wie sein bester Freund frustriert das Zimmer verließ, ließ sich dann auf die Kissen zurückfallen. Auch ihn würden einige Dinge sehr interessieren. Denn Alle waren nervös, Jeder wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr Lord Minister für Magie werden würde und was dann...?
 

Genervt von der erneuten Störung stampfte Draco zum Eingang zu Slytherin, öffnete ihn und trat hinaus. Tatsächlich, da saß er, mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt, als würde er ein Mittagsschläfchen in seinem eigenen Quartier machen. „Was willst du?“, fragte er dann kühl.
 

Ron sah auf. Hatte er es doch gewusst, wenn er etwas von Potter gelernt hatte, dann, dass Durchhalten wichtig war. Er sah den Blonden eine Weile an: "Das... sollten wir wohl kaum hier besprechen. Was ich zu sagen habe, kann mich ziemlich tief in die Scheiße reiten und ich weiß auch immer noch nicht, ob ich das Richtige tue.“
 

Draco zog seine Augenbrauen zusammen, doch er nickte und führte Weasley zu einem leeren Klassenzimmer, dass von niemandem mehr genutzt wurde und dass ein bekannter Fleck für Stelldicheins war. Mit einem einfachen Zauber versiegelte Draco die Tür, lehnte sich dagegen und sah den Rotschopf an: „Nun, ich höre.“
 

Ron sah den Anderen eine ganze Weile lang an, bevor er seufzte: „Du hattest Recht, Malfoy,“ gab er dann zu. „Ich hatte Zeit, nachzudenken, unangenehm viel Zeit. Granger, Dumbledore und mein eigener Vater haben mich benutzt und ja, ich habe Potter benutzt. Ich war nie wirklich ein guter Freund und ich war eifersüchtig.“
 

„Und dafür muss ich mit dir reden?“, fragte Draco ruhig, der nicht wirklich wusste, was das Ganze sollte.
 

„Ich... Dumbledore, er schreibt Granger noch immer,“ erklärte er dann. „Ich weiß, der Mann ist nicht, für wen ich ihn gehalten habe, er ist nicht nett, er ist auch kein Held und er versucht immer noch, die Macht wieder an sich zu reißen, was auch immer ihm das gibt.“
 

„Was?! Er schreibt ihr?“, fragte Draco, nun doch voll interessiert.
 

„Er gibt ihr Befehle, und... einer davon ist es, mich zurück zu gewinnen, da er an der Loyalität der Zwillinge zweifelt und keinen Kontakt mit ihnen hatte. Sie brauchen aber mich, aus welchem Grund auch immer.“ Er holte ein Pergament heraus: „Ich habe den Brief Wort für Wort kopiert.“ Er blickte den Blonden eine Weile an: „Im Grunde und mit Sicherheit in den Augen meines Vaters, begehe ich Verrat, aber das zumindest bin ich Potter schuldig. Denn.. ich habe gelernt, hinzusehen, Voldemort kann nicht viel mehr kaputt machen, als Dumbledore es getan hat.“
 

„Wow! Einsicht! Von einem Gryffindor und einem Weasley! Ich bin entsetzt!“, stellte Draco fest und überflog die Worte, bevor er den Brief einsteckte.
 

Ron zuckte mit den Schultern: „Ich habe Unrecht gehabt, ich mag stur sein, aber nicht dumm. Ich werde helfen, soweit es geht und ich bin ziemlich sicher, dass Fred und George bis zur Nase ohnehin schon mit drin stecken, ich verbringe Weihnachten bei ihnen, aber ich dachte, da Malfoy dein Vater ist, kannst du ihm das geben, ich werde auch versuchen, an weitere Briefe zu kommen.“
 

Das überraschte Draco wirklich. Man, musste Weasley sauer auf Granger sein, um das zu tun! Aber gut, warum auch nicht? Es konnte eine wirkliche Hilfe sein, denn Jeder wusste, dass Dumbledore Granger als eine Art Tochter gesehen hatte und sie in jeder nur möglichen Art bevorzugte, mehr, als er es bei Potter je getan hatte. „Gut,“ meinte er nur. „Ich werde es meinem Vater berichten. Noch was, oder kann ich wieder an meine Hausaufgaben?“
 

„Ich will wissen, was passiert,“ bat Ron leise. „Was passiert? Ich bin nicht dumm, Voldemort kommt an die Macht und was dann?“
 

Draco zuckte mit den Schultern. Toll, die nächste Befragungssession...
 

„Woher soll ich das wissen? Mein Vater dient ihm, nicht ich! Ich kann erst in diese Reihen treten, wenn ich dieses Höllenloch hinter mir habe!“
 

„Aber... was macht er mit uns...?“
 

„Oh, darum geht es also? Ich kann dich beruhigen, Weasley,“ meinte der Blonde nur abfällig. „Ja, er cruciot einige Leute, wenn er schlecht gelaunt ist, aber in der Regel haben sie es auch wirklich verdient! Dummheit ist schließlich frustrierend, aber nein, er hat sich noch nie an Kindern vergriffen und viel mehr sind wir in seinen Augen nicht. Teenies, die dumm genug sind, um mit dem Feuer zu spielen“, erklärte Draco schulterzuckend. „Sprich – es ist am Wahrscheinlichsten, dass er dich einfach nicht beachten wird.“
 

„Ah, “ stellte Ron leise fest. „Gut.. zu wissen,“ nuschelte er. „Ich... werde dir andere Briefe geben, so ich sie finde.“
 

Draco nickte, trat zur Tür und löste den Zauber. „Ach, und das nächste Mal, wenn du was von mir willst, nutz dein Hirn und tu es unauffällig – schreib eine Eule, die zum Frühstück kommt, davon gibt es in der Schule genug – und nimm nicht deine Eigene.“
 

„Gut,“ stimmte Ron zu, bevor er sich an dem Blonden vorbei schob. „Ich muss los, bevor man mich vermisst.“
 

Draco sah dem Anderen eine Weile hinterher und überflog dann den Brief, in dem auch Potter mehrfach und sicher nicht in netten Tönen erwähnt wurde. Er seufzte. Das würde ein sehr, sehr langer Brief werden, stellte er dann fest. Aber irgendwie hatte ihm Weasley zu seinem Entsetzen richtig Leid getan. Vielleicht sollte er sich öfter mit ihm zusammen setzen. Wer wusste, vielleicht steckte ja doch ein Mensch hinter dem Arschloch...?
 


 


 


 


 

Harry wusste nicht, wie er hier gelandet war, aber nun war er da, direkt neben Nagini, die ihn mindestens so erstaunt musterte, wie er selbst. Eigentlich war er nur abgehauen, als er gesehen hatte, dass auch Umbridge noch da war. Und sie hatte ihren Zauberstab gezogen, aber Nagini war wie aus dem Nichts aufgetaucht, hatte ihn gepackt und war dann, mit ihm im Maul, zurück in Toms Zimmer geschlittert, wo er abgesetzt worden war, etwas grob vielleicht, aber mehr auch nicht. Er maunzte leise, wollte sich so bedanken. Gut, er hätte der alten Kuh sicher noch ins Gesicht springen können, aber sie hatte im Gegensatz zu ihm dummerweise auch einen Zauberstab.
 

Nagini starrte das Tierchen an, dass sie gerade, was sie selbst nicht fassen konnte, gerettet hatte. Warum zum Henker?! Na ja, vermutlich, weil sie diese Frau nicht riechen konnte, warum auch immer Tom darauf bestanden hatte, sie zu behalten. Auch, wenn ihre künftige Arbeit kaum über Kaffee kochen hinaus gehen würde. Vielleicht wollte er nur eine Verbindung zu Fudge, um sich sicher zu sein, dass Dumbles sich nicht bei diesem einnistete? Ihr Master war nicht dumm...
 

Sie starrte auf das Vieh, dass ihr fast versöhnlich eine Tatze hinhielt und gab nach. Also gut, sie würde Shaddow vorläufig tolerieren, sie stupste gegen die Pfote, dann rollte sie sich vor dem Feuer zusammen, sie sagte nicht mal was, als das Vieh die Dreistigkeit hatte, sich halb auf sie zu legen. Aber sie sagte nichts, sondern genoss etwas Schlaf, wenn schon ihr Winterschlaf dieses Jahr ins Wasser fallen würde...
 

So fand Tom die Beiden zu seinem recht großen Erstaunen, das war, für gerade mal zwölf Stunden, eine Wandlung die schier unglaublich schien, vor allem, wenn man bedachte, wie stur sie Beide waren. Es war wohl etwas geschehen, um gerade Naginis Meinung so gravierend zu ändern. Er lächelte leicht, die Beiden sahen richtig friedlich aus, Shaddow, wie er über mehreren Windungen der Schlange lag, und Nagini, die ihren Kopf auf Shaddows Rücken hatte.
 

Leise setzte er sich und griff nach dem Tagebuch, um noch etwas darin zu lesen. Er fühlte sich so gut, nun, wo er seinen Ziel schon so nahe gekommen war. Er war mit sofortiger Wirkung Minister für Magie in England und endlich, endlich konnte er dieses rückständige System so weit modernisieren, dass niemand mehr sein und offensichtlich auch Potters Schicksal durchleiden musste...
 

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15.7.984
 

Wir sind wieder weiter gekommen, die Schule nimmt immer mehr Formen an, die Gewächshäuser gedeihen, vermutlich kann ich schon im Herbst Zutaten für Tränke dort ernten.
 

Aber egal, ich habe es geschafft, einen Trank zu entwickeln, der Träume unterdrückt. Man sollte ihn aber nicht zu oft nehmen, leider musste ich Dinge hinzufügen, die eine Abhängigkeit auslösen. Aber der Trank hat Ric schon sehr geholfen, er nimmt ihn meist, wenn ich nicht da sein kann und er das Grundstück nicht verlassen will (was eigentlich immer so ist, er scheint regelrechte Angst davor zu haben, aus den magischen Grenzen zu treten, selbst Hogsmeade und das ist wirklich in der Nähe, ist ihm manchmal zu viel). Ich habe beschlossen, den Trank Traumlostrank zu nennen, ich habe ihn schon in großen Mengen hergestellt, ich bin überrascht wie viele Magier dank der Christen solche Alpträume haben, dass sie nicht mehr schlafen können.
 

Na ja, eines ist daran nicht schlecht: so verdienen wir noch etwas Geld, dass wir sicher brauchen können, jeder Knut zählt, ich hatte nicht vor, die gesamten Kammern meiner Familie zu leeren, Dad würde mich nämlich dafür umbringen! Na ja, wenigstens kann ich so mein Talent etwas ausarbeiten, denn eigentlich hat Dad nie was von meiner Brauerei gehalten und nun verdiene ich sogar schon Geld damit. Hoffentlich reicht es auch...
 

Denn es soll ja nicht bei einer Schule bleiben, ich will auch eine Art Kinderheim dazu bilden, ein Heim für magische Kinder, die in die Muggelwelt geboren werden. So Viele von ihnen erreichen nicht mal die Pubertät, weil sie vorher umgebracht werden, von den eigenen Eltern! Was soll das? Wir bringen doch Squibbkinder auch nicht um!
 

Das Heim soll bis zu hundert Kindern ein Zuhause geben. Es ist Rics Lieblingsprojekt, aber wie gesagt, erst muss die Schule stehen...
 

Ich war gestern in den Gringottskammern meiner Familie und ich habe ein wunderschönes Set alter Bindungsbänder gefunden. Es hat meinen Großeltern gehört, Großvater hat es angeblich extra anfertigen lassen. Ich denke, sie werden Ric gefallen. Ich weiß ja, es ist unüblich, wenn sich ein gleichgeschlechtliches Paar bindet, aber ich glaube, er braucht es, das Gefühl, dazu zu gehören, eine feste Familie zu haben.
 

Ich habe mich sogar überwunden, mit Dad zu reden. Er war entsetzt, um es milde auszudrücken, er hat geschrien, getobt, geschmollt, aufgestampft, wie ein unreifes Kind, aber letztendlich hat er nachgegeben, nachdem er gesehen hat, dass ich nicht bereit war, auch nur einen Bruchteil eines Millimeters von meinem Vorhaben abzuweichen. Dazu kommt, dass er Ric ja eigentlich auch ganz gern mag.

Ma meinte nur, dass sie so etwas schon geahnt hätte und hat mir und ihm Glück gewünscht und gesagt, dass sie erwartet, dass ich Ric das nächste Mal mitbringe. Wie soll ich das denn ihm verklickern? Er will doch das Grundstück nicht verlassen... na ja, das ist sicher etwas, dass irgendwann vorbeigehen kann und bis dahin kann ich warten. Ma und Dad können ja auch hierher kommen.
 

Mal sehen, wann ich Ric frage...
 

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Tom schüttelte nur den Kopf. Merkte der Andere denn gar nicht, was er machte?! Es war ihm klar, woran Salazar, er, gescheitert war, gebunden an einen eindeutig mental unstabilen, jungen Mann! Das durfte ihm nicht passieren, das war ihm vollkommen klar.
 

Er seufzte und schloss das Tagebuch, gern hätte er noch ein, zwei Einträge weiter gelesen, doch er musste ohnehin gleich zum Abendessen mit Minerva. Umbridge sollte von ihm aus in ihrem Gemach verrotten. Er hatte sie hier gelassen, weil sie Fuges Vertraute war und eine Mitarbeiterin des Ordens, damit eine Verehrerin von Dumbledore und er war sich sicher, sie würde alles tun, diesem Verbrecher zu helfen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen würde. Also würde er sie im Auge behalten. Irgendeine geringe Arbeit für Dumme konnte sicher auch sie machen...
 

Er wollte gerade aus dem Raum, als er sah, wie Shaddow hoch schoss, so auch Nagini weckte, die genervt züngelte. Als hätte er einen Alptraum gehabt und es war nicht das erste Mal, dass der Kleine so zusammen schreckte. Tom war sich ziemlich sicher, dass der Panther das schon oft gehabt hatte, nachts merkte er es manchmal, auch, wenn der Kleine wieder näher an ihn rückte.
 

Sanft hob er den Kleinen auf, streichelte ihn. „Hattest du einen Alptraum?“, fragte er leise, sah dann zu Nagini. „Danke, dass du ihn hast schlafen lassen...“
 

„Ich ssssssssssssssoll ihn ja nicht fresssssssssssen,“ zischte Nagini nur zurück, die sich langsam entrollte und das Tier mit zusammengekniffenen Augen betrachtete. Ja, es hatte einen Alptraum gehabt, das stand außer Frage. Komisches Vieh, sie würde ihn im Auge behalten.
 

„Willssssssssssssst zu mit essssssssssen kommen?“, bot Tom an.
 

„Gewisssssssssss nicht! Ich habe gejagt! Ich werde ssssssssssssschlafen!“
 

„Gut,“ nickte Tom und beobachtete, wie Nagini sich wieder in sich selbst zusammen rollte, bevor er, Shaoddw in den Armen auf die Tür zutrat. Da half er seinem Kleinen, auf eine seiner Schultern zu klettern und kraulte ihn etwas, als der Kleine begann, an seinem Ohr zu knabbern. Ja, er mochte sein neues Haustier wirklich – und es war ungefährlich, Shaddow war kein Mensch. Nur ein Tier und eine gute, offensichtlich nützliche Seele.
 

Er lief die Treppe herab in den Salon, wo bereits Lucius, seine Frau, Bella, ihr Mann und Minerva saßen und sogar ein leichtes, nichtssagendes Gespräch zu führen in der Lage waren. Eine etwas angespannte, aber keine schlechte Atmosphäre. Er setzte sich, was dafür sorgte, dass die Speisen auftauchten.
 

Tom setzte seinen kleinen Liebling sanft neben seinen Teller und drückte ihn kurz, in der Hoffnung, dass der Kleine verstand, er sah allerdings belustigt, wie Lucius seinen Teller umarmte und Shaddow anknurrte.
 

Harry starrte Lucius kurz an, bevor er sich desinteressiert abwandte und stattdessen Tom abwartend ansah – und Bingo! Schon wurde ein lecker duftendes Stück Putenbrust vor ihn gelegt, dass er sofort zu zerfetzen begann.
 

Tom deutete nachlässig auf den Tisch: „Bedienen Sie sich,“ forderte er vor allem Minerva auf. „Ich habe es nicht vergiftet. Dazu ist mir das Essen zu schade.“ Er strich Shaddow über das Fell, der sich dabei nicht stören ließ und füllte sich seinen eigenen Teller reichlich. Er genoss das Essen, beobachtete, wie sich auch die Anderen nahmen und streichelte immer mal wieder Shaddow, gab ihm kleine Fleischstückchen und ließ zu, dass der sich eine Kartoffel und nachher auch etwas Gemüse klaute.
 

„Was soll nun geschehen?“, fragte Minerva schließlich ruhig in die Runde. „Wie soll es weitergehen?“
 

Tom legte sein Besteck zur Seite und sah die alte Frau an, die vielleicht zum ersten Mal so alt aussah, wie sie es war. Er beobachtete, wie auch Shaddow neugierig aufsah, immer noch ein Stückchen Fleisch zwischen den Pfoten, aber er wusste, so unlogisch es klang, der Kleine hörte zu. „Ich will aufbauen, was der Alte kaputt gemacht hat,“ gab er ruhig zurück. „Und es beginnt damit, dass ich das Ministerium und Hogwarts umstrukturieren werde. Die Schule braucht vernünftige Lehrer, die wissen, was sie tun und dasselbe gilt für das Ministerium. Mir ist dort kein einziger nicht korrupter Beamter bekannt.“
 

Minerva nickte. Sie wusste, es war nötig und sie machte sich keine großen Illusionen, sie würde ebenfalls zu gehen haben und sie würde es gern tun, sie war müde, sie war dem Job als Rektorin nicht gewachsen, sie hatte diesen Posten nie gewollt. Sie würde Hogwarts vermissen, und die Kinder, aber das konnte sie in Kauf nehmen. Für das große Ganze. „Wer wird der neue Direktor von Hogwarts?“

„Das wird sich zeigen,“ meinte Tom nur. „Ich habe eine Idee, aber das möchte ich erst in den nächsten Tagen ausbrüten, nach Weihnachten wird aber dann das neue Kollegium in Dienst treten – wobei ich Sie gern wieder mit dabei hätte, Minerva. Als Betreuerin für die Halbblutkinder, ich gedenke, so etwas wie eine zweite Schule für die zu eröffnen, die mit Muggeln aufgewachsen sind oder die wir aus Muggelfamilien oder Heimen holen müssen. Hogwarts ist Ihr Zuhause, Sie sollten auch dort bleiben können.“
 

Überrascht sah Minerva den Mann an, lächelte dann etwas: „Das... hört sich nett an,“ gab sie zu. Sie kümmerte sich gern um Kinder und die Idee, gerade die aus den Muggelgebieten zu unterrichten, schien ihr einleuchtend.
 

Tom nickte: „Gut,“ lächelte er und beobachtete, wie Shaddow sich eines der Gebäckstücke krallte. „Ich werde Sie spätestens morgen Nachmittag genauer informieren,“ versprach er, während auch er sich eine der Stückchen nahm. „Ich denke, wir können eine gute Einigung erzielen. Ich hoffe, das Zimmer ist genehm?“
 

„Ja,“ lächelte Minerva: „Ja, danke, es ist sehr schön.“
 

„Dann ist ja gut,“ grinste Tom zufrieden und beendete sein Essen, er lächelte wieder etwas, als sein Kleiner von der Tischkante auf seinen Schoß hopste, sich zwei Mal um sich selbst drehte und sich dann nieder ließ. „Du bist müde, hm?“, fragte er leise. Er streichelte Shaddow sanft, während er den Gesprächen noch eine Weile lauschte. Dann allerdings stand er auf. „Ich gehe ins Bett, der Tag heute war mehr als ermüdend...“
 


 


 


 


 

Albus starrte wütend auf die Briefe vor sich. Er war so sauer! Statt zu warten hatten diese Trottel einen Mann umgebracht, der keinerlei Bedeutung hatte! Ein wertloses Double! Einen Doppelgänger! Und noch mal würde dieser Trick mit Sicherheit nicht funktionieren! Dabei hatte er so viel Arbeit dort rein gesteckt! Die Leute wären wieder führerlos gewesen und Fudge, seine Marionette, nicht imstande, die Sachen allein zu regeln! Man hätte ihn zurückgeholt, mit Pauken und Trompeten! Aber nein, es war mal wieder gescheitert!
 

Und dann war dieser schleimige Dummkopf nicht mal in der Lage gewesen, irgendwas für eine Weile raus zu zögern! Hier, vor ihm lag sie, die neue Tageszeitung und was war die Schlagzeile? Dass Fudge zurückgetreten war und Voldemort, alias Tom Riddle sein Amt überlassen hatte! Damit hatte er keine festen Wurzeln mehr im Ministerium!
 

Ja, gut, da war noch Umbridge, aber irgendwie bezweifelte Dumbledore, dass sie mehr werden würde, als Empfangsdame für Touristen und somit war sie praktisch nichts mehr wert. Er brauchte einen neuen, einen besseren Spion, was hieß, dass ihm eigentlich nur Percy blieb. Was zu einem Problem werden konnte. Zwar war Percy ein offener Charakter, aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu binden, die Zwillinge und Ron waren Potter vom Alter her immer näher gewesen und waren ihm daher als sinnvollere Ziele erschienen.
 

Und Ginny war noch zu jung, Niemand würde sie aufnehmen und ausbilden, sie hatte keinerlei Abschluss, der irgendwas wert sein würde. Dazu war sie auch nie gedacht gewesen, sie war nur eines: der Zugang zu Potters Kammern in Gringotts.

Der Weißhaarige erhob sich und lief in dem Raum auf und ab. Er war so stinkig, dass er kaum geradeaus denken konnte oder wollte. Doch er musste sich einen neuen Plan zurechtlegen – schnell. Einen, der Voldemort wieder als böse dastehen ließ – und in dem Moment kam er ihm. Oh ja.... und auch ihm würde es Freude bereiten...
 

Potter.
 

Er war die Lösung zu allem. Er würde Potter finden und hierher bringen, aber nicht, um ihn wieder zur Waffe zu machen, er war tot mehr wert, er würde ihn zwingen, Ginny zu heiraten, die Ehe zu vollziehen und dann würde er ihn zu Tode foltern und vor Voldemorts Türen abladen, mit genug Beweisen, die den Anderen belasten würden. Dann würde die Bevölkerung ihn wieder hassen und wer wollte schon einen Mörder als Minister? Wenn es soweit war konnte er als der vergebende Held wieder auf dem Pflaster erscheinen.
 

Gut, er musste also alle verfügbaren Einheiten finden und auf die Suche nach Potter ansetzen – wobei er sich vor allem auf eine verließ – Remus Lupin. Der Mann musste auch sein Artefakt bald gefunden haben, er würde ihm eine herzzerreißende Story auftischen und dessen Nase den Rest überlassen.
 

Mit dem Entschluss glücklich setzte er sich an den Schreibtisch, wieder ruhig und gefasst, und begann zu schreiben. Er würde sich seine Pläne von niemandem, absolut niemandem kaputt machen lassen!

Tierarztbesuch

„Lord?“
 

Ruhig sah Tom von seiner Rede auf und nickte. Er wusste, es war soweit. Zeit für die Pressekonferenz. Er war schon seit dem frühen Morgen hier und hatte sich erst mal das Büro zweckmäßig eingerichtet, so, wie Lucius auch, der eine Tür vor ihm arbeiten würde. Außerdem hatten sie zwei Sekretäre und eine Sekretärin, die Besucherströme, Telefonate und Briefe managen würden. Rudolphus Lestange und Percy Weasley, der ja schon seit einer Weile zuverlässig für ihn arbeitete, zusammen mit Fleur, Bills Frau. Ein zuverlässiger, guter Stab.
 

Auch für Hogwarts hatte er Pläne ausgearbeitet, die er heute bekannt geben wollte, aber schon am Vortag mit den Betroffenen durchgearbeitet hatte, was in riesiges Protestgeschrei, vor allem von Severus’ Seite ausgeartet war, aber er hatte dem Anderen keine Wahl gelassen, er verstand ohnehin nicht, warum der sich so aufregte! Sirius Black war seinerzeit einer der besten Auroren überhaupt gewesen und er war ein guter Lehrer, der zu Kindern einen schnellen Draht bekam, perfekt als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, doch da der Andere genau diesen Job so lange hatte bekommen wollen, hatte Severus einen Zwergenaufstand geprobt. Gerade, dass der Mann nicht mit den Füßen aufgestampft war und gegen Wände getrommelt hatte – obwohl, viel hatte wohl nicht mehr wirklich gefehlt, vor allem, nachdem der erfahren hatte, dass er, statt Professor für Tränke, neuer Direktor werden sollte. Und somit Arbeitgeber seines persönlichen, nicht feuerbaren Intimfeindes...
 

Denn Severus hatte absolut keine Lust gehabt, den Wust, den Dumbledore hinterlassen hatte, zu ordnen, das wäre eher etwas für Lucius hatte er beharrt, woraufhin Lucius nur die Augen verdreht und gemeint hatte, was er wohl gerade im Ministerium täte und ob sie tauschen wollten. Was dann doch nicht in Severus’ Sinne gewesen war. Was ihn aber auch nicht vom Schmollen abgehalten hatte. Vor allem, als er den Rest der neuen Personalliste bekommen hatte. Lupin, der Binns ersetzen sollte, um endlich ordentlichen Geschichtsunterricht einzuführen. Rastaban Lestange in Tränken, was den nächsten Ausraster verursacht hatte, dabei war der Mann wirklich nicht schlecht, nur eben nicht so gut, wie Severus.
 

Dazu kam auch noch Bella als Lehrerin für dunkle Künste und Gregory Zabini als Vorstand für den Neubau der Schule, die die Muggelgeborenen und Halbblüter die in der nichtmagischen Welt aufgewachsen waren, an die Magie um sie herum gewöhnen sollten. Und, um dem noch eines drauf zu setzen, war auch Grayback zum Lehrer ernannt worden – zum Lehrer für körperliche Ertüchtigung, da die meisten magischen Kinder außer Quiddich leider kaum etwas taten und mehr als eines von ihnen übergewichtig war. Und in einigen Dingen waren die Muggelkonzepte nicht so schlecht.
 

Nach diesen Beschlüssen hatte Tom Severus in aller Ruhe toben lassen, eine ganze Weile sogar, bis der abgedampft war, vermutlich, um in seinen Gemächern weiter zu schmollen, was ihn aber kalt ließ. Er hatte das beschlossen und damit basta.

Er sah zu Shaddow, der in dem Körbchen lag, dass er direkt mit ins Büro gestellt hatte, er wollte den Kleinen um sich haben. Auch, wenn er hier arbeitete. Er wusste, dass der Panther sich in der Regel benehmen konnte, außer er fühlte sich oder Tom bedroht. Dann konnte er, wie gegenüber Umbridge, deren Kratzer einfach nicht heilen wollten und sogar eiterten, doch recht ausfallend werden. Man sollte eben kein magisches Tier quälen, nerven oder es sich, wie Lucius, zum Feind machen.
 

Harry sah auf, als der Blonde eintrat und erhob sich, als der den Raum wieder verließ, er fühlte Toms Augen auf sich und streckte sich, bevor er zu dem Anderen tapste, die Feder, mit der er gespielt hatte, hinter sich lassend. Auch Nagini, die in einem zweiten Korb neben ihm gelegen hatte, schlängelte sich wartend in Richtung Tür.
 

„Ich schließe, ihr habt beide vor, mich zu begleiten?“, fragte Tom trocken. Er war nicht wirklich überrascht. Nagini hatte das schon immer getan und Shaddow tendierte dazu, dass er alles in seiner Nähe zerfetzte, wenn er ihn nicht mitkommen ließ, die Hauselfen hatten deswegen bereits drei Vorhänge und zwei Satz Seidenbettwäsche zu beklagen, sowie drei Kissen.
 

„Natürlich!“, erwiderte Nagini ungerührt. „Jemand musssssssss ja auf dich aufpasssssssssssssen!“ Sie sah allerdings wenig begeistert zu dem Fellknäuel, dass sie schon den gesamten Vormittag mit der dummen Feder genervt hatte. Doch sie nahm Shaddow inzwischen hin, selbst, wenn sie als Kissen missbraucht wurde, denn auch, wenn sie sich zu wehren versuchte, das Vieh war süß und es half Tom, sich zu entspannen. Nur wollte sie wissen, warum es nicht wuchs und warum sein Geruch komische Erinnerungen wach rief!
 

Tom lächelte nur und streckte Nagini einen Arm hin. Die Basiliskin schrumpfte sich selbst, bis sie nicht mal mehr die Hälfte ihres eigentlichen Umfangs hatte und ringelte sich so hoch, dass sie aussah, wie ein Schal um den Hals ihres Herrn, der nun auch den Fellmopp aufhob und ihn anschließend in die Innentasche seines Umhangs gleiten ließ. Da war der Kleine sicher und konnte nicht zu viel Schaden anrichten, bedachte man, dass das beste Stück aus Drachenleder war.
 

Und danach hatten sie einen Termin bei einem Tierheiler, denn Tom machte sich wirklich Sorgen um den Kleinen. Denn das war er, immer noch, ein Kleiner, er war keinen Millimeter gewachsen, in den letzten zwei Monaten. Das war sicher nicht normal. Auch hatte der Kleine nur wenig an Gewicht zugelegt und er wollte sicher sein, dass dieser wirklich gesund war. Es machte ihm zwar nichts, dass Shaddow nicht wuchs, dann würde er eben klein wie eine Katze bleiben, damit konnte er leben, aber er wollte das Tier nicht verlieren, weil es eine Krankheit hatte, wegen der es nicht zunahm.
 

Doch dann schüttelte Tom den Gedanken erst mal ab, stattdessen trat er aus dem Raum, wo er sofort von Lucius und Severus flankiert wurde. Ersterer mit der üblichen Maske, die er in der Öffentlichkeit immer trug und sein Tränkemeister mit dem Gesicht, als wäre er kurz davor, die gesamte Welt für ihre Ungerechtigkeit zu meucheln. Und das nur, weil etwas nicht nach seinem Willen ging. Erst kurz bevor sie den Ausgang erreicht hatten, wo die Konferenz stattfinden sollte, wurde auch Severus’ Gesicht ausdruckslos.
 

Tom atmete noch ein Mal tief durch. Um Sicherheit machte er sich wenig Sorgen, er wusste, das Sprecherpult und der Weg dahin waren mit Zaubern geschützt, die ähnlich funktionierten, wie die kugelsicheren Westen von Muggeln. So leicht würde man ihn nicht umbringen können.
 

Es war regelrecht unheimlich, wie still es wurde, als er zu der Masse hinaus trat, er, der Mann, dessen Name allein dafür sorgen konnte, dass die Leute reihenweise einfach umkippten. Das war irgendwie verstörend, aber gut, das würde den Anfang wohl erst mal erleichtern. Angst sorgte dafür, dass er erst mal nicht in Frage gestellt werden würde. Diese Trottel würden schnell genug feststellen, dass auch er kein Unmensch war.
 

„Nun,“ setzte Tom ruhig an. „Ich bin nicht hier, um irgendwen umzubringen, ich tendiere, entgegen anderer Gerüchte, nicht dazu, Leute einfach so zu killen, ich habe nämlich keinerlei Lust auf den Dreck und den Gestank, den solche Taten hinterlassen.“ Er sah, dass ein guter Teil der angespannten Menschen etwas ruhiger werden: „Aber es wird Veränderungen geben! Und zwar einige! Das magische England befindet sich noch immer im allertiefsten Mittelalter! So machen wir uns selbst kaputt! Und das muss aufhören! Dumbledore hat alte Gerüchte geschürt und Hass nur noch weiter aufgeflammt! Etwas, das so nicht weiter gehen kann! Ab heute werden neue Gesetze existieren!“
 

Harry war sauer. Toll! Er steckte im Mantel und konnte nichts sehen! Das war nicht fair! Mit einer Kralle bohrte er in dem Stoff herum, bis er ihn durch hatte, während er amüsiert der Rede lauschte. Ah! Und endlich konnte er auch all die dummen Gesichter bewundern! Das war schon viel, viel besser!
 

„Von heute an werden die Magische und die Muggelwelt strickt getrennt! Die Muggel sind noch lange nicht soweit, uns zu akzeptieren, sie würden uns nur als Bedrohung sehen und die Hexenjagd im Mittelalter aussehen lassen, wie einen Nachmittagsspaziergang! Magische Kinder ohne Anschluss an die magische Welt, die auch nur die geringsten Zeichen von Misshandlung zeigen, werden von den Familien weggeholt und hier zur Adoption frei gegeben! Heiraten mit Muggeln sind nur noch in Ausnahmefällen wie einer nachgewiesenen Seelenverwandtschaft zulässig und außerdem bekommen magische Wesen mit sofortiger Wirkung dieselben Rechte und Pflichten, wie alle Anderen auch! Denn auch Werwölfe haben Gefühle und Fähigkeiten und mit dem Wolfsbanntrank, der ab heute in jeder Apotheke umsonst zu bekommen sein wird, sind sie absolut harmlos! Sie haben dasselbe Recht, zu arbeiten, wie alle Anderen auch!“ Tom sah das allgemeine Entsetzen, aber es ging ihm sonst wo vorbei.
 

„Magier, die beschließen, lieber in der Muggelwelt leben zu wollen, werden verpflichtet sein, magische Banne zu tragen, um Zwischenfälle zu unterbinden, “ fuhr er unbeeindruckt fort. „Squibbs haben das Recht, in der Muggelwelt aufzuwachsen oder in sie hinein adoptiert zu werden, da sie in unserer Welt kaum Chancen haben.“ Tom blickte die Leute eine ganze Weile an.
 

„Des Weiteren wird Hogwarts vollkommen umstrukturiert werden, aus purer Notwendigkeit heraus. Diese Schule hatte mal einen guten Ruf und jetzt ist sie nur noch eine Lachnummer! Die Schüler werden getestet werden, wer unter einem gewissen Level ist, wird auf eine andere magische Schule, die sich bereits im Bau befindet, gehen müssen, das Schulsystem wird aufgestockt und verbessert werden. Genaue Informationen werden Sie sicher alle morgen in ihren Sonderausgaben der Zeitungen finden, Skripte über alle Änderungen, sowohl in der Schule als auch die Gesetze betreffend, wurden an alle Zeitungen gesendet. Fragen werden von Ministerialbeamten beantwortet werden! Ich habe zu tun!“
 

Damit stürmte Tom zurück, seine Roben wehten noch beeindruckender, als die von Severus es taten, wenn er durch die Gänge der Schule stampfte. Er lief zurück in sein Büro, weiterhin flankiert von Lucius und Severus, ließ sich dort erst mal auf den Sessel fallen und befreite Shaddow aus der Tasche, der ihm auch erst mal demonstrativ den Hintern zuwandte. „Och, bist du sauer?“, fragte er amüsiert und kraulte den Kleinen, aber dann würde er ernst. „Ich muss zum Heiler, ich habe einen Termin. Severus, du weißt bescheid. Lucius, bleib du hier.“
 

Beide nickten, einer weniger begeistert, als der Andere, während Tom durch den Kamin trat. Ein gutes Gefühl, das einfach wieder tun zu können, ohne mit einem Rudel hirnloser Auroren rechnen zu müssen. Apropos – mit Shacklebolt musste er auch noch ein paar Wörtchen wechseln. Später.
 

„Lord...“
 

Tom musterte den Mann, der dort auf ihn wartete. Ein Heiler für seltene Tiere, sie kannten sich, er war auch hier gewesen, als Nagini sich fast selbst erstickt hatte, weil sie beim Fressen zu gierig gewesen war. „Hallo, Charlie,“ meinte er nur ruhig.
 

Der Rotschopf sah auf und grinste nur. „Was hat sie dieses Mal getan? Was für ein Knochen liegt jetzt schief in Naginis Speiseröhre?“
 

Nagini starrte den Mann böse an und begann, heftige Flüche zu zischen, sehr zu Toms Belustigung und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass auch das Fellvieh sich amüsierte – als würde er es verstehen!
 

„Was führt Euch dann nach Bulgarien?“, fragte Charlie, sichtlich verwirrt.
 

„Das hier, “ gab Tom zurück und hob Shaddow von seinem Arm, wollte ihn auf den Tisch setzen, doch sofort spürte er, wie die messerscharfen Krallen sich in seine Kleidung verhakten. Oh nein, nicht noch ein Tier mit Panik vor Heilern! „Kleiner, es ist gut, er will dir nichts tun, er wird dir nichts tun, das verspreche ich.“
 

‚Das kann jeder behaupten!’, dachte Harry panisch. Während er, nur zur Vorsicht, auch noch in den Stoff des Umhangs biss, um nicht vom Arm genommen werden zu können.
 

Charlie beobachtete das Schauspiel, wobei er wirklich Mühe hatte, nicht laut los zu lachen: „Was... ist überhaupt mit ihm?“, fragte er daher, er trat zu dem Älteren, strich dem Kleinen über den Kopf, da der zu beschäftigt war, seinen Herrn zu quälen. „Er sieht... recht gesund aus, etwas dünn, aber sonst...“
 

Tom seufzte leise. „Bitte, Kleiner,“ bat er leise. „Lass meinen Umhang los, ich verspreche, er wird dir nichts tun, ja?“, er strich sanft über das weiche Fell, ohne auf die Schmerzen der Krallen zu achten. Und das, trotz des Drachenleders. „Ich mache mir Sorgen, er soll dich untersuchen...“
 

Als Harry das hörte, runzelte er die Stirn. Sorgen? Warum? Das verstand er nicht! Aber er hörte auf den Älteren, fuhr seine Krallen, wenn auch sichtlich widerwillig ein. Sorgen? Warum? Er fühlte sich gut!
 

Charlie beobachtete das wirklich erstaunt. Erst mal, dass das junge Tier offensichtlich auf den Anderen hörte und dann die Geduld und Ruhe seines Lords, die der vorher noch nie gezeigt hatte... „Wo... ist das Problem?“, fragte er erneut, beobachtete, wie der Ältere das kleine Tier auf seinen Untersuchungstisch setzte, was das Kleine wenig begeisterte, die Pfoten schossen vor, bis die Hand zurück kam und ihn kraulte.
 

„Er wächst nicht,“ gab Tom leise zurück. „Und das, seit er bei mir ist, aber er frisst doch gut und ist auch sonst recht lebhaft.“ Er kraulte Shaddow, um zu verhindern, dass der den Rückwärtsgang einlegte. „Ich habe Angst, dass er Verletzungen hat, sein Vorbesitzer muss ihn stark misshandelt haben. Er ist ein Tier, aber er hat oft wohl heftige Alpträume, und er war knochendürr. Er nimmt auch nur schwer zu.“
 

Charlie nickte. Okay, das waren wirklich gute Gründe, hier aufzutauchen. Dumm nur, dass er eigentlich auf alles spezialisiert war, das Schuppen hatte, aber gut, mal sehen, was er finden konnte. Er betrachtete den Kleinen, strich über dessen Körper. Ja, der Kleine war dünn, ziemlich dünn und der Rotschopf wusste eigentlich, dass Tom, wenn er sich mal entschloss, sich um ein Tier zu kümmern, ihm sicher genug Futter geben würde!
 

Harry runzelte die Stirn, als er das hörte. Er war in Ordnung, verdammt noch mal! Er wollte nicht von Charlie betatscht, befummelt und anderweitig genervt werden! Charlie war schließlich nicht Tom! Und er wollte auch gar nicht größer werden! Er war zufrieden, so, wie es war! Immerhin würde er wohl kaum weiter bei Tom schlafen können, wenn er groß war!
 

„Gut, sehen wir mal, was wir finden können,“ sprach Charlie ruhig und begann, einige Zauber zu sprechen, während eine magische Feder Notizen der Ergebnisse machte. Wobei es manchmal durchaus schwer war, den Panther zu untersuchen, da der sich schlicht weigerte, bei einigen Sachen zu helfen. Fieber messen war unmöglich, hatte Charlie, nach dem sechsten Kratzer, beschlossen und statt des Thermometers war ein weiterer Zauber zum Einsatz gekommen. Als er dann fertig war, machte das Fellknäuel einen regelrechten Mördersprung in die Arme seines Herrchens und verkroch sich – unter dessen Weste. Sehr zur offensichtlichen Belustigung der Basiliskin.
 

„Schh,“ lächelte Tom sanft, als der Kleine ihn regelrecht überfiel. „Das ist nur zu deinem Besten, Kleiner.“
 

Bestes! Von Wegen! Ein Thermometer im Hintern! So weit kam es noch! Er fauchte genervt und verkroch sich nur noch tiefer unter dem Kleidungsstück, nicht willig, noch mal raus zu kommen! So hatten sie ja nu nicht gewettet! Da wurde er zum Tierarzt geschleppt! Und dazu noch zu Charlie Weasley! Er schauderte.
 

Tom sah den Anderen abwartend an, während er weiter versuchte, den Kleinen aus dem Stoff zu pellen. „Nun?“
 

Charlie überflog den Zettel und runzelte die Stirn: „Du weißt nicht zufällig, wer sein Vorbesitzer war?“
 

„Nein, warum?“, entgegnete Tom, der endlich, dank Naginis Eingreifen, Shaddow wieder auf dem Arm halten konnte, wobei der Kleine sein Gesicht aber an Toms Brust versteckte.
 

„Weil fast jeder Knochen in seinem Körper mindestens ein Mal gebrochen gewesen zu sein scheint,“ gab Charlie ernst zurück.
 

„Was?!“, zischte Tom aufgebracht. Er drückte den Kleinen automatisch fester an sich.
 

Charlie traute sich ehrlich gesagt, nicht mal, aufzusehen. „Das... ist nicht wirklich alles,“ fügte er leise an. Noch bevor der Andere etwas erwidern konnte, fuhr er fort. „Er hat, vermutlich, weil er oft nichts zu Essen bekommen hat, Mangelerscheinungen, die aber bereits Besserung zeigen, leicht brechbare Knochen und außerdem Schädigungen der inneren Organe, die es ihm schwer machen, Gewicht zuzulegen,“ beendete Charlie die Aufzählungen. Die Narben erwähnte er erst gar nicht.
 

Automatisch drückte Tom den Kleinen näher an sich: „Ich schwöre dir, ich finde deinen Vorbesitzer und ich werd ihn bei vollem Bewusstsein kastrieren! Ich fasse das nicht! Hatten die keine Ahnung, wie kostbar du bist?!“
 

Überrascht blinzelte Harry den Anderen an, so etwas hatte er noch nie von Jemandem gehört, er leckte dem Anderen sanft über die Finger, schnurrte. So was hatte niemanden interessiert, als er noch Mensch gewesen war. Na ja, Siri hatte es interessiert, der Andere hatte ihn mehr als ein Mal zum Heiler schleppen wollen, aber Dumbledore hatte es nie zugelassen.
 

Charlie sah überrascht auf, er spürte die Magie des Schwurs und er wusste, der Ältere würde sein Vorhaben in die Tat umsetzen, sollte der Vorbesitzer des Kleinen je den Fehler machen, den Kopf aus dem Sand zu stecken.
 

„Was kann ich tun?“, fragte Tom dann leise. „Und was stört sein Wachstum?“ Er hörte, dass selbst Nagini empört zischelte.
 

„Sein Wachstum wird nicht gestört,“ gab Charlie ruhig zurück. „Es ist eher so, dass der Kleine nicht wachsen will, er hat gelernt, dass sein Alter ihm vermutlich wenigstens etwas Schutz bietet und er hat einen hohen, magischen Kern, der mich wirklich überrascht, also unterdrückt er sein Wachstum. Wenn er sich ganz sicher fühlt, hört er auf, das zu unterdrücken, denke ich. Er braucht Zeit.“ Wobei Charlie sich über die Magie in diesem winzigen Körper wirklich wunderte. Sie kam fast an die der Drachen ran, war aber in einem so kleinen Körper. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, es wäre ein Animagus. Er hatte sogar heimlich, unbemerkt, einen Rückverwandlungszauber angewandt, doch es war nichts gesehen, also fiel diese Erklärung einfach weg.
 

Überrascht sah Tom auf den Kleinen, der ihn aus großen Augen fast etwas ängstlich anzusehen schien. Ohne groß darüber nachzudenken, küsste er das Köpfchen. Er verstand durchaus. „Wegen mir musst du nicht klein bleiben,“ sprach er nur leise, sah dann auf. „Wie alt ist er?“
 

Charlie zuckte mit den Schultern. „So alt, wie sein Körper,“ gab er zurück. „So ein Zustand ist kompliziert, er könnte Zwanzig, zwei oder wirklich erst ein paar Monate alt sein, es ändert nichts daran, dass er ein vielleicht vier, eher ein drei Monate alter Panther ist.“
 

Tom nickte. Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte, nicht für ihn. „Was kann ich tun, um ihn zu helfen?“
 

Der Rotschopf sah den Anderen an, dann begann er, einige Dinge aufzuschreiben. „Ein paar Tränke, die ihm helfen, sein Immunsystem zu stabilisieren und die ihm helfen, Nährstoffe aufzunehmen. Sonst... denke ich, machen Sie schon alles richtig,“ stellte er fest. „Der Kleine liebt Euch offensichtlich, so, wie er an Euch klammert.“
 

Tom sah auf seinen Kleinen, er strich über dessen weiches Fell und kraulte ihn: „Also hatte ich Recht, hierher zu kommen – er ist nicht gesund.“
 

„Es ist ihm schon wesentlich schlimmer gegangen, “ lächelte Charlie nur sanft. „Er ist auch so auf einem guten Weg, er wird eine Weile brauchen, um sein Gewicht zu erholen und er muss gut essen, um es zu erhalten, aber sonst habe ich keine Bedenken, solang er nicht extrem schlapp wird sollte nichts passieren, wenn er sich verletzt, bringt ihn sicherheitshalber her, da ich vermute, dass sein Blut dünner ist, als es sein sollte, wegen des Nährstoffmangels, aber sonst habe ich keine Bedenken.“
 

Tom nickte erleichtert. Er hatte doch gewusst, dass sein Kleiner nicht wirklich gesund war! Er überflog die einzelnen Tränke. „Severus wird sich freuen,“ stellte er fest. „Ich werde dann wieder zurückgehen, bevor man mich noch vermisst.“
 

Charlie lächelte nur:“ Ich bin mir sicher, wir werden uns wohl häufiger sehen,“ meinte er nur wandte sich wieder um. Er hatte ja noch zu tun.
 

Tom hingegen trat erleichtert in seinem eigenen Manor wieder aus dem Kamin, direkt in seinem Zimmer. Dort ließ er Nagini erst mal herunter, die sich zum Jagen verabschiedete. Auch sie schien irgendwie geschockt zu sein.
 

Tom hingegen hob Shaddow auf seine Augenhöhe, betrachtete den Kleinen und seufzte dann leise. Er setzte seinen Süßen auf den Schreibtisch, strich ihm sanft über das Fell. Was hatte der nur alles mitgemacht? Fast jeder Knochen gebrochen?! Tief greifende Schäden? Das war eine Horrorvorstellung! „Ich sorge für dich, “ versprach er nur leise. Er wuschelte durch dessen Fell auf dem Kopf, dann stand er auf, um seine Kleidung in etwas Bequemes zu wechseln.

Meins!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Beruhigung

„Ich glaub das nicht, was zum Henker ist das für ein Vieh?!“, fragte Draco empört, nachdem er zum dritten Mal hintereinander beim Frühstück ausgeraubt worden war. Sein einziger Trost war es, dass es seinem Vater schlimmer ergangen war und auch Weasley nicht ungeschoren davon gekommen war. Weder Ron noch George, wenn er so darüber nachdachte. Auffällig war allerdings der Bogen gewesen, den er um Severus gemacht hatte. Na ja, wie der reagiert hätte, wollte Draco auch nicht wissen.
 

Pansy lachte nur amüsiert. „Ich weiß nicht, was du hast! Er ist doch süß! Nur, weil dein Vater und du nicht wach genug seid um euch zu verteidigen! Ich meine, er ist jeden Morgen für einen Lacher gut und was wollt ihr denn machen?“, lachte sie nur weiter: „Unser Lord killt euch, wenn der Kleine auch nur ein gekrümmtes Schnurrhaar hat! Hast du nicht den Klunker gesehen, den Shaddow um den Hals trägt? So was wäre ein Verlobungsgeschenk, so teuer, wie es ist!“
 

Draco knurrte nur ungehalten. „Igitt!“, blaffte er nur. „Da kann er die Juwelen auch Potter irgendwo hin stecken! Das ist abnormal, was der mit dem Vieh praktiziert! Ich mein, sein Theater mit Nagini ist schon schlimm genug, aber was er mit diesen zu klein geratenen, hässlichen Vieh macht, ist abartig! Als wäre es ein Mensch! Oder noch schlimmer, seine Geliebte!“
 

„Draco...?“
 

„Was?!“
 

„Du bist eifersüchtig,“ stellte Pansy nur amüsiert fest. „Komm schon, der Kleine ist doch drollig und...! Guck mal, wer da kommt! Och, du Süßer, komm zu mir!“
 

Entsetzt wandte Draco sich um, nur um tatsächlich das kleine Drecksvieh unter der Klappe hervortreten zu sehen. Der Blonde knurrte ihn nur an, doch das schien das dumme Ding so gar nicht zu beeindrucken, demonstrativ ging der zu Pansy, ließ sich kurz streicheln und sah ihn regelrecht herausfordernd an.
 

Harry tapste tatsächlich in den Aufenthaltsraum. Tom war beschäftigt, er hatte irgendeine dumme Sitzung mit Malfoy Senior und Snape und sobald Snape da war, hielt er sich doch lieber fern. Oh, und Charlie war auch da. Dieser dreiste Kerl hatte mit einem Fieberthermometer gewunken! Also war er abgehauen! Und er würde keinen Schritt zurück zu Tom machen, bis der Andere weg war! Also hatte er Nagini gesucht, um sich etwas an sie zu kuscheln, doch nun war er hier gelandet – bei Malfoy Junior. Auch das noch.
 

„Mutig, hier aufzutauchen,“ lächelte Draco kalt. „Ganz ohne Jemanden, der dich verteidigt, wenn du Scheiße baust!“
 

Harry zischte nur und ließ seine Krallen aus der Pfote schießen. Verteidigung? Von wegen! Er konnte selbst auf sich aufpassen! Vor allem, wenn es um dieses Arschloch ging!
 

Pansy grinste nur und wuschelte dem kleinen, wenig begeisterten Panther, durch die Haare. „Es sieht nicht so aus, als wäre er sonderlich beeindruckt,“ stellte sie nur fest.
 

Draco knurrte nur, doch bevor er etwas tun konnte, fiel sein Blick auf den Smaragd, der unschuldig an dem teuren Halsband baumelte, das vermutlich aus Drachenleder oder so war. Vielleicht doch keine so gute Idee, ihn in sein nächstes Leben zu hexen, er könnte es wirklich, wirklich bereuen. Und auch, wenn er sonst nie vor einem Streit zurückschreckte, mit dem dunklen Lord wollte noch nicht mal er sich anlegen. Wirklich nicht. Also beschränkte er sich darauf, den Kleinen anzustarren, der aber desinteressiert an ihm vorbei trottete und begann, das Zimmer zu erforschen.
 

Harry tapste einfach weiter, bis er sich schließlich ein Kissen von dem Sofa zerrte und es eben zu einem Eckchen zerrte, an dem auch ein Baum stand. Erst da ließ er sich fallen, wobei er immer noch etwas schmollte, weil Charlie ihn weggeekelt hatte.
 

„Also, ich mag ihn!“
 

„Du findest es nur lustig, wenn er mich morgens bloß stellt!“
 

„Jap,“ grinste Pansy.
 

„Wart ab, bis du es auf die Abschussliste schaffst!“, knurrte der Blonde nur.

„Ich bin morgens wach genug, um meinen Teller zu verteidigen,“ gab Pansy nur trocken zurück, während sie wieder nach ihrer Feder griff.
 

Harry döste, wie immer, wenn ihm langweilig war. Es war toll, so viel schlafen zu können. Das hatte er früher nie gekonnt. Dumm nur, dass die Alpträume ihn immer wieder einholten und nach dem Zweiten konnte Harry nicht mehr. Er hörte sie, immer wieder, seinen Onkel und seine Tante, die ihn einen Freak nannten, die ihm sagten, dass er nichts wert war und dass niemand ihn lieben würde.

Ohne sich weiter darum zu kümmern, wo Tom sich aufhielt und wer bei ihm war, verließ er diesen Raum, wo sich immer mehr Leute versammelten und über Hausaufgaben redeten. Hausaufgaben – etwas, worüber er nie hatte reden können. Es war nie wichtig gewesen, es hatte nichts mit Kämpfen zu tun gehabt...
 

Er schniefte etwas, fuhr mit einer Pfote über seine Augen, dann lief er zu Toms Büro, schlüpfte durch seine Katzenklappe – und legte seine Ohren an. Sie waren noch alle da, um einen Tisch herum, am Diskutieren. Lehrpläne, Neubauten, Heime, was wusste er schon? Es war ihm egal. Er tapste unter den Tisch, stupste an Toms Bein.
 

„.. doch nicht so schwer sein!“, ärgerte Tom sich aufgebracht. „Das Grundstück von Hogwarts IST groß genug! Und Muggel können auch in die Höhe bauen!“ Seine Faust rammte regelrecht auf den Tisch. Doch dann spürte er etwas, ein Zusammenzucken – an seinem Bein. Überrascht und aus dem Konzept gebracht, sah er herab – auf ein kleines Häuflein Elend mit angelegten Ohren und eingeklemmten Schwanz. Sein Kleiner. Sanft hob er diesen auf, strich durch sein Fell, kraulte ihn etwas. Erst dann sah er auf die Uhr. Merlin, er hockte hier seit vier Stunden, kein Wunder, dass es nicht vorwärts ging! „Sch, schon Gut, du warst doch nicht gemeint," flüsterte er on das Ohr des Kleinen, hielt ihn sanft an sich gedrückt.
 

Severus rieb sich seinen schmerzenden Kopf. Warum hatte er sich noch mal in das hier rein ziehen lassen? Ach ja, da war was gewesen. Er hatte keine Wahl gehabt! Oh, wie er sich wünschte, dass der infernale Black hier hocken musste! Stattdessen musste er sich mit seinem Lord rumschlagen UND zusehen, wie der sein dummes, dürres, unansehnliches und unerträgliches Haustier, das nebenbei definitiv als minderjährig gelten würde, wäre es ein Mensch, behandelte, wie eine verdammte Geliebte! Er hatte doch gedacht, jetzt würde es BESSER werden! Stattdessen saß er weiterhin in dieser infernalen Schule fest und war auch noch dazu gezwungen, sie zu organisieren! Immer, immer traf es ihn!
 

Lucius hingegen schnarrte leise, als er das Vieh erkannte, er wurde wieder von der fast unbändigen Lust überfallen, seinen Zauberstab zu ziehen, aber allein die Art und Weise, wie sein Lord das Tierchen an sich drückte, sagte ihm, dass das jetzt sicher nicht die beste Idee war und außerdem – ob er es wahr haben wollte, oder nicht, er konnte dem kleinen Monster auch noch dankbar sein, da Toms grausige Laune sich schlagartig gebessert zu haben schien. Bevor sie ausgeartet war.
 

Charlie beobachtete die Beiden wieder mal vollkommen verdattert. Er war hier, um bei den Bauproblemen zu helfen und um Bill zu vertreten. Er hatte sich auch einen Spaß daraus gemacht, das neueste Haustier des Anwesens mit einem Fieberthermometer aus dem Zimmer zu vertreiben, er war eigentlich erstaunt, dass es wieder da war, wobei es ihn mehr erstaunte, wie schnell der Lord sich wieder gefangen hatte. Er hatte sofort die Stimme gesenkt und den Kleinen hoch genommen.
 

„Nun?“, fragte Tom ruhig. „Ich warte immer noch auf weitere Vorschläge,“ erinnerte er die Anderen missgelaunt, während er sanft Shaddow streichelte, der sich wieder beruhigt hatte und zufrieden schnurrend seinen Kopf an dem Kinn des Lords rieb.
 

„Wir... vielleicht...“
 

Severus rollte nur theatralisch die Augen über so viel Dummheit. „Es reicht ein kleines, magiegetragenes Gebäude,“ knurrte er ungehalten. „Fünf Stock, mehr nicht. Und der Rest ist ein einfacher Zauber! Wie bei einem magischen Zelt! Das gibt uns den zehnfachen Platz! Wo ist das verdammte Problem!? Ich will zurück, bevor meine gediegenen Kollegen den Rest der vermaledeiten Schule einstürzen lassen! Ich habe so schon wirklich genug zu tun! Übrigens – nett, endlich mal zu Wort gekommen zu sein!“
 

Alle sahen den Tränkemeister mehr als überrascht an, es war Tom, der schließlich nickte. „Ja, das ist verwertbar. Ich habe für heut die Nase voll. Morgen will ich ausgereifte Baupläne und die Bewerbung für die ersten Arbeiter auf dem Tisch haben!“ Erleichtert stand er dann auch auf, sah jeden der Reihe nach an und verließ das Zimmer, um in seine Quartiere zu gehen, wo er sich auf das Bett warf. „Kleiner, du hast wirklich keine Ahnung, wie frustrierend es sein kann, eine neue Welt aufzubauen,“ stellte er fest, nachdem er sich auf sein Sofa geworfen hatte.
 

‚Oh, ich bekomm langsam eine Ahnung,’ dachte Harry nur und stupste den Anderen einfach nur an, bevor er auf den kleinen Tisch sprang und dem Anderen das alte, ledergebundene Buch zuschob, in dem der so gern las. Dann kuschelte er sich gegen dessen Armbeuge und begann, zufrieden zu schnurren.
 

Tom lächelte einfach nur und nahm das Buch. „Du bist wirklich drollig,“ stellte er leise fest und kraulte seinen Kleinen. „Du verstehst mich wohl wirklich. Du bist immer da, wenn ich dich brauche, Süßer.“

‚Man tut, was man kann’, dachte Harry sich nur.
 


 


 

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23.11.986
 

Endlich gehen die Arbeiten wieder weiter, wir mussten fast ein Jahr lang still stehen, da kaum noch Geld da war. Ich habe mir die Finger abgebraut und Ric hat geholfen, wo er konnte. Auch die Kinder, die wir in der Zeit unterrichtet haben, haben geholfen, aber jetzt ist die Kammer für Hogwarts wieder ziemlich voll und wir konnten einen weiteren Stock beenden, wir beginnen schon mit den ersten Türmen und Fenster und Türen sind eingesetzt, ich denke, in ein paar Jahren können wir sicher auch die ersten Kinder unterbringen und auf das Außenhaus verzichten.
 

Ric ist endlich glücklich, er ist ruhiger geworden, seit wir wirklich gebunden sind, er weiß jetzt, dass ich ihn nicht fallen lassen werde, dass ich ihn nicht verlassen werde, er lässt sich fallen und seine Alpträume kommen nur noch, wenn er unter extremem Stress steht. Die meiste Zeit über ist er aber einfach nur zufrieden und durchaus auch glücklich.
 

Er liegt hier neben mir und lächelt. Ein Bild, dessen ich wohl nie müde werde. Ich könnte ihn stundenlang beobachten. Aber das könnte ich ohnehin immer. Er hat mir geholfen, dieses eine Jahr durchzuhalten, ich glaub, sonst hätte ich doch alles geschmissen, obwohl das, was wir hier tun, so wichtig ist. Und ich liebe es, zu sehen, wie er beim Abendessen sitzt und mit seinem Bindungsreif spielt, er merkt es meist nicht, er tut es automatisch.
 

Ich weiß, dass er gern an den Tag denkt, als ich ihn gebeten habe, eine Bindung mit mir einzugehen – ich tue es auch gern. Eigentlich ist ja alles schief gegangen, aber am Ende hat er gestrahlt, wie die Sonne und das war das einzig Wichtige.
 

Morgen kommt neues Material, inzwischen helfen auch die Hauselfen begeistert mit. Wir werden diese dumme Schule bauen! Und dann werden wir es schaffen! So lang Ric da ist, ist alles in Ordnung...
 


 

25.12.986
 

Midwinter.
 

Der Tag war wunderschön, wir waren – alle – bei meinen Eltern, sie mögen Ric und selbst Vater hat sich damit abgefunden, dass es Helga sein wird, die seine Linie weiterführen wird und wenn er mich noch so sehr drängt, ich hab Ric und die Schule, das sind mir Kinder genug – auf eine sehr, sehr lange Zeit.
 

Ric hat sich sehr über mein Geschenk gefreut. Ein magisches Bild von uns. Wenn wir sterben, werden wir darin weiter leben, es wird zum Leben erwachen, wenn wir tot sind. Es ist ein schönes Bild. Wir Beide, zusammen auf einem Sofa. Er mit dem Kopf auf meinem Schoß, wir Beide lächelnd.
 

Vater hat Ric sogar einen Familienwappenring überlassen und Ma hat ihn ja schon immer als weiteren Sohn gesehen. Rowena und ihr Stecher waren auch da – lustig, dass ich verheiratet bin und sie immer noch nicht.
 

Oh, Ric kommt aus dem Bad...
 

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Die Weihnachtsferien waren um. Seit dem Morgen strömten die Schüler, die bei ihren Familien gewesen waren, zurück in die Schule. Sie alle überlegten, was die Baustelle zu sagen hatte. Natürlich waren sie auch unsicher, aber sie waren alle wiedergekommen, da sie wussten, dass sie ihre Ausbildung brauchten und auch vor den Ferien war ja nichts geschehen. Also warum jetzt anfangen?
 

Sirius beobachtete sie vom Lehrertisch aus. Grayback, etwas in ihm weigerte sich immer noch, den Anderen permanent beim Vornamen zu nennen, hatte seinen Teller mal wieder reichlich gefüllt. Zu gut, in seinen Augen, während er die Schüler beobachtete. Er suchte jeden von ihnen ab, doch... fand nicht, was er suchte.
 

„Er wird nicht einfach so hier rein spazieren,“ murrte Fenrir leise, während er beobachtete, wie die einen aßen und die Anderen erst mal zu ihren Betten liefen. Er hasste es, den Anderen so zu sehen. Ihn leiden zu sehen, aber er konnte nichts tun. Sie hatten die Woche nach Weihnachten mit Lupin damit zugebracht, Straßen zu durchkämmen, Obdachlosenheime zu durchfilzen. Erfolglos.
 

Auch in Leichenschauhäusern waren sie gewesen, na ja, vor allem Lupin und er, da hatte er Black nicht sehen wollen, aber niemand hatte auch nur eine Spur von dem Bengel gesehen. Es war, als wäre der einfach vom Erdboden verschwunden.
 

Sirius sah den Anderen an, er seufzte leise und stocherte weiter in seinem Essen. „Ich kann immer noch hoffen,“ blaffte er ungnädig. So wirklich verarbeitet hatte er die letzten Ereignisse ohnehin nicht. Die Tatsache, dass er eigentlich als verheiratet, als gebunden galt und dazu noch an jemanden, den er eigentlich nicht kannte und der trotzdem von einem auf den anderen Tag einfach eingezogen war und mit dem er jede Nacht im Bett lag.
 

„Du hast nichts davon, “ gab Fenrir knapp zurück. „Du wirst nur enttäuscht. Finde dich um Himmels Willen damit ab!“
 

„Das kann ich nicht! Er ist verdammt noch mal meine Verantwortung! Ich hätte für ihn da sein müssen! Ich hätte ihn aufziehen sollen! Er ist mein Patensohn!“
 

Fenrir knirschte mit den Zähnen, er hatte alle Mühe, nichts zu sagen, dabei ging ihm gerade eine Menge durch den Kopf. Sehr, sehr viel. Vor allem Flüche über dumme, undankbare Patenkinder, die zu dumm waren, ihre Ärsche in Bewegung zu setzen. Doch er wusste zu gut, dass das die schlechteste Idee war, die er haben konnte, weswegen er wohlweislich seine Klappe hielt.
 

Severus hingegen starrte mies gelaunt in die Menge der schreienden, schwatzenden, schmatzenden und ungehobelten Schüler. Ihm selbst verging dabei immer der Hunger, so, dass er nur an einer Tasse mit Tee nippen konnte. Tee mit Schuss, verstand sich. Er wusste, dass Black mal wieder einen Anfall von Depressionen hatte, er erkannte, dass Grayback genervt war und das Lupin versuchte, sich abzulenken, indem er mit den Schülern sprach. Alle tickten durch – für nichts und wieder nichts! Oh, das würde er Tom noch mal so was von heim zahlen!
 

Kurz fasste Sirius sich an die Brusttasche, aber er nahm den Spiegel nicht mehr heraus, er wusste, er würde keine Antwort auf sein Rufen bekommen und niemand meldete sich. Da würde nur sein eigenes Gesicht zu sehen sein und das brauchte er nicht. Er wollte eigentlich nur noch ins Bett. Morgen fing der Unterricht an, vielleicht würde der ihn etwas ablenken.
 

Wenn... wenn er doch nur wüsste, was los war! Selbst... wenn er eine Leiche finden würde. Er musste wissen, wo Harry war, er wollte dem Jungen doch nur helfen. Aber vielleicht war der inzwischen so verstört, dass er niemandem mehr trauen konnte. Merlin, er hoffte nur, dass sie nicht wirklich irgendwann auf eine Leiche stoßen würden!
 


 


 

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1.1.1000
 

Ein grandioses Datum.
 

Wir haben es geschafft, wir haben es wirklich vollbracht! Ich bin stolz auf uns alle, vor allem auf Ric, der uns immer wieder gesagt hat, dass wir durchhalten müssen. Na ja, eigentlich war die Schule ja schon vor zwei Jahren bezugsfertig, aber jetzt ist wirklich nichts mehr daran zu machen. Hogwarts ist errichtet.
 

Das Schloss ist durchsetzt mit der Magie von uns Vieren. Die Schule lebt, sie hat ihren eigenen Willen, auch, um sich selbst besser verteidigen zu können. Na ja, eigentlich ist sie ja auch schon seit zwei Jahren eröffnet, aber heute haben wir es erst richtig gefeiert. Die Kinder hat es gefreut und viele der Eltern aus der Oberschicht haben bewundernd festgestellt, dass das hier alles ja gar nicht so schlecht ist.
 

Wir haben uns auch dazu durchgerungen, ein Häusersystem aufzubauen, damit es nicht dauernd so viel Streit gibt. Jeder von uns wird einem davon vorstehen und wir werden die Kinder mit Hilfe von Magie sortieren, damit sie sich wohler fühlen, das machen wir ab dem nächsten Jahr. Erst mal muss ich ein magisches Instrument schaffen, dass so etwas bewerkstelligen kann.
 

Auch haben wir schon vor einem Jahr beschlossen, Ric offiziell zum Direktor zu machen, er kann besser und geduldiger mit Menschen umgehen, als ich, er verliert nicht gleich die Nerven, wenn er vor Idioten sitzt und hat eine schier unglaubliche Geduld. Ich bin sein Stellvertreter, dadurch habe ich auch mehr Zeit, um mich um die Instandsetzung und Erhaltung des Gebäudes zu kümmern, es ist ein guter Kompromiss, mit dem wir beide gut leben können.
 

Ich bin glücklich, ich habe viel geschafft, aber manchmal habe ich Angst, es ist wie eine Hand, die nach meinem Herz greift. Hart und unerbittlich, danach erwache ich aus meinem Leben und Ric ist weg. Das ist mein Alptraum. Er braucht mich, immer noch, aber ich brauche ihn mindestens genauso. Ich weiß, wenn Ric nicht mehr ist, kann ich nicht weiter machen. Es ist wie eine schreckliche, dunkle Ahnung nach all der Zeit, die wir zusammen hatten. Holt das Schicksal uns etwa ein? Wird etwas geschehen? Ich merke auch Helgas prüfende Blicke von Zeit zu Zeit, als würde sie das auch merken.
 

Aber ich kann ihn doch nicht verlieren! Er ist... mein Leben! Für ihn habe ich diese Schule aufgebaut, mit seiner Hilfe. Ohne ihn...
 

Nein, ich sollte mir nichts einreden und nicht so viel in harmlose Blicke rein interpretieren. Ric ist gesund und munter, er liegt schlafend neben mir, er lächelt sogar. Ich darf mir keine Angst machen lassen. Nicht von einem Gefühl, wir sind Zauberer, wir haben sicher noch fast hundert Jahre zusammen. Wir werden gemeinsam alt. Wie wir es vorhatten und dann werden wir über diesen Eintrag in meinem Buch lachen und Ric wird mich wieder aufziehen, dass ich fast so panisch werde, wie ein Muggelweib, wenn man Teufel ruft.
 

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„Weasley,“ stellte Draco fest, als er den Eulenturm betrat. Er hatte dem jüngsten der Weasleybrüder eine Münze gegeben, die sich erwärmen würde, wenn sie miteinander sprechen wollten. Denn Ron hatte sich durchaus als nützlich erwiesen. Er war ein ansehnlicher Spion – solange er nur in den Taschen von Mitschülern wühlen musste.
 

Ron wandte sich um und setzte Erol wieder auf die Stange zu den anderen Eulen. „Das hat gedauert,“ stellte er nur, irgendwie kühl fest. Er hasste es, zu warten vor allem, da das sicher nicht der wärmste Ort der Welt war und er hatte nun mal kein Gefieder, das ihn warm hielt. Was ja auch reichlich dämlich ausgesehen hätte.
 

„Ich kann nicht immer springen, wenn du rufst,“ gab Draco nur knapp zurück. „Ich war mitten in einer Hausversammlung, weil ein paar Zweitklässler sich benommen haben, wie Idioten, nicht, dass es dich was angehen würde.“
 

Ron runzelte die Stirn, nahm die Erklärung aber hin, nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte in irgendeiner Weise.
 

„Warum sollte ich kommen?“, fragte Draco nach einer Weile, die sie sich einfach nur fixiert hatten. Wobei er sich am liebsten selbst geschlagen hätte, weil ihm nicht mal ein spitzer Kommentar über die Lippen kam. Es wurde langsam wirklich, wirklich peinlich. „Ich hoffe, es war wichtig!“
 

Ron hob einige zusammengefaltete Papierseiten hoch. „Ich finde es wichtig – ziemlich!“
 

„Und was?“, fragte Draco entnervt.
 

„Pläne. Dumbledore hat Granger geschrieben, dass sie einen verdammt guten Plan haben! Und der ist für Potter und für alle anderen sicher nicht von Vorteil!“
 

„Was für Pläne?“, hakte Draco nach, während er die Briefe in einen Umschlag steckte, ihn versiegelte und abwartete.
 

„Sie wollen Tom mehrere Morde anhängen und es wird schwer sein, zu beweisen, dass er es nicht war, bedenkt man, dass er kein Veritasserum verträgt!“
 

Draco verdrehte die Augen, er sah das alles nicht so schwarz. „Was hat das mit Potter zu tun?“
 

„Sie wollen ihn umbringen und vor dem Ministerium liegen lassen. Und das hat eigentlich niemand verdient...“
 

Draco runzelte die Stirn, während er seine Eule zu seinem Vater schickte. „Ich setze sie in Kenntnis.“
 

„Sag mal, ist dir aufgefallen, wie Sirius Black drauf ist?“, wechselte er abrupt das Thema. „Und das ausgerechnet Grayback ihm kaum von der Seite weicht? Ich mein, was soll das?“
 

„Was weiß denn ich? Ich hab nichts mit Black zu tun!“
 

„Er ist mit dir verwandt!“
 

„Und? Kennst du Jeden, mit dem du verwandt bist?“
 

„Ja!“
 

„Das... bezweifle ich,“ meinte Draco nur trocken. „Was weiß ich? Vielleicht haben sie ein Verhältnis!“
 

„Was? Niemals! Nicht mit dem Mann, der Lupin gebissen hat!“
 

„Oh, Weasley! Wie kleinkariert bist du eigentlich?! Bei magischen Wesen zählen andere Dinge, als bei uns und wenn sie was miteinander haben, werden sie wohl wissen, was sie tun!“
 

„Warum?!“
 

„Vielleicht sind sie Gefährten!“
 

„WAS?!“
 

Draco stöhnte nur und schüttelte den Kopf: „Vielleicht hat Grayback ihn gebissen und nein, ich meine nicht, dass er ihn zum Werwolf gemacht hat, sondern das er ihn an sich gebunden hat! Das macht sie zu so was Ähnlichem wie Gefährten! Und ja, das würde Graybacks Verhalten ziemlich genau erklären! Er wäre eifersüchtig, reizbar, wenn er Black nicht sieht und es erklärt, warum Lupin momentan so auf Abstand besonnen ist.“
 

Ron runzelte die Stirn und beschloss etwas Ungewöhnliches – er würde bei der Bücherei vorbei sehen. „Wie auch immer,“ knurrte er nur. „Ich muss wieder los.“
 

Draco hob eine seiner geschwungenen Augenbrauen: „Morgen ist Hogsmeade, ich erwarte dich in dem Laden deiner Brüder.“
 

Ron nickte knapp, dann lief er zurück. Mit einem komischen Gefühl in der Magengrube, als er ging. So, wie er es zu Beginn bei Granger gehabt hatte, doch er wischte den Gedanken schnell wieder beiseite. Das war Unsinn, er stand auf Mädchen, nicht auf Kerle....
 


 

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14.5.1001
 

Ich weiß es, etwas stimmt nicht! Etwas ist nicht in Ordnung! Ich spüre es, auch wenn Ric es vor mir versteckt. Warum? Warum tut er so was? Ich merke es doch! Was hat er davon?! Ich weiß, es ist keine heimliche Beziehung, aber es ist was! Und ich habe Angst, weil es mit seiner Gesundheit zu tun hat.
 

Manchmal, wenn er denkt, dass niemand hinsieht, dann sieht er müde aus und stützt sich ab, als wäre er schon ein alter Mann. Er scheint gesund, aber ich glaube das nicht.
 

Gestern habe ich ihn gefragt, aber er hat nur gemeint, dass er erschöpft wäre, durch die viele Arbeit. Er war nie erschöpft und wir haben Beide schon mehr mitgemacht, als die Schule noch nicht in Betrieb war! Er hat nächtelang neben mir gearbeitet, inzwischen hat er Mühe, den Tag zu überstehen, glaube ich. Etwas stimmt nicht und es macht mir panische Angst.
 

Ich kann ihn nicht verlieren, ich kann Ric nicht verlieren! Ich würde es ohne ihn einfach nicht mehr aushalten, er ist doch mein Leben...
 

Ich habe ein Mal mir Rowena über meinen Verdacht geredet, aber sie meint, ich würde mir Sachen einreden und er hätte sicher nur eine Erkältung oder so was. Das kann ich mir nicht vorstellen! Warum sollte er mir eine Erkältung verschweigen? Und warum nimmt er dann nicht einfach einen Trank?
 

Ich weiß, dass etwas nicht stimmt – und ich habe Angst...
 

Ich wünsche mir nur, dass ich mich irre, aber ich irre mich nur selten...
 

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Der Schuss

Faul gähnte Harry, er lag in seinem Körbchen in Toms Büro im Ministerium. Nachdem er die letzten zwei Mal, als der Andere ihn nicht hatte mitnehmen wollen, den Zwergenaufstand geprobt hatte, hatte der nachgegeben und ihn mitgenommen. Denn weder stand Bella auf zerkratzte Arme, noch waren die Hauselfen von zerfetzten Möbeln angetan. Aber Harry hatte bei dem Anderen sein wollen, auf Teufel komm raus, er vertrug eine längere Trennung gar nicht, er musste Tom zumindest sehen können und da der oft bis zu vierzehn Stunden in seinem Büro verbringen musste, drehte er einfach jedes Mal durch, er malte sich dann aus, dass Tom nicht mehr zurückkommen würde, ja, das war Schwachsinn, aber er konnte diese Bilder nicht beiseite schieben.
 

So fühlte er sich besser, er brauchte nur seinen Kopf zu heben, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war, oft tapste er dann auch rüber und konnte eine Stunde auf dem Schoß des Anderen verbringen, oder auch auf dessen Schreibtisch. Nur musste er irgendwann immer zurück zu seinem Körbchen, da ja auch andere zu Tom kamen und dann mit ihm reden wollten. Was er ja auch irgendwo verstand. Ihm war es recht so, er konnte so leben, besser, als den Tag über allein zu sein und sich Horrorbilder auszudenken.
 

Kurz sah Tom auf, lächelte dann. Shaddow benahm sich. Er lag in seinem Körbchen zusammengerollt, beobachtete ihn aber trotzdem aufmerksam. Eigentlich hatte er gedacht, dass der Kleine zu Haus mehr Spaß haben würde, mit seinen Spielsachen und seinen Kuschelecken, aber dann hatte er allen das Leben zur Hölle gemacht, bis er wieder da gewesen war. Shaddow reagierte ganz schlecht auf eine Trennung und auch, wenn es falsch war, dem Tier nachzugeben, er konnte Shaddow nicht leiden sehen, aber er wusste, allein im Haus tat der Kleine genau das. Also hatte er ein kleines Körbchen mit ins Büro genommen und sofort hatten alle Probleme aufgehört, Shaddow verstand, wenn er ihn vom Schoß auf den Boden setzte, er spielte mit sich und seinem Schwanz und gab Ruhe.
 

Mit einer schnellen Bewegung unterzeichnete Tom eine weitere Anordnung, die die Auflösung bestimmter Aurorengruppen in Auftrag gab, dann stand er auf, um sich zu strecken. Bald würden seine Hauselfen ihm auch Mittagessen bringen und er hatte seit morgens um sieben gesessen, er hatte sich eine kleine Pause verdient, gleich, nachdem er eine der Akten ins Regal abgestellt hatte. Dann hatte auch Shaddow sich eine Krauleinheit verdient. Der Kleine hatte ihm heute vier Mal eine Feder aufgehoben, die ihm beim Schreiben runter gefallen war. Er wollte sich nützlich machen. Rasch stellte er den Ordner in eines der Regale, er wollte sich gerade hinknien, als es klopfte. Merlin, was war denn nun noch?! „Was?“, fragte er.
 

Doch gerade, als die Tür aufging, barsten die Scheiben. Automatisch wirbelte Tom herum und noch bevor der Erste durch die Scheiben kommen konnte, fielen zwei Angreifer, von starken Zaubern getroffen, hilflos zu Boden. Und es war ein Fall aus dem sechsten Stockwerk. Das konnte es doch nicht sein! Was war hier los?! Oh, Merlin! Er hätte sein Hirn verwenden sollen! Lucius und die Anderen waren schon vor einer halben Stunde in die Pause verschwunden! Aber das war ihm egal, so leicht bekam man ihn nicht tot! Aber ganz sicher nicht!
 

Harrys Herz blieb fast stehen, als das Glas splitterte und durch das Zimmer flog, als wäre eine Bombe in die Luft gegangen. Er wusste, er sollte in Deckung gehen, aber er konnte nicht. Er spürte, wie ein, zwei Splitter ihn trafen, doch das war ihm egal. Er sprang aus dem Körbchen, die Krallen aus der Pfote schnellend, und zog sie durch eine Ferse. Er hörte den Schrei, sah das Blut an seiner Kralle, aber das hatten die sich selbst zuzuschreiben! Niemand griff seinen Tom an! Und er wusste, seine Krallen waren verdammt gefährlich! Er achtete gar nicht darauf, wo seine Krallen einschlugen, doch er schlug wild um sich.
 

Heftig atmend sah Tom sich um. In seinem Zimmer lagen acht Leute, alle mehr oder weniger schwer verletzt, Nummer neun und Zehn tot, Nummer elf, zwölf und dreizehn lagen irgendwo draußen, die hatten es ja nicht mal ins Zimmer geschafft. Sein Blick fiel auf das zitternde Bündel Elend. Shaddow saß da, die Pfoten dunkelrot von Blut und er erinnerte sich daran, dass mehrere seiner Angreifer aufgeschrien hatten. Ja, er hatte einen kleinen Helfer gehabt. Dem aber jetzt offensichtlich schlecht war. „Alles... in Ordnung, Kleiner?“, fragte er ruhig, er wollte gerade seine Hand ausstrecken, als er herumfuhr – und mit Umbridge konfrontiert wurde, die hysterisch lachte, in der einen Hand den Zauberstab, in der Anderen... eine Muggelwaffe.
 

Harry starrte entsetzt auf die Frau, er erkannte die Pistole und er wusste, selbst wenn Tom den Zauber abwehren konnte, der Mann war fertig und... einer Kugel ausweichen...? Das konnte er nicht schaffen!
 

„Ich bring Sie um und dann kommt Albus zurück! Er wird wieder alles in Ordnung bringen!“
 

„Nicht, solche ich lebe!“, zischte Tom ungehalten, er wehte die Zauber, die selbst ein Drittklässler beherrscht hätte, mit Leichtigkeit ab.
 

Harry dagegen schrie auf, er sah, wie die Irre abdrückte. „Nein!“, hörte er sich selbst, er spürte, wie seine Knochen sich streckten, wie sein Fell sich zurückbildete. Er musste etwas tun und dieses Mal würde er als Panther keine Chance haben, er hatte schon zu viel Kraft für den Kampf aufgebracht, um einen weiteren Angriff in seiner kleinen Form zu schaffen, keinen, der rechtzeitig gekommen wäre.
 

Entsetzt beobachtete Tom, wie sein Kleiner wuchs, sich vor ihn warf – und getroffen wurde. Von was, wusste er nicht, doch er handelte. Er hexte die Frau bewegungsunfähig, baute eine riesige Schutzblase auf, während er zeitgleich den in sich zusammensackenden Körper auffing.
 

Was...?
 

Immer wieder hatte er Shaddow getestet, neben ihm hatten Charlie, Severus und Lucius versucht, einen Reverso-Zauber zu sprechen, doch nicht ein Mal hatte der Kleine seine Form gewechselt. Aber dann riss er sich zusammen, denn er musste entsetzt sehen, wie zwischen den Fingern des Jugendlichen, immer mehr Blut hervor quoll. Vorsichtig legte er den Jungen, das war eindeutig zu erkennen, bedachte man, dass Selbiger nackt war, auf den Boden. Er war fast schon entsetzt, als die Hand nach ihm griff.
 

„Nicht... nicht allein lassen?“, flüsterte Harry bittend, mit rauer Stimme. Es tat so weh! Er wollte nicht, dass Tom ihn nun allein ließ! Nein, nein, bitte nicht! Nicht allein sein! Warum hatte er nur seine Form gewechselt? Nun... würde Tom ihn sicher nicht mehr wollen!
 

„Ruhig,“ brachte der Ältere mühsam raus. „Ich muss... Hilfe holen.... Ich bin gleich wieder da, ich verspreche es.“ Dann wandte er sich abrupt um, warf Floopulver ins Feuer. „Hogwarts Krankenstation!“
 

Es dauerte nicht lange, bis Poppys Kopf in der Glut auftauchte. Sie sah ihn sichtlich überrascht an.
 

„Hierher! Sofort!“, brachte Tom nur panisch hervor, dann lief er zurück, wo der Junge kaum noch die Augen aufbekam. Nur ein winziger Schlitz war zu sehen. „Bitte halt durch,“ bat er leise, er riss seinen Mantel herunter, hob vorsichtig die Hand des Jüngeren und presste den Stoff auf die Wunde, um den Blutfluss wenigstens zu verlangsamen.
 

„Was ist los?“, fragte Poppy, als sie heraus trat, schwieg aber, als sie sah, wie viele Menschen hier lagen.
 

„Schnell! Er verliert so viel Blut! Sie hat ihn mit einer verdammten Muggelwaffe getroffen!“
 

Poppy stellte keine Fragen, sie sah, wie der Junge immer hektischer atmete. Sie beeilte sich, mehrere Zauber zu sprechen, doch zu ihrem Entsetzen half das gar nichts, die Wunde blutete weiter. Es war also eine präparierte Waffe. Was ihr nur eine einzige Wahl ließ – der Muggelweg. Sie war wieder mal dankbar, dass sie tatsächlich zwei Jahre in einem Muggelkrankenhaus gearbeitet hatte. Mit einer Pinzette tauchte sie in die Wunde, der Junge hatte offensichtlich Schmerzen, doch der Lord hielt ihn fest.
 

Mit Entsetzen beobachtete Tom, wie die Heilerin eine seltsame Kugel aus der Seite des Jungen holte, dann begann, mit Tränken und zu seinem Entsetzen mit etwas, das aussah, wie eine Nähnadel, an die Wunde heranging. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Frau endlich fertig war und der nun mit klammem Schweiß überzogene Körper des schwarzhaarigen Jugendlichen rührte sich kaum noch, er war irgendwann während der Tortur sein Bewusstsein verloren hatte. „Was ist mit ihm?!“
 

„Er hat viel Blut verloren,“ stellte Poppy nur fest. „Dazu kommen die inneren Verletzungen. Ich musste sie auf Muggelart flicken, auf der Waffe war etwas, dass verhindert, dass ich die Wunde einfach heilen könnte. Sie muss weiterhin auf dem langsamen Weg heilen,“ fuhr sie fort, während sie vorsichtig die Verbände anlegte. „Sonst muss er zwei Mal am Tag einen Bluttrank bekommen und es heißt abwarten...“
 

Tom starrte auf den Jungen, der halb auf seinem Schoß lag und immer noch bedenklich flach atmete. Er strich immer noch überrumpelt über dessen schwarze Haare, doch dann riss er sich zusammen. Vorsichtig hob er den Jungen hoch und bettete ihn auf das Sofa, deckte ihn zu, dann riss er die Tür auf. Doch noch immer waren seine Leute nicht wieder da, also warf er weiteres Pulver in die Flammen. „Severus Snape!“
 

„Was?“, kam es sofort angepisst.
 

„Hierher! Jetzt! Und solltest du wissen, wo Lucius rumhängt, bring ihn mit!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er zum Sofa zurück, betrachtete den Jungen und erst jetzt fiel ihm etwas auf. Die Ohren. Der Junge hatte immer noch die Ohren eines Panthers! Vorsichtig strich er Diesem einige Haare aus der Stirn – und stockte mitten in der Bewegung. Das konnte er, um es milde auszudrücken, nicht fassen! „Was...?“, fragte er verdattert. Doch schon wurde er abgelenkt.
 

„Was zum Henker ist denn hier los?“
 

„Ich war doch nur in der Mittagspause! Hier sieht es aus, wie...!“
 

Tom wandte sich um, machte eine abrupte Bewegung, da der Junge heftig zusammengezuckt war, mit dem Ergebnis, dass der Verband sich rot zu färben begann. „Ich bin offensichtlich angegriffen worden,“ gab er zurück. „Ich will diese Irren unter Veritas befragen lassen, ich habe das dumpfe Gefühl, dass der Anführer nicht dabei ist.“
 

Lucius war, um es milde auszudrücken, schlichtweg sprachlos. Er sah um sich, erkannte auch einige dieser Leute als Auroren wieder. „Ja, Lord,“ gab er zurück, folgte dann aber dem Blick seines sprachlosen, besten Freundes. „Sev?“
 

„Was tut Potter hier?!“
 

„Wer?!“
 

„Harry Potter, auf dem Sofa.“
 

Verdattert starrte Lucius wieder auf das Sofa, er musterte das kleine Gesicht. „Was...?“
 

„Nicht jetzt,“ gab Tom knapp zurück. „Kein Wort zu niemandem, ich bringe ihn zu mir! Er ist verletzt. Wenn ihr hier fertig seid, könnt ihr kommen.“ Damit hob er Harry vorsichtig auf seine Arme und apparierte sich einfach nach Haus in sein Zimmer, wo er den Jungen, ohne groß nachzudenken, erst mal auf sein Bett legte und ihn zudeckte. Erst dann setzte er sich auf die Matratze, musterte den fragilen Körper. „Du bist mein Kleiner?“, fragte er dann leise. „Wieso konnte dich niemand zurückverwandeln? Ich verstehe das nicht...“ Er betrachtete den Jungen, strich nachdenklich über die dünnen und verkrampften Finger. „Warum bist du überhaupt bei mir geblieben?“
 

Nach einer Weile stand Tom aber auf und durchsuchte seinen Schrank, fischte eine seiner eigenen Boxer heraus und zog Harry die Decke noch mal weg, zog sie ihm vorsichtig an. Und bemerkte zwei Dinge. Narben an den Beinen – und Shaddows Schwanz. Und es fiel ihm wieder ein, das, was Charlie ihm über den Gesundheitszustand gesagt hatte. Vorsichtig legte er die Decke zurück, er runzelte die Stirn, dann trat er zu seinem Regal und suchte sich ein Buch über Animagie.
 

Doch kaum hatte er das Buch geöffnet, wurde er durch ein heftiges Klopfen gestört. „Ich hasse mein Leben manchmal wirklich,“ knurrte er, während er die Tür aufschwingen ließ. Welch Überraschung – Snape. „Ja?“
 

Severus starrte den Anderen kurz an, doch dann riss er sich zusammen. „Was geht hier vor?“,fragte er dann herausfordernd. „Aus welcher Wolke bitte ist Potter gefallen?!“
 

„Er war Shaddow,“ gab Tom nur leise zurück, strich kurz über das heißer werdende Gesicht. Der arme Junge bekam auch noch Fieber!
 

„Was?! Wie sollte das möglich sein?“, fragte Severus missgelaunt. „Ich weiß, dass Lucius mehr als sieben Sprüche verwendet hat, um zu sehen, ob das Vieh ein Animagus ist!“
 

„Ich suche gerade nach dem Grund,“ antwortete der Andere nur, er strich Harry, ohne es zu merken, durch die Haare. „Ich habe eine Ahnung, aber das muss ich erst nachprüfen.“
 

Severus beobachtete das mit einem gewissen Erstaunen, doch er sagte, erst mal, nichts zu dem seltsamen Verhalten des Anderen, der Potter auch noch in seinem Zimmer liegen hatte! „Soll ich ein Zimmer für Potter im Gästeflügel richten lassen?“, fragte er daher mit unbewegtem Gesicht.
 

Automatisch versteifte Tom sich etwas. Aber ja, es stimmte, er konnte den Jungen schlecht wie ein Haustier bei sich halten, was ohnehin so eine Sache war. Aber er wollte den Kleinen trotzdem in seiner Nähe haben... „Sag einer Hauselfe, das ungenutzte Zimmer neben meinem soll gerichtet werden, mit Zugang zu meinem Bad,“ befahl er knapp.
 

Die nächste Überraschung, doch Severus nickte erneut. „Sonst noch was? Und jemand sollte Black bescheid sagen.“
 

Nein! Das war Toms erster Gedanke. Er brauchte den Kleinen noch eine Weile für sich allein, er musste sicher sein, dass Harry wieder zu sich kam und gesund wurde, danach vielleicht. „Später,“ gab er daher zurück. „Noch will ich nicht, dass irgendwer etwas erfährt, niemand, der es nicht ohnehin schon weiß.“
 

Ja, bald konnte Severus sich seine Augenbrauen operativ an den Ort zurücksetzen, wo sie hingehörten. „Wie Ihr wünscht – kann ich dann wieder zurück an die Arbeit?“
 

„Ja,“ gab Tom vage zurück. „Ich will, dass Poppy nachher hierher kommt,“ fügte er dann an. „Harry wird medizinische Betreuung brauchen.“
 

Der Andere nickte erleichtert und warf Pulver in den Kamin, bevor er verschwand.
 

Tom hingegen wandte sich wieder dem Jungen zu, der langsam unruhig wurde. Immer wieder verzog er das Gesicht, seine Hände verkrampften sich und seine Pupillen rasten. „Ruhig,“ redete er leise auf den Dunkelhaarigen ein. „Ganz ruhig, es ist alles in Ordnung...“ Und auch, wenn es falsch war, Harry immer noch wie Shaddow zu behandeln, strich er über dessen unruhig zuckende Ohren, überrascht, wie der wieder ruhiger wurde, zumindest etwas. Er wusste, er würde den kleinen, anhänglichen Shaddow wirklich vermissen, aber andererseits – er konnte auch nicht sagen, dass er überrascht war, dass der Kleine sich nicht als Tier entpuppt hatte. „Ich achte auf dich,“ versprach er leise. Immerhin schuldete er dem Jungen etwas, der immer dazu ausgebildet worden war, ihn umzubringen, hatte ihm zwei Mal das Leben gerettet und beide Male war er für sich wohl extreme Risiken eingegangen. Es steckte so viel mehr hinter der Galionsfigur des Lichts, als alle dachten. Snape allen voran.
 

Apropos – warum hatte er so lang gebraucht, ihn zu erkennen? Er sah in das immer noch etwas angespannt wirkende Gesicht, strich leicht über die heißen Wangen. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Harry sah nicht mehr aus, wie James Potter. Die Augen hatte er vorhin kurz grün unter den Lidern aufleuchten sehen, doch es war das Gesicht. Es schien ihm feiner, die Haare wirkten nicht mehr so grausig, sie standen auch nicht ab. Als... als wäre James nicht der Vater!
 

Sekundenlang schloss Tom die Augen, während Bilder vor ihm abliefen. Immer und immer wieder. Der Besuch bei den Potters, an dem Tag, als er seinen Körper für über zehn Jahre verloren hatte und doch nicht gestorben war, was unmöglich hätte sein müssen. Lily Evans, Severus’ große und einzige Liebe, der Versuch, sie vor Dumbledores Zugriff zu verstecken, indem sie die Frau bei James Potter versteckt hatten, auf Blacks Vorschlag hin. Severus’ Entsetzen, als er von der Schwangerschaft erfahren hatte, ihr Weg ohne den aufgebrachten Severus zu den Potters, um zu erfahren, was los gewesen war. Dumbledore, der aufgetaucht war, die Flüche, die geflogen waren – und dann der Schmerz, als er auf ein Mal getroffen worden war, das verzweifelte Weinen und Schreien des Kleinkindes...
 

„Ich glaube, Severus ist auf dem Weg, herauszufinden, wie bösartig Dumbledore wirklich ist und ich wage zu wetten, dass ihr beide es noch verdammt schwer haben werdet,“ murmelte er, sah dann aber zur Seite, wo gerade eine der Hauselfen auftauchte. „Ja?“
 

„Master wollten Zimmer, Master, Sir,“ piepte die Kleine. „Zimmer neben Bad ist gerichtet!“
 

„Gut,“ nickte Tom nur leise. „Nachher muss eine Heilerin kommen, bring sie sofort hierher, außerdem will ich eine Schüssel mit Eiswasser und zwei weiche Tücher, ach, und einen Trank aus meinem Labor, einen Stammbaumtrank.“
 

„Sehr wohl, Master, noch etwas?“
 

„Essen für mich, ein Sandwich,“ fügte er an, strich weiter nachdenklich über die Haare des Jüngeren, er wusste die Elfe war gegangen. Es war nur ein Verdacht, den Tom da hatte, aber sollte er recht haben, würde es sicher noch große Probleme geben. Harry würde jede Hilfe brauchen, die er bekommen konnte und etwas in ihm weigerte sich, den Kleinen einfach dann so im Stich zu lassen. Harry hatte auch ihm geholfen, denn er war sich nicht sicher, ob er überlebt hätte, wenn die Kugel ihn getroffen hätte. Es war das Wasser, das zuerst auftauchte. Er nahm einen der Lappen, strich dem Jüngeren erst über das Gesicht, dann zog er die Decke herunter, wischte über die Brust und beseitigte so auch die letzten Blutspuren. Er wusste, dieses Mal würde sogar er nachts Alpträume bekommen, von dem Blut was durch die Finger des Jugendlichen gequollen war.
 

Was er aber entdeckte, während er Harrys Brust wusch, waren Narben. Und ja, der Jüngere war sehr schlank. Es gab keine Zweifel, der Grünäugige gehörte zu denen, die eine schreckliche Kindheit gehabt hatten und er erinnerte sich sehr wohl an seinen Schwur, den er voll und ganz zu erfüllen dachte. Er war nicht umsonst Minister – so schwer konnte es nicht sein, die Adresse zu finden, unter der Harry bisher gelebt hatte! Und dann... sollten sich einige Leute sehr, sehr warm anziehen! Aber nun galt es abwarten, er würde nichts tun, bis Poppy ihm nicht eine genaue Liste der Verletzungen und die Schulakte ausgehändigt hatte und er sich sicher war, dass es Harry wieder besser ging.
 

Tom wusste, er würde den Jüngeren nicht allein lassen, bis es diesem wieder erheblich besser gehen würde, er konnte auch hier arbeiten, Treffen würde Lucius in der Zeit allein führen müssen. Etwas in ihm verbot ihm schlichtweg, Harry allein zu lassen.
 


 


 


 


 

Merlin, tat sein Bauch weh, stellte Harry fest, als er aufwachte. Vage war er sich dessen bewusst, dass dieser Vorgang allein eher überraschend war. Es stach und brannte höllisch. Was war nur...? Oh nein! Er... er hatte sich... zurückverwandelt! Nein, nein, das durfte doch nicht sein! Er wollte nicht mehr Harry sein, er wollte doch nur wieder Fell und Pfoten haben! Wieder das Recht haben, überall rein zu kriechen und mit Tom zu kuscheln! Das... konnte er doch jetzt vergessen! Er merkte nicht, wie eine einzelne Träne seine Wange entlang rann und selbst wenn, hätte er es nicht ändern können.
 

Tom aber bemerkte die Träne. Das Attentat war inzwischen drei Tage her und sowohl Poppy als auch er hatten abwechselnd auf Harry geachtet, gerade die ersten beiden Tage waren schwer gewesen, der Jüngere hatte heftiges Fieber bekommen und jede Bewegung hatte die Wunde aufgerissen. Sie hatten nicht mehr gewusst, was sie tun sollten, doch Severus hatte letztendlich einen Trank gefunden, der die Wirkung von dem Zeug auf der Kugel aufgehoben hatte. Zumindest so weit, dass die Wunde endlich zu heilen beginnen konnte, auch, wenn die Heilerin meinte, dass es noch bis Ende der Woche, also sechs Tage dauern würde, bis sie sich ganz geschlossen hatte.
 

Sanft wischte er die einzelne Träne weg. „Es ist gut,“ sprach er leise auf den Jungen ein, der wohl langsam aufzuwachen begann, seine Hände zuckten manchmal nervös und auch der Atem würde immer unruhiger. „Es tut weh, aber es wird heilen,“ versprach er.
 

Was? Tom? Das war Toms Stimme! Der Andere war da! Er war an seinem Bett, obwohl er ihn belogen und betrogen hatte! Hektisch bewegte er eine Hand, bis er spürte, wie sie gedrückt und wieder aufs Bett gedrückt wurde. Gleichzeitig kämpfte er mit seinen Lidern. „Ich... es... es tut mir leid,“ flüsterte er mit belegter Stimme. „Ich... wollte... niemanden täuschen, ich...!“
 

„Ruhig,“ befahl Tom sofort, er drückte Harry, der gerade versuchte, sich aufzurichten, auf das Bett zurück. „Beruhig dich, sonst platzt deine Wunde wieder auf,“ sprach er weiter, er strich dem Jüngeren beruhigend über die Haare. Er hatte die letzten Tage für mehrere Dinge genutzt. Unter Anderem für Nachforschungen. Und er hatte einen guten Punkt gefunden. Harry musste wirklich verzweifelt gewesen sein, seine eigene Magie sich so sehr dagegen geweigert hatte, den eigenen Körper wieder anzunehmen. So sehr, dass auch starke Zauber ihn nicht hatten verraten können. Die Frage war nur, wie war der Junge überhaupt in dieser Form gelandet? Und hatte er die Risiken nicht gekannt? Es war sicher, dass die Ohren und der Schwanz nicht mehr weggehen würden. „Es ist Alles in Ordnung,“ fügte er an, obwohl er sich dessen selbst gar nicht so sicher war.
 

Überrascht sah Harry den Älteren an, der nicht wirklich sauer, sondern eher erleichtert wirkte. Er hatte gelernt, die Stimmungen des Anderen zu erkennen und auf sie einzugehen. Verletzt? Ach so, ja, die Kugel. Aber er hatte es geschafft, der Andere schien nicht verletzt. Zumindest etwas.
 

Tom beobachtete, wie der Jüngere sich zurückfallen ließ und ruhiger wurde. Besser. Ruhig wechselte er das kühle Tuch auf die immer noch zu warme, aber wenigstens nicht mehr kochende Stirn seines Patienten. „Hast du Hunger?“, fragte er dann leise, er war nicht überrascht, als Harry den Kopf schüttelte, immerhin hatte er eine Kugel im Bauch gehabt und vermutlich konnte er die Schmerzen nicht von Hunger unterscheiden. „Ich gebe dir ein paar Tränke,“ erklärte er dann leise. „Danach kannst du weiter schlafen.“
 

„Du... du bist nicht... böse?“, fragte Harry mit kleiner, ängstlicher Stimme, ohne auf diese Information einzugehen. Er wollte nicht, dass das alles endete, das die letzten Monate nur ein Traum sein würden.
 

„Nein,“ gab Tom leise zurück, um Harry zu beruhigen und ganz ehrlich, er war nicht sauer, nicht mehr, er begann, zu begreifen, vor allem, nachdem Poppy ihm einige Akten gezeigt hatte. Sie hatte jedes Wort von Charlie unter Tränen bestätigt. Jedes Jahr zu beginn der Schulzeit hatte sie Brüche heilen müssen und entzündete Narben, er war oft bis zu zehn Kilo leichter gewesen, als er es zum Ende des Vorjahres gewesen war. Und ja, Harrys Knochen waren zu dünn und der Junge hatte vermutlich nie jemanden gehabt, der ihn im Arm gehalten hatte. „Denk nicht so viel nach,“ fügte er an. „Wir reden, wenn es dir wieder besser geht,“ versprach er außerdem. Er half Harry, die Tränke zu nehmen, unter Anderem ein Nährtrank und einer gegen Schmerzen. Er beobachtete, wie Harry, auch, wenn er erst dagegen anzukämpfen versuchte, einschlief. Seine kleine Hand hielt immer noch die von ihm selbst umklammert. Eine stumme Bitte.
 

Tom strich sanft über die Hand, er wusste wie sehr Harry diese Nähe tatsächlich brauchte und ihn allein zu lassen schien ihm wie Verrat. Immerhin hatte der ihn gerettet. Aber er wusste, Harry musste auch wieder in die Schule, er brauchte einen Abschluss. Nun – aber dort würde er dann Black haben. Sirius liebte den Kleinen und würde sicher auf ihn achten, wenn er es gerade nicht konnte.
 

Er musste Black wohl bald hierher holen, vielleicht würden dann Harrys Alpträume etwas nachlassen und auch Sirius würde es besser gehen. Der war, laut Grayback, teilweise richtiggehend depressiv. Vielleicht würde er dem Mann morgen sagen, dass er kommen sollte, er würde Hilfe brauchen, sich um den Jüngeren zu kümmern. Wohl oder übel musste er bald wieder ins Ministerium, zumindest für die wichtigsten Sitzungen und Abstimmungen und er wollte nicht, dass Harry dann aufwachte und nur Poppy vor sich hatte. Er wusste nur zu gut aus Severus’ Beschreibungen, dass die Beste einen mit ihrer Aufmerksamkeit erschlagen würde.
 

Mit dem Gedanken griff Tom nach Papier und Feder, setzte dann eine schnelle Nachricht an Black auf und schickte sie mittels Magie weg.

Sirius

Es war gerade mal sechs Uhr morgens, als Sirius Riddle Manor betrat. Er hatte keine Ahnung, was Tom von ihm wollte, aber es hatte irgendwie dringend geklungen. Also hatte er sich einige Tage frei genommen, sehr zu Snapes Begeisterung, doch da er von Tom gerufen worden war, konnte der Mann schlecht nein sagen. Außerdem hatte er das dumpfe Gefühl gehabt, dass der wusste, worum es ging. Fenrir würde ihn in der Zeit, die er weg war, vertreten.
 

Er lief in den Speisesaal und sah sich um, wenig überrascht einen fast noch schlafenden Lucius hier anzutreffen, es war ein gewohnter Anblick. Er wusste, alle standen unter Strom, seit jemand versucht hatte, Tom mit einer Großaktion umzubringen. Es wäre fast geglückt, das wusste er. Momentan warteten die Überlebenden des Anschlags auf ihre Verurteilungen, in Hochsicherheitszellen in Askaban. Unter anderem Umbridge, die Harry so gehasst und schikaniert hatte. Er hatte darauf bestanden, die Frau zu fragen, was sie seinem Patenkind angetan hatte.
 

„Guten Morgen.“
 

„Hrmpf,“ kam es nur hinter der Zeitung zurück. Nur Bella sah müde auf. „Was machst du denn hier? Hast du keine Kinder zu unterrichten?“
 

„Ich sollte kommen und direkt zu Tom gehen,“ erklärte er. „Ich hab keine Ahnung, was los ist, wisst ihr was?“
 

„Wenn, dann Luc, aber aus dem bekommst du erst mal sicher nichts raus,“ meinte Bella nur. „Wir haben Tom alle seit dem Anschlag kaum gesehen, vielleicht ein oder zwei Mal. Und das nur für Sekunden hatten wir so den Eindruck, aber heut muss er ins Ministerium, die neuen Gesetze werden nur gültig, wenn er sie vor allen abzeichnet.“
 

„Das muss ich nicht verstehen,“ entgegnete Sirius nur, stattdessen machte er sich, seinen Rucksack mit ein paar Übernachtungssachen, auf den Weg zu seinem Boss, klopfte dann an dessen Tür.
 

Tom saß an dem Bett, in dem Harry lag, er hatte auf dem Sofa übernachtet, so, wie die letzten Tage, wenn er sich denn mal ein paar Stunden Schlaf gegönnt hatte. Heut Morgen gegen Fünf hatte er sich dann angezogen, er hatte um Zehn eine wichtige Sitzung, die er unter keinen Umständen schmeißen konnte. Er musste weg und er wusste nicht, wann er wiederkommen würde.
 

Nagini, die inzwischen auch alles erfahren hatte, schlief um einen Bettpfosten gewickelt, denn auch, wenn sie immer noch behauptete, den Jungen nicht leiden zu können, so wusste sie auch, dass der ihren Herrn gerettet hatte, wobei er fast gestorben wäre, also hatte sie es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, ihn im Auge zu behalten.
 

Er strich Harry sanft über die Wange, kraulte seine Ohren etwas. Der Jüngere hatte in der Nacht wieder schwere Alpträume gehabt, aber er war zum Glück wach geworden, obwohl der Kleine sich alle Mühe gegeben hatte, ja kein Wort von sich zu geben. Er hatte verhindern können, dass Harry sich selbst weiter verletzt und die Wunde aufgerissen hatte, er hatte ihn sogar, nach einer Weile, etwas beruhigen können. „Ich bringe dir eine Kleinigkeit mit,“ versprach er dann leise.
 

Erst, als es ungeduldig klopfte, blickte er auf. Vorsichtig richtete er die Decke und bevor er wusste, was er tat, hatte er Harry schon auf die Stirn geküsst. Als ihm das klar wurde, hatte er aber schon die Klinke in der Hand und öffnete. „Black,“ stellte er nur fest, trat einen Schritt beiseite und ließ ihn ein.
 

„Warum bin ich hier?“, fragte Sirius schließlich und stellte seinen Rucksack auf einem Sessel ab.
 

„Ich muss weg, ich will aber nicht, dass er allein hier ist,“ gab Tom zurück und wedelte in Richtung Bett. „Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du das hier sehen willst.“
 

„Was?“, fragte Sirius verwirrt, doch er wurde schneeweiß, als er das Bett sah und die schwarzen Strähnen, die aus der Decke lugten. „Ist... ist das...?“Vorsichtig zog er die Decke herunter. „Harry?“, fragte er, halb verzweifelt, halb hoffnungsvoll.
 

„Ja.“
 

„Was... was hat er?“, fragte Sirius, immer noch ungläubig, er setzte sich zu seinem Patensohn und fuhr durch dessen Haare. „Und... was sind das für Ohren?!“
 

Tom sah kurz auf die Uhr, dann setzte er sich noch ein Mal und erklärte ihm, was sich zugetragen hatte, wobei er aber auch viel weg ließ. Er ging nur sicher, immer wieder zu betonen, dass niemand wusste, wer Shaddow war und das durchaus auch versucht worden war, Rückwandelzauber zu verwenden.
 

Sirius hörte vollkommen verdattert zu, wobei seine Hand sich immer mehr ballte. Er wusste, Tom hatte nur das Beste gewollt und Harry... ihm war vermutlich noch nicht mal klar, was geschehen war. Es erklärte, warum der Junge sich nicht bei ihm gemeldet hatte. „Merlin, was ist nur geschehen?!“
 

„Ich weiß es nicht,“ gab Tom leise zurück. „Ich weiß nur, dass es ihm jetzt wesentlich besser geht, als zu dem Zeitpunkt, als er zu mir gekommen ist und damals war er vermutlich schon besser beisammen, als die Zwillinge ihn gefunden haben.“ Er trat wieder zu dem Bett, strich Harry kurz über die Haare und kraulte seine Ohren. „Ich muss los,“ erklärte er dann. „Du bist hier, damit er nicht allein aufwacht.“
 

„Warum hast du mir nicht gleich bescheid gegeben?!“; fragte Sirius aufgebracht. „Er ist, laut deiner Erzählung, seit vier Tagen hier!“
 

„Ich hatte genug damit zu tun, ihn am Leben zu erhalten! Und sobald er wieder zu sich gekommen ist, habe ich bescheid gesagt,“ erinnerte Tom den aufgebrachten Mann, während er sich mit einer fließenden Bewegung seinen Umhang umlegte. „Ich bin hoffentlich bis nachmittags wieder da, er wird nach mir fragen, sag ihm, ich komme wieder. Er hängt an mir.“
 

Sirius nickte langsam, noch war all das nicht wirklich eingesackt. Er sah, wie liebevoll der Ältere über Harrys Haare fuhr und dann den Raum verließ, ihn mit seinem Patensohn allein ließ.
 

„Harry,“ flüsterte er mit kratziger Stimme. Er war noch nie so erleichtert gewesen, wie in diesem Augenblick. Er sah den Jüngeren an, strich über dessen Züge. Sie hatten sich verändert, aber der Geruch war derselbe gewesen. Der Junge sah zerbrechlich aus, er hatte auch noch Fieber, doch er war nicht so dürr, wie er schon oft gewesen war. Vorsichtig zog er die Decke etwas weiter herunter und betrachtete den Verband. Oh, wenn er Umbridge je, jemals zwischen seine Kiefer bekommen würde! Rasch deckte er den Kleinen wieder zu und nahm dessen Hand, spielte mit den schlanken Fingern.
 

Als Harry aufwachte, merkte er, dass etwas anders war. Es war nicht Toms Geruch, den er wahr nahm, aber er kannte den Geruch trotzdem. Und er fühlte, dass jemand seine Hand hielt. Langsam öffnete er die Augen, doch was er sah, brachte ihn zum Zittern. Das... das konnte doch gar nicht sein! Das war ein Traum! Er war tot, der andere war tot! Er hatte ihn fallen sehen! Und er sah es fast jede Nacht wieder! Er merkte, wie er immer schneller und hektischer atmete.
 

Sirius war tief in Gedanken versunken, er strich immer wieder über die Hand, die in seiner lag, während er sich verzweifelt ausmalte, wie Harry zu den vielen Narben und Verletzungen kam und warum der Junge ihm nie gesagt hat, dass er so litt, dann hätte er schon langst etwas getan, Dumbledore hin oder her! Er hätte die verfluchten Dursleys umgebracht!! Doch auf ein Mal ruckte sein Kopf hoch, er spürte, wie Harrys Hand in seiner sich verkrampfte und wie der Jüngere immer heftiger atmete, es konnte ihm nur Schmerzen verursachen! Hastig richtete er sich auf. „Ruhig!“, rief er, fast schon panisch. „Harry, ganz ruhig! Es ist doch alles in Ordnung, komm, versuch, tief durchzuatmen! Soll ich Poppy rufen?“
 

Die Schwester aus Hogwarts war schon ein Mal hier gewesen, sie hatte nur schnell den Verband gewechselt und einige Zauber gesprochen, um sicher zu sein, dass alles so weit in Ordnung war. So hatte er auch den mit Narben übersäten Rücken gesehen, den die Frau mit einer Salbe behandelte, um das Gewebe verschwinden zu lassen, und die Schusswunde...
 

Automatisch riss Harry die Augen weit auf. Er konnte es nicht fassen! Das... das war ja wirklich...! Das war Sirius! Die Augen, die Haare, das Gesicht! Aber... aber wie konnte das sein? „Du... du bist... tot… !“ flüsterte er, während er immer heftiger atmete, es tat höllisch weh, doch er konnte sich nicht wieder einkriegen.
 

Oh Merlin, der Junge wusste ja noch von gar nichts! Sanft strich er Harry über die Wange, während eine Hand auf dessen Brust lag, um eine abrupte Bewegung zu verhindern. „Ich bin nicht tot, “ gab er leise zurück. „Harry, sieh mich an, ich bin da und ich erkläre dir alles, aber du musst dich beruhigen, du musst langsam atmen! Du tust dir doch nur selbst weh. Es ist alles gut, aber tu dir doch bitte nicht selbst weh...“
 

Das war er! Es war Sirius! Er lebte! Wie? Wie konnte das nur sein?! Was ging hier vor?! Langsam, nur sehr langsam beruhigte er sich, das Gewicht der Hand auf seiner Brust half ihm dabei. Er fühlte sich schwindlig, er konnte es nicht fassen. Wie konnte es sein, dass der Andere lebte? Er war doch in die Geisterwelt gefallen! Das war vollkommen ausweglos! „Siri?“, frage er mit unsicherer Stimme.
 

„Ja,“ lächelte der Ältere beruhigend, er wartete, bis Harry wirklich wieder einigermaßen ruhig atmete, erst dann half er ihm, sich aufzurichten, zumindest etwas, er zog den Jüngeren auf seinen Schoß, strich ihm beruhigend über die Seite. „Ich bin wirklich da, “ wiederholte er und wiegte seinen Patensohn eine Weile hin und her. Er merkte, dass der Junge weinte, er drehte Harry so, dass der seitlich auf seinem Schoß war, drückte ihn fest an sich und ließ ihn. Harry sah aus, als bräuchte er die Tränen. Er wartete, bis der Jüngere wieder etwas ruhiger wurde. Dann begann er, mit leiser Stimme zu erzählen. Von Toms Plan, ihn aus Dumbledores Klauen zu befreien. Von seinem Plan, Harry zu kontaktieren, sobald es ungefährlich war und wenn der Jüngere unbewacht sein würde und mit ihm reden konnte. Von seiner eigenen Verzweiflung, als Harry einfach verschwunden war und niemand wusste, ob er überhaupt noch lebte.
 

Harry hörte der beruhigenden, tiefen Stimme des Älteren zu, wie der erzählte, was los gewesen war, dass auch er ein Opfer gewesen war und ihn hatte holen wollen, wie er eine ganze Weile gebraucht hatte, um überhaupt wieder auf die Beine zu kommen. Er war schockiert, dass Sirius noch lebte, dass um ihn herum so viele Lügen gewesen waren. Aber vor allem war er froh, dass Sirius da war, dass der wirklich lebte! Er konnte dessen Herz schlagen hören und der Ältere sagte nichts, als er sich an diesem festklammerte.
 

„Ah, er ist wach,“ fuhr in dem Moment Poppy dazwischen. Sie war froh, gerade diesen Schüler so zu sehen. In den Armen von jemandem, dem er etwas bedeutete und den er kannte. Sie lächelte etwas und rief eine Hauselfe, bestellte eine leichte Suppe, etwas Weißbrot und ein Mittagessen für Sirius. „Harry, mein Junge, wie geht es dir?!“
 

Harry krallte sich automatisch fester an den Anderen, während er die Schwester misstrauisch musterte, doch dann lächelte er auch schüchtern. „Gut,“ murmelte er, ohne auf das Stechen der Wunde zu achten, was ihn an etwas Anderes erinnerte. „Tom!“, flüstere er auf ein Mal: „Wo... wo ist Tom?“ Hatte der Andere ihn verlassen? Ihn... weggegeben?!
 

Überrascht darüber, dass der Andere recht behalten hatte, sah Sirius auf seinen Patensohn, den er wie ein eigenes Kind liebte, er strich dem Anderen ruhig über die Haare. „Er ist im Ministerium, aber er hat gesagt, dass er irgendwann im Laufe des Nachmittags zurückkommt, er hat irgendeine wichtige Sitzung, die er nicht verschieben konnte. Ich soll dich von ihm grüßen.“
 

Regelrecht erleichtert sackte Harry in die Arme des Älteren zurück, es war, als wäre eine schwere Last von ihm abgefallen. Tom war nicht einfach so verschwunden.
 

„Junger Mann! Du bist sicher nicht in Ordnung und ich will wissen, wo du Schmerzen hast!“, schaltete Poppy sich resolut wieder ein.
 

„Harry, antworte ihr bitte,“ bat Sirius, er sah seinen Patensohn ernst an. „Du musst Schmerzen haben.“
 

„Ist... nicht so schlimm,“ nuschelte der Jüngere, nun einfach nur noch wieder erschöpft, er wollte schlafen, aber Sirius ließ ihn nicht.
 

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte Sirius ungläubig. „Harry, du bist um ein Haar erschossen worden! Das ist nicht ‚nicht so schlimm’!“
 

„Ich... , es sticht etwas,“ gab Harry schließlich zu. „Aber...aber nicht schlimm!“
 

Poppy schüttelte nur den Kopf, aber sie wusste ja, dass die Schmerztoleranz ihres Sorgenkindes viel zu hoch war. Sie griff nach einem einfachen Schmerztrank und gab ihn dem Jungen, der ihn mit zitternden Händen nahm und herunter würgte. Es dauerte nur Sekunden, bis man die Erleichterung auf dessen Gesicht sah. „Das ist ja schon besser,“ nickte sie zufrieden. „Jetzt isst du was und dann kannst du wieder schlafen.“
 

„Essen?“, fragte Harry verzweifelt. Er war sich nicht sicher, ob er irgendwas runter bekommen würde und auch seine neuen Ohren zuckten nervös.
 

„Ja, essen, junger Mann! Du bist so schon dürr genug! Ich will darüber keine Diskussionen hören! Nach dem Essen bekommst du noch einen Trank und dann kannst du etwas schlafen!“
 

Harry wollte protestieren, aber etwas in der Mine der Heilerin und im Ausdruck von Sirius sagte ihm, dass er da nicht drum rum kommen würde. Er sah auf das Tablett, dass in dem Moment auf seine Knie gelegt wurde und griff nach dem Löffel. Allerdings schaffte er nicht wirklich viel, bevor er den Teller von sich schob, er kuschelte sich etwas auf Sirius’ Schoß zurecht, es dauerte nur Sekunden, bis er tatsächlich auch eingeschlafen war.
 

Sirius hatte das beobachtet, sah dann verzweifelt zu der Heilerin, die etwas ratlos mit dem Nährtrank dastand, ihn dann aber abstellte. „Warum isst er denn nicht?“
 

„Es hängt mit der Verletzung zusammen,“ erklärte die. „Der Schuss ist in der Nähe des Magens gegangen, das heißt, er kann den Schmerz nicht von Hunger unterscheiden und das macht es ihm so schwer. Sobald ihm etwas weh tut, hört er auf zu essen.“
 

„Wann hört das denn auf?!“
 

„Ich hoffe, dass die Wunde sich bis Ende der Woche so gut wie geschlossen hat;“ erklärte Poppy ruhig. „Es kann sein, dass er noch etwas länger Schmerzen hat, denn die Kugel war präpariert und es hat lang gedauert, bis die Wunden überhaupt angefangen haben, sich zu schließen. Aber ich denke, das ist ab nächster Woche auch nur noch eine Frage der Zeit.“
 

„Warum passiert ihm so was immer?“, fragte Sirius sich leise, er wollte Harry wieder auf die Kissen legen, doch sofort verkrampften sich dessen Finger.
 

„Das ist eine hervorragende Frage,“ gab Poppy nur zurück. Sie half dem Anderen, sich etwas bequemer zu setzen und es Harry etwas bequemer zu machen, dann wickelte er den Jüngeren fest in die Decke ein, bevor er sich seinem Sandwich widmete.
 


 


 


 

„Ich will JETZT wissen, wo Sirius ist!“, brüllte Fenrir aufgebracht, mitten im Büro von Severus, dessen Kopf gerade gefährlich pochte. Er hasste es, von seinem Gefährten getrennt zu sein, er wollte nicht von diesem getrennt sein, egal, was Tom wollte. Er hatte das Recht, bei dem Anderen zu sein!
 

„In Riddle Manor, “ wiederholte Severus entnervt. Er hatte zum Glück bereits zwei andere Todesser als Ersatzlehrer rekrutiert. „Von mir aus, und wenn du den Ärger erträgst, bitte, hier ist der Kamin.“
 

„Worauf du dich verlassen kannst, Giftmischer, “ blaffte der aufgebrachte Werwolf, er warf Floopulver in die Flammen und schon war er weg.
 

„Merlin, warum kann ich mich nicht einfach selbst avadaen?“, fragte er genervt. Es war zum Verrücktwerden! Dauernd kam irgendwer hier rein gestürmt und brüllte ihn grundlos an, als könne er irgendwas an den Dingen ändern, die Andere ausgefressen hatten. Allein die Entdeckung von Potter war ein Schock gewesen.
 

Was ihn vor allem so an der Geschichte störte, war, dass er selbst das vermaledeite Vieh mehrfach mit Zaubern traktiert hatte und es sich nicht verwandelt hatte. Was für ihn eigentlich hieß, dass Potter selbst unter einem Zauber gestanden hatte, den er irgendwie gelöst hatte. Er war ja gespannt, wie der Bengel reagieren würde, sollte er Lucius mal allein und außerhalb seiner Frühstückszeit begegnen. Das würde sicher ein lustiges Treffen würden.
 

Aber da war noch was.
 

Potter musste eigentlich auch wieder in die Schule. Zumindest, sobald er wieder gesund war. Dann hatte er ihn wieder am Hals und er war sich ziemlich sicher, dass er den Bengel, der unfähig war, die simpelsten Regeln zu befolgen, mindestens ein Mal die Woche zu Gesicht bekommen würde. Oh, das würden tolle Zeiten werden. Wo war nur das Loch zum versinken, wenn man es wirklich, wirklich mal brauchte?!
 

Um sich abzulenken, griff Severus nach der nächsten Akte, doch schon in dem Moment klopfte es erneut. Ja, er war verflucht. Extrem. „Ja?!“ fragte er genervt und verdrehte die Augen, als er den zweiten Werwolf der Schule eintreten sah. Warum zum Henker traf es eigentlich immer und ausschließlich nur ihn?! „Was?“, blaffte er daher ungnädig.
 

Remus blickte den Mann an, der wenig glücklich aussah. „Ich.. wollte wissen, wo Sirius ist,“ brachte er leise vor. „Ich mache mir Sorgen um ihn, es geht ihm schon lange nicht mehr wirklich gut.“
 

„Floopulver, Riddle Manor,“ gab Severus nur entnervt zurück. „Was bin ich eigentlich? Ein Durchlaufbüro?!“, er verdrehte die Augen, warf dem Werwolf noch eine Tasche zu. „Das sind die verdammten Tränke, die Tom ums Verrecken haben musste, mach dich wenigstens nützlich!“
 

Wow! Da war jemand wirklich, wirklich schlecht drauf, stellte Remus fest, er wusste nicht, welche Laus dem Mann über die Leber gelaufen war, doch es musste eine wirklich, wirklich große gewesen sein.
 

Als sein Büro wieder leer war, erhob Severus sich, trat zu einem geschlossenen Regal, öffnete es und holte sich eine Flasche seines stärksten Alkohols heraus. Zwergengebräu. Er goss sich einen Becher ein und schüttete ihn so seine Kehle herunter. Dann atmete er tief durch, genoss das Brennen, bevor er seinen Becher erneut füllte und sich wieder hinsetzte. Merlin, er war so angepisst!
 


 


 


 

Es war fast fünf Uhr, als Tom endlich zurückkehrte. Er hasste es, wenn Leute zu dumm waren, einfache Befehle zu befolgen, doch er hatte es letztendlich geschafft, alle Punkte des heutigen Tages abzuhaken. Leise trat er in sein Zimmer, sah zu seinem Bett – und wäre am liebsten explodiert, als er sah, wie Black seinen Kleinen auf dem Schoß hielt. Er wusste nicht, warum, doch er wollte die Beiden nicht so sehen! Er wollte Harry selbst auf den...! Was dachte er denn da?! Kopfschüttelnd trat er zu seinem Bett. „Wie geht es ihm?“, fragte er knapp, während er dem Jüngeren kurz seine Hand auf die Stirn legte, erleichtert, dass das Fieber zumindest nicht höher geworden war.
 

„Besser, denke ich,“ gab Sirius nur zurück, ohne groß aufzusehen. Er fuhr immer mal wieder durch die Haare seines Patenkindes, wobei er aufpasste, nicht dessen neue Ohren zu erwischen, da er das offensichtlich nicht sonderlich mochte, denn jedes Mal bewegten sie sich hektisch hin und her. „Aber er will nicht essen, ich denke, ihm wird schlecht davon. Poppy meinte, dass das der Grund sein könnte.“
 

Tom hob eine Augenbraue, er verschwand ins Bad, kam kurz darauf, statt in seinen edlen, mehrschichtigen Klamotten, in einer einfachen Hose und einem Hemd heraus, setzte sich dann auf die andere Seite des Bettes, die Tasche stand immer noch ungeöffnet da. Er strich Harry leicht über die Wange. „Ich habe mit so einem Problem schon gerechnet,“ gab er dann aber zurück. Es hatte sich schon am Vortag abgezeichnet.
 

„Was können wir tun? Ich meine, die Tränke kann er doch nicht die ganze Zeit nehmen!“
 

„Nein, aber wohl bis Ende der Woche,“ gab Tom knapp zurück, er beobachtete, wie die Lider zu flattern begannen und müde, grüne Augen erst zu Black und dann zu ihm sahen. „Hallo,“ lächelte er. „Geht es dir besser?“
 

Sirius war da! Sirius lebte! Das war das Erste, was Harry feststellte, als er seine Augen öffnete. Und das Nächste war, dass er Tom sah. Und er war erleichtert. Er lächelte den Älteren müde an, nickte dann. Er fühlte sich besser, jetzt, wo die beiden Leute, die ihm am meisten bedeuteten, hier waren. Nur fassen konnte er es noch nicht wirklich.
 

„Das ist gut,“ nickte Tom und runzelte im selben Moment die Stirn, als jemand zu versuchen schien, seine Tür mit Gewalt aufzureißen, was auch Nagini zu einigen bösen Kommentaren darüber hinriss, was sie mit Leuten machte, die sie aus ihrem wohl verdienten Schlaf weckten. „Wer ist das denn?“; knurrte er ungehalten, trat zur Tür – und hätte sie am liebsten wieder zugeknallt. „Was willst du hier?“, fragte er den Werwolf entnervt – und er wurde noch etwas angepisster, als er noch einen dieser Gattung um die Ecke treten sah.
 

„Wo ist Sirius!?“, rührte Fenrir, der versuchte, sich an seinem Lord vorbei zu drängen. Er war aufgebracht, er roch seinen Gefährten und wollte zu ihm, sehen, ob alles in Ordnung war und ihn dann anschreien, bis der nie wieder ohne ihn abhauen würde. „Lass mich vorbei!“
 

Remus bekam das mit und seufzte nur. Ja, Grayback hatte keinerlei Selbstbeherrschung. Doch er sah, wie der dunkle Lord, der gar nicht so schlimm war, wie er dachte, schließlich mit zusammengekniffenen Augen zur Seite trat und den Mann durchließ, ihn dann ansah. „Ich bringe Tränke von Severus und.... Harry?!“, fragte er dann aufgeregt. „Es... riecht nach...!“ Umso erstaunter war er, als auch er durchgelassen wurde.
 

Harry zuckte zurück, als der tobende Mann auf ein Mal ins Zimmer stürmte, in der Luft schnüffelte – und durch zu ticken schien.
 

„Was rieche ich da?“, tobte Fenrir aufgebracht. „Wer hat dich befummelt?! Warum hockst du in Toms Bett?! Du bist mein..!“
 

Tom sah nur, wie Harry versuchte, sich immer kleiner zu machen und wie Sirius’ Arme um den Jüngeren sich immer enger schlossen – und er sah selbst rot. Ohne nachzudenken, hielt er seinen Zauberstab an den Kopf des Anderen. „Fass den Jungen an und ich schwöre dir, du bist tot!“, zischte er und wartete, bis der Andere, sichtlich unwillig, wieder vom Bett weg trat. Dann wandte er sich an Sirius: „Geht in dein Zimmer und klärt das,“ befahl er dann mit unbewegtem Gesicht, nahm dem sichtlich wenig begeisterten Mann den zitternden Jungen aus den Armen, der immer wieder darum bettelte, nicht geschlagen zu werden. „Verdammt,“ knurrte er dann, legte seine Hand auf Harrys Bauch. „Die Wunde ist auch wieder offen! Verschwindet! Beide! Bevor ich euch mit Gewalt hier raus schaffe!“
 

Sirius starrte seinen Lover, ihm fiel beim besten Willen kein anderes Wort für Grayback ein, na ja, außer einigen ziemlich unflätigen Schimpfwörtern, dann zerrte er diesen mit sich raus, eigentlich unwillig, Harry allein zu lassen, aber er wusste, er musste das klären, bevor es eskalierte.
 

Tom hingegen hielt Harry fest an sich gedrückt, er merkte, dass Lupin noch im Zimmer war, doch da der still und sprachlos und vermutlich zutiefst geschockt in einem Eck stand, befand er es erst mal nicht der Mühe wert, etwas zu sagen. Er hatte gerade andere Probleme. Ein zitterndes Häufchen Elend in seinen Armen, das sich nur sehr langsam zu beruhigen schien. Am Liebsten würde er hinter Fenrir her stürmen und ihm für ein paar Stunden Silberhandschellen anlegen! Wie konnte er so brüllen?! Als würde er freiwillig mit Black schlafen oder generell mit dem Gefährten eines Werwolfes, wo die was das anging, ohnehin keine Geduld kannten! „Es ist gut,“ redete er leise auf Harry ein. „Niemand schlägt hier niemanden. Beruhig dich, sonst wird die Wunde wieder schlimmer, komm, ruhig atmen und verkrampf dich nicht.“ Er begann, nach einer Weile, Harrys Ohren zu kraulen und es wirkte Wunder. Der unter Strom stehende Körper begann, sich wieder zu entspannen, Harry sackte gegen ihn und die eng an den Kopf gepressten Ohren richteten sich wieder auf. „Besser,“ lobte er leise und wischte dem Jüngeren die Tränen weg.
 

Nur langsam begriff Harry, dass wirklich nichts geschehen würde, vertraute Hände hielten ihn und er fühlte sich sicher. Er klammerte sich an den Stoff unter seinen Fingern, während er sich zurücksacken ließ. Wer war das eben gewesen? Warum hatte der auf ein Mal so geschrien? Und... warum hatte er Sirius so angefahren? Hatte er etwas falsch gemacht?
 

Ja, Tom war sauer, stinksauer. Und er gratulierte sich selbst dazu, dass er Bill befohlen hatte, die Unterlagen von Harrys Vormund auszugraben. Ja, er würde diesen Leuten einen Besuch abstatten und der würde lang und grausam werden! Wie konnte man ein Kind so kaputt machen?! Harrys Körper war mit Narben übersät, die Poppy gerade mit behandelte, wo sie schon mal dabei war. Aber allein sich vorstellen zu müssen, wie sie entstanden waren, schien ihm grausam. „So ist es gut, “ lobte er leise, als Harry sich immer weiter beruhigte. Er sah auch, wie die Krankenschwester der Schule, unzweifelhaft aufgrund des Lärms, das Zimmer betrat und ihn fragend ansah. Er winkte sie zu sich, legte Harry auf das Bett. Er strich über die Finger, die sich an ihn klammerten, löste sie dann: „Wir müssen nach der Wunde gucken,“ erklärte er und ließ dann den Verband verschwinden.
 

Poppy schüttelte seufzend den Kopf, sie ließ das Blut mit einem weiteren Zauber verschwinden und legte einen neuen Verband an. Das war wirklich nicht auch noch nötig gewesen! Dann gab sie dem Jungen einige weitere Tränke, die der schließlich von Tom auch annahm und leerte. Doch dann ging sie auch schon wieder, sie wusste, wenn sie nicht gebraucht wurde.
 

„Was willst du, Wolf?“, fragte Tom ruhig, während er weiter durch Harrys Haare strich und den Jungen wieder so dirigierte, dass er halb auf seinem Schoß lag.
 

Remus musste zwei Mal ansetzen, bevor er sich sicher war, sich nicht zum Affen zu machen und wirklich sprechen zu können. „Harry?“; fragte er nur leise. „Was ist hier... geschehen?!“
 

„Eine Menge, offensichtlich,“ gab er nur knapp zurück. „Und das ist für Heute noch nicht alles, ich habe noch eine Neuigkeit für Severus und ich habe keine Ahnung, wie er die aufnehmen wird.“
 

„Nun, wenn, dann würde ich ihn jetzt rufen, bevor er so stockbesoffen ist, dass er ohnehin nichts mehr aufnimmt – was für eine Neuigkeit?“, fügte er fragend an.
 

Tom strich leicht über Harrys heiße Wangen, er blickte den Jüngeren eine Weile an, dann hob er ein Pergament hoch. Er hatte den Test gemacht und jetzt, drei Tage später, stand es ohne Zweifel fest. Er sah den Jungen an. „Severus Snape ist dein Vater,“ sprach er leise. „Nicht James Potter. Ich bin misstrauisch geworden, weil dein Gesicht anders aussieht, als früher,“ erklärte er dem Jüngeren, dessen Augen immer größer wurden. „Deine Verwandlung scheint einen anderen Zauber, einen starken Illusionszauber gebrochen zu haben.“
 

„Was?“, japste Remus, ehrlich entsetzt über diese Enthüllung.
 

„Wie...?“; flüsterte Harry entsetzt. Er hob seine Finger zu seinem Gesicht, fühlte darüber, während seine Gedanken mit ihm durch gingen. Nein! Das durfte nicht sein! Das musste ein Irrtum sein! Er konnte nicht Snapes Sohn sein! Der Mann hasste ihn! Sein Vater war James Potter! Das hatte ihm jeder gesagt! Immer und immer wieder! Und das er das Flugtalent von dem Anderen hatte!
 

Tom strich leicht über Harrys Seite, um ihn zu beruhigen, dann wandte er sich dem Werwolf zu. „Sieh ihn an,“ forderte Tom nur, er strich einige Strähnen aus Harrys Gesicht. „Sieht er aus, wie James Potter?“ Er legte eine Hand auf Harrys Wunde, um ihn daran zu hindern, sie ein weiteres Mal aufzureißen. „James und Lily haben nicht aus Liebe geheiratet, sondern um Lily vor Dumbledore zu schützen und dem Mann vorzuenthalten, wessen Kind sie trägt. Der Alte hat etwas mit Severus gemacht, um sein Gedächtnis zu ändern, daher hat nie auch nur angenommen, dass es sich um sein Kind handeln könnte, es hat erst einen Sinn ergeben, als ich selbst einen Teil meiner Erinnerungen wieder erlangt habe,“ fügte er an.
 

„Er... hasst mich,“ flüsterte Harry dumpf. „Bitte, er... er kann nicht mein Vater sein! Er...!“
 

„Reg dich nicht auf, “ bat Tom nur leise. „Das tut dir nicht gut. Und ich bin mir sicher, dass er so schlimm nicht ist, Severus ist stur, aber selbst er versteckt unter seiner harten Schale ein Herz.“
 

Remus war immer noch wie vor den Kopf geschlagen, doch wichtiger war, wie fertig Harry in dem Moment aussah.
 

„Siri, er... er wird mich hassen...“
 

„Das ist Unsinn!“, rief der Werwolf nun, dieses Mal stand er an der Seite des Bettes, er strich über Harrys Schulter. „Sirius liebt dich, er mag Snape noch etwas weniger leiden können, aber er wird nie aufhören, dich zu lieben! Du kannst doch für diese Misere nichts!“
 

„Siehst du? Dein Streichelwolf sieht es genauso,“ stellte Tom nur fest. „Komm, du solltest etwas essen, was meinst du?“
 

„Ich... kein Hunger,“ flüsterte Harry nur. „Bitte, nicht...“
 

„Harry, du musst aber doch...!“
 

Tom brachte den Werwolf dazu, mitten im Satz abzubrechen. „Gut,“ gab er leise zurück. „Ausnahmsweise,“ fügte er an. „Morgen wirst du wieder essen.“ Er griff zu seinem Nachtschrank und holte einen weiteren Nährtrank, den der Jüngere ohne weitere Frage trank. „Und jetzt schlaf, “ bat Tom sanft. Er hielt den Jungen, bis er eingeschlafen war, dann legte er ihn wieder auf die Kissen, deckte ihn zu. Das war wohl doch alles zu viel gewesen...
 

Remus beobachtete, wie der Ältere mit Harry umging und er war erstaunt. Voldemort, der Dunkle Lord, er schien ein Herz zu haben und er war eindeutig in Harry verliebt. Doch er schien es selbst nicht zu merken. Dabei stimmte ihre Chemie, er roch es. „Er sieht nicht gut aus,“ stellte er dann leise fest.
 

„Das würdest du auch nicht, hätte man dich fast erschossen;“ gab Tom ungnädig zurück. „Mit einer Silberkugel, “ ergänzte er. „Und jetzt würde ich es vorziehen, mein Zimmer wieder für mich haben zu können, ein Hauself wird dir ein Gästezimmer geben. Ich muss mit meinem Tränkemeister reden.“

Wieder in der Schule

„Was ist hier eigentlich los?“, fragte Ron irritiert, als er zur Lehrertafel sah. Nicht nur, dass drei Lehrer fehlten, auch der Direktor war nicht anwesend. Kein Snape, der sie terrorisieren konnte? Was ging hier vor? Irgendwas war geschehen, da war der Rotschopf sich sicher, er hatte nur absolut keine Ahnung, was es sein konnte. Er wusste, Voldemort, oder Tom Riddle, wie er sich nun wieder nannte, lebte, er hatte den Anschlag angeblich ohne einen Kratzer überlebt und weitere, neue Gesetze kamen jeden Tag heraus. Er musste zugeben, die meisten davon waren irgendwie überfällig und durchaus nützlich. Viele sicherten einfach ihre pure Existenz und das überleben von Magie. Er verstand schon lang nicht mehr, warum es zu diesem Krieg gekommen war.
 

Neville sah den Anderen an, zuckte dann mit den Schultern: „Ich hab keine Ahnung,“ meinte der ruhige Junge nur. Aber auch er war überrascht. Er hatte kaum etwas gesagt, seit Harry verschwunden war, er hatte sich auf das beobachten beschränkt, wie er es immer getan hatte. Er hatte früh gemerkt, dass Ron keine Freundschaft für Harry empfand und hatte das Spiel grausam gefunden, doch noch schlimmer war das gewesen, was Granger abgezogen hatte. Er war erleichtert gewesen, als das ganze hin und her endlich ein Ende gehabt hatte. Er hatte Angst gehabt, auf Harrys Platz rutschen zu müssen, wenn er ehrlich war. Und das war nichts, wo er sein wollte. Ganz sicher nicht! Aber Ron hatte Recht, etwas ging vor, wenn Snape nicht anwesend war.
 

„Irgendwas stimmt nicht,“ schloss Ron ruhig, während er seinen Toast mit Butter bestrich und abbiss. Natürlich war es toll, dass der schleimige Idiot von einem Lehrer nicht da war, um sie anzustarren, als wären sie alle nicht mehr, als der Dreck unter seinen Füßen, aber er hasste es auch, nicht zu wissen, was vor sich ging. Vor allem die Kombination der fehlenden Lehrer gab ihm wirklich zu Denken.
 

„Wir werden es wohl erfahren, wenn es wichtig ist,“ argumentierte Neville nur. „Warum die Sorge?“
 

„Weil solche Änderungen selten was Gutes bringen,“ gab Ron nur zurück. „Das letzte Mal, als Lehrer verschwunden sind, hatten wir auf ein Mal nen neuen Minister und echt heftige Gesetze. Ganz zu schweigen von neuen, tierisch arbeitsintensiven Schulfächern,“ argumentierte er. „Chemie! Ich mein, bitte! Oder Mathe! Was soll das?! Wir sind doch keine verdammten Muggel!“
 

„Nein, aber so bekommen die, die mal in die Muggelwelt wollen, eine gute Ausbildung.“
 

„Die brauchen doch gar nicht hierher zu kommen, wenn sie dann doch dort arbeiten, ich mein, dann wird ihre magische Kraft doch eh gebunden!“
 

„Schon,“ entgegnete Neville, der sich ernstlich überlegte, warum er sich auf dieses Gespräch überhaupt eingelassen hatte: „Aber ich möchte für meinen Teil schon die Möglichkeit haben, zu wählen...“
 

Ron runzelte nur die Stirn. „Ob es was mit Potter zu tun hat?“, fragte er dann.
 

„Was, wie kommst du da drauf?!“
 

„Na ja, abgesehen von Grayback sind alle verschwundenen Lehrer mit ihm verknüpft. Black ist sein Patenonkel, Lupin ist so was wie sein zweiter Pate und Snape... na ja, sie mögen sich nie gemocht haben, aber ich weiß, dass der Mann einen Eid geleistet hat, Potter immer zu schützen.“
 

Neville runzelte die Stirn, sah dann zu den Lehrern auf. „Kann sein,“ stimmte er zu. Vielleicht hatten sie Harry wiedergefunden, es würde ihn wirklich freuen, wenn es so war, er mochte den Jungen nämlich echt gern, aber er wusste nicht, ob es so schlau war, sich Hoffnungen zu machen. Er sah, wie Malfoy in ihre Richtung blickte. Na ja, zu Ron, um es genau zu sagen, „Da will Jemand was von dir,“ meinte er daher nur, bevor er weiter aß.
 

Überrascht sah Ron auf und begegnete dem Blick des Silberhaarigen, er runzelte die Stirn, packte dann aber seine Tasche. „Wir sehen uns dann wohl nachher,“ meinte er nur. „In Geschichte – so wir das denn dann heut haben.“ Er lief einige Gänge in Richtung Tränkelabor. Ein Fach, das Neville nicht mehr belegte, dann lehnte er sich gegen die Wand und wartete.
 

„Weasley.“
 

Ron blickte zu dem Anderen: „Was gibt es?“, fragte er nur.
 

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Draco. „Sev ist nicht da, er ist irgendwann gegen Mitternacht verschwunden, Black und Grayback haben den Abflug gemacht und Lupin ist auch weg!“
 

„Ich hab keine Ahnung,“ gab Ron nur zurück. „Black redet nicht mehr mit mir, seit er erfahren hat, was ich getan habe und Lupin ist zwar freundlich, aber auf eine absolut nichtssagende Weise, ich dachte, das wäre dir aufgefallen!“
 

„Was könnte sie bewegen, irgendwo zusammen hin zu gehen?“
 

„Wer sagt uns, dass sie zusammen sind?“
 

„Du denkst es doch auch!“
 

„Ja.“
 

„Warum?“
 

Ron seufzte leise. „Ich habe einen einzigen, gemeinsamen Punkt gefunden, nur passt Grayback dann nicht ins Bild.“
 

„Red nicht so um den heißen Brei!“
 

„Potter.“
 

Überrascht sah Draco den Anderen an. „Was hat das mit Potter zu tun?“, fragte er überrascht.
 

„Remus Lupin und Sirius Black sind Freunde und Black ist Harrys Patenonkel, Snape hatte eine Lebensschuld bei Potter, also bei James Potter, was darauf hinaus lief, dass er Potters Leben bewahren muss. Und Grayback – ich hab genau gar keine Ahnung..:“
 

„Darum ist Onkel Sev so gut auf Potter zu sprechen,“ stellte Draco amüsiert fest, doch er zuckte die Schultern: „ Ich fürchte, wir werden wohl warten müssen, bis irgendwer uns mal die Wahrheit sagt,“ seufzte er und machte sich auf den Weg zum Klassenzimmer, er merkte, dass Ron ihm folgte. „Was ist mit Granger?“
 

„Sie ist weiterhin ein Arschloch und sie hat ein paar Leute um sich herum gesammelt, die... ihrer Meinung sind.“
 

„Toll....“
 


 


 

„Das kann nicht sein,“ murmelte Severus immer wieder vor sich hin, er starrte auf das Blatt in seiner Hand, rieb sich dann wieder den Kopf, als würde er weh tun, dabei hatte er bereits einen Trank gegen die Folgen des Alkohols von gestern genommen. Das konnte einfach nicht wahr sein! Das musste ein Alptraum sein! Ja, das war es! Sicher nur ein verdammter Alptraum!
 

„Es ist wahr,“ gab Remus nur ruhig zurück. Er saß bei seinem Boss im Zimmer, ruhig und gefasst. Er hatte sich die Nacht über tatsächlich Gedanken über Sirius’ Reaktion gemacht, aber noch mehr machte er sich darum, wie Snape auf diese Entdeckung reagieren würde und was er nun zu tun gedachte. Was für Folgen es für Harry haben würde. Denn der Junge war in seinen Augen so schon gebeutelt genug. Das hier konnte ihm gut und gern den Rest geben, der Junge war nun mal nicht aus Stahl, wie alle es immer so gern hätten, hinter der Maske der manchmal frechen, immer gut gelaunten Jungen, der das Ebenbild von James zu sein schien, steckte ein fragiles Kind, dass sich nur nach Nähe und Vertrauen sehnte, etwas, dass Snape generell nicht gab.
 

Abrupt wandte der Tränkemeister sich zu Lupin um, dessen Anwesenheit er schlicht und einfach vergessen hatte. „Was weißt du schon?“, blaffte er. „Ich erfahre hier gerade, dass mein Leben eine einzige Lüge war und dass ich einen Sohn habe, der nichts als Probleme verursacht, wo immer er...!“
 

Weiter kam der Mann nicht, bevor er von Remus mit einem unguten Geräusch gegen die nächste Wand gedonnert wurde. „Er macht Probleme?!“, brüllte der sonst so friedliche Werwolf aufgebracht. „Er?! Er will nichts, als jedem zu helfen! Jedem! Selbst dir, du arrogantes Arschloch! Er ist sanft und gut! Er ist ein Kind, das gezwungen wurde, zu früh erwachsen zu werden! Er ist allein! Du hast ihn nicht verdient, Snivvelus! Und solltest du ihm weh tun, dann werde ich dafür sorgen, dass du mit Moony spielen darfst – beim nächsten Vollmond!“ Remus fasste es nicht! Wie konnte der Andere nur so etwas sagen? Harry hatte nichts getan, um das zu verdienen! Angewidert ließ er den Anderen fallen und machte sich auf den Weg zu Sirius, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen und dessen Reaktion abzuwarten. Wobei er sich aber ziemlich sicher war, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, der Mann liebte Harry heiß und innig, wie ein eigenes Kind. Er würde den Jungen sicher nicht einfach so im Stich lassen.
 

Severus brauchte eine Weile, bis er wieder auf die Beine kam, sein Kopf schmerzte höllisch und er hatte gute Lust, den Werwolf durch das Zimmer zu fluchen, doch der hatte sich ja schon, praktischerweise, aus dem Staub gemacht. Was sollte er nun tun? Er hob das Blatt auf, das neben ihn auf den Boden gesegelt war. Potter – sein Sohn. Das war einfach zu viel für ihn. So lange hatte er den Jungen gehasst, da der ihn immer ran Lilys Betrug erinnert hatte, er hatte nur das Schlechte gesehen und nun musste er erfahren, dass das alles ein Irrtum gewesen war. Lily, seine einzige, wirklich große Liebe, würde sich in ihrem Grab umdrehen, wenn sie das wüsste. Nun, vermutlich wusste sie es und verfluchte ihn für sein nicht vorhandenes Vertrauen.
 

Langsam und wie von einer fremden Macht gelenkt, lief er zu Toms Zimmern, klopfte dann an der Tür.
 

Tom hatte sich gerade angezogen, um wieder zum Ministerium zu gehen, er wartete eigentlich nur auf Sirius, damit er gehen konnte. Er war überrascht, als es aber dann klopfte, da es eigentlich noch eine halbe Stunde zu früh war. Er sah auf Harry, der kurz sein Gesicht verzog, dann rückte er die Decke zurecht und öffnete die Tür mit einer Handbewegung, überrascht, wen er da zu sehen bekam. „Severus – dich hätte ich so schnell nicht erwartet,“ stellte er fest. Er sah in das steinern wirkende Gesicht seines Vertrauten.
 

„Sag mir, dass das nur ein verdammter Scherz ist!“, verlangte Severus aufgebracht. „Ich... er...!“
 

„Er ist dein Sohn,“ gab Tom leise aber bestimmt zurück. „Ich würde über derlei Dinge nie scherzen und ich habe drei verschiedene Tests gemacht, die alle zu demselben Ergebnis gekommen sind, Irrtümer ausgeschlossen. Ich würde dich bitten, nicht so zu schreien, es geht ihm nicht sonderlich und er muss nicht aufwachen.“
 

Das brachte Severus tatsächlich erst mal dazu, seine Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Leise trat er an das Bett, zog die Decke so weit runter, dass er das Gesicht sehen konnte und er sah es sehr wohl. Die Ähnlichkeiten zu ihm. Na ja, der Junge hatte nicht seine Nase, aber definitiv seine Haare und auch seine Gesichtszüge, wenn auch, durch die von Lily abgemildert. Leugnen zwecklos. Selbst ohne Test war es zu erkennen. Harry war kein Potter, sondern ein Snape.
 

Tom beobachtete den Anderen, während der den Jungen studierte und verzweifelt nach einer Ähnlichkeit zu James Potter fahndete, dann aber zog er die Decke wieder hoch. „Er ist dein Kind,“ gab er dann steif und ruhig zurück. „Ob du es wahrhaben willst, oder nicht, Severus. Lily hat dich nicht betrogen und was wir bisher gesehen haben, war nur eine Illusion, vermutlich von Dumbledore. Vielleicht aber auch von Lily um das Kind zu schützen.“
 

Severus atmete tief durch: „Ich... kann nicht der Vater sein, “ flüsterte er.
 

Tom wusste, der Mann meinte nicht die Gene. „Es mag eine Menge zwischen euch Beiden liegen, aber verdammt noch mal, du bist die einzige Familie, die er hat!“
 

„Er hat seine Verwandten!“
 

Wortlos zog Tom den Rest der Decke herunter, drehte Harry vorsichtig auf den Bauch und deutete auf den Rücken des Kleinen, auf dem man immer noch dicke Narben sah, obwohl sie sich schon gut zurückgebildet hatten. Er beobachtete, wie der schwarze Schwanz kurz zuckte, sich aber dann um die Taille des Jüngeren zusammenrollte. „Das ist es, was seine Verwandten mit ihm getan haben!“, knurrte Tom ungnädig. „Sieh dir mal an, wie groß er ist und denke daran, wie groß Lily war, wie groß du bist, bei Merlin!“
 

Severus zog die Luft scharf ein, als er das sah, doch er konnte nicht ändern, was war. Es tat ihm leid, dass der Junge offensichtlich gelitten hatte, doch da waren keine Vatergefühle, nur die dumpfe Leere in seiner Brust, die da war, seit Lily gestorben war. „Sirius wäre ein besserer Vater – und Lupin auch, wo wir schon dabei sind.“
 

„Aber du bist seine Familie, verdammt!“, zischte Tom aufgebracht, er deckte Harry hastig zu, als der begann, unruhig zu werden, kraulte ihn kurz zwischen den Ohren: „Alles in Ordnung, Kleiner,“ murmelte er. „Schlaf einfach weiter, Sirius kommt nachher auch vorbei...“
 

Der Tränkemeister beobachtete das, dann ging er zu seinem Kamin, nahm eine Hand voll Floopulver. „Er ist ein Schüler, ich will, dass er in einer Woche wieder in der Schule ist,“ brachte er dann heraus. „Ich bin nicht bereit, den Bengel zu bevorteilen. Er wird lernen, wie jeder Andere auch.“ Und damit verschwand er.
 

Tom sah seinem General lange hinterher, strich Harry sanft über die Haare. „Er wird lernen, dich zu mögen,“ versprach er nur leise. „Er ist nicht so hart, wie er tut, er tut sich nur schwer, irgendwen an sich ran zu lassen. Und ich denke, die Schule wird dir gut tun.“ Ja, das war gut, Harry gehörte in die Schule. Etwas in ihm wollte sich weigern, Harry gehen zu lassen, aber er wusste, in Hogwarts waren Lupin und Sirius, dort wäre der Kleine gut aufgehoben. „Ich werde dich sicher vermissen,“ meinte er leise. „Aber du gehörst in die Schule, du bist schließlich kein Haustier...“ Er sah auf, als es erneut klopfte, nicht überrascht, Sirius zu sehen, aber wenig begeistert, dass auch Grayback da war, doch der Werwolf wirkte relativ ruhig. „Wehe, er wird wieder zum weinen gebracht!“, warnte Tom, dann packte er Tasche und Umhang und ging, aber wieder nicht, ohne Harry auf die Stirn zu küssen.
 

Harry aber hatte alles gehört, er war wach geworden, als Snape herein gekommen war. Er hatte den Mann gehört, er hatte Tom gehört und etwas in ihm fühlte sich an, als wäre es gerade gebrochen. Nein, er war kein Tier – leider. Er war nur er. Und darum wollte niemand etwas mit ihm zu tun haben. Tom würde ihn weggeben, sein eigener Vater wollte nichts von ihm wissen. Sah ihn bestenfalls als Ballast. Und scheinbar wusste inzwischen jeder, was bei den Dursleys geschehen war. Er wollte einfach nur weinen, nur verschwinden, weit weg von allem, doch er blieb hier. Er war nur eine Last, für jeden um ihn herum...
 

Sirius sah dem Anderen überrascht hinterher, doch dann riss er sich zusammen und trat zu dem Bett, in dem sein Kleiner lag, von ihm abgewandt, tief unter der Decke begraben. Er strich leicht über die Erhebung, wo er die Schulter vermutete, dann setzte er sich auf den Sessel. „Was ist?“, fragte er Fenrir, der das Bett musterte.
 

Fenrir hörte, dass Potter wach war, es war unverkennbar, der beschleunigte Herzschlag sagte ihm alles, doch der Junge wollte aus irgendeinem Grund nicht, dass man es sah. Und da er sich wegen dem Vortag wirklich schuldig fühlte, sagte er nichts. Er hatte nicht schreien wollen, er hatte nicht gewusst, was das auslösen würde, aber er war so sauer auf Sirius gewesen, dass der einfach ohne ihn verschwunden war. „Nichts,“ meinte er daher, er trat zu einem der Regale und musterte die Bücher dort. Er würde nichts sagen, denn Potter ging ihn auch nicht wirklich etwas an.
 

„Kannst du das fassen?“, fragte Sirius dann. „Snape! Snape ist sein Vater! Dieser Bastard! Er hat ein Kind wie Harry gar nicht verdient! Und dann ist er noch nicht mal hier! Er müsste an diesem Bett sitzen!“
 

Harry unterdrückte ein hohles Aufschluchzen, als er das hörte, er rollte sich nur fester in sich zusammen und wünschte sich weit, weit weg, zurück in seinen Pantherkörper, auf Toms Schoß. Aber er wusste, das würde nie wieder geschehen. Er hatte keine Chance mehr, dorthin zurückzukehren. Er wurde dort nicht mehr gewollt, er war unerwünscht – offensichtlich fast überall.
 

Fenrir runzelte erneut die Stirn, dieses Mal froh, dass Black es nichts sagte, denn er hörte das Geräusch und er roch das Salz der Tränen. Er war sich ziemlich sicher, dass der Giftmischer hier gewesen war und seine Schnauze mal wieder zu weit aufgerissen hatte. Potter hatte etwas gehört, dass ihn fertig gemacht hatte, um es milde auszudrücken. Davon konnte er ausgehen. „Lass ihn,“ meinte er daher. „Der Giftmischer ist eben... ein Arsch.“ Er blickte eine Weile auf Black. Sie hatten gestern lang geredet, über Askaban, über den Jungen, über Sirius’ Angst, den Kleinen zu verlieren, den er als Sohn ansah. Daher war er auch nicht mehr wirklich eifersüchtig. Er würde den Jungen dulden, vielleicht irgendwann sogar als Teil des Rudels ansehen.
 

Sirius knurrte nur. „Nachdem Remus mir das erzählt hat... ich wäre am liebsten hinter dem Kerl her und hätte ihn auseinander gerissen! Knochen für Knochen!“, er sprach so leise es ihm möglich war, er wollte nicht, dass Harry aufwachte. „Und ich finde es falsch, dass Tom es Harry gesagt hat! Der Junge hätte weiter glauben sollen, dass er James’ Sohn ist! James hat den Kleinen wenigstens wirklich geliebt!“
 


 


 


 

Nach diesem Tag war Harry dazu übergegangen, so zu tun, als ob er schlief, vor allem, wenn Tom da war, er hätte es nicht ertragen, dem Anderen in die Augen zu sehen. Vor allem seit der ihn in ein anderes Zimmer gebracht hatte. Zwei Tage, nachdem der Tränkemeister weggegangen war. Der Andere hatte ihn hochgehoben und woanders hin gebracht, in ein fremdes, kaltes Bett, das nach Waschmitteln roch. Dann war er gegangen und Harry hatte stundenlang geweint.
 

Sirius war irgendwann gekommen und hatte ihn gefragt, ob er Schmerzen habe. Da er keine Lust gehabt hatte, zu erklären, was wirklich los war, hatte er genickt und den Schmerztrank geschluckt, man nervte ihn auch nicht, dass er essen sollte, man gab ihm stattdessen irgendwelche Tränke. Und Sirius erzählte ihm immer, dass er ihn mit zur Schule nehmen würde und dass das sicher lustig werden würde. Als wären die Herumtreiber wieder da. Sein Patenonkel versuchte immer, ihn aufzuheitern und abzulenken. Doch so sehr Harry Sirius liebte und so froh er war, den Anderen bei sich zu haben, war Sirius doch nicht Tom und auch nicht sein Vater.
 

Dazu kam, dass Sirius meist mit Grayback da war, sie waren zusammen, das erkannte er an der Art, wie der Werwolf Sirius musterte und ihn warnend anzustarren schien, auf das er ja seine Finger von dem Anderen lassen sollte. Noch eine Person, die ihn nicht haben wollte. Doch er sagte nichts, er stellte sich nur weiter schlafend, so oft es eben ging. Es war das Leichteste.
 

Einige Tage später hatte Poppy gesagt, dass alles wieder so weit in Ordnung sei, dass er zurück in die Schule gehen könne und Harry wünschte sich, Umbridge hätte besser gezielt. Doch Sirius freute sich so. Er hatte ihn am selben Tag mit in die Stadt geschleppt und ihm eine riesige Garderobe gekauft. Harry hatte gelächelt und sich bedankt. Seit er nicht mehr im Bett lag, hatte er Tom überhaupt nicht mehr gesehen. Nach dem Einkaufen war es auch nicht zurück zu Tom gegangen, sondern nach Hogwarts. In den Gryffindorturm. In seinen alten Schlafsaal, den er sich immer noch mit Weasley und Longbottom teilte.
 

Sein Patenonkel hatte ihm geholfen, seine Sachen einzuräumen, dann hatte er ihm gesagt, dass er jederzeit zu ihm kommen könne und ihm eine Tasche gegeben, mit den Worten, dass der Inhalt von Tom käme. Er hatte sie erst geöffnet, als Sirius weg gewesen war. Der Inhalt war ein Kuscheltier gewesen, ein Teddy. Harry lag einfach nur auf dem Bett, das Tier in den Armen und weinte wieder mal still vor sich hin. Der Teddy roch nicht mal nach Tom. Und der Andere würde ihn auch nie wieder streicheln. Er würde den Anderen sicher sehen, bei irgendwelchen Treffen, zu Weihnachtsfeiern, aber sonst...
 

Seine Hand glitt zu seinem Hals, doch da war nichts mehr. Das Halsband war ab, Sirius hatte es ihm abgenommen und gesagt, er würde es Tom zurückgeben. Es fühlte sich an, als würde alles auseinander fallen.
 

Morgen musste er wieder zurück in den Unterricht – mit den Ohren und dem Schwanz. Wovon er Erstere noch nicht mal verstecken konnte. Es würde Horror werden, das wusste Harry. Und kein Wort von Snape. Nichts. Der Mann ignorierte ihn einfach und er würde ihn auch nicht mehr im Unterricht haben. Der Andere war Direktor, kein Professor mehr. Der Andere wollte ihn nicht haben, er sah Harry nur als ungewollte Belastung, die er nicht brauchen konnte.
 

So, wie Tom.
 

Er hatte nicht bei dem Menschen bleiben dürfen, der ihm so viel bedeutete. Mit aller Macht unterdrückte Harry ein Aufschluchzen, während eine neue Schmerzwelle durch seinen Unterkörper schoss. Die Wunde war nicht ganz verheilt, aber das war ihm egal. Er hatte Poppy nichts gesagt.
 

Wie aus weiter Ferne hörte Harry, dass Ron und Neville in den Raum traten. Er war froh, dass er die Vorhänge zugezogen hatte. Sie waren verzaubert, so, dass niemand ihn so sehen würde.
 

„... ist zurück!“
 

„Ja, das habe ich auch gehört.“ Das war Ron. Nein, Weasley, Ron war nicht sein Freund, erinnerte Harry sich dumpf, so wenig wie Hermine und Ginny, er befand sich in einem Turm, zusammen mit Leuten, die ihn doch nur hassten. Er war sicher nicht willkommen.
 

„Ich bin gespannt, was das wird...“
 

„Lass ihn, er hat es wohl schwer genug gehabt, wo auch immer er war.“
 

Rascheln, dann Schritte, die sich entfernten. Er war wieder allein hier drin. Erneut schloss er die Augen, versuchte, in die Panthergestalt zurückzugelangen, doch es gelang ihm einfach nicht. Der einzige Ausweg war ihm versperrt. Er war erneut gefangen in diesem Alptraum aus dem es für ihn einfach kein Entkommen zu geben schien.
 

Harry wusste, es wäre eigentlich Zeit, zum Abendessen zu gehen, doch er konnte sich nicht aufraffen, aufzustehen, oder sich überhaupt zu bewegen. Stattdessen blieb er reglos liegen, nicht mal bereit, sich Schlafsachen anzuziehen. Er war eigentlich erst sieben Uhr abends, doch er fühlte sich gerädert, als wäre er zwanzig Stunden am Stück wach gewesen. Er hätte nichts lieber gemacht, als zu schlafen, doch auch das wurde ihm verwehrt. Also blieb er einfach weiter reglos liegen und wünschte sich, dass er nicht mehr existieren würde, dann würde er auch niemandem mehr weh tun und nicht mehr allein sein müssen...
 


 


 


 

Der nächste Morgen kam viel zu früh und Harry war sich sicher, bestenfalls mal eine Stunde geschlafen zu haben. Und dann hatte er Alpträume gehabt. Davon, dass Tom starb, dass Sirius fiel. Und er konnte zu niemandem gehen, um sich trösten zu lassen, da war niemand, der ihn streichelte, er war allein. In einem Bett, dass ihm eisig kalt vorkam und nur mit einem Teddy, der sicher Alles war, aber kein Ersatz. Trotz der Schmerzen hatte er sich daher in sich zusammen gerollt, doch auch dadurch war ihm nicht wärmer geworden.
 

Harry blieb liegen, während die Anderen zum Frühstück gingen, ein Mal hatte Neville wohl versucht, ihn zu wecken und die Vorhänge aufzuziehen, aber der Zauber hatte das zum Glück unmöglich gemacht.
 

Erst, als Harry sich sicher war, dass er allein war, zwang er sich, sich zu entrollen und aufzustehen. Er ging, mit einer Uniform, ins Bad und duschte sich, zog sich dann an, sein Schwanz legte sich wie von selbst fest um seine Taille, die er fast zwei Mal umwickeln konnte. Dann erst legte er die Schulrobe um, sah in den Spiegel. Er hasste sein eigenes Spiegelbild noch mehr, als vorher, auch, weil er es einfach nicht mehr kannte, für ihn war es, als würde ihn ein Fremder aus eingefallenen Augen anstarren. Ein Fremder mit lächerlichen Katzenohren, die er nicht mal unter seinen Haaren verstecken konnte.
 

Langsam und widerwillig verließ Harry den Schlafsaal, den neuen Rucksack, ein weiteres Geschenk von seinem Patenonkel, hielt er fest umklammert, als würde der sonst wegrennen. Er machte einen großen Bogen um den Speisesaal, wo er die Anderen schwatzen hörte, ging direkt zu dem Klassenzimmer, wo er Unterricht hatte. Geschichte. Bei Remus.
 

Er setzte sich ganz nach hinten, nur um ja nicht aufzufallen und legte sein Buch, Heft und Stift bereit. Wobei er fast wieder zu heulen begann, als er die Feder erkannte. Er hatte sie Tom immer zum Spielen geklaut. Wie war sie zu seinen Sachen gekommen? Er steckte sie hastig wieder weg, nahm einen einfachen Muggelfüller, mit dem er gern schrieb. Als er alles vorbereitet hatte, versteckte er sich hinter dem Buch, schon allein, um von niemandem angesprochen zu werden, was zum Glück sogar funktionierte.
 

Remus trat in das Klassenzimmer und sah sich suchend um. Alle saßen schon da, redeten miteinander. Nur einer nicht. Harry saß allein und irgendwie verloren ganz hinten auf der Bank, er versteckte sich hinter einem Buch, doch er sah bei Weitem nicht aus, als würde er es lesen. Grayback hatte Recht. Der Andere hatte ihn nach dem Frühstück kurz beiseite genommen, nachdem Sirius schon gegangen war. Der andere Wolf hatte ihm gesagt, dass er davon überzeugt war, dass etwas nicht stimmte und dass sie ein Auge auf Potter haben müssten. Remus hatte abstreiten wollen, doch nun glaubte er es blind.
 

Den gesamten Unterricht über hielt er Harry im Auge, der Junge blieb aber konstant über sein Blatt gebeugt und schrieb, nicht bereit, irgendwen anzuerkennen. Er reagierte nicht auf die neugierigen Blicke, die immer mal wieder zu ihm flogen, sondern schirmte sich mit seinem Buch ab, so gut es eben ging. Ja, Harry litt und er wusste nicht, warum.
 

„Harry, bleib bitte nach dem Unterricht,“ sprach Remus schließlich, nur Sekunden, bevor es klingelte.
 

Harrys Herz sank tiefer, er hatte das dumpfe Gefühl, dass der Andere versuchen würde, ihn auszufragen, aber er würde nichts sagen. Er wollte überhaupt nicht sprechen, wenn es sich vermeiden ließ. Er nickte aber und packte seine Sachen langsam, während die Anderen mit neugierigen Blicken an ihm vorbei stelzten. Als alle weg waren, sah er auf.
 

Remus setzte sich zu dem Jüngeren, strich ihm kurz durch die Haare, doch im Gegensatz zu seinem Verhalten bei Tom zuckte er zurück, als habe man ihn geschlagen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Remus besorgt.
 

Harry zwang sich zu lächeln, nickte aber dann.
 

„Du warst nicht beim Frühstück...“
 

Der Jüngere zuckte nur mit den Schultern. Allein der Gedanke daran, in dieser Halle essen zu müssen unter all den Blicken, machte ihn regelrecht krank.
 

Remus seufzte leise. Etwas falsch? Hier herrschte roter Alarm! Dunkelroter! „Hast du deine Nährtränke?“
 

Harry nickte wieder.
 

Der Werwolf war wirklich kurz vor dem Verzweifeln. Harry schien noch nicht mal vorzuhaben, seinen Mund zu öffnen. „Dann vergiss bitte nicht, sie zu nehmen,“ bat er leise. „Und wenn was ist, wenn du Probleme hast, dann komm zu mir, ja?“
 

Harry lächelte, ohne, dass es die Augen erreicht hätte, nickte aber dann und sah Remus fragend an, blickte zur Tür.
 

„Geh,“ gab der Werwolf nach, wobei er das Gefühl hatte, dass seine Bemühungen einfach nur für die Katz gewesen waren. Er konnte nur beobachten, wie Harry sich nach draußen schleppte. Er hatte den Anderen gesagt, dass es zu früh war, den Jungen wieder zur Schule zu schicken, er hatte gehofft, dass Tom ihn unterstützen würde, aber der schien es auf ein Mal selbst wahnsinnig eilig gehabt zu haben, den armen Kleinen wieder los zu werden. Und Sirius hatte sich einfach gefreut, dass Harry bei ihm bleiben würde. Der gute, einfache Sirius, er sah nicht, was vorging, oder noch besser, er wollte es nicht sehen.
 

Regelrecht erleichtert flüchtete Harry und quälte sich durch den Rest der Stunden, immer beobachtet von seinen Mitschülern. Während des Mittagessens war er wieder nach oben geflüchtet. Obwohl er keine Lust hatte, hatte er aber dann einen der Nährtränke geschluckt. Denn die Halle kam für ihn nicht in Frage, statt Hunger zu bekommen, war ihm schon von dem Geruch schlecht geworden und der Gedanke an Essen hatte ihn grün werden lassen. Vor allem, weil sie ihn dann sicher nicht in Ruhe lassen würden und Harry hatte die eisigen Blicke von Granger gesehen. Nein, wenn er schon hier bleiben musste, das wollte er sich nicht antun.
 

Stattdessen saß er auf dem Bett und starrte blicklos vor sich hin. Zumindest eine Weile, dann begann er, die ersten Hausaufgaben zu erledigen. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Er wusste, auch gute Noten würden Snape nicht dazu bringen, ihn zu mögen oder ihn mal zu sprechen, ohne zu brüllen. Aber die Aufgaben lenkten ab, wenigstens für eine Weile. Wobei ihm auffiel, dass es kaum etwas ausmachte, dass er so lange gefehlt hatte.
 

Als es Zeit für den Nachmittagsunterricht wurde, packte Harry wieder seine Tasche und machte sich auf den Weg. Wenigstens war es nur Hagrid. Es würde also keine weiteren Aufgaben geben. Er lief, so weit es ging, in den Schatten, nach draußen, wo er das Gebäude sah, das neu errichtet wurde. Das, das Tom beschlossen hatte, um... weiter kam er nicht, bevor er sich abrupt abwenden musste, um zu verhindern, dass er das Heulen anfing. Hastig und zur Vorsicht wischte er sich über die Augen, er sah zu den anderen Schülern und zu Hagrid, der zeitgleich mit ihm ankam, ihn aber erst mal zum Glück nicht bemerkte.
 

Draco hingegen sah sich immer wieder zu Potter um, er hatte ihn bereits den gesamten Tag beobachtet. Wie der Jüngere mit hängendem Kopf von Klasse zu Klasse geschlichen war und die Katzenohren, die der irgendwie bekommen hatte, nervös gezuckt hatten. Der Slytherin hatte sogar alle seine Hausgenossen mit Todesstrafen verwarnt, wenn einer von ihnen Potter angriff. Er wusste, irgendwas musste passiert sein, nicht mal er hackte auf Jemandem rum, der eindeutig schon auf dem Boden lag. Er war vor allem fasziniert, wie schnell Potter auf ein Mal packen und verschwinden konnte, es war, als wäre der Andere gar nicht zurück, er schien nur konstant auf der Flucht zu sein.

Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen

Tom wusste, es war albern, aber ganz ehrlich – er war nervös. Er war schlechter gelaunt, als je zuvor und er war schon mehrfach kurz davor gewesen, irgendwen ernsthaft zu verhexen. Immer wieder wanderte sein Blick zu dem Platz wo früher Shaddows Körbchen und sein Napf gestanden war und mehrfach sah er herunter in der Erwartung, etwas Kleines, Schwarzes dort zu sehen.
 

Vor allem merkte er, dass er viel langsamer voran kam, als sonst. Er brauchte drei oder vier Versuche, wofür er in der Zeit, wo Shaddow da gewesen war, kaum einen benötigt hatte. Und jeder merkte seine Stimmung. Lucius ging herum, als hätte er einen Stock verschluckt und alle Anderen benahmen sich, als bestünde der Boden aus Eierschalen.
 

Doch das konnte Tom nicht ändern, so ungern er es zugeben wollte, er wusste, er vermisste den Kleinen, er vermisste Harry. Ob er es wollte oder nicht. Wieder griff Tom zu einer Feder und Papier, um ihm zu schreiben, doch kaum stand das Datum, landete der Zettel im Müll Was sollte denn das? Der Junge war so alt, wie Draco! Und nicht sein Sohn! Wozu sollte er ihm schreiben? Es ging ihm gut, er war bei seinem Vater und seinem geliebten Patenonkel! Er wäre sicher informiert worden, wenn etwas nicht stimmte!
 

„Wenn du ihn vermissssssssssssst, hol ihn zzzurück!“, zischte Nagini entnervt, die langsam wirklich die Geduld mit ihrem Master verlor. Da schickte der Trottel seinen armen Gefährten weg und benahm sich wie das letzte Arschloch! Ja, sie hatte gerochen, was da war, nur schien Tom mal wieder zu stur, um zu sehen was vor seinen Augen lag. Vor Allem aber tat ihr der Kleine leid, sie war mehr als ein Mal nachts zu ihm gekrochen und hatte ihn weinen gehört, wenn niemand da gewesen war. Im Grunde bezweifelte sie, dass der zurückgestoßene Junge geschlafen hatte, seit man ihm mitgeteilt hatte, dass er wieder zur Schule sollte, nein, seit er Toms Zimmer hatte verlassen müssen.
 

„Wassssss redessssst du da?!“, blaffte Tom. „Der Junge gehört zur Ssssschule! Er wird gut versssssssorgt!“
 

„Dasssssssssss glaubsssssst du nur ssssssselbst!“
 

„Nagini, ich ssssssstreite mich nicht mit einer Sssssssschlange um Dinge, von denen sie keine Ahnung hat!“
 

„Ich bin keine Ssssssssssssschlange!“, erboste die Angesprochene sich. „Und du nervssssst mit deiner Ssssssssssssstimmung jeden! Liessssssss dassssss Tagebuch mal mit offenen Augen! Und dann mach wassssssssss!“
 

„Wassssssss willsssssst du sssssssssssagen?!“
 

„Dassssssssssss du dumm bissssssssst! Ich rede ersssssssst wieder mit dir, wenn dir klar geworden isssssssssssst, wasssssssss du dem Kleinen angetan hsssssst!“
 

„Jetzt drehen alle durch!“, knurrte Tom, doch statt einer Antwort, sah er nur, wie die erboste Basiliskin auf das Feuer zuhielt und verschwand, er hatte das dumpfe Gefühl, dass es lange dauern würde, bis er sie wiedersehen würde.
 


 


 

Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete Severus seinen Sohn. Der Junge saß unter ihm mitten in der Kälte. Das Eis des langen Winters war gerade erst getaut, draußen war es alles andere, als warm und Harry saß da allein, auf einem Baum, versteckt vor den Blicken Anderer, doch Severus war ein guter Beobachter, er hatte den Jungen schnell ausfindig gemacht. Er wusste, vermutlich hätte er mit Harry reden sollen, aber er konnte sich nicht dazu überwinden. Er hatte keine Ahnung, wie er überhaupt auf diese Entwicklung reagieren sollte. Wäre Lily hier, wäre vieles einfacher.
 

So aber konnte er kaum eine Bindung zu dem Bengel aufbauen, er war sich auch nicht wirklich sicher, ob er das wollte. Er sah, wie Black mit Harry umgehen konnte, doch er wusste, dass das nicht seines war. Er war niemand, der Jemanden einfach so in den Arm nehmen würde.
 

Doch blind war er ganz und gar nicht. Er wusste, dass Potter, seit er vor vier Wochen zurückgekommen war, nicht ein Mal in der Halle gegessen hatte und mehr als ein Mal hatte er gesehen, dass der dumme Bengel einen riesigen Umweg in Kauf nahm, nur um nicht durch Selbige gehen zu müssen. Er hielt sich von allen fern von ehemaligen Freunden, von Black und Lupin, er war viel draußen. Allein, manchmal mit einem Buch.
 

Severus hatte mit den Hauselfen geredet, nur um zu erfahren, dass Harry auch nicht in der Küche oder auf dem Zimmer aß, dass er sich stattdessen nur von Nährtränken zu ernähren schien. Dabei hätte er dringend feste Nahrung nötig, denn er war sich sicher, dass der dumme Bengel immer weiter abnahm. Eigentlich war er für eine Zwangsernährung, aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass er dann nicht einen, sondern zwei durchrappelnde Werwölfe und einen tollwütigen Köter am Hintern hängen haben würde.
 

Dazu kam, dass Severus wusste, dass Potter (er weigerte sich, den Jungen als Snape zu sehen), von nicht wenigen aus seinem Haus und auch von einigen Anderen gequält wurde, vor allem, seit die herausgefunden hatten, dass der nicht nur Katzenohren, sondern auch einen Schwanz zurückbehalten hatte, von einem angeblich schief gelaufenen Zauber. Vor allem Granger hatte es auf ihn abgesehen. Laut Poppy hatte Sirius Harry fünf mal, Remus ihn sogar sieben Mal zu ihr gebracht, ein Mal war sogar die Wunde an seinem Bauch zumindest für ein Stück wieder auf gegangen.
 

Er hatte schließlich mit Draco geredet, der ihm dann erzählt hatte, was genau abging. Also hatte er, notgedrungen, nachgegeben und zugelassen, dass Potter mal wieder eine Extrawurst bekam – er durfte bei Black schlafen. Er hatte bei dem Anderen ein Zimmer bekommen, so, dass er nicht mehr in den Gryffindorturm musste, aber das schien es auch nicht besser zu machen. Es war, als wolle Potter, dass es ihm schlecht ging, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen und Severus weigerte sich, auf so etwas auch nur ansatzweise einzugehen. Egal, was Andere sagten. „Ja,“ rief er knapp, als es klopfte, ohne seinen Blick von dem dummen Bengel abzuwenden.
 

Mit gerunzelter Stirn trat Fenrir ein. Er hatte lange überlegt, ob er überhaupt kommen sollte, doch er hatte sich letztendlich doch dafür entschieden. Aus Sorge um den Jungen, den Sirius so liebte. Und ganz ehrlich – auch er hatte doch zumindest einen gewissen Respekt für den Jungen entwickelt.
 

Harry hatte sein Zimmer seit einer Woche hier, die ersten drei Wochen zurück schienen die Hölle gewesen zu sein und es war keine Besserung in Sicht. Es schien ihm nicht, dass Harry sich erholte, ganz im Gegenteil, es schien ihm eher immer schlechter zu gehen, er nahm ab, er sah absolut ungesund aus, er schien praktisch nicht zu schlafen und er wurde nur von den Nährtränken aufrecht gehalten, die er eigentlich gar nicht mehr trinken sollte, aber laut seiner eigenen Beschreibung wurde ihm allein vom Geruch von Essen sofort schlecht. Und der Grünfärbung seines Gesichts nach, die er in der Nähe der großen Halle immer annahm, entsprach das sogar der Wahrheit. Aber das war nicht alles. Da war noch etwas Anderes, etwas, das ihm gar nicht gefiel, eine Veränderung in Harrys Geruch.
 

„Was?“, fragte Severus nur genervt, ohne seinen Blick abzuwenden.
 

„Es geht um Harry.“
 

„Was hat er nun schon wieder getan?“, fragte der Tränkemeister, woraufhin seine Laune gleich noch mal weiter in den Keller sackte. „Ist er schon wieder bei Poppy gewesen?“
 

„Ja, das auch,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Aber davon rede ich nicht.“
 

„Was, bitte, soll es dann sein?“, fragte Severus kühl. „Was hat er nun schon wieder getan, um Aufmerksamkeit zu bekommen?“
 

„Was?! Er tut das nicht für Aufmerksamkeit, dass du ihn je anerkennst, hofft er noch nicht mal, du ekliger Giftmischer!“
 

Wütend wandte Severus sich um. „Was willst du damit sagen?“, verlangte der Ältere sofort zu wissen. „Das ich Schuld bin? Ich habe ihn nicht angefasst!“
 

Fenrir knurrte, er brauchte eine ganze Weile, bis er sich so weit im Griff hatte, dass er den Anderen nicht angreifen würde. „Du bist so blind, du undankbarer Giftmischer! Ich weiß nicht, was es ist, aber Harry leidet! Er ist krank, seine Wunden heilen nicht, die Narbe an seinem Bauch ist mehrfach aufgebrochen, er hat praktisch konstant Schmerzen, ich kann mich nicht an eine Nacht erinnern, die er seither durchgeschlafen hätte und wenn man ihn lässt, tut er nichts, als blicklos vor sich hin zu starren!“
 

„Ich sage doch, er will nur Aufmerksamkeit,“ entgegnete Severus, äußerlich vollkommen ungerührt. Und auch, wenn innerlich in ihm etwas verlangte, etwas zu tun, er hätte auch nicht gewusst, was.
 

Das war es. Ohne nachzudenken, ohrfeigte er den Anderen. „So, sind wir jetzt wieder klar genug?“, zischte er aufgebracht. „Wach endlich aus deinem Hass gegenüber dem Kind auf! Es ist nicht James Potters Sohn! Auch, wenn er es wirklich gern wäre, dann könnte er wenigstens glauben, dass er von seinem Vater geliebt worden ist! Stattdessen sieht er dich und weiß, dass du ihn hasst! Er wird von Leuten gejagt, die ihn mal seine Freunde genannt haben! Er wehrt sich nicht, er ist müde! Siehst du das nicht?!“
 

Severus starrte den Anderen eisig an, bevor er sich aufrichtete. „Und was sollte ich deiner Meinung nach tun?“, blaffte er. „Ihm sein zittriges Händchen halten? Dafür hat er Black, ich habe kein Interesse daran!“
 

Fenrir starrte den Anderen ungläubig an. Wie konnte man ein Kind so hassen? Harry hatte dem anderen doch wirklich noch nie was getan! Na ja, außer zu existieren, aber es war nicht so, als wäre der Junge je gefragt worden! Was hatte Harry ihm nur getan, um so eine Behandlung zu verdienen? Kein Wunder, dass der Junge generell Angst hatte, vor die Tür zu gehen! „Muggel schicken kranke Kinder auf Kuren, “ erklärte Fenrir, schlug dem Anderen dann missgelaunt einige Prospekte auf den Tisch, die er sich hatte schicken lassen. „Das ist, was die magische Welt zu bieten hat. Riddle hat seine Programme noch nicht durch, also hab ich mich bei französischen und Deutschen schlau gemacht. Der Junge muss hier weg, bevor noch was passiert! Oder bevor er sich selbst was antut! Du magst ihn nicht ausstehen können, aber zuzusehen, wie draufgeht, das kannst nicht mal du wollen!“
 

Severus nahm eine der Broschüren auf, blätterte sie fahrig durch. Ein Ort im magischen Deutschland in den Alpen, ein Hof mit eigener, großer Krankenstation, Heilern auf für die Psyche und einem großen Angebot für Ablenkungen jeder Art – spezialisiert auf traumatisierte und misshandelte magische Kinder, die bei Muggeln aufgewachsen waren. „Also wieder eine Extrawurst für Potter,“ stellte er eisig fest.
 

„Snape,“ gab Fenrir im selben Ton zurück. „Es ist dein Sohn und es geht ihm beschissen! Und das Schlimmste ist, dass es dich kalt lässt! Denk mal drüber nach!“ Mit den Worten stürmte Fenrir aus dem Büro und schlug die Tür hinter sich zu – so heftig, dass einige Bücher von den Regalen krachten.
 

Severus starrte dem Anderen hinterher, doch dann wandte er sich wieder dem Fenster zu. Er sah zu, wie Potter vom Baum stieg und sich dann nervös umsah, bevor er regelrecht ins Innere flüchtete, mit gesenktem Kopf und hektisch zuckenden Ohren. Wortlos ging er zurück zu seinem Schreibtisch und blätterte die Prospekte durch. Er überlegte lange, doch dann zog er einen von ihnen hervor. Er wusste, eigentlich hatte der verdammte Werwolf Recht, er wusste, er war irrational, was Potter anging, also würde er tun, was der Andere vorgeschlagen hatte. Es würde nur ein, zwei Eulen brauchen, um die Sache klar zu machen und vielleicht tat Potter der Abstand ja wirklich gut. Nur musste er irgendeinen Todesser finden, der den Bengel begleitete, um eine Entführung durch Dumbledore zu verhindern. Sonst aber war es vielleicht wirklich das Beste. Ja, und je weiter weg, umso besser. Vielleicht würde der Abstand ihnen Beiden dann auch helfen, so etwas, wie eine gesündere Beziehung zueinander zu finden. Die Farm in der Natur von Island. Dort wurde auch Englisch gesprochen, und es war alles da, die Zimmer waren recht ansehnlich, laut des Prospekts und es waren Einzelzimmer, es wurden angeblich tolle Therapien mit Tieren angeboten, es gab einen Pool, den ja jedes Kind liebte und auf ein Kind kamen bis zu drei Betreuer, wenn erforderlich. Es kostete ein Heidengeld, aber gut, so konnte ihm wenigstens niemand mehr sagen, dass er nicht alles tat, was möglich war.
 


 


 

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25.6.1002
 

Es ist kaum noch zu übersehen, wenn man Ric kennt. Er ist krank, das ist eindeutig, er gibt es inzwischen auch zu, aber wir finden einfach nichts. Es ist, als würde die Kraft aus ihm raus laufen, wie aus einem lecken Fass. Und er sieht mich immer wieder so seltsam an, als würde er etwas wissen, das ich nicht mögen werde. Und ich glaube, dem ist auch so.
 

Ich versuche, nicht vom Schlimmsten auszugehen, aber ich wache nachts selbst immer öfter schweißgebadet auf und sehe neben mich, ich kann mich erst beruhigen, wenn ich ihn neben mir sehe, so, wie jetzt auch. Er atmet ruhig und sieht vollkommen entspannt aus, als wäre nichts. Und doch... spätestens morgens werde ich es merken. Wenn er aufsteht und erst mal mehrere Tassen Kaffee braucht, um wach zu werden. Und einen Aufputschtrank. Dann wird er zum Frühstück gehen und kaum etwas essen.
 

Ich kann dabei kaum zusehen. Immer wieder schläft er fast ein. Und immer noch behauptet er, dass alles in Ordnung ist und ich mir keine unnötigen Sorgen machen soll. Der ist mir gut! Hat er nicht verstanden, was er für mich bedeutet? Wie soll ich denn ohne ihn weiter machen?!
 

Ich habe wirklich Angst.
 

Was ist denn die Schule schon ohne Ric? Er ist zur Seele dieses Schlosses geworden, er ist es, zu dem die Kinder gehen, wenn sie Sorgen haben. Selbst die Lehrer kommen, sogar mit Eheproblemen. Und jedes Mal nimmt er sich die Zeit, mit den Leuten zu reden, er zeigt durch die Aufmerksamkeit, dass es nicht immer nur mit Strenge gehen muss. Er ist doch der Mittelpunkt von allem!
 

Ich spüre, dass etwas geschieht. Es ist wie ein Schwert, das über allem baumelt. Ich habe wieder mit Helga geredet und sie hat versprochen, ihn genauer zu untersuchen, ihr ist auch aufgefallen, dass etwas gar nicht stimmt. Sie ist auch sehr besorgt, ich glaube, sie hat einen Verdacht, aber sie will wohl nichts sagen, bevor sie es nicht sicher weiß. Sie hat keine Ahnung, dass sie mich damit noch mehr fertig macht.
 

Wenn ich doch nur etwas tun könnte. Ihm irgendwie helfen, sehen, dass Ric endlich wieder so wird, wie früher! Wach und aufmerksam. Er schläft so viel, ich habe Angst um ihn, große Angst.

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Blicklos starrte Harry vor sich hin. Er hatte Geschichte und musste nicht wirklich aufpassen. Er kannte den Stoff, er hatte vorgearbeitet. Das war es, was er nachts tat, um seinen Träumen zu entkommen, er las alles was er finden konnte. Sogar mehrere Tränkebücher. So, dass er zusammen mit den Chemiewerken langsam zu verstehen begann, was nun wichtig war beim Brauen. Er war gut, sagte der Professor. Doch selbst darauf hatte Snape nicht reagiert. Dabei versuchte er es so sehr, er blieb im Hintergrund, er verschmolz, soweit als möglich, mit der Menge und blieb sonst für sich. Er beklagte sich nicht, wenn irgendwer ihn wieder verletzte, er ging nicht mal zu Poppy, wenn man ihn nicht fast schon mit Gewalt hinzerrte.
 

Heut Vormittag war er da gewesen, weil Sirius gesehen hatte, dass sein Ohr aufgerissen gewesen war. Es hatte auch schrecklich weh getan, doch er hatte nicht ein Wort verloren. Es war ein Zauber hinter seinem Rücken gewesen, den er nicht zuordnen konnte, auch, wenn er durchaus einen Verdacht hatte.
 

Seit er hier war, hatte er auch nichts mehr von Tom gehört, keine Eule war je gekommen, kein Wort, es war, als wäre die Zeit, die er als Panther verbracht hatte, nichts als ein Traum gewesen, aus dem er aufgewacht war. Nur sein Schwanz und seine neuen Ohren sagten ihm, dass es passiert war. Dabei wollte er nichts lieber, als zurück. Nur ein Tier sein, da war er wenigstens geliebt worden...
 

Verzweifelt biss Harry sich auf die Lippen, versteckte sich dann wieder hinter dem Buch, ohne auch nur eine einzige Zeile zu sehen. Langsam konnte er wirklich nicht mehr. Schon mehrfach hatte der Grünäugige darüber nachgedacht, es einfach zu beenden. Offensichtlich wurde er nicht gewollt. Nicht mal von seinen eigenen Vater. Und wenn die Eltern einen nicht wollten, welchen Sinn hatte es dann? Denn... Tom wollte ihn auch nicht und in seinem Zimmer kam er sich oft wie das dritte Rad am Wagen vor, wenn Fenrir und Sirius wieder zusammen waren. Die Beiden waren kein verkuscheltes Pärchen oder so und Sirius kümmerte sich immer um ihn, aber er fühlte sich trotzdem fehl am Platz, wie eine Belastung, die sein Patenonkel nicht auch noch gebrauchen konnte, nach allem, was ihm schon im Leben geschehen war.
 

Remus... er mochte den Werwolf wirklich, aber er konnte einfach nicht, er konnte sich dem Anderen nicht anvertrauen. Er hatte noch nie über seine Probleme reden können und das hatte sich nicht geändert. Er fühlte sich vollkommen verlassen.
 

Manchmal sah er Malfoy mit nachdenklichem Gesicht in seiner Nähe und er hatte überrascht festgestellt, dass Slytherin ihn meist in Ruhe ließ oder ihm manchmal sogar durchaus unauffällig half, aber das machte es auch nicht besser. Er fühlte sich schlichtweg vollkommen verlassen und er hielt es einfach nicht mehr aus. Er wollte nur noch seine Ruhe, etwas Stille, Schlaf. Und warum nicht für immer? Ja, Sirius würde in der ersten Zeit sicher traurig sein, aber er war sich ziemlich sicher, dass die Anderen ihn nicht vermissen würden, Snape am allerwenigsten.
 

„Potter!“
 

Erschrocken zuckte Harry zusammen, sah auf. Remus stand vor der Klasse, selbst mit gerunzelter Stirn. Wer hatte ihn dann gerufen? Der Werwolf ließ ihn doch in Ruhe... Er sah sich um, blickte dann zur Tür, wo einer der neuen Lehrer stand. „Was?“, fragte er leise.
 

„Sie sollen zum Direktor kommen, jetzt,“ gab der Mann unfreundlich zurück, bevor er wieder verschwand.
 

Fast schon ängstlich sah Harry auf, direkt zu Remus, der nun zu dem Jüngeren ging. Was wollte Snape von ihm? So plötzlich und mitten unter der Stunde? Das war noch nie vorgekommen, nicht mal bei Dumbledore.
 

„Geh,“ sprach Remus leise zu dem sichtlich verwirrten Jungen. Er hoffte nur, dass Snape nichts Dummes tun würde. Nur zu gern hätte er jemanden mitgeschickt, er hatte ein wirklich schlechtes Gefühl, doch Harry hatte hier niemanden, dem er vertraute und es gab eigentlich auch keinen Grund dafür, jemanden mitzuschicken.
 

Wenig begeistert packte Harry seine Sachen und lief langsam die Treppen entlang zum Turm. Er versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, ob er irgendwas falsch gemacht haben könnte, doch ihm fiel beim besten Willen nichts ein. Er hatte gegen nicht eine einzige Regel verstoßen, seit er wieder hier war!
 

Vor dem Gargoyle stand er eine ganze Weile vollkommen ratlos, bevor der sich wie von selbst zur Seite bewegte, als Harry seine Hand auf dessen Kopf legte. Interessant, wie das funktioniert hatte...? Aber im Grunde war ihm auch das gleich. Unsicher klopfte er, und öffnete die Tür.
 

Severus sah von seinem Schreibtisch auf. Es hatte ihn eine Woche gekostet, alles vorzubereiten, doch dann war es erledigt, der Aufenthalt von Potter in diesem isländischen Programm war geklärt und bezahlt. In zwei Stunden würde einer der Betreuer mittels Portschlüssel ankommen, um den Bengel einzusammeln, vor den Toren der Schule, so, dass der Junge noch genug Zeit haben würde, sich von seinem Patenflohsack zu verabschieden und dann zuzusehen, wo er blieb. Ihm würde niemand nachsagen können, dass er nicht versucht hätte, zu helfen. Er hatte auch mit Poppy gesprochen, die von der Idee, Potter wegzuschicken angetan gewesen war und die geforderte Krankenakte vorbereitet hatte. Mit allen Angaben und Diagnosen, die sie hatte.
 

„Sir?“, fragte Harry leise, ohne den Anderen direkt anzusehen und ihn so noch mehr gegen sich aufzubringen. Er setzte sich aber auch nicht, er beschränkte sich darauf, sich an seinem Rucksack festzuklammern.
 

Severus hob eine Augenbraue, doch dann beschloss er, auf dieses Benehmen nicht einzugehen, er sah gar nicht ein, dass er auf dieses lächerliche Verhalten eingehen sollte! „Potter, Sie werden in Ihr Zimmer gehen und packen! In zwei Stunden werden Sie abgeholt werden, verabschieden Sie sich von Black und kommen Sie wieder hierher.“
 

„Was?!“, brachte Harry schockiert heraus. Warum? Was hatte er falsch gemacht? Wo sollte er hin? Warum musste er schon wieder irgendwo weg? Er wollte nicht weg, nicht auch noch von Sirius getrennt sein!
 

„Ich habe mich klar ausgedrückt,“ gab Severus nur knapp zurück. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Sie eine Kur antreten werden! Ich habe Sie in einem Programm angemeldet, in dem man Sie dann eben zwingen wird, wieder normal zu essen, da Sie sich ja weigern, auf die Vernunft zu hören! So ein Verhalten, nur um Aufmerksamkeit zu erhalten, werde ich nicht dulden!“
 

„Was...?!“, fragte Harry, während er immer bleicher wurde. Aufmerksamkeit? Das hatte er nicht gewollt! Und er wollte nicht schon wieder von einem Ort zum Anderen geschoben werden! „Ich... will nicht!“
 

Severus verzog seinen Mund zu einem schmalen Lächeln. „Du hast dabei absolut nichts zu sagen,“ gab er kühl zurück. „Ich bin als Direktor – und als dein direkter Vormund – dazu berechtigt, zu tun, was ich für richtig halte!“
 

Das verschlug dem Jüngeren wirklich die Sprache. „Siri ist mein Vormund!“, rief er dann empört. „Ich will nicht!“
 

Der Tränkemeister starrte den Jungen nun wirklich sauer an. „Geh! Und pack! Ich befehle es dir!“
 

„Sie sind nicht mein Vater! Dazu gehört mehr, als jemanden zu schwängern! Da ist Sirius eher mein Vater! Er liebt mich wenigstens! Ich weigere mich! Ich weigere mich, zu gehen! Machen Sie, was Sie wollen! Ich werde nicht gehen! Das Recht, mir etwas zu befehlen, haben Sie verloren, als Sie gesagt haben, dass ich eh nie ihr Sohn sein kann!“ Mit den Worten rannte Harry aus dem Büro, noch bevor der vollkommen platte Snape ihn aufhalten konnte.
 

Severus starrte dem undankbaren Bengel tatsächlich sprachlos hinterher. Was bildete der sich eigentlich ein?! Nach allem, was er getan hatte!
 

Ohne nachzudenken und praktisch blind vor Tränen stürmte Harry los, einfach immer weiter weg von dem Büro, in dem er nie etwas Gutes erlebt hatte, er merkte nicht, wie er an Sirius vorbei stürmte, der ihm nachsetzte, ohne nachzudenken, er merkte eigentlich ja noch nicht mal, wohin er rannte, bis er da war. Im Astronomieturm, dem höchsten Punkt des Schlosses, wo er früher schon so oft zum nachdenken gewesen war. Harry hielt nur sekundenlang inne, er merkte, wie alles auf ein Mal über ihm zusammenschlug. Die Trennung von Tom, seine Alpträume, all die Probleme hier und die Tatsache, dass sein eigener Vater ihn los werden wollte, ihn irgendwo hin schicken wollte, wo er niemanden kannte, zu lauter Fremden. Er hielt es nicht mehr aus. Er konnte nicht mehr. Er lief weiter, wie in Trance, zu einem der glaslosen Fenster, stellte sich auf den Sims, sah herunter, dann schloss er die Augen, breitete die Arme aus – und trat einen Schritt nach vorn.
 

Sirius wusste nicht, was los war, er sah nur Harry an sich vorbei rennen, als gerade andere Kinder die Klassen verließen und einem miserablen Gefühl in seinem Bauch folgend folgte er seinem Patensohn. Immer wieder musste er Schüler zur Seite scheuchen, aber wenigstens bewegten sich die verdammten Treppen nicht. Mit wachsendem Entsetzen bemerkte er dann, wohin der Weg ging – in den Astronomieturm. Er musste zusehen, wie Harry auf den Fenstersims kletterte, die Arme streckte und... „Nein!“, rief er entsetzt und sprang vor, er bekam den Kleinen gerade mal so an der Taille zu fassen. „Harry, was tust du da?!“
 

„Nein!“, entsetzt merkte Harry, wie er zurück gezogen wurde, an eine breite Brust. „Nein!“, schrie er wieder, versuchte, ums ich zu schlagen. Er wollte nicht gerettet werden, er wollte, dass es vorbei war! Endlich vorbei! Von niemandem mehr weggeschoben werden! Warum verstand Sirius nur nicht, dass er ohne ihn besser dran sein würde?! „Nein, bitte! Bitte, lass mich...! Lass mich gehen!“, weinte er verzweifelt, doch er kam gegen den Griff des Älteren nicht an.
 

„Schh...,“ flüsterte Sirius, entsetzt über das, was gerade vor seinen Augen geschehen war. Er drückte seinen Kleinen fest an sich, doch Harry tobte, wie ein Besessener. Es ging so weit, dass er versuchte, sich selbst zu verletzen. „Merlin, was ist passiert?“, fragte er leise. „Was hat dich so verstört...?!“
 

„Snape!“
 

Überrascht wandte Sirius sich um, doch er hielt Harry mit einer Hand fest, mit der Anderen die Handgelenke des Jüngeren, um zu verhindern, dass der sich weiter aufkratzte. „Remus, was... was hat dieses Arschloch Harry gesagt? Merlin, er hat gerade versucht, vom Turm zu springen!“
 

Remus starrte entsetzt auf den Jugendlichen, der immer noch versuchte, sich loszureißen und vermutlich zu springen. Er weinte wie ein Wahnsinniger. Aber dann fing Remus sich und wühlte in einer seiner Taschen, bis er eine kleine Phiole herausholte. „Gib ihm das.“
 

„Was ist das?!“
 

„Traumlostrank,“ gab Remus nur zurück. „Ich habe die letzten Tage nicht gut geschlafen und wollte...“
 

„Schon gut,“ wehrte Sirius ab, er deutete mit dem Kopf auf den Jüngeren: „Gib es ihm, ich halte ihn fest.“
 

Remus nickte, er sah, wie Harry versuchte, sich zu wehren, wie er seinen Kopf hin und her warf, doch es war für Remus ein Leichtes, den Kleinen fest zu halten und ihn zu zwingen, den Trank zu schlucken. Dann sah er zu, wie die Bewegungen schlapper wurden, bis Sirius die Handgelenke losließ und diese widerstandslos herab fielen.
 

Sirius starrte auf sein Patenkind, der Schock steckte ihm noch in allen Gliedern, doch dann nahm er ihn hoch: „Ich habe die Nase voll! Er kann hier nicht bleiben!“
 

„Was willst du tun?“, fragte Remus leise. Er wusste, es konnte nicht so weiter gehen, die Nähe zu Snape machte den Jungen noch kränker, als er ohnehin schon war.
 

„Ich bringe ihn zu Tom.“
 

„Zu..!? ich weiß nicht, ob das die beste Idee ist...“
 

„Remus ich...“
 

„Was? Was hast du nun schon wieder getan?“
 

„Ich habe ein Heft in Harrys Zimmer gefunden, ich dachte, es wäre sein Notizbuch für seine Klassen und wollte es ihm hinterher bringen. Also hab ich es aufgemacht. Aber es war ein Tagebuch. Ich wollte heute mit ihm reden, ich hab es gestern gefunden, aber heut Morgen war Harry schon weg. Remus, er... ich glaube, er ist Hals über Kopf in Tom verliebt und er denkt, dass der ihn nicht mag, weil der ihn auf die Schule zurück geschickt hat. Und... Snapes verdammtes Verhalten, er... hat das Gefühl, dass niemand ihn liebt und dass er mir im Weg wäre.“
 

„Oh, Merlin,“ brachte Remus nach einigen Sekunden hervor. Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte ja geahnt, dass etwas nicht stimmte, aber das es so schlimm war??„Also bringst du ihn zu Tom?“
 

„Ja. Und du – krall dir Fenrir und findet raus, was verdammt noch mal dieser Irre dieses Mal getan hat!“
 

Der Werwolf nickte. „Du kannst dich auf mich verlassen,“ versprach er mit grimmigem Gesicht und lief aus dem Turm, stürmte regelrecht los.
 

Sirius sah dem Anderen eine Weile lang hinterher, dann stand er vom Boden auf, Harry sicher in den Armen. Ohne auf die vielen dummen Blicke zu achten, lief er runter, trat durch die große Halle und von dort aus nach draußen. Kaum war er außerhalb der Grenzen, apparierte er und landete vor den Toren von Riddle Manor. Rasch trat er ein, nur um von einer verwirrten Bella empfangen zu werden, die gerade erst von einem stressigen Auftrag zurückgekehrt war.
 

„Cousin? Was tust du hier und.. was ist mit Potter?“
 

„Hol Riddle!“, blaffte Sirius nur stinkig. „Und zwar sofort! Von mir aus zerr ihn an seinen Ohren aus einer Sitzung! Das ist mir scheißegal! Ich will ihn hier haben! Sofort!“
 

„Aber...!“
 

„Bella, geh!“
 

„Sag mal, hast du überhaupt eine Ahnung...?!“
 

„Hol ihn! Jetzt!“
 

Selbst mit dem Traumlostrank dicht zuckte Harry heftig zusammen. Doch das war Sirius in dem Fall gleich. „Geh! Jetzt!“
 

„Na toll, er wird mich ja auch nur umbringen,“ knurrte Bella, doch sie schien zu gehen.
 

Sirius hingegen lief hastig zu Harrys Zimmer, stieß die Tür auf und legte ihn vorsichtig auf sein Bett. „Kleiner, was geht nur in deinem Kopf vor?“, fragte er leise und begann, den Jüngeren von seiner Robe zu befreien, nur um von einem roten Fleck empfangen wurde, der durch den grauen Pullover gegangen war. Die Narbe war also schon wieder offen. Vorsichtig schälte er seinen Patensohn aus seinen Oberteilen, griff dann nach einem Handtuch und hielt es auf die blutende Wunde. „Ich schwöre dir, sollte er dir noch mal so zu nahe treten, zerfleische ich ihn eigenhändig! Ich sag doch, dieses Schwein hat dich einfach nicht verdient!“

Rückkehr

„Was?!“, entsetzt starrte Fenrir den aufgebrachten Mann an, der vor ihm stand. „Das ist nicht dein Ernst!“
 

„Doch, er hat Harry aus meinem Unterricht rufen lassen, dann muss er ihm irgendwas gesagt haben, denn kurz danach hat er versucht, sich vom Astronomieturm zu stürzen! Sirius hat ihn zwar zu greifen bekommen, aber Merlin, er hat versucht, sich frei zu kämpfen und trotzdem zu springen, wir haben ihn mit Traumlostrank ruhig stellen müssen, er war vollkommen aufgewühlt und ich habe Blut gerochen, seine Wunde muss wieder aufgeplatzt sein!“
 

Fenrir musste sich zwingen, mehrfach tief durchzuatmen, bevor er langsam aufstand. „Gehen wir zu dem Giftmischer und ziehen ihm das Fell über die Ohren!“, brachte er mit unterdrückter Wut hervor.
 

Remus nickte und lief voran, warf dem Gargoyle das Passwort zu und stürmte die Treppe herauf. Ohne zu klopfen riss er die Tür auf, packte Snape und krachte ihn gegen die Wand. Von der Ruhe, die sonst von ihm ausging, war nichts mehr zu spüren. „Was?!“, brüllte er. „Was hast du Harry getan? Was hast du nun schon wieder gemacht!? Warum lässt du deinen Hass auf Sirius und mich an einem wehrlosen Jungen aus?!“
 

Verdattert starrte Severus den aufgebrachten Mann an, dessen Augen golden glänzten, so zeigten, dass der Werwolf versuchte, sich seinen Weg nach draußen zu erkämpfen und offensichtlich hatte Lupin nicht vor, das zu unterbinden.
 

„Was...? Was geht hier vor?!“, knurrte der Tränkemeister ungehalten. „Lass mich los, Wolf!“, donnerte er. „Oder ich schwöre dir, ich feuere dich! Ich habe diesem Jammerlappen nichts...!“, weiter kam er nicht, bevor er die Faust in seinem Magen fühlte und irgendwie fühlte er sich in seine Schulzeit zurückversetzt.
 

„Ihm nichts getan?!“, brüllte Remus. „Er hat gerade versucht, sich UMZUBRINGEN!“, schrie der Werwolf aufgebracht. „Sirius hätte ihn fast nicht mehr zu fassen bekommen! Dann hättest du ihn vom Boden aufkratzen können!“
 

Es war Fenrir, der Remus mit roher Gewalt von seinem Opfer zerrte und Severus auf einen der Stühle schmiss, auf den Einzigen, der bisher nicht umgekippt war. Er stützte seine Hände auf der Armlehne ab, starrte dem Jüngeren mit eisiger Wut in die Augen: „Was hast du ihm gesagt, Giftmischer?“, fragte er.
 

Hätte Severus gekonnt und wäre es kein Zeichen von Schwäche gegeben, hätte er jetzt an seinem engen Kragen gezogen. „Dass er packen soll!“, brachte er heraus. „Er wird in einer Stunde abgeholt.“
 

„Abege...? Wohin?!“, brüllte Remus aufgebracht. „Der Junge ist so schon genug herum geschoben worden!“
 

„In ein merlinverfluchtes Lager für Geistesgestörte, wie ihn!“, brüllte Severus und warf den Prospekt aus seiner Brusttasche auf den Boden. „Und es hat mich verdammt viel gekostet! Grayback, DU hast doch gesagt, dass er das braucht!“
 

Langsam hob Fenrir den Zettel auf, schlug ihn dem Anderen ins Gesicht. „Bist du wahnsinnig?!“, zischte er. „Harry braucht Hilfe, ja, aber erst mal nicht am anderen Ende der gottverdammten Welt und dann sicher nicht allein! Einer von uns muss dabei sein! Jemand, den er kennt und dem er vertraut! Sirius! Remus! Du kannst ihn doch nicht allein wegschicken!“
 

Nun war es Severus, der aufsprang, doch er war nicht dumm genug, dem aufgebrachten Werwolf, der sich kaum unter Kontrolle hatte, eine zu klatschen. „Ich habe getan, was ich für richtig gehalten habe! Der Bengel will nur Aufmerksamkeit und auf dieser verdammten Farm werden rund um die Uhr drei Idioten um ihn herum scharwenzeln!“
 

„Er will...?!“, wieder war es nur Fenrirs schnelle Reaktion, die Schlimmeres verhinderte, als der den aufgebrachten Mann abfing. „Das Letzte, was Harry will, ist Aufmerksamkeit!“, spie er dem Anderen ins Gesicht! „Er will nichts, als deine verdammte Anerkennung, Snivvie! Er will eine verdammte Familie! Und was machst du?! Du schlägst ihm ins Gesicht! Merlin, Sirius hat Recht! Du hast ihn wirklich nicht verdient!“
 

„Ich wollte ihn nicht!“
 

„Du...!“
 

„Nein, Remus,“ knurrte Fenrir. „Wir werden ihn nicht umbringen. Das überlassen wir Riddle, dem macht so was viel mehr Spaß.“
 

„Tom? Der wollte den Bengel doch auch nicht!“
 

„Ich bring dich uuuuuuuuuum!“
 

„Snape, verschwinde! Denn lange kann ich ihn nicht mehr zurückhalten, Giftmischer!“
 

Das ließ Severus sich dann doch nicht zwei Mal sagen. Hastig machte er sich aus dem Staub, zumindest so lange, bis der durchgeknallte Irre sich beruhigt hatte. So, jetzt musste er zusehen, wie er diesen Betreuer informierte und Potter auftrieb, der in seinen Augen ein Mal mehr bewiesen hatte, dass er eigentlich auf die geschlossene Abteilung in St. Mungos gehörte.
 


 


 


 

„...und ich will nicht eine einzige, verdammte Ausrede mehr hören!“, brüllte Tom entnervt, wobei er vor allem Lucius fixierte, der eigentlich so viel auch nicht dafür konnte. Dumbledore war nun ein Mal jedem entkommen, selbst ihm Wie konnte er da eigentlich erwarten, dass Andere mehr Erfolg vorzuweisen hatten? Doch es war seit Wochen so, die geringste Kleinigkeit brachte ihn zum Ausrasten, er schrie unmotiviert herum. Und er wusste genau, woran es lag, doch etwas in ihm weigerte sich, das hinzunehmen, zu akzeptieren, dass er nur wegen einer einzigen Person so große Fortschritte gemacht hatte. Und was das bedeutete.
 

So fest hatte er sich vorgenommen, sich nicht mit einer Beziehung zu belasten, die doch irgendwann nur in Tränen enden würde, doch er merkte mehr und mehr, dass es keinen Weg darum herum gab und dass er Hals über Kopf verliebt war, in einen Teenie der nicht mal halb so alt war, wie er. Doch er ahnte, dass mehr hinter dem Jungen steckte. Das Verhalten, dass er aus dem Tagebuch kannte. Die Ähnlichkeiten. Nein! Nicht darüber nachdenken! Das hatte Zeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem er aus dem Gröbsten heraus sein würde.
 

„Also, ich will ja nichts..“
 

„... nicht reingehen!“
 

Rums.
 

Empört wandte Tom sich um, um zu sehen, wer hier einfach rein gerannt kam, sein Zauberstab war in Richtung Tür gestreckt. „Bella,“ stellte er eisig fest. „Was geht hier vor? Was soll das?“
 

Bella sah den Mann ruhig an. „Ich soll dich, auf der Stelle, sofort und ohne Rücksicht auf Wiederstand, nach Riddle Manor bringen,“ gab die nur zurück, ungerührt von dem Zauberstab, der auf sie gerichtet war.
 

„Ach?“, fragte Tom mit hochgezogenen Augenbrauen. „Und warum?“ Wer bitte aus seinen Reihen hatte den Nerv, so eine Nummer abzuziehen?! Nicht mal Nagini wechselte auch nur ein Wort mit ihm, wegen seiner Laune! Und dann so was zu riskieren?!
 

„Black,“ gab Bella weiterhin ungerührt zurück. „Und er hat Potter mit sich rumgeschleppt. Oh, hab ich erwähnt, dass der Bengel scheiße auss...?!“
 

Wusch.
 

„Das war einfacher, als ich gedacht hätte,“ stellte die Dunkelhaarige fest. Tom war einfach so verschwunden.
 

„Du hast ja auch das Zauberwort gesagt,“ gab Lucius ungerührt zurück, doch er war unendlich erleichtert. Diese Laune war nicht mehr zum Aushalten gewesen! Er hatte wirklich Angst gehabt, wieder mit dem crucio belohnt zu werden! „Darf ich fragen, was los ist?“
 

„Ich hab keine Ahnung, ich weiß nur, dass mein gediegener Cousin kurz vor einer Hysterie steht und Potter aussieht, wie der wiedergekäute Tod.“
 

Lucius hob eine Augenbraue. „Mit dem hab ich eh noch ein paar Rechnungen offen...“
 

„Lucius, du weißt, ich bin voll und ganz für Rache, aber ich glaube, in dem Fall hat er das nicht verdient, egal, was passiert ist, Potter ist am Ende.“
 

Tom wusste nicht, was los war, aber er hörte nur, dass etwas mit Harry nicht stimmte, das war alles, was er brauchte, um loszurennen. Er wusste, Sirius hätte Bella nicht geschickt, wenn es nicht wirklich, wirklich heftig wäre. Aber – warum hatte Severus ihn dann nicht informiert?! Aufgebracht apparierte er sich in sein Zimmer und sah auf sein Bett – bevor ihm einfiel, dass Harry sein eigenes Zimmer hatte. Also stürmte er nach nebenan, nur um gepackt und gegen einen Schrank geschleudert zu werden. „Black, lass mich los, jetzt!“
 

„Du! Du bist Schuld daran! Hier hat es angefangen! Nur wegen dir!“
 

„Was? Wovon redest du und was ist mit Harry?!“
 

„Ach, auf ein Mal ist das wichtig? Du hast ihm wochenlang nicht geschrieben, du hast ihn behandelt, als würde es ihn nicht geben! Du hast ihn allein gelassen!“
 

„Was? Wovon bitte redest du?“, fragte Tom, wobei er sich aber entschieden von dem aufgewühlten Mann losmachte.
 

„Du! Wegen dir hat er versucht, sich umzubringen! Er war dabei, vom Astronomieturm zu springen, als ich ihn zu fassen bekommen habe! Angebettelt! Er hat mich angebettelt, ihn sterben zu lassen! Er wollte sich umbringen! Weil er sich verraten und weggestoßen gefühlt hat! Und dein verfluchter Snape hat ihm den Rest gegeben!“
 

„Was?“, fragte Tom Das Einzige, was er in dem Moment mitbekommen hatte, war Turm, springen und sterben.
 

„Ja, was!“, zischte Sirius. „Erst hast du ihn dauernd mit dir rum geschleppt und dann wirfst du ihn in eine Ecke, wie ein beschissenes, kaputtes Spielzeug! Wo du wusstest, was er durchgemacht hat! Was hast du erwartet? Dass er das verkraftet? Mal eben schnell so? Nicht ein Brief, nicht ein Zeichen! Nichts! Nur ein dummer, beschissener Teddy!!“
 

Entschlossen stieß Tom den Jüngeren beiseite, trat zum Bett – und stockte. Merlin! Was war geschehen!? So schlimm hatte Harry nicht mal ausgesehen, als er fast erschossen worden war! Das hier war kaum mehr, als ein Skelett! Die Augen tief eingefallen, die Wangen nass von Tränen und auf dem Bauch ein Handtuch mit Blutflecken! Er fühlte, wie alles in ihm sich zusammen zog, doch er zwang sich, zu Sirius zu sehen, der kaum ansprechbar selbst hysterisch durch das Zimmer rannte. Nein, da würde er keine Erklärung bekommen, sondern ausschließlich Geschrei.
 

„Geh von ihm weg!“, brüllte Sirius auf ein Mal, er zog Harry wieder in seine Arme, starrte Riddle böse an. „Ich lasse nicht zu, dass du ihm noch mehr weh tust! Das erträgt er nicht! Hast du ihm nicht schon weh genug getan?!“
 

Das war genug! So konnte Harry noch nicht mal behandelt werden! Entschlossen hob er seinen Zauberstab und schoss. So, dass Sirius zurück auf das Bett fiel, Harry fest umklammert. Aber er schlief. Und er würde es wohl mehrere Stunden tun. Vorsichtig hob er Harry hoch, er überlegte kurz, dann trug er den Jungen erst mal in sein eigenes Zimmer, legte ihn da auf das Bett. „Dann wollen wir mal sehen,“ murmelte er leise, hob das Handtuch hoch und beobachtete die Narbe, die immer noch leicht blutete, die aber nicht tief aufgerissen war. Er drückte das Handtuch auf die Wunde, bis er sich sicher war, dass sie zu bluten aufgehört hatte, dann holte er einen Verband und einen Tupfer, tränkte diesen mit dem Trank und legte ihn auf die Wunde, bevor er den Verband darüber wickelte. „Was hast du nur getan?“, fragte er leise.
 

Doch es dauerte nicht lange, bis es hektisch an der Tür klopfte. „Ja, “ gab er knapp die Erlaubnis zum Eintreten, während er Harry vorsichtig von der viel zu weiten Hose befreite. Und dabei war sie doch erst neu gekauft worden. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter ihm stand. „Ich hoffe, einer von euch Beiden hat eine bessere Erklärung, als hilfloses Gestotter, sonst könnt ihr euch gleich zu Black legen.“
 

Fenrir kniff die Augen zusammen. „Nun, wie würdest du dich fühlen, wenn du dir sicher bist, dass dein Seelengefährte dich von sich stößt?“, entgegnete er eisig. Ja, er war sauer auf Snape, aber auch auf Riddle, denn dem gab er gerade die Hauptschuld.
 

„Wie kommst du auf so einen Unsinn?“, fragte Tom mit zusammengekniffenen Augen. Er hatte es doch selbst erst vor drei Wochen begriffen! Und solche Auswirkungen konnte es gar nicht haben!
 

„Ich bin ein Werwolf,“ gab Fenrir kühl zurück. „Ich habe einen Gefährten, mit dem ich einen schwierigen Start hatte, ich erkenne Zeichen, wenn ich sie sehe.“ Er setzte sich auf einen Sessel. „Sirius hat Harrys Tagebuch gefunden, na ja, nicht Tagebuch, aber ein Arbeitsheft, das zeigt, wie wenig er sich konzentrieren konnte. Am Rand standen überall kleine Zeilen. So was wie ‚Er hasst mich, weil er denkt, ich hätte ihn hintergangen, nur weil ich ihn nicht sagen konnte und wollte, dass ich ein Mensch bin’ oder ‚Er hat wieder nicht geschrieben’.“ Fenrir betrachtete seinen Boss kühl. „Und dein toller Tränkemeister hat Harry immer wieder gezeigt, dass er ihn nie als Sohn annehmen würde. Also hat er gedacht, er ist es nicht wert, geliebt zu werden, dass er allen nur im Weg ist. Und dann hat Snape beschlossen, Harry schon wieder herum zu schieben, er wollte ihn nach Island bringen lassen, zu einer Farm, wo man sich um traumatisierte Kinder kümmert. Aber statt es Harry zu erklären, hat er ihm nur gesagt, dass er zu packen hat und weg muss. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht, ich rate, ich bin kein Psychologe, aber er wollte nicht weiter hin und her geschoben werden, also wollte er springen.“
 

Remus starrte Tom sauer an. „Und er hat Sirius angefleht, ihn sterben zu lassen! Wir mussten ihn unter Drogen setzen, um zu verhindern, dass er sich selbst verletzt!“
 

Tom sah die beiden Werwölfe lange an, dann blickte er neben sich, wo Harry sich in sich selbst zusammengerollt hatte und trotz des Traumlostrankes sah er alles Andere als ruhig aus. Eher so, als habe er einen schrecklichen Alptraum. Automatisch strich er dem Jüngeren sanft über die Haare, kraulte ihn an den Ohren. „Warum ist er so dünn?“, fragte er schließlich. Er fühlte sich noch immer wie vor den Kopf gestoßen.
 

„Weil er nichts gegessen hat, er hat gesagt, ihm ist schon vom Geruch schlecht geworden, er hat einen riesigen Bogen um Halle und Küche gemacht,“ erklärte Fenrir, der gerade wesentlich rationaler dachte, als Lupin. „Er hat nur Nährtränke zu sich genommen und ich glaube, in den letzten drei Tagen nicht mal mehr das, er hat nur noch Kaba getrunken. Wir wollten heute mit ihm reden, aber... sein Stunt ist uns zuvor gekommen.“
 

„Eine Beziehung... jetzt... würde mich doch nur ausbremsen,“ verteidigte Tom sich schwach. „Und er ist noch so jung!“
 

„Sag mal, hast du sie noch alle?!“, brüllte Remus. „Was Harry braucht, ist Stabilität! Erst tust du so, als würdest du sie ihm geben, du nimmst ihn überall mit hin und dann, als er dich am meisten braucht, als er verletzt ist, stößt du ihn einfach weg?!“
 

„Und nur, um es anzumerken, was hast du in den letzten vier Wochen geschafft?“, fragte Fenrir ruhig nach: „Außer, jeden einzelnen deiner treuesten Anhänger anzupissen bis zum geht nicht mehr? Falls du es nicht gemerkt hast – es ist zu spät! Ihr seid schon lang die erste Stufe einer Bindung eingegangen! Du bist alt genug, um ausschließlich schlechte Laune zu haben! Er ist jung! Er braucht die Nähe! Deine Abwesenheit und dein Benehmen ist der Hauptgrund, dass er versucht hat, sich umzubringen!“
 

Tom schluckte schwer, erneut sah er auf den Jungen, der da lag und aussah, als würde er schrecklich frieren. Er wusste, der Andere hatte Recht. So ungern er es zugab. Er hatte die letzten vier Wochen praktisch nichts getan, außer herum zu schreien und durchaus auch widersprüchliche Befehle zu erteilen. Und schon jetzt merkte er, wie eine Art dunkle Wolke in seinen Gedanken sich verzog. „Ich brauche Poppy,“ gab er nur leise zu wissen. „Ich will sicher sein, dass er sonst nichts hat. Außerdem brauche ich Nährtränke.“
 

Remus zuckte die Schultern: „Ich werde sie brauen! Snivvelus ist in der Lage, den armen Jungen umzubringen! Warum auch immer er ihn so hasst!“
 

„Fenrir, zeig ihm das Labor,“ befahl Tom, froh, den nächsten los zu sein. Er war erleichtert, als die Beiden verschwanden, doch das dauerte nur so lange, bis der Nächste in das Zimmer stürmte. „Ja, Severus?“
 

Der Tränkemeister sah aus, wie eine Furie – mit blutender Nase. „Hier ist der Bengel also! Ich habe die Schnauze voll! Er wird hier und jetzt abgeholt! Ich lass mich doch nicht verarschen! Er will den Bekloppten spielen, Bitte!“
 

„Severus, halt die Klappe,“ befahl Tom, nun tödlich ruhig, während er den Jungen sanft in eine Decke einwickelte. „Du hast wahrlich für einen Tag genug angerichtet.“
 

„Ich? Ich glaub jetzt hakt es! Ich hab es mit zwei durchgetickten Werwölfen zu tun! Die ich zu kündigen gedenke!“
 

„Das wirst du nicht tun, denn egal, was sie getan haben, das Einzige, was mich davon abhält, dich umzubringen, ist die Tatsache, dass ich gerade hier sitze.“
 

„Was...? sag mal...!“
 

„Severus, es reicht! Ich wusste immer, dass du Harry nicht magst, aber dieses Mal bist du zu weit gegangen! Er wird bleiben, wo er ist – bei mir!“
 

„Oh, es gibt also schon wieder eine Sonderbehandlung für ihn, ja?!“
 

„Nein, Severus, der Junge bleibt genau hier, wo er ist und du wirst ihn nicht abschieben, nur damit du ihn nicht sehen musst und dein Gewissen Ruhe gibt,“ gab Tom eisig zurück. Er kannte seinen Tränkemeister gut genug, um ihm auf den Kopf zusagen zu können, was er teilweise dachte. „Er wird bei mir bleiben, bis er wieder auf den Beinen ist und dann tagsüber zur Schule gehen und nach dem Unterricht hierher zurückkommen.“
 

„Du hast nichts zu melden!“, blaffte Severus. „Ich bin sein merlinverfluchter VATER und das macht mich zum Vormund! Und der Bengel wird nach Island gehen!“
 

Tom lächelte kühl. „Er bleibt, wo er ist, Severus. Sirius ist mehr sein Vater, als du, denn du hast Angst, dass du ihn mögen könntest, du setzt alles darauf an, ihn zu verletzen, um nur Hass zu bekommen. Ich habe jedes Recht, ihn hier zu behalten. Du hast kein Sorgerecht, du hast es nie beantragt, du denkst, du bekommst es einfach so? Dann solltest du mit dem Wizgamont reden, aber ich garantiere dir, ich werde aussagen, dich bloßstellen und Black bleibt Harrys Vormund. Oh, und habe ich erwähnt, dass wir Seelengefährten sind?“, fügte er ruhig hinzu. „Selbst, wenn man Sirius ablehnt, denk ein Mal ganz scharf nach, wer der Nächste in der Reihe ist. Und jetzt geh in dein Büro zurück, schmoll und komm erst dann wieder hierher, wenn du dich beschlossen hast, dich wie ein Mensch und vielleicht sogar wie ein Vater zu benehmen, denn wenn du den Jungen noch mal verletzt, werde ich Unverzeihliche an dir üben!“
 

Severus starrte seinen Lord sekundenlang ungläubig an, doch er wusste, diese Schlacht hatte er verloren. Alle standen gegen ihn. Und vielleicht – ganz vielleicht – war er wirklich zu weit gegangen. Wortlos wandte er sich um und ging, ohne auch nur einen Blick auf das Bett zu werfen.
 

Tom runzelte nur die Stirn, doch dann holte er seine Gedanken zum Problem zurück. Vorsichtig hob er die Decke wieder an, nicht wirklich glücklich darüber, wie eng der Junge sich um sich selbst zusammengerollt hatte. Sanft strich er über Harrys Seite, so lang, bis der Junge sich tatsächlich etwas entkrampfte.
 

Godric...
 

Nicht nur er war wieder gekommen. Man hatte ihm seine damals so große Liebe wieder geschickt, die aber Jahre vor ihm gestorben war – und ihn somit mit ziemlicher Sicherheit in den Wahnsinn getrieben hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte Sirius nicht so wahnsinnig schnell reagiert. Dann hätte ihm auch seine Fastunsterblichkeit nicht mehr geholfen, er wäre schlicht wahnsinnig geworden – mal wieder. „Ich bin da,“ murmelte Tom leise, er deckte Harry wieder zu. „Ich weiß, es war dumm, dich so zu behandeln, aber ganz ehrlich – ich hatte Angst vor meinen Gefühlen, Merlin, das hab ich immer noch – und jetzt hör ich mich an, wie der liebeskranke Salazar – das ist wie ein Deja-vue!“
 

Über sich selbst verwirrt und auch irgendwie fast etwas überfordert mit den Gedanken, die ihm gerade durch den Kopf schossen, saß er an seinem Bett, strich immer wieder sanft über die Haare des Jüngeren. „Ich fürchte, die nächsten Tage werden die Hölle,“ murmelte er nur, doch zu seinem eigenen Erstaunen war er mehr als bereit, das hinzunehmen, wenn nur sein Kleiner wieder da war. Ja, es war sicher, er war dem Jungen vollkommen verfallen...
 


 


 

Draco runzelte die Stirn, er wusste, es musste etwas passiert sein. Erst rannte Potter, dicht gefolgt von Black quer durch das Schloss, dann, gerade, als er zu seinem Patenonkel wollte, war in dessen Büro die Hölle los und zum Schluss tauchte irgendein komischer Futzi auf und brabbelte irgendwas von Island! Ja, dieser Tag war wirklich irgendwie... seltsam, entschloss Draco sich. Noch abartiger wurde er aber, als Ron, schneeweiß nebenbei bemerkt, zu ihm gerannt kam. „Was ist los?“, fragte er ruhig.
 

„Ich...,“ der Rotschopf schluckte schwer. „Ich habe etwas gesehen und... Merlin, was haben wir getan?!“
 

Hastig packte Draco den aufgeregten Rotschopf am Arm und zerrte ihn in ein leeres Klassenzimmer, sicherte es und zwang ihn, sich zu setzen. „Was ist los?“, fragte er ruhig. „Und wer hat was getan?“
 

Ron schluckte schwer: „Wir,“ gab er tonlos zurück. „Wir haben es getan, wir haben ihn mit dazu getrieben, Merlin, Dray, ich höre ihn jetzt noch schreien!“
 

Obwohl Draco über diese Verniedlichung seines Namens im Normalfall nicht begeistert gewesen wäre, schwieg er, einfach weil er sah, wie fertig der Junge gerade war. „Wen?“, fragte er dann. „Potter?“ Er hatte mehrfach versucht, mit dem Grünäugigen zu reden, doch er hatte es nicht geschafft. Fünf Wochen war der Junge da und ging jedem aus dem Weg, er isolierte sich vollkommen, verschwand aus Klassen schneller, als es möglich sein sollte, kam nicht in die große Halle. Und wenn er merkte, dass jemand was von ihm wollte, war er noch schneller. Dabei hätte er dem Anderen gern nicht nur Friede, sondern auch seine Freundschaft angeboten, denn der Jüngere hatte die gesamte Zeit über einfach nur zutiefst unglücklich ausgesehen. Als wolle er einfach nur in einer Ecke sitzen und heulen. Als er die Ohren gesehen hatte, war ihm klar gewesen, wer Potter gewesen war, doch er verstand nicht, wovor der Andere Angst hatte. Ärger wegen des Mundraubes am Frühstückstisch? Wohl kaum, denn im Nachhinein war auch dem Blonden klar, dass es einfach nur lustig gewesen war.
 

Ron nickte dumpf. „Potter,“ bestätigte er.
 

„Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“, begehrte Draco auf: „Was ist passiert? Ist er verletzt? Auf der Krankenstation? Und warum wir? Sag mir bitte nicht, dass du zu denen gehörst, die auf jemandem rumtrampeln, der schon auf dem Boden liegt!“
 

„Nein, er ist nicht auf der Krankenstation,“ gab Ron leise zurück. „Und ich hab ihm nichts getan, aber... ich glaub, ich bin mit Schuld, an dem, was passiert ist...“
 

„Und was IST passiert?!“, fragte Draco, der langsam wirklich die Geduld verlor.
 

„Er...“, Ron schluckte schwer. „Ich hab... ich hab Black rennen sehen, ich bin ihm gefolgt, ich hatte ein schlechtes Gefühl und wollte sehen, ob ich helfen kann. Er ist... er ist zum Astronomieturm und da... Potter, Harry, er... er wollte springen! Er wollte sich umbringen! Ich weiß nicht, was passiert ist! Aber er wollte springen! Und als Black ihn aufgehalten hat, hat er darum gebettelt, dass man ihn sterben lässt! Merlin, ich höre ihn immer noch,“ flüsterte Ron, mit den Nerven vollkommen am Ende.
 

Der Blonde setzte sich auf den Boden neben den Anderen, nahm ihn in den Arm. „Du hast ihn nicht gestoßen,“ gab er leise zurück, schloss dann die Augen. Er glaubte es nicht. Potter hatte versucht, sich selbst umzubringen! Einfach so! „Weißt du, warum er das getan hat?“, fragte Draco weiter. „Was der Auslöser gewesen ist? Granger? Har sie ihre kleine Gang wieder auf ihn gehetzt?“
 

Das war etwas, das der Blonde nicht fassen konnte. Wegen dieser Zicke war Harry fast jeden Tag auf der Krankenstation gewesen, doch sein Patenonkel hatte ihr noch nicht mal Nachsitzen aufgebrummt, fast so, als hätte er nichts gegen die Art und Weise, wie Potter behandelt wurde.
 

„Snape,“ brachte Ron heraus. „Lupin ist kurz danach hoch gekommen, sie haben ihm Traumlostrank gegeben, damit er aufhört, sich selbst zu verletzen und der Werwolf hat gesagt, dass Potter kurz vorher bei Snape gewesen ist.“
 

Kurz schloss Draco seine Augen. Sein erster Reflex war es, aufzuspringen und seinen Onkel zu verteidigen, aber er sah, dass der Rotschopf nicht log, der war selbst mit den Nerven zu sehr am Ende, um sich das auszudenken, das war deutlich zu erkennen. Was hatte der Mann nur getan? Warum trieb er Harry in den Selbstmord? Der Junge hatte in der Zeit, seit er hier war, nicht eine Regel verletzt und sogar richtig gute Noten geschrieben! Er rieb Ron über den Rücken, versuchte, den aufgebrachten Schüler irgendwie zu beruhigen.
 

„Ich... höre ihn immer noch,“ flüsterte Ron. „Ich höre, wie er darum bettelt, dass sie ihn springen lassen,“ sprach er dumpf. „Ich weiß, wie oft er auf der Krankenstation gewesen ist, ich konnte sie nicht jedes Mal aufhalten, ich weiß, er ist nicht gesund, aber... wir sind mit Schuld, wir... haben ihn von Anfang an nur verraten und verkauft! Vielleicht waren wir nicht der Auslöser, aber...!“
 

Draco strich dem Anderen nachdenklich durch die Haare. Er wusste, Ron hatte Recht, auch, wenn der sicher lieber was Anderes gehört hätte, aber damit konnte er schlecht dienen. So war es nun einmal. „Weißt du, wo er ist?“; fragte er leise. „Auf der Krankenstation?“
 

Ron schüttelte den Kopf: „Ich weiß nicht, warum, aber... Black wollte ihn zu V...Voldemort bringen...“
 

Vielleicht verstand Ron nicht, doch in Dracos Kopf fielen immer mehr Teile auf ihren Platz und das Bild war alles Andere, als schön. „Komm,“ forderte er den Anderen auf, etwas in ihm sagte ihm, dass es unklug wäre,. Ron in dem Zustand allein zu lassen, also würde er ihn mitnehmen. „Ich schreibe an meinen Vater, er weiß sicher inzwischen mehr...“

Erwachen

Er wachte auf.
 

Das war das erste, was Harry merkte. Er war wach, obwohl er es nicht sein sollte. Er erinnerte sich an das Gespräch mit seinem Vater, das Geschrei, die Absicht des Anderen, ihn weg zu schicken, weit weg. Dessen Meinung, dass er nur ein aufmerksamkeitsgeiler Spinner wäre. Warum? Warum hatte Sirius ihn aufgehalten?! Der Andere wäre doch alle Sorgen mit einem Schlag losgeworden, er hätte ohne ihn sicher schöner weiter machen können! Mit Fenrir! Ohne das psychische Wrack, das er war.
 

Und er – er hätte endlich seine Ruhe gehabt und vielleicht, vielleicht hätte wenigstens seine Mutter sich gefreut, ihn wieder zu sehen, vielleicht wäre er wenigstens bei ihr willkommen gewesen! Er merkte, wie er erneut zu heulen begann, doch er konnte nicht anders, er hatte nicht die Kraft, dagegen zu kämpfen, er war so müde. Er wollte es nur zu Ende bringen. Allein sein, wenn er schon nirgends wirklich erwünscht war. Nicht bei Tom, nicht bei seinem eigenen Vater.
 

Tom war erschöpft, doch das war ihm gleich, er hatte seine Hauselfe geschickt und gerade in dem Moment tauchte ein Aufputschtrank von ihm auf, den er herunter kippte. Er merkte, wie sein Körper wieder wacher wurde. Er hatte die gesamte Nacht an seinem Bett gesessen, während Harry sich herum geworfen hatte, wenn er ihn nicht aufgehalten hatte. Sichtlich von Alpträumen geplagt, trotz des Traumlostrankes. Vollkommen fertig mit den Nerven. Er hatte fast die gesamte Nacht in einem alten Buch gelesen, ein Buch über alte Bindungen. Und nur zu gut wusste Tom inzwischen, dass er mit Sicherheit einen guten Teil der Schuld an Harrys Zustand trug. Er hätte den Jungen nie einfach gehen lassen dürfen. Nicht, wo sie die letzten Monate so nah beisammen gewesen waren. Nah genug, um den ersten Schritt zu machen, den Bund so zu besiegeln, wenn man es so sehen wollte. Ihre magischen Auren hatten sich bereits vermischt. Es ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Und wo er, wie Grayback schon festgestellt hatte, durch sein Alter einen Vorteil gehabt hatte, war Harry jung und wusste nicht, was geschah. Sondern hatte einfach nur das Gefühl, von Jemandem, der ihm sehr wichtig war, weggestoßen worden zu sein. Und dann noch Severus’ unmögliches Verhalten, dessen Unfähigkeit, die Wahrheit hinzunehmen. Es hatte so kommen müssen und er konnte Sirius nur auf Knien danken, dass der den Verstand besessen hatte, dem Jungen zu folgen, als der an ihm vorbei gerannt war. Sonst wäre er vollkommen durchgetickt. Er hätte sein eigenes Werk, alles, was er bisher schon erreicht hatte, selbst zerstört.
 

Langsam stellte er die Phiole wieder ab und sah zu Harry, stockte dann aber, als er sah, wie immer mehr Tränen aus den geschlossenen Augen strömten, während dessen wieder bedenklich dürren Finger sich an die Decke klammerten. Er war wach. Nun, es wurde auch Zeit, der Traumlostrank sollte gar nicht so lang wirken, wie er es letztendlich getan hatte. Was ihn fertig machte, war eher, dass er nicht glaubte, dass Harry wegen Schmerzen weinte. Sondern vermutlich weil er enttäuscht war, noch zu leben.
 

Sanft wischte Tom die Tränen mit seinem Taschentuch beiseite, strich durch Harrys Haare. „Es ist gut,“ sprach er leise. Er wollte wissen, was Harry zu diesem Wahnsinn getrieben hatte, aber er wusste auch, dass er langsam vorgehen musste und ruhig. „Du bist zu Hause,“ fuhr er leise fort. Er kraulte Harrys Ohren etwas, aber er war vorsichtig, da eines davon ein großes, schmerzhaft aussehendes Loch gehabt hatte, dass Poppy am Abend erst geschlossen hatte, auch sie mit Tränen in den Augen. So hatte er auch erst erfahren, wie oft Harry von Remus, Sirius und ein paar Mal sogar von Fenrir zu ihr gebracht worden war, weil er angegriffen worden war. Aber nie hatte der Junge gesagt, von wem oder wo er noch Schmerzen habe, er hatte einfach nur da gesessen und ins Leere gesehen.
 

Ein Traum!
 

Das war Harrys erster Verdacht, als er die Stimme über sich hörte. So vertraut, so vermisst. Ruhig und sicher. Tief. Die Finger, die seine Ohren kraulten. Wie damals, als er noch den Pantherkörper gehabt hatte, in den er sich so sehr zurückwünschte. Es war, als müsse er nur die Augen aufschlagen und Tom würde wieder da sein, was absoluter Unsinn war. Nein, lieber die Augen geschlossen halten und den Anderen spüren, hören, wie er sagte, dass Harry wieder zu Hause war. Denn sonst hätte der Ältere das sicher nicht gesagt.
 

Tom beobachtete das eingefallene Gesicht des Jüngeren, wie der damit kämpfte, seine Augen geschlossen zu halten. „Ich bin wirklich da,“ bot er daher an: „Du könntest die Augen auf machen und mich ansehen, dann redet es sich besser, das verspreche ich dir,“ erklärte er geduldig. „Du hast einer Menge Leute einen riesigen Schreck eingejagt,“ fügte er an. „Sirius ist immer noch hysterisch, Lupin spielt Werwolf, obwohl es noch zwei Wochen bis zum nächsten Vollmond sind und Grayback benimmt sich, als wärest du sein Kind.“ Er strich durch die Haare, fuhr über die Wangen. „Und ich dachte, mir bleibt das Herz stehen,“ fügte er leise an.
 

Was? War... war das etwa kein Traum?! Harry versuchte, sich zu konzentrieren, ja, das Bett, er kannte den Geruch, er war ihm vertraut. Und die Hand, sie verschwand nicht. Sie strich immer weiter über seine Wangen. Langsam, ganz langsam öffnete er die Augen. Tom! Er war da! Verwirrt starrte er den Anderen an, sah in dessen purpurne Augen.
 

Tom lächelte nur, als die Augen sich langsam öffneten, er sagte kein Wort, er zeigte auch nicht, dass er über den Jüngeren entsetzt war, darüber, wie leer die Augen waren, wie... hoffnungslos. „Guten Morgen,“ sprach er leise. Er fragte nicht, ob Harry gut geschlafen hatte, das wäre blanker Hohn gewesen.
 

„T...T...Tom?“, brachte Harry irgendwie heraus.
 

„Bedenkt man, dass du gerade mein Bett okkupierst, ist das der naheliegendste Schluss, oder?“, fragte er amüsiert, wurde aber dann wieder ernst. Er wusste, es ging dem Jüngeren nicht gut. „Hast du Schmerzen?“, fragte er leise.
 

Harry war verwirrt – sehr verwirrt, um es milde auszudrücken. Er wusste nicht, was mit ihm geschah. Warum war er nun auf ein Mal wieder hier? Denn ja, er hatte Schmerzen, wie fast die gesamten letzten Wochen durchgehend. Aber sie waren eben auch wesentlich erträglicher, als sonst. Vor allem sein Magen schien nicht mehr zu versuchen, sich selbst zu fressen. Nur – warum war er hier? Was sollte das? War das nur ein Trick, um ihn dann doch wieder weg zu schieben?! Er wollte nicht mehr, dass man mit ihm spielte! Er hatte genug davon! Und wer wollte ihn schon behalten? Vermutlich hatte Sirius nur sein Heft gefunden, eines davon, wo er am Rand immer schrieb, was er dachte und nun war er hier, damit Tom ihm erklären konnte, dass er zu jung für ihn sei und er sicher jemand Anderen finden würde. Müde schloss Harry einfach nur die Augen.
 

„He,“ bat Tom leise. „Komm, schlaf nicht gleich wieder ein, „ich denke, wir haben Einiges zu Bereden, nicht wahr?”
 

„Wozu?“, fragte Harry nur müde, ohne die Augen wieder zu öffnen. „Du... schickst mich ja doch wieder weg... Du...gehst, das... tun sie doch alle...“
 

Autsch! Das hatte gesessen, stellte Tom nur fest. Und er wusste, er hatte diese verbale Peitsche mehr als verdient, er hatte auf stur geschaltet, aus Angst, dass etwas nicht in seinen Plan passen würde, hatte dabei aber nur an sich gedacht und Harry außer acht gelassen. Er war es gewesen, der dem Kleinen die letzte Hoffnung genommen hatte und es war sein verdammter Job, sie dem Jüngeren wieder zu geben. „Ich habe nicht vor, dich irgendwohin zu schicken,“ gab Tom ruhig zurück, er beobachtete, wie Harry sich wieder in sich zusammen rollte, nicht willig oder fähig, das zu glauben. „Ich weiß, ich habe Fehler gemacht, Kleiner,“ gab er leise zu. „Aber ich wollte dir nie weh tun! Ich dachte, es wäre das Beste für dich, wieder zur Schule zu gehen,“ fügte er an. „Mir ist erst gestern bewusst geworden, was ich eigentlich getan habe.“ Er strich über die Haare des Jüngeren, wartete geduldig, bis der die Augen wieder aufmachen würde.
 

Harry hörte die Worte, er spürte, dass der Andere ehrlich war, doch er konnte es nicht glauben, er hatte Angst, zu vertrauen. Noch mal so verletzt zu werden, sich so allein, so hohl zu fühlen.
 

Tom konnte den inneren Kampf fühlen, den der Jüngere ausfachte. Es war schrecklich, für den Kleinen und für ihn. Vor Allem, da er sah, dass Harry dabei war, sich selbst aufzugeben. Er wusste, es bestand noch immer die Gefahr, dass der Grünäugige versuchen würde sich, sobald er diesem den Rücken zuwenden würde, umzubringen. Sanft hob er Harry etwas an, zog ihn zu sich auf den Schoß, hielt ihn einfach in den Armen. „Ich meinte es ernst,“ gab er leise zu verstehen. „Ich lasse dich nirgendwo hin gehen, vor allem nicht, wenn du es so offensichtlich nicht willst. Das würde ich nicht tun. Du gehörst hierher...“ Er küsste den Jüngeren auf die Stirn.
 

Was? Was tat Tom denn da? Warum machte er es ihm nur so schwer? Er spürte, wie der Ältere ihn hochhob, ihn an sich drückte. Er wurde automatisch stocksteif, er wollte das alles nicht. Doch dann war sie wieder da, die vertraute Nähe, der Geruch, die Wärme. Und obwohl er es doch nicht zulassen konnte, spürte er, wie er sich entspannte, gegen den Älteren sackte – und zu seinem Entsetzen erneut zu heulen begann. Doch Tom sagte nicht ein böses Wort, die Arme schienen ihn nur fester zu umschließen, ihn sicher zu halten.
 

„Schhh,“ Tom strich dem Jüngeren sanft über den Rücken, als der regelrecht zusammenbrach. Merlin, wie hatte er dem Jungen nur so verdammt weh tun können?! „Es wird alles wieder gut,“ versprach er leise. „Ich bin da und ich gedenke, es zu bleiben.“ Er spürte, wie Harrys Körper zuckte, doch da war auch die Hand, die sich um seinen Nacken legte und sich an ihm fest krallte. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis der Grünäugige zu weinen aufhörte, doch er weigerte sich, aufzusehen, krallte sich nur weiter an ihm fest.
 

Harry konnte die Tränen nicht aufhalten, die aus ihm hervorbrachen, er merkte selbst kaum, wie er sich irgendwann an den Älteren klammerte, aus purer Angst, er würde doch wieder verschwinden. Und auch, als er sich wieder etwas beruhigt hatte, konnte er nicht loslassen. Er legte seinen Kopf auf die Brust des Älteren, die Augen weiterhin geschlossen, doch bei jeder Bewegung verhärtete sich sein Griff um den Nacken des Älteren.
 

„Es ist gut, ich gehe nicht weg,“ sprach Tom nur ruhig, er setzte sich auf das Bett, so, dass er sich an das Kopfende lehnen konnte, hielt seine wertvolle Last dabei weiter fest, strich immer wieder über dessen Seite. Er sah in das verzweifelte, schmale Gesicht, hob es schließlich an. „Sieh mich an,“ bat er leise.
 

Nur widerwillig öffnete Harry die Augen, unfähig, der Bitte nicht zu entsprechen.
 

„So ist es besser,“ lächelte Tom nur, strich Harry durch die Haare. „Und jetzt noch mal, Kleiner. Du bleibst bei mir, du gehst nicht weg. Du bist zu Hause.“ Er sah das Gesicht an, über das sich Unglaube und Überraschung zog, er lachte nur leise. Er überlegte eine Weile, doch dann tat er es doch. Er tat, was er seit dem Moment unterdrückt hatte, als Harry nach der Schussverletzung wieder zu sich gekommen war. Er küsste den Grünäugigen. Nur kurz, es war kaum mehr als ein Streifen ihrer Lippen, doch es schien Wunder zu wirken. Denn auch, wenn der vorsichtige Ausdruck nicht verschwand, wurden die Augen doch etwas klarer, sie waren nicht mehr so leer und tot.
 

„Was...?“, verwirrt sah Harry den Anderen an, eine Hand strich über seine eigenen Lippen. Warum tat Tom das? War das auch wieder nur Mitleid? Doch... es hatte sich auch nach so viel mehr angefühlt.
 

„Ein Anfang,“ gab Tom nur leise zurück. „Es gab einen Grund, warum ich wollte, dass du in die Schule zurückgehst,“ erklärte er weiter. „Ich wollte dir nicht weh tun, aber ich habe mich selbst nicht verstanden,“ gab er zu. „Ich wollte nicht, dass du gehst und hatte Angst, dass ich mich verliebe – was ich nicht begriffen habe, war, dass es dafür schon etwas spät war.“ Er küsste den Jüngeren erneut. „Ich habe die Anderen als du nicht da warst, in den Wahnsinn getrieben... aber ich habe es mir nicht eingestehen wollen...“
 

„Du...?!“, verdattert starrte Harry den Älteren an. Er konnte das gerade nicht wirklich nicht fassen. Auch, weil er sich nicht traute, zu glauben, was er da gerade hörte. Es war, wie ein Traum, der sich erfüllte, doch es hatte sich bei ihm noch nie ein Traum erfüllt!
 

„Ja,“ gab Tom nur zurück. „Dumm von mir, oder? Da wollte ich mich absolut nicht verlieben und es ist doch passiert...“, er hielt den Jüngeren etwas fester. Eine Weile lagen sie einfach nur so da, doch dann meinte Tom entschieden: „Und jetzt wird gefrühstückt!“
 

Fast schon unwillig sah Harry auf, er versuchte immer noch zu begreifen, was hier gerade passiert war, er genoss einfach nur die neu erlangte Nähe, das Gefühl der Wärme, nun, wo ihm endlich nicht mehr kalt war. „Kein... Hunger,“ versuchte er sich zu drücken.
 

„Der kommt beim Essen!“, argumentierte Tom sofort. Er strich dem Jungen einige Strähnen aus dem Gesicht. „Du musst endlich wieder essen,“ fügte er ernst hinzu. „Nährtränke tun auf lange Zeit nicht gut, sieh dich an, du bist kaum noch Haut und Knochen.“ Was ihn daran erinnerte, dass er ohnehin noch einen Hausbesuch zu machen hatte!
 

Harry seufzte nur leise, er versteckte sein Gesicht an der Brust des Älteren, er hatte Angst, dass ihm doch nur wieder schlecht werden würde. So, wie die letzten Wochen auch. Und nur zu bald roch er das Essen. Na ja, zumindest war der Würgereflex bisher noch nicht aufgekommen.
 

Tom lächelte, als die Hauselfen den Betttisch auftauchen ließen. Da war ein Teller nur mit gebratenem Speck, einer mit drei verschiedenen Sorten Pancakes zusammen mit fünf Sorten Sirup und einer Schale Zimtsahne. Dazu zwei Kannen, eine mit Kaffee, eine mit heißer Schokolade. In einer weiteren Schüssel wartete Rührei mit Tomaten, auf einer Platte waren Toasts aufgebaut, einige mit kleinen Lachsstücken, einige sogar mit Kaviar, andere mit köstlichem Schinken oder Käse. Er griff nach einer der Kaviarschnitten, aß sie genüsslich. Er hatte eine große Auswahl gewollt, für den Jüngeren, da er sich so etwas sonst nicht leistete, doch gerade jetzt genoss er es nur zu gern. „Na los, Kleiner!“, forderte er Harry auf. „Es ist köstlich! Die Hauselfen haben sich wirklich Mühe gegeben!“ Schnell goss er dem Jüngeren auch noch eine Tasse Schokolade ein.
 

Nur ungern wandte Harry sich um, doch er wusste, der Andere würde doch nicht nachgeben. Also nahm er die Platte in Augenschein und griff zögerlich nach einer der Speckscheiben, knabberte vorsichtig an ihr herum. Und war erleichtert, als er nicht das Bedürfnis hatte, zum nächsten Klo zu rennen.
 

Tom lächelte etwas. Er hatte eine gute Vermutung, was die Weigerung zu essen ausgelöst hatte. Es war Psychologie, mehr nicht. Rasch füllte er etwas von dem Rührei in ein Glasschüsselchen und gab es dem Jüngeren, zusammen mit einigen der Toastscheiben. „Na los,“ lächelte er. „Die Pancakes liebst du doch auch, wenn ich mich recht erinnere.“
 

Harry lächelte etwas, bevor er das Schüsselchen nahm und daran roch, anschließend etwas davon aß und genießerisch die Augen schloss. Erst dann probierte er auch die Toasts und stellte fest, dass es sogar schmeckte. Er aß zwar in seinen Augen wirklich im Schneckentempo, aber er schaffte sogar noch zwei der Pancakes.
 

Tom beobachtete das erleichtert, er lächelte etwas und aß selbst viel mehr, als er es geplant hatte. Aber da er gestern nichts herunter bekommen hatte, war das in Ordnung. Denn er hatte sich nicht überwinden können, zu essen, während Harry wie ein Halbtoter im Bett gelegen hatte. Nun aber konnte er beobachten, wie der Kleine aß. Langsam und vorsichtig, aber wenn man bedachte, dass das das erste Mal in fünf Wochen war, schien es ihm mehr als gut. „Satt?“, fragte er schließlich, als Harry nach mehreren Minuten nichts mehr genommen hatte und sich wieder gegen ihn lehnte.
 

„Hmhm...“ nuschelte Harry nur, überrascht, wie erschöpft er sich fühlte, dabei hatte er nichts getan, außer zu essen.
 

Tom nickte, er griff zu seinem Nachtschrank, gab Harry noch zwei Tränke, vor allem einen, der verhinderte, dass der Jüngere sich übergeben würde, nachdem er jetzt endlich gegessen hatte. „Du bist müde,“ stellte er dann leise fest.
 

Harry nickte einfach, kuschelte sich nur weiter an den Anderen.
 

„Ich bringe dich ins Bad,“ schlug der Purpuräugige vor und stand mit Harry im Arm auf. „Danach kannst du wieder schlafen.“
 

Automatisch verkrampfte Harry sich an den Älteren. „Du... bleibst?“
 

„Ja,“ gab Tom amüsiert zurück. Er brachte Harry ins Bad und wartete dann, hob ihn aber wieder hoch, als er raus tapste, seinen Schwanz wieder um die Taille gerollt und sichtlich erschöpft. Er legte Harry ins Bett, betrachtete den Verband, der aber keine blutigen Spuren zeigte und deckte den Jüngeren dann zu. „Komm, schlaf,“ bat er nur, setzte sich selbst wieder und griff nach ein paar Akten.
 

Kurz sah Harry den Anderen an, etwas hoffnungsvoll und abwartend, bis der Ältere leise lachte und sich zu ihm beugte, ihn noch ein Mal küsste, dieses Mal nicht so kurz, es war wirklich wie ein Traum, als die Zunge über seine Lippen strich, um Einlass bat. Er legte seine Hände um den Nacken des Älteren, sah ihn dann verträumt an.
 

Tom lächelte nur, als sie den Kuss lösten. Er war überrascht, wie schön der gewesen war, dabei war er wirklich noch ziemlich unschuldig gewesen. Er ließ zu, dass der Jüngere seinen Oberschenkel als Kissen benutzte und kraulte ihn, während er zu arbeiten begann. Doch immer wieder sah er auch auf das nun wesentlich entspannt wirkende Gesicht. Nach einer Weile geschah noch etwas, das ihn fast zum Lachen brachte. Harry begann, zu schnurren! Es war, als läge Shaddow wieder in seinem Schoß. Aber im Grunde war das keine Überraschung. Langzeittransformationen blieben selten ohne Folgen und Harry konnte froh sein, dass er nicht mehr Charakteristika seines Animagus übernommen hatte.
 

Tom war auch belustigt, als er die Bewegung unter der Decke bemerkte, Harrys Schwanz, der zufrieden und langsam hin und her schwenkte. Im Grunde, in diesem Augenblick, wusste er nicht, warum er sich so dagegen gesperrt hatte, sich selbst einzugestehen, was Sache war. Dabei hatte er es doch eigentlich gewusst, als er gesehen hatte, dass Shaddow ein Mensch war. Er hatte es gewusst und obwohl sein Herz protestiert hatte, hatte er Harry in die Schule geschickt. So, wie er zurückgekommen war, hatte es auch Godric getan. Und – ganz ehrlich – er wusste nun sehr genau, wie es Salazar gegangen war, als er seinen Geliebten gefunden hatte. Noch immer machte Toms Herz einen Aussetzer, als er daran dachte, wie Sirius ihn angefahren hatte und er nur verstanden hatte, dass Harry versucht hatte sich umzubringen. Wegen ihm, wegen Severus...
 


 


 


 

Mit eisigem Gesicht trat Sirius in Toms Zimmer ein, es war inzwischen elf Uhr vormittags und er wollte sehen, wie es Harry ging, egal, was die Anderen sagten! Er musste den Jungen sehen! Nach dem, was gestern geschehen war! Ohne auf Fenrirs Einwände zu achten, war er los getigert, riss nun die Tür auf. Nur, um sofort mit der Spitze eines Zauberstabes konfrontiert zu werden.
 

„Schon mal was von Anklopfen gehört?“, fragte Tom ungnädig, legte aber seinen Zauberstab wieder zur Seite und hob seine Hand von Harrys Kopf, der zum Glück nicht aufgewacht war, sondern weiter schlief. Allerdings spürte der Ältere, wie sich der Schwanz des Jüngeren um seinen Unterschenkel schlang. Ja, da hatte jemand wirklich Angst, wieder weggeschickt zu werden – dank ihm.
 

Sirius knurrte nur eisig. Er war immer noch sauer, weil der Andere ihn auch noch verhext hatte. „Ich hab das gute Recht, nach Harry zu sehen! Wenn du ihn mir schon unter den Armen wegklaust!“
 

„Ich habe ihn dahin gebracht, wo er sein will,“ argumentierte Tom ruhig, strich seinem Kleinen sanft über die Haare. „Und sei gefälligst leise, verdammt noch mal! Er ist gerade erst wieder eingeschlafen! Und er scheint ruhig zu schlafen!“
 

Das brachte Sirius erst mal dazu, ruhig zu werden. Er sah zu dem Lord, trat dann zu dem Bett und sah Harrys Kopf auf dessen Bein und einen seiner dünnen Arme um dessen Hüfte. Und das erste Mal seit einer Ewigkeit schien dessen Gesicht vollkommen entspannt. „Er war also wach?“, fragte er.
 

„Er hat sogar gegessen.“
 

„Was?!“
 

Tom zuckte mit den Schultern. „Etwas Speck, ein Bisschen Ei, Toast, und zwei Pancakes. Aber er war dann ziemlich müde, er hat vermutlich nächtelang nicht geschlafen. Und ja, wir haben auch etwas geredet. Ich behalte ihn hier bei mir, bis er wieder auf den Beinen ist und dann sehen wir weiter, aber ich werde einen Zwischenweg finden, denn seine Schulbildung wird er trotzdem brauchen.“
 

Sirius zuckte mit den Schultern. „Wo ist das Problem?“, fragte er nur. „Wir verbinden meinen Kamin mit dem hier im Zimmer, dann kann er morgens kommen und nach dem Unterricht wieder hierher.“ Er betrachtete, wie eines der schwarzen Ohren kurz zuckte und Harry sich etwas zurechtkuschelte, dann aber weiter schlief.
 

„Das ist eine... gute Idee,“ stimmte Tom zu, kraulte den Kleinen weiter, bis der wieder ruhig wurde. Ja, das war ein Kompromiss, mit dem man leben konnte. „Ist sonst noch was, oder willst du nur weiter rumschreien? Wenn, dann wirst du warten müssen, bis ich hier raus kann,“ fügte er an. „Aber ich denke nicht, dass Harry mich in nächster Zeit loslassen wird.“
 

Sirius wollte zu etwas ansetzen, doch dann riss er sich zusammen. Nein, nicht jetzt schreien. Nicht, wo Harry so ruhig aussah. „Ja, es gibt was,“ gab er zurück. „Ich will nicht, dass Snape sich einbildet, dass er das Recht hat, Harry rumzukommandieren, nur wegen ein paar Genen! Wer weiß, was er als Nächstes macht, nur weil Harry nicht ist, wie er es von seinem Sohn erwartet! Er hätte den Jungen um ein Haar allein in die Fremde geschickt, weil der Kleine ihm lästig geworden ist!“
 

Tom strich Harry sanft über die Haare. Das Thema hatte er schon gestern gehabt, aber Sirius hatte Recht. Auch Harry brauchte die Sicherheit zu wissen, dass er nur auf seinen Patenonkel und ihn hören musste. „Ich werde einige Eulen schicken. Severus ist aber der Vater und er soll auch mal Verantwortung übernehmen – wie wäre es, wenn ihr euch die Verantwortung teilt? Dann kann er keinerlei solcher Entscheidungen ohne dein Einverständnis treffen, aber er kann sich langsam daran gewöhnen, dass er Vater ist. Vielleicht kann er dann langsam ein Verhältnis zu dem Jungen aufbauen. Harry liebt dich wie einen Vater, aber sein Eigener ist noch am Leben und ich denke, er will eine Familie.“
 

Sirius’ Gesicht verdunkelte sich, das war nicht, was er erwartet hatte, doch er wusste, es war besser, als nichts. Solange Snape Harry nicht wegschicken konnte, konnte so viel nicht passieren und er würde sich einen Spaß daraus machen, den Anderen zu hintertreiben! „Gut,“ gab er daher mit flacher Stimme zurück. „Ich gehe, ich komme heut Abend wieder,“ fügte er aber noch an, er wollte mit Harry reden, wenn der dann wach war, das war deutlich herauszuhören.
 

Tom nickte knapp, er sah zu, wie Sirius ging, wandte sich dann wieder Harry zu, denn irgendwie wurde es gerade mit dem Arbeiten nichts. Viel lieber beobachtete er das Gesicht des Jüngeren und kraulte ihn etwas, so, dass er weiter schnurrte. Er legte schließlich sogar die Akte weg, strich dem Anderen immer wieder über die Wangen und begann dann, ihn immer wieder zu küssen. Er merkte kaum, wie die Zeit verging, er lag inzwischen selbst auf dem Bett, der Jüngere praktisch auf ihm.
 

Zu seiner Überraschung merkte Harry, wie er schnurrte, als er aufwachte. Sein Brustkorb vibrierte angenehm und er merkte auch, warum. Eine Hand hielt ihn, die Andere strich über seinen Rücken, oder kraulte ihn zwischen den Ohren. Und er konnte den Herzschlag des Älteren hören, wie früher, wenn sie abends vor dem Schlafen gekuschelt hatten. Nur war er dieses Mal er selbst. Kurz öffnete er die Augen, schloss sie aber dann wieder. Er konnte es nicht wirklich fassen, doch es schien echt zu sein, kein Traum wie sonst immer, der sich in Luft auflöste.
 

Tom lächelte nur, als er das beobachtete. Er merkte, wie der Schwanz, der immer noch um sein Bein gewickelt war, sich zumindest etwas lockerte. „Wieder wach?“, fragte er nur leise, ohne aufzuhören, den Jüngeren zu streicheln. Er hatte im Moment keinerlei Interesse daran, den Kleinen loszulassen.
 

Harry merkte, wie das Blut ihm in die Wangen schoss, doch er nickte. Er war zu seinem eigenen Erstaunen relativ wach. Wesentlich wacher, als er die letzten Wochen gewesen war. Vorsichtig sah er auf, nur um von einem Grinsen begrüßt zu werden.
 

Tom grinste nur und richtete sich etwas auf, genug, um Harry kurz auf den Mund zu küssen. „Du siehst auf jeden Fall um Einiges wacher aus,“ meinte er nur. „Aber... kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte er dann amüsiert. „Ich müsste mal ins Bad, aber dein Schwanz hält mich gefangen.“
 

Klatsch.
 

Harry war sich sicher, dass er, hätte er sich nackt ausgezogen und sich auf den Flugplatz gestellt, Flugboje hätte spielen können – und zwar bei dichtem Nebel. Er schloss die Augen, konzentrierte sich – und stellte fest, dass sein neues Körperglied tatsächlich den Anderen festzuhalten schien. Hastig zog er es weg.
 

„He, ist in Ordnung,“ sprach Tom nur leise. Er grinste etwas, rollte Harry aber dann von sich runter. „Ich bin gleich wieder da,“ sicherte er dem Jüngeren zu und verschwand ins Bad. Von da aus ging er auch erst mal in Harrys Zimmer, holte einige Klamotten und kam dann zurück, legte sie dem Anderen vor. „Na los, es ist viel zu schön, um den ganzen Tag im Bett rumzulungern!“, forderte er dann.
 

Überrascht blinzelte Harry. Er hatte nicht erwartet, dass er tatsächlich raus durfte, aber er war auch ganz froh. Schnell stieg er in die einfache Hose und den Rollkragenpullover, sah dann den Anderen erwartungsvoll an.
 

Der Purpuräugige grinste etwas, er beobachtete Harry zufrieden. Er wollte den Kleinen ablenken, ihm zeigen, dass es da mehr gab. „Ich dachte, ein kleiner Spaziergang würde dir sicher gut tun. Danach schmeckt das Abendessen auch wieder besser.“
 

Essen?!
 

Schon wieder? Harry wusste nicht, ob daraus was werden würde, doch etwas Zeit allein mit Tom war auch so verführerisch genug. „Gehen wir, “ nickte er daher und er merkte, wie er Herzklopfen bekam, als der Ältere seine Hand nahm. Sie liefen nach draußen, in den Garten, wo er als Panther noch gar nicht gewesen war. Natürlich begann die Anlage, denn das hier war eigentlich ein riesiger Park, gerade erst zu blühen, doch es sah auch so schon toll aus, groß und gepflegt. „Ich wusste gar nicht, dass es hier so groß ist...“
 

Tom lächelte nur und schloss den Jüngeren in die Arme, zog ihn so mit unter seinen Umhang. „Ja,“ gab er nur zurück. „Ich will mich immer gern frei bewegen. Und ich hab ja auch meine eigenen Gewächshäuser für mein Tränkelabor.“
 

„Ich... bin gern draußen,“ murmelte Harry nur leise.
 

„Das habe ich mir fast gedacht,“ gab Tom nur zurück, küsste den Jüngeren in den Nacken. Er hielt Harry eng an sich gedrückt. „Mach so was nie wieder, hörst du?“, bat er dann leise. „Versuch nie wieder, dich selbst umzubringen! Wenn etwas ist, komm zu mir und rede mit mir!“
 

Automatisch hielt Harry sich an dem Anderen fest. „Ich... ich dachte, du willst nicht, dass ich komme, ich dachte, du....!“
 

„Ich weiß,“ gab Tom einfach nur zurück. „Aber es stimmt nicht, ich bin da, wenn du was brauchst und ich werde versuchen, dir zu helfen. Es muss doch einen Vorteil haben, mit dem Minister zusammen zu sein,“ fügte er, etwas scherzhaft, hinzu.
 

Harry lächelte nur traurig. „Du.... kannst auch nicht machen, dass er mich mag,“ gab er nur leise zurück.
 

Automatisch verstärkte Tom seine Umarmung. „Es ist auch für ihn sehr schwer,“ gab er nur zurück. „Jahrelang hat er gedacht, dass Lily ihn betrogen hat Er hat eine Mauer um sein Herz errichtet und er will niemanden mehr durch lassen.“ Sanft strich der Mann dem Jüngeren über die Seite. „Seine aggressive Art dir gegenüber ist seine Art, dafür zu sorgen, dass er dich nicht lieb gewinnt und dass du ihn nicht magst. Er war damals am Boden zerstört...“
 

Eine einzelne Träne rann Harrys Wange herab. „Aber... ich bin sein Sohn! Wovor hat er Angst?!“
 

Tom drehte den Anderen in seinen Armen, küsste die Träne weg. „Lass ihm etwas Zeit,“ gab er nur zurück. „Und bis dahin hast du deinen Patenonkel und mich möchte ich nur so anmerken.“
 

„Danke,“ flüsterte Harry einfach nur, kuschelte sich in die Umarmung.
 

Tom lächelte nur, mehr tat er gar nicht. Er fühlte sich sowieso unendlich gut, wenn er ehrlich war. Ja, auch, wenn er sich zu Beginn mit Händen und Zähnen gewehrt hatte, er verstand endlich, was Salazar gemeint hatte, als er gesagt hatte, dass Godric der Grund für seinen Erfolg war. Auch er wollte nichts mehr, als diese Welt für Harry lebenswert zu machen, wo der Junge es bisher immer so schwer gehabt hatte. Die Nähe des Jüngeren gab ihm die Ruhe, die er brauchte, um sinnvolle Pläne zu schmieden und Harry konnte etwas, das in diesen Tagen selten war. Er konnte vollkommen lieben, egal, was vorher gewesen war. Er erwartete Nichts, keine Geschenke, keine Sonderbehandlung, nur etwas Nähe und ein paar Kuscheleinheiten.
 

Eine Weile lang standen sie einfach nur so da, doch dann küsste Tom den Jüngeren, nahm ihn an die Hand und lief weiter, einen kiesgestreuten Weg entlang, an noch nicht bepflanzten Beeten vorbei und wieder zurück zum Schloss, schon allein, weil er sah, dass Harry langsamer wurde. Er wollte nicht, dass der Kleine sich überanstrengte, er war auch so schon schlecht genug beieinander. Harry musste erst mal wieder etwas Fleisch auf die Rippen bekommen und sich von den letzten fünf Wochen erholen.
 

„Musst du nicht was arbeiten?“, fragte Harry auf ein Mal leise. Er wollte nicht, dass der Andere Probleme bekam, nur weil er sich verpflichtet fühlte, sich rund um die Uhr mit ihm zu beschäftigen.
 

Tom sah überrascht zu dem Jüngeren, lächelte aber dann: „Nichts, was nicht auch ein paar Tage warten könnte.“
 

Entschieden schüttelte Harry den Kopf. „Dann musst du ja umso mehr an einem anderen Tag machen,“ wehrte er nur ab. „Das will ich nicht!“
 

„Na ja, ich könnte ein paar Akten aufarbeiten...“
 

„Und ich lese in der Zeit,“ schlug Harry sofort vor.
 

Der Ältere lächelte etwas und führte sie Beide in sein kleines, bequemes Büro, das Harry ja zur Genüge kannte. Dort legten Beide ihre Umhänge ab und Tom setzte sich, durchaus etwas lustlos, an seinen Schreibtisch, doch er wusste, er musste einige Dinge noch klären. Also holte er die Dokumente hervor, die er bearbeiten musste.
 

Harry dagegen nahm sich wahllos ein Buch aus dem Schrank und nach einigem Überlegen setzte er sich an Toms Füße. Er wusste, die Sessel waren bequem, doch er brauchte die Nähe und der Ältere sagte nichts weiter dazu, sondern strich ihm kurz durch die Haare, also war er zufrieden.
 

Tom war überrascht, als er spürte, wie der Jüngere sich mit einem Kissen auf den Boden setzte und sich an seine Beine lehnte, doch es machte ihm nichts aus. Allerdings war er kurz davor, zu lachen, als er beobachtete, wie der Schwanz sich wieder von der Taille löste und sich um sein Bein wickelte.

Schwimmen

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12.9.1003
 

Ich habe das Gefühl, man hat mir das Herz aus der Brust gerissen. Ich kann, ich will es nicht glauben. Es ist wie ein Alptraum, aus dem ich nicht mehr aufwachen kann. Es ist, als hätte sich unter meinen Füßen ein schwarzes Loch gebildet und ich kann nichts tun, als zu fallen, in eine hoffnungslose Tiefe.
 

Ich habe Angst.
 

Angst um Ihn. So lange habe ich versucht, mir einzureden, dass alles vielleicht doch ein Irrtum ist, aber heut hat Helga das Gegenteil bestätigt. Sie hat fast ein Jahr gebraucht, um herauszufinden, was er hat. Es war keine Erkältung. Es war keine kleine Krankheit. Godric ist sterbenskrank und es gibt keine Heilung. Godric leidet daran, dass sein Körper seine Magie abstößt, langsam, aber sicher. Er hat vielleicht noch drei Jahre, meint Helga, aber dann wird er unter Schmerzen sterben, denn wenn wir nicht genug Magie haben, hört unser Körper Stück für Stück auf, zu arbeiten.
 

Dabei sieht er nicht krank aus, aber auch das wird noch kommen, hat Helga gesagt. Dass er noch so normal wirkt, liegt daran, dass er einen so großen, magischen Kern hat. Er hat, als er davon erfahren hat, nur traurig gelächelt und mit etwas gesagt, was mich noch immer schockiert. Er meinte, es wäre traurig, früher habe er sterben wollen, um zu seiner Familie zurückkehren zu können und jetzt, wo er leben will, würde ihm sein alter Wunsch erfüllt.
 

Ich konnte nicht viel mehr tun, als ihn in die Arme zu nehmen und zu halten. Er hat nicht geweint, aber ich glaube, er hätte es am liebsten getan. Aber dann hat er sich zusammengerafft und nur gelächelt. Er war mal wieder stark für mich. Er hat gemeint, er habe schon immer gewusst, dass er relativ jung sterben würde und erst da habe ich etwas anderes erfahren – Ric sieht manchmal etwas in die Zukunft.
 

Er hat gelächelt und gemeint, dass alles vermutlich seinen Sinn hätte und das nichts einfach so geschieht. Er hat aber so traurig ausgesehen! Und... wie kann ich das? Wie kann ich weiter machen, wenn Ric weg ist? Er ist mein Leben! Er ist alles, was ich habe! Ich brauche ihn und seine Eigenarten!
 

Ich bin der Ordentliche, ich gehe nach ihm ins Bad und räume automatisch hinter ihm auf, er dagegen sorgt dafür, dass ich auch mal hinter meinen Kesseln hervor komme. Wir sind ein eingespieltes Team. Aber wenn einer von uns fehlt... wie soll der Andere dann weiter machen?!
 

Ich bin immer davon ausgegangen, dass wir gemeinsam alt werden und kurz nacheinander sterben, aber allein Godrics Blick, noch bevor ich von seiner Gabe wusste, sagt mit etwas anderes. Ich bin mir nicht sicher, es gibt keinen Weg, es nachzuweisen, eigentlich ist es auch kaum mehr, als eine Art Legende, die man kleinen Mädchen erzählt, aber ich glaube, dass wir zwei Teile einer Seele sind.
 

Die wenigen Märchen die es gibt, machen vor allem eines deutlich – wenn einer stirbt, kann der Andere nicht lange weiter leben und ich fühle, dass etwas daran wahr ist. Ich habe solche Angst, ich kann ihn nicht verlieren! Ich muss... ich muss einen Weg finden! Irgendwie! Ein Trank! Eine Heilung! Er will doch leben! Er will bei mir bleiben! Warum sollte er das dann nicht dürfen?! Wo ist da die Gerechtigkeit!? Wir haben doch noch so viele Pläne! Die neue Welt, die ich aufbauen will, erschaffe ich doch nur für ihn! Damit er sich nie, nie wieder einsam fühlen muss!

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Tom lächelte, als er am nächsten Morgen erwachte. Er fühlte sich gut, so, wie früher. Nein, noch besser. Es war nicht etwas kleines, Schwarzes, das sich gegen ihn kuschelte, sondern es war ein Mensch, der perfekt in seine Arme zu passen schien. Zwar hatte Harry in der Nacht einen Alptraum gehabt, aber er hatte sich schnell beruhigt und schließlich weiter geschlafen, er schlief immer noch, vollkommen friedlich, halb auf ihm liegend, mit manchmal zuckenden Ohren. Sein Schwanz war einmal mehr um eines von Toms Beinen gewickelt.
 

Am Vortag hatte Tom noch schnell einige der Dokumente überarbeitet, wesentlich erfolgreicher, als er das die letzten Tage und Wochen getan hatte. Harry hatte in der Zeit still gelesen, ein Mal war er auch an ihn gelehnt eingedöst. Anschließend hatten sie zu Abend gegessen, zusammen, mit Sirius, Lupin und Grayback, was erstaunlich friedlich verlaufen war, abgesehen von einigen bösen Blicken.
 

Danach hatte Tom die Wunden des Jüngeren frisch versorgt, wobei die auf dem Bauch nur noch etwas rot war und auch die übel mitgenommenen Ohren waren bis auf zwei Stellen vollkommen verheilt gewesen. Also hatte er auf einen frischen Verband verzichtet. Harry war dann ins Bad gegangen und kurz danach wieder aufgetaucht, frisch geduscht und in einem drolligen Schlafanzug. Vollkommen erschlagen war er dann ins Bett gekrabbelt. Er würde wohl noch ein, zwei Wochen brauchen, um wieder ganz auf der Höhe zu sein. Auf jeden Fall hatte er sich sofort an den Älteren gekuschelt, als der schließlich auch gekommen war.
 

Bei der Erinnerung huschte ein Lächeln über Toms Gesicht. Er strich über die Haare des Jüngeren, dessen Kopf unter seinem Kinn lag. Noch wollte er ihn nicht wecken, aber in spätestens einer halben Stunde sollte er es tun. Dann war es Zeit zum Frühstück und anschließend musste er Lucius instruieren, wegen dem Ministerium. Der Mann sollte auch die wichtigsten Leute, so es nötig werden sollte, zu ihm hierher schicken, aber er würde Harry sicher für den Rest der Woche nicht allein lassen.
 

Und danach – er musste mit Severus reden, dass Harry morgens zum Unterricht erscheinen und dann wieder gehen würde und er musste mit dem Tränkemeister reden, dass der aufhören würde, dem Jungen so mitzuspielen. Das würde der, trotz seinem Versuch, es zu erklären, nicht wirklich lange aushalten. Harry war mitfühlend, er war jemand, der positive Emotionen um sich herum brauchte. Vor allem, da sie ihm offensichtlich so lange verweigert worden waren. Kurz ballte Tom seine Fäuste.
 

Das war noch so eine Sache. Er hatte es damals Shaddow versprochen und jetzt, wo er wusste, wer dahinter stand, war sein Bedürfnis nach Rache noch wesentlich größer. Nein, nicht Rache, Gerechtigkeit! Dafür, dass man Harry die Kindheit genommen hatte! Name und Adresse hatte er gefunden. Doch er wollte noch warten. Er würde diese netten Leute holen, wenn Harry wieder im Unterricht war, so, dass der das nicht mitbekommen würde. Der Junge hatte so schon genug zu Verdauen, da brauchte er nicht auch noch das zu wissen. Veritasserum würde seine Aussagen auch unnötig machen und es würden ein paar vollkommen Irre aus dem Verkehr gezogen werden.
 


 


 


 

Hmmm, es war toll, aufzuwachen, stellte Harry fest. Zumindest, wenn man gehalten wurde. Er merkte, der Andere musste wach sein, da der ihn streichelte und es fühlte sich toll an. Er spürte, wie er schnurrte.
 

„Guten Morgen,“ lächelte Tom nur, als er merkte, wie der Andere aufwachte. Er drängte die dunklen Gedanken beiseite. „Gut geschlafen?“
 

„Ja,“ nuschelte Harry nur, ohne sich wirklich groß zu bewegen.
 

„Freut mich, dass ich ein gutes Kissen abgebe,“ lachte Tom nur und setzte sich etwas auf, hob das Kinn des Anderen an und küsste ihn erst mal. „So, wie wäre es, wenn wir uns anziehen dann zum Essen gehen? Ich bin mir sicher, dass Lucius auch wieder am Tisch schläft. Und ich habe nichts dagegen, wenn du ihn weiterhin beklaust...“
 

Harry lachte leise, nickte aber dann und richtete sich langsam und ein wenig unwillig auf. Es war so schön warm hier! Aber er konnte Tom schlecht den ganzen Tag in Beschlag nehmen! Der Mann hatte auch andere Dinge zu tun! Sicher musste er wieder arbeiten...
 

Tom lächelte nur und stand vorsichtig auf und half auch Harry aus dem Bett, gab ihm im Bad den Vortritt, während er schnell durchsah, was heute anstand – und einen Entschluss fasste. Die Arbeit würde schnell erledigt sein und anschließend würde er mit Harry etwas unternehmen. Und er hatte eine Idee. Fast jeder liebte Schwimmbäder und er wusste von einer tollen Freizeitanlage, zu der auch Draco immer gern mit seinen Freunden ging. Das würde Harry sicher gefallen.
 

Als der Jüngere wieder raus kam, verschwand Tom selbst im Bad, war aber sehr schnell wieder draußen. „So, fertig,“ lächelte er dann und griff nach Harrys Hand, brachte ihn runter in den großen Speisesaal. Remus, Sirius und Fenrir waren bereits wieder in Hogwarts und machten vermutlich gerade Severus das Leben sehr, sehr schwer, doch er war nicht bereit, dem Anderen in der Beziehung zu helfen. Severus hatte es sich mit seiner Dickköpfigkeit eingebrockt und nun sollte er sehen, wie er da wieder raus kam.
 

Halb hinter dem Anderen versteckt betrat Harry den Speisesaal, den er ja nur zu gut kannte. Er betrachtete die Leute, die da saßen. Bill, hinter einer Zeitung versteckt, Lucius, mit leerem, noch schlafendem Gesicht, Bella, die überrascht eine Augenbraue hob, aber wohl wusste, was gut für sie war und schwieg.
 

„Na los,“ lächelte Tom nur. Und lief zu seinem Platz. Harry dagegen fixierte Lucius. Er wusste, eigentlich sollte er es nicht tun, doch er konnte nicht anders. Rasch trat er zu dem Älteren – und klaute sich dessen Teller mit dem Pancakes, tauschte dann Salz und Zuckerstreuer aus und flüchtete eiligst zu Tom, setzte sich auf dessen Schoß.
 

Tom lachte nur leise, legte eine Hand um die Taille des Jüngeren: „Du bist schrecklich,“ stellte er dabei nur fest, küsste Harry und schlug dann seine eigene Zeitung auf, so, dass diese sie Beide verdeckte, er sah, wie Harry mit einem kleinen Schneidezauber ein Fenster hinein schnitt und grinste, tat aber dann dasselbe, beobachtete dann, wie Lucius das Salz in seinen Kaffee schüttete und den Zucker über seine Eier. Das Prusten sorgte dafür, dass Bill fragend von seiner Zeitung aufsah, doch der bekam nicht mehr zu sehen, als eine verdächtig zitternde Zeitung – und eine grölende Bella, die verzweifelt etwas gestikulierte und versuchte, ihm zu erklären was gerade geschehen war – erfolglos.
 

Zumindest, bis auf ein Mal ein Aufschrei ertönte und Lucius ihm gegenüber den Kaffee quer über den Tisch prustete. Bill schaffte es nur im letzten Moment, sich mit seiner Zeitung abzudecken. Er war allerdings erstaunt, als er ein recht bekanntes Kichern hörte, etwas höher, als das der Anderen. Na ja, abgesehen von Bella, aber die schien ihm ohnehin gerade nicht mehr zurechnungsfähig.
 

„Kleiner, du bist schrecklich!“, lachte Tom, küsste den Jüngeren und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen – ein fruchtloser Versuch, denn als Lucius wütend etwas Ei in seinen Mund schob, spuckte er gleich noch mal.
 

„Ich?!“, fragte Harry empört. „Ich hab doch gar nichts getan! Das war er doch ganz allein!“
 

„Er?!“, fragte Tom lachend.
 

„Na, ich hab ihm nicht das Salz in den Kaffee geschüttet! Oder den Zucker über die Eier!“
 

Erst diese Stimme ließ sowohl Bill als auch Lucius herumzucken. Und es fehlte wohl nicht mehr viel, um die Augen des Blonden feuerrot werden zu lassen. „Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Du schon wieder!“
 

Harry sah den Mann vollkommen unschuldig an, bevor er einen der Pancakes zusammenrollte und ein Stück davon abbiss. Dann kuschelte er sich, fast schon etwas demonstrativ, an den Älteren.
 

„H...Ha.. Harry?!“
 

“Jap,” lächelte der Angesprochene etwas.
 

„Ich bring dich uuuuuuuuuuum!“
 

„Lucius, wir haben es gesehen, du hast dir das Salz in den Kaffee gestreut, Harry hatte damit nichts zu tun. Und das mit dem Zucker warst auch ganz allein du.“
 

Lucius schnaufte, wie ein gestrandetes Walross, doch er wusste, er hatte keine Chance, was das anging. An Tom kam er nicht vorbei. Und obwohl er eigentlich nicht dazu neigte, stellte er sich gerade vor, wie er den dürren Hals des Jugendlichen um dreihundertsechzig Grad wenden würde.
 

„Ich kann nur wiederholen, es würde dir gut tun, nicht schlafend hier runter zu kommen, das habe ich dir, glaube ich, auch schon mehrfach gesagt.“
 

Lucius knurrte nur, er wollte nach seinen Pancakes greifen, aber die waren... „Weg!“
 

Bill lachte nur, vor allem, als er Harry hinter der Zeitung des anderen auftauchen sah. Merlin, der Junge war genial! Was hatte seinen bekloppten Bruder eigentlich geritten, diese Freundschaft zu verraten? Etwas Besseres hätte er nie finden können! Dieser Junge war eine so gute Seele! Und offensichtlich wirklich immer für einen Lacher gut! Nicht zu vergessen, dass der mies gelaunte, kaum zu ertragende Tom auf einmal zahm und harmlos wie ein Kätzchen wirkte.
 

„Harry!“, lächelte er dann. „Schön, dich endlich mal wieder zu sehen... und was hat es mit diesen Ohren auf sich?“
 

Überrascht sah Harry ihn an, lächelte dann aber etwas und legte seinen Kopf auf die Schulter des Anderen. „Das ist eine... lange Geschichte....“
 

„Und ich wette, sie ist richtig gut!“
 

Tom lachte darüber nur. „Allerdings – und sie ist vermutlich wesentlich länger, als du es dir auch nur denken kannst,“ fügte er dann an. Er sah auf Harry und lächelte. Ja, wesentlich länger. Über tausend Jahre lang... „Aber definitiv zu lang für ein Frühstücksgespräch,“ fügte er rasch an. „Ich will erledigen, was zu erledigen ist, dann habe ich was mit ihm vor.“
 

„Hast du?“, fragte Harry überrascht.
 

„Hab ich,“ gab Tom nur zurück. Dann wandte er sich an Lucius. „Also, steht was Wichtiges an?“
 

Lucius starrte den Mann sekundenlang empört an, doch dann riss er sich zusammen. „Eine Konferenz mit dem französischen und dem deutschen Minister, nicht verschiebbar.“
 

„Gut,“ nickte Tom ruhig. „Dann werde ich nach dieser Sitzung mit dir was machen,“ lächelte Tom. „Und ich habe auch schon einen Plan...“ Er küsste Harry vor den Augen aller, um erst gar keinen Zweifel daran zu lassen, wie sie zueinander standen.
 

Harry lächelte nur und nickte, schloss die Augen. Er fühlte sich gerade verdammt wohl und ruhig. Ganz anders, als die letzten Wochen, es war, als wäre diese schreckliche Spannung, die ihn in Schach gehalten hatte, endlich von ihm gefallen.
 


 


 

„Meinst du, es geht ihm gut?“, fragte Sirius leise, er lag mit dem Kopf auf dem Schoß des Älteren, auf die Arbeit konnte er sich kaum konzentrieren. Na ja, es war im Moment gerade ohnehin nicht so viel zu tun.
 

„Davon gehe ich aus,“ gab Fenrir nur zurück und korrigierte in Ruhe weiter. „Hätte er was Dummes getan, hätte Tom das Hirn gehabt, uns etwas mitzuteilen. Ich denke, der Bengel erholt sich bei ihm und vermutlich haben wir ihn bald zumindest während des Unterrichts wieder hier.“
 

„Das hoffe ich,“ sprach Sirius leise. „Ich will, dass er endlich ein gutes Leben hat, Fenrir! Ich weiß, dass die Dursleys Schreckliches mit ihm getan haben!“
 

Fenrir seufzte leise, er wusste, der Jüngere gab sich an Dingen die Schuld, von denen sie nicht mal so genau wussten was genau geschehen war. Wo er doch gar nichts dafür kannte! Sirius war in Askaban gewesen, er hatte nichts Falsches getan. Aber da waren die Beiden sich ähnlich – sie gaben sich die Schuld für Dinge, für die sie absolut nichts konnten. „Hör auf, dich in was rein zu steigern,“ meckerte er nur. „Wir werden sicher noch erfahren, was hinter allem steckt, daran habe ich keine Zweifel.“
 

Sirius gab ein abfälliges Geräusch von sich. Der Andere schien nicht wirklich verstehen zu wollen, hatte er manchmal im Gefühl. Aber er konnte es Fenrir auch nicht nachtragen. Der Mann war extrem praktisch veranlagt und alles, aber sicher nicht sensibel...
 

Der Werwolf grinste nur über das Verhalten: „Nun überlass es Tom, ich bin mir sicher, danach wird Harry auch endlich das Leben anfangen und sich nicht mehr im Zimmer verstecken!“
 

„Das hoffe ich...“
 


 


 


 

Lächelnd sah Tom zu Harry, der die gesamte Zeit über in seinem Büro gewartet und in der Zeit Hausaufgaben gemacht hatte. Der Ältere hatte auch keine Bedenken, dass Severus den Jungen mit Arbeit eindecken würde, während der nicht im Unterricht war. Der Jüngere hatte ihn noch gar nicht bemerkt. Leise schloss er die Tür hinter sich und beobachtete ihn einfach etwas.
 

Die Sitzung war erstmals seit Wochen erfolgreich gewesen, Pläne zur Umstrukturierung der Auroren waren beschlossene Sache und würden ab dem nächsten Tag umgesetzt werden. Nur Lucius und Bill hatten gewusst, was die Veränderung ausgelöst hatte und sie waren schlau genug, die Klappe zu halten. Er wollte nicht, dass die Sache mit Harry zu schnell publik wurde, denn dann würden die Reporter den Jüngeren nur noch mehr belästigen, als ohnehin schon.
 

Überrascht sah Harry auf, als Arme sich um seinen Hals legten, dann lächelte er aber. „Hi... schon fertig?“
 

„Für heute,“ nickte Tom nur und küsste den Jüngeren: „Und du warst fleißig?“
 

„Ich musste ja was tun,“ gab der Grünäugige leise zurück.
 

„Es wären auch noch andere Bücher da gewesen,“ zog Tom seinen Kleinen auf, zog ihn aber dann aus dem Stuhl. „Los! Gehen wir!“
 

„Gehen? Wohin?!“
 

„Überraschung!“, grinste der Ältere nur entschieden, dann drückte er den Jungen an sich, apparierte mit ihm und der Tasche, die er sich gepackt hatte. Sein Umhang lag im Büro und darunter trug er Muggelkleidung. Harry trug nur Hemd und Hose, auch nichts, was auffallen würde.
 

Hastig klammerte Harry sich an dem Anderen fest, na wenigstens keine Flooreise! Und er stellte fest, dass ihm nicht ganz so schlecht von der Bewegung wurde. Er sah sich aber dann interessiert um. Sie waren mitten auf der Landstraße, aber nicht zu weit von einem großen Bau entfernt. „Wo sind wir?“, fragte er, sah dann auf die einfache Sporttasche, die der Andere hielt.
 

„Etwas außerhalb von Newcastle,“ erklärte Tom, nahm die Hand des Anderen und lief auf das Gebäude zu. „Ich dachte, wir genießen mal etwas Freizeit weit weg von Anderen... wo deine Wunde sich so schön geschlossen hat.“
 

Harry lächelte, doch das Lächeln gefror auch, als sie sah, wo sie gelandet waren. Ein Schwimmbad... Er hatte alle Mühe, die Hand die seine hielt, nicht zu drücken oder direkt den Rückwärtsgang einzulegen. Er war bisher nur ein Mal in so was Ähnlichem, wie einem Schwimmbad gewesen und da...
 

Tom dagegen freute sich wegen seiner Idee, er selbst liebte es, zu schwimmen und löste bereits ihre Karten, zog Harry in eine Umkleide und gab ihm eine Badehose. „Wir sehen uns gleich,“ versprach er und verschwand in einer der Kabinen.
 

Harry dagegen wollte nur wieder weg, allein der Geruch verursachte, dass ihm übel wurde. Aber Tom hatte so glücklich ausgesehen. Mit einiger Überwindung konnte Harry sich selbst davon überzeugen, dass er sich umzog, er packte seine Sachen in einen der Beutel unter den Kleiderhaken und trat raus, wo Tom schon auf ihn wartete, der Mann grinste und nahm ihm die Kleidung ab, schloss sie ein und brachte Harry in die erste der großen Hallen.
 

Ja, es war etwas Anderes, als das eine Becken in der Schule, doch Harry hatte trotzdem Angst. Er wollte nicht ins Wasser, doch er ließ sich mit ziehen, vor allem da man in dem Becken noch locker stehen konnte.
 

Tom genoss das warme Wasser, er lächelte, war aber etwas überrascht, als Harry sich an ihn drückte. „Ist was?“, fragte er besorgt.
 

„Ähhh, nein,“ nuschelte der Grünäugige sofort, „Ich....finde nur, dass es bequem ist...“
 

„Na dann,“ lächelte Tom nur und legte seinen Arm um den Jüngeren, er blieb noch eine Weile sitzen, stand aber dann auf: „Komm! Gehen mit mal raus und erkunden die Becken!“
 

Nur ungern folgte Harry dem Anderen, er hangelte sich am Rand entlang, immer darauf bedacht, sich irgendwo festhalten zu können, doch es machte ihm Spaß, zuzusehen, wie Tom vor ihm schwamm und sich selbst benahm, wie ein Jugendlicher. Zumindest einer von ihnen genoss den Ausflug. Er merkte, wie er angestoßen wurde, vermutlich nicht mal aus böser Absicht, doch trotzdem mitten im Wildwasserkanal und in der plötzlichen, irrationalen Panik, keine Luft zu bekommen, schaffte er es nicht, nach oben zu kommen! Es war, als würden ihn Hände immer tiefer drücken, so, wie früher, im Schwimmunterricht, als Dudley und seine Freunde mit ihm ‚gespielt’ hatten. Seine Lungen brannten höllisch und Harry merkte, wie ihm schummrig wurde, doch dann war er da, stark, sicher und zuverlässig.
 

„Harry?“, fragte Tom überrascht, doch er sah den Jüngeren nicht mehr. Dabei war er gerade noch hinter ihm gewesen! Hastig sah er sich um. „Harry?!“, rief er erneut, während er die Druckdüsen spürte, als der Wildwasserkanal angesprungen war. „Harry!“ Da! Warum? Warum kam er denn nicht hoch? So tief war das Wasser doch gar nicht! Hastig tauchte er, packte den Jüngeren und zog ihn wieder an die Oberfläche, brachte ihn wieder nach drinnen und setzte sich dort mit ihm auf eine der Wasserbänke, froh, dass gerade nur recht wenig Betrieb war. Mit einem schnellen Zauber half er Harry, die Atemwege wieder frei zu bekommen. „Harry, was war los?“
 

Harry starrte den Anderen an, als er wieder Luft bekam, klammerte sich dann verzweifelt an Diesen. Er brachte kaum etwas heraus.
 

„Harry, kann es sein, dass du nicht schwimmen kannst?“, fragte Tom auf ein Mal. Das würde das gesamte Verhalten des Jüngeren, seit sie hier drin waren, erklären.
 

Harry schniefte nur und nickte dann. „Ja,“ flüsterte er erschöpft. „Halt mich bitte?“, fügte er zitternd an.
 

Tom sagte nichts, er wickelte den Anderen nur in eines der Handtücher ein und drückte ihn an sich. „Da ist mehr, oder?“, hakte er sanft nach. „Du hattest eine Panik, denn du hättest dich nur hinstellen müssen und wärest wieder über Wasser gewesen.“
 

Harry sagte nichts, versteckte sich nur an der Brust des Älteren.
 

„Harry?“, hakte Tom ruhig nach. „Du kannst es mir sagen, das weißt du doch.“ Er strich leicht über Harrys Rücken und wusste gar nicht mehr, ob das Spaßbad doch so eine gute Idee gewesen war, er hätte doch Disneyland nehmen sollen. „Was ist passiert?“
 

„Ich... war damals noch... klein,“ brachte Harry leise heraus. „Ich musste mit der Grundschule zu... einem Schwimmkurs und.... Dudley und seine Freunde, sie... haben mich... runter gedrückt, ich... wäre...“
 

„Schh,“ sanft drückte Tom den Jüngeren an sich, küsste ihn. „Es ist gut. „Du bist nicht mit ihm hier, sondern mit mir und Schwimmen kann was tolles sein! Nur – wie bitte hast du damals während des Turniers den See überstanden?“
 

„Ich bin... rein gestoßen worden..,“ gab Harry leise zu. „Ich wäre von selbst nie rein gegangen. Ich habe Angst... vor tiefem Wasser...“
 

„Auch, wenn ich dich halte?“, fragte Tom leise.
 

Das brachte Harry zum lächeln. „Vielleicht nicht,“ gab er leise zurück. Er erinnerte sich, wie die Arme des Anderen ihn wieder an die Oberfläche gezerrt hatten.
 

Tom strich dem Grünäugigen sanft über die Seite. „Na, dann wirst du wohl mit mir schwimmen müssen, lass dir von den Erinnerungen nicht den Spaß wegnehmen, ich bin die ganze Zeit da und passe auf dich auf, ja? Schwimmen kann wirklich schön sein, es wäre schade, wenn du dir das nehmen lässt.“
 

Es war seltsam, aber Harry fühlte sich besser, als er es endlich zugegeben hatte. Er nickte. „Mit dir,“ stimmte er leise zu. „Mit dir würde ich fast alles machen,“ gab er dann zu. „Ich vertraue dir.“
 

„Das freut mich,“ gab Tom sanft zurück. Er wickelte Harry wieder aus dem Handtuch. „Bereit, einen neuen Versuch zu starten?“
 

„Nur, wenn du bleibst....“
 

„Die ganze Zeit,“ versprach der Andere nur. In Gedanken aber rückte die Sache mit den Dursleys immer weiter nach Vorn. Er musste endlich wissen, was geschehen war! Was, wenn er sich nicht rechtzeitig umgedreht hätte und gemerkt hätte, dass Harry verschwunden war?! Nicht auszudenken! Er drückte den Jüngeren kurz, dann stand er auf, setzte den Jüngeren auf der Erde ab. „Also komm, gehen wir erst mal in den Whirlpool, der ist schön warm, da können wir uns entspannen und danach gehen wir zum Schwimmerbecken...“
 


 


 


 

Lucius runzelte die Stirn, er überprüfte die Adresse ein weiteres Mal, aber die besagte, dass er richtig war und er war angeekelt. Die gesamte Straße war vollkommen einheitlich, kein Haus unterschied sich vom Anderen und nur die Blumen in den Vorgärten unterschieden sich etwas. Das hier war so muggel! So stillos und eintönig! Nichts, wo er sich auch nur im Entferntesten wohl fühlen könnte! Aber wie hatte man hier ein Kind misshandeln können, ohne, dass es auffiel? Wie hatten diese Leute das bewerkstelligt?!
 

Mit seinem Stock klopfte er gegen die Tür und wartete. Nicht lange. Nur zu schnell hörte er eine reichlich unangenehme Stimme und sah sich zu Bill um, der nur mit den Schultern zuckte. Der Rotschopf war mit zwei weiteren Auroren mitgekommen. Es sollte ja auch alles seine Richtigkeit haben.
 

Die Tür flog auf – und wurde sofort wieder zugeworfen. Zumindest probierte eine Frau eben das, die große Ähnlichkeit mit einem Ackergaul hatte. Nur war Bill schneller. Der Rotschopf schoss an ihm vorbei und hielt die Tür fest. „Das ist aber nicht sehr höflich,“ lächelte der junge Mann mit einem unheimlichen Gesichtsausdruck.
 

„Vernon! Freaks!“
 

„Das ist aber nicht sehr höflich,“ stellte Lucius ebenso fest, während er sich in das Zimmer drängte. „Ich finde dieses Verhalten sogar ausgesprochen unhöflich,“ fuhr er fort. „Nun, aber das war wohl zu erwarten, bei Leuten, die Kinder misshandeln, Auroren, festnehmen.“
 

„Kinder?!“, schrie Petunia. „Ich habe nie Hand an ein Kind gelegt!“
 

„Und was ist mit Harry?“, spie Bill aufgebracht.
 

„Freak! Das ist ein Freak! Wir haben nur versucht, einen Weg zu finden, damit er kein Freak mehr ist! Er ist eine Schande! Wie meine verfluchte Schwester! Er... Vernoooooooooooooon!“
 

Lucius sah auf – und bekam den nächsten Schock. Was war denn das?! Eine wandelnde Tonne?! Wie konnte so was nur existieren? Wie konnte man sich so maßlos verhalten? Und das Schlimmste – es gab sie im Doppelpack. Und Beide mit Stöcken bewaffnet. Keine Pistolen, die kannten sie inzwischen, seit Tom damit fast niedergeschossen worden wären.
 

„Was wollt ihr Freaks hier?!“, brüllte Vernon mit hochrotem Gesicht. „Verpisst euch! Wir wollen nicht mit Freaks zu tun haben! Weg! Oder wir schlagen euch die anormalen Schädel ein!“
 

Lucius hob nur eine Augenbraue. „Und wie willst du das machen, du Fettwal?“, fragte er nur amüsiert. Noch immer machte er sich nicht mal die Mühe, seinen Zauberstab zu ziehen.
 

„Los! Dudders!“
 

Im selben Moment, als die Beiden vorstürzten, flogen einige einfache Bindezauber, so, dass die Wale übereinander fielen. Mit sehr unappetitlichen Geräuschen nebenbei bemerkt. „Sie sind festgenommen, alle Drei,“ sprach Lucius dann emotionslos. „Verdacht auf schwere Kindesmisshandlung an Harry James Potter.“
 

„Was?! Wegen dieses Freaks?“, brüllte Vernon. „Ich habe nichts Unrechtes getan! Ich...!“
 

Mit einem einzigen Zauber herrschte wieder herrliche Ruhe. „Gut,“ gab Lucius ruhig zurück. „Ich will, dass diese Wale und der Ackergaul in getrennte Zimmer kommen, “ erklärte Lucius den beiden Auroren, die für den Abtransport verantwortlich waren. Als die Tür anschließend wieder frei war, trat er mit Bill ein, um weitere Beweise zu sammeln.
 

Nur mit Widerwillen trat Lucius dann in das Haus, er sah sich um. Auf dem Boden lagen einige heruntergefallene Rahmen und an der Wand hingen Weitere. Darauf – ein unglaublich fettes Kind, der fette Mann und der Ackergaul. Eine abstoßende Familie. Wer vollkommen fehlte, war Potter.
 

„Hier!“, rief Bill auf ein Mal.
 

„Hier was?“ entgegnete Lucius nur, während er zu dem Rotschopf trat – zu einem kleinen Schrank unter einer Treppe.
 

„Hier hat er geschlafen, das hier war Harrys erstes Zimmer,“ erklärte Bill leise. Er wusste es von dem Brief, den die Zwillinge mal in die Hand bekommen hatten. Und darin lag auch noch eine ausgediente Matratze unter Putzeimern, zusammen mit einer löchrigen Decke auf der deutlich Blutspuren zu sehen waren.
 

„Na toll,“ murmelte Lucius nur. Tom würde toben, wenn er das erfuhr und er würde es erfahren, da er diese Leute selbst zu befragen gedachte. Das konnte nur in einem Blutbad enden. „Sehen wir zu, dass wir alles dokumentieren, ich will hier raus.“
 

Bill nickte einfach nur, auch er mochte diesen Ort nicht und so beeilten sie sich, sie waren Beide erleichtert, dass sie wieder im Ministerium waren, die Taschen voller Beweise für etwas, dass sie nicht fassen konnten. Selbst Lucius schwieg und er beschloss, dass er, auch, wenn es nervte, Potter nicht mehr anschreien würde, wenn der ihn beim Frühstück wieder beklaute. Er würde auch mit Draco reden, der Junge brauchte einen Freund, einen Richtigen, einen in seinem Alter...
 

Bill selbst konnte sich inzwischen leider ein viel zu gutes Bild von dem malen, was Harry durchgemacht hatte, er saß auf seinem Stuhl am Schreibtisch, er sah zu dem Anderen, der selbst tief in Gedanken zu sein schien. „Was jetzt?“, fragte er schließlich.
 

„Tom wird die Leute morgen befragen, er ist gar nicht da, “ gab Lucius ruhig zurück. „Und er will diese Befragung persönlich machen, morgen Vormittag.“
 

„Wie geht es ihm?“
 

„Tom? Gut.“
 

„Harry!“
 

„Er hat heute Morgen mein Frühstück ruiniert, also gehe ich mal von gut aus,“ gab Lucius trocken zurück.
 

Bill grinste nur, dann nickte er und legte die Sachen vor sich ab. „Was machen wir dann noch?“
 

„Nach Hause gehen und den Rest des Tages genießen...“

Neue Freundschaften

Es war seltsam, aber seit er bei Draco zusammengebrochen war, traf er sich jeden Tag mit dem Blonden, den er inzwischen wirklich mochte. Und jeden Tag wartete Draco auf ihn, meist gingen sie dann in sein Zimmer, die Slytherins beobachteten ihn meist und sahen dann wieder weg, noch war kein böses Wort gefallen und auch, wenn sie Granger und ihrer Gang das Leben wirklich zur Hölle machten, ließen sie ihn immer in Ruhe.
 

„Hi,“ lächelte Draco nur und beobachtete Ron. Er war schon froh, dass der Andere überhaupt zurückgekommen war, nachdem er diesen gestern einfach geküsst hatte. Aber Ron hatte so drollig ausgesehen!
 

„Hi auch,“ gab Ron zurück und folgte dem Anderen, ließ sich dann auf dessen Bett fallen. „Ich hab so die Nase voll!“
 

Ruhig setzte Draco sich ebenfalls hin: „Wovon genau?“
 

„Von dem ewigen Gestreite in Gryffindor,“ kam es ohne zu zögern. „Alle sind genervt, Granger und ihre Gang versuchen, die Jüngeren zu terrorisieren und dumm, wie es klingt, aber das leere Bett in meinem Schlafsaal macht mich langsam echt wahnsinnig.“
 

„Kann ich verstehen...“
 

„Hat.. dein Vater sich gemeldet?“, fragte Ron schließlich leise. Er schloss die Augen.
 

„Gestern.“
 

„Und?“
 

„Rein gesundheitlich geht es ihm gut,“ erklärte Draco. „Tom kümmert sich um ihn und sonst sieht ihn eigentlich kaum einer. Aber überleg mal – wenn es ihm schlecht ginge, wäre Black sicher nicht hier, sondern bei ihm. Also mach dir nicht so viele Gedanken.“
 

„Tom? Tom Riddle? Warum? Ich versteh das nicht! Warum sollte ausgerechnet er sich um ihn kümmern?!“
 

„Keine Ahnung,“ gab Draco nur schulterzuckend zurück. „Frag Potter doch, wenn er wieder hier ist.“
 

„Du meinst, er kommt wieder hierher?“
 

„Jap. Ich denke schon. Ich hab auch versucht, mit Onkel Sev zu reden, aber der hat mich beim Thema Potter einfach aus dem Büro geworfen. So, als hätte der ihm was getan. Aber Sev war ja da schon immer etwas komisch.“
 

„Küss mich.“
 

„Bitte... was?“
 

Ron seufzte etwas. „Du hast es doch auch gestern getan,“ gab er zurück. „Und ich fand es nett. Also – mach es noch mal?“
 

„Bist du etwa darum heut schon wieder hier?“, fragte Draco amüsiert, beugte sich aber zu dem Anderen herunter.
 

„Warum auch nicht?“, fragte Ron zurück. „Hast du was dagegen?“
 

„Nicht wirklich,“ kam es prompt zurück. „Aber nur damit eines klar ist – während du mit mir knutschst, sind Andere definitiv tabu!“
 

„Das kommt darauf an, wie gut du küsst,“ ärgerte er den Anderen sofort.
 

„Na warte,“ knurrte Draco nur und fiel regelrecht über den Anderen her, küsste ihn richtig und er merkte schnell, dass der Rotschopf sich wohl nicht weiter umsehen würde, das stellte er sofort fest.
 

Ron grinste, als sie sich voneinander lösten. „Ich glaub, mit dir halt ich es eine Weile aus, zumindest kannst du küssen.“ Dann aber lehnte er sich an den Anderen und schloss die Augen. Das tat gut, es tat wirklich gut, mal abzuschalten. Hier konnte er es, hier dachte er nicht ganz so viel nach. Das tat wirklich gut.
 

„Was ist?“, fragte Draco nach einer Weile.
 

„Ich weiß nicht, ich denke, dass ich Harry wirklich Unrecht getan habe und dass er das nicht verdient hat. Ich hab ihn die letzten Wochen beobachtet, ich möchte es wieder gut machen, wenn er hierher kommt...“
 

„Dann werd ich dabei helfen,“ gab Draco ruhig zurück. „Ich wollte schon immer mit ihm befreundet sein,“ fügte er amüsiert an. „Und dann können wir ihn auch besser vor Granger abschirmen, warum auch immer er sich selbst nicht gewehrt hat.“
 

„Weil er Gewalt eigentlich abgrundtief hasst,“ erklärte Ron. „Er hat immer getan, was man von ihm erwartet hat, aber er hat es gehasst. Beim trimagischen Turnier zum Beispiel musste man ihn mit Gewalt in den See schmeißen. Er wollte das alles nie nur habe ich das nicht sehen wollen, Granger hat immer nur gestichelt, dass er schon wieder im Mittelpunkt steht und ich...“
 

„Du hast dich voll aufs Glatteis führen lassen, ja,“ nickte Draco: „Aber wenigstens wurdest du nicht als Flummi missbraucht!“
 

„Du hattest es verdient!“
 

„Lustig war es für mich trotzdem nicht!“
 

„Nein, aber für alle Anderen!“
 

„Hrmpf...!“
 


 


 

„Ist alles vorbereitet?“, fragte Tom ruhig, als er aus seinem Kamin schritt. Harry war in seiner Bücherei und holte den Unterrichtsstoff nach, beziehungsweise arbeitete etwas vor, da er ab der nächsten Woche zumindest wieder am Unterricht teilnehmen sollte. Und die Zeit hatte er genutzt, um einen Schwur einzulösen.
 

„Ja,“ gab Lucius ruhig zurück. „Die drei Zimmer sind gerichtet, alle drei... Personen... stehen seit zwei Minuten unter starkem Veritasserum. Sie werden alles wahrheitsgemäß beantworten, ein Teil des Wizgamonts ist da und überall liegen Diktatfedern. Von uns war noch niemand drin, keiner hat Fragen gestellt, wir haben auf euch gewartet.“
 

Tom nickte. Ruhig atmete er noch ein Mal durch, dann öffnete er die erste Tür. Darin war ein Tisch mit zwei Stühlen, hinter einer Abtrennung standen die Mitglieder des Wizgamont, die noch keine Ahnung hatten, warum sie überhaupt hier waren. Und auf einer Seite des Tisches saß ein Mann, wenn man ihn denn so bezeichnen wollte, der mindestens so viel zu wiegen schien, wie eine ausgewachsene Seekuh. Die Augen waren glasig, ein Zeichen, dass das Serum bereits wirkte. Äußerlich so ruhig wie möglich setzte Tom sich, sah dann auf die magischen Fotos, die vor ihm ausgebreitet lagen.
 

Ein kleiner Schrank, in dem man kaum aufrecht stehen konnte, mit einer zerfledderten Decke auf einer kaputten, alten Matratze. Eingetrocknete, braune Flecken ließen Blut erahnen. Toms Gesicht wurde noch eine Spur starrer. War es das? Hatte man Harry hier eingeschlossen und ihn seinem Schicksal überlassen, statt ihn zu trösten!? „Nennen Sie Ihren vollständigen Namen,“ forderte Tom steif.
 

„Vernon Dursley,“ kam es tonlos zurück.
 

„Wurde Harry James Potter in Ihre Obhut gegeben?“
 

„Ja.“
 

Kurz atmete Tom durch. „Wann haben Sie ihn das erste Mal geschlagen?“
 

„Als er drei war.“
 

„Warum?“
 

„Der Freak war mir im Weg,“ kam es monoton zurück.
 

„Warum nennen Sie Ihren Neffen einen Freak?“, bohrte Tom nach. Eigentlich schrie alles in ihm danach, den Anderen zu zerfleischen, aber das konnte er nicht einfach so tun...
 

„Weil er es ist. Wir wollten ihn nie, aber der Alte, der ihn bei uns abgeladen hat, hat uns Geld gezahlt, damit wir ihn behalten. Aber er hat nie gesagt, dass wir nett zu ihm sein müssten, immerhin ist er abnormal, wie seine bekloppten Eltern, die sich von einem Irren haben killen lassen.“
 

„Woher hat Harry die vielen Striemen auf seinem Rücken?“, hakte Tom nach, obwohl er fast schon Angst vor der Antwort hatte.
 

„Strafen.“
 

„Wofür?“
 

„Wenn er wieder mal Mist gebaut hat.“
 

„Was hat er getan?“, wiederholte Tom, nun langsam wirklich sauer.
 

„Er hat nicht schnell genug gearbeitet, er hat seine Liste nicht geschafft, er hat Geschirr zerdeppert, er hat Pfannen fallen lassen. Der Freak ist für nichts gut.“
 

„Nicht schnell genug...?“, fragte Tom ungläubig.
 

„Er war zu nichts gut,“ kam es monoton zurück. „Er hat seinen Unterhalt nicht verdient. Also habe ich ihn gestraft, wie es sich gehört – mit dem Gürtel.“
 

„Wann das erste Mal?“, fragte Tom, während seine Hände sich zu Fäusten ballten.
 

„Als er vier war, er hat die Pfanne mit meinem Frühstücksspeck fallen lassen, nachdem er den ohnehin schon hatte anbrennen lassen.“
 

„Er musste kochen, als er vier war??!“
 

„Ja.“
 

„Wo war sein Zimmer?“
 

„Unter der Treppe, in einem Abstellschrank.“
 

„Warum? Es gibt genug Zimmer in diesem Hause!“
 

„Warum hätte Dudders sich für einen Freak einschränken sollen? Der Freak war kein Zimmer wert.“
 

Nur die Hand auf seinem Arm hinderte Tom daran, aufzuspringen und den Fettsack zu Tode zu foltern. Er sah zu Lucius, der nur leicht den Kopf schüttelte. Dann zwang er sich, durchzuatmen und nickte. Nein, er würde sich nicht zu so etwas herablassen, der Blonde hatte Recht. „Wie oft hat er zu Essen bekommen?“
 

„Alle zwei bist drei Tage, wenn er seine Aufgaben erfüllt hat.“
 

„Haben Sie ihn je ins Krankenhaus gebracht?!“
 

„Nein, er ist das Geld nicht wert. Dafür kaufe ich lieber Dudders neue Spielsachen.“
 

„Ich fasse es nicht!“, presste Tom zwischen den Zähnen hervor. Er musste mehrfach tief durchatmen, bevor er zu den alten Herren des Wizgamont sah. „Nun?“, fragte er kühl. „Wie sieht Ihr Urteil aus?“
 

Die Männer sahen sich an und begannen, sich gegenseitig Zeichen zu machen, es dauerte nicht wirklich lang, denn offenbar hatte Lucius gute Vorarbeit geleistet, bevor die Männer den Muggel für eindeutig schwer schuldig befanden.
 

„Gut,“ gab Tom kalt zurück. „Dann werde ich urteilen! Ich will, dass diese Bedrohung weggeschafft wird! Weit weg! Schafft ihn nach Askaban!“
 

Lucius machte ein knappes Zeichen, woraufhin zwei Auroren, die an der Tür gestanden hatten, sich erhoben und den Mann wegschafften – bis zu dessen richtigem Prozess.
 

Danach verhörte Tom noch die anderen Beiden. Die Frau ließ er angeekelt wegschaffen, die Karikatur eines Jungen aber ließ er in eine Jugendbesserungsanstalt der Muggel bringen. Der war von seinen Eltern geprägt und engstirnig gemacht worden. Vielleicht konnte er noch mal ein normales Leben beginnen, in dem ihm gezeigt wurde, wie man lebte und in dem man ihn wieder zu einem menschenähnlichen Wesen machen würde.
 

Danach hatte er nur noch das dringende Bedürfnis, zu Harry zu kommen und ihn in die Arme zu nehmen, ihm versichern, dass so etwas nie wieder geschehen würde. Doch noch ging es nicht, er musste die Verhördokumente und Beschlüsse gegenzeichnen und sich mit einem Minister aus Frankreich treffen...
 

Es schien und schien nicht enden zu wollen, doch kaum hatte er die Gelegenheit, wälzte er alles Weitere auf Lucius ab und verschwand. Er war wirklich erleichtert, als er wieder in seinem Zimmer aus dem Kamin kam, warf seinen Umhang über einen der Stühle und sah sich erst mal um. Nein, hier war Harry gerade nicht.
 

„Du bisssssssst früh hier...“
 

„Nagini,“ stellte Tom überrascht fest. „Sssssieh einer an, wassssssssssss machssssssssst du hier?“
 

„Nachdem du wieder normal bissssssssst... ich habe mich mit Harry unterhalten, er issssssssssst nicht ssssssso ssssssschlecht...“
 

„Sssssssssschon gut, reib essssssssss nur weiter rein, “ knurrte Tom missvergnügt. „Wo issssssssssst er?“
 

„In der Bücherei...“
 

„Dann ssssehe ich dich wohl sssssssspäter,“ gab Tom nur zurück und machte sich auf den Weg. Ja, da saß er, auf dem Boden in einer Ecke der Bücherei, ein Buch auf den Knien, ohne irgendwas um sich herum wahr zu nehmen, bedachte man, dass er nicht mal aufsah. Leise trat er näher, doch Harry bemerkte ihn wirklich erst, als er diesem das Buch sanft aus der Hand nahm und ihn küsste.
 

„Hi!“, strahlte Harry überrascht. „Du bist schon da?“, fragte er dann. „Ich dachte, du wärest nicht vor Nachmittag hier...“
 

„Das ist das Tolle daran, der Boss zu sein,“ grinste Tom nur. „Ich kann Arbeit auf Andere abwälzen.“
 

Harry kicherte etwas, kuschelte sich in die Umarmung des Anderen. „Das ist aber nicht wirklich fair Lucius gegenüber,“ stellte er nur fest.
 

„Ach? Aber ihm sein Frühstück klauen und ihn beim Frühstück lächerlich machen ist besser?“, fragte Tom gespielt empört, wenig überrascht, dass der Andere sofort wusste, wem er die Arbeit abgewälzt hatte.
 

Harry kicherte nur. „Das ist Unterhaltung,“ verteidigte er sich. „Und du lachst schließlich auch jedes Mal!“
 

„Wo du Recht hast,“ seufzte Tom nur theatralisch, stand auf und zog den Jüngeren auch entschieden auf die Beine zurück. „Ich wette, du hast noch nicht gegessen! Stimmts?“
 

„Essen? Es ist doch erst...!“
 

„Drei Uhr nachmittags! Lange über das Mittagessen hinaus! Komm, wir gehen ins Zimmer, du bekommst zumindest ein Sandwich bis zum Abendessen.“
 

„Ja, Mami,“ zog Harry den Älteren auf, folgte ihm aber nur zu bereitwillig und machte es sich dann in deren Zimmer auf Toms Schoß bequem. Er wurde immer noch recht schnell müde und der Herzschlag des Anderen wirkte so schön beruhigend...
 


 


 

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21.1.1004
 

Heute hatte Godric einen regelrechten Zusammenbruch, er ist einfach so in sich zusammen gesackt, mitten auf dem Gang. Er hat gesagt, er habe sich gefühlt, als habe ihn die Kraft einfach so verlassen. Und das Schlimmste ist, dass das sogar stimmt. Seine Lebenskraft verlässt ihn und niemand kann etwas dagegen tun.
 

Und es ist erst der Anfang, es wird noch viel, viel schlimmer werden. Erst werden es diese kleinen Schwächeanfälle sein, er schläft ohnehin schon so viel, dann werden immer mehr seiner Zauber nach hinten losgehen, und dann... dann wird er kaum noch aus dem Bett kommen. Ein Organ nach dem anderen wird seinen Dienst versagen...
 

Ich ertrage schon allein den Gedanken daran nicht. Ich kann Ric nicht verlieren! Nicht ihn! Und doch... ich sehe in seinen Augen, dass es so kommen wird, dass auch meine neuen Forschungen nicht rechtzeitig kommen werden. Warum? Warum er? Warum ist er krank geworden? Warum wird er mir weggenommen? Was haben wir getan, um das zu verdienen? Ich liebe ihn doch so sehr!
 

Und wie viel Zeit bleibt uns noch? Diese Krankheit kann sehr schnell voranschreiten, oder sie kommt schleichend. Wie bei Ric. Es hat so harmlos angefangen, aber inzwischen sieht man, dass er krank ist, manchmal sind seine Augen glasig und er hat Fieber, er beharrt aber darauf, dass es ihm gut geht, dass er keine Hilfe braucht, dass er weiter machen will, wie bisher. Ich habe das Gefühl, dass das alles nur noch schneller vorantreibt. Er sollte sich schonen und mir so die Zeit erkaufen, die ich brauche, um an dem Gegenmittel zu forschen! Stattdessen tut er so, als wäre nichts..
 

Ich habe solche Angst...

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„He! Kleiner! Wie geht es dir? Du siehst auf jeden Fall endlich besser aus!“, redete Sirius auf seinen Patensohn ein, als der mit seiner üblichen Eleganz fast eine Bruchlandung vor den Kamin hingelegt hätte, hätte er diesen nicht aufgefangen.
 

Harry lächelte etwas, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Ich hasse Flooen,“ murmelte er nur.
 

„Das sieht man gar nicht,“ grinste der Ältere nur und half Harry, die Uniform wieder zu richten. Er wuschelte dem Anderen durch die Haare. „Freust du dich auf den Unterricht?“
 

Harry lächelte nur etwas gezwungen. „Sehr,“ gab er nur zurück. Tom hatte an dem Morgen lange auf ihn einreden müssen, um ihn überhaupt aus dem Bett zu bekommen. Neben der Tatsache, dass er sich nicht wirklich wach fühlte, da er in der Nacht nicht gut geschlafen hatte, war es für ihn alles andere als eine Freude, wieder hier zu sein. Er wusste, Granger würde ihn sehen und der ganze Terror würde von vorn beginnen, auch, wenn er durchaus vor hatte, sich dieses Mal auch zur Wehr zu setzen.
 

„Komm schon!“, grinste Sirius. „Du bist Kind eines Herumtreibers! Mach unserem Namen alle Ehre!“
 

Harry machte sich nicht mal die Mühe, darauf hinzuweisen, dass er wohl eher das Gegenteil war, er brachte es nicht über das Herz, Sirius darauf anzusprechen. Stattdessen nickte er. „Ich werde es ihnen zumindest schwer machen,“ gab er zurück.
 

„Das wollte ich hören!“, nickte Sirius bestimmt. „Hast du gefrühstückt?!“
 

„Ja, Daddy,“ grinste Harry nur. „Und Lucius seinen Speck geklaut, ihm seinen Kaffee versalzen und ihn dazu gebracht, sich lächerlich zu machen.“
 

„Das ist ein Herumtreiber!“, grinste Sirius nur stolz, er öffnete die Tür: „Also, dann los! Stellen wir uns dem Tag, ich seh dich in der dritten Stunden und nun mach, dass du zu Fenrir kommst! Auch, wenn er es nicht zeigt, er freut sich auch schon, dich wieder zu sehen.“
 

Harry umarmte den Anderen nur und nahm dann seine Tasche wieder. „Bis dann,“ brachte er heraus und verließ das Quartier des Anderen. Er war erleichtert, dass die Gänge fast leer waren, andererseits war hier das Lehrerquartier, hier waren nie viele Schüler. Die würden erst später kommen.
 

Aber auch die normalen Hallen waren schon leer, da die meisten sich zum verhassten Morgensport versammelt hatten. Harry atmete noch ein Mal tief durch, bevor er nach draußen auf den Vorhof trat. Er musste ja nicht mitmachen, weswegen er keine Sportkleidung dabei hatte, aber er mochte die Aufmerksamkeit generell nicht, die ihm zuteil wurde, sobald er auftauchte. Aber da niemand reagierte, wusste er, dass er nicht erwartet worden war. Er setzte sich nur unauffällig auf einen Stein und wartete.
 

Fenrir gab gerade Instruktionen. Er war hart, aber er war es nicht grundlos. Die wenigsten dieser Kinder waren in der Lage, eine kurze Strecke zu rennen, ohne danach ihre Zungen vom Boden aufrollen zu müssen. Allerdings sah er, wie Harry sich zu den Anderen schlich. Der Junge sah besser aus, nicht gut, aber besser. Immer noch bleich und dürr, aber seine Augen waren wieder lebendig. Unruhig, weil er vermutlich eine gewisse Angst hatte, aber das war normal.
 

Ohne erst mal weiter darauf einzugehen, begann er, die Schüler zu drillen, wobei es seine Werwolfsinne waren, die ihm sehr dabei halfen, die beiden Jahrgangsstufen, die er bei sich hatte, zu überwachen.
 

„So, und nun zum Schluss will ich, dass ihr gegeneinander kämpft – ohne Zauberstab mit den Übungen, die wir seit zwei Monaten jeden Merlin verfluchten Tag üben! Paare! Und Zauberstäbe zu mir!“
 

Sofort erhob sich übelster Protest von allen Seiten, doch es reichte ein einziger, eisiger Blick um sie zum schweigen zu bringen. Was Fenrir sehr erleichterte. Das war das Schönte – dass die Blagen vor ihm mindestens so eingeschüchtert waren, wie vor der Kräuterhexe selbst.
 

„Ich will nicht!“, brüllte Hermine erbost. „Das ist pure Schikane!“
 

„Miss Granger,“ lächelte Fenrir falsch. „Gerade Sie sollten die Klappe halten. Sollten Sie nicht bei allem, was Sie erlebt haben, wesentlich fitter sein, als Andere, vor allem, da Sie von Muggeln aufgezogen wurden, die sehr klare Vorstellungen von Ernährung und Fitness haben, oder verdanken Sie Ihre Figur ausschließlich den Schönheitstränken, die Sie nehmen? Versuchen Sie gar nicht erst, etwas zu leugnen, ich rieche es... Sie wissen sicher, dass Werwölfe eine sehr empfindliche Nase haben.“
 

Die entsetzte Schülerin starrte den Werwolf an, sagte aber nichts und legte nun doch ihren Zauberstab auf den Haufen der Anderen, nicht ohne den Professor, den sie eigentlich nicht mal als solchen anerkennen wollte, böse anzustarren.
 

„Los!“
 

Harry beobachtete die hilflosen Versuche der meisten, sich zu wehren. Ron .. Weasley.. hielt sich nicht schlecht, aber der hatte ja auch eine gewisse Übung, Draco Malfoy war zu seinem Erstaunen auch nicht schlecht. Aber die meisten waren mit ihren Armen und Beinen hoffnungslos überfordert, man merkte auch, wer Quiddich spielte und wer nur zusah. Aber generell – es war nichts gegen das, was man ihn zu lernen gezwungen hatte und er hatte niemanden gehabt, der es ihm erklärte, er hatte nur durch Zeitschriften und Bücher gelernt und konnte sich besser verteidigen.
 

„Und Potter muss wieder nichts tun!“, brüllte Hermine auf ein Mal. Sie war mal wieder auf dem Rücken gelandet und das dank einer dummen Slytherinschlampe! Und dann hatte sie das Weichei gesehen, am Eingang, auf den Treppen, ohne etwas zu tun.
 

„Miss Granger, Potter ist aufgrund einer Krankheit...!“
 

„Schon gut, Professor,“ gab Harry nur leise zurück und zog sich den Umhang aus, auch, wenn er so seinen Schwanz preis gab, der wie immer eng um seine Taille geschlungen war. Dann sah er die Brünette an. „Los,“ meinte er nur. „Greif mich an. Oder sag irgendwem hier, dass er es tun soll.“
 

Hermines Augen leuchteten unheilverkündend, während sie herumwirbelte und wahllos auf einen Slytherin aus dem Quiddichteam deutete, dann hämisch grinste.
 

„Professor! Das ist nicht fair!“, schaltete Draco sich entsetzt an. „Grayden hat Übung und er ist doppelt so breit wie...!“
 

„Schon gut,“ gab Harry nur zurück, zog sich auch den Pullover aus, legte seine Krawatte darauf und stellte sich hin. „Greif mich an,“ forderte er ruhig. Und der Slytherin tat es, ohne zu zögern. Harry wich mit einer eleganten Seitwärtsbewegung so aus, dass er den Angriff nicht frontal abbekam, packte den Vorbeirennenden beim Arm und drehte sich selbst entgegen dessen Richtung. Es ertönte ein hoher Schrei, bevor der Ältere und eigentlich Stärkere einfach zusammen sackte. Dann nahm Harry ganz ruhig seine Sachen und zog sich wieder an. „Hier geht es nicht um Stärke, nur darum, die Kraft des Gegners für sich zu nutzen. Es ist keine Kunst, wenn man es ein Mal begriffen hat.“
 

Fenrir lächelte den Jüngeren durchaus stolz an und gab ihm den Zauberstab, der aus der Umhangtasche gerollt war. Auch nicht der, den er an seinem ersten Tag in der magischen Welt erhalten hatte, sondern einen Neuen, den er von Sirius und ihm bekommen hatte, als sie ihn endlich eingekleidet hatten. „Gut gemacht,“ nickte er anerkennend. „Woher auch immer du das gelernt hast,“ fügte er mit einem Stirnrunzeln an. Dann wandte er sich an den Rest der Leute. „Ich hoffe, ihr habt etwas daraus gelernt! Und jetzt verschwindet!“ Erst, als alle weg waren, wandte er sich an Harry. „Alles in Ordnung? Du sollst dich doch nicht anstrengen!“
 

„Das war nicht anstrengend,“ gab Harry nur zurück. „Es war eigentlich ganz leicht.“
 

„Na ja, zumindest siehst du besser aus,“ gestand der Werwolf dem Jüngeren schließlich zu. „Und jetzt mach dich ab, du hast sicher noch Unterricht.“
 

Harry grinste nur und packte seinen Rucksack, wollte los – und war überrascht, als ausgerechnet sein ehemaliger bester Freund und Malfoy an der Tür auf ihn gewartet hatten. Automatisch wurde sein Gesicht ausdruckslos und er wollte an ihnen vorbei rennen, doch der Blonde war schneller.
 

„Jetzt wart doch mal, Potter!“
 

„Warum?“, fragte Harry nur, machte sich aber von dem Anderen los, auch, wenn er sein Tempo um einiges verlangsamte.
 

„Weil es sich so schlecht im Rennen redet?“, schlug Draco sofort trocken vor.
 

Dieses Mal blieb Harry tatsächlich stehen. „Was gibt es?“, fragte er. „ Ich habe keine Lust auf irgendeine Form von Streit, lasst mich also einfach nur in Ruhe.“
 

„Ich hab nicht gesagt, dass ich Streit will!“, verteidigte Draco sich. „Glaub mir, das hättest du gemerkt!“
 

„Was ist es dann?“ fragte Harry nur, er klammerte sich an seinen Rucksack. „Musst du dich nicht wieder umziehen?“
 

„Ja..“
 

„Dann solltest du gehen, Malfoy,“ gab er nur zurück. „Der Unterricht beginnt in zwanzig Minuten.“
 

„Ich will mit dir reden, verdammt! Falls dir das entgangen sein sollte!“
 

„Ich hab in der Zweiten Freistunde,“ gab Harry geschlagen zurück. „Dann können wir reden.“ Warum er das sagte, wusste er nicht, denn eigentlich hatte er darauf keine Lust. Es würde sicher nur wieder Stress geben und das konnte er gar nicht gebrauchen.
 

„Gut,“ gab Draco sofort zurück. „Ich hab in der zweiten nichts, was ich nicht auch schwänzen könnte. Wo treffen wir uns?“
 

„In dem kleinen Zimmer gegenüber dem Tränkelabor.“
 

„Gut, bis später.“
 

Harry beobachtete, wie Draco mit Ron von dannen zog. Er wunderte sich, was passiert war, dass die beiden so friedlich miteinander umgingen, zuckte aber dann die Schultern. Es war nicht wichtig, denn auch, wenn er wieder hier war, gehörte er nicht dazu, das hatte er ja noch nie wirklich. Er war verehrt und geduldet, aber nie wahr genommen worden. Nicht als Person, nur als eine Art Überfigur, die er nie hatte sein wollen.
 

Mit den Gedanken schlich Harry sich zur ersten Klasse, froh, dass es Remus war und dass keinerlei Gefahr bestand, Snape zu begegnen. Er war sich nicht sicher, ob er das heil überstehen würde. Es tat einfach weh, an den Anderen auch nur zu denken. Zu wissen, dass der eigene Vater einen ablehnte, wegen falscher Eindrücke über Jahre hinweg. Er selbst hätte nur zu gern alles vergessen und noch ein Mal neu begonnen, Snape kennen gelernt, aber der Andere lehnte ihn ja rundheraus ab...
 

Die Stunde verging schnell und Harry redete noch kurz mit Remus, der ihn ansah, als wisse er, was in ihm vorging, dann machte er sich auf den Weg in die Kerker, setzte sich auf einen der Tische. Er wurde bereits erwartet. „Nun?“, fragte er ruhig. „Was gibt es, das ausgerechnet du mit mir reden willst?“, fragte der Grünäugige.
 

Draco hob eine Augenbraue. Er war allein gekommen, da Ron nicht einfach so schwänzen konnte und er es auch für besser hielt. Potter misstraute Ron, nicht zu Unrecht, nebenbei bemerkt. Also war nur er gekommen. Erst mal. Er musterte den eintretenden Jungen eine ganze Weile, dann streckte er die Hand aus: „Eigentlich wollte ich nur mein Angebot von damals wiederholen,“ gab er ruhig zurück. „Ich denke, du weißt, was ich meine. Ich habe keine Lust auf konstanten Streit und im Gegensatz zu Anderen war es bei mir nie deine Bekanntheit, die mich angezogen hat. Und ich erwähne nicht mal, dass ich bei einigen Dingen die ich gesagt habe, durchaus Recht hatte.“
 

Harry sah den Anderen an, die ausgestreckte Hand. Er wollte ja, es wäre schön, den Unterricht nicht ganz allein zu verbringen, aber es war so schwer, wieder zu vertrauen, egal wem...
 

„Komm schon,“ grinste Draco. „Ich hab auch kein Wort über deine kleptomanischen Anwandlungen beim Frühstück verloren! Und das obwohl ich mich von Grund auf lächerlich gemacht habe!“
 

„Nicht so schlimm, wie dein Vater,“ gab der Jüngere sofort mit einem leichten Lächeln zurück und fasste einen Beschluss – er würde es versuchen. Er selbst wollte nicht gerichtet werden nach Dingen, die früher geschehen waren. Warum also sollte er über Draco richten? Also nahm er die Hand. „Ha, ich bin Harry.“
 

„Und ich Draco,“ grinste der Blonde. „Und jetzt sollten sich Alle besser warm anziehen! Wir kommen!“
 

Harry lachte leise. „Mal sehen,“ gab er nur vage zurück.
 

„Oh, aber eisern!“, bestimmte der Blonde nur. „Ab jetzt machen wir den Gryffindors das Leben schwer!“
 

„Ich bin selbst einer.“
 

„Nicht im Traum, Narbengesicht,“ lachte Draco. „Egal, wie du den Hut überzeugt hast, aber du bist kein Gryffindor! Du bist ein Slytherin in Feindesland!“
 

Das brachte Harry zum Grinsen. „Na ja, ich hab vorher einen arroganten Idioten kennen gelernt, der im Schlangenhaus gelandet ist und hab den Hut angebettelt, mich überall hin zu stecken, nur nicht nach da – und es hat geklappt.“
 

„Autsch,“ grummelte Draco nur. „Wir hätten seit dem ersten Jahr in Quiddich gewinnen können!“
 

„Wenn du es so sehen willst,“ grinste Harry nur und seine Ohren zuckten etwas, woraufhin er eine abrupte Bewegung machte, um den Anderen still zu bekommen. Schritte! Mitten während der Unterrichtszeit?! Wer Freistunden hatte, rannte doch nicht einfach so rum! Leise trat er näher zur Tür, sah hinaus und schloss sie dann. „Irgendwer rennt da draußen rum,“ erklärte er schließlich.
 

Das brachte auch Draco dazu, die Augenbraue zu heben, er nickte, zuckte dann aber die Schultern. „Musst du inzwischen ein feines Gehör haben!“
 

„Und das ist nicht immer etwas Schönes,“ gab der Jüngere nur zurück. „Glaub es mir.“
 

„Wie kam das?“
 

„Dadurch, dass ich zu lange in der Animagusform war, hab ich zu viele Charakteristika eines Panthers übernommen, darum brauch ich auch keine Brille mehr, einer der wenigen, erfreulichen Nebeneffekte,“ erklärte Harry nur. „Ich kann auch etwas schneller reagieren und hab manchmal das abartige Bedürfnis, in Bäumen zu verschwinden – oder deinen Vater beim Frühstück zu beklauen,“ fügte er dann grinsend hinzu.
 

Draco runzelte die Stirn. „Weißt du, wie gefährlich das hätte werden können?“, fragte er nur.
 

„Inzwischen schon, vorher nein, es hat mir ja niemand gesagt.“
 

„Was?! Warum denn nicht?! Ich meine, du...!“
 

Harry seufzte etwas. „Draco, da ist viel, von dem du keine Ahnung hast und du solltest froh darüber sein,“ entgegnete er nur, sah dann auf die Uhr. „Komm, gehen wir, Siri wird sonst eine Großsuchaktion starten, wenn ich nicht zehn Minuten vor Beginn der Stunde im Klassenzimmer bin.“ Und mehr ließ Harry sich den gesamten Tag nicht entlocken. Er wusste, das meiste davon würde Draco nicht verstehen. Wie die Tatsache, dass man erwartet hatte, dass er gegen Tom kämpfen sollte und fast niemand bereit gewesen war, im beizubringen, wie er das anstellen sollte. Und noch vieles mehr.
 

Stattdessen lenkte er das Gespräch auf gefahrlosere Themen, die recht nichtssagend waren und nach der letzten Stunde verschwand er. Er war wirklich erleichtert, als er wieder in Toms – und jetzt auch seinem – Zimmer war. Mit einer schnellen Bewegung krachte er seine Schultasche in die Ecke und begann, sich umzuziehen, wobei er sich einen Pullover des Älteren überzog. Dann legte er sich mit einem der Bücher auf das Bett. Er war erschöpft – immer noch oder schon wieder, er wusste es nicht. Aber so konnte er zumindest seine Hausaufgaben schnell erledigen.

Und die Geschichte wiederholt sich...

Tom runzelte die Stirn. Er hatte die Nase gestrichen voll. Dumbledore hatte es schon wieder geschafft, zu entkommen, dabei hatten sie ihn fast gehabt! Die Glut in der kleinen Hütte war noch warm gewesen, als sie diese umstellt hatten! Doch erneut hatte dieser Verbrecher es geschafft, sich der Gerechtigkeit zu entziehen! Aber nicht mehr lange! Sie waren so nah dran, diesen falschen Arsch zu fangen! Ihm ging sicher schon das bisschen Geld aus, das er noch hatte und viele Freunde konnte er auch nicht mehr haben.
 

Doch das änderte nichts daran, dass dieser Einsatz Toms Laune mal wieder extrem gesenkt hatte. So sehr, dass Bill, Fred, George und Lucius nur noch geknurrt hatten, dass er zu Harry gehen und sie mit seiner Laune verschonen solle. Und er hatte nur zu gern nachgegeben, nach drei Tagen Trennung hatte er sich schon unter Spannung gefühlt, nun, am fünften Tag war es schier unerträglich.
 

Rasch befreite Tom sich von seinem Umhang, warf diesen mit einer schnellen Bewegung auf den Sessel, sah sich dann um. In einer Ecke lag Harrys Schultasche, er war also zumindest schon zu Hause. Kein Wunder, es war drei Uhr nachmittags. Toms Blick verfolgte die Spur auf dem Boden. Der Gryffindorumhang, die Hose, das Hemd in einer Straße zum Bett – wo Tom Harry fand, er lag da, offensichtlich war er eingeschlafen, in einer leichten Hose und einem Pullover, die Feder noch in der Hand, vor sich Papier und Buch.
 

Verwirrt sah Tom den Jüngeren an. Warum war er denn so müde, dass er mitten beim Schreiben einschlief? „Harry?“, fragte er leise, er sah, wie eines der Ohren kurz zuckte, aber eine andere Reaktion war nicht zu bekommen. Rasch räumte Tom das Bett frei, er nahm Harry die Feder vorsichtig aus der Hand, schaffte alles auf die Seite, dann setzte er sich, strich über dessen Wange – und stockte. Was..?
 

Hastig sprach er einen Zauber, aber der sagte ihm auch nichts Anderes, als das, was er gefühlt hatte. „Harry! Wach auf!“ Dieses Mal schüttelte er den Jüngeren entschieden. Das war ihm so was von gar nicht geheuer! „Komm schon, Kleiner!“ War es seine zu lange Abwesenheit? Hatte er Harry schon wieder verletzt, obwohl er es nicht wollte? Hatte sein Ausflug seinen Geliebten so geschwächt?!
 

Müde wollte Harry die Hand wegschlagen, die ihn schüttelte. Er war doch immer noch so fertig! Als habe er seit Tagen nicht mehr geschlafen! Gestern hatte er hoffnungslos verschlafen und auch heut war er nur rechtzeitig aus dem Bett gekrochen, weil Nagini ihn gebissen hatte. Und es war ihm noch nie so schwer gefallen, sich auf den Unterricht zu konzentrieren.
 

„Harry, bitte!“
 

„Tom?“, nuschelte der Jüngere, als er die Stimme erkannte und wandte sich dem Anderen zu. Er war schon zurück? Hatte Tom nicht was von mindestens einer Woche gesagt, bevor er gegangen war, zu irgendeinem wichtigen Einsatz?
 

Erleichtert atmete Tom aus, er zog den Jüngeren an sich: „Bitte, wach auf. Sieh mich an!“
 

Verwirrt kämpfte Harry seine Augen auf: „Wasch’n losch?“, fragte er, sah den Älteren an: „Müde...“
 

„Harry, geht es dir nicht gut? Ist dir schlecht?“
 

Verwirrt schüttelte Harry den Kopf, kuschelte sich aber an den Älteren, wenn der ihn zum Sitzen zwang hatte er auch als Stütze zu dienen! „Nur müde...“
 

„Du hast Fieber!“
 

Kurz runzelte Harry die Stirn, dann aber zuckte er die Schultern: „Ich bin nur müde,“ versprach er. „Lass mich schlafen...“
 

„Nix da!“ Entschieden setzte er sich auf, zwang so auch Harry, aufzustehen. „Wir beide gehen jetzt zu Poppy und lassen das überprüfen! Man hat nicht einfach mal eben so Fieber!“
 

Harry wollte nicht! Er wollte doch einfach nu schlafen! Aber etwas, zum Beispiel die Tatsache, dass er von dem Älteren zum Kamin gedrängelt wurde, sagte ihm, dass er wohl nicht aus der Sache raus kommen würde. Was hatte der Ältere nur? Er war gesund! Und hoch konnte das Fieber auch nicht sein! Sonst wäre ihm doch heiß! Aber er hatte nun das Bedürfnis, sich noch tiefer in die Decken zu verkriechen!
 

Ohne auch nur nachzudenken, warf Tom Floopulver in den Kamin und rief das Rektorat aus, trat dort aus dem Kamin, Harry weiterhin fest in den Armen. Der Junge glühte regelrecht!
 

„Tom?“, fragte Severus, er sah verwirrt auf den Anderen, dann mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Po...Harry. Der Junge sah aus, als habe man ihn mitten in der Nacht geweckt, nachdem er erst eine Stunde geschlafen hatte. Und das mitten am Nachmittag. „Was hat er nun schon wieder angestellt?“ fragte der Tränkemeister schließlich.
 

„Ich muss zur Krankenstation!“
 

Severus runzelte die Stirn, er musterte den aufgebrachte Mann und den sichtlich kaum anwesenden Jungen, entschloss sich dann aber, den beiden zu folgen. Nicht, dass er glaubte, dass da was Schlimmes war, aber er wollte sehen, dass die Panik keinen Grund hatte. Schließlich war der Bengel immer noch sein Schüler...
 

Harry runzelte die Stirn. Irgendwie ging ihm gerade alles zu schnell, er verstand überhaupt nicht, was das alles sollte und warum dieser Aufstand geprobt wurde, er war einfach nur müde und ihm war kalt! Doch noch bevor er reagieren konnte, wurde er auf eines der Krankenbetten gehoben und kurz darauf wurde er auch schon von der hyperaktiven Krankenschwester überfallen – und die weigerte sich auch noch beharrlich, ihn schlafen zu lassen!
 

„Was hat er?!“
 

Poppy hob eine Augenbraue, während sie ihren Dauergast untersuchte. „Wie wäre es, wenn ich erst mal einige Untersuchungen machen dürfte?“, fragte sie nur. Ja, sie sah, dass Harry Fieber hatte, aber sie konnte sich doch auch keine Diagnose aus den Fingern saugen!
 

„Lasst mich doch einfach schlafen,“ moserte Harry nur, der nun auch noch gezwungen wurde, ohne Stütze zu sitzen. Er war einfach nur müde und fertig!
 

„Gleich,“ versprach Tom schließlich, er strich über Harrys Knie, während ein ungutes Gefühl sich in ihm ausbreitete. „Lass Poppy erst mal ihre Arbeit machen.“
 

„Bin nich krank, nur müde,“ beharrte Harry erneut.
 

„Fieber hat man nicht grundlos und schon gar keine vierzig Grad!“, kam es sofort von Poppy zurück, die sich aber auch keinen Reim machen konnte. Schließlich nahm sie dem Jungen mit einer Muggelspritze auch noch etwas Blut ab, um weitere Untersuchungen anzustellen. „Harry, hast du in letzter Zeit irgendwelche großen Zauber gewirkt?“
 

Harry schüttelte nur den Kopf, sah dann regelrecht bettelnd zu dem Anderen, erleichtert, als der sich wenigstens zu ihm stellte und ihn streichelte. Er merkte, wie er sofort wieder wegdämmerte.
 

„Poppy?“, fragte Tom, der einzige Grund, warum er noch so ruhig blieb, war, dass Harry vermutlich umgekippt wäre, hätte er sich bewegt. Er legte einen Arm um Harry, wenig verwundert, als dessen Schwanz sich um Selbigen wickelte.
 

„Ich weiß nicht, er macht auf mich den Eindruck, als hätte er einen schweren Zauber gewirkt,“ erklärte sie mit gerunzelter Stirn. Kurz kam ein Verdacht in ihr auf, aber sie schob ihn entschieden von sich. Sicher nur irgendeine pubertäre Sache, aber die Blutuntersuchung würde Klarheit bringen. „Ich werde sein Blut checken und dann wohl eine Diagnose haben. Bis dahin würde ich mir keine Sorgen machen.“
 

„Keine Sorgen,“ echote Tom nur, während er den Jüngeren auf die Arme hob. Dieser kuschelte sich an ihn, seufzte leise und zufrieden. Keine Sorgen? Er hatte schreckliche Sorgen! Er hatte Angst und ein verdammt schlechtes Gefühl bei der Sache! Was, wenn die Bauchwunde sich doch entzündet hatte? Es war immerhin Harry, von dem sie hier redeten!
 

Auch Severus war nicht wirklich begeistert von dem, was er da hörte und er ahnte, dass der Bengel vermutlich gerade wieder einen Weg gefunden hatte, sich erfolgreich vor dem Unterricht zu drücken. „Was jetzt?“
 

„Ich bringe Harry ins Bett,“ gab Tom sofort zurück, während er auf die Tür zuging. „Ich will über Ergebnisse sofort informiert werden!“
 

Severus schüttelte nur den Kopf, sah dann zu der Krankenschwester und kniff seine Augen zusammen. „Du hast doch eine Vermutung,“ stellte er nur fest. Er war äußerlich vollkommen ruhig.
 

„Severus, wie lange willst du noch so tun, als würdest du den armen Jungen hassen?!", fragte Poppy nur entnervt, während sie das Blut betrachtete, dass ihr irgendwie zu dunkel vorkam.
 

„Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?!“ Hassen? Er hasste den Bengel nicht, er regte ihn nur tierisch auf! Allein immer diese hündischen Blicke in seine Richtung waren eine Geduldsprobe!
 

„Wenn es ist, was ich befürchte, wird er Nähe brauchen.“
 

„Die hat er. Von mehr als genug Leuten!“
 

„Severus, du bist sein VATER!“
 

„Den er offensichtlich nicht braucht. Dafür hat er Black, Lupin und Grayback! Und... was für ein verdammter Verdacht?!“
 

Poppys Gesicht wurde mit einem Schlag sehr, sehr ernst. „Ich denke, dass er stirbt.“
 

„Bitte... was? Potter hat ein verdammtes Fieber, aber keine schwere Krankheit!“
 

„Er leidet unter einer Abstoßung seines magischen Kerns,“ gab sie nur zurück. „Ich kann mir nicht ganz sicher sein und ich habe darum vor Tom nichts gesagt, aber ich bin mir eigentlich vollkommen sicher. Er sagt, er hätte keine schwere Magie genutzt, aber er hatte fast keine Magie mehr in sich. Sie wird sich vielleicht bis morgen für eine Weile beruhigen, aber dann wird ein neuer Anfall kommen und bei Harry fürchte ich, dass es schnell gehen wird. Und es gibt keine Heilmittel...“
 

„Da sei dir nicht so sicher,“ brachte Severus heraus, nachdem ein langer Moment vergangen war. Er sah auf seine Hände, die mit einem Mal zu zittern begonnen hatte. Diese Krankheit, sie war so gefürchtet, dass es noch nicht mal einen Namen dafür gab. Nun, es gab schon einen, aber den zu nennen war mehr gefürchtet, als den von Tom rauszukrakehlen. Auch, weil sie eigentlich nur recht selten auftrat. Doch er erinnerte sich an etwas. Das Rezept, das Tom ihm gegeben hatte. Er hatte mehrere dieser Tränke hergestellt, Tränke, die den magischen Kern wieder binden sollten. „Ich bin im Labor und wehe dem Idioten, der es wagt, mich zu stören! Ist das klar?!“
 

Poppy sah dem Anderen hinterher. Glaubte der etwa, ein Gegenmittel finden zu können? Armer Tropf. Der Dummkopf sollte lieber versuchen, seinen Sohn kennen zu lernen und ihm zu helfen, denn sie wusste, dieser Tod würde nicht schön sein. Stattdessen konnte er immer noch nicht zugeben, dass Harry ihm mehr bedeutete, als sein eigenes Leben. Und Sirius, der arme Sirius, wie würde er wohl darauf reagieren? Poppy merkte, wie eine Träne ihr die Wange herab lief, während sie auf das Blut in der Spritze sah, dann aber riss sie sich zusammen. Sie hatte zu tun.
 


 


 

Sanft legte Tom den Jüngeren wieder auf das Bett und sich selbst nach kurzem Überlegen, mit dazu. Vor allem auch, da dessen Griff sich nicht lockerte. Schnell streifte er die Schuhe ab, schloss Harry erneut in die Arme und beobachtete den Jüngeren, der sich vertrauensvoll an ihn schmiegte. Vollkommen entspannt. Wäre nicht das Fieber, man hätte denken können, dass der Jüngere nur einen harmlosen Mittagsschlaf machen würde. „Warum glaube ich nur nicht, dass es etwas mit der Schusswunde zu tun hat?“, fragte er leise, strich über das rosig wirkende Gesicht. „Warum hab ich so ein schlechtes Gefühl?“
 

Tom beobachtete seinen Kleinen zwei Stunden am Stück, bevor er einen erneuten Anlauf nahm, ihn zu wecken. „Harry, genug geschlafen. Es reicht jetzt wirklich! Komm schon, Zeit für das Abendessen und eigentlich wollte ich auch noch etwas mit dir reden,“ lockte er Diesen.
 

Harry grummelte etwas, doch er fühlte sich wenigstens etwas ausgeruhter, daher gab er auf und öffnete die Augen. „Hi,“ lächelte er dann, setzte sich auf.
 

„Bist du wacher?“, fragte Tom sichtlich erleichtert. Er fühlte Harrys Stirn und stellte fest, dass das Fieber signifikant zurückgegangen war. Er strich dem Jüngeren sanft über die Seiten, hielt ihn einfach nur fest.
 

„Hmhmm,“ Harry kuschelte sich an den Älteren. „Ja,“ fügte er an und lächelte. „Warum bist du denn schon hier?“, fragte er dann.
 

„Ich hatte ein schlechtes Gefühl,“ gab Tom nur zurück. „Ich hab die Anderen wahnsinnig gemacht, also haben sie mich zu dir geschickt, ich komme hierher und du glühst vor Fieber!“
 

„Es geht mir gut,“ stritt Harry ab. Er lächelte beruhigend. „Ich bin wirklich einfach nur müde und mir war kalt, aber jetzt nicht mehr.“ Er hob seinen Kopf, küsste den Älteren flüchtig. „Du machst dir viel zu viele Sorgen.“
 

„Hoffen wir es,“ murmelte Tom nur, doch er gab nach, vertiefte den schüchternen Kuss nur zu gern. Doch sein Gefühl sagte ihm, ab morgen Poppy zu nerven, bis er die Ergebnisse der Blutprobe haben würde. Aber etwas sagte ihm, dass er es gleichzeitig auch gar nicht wissen wollte.
 

Harry lächelte etwas. Er setzte sich etwas auf. „Was gibt es zu Essen?“, fragte er dann neugierig. Nicht wirklich, weil er Hunger hatte, aber er wollte Tom ablenken. Er war nicht krank, er fühlte sich nicht krank, er wollte einfach nur die Zeit genießen. „Und was machen wir danach? Vielleicht einen Spaziergang durch den Garten? Bitte?“, mit großen Augen sah er den Anderen an.
 

Tom lächelte etwas, er küsste Harry, er sah, dass der sich offensichtlich trotz der immer noch erhöhten Temperatur wohl fühlte. „Wintergarten,“ verhandelte er daher. „Ich will nicht, dass du mit Fieber raus gehst, aber wir können in den Wintergarten.“ Er konnte diesen Augen nicht widerstehen und er versuchte es auch gar nicht erst.
 

Harry lächelte und nickte, er sah zu, wie Tom eine Hauselfe rief und kurz danach poppte ein leckeres Abendessen vor ihnen auf: Lasagne und Salat. Er aß mit Genuss und an den Älteren gelehnt, seine Welt war soweit wieder in Ordnung. Und kaum war sein Teller leer, hüpfte er aus dem Bett und zog Tom mit sich: „Also, wo versteckst du den Wintergarten?“, verlangte er zu wissen.
 

Tom lachte leise, er schlüpfte wieder in seine Schuhe, nahm Harrys Hand wieder in seine und durchquerte mit ihm das gesamte Anwesen, bis hin zu einer gläsernen Tür, die einen großen überdachten und tropisch warmen Garten beinhaltete. Mit kleinen kiesbestreuten Wegen und zwitschernden Vögeln, die in Baumkronen saßen. „Hier holen die Hauselfen im Winter die Früchte zum Essen,“ erklärte er seinem Geliebten.
 

„Wow! Warum hast du mir das nicht eher gezeigt?!,“ fragte Harry begeistert. „Das hier ist einfach nur genial! Ich meine... wow!“
 

Der Ältere lächelte etwas. „Um ehrlich zu sein, es ist mir schlicht entfallen, ich bin kaum hier, Lucius hat an Gärten nur ein sehr bedingtes Interesse. Na ja, Severus ist manchmal wegen einiger Kräuter hier, aber sonst...“
 

„Das ist eine Schande! Dabei ist es hier so schön!“
 

Tom lächelte etwas, ließ sich auf den gepflegten Rasen sinken und zog den Jüngeren mit sich. „Nun, dann haben wir wenigstens ein Fleckchen wo wir ungestört sind – also was gibt es da zu meckern?“, fragte er nur. Er sah in das glückliche Gesicht. Harry hatte sich in den letzten Wochen verändert, er hatte wieder so weit zugenommen, dass er nicht mehr krank aussah und er strahlte. Traurig wirkte er eigentlich nur noch, wenn seine Gedanken sich um seinen leiblichen Vater drehten.
 


 


 

„Was ist los?“; fragte Sirius sofort, als er zusammen mit Remus und Fenrir die Krankenstation betrat. Sie waren um fünf Uhr morgens von einer vollkommen aufgelösten Krankenschwester geweckt worden.
 

Poppy sah auf, sie war am Ende, sie hatte die Tests fünf Mal wiederholt und jedes Mal hatte es zum selben Ergebnis geführt. Es war kein Irrtum mehr möglich. Und das war noch nicht mal alles. Es würde noch schlimmer kommen. „Setzt euch, “ brachte sie nur leise heraus und deutete auf einige Stühle, die sie aufgestellt hatte.
 

„Was zum Henker ist los?“, bohrte Sirius weiter. „Es geht doch um Harry, oder?!“
 

Poppy zwang sich, tief durchzuatmen, dann sah sie auf. Noch immer glitzerten Tränen in den Augen der Schwester. „Er stirbt.“
 

„WAS?!“
 

Erst in dem Moment war Severus dazu gekommen, doch er blieb draußen stehen. Er hatte geahnt, dass es letztendlich so ausgehen würde und er hatte Angst. Angst um das Kind, dass er nie kennen gelernt hatte. Hier, wo niemand ihn sehen konnte, konnte er das auch zugeben. Harry tat ihm wirklich leid, aber er war sich nicht sicher, ob sie etwas würden unternehmen können. Er hatte mit Poppy reden wollen, als er die Anderen rein gehen gesehen hatte.
 

Fenrir legte seine Hand auf Sirius’ Schulter. „Was meinen Sie?“, fragte er ruhig. „Gestern früh sah er noch ziemlich gesund aus.“
 

Die Schwester schüttelte nur den Kopf. „Er wird vielleicht bis kurz vor Ende gesund wirken, aber... er ist es nicht.“
 

„Was hat er!? Was hat mein Kleiner?!“, fragte Sirius panisch, er versuchte erneut aufzuspringen, doch der Ältere hinderte ihn daran.
 

„Sein Körper stößt den magischen Kern ab,“ flüsterte die Schwester.
 

„Was...?“
 

Alle drei Männer hatten mit einem Schlag schneeweiße Gesichter, Sirius schien kurz vor einem Anfall zu stehen. Remus konnte es nicht fassen, in ihm zog sich Alles zusammen. „Gibt es keine Möglichkeit, ihn zu behandeln?“, fragte er leise. „Mit magischen Transfusionen oder so?“
 

Poppy schüttelte den Kopf. „Das würde nichts helfen, da sein Körper die Magie generell abstößt. Diese Krankheit ist seit über zwei Jahrtausenden bekannt und man kann sie nicht heilen... Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass sich nur die alte Schussverletzung entzündet hat...“
 

Sirius starrte die Heilerin entsetzt an: „Bitte,“ flüsterte er. „Er hat doch schon so viel durchgemacht! Er darf nicht sterben! Hat er nicht endlich etwas Glück verdient?! Er hat doch niemandem was getan!“
 

Poppy schüttelte den Kopf: „Das war noch nicht alles...“
 

Fenrir sah den Anderen an: „Was ist los?“, fragte er, während er Sirius zu sich zog.
 

„Er hat eine der aggressivsten Formen,“ erklärte die Schwester vollkommen am Ende. „Er hat vielleicht noch vier oder fünf Wochen, es wird schnell gehen, auch, weil seine Organe schon durch die extreme Fehlernährung seit seiner frühesten Kindheit geschädigt sind, er wird nicht lange durchhalten...“
 

„Nein! Nein, nicht! Das darf nicht sein! Harry darf nicht... das hat er nicht verdient!“
 

Remus beobachtete, wie Fenrir seinen Geliebten festhielt, um diesen daran zu hindern, vermutlich etwas sehr, sehr Dummes zu tun. Bei ihm selbst hatte sich alles zusammen gezogen, er hatte Harry gestern auch gesehen und der Junge hatte vollkommen in Ordnung gewirkt, er hatte sich fröhlich mit Draco und Ron unterhalten, am Unterricht teil genommen. Wie immer. Es hatte nichts auf so etwas hingewiesen.
 

Poppy schluchzte selbst noch mal auf. „Glaubt mir, ich hätte euch lieber etwas Anderes gesagt, aber da gibt es nichts, nichts was ich tun könnte, wie haben nur noch eines zu Tun... Harry die letzte Wochen so schön, wie nur eben möglich zu machen...“
 

„Nein,“ flüsterte Sirius. „Ich... ich will ihn nicht verlieren!“
 

Severus stand an die Wand gelehnt, er hatte eine Hand vor seinen Augen, während er über das nachdachte, was er gerade gehört hatte. Potter – sein Sohn – hatte mal wieder den Hauptgewinn gezogen. Die aggressivste Form einer aggressiven Krankheit. Er hatte kaum eine Möglichkeit zu testen, ob dieser Trank wirkte, niemand kannte dieses Rezept, niemand hatte es je ausprobiert und er wollte den Bengel trotz und alledem nicht zu einer Laborratte machen. Entschlossen rauschte Severus davon, zurück zu seinem Labor. Er hatte viel zu arbeiten.
 

Poppy sah auf: „Und noch hat niemand es Tom gesagt,“ fügte sie leise hinzu. „Ich will nicht mal daran denken, es ihm sagen zu müssen, er war gestern so aufgebracht...“
 

„Warum war er hier?“, fragte Fenrir auf ein Mal. Er mochte Harry sehr gern, doch er hatte auch von ihnen dreien den meisten Abstand zu der Situation. Also war er es, der die meiste Übersicht zu behalten schien.
 

„Harry hatte gestern hohes Fieber, aber er hat geschworen, dass es ihm hervorragend geht, Tom meinte, man hat nicht einfach so Fieber und hat ihn hierher gebracht,“ erklärte Poppy, während sie auf den Kamin sah. „Ich hatte einen Verdacht, aber ich habe so gehofft, dass er sich nicht bestätigt, ich habe die gesamte Nacht gearbeitet, aber es kam doch immer wieder nur dasselbe raus...“
 

„Darum war er oft so dösig,“ murmelte Fenrir. Das war das Einzige, was ihm wirklich aufgefallen war. Dass Harry morgens immer etwas gebraucht hatte, um wach zu werden und das er mittags immer etwas müde gewirkt hatte. Er küsste Sirius sanft, der inzwischen aufgelöst weinte und er war nicht der Einzige. Auch über Remus’ Wangen rollten die Tränen. Und noch jemand hatte sich nicht zurückhalten können, was ihn sehr wunderte. Doch seine Nase log nicht, dazu war sie zu gut. Dann fasste Fenrir einen weiteren Entschluss. „Ich rede mit Tom.“
 

Poppy nickte, sichtlich erleichtert, das nicht selbst machen zu müssen. „Was ist... mit seinen Freunden? Sollten die es nicht auch erfahren? Ich... glaube nicht, dass Harry noch mal in die Schule kommen wird.“
 

„Später,“ gab Fenrir zurück. „Hier ist im Moment schon mehr als genug los. Denn ich fürchte, dann wird auch Sirius nicht mehr hier bleiben...“
 

Die Schwester nickte erneut. Sie beobachtete, wie Fenrir Sirius zu einem der Betten trug und ihn zwang, einen Beruhigungstrank zu trinken. Dann küsste der Wolf den Anderen, sah dann zu Remus. „Pass auf ihn auf,“ befahl er knapp, bevor er los lief, zurück zu ihren Quartieren, von denen aus er nach Riddle Manor floote.
 

„Fenrir? Hast du keine kleinen Kinder zu quälen?“, fragte Bill überrascht, als der Werwolf aus dem Kamin im Esszimmer stolperte. Selbst Lucius wandte sich um, was aber auch daran liegen konnte, dass er bereits zwei Tassen Kaffee intus hatte. Er war gerade erst wieder gekommen. Geschlafen hatte er noch nicht. Und noch immer war ein Teil ihrer Truppe unterwegs auf Mission.
 

„Was ist los?“, fragte Lucius ruhig, er sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
 

„Wo ist Tom?“
 

„In seinem Büro.“
 

„Harry?“
 

„Noch hat er niemanden beklaut,“ knurrte Lucius. „Und es ist gerade mal sechs Uhr morgens. Also lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte, er schläft.“
 

„Gut, das ist vielleicht erst mal das Beste,“ murmelte Fenrir. „Ich muss zu ihm.“
 

„Müssen wir danach mit Anfällen rechnen?“
 

Der Werwolf betrachtete die Beiden. „Schlimmer. Ich gebe euch vier Wochen, dann könnt ihr euch bereit machen, zu Mördern zu werden.“
 

„Was?!“
 

„Das werdet ihr noch früh genug erfahren," erwiderte Fenrir ernst, bevor er los lief. Und er sah nicht so aus, als mache er einen seiner früher so gefürchteten Scherze.
 

Beide Männer tauschten einen wortlosen Blick, dann standen sie auf und folgten dem Werwolf. Mit einem verdammt schlechtem Gefühl in der Magengrube. Sie sahen, wie der Mann durch die Gänge stürmte, dann aber lange vor der Tür inne hielt, bevor er sich zusammenriss und klopfte.
 

Überrascht sah Tom auf. Sechs Uhr vierzehn. Keine Zeit, wo man normalerweise bei ihm klopfte. Doch er ließ die Tür trotzdem aufschwingen. „Was gibt es?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
 

„Es geht um Harry,“ brachte Fenrir sofort hervor, er ließ zu, dass auch Bill und Lucius herein kamen. Vielleicht war es gut, wenn mehr Leute da waren. „Und es ist wichtig.“
 

„Das habe ich nicht bezweifelt,“ gab Tom nur zurück. „Die Uhrzeit, zu der du hier bist, war ein guter Hinweis darauf.“ Er ließ sich nicht anmerken, wie nervös ihn diese Eröffnung machte. „Was ist los?“, fragte er dann.
 

Leise trat Harry zu Toms Büro. Er war bereits fertig angezogen, obwohl er müde war, er wollte etwas eher nach Hogwarts, weil Draco ihm etwas zeigen wollte. Doch natürlich würde er nicht ohne seinen Guten Morgen Kuss gehen. Doch er stockte, als er Fenrirs Stimme hörte. Etwas sagte ihm, dass er etwas erfahren würde, was man ihm sonst nicht sagen würde. Er wusste, er sollte es nicht tun, doch er tat es, er spitzte seine Ohren, um zu lauschen, aus purer Gewohnheit, sonst würde er ja doch nie etwas erfahren.
 

Noch ein Mal sah Fenrir sich um, bevor er sich auf den Anderen konzentrierte: „Harrys Körper stößt seinen magischen Kern ab und Poppy sagt, er hat eine aggressive Form. Er wird innerhalb eines Monats sterben.“
 

Stille. Absolute, schwere, tiefe Stille.
 

„Was?“, flüsterte Tom, der jeglichen Rest von Farbe verloren hatte. Er dachte wieder an das schlechte Gefühl, dass er gehabt hatte, als er Harry auf dem Bett gefunden hatte, glühend vor Fieber. Alles in ihm zog sich zusammen.
 

Fenrir nickte knapp. „Poppy hat die Tests mehrfach wiederholt. Sie sagt, es ist kein Zweifel möglich, sie ist am Ende mit ihren Nerven. Vor allem, da sie sagte, dass er aufgrund der Vorschädigung seines Körpers durch die Muggel nicht lange durchhalten wird. Die ersten Anzeichen waren sein Wunsch, viel zu schlafen, die Tatsache, dass er morgens nicht mehr wirklich wach war und die immer mal wieder auftretenden Fieberattacken.“
 

„Aber...! Das hätte ich doch gemerkt! Hätte er öfter Fieber gehabt, hätte ich ihn doch viel eher..!“
 

„Poppy geht davon aus, dass es nicht lange her ist, dass die Abstoßung begonnen hat. Vielleicht vor zwei Wochen. Es geht bei ihm sehr schnell, darum gibt sie ihm nur noch fünf Wochen im Höchstfall.“ Fenrir sah Tom an, auch seine Augen waren nun feucht. „Sie sagt, wir können ihm nur noch die restliche Zeit so schön wie möglich machen und ich würde sagen, wir halten es vor Harry geheim, bis es nicht mehr geht. Sirius ist schon am Ende...“
 

Entsetzt starrte Harry auf die Tür. Was? Was war los? Er würde sterben? Der Grünäugige spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. Vier Wochen, schwebte es durch seinen Kopf. Abrupt wandte Harry sich um und rannte los. Weg, er musste weg von hier! Das konnte nur ein Alptraum sein! Er wollte doch nicht sterben! Er durfte nicht sterben! Tom brauchte ihn! Warum?
 

„Geht!“, befahl Tom knapp. Er legte eine Hand vor seine Augen, nicht bereit, vor irgendwem zu heulen. Es war, als würde sein Magen Stück für Stück zu Eis werden. Er musste daran denken, wie Harry am Tag zuvor mit ihm im Wintergarten gewesen war, glücklich und ausgelassen, froh, mit ihm allein zu sein, kuschelig wie immer. Nicht krank, sondern rundherum zufrieden.
 

Bill und Lucius sagten kein Wort, sie gingen einfach nur, auch sie waren zutiefst schockiert. Sie konnten es nicht fassen.
 

Fenrir hingegen wandte sich noch mal um. „Und ich fürchte, er hat es gehört,“ erklärte der Werwolf. „Ich rieche ihn, er war gerade hier in der Nähe. Du solltest zu ihm, wenn er das gehört hat, wird er Angst haben.“ Erst dann ging auch er. Warum hatte er nicht besser aufgepasst? Nun nahm er den Geruch des Jüngeren ganz deutlich wahr! Aber eben jetzt wo es wichtig gewesen wäre, aufzupassen, hatte er Harry nicht wahr genommen. Er musste sich zurückhalten, um den Jungen nicht selbst zu suchen, doch er wusste, der Einzige, den Harry jetzt in seiner Nähe akzeptieren würde, war Tom.
 

Entsetzt starrte Tom dem Werwolf hinterher, bevor er erst mal in seinen Stuhl zurück sackte. Er konnte nicht mehr klar denken. Harry – sein Harry, er war schwer krank. Harry konnte, nein Harry würde sterben. Es gab kein verdammtes Heilmittel! Harry würde ihn verlassen! Der Einzige, den er je wirklich und vollkommen geliebt hatte, würde von ihm gehen, einfach so! Ein Junge, der kaum gelebt hatte! Warum? Warum tat das Schicksal ihm das an? Zwei Mal hintereinander?!
 

Harry...
 

Auf ein Mal setzte Tom sich auf. Was hatte Fenrir gesagt?! Harry hatte dieses Gespräch mitbekommen?! Nein! Ohne weiter nachzudenken, stürzte er aus dem Zimmer, den Gang entlang ins Schlafzimmer, ja, Harry war schon aufgestanden, er war nicht hier! Das durfte doch nicht wahr sein! Nein, nein, nein! „Harry! Harry, wo bist du?!“
 

Panisch rannte er los, nach draußen, in den Garten, ins Esszimmer, überall entlang, doch ohne Erfolg. Erst zu guter Letzt betrat er den Wintergarten. Es gab keinen anderen Ort mehr, denn er spürte durch die Schutzzauber, dass der Junge noch hier sein musste.
 

Harry wusste nicht, wie er hierher gekommen war, er saß auf einer Astgabel eines alten Baumes. Dort auf dem breiten Ast in sich zusammen gerollt, starrte er vor sich hin. Sterben. Das Wort hallte immer noch in seinem Kopf. Er starrte auf seine Hände, die immer noch wie verrückt zitterten. Kurz schloss er die Augen. Früher hatte er so oft sterben wollen, es wäre ihm nichts lieber gewesen, als aufzuhören, zu existieren. Jeder hatte ihn gehasst. Keiner ihn gewollt. Und jetzt, gerade jetzt...!
 

Da! Da war er! Das Innenfutter der Gryffindorrobe leuchtete zwischen den Blättern eines alten Baumes auf. Mit schnellen Bewegungen erklomm auch er den Stamm bis zu der Astgabel, wo er Harry ausmachte. Ohne ein Wort zu sagen, trat er hinter den Jüngeren, schloss ihn in seine Arme. Er spürte, wie Harry zuckte, hielt ihn aber weiterhin entschieden fest. Auch er sagte nichts, er war sich nicht mal sicher, ob er es gekonnt hätte, ohne die Ungerechtigkeit heraus zu brüllen oder selbst zu heulen, wie ein Schlosshund. Er ließ zu, dass Harry sich so drehte, dass er seinen Kopf an der Brust des Älteren verbergen konnte und er strich nur über dessen Rücken, als er merkte, wie der Kleine zu weinen begann, ohne einen einzigen Laut.
 

Harry wusste nicht, was los war, als sich auf ein Mal Arme um ihn schlossen, er versteifte sich, doch er wusste, wer es war, so, dass er sich schnell wieder beruhigte. Er ließ sich fallen, klammerte sich an den Anderen und begann, verzweifelt zu weinen. Er konnte nicht, er wollte Tom nicht allein lassen! Er wollte nicht sterben! Warum sollte er nun gehen, wo er endlich einen Grund gefunden hatte, zu bleiben? Warum ließ man ihn leben, um ihm zu zeigen, was es schönes geben konnte, um ihn dann so umzubringen?! Wo war das fair?!
 

Tom hielt den Jüngeren einfach nur fest, er konnte ohnehin nichts Anderes tun. Er spürte die Bewegung des jungen Körpers, das Zittern, er hörte das leise Schluchzen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Harry sterben sollte, er wollte es auch nicht! Er brauchte den Jungen, er brauchte ihn doch so sehr! Die wenigen Wochen, in denen sie vollkommen getrennt gewesen waren, waren für sie beide die Hölle gewesen! Wie würde es erst enden, wenn Harry einfach sterben würde?!
 

„Warum?“, fragte Harry leise, er sah Tom mit tränenüberströmtem Gesicht an: „Warum jetzt? Wo ich... leben will?!“
 

„Ich weiß es nicht,“ gab Tom dumpf zurück. „Aber glaub mir, das nehme ich nicht hin! Ich lasse dich nicht sterben!“, er strich durch die Haare seines Kleinen, küsste ihn sanft und wischte die Tränen weg, drückte ihn dann wieder an sich. „Ich lasse dich nicht gehen,“ versprach er, hielt Harry fest an sich gedrückt.
 

Harry lächelte nur traurig. Unheilbar. Das hatte Fenrir gesagt. Harry glaubte nicht, dass es eine Heilung für ihn geben würde. Automatisch klammerte er sich fester an Tom, legte seinen Kopf wieder an dessen Brust, lauschte den beruhigend gleichmäßigen Herzschlägen. Er war so erschöpft vom Weinen, er zitterte immer noch, fiel dann in einen unruhigen Schlaf.
 

Tom betrachtete den Kleinen, er strich ihm immer wieder über dessen Rücken, bevor er sich selbst mit einem Zauber, den Jungen weiterhin in seinen Armen, wieder nach unten schweben ließ. Äußerlich gefangen lief er zurück in ihr Zimmer, legte Harry auf das Bett. Sofort versuchte dessen Schwanz, sich um seine Hand zu wickeln, doch Tom wich diesem aus, befreite den Jüngeren stattdessen von Schuhen und Umhang, sowie Krawatte und Pullover. Erst dann setzte er sich zu dem Jüngeren, küsste ihn sanft, streifte seine Schuhe ab und griff nach einem Buch – Salazars Tagebuch.
 

Er beobachtete, wie Harry sich an ihn kuschelte und der schwarze Schwanz wickelte sich nun doch um ihn, allerdings um das Bein, statt um die Hand. Tom lächelte hilflos, küsste den Kleinen auf die Stirn, dann schlug er das Tagebuch auf, als würde er dort eine Lösung finden können.

Zoo

Harry wusste nicht, wie lang er geschlafen hatte, als er wieder erwachte, aber er wusste sehr wohl, was geschehen war. Er konnte sich nur zu genau an die Worte der Anderen erinnern, wie sie sich darüber unterhalten hatten, dass er sterben würde. Er konnte es nicht fassen. Es ging ihm doch gut! Na ja, gerade jetzt war ihm etwas schummrig und er fühlte sich müde und kalt, aber er war nicht krank, er wollte nur dieses Gespräch aus seinem Gedächtnis streichen und sich einreden, dass nie etwas gewesen war.
 

Er spürte, wie eine Hand sanft über seine Haare glitt. Ein beruhigendes Gefühl, er fühlte sich sicher, als könne der Andere verhindern, was geschehen würde, auch, wenn das, laut Fenrir, nicht möglich sein sollte.
 

Es vergingen fast vier Stunden und schon nach der Ersten hatte Tom das Tagebuch beiseite gelegt, nicht in der Lage, sich auf etwas Anderes, als den Jungen in seinen Armen zu konzentrieren, der eigentlich ganz gesund aussah und der doch sterbenskrank war. Noch eine weitere Stunde später hatte wieder das Fieber eingesetzt. Nein, er zweifelte nicht mehr an Poppys Diagnose, so gern er es auch wollte. Er hatte nichts tun können, nur von Zeit zu Zeit einen kleinen Kühlzauber sprechen und den Jungen nebenbei, wenn er zu zittern begann, in die Decken einzuschlagen.
 

Danach hatte er seine Zeit nur damit verbracht, Harry zu beobachten, die kleinen Regungen, wenn er schlief, das Stirnrunzeln, denn die Augen unter den Lidern sich schneller zu bewegen begannen. Und dann, als er die Zeichen von Aufwachen zu zeigen begann. Er strich sanft über die wirren, dunklen Haare. „Alles in Ordnung,“ sprach er leise. „Ich bin hier.“
 

Erst, als er das hörte und als ihm klar wurde, dass Tom wusste, dass er wach war, begann er, die Augen zu öffnen. „Stimmt es?“, fragte er leise, ohne große Hoffnung. Er ließ sich von dem Anderen hochziehen, spürte, wie die Arme des Älteren sich fest um ihn schlossen. Das war eigentlich mehr als Antwort genug.
 

„Ja,“ brachte Tom mühsam heraus. Er hätte nur zu gern nein gesagt, aber er konnte Harry nicht belügen, nicht auch noch das. Und welchen Sinn hätte es? Er würde es nur zu früh merken. Denn irgendwann würde selbst er mit seiner hohen Toleranz die Schmerzen zu fühlen beginnen. „Aber ich lasse es nicht zu!“, versprach er. „Ich lasse dich nicht sterben!“ Nicht schon wieder, fügte er in Gedanken hinzu. Er würde es verhindern! Harry musste leben! Der Junge hatte noch Nichts von der kurzen Zeit gehabt, die er hier verbracht hatte, nichts außer Schmerzen und Angst!
 

Die Worte klangen beruhigend. Schön und verzweifelt. Und doch... er glaubte nicht, dass man ihm helfen konnte, sonst hätte Fenrir nicht so geklungen. Er schlang seine Arme um den Hals des Älteren, legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Er wusste, dass Tom ihn nicht gehen lassen wollte. Etwas, an das er noch nicht mal gedacht hatte. Nicht nur er hatte Angst, Tom doch auch! Gerade jetzt, wo der Andere ihn endlich an sich ran gelassen hatte, würde er ihn verlieren! Kein Wunder, dass Tom sich so verzweifelt gegen etwas wie Liebe gewehrt hatte. Er verstand. Für den Älteren war das hier mindestens genauso ein Alptraum, wie für ihn selbst. „Es wird Alles gut,“ murmelte er leise. „So... so schnell sterb ich schon nicht, das hab ich oft genug bewiesen...“
 

Im ersten Moment konnte Tom diese Worte einfach nicht fassen. Er glaubte es nicht! Da erfuhr ein Teenager, dass er kaum mehr als fünf Wochen zu leben hatte und der versuchte, ihn zu trösten! Er wusste, das Harry Angst hatte, doch statt sie zu zeigen... machte er sich offensichtlich Sorgen um ihn! Sanft strich er über den Rücken des Jüngeren. In dem Moment fand er selbst keine Worte.
 

Beide saßen lange so, keiner von ihnen sagte ein Wort, sie hielten sich nur und obwohl Harry zum Heulen war, verkniff er sich die Tränen, lächelte stattdessen. Für den Anderen. Er wollte stark sein, er wusste, das hier würde für Tom so noch die Hölle werden. Sie hatten die letzte Zeit über schließlich jede freie Minute miteinander verbracht.
 

Tom wusste nicht, wie lange sie so da gesessen hatten, nur, dass auch er, nach so vielen Jahren, das erste Mal wieder geweint hatte. Er hatte die Tränen gespürt, die über seine Wangen gerollt waren. Er wischte sie unauffällig mit einer Hand ab, strich in der Zeit über Harrys Haare. „Komm, es ist Zeit fürs Abendessen,“ merkte er leise an. „Hast du Lust auf irgendwas Bestimmtes?“ Er war froh, dass seine Stimme so ruhig klang, denn er selbst war es eigentlich nicht.
 

Harry lockerte seinen Griff etwas, lächelte den Anderen an. „Pizza?“, fragte er. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie je gegessen zu haben, aber er hatte oft gerochen, wie lecker sie wohl sein musste, wenn er dem Boten die Schachteln abgenommen hatte.
 

„Wenn du Pizza willst, soll es Pizza geben!“, versprach Tom und rief eine Hauselfe, die sofort losstürmte, hoffentlich wusste die auch, was sie da tat. Denn er hatte es nicht. Er wusste natürlich, was Pizza war, aber ob Hauselfen wussten, wie man das machte? Na ja, vielleicht war eine von denen schlau genug, sie zu bestellen. „Was soll denn drauf sein?“
 

„Egal,“ lächelte Harry und schmiegte sich wieder an den Anderen. „Ich hatte noch nie eine. Magst du sie denn? Wir können auch was Anderes...!“
 

„Ich hatte auch noch keine,“ lächelte Tom. „Probieren wir sie also gemeinsam.“ Er küsste Harry sanft und ausgiebig. „Und dann machen wir Pläne für morgen.“
 

„Morgen? Ich muss zur Schule und du ins Büro...“
 

„Ich nehme mir frei und du musst auch nicht in die Schule,“ versprach Tom. „Ich werde nur zwei Stunden brauchen, um das Wichtigste zu klären,“ versprach er bestimmt. „Und dann unternehmen wir, was immer du gern möchtest.“
 

„Können... können wir in den Zoo?“, fragte Harry daraufhin. Er war bisher nur ein Mal dort gewesen und gerade die Tiere, die er gern beobachtet hätte, hatte er kaum sehen können, weil sie in Dudleys Augen zu hässlich, zu uninteressant oder zu schwer auszumachen waren.
 

„Gern,“ gab Tom zurück, ohne auch nur darüber nachzudenken. Er würde alles für den Jüngeren tun, ohne auch nur mit den Augen zu zwinkern. Er wollte Harry die Zeit so schön, wie nur möglich machen. Und Severus und Poppy in den Hintern treten. Sie sollten sich alle Hilfe holen, die sie brauchten – er würde den Jüngeren nicht verlieren!
 

„Danke,“ lächelte Harry. „Ich mochte das Schlangenhaus und die Vogelvolieren.“ Ja, die Vögel. Der Wunsch, einfach wegfliegen zu können, von allem, was er da erlebt hatte. „Und die Wildkatzen,“ fügte er leise ein. „Aber... die Affen waren... nicht so mein Ding.“ Vor denen hatte er stundenlang stehen müssen. Na ja, die Gorillas und die Lemuren waren ja okay gewesen, aber die Orangs und vor allem die Paviane waren gar nicht sein Ding.
 

„Wir können uns alles ansehen, was du möchtest,“ versprach Tom nur sanft und küsste den Jüngeren erneut. Er sah auf, als es leise poppte und tatsächlich standen fünf weiße Schachteln mit rotem Aufdruck darauf, die köstlich und fettig dufteten, tauchten auf. „Ich würde sagen, meine Hauselfen haben soeben ein italienisches Restaurant überfallen,“ grinste er und ließ die Schachteln zu ihnen schweben, öffnete sie dann alle. Jede der Pizzen hatte einen anderen Belag. Salami, Schinken und Pilze, Thunfisch und Zwiebeln, verschiedene Gemüsesorten und eine Pizza mit Meeresfrüchten. Dazu sogar zwei Salate. „Und irgendwie glauben die, dass wir ziemlich verfressen sind.“
 

Harry lächelte nur und nahm sich ein Stück mit Salami, biss hinein und schloss genüsslich die Augen, hielt das Stück dann auch Tom hin, der einen Bissen nahm. „Das ist köstlich!“
 

Tom musste lächeln. Er beobachtete, wie Harrys Schwanz hinter dessen Rücken begeistert hin und her zuckte, während er kaute. Dieses Pizza-Ding war gar nicht so schlecht. Etwas fettig, aber durchaus lecker. Nichts, um es jeden Tag zu essen, aber lecker für zwischendurch. Und es brachte Harrys Augen zum Strahlen. Das allein machte es zu einem wirklich, wirklich guten Essen.
 

Harry lächelte, er probierte sich durch alle Schachteln und fand schnell seinen Liebling. Die Pizza mit den Meeresfrüchten und den Oliven darauf. Er aß fast die Hälfte von dieser Pizza und mehrere Stücke von den Anderen, bevor er aufhörte und natürlich hatte er auch bei dem Salat zugeschlagen. Danach lehnte er sich satt und zufrieden gegen den Älteren. „Das war lecker,“ lächelte er. „und ich hab das Gefühl, ich kann gleich zum Klo rollen, so rund bin ich!“
 

„Nicht wirklich,“ stellte Tom trocken fest, doch er lächelte. „Aber du hast wirklich viel gegessen, für deine Verhältnisse und ich auch, bedenkt man, dass vielleicht noch eine von den fünf Pizzen übrig ist.“
 

Harry grinste: „Es war eben wirklich lecker.“
 

„Wollen wir baden?“, fragte Tom einfach. „zusammen. Dann musst du nicht rollen, sondern wirst getragen – erster Klasse.“
 

Im ersten Moment sah Harry den Älteren überrascht an, dann lächelte er. „Gern,“ gab er leise zurück. „Wie könnte ich da auch nein sagen? Ich bin viel zu faul, um selbst zu laufen.“
 

„Dann ist ja gut,“ grinste Tom. „Denn ich trage dich gern durch die Gegend.“ Er stand auf, stellte die Pizzaschachteln zusammen und hob den Jüngeren hoch, der sofort zu schnurren begann und ihn küsste. Erst im Bad stellte er den Jüngeren ab und wandte sich zu der Wanne, um das Wasser einlaufen zu lassen, beobachtete dann, wie Harry sich auszog. Er war wohl immer noch etwas fiebrig, aber es schien ihn überhaupt nicht zu beeinflussen. Lächelnd goss Tom etwas von dem Schaumbad in das dampfende Wasser.
 

Als Harry nackt war, sah er sich um: „Was ist, willst du in deinen Klamotten ins Wasser?“, fragte er kichernd. So oft hatte er den Anderen als Panther heimlich unter der Spüle beobachtet, doch jetzt sollte er endlich eine Lifeshow bekommen! Und die würde er mit allen Sinnen genießen! Er legte seine Hände auf den Rand der Wanne, sah den Anderen dann auffordernd an.
 

Tom hätte fast gelacht, als er das sah, doch er kam dem unausgesprochenen Wunsch nach, knöpfte sein Hemd langsam auf und ließ es fallen, dicht gefolgt von seiner Hose und der Boxer, bevor er hinter dem Jüngeren ins Wasser stieg und diesen an sich drückte. „War die Show zu deiner Zufriedenheit?“
 

„Wie immer,“ kicherte Harry, der noch etwas rot um die Nase war.
 

„Wie immer? Ich kann mich ja vertun, aber sind wir nicht das erste Mal zusammen im Bad?“
 

„Hmmm... eigentlich nicht.“
 

„Aha?!“, fragte Tom, dessen Mundwinkel verräterisch zuckten. „Was ist mir entgangen?“
 

„Ein kleiner, schwarzer Spanner,“ kicherte Harry, dessen Ohren kurz zuckten, während sein nasser Schwanz sich um eines von Toms Beinen wickelte.
 

„Wusst ich doch, dass ich da mal was gesehen habe,“ stellte er fest und wuschelte durch die dunklen Haare. „Und? Zufrieden mit dem, was da zu sehen war?“
 

„Sehr, “ lächelte der Jüngere nur und strich über die Brust des Anderen. „Auch, wenn das Handtuch immer irgendwie gestört hat...“
 

„Du...!“, lachte Tom nur, küsste den Jüngeren und betrachtete ihn voller Liebe. Nein, er konnte und wollte ohne Harry nicht weiter machen, der Junge war schon längst der Grund für all seine Bestrebungen geworden, ihm wollte er eine neue, sorglosere Welt bieten...
 

Harry lächelte nur, froh, dass Toms trübe Stimmung sich endlich aufgeheitert hatte. Er kuschelte sich an den Anderen und gähnte etwas, er fühlte sich noch immer müde, aber das war wohl normal. Er kuschelte sich an die breite Brust hinter sich, schloss die Augen. „Ich freu mich schon auf morgen...“, nuschelte er mit kleinem Stimmchen.
 

Tom beobachtete den Jüngeren, strich über dessen Haare. „Schlaf, wenn du müde bist,“ sprach er leise. „ich bringe dich gleich ins Bett. Und morgen machen wir uns einen wunderbaren Tag, ich werde dafür sorgen...“
 

Harry lächelte, es dauerte nur Sekunden, bis er in dem warmen Wasser und unter den streichelnden Händen eingeschlafen war. Das leckere und viele Essen, all die Dinge, die er heut erfahren hatte, es hatte ihn erschöpft, vor allem, da er sich eines fest vorgenommen hatte. Er würde lächeln, bis zum Schluss. Für den Anderen. Für Tom. Auch, wenn er Schmerzen haben würde, das war ja nichts Neues. Tom brauchte ihn, er würde da sein, so lange er es nur eben so aushalten konnte.
 

Tom hielt den Jüngeren, strich leicht über dessen Haut, um sich sein Aussehen einzuprägen, um es nie zu vergessen. Er wusste, er würde dem Kleinen folgen, denn ihm war auch klar, dass er den Verstand verlieren würde, wenn er weg war, es wäre vermutlich nur eine Frage weniger Wochen, vielleicht Monate und er würde vollkommen wahnsinnig sein, so, wie man Salazar in Erinnerung behalten hatte: als muggelhassenden, mordenden Irren. Das wollte er nicht, er würde es anders beenden.
 

Sanft hob er den Jungen auf seine Arme, erhob sich und trat aus der Wanne, sprach einen Zauber, um sie Beide zu trocknen und trug Harry zurück zu ihrem Bett, zog ihn dort an, denn der schien ja gerade sehr leicht zu frieren, machte sich selbst bettfertig und legte sich zu Harry. „Du bist viel stärker, als ich,“ stellte er leise fest. „Es ist so viel geschehen, du bist so krank und statt zusammenzubrechen, versuchst du noch, mich zu trösten... dabei sollte es genau anders herum sein.“ Sanft deckte er Harry zu, betrachtete das vollkommen entspannte Gesicht und lächelte, als er fühlte, wie der Schwanz sich wieder um sein Bein legte. „Ich achte auf dich, ich verspreche es, “ sprach er noch leise, dann griff er zu dem Tagebuch. Er musste sich ablenken und schlafen stand außer Frage. Er konnte nicht, nicht mit dem Wissen, die Augen zu schließen und einen Moment mit dem Jüngeren zu verpassen. Er wusste, er würde schlafen müssen, aber nicht schon jetzt...
 


 


 

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29.10.1004
 

Er wird immer schwächer. Ich sehe es, ich kann nichts dagegen tun, ich will forschen, ich will sein Leben bewahren, aber ich kann ihn doch nicht allein lassen! Ich unterrichte nicht mehr, um bei ihm zu sein, um ihn zu beobachten, um ihm sofort helfen zu können, er wäre gestern fast eine der sich bewegenden Treppen herunter gestürzt, weil sein Bein einfach unter ihm nachgegeben hat. Er hat gesagt, es wäre gewesen, als wäre es eingeschlafen, aber es hat fast drei Stunden gedauert, bis er wieder richtig laufen konnte.
 

Außerdem hat er ständig Fieberattacken. Doch gleichzeitig behauptet er, dass er schrecklich friert und wickelt sich in mehrere Decken ein. Es dauert oft mehrere Stunden bis sich die Temperatur wieder reguliert und er schläft fast nur noch. Wenn er neun Stunden wach ist, ist er vollkommen am Ende.
 

Und trotzdem ist oft er es, der mich tröstet und mir sagt, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, dass er für mich da wäre, so lang er seinen Körper dazu zwingen könne. Er ist es, der mich in den Arm nimmt, obwohl ich es bin, der ihn trösten sollte! Merlin, er ist mehrere Jahre jünger als ich und wir sind nicht mehr im Krieg! Er sollte nicht an Dinge wie den Tod nachdenken müssen! Nicht jetzt schon! Er sollte noch gute hundert Jahre Leben vor sich haben! Stattdessen kann es schon bald vorbei sein!
 

Ich weiß nicht, was ich dann tun soll! Er ist ein Teil meiner Seele! Bevor ich ihn kennen gelernt habe, war ich oft kühl und abweisend, er hat mir geholfen, mich Anderen zu öffnen, aber was wird sein, wenn er tot ist? Ich weiß nicht, ob ich das überleben kann und immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich daran denke, mich selbst zu töten, wenn er stirbt. Aber da ist auch er, der mir sagt, dass ich leben muss, als würde er wissen, an was ich denke. Er sagt, dass ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe, als ich ihn gefragt habe, ob er es denn getan hat, hat er nur traurig gelächelt und mich angesehen.
 

Das Schlimmste ist, dass ich den Eindruck habe, dass er denkt, erreicht zu haben, wozu er auf der Erde war und dass er schon lange auf geliehener Zeit lebt, weswegen er sich nicht so sehr gegen die Krankheit wehrt, wie er könnte oder sollte.
 

Ich weiß, früher wollte er unbedingt sterben, nach dem Tod seiner Familie, aber er hat neuen Lebensmut gefunden, er will leben, den Kindern helfen, die Schule weiter ausbauen. Er redet von einer Vorschule, wo die, die es nicht können, lesen und schreiben lernen sollen, wenn sie klein sind und von einer Art Universität, wo man sie nach der Schule weiter ausbilden sollte. Ich will ihn unterstützen, aber wie werden diese Pläne aussehen, wenn er vorher stirbt, was er tun wird?
 

Rowena hat versucht, mit mir zu reden, mich auf seinen Tod vorzubereiten, ich weiß es nicht, aber am Ende war ich kurz davor, ihr den Hals umzudrehen. Sie hat keine Ahnung, was sein Tod für mich bedeutet! Ich weiß, die Bindung zwischen Ric und mir ist sogar tiefer, als die zu ihrem Mann. Auch, wenn wir im Gegensatz zu den Beiden kein Kind haben, während sie nicht nur ihre Tochter sondern seit einem halben Jahr auch einen Sohn hat.
 

Ich habe Rics Gesicht gesehen, als er das Baby hochgehoben hat, er hätte sich selbst so sehr ein Kind gewünscht. Aber Männer können ja nicht einfach so eines bekommen und die Tränke, die es gibt, sind sehr riskant und definitiv zu viel in seinem Zustand. Ich wäre bereit, das Kind zu tragen, aber ich kann es nicht, weil ich weiß, dass es ohne Ric nicht gut aufwachsen würde.
 

Ric schläft gerade – wie so oft in letzter Zeit und ich muss ihn nicht anfassen, um zu wissen, dass er wieder Fieber bekommt. Ich kenne die Zeichen inzwischen, die Unruhe, ,die dem vorausgeht, seine Hände, die nach mehr Decken tasten, ich werde ihn gleich fest einpacken und warten, bis der Schub vorbei geht, zu den Göttern beten, dass er es tut und dass er ihn nicht noch mehr schwächt, uns so noch etwas Zeit hinaus schindet. Und ich weiß, es wird noch schlimmer werden. Irgendwann wird das Fieber nicht mehr verschwinden.
 

Ric wird dann das Bett nicht mehr verlassen, nicht mal für seine geliebten Spaziergänge am Rande des Waldes oder am See. Seine Körperöffnungen werden Blut absondern, seine... ich kann nicht! Ich will das nicht! Warum kann er nicht gesund sein und leben? Nichts kann mich auf das vorbeireiten, was geschehen wird! Ich...
 

Ich muss aufhören, Rics Fieber steigt. Ich muss Decken zusammensuchen. Es scheint eine heftige Attacke zu werden.

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„Ich glaube es nicht,“ murmelte Bill, seinen Kopf auf die Hand gestützt, immer noch entsetzt über das, was er gehört hatte. Er saß schon seit Stunden hier, inzwischen war es fast Nacht und er war nicht mehr der einzige in dem Raum. Lucius, Narcissa, Bella, Rastaban und Rudolphus, sie alle waren da und sei alle schwiegen. Gegessen hatte noch niemand. Sie alle saßen da, entweder mit Kaffee oder mit alkoholischen Getränken.
 

„Er ist so jung... und so etwas... Niemand weiß, warum diese Krankheit auftritt...“
 

Narcissa tupfte sich die Augen unauffällig mit einem Tuch ab, sie hatte den Jungen lieb gewonnen, wenn er morgens mit seinem Lächeln herunter kam und Lucius tratzte, wie ein frecher Junge in seinem Alter, oder wenn er sich dann auf den Schoß ihres Lords setzte, den dazu brachte, zu lächeln, obwohl er nicht allein war. Der dessen gefährliche Stimmung von Orkan, Sturm und Mord innerhalb eines Augenblickes glätten und in Ruhe umwandeln konnte.
 

„Und das von dir?“, fragte Rudolphus überrascht. „Du hast doch fast jeden Morgen geschrien, dass du ihn umbringen willst!“
 

„Ich habe es nie so gemeint, er hat nichts getan, was Draco nicht auch schon gebracht hätte,“ konterte der Blonde. „Wie bitte sollen wir mit ihm umgehen, wenn Potter tot ist? Wer bekommt ihn dann dazu, erst nachzudenken und dann zu handeln? Ihr wisst so gut wie ich, dass er dann wieder anfangen wird, Folterflüche zu nutzen und er wird zerstören, für was er gekämpft hat! Er wird seinen Verstand Stück für Stück verlieren, die Art, mit der er an dem Bengel hängt, ich meine... Potter sitzt auf SEINEM SCHOSS!“
 

„Er hatte früher schon Affären, aber er hatte keine Probleme damit, sie im nächsten Moment zu töten, wenn er auch nur dachte, dass sie vielleicht aus der Reihe tanzen könnten,“ stimmte Rastaban zu. „Harry dagegen kann sich fast alles leisten. Tom würde vermutlich nicht mal etwas sagen, würde der Junge ernstlich etwas gegen seine Pläne unternehmen wollen, er würde sie eher ändern, bis sie dem Kleinen gefallen. Ich will nicht zu früheren Zeiten zurück. Ich mag unseren Lord so, wie er jetzt ist. Ausgeglichen.“
 

„Harry wird sterben, niemand hat bisher einen Weg gegen die Abstoßung eines magischen Kerns gefunden, oder auch nur den Grund, warum der Körper so etwas manchmal tut. Es gibt keine Heilung, keine noch so kleine Chance, wir müssen uns darauf einstellen, dass der Lord... ihn verliert,“ sprach Bill leise. Er sah den Grünäugigen vor sich, lachend, bei ihnen zu Hause im Fuchsbau, wie er mit den Zwillingen und Ron im Garten Gnome vertrieben hatte, weitaus geschickter als die Anderen. Voller Leben und Lachen, immer bereit zu helfen. Er wollte ihn sich nicht in einem Bett und sterbend vorstellen, aber das musste er nicht, er wusste, er würde es nur zu schnell sehen. Das hatte Fenrir gesagt. Aufgrund dessen, was seine Verwandten und Dumbledore getan hatten, würde er noch weniger durchhalten, als ohnehin schon und es schien bei ihm schneller zu gehen, als man es kannte. Keine Zeit, ein Gegenmittel zu suchen oder zu entwickeln.
 

„Vor uns liegt die Hölle...“
 

Narcissa betrachtete die Gesichter und sie war entsetzt, auch, weil viele der Anwesenden nur über Tom nachdachten. Er tat ihnen Leid, sie machten sich Sorgen um sich selbst, aber an den Jungen schien nur Bill zu denken. Wenigstens etwas. Ein Junge, so alt, wie ihr eigener Sohn, kaum mehr, als ein Kind, mit dem Wissen, sterben zu müssen, ohne auch nur die geringste Chance auf eine Heilung, auf Leben. Und bisher hatte er nichts davon gehabt. Sie hatte mit Poppy geredet, der Junge hatte bisher nur gelitten. Er hatte nichts gesehen, nichts getan, Draco war so viel mit ihnen unterwegs gewesen, in anderen Ländern, in Vergnügungsparks der magischen Welt, im Theater, auf Quiddichturnieren. Sogar an dem einen oder anderen Muggelort, der wirklich beeindruckend war. Er hatte immer alles gehabt. Spielsachen, Kleidung, Essen, Liebe. Harry hatte all das gerade erst gefunden und musste es wieder hergeben, ohne etwas davon gehabt zu haben. Vielleicht hatte er noch ein, zwei Wochen, um etwas zu sehen und dann...
 

Harry würde nur noch im Bett liegen, mit wahnsinnigen Schmerzen. Sie hatte diese Krankheit schon gesehen, wie die Menschen am Ende litten, ohne Chance, den Schmerzen zu entkommen, da die Tränke nicht lange reichten. Sie schrien wie am Spieß, wollten nicht mal mehr versuchen, zu leben. Aber ein Kind! Warum hatte es ein Kind getroffen? Der Junge hatte nichts, wirklich gar nichts getan, um auch noch das zu verdienen!
 

Sie sah wieder zu den Männern, die weiter diskutierten, sah dann, dass ihr Mann wohl langsam ähnliche Gedankengänge zu entwickeln schien. „Was ist?“, fragte sie leise.
 

„Ich... ich denke mir gerade, was...“
 

„... wenn es Draco erwischt hätte,“ beendete sie den Satz.
 

„Und was das Schlimmste ist, ich bin erleichtert, dass es nicht er ist, sondern Potter,“ gab er zurück, aber ohne den Namen wie sonst auszuspucken, wie einen Kirschkern oder etwas wirklich Ekliges.
 

„Ich finde, er hat es einfach nicht verdient...“
 

„Das hat niemand,“ gab Lucius zurück. „Es ist eine Schande, dass niemand bisher sich die Mühe gemacht hat, diese Krankheit zu erforschen...“
 

„Vielleicht tun sie es dann jetzt endlich,“ fauchte Narcissa nur, dann stand sie auf. „Und ihr?! Schämt ihr euch gar nicht?! Ihr denkt daran, was mit euch passiert, wenn er tot ist! Aber noch lebt der Junge und er wird schrecklich leiden! Hat schon mal jemand daran einen Gedanken verschwendet!? Ihr alle habt gelesen, wie man mit ihm verfahren ist! Was er durchgemacht hat! Und immer noch denkt ihr nur an das, was ihr durchgemacht habt!“ In der auf ein Mal einkehrenden Stille, die nun folgte, stellte sie ihre Tasse ab und verließ den Raum. Sie wusste, Niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, Anderen bescheid zu sagen und sie hatte schnell bemerkt, dass Draco sich mit Harry angefreundet hatte. Irgendwer musste es ihm sagen.
 

Wie es wohl Severus ging? Sie kannte den Tränkemeister ganz gut, sie wusste, es war mehr an ihm, als das, was er zeigte und sie wusste, dass der seinen Sohn auf seine Weise genauso liebte, wie Lucius Draco. Die meisten dachten, er würde Harry hassen. Weswegen niemand einen Gedanken an ihn verschwendete, aber sie wusste, der Mann litt. Und irgendwer musste sich auch um ihn kümmern. Tom war nicht der Einzige, der vermutlich gerade daran dachte, Gift oder einen scharfen Dolch bereit zu halten.
 


 


 

„Kann ich noch was... für Euch tun?“, fragte Lucius leise, als er die unterschriebenen Dokumente von Tom entgegen nahm. Es war inzwischen neun Uhr und er wusste, dass der Andere vermutlich nicht geschlafen hatte, auch, wenn man es ihm nicht ansah. Dafür gab es ja Tränke und andere Mittel, wenn man denn wollte.
 

„Halt mir alle vom Hals,“ gab Tom ruhig zurück. Er wusste, was der Andere dachte, er vermutete, was alle dachten und er konnte es verstehen. „Ich werde nicht vor sechs Uhr abends zurück sein, sollte sich ein Treffen mit einem Arschkriecher nicht vermeiden lassen und sonst bin ich für Notfälle – für absolute Notfälle und nur dafür, per Patronus zu erreichen. Und unter Notfall verstehe ich etwas, wie einen Krieg, Dumbledores Flucht oder Hogwarts in Trümmern! Ist das klar?“
 

„Ja,“ nickte Lucius nur, sah seinen Herrn an. „Vielleicht...“
 

Tom hob nur eine Hand. „Rede nicht mal darüber,“ gab er kühl zurück. "Es gibt kein Heilmittel, das weißt du, das weiß ich, das weiß jeder, also sag nicht, dass alles wieder gut werden wird!“
 

Der Blonde nickte, er wandte sich nur um und verschwand, die Akten im Arm.
 

Erst, als Lucius verschwunden war, wandte Tom sich wieder um und sah ins Schlafzimmer, wo Harry immer noch lag und fest schlief. Er hatte in der Nacht eine weitere Fieberattacke gehabt und schrecklich gefroren, war sogar ein Mal aufgewacht und hatte sich bei ihm entschuldigt! Weil er gedacht hatte, Tom gestört und geweckt zu haben, hatte angeboten, in sein Zimmer zu gehen. Er hatte den Jüngeren nur an sich gedrückt und ihm gesagt, dass er schlafen solle.
 

Leise öffnete er den Schrank, sah Harrys Sachen durch. Es waren einige, aber nicht mal halb so viele, wie Draco besaß. Einfache Dinge, kaum Roben, viele Muggelsachen. Jeans, die wirklich auch bequem waren. Pullover, Hemden. Rasch holte er eine der Hosen heraus, dazu einen Rollkragenpullover, es war immer noch kühl und das Letzte, was Harry in dem Zustand gebrauchen konnte, war eine Erkältung, die alles noch beschleunigen würde. Dazu einen Schal und feste Schuhe, sowie eine warme Jacke. Er würde dann noch einen Zauber anwenden, dass Harry sich nicht zu warm fühlte, aber der Jüngere musste sich gut anziehen. Wenigstens das.
 

Erst, als Tom Alles vorbereitet hatte, setzte er sich zu dem Jüngeren, strich über dessen Haare. Er musste an all die Seiten in Salazars Tagebuch denken. Ric hatte dasselbe gehabt. Er war vor den Augen des Anderen dahin gesiecht. Er war noch nicht durch, doch er wusste, was noch kommen würde und die Gefühle, die durch den Anderen, durch ihn in einem anderen Leben gegangen waren, sie waren dieselben, die er wieder spürte. Dieser verzweifelte Wunsch, etwas zu unternehmen, das Wissen, dass es unmöglich war. Nur hatte er nicht, wie damals, mehrere Jahre oder zumindest weit über ein Jahr, um sich zu verabschieden, bei Harry würde es viel schneller gehen und das machte ihm Angst, unerträgliche Angst.
 

Er merkte erst, dass er wohl aufgehört hatte, Harry zu kraulen, als dessen Schwanz sich um sein Handgelenk wickelte und versuchte, ihn zu überzeugen, weiter zu machen. Stattdessen strich er über das so entspannt wirkende Gesicht. Von dem nächtlichen Zwischenfall war praktisch nichts mehr zu merken. „Harry, wach auf, es wird Zeit...“
 

„Hm...?“, nuschelte Harry, sah auf und lächelte, als er Tom sah. Alles Andere schien lächerlich weit weg. Wie ein schlechter Traum. Er fühlte sich gut und auch wach, zufrieden – und hungrig. „Morgen,“ lächelte er.
 

Tom beugte sich über seinen Geliebten, küsste ihn sanft und innig, strich dessen Haare aus dem Gesicht. „Guten Morgen... komm, steh auf, nach dem Frühstücken wollen wir los, in den Zoo...“
 

„Wirklich!?“, strahlend setzte Harry sich auf. „Gehen wir? Gehen wir wirklich?!“
 

„Ja,“ nickte Tom. „Ich habe dich einfach etwas länger schlafen lassen und in der Zeit meine Arbeit erledigt. Nach dem Frühstück appariere ich uns in die Nähe des Zoos, dann können wir den Tag genießen. Es gibt dort auch einen Imbiss, wo wir essen können, wir haben den gesamten Tag, um mit Schlangen zu debattieren oder Erdmännchen zu beobachten.“
 

„Danke!“
 

Tom lächelte traurig, als die Arme des Jüngeren sich um ihn legten, drückte Harry an sich. So eine Freude, wegen eines Ausflugs in den Zoo, der Draco noch nicht mal mehr ein müdes Lächeln hätte abgewinnen können. „Für die Muggel werde ich deine neuen, körperlichen Errungenschaften wieder wie im Schwimmbad mit einem Zauber belegen.“
 

„Ist gut,“ lächelte Harry nur und löste sich, küsste Tom noch mal und schnappte sich die zurechtgelegten Sachen, rannte ins Bad und zog sie an, ohne zu diskutieren, er wusste, der Ältere machte sich Sorgen und wenn er ihn so beruhigen konnte, würde er auch Wintersachen tragen. Wie er es sich versprochen hatte. Für Tom. Er beeilte sich auch, fertig zu werden, wenig überrascht, als das Frühstück in ihrem Zimmer auftauchte. Er wollte keine Anderen sehen, er wusste ja, dass Lucius bescheid wusste und inzwischen wohl nicht mehr nur er. Sirius musste außer sich sein und Remus... wie sollte er ihnen nur begegnen? Er wusste es einfach nicht und es machte ihm Angst, er wollte nicht, dass sie traurig waren.
 

Sofort griff Tom nach dem Jüngeren, drückte ihn auf seinen Schoß und begann, ihn zu füttern. Es fühlte sich schon gut an, ihn nur auf dem Schoß zu haben, Harrys Gewicht auf den Beinen zu spüren. Sie aßen in Ruhe, bevor er sich erhob. „Wollen wir los?“
 

„Ja!“
 

Tom schloss den Jüngeren wieder in seine Arme nachdem sie ihre Jacken angezogen hatten, apparierte sie direkt vor den Haupteingang, es war ihm ein Leichtes, den wenigen Muggeln die an dem Wochentag hierher kamen, einzureden, dass sie schon die gesamte Zeit hier gewesen waren. Mit Harry an der Hand ging er zur Kasse, löste zwei Tickets und trat ein. Es war fast nichts los. Einige Mütter mit kleinen Kindern in Buggys, eine Kindergartenklasse mit Betreuerinnen, einige Tierpfleger, ein paar alte Leute. Und das auf den gesamten, großen Park verteilt, sie würden also ihre Ruhe haben. An den ersten Tieren gingen sei ohne einen zweiten Blick vorbei. Paviane. Wirklich hässliche Zeitgenossen mit schrecklichen Manieren, die nur herumschrien. Nicht seine Sache und Harrys ja auch nicht. Er blickte auf den Zooplan, merkte sich, wo das Reptilienhaus, die Alaskaanlage und der Wildkatzenbereich waren, dann folgten sie einfach dem Rundgang.
 

Den Tieren schenkte Tom kaum Beachtung, sie waren ihm gleich, doch er beobachtete Harrys Gesicht, wie er selbstvergessen vor einigen der Gehegen stand und mehr als ein Mal kam ein Tier einfach auf ihn zu und ließ sich, sofern kein Graben zwischen ihnen stand, streicheln. Er ermutigte den Jüngeren, es zu tun, sorgte mit kleineren Zaubern dafür, dass diese Dinge unbemerkt blieben. Sonst wären schon längst Pfleger gerannt gekommen, gerade bei dem Wolfsgehege. Es war erstaunlich, wie anziehend Harry auf die Tiere wirkte.
 

Andererseits erstaunte es ihn nicht wirklich. Harry war so sanft, ruhig und einfühlsam, mehr um Andere, als um sich besorgt, selbst jetzt, wo er sterbenskrank war. Es tat so weh, nur daran zu denken, er wollte das Wissen von sich schieben und doch war es immer da und mehr als ein Mal schloss er Harry fest in die Arme, nur um sich zu vergewissern, dass der auch wirklich noch da war.
 

Kaum zu glauben, er hatte oft lockere Beziehungen mit Favoriten gehabt, ohne daran zu denken, dass sie von längerer Dauer sein konnten, hatte sie fallen lassen, nachdem er genug von ihnen gehabt hatte. Mit Harry hatte er noch nicht mal geschlafen und nicht mehr getan, als ihn zu küssen und allein der Gedanke, ihn gehen zu lassen, brachte ihn schier um.
 

Zu Mittag aßen sie in einem der kleinen Restaurants, die über den gesamten Park verteilt waren, Pommes, dazu Currywurst, eine Spezialität aus Deutschland, die aber wirklich lecker war, sie tranken Cola, Harry das erste Mal.
 

Danach setzten sie ihren Ausflug fort, über das Reptilienhaus, die Vogelvolieren und dann den Alaskapark mit den Seehunden, den Pinguinen, den Robben und Eisbären. Dort verbrachte Harry fast eine Stunde, er beobachtete einfach nur, wie die Robben spielten. Unterwegs spendierte Tom dem Jüngeren eine Zuckerwatte, er hatte gesehen, dass dessen Augen immer mal wieder an einer der bunten, schrecklich süßen, zuckrigen Wolken hängen geblieben waren. Das allein löste wieder einen unglaublichen Sturm von lächerlicher Begeisterung aus und Tom überwand sich sogar selbst, etwas von dem klebrigen Zeug zu sich zu nehmen, weil Harry es ihm strahlend angeboten hatte. Es hatte ihn geschüttelt, so süß war das Zeug, aber der Jüngere hatte sich gefreut.
 

Als sie schließlich, gegen sechs Uhr abends, in Richtung Ausgang liefen, war Harry wirklich müde, doch noch immer leuchtete die Begeisterung in den grünen Augen und Tom kaufte ihm nur zu gern in einem der überteuerten Andenkenläden eines der Stofftiere. Harry hatte all die Dinge eine halbe Stunde einfach nur bewundert, bevor er sich für einen braunen, einfachen, aber recht großen Bären, eine Replika des zooeigenen Grizzly, wie das Schildchen versicherte, der aber erstaunlich wenig Ähnlichkeit aufwies. Aber Harry kuschelte sich begeistert an das Vieh, also war es gekauft. Zusammen mit einem Stift, auf dem tatsächlich eine Schlange saß, die zu leuchten begann, wenn man auf ihren Schwanz drückte. Nagini würde begeistert sein...
 

„Danke,“ lächelte Harry, als sie wieder draußen waren, er trug den Teddy im Arm, statt in der Plastiktüte, die die Verkäuferin ihnen gegeben hatte. Seinen freien Arm hatte er um Toms Taille geschlungen. „Der Tag war wunderschön!“
 

Tom hob den Kopf des Jüngeren an, küsste ihn einfach nur, bevor er diesen eng an sich drückte. „Festhalten,“ meinte er nur und brachte sie Beide zurück nach Hause. „Jederzeit wieder,“ versprach er dann. „Es war ein wirklich schöner Tag.“
 

„Hmhm... er war toll! Und was die Netzpython uns alles erzählt hat! Wie sie die Pfleger manchmal ärgern, damit es nicht so langweilig ist und dass sie zum Spaß mit der Kobra oder der Klapperschlange flirtet...“
 

„Ja, ein wirklich eher fragwürdiger Weg, seine Freizeit zu verbringen, aber Jedem das seine. Du bist erschöpft, komm, essen wir zu Abend, dann gehst du ins Bett, du kannst morgen früh duschen.“
 

Harry lächelte nur und küsste den Älteren. „Mach dir nicht so viele Sorgen,“ bat er leise. „Es geht mir wirklich gut...“
 

‚Noch’, dachte Tom nur verzweifelt. Er drückte den Jüngeren an sich.
 

„Du, morgen ist doch Wochenende...“
 

„Ja...“
 

„Kann... können nicht Siri, Remmy und Fenrir für einen Tag kommen? Ich glaub, ich.. muss mit ihnen reden, aber... du musst da bleiben, bitte?“
 

„Natürlich,“ versprach Tom, er führte Harry zu dem gerichteten Tisch, beobachtete, wie der aß und das nicht mal wenig, dann aufstand und sich tapsig umzog, am Ende half er dem Jüngeren, begleitete ihn und wollte ihn zudecken, als der ihn festhielt.
 

„Leg dich zu mir, bitte?“, fragte Harry. „Du musst auch schlafen.“
 

Tom zog sich selbst um, legte sich zu dem Grünäugigen, schloss ihn fest in seine Arme. „Schlaf, Harry. Ich bin da, es ist alles in Ordnung...“
 

Harry kuschelte sich an die breite Brust, lauschte den beruhigenden Herzschlägen und überlegte, ob er seine taube Hand erwähnen sollte, entschied sich dann aber dagegen, Er sah auf, blickte lächelnd zu dem Grizzly, sein erster, eigener Teddy, an den er sich erinnern konnte. Er würde ihn immer bei sich behalten.

Koma

Nervös saß Harry in dem bequem eingerichteten Raum, der Wärme und Freundlichkeit ausstrahlte. Ein kleines, privates Zimmer mit mehreren Sitzlandschaften. Er hatte am Morgen kaum etwas essen können, die Nacht hatte er einen Alptraum gehabt und schrecklich gefroren und nun würde gleich Sirius kommen, dem es gar nicht gut zu gehen schien, wie es aussah, weil der sich solche Sorgen um ihn machte. Er lehnte seinen Kopf wieder gegen die Brust hinter sich, lächelte etwas, als Tom anfing, seine Ohren zu kraulen. Wenigstens war er hier nicht alleine.
 

„Hör auf, dich da rein zu steigern,“ bat Tom leise. „Du machst dich nur selbst fertig.“
 

„Ich... fühle mich so.. schuldig!“
 

„Du bist krank, das hast nicht du zu verantworten, es.. kann sehr gut an allem liegen, was man dir angetan hat,“ gab der Ältere leise zurück, küsste Harry, drückte ihn an sich. „Du bist nicht mit Absicht krank geworden.“ Er hasste es, darüber zu reden, doch er tat es, weil es nötig war. Weil er es nicht verdrängen konnte. Diese Nacht hatte das Fieber lange gebraucht, bis es gefallen war.
 

Ob er wollte oder nicht, er konnte sich nicht einbilden, dass Harry gesund war. Er hatte nur noch eine Möglichkeit: seinem Geliebten die letzten Wochen so schön wie nur eben möglich zu machen. Das war alles, was blieb. Also tat er es, denn gegen diese Krankheit gab es ja kein Heilmittel...
 

Morgen würde er mit Harry einen Ausflug an die Küste von Cornwall machen, es war zu kalt zum Schwimmen, aber der Jüngere wollte das ja auch gar nicht, er wollte einfach nur das Meer sehen, denn auch, wenn Tom dabei war, hatte er Angst vor dem tiefen Wasser, sobald er nicht mehr stehen konnte.
 

Dort würden sie ein kleines Picknick auf einer der Klippen machen, das würde Harry sicher gefallen und anschließend würde ihm auch noch etwas einfallen, denn nicht mal jetzt bat er um irgendwas. Harry lächelte ihn immer nur an und küsste ihn dann, bat ihn, sich keine Sorgen zu machen und dass es ihm gut ginge. Noch immer war der Jüngere es, der ihn trösten wollte, mit einem Lächeln.
 

„Harry!“, Mit dem Wort stürmte Sirius in das Zimmer, sah auf sein Patenkind, das sich umwandte und ihn sofort anlächelte, aufstand und sich in die Arme schließen ließ. Als wäre nichts Schlimmes, als wäre all das nur ein schlechter Traum gewesen.
 

„Ich bin da, Siri,“ lächelte Harry nur und schloss seine Arme um den Hals des Anderen. „Es geht mir gut, bitte, mach dir keine Sorgen.“
 

Sirius sagte nicht, er drückte den Jüngeren nur an sich, während er erneut zu heulen begann, so, wie er es seit dem Treffen mit Poppy immer wieder tat. Heute beim Frühstück hatte Draco Malfoy einen Brief erhalten, er hatte ihn überflogen, war plötzlich aufgesprungen, hatte den Stuhl von sich geworfen und war gerannt, dicht gefolgt von Ron, der ebenfalls aufgestanden war, als er den Blonden hatte rennen sehen. Er hatte nicht raten müssen, was er Jugendliche mitgeteilt bekommen hatte. Das Gesicht hatte alles gesagt.
 

Remus stand einfach nur da, in seiner Kehle steckte ein riesiger Kloß, er betrachtete den Jungen, der lächelte, als wäre Nichts. Als habe er nichts Drastischeres, als eine Erkältung und eine rote Nase, doch er war Werwolf, er roch Dinge, die Andere nicht wahr nahmen, er roch den kalten Schweiß von Fieber, auch, wenn der Junge sich geduscht haben musste, da er von Pfefferminz überlagert wurde, er sah auch die winzigen Anzeichen, das leichte Zittern in einer der Hände, die um den Nacken seines besten Freundes lagen. Es war wahr, Harry würde sterben, er konnte es nicht fassen, er wollte es nicht glauben! Nicht daran denken, dass ein so junger Mensch, der gerade sein Glück gefunden hatte, sich schon aufs Sterben vorbereiten musste.
 

Kurz sah Remus zu Fenrir, der Sirius im Auge behielt, er wusste, der Mann sah dasselbe, wie er auch. Und vermutlich machte er sich bereits Gedanken darum, was er tun musste, wenn es vorbei sein würde. Wenn Harry niemanden mehr beruhigend anlächeln und seine Krankheit herunter spielen konnte. Er wusste, er würde getroffen sein, aber es würde nichts gegen das sein, was Sirius durchmachen musste, er wusste, der Andere glaubte, er hätte die Verantwortung dafür, weil er nicht da gewesen war, als Harry ihn gebraucht hatte, auch, wenn er in Askaban gesessen hatte, er fühlte sich verantwortlich.
 

„Es ist wirklich gut,“ lächelte Harry nur und löste seine Umarmung, winkte auch den anderen Beiden zu, bevor er sich auf Toms Schoß setzte. Er war immer noch etwas Müde, die Nacht war nicht so toll gewesen und der Andere gab ihm Wärme. „Wie geht es euch?“, frage er dann. „Wie geht es Dray? Alles in Ordnung?“
 

„Ja,“ nickte Fenrir ruhig. „Bei uns schon.“ Es gefiel ihm nicht, Harry so zu sehen. Er wusste, der Junge spielte, um die Anderen zu beruhigen. Er stellte sich einmal mehr in den Hintergrund – vor allem für Tom. Und er fühlte sich sichtlich unwohl, das war nicht zu verkennen, Müde wohl auch, den leichten Ringen um seinen Augen nach zu schließen, aber er war hier, zweifelsfrei für Sirius. Um diesem zu zeigen, dass noch kein Grund für Sorgen bestand, obwohl jedes Alarmzeichen auf Rot stand, dass man sich nur vorstellen konnte! Er war nicht blind, er erkannte die Kleinigkeiten, nun, da er wusste, wonach er sehen musste und er wusste, Lupin erkannte sie auch.
 

„Das ist gut... ich werde heut Nachmittag an Dray schreiben, damit er sich keine Sorgen macht,“ erklärte Harry, er hatte die Vermutung, dass auch der Blonde bereits Bescheid wusste. Immerhin war dessen Vater dabei gewesen und Bill auch. Also würde es nicht lange dauern, bis es auch noch in die Zeitungen kommen würde. Und davor graute es ihm jetzt schon.
 

„Tu das,“ nickte Remus und lächelte, selbst etwas angespannt. „Er wird sich freuen. Und... vielleicht solltest du ihn noch mal einladen, nächstes Wochenende...“
 

Dieser Vormittag ging nur schleichend vorbei. Harry wurde immer erschöpfter, weil er so schlecht geschlafen hatte und mehr als ein Mal wäre er fast eingenickt, er war richtig erleichtert, als Tom das Treffen abbrach, mit dem Hinweis, dass er schlafen müsse. Er umarmte die Anderen, sah ihnen hinterher, wie sie durch die Flure gingen, ließ sich dann hochheben und kuschelte sich an Tom. „Du.. musst sicher arbeiten,“ murmelte Harry. „Ich kann in der Zeit auf deinem Sofa schlafen,“ schlug er vor.
 

Tom sah auf den Jungen, nickte dann und trat in sein Arbeitszimmer, setzte sich mit Harry auf das Sofa, küsste ihn sanft und half ihm, sich zurecht zu kuscheln, ließ ihm von einer der vielen Hauselfen seinen Teddy bringen. „Schlaf dich aus,“ lächelte er dann. „Ich bin direkt bei dir, wenn was ist, sag einfach bescheid...“
 


 


 

Severus starrte auf die Tote, die in dem Krankenbett lag. Noch eine. Er starrte auf den Trank, der in kleinen Flakons abgefüllt, auf ihrem Nachtschrank stand. Und der offensichtlich mal wieder nichts gebracht hatte. Noch eine von ihnen war tot. Nur bei einem einzigen Patienten, einem kleinen Jungen, schien es anzuschlagen, der lag zwar immer noch im Koma, aber seine Atmung hatte sich stabilisiert und sein Herz schlug wieder regelmäßig. Er würde mit viel Glück durchkommen.
 

Trotzdem. Einer von neun Versuchspersonen. Was war das für ein beschissenes Ergebnis?! Das konnte er so nicht gelten lassen! Warum hatte es beim Schwächsten gewirkt, nicht aber bei den eigentlich gesunden Erwachsenen? Was fehlte ihnen, was der Junge hatte? Was unterschied sich? Der körperliche Zustand sicher nicht, die waren alle gleich beschissen! Und er weigerte sich, seinem Sohn etwas zu geben, von dem er nicht wusste, ob es mehr Nutzen, als Schaden brachte!
 

Wütend ballte der Tränkemeister seine Hände zu Fäusten, bis die Phiole mit dem Traumlostrank, die er gehalten hatte, einfach brach.
 

Und hätte eine Schwester nicht aufgeschrien und sich um die Scherben gekümmert, er hätte sie sich vermutlich selbst tiefer in die Hände gedrückt, nur um sich zu beweisen, dass er den Schmerz ertragen konnte, wohl wissend, dass es hässliche Folgen haben konnte, schon allein wegen des Trankes, der so in sein Blut gelangen würde und der ihn dann zum Schlafen zwingen würde.
 

„Was soll ich tun?“, fragte Severus leise ins nichts. „Lily, ich kann ihn doch nicht sterben lassen! Es ist dein Kind! Wenn er weg ist, bis du auch verschwunden! Das will ich nicht! Er ist die letzte Verbindung, die ich zu dir habe!“ Er war immer lauter geworden, ohne es selbst zu merken.
 

„Niemand will, dass ein Kind stirbt,“ schaltete Narcissa sich ein, die einfach nur der Stimme gefolgt war. Sie stellte sich neben den Mann, mit dem sie einst zur Schule gegangen war und strich sanft über dessen Rücken. „Ich habe gehört, du machst irgendwelche Experimente und hast Erfolg?“
 

„Erfolg?“, echote Severus ungläubig. „Nein, kein Erfolg! Einer von Neunen spricht auf den Trank an und ich habe keine Ahnung, warum!“
 

Narcissa sah auf den verzweifelten Mann, dessen Augen feucht waren. Ja, er liebte seinen Sohn, wie sie es sich gedacht hatte, nur konnte der es diesem nicht zeigen. Er saß hier, verzweifelt um ein Heilmittel bemüht und doch schaffte er es nicht. Er hatte irgendeinen Trank ausgegraben, doch der schien willkürlich zu wirken. „Gib die Hoffnung nicht auf,“ bat sie. „Forsch weiter und selbst wenn es nicht weiter geht, denk immer daran, einer hat es überstanden und Harry ist stark, sehr stark, vielleicht würde er es auch schaffen. Hast du Tom schon gesagt, dass es... Hoffnung gibt?“
 

Severus runzelte die Stirn. „Er hat mir das Rezept gebracht,“ gab er nur zurück. „Wenn er es vergessen hat, ist das vielleicht gar nicht so falsch. Hoffnung ist fehl am Platz...“
 

„Das ist es nie,“ gab Narcissa entschieden zurück. „Aufgeben ist feige! Kämpfe um ihn, damit du ihm sagen kannst, dass er dir nicht egal ist! Harry wünscht sich deine Anerkennung! Mehr hat er nie gewollt!“
 

„Was will er denn von mir“, fragte Severus leise. „Ich bin ein miserabler Mann, ich bin ein schmieriger Tränkemeister, ich...!“
 

„Du bist jemand, der es sehr schwer hatte, Harry versteht das,“ erinnerte die blonde Frau den Anderen. „und was die Haare angeht – die haben sich schon erstaunlich verbessert, seit dein Kopf nicht mehr in dem Dampf von irgendeinem Kessel hängt. Versteck dich nicht nur hier, geh zu ihm und rede mit ihm, vielleicht ist das noch wichtiger, als eine Heilung, für euch beide..“
 

Doch Severus schüttelte entschieden den Kopf. „Ich kann mit ihm reden, wenn er gesund ist ,“ gab er knapp zurück, sah erneut auf das Rezept.
 

Narcissa seufzte leise und setzte sich auf einen Stuhl, während der Andere wieder anfing, zwischen einigen Kesseln hin und her zu laufen. Das hier würde eine lange, hässliche Zeit werden, daran hatte sei keinen Zweifel.
 


 


 

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25.12.1004
 

Weihnachten.
 

So nennen die Muggel dieses alte Fest der Wintersonnwende, sie veranstalten Krawall und johlen etwas von Geburt ihres Herrn. Dumme Leute, dabei haben sie dieses Fest nur für ihre Zwecke missbraucht, es ist das Fest der Wintersonnwende, wenn das Jahr wiedergeboren wird, es wird in Stille miteinander gefeiert, mit alten Gesängen und in der Familie, ohne nach draußen zu gehen, denn dieser Tag und diese Nacht gehört den alten Göttern, die an diesem Tag auf der Erde wandeln. Die, die sie stören haben Schreckliches zu erwarten.
 

Es sind nicht viele Schüler geblieben. Die Meisten haben Muggelverwandte und sind immer hier, weil sie woanders sofort verfolgt, gesteinigt, umgebracht, verbrannt oder gevierteilt werden würden. Ric hat ihnen kleine Geschenke besorgt, über die sie sich gefreut haben, neue Kleidung oder Pergamente, ein paar Schreibfedern und Tinte. Er hat mit ihnen gefeiert, er hat gelacht und gescherzt.
 

Allein ihn zu beobachten hat so weh getan. Ric hängt so sehr an der Schule, den Kindern, dem Leben! Und doch... wird er es nicht mehr lange genießen können. Ob wir noch eine Midwinterfeier zusammen haben werden? Ich weiß es nicht. Vielleicht, wenn er sonst gesund bleibt, vielleicht eine, mehr wohl nicht.
 

Und er weiß es. Ric macht sich keine falschen Hoffnungen, er weiß es so gut, wie Helga, Rowena und ich. Die Fieberattacken werden so häufig, dass er manchmal nicht mehr aufstehen will, weil er sonst schrecklich friert, erst gestern war es wieder so und es ist ein Wunder, dass er heut schon wieder aufstehen konnte.
 

Wie sehr wünsche ich mir, ihm helfen zu können! In meinem Kopf schweben Ideen herum, Tränke, die ich machen könnte, um ihm zu helfen, ihn zu heilen. Einige habe ich gemacht, aber sie hatten nicht die erhoffte Wirkung. Sie haben sein Fieber gesenkt, aber mehr auch nicht. Ein Anderer hat ihm das Atmen, mit dem er manchmal Schwierigkeiten hatte, leichter gemacht. Aber etwas, dass ihn heilt, habe ich einfach nicht erstellen können!
 

Was fehlt mir nur? Warum finde ich die verdammte Lösung nicht?! Ich weiß, ich stehe kurz davor! Immer wieder sagt Ric, dass ich eine Lösung finden würde, nicht für ihn, aber für Andere und dass ich, egal, wann er stirbt, weiter machen müsse, bis ich die Lösung hätte. Er hat es mich versprechen lassen, schon mehrfach. Er sagt, ich soll verhindern, dass Andere je so leiden und das wäre sein Wunsch zu Midwinter. Ich habe es ihm versprochen, wie ich es immer tue. Alles, um wieder ein Lächeln auf sein dünner werdendes Gesicht zu zaubern. Aber eigentlich ist mir nicht danach.
 

Was habe ich davon, ein Mittel zu finden, wenn er schon tot ist!?
 

Er ruft nach mir, ich soll ins Bett kommen, es wäre spät.

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Die nächsten zwei Wochen vergingen viel zu schnell. Tom wollte nichts mehr, als die Uhr zurück zu drehen, sie anzuhalten, bis er eine Lösung gefunden haben würde. Und doch war sie nicht da.
 

Es war, wie Poppy gesagt hatte, jeden Tag wurde es schlimmer, Harry schlief immer länger und immer öfter, schon mehrfach wäre er einfach hingefallen, weil seine Beine unter ihm nachgaben, würde er nicht immer neben ihm gehen und ihn dann auffangen. Es mit anzusehen, war eine Qual. Wie musste es dann erst sein, wenn man es fühlte, merkte, wie der eigene Körper begann, einfach aufzugeben?
 

Letzte Woche fing es dann auch an mit plötzlichem Nasenbluten und dunkelroten Tränen, die aus den Augen flossen. Tom hatte sich schrecklich erschrocken, Er hatte Harry entsetzt gehalten, stundenlang, nicht in der Lage, ihn loszulassen. Poppy hatte einen Trank gebracht, der die Blutungen im Griff hielt – für den Augenblick. Und doch – nie beschwerte Harry sich über Schmerzen und Schwäche, er lächelte immer nur ermutigend und sagte, es sei alles in Ordnung. Obwohl Tom sehen konnte, dass er Schmerzen hatte.
 

Und wieder war es Harry, der ihn trösten wollte, ihm sagte, dass er durchhalten würde, für ihn, dass er alles tun würde, um am Leben zu bleiben, auch, wenn er viel im Bett liegen musste und von Fieberanfällen geschüttelt wurde. Es war ihm egal. Solange Tom nur lächeln und ihn küssen würde. Schmerzen waren dem Jungen zu vertraut, um überhaupt nur darauf einzugehen, er konnte sie leicht in den Hintergrund verdrängen.
 

Seit Harry das erste Mal Nasenbluten gehabt hatte, war Tom gar nicht mehr im Ministerium gewesen, nicht mal mehr für eine Stunde und er ließ den Jüngeren nicht mehr allein, nicht einmal, wenn er eine wichtige Sitzung hatte. Dann nahm er Harry mit und wehe, jemand sah den Jungen auch nur schief an, dann konnte Tom ausrasten, wie zu seinen besten Zeiten. Also sagte niemand etwas, auch, weil jeder gewarnt worden war.
 

So oft es ging, unternahm Tom etwas mit Harry, er wollte ihm die Zeit so schön, wie nur eben möglich machen. Doch mehr als kleine Ausflüge waren nicht mehr drin, danach war der Grünäugige am Ende.
 

„Harry?“, fragte Tom leise, strich über die dunklen Haare. Auch in der Nacht hatte er einen Fieberanfall gehabt, der immer noch nicht abgeklungen war und er hatte alle Mühe, nicht panisch zu werden, denn er versuchte schon, seit einer halben Stunde den Jüngeren zu wecken, ohne auch nur den geringsten Erfolg. Auch der Schwanz hatte sich nicht um sein Bein oder seine Hand gelegt, sondern lag schlaff neben den Beinen seines Geliebten.
 

„Wach auf, bitte!“
 

Doch der Jüngere reagierte nicht, nicht mal mit einer Wimpernbewegung oder sonst etwas. Noch schlimmer wurde es, als auf einmal einige Tropfen Blut aus den Augen liefen. Das war das Schlimmste in Toms Augen, der Anblick, als würde Harry Blut weinen. Weil er gezwungen wurde, so zu leiden.
 

Koma, hallte das Wort in Toms Geist nach.
 

„Nein! Komm schon! Harry, wach auf!“
 

Sinnlos.
 

Hektisch sprang er zum Kamin, warf Floopulver in die Flammen und rief nach Poppy, die sofort kam, aber die nur mit Tränen in den Augen den Kopf schüttelte, ihm dann sagte, dass der schlimmste Fall eingetreten wäre und Harry vielleicht schon Ende der Woche tot sein würde, dann war sie wieder gegangen und hatte ihn zurückgelassen. Er saß da, Harry in den Armen, wiegte den bewusstlosen Jungen hin und her. Er wusste, er sollte einigen Leuten bescheid sagen, Sirius und Remus. Severus vermutlich, aber er konnte den schmalen, gebeutelten Körper einfach nicht los lassen.
 

Bis ihm auf ein Mal etwas einfiel. Es stach, es bohrte sich regelrecht in sein Hirn. Vor mehr als einem halben Jahr, als er in Slytherin Manor gewesen war....
 

--- Flashback---
 

Ruhig wandte Tom sich um und lief weiter, hin zu einer Vase, die auf einem Podest stand. Es war ein wirklich schönes und altes Stück, auf ihr bewegten sich Bilder immer wieder hin und her. Sie erzählten eine Geschichte, die für ihn momentan einfach noch keinen Sinn ergab, aber er war sich sicher, auch das würde er noch herausfinden. Wieder war da so ein seltsames Gefühl, der Schatten einer Erinnerung, die einfach keine Form annehmen wollte, aber die brachte ihn dazu, die Vase von dem Podest zu heben und genauer zu untersuchen. Ja, da war etwas. Ein Stück Pergament, das er vorsichtig heraus holte, bevor er es auseinander faltete. Es war in Parsel geschrieben und ein Trankrezept gegen eine immer noch fast immer tödlich verlaufende Krankheit, die extrem aggressiv war und täuschend schleichend begann. Terunadorie, sie griff den magischen Kern einer Person an und brachte dann die Organe zum Versagen. Was genau der Auslöser war, wusste man bis Heute nicht, aber auffällig war, dass nur Männer sie bekamen und dann auch nur die, die extrem stark waren. Als wäre der Körper nicht in der Lage, den magischen Kern zu beherbergen. Das gab es auch harmloser und trat oft bei Kindern beiden Geschlechts auf, die ihre Magie nicht oft genug benutzten, war aber heilbar.
 

„Interessant,“ murmelte Tom, steckte das Rezept weg, in seine Brusttasche. Warum war es hier versteckt? Warum nicht veröffentlicht? Er verstand es wirklich nicht, aber gut, er würde es Severus geben und sehen, was der daraus machen konnte und würde. Das beschäftigte den Mann etwas und lenkte ihn ab, vielleicht wurde er dann erträglicher. Nur war das nicht, was er eigentlich gesucht hatte.
 

--- Flashback Ende---
 

Merlin! Das Rezept! Wie hatte er das nur vergessen können?! Er hatte es noch an diesem Tag Severus gegeben! Er war sich ganz sicher! Eine Lösung! Merlin, es gab eine Lösung! Eine Hoffnung! Sanft bettete er Harry wieder in die Kissen, legte ihm den Grizzly in den Arm und deckte ihn zu, trat dann zum Kamin. „Severus Snape!“
 

Es dauerte keine drei Sekunden, bevor das Gesicht des Anderen in den Flammen erschien. „Was?“, kam es kurz angebunden.
 

„Komm hierher, sofort! Du hast drei Stunden, dann will ich dich hier haben, mit dem Trank, dessen Rezept ich dir gegeben habe! Sofort! Und befolge jeden einzelnen, verdammten Punkt auf dem Papier!“ Er ließ Severus nicht mal antworten, bevor er wieder zu Harrys Bett lief und über das fieberheiße Gesicht strich. „Eine Hoffnung, ein Lichtblick,“ flüsterte er. Das Tagebuch, der Schatten einer Erinnerung. All das, es war schon ein Mal geschehen, die schwache Stimme, die ihn bat, das Gegenmittel zu finden, auch, wenn er sterben würde, dass sie es brauchen würden, nicht jetzt, aber in der Zukunft. Godric, der die Zukunft sehen konnte, er hatte es gewusst und dafür gesorgt, dass sie beide zusammen bleiben konnten! Eine Chance!
 

„Halt durch,“ bat er verzweifelt. „Du hast es versprochen. Bitte, nicht lange, ich verspreche es, ich habe etwas, dass dir helfen könnte! Lass es nicht zu spät kommen! Du musst durchhalten! Nicht mehr lange! Du kannst leben! Und ich kann dich doch noch mit zu den buddhistischen Tempeln nah China und Japan mitnehmen, zu den kaiserlichen Gärten, zu den Pyramiden, du musst nur noch etwas durchhalten! Bitte... stirb nicht...“
 

„Er wird sterben! Das Zeug ist vollkommen wirkungslos!“
 

„Gib es einfach her!“
 

„Tom, ich habe es ausprobiert, Alle, alle, an denen ich es getestet habe, sind gestorben! Es hat ausgesehen, als würde es einer von ihnen schaffen, aber...!“
 

„Gib es her!“
 

„Tom, es ist sinnlos!“
 

„Accio!“, Tom fing die Phiole, die sicher in seiner Hand landete, entkorkte sie mit den Zähnen und flößte Harry den Trank vorsichtig und langsam ein. „Komm, Kleiner,“ sprach er leise. „Du musst kämpfen. Für dich, für mich, für all deine Freunde, selbst für deinen sturen, dummen Vater...“
 

Severus beobachtete das und es zog sich alles in ihm zusammen. Er wusste, wie sinnlos es war. In dieser Nacht war der Junge gestorben, der bis dahin durchgehalten hatte, drei Wochen lang. Unter Schmerzen. Weil sein Körper schon zu sehr geschädigt gewesen war und Herz und Lunge am Ende doch noch versagt hatten, da die Tränke nicht mehr gewirkt hatten. Noch arbeiteten einige Heiler an dessen Leiche, um herauszufinden, ob es noch eine Grund für dessen Tod gab, aber Severus war sich inzwischen sicher, dass der Strohhalm, an den Tom sich auf ein Mal mit so gewaltiger Kraft klammerte, brechen würde.
 

Harry würde sterben und so, wie er aussah, würde es nur noch wenige Tage dauern. Der mal wieder ausgezehrte Körper hatte zweifellos nicht mehr die Kraft, zu kämpfen und zu gewinnen. So wenig, wie der des kleinen Jungen. Alles in Severus zog sich selbst zusammen, denn bis heute Nacht war auch er noch bereit gewesen, ein wenig zu hoffen, nun war er es nicht mehr. Sein Sohn würde sterben, das Letzte, was er von Lily hatte, würde von ihm gehen und ihn zurück lassen. Er hatte dem Kleinen noch nicht mal gesagt, dass er ihn nicht hasste. Dass er ihn sogar eigentlich richtig gern mochte...
 

„Ich sage Grayback, Black und Lupin bescheid,“ gab er Tom dann zu verstehen. Es waren ohnehin Osterferien, das hieß, sie würden bleiben können, bis es zu Ende sein würde. Danach konnte er sich vermutlich ohnehin neue Lehrer suchen. „Und Draco, “ fügte er nach einem kurzen Moment noch hinzu. Der Blonde war in den letzten Tagen so oft bei ihm gewesen und hatte gefragt, wie es Harry ging, ob er nicht doch etwas tun könne, dass er seinen neuen Freund nicht verlieren wolle. Er hatte Draco keine Hoffnungen gemacht und war nun mehr als froh darum.
 

„Tu das,“ gab Tom nur leise zurück, er beobachtete einfach nur den Jungen in seinen Armen, der vollkommen bewegungslos da lag und mühsam und flach atmete, um jeden Atemzug zu kämpfen schien. Wann war die Lunge so schlimm geworden? Er wusste es nicht, er hatte es nicht gemerkt. „Bitte,“ flüsterte er, als er sich sicher war, dass Severus nicht mehr zuhörte und das Zimmer erst mal verlassen hatte. „Bitte, halte durch! Ric, du kannst mich nicht noch mal verlassen! Es.. würde in einer Katastrophe enden! Bitte, du wolltest doch leben! Ich habe das Heilmittel! Es liegt an dir, du musst nur noch durchhalten! Ich verspreche dir, ich werde immer für dich da sein, du wirst nie wieder alleine sein, mein kleiner Panther... Bitte. Halte durch, dieses Mal darfst du nicht sterben! Ich... will dich nicht verlieren! Was hilft mir denn die Unsterblichkeit, wenn du nicht mehr da bist?! Bitte! Du bist doch mein Herz, du bist meine Vernunft, ich brauche dich, die Anderen brauchen dich... bitte geh nicht...“
 

Er blickte auf die übrigen Phiolen, während Erinnerungen in ihm hoch kamen, so, wie damals, als er begriffen hatte, dass er schon ein Mal gelebt und dieselben Fehler gemacht hatte. Diese verschwommenen Fetzen. Dieses tiefe Wissen, dass der Trank Harry helfen würde, dass er leben konnte, wenn er es nur wollte, er konnte genau sagen, was er tun musste, dass Harry diesen Trank sechs Tage lang jeden Tag schlucken musste, dass er dann leben konnte. Dass es eine Chance gab, wenn Harrys Körper mitmachen würde.
 

Und das war der Punkt, der ihm solche Angst machte, er wusste, Harry hatte schon innere Blutungen gehabt, die blutenden Augen, die Nase, all das waren die Zeichen dafür gewesen. Er brauchte weitere Tränke und einen Heiler, der konstant da sein würde, um sich um diese Dinge zu kümmern. Ja, das war es. Er wollte, dass Harry lebte und er wusste, der Junge hatte eine Chance.
 

Zeitgleich haderte er mit sich selbst. Wäre ihm das doch nur eher wieder eingefallen! Er hatte Harry so vieles ersparen können, all die Schmerzen, die er mit einem Lächeln ertragen hatte, um Tom zu beruhigen, all diese Dinge. Die Müdigkeit... alles die inneren Schäden hätten nicht so weit fortschreiten müssen. Die letzten vier Tage war Harry kaum noch auf den eigenen Beinen gestanden.
 

Sanft strich er über Harrys dunkle Haare, strich sanft über dessen Ohren und vermisste das sonst so angenehme Schnurren. Es hatte ihm gezeigt, dass es Harry gut ging. Doch nur zu schnell wurde er unterbrochen, als auf ein Mal die Tür aufgerissen wurde – und Black herein stürmte. Dicht gefolgt von Lupin und Grayback.
 

„Harry! Harry, was.. was ist mit ihm?!”
 

Fenrir folgte den anderen Beiden, ruhig und gefasst, er stellte keine dummen Fragen, er wusste, was los war. Erstens war Severus mehr als deutlich gewesen und zweitens hatte er das schon vor vier Tagen gerochen, als sie das letzte Mal hier gewesen waren. Er hatte gewusst, dass es zu Ende ging. Und er hatte gesehen, dass der Junge teilweise höllische Schmerzen gehabt haben musste und doch hatte er gelächelt.
 

Sirius stürmte in das Zimmer, starrte entsetzt auf das Bett, wo sein Patenkind reglos lag, bleich und offensichtlich fiebrig, halb auf Toms Schoß. „Was hat er?!“
 

„Er ist in ein Koma gefallen,“ gab Tom dumpf zurück, hob den Jüngeren, wenn auch nur ungern, in den Schoß des Anderen. „Ich... muss einen Heiler holen, ich will, dass Harry vierundzwanzig Stunden am Tag überwacht wird, ich...“
 

„Meinst du nicht, es wäre Zeit, ihn gehen zu lassen?“, stellte Fenrir die Frage, die in Remus’ traurigen Augen stand. „Er hat genug gelitten und...“
 

„Ich lasse ihn nicht sterben!“, kam es von zwei Leuten gleichzeitig. Tom fügte dann leise an. „Das kann ich nicht... ich werde versuchen, was noch geht...“
 

„Und was soll noch gehen?“
 

„Ich... es gibt vielleicht eine Chance,“ erklärte er den Beiden. „Eine Winzige, aber sie ist da. Wenn Harry noch eine Woche durchhält, dann.. .haben wir eine Chance.“
 

Fenrir hob eine Augenbraue, sah dann auf den Jungen. Eine Woche? Wie wollte das kleine Kerlchen noch eine Woche durchhalten?! Er beobachtete, wie Tom das Krankenhaus informierte, das ihm zusicherte, zwei der besten Heiler, die sie hatten, innerhalb einer Stunde zu schicken. Er bezweifelte, dass diese Geschichte mit der Woche mehr als ein Strohhalm war, aber das Schlimmste war die Hoffnung in Sirius’ Augen, die wohl enttäuscht werden würde. Nicht mal Severus, der dem Jungen viel zutraute, glaubte, dass er eine Chance hatte.
 

Er setzte sich auf eines der Sofas, beobachtete, wie Sirius den Jungen hielt, ihn hin und her wiegte, wie ein Baby und mit ihm sprach. Davon, dass Harry durchhalten solle, dass es Hoffnung gäbe. Statt die Zeit zu nutzen, um sich zu verabschieden. Die nächsten Tage würden die Hölle werden, er kannte Sirius, er wusste, er würde ihn im Auge behalten müssen, wochenlang, damit der nicht was sehr, sehr dummes tun würde, so, wie er den Kleinen geliebt hatte und es immer noch tat.
 

Warum ließen sie das kranke Kind nicht einfach gehen? Harry hatte seine Ruhe verdient, ihn zu zwingen, in diesem kaputten Körper, der bereits nach dem nahenden Tod zu riechen begann, weiter zu machen, war pure Quälerei.

Begegnungen

Ron hielt den Anderen in seinen Armen, viel mehr konnte er nicht tun, sie waren über die Ferien in Hogwarts geblieben, weil der Rotschopf seinen Eltern sicher nicht hätte erklären können, was ihn nach Malfoy Manor trieb. Und jetzt... hatte sich alles noch verschlimmert. Er hatte ja gewusst, dass Harry schwer krank war, aber dass er sterben könnte, hatte er nie auch nur in Betracht gezogen. So schwer wie der Andere es immer gehabt hatte, er war immer stehend heraus gekommen, er hatte nicht eingesehen, dass es dieses Mal anders sein würde.
 

Doch heut Morgen schien etwas geschehen zu sein, etwas, dass Harrys Sterben offiziell gemacht hatte. Der Grünäugige schien kurz davor zu stehen, die Augen für immer zu schließen und Draco, der sich in den letzten Wochen sehr mit dem Anderen angefreundet hatte, war am Ende, er konnte es nicht fassen, dass er seinen neuen besten Freund gleich wieder verlieren sollte.
 

Ron war sich sicher, dass das nicht sehr malfoyhaft war, aber sein Freund lag in seinen Armen und hatte sich soeben in den Schlaf geweint. Er hielt ihn einfach nur, lag selbst auf dessen Bett und dachte nach. So viel hatte sich bisher getan und es hatte so ausgesehen, als würde sich alles endlich zum Guten wenden, für alle. Ginny schien einen Freund zu haben und hörte auf, von Harry zu reden, außer um ihn übelst zu beschimpfen, Dumbledore hatte schon lange nichts mehr von sich hören lassen und Granger und ihre Gang hielten sich im Moment auch zurück, wohl, weil Snape sie vor einer Woche so fertig gemacht hatte, dass Gryffindor für die nächsten zwei Jahre keine Chance mehr hatte, je wieder ins Punkteplus zu kommen. Weil er gehört hatte, dass sie sich wünschten, dass Harry starb um dann Dumbledore wieder hier empfangen zu können und dass das Schicksal dem Freak schon gezeigt habe, wo dessen Platz sei.
 

Snape hatte sich generell verändert. Wehe, irgendwer sagte etwas gegen den Grünäugigen, dann wurde er fuchsig. Mehr als hundert Punkte waren auch von Ravenclaw und Hufflepuff abgezogen worden und sogar Slytherin hatte einige eingebüßt. Als habe der grummelige Tränkemeister doch entdeckt, dass er so was wie ein Herz hatte.
 


 


 


 

„Wo.. bin ich denn jetzt gelandet?“, fragte Harry sich selbst. Er fühlte sich erstaunlich gut, leicht und frei von Schmerzen. Selbst das Atmen brannte nicht mehr und sein Magen hatte das protestieren aufgehört. Er wusste nicht, wo er gelandet war, oder wie, um es auf den Punkt zu bringen. Langsam setzte er sich auf, sah, dass er sich mitten in einem blühenden Garten befand, es musste Frühjahr sein, so, wie es aussah. Mit blühenden Kirsch – und Mandelbäumen.
 

Ein leichter, warmer Wind fegte durch die Kronen, löste die rosa Blätter von den Bäumen, die wie ein Regen auf ihn niedertanzten. Die Luft roch süß, wie eine Mischung aus Orange und Orchideen mit etwas Minze. Angenehm. Langsam stand Harry auf, sah an sich herunter und stellte fest, dass er eine einfache, schwarze Hose und ein flaschengrünes Hemd trug. Und dass seine Beine ihn zuverlässig trugen. Da waren keine Unsicherheiten mehr, nicht mehr die Angst zu fallen, er fühlte seine Füße, wie früher. Alles schien in Ordnung.
 

Langsam lief er zwischen den Bäumen und den tanzenden Blütenblättern herum, manchmal fing er Einige davon und roch an ihnen. Die Wiese war offensichtlich wild, seltsam war, dass hier auch Blumen wuchsen, die erst im Frühsommer oder im Herbst blühten. Und dann erreichte er sie, eine einfache Schaukel, aufgehängt an dem starken Ast einer alten Eiche, deren Stamm breit und knorrig war.
 

Schaukeln, etwas, das er kaum getan hatte. Er trat zu ihr, hielt sich an dein Seilen fest und setzte sich, stieß sich mit den Füßen am Boden ab und lächelte, als er ein wenig durch die Luft flog. Er legte seinen Kopf ans Seil, genoss den warmen Wind. „Ich könnte gestorben sein,“ stellte er leise fest.
 

Die fehlenden Schmerzen, die Leichtigkeit, diese Gegend, die ihn eher an die verwunschenen Gärten aus Märchen erinnerten, die Schaukel an dem Baum, all die Blumen, der Duft um ihn herum. Andererseits war er hier allein und es gab viele Tote, was die Sache irgendwie komisch wirklich ließ und wenn Harry etwas nie hatte sein wollen, war es allein sein.
 

Der Grünäugige lehnte seinen Kopf gegen das Seil der Schaukel und schloss kurz die Augen, genoss den leichten Wind. Er war so friedlich hier, er fühlte sich irgendwie frei. Ohne Erwartungen oder Vorwürfe.
 

„Harry...“
 

Verwirrt sah Harry auf – und stürmte auf die Gestalt zu. Eine Frau mit roten Haaren und denselben Augen, die auch er hatte. „Mama!“ Er fühlte sich wirklich wie im Himmel, als deren Arme sich eng um ihn legten.
 

„Ja,“ nickte Lily und ließ sich auf den Boden sinken, nahm ihren Sohn mit sich. „Ich bin es,“ stimmte sie zu. Sie strich über die weichen Haare ihres Sohnes.
 

„Also – bin ich tot?“, fragte Harry nach einem kurzen Moment.
 

„Nein, noch nicht...“
 

„Aber...warum bin ich dann hier?“, fragte Harry ratlos. „Nicht, dass ich es nicht toll finden würde, dich zu sehen, aber ich verstehe nicht! Wo bin ich dann?!“
 

„In einer Art Zwischenstation,“ erklärte Lily, während sei ihren Sohn streichelte, ihn hielt, wie sie es schon so lange hatte tun wollen. „Hier werden die hingebracht, die zwischen Leben und Tod schweben. Die sich im Koma befinden. Und manchmal, ganz selten, bekommt einer der Toten die Erlaubnis, jemanden hier zu besuchen. Ich habe einige der Verantwortlichen so fertig gemacht, dass die mich nur zu gern haben gehen lassen, wenn ich dann Ruhe gebe.“
 

„Also... sterbe ich gerade?“
 

„Ja, aber... sie kämpfen um dich,“ erklärte Lily.
 

„Warum? Es ist doch sinnlos, das haben sie selbst gesagt...“
 

„Weil die Dummköpfe vergessen haben, dass sie sehr wohl ein Gegenmittel haben und ganz ehrlich, es wird sehr knapp werden, selbst, wenn du es schaffst,“ sie küsste ihren Kleinen sanft, schloss kurz die Augen, sie sah sehr nachdenklich aus.
 

„Ich verstehe nicht...“
 

„Harry, es wird ganz allein an dir liegen. Wenn die Anderen es schaffen, deinen Körper am Laufen zu halten, kannst du zurück. Aber es ist deine Entscheidung. Du kannst auch hier bleiben. Na ja, nicht hier, aber zu mir kommen.“ Die Rothaarige strich über Harrys Schultern. „Du hast viel mitgemacht, das meiste davon unverdient. Jeder würde es verstehen, wenn du nicht mehr zurück willst, aber...“
 

„Aber... Tom... was wird denn dann aus ihm?“, fragte Harry leise. Es war so friedlich hier, so leicht, so schön. Es schien so einfach, hier zu bleiben und keine Schmerzen mehr zu haben. Endlich Ruhe, bei seiner Mutter zu sein. Aber da war doch immer noch Tom. Es war hier so toll, aber... ohne den Anderen, der ihn immer so schön kraulte? Und Sirius!
 

Lily schüttelte traurig den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er deinen Tod verkraften würde,“ gab sie zurück. „Er würde seine Unsterblichkeit verlieren, aber er würde es nicht merken und weit schlimmer wäre es, wenn man ihn dann nicht sofort tötet.“
 

„Was? Töten? Warum? Unsterblich!? Ma! Was redest du denn da?!“
 

Lily schloss ihren Sohn einfach nur in die Arme. „In der Nacht als ich umgebracht wurde, waren Tom, Severus, Lucius und Narcissa auch da,“ setzte sie an. „Du weißt ja inzwischen, dass Sev dein Vater ist und ich liebe ihn immer noch mit vollem Herzen. Ich weiß, dass er es dir schwer macht, aber das ist, weil es ihm selbst oft so schlecht geht... egal, ich schweife ab, nicht wahr...?“ Sie lächelte, strich nachdenklich über die Arme des Anderen und fuhr dann fort. „Severus war da, weil er wissen wollte, warum ich ihn betrogen habe, ich war dabei, ihm zu erklären, dass es nicht so ist, als es noch mal geklingelt hat und auf ein Mal stand Dumbledore im Raum, ich wusste in dem Moment, dass James tot ist. Ich wollte dich wegbringen, Lucius und Narcissa waren auf ein Mal verschwunden, sie können sich vermutlich auch nicht an den Abend erinnern, dank einiger Zauber. Ich wollte dich schützen, aber Dumbledore wollte dich unbedingt haben, inzwischen weiß ich, dass er dich gebraucht hätte, um in James’ Kammern zu kommen, denn er hat dich ja zu seinem Erbe gemacht, leiblicher Sohn hin oder her. Aber er hat nicht mit Tom gerechnet. Also Dumbledore. Es hat einen wahnsinnigen Kampf gegeben und Tom musste um sein Leben fürchten, er war geschwächt, warum weiß ich nicht. Aber er hat sich einen Hocrux geschaffen. Er wollte dein Kuscheltier verwandeln, aber in dem Moment hast du danach gegriffen.“ Sanft fuhr sie die Narbe auf Harrys Stirn nach.
 

„Dann hat Dumbledore ihn mit dem Avada erwischt, er hat mich bedroht, ich sollte dich ihm geben, ich habe mich geweigert, aber ich war allein. Er hat mich umgebracht, dachte gleichzeitig, du wärest von einem der Avadas getroffen worden und wusste, dass er eine Chance hat. Er ist verschwunden, hat aber dafür gesorgt, dass Sirius kommen und dich holen würde und dann... hat er dich zu Petunia gebracht...“ Sie drückte ihren Sohn noch näher an sich.
 

„Was... bedeutet das?“, fragte Harry leise. „Ich weiß nicht, was du meinst, ich... was ist ein Hocrux?“
 

„Ein Teil von Toms Seele. Dumbledore hat allen Ernstes gedacht, Tom wäre dumm genug, sie noch weiter zu spalten. Und wie gesagt, er hat es aus purer Verzweiflung getan. Um nicht zu sterben, dass du sein Leben sein würdest, hat er nicht gewusst. Das heißt, es bindet euch viel mehr, als du nur denkst und nein, er liebt dich nicht nur, weil du einen Teil seiner Seele trägst, es ist nur ein weiterer Punk, eure Liebe, das, was euch verbindet, ist viel, viel älter, aber... mehr darf ich dir dazu auch nicht sagen.“
 

„Was heißt das? Er stirbt nicht, solang ich lebe?“
 

„Genau,“ nickte Lily, „Er ist unsterblich, solange du lebst und solange wird er nicht mehr altern. So konnte er überleben und nein, er hat auch nie Einhornblut getrunken, das war eine Geistergestalt, die sich als er ausgegeben hat und die Dumbledore gerufen hat, da er irgendwann geahnt hat, dass Tom wieder auf der Bildfläche erscheinen würde und er musste dich ja zu seiner Waffe machen.“
 

„Ich liebe ihn,“ murmelte Harry, er verstand nicht wirklich, es war viel zu viel Information auf einen Schlag. „Ich vermisse ihn, es ist so schön hier, es ist wirklich toll, du bist da, aber...“
 

„Dir fehlt der Mensch, den du liebst,“ nickte Lily, die wirklich erleichtert über diese kleinen Worte war. Sie sah, dass Harry das alles noch nicht wirklich verstanden hatte, dass es zu viel auf ein Mal war, aber leider hatte sie nicht ewig Zeit, denn Zeit lief hier anders, als auf der Erde. Was hier wie ein Augenblick schien, konnten auf der Erde Tage sein. „Ich vermisse Sev auch, ich vermisse ihn sehr, aber ich weiß, er wird irgendwann wieder bei mir sein und ich kann warten.“
 

„Dann ... käme Tom auch irgendwann hierher?“, fragte Harry hoffnungsvoll.
 

„Das ist das Problem,“ erklärte Lily. „Ihr braucht einander, du bist es, der Tom beruhigen kann, das hast du sicher schon gemerkt. Wenn du nicht mehr da bist, wird er sein Ziel verlieren. Er wird vergessen, für was er all das tat. Was seine Ziele waren, er wird wahnsinnig werden, ohne dich. Und wenn er sich nicht gleich nach deinem Tod umbringt, wird er zu einem Mörder werden, denn er wird deinen Tod rächen wollen. Er wird nie hierher gelangen. Hier kommen nur die Unschuldigen hin, die, die nie töteten ohne einen Grund zu haben. Das heißt...“
 

„Dann...sehe ich ihn nie wieder?“, fragte Harry mit erstickter Stimme, sah seine Mutter lange an.
 

„Ja,“ gab sie traurig zurück. „Aber... wenn die Zeit kommt und du die Wahl bekommen wirst, kannst du auch das Leben für dich wählen. Es ist ein schmerzhafter Weg, ich will dich nicht belügen. Meine verfluchte Schwester und ihr Arsch von einem Mann haben deinen Körper geschwächt, die Krankheit hat es noch ein Mal getan. Es wird dauern, bis die Schmerzen nachlassen und du wieder alles tun kannst, was du früher konntest, aber du würdest mit der Zeit wieder ganz gesund werden...“
 

„.... und er würde bei mir bleiben?“, fragte Harry ängstlich. „Ich... wäre doch wieder nur eine Last!“
 

„Er sieht dich doch nicht als Last, du Dummchen! Er liebt dich! Er würde alles tun, was er nur irgendwie tun kann, um dich nur lächeln zu sehen! Überleg mal, wie alt er ist, er hatte früher viele Beziehungen, mit Männern und Frauen, hat mit ihnen geschlafen, oft schon am ersten Tag. Aber dich hat er noch nie angefasst, er liebt dich und er sehnt sich auch nach mehr, aber er hat gemerkt, dass du nicht bereit bist, also hat er es nie auch nur erwähnt. Das, Harry, sind seine Gefühle, du bist sein Leben geworden. Und das sogar schon, als du noch unter Ganzkörperbehaarung gelitten hast,“ fügte sie amüsiert hinzu.
 

Harry musste etwas lächeln. Er liebte Tom wirklich, er hatte auch schon oft daran gedacht, wie es wohl wäre, wenn sie weitergehen würden, aber er hatte es nie aus der Sicht des Anderen gesehen und er begriff, dass er Tom wirklich viel bedeuten musste. Der Mann, der es gewohnt war, sich zu nehmen, was er wollte, wartete darauf, dass er, ein halbes Kind in seinen Augen, bereit war für mehr. allein die Vorstellung, eine Ewigkeit ohne ihn verbringen zu müssen, tat einfach nur weh, schlimmer, als die schweren Atemzüge und all die anderen Dinge.
 

„Und Tom wäre nicht der Einzige, der dich wirklich vermissen würde,“ fuhr Lily leise fort. „Denk nur an Sirius. Er fühlt sich so schuldig an allem, was du durchgemacht hast, wer weiß, was dieser Hitzkopf täte, würdest du tatsächlich sterben. Remus und Fenrir. Sie sehen sich als deine Beschützer. Und auch, wenn er es nie zugeben würde, Severus wäre am Boden zerstört, er würde das Einzige verlieren, was er noch an Familie hat. Er liebt dich, aber er kann es dir nicht sagen. Wenn du zurückkehren würdest, könntest du ihm helfen, sich wieder zu öffnen und vielleicht noch ein Mal etwas Glück zu finden.“
 

„Und du?“, fragte Harry leise. „Was ist mit dir? Du bist doch ganz allein hier...“
 

„Aber nein, mein Kleiner!“, lächelte Lily. „Meine Eltern sind da, James ist da und der ist immerhin ein guter Freund.“
 

„Warum... habt ihr geheiratet? Wenn ihr euch nicht geliebt habt – hat James dann nicht...?“
 

Die Rothaarige grinste etwas. „Er ist hier oben nicht allein. Er hat mal jemanden sehr geliebt. Er heißt Regulus Black und ist Sirius’ kleiner Bruder. Der wurde von Dumbledore getötet, noch bevor er die Schule beenden konnte. James hat ihn sehr geliebt und er wusste, er würde niemanden mehr finden, also hat er Sev und mir geholfen. Er ist einer meiner besten Freunde,“ erklärte sie. „Und wir drei machen alles gemeinsam unsicher, bis Sev hier sein wird, was hoffentlich noch lange nicht der Fall ist. Ich mag ihn ja vermissen, aber ich will, dass er sein Leben lebt und genießt. Ich weiß, er wird hierher kommen, er stand nie unter der Gefahr, sonst seinen Verstand zu verlieren.“
 

Harry lehnte sich an seine Mutter. „Ich... weiß nicht, was ich tun soll,“ gab er leise zu. „Es ist alles so viel...“
 

„Ich weiß, mein Schatz. Aber du hast ja auch etwas Zeit. Noch ist der Punkt der Wahl nicht erreicht, noch ist nicht sicher, ob Tom es schafft, deinen Körper vor dem Versagen zu bewahren.“
 

„Ma...“
 

„Was gibt es?“
 

„Warum habe ich die Potterkammern geerbt, wenn ich doch nicht James’ Sohn bin?“
 

„Er hat dich geliebt, wie ein Vater,“ gab Lily sanft zurück. „Und er wusste, er würde keine Kinder bekommen. Er ist entfernt mit Dumbledore verwandt und er wusste, der Alte würde ihn beerben, das musste er unbedingt verhindern, er war bei deiner Geburt dabei, er hat dich gehalten und sich als dein Vater eintragen lassen, zu deinem Schutz. Also hat er ein neues Testament aufgesetzt, er hat sogar dafür gesorgt, dass es unmöglich für Dumbledore sein würde, die alten Kammern seiner Familie zu betreten, ohne deine Erlaubnis zu haben, die du nie gegeben hast. So konnte er das Erbe seiner Familie retten, er wusste, du würdest es nicht einfach mit vollen Händen verprassen. Er hat dir immer sehr vertraut.“
 

„Ich... bin müde,“ flüsterte Harry, dessen Kopf wegen all der Neuigkeiten brummte, er hatte das Gefühl, kaum eine Stunde hier zu sein und doch war er irgendwie am Ende. Er legte sich, so, dass er mit dem Kopf im Schoß seiner Mutter lag, die begann, ihn sanft zu streicheln.
 

„Ich weiß,“ gab Lily leise zurück. Sie strich durch die dunklen Haare, spielte etwas mit ihnen. Haare, die er von ihrem Geliebten bekommen hatte, fein, lockig und schön. „Das Alles war sehr, sehr viel für dich,“ gab sie nur zurück. „Du solltest auch schlafen, es ist mehr Zeit vergangen, als du ahnst, aber wenn du aufwachst, werde ich weg sein.“
 

„Nein! Nein, bitte! Ma! Ich habe dich doch gerade erst...!“
 

„Schhh,“ sanft küsste Lily ihren Sohn, sie lächelte beruhigend. „Ich werde trotzdem immer bei dir sein, egal, wie du dich entscheidest, mein Kleiner, auch, wenn ich finde, dass du noch viel zu wenig gesehen und genossen hast, um hier zu bleiben. Ich würde es gern sehen, wenn du dich für das Leben entscheidest, aber ich kann es dir kaum verübeln, wenn du es nach Allem, was geschehen ist, nicht tust.“
 

„Wie... wie lange wirst du bleiben?“, fragte Harry ängstlich. Er hatte seine Mutter doch gerade erst gefunden! Er wollte nicht, dass sie ging!
 

„Bis du schläfst,“ gab Lily zurück. Auch sie wollte ihren Sohn nicht verlassen, doch das waren nun einmal die Regeln. Sie hatte sich mit Harry unterhalten dürfen, ihm erklären können, was er wissen musste, andeuten können, dass ihren Jungen mit Tom mehr verband, als der auch nur ahnte, eine Bindung, alt und fest, stabil und ewig. So klar und leuchtend, dass der Eine nie ohne den Anderen überleben würde. Schon ein Mal waren sie auseinander gerissen worden und Wahnsinn hatte verhindert, dass sie im Nachleben wieder zusammenfinden konnten, doch das Schicksal hatte sich milde gezeigt, ihnen eine weitere Chance gegeben. Sie hoffte, dass Harry sich dazu durchringen konnte, zurück zu gehen, um bei dem Anderen zu sein, für eine Weile, damit sie tun konnten, an was sie schon ein Mal gescheitert waren: Dass sie die Gesellschaft der magischen Wesen, Menschen und Geschöpfe sichern konnte. Sie wusste, dass ein schwerer, ein steiniger Weg vor den Beiden liegen würde, doch sie würden zusammen sein und sie würden es schaffen, wenn sie es nur wollten.
 

„Ich will nicht...“
 

„Es ist nicht für Immer,“ tröstete Lily ihren Sohn, begann erneut, durch dessen Haare zu streichen. „Und ich werde immer da sein, auf meine Weise, ich verspreche es. Und denk daran, du wärest auch nie allein, wenn du zurückkehren würdest. Tom ist immer da, er hat sich nicht von deinem, von eurem Bett weggelegt und Sirius ist gesprungen, als er erfahren hat, dass du in ein Koma gefallen bist. Du hast Freunde, die dich schrecklich vermissen würden. Draco hat ganz unmalfoyhaft geweint, immer wieder. Und du wirst sicher noch mehr finden, wenn du dich wieder öffnest, wenn du nicht vor den Anderen wegrennst, sondern dich mal mit ihnen zusammensetzt.“
 

Harry ließ sich wieder auf dem Schoß seiner Mutter sinken. Er war so müde, er wollte nicht, dass sie ging, er wollte, dass sie bei ihm blieb, er wollte wach bleiben, doch das war ihm genauso wenig möglich. Er hörte, wie seine Mutter zu singen begann, ein altes Schlaflied für Kinder, das er immer im Ohr gehabt hatte, selbst, als er im Schrank eingeschlossen gewesen war. Ja, seine Mutter, sie war wohl wirklich immer da gewesen, um ihm zu helfen, da zu sein, wenn er sie am dringendsten brauchen würde. Und so fielen ihm die Augen am Ende doch noch zu, während die feinen Finger ihn streichelten und die Stimme ihm Ruhe schenkte, seine wilden Gedanken beruhigten.
 


 


 


 


 

„Was war das?!“
 

„Sein Herz,“ erklärte der übermüdete Heiler. „Es hat ein Mal ausgesetzt, aber ich konnte ihn reanimieren.“ Der Mann verstand nicht, warum ihr neuer Minister so um das kranke Kind kämpfte. Der Junge sah kaum älter aus, als vielleicht dreizehn, so schwach, dünn und geschüttelt von konstantem, hohem Fieber. Gezeichnet von einer aggressiven, schweren Krankheit, die als unheilbar galt. Harry war bereits vor vier Tagen in das dem Tod vorhergehende Koma gefallen, er atmete schwer und hatte oft Nasenbluten.
 

Tom ließ sich erleichtert an Harrys Seite auf die Matratze fallen, er strich über das heiße, geschwollene und doch eingefallen wirkende Gesicht, wischte mit einem kühlen Lappen darüber. „Halt durch,“ bat er mit leiser, eindringlicher Stimme. „Nicht mehr lange, drei Tage, dann hat der Trank seine volle Wirkung entfaltet, du musst dir keine Gedanken mehr machen. Wenn du noch drei Tage durchhältst, bist du gesund! Ich verspreche dir, dann wird alles besser werden. Wir werden viele Ausflüge machen. Wieder in den Zoo? Nach Asien, durch Europa. Ich will dir noch so viel zeigen und Nagini treibt mich schon in den Wahnsinn. Sie sagt, du bist ihr viel lieber, als ich...“
 

Er küsste den Jungen, der noch immer auf nichts reagierte, doch das machte nichts. Solange Harry nur durchhielt. Solange die Heiler seinen Geliebten nur noch diese drei Tage am Leben erhalten konnten, dann hatten sie es geschafft! Er war sich ganz sicher! Dann würde Harry gesund werden! Egal, wie lange das dauern würde.
 

„Es ist mir egal, dass niemand außer Sirius und mir daran glaubt, dass du es schaffst,“ flüsterte er. „Und dass Severus immer wieder sagt, dass du sterben wirst, ich weiß, wenn du irgendeine Möglichkeit hast, wirst du mich niemals allein lassen! Sev sagt, der Trank wäre falsch und nicht einer seiner Probanten habe überlebt, aber ich weiß, dass du es schaffen wirst, der Trank, ich habe ihn entwickelt, vielleicht in einem anderen Leben, aber ich habe es getan! Und ich hätte in der Sache niemals einen Fehler gemacht!“
 

Der Heiler beobachtete die Beiden, er konnte sie nicht verstehen, er wollte es auch nicht, er hatte so schon genug mit dem sterbenden Kind zu tun. Er sollte es um jeden Preis am Leben erhalten, aber wie denn? Immer öfter versagte aus dem Nichts heraus ein Organ und er musste es irgendwie wieder in Gang kriegen! Gestern hatte er eine Muggelsauerstoffflasche bringen lassen, um zu gewährleisten, dass der Junge genug Luft bekam, auch, wenn er kaum genug Sauerstoff einatmen konnte, weil seine Lunge schon so angegriffen war. Er sah sehnsüchtig auf die Uhr, doch er hatte noch zwei Stunden Schicht, bevor sein Kollege ihn ablösen würde, um den Jungen nachts zu bewachen und ein Organversagen zu verhindern.
 

Schon oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, gegen die klaren Befehle zu verstoßen und Harry gehen zu lassen, der sich doch nur Stunde für Stunde weiter quälte, während sein Zustand sich kaum besserte, eher noch schlimmer wurde. Für ihn war die künstliche Verlängerung dieses Lebens kaum mehr als Eigennutz des Ministers, doch gegen dessen Befehle traute nicht mal er sich zu stellen. Eine Woche, das hatte er zugesagt, acht Tage, vielleicht, wenn er gut gelaunt war. Aber dann würde er dem ganzen Trauerspiel hier ein Ende machen! Kein Kind hatte es verdient, so zu leiden und durchhalten zu müssen, nur weil ein Anderer es unbedingt wollte.
 

Hatte Harry nicht ein Recht auf einen friedlichen Tod? Jemand, der sterben durfte, wenn sein Körper nicht mehr arbeitete? Würde der Junge aufwachen, würde er ohnehin nur vor Schmerzen schreien. Denn selbst, wenn eine leichte Besserung eintreten würde, so war der Körper des Jungen stark mitgenommen...
 

Immerhin hatten seine Kollegin und er schon lange auf Muggelbehandlugnsmethoden zurückgreifen müssen, um sicher zu stellen, dass der Junge lebte. Er war an einen Herzmonitor angeschlossen, um schneller gewarnt zu sein, die Sauerstofflasche und die Maske über der Nase des Jungen, dazu der Defibrilator. Dinge, ohne die der Junge schon vor zwei Nächten sicher gestorben wäre.
 

Seine Kollegin hatte zu Beginn gedacht, ihn vielleicht wirklich retten zu können, aber selbst sie glaubte es nicht mehr. Und so war es wohl das Beste. Harry würde sterben, so, wie Jeder, der je diese Krankheit gehabt hatte, da halfen auch all diese dummen Muggelsachen nichts mehr. Oder irgendwelche fehlgeleiteten Hoffnungen.
 


 


 

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2.3.1005
 

Es ist wieder schlechter geworden. Ich habe solche Angst. Ich habe das Gefühl, dass Rics Körper immer weiter abbaut. Als würde er Stück für Stück sterben. Und immer wieder. Er stolpert ständig, er scheint manchmal auch richtig schwer zu atmen und ich kann ihm nicht helfen, ich bin gezwungen, zuzusehen, wie er stirbt, jeden Tag ein Stück mehr.
 

Und ich kann nichts tun, nur mich ins Labor verkriechen, aber er bittet mich jedes Mal bei ihm zu bleiben.
 

Auch, wenn er lächelt, ich weiß, dass er schreckliche Angst hat, Angst vor dem Alleine sein, nicht unbedingt zu sterben, aber Angst, dass niemand bei ihm sein könnte, wenn es so weit ist. Er will nicht, dass ich sein Leben jetzt rette, er sagt, ich müsse ein Mittel finden und dafür die Ursache der Erkrankung, aber vor allem will er, dass ich es tue, wenn er bereits tot ist, wegen etwas, das er gesehen haben will, in der Zukunft.
 

Warum sollte das wichtig sein, wenn er dann doch nicht mehr lebt und ich ihn nicht mehr retten kann? Was habe ich dann davon? Was hat er davon?! Und doch lässt er es mich immer wieder versprechen, wenn er nachts aus seinen Alpträumen aufwacht. Dann ist er besonders verzweifelt.
 

Ich habe es ihm versprochen, immer wieder. Ich werde es tun. Ich werde es tun, dann werde ich ihm folgen, wo auch immer er dann sein wird. Und dann werden wir wieder zusammen sein.

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Wunder

Es war wunderschön warm, als Harry erwachte. Die Luft duftete so schön, wie das erste Mal, als er die Augen hier geöffnet hatte, aber er wusste es sofort, seine Mutter war nicht mehr mit da. Es war so kühl. Er war wieder allein, mit all seinen Gedanken und dem neuen Wissen, das er kaum fassen konnte.
 

Langsam richtete Harry sich auf, froh, dass wenigstens die Schaukel noch da war. Er setzte sich, stieß sich vom Boden ab und lehnte seinen Kopf wieder an das Seil, schloss die Augen. Die wenigen Momente mit seiner Mutter waren so schön gewesen! Er wollte sie wieder haben, zurück zu ihr, doch sie war tot. Er konnte sie nur erreichen, wenn er sich für den Tod entschied.
 

Aber da war auch Tom. Tom, der ihn ebenfalls immer in die Arme genommen hatte, bei dem ihm warm gewesen war, wo er sich so willkommen gefühlt hatte. Der Mann, der ihm das erste Mal gesagt hatte, dass er ihn liebte, dass er bei diesem zu Hause angekommen sei, dass er immer kommen konnte. Tom hatte ihm so viel gegeben, die kleinen Geschenke, der Teddy, den er in ihrem gemeinsamen Bett bunkern konnte, die Zuckerwatte, der Ausflug ans Meer, der in den Zoo, wie der Andere ihn in den letzten Tagen immer wieder in den Wintergarten getragen hatte, wenn er selbst nicht hatte laufen können, weil entweder seine Knie schrecklich weh getan hatten oder er seine Füße nicht mehr spüren konnte.
 

Am Ende hatte Tom ihn sogar mit auf seine Sitzungen genommen und kein Wort gesagt, wenn er eingeschlafen war oder auf ein Mal hochgefahren, er hatte Leuten ihren Mund verboten, wenn die ihm etwas hatten sagen wollen, niemand hatte ihn ansprechen oder sich anders über seine Anwesenheit beschweren dürfen.
 

Und Sirius, der so geweint hatte, als er von seiner Erkrankung erfahren hatte, Draco, mit dem er sich gerade erst angefreundet hatte, der ihn angefleht hatte, nicht zu sterben. All die Anderen , die ihm gezeigt hatten, dass er wichtig war. Er hatte von Fenrir die Geschichten von Sirius erfahren, der ihn verzweifelt gesucht hatte, als er als Panther bei Tom gewesen war, dessen Freude, als sie sich wieder gesehen hatten.
 

So viele Leute, die ihn länger kannten, als er seine Mutter. Die ihn brauchten. Er wusste, wie Tom war, wenn er nicht da war oder wenn sie länger getrennt waren, er hatte es ja schon mehrfach erlebt und er wusste, wie schnell der Andere sich auch wieder beruhigte, wenn er sich dann zu diesem setzte.
 

„Ich vermiss dich,“ flüsterte in den Blätterregen hinein, während er weiter schaukelte. Und es stimmte. Ja, er liebte seine Mutter, auch, wenn er sie nur kurz gesehen hatte. Aber sie war nun einmal schon lange tot, er hatte sie kaum gekannt und sie selbst hatte gesagt, dass sie auch noch da sein würde, wenn er jetzt zurück ging und starb, wenn er alt und grau war. Aber das Wichtigste war, dass er dann mit Tom hierher kommen konnte, dass sie nicht getrennt wurden. Denn so schön es hier auch zu sein schien, er konnte nicht bleiben, nicht ohne den Mann, den er so liebte.
 

Severus. Der Mann hatte ihn immer geschützt, selbst, als der noch angenommen hatte, dass er der lebende Beweis der Tatsache war, dass seine Geliebte ihn betrogen zu haben schien. Er hatte ihm geholfen, ihn immer wieder am Leben erhalten, obwohl er oft blind in schreckliche Gefahren gerannt war. Hatte der Mann nicht auch etwas Glück verdient? Nur ein kleines bisschen? Auch, wenn er gesagt hatte, dass Harry nie sein Sohn werden würde. Seine Ma hatte gesagt, er solle ihm helfen, wenigstens etwas glücklich zu werden, bis er zu ihr kommen würde und das er der Schlüssel dazu wäre.
 

Konnte er da so selbstsüchtig sein, hier zu bleiben? Während all die Anderen auch für ihn kämpften? Wollte er, dass Siri was Dummes tat, weil er sich an seiner Krankheit die Schuld gab? Er wusste doch, wie es war, sich für den Tod von Jemandem verantwortlich zu fühlen, wie es war, wenn man dachte, dass alle in der Nähe von einem starben. Er hatte gedacht, Schuld an dem angeblichen Tod seines Patenonkels zu sein, er glaubte bis jetzt, dass, wäre er nicht gewesen, Cedric noch leben würde, seine erste, kleine Verliebtheit und eine Freundschaft, die er eigentlich gern erhalten hätte.
 

Er erinnerte sich an etwas, dass er selbst gesagt hatte. Jetzt, wo er endlich leben wollte, war es ihm nicht vergönnt. Nun schien es, als würde er eine Chance bekommen. Wie konnte er die dann von sich werfen, nur, weil er es hier schön fand? Was hatte er davon, dass es schön war? Nein! Auf gar keinen Fall! Er wollte nicht feige sein! Er wollte Tom und Siri und all die Anderen nicht im Stich lassen, wenn die ihn brauchten!
 

Gut, er würde Schmerzen haben, er würde auch krank sein, das hatte seine Mutter gesagt, aber das kannte er, das war nichts, was er nicht schon gehabt hätte, er hatte es auch geschafft, zu lächeln, bevor er hier aufgewacht war, obwohl er bei jedem Atemzug das Gefühl gehabt hatte, dass seine Lunge in Flammen stand!
 

„Ich gehe zurück,“ sprach er zu sich selbst. „Ich gehe zurück, ich will zu Tom, ich muss ihm helfen!“ Er stieß sich erneut vom Boden ab. Ja, das würde er tun! Tom half ihm, wo immer er nur konnte, selbst, wenn er dann weniger zu seiner Arbeit kam, er würde dem Älteren helfen, dessen Ziel zu erreichen, die magische Welt zu reformieren.
 

Er sah sich um. Wie lange würde er wohl hier bleiben müssen? Er vermisste Tom schrecklich. Wenn er ihn wenigstens sehen könnte! Es war ihm egal, dass er dann Schmerzen haben würde, gerade jetzt, wo er sich entschieden hatte, wollte er nur noch zurückkommen. „Wie lang muss ich denn warten?“
 

Harry beobachtete, wie ein Vogel ganz in seiner Nähe vorbei flog, während die Schaukel weiter hin und her schwang. Der Blumenduft, dieser friedliche Ort, auf ein Mal kam er Harry vor, wie ein Gefängnis, groß und leer und vollkommen bedeutungslos. Er wollte nur zurück! Zu Tom. Ja, er hatte einmal tot sein wollen, doch das hatte sich erledigt, als Tom ihm gesagt hatte, dass er ihn nie hatte loswerden wollen, dass er ihn liebte und das er ihn nicht gehen lassen würde, das er nur erst sich selbst hatte begreifen lernen müssen.
 

Und auf ein Mal fühlte er, wie er fiel. Die Schaukel, sie löste sich einfach unter ihm auf. „He!!“, versuchte er zu rufen. „Das ist echt nicht...!“, doch der Rest seiner Worte blieb ihm im Hals stecken, im wahrsten Sinne des Wortes, denn er spürte, wie seine Lunge wieder brannte. Höllisch. Noch schlimmer, als vorher, wenn das möglich war. Sein gesamter Körper schien zusätzlich nur noch aus Schmerzen zu bestehen. ‚Eine Warnung wäre echt nett gewesen,’ dachte er nur, während er verzweifelt versuchte, sich gegen etwas zu wehren, dass auf seinem Gesicht lag, etwas Anderes in seinem Hals steckte, und da waren noch andere Schläuche. Er bekam kaum Luft, es machte ihm wirklich Angst. Er wollte nicht ersticken, nun, da er wieder zurück war!
 

Tom starrte auf den kleinen Körper, der immer noch so reglos in seinen Armen lag, aber das Fieber war vor vier Tagen zurückgegangen. Am siebten Tag. Eine Besserung, die keiner erwartet hatte, im Grunde nicht einmal mehr er, Harry hatte so stark abgebaut, immer mehr Muggelmaschinen waren angeschlossen worden. Aber dann, diese Nacht, hatte die Heilerin festgestellt, dass der magischer Kern seines Kleinen sich wieder beruhigt hatte. Stabil war. Nicht mehr nach außen drängte, sondern sich wieder mit dem Körper verbunden hatte. Sicher und stabil. Dann war es nur noch darum gegangen, den geschwächten Körper zu unterstützen und zu sehen, ob Harry wieder zu sich kam.
 

Seit dieser Nacht hatte Tom den Jüngeren auf dem Arm gehalten, ihn hin und her gewiegt, ihn immer wieder gebeten, zurück zu kommen, ihn nicht doch noch zu verlassen, wo das Heilmittel angeschlagen hatte. Dass Sirius auf ihn warten würde und Severus auch, selbst, wenn der es natürlich nie zugeben würde.
 

Fast hatte auch Tom die Hoffnung aufgegeben, gedacht, dass Harry vielleicht doch zu viel mitgemacht hatte, dass sein Körper nicht mehr wollte, selbst, wenn sein Geist noch kämpfte, er hatte sich vorgenommen, Harry heute gehen zu lassen, wenn er nicht zu sich kommen würde. Dann würde er tun, was der andere Heiler ihm schon seit Tagen predigte und die Muggelmaschinen ausschalten. Der Mann beobachtete ihn ja auch jetzt mit einer gewissen Abfälligkeit. Aber was verstand der schon? Er strich sanft durch Harrys Haare – und stockte, als dessen Gesicht sich auf ein Mal verzog und der Jüngere begann, sich verzweifelt gegen die schmale Röhre zu wehren, die zu seiner Lunge führte.
 

„Harry! Schnell! Er will den Schlauch los werden! Los! Er ist wach! Er wehrt sich!“
 

Der Heiler sah den Mann erstaunt an, trat zum Bett und traute seinen eigenen Augen nicht. Der Junge, dieses total ausgezehrte Bürschchen, wehrte sich tatsächlich mit dem letzten bisschen Kraft, dass er noch zu haben schien. „Legen Sie ihn auf das Bett und halten Sie ihn fest, dann entferne ich den Schlauch.“
 

Sanft legte Tom den Jüngeren auf das Bett, hielt dessen dünne Schulter auf der Matratze. „Ganz ruhig, Harry! Entspann dich bitte! Es ist alles gut, ich bin da! Du hast es geschafft! Es ist alles gut! Gleich ist der Schlauch weg, dann kannst du so weiter atmen.“ Er beobachtete den Heiler, der das Gerät mit der Hand entfernte, aber dann die Sauerstoffmaske wieder über Harrys Gesicht legte. Kaum hatte der Mann das getan, drückte Tom seinen Geliebten wieder an sich, strich über dessen Arme: „Es ist alles gut,“ versprach er leise. „Streng dich nicht an, ich bin da, du lebst, du hast es geschafft...“
 

Endlich! Endlich war das Ding in seinem Hals weg, stellte Harry erleichtert fest, er merkte die Maske über seinem Gesicht, doch das war egal, sie war nicht so schlimm, wie das andere Ding. Und noch viel wichtiger waren die Arme, die ihn hielten. Was machte es da schon, dass das Atmen wirklich mühsam war? Unter der Maske lächelte er, er versuchte, zu sprechen anzusetzen, doch sein Hals streikte rund heraus.
 

„Versuch nicht, zu sprechen,“ bat Tom leise, als er sah, wie die bleichen Lippen unter der Maske sich bewegten. „Dein Hals ist noch viel zu entzündet.“ Er nahm eine der schmalen Hände in seine. „Drück einfach meine Hand, ein Mal heißt ja, zwei Mal nein.“ Er küsste den Jüngeren auf die Stirn. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist,“ brachte er heraus. „Du warst so krank, aber... wir haben es geschafft, jetzt wird alles wieder gut...“ Er wusste, er grinste vermutlich wie ein Idiot, aber das war ihm egal. „Willst du etwas trinken?“, fragte er dann leise.
 

Harry lächelte etwas, er konnte den Kampf mit seinen schweren Lidern noch nicht aufnehmen, dazu war er viel zu erschöpft. Er hörte den Klang der erleichterten Stimme über sich und es dauerte einen Moment, bis er die Frage begriffen hatte. Durst? Na ja, er wusste nicht so recht, aber vielleicht würde das Brennen nachlassen, also drückte er die Hand, die die seine hielt, ein Mal. Was sich als wahre Kraftaufgabe erwies, er hatte das Gefühl, dass seine Muskeln sich in Luft aufgelöst hatten.
 

Toms Lächeln wurde nur noch breiter, als er den leichten Druck spürte, dann sah er auf, zu dem Heiler, der den Jungen anstarrte, wie ein Alien. Tscha, so viel dazu! Harry hatte sich gegen alle Annahmen gehalten. „Er will was zu trinken!“, erklärte er knapp. „Was darf er trinken?“
 

„Er... ich hätte einen Trank... zur Heilung seines Halses, dann... wäre der morgen wieder in Ordnung und... etwas Wasser.“ Er konnte es nicht fassen, dass gerade dieser schwache Junge etwas überlebte, was viel Stärkere hinraffte.
 

Tom streckte nur seine Hand aus, während er Harry etwas aufrichtete, so, dass der sich gegen seine Brust lehnen konnte. Der Atem seines Geliebten klang immer noch grausam, aber der Jüngere lächelte. Wie er es schon vorher getan hatte, um ihn zu beruhigen. Erst, als er den entkorkten Trank hielt, nahm er die Maske von dem schmalen Gesicht und half Harry, das Zeug zu trinken, gab ihm dann das Wasser. Er trank nicht viel, kaum ein viertel des Glases, bevor er den Kopf wegdrehte, aber das machte nichts. Sanft legte er Harry die Maske zurück auf das Gesicht, merkte, wie der flache Atem wieder etwas tiefer wurde. Er merkte, wie erschöpft Harry war, er hatte schon früh gelernt, hinter das Lächeln zu sehen. „Schlaf ruhig,“ sprach er leise. „Ich kümmere mich um alles. Du bist ganz müde.“
 

Sofort verhärtete Harry seinen schwachen Griff um die Hand des Anderen. Er brauchte nicht zu schlafen, er wollte nur...
 

„Ich bin hier,“ lächelte Tom. „Es ist in Ordnung, ich bin hier, ich gehe nicht einfach hier weg, ich bleibe, du bist nicht allein, keine Sekunde lang.“ Er ahnte, was los war, es war nicht wirklich schwer zu erraten, Harry wäre fast gestorben, er hatte Angst vor dem allein sein. Das hatte er immer gehabt. Wie Godric auch. In den Wochen vor dem Koma war es dem Jüngeren egal gewesen, wo er gelegen hatte, solang er ihn hatte sehen können.
 

Harry lächelte etwas, kuschelte sich an die breite Brust. Es war so schön warm und... langsam entrollte er seinen Schwanz, das einzige Körperteil, dass sich nicht anfühlte, als bestünde es aus massivem, dicken Stahl, legte ihn um Toms Handgelenk und hob eben dieses zu seinem Kopf. Und der Ältere schien zu verstehen. Das leise Lachen ließ dessen Brustkorb beben, dann begannen die langen Finger, seine Katzenohren zu kraulen. Es war fast wie immer, stellte Harry dann fest, er spürte, wie er zu schnurren begann, während er immer weiter abdriftete und schließlich einschlief.
 

Tom lachte tatsächlich erleichtert, als er spürte, wie der weiche, fellige Schwanz sich um seine Hand legte und er ging mit, bis er merkte, was der Jüngere sich wohl erhoffte. Er wollte gekrault werden! Nein, wie drollig! Er küsste Harry auf die Stirn, während seine Finger dessen glücklich zuckende Ohren verwöhnten. Er konnte zusehen, wie sein Kleiner wieder in einen tiefen Schlaf zurück sank, sich schwerer gegen ihn lehnte.
 

Harry hatte es geschafft, er lebte! Er hatte den Kampf gewonnen! Er würde bei ihm bleiben, immer! Er drückte den schlanken Körper an sich, sah dann triumphierend zu dem Heiler. „Egal, was Sie gesagt haben, er hat es geschafft!“
 

Der Heiler nickte, immer noch vollkommen erstaunt. Der Junge musste wach gewesen sein, die geschlossenen Augen hin oder her, die Sache mit dem Schwanz, dass er von selbst getrunken hatte, dass er jetzt schnurrte, das war eindeutig. Rasch sprach er mehrere Zauber, nur, um zu erfahren, was er schon wusste, der Körper war immer noch in einem Zustand, der jeder Beschreibung spottete, aber der Kreislauf war ungewöhnlich stabil und der Junge atmete ohne Hilfe. Nur mit der Maske. Noch immer war er an den Herzmonitor angeschlossen, nur zur Sicherheit, und auch eine Nadel steckte in seinem Arm, er wurde über den Schlauch mit Nährflüssigkeit versorgt und mit Muggelmedikamenten um zu verhindern, dass er auch noch krank werden würde. Was auch jetzt noch seinen Tod bedeuten konnte.
 

Tom lächelte, er lehnte sich an das Kopfstück seines Bettes, ohne Harry loszulassen, der sich an ihn kuschelte. Er war selbst so müde, er hatte die letzten Tage nicht geschlafen, er hatte nicht gekonnt, jedes Mal hatte er Angst gehabt, dass Harry tot sein könnte, wenn er aufwachte. Dieses Mal hatte er diese Angst nicht, Harry war aufgewacht, er würde nicht mehr einfach so sterben. Nach einigen Minuten ließ Tom sich herunter gleiten, legte sich selbst hin, wobei er aufpasste, dass die Schläuche sich nicht verhedderten und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er eingeschlafen war, den Kleinen fest in den Armen.
 


 


 


 


 

„Harry, komm, wach auf,“ bat Tom leise, er strich über das bleiche Gesicht. Der Jüngere hatte immer noch Fieber, aber es war nicht mit den Temperaturen von vorher zu vergleichen. Der Jüngere lag auch nicht mehr wie ein Toter da, sondern gegen ihn zusammengerollt und die Ohren zuckten auch wieder hin und her und der Schwanz hatte sich beim Schlafen wieder um sein Bein gelegt.
 

Harry grummelte nur, er mochte nicht aufwachen, es war hier viel schöner und ruhiger. Er rollte sich etwas weiter ein und kuschelte sich an die Wärmequelle, während er sich fragte, warum das Atmen in Arbeit ausartete. Doch die Stimme gab einfach keine Ruhe, ein Finger stupste gegen seinen Bauch. Also gab er nach und öffnete die Augen, sah direkt in die von Tom und erst jetzt fiel ihm wieder ein, was geschehen war. Er lächelte unter seiner Maske, strich dem Anderen über die Wange.
 

„Guten Morgen, du,“ lächelte Tom, als die grünen Augen unter den Lidern endlich wieder sichtbar wurden. Am liebsten hätte er Harry geküsst, aber er wollte die Maske nicht herunter nehmen, dazu hörte sich das Atmen noch viel zu mühsam an. Nachher, damit Harry etwas essen konnte. Dann, wenn er die Tränke bekommen würde. „Wie geht es dir?“, fragte er, strich eine der Strähnen beiseite.
 

Nach einigen Sekunden griff Harry nach der Maske und zog sie sich selbst weg, er lächelte den Anderen einfach nur an. „Alles... in Ordnung, “ lächelte er, bevor er sich vorbeugte, den Anderen küsste. Dafür war er zurückgekehrt. Um das tun zu können, um das Strahlen in den Augen des Älteren sehen zu können.
 

Überrascht erwiderte Tom, doch er löste sich schnell von dem Jüngeren, als er merkte, dass er sich mit dem Atmen schwer tat, strich über dessen Wange. „Noch nicht,“ gab er nur zurück. „Aber bald,“ versprach er, legte ihm die Maske wieder auf, bis Harry ruhiger atmete. „Ich bekomme dich wieder auf die Beine,“ versprach er lächelnd.
 

„Ich weiß,“ sprach Harry, er wusste, der Andere hatte verstanden. Dann aber sah er sich um und erkannte eine Frau, die einen weißen Kittel trug und ihn angaffte, wie ein Tier mit zwei Köpfen oder so.
 

Tom folgte dem Blick und lächelte. „Das ist Heilerin Thetis,“ erklärte er. „Sie hat mitgeholfen, dich wieder auf die Beine zu bekommen. Sie ist auf die Idee gekommen, Muggelmedizin einzusetzen, um deinem Körper zu helfen.“ Dann wandte er sich direkt an die Frau: „Nun?“, fragte er ruhig. „Wie geht es ihm? Und kann man was machen, damit er wieder leichter atmet?“
 

Die Heilerin lächelte etwas, sie konnte es immer noch nicht fassen, dass der Junge es wirklich geschafft hatte, aber er war auf dem Weg, gesund zu werden. Sie sprach einige weitere Zauber, dann trat sie zu dem Tisch, auf dem mehrere Reihen Tränke aufgereiht waren, von denen sie drei Stück hochhob und sie zusammen in einen Kelch goss. „Danach sollte er für ein paar Stunden ohne extra Sauerstoff auskommen,“ erklärte sie. „Die Tränke erleichtern das Atmen und beginnen, die geschädigte Lunge zu regenerieren, es wird aber eine Weile dauern, bis er wieder ohne sie auskommt. Heut Abend bekommt er das noch ein Mal.“ Sie gab den Kelch an den Minister weiter, nie hätte sie gedacht, dass ein Mann, der so verrufen war, sich so um einen anderen Menschen sorgen konnte. Sie kannte all die Horrorgeschichten, aber keine davon hatte auch nur den geringsten Wahrheitsgehalt. Das hatte sie gesehen. Der Mann hatte sich nicht eine Sekunde von dem Bett wegbewegt, während der Junge um sein Leben gekämpft hatte, er war da gewesen, jeden Augenblick.
 

Tom nahm den Kelch, er richtete sich selbst auf, dann hob er Harry an seine Brust, lehnte ihn dagegen und nahm ihm die Maske ab, legte sie beiseite und half ihm, zu trinken, da Harrys Hände zu sehr zitterten, um das Gefäß zu halten. „Sonst noch eine Veränderung?“, fragte Tom, deutete auf die Überwachungsgeräte. „Brauchen wir die noch?“
 

„Eigentlich nicht,“ gab Thetis zurück. „Harry ist stabil und wach, ich werde die Elektroden nachher entfernen.“ Sie beobachtete, wie der Junge von selbst langsam tiefer zu atmen begann, mit sichtlich weniger Schmerzen dank eines Trankes, der diese eben etwas betäubte. Der Kleine war wirklich stark.
 

Erleichtert sah Harry auf die Klebedinger an seiner Brust. Die juckten nämlich eklig! Und überhaupt! Er hatte das dringende Bedürfnis, sich zu waschen! Er fühlte sich schwitzig. Als läge sein letztes Bad ziemlich lange zurück.
 

„Dann stellen Sie dieses Gepiepe aus, das zehrt an meinen Nerven.“
 

Die Heilerin nickte und beendete den Zauber, der das Gerät am Laufen gehalten hatte. Sie beobachtete, wie der Andere die Pflaster entfernte.
 

„Der Tropf?“
 

Thetis sah auf den Jungen. „Er versorgt ihn mit Nährstoffen,“ erklärte sie. „Wenn er selbst genug isst, ist das allemal besser. Und die Abwehrstoffe kann er auch in Form von Tränken bekommen, das ist kein Problem.“ Sie löste die Nadel vorsichtig aus dem dünnen Arm, bedeckte die Stelle sofort mit einem Pflaster.
 

„Kann ich... duschen?“, fragte Harry auf ein Mal.
 

Das brachte Tom zu lächeln. „Ich bring dich gleich nach dem Frühstück ins Bad,“ versprach er. „Hast du Schmerzen?“
 

Harry schüttelte nur den Kopf. Nun, wo er das Gefühl hatte, freier atmen zu können, war nichts mehr wirklich schlimm.
 

„Wenn etwas sein sollte, bin ich nebenan,“ erklärte die Heilerin lächelnd. „Ich stelle die Tränke zusammen, die er je zu den Mahlzeiten zu sich nehmen muss. Ich bin dann gleich wieder da.“
 

Tom nickte, er saß einfach nur da, mit Harry fest im Arm. „Du hast es wirklich geschafft, Kleiner, du hast es ihnen allen gezeigt...“
 

„Ich... konnte dich doch nicht...allein lassen,“ argumentierte Harry lächelnd. „Ich hab... es dir versprochen..“
 

Tom sagte nichts, er drückte den Jungen nur an sich, sah dann auf die Tränke, die auftauchten. Vier Flaschen. Eine, die es Harry ermöglichte, zu essen, was er wollte, ohne zu erbrechen, ein Schmerzmittel, einige andere Dinge. Kurz darauf tauchte auch das üppige Frühstück auf.
 

Harry seufzte nur, als er all die ekligen Tränke sah, schluckte sie aber und war erleichtert, als er endlich eine Tasse mit Kaba bekam, so, dass er den ekligen Geschmack aus dem Mund bekam. Er sah auf seinen Teller, der sich mal wieder ohne sein Zutun füllte, mit Pancakes, mit Sirup und Sahne. Doch zuerst klaute er sich vom Teller des Anderen ein Stück Speck, an dem er langsam knabberte und den Geschmack genoss.
 

Tom kam aus dem Strahlen gar nicht heraus. Er beobachtete, wie Harry, wenn auch nur langsam, aber doch stetig aß. Er schaffte nicht alles, aber doch Einiges, mehr, als vor dem Tag, als er ins Koma gefallen war. Er strich dem Jüngeren immer wieder über die Seiten, half ihm, zu essen, da dessen Hände nur nach wenigen Bissen wieder zu zittern begannen. Aber das würde sich alles wieder geben. Er war einfach nur unendlich erleichtert. All die Ängste dieser fast vierzehn Tage. Nachdem der magische Kern sich stabilisiert hatte, hatte sich erst gezeigt, welchen immensen Schaden Harrys Körper genommen hatte und lange war alles am seidenen Faden gebaumelt, bevor es endlich besser geworden war.
 

Noch vor drei Tagen war er sich nicht sicher gewesen, ob Harry je wieder auf ihn reagieren würde und ob er nicht doch sterben würde und jetzt saß er mit dem Jüngeren im Arm da und beobachtete, wie dessen Schwanz aufgeregt hin und her zuckte, während er frühstückte.
 

„Satt,“ erklärte Harry schließlich, als er schließlich, als sein Teller halb leer war. Er kuschelte sich an den Älteren und lächelte. „Baden wir?“, fragte er dann hoffnungsvoll. „Zusammen? Ich fühl mich so... dreckig und... ich hab mich vollgekleckert.“ Tatsächlich zog sich eine kleine Sirupspur seine Brust herunter.
 

„Natürlich,“ lächelte Tom nur und küsste den Jüngeren. „Wenn du dich schmutzig fühlst, müssen wir dich in die Wanne verfrachten.“ Er stand auf, rief eine Hauselfe und befahl ihr, das Bett frisch zu beziehen, die medizinischen Geräte in eine Abstellkammer zu schaffen und zu lüften, dann suchte er einen frischen Schlafanzug für Harry heraus und Kleidung für sich selbst, er brachte es ins Bad, dass ein anderer übereifriger Elf bereits vorbereitete und holte dann Harry. Er wusste, noch war der Jüngere zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten, das würde dauern. Morgen, übermorgen konnte er dann vielleicht allein erst mal bis zum Bad, danach wieder etwas weiter.
 

Harry ließ sich ins Bad tragen und notgedrungen beim Ausziehen helfen, aber er genoss das Gefühl, als er das warme Wasser spürte, dann den Älteren, der hinter ihn glitt und ihn wieder in die Arme schloss. Es dauerte auch nicht zu lange, bis er merkte, wie Tom einfach anfing, seine verschwitzten Haare zu waschen und es fühlte sich einfach nur gut an, als der Dreck endlich ging und er sich nur noch frisch fühlte. Etwas erschöpft immer noch, aber endlich wieder wie ein menschliches Wesen.
 

Tom lachte nur wieder, als er merkte, wie sein Kleiner zu schnurren begann. Harry schien das Bad wirklich zu genießen. Kein Wunder, es war wirklich Zeit gewesen. Doch er blieb nicht lange sitzen, er wollte nicht, dass der Jüngere jetzt noch krank wurde, sich eine Erkältung oder sonst etwas einfing. Also stand er selbst auf, schlüpfte in einen Bademantel und hob seinen Kleinen ebenfalls aus dem Wasser, setzte ihn auf die Bank, und wickelte ihn in zwei Handtücher.
 

Harry kicherte bei dem Verhalten des Älteren, doch er genoss die Zuwendung auch mehr als alles Andere Er ließ sich helfen, war aber dann auch ganz froh, wieder einen frischen Schlafanzug zu haben.
 

Rums.
 

„Harry!!“
 

Tom verdrehte nur die Augen, war ja klar gewesen. Gerade jetzt musste Black hier rein platzen und er musste kein Hellseher sein, um zu ahnen, was der Mann beim Anblick des frisch bezogenen Bettes dachte, an dem all die Geräte auf ein Mal fehlten. „Und ich wollte mich nur anziehen,“ stellte er trocken fest, hob Harry aber wieder hoch. „Komm, erlösen wir deinen Paten von der Vorstellung, dass du tot bist,“ lächelte er dann und trat in sein Schlafzimmer, wo Sirius tatsächlich heulend auf seinem frisch bezogenen Bett saß.
 

Sirius war verzweifelt. Vor zwei Tagen war er das letzte Mal hier gewesen und es hatte ihn Überwindung gekostet, denn sein armer Patensohn hatte ausgesehen, wie ein Toter, mit Schlauch im Mund, angeschlossen an lauter komische Geräte. Einer der beiden Heiler hatte ihm klar gesagt, dass die Chance, dass Harry die nächste Woche erleben würde, praktisch nonexistent sei. Und nun saß er hier, auf einem leeren Bett, ohne all die Technik, er wusste, es war vorbei. Tom hatte ihn vielleicht irgendwo aufbahren...
 

Und auf ein Mal schlossen sich Arme um seinen Hals. „Nicht weinen,“ lächelte Harry, er küsste den Anderen auf die Wange. „Ich... bin hier, ich war nur... in der Wanne. Ich hab.. gestunken!“
 

Tom grinste, als er das Erstaunen, den Unglauben auf dem Gesicht Blacks sah. „Ich bin mich anziehen,“ erklärte er und ging erst noch mal los, um sich wieder was Anderes, als einen Morgenmantel überzuwerfen.
 

„Harry?“, fragte Sirius ungläubig, er sah auf den Jungen, der auf seinem Schoß saß und ihn anlächelte. Lebendig. Noch etwas fiebrig, mit halb getrockneten Haaren. Er konnte es nicht fassen! Harry lebte? Harry war... aufgewacht?!
 

Der Jüngere lächelte und nickte, wischte dem Anderen die Tränen ab. „Ich konnte euch doch nicht... allein lassen, wer weiß, wen Tom dann ...wieder anstänkert... ich bin in Ordnung, mir... geht es gut, mach dir... keine Sorgen.“
 

„Harry,“ flüsterte er einfach nur, drückte den Anderen an sich. Er konnte den Jüngeren gar nicht mehr loslassen, der, wenn auch etwas schwer, selbst atmete und ihn ebenfalls umarmte. Er lebte. Ein Wunder.
 

„Ich soll dir von Ma sagen, dass es Regulus gut geht,“ flüsterte Harry dem Anderen ins Ohr. Er lächelte und ließ sich halten, wohl wissend, dass Sirius das brauchte. So, wie Tom auch. Sie mussten wissen, dass er lebte, etwas, dass ja nun wirklich ein Wunder zu sein schien. Und er wusste, wenn auch nur für einen Moment, hatte er sich selbst überlegt, ob er nicht in dieser friedlichen Welt bleiben sollte, da, wo er wirklich gesund gewesen war, wo alles in Ordnung gewesen war.
 

Sirius hielt den Jungen nur fester, als er das hörte, erst als Jemand ihm die Hand auf die Schulter legte, sah er auf, wenn auch nur seht ungern.
 

„Wie wäre es, wenn du ihn atmen lässt?“, fragte Tom nur trocken. „Glaub mir, er hat so noch genug Probleme damit, du musst sie ihn nicht noch mehr abdrücken.“
 

„Oh... tut mit leid, Harry, warum hast du nichts gesagt?!“
 

„Macht euch nicht... so viele Sorgen,“ lächelte Harry nur. „Ich bin in... Ordnung.“
 

„Nicht wirklich,“ gab Tom nur zurück. „Aber das wird,“ versprach er, setzte sich neben Sirius und nahm Harrys Hand in seine. „Nun?“, fragte er dann grinsend. „Hatte ich Recht oder nicht? Er lebt, ich wusste, es würde wirken!“
 

„Wie? Warum hat es bei ihm gewirkt und bei so vielen Anderen nichts?“
 

„Ich weiß es nicht,“ gab Tom nur zurück, lächelte Harry zu. „Aber du hast es geschafft, nicht wahr, Kleiner?“
 

„Ich muss doch ... auf euch achten,“ gab der Grünäugige nur zurück. Er fühlte sich langsam immer erschöpfter, aber er mochte es auch nicht sagen, das war auch gar nicht nötig, kurz darauf wurde er wieder hochgehoben und auf die Matratze gelegt.
 

„Dummkopf,“ schalt Tom sanft. „Wenn du müde bist, musst du es doch nur sagen. Komm, schlaf etwas, ich bin hier, es ist normal, dass du so fertig bist, du bist eben noch immer krank, hör auf, an uns zu denken und denk wenigstens etwas an dich selbst.“ Er deckte Harry zu und küsste ihn sanft, blieb bei ihm sitzen, bis er eingeschlafen war. Er gab Harry seinen Bären in den Arm, sah dann zu Sirius, der sich endlich wieder in den Griff bekommen hatte. „Bevor hier noch mehr Leute rein stürmen, könntest du verbreiten, dass Harry in Ordnung ist,“ schlug er vor. „Und schick mir Lucius, ich fürchte, er hat wieder einen riesigen Stoß Dokumente, die ich durchsehen muss.“ Da war er wieder, sein Arbeitseifer und sein Wille, seine Visionen endlich in die Wege zu leiten, um sie wahr werden zu lassen.
 

Sirius blickte zu dem Jungen und lächelte dann leicht. „Ist gut,“ gab er zurück. „Wann wacht er wohl wieder auf?“
 

„Ich wecke ihn zu Mittag, er kann es sich nicht leisten, ein Essen zu verpassen,“ erklärte Tom ruhig. „Dann kannst du mit ihm essen,“ schlug Tom vor. „Und bring die Wölfe und von mir aus Severus mit. Dann stürmen sie hier nicht einzeln rein.“
 

Sirius nickte, er stand auf und lief los, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
 

„Du hast keine Ahnung, wie viele Leute du gerade glücklich gemacht hast,“ stellte Tom nur fest, strich weiter durch Harrys Haar. „Und du hast es schon wieder getan, du lächelst, um uns zu beruhigen, statt dich etwas um dich selbst zu kümmern...Mal sehen, was wir dann als Nächstes machen, nicht wahr?“, fragte er dann. „Vielleicht wieder einen Ausflug in den Zoo, der hat dir so gut gefallen. Und dann fangen wir damit an, die Tiere an den Orten zu suchen, wo sie her kommen. Es wird Zeit, dass du die Welt siehst...“
 

Tom merkte kaum, wie die Zeit verging, bis es klopfte und der blonde Mann eintrat, neben ihm eine mit Dokumenten und Akten überladene Hauselfe. „Lucius.“
 

Der Blonde blickte zu seinem Boss, den er die letzten Tage kaum zu Gesicht bekommen hatte. Nun saß er recht entspannt auf dem Bett, eine Hand auf dem Kopf des Jungen. Er hatte nicht fassen können, was Black ihm erzählt hatte, aber jetzt schien ihm das doch sehr wahrscheinlich. „Ich habe die Arbeit gebracht,“ erklärte er dann. „Wie geht es dem Jungen? Ist er wirklich wach?“
 

„Offensichtlich schläft er,“ gab Tom nur trocken zurück. „Wenn du meinst, ob er über den Berg ist, ja, “ gab er dann aber mit einem leichten Lächeln zurück, deutete auf einen der Stühle in der Nähe des Bettes. „Also, was habe ich verpasst, was ist los und was muss ich unterschreiben?“
 

„Ich habe den Bau der Vorschule weiter voran getrieben, es gibt genug Platz für ziemlich viele Schüler, die ersten Einladungen zu Interviews mit neuen Lehrern sind schon raus gegangen. Die neuen Fächer in Hogwarts selbst werden mit dem nächsten Schuljahr eingeführt werden, dazu gibt es auch zwei Heiler, die einige der Kinder psychologisch betreuen, Poppys Krankenstation wird gerade grundsaniert.“ Immerhin waren Ferien und kaum Schüler geblieben und es war einer der wichtigsten Orte, da auch die Jüngeren dort behandelt werden sollten.
 

„Gut,“ nickte Tom knapp. „Und sonst?“
 

„Es werden erst mal drei weitere Schulen gebaut, eine in der Nähe von York, eine in Irland, etwas außerhalb von Galway, und noch eine in Cornwall. Wobei alle auch Tagesschüler aufnehmen werden, jede Schule hat andere Schwerpunkte und Voraussetzungen, am Ende des Schuljahres werden in Hogwarts Test gemacht, die die Schüler aussieben wird, so, dass die Muggelgeborenen, deren Kräfte sich oft eher in Grenzen halten, entsprechend gefördert werden können, ohne andere zu bremsen.“
 

„Sehr schön,“ nickte Tom nur. „Sind dafür noch Unterschriften notwendig?“ Er nahm mehrere Dokumente entgegen, blätterte sie durch und signierte sie dann. Er war durchaus zufrieden, wusste, dass das nächste Schuljahr endlich Entspannung bringen würde. „Die Förderungen?“ Es gab viele fast mittellose Familien, gegen die die Weasleys als reich gelten konnten, die ihren Kindern nicht mal eine Ausbildung finanzieren konnten, doch auch die mussten unterrichtet werden.
 

Lucius hob eine Akte. „Ich habe einige sehr seltsame Ausgaben im Ministerium aufgedeckt, die vollkommen überflüssig sind, um es nett zu sagen. Posten, die nicht besetzt werden, aber die Geld bekommen, dass in irgendwelchen Löchern versickert. Das allein würde locker reichen, einen Fond in Gringotts anzulegen, um Bücher anzuschaffen. Dazu kommt, dass man die Bücher als Leihgaben ausgeben könnte, für ein Jahr, wie in Muggelschulen. Dann können mit einem Satz vielleicht sieben oder acht Kinder unterrichtet werden und Kinder wie Draco könnten ihre alten Uniformen spenden, so, dass Ärmere sie bekommen können. Und eine jährliche Spendenveranstaltung kann weitere Gelder einbringen. Ich habe mehrere Vorschläge von verschiedensten Seiten zusammengefasst.“
 

Tom nahm die dicke Akte und legte sie auf seinen Nachtschrank. „Ich werde ein passendes Konzept entwickeln,“ nickte er nur. „Wie sieht es mit der Außenpolitik aus?“
 

„Der Minister von Frankreich lässt grüßen, er hat sein Beileid ausgesprochen, offensichtlich etwas früh,“ fügte er an. „Und der Letzte, der Minister von Italien, hat sich nun auch von Dumbledore distanziert und ihn auf die Verbrecherliste setzen lassen. Sie stehen hinter dem, was Ihr tut,“ erklärte er ruhig. „Von ihnen geht keine Gefahr aus, sie sehen, dass das Land jetzt vielleicht endlich aufschließen kann und sie befürworten die Stärkung der Abgrenzung zu den Muggeln. Sie sind Eurer Meinung, sie scheinen offener zu werden, aber sie würden uns nur als eine Bedrohung sehen und uns irgendwann jagen. Darum haben sie sich so von England distanziert, die Politik hier hat sie alle in Gefahr gebracht. Sie sichern bei den Reformen Unterstützung zu, sollte es notwendig werden, vor allem Deutschland, sie würden Aurorenausbilder rüber schicken, die unsere Leute endlich mal nach modernen Standards drillen würden.“
 

Tom nickte, ja, es wandte sich wirklich alles endlich zum Positiven und er konnte sich auch endlich wieder auf solche Dinge konzentrieren. Er lächelte, als auf ein Mal der schwarze Schwanz wieder unter der Decke hervor schoss und sich um seine Hand legte. Sieh einer an, da fühlte sich wohl jemand vernachlässigt. Er fuhr fort, Harry zu kraulen, ohne auf das Geräusch zu achten, was sein Stellvertreter von sich gab. „Sag dem Besten, er soll vier Ausbilder rüber schicken, sobald es geht, je eher wie mit der Modernisierung beginnen, umso besser. Vor allem brauchen wir Jemanden, der die Vergessenszauber über große Gebiete hinweg beherrscht, ohne, dass die merken, dass sie etwas vergessen haben.“
 

„Mache ich,“ nickte Lucius: „Die Briefe gehen heut Abend noch raus.“
 

„Gut,“ nickte Tom. „Habe ich sonst etwas Wichtiges verpasst?“, fragte er dann, kurz spürte er, wie der Schwanz sich etwas fester um sein Handgelenk merkte und er musste lachen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er das Kraulen aufgehört hatte.
 

„Meinen hysterischen Sohn,“ schlug Lucius nur vor. „Der sich schon Trauerkleidung anfertigen lassen will und der ganz unmalfoyhaft ständig in irgendwelchen Ecken hockt und heult. Wie ein Hufflepuff!“
 

„Ist er in der Schule geblieben?“
 

„Ja. Um bei seinem Freund bleiben zu können. Ich hoffe wirklich, dass das nur eine Phase ist! Stellt Euch das vor! Ein Weasley in unserer Familie!“
 

„Harry Potter und Lord Voldemort,“ konterte Tom nur trocken. „Warum holst du deinen Sohn und dessen Klette nicht und kommst auch mit hierher? Ob jetzt noch mehr Leute hier essen oder nicht, macht den Braten auch nicht mehr fett.“
 

„Gern,“ nickte Lucius, er war wirklich erleichtert, dass Potter es geschafft hatte und er würde es morgens auch gern bei Drohungen belassen, wenn er wieder beklaut wurde, statt zu versuchen, ihm wirklich den Hals umzudrehen. Erst als die Gefahr bestanden hatte, dass der Junge sterben würde, hatte er gemerkt, wie groß der beruhigende Einfluss von Potter auf seinen Lord war und wie gesagt, er hing an seiner heilen Haut. „Dann bis gleich,“ meinte er nur und stand auf, um seinen Sohn zu holen.
 

Tom sah dem Anderen kurz hinterher, wandte sich dann wieder Harry zu, der irgendwie mit dem Kopf auf seinem Schoß gelandet war und der nonstop schnurrte. Der Schwanz lag nur noch ganz locker um sein Handgelenk, zumindest, solange er schön regelmäßig die Ohren verwöhnte. Er merkte kaum, wie die Zeit verging, bis auf ein Mal sein eigentlicher Ecktisch sich wie von Geisterhand in die Mitte des Zimmers bewegte, sich selbst auszog und sich deckte.
 

„Harry. Mittagessen. Und dein irrer Pate fällt gleich mit seinen Kumpels über mich her, wenn du wach wärst, könntest du mich vor diesem Elend bewahren,“ lockte er den Jüngeren, der sich erst mal nur weiter zusammenrollte. „Komm schon, sogar ein Malfoy, der sich wie ein Hufflepuff benimmt und einer, den du nach Herzenslust beklauen kannst, ist anwesend!“
 

„Hrmpf,“ nuschelte Harry nur, während er langsam die Augen öffnete. Er war vom Aufstehen gar nicht begeistert, aber er freute sich auch auf Siri und die Anderen, runzelte dann aber die Stirn. Hufflepuff? Malfoy? War ihm irgendwas Essentielles entgangen? Hatte er was Wichtiges...? Oh nein! Als sich nach dem Klopfen die Tür öffnete, stand ausgerechnet Snape im Raum.
 

Auch das noch, war Harrys erster Gedanke, doch dann riss er sich zusammen. Seine Mutter hatte ihn gebeten, nett zu dem Älteren zu sein, der irgendwie ja auch viel mitgemacht hatte und gerade so richtig fertig aussah, mit eingefallenen Augen und Haaren, wie zu seiner schlimmsten Zeit als Tränkemeister. Also lächelte er etwas und hob kurz die Hand.
 

„Severus,“ stellte Tom nur fest. „Und? Wie tot sieht er jetzt aus?“, fragte er triumphierend. „Ich habe dir gesagt, er schafft es! Salazar hat bei dem Trank keinen Fehler gemacht!“
 

Severus hatte Black nicht glauben wollen, als der auf ein Mal in seinem Büro aufgetaucht war. Er hatte sich schon lange mit Harrys Tod abgefunden, er war eine Unvermeidlichkeit, Niemand hatte überlebt. Und dann diese hysterische Behauptung, dass Harry wach sei, wieder selbst atmen würde und ganz normal wäre! So ein Unsinn! Er hatte eine Weile gebraucht, bis er sich überhaupt nur dazu hatte aufraffen können, sich auf den Weg zu machen. Er wollte Harry so in Erinnerung behalten, wie er ihn kannte, als nerviges, aber fröhliches Kind, nicht an Muggelmaschinen angeschlossen.
 

Umso mehr blieb ihm die Sprache weg, als er den Todgeglaubten sah. An Tom gelehnt, mit offenen Augen und einem kleinen Lächeln auf den Lippen, er wirkte müde und noch immer krank, aber er war wach. Wo doch nicht einer der Anderen wieder zu sich gekommen war. Er zog seinen eigenen Zauberstab, sprach mehrere Zauber, die alle dasselbe sagten: Harrys magischer Kern hatte sich gefestigt, seine schwer angegriffene Lunge war am Heilen und er war generell tatsächlich auf dem Wege der Besserung. Bisher hatte Severus nie an Wunder glauben wollen, aber er hatte seine Meinung in diesem Moment geändert. „Ich sehe, er lebt, um mir weiterhin das Leben schwer zu machen,“ brachte er nach einem Moment heraus.
 

Harry lächelte, er begann, hinter das zu sehen, was der harte Mann so sagte. Ja, seine Mutter hatte Recht, der Tränkemeister brauchte eine Person, die sich wenigstens etwas um ihn kümmerte. Er fühlte sich nicht ganz so über diese Worte verletzt, wie sonst.
 

Tom wollte gerade etwas erwidern, als die Tür ein weiteres Mal aufkrachte, dieses Mal ohne Warnung oder sonst etwas. Etwas Weißes zischte an dem verdatterten Tränkemeister vorbei, bevor Tom zwei Teenager auf seinem Schoß hatte, wobei einer definitiv mehr wog, als Harry. „Uff,“ stöhnte er nur. Was war er denn, verdammt noch Mal? Ein Trampolin?!
 

„Du Dummkopf! Du Idiot! Du Trottel! Wie kannst du nur? Hab ich dir erlaubt, krank zu werden und fast vor die Hunde zu gehen!?“, brüllte Draco seinen Freund an, an den er sich zeitgleich klammerte, als wäre er das einzige Sicherungsnetz während eines wirklich schrecklichen Sturmes. „Was sollte das? Denkst du, das war lustig? Ich dachte, du gehst drauf! Was hast du dir dabei gedacht? Du hast nicht krank zu werden, du Mickerling! Schäm dich! Man bringt einen Malfoy nicht zum Heulen!“
 

„Äh...?“, ja, Ron war heilfroh, dass er in sicherer Entfernung stand, als Draco losgestürmt war, aber das hatte er nicht erwartet. Na großartig. Sicher war er froh, dass Harry nicht sterben würde, vor allem, da seine Brüder, unter anderem die Zwillinge, die letzten Tage nur noch die Köpfe hatten hängen lassen, aber dass sein fester Freund so heftig reagieren würde, damit hatte er nicht gerechnet und wüsste er nicht, dass Potter fest vergeben war, spätestens jetzt würde er vor Eifersucht an die Decke gehen.
 

„Ich hab dich auch vermisst,“ lächelte Harry nur, umarmte den Anderen ebenfalls. „Aber... könntest du mir... vielleicht... etwas... Luft lassen?“, bettelte er dann: „Ich hab Probleme mit..“
 

„Warum sagst du dann nichts, du Trottel?“, fuhr Draco fort, ohne seinen Griff zu lockern. „Was denkst du eigentlich? Du... du... du...!“
 

„Merlin, das soll mein Sohn sein?“ stöhnte Lucius entsetzt, der die gesamte Szene wie Ron beobachtet hatte. Und auch Severus beobachtete sein Patenkind sichtlich irritiert.
 

„Draco, er hat gesagt, du sollst ihn los lassen!“, übersetzte Tom ruhig, während er die Arme des Blonden mit sanfter Gewalt etwas lockerte, so, dass der Jüngere wieder freier atmen konnte. „So, und jetzt feh... nein, sie fehlen nicht,“ stellte er trocken fest, als die nächsten Drei durch die Tür stürmten, dicht gefolgt von Bella und Narcissa.
 

„Prongslet!“, lachte Sirius, als er, den beiden Anderen voran, die ihm nicht hatten glauben wollen, ins Zimmer stürmte und noch bevor Malfoy Junior oder Tom hätten reagieren können, riss er Harry an sich, der aber auch seine Arme wieder um ihn legte und lächelte.
 

„Ich bin immer noch da,“ beruhigte Harry seinen Paten, lächelte dann über dessen Schulter den beiden überraschten Werwölfen entgegen, die den Anderen wohl gerade nach St Mungos hatten bringen wollen, ihren Gesichtern nach. „Ich bin nicht heimlich geflüchtet,“ fügte er an. „Nirgendwo hin.“
 

„Ich glaube es nicht,“ bekam Remus nach einigen Sekunden mühsam heraus. Der Geruch des Todes in dem Raum war vollständig gewichen, geblieben war nur der Geruch nach Krankheit und nach Harry. Und nach einer Menge anderer Leute.
 

„Und da sagt einer, dass es keine Wunder gibt,“ lächelte Fenrir, froh, Sirius wieder so glücklich zu sehen. Allerdings legte er dem Anderen eine Hand auf die Schulter. „Dreh ihn noch etwas mehr rum und sich schwöre dir, er kotzt,“ meinte er trocken und deutete auf den Tisch. „Wie wäre es, wenn wir uns alle setzen und essen?“
 

Tom nickte er stand auf, holte sich seinen Harry mit entschiedenem Nachdruck zurück und setzte sich, den Jüngeren auf seinem Schoß. Er hatte ihn lang genug aus der Hand gegeben. Sirius ließ sich sofort an seiner einen Seite nieder, während Draco sich auf seine Andere setzte.
 

Die Hauselfen, die ja auch eine Vorliebe für Harry hatten, hatten ein regelrechtes Festessen aufgetischt, um dem Jungen eine Freude zu machen. Lasagne, Spaghetti mit verschiedenen Soßen, Salate. Auch sie waren wohl mehr als erleichtert, dass der Junge weiterhin da war. Wenn wohl auch niemand so froh war, wie Tom, dass er nicht ein weiteres Mal verlieren würde, was ihm so kostbar war.

Doch irgendwie Vater...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

...leben wollen

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20. 11.1006
 

Ich bin geladen, ich hasse sie! Ich hasse sie alle, diese Muggel! Sie sind Schuld an Rics unnötigem Tod! Sie haben ihn dort hinein getrieben! Sie waren es, die ihm alles genommen haben! Ich habe sie umgebracht. Alle. Ich konnte nicht anders, ich habe einfach nur noch Schwarz gesehen. Sie sind an meinem Elend Schuld, und an dem so vieler Anderer, und warum? Weil sie goldgeil und machtgeil sind! Selbst die Kinder! Vergiftet vom Hass und den Vorurteilen der Eltern!
 

Vor drei Tagen habe ich Hogwarts ein für alle Mal verlassen, ich gehöre hier nicht mehr hin, ich bin ein Mörder und ich kann es noch nicht mal bereuen, ich habe ohnehin keine Kinder mehr unterrichtet und mein Labor ist zu den meisten Teilen schon in meinem Manor gewesen. Es war keine große Arbeit, dann noch die letzten Sachen zu holen.
 

Ich habe es keinem der Anderen erklärt, aber ich glaube, sie haben schon lange damit gerechnet, dass ich gehen werde. Und auch, wenn sie etwas Anderes behauptet haben, ich denke, sie sind auch erleichtert, dass ich nicht mehr hier bin. Ich bin wohl nur noch eine Belastung gewesen, in letzter Zeit, mit meinen Wutausbrüchen und dann wieder den Depressionen. Ich habe meine Basiliskin zurückgelassen mit dem Befehl, die Kammer unter allen Umständen zu verteidigen, zusammen mit dem Grundstück, solang es hier Zauberer gibt, als eine Art Abschiedsgeschenk an die Schule.
 

Vor drei Monaten hatte ich dann endlich mit Hilfe eines Zauber und der Bücher seiner Eltern das Wappen im Schwert identifizieren können, anschließend habe ich es unter einem der Steinen in der großen Halle vergraben. Ric hätte es sicher so gewollt. So, wie er diese Schule geliebt hat.
 

Ich habe Erstaunliches über Ric erfahren, Dinge, die er mir nie erzählt hat, weil er sie verdrängt hat und nicht mehr daran denken wollte. Sein Vater war ein Muggel, seine Mutter Zauberin, sie haben geheiratet, waren auch ganz glücklich und Lord und Lady in einem rohstoffreichen Gebiet, sie waren reich und die Bevölkerung mochte sie, da alles gut ging.
 

Aber natürlich hatten sie Neider, die es nicht geschafft haben, ihr Leben in den Griff zu bekommen, sie haben Rics Eltern überfallen, sie und seine Geschwister getötet, sie hätten auch ihn getötet, hätte er sich nicht raus teleportiert. Und dann haben sie auch sein Land in den Ruin getrieben. Er hieß mal Jasper von Hohenstein und hat auf dem Kontinent gelebt. Irgendwo.
 

Jetzt lebt da niemand mehr. Ich habe gewütet und Reue kenne ich nicht mehr. Ich wollte nur Rache.
 

Denn diese Leute sind schuld, dass Ric seinen Lebenswillen verloren hat, nicht für lang, aber lang genug, um seine Magie davon zu überzeugen, einen Prozess einzuleiten, der ihn umbringen würde. Das ist der Grund für seine Krankheit gewesen. Sein Wunsch, tot zu sein, weil seine Familie es auch war. Und über zwanzig Jahre später, als er leben wollte, hat dieser unselige Wunsch ihn eingeholt.
 

Wegen dieser falschen, ekligen, widerlichen Muggel!
 

Ich vermisse ihn, ich vermisse ihn so sehr, jeden Tag mehr. Ich will zu ihm, doch ich weiß, vermutlich kann ich das nicht mehr. Ich habe gemordet und bereue es nicht. Manchmal gerate ich in einen Zustand blinder Wut, den ich nicht mehr kontrollieren kann, dann werfe ich blindlings mit Dingen um mich.
 

Aber ich werde mein Versprechen einhalten. Und dann werde ich versuchen, wieder zu Ric zu gelangen.

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„Guten Morgen,“ lächelte Tom, als er beobachtete, wie Harrys Augen sich langsam öffneten. Er liebte dieses Schauspiel einfach, wenn dessen Stirn sich etwas runzelte und er im Bett herumtastete, dann die Lider zu flattern begannen.
 

Harry lächelte, als er wach wurde, küsste den Älteren. „Morgen,“ ab er nur zurück und kuschelte sich noch mal zurecht. Er war wach, er würde auch sicher nicht noch mal schlafen, doch er genoss es, an den Älteren gekuschelt zu liegen, wohl wissend, dass sie gleich aufstehen mussten.
 

„Du hast einen ausgeprägten Kuscheltrieb,“ stellte Tom amüsiert fest.
 

„Ich bin ne Katze,“ erinnerte Harry den Älteren nur, während er die kleine Krauleinheit hinter seinem Ohr genoss.
 

„Ein Panther, um genau zu sein,“ lächelte Tom nur und setzte sich langsam auf, küsste seinen Geliebten noch ein Mal. „Komm, zieh dich an, dann können wir unten mit den Anderen frühstücken und ich halte dich auf deinen Beinchen, während du Lucius beklauen kannst,“ schlug er amüsiert vor.
 

„Du willst nur wieder über ihn lachen!“
 

„Jap,“ grinste Tom und schlüpfte schnell in ein frisches, weißes Hemd, gefolgt von einer weichen Stoffhose. Er hatte etwas vor, dass es Harry einfacher machen würde, wieder ohne Krücken zu laufen, eine weitere Muggeltherapie, die seine Beine kräftigte, ohne ihm solche Schwierigkeiten zu bereiten, wie die Krankengymnastik, die ihn nicht nur anstrengte, sondern ihm auch durchaus Schmerzen bereiten konnte.
 

Harry kicherte und rief seine Klamotten zu sich, schlüpfte in das Shirt und in die Jeans, bevor er sich unsicher hinstellte, um die Hose zu schließen. Dann griff er nach seinen Krücken und lief zu Tom. Er war froh, wieder so selbstständig zu sein. Wie gesagt, ohne Hilfe stehen war schon wieder möglich und er war sich sicher, dass Laufen dann auch bald wieder gehen würde. Er tapste hinter dem Anderen her, ließ sich aber dann bei der Treppe tragen.
 

Tom lächelte, er stellte seinen Geliebten auf seine Beine und ließ ihn losdackeln und natürlich hielt er direkt auf Lucius zu. Der Ältere hielt einen Arm leicht um Harrys Taille, um ihn sicher zu halten, während der mal wieder Zucker und Salz vertauschte und die köstlich belegten Bagles und den Obstsalat klaute. Was natürlich bei den anderen Anwesenden für Erheiterung und Überraschung sorgte. Sie hatten zwar alle erfahren, dass Harry einmal mehr seinen Sturkopf durchgesetzt und etwas Unmögliches überlebt hatte, aber glauben können hatte es niemand.
 

Tom grinste nur, er half Harry zu seinem eigenen Platz, nahm ihn auf seinen Schoß und ließ sich sein eigenes Frühstück bringen, während der Jüngere sich an seiner Beute gütlich tat und dann noch ein Müsli mit Früchten bestellte. Es war schön zu sehen, dass er wieder normal und gut aß. Dann richtete er seinen Blick auf seinen Stellvertreter, dessen Hand den Salzspender blind umfasse und der ihn über seine Tasse stellte, ihn dann abstellte, die Tasse nahm und...
 

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“
 

Harry konnte nicht anders, er lachte laut los. Merlin, dieser Mann lernte es aber auch nie! Dieses empörte Gesicht, der entsetzte Blick auf die böse, böse Tasse und selbst die Elfe, die eine Neue brachte, hatte alle Mühe, sich nicht grölend auf dem Boden zu rollen!
 

„Mir fehlt einfach das Mitleid,“ stellte Tom fest, als er die empörten Augen auf sich sah, er küsste Harry auf die Schulter. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass es zu deinem eigenen Vorteil wäre, wach hierher zu kommen.“
 

Lucius starrte mit mörderischem Blick auf seinen Boss, doch dann kippte er den frischen Kaffee herunter, ganz ohne Salz oder anderen ungewünschten Verunreinigungen. Zwar war er verärgert, da der Bengel ihn mal wieder erwischt hatte, andererseits aber auch erleichtert, dass der es geschafft hatte, zu überleben und dass er wieder da war. Die Laune seines Herrn hatte sich um Hunderte Grad verbessert. Das war auch sein – wieder mal gemopstes – Frühstück wert gewesen.
 

Harry grinste nur und leckte sich seine Finger sauber, während sein Schwanz faul hin und her wedelte. Er sah zu seinem Geliebten, der ebenfalls lächelte und ihn kurz küsste. „Er lernt es nicht mehr... Dray aber auch nicht...“
 

„Das ist wohl anzunehmen. Und? Bist du fertig?“
 

„Hmhmm... Warum?“
 

„Weil wir einen Termin haben.“
 

„Termin?“
 

„Ja, Training für deine eigenwilligen Beine.“ Er sah sofort, wie das Gesicht fiel.
 

„Schon wieder?“, fragte Harry. Er wollte ja, dass es schnell wieder besser wurde, aber er hatte eigentlich auf eine Weile Pause gehofft. Denn es war sehr unangenehm. Es zog und brannte und nervte.
 

„Ja, aber heut mal anders, angeblich soll das sogar ohne Muskelkater ausgehen, “ erklärte Tom. „Und es wird Spaß machen, “ sicherte er zu. „Und danach machen wir noch etwas, wovon ich denke, dass es dir Spaß machen sollte...“
 

„Musst du nicht arbeiten?“, fragte Harry besorgt.
 

„Nein, ich wälze alles auf Lucius ab.“
 

„Na, danke auch! Das war doch Absicht, weil heut der Italiener kommt!“
 

„Natürlich,“ grinste Tom nur. „Die wollen doch auf ein Mal alle was von mir!“
 

„Ja, wissen, warum der Junge überleben konnte. Wie soll ich denen das denn erklären?!“
 

Tom zuckte mit den Schultern. „Severus weiß bescheid, er wird dich unterstützen, er hat die nötigen Tränke dabei.“
 

„Aber alle seine anderen Probanden sind gestorben!“
 

„Weil man leben wollen muss,“ erklärte Harry, während er seinen Kopf auf Toms Schulter legte. „Man muss leben wollen und dann... muss der Körper mitmachen.“
 

Tom drückte den Jüngeren an sich: „Da habt ihr die Antwort,“ stellte er nur fest. „Ihr könnt Heilerin Thetis mitnehmen, sie war diejenige, die auf die Idee gekommen ist, Harrys Körper mit Muggelgeräten zu überwachen und zu helfen. Da braucht ihr mich sicher nicht und Harry ist keine Schaufensterpuppe, die herumgereicht werden wird! Wenn sie ihn sehen wollen haben sie Pech gehabt.“
 

„Ja,“ murmelte Lucius, schon wieder bedient bis obenhin, aber er verstand Tom. Harry war noch nicht wieder ganz fit und ihn dann herum zu zeigen war vielleicht nicht die beste Idee, würde es um Draco gehen, hätte er das sicher auch nicht getan.
 

„Gut, dann ist ja alles geklärt,“ gab Tom nur zurück, er stellte Harry vorsichtig auf seine Beine, stand dann auch auf und legte seine Arme um seinen Geliebten: „Wir sind weg, bis später.“
 

Harry hielt sich automatisch an dem Älteren fest, als der apparierte und er wusste sofort, wo sie waren. Draußen war es angenehm warm, die Sonne strahlte. Kein Wunder, es war schon Pfingsten vorbei. „Das Schwimmbad?“, fragte er, wobei seine Begeisterung sich eher in Grenzen hielt.
 

„Ja,“ nickte Tom, küsste den Jüngeren und nahm ihn hoch, ging dann schnell weiter. „Keine Sorge, das hat Hand und Fuß,“ lächelte er. „Im Wasser ist den Körper leichter und das macht die Übungen leichter. Und anschließend hab ich auch noch eine schöne Überraschung,“ versprach er.
 

Harry seufzte nur, lehnte sich an den Älteren: „Wenn du meinst, dass es hilft,“ gab er nach und ließ sich in die Halle tragen, wo Tom leise mit der Kassiererin redete, die dann nickte und ihm eine Tür mit einem Buzzer öffnete, Harrys Krücken bei sich im Kassenhäuschen aufbewahrte, es war hier zu rutschig, als dass er sie gefahrlos hätte benutzen können.
 

Nach dem Umziehen brachte Tom ihn zu einem kleinen Pool, wo bereits eine Frau wartete, die sich freundlich vorstellte und begann, mit Harry zu arbeiten, während Tom, voll angezogen, zusah. Er wusste ja, dass der Jüngere kein so großer Schwimmfan war und sie hatten ja auch noch was Anderes vor. Aber er konnte sofort sehen, dass Harry dieselben Übungen, die ihm normalerweise Schmerzen bereiteten, relativ leicht von der Hand gingen. Er kam sichtlich besser mit ihnen klar und das merkte er nach wenigen Minuten auch selbst, er zitterte nicht am gesamten Körper vor Anstrengung.
 

Trotz all der Vorteile war Harry heilfroh, als seine Foltermeisterin die Zeit für abgelaufen erklärte. Er hatte zwar nicht die üblichen Probleme, aber anstrengend war es trotzdem gewesen. Er hoffte nur, dass der Andere nicht was Anstrengendes vor hatte. Er hievte sich aus dem Becken und lächelte, als Tom ihn in das Handtuch wickelte. „Das ist Folter...“
 

„Ja, aber immer noch besser, als die Übungen im Zimmer, nicht wahr?“, fragte er nur und lächelte, als Harry nickte. „Und es erspart dir die Hälfte der noch ausstehenden Einheiten, denke ich.“
 

„Also gut,“ murmelte Harry nur, als er wieder hochgehoben wurde. Kurz danach war er dank eines Zaubers wieder trocken und angezogen und sie konnten wieder gehen. Zu seiner immensen Erleichterung. Draußen, auch wieder auf seinen eigenen Beinen und seinen Krücken, atmete Harry tief durch. „Und was jetzt?“, fragte er neugierig.
 

Tom lachte nur, schloss Harry in die Arme und apparierte weiter, zu einem kleinen Bauernhof in den Highlands, dort lief er zu der Tür des Hauses und klopfte, woraufhin ein Mann heraustrat, mit dem er schnell redete. Der lachte, nickte eifrig und war erst mal verschwunden, während er zu Harry zurück ging. „Nun, du bist mit Draco Malfoy befreundet, ihr werdet euch in den Sommerferien öfter sehen, und er hat ein Hobby...“
 

„Mir schwant schreckliches,“ murmelte Harry, doch dann strahlte er, der Mann kam wieder mit zwei aufgesattelten Pferden, Füchse. „Pferde?!“
 

„Nun, ich weiß, dass deine einzige Erfahrung mit Reiten sich auf Thestrale beschränkt, ich dachte, es wird Zeit, dass du mal auf einem richtigen Reittier sitzt, das macht viel mehr Spaß und es ist wirklich einfach, dazu sind die schottischen Highlands ein toller Ort zum Reiten und die saubere Luft tut dir sicher auch noch gut.“
 

Harry strahlte regelrecht, als Tom ihn auf eines der beiden Tiere setzte. Er nahm die Zügel, die ihm gereicht wurden, während der Bauer seine Krücken nahm und beiseite stellte und streichelte den Hals des zufrieden schnaubenden Tieres. „Und was jetzt?“
 

Tom lächelte, erleichtert, dass diese Überraschung offensichtlich geglückt war. Er nahm die Zügel des zweiten Tieres, schwang sich selbst in den Sattel. „Halt die Zügel locker, mit den Fersen gibst du dem Pferd die Richtung.“ Er nahm den Leitstrick von Harrys Tier, damit ihm nichts passieren konnte. „Halt dich gerade und geh mit dem Tier mit.“ Er führte Harry mehrfach im Kreis, am Ende sogar ohne den Leitstrick.
 

Harry spürte, wie das Tier sich bewegte, es fiel ihm leicht, sich anzupassen und mitzugehen, es machte ihm richtig Spaß, vor allem, als sie letztendlich vom Hof herunter kamen und gute zwei Stunden ritten, bevor sie wieder zurückkehrten auf den Hof, wo der Mann wartete. Er sah fasziniert zu, mit was für einer eleganten Bewegung Tom abstieg, bevor er zu ihm kam und ihm herunter und wieder zu seinen Krücken half. „Danke,“ strahlte er, küsste den Älteren innig. „Das war einfach toll...“ Kaum zu glauben, dass irgendwer Tom je als böse sehen konnte, dabei war der Ältere der sanfteste Mann, dem er je begegnet war und bei ihm immer vollkommen ruhig und ausgeglichen.
 

Tom strahlte, er drückte Harry nur an sich: „Dann freut es mich,“ gab er leise zurück. „Ich dachte mir schon, dass Reiten dir Spaß macht und du lernst so schnell, dass du mit Draco ausreiten können wirst...“ Es war so schön, den Jüngeren so glücklich und zufrieden zu sehen, trotz allem, was der schon durchgemacht hatte. Es war auch im Grunde so leicht, ihn glücklich zu machen, weil Harry nie etwas erwartete, keine Geschenke, nichts, nur ein paar Kuscheleinheiten für die er lächerlich dankbar war.
 

Harry küsste den Anderen nur dankbar, lehnte sich einfach an den Älteren, bis der sich zu bewegen begann und ihn in das Haus führte, wo eine Frau, die ihn spontan an Molly erinnerte, fleißig zwischen mehreren Töpfen hin und her lief und ihre beiden Gäste auf die Bank scheuchte. „Kennst du sie?“, fragte er schließlich leise, nachdem der Ältere ihn vorgestellt und die ihn umarmt hatte, so, wie der Mann ihn vorher schon angelächelt hatte. Aber es waren doch definitiv Muggel...
 

„Ja,“ lächelte Tom und drückte die schlanke Hand. „Die Beiden waren mal Ziel von Dumbledores Attacke, ich war in der Nähe und habe ihnen geholfen, das war vor einem Jahr, seitdem besuche ich sie und sie wollten schon lange was für mich tun, ich dachte, das hier würde ihr Gewissen beruhigen und du hast auch noch deinen Spaß,“ erklärte er leise.
 

„Ah,“ nickte Harry verstehend, während die Frau zwei schöne, duftende Formen aus dem Ofen holte und jedem eine hinstellte. „Das riecht toll! Was ist das?“, fragte er neugierig.
 

„Was ist das? Junge, das ist Shepards Pie! Noch nie gehört? Ich dachte, du gehst hier auf eine schottische Schule! Das ist doch so was, wie das schottische Nationalgericht!“
 

„Das hat es in Hogwarts nie gegeben...“
 

„Nein, diese Schule zieht es vor, ihre Schüler fett zu züchten, mit Frittiertem und all den anderen Dingen,“ erklärte Tom abfällig, lächelte die Dame aber an. „Allerdings sind wir gerade dabei, das zu ändern.“ Er küsste Harry leicht auf die Wange. „Und jetzt iss, es schmeckt am Besten warm.“
 

Das ließ Harry sich nicht zwei Mal sagen, er strahlte die Köchin an und begann, schnell zu essen. Es war wirklich einfach nur lecker, köstlich, um ehrlich zu sein. Er aß sogar seine gesamte Portion auf, lehnte sich dann wieder an den Älteren und musste aufpassen, um nicht einzuschlafen, er war dösig, nach all der Anstrengung und dem guten Essen.
 

Tom lächelte, als er das sah, er ging dazu über, Harrys Ohren etwas zu kraulen, während er mit der Bäuerin redete und ihr versprach, dass er in zwei Tagen wieder mit dem Jüngeren hier sein würde. Er verabschiedete sich von Beiden, dann hob er den Jüngeren auf, der etwas von gar nicht müde nuschelte, sammelte dessen Krücken ein und verabschiedete sich, trat nach Draußen und apparierte zurück in sein Zimmer.
 

Dort legte er Harry in ihr Bett, stellte dann die Krücken an den Nachtschrank, den der Jüngere immer benutzte und zog ihm dann die Schuhe aus, setzte sich zu ihm auf die Matratze und strich durch die dunklen Haare, als sein Geliebter müde blinzelte. „Schlaf weiter, sprach er nur leise. „Du hast es dir verdient.“
 

„Nisch müde,“ beharrte Harry nur, doch er war zu erschöpft, um aufzustehen. Und entschieden zu faul. Also gab er nach und schloss seine Augen wieder, merkte noch, wie er zu schnurren begann.
 

„Nein, gar nicht,“ lächelte Tom nur, er blieb einfach sitzen, bis Harry fest schlief, deckte diesen zu und küsste ihn auf die Stirn, dann blickte er auf sein Tagebuch aus dem ersten Leben. Er hatte es geschafft, sie hatten es geschafft, diese verdammte Krankheit würde ihm nicht seinen Geliebten nehmen, nicht schon wieder. Zusammen würden sie die Gesellschaft stabilisieren und dieses Mal würde er nicht wieder seinen Verstand verlieren, Harry würde es nicht zulassen.
 


 


 

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25.12.1014
 

Es ist soweit. Heute Nacht werde ich gehen.
 

Vor zwei Tagen habe ich das verdammte Gegenmittel fertig gestellt. Es ist da, jetzt, wo es Ric nicht mehr helfen kann. Es scheint mir so sinnlos, ich habe mich nicht über diesen Erfolg freuen können, er hat mir einfach nur schrecklich weh getan und ich musste mich zurückhalten, das Rezept nicht einfach wieder in die Flammen zu werfen, wo es in meinen Augen hingehört, es ist so wertlos.
 

Aber Ric wollte wohl nicht, dass ich es tue.
 

Ich habe das Rezept in Parsel verfasst, so, dass niemand es lesen kann, niemand Nutzen davon haben kann, wenn Ric ihn auch nicht haben konnte. Denn niemand hätte das Leben so verdient, wie er! Er war sanft, einfühlsam und er wollte nur helfen! Nein, ich lasse es nicht zu! Er durfte nicht leben, dann dürfen Andere es auch nicht! Ich habe es sicher versteckt, Niemand wird es je finden, hier, in meinem Manor.
 

Niemand wird hierher kommen.
 

So, wie ich in den letzten drei Jahren niemanden mehr hierher gelassen habe. Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr unter Menschen gewesen, ich glaube, inzwischen hat sogar Helga aufgegeben und das hat sie noch nie getan, aber ich ertrage niemandem mehr um mich herum, ohne ihn in Kürze umzubringen.
 

Inzwischen habe ich viele getötet, Muggel wie die, die Rics Familie getötet und ihn am Ende auch in den Tod getrieben haben. Auch Kinder. Ich weiß, was ich getan habe, wird nicht richtig sein, aber ich konnte nicht anders handeln, ich gerate immer wieder in Wut, die ich nicht beherrschen kann. Darum bin ich kaum noch draußen.
 

Heute ist wieder Midwinter.
 

Ich erinnere mich immer noch, wie Ric und ich es das erste Mal zusammen gefeiert haben, die Schule war noch kaum mehr, als ein halb vollendeter Rohbau, wir waren sogar bei meinen Eltern, er war so glücklich. Er hat es immer so geliebt, einfach nur gehalten zu werden, zu kuscheln. Ich habe es geliebt, ihn zu halten, er hat mir Frieden gegeben. Und Ruhe. Ich weiß schon gar nicht mehr, was das bedeutet hat. Ich fühle nur noch diesen Hass in mir und die schreckliche Unruhe.
 

Aber heute wird es enden.
 

Ich beende es, zu Midwinter. Das Messer liegt schon bereit, ich werde nur noch diesen einen Eintrag beenden, dann werde ich es beenden. Und es tut mir keine Sekunde leid, vermutlich tue ich sogar vielen Menschen einen Gefallen. Allen voran meinem Vater.
 

Eigentlich ist es lächerlich, ich hatte das Buch hier fast sechs Jahre nicht mehr in der Hand, es hat zu weh getan, zu wissen, dass ich nur ein paar Seiten zurückblättern müsste, um die alten Einträge zu finden, in denen ich schreibe, wie wir zusammen sind. Doch ich will es tun, ich habe so viele Dinge hier rein geschrieben, ich will es auch beenden, noch ein Mal lesen, wie glücklich ich mit Ric war – und dann hoffen, dass ich wieder zu ihm darf.
 

Der Reif, den ich ihm damals zu Weihnachten gegeben habe, liegt neben mir, meinen Eigenen habe ich nie abgenommen. Ich werde sterben, mit Rics Reif in meiner Hand. Niemand wird je verstehen, warum ich mich gegen meine eigenen Bemühungen gestellt habe, warum ich getan habe, was ich tat oder wie ich zu dem ekligen Monster geworden bin, was ich nun bin, aber das spielt keine Rolle. Sie müssen es nicht verstehen, ihnen ist nicht das Herz heraus gerissen worden, um ohne es weiter leben zu müssen.
 

Ich bin froh, jetzt wird der Schmerz endlich enden.
 

Heute werde ich, Salazar Slytherin, sterben, ohne Nachfolger, der mein verfluchtes Erbe antreten muss, ohne Erben, ich habe alles schon vor Jahren an Rowena und Helga gegeben und einige Dinge werden wohl einfach für immer verschwunden sein, außer, ich komme wieder und finde sie, dann sind sie für Ric und mich, er war sich so sicher, dass wir noch ein Mal zusammen sein werden. Es wäre schön, aber ich wage es schon lange nicht mehr zu glauben oder zu hoffen.
 

Jetzt habe ich nachgetragen, was wichtig scheinen mag. Nun werde ich gehen, nun, wo die Dunkelheit hereingebrochen ist.

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Zurück in der Schule

„Harry!“, Sirius lachte, als sein Patensohn ihm aus dem Kamin entgegen stolperte und fing ihn sicher auf. Der Jüngere hatte sich wohl bei Tom durchgesetzt, die letzten beiden Schulwochen doch hier mit zu erleben. Und da es ihm wieder gut ging und er sich oft langweilte, aber nicht wollte, dass der Ältere seinen Stundenplan nur nach ihm richtete, hatte der wohl doch nachgegeben. Sirius hatte es eigentlich nicht geglaubt, aber wer konnte Harry schon etwas abschlagen, wenn der einen mit seinen grünen Augen groß ansah?
 

Harry lächelte nur und strich sich seine Robe wieder glatt. Flooen hasste er noch immer und er würde es wohl nie schaffen, so elegant raus zu treten, wie Draco oder Tom, oder auch nur Sirius. „Guten Morgen,“ lächelte er, als er wieder sicher stand. Das war noch so ein Problem, er kam meist wieder ohne Krücke klar, aber seine Beine begannen, wenn er zu viel lief, immer noch, wie dumm zu zittern. Aber er hatte von Tom eine Krücke bekommen, die sich selbst schrumpfte und die er immer in seiner Robeninnentasche bei sich trug. „Ist Fenrir noch draußen?“
 

„Natürlich! Es ist immer noch Morgensport und du kannst dich drücken!“
 

„Von wegen,“ murrte Harry nur. „Glaub mir, ich hatte auch Morgensport. Nur nannte der sich Krankengymnastik.“
 

„Du Armer,“ lachte Sirius. „Das kommt davon, wenn man tödliche Krankheiten überlebt. Na los! Geh schon! Draco wird sich sicher freuen, dich zu sehen!“
 

„Und zu bemuttern,“ knurrte Harry nur, wobei seine Ohren ärgerlich hin und her zuckten.
 

„Und das darf nur Tommy?“; zog Sirius den Anderen auf.
 

Harry lächelte etwas, umarmte den Anderen: „Du auch,“ gab er nur zurück, dann trat er zur Tür. „Dann bis zum Mittagessen!“
 

Sirius lächelte und sah dem Jüngeren hinterher. Er konnte es nicht fassen, das war nicht mehr der Junge, der vom Turm hatte springen wollen und nicht der, der von Fieber geschüttelt auf dem Bett gelegen hatte. Das hier war endlich wieder der Harry, den er kennen gelernt hatte, fröhlich und durchaus neugierig und abenteuerlustig.
 

Harry lächelte und lief einfach nur los, er wollte nachher noch zu Severus und ihm Hallo sagen, der Mann war häufiger da gewesen, um ihm mit Tränken zu helfen und ihm Hausaufgaben zu bringen, ihn die Tests machen zu lassen. Er hatte eine Art stabile Beziehung zu seinem leiblichen Vater aufgebaut, auch, wenn die ihn eher an die erinnerte, die er auch zu Mc Gonagall gehabt hatte. Aber wenigstens feindeten sie sich nicht auch noch an. Auch, wenn er nicht wirklich mit Severus reden konnte, wie mit Tom oder Sirius, aber er fühlte sich zumindest etwas besser.
 

Rasch lief Harry die Treppen herunter, bis vor die Tore, wo Fenrir die übliche Morgentruppe drillte, wobei man eindeutig drei Gruppen ausmachen konnte, die, die schon fast heulend auf dem Boden lagen, die, die gerade noch so mithielten und die, die gut dabei waren. Er selbst hätte wohl mithalten können, würde sein Körper schon wieder mitmachen. So setzte er sich einfach nur auf die Treppen und beobachtete die Schüler, er lächelte, als er Neville unter denen erkannte, die so einigermaßen klar kamen, doch er war überrascht, Granger bei denen zu finden, die bereits auf dem Boden lagen. Aber andererseits – sie hatte immer nur mit Zaubern um sich geschossen und sich nie großartig körperlich betätigt.
 

Dagegen verwunderte es Harry wenig, Ron, mit dem er inzwischen zumindest wieder normal reden konnte, und Draco hier zu den Besten gehörten, sie machten gerade einige Kampfsportübungen, die er nur zu gut kannte.
 

„Du siehst aus, als wärest du bekloppt genug, mitmachen zu wollen,“ grinste Fenrir, der Harry natürlich bemerkt hatte. Er war überrascht, den Jüngeren hier zu sehen, aber das erklärte wohl Sirius’ hibbeliges Benehmen an den letzten beiden Tagen.
 

„Ich glaub aber, wenn ich es versuche, würde ich böse auf der Nase landen, dass ich ohne Krücke laufen kann, ist schon wieder ein Fortschritt. Glaub mir, aufs Klo getragen werden zu müssen, ist nicht das Tollste...“
 

Der Werwolf lächelte nur und fuhr Harry durch die Haare. „Und ich hänge eh zu sehr an MEINEM Leben um dich mitmachen zu lassen, Tom wird immer gleich so eklig, wenn du zu schnell atmest oder dich am Papier schneidest.“
 

„So schlimm ist er nicht!“
 

„Nicht zu dir,“ meinte der Ältere nur lachend. „Was tust du überhaupt hier? Ich hätte nicht gedacht, dass du heut noch kommst. Oder in diesem Schuljahr, um es auf den Punkt zu bringen.“
 

„Na, Tom hat doch die gesamte Zeit Sitzungen,“ erklärte Harry. „Und ich will nicht, dass er sie wegen mir nicht wahr nimmt und immer alles auf Lucius abwälzt. Also hab ich gesagt, dass ich wieder in die Schule gehe, auch, wenn ich keine Prüfungen mehr machen muss, aber ich muss natürlich sofort zu Poppy, wenn was ist, bla, bla.“
 

„Na dann... he! Das ist falsch!“, und schon musste Fenrir zu zwei Studenten, die sich einmalig dumm anzustellen schienen.
 

Harry dagegen sah sich weiter um – und stockte, als er diesem eisigen Blick von Granger begegnete. Sie saß auf dem Boden, ihn fest im Griff und er wusste es in dem Moment. Er würde aufpassen müssen. Sehr, sehr stark. Und es tat ihm einfach nur weh. Automatisch strich er sich über die einzige, kleine Narbe, die er behalten hatte, da, wo ein riesiges Loch in seinem Ohr gewesen war.
 

„Narbengesicht! Was tust du denn hier, du Irrer? Solltest du dich nicht irgendwo ausruhen?!“, rief Draco in dem Moment. Er hatte es erst nicht glauben können, als Ron ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, aber da saß sein neuer bester Freund. Blieb nur die Frage, warum er seine Ohren angelegt hatte, das war kein gutes Zeichen.
 

„Hi, Dray. Ich dachte, ich helf euch noch etwas, ihr habt ja noch zwei Prüfungen, ich bin schon fertig mit meinen. Und das ist allemal besser, als allein mit Nagini irgendwo zu sitzen und noch mehr zu lernen, am Ende weiß ich noch mehr, als Granger...“
 

„Na, das können wir natürlich nicht zulassen!“, lachte Draco und ließ sich neben Harry fallen, wobei Ron sich auf die andere Seite setzte. „Wie geht es dir?“
 

„Es geht mir gut,“ lächelte Harry, während seine Ohren sich wieder normal aufstellten. „Ich verspreche, ich kippe nicht mehr um, ich kann auf meinen eigenen Beinen laufen, ich hab einen Zauberstab in der Tasche, der eigentlich überflüssig ist und ich bin hier, damit mir nicht mehr langweilig ist! Ehrlich, Dray! Ich bin in Ordnung! Merlin, du bist ja fast so schlimm, wie Tom!“
 

„Das will ich mir verbeten...!“
 

„Sir! Das ist nicht fair! Wir strampeln uns alle ab und die da hocken einfach nur rum und tun nichts!“
 

„Miss Granger! Sie werden Ihren faulen Hintern gleich noch mal ums Schloss schwingen! Mister Malfoy und Mister Weasley haben bereits mehr getan, als Sie! Ich bin nicht blind! Sie sitzen schon länger nur noch auf dem Boden, weil Sie nicht mehr können! Also halten Sie die Klappe und laufen!“
 

„Aber...!“
 

„Zwei Runden!“
 

„Aber Sir...!“
 

„Drei! Wollen Sie noch ein paar mehr daraus machen?!“
 

Mit einem Gesicht, das noch viel Ärger versprach, machte Granger sich auf den Weg, während Harry Fenrir ansah. „Tut mir leid...?“
 

„Und was wenn ich fragen darf?“, fragte Fenrir trocken. „Die benimmt sich immer so. Sie und einige Andere haben eine Wette laufen, was für Ausreden ich toleriere und mussten dabei feststellen, dass es nicht sehr viele davon gibt. Sie ist so fit, wie... ein Ball, aus dem man die Luft gelassen hat. Ihr drei macht schon, verschwindet. Und habt ein Auge auf Harry, wir alle wissen, wie schnell er sonst wieder bei Poppy ist und wie gut Tom das verträgt und glaubt mir, er mag es noch weniger, als vor Harrys letztem Stunt...“
 

„Aye, Sir!“, grinste Draco nur, bevor er Harry packte und, mit Ron auf den Fersen los rannte, hinunter in die Slytherinquartiere, wo die beiden Jungen sich schnell duschten und in ihre Uniformen warfen.
 

Harry verdrehte nur ein weiteres Mal die Augen, er wartete auf Dracos Bett sitzend und vertrieb sich die Zeit mit Nagini. Das war Teil des Deals gewesen. Er durfte zurück, wenn er die Basiliskin mitnahm, die auf ihn aufpassen sollte. Und die nahm ihren Job mindestens so ernst, wie Draco oder Sirius. Nur, dass sie noch weniger zögerte, als die Anderen.
 

„Kommt!“, lachte Ron schließlich. „Wir haben gleich Professor Lupin!“
 

„Oh Merlin, noch einer, der mich bemuttert und in Watte packt,“ murmelte Harry, der seine Schultasche schulterte und den Beiden folgte, sie waren, natürlich, die Ersten im Zimmer und begannen, miteinander zu diskutieren, über die letzten Quiddichspiele – bis Remus ungläubig nach draußen stürmte.
 

„Ich wusste doch, ich hab was gerochen! Harry! Was machst du denn hier?!“, der Werwolf zog den Jüngeren in seine Arme. „Mit dir hab ich wirklich nicht gerechnet!“
 

„Das.. hör ich heut nicht das erste Mal,“ lächelte Harry nur und umarmte den Anderen ebenfalls. „Und ich gehe hier zur Schule... Alles ist besser, als nur im Zimmer zu hocken und Däumchen zu drehen...“
 

„Und Tom weiß, dass...?“
 

„Ja, er weiß, das sich hier bin und ich hab einen Aufpasser,“ fügte er an und schob seinen Ärmel etwas zurück, so, dass Naginis Kopf sichtbar wurde. Die Basiliskin zischelte empört, als sie aus ihrem Dösschlaf aufgeschreckt wurde und sie hörte erst auf zu fluchen, als es wieder dunkel wurde. „Und ich geh nach dem Unterricht wieder zurück zu ihm,“ fügte Harry amüsiert an. „Nicht, dass er den armen Lucius wieder ärgert, nur, weil er schlecht gelaunt ist...“
 

„Nein, das wollen wir natürlich nicht,“ grinste Draco. „Denn dann lässt er seine schlechte Laune wieder an Ma und mir aus.“
 

„Und um euch davor zu retten, bin ich ja da – auch, wenn ich euer Problem wirklich nicht verstehe. Er ist doch immer ganz friedlich!“
 

„Ja, wenn du dich auf seinen Schoß pflackst vielleicht! Wenn das ein Anderer versuchen würde, wäre derjenige schneller tot, als er ups sagen könnte, du Torfkopf! Wenn er könnte, wie er wollte, würde er dich vermutlich in eine Käseglocke packen, um sicher zu sein, dass du dir nichts tun kannst!“
 

„Pöh! Ich weiß nicht, wo eure Probleme immer sind!“
 

„Lasst ihn doch,“ lächelte Remus nur und nahm somit Harry in Schutz, der kaum eine Ahnung hatte, wie viel Macht er eigentlich hatte, weder im magischen Sinne noch über seinen Geliebten, der wahrlich alles in Bewegung setzen würde, um dem Jüngeren einen Wunsch zu erfüllen, sollte der mal einen haben. „Er hat eben keine Ahnung, welche Macht er in den Fingern hat.“
 

Die anderen Beiden lachten nur, doch dann setzten sie sich ruhig auf. Sie hörten den Rest der Schüler. Was Harry aber auch davor erlöste, zu antworten. Doch dann wurde er wieder starr. Er wusste, heute würde etwas geschehen, er sah es in Grangers Augen, die ihn musterten, so, dass ihm kalte Schauer über den Rücken jagten.
 

„Ist was?“, fragte Draco leise.
 

„Ich hab das Gefühl, dass Granger Schwierigkeiten will,“ gab Harry nur leise zurück. „Ich sehe es in ihren Augen, sie plant etwas.“
 

„Dann behalten wir sie eben im Auge,“ gab Draco ohne viele Sorgen zurück. „Die ist ja nur sauer, weil ihr inzwischen die Punkte genauso abgezogen werden, wie Anderen auch und dass sie sich durch Sport ihre Durchschnittsnote so verhagelt hat. Die tut dir nix, dazu ist die allein gar nicht in der Lage. Die kann doch, was sie will, gar nicht umsetzen!“
 

Harry warf dem Mädchen noch einen letzten Blick zu, bevor er sich umwandte und zu Remus sah, der ihm aufmunternd zulächelte und dann mit dem Unterricht begann. Er gestaltete Geschichte wirklich interessant und begann bereits mit dem Stoff für das nächste Jahr, da die Geschichtsklausur ja bereits von allen geschrieben worden war. Hier standen noch Tränke, Zauberkunde, Runik und Wahrsagen aus. Aber zum Glück konnte ihn das ja kalt lassen.
 

Der Vormittag ging schnell vorbei und Harry folgte den Anderen in die große Halle zum Mittagessen, wo er sich, ohne mit der Wimper zu zucken, zu Draco zu den Slytherins setzte, sehr zur Entgeisterung der Löwen, die ihn wütend anstarrten. Jap, sie sahen ihn zweifellos als den Verräter an. Die Schlangen hingegen lächelten und senkten ihre Köpfe, um ihn zu grüßen, ähnlich, wie die Leute bei den Konferenzen, wenn er Tom begleitet hatte. Freundlich, wie er fand.
 

„Sind die Gryffindors immer so?“, fragte Harry schließlich Ron, als der sich auch zu ihnen gesellte. „So waren sie doch früher nicht...“
 

„Granger hat sie aufgehetzt, gegen dich und seit sie wissen, dass ich mit Draco zusammen bin, auch gegen mich. Ich hab eine Sondergenehmigung, um in Slytherin schlafen zu dürfen, da die versucht haben, mich zwei Mal abzufangen. Die denken immer noch, Dumbledore ist der Gute, sie wollen nicht... begreifen.“
 

„Wer will das schon? Die hatten doch alle bisher ein schönes Leben! Aber die werden sich wundern, ich vermute, die Hälfte der Löwen kann sich verabschieden, wenn die magischen Tests gemacht werden.“
 

„Oh,“ brachte Harry heraus. Er sah auf seine Hand, er war bereits getestet worden, er wusste, er würde durchkommen, Der Tester vor einer Woche hatte was von Wahnsinn, einmaliger Ausnahme und anderen Sachen geschwafelt, während Tom ihn stolz angesehen hatte. Er würde auf jeden Fall hier bleiben und Ron und Draco wohl auch, aber es stimmte, viele der Muggelgeborenen und der Mischlingskinder würden wohl gehen.
 

Draco grinste nur. „Komm schon! Sag nicht, du hättest Angst vor dem Test! Als ob du den versauen könntest!“
 

„Ich hab ihn schon gemacht,“ gab Harry nur zurück. „Und ich kann bleiben.“
 

„Ach...“
 

Harry zuckte mit den Schultern: „Tom hat es unbedingt wissen wollen. Aber es schien, dass ich ganz gut dabei bin.“
 

„Na dann...,“ grinste Draco nur, der Blonde wusste, er würde ebenfalls gut durchkommen. „Du, sag mal, stimmt es, dass du den Lord dazu überredet hast, etwas gegen die Hausanfeindungen zu tun? Und Onkel Sev noch mit dazu?“
 

„Ja.“
 

„Und was?“, fragte nun auch Ron neugierig.
 

„Ab dem nächsten Jahr wird es diese vier Tische nicht mehr geben,“ lächelte der Grünäugige. Es war seine Idee gewesen und sie war mehr als gut aufgenommen worden. Selbst sein Vater hatte gesagt, dass sie gut war und umgesetzt werden sollte. „Stattdessen kommen hier Tische mit acht bis zehn Plätzen hin, die über die gesamte Halle verteilt aufgestellt werden, auch, weil es ohnehin vermutlich weniger Schüler sein werden. Der neue erste Jahrgang wird ja nur aus Halbblütern und vollblütigen Magiern bestehen, Tom meinte, das würden nicht mehr als vielleicht insgesamt dreißig Kindern sein, die Anderen kommen dann in das neue Nebengebäude für das Aufholjahr.“
 

„Cool,“ grinste Ron. „Dann können sich mal ganz neue Gruppen bilden!“
 

„Das war der Sinn der Sache,“ bestätigte Harry. „Dann wird Slytherin auch wieder integriert, statt dass sie immer die Außenseiter sind und Hufflepuff. Natürlich gibt es weiterhin Hauspunkte und Quiddich, aber die Anderen sollten lernen, dass es Wichtigeres gibt, als das. Außerdem wird es im ersten Stock einen neuen Aufenthaltsraum für alle Schüler geben,“ fügte Harry an. „Da sind so viele alte Räume, die sollen zu einem zusammengeschlossen und bequem eingerichtet werden. Dann kann man sich da auch treffen und Partys veranstalten oder so.“
 

„Hört sich toll an,“ nickten die Beiden und auch die anderen Slytherins, die dazu übergegangen waren, ihnen zuzuhören, nickten.
 

Harry lächelte etwas. „Tom will einfach nur helfen, die magische Gesellschaft zu schützen, er hat Recht, die Muggel sind noch lange nicht bereit, uns zu akzeptieren, es würde eine neue Hexenjagd entstehen, sie würden Morde auf uns schieben, Tränke missbrauchen, uns vielleicht im Krieg als lebenden Schutzwall für ihre Leute einsetzen. Nein, das will ich auch nicht. Ich meine, sie umzubringen, ist dumm, aber wir müssen unsere Existenz eben weiterhin geheim halten. Dumbledores Gerede von einem friedlichen Miteinander ist purer Schwachsinn.“ Er rieb sich seinen linken Arm, den sein Onkel so oft gebrochen hatte. „Glaubt mir, es gibt nur wenige Muggel, die ansatzweise bereit sind, hinzunehmen, dass wir etwas können, was sie nie beherrschen werden.“
 

Draco lächelte nur. „Na, dann hast du ja was zu tun,“ stellte er nur fest. „Auch wenn es mich wundert, dass der Lord sich reinreden lässt, ich meine, normalerweise muss man Vorschläge schriftlich einreichen, aber he, wir reden ja von dir, nicht wahr?“
 

Harry lachte nur: „He, es muss doch einen Vorteil haben, mit ihm in einem Bett zu liegen.“
 

„Ihr... schlaft im selben Bett?!“, japste Ron ungläubig. Gut, es war eine Sache zu wissen, dass der Mann, den er einst so gefürchtet hatte, offensichtlich jetzt Minister war und nicht so böse, wie Alle erzählt hatten, aber es war eine Andere, zu erfahren, dass hinter Dracos Reden mehr steckte, als Angeberei.
 

Draco verdrehte nur die Augen. „Natürlich pennen sie in einem Bett! Sag mal, hörst du eigentlich nicht zu, wenn ich dir was erzähle?!“
 

„Ich dachte, das wäre eine Übertreibung! Sag mir nicht, dass ihr miteinander..:!“
 

Harry verdrehte nur die Augen. „Wir schlafen zusammen in einem Bett, ja,“ gab er trocken zurück, „Und ich liebe es, mit ihm zu kuscheln und ja, wir tun mehr, als Händchen zu halten.“ Sie hatten schon Einiges getan, erst vor zwei Wochen hatte der Ältere ihm einen Blowjob gegeben, bei dem Harry gemeint hatte, gestorben und im Himmel gelandet zu sein. Nur geschlafen hatten sie noch nicht miteinander, Tom hatte wohl immer noch Angst, er wäre zu schwach oder sonst eine dumme Idee. Der Mann würde ihn ja auch am liebsten noch überall hin tragen, damit ihm die Beine nicht weh taten.
 

„Das...war mehr, als ich wissen wollte,“ stöhnte Ron.
 

„Wenn du ehrlich bist, musst du zugeben, dass der Lord wirklich gut aussieht und Harry und er zusammen... also ich würde...“
 

„Raaaaaaaaaaaaaaa! Böse Bilder, böse Bilder!!“
 

„Wir tun nichts, was Draco und du nicht auch tun würdet,“ verteidigte Harry sich nur, streckte dann eines seiner Beine, das natürlich wieder zog. Er hatte vergessen, wie weit die Wege im Schloss sein konnten und dass er schon lang nicht mehr so viel am Stück gelaufen war. Er war froh, dass sie nach dem Essen nur noch eine Stunde bei Siri hatten und den würde er bitten, sitzen bleiben zu dürfen, statt an den Übungen mitzumachen.
 

Draco grinste nur, als sein Freund seinen Kopf in die Hände nahm und nur leise stöhnte. Ron konnte manchmal soooo kindisch sein!
 

„Kommt ihr Beiden,“ meinte Harry nach einer Weile. „Wir sollten los. Die nächste Stunde fängt in zwanzig Minuten an.“
 

„Nein, in einer halben Stunde,“ korrigierte Ron den Anderen: „Und das schaffen wir in fünf Minuten.“
 

„Ihr zweifellos, ich nicht,“ gab Harry nur zurück, während er vorsichtig aufstand und seine Beine mit einem schmerzverzogenen Gesicht streckte. „Glaubt mir, ich brauch länger.“
 

„Harry?! Was ist los? Warum hast du nichts gesagt? Sollen wir dich zu Poppy bringen? Ist...!“
 

„Draco!“, unterbrach Harry seinen Freund lachend. „Es ist lles in Ordnung, aber ich werde langsam müde, es ist das erste Mal seit ich krank war, dass ich so viel gelaufen bin.“
 

„Und dann sagst du nichts?!“, fragte Draco ungläubig, der, ohne auf den Protest achtend, sofort die Tasche des Jüngeren über seine eigene Schulter warf. „Brauchst du Hilfe?“
 

Harry lächelte nur beruhigend und holte seine Krücke heraus, schüttelte sie, so, dass sie ihre eigentliche Größe annahm. „Nicht nötig,“ gab er selbstsicher zurück. „Ihr müsst nur langsam laufen.“
 

Es dauerte wirklich recht lange, bis sie das Klassenzimmer erreichten und Harry musste sich mehrfach kurz ausruhen. Innerlich schimpfte er wie ein Rohrspatz, doch dann hatten sie es geschafft und Harry setzte sich für die letzte Doppelstunde, auch, wenn ihm schon bei dem Gedanken daran, wieder aufstehen zu müssen, anders wurde. Er fürchtete, er würde Siri bitten müssen, ihn zum Kamin zu tragen, damit er zurück nach Hause kommen würde.
 

„Harry, alles in Ordnung?“
 

Oh nein, war sein erster Gedanke. „Ja, Siri,“ lächelte er. „Nur... etwas erschöpft.“
 

„Der Dummkopf hat sich zu sehr angestrengt!“, posaunte Draco sofort. „Seine Beine zittern furchtbar und er atmet viel schwerer, als vorhin!“
 

„Verräter,“ zischte Harry erbost, sah dann zu seinem Patenonkel: „Es ist wirklich in Ordnung,“ versuchte er, diesen zu beruhigen.
 

Sirius runzelte die Stirn: „Du wirst auf jeden Fall nicht an den Übungen teilnehmen,“ ordnete er ruhig an. „Du hast dich offensichtlich überanstrengt und das war mehr als dumm. Draco hat recht, du bist bleich.“
 

„Siri, ich war kaum in der Sonne, natürlich bin ich bleich,“ beschwerte Harry sich, doch er hatte ja ohnehin nicht vorgehabt, groß mitzumachen.
 

Sirius lächelte seinen sturen Patensohn nur an. „Ich verlasse mich darauf, dass du dich etwas schonst,“ sprach er dann und sah zu, wie der Rest der Schüler einströmte. Rasch bildete er Paare, nur Harry blieb bei Ron und Draco für die Vorbereitungen des neu zu erlernenden Schildzaubers, während er aber nachher bei der Ausführung nicht mitmachen musste.
 

Harry beobachtete, wie die Anderen Aufstellung nahmen, immer einer sprach den Schild, der Andere nutzte die Zeit zum Angriff, um zu sehen, ob das Schild hielt. Er gab Ron und Draco immer wieder Anweisungen, da er den Zauber schon lange beherrschte, es war einer der Ersten, die er sich selbst nach dem Desaster im ersten Schuljahr beigebracht hatte. Doch dann, auf ein mal, spürte er etwas, ohne zu wissen, was, aber seit er die Pantherohren und den Schwanz hatte, waren viele seiner Sinne wesentlich schärfer, als zuvor. Ohne nachzudenken, ließ er sich von seinem Stuhl rutschen, riss seinen Zauberstab hervor und rief: „Repulso!“
 

Keine Sekunde zu spät, der helle Strahl hätte um ein Haar Pansy getroffen, deren Schilde so schon nicht die Besten waren. Dann sah er sich um – und starrte auf Granger, die aufkreischte und ihre Hand hielt, durch die linke Handfläche hatte sie sich mit ihrem eigenen Zauber, der vermutlich mal wieder ihn hätte treffen sollen, ein Loch gehext. Also hatte sie mal wieder versucht, seine Ohren zu treffen. Großartig, er durfte sich wirklich Augen auf dem Hinterkopf anschaffen.
 

„Miss Granger!“, donnerte in dem Moment Sirius aufgebracht, er hatte sich erst umgedreht, als er die Stimme seines Patensohnes gehört hatte, der, trotz seines Verbotes, Zauber genutzt hatte, wo er so schon erschöpft genug war.
 

„Er... er hat...! Ich blute! Nur wegen ihm! Er war das!“
 

„Nachdem du versucht hast, ihn mit dem Zauber zu treffen, du ekliges Schlammblut!“
 

Ungläubig starrte Hermine auf Draco Malfoy, der auch noch die Dreistigkeit besaß, die Potterabnormalität in Schutz zu nehmen, andererseits war er kaum weniger abnormal. „Ich hab gar nichts gemacht! Ich hab nur...!“
 

„Lügen Sie nicht auch noch, Miss Granger;“ ordnete Sirius knapp an. „Das macht es auch nicht viel besser, im Gegenteil. Ich bin schwer enttäuscht von Ihnen.“ Dann wandte er sich zu seiner Klasse um. „Ihr seid entlassen,“ gab er bekannt. „Ich bekomme von euch je einen Aufsatz über die Vor und Nachteile dieses Schildzaubers bis zur nächsten Stunde. Miss Granger, Sie werden bleiben!“
 

Harry seufzte nur. War doch klar gewesen, dass wieder was geschehen würde, er hatte irgendwie schon lange damit gerechnet und er ahnte, es würde noch weitaus schlimmer werden. Er wollte sich wieder aufrichten, doch seine Füße sahen das ganz anders. Jo! Das war sein Tag! Nichts funktionierte! Wütend versuchte er es erneut, doch am Ende war es Draco, der ihn auf einen Stuhl manövrierte und ihm einen vielsagenden Blick schenkte.
 

„Kein Wort,“ knurrte er daher seinen Freund an.
 

„Warum soll ich bleiben? Ich hab nichts...!“
 

„Sie haben, Miss Granger,“ blaffte Sirius. „Fordern Sie mich und Ihr Glück nicht heraus, es wird nicht gut gehen, das verspreche ich Ihnen!“
 

„Sie... Sie... Mörder!“
 

Entsetzt hielten Ron, Draco und Harry den Atem an. War die Frau wirklich von allen guten Geistern verlassen? Tickte sie vollkommen durch? War sie geistig minderbemittelt, obwohl sie sich doch für ach so intelligent hielt?
 

„Dreißig Punkte Abzug,“ gab Sirius eisig zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. „Und es tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber ich habe bis zum heutigen Tag niemanden ermordet, aber Sie können diese Diskussion mit dem Direktor führen.“
 

„Der Direktor dieser Schule ist verschwunden!“
 

Sirius verdrehte nur die Augen und packte das Mädchen am Kragen, streckte dann die Hand aus. „Komm, Harry. Zeit, zu deinem Lieblingstränkemeister zu gehen.“
 

Harry stöhnte nur, dann zog er seine Krücke heraus, verlängerte sie und versuchte aufzustehen, was kläglich in die Hose ging.
 

„Harry?“, fragte Sirius, wobei er sich schon zwingen musste, ruhig zu bleiben.
 

„Ich bin nur etwas erschöpft und...“
 

„Ich komme mit,“ bot Draco ruhig an, er half dem Jüngeren auf, legte seinen Arm um dessen Taille und ging so mit ihm weiter bis zu ihrem Lehrer. „Gehen wir. Harry sollte wirklich heim.“
 

Nickend lief der Älteste los, Granger weiterhin fest am Arm gepackt, er war stinkwütend und dass sie blutete, war ihm eigentlich vollkommen gleichgültig. Er würde sie später zur Krankenstation bringen.
 

Severus war gerade dabei, einige Akten aus den alten Jahren aufzuarbeiten, als er hörte, wie die Treppe sich bewegte. Kurz streifte sein Blick die Uhr, der Nachmittagsunterricht hatte doch gerade erst angefangen. Er ließ die Tür aufschwingen, als es klopfte und seine Augenbraue wanderte hoch, als er sah, wer da rein stürmte, offensichtlich geladen, bis zum Anschlag. „Black... Miss Granger, was verschafft mir die...? Harry? Was ist los?“, er stand auf, als er Draco sah, der seinen Sohn die letzten Stufen hochheben musste, nahm dem Blonden den Jungen ab und half ihm, sich auf einen der Sessel zu setzen.
 

„Miss Granger hat entschieden, etwas sehr Dummes zu tun,“ gab Sirius eisig zurück und riss ihre Hand hoch: „Dieser Zauber sollte vermutlich Harry treffen,“ spie er regelrecht aus.
 

„Was?!“, zischte Severus aufgebracht. Hatte dieses Gör den Verstand verloren? Lord Voldemorts Lover verletzen zu wollen? Und nebenbei noch seinen verletzten Sohn? Sie wollte wohl richtig heftigen Ärger! „Das wird Konsequenzen haben,“ brachte er eisig heraus und musterte das Mädchen: „Sie stehen unter Zimmerarrest. Morgens wird ein Lehrer Sie abholen und nach dem Unterricht zurück begleiten! Weitere Strafen werden folgen! Black, bring sie zur Krankenstation.“
 

Sirius nickte, er packte Granger wieder und zerrte das protestierende Giftweib hinter sich her, zur Krankenstation und auch Draco folgte ihnen auf ein Zeichen seines Patenonkels.
 

Erst, als die Anderen weg waren, wandte Severus sich seinem Sohn zu, der bleich aussah und dessen Beine zitterten. „Was ist passiert?“, fragte er und sprach zeitgleich einige Zauber. „Du siehst schrecklich aus! Warum bist du nicht gleich gekommen, als du gemerkt hast, dass du schwächer wirst?!“
 

„Ich dachte doch... ich halt diese eine Stunde noch durch und wenn...!“
 

„Du sollst so was nicht denken!“, knurrte Severus ungehalten. „Du warst schwer krank und dann schonst du dich nicht?!“
 

„Aber es war doch gar nicht so schlimm, nur die Beine haben etwas gezittert!“
 

Severus verdrehte nur die Augen. „Du legst dich jetzt hin und schläfst!“
 

„Aber... ich will doch zurück zu...!“
 

„Tom ist noch lange nicht wieder zu Haus und ich lasse dich leichtsinnigen Trottel nicht unbeaufsichtigt!“, mit einer schnellen Handbewegung verwandelte er eines der Kissen in eine Decke und half dem Anderen, sich hinzulegen, deckte ihn dann zu. „Und jetzt schlaf!“
 

„...!“, Harry öffnete seinen Mund, schloss ihn aber wieder, als die Decke sich über ihn legte. Nein, er war zu erschöpft, um zu widersprechen. Stattdessen legte er sich tatsächlich hin und kuschelte sich in das bequeme Sofa, war auch recht schnell eingeschlafen.
 

Severus verdrehte die Augen, während er das beobachtete, dann setzte er sich an den Rand des Sofas, strich kurz eine Strähne aus Harrys Gesicht. Dann stand er auf und setzte sich wieder an seinen Tisch, hob eine Akte. Ja, er konnte zusehen, wie er das wieder ins Reine bog. Sollte Tom erfahren, wem er Harrys Zustand zu verdanken hatte, war Granger verratzt und es würde ihm nicht wirklich leid tun, aber so gesehen war nichts geschehen und der Zauber war nicht wirklich tödlich gewesen, hatte auch noch sie selbst verletzt.
 

Er würde sich auch so was einfallen lassen, beschloss Severus. Um Granger in ihr Schranken zu weisen. Nachdenklich sah er wieder von der Akte auf. Natürlich würde er das Gör nicht zur Vertrauensschülerin von Gryffindor machen, wie Dumbledore es ursprünglich geplant hatte, er spielte mit dem Gedanken, Dean Thomas mit dieser Aufgabe zu betrauen, da der gut ankam und doch einigermaßen zuverlässig war. Er redete auch manchmal mit Harry, unterhielt sich gut mit dem Jungen, der sonst von Allen aus seinem Haus gemieden wurde. Er war meist nur bei den Slytherins und es war vermutlich das Beste, dass er nicht hier übernachtete. Na ja, das würde ja auch weiterhin so bleiben, Severus bezweifelte, dass Tom auf seine lebende Wärmflasche verzichten würde.
 

Entgegen seines Willens merkte Severus, dass er ein wenig lächelte. Trotz der Tatsache, dass er sich eigentlich so gesträubt hatte und es nie zugeben würde, er liebte seinen Sohn, irgendwie hatte Harry sich in sein Herz geschlichen. Weswegen nicht nur Tom Rachegedanken hegen würde. Er wusste, er musste Granger einen Riegel vorschieben. Sie war nun einmal diejenige, die am meisten hinter Dumbledore stand, warum auch immer. Und sie wollte diesen Wahnsinnigen zurück.
 

Mit einem Kopfschütteln zwang Severus seine Gedanken zu den unangenehmen Akten vor sich zurück und er war noch nie so froh gewesen, dass bald die großen Ferien beginnen würden. Dann konnte er diesen Stapel endlich aufarbeiten und ansatzweise Ordnung hier rein bringen, so, dass er vom Notbetrieb auf Schulalltag würde umstellen können. Also arbeitete er weiter – und vergaß prompt die Zeit aus den Augen, bis auf ein Mal die Flammen grün ausschlugen und ein panischer Minister bei ihm im Zimmer stand. „Tom?“
 

„Harry! Wo...?!“
 

Die Stimme weckte Harry, er rieb sich die Augen, setzte sich auf. Er fühlte sich auf Anhieb wacher und ausgeruhter, aber ob er seinen Beinen trauen konnte, wusste er nicht wirklich. „Tom?“, fragte er dann überrascht. „Was machst du denn hier? Musst du nicht bei der Sitzung sein? Es ist doch erst Nachmittag!“
 

Sofort zuckte Toms Kopf herum und im Bruchteil einer Sekunde war er bei dem Jungen, schloss ihn in die Arme. „Von wegen Nachmittag, es ist halb acht! Was machst du denn hier?!“
 

Severus kam noch nicht mal dazu, etwas zu sagen, als Harry, durch die aufgebrachte Stimme aufgeweckt, aufblickte und Tom zu diesem stürzte. „Der Dummkopf hat gemeint, den gesamten Tag rumrennen zu können, ohne dass es Folgen hätte. Vermutlich hat er einen höllischen Muskelkater und er war erschöpft, Tom. Er lebt und er ist gesund, ich hab ihn hierhin gelegt, damit er sich ausruht, auch, weil ich sicher war, dass er nicht heil durch den Kamin gekommen wäre, seine Beine zittern vermutlich immer noch.“
 

Sofort riss Tom die Decke von dem Jüngeren, beobachtete dessen Beine – und seufzte dann, hob Harrys Kopf und küsste ihn. „Du musst es aber auch immer übertreiben, oder?“, fragte er, nachdem er langsam aus seinem Schock heraus kam und merkte, dass es Harry, bis auf die Anzeichen einer Überanstrengung, gut ging.
 

Harry lächelte, er war froh, dass sein Vater die Sache mit Granger ausgelassen hatte, legte dann seine Arme um den Hals des Älteren und lehnte seinen Kopf gegen dessen Schulter. „Ich bin in Ordnung,“ lächelte er nur. „Ich bin einfach eingeschlafen, mehr nicht. Gehen wir jetzt heim?“, bat er aber dann. „Ich glaub, Nagini will langsam mal wieder aus der Tasche raus und ich glaub, ich hab Hunger.“
 

Tom lachte leise und hob den Jüngeren ohne eine Frage zu stellen einfach hoch, ihn jetzt auf die Beine zu stellen, wäre vermutlich Sadismus und mehr nicht. Außerdem liebte er es, den Jüngeren zu tragen, denn auch, wenn Harry wieder gut zunahm, er schien ihm immer noch federleicht.
 

Severus beobachtete es, immer wieder fasziniert, wie schnell sein Sohn den, eigentlich gefährlichsten Mann dieser Welt, zahm wie ein Hündchen bekam. Er nickte Beiden zu, als Tom ins Feuer trat und wieder verschwand, dann wandte er sich erneut der ungeliebten Akte zu. Es war eines der Kinder, die die Schule aufgrund mangelnder Fähigkeiten wohl verlassen musste, eine Erstklässlerin, die sich ohnehin nicht wohl fühlte...
 

Harry lächelte, als der Andere sicher und elegant aus dem Kamin trat, er legte seinen Kopf auf dessen Schulter. „Wie war dein Tag?“, fragte er neugierig.
 

Tom lächelte nur, er küsste seinen Geliebten erst mal ausgiebig, während er sich auf ihr Bett setzte. „Erfolgreich,“ gab er dann zurück. „Die ausländischen Aurorenausbilder sind endlich eingetroffen und haben ihren Job begonnen. Eine neue Einheit wird ins Leben gerufen, die nur dafür verantwortlich ist, magische Zwischenfälle aus Muggelhirnen zu verbannen und Eine, die magische Schilde webt, instand hält und stärkt.“
 

Harry lächelte. „Das ist doch immerhin etwas,“ meinte er nur. „Wann ist das magische Kinderheim fertig?“, fragte er dann. Das war etwas, das ihm besonders am Herzen lag. Keinem Kind sollte es mehr ergehen, wie Tom und ihm. Niemand sollte dafür geschlagen werden, anders zu sein.
 

„Ich denke, im Oktober,“ erklärte Tom. „Es wird dir gefallen,“ fügte er an, ließ sich nach hinten fallen und zog Harry mit sich, küsste sich dessen Hals entlang und genoss das Gefühl, wie der Andere gegen ihn schmolz. „Und wir sollten jetzt zu Abend essen, meinst du nicht?“, fragte er leise. „Es wird Zeit, es ist inzwischen kurz nach acht.“
 

„Hmmm,“ lächelte Harry nur. „Hier ist es aber gerade sooooo bequem..."
 

„Ich verspreche, ich bleibe auch nach dem Essen bequem,“ lachte Tom nur und küsste seinen Geliebten erneut. „Aber du musst was essen. Du bist viel zu dürr, um eine Mahlzeit zu verpassen.“ Er stupste die Nase des Anderen an. „Du hast mir ohnehin heut schon einen riesigen Schrecken eingejagt, als du nicht hier warst...“
 

Harry kicherte: „Ich werde künftig aufpassen, wo ich einschlafe und wie lang,“ gab er nur zurück und richtete sich, wenn auch durchaus etwas widerwillig, auf. „Also, essen wir,“ seufzte er leidend.
 

„Ja, das tun wir,“ nickte Tom nur und küsste den Jüngeren erneut. Es fiel ihm schwer, die Finger von diesem zu lassen. Schwerer, als er je gedacht hätte. Oft wollte er am liebsten aus Sitzungen raus rennen und zu ihm, um ihn zu küssen. Da gab es etwas, das Tom eigentlich zu Harrys Geburtstag hatte tun wollen, aber er ahnte, dass er so lang nicht mehr durchhalten würde. Er bestellte schnell ihr Abendessen, spielte dann weiter mit den Fingern seines Geliebten.
 

Harry kuschelte sich nur zu gern an den Anderen. Er liebte diese Momente, wo nur sie Beide da waren und Niemand auf die dumme Idee kam, sie zu stören. Das Schlimmste war, wie schnell diese Augenblicke wieder vorbei sein konnten. Jetzt, stellte er frustriert fest, als der Arm um seine Taille sich lockerte, weil das Essen aufgetaucht war, doch dann musste er lachen. „Pizza?!“, fragte er überrascht.
 

„Pizza,“ bestätigte Tom grinsend, ließ die Packungen zu sich schweben und gab Harry die mit den Artischocken und dem Thunfisch und nahm seine Eigene mit Schinken und Ananas, die den Jüngeren dazu brachte, die Nase zu rümpfen. „Ha! Ich hab sie gefunden, die Pizza, die du mir nicht abnehmen wirst!“
 

Harry schnaubte nur und begann, seine eigene Pizza mit Genuss zu essen.

Bindung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ich zeige dir die Welt

Verwirrt sah Severus auf, er hatte gerade gearbeitet und hätte schwören können, dass gerade etwas geschehen war. Eine seltsame Macht, eine leichte Erschütterung, die aber durch jeden einzelnen Stein der Schule zu laufen schien. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann war es aber auch schon wieder vorbei.
 

„Was war das?“, fragte er sich selbst, stand auf und trat zum Fenster, sah zum verbotenen Wald, wo auch Hagrid sich suchend umzusehen schien. Doch an sich konnte er keine Veränderung sehen. Vielleicht nur Einbildung, redete er sich selbst ein. Was sollte es auch sonst sein?
 


 


 

Tom lächelte, als er am nächsten Morgen erwachte, er fühlte sich noch besser, als die letzten Tage. Vollständig, ganz ohne den Rest der Unruhe, der ihn sonst immer begleitet hatte. Er strich über Harrys vom Schlafen wirre Haare. Der Jüngere sah so süß aus, wie er da auf seiner Brust lag, den Schwanz wie immer um eines seiner Beine gewickelt. Eine ganze Weile spielte er mit einer der Strähnen.
 

„Ich bin nich’ süß,“ brummelte Harry, als er aufwachte, doch es dauerte nur Sekunden, bis er wieder zu schnurren begann, weil die geschickten Finger diese eine Stelle hinter seinem rechten Ohr zu kraulen begann.
 

„Gar nicht,“ bestätigte Tom, wobei er alle Mühe hatte, sich das Lachen zu verkneifen. „Komm, wir müssen aufstehen, ob wir wollen, oder nicht. Heut ist leider ein ganz normaler Arbeitstag. Auch, wenn ich viel lieber mit dir allein wäre...“
 

Harry lächelte einfach nur und küsste den Anderen, bevor er langsam aufstand und so auch Tom ermöglichte, sich aufzurichten. Er genoss das Gefühl, als die Arme des Anderen sich noch einmal um ihn schlossen. Erst eine ganze Weile später konnte er sich dazu aufraffen, das Bett zu verlassen, um sich in seine Uniform zu werfen.
 

Auch Tom richtete sich auf und zog frische Kleidung an. Er lächelte, während er dem Jüngeren zusah, nahm dann, als der fertig war, seine Hand und sie gingen in den Speisesaal, wo die üblichen Verdächtigen anwesend waren. Er war schon gespannt, was der Jüngere dieses Mal anstellen würde.
 

‚Dasselbe wie immer,’ kicherte Harry innerlich, wurde langsamer, als er Lucius’ Platz erreichte und musterte, was der Mann dieses Mal aß. Langweilig, gemein, aber gut, dann gab es eben nur Bagles, das war ihm auch recht. Mal was Anderes. Blitzschnell packte er den Teller, tauschte ihn, mit einem gemeinen Grinsen, mit einem Teller, auf dem verschiedene Dips waren, da Bill manchmal den abartigen Drang verspürte, den Morgen mit Kartoffelschnitzen zu beginnen. Er grinste, als er merkte, wie Bill eine Augenbraue hob, ließ sich aber nicht stören und mopste sich am Ende auch noch das Müsli, bevor er wieder zu Tom ging und ihn angrinste.
 

‚Warum beklaust du ihn eigentlich?’, fragte Tom belustigt durch ihre Verbindung. ‚Ich meine, theoretisch wäre es nicht nötig.’
 

‚Aber es macht Spaß und du lachst auch jedes Mal!’
 

„Das ist ein gutes Argument,“ lachte Tom und küsste Harrys Hals, während er beobachtete, wie der sich seine Beute einverleibte. Zeitgleich beobachtete er, wie Lucius verschlafen auf seinen Teller griff – und aufquiekte, als er, statt seinen Bagle, nur dreckige Finger bekam.
 

„Verdammt!“
 

Harry kicherte nur und kippte sich einen Teil von Toms Obstsalat, sowie etwas Joghurt in das Müsli, bevor er selbiges genüsslich löffelte. Es war eben, wie jeden Morgen. Am Ende stand Harry auf und küsste Tom noch ein Mal. „Bis später,“ hauchte er und verschwand in Richtung Kamin.
 

Severus sah auf, als sein Sohn durch den Kamin in sein Büro stolperte, eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn. „Guten Morgen...“
 

Harry lächelte sofort. „Hi,“ gab er zurück und trat zum Ausgang. „Ich komm dann später wieder!“, und weg war er, auf dem Weg zur ersten Stunde und zu Draco und den Anderen. Wenigstens würde heute nichts passieren, denn Granger war nicht da. Und zumindest im Moment wollte er sich auch nicht mit ihr befassen, wirklich nicht.
 

„Hi!“, rief er also stattdessen, als er Ron und Draco im Klassenzimmer fand – knutschend.
 

Beide fuhren auseinander, wie erwischte Kinder.
 

„Äh... schon mal was von Klopfen gehört?“, fragte Draco ärgerlich.
 

„Sicher, aber nicht an einer Klassenzimmertür, ihr Beiden! Wenn ihr fummeln wollt, solltet ihr das wirklich nicht hier tun!“
 

Ron klopfte mit seinem Kopf gegen den Tisch, aber Harry hatte Recht, das war ihm klar. „Kein Sex am Morgen mehr für dich!“
 

Draco verzog sein Gesicht und tat mal wieder etwas sehr unmalfoyhaftes – er schmollte.
 

„He ihr Beiden, es gibt Dinge, die muss ich nicht wissen,“ erinnerte er sie nur und setzte sich, breitete seine Sachen aus, aber das Grinsen konnte er nicht abschalten.
 

„Sag mal, ist irgendwas?“, fragte Draco in dem Moment.
 

„Warum?“
 

„Weil du grinst, wie ein Bekloppter.“
 

Harry lächelte einfach nur: „Ich hatte gestern einen schönen Tag,“ gab er zurück.
 

„Nachdem du fast die Treppe runter gesegelt bist?“, fragte Ron ungläubig.
 

„Jap, danach,“ grinste Harry nur und schlug das Buch auf.
 

„Und was war gestern so ...was hast du da am Arm?!“, Draco packte Harrys rechte Hand, schob die Robe zurück und starrte auf das Armband. „Harry, hast du auch nur eine Ahnung...?“
 

Selbst Rons Augen sahen aus, als würden sie aus dem Kopf treten wollen.
 

„Was ist denn?“, fragte Harry nur, er zog seine Hand zurück, strich über das Band um sein Gelenk. „Was habt ihr eigentlich Alle?“
 

„Harry, das da ist ein Bindungsreif und von ihm geht eine Wahnsinnsmacht aus! Das hattest du gestern aber sicher noch nicht! Hast du eine Ahnung, was das bedeutet?!“
 

„So ungefähr,“ gab Harry nur zurück, strich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen über den Schlangenkopf, betrachtete die Juwelen verliebt. Sie sahen aus, wie Toms Augen, tiefes Purpur.
 

„So ungefähr? Hallo? Du bist gebunden! Hast du eine Ahnung, wie alt du bist?“, fragte Draco entsetzt. „Was es bedeutet, ewig und unlösbar mit jemandem zusammen zu sein?!“
 

Harry zuckte einfach nur mit den Schultern. „Und?“, fragte er nur. „Ich will mit ihm zusammen bleiben. Und ich werde es in zehn Jahren noch immer genauso wollen, wie in diesem Moment! Was habt ihr denn alle?“
 

„Ja, aber... wann habt ihr euch binden lassen und warum war Keiner eingeladen?!“
 

„Was für eine Bindung?“, fragte Harry verwirrt. „Da war nichts und niemand, wir waren allein, Tom hat mir einfach nur den Reif gegeben.“
 

Draco und Ron sahen sich nur ungläubig an: „Weißt du, was das bedeutet?!“
 

„Nicht wirklich, was habt ihr eigentlich? Ihr macht mich wahnsinnig!“
 

„Und ich hab das immer nur für Kindermärchen gehalten...“
 

„Denkst du, ich nicht?“, fragte Ron entsetzt, starrte wieder auf seinen alten und neuen Kumpel. „Ich meine, Ma hat uns das erzählt, als wir ganz klein waren! Ich dachte, der Minister hätte kein magisches Blut!“
 

Draco schüttelte den Kopf. „Hat er nicht,“ stimmte er zu, sah dann wieder zu Harry. „Du musst aber auch immer noch einen drauf setzen,“ stellte er ruhig fest.
 

„Was? Wovon redet ihr, verdammt noch mal?!“
 

„Harry, du... ihr... ihr müsst schon mal gebunden gewesen sein,“ erklärte Draco daraufhin mit kindlichem Erstaunen in der Stimme. „Ihr seid... wiedergeboren worden und... lass mich raten, du grinst so dumm, weil ihr endlich mal richtig zur Sache gegangen seid, oder?“
 

Harry nickte, er verstand immer noch nicht, auf was die Beiden hinaus wollten.
 

„Wenn ihr schon mal gebunden wart, dann war das ein ewiger Bund und er muss schon immer existiert haben,“ brachte Draco irgendwie heraus. „Durch den Sex habt ihr ihn einfach wieder aufgeweckt, wenn du es so sehen willst,“ versuchte er es dem Jüngeren klar zu machen. Wie erklärte man Jemandem, der keine Ahnung von der magischen Gesellschaft hatte, wie besonders diese Situation war?
 

„Und?“, fragte Harry dann verwirrt. Er verstand noch immer nicht, was die Anderen wollten, aber die Sache mit der Wiedergeburt erklärte, warum der Reif ihm so vertraut war. Oder die Verbindung, die es immer zwischen ihnen gegeben hatte.
 

„Merlin, du hast wirklich keine Ahnung!“
 

„Nicht wirklich,“ stimmte Harry zu. „Gut, wir waren schon mal zusammen, und?“
 

„Ihr müsst damals so was wie Seelengefährten gewesen sein, weißt du, wie selten das ist? Wenn du nicht gerade ein magisches Wesen bist, gibt es kaum einen Weg, dein Gegenstück zu finden! Und eine Wiedergeburt ist etwas noch viel Selteneres! Normalerweise passiert so etwas einfach nicht! Ihr müsst eine Aufgabe gehabt haben, die ihr noch nicht erfüllt habt! Sonst wäret ihr nie und nimmer zurückgeschickt worden!“
 

Harry zuckte nur mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung, was das nun bedeuten sollte, oder warum die Beiden so ein Drama um diese Sache machten, weswegen er froh war, als das Zimmer sich füllte und der Unterricht begann, der überraschend friedlich verlief, nun, da der größte Krawallmacher offensichtlich fehlte.
 

Doch schon zur dritten Stunde platzte seine glückliche Blase, dass er jetzt das Thema abgehakt war.
 

„Harry, bleib bitte zurück,“ bat Remus nach dem Unterricht.
 

Der Jüngere verdrehte die Augen, nickte aber und stapelte seine Sachen ordentlich, bevor er sie einräumte, er wusste, nein, er ahnte, dass Ron und Draco vor der Tür warten würden und wenn sie welche hatten, würden mit Sicherheit wieder die ausfahrbaren Ohren zum Einsatz kommen. „Was gibt es?“, fragte er ruhig.
 

„Ich habe da was an deinem rechten Handgelenk...“
 

„Och neee, bitte nicht auch noch du!“, bat Harry entnervt. „Warum kommt ihr nicht heute alle zum Abendessen, sonst kann ich das noch hundert Mal erklären.“ Er lächelte etwas angespannt. „Ich muss gleich nur vor die Tür, um weiter überfallen zu werden, bitte, Remmy...“
 

„Also gut,“ gab der Werwolf nach. „Dann geh, du hast gleich wieder Unterricht.“
 

Harry nickte erleichtert und ging – direkt zu Sirius. Kurz überlegte er, ob er das Band nicht einfach verstecken sollte, um weitere Zwischenfälle zu vermeiden, doch dann ließ er es doch. Allerdings kam Harry nicht mal bis zum Klassenzimmer, als auf ein Mal ein mehr als eindeutiges Bild in seinem Kopf erschien. Er selbst, nackt bis auf seine Gryffindorschulrobe über... Toms und seinem... Sofa?! Das war aber nicht seine... oh, oh... verdammt! Was dachte Tom denn da...? Dumm nur, dass auch seine eigene Hose immer enger wurde. So konnte er nicht in den Unterricht! Das ging einfach nicht! Hastig bog er rechts ab, rief Draco, der weiter auf ihn einredete, zu, dass er auf dem Klo wäre, und flüchtete tatsächlich in Selbiges, verkroch sich in einer der Kabinen. ‚TOM! Lass das! Das ist nicht fair!!’
 

‚Was mach ich denn?’, kam es leicht verwundert zurück.
 

‚Du denkst an S...Sex! Und das.. deutlich! Und ich hab jetzt ein Problem! Ich kann doch hier nicht mal eben schnell in eine kalte Dusche springen!’
 

Harry spürte die Überraschung des Anderen, die ihm entgegen schlug, dann hörte er das leise Lachen. Was es nebenbei bemerkt nicht wirklich besser machte. ‚Tom, bitte! Ich kann doch so nicht raus...’
 

‚So was aber auch,’ kam es zurück, während weitere Bilder Harrys Gedanken überschwemmten. ‚Lehn dich zurück und genieße... dann wird diese kleine Sitzung hier wenigstens doch noch interessant...’
 

Harry stöhnte leise, er konnte sich nicht gegen all die Bilder wehren, die ihn überfluteten, was er aber dann auch gar nicht mehr wollte, er lehnte sich gegen die Wand des Klos, öffnete schließlich seine Hose und begann, sich selbst zu streicheln, während Tom ihm zeigte, was er noch so mit ihm machen wollte. Es dauerte nicht lange, bis er schließlich kam und heftig atmend zu Boden sackte. ‚Das war gemein!’
 

Wieder rieselte nur dieses leise Lachen in seinen Geist und er hätte schwören können, den Anderen zu fühlen, der ihn in die Arme schloss. ‚Du solltest in den Unterricht zurück,’ meinte er aber dann.
 

Harry stöhnte nur entsetzt auf, zog seinen Zauberstab und murmelte einen einfachen Reinigungszauber, entsetzt, dass das Klo auf ein Mal glänzte, wie ein Diamant und auch seine Uniform schien übermäßig sauber. Toll, auch das noch. Seine Magie hatte sich verändert. Er drehte seinen Zauberstab in der Hand, steckte ihn dann weg mit dem Vorsatz, ihn nicht noch mal zu ziehen. Wer wusste, was passierte, wenn er einen einfachen Zauber sprach und dann blies er wohlmöglich eine Wand weg oder sonst was.
 

‚Vielleicht eine gute Idee,’ kam sofort die Reaktion. ‚Nicht nur deine Magie hat sich geändert, meine ist auch viel stärker geworden, Katerchen.’
 

Harry nickte, er stieß sich von der Wand ab und machte sich auf den Weg, kam natürlich fast eine halbe Stunde zu spät und wurde von fragenden Blicken durchbohrt, die vor allem zu einem führten: er war sofort feuerrot.
 

„Was bitte hast du im Klo getan? Eine Runde tauchen gespielt?!“, fragte Draco, als sie wieder im Gang waren, natürlich nachdem Harry dem Anderen gesagt hatte, dass Tom alle Fragen bei einem Abendessen beantworten würde. Sollte der doch wenigstens etwas ausbaden, dafür, dass er ihn so geärgert hatte!
 

„Draco, bitte,“ bat Harry nur. „Hör auf, mir Löcher irgendwo hin zu fragen.“
 

Der Blonde musterte den Anderen, doch er ließ vorerst von dem Thema ab, obwohl er eigentlich mehr wissen wollte, ob der Jüngere wusste, wessen Wiedergeburt er ist und warum er zurück geschickt worden war.
 

Harry hingegen war froh, als endlich die letzte Stunde vorbei war, er hetzte regelrecht zu seinem Vater, unterrichtete ihn von dem Abendessen und flüchtete dann, zurück in Toms und sein Zimmer, wo er sich von seiner Uniform befreite und stattdessen eine Jeans und ein T-Shirt anzog. Er war auch angenehm überrascht, als Arme sich um ihn legten, sofort fühlte er sich besser, trotz all der Fragerei und Sticheleien des heutigen Tages. „Hi,“ lächelte er einfach nur, kuschelte sich an den Anderen.
 

„Haben sie dich sehr malträtiert?“, fragte Tom sanft, schob seine Hand unter das Oberteil des Anderen und strich sanft über dessen Haut.
 

„Vor allem, weil ich auf ein Mal im Klo verschwunden war! Das war wirklich gemein!“
 

Tom lachte nur leise. „Tut mir leid, ich hab einfach nur versucht, bei einem wahnsinnig langweiligen, dummen Botschafter ein nettes Gesicht zu machen. Mir war nicht klar, dass du das mitbekommst, “ gab er zu. „Aber ich finde es toll, dass wir einfach so miteinander reden können...“
 

Harry lächelte und nickte. „Darum wirst du den Anderen das alles erklären dürfen,“ bestand er, wurde dann aber ernst. „Draco hat mir gesagt, dass das, was bei uns passiert ist, ungewöhnlich ist,“ merkte er vorsichtig an. „Dass wie sozusagen noch immer verheiratet sind, weil wir es schon mal waren und weil wir hier sind, um eine Aufgabe zu vollenden?“
 

Tom nickte. „Das stimmt,“ gab er leise zurück. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, Harry zu belügen. „Unsere Aufgabe ist es, der magischen Welt zu helfen,“ fügte er an und küsste den Jüngeren, froh, dass der nicht fragte, wer sie mal gewesen waren.
 

„Na dann,“ gab der Jüngere nur zurück, er wandte sich um und legte seine Arme um den Hals des Jüngeren, schmiegte sich an diesen. „Wünsche ich dir viel Spaß, das nachher den Anderen zu erklären.“
 

„Erinnere mich nicht daran,“ stöhnte Tom nur, während er sich aus seiner Kleidung befreite, um in bequemere Dinge zu schlüpfen.
 

Harry grinste nur und zeigte dem Anderen die Zunge, er warf sich auf einen der Sessel, sah dann auf die Uhr, es war Vier und er könnte wetten, dass... ja, er hatte Recht! Sie kamen! Jetzt schon! Hatte er es doch gewusst!
 

„Das ist nicht fair!“
 

Harry kicherte einfach nur, er warf dem Anderen eine Kusshand zu, Mitleid hatte er nicht wirklich. Tom hatte ihn nicht gewarnt, da konnte er es auch ausbaden.
 

„Danke für dein Mitleid,“ knurrte Tom scherzhaft, packte seinen Geliebten und knabberte an dessen Hals.
 

„He du Vampir, hör auf, die Anderen sind doch gleich...“
 

„Und?“, fragte Tom nur, küsste den Jüngeren sanft. „Dann sollen sie kommen... Darum hör ich nicht auf...“
 

„Doch!“, donnerte Severus aufgeregt. „Kein Sex vor mir!“
 

„Und mir!“, verlangte Sirius sofort.
 

Unwillig ließ Tom von seinem Opfer ab, er setzte sich auf, zog Harry aber sofort wieder auf seinen Schoß, nippte noch mal an der gereizten Haut. „Was bitte versteht ihr alle unter Abendessen? Es ist kurz nach vier!“
 

„Ich will wissen, was hier los ist!“, blaffte Severus. „Draco redet hysterisch von Wiedergeburten und Bindungen! Warum ist Harry an dich gebunden? Und warum...?!“
 

„Schon gut!“, gab Tom nach, deutete auf die Stühle. „Schon gut, wir erklären es. Und Severus, halt dich zurück, hör auf, immer gleich zu schreien! Du tust so, als hätten wir ein Verbrechen begangen!“
 

„Ich finde, es ist ein Verbrechen, sich heimlich zu binden und...!“
 

Tom verdrehte die Augen. „Wir haben nichts dergleichen getan! Zumindest nicht in diesem Leben!“ Der Kommentar bekam sie alle still. Dann erst begann er, die Geschichte erneut zu erzählen, dass ihr alter Bund durch Sex einfach nur wieder zu neuem Leben erwacht war. Und die gesamte Zeit über hielt er Harry fest in seine Arme geschlossen.
 

„Wow,“ brachte Sirius nach einer Weile mühsam heraus, er hatte seinen Patensohn die gesamte Zeit beobachtet, der sich regelrecht in den Armen des Anderen geräkelt hatte, mit glücklichem Gesicht. Er konnte kaum fassen, dass der Junge wiedergeboren war und dass er schon ein Mal mit Tom gebunden würden war.
 

Fenrir hingegen lächelte einfach nur, es überraschte ihn zwar etwas, aber nicht so sehr, so wenig, wie Lupin. Seine Nase hatte ihm von Anfang an gesagt, dass zwischen Harry und seinem Boss mehr war, als es den Anschein hatte.
 

„So, und da nun alles geklärt ist, will ich ihn wieder für mich haben!“, posaunte Harry entschieden. Er wollte mit Tom im Wintergarten essen und viel wichtiger, er wollte den Anderen ganz für sich alleine haben, für eine Weile.
 

‚Das hast du,’ erklang die Stimme des Anderen sanft in seinem Kopf, während der Ältere begann, mit Harrys Fingern zu spielen. „Ich glaube, er hat gesprochen,“ meinte er nur an die Anderen gewandt. „Das war deutlich.“
 

Severus verdrehte die Augen, doch er stand auf. Er hatte Nachforschungen zu erledigen, denn in ihm machte sich ein Verdacht breit, der darauf basierte, dass Tom ein natürlicher Parsel war. Es war nur ein Verdacht, aber er hatte was zum Nachforschen und musste nicht daran denken, was diese Beiden das Wochenende anstellen würden.
 

Sirius und die Anderen gingen langsamer, aber sie gingen, drückten Harry noch an sich und verschwanden dann.
 

„Endlich!“, grinste Harry, er drehte sich auf dem Schoß des Älteren, so, dass er Ddiesem in die Augen sehen konnte, küsste ihn. Jetzt hatte er Tom wieder für sich allein. Er hoffte nur, dass das das Wochenende über auch so bleiben würde. Er hasste es, wenn der Andere arbeiten musste und er allein war. Natürlich könnte er auch nach Hogwarts, aber er wollte nicht.
 

„Musst du nicht,“ lächelte Tom, küsste den Jüngeren. „Das Wochenende ist nur für uns Beide, keine Sorge.“
 

„Das ist gut,“ lächelte Harry, küsste den Älteren erneut. Er war gespannt, was das Wochenende bringen würde, aber Gemeinerweise bekam er das nicht raus.
 

„Wär ja noch schöner!“, lachte Tom und küsste den Anderen, immerhin zeigte es, dass einige Geheimnisse mit Okklumetik abschirmbar waren. „Ich bin der Ältere und der Meister der Geistmagie, ein paar kleine Geheimnisse werde ich behalten, sonst kann ich dich doch nicht mehr überraschen!“
 

Harry lächelte etwas und schmiegte sich näher an den Älteren. „Und ich wierd es auch noch lernen...“
 

„Na, da bin ich gespannt,“ gab Tom nur trocken zurück. „Komm, du wolltest im Wintergarten essen, nicht wahr?“, fragte er dann sanft.
 

„Hmhmm...“
 


 


 


 


 

Wütend knüllte Hermine den Zettel in ihrer Hand. Heute war sie von einigen Auroren verhört worden, einer davon hatte Deutsch statt Englisch gesprochen und sie hatten sie gezwungen, Veritasserum zu nehmen, alle hatten sie angesehen, wie ein Monster, dabei war sie es doch, die für das Richtige kämpfte! Die wollte, dass endlich wieder das Richtige geschehen würde! Dass die Leute an die Macht kommen würden, die die Welt formen würden, wie sie sein sollte! Magier würden über Muggel herrschen! Wie es sein sollte! Sie waren die Bessern, die Stärkeren!
 

Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war die Reaktion des Mannes, dem sie eigentlich immer geholfen hatte. Dumbledore hatte ihr klipp und klar gesagt, dass sie nur noch eine Last war, nun, wo sie sich hatte erwischen lassen, wie eine blutige Anfängerin und das er keinen Finger zu rühren gedenke, um ihr zu helfen, sie habe es allein zu schaffen oder eben nicht.
 

Doch was sollte sie denn tun? Sie saß in einer kleinen Zelle in Askaban und würde nur zu ihrer Verhandlung in einen Saal gebracht werden! Sie wusste noch nicht mal was sie dort erwarten würde! Immerhin hatte sie Riddles Hure beleidigt! Wer wusste schon, wie der darauf reagieren würde!
 

Am Ende würde man sie küssen, nur weil sie das Richtige tat und Dumbledore würde ihr nicht helfen! Wo war das denn fair? Nein, sie würde alles tun, was erforderlich war, um raus zu kommen, schauerliche Geschichten erzählen, alles!
 

Und dann, dann würde sie sich rächen, an allen und sei wusste auch schon, wie. Ja, sie wusste, was sie tun würde und alle, alle würden es bereuen, wenn sie nicht mit im Ministerium sein durfte, dann konnte es auch untergehen, zusammen mit Dumbledore, der sie derart hintergangen hatte! Sie würde ihre Rache bekommen! Und sie würde sie genießen...!
 


 


 


 

Sanft strich Tom über Harrys Gesicht. Es war noch ziemlich früh am Morgen, aber es wurde Zeit, immerhin hatte er etwas Tolles für die Anderen geplant. Sie würden das Wochenende nicht hier verbringen, sondern in Deutschland, er hatte einen kleinen Ausflug geplant, heute stand Schloss Neuschwanstein auf dem Plan. Und am Abend in Bochum das Musical Starlight Express, von dem er sicher war, dass Harry es lieben würde, denn die Musik dazu hörte er schon mal sehr gern. Am nächsten Tag würden sie dann München besichtigen und anschließend zum Zirkus Krone gehen, bevor sie nach Hause gehen würden. „Wach auf, Katerchen,“ bat Tom leise, küsste den Jüngeren. „Es wird Zeit...“
 

„Schlafen,“ nuschelte Harry nur und versuchte, sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Er war viel zu müde, um an Aufstehen auch nur zu denken! Es musste noch viel zu früh sein, dafür, dass sie sich am Abend noch... eine Weile beschäftigt hatten.
 

„Komm schon,“ köderte Tom den Jüngeren. „Ich habe was Tolles geplant... und es wäre doch schade, wenn wir das nicht schaffen, weil du so verschlafen bist, meinst du nicht? Ich habe einen Ausflug für uns geplant....“
 

Ausflug? Naaaaaaaaaa gut, dachte Harry sich, er setzte sich auf und rieb seine Augen, wacher war er deswegen trotzdem nicht und irgendwie war das Sitzen auch ein klein wenig unbequem.
 

Tom grinste, vor allem beim letzten Kommentar, den Harry dachte, gab ihm denn einen Kelch, den er bereit gestellt hatte. „Ein Heiltrank,“ erklärte er. „Und ein Aufputschtrank.“
 

Erleichtert schluckte Harry das Gemisch und es dauerte nicht lange, bis es zu wirken begann, er wurde wacher und der Schmerz in seinem Hintern nahm auch endlich ab. Er war sich jetzt ziemlich sicher, wieder normal sitzen zu können. Erst jetzt bekam er seine Augen ganz auf, lächelte Tom an und küsste ihn dann, bevor er zur Uhr sah. „Fünf? Es ist erst Fünf!“
 

„Ja,“ grinste Tom. „Ich weiß. Aber wir müssen um sechs spätestens los,“ erklärte er. „Wir müssen zu einem Sammelplatz und dann geht es schon weiter. Um Acht geht die Tour los und um eins sollten wir durch sein, die nächste Tour ist dann schon um halb drei, also auf, auf!“
 

„Tour? Wohin? Was?“
 

„Das siehst du dann,“ lächelte Tom und gab Harry einen Stapel Wäsche in dessen Arme. „Hier, zieh das an.“
 

Harry nickte, packte die Sachen und verschwand ins Bad. Muggelklamotten, stellte er dabei fest. Eine Jeans und ein Shirt, die er schnell an hatte. Dann sah er in den Spiegel und lächelte etwas, band noch seine Haare zurück.
 

Kaum trat er aus dem Haus, fühlte er einen Zauber, der sich um ihn legte, überrascht sah er auf. „Was war das?“
 

„Deine Ohren und den Schwanz,“ erklärte Tom. „Ich glaub nicht, dass Muggel so gut darauf reagieren würden, ich habe mir erlaubt, sie verschwinden zu lassen.“
 

„Ach so...“, Harry lächelte nur und kuschelte sich auf dem Schoß des Älteren zurecht, bediente sich an dessen Teller, ohne das zweite Gedeck zu beachten.
 

Tom nahm das einfach hin, er hatte nichts dagegen, er genoss es, dass Harry so anschmiegsam war. Er kraulte den Anderen an dessen Ohren, die er durchaus noch sehen konnte. Wie gesagt, er hatte sie nur für die Augen Anderer versteckt. „Fertig?“, fragte er, als der Grünäugige sich nichts mehr nachnahm.
 

„Hmhm,“ gab Harry zurück, lächelte den Älteren an: „Also sag schon! Wo gehen wir hin?“
 

„Das siehst du gleich,“ lächelte Tom nur und holte einen Portschlüssel hervor, der den Jüngeren dazu brachte, verzweifelt die Augen zu verdrehen, doch er hielt sich daran, er berührte das dumme Ding, dass daraufhin aktiviert wurde. Als sie landeten, sah Harry sich allerdings sofort neugierig um. „Wo sind wir?“, fragte er erstaunt. Sie standen vor einem Gasthof, auf einem Parkplatz, wo auch ein Bus stand und sie waren umgeben von Bergen! Berge, in England? So hohe, das man den Schnee auf einigen liegen sah? Nein, ganz sicher nicht! Und die Luft hier, sogar die war ganz anders!
 

„Wir befinden uns im Allgäu,“ erklärte Tom. „In Bayern in Deutschland, um genau zu sein und sieh mal,“ er deutete mit einer Hand auf einen Berg, wo sich ein Schloss abhob. „Dahin fahren wir jetzt. Es heißt Schloss Neuschwanstein. Ich habe es dir versprochen, ich zeige dir die Welt,“ er küsste Harry auf den Nacken
 

„Danke!“, strahlte Harry und umarmte den Anderen fest. „Ich wollte schon immer mal ein richtiges Schloss sehen! Wer wohnt da, woher ...?“
 

Sanft schubste Tom den Jüngeren in Richtung Bus. „Der Fremdenführer wird dir das alles erklären,“ lächelte er und eroberte ihnen eine Sitzbank ziemlich weit vorn, setzte sich und überließ Harry auch den Fensterplatz, während immer mehr Leute einströmten.
 

Sofort kuschelte Harry sich an den Anderen, sah aber auch neugierig aus dem Fenster. Es war lange her, dass er in einem Muggelbus gesessen hatte und im ersten Moment machten die vielen Leute ihn nervös, aber die sahen sie Beide meist nur kurz an, gingen dann weiter, hier kannte ihn niemand. „Ich freue mich,“ lächelte er, als sich der Bus bewegte und er spürte, wie die Arme sich um ihn legten.
 

Tom lächelte einfach nur, er küsste seinen Geliebten, verwob ihre Finger miteinander. „Ich sehe es,“ gab er daher zurück und drückte die Hand des Jüngeren. „Du hast es dir verdient,“ versprach er. „Und ich habe es versprochen. „Du hast doch das Gebirge auch noch nicht gesehen. Wandern werden wir zwar heute nicht, aber auch das machen wir noch. Nur für einen Tag lohnt sich das nicht wirklich.“
 

Harry strahlte einfach nur, er küsste den Anderen, sah aber dann wieder aus dem Fenster, sichtlich aufgeregt wie ein kleines Kind. Allein dafür hatte es sich schon jetzt gelohnt, beschloss Tom für sich. Als der Bus hielt, kündigte die Touristenführerin an, wie die Führung laufen würde. Sie hatte auf der Fahrt schon eine kurze Biografie des Königs gegeben, der das Schloss errichtet hatte und Harry hatte gelauscht, wie ein kleines Kind, dem man ein Märchen vorlas.
 

„Komm!“, zerrte Harry am Arm des Älteren, er wollte raus und sich das alles ansehen. Von seiner vorherigen Müdigkeit war Nichts mehr zu merken.
 

Tom lachte nur, ließ sich aber gern ziehen, raus, auf den betonierten Weg, der einige Schritte vor ihnen bereits in einen Kiesweg mündete. Er sah, dass Harry es kaum erwarten konnte, bis die Gruppe sich in Bewegung setzte, immer wieder lief er etwas voraus, um diese oder jene Blumenrabatte zu betrachten. „Komm jetzt,“ forderte Tom auf. „Es geht los.“
 

Sofort war Harry wieder da, er schnappte sich die Hand des Anderen und betrachtete alles mit großen Augen. Es war anders, als England oder Hogwarts, der Bau war nicht trutzig, sondern leicht, hoch und doch stark, mitten auf einem Berg, umgeben von märchenhaften Gärten.
 

Ja, Tom war sich sicher, dass Harry Slytherin Manor zusagen würde, als Feriendomizil. Er hörte der Fremdenführerin kaum zu, das alles interessierte ihn einfach nicht, er sah nur seinen Geliebten, der durch die Räume schoss, vor allem, als sie sich einen Teil der Räume ohne Führung ansehen durften, er rannte von Vitrine zu Vitrine, sah sich alles an und kam dann zu ihm zurück, um ihn auch dorthin zu zerren.
 

Auch der barocke Garten fand begeisterten Anklang. All die Brunnen und Blumenrabatten, die rosenüberwachsenen Wege. Und Tom wusste, dieser Ausflug war ein vollkommener Erfolg gewesen. Und über den zweiten Teil des Ausflugs machte er sich noch viel weniger Gedanken. „Komm jetzt,“ lächelte er nur. „Es wird Zeit, Mittagessen gibt es woanders.“ Er schloss den Jungen fest in seine Arme, apparierte sie, nachdem er sicher war, dass niemand sie beobachtete, brachte sie ein eine kleine Stadt, trat mit Harry an der Hand aus der Gasse und steuerte ein kleines Lokal an, wo er für sie Beide bestellte.
 

Harry probierte die neuen Speisen mit Freude und vor allem der Nachtisch. Auch die Getränke schmeckten ganz anders. Es war einfach nur köstlich. „Was machen wir jetzt?“, fragte Harry anschließend mit leuchtenden Augen.
 

„Etwas Leckeres,“ gab Tom nur zurück.
 

„Lecker? Wir haben doch gerade erst gegessen!“
 

„Oh, glaub mir, du wirst wieder essen können, wie ich dich kenne,“ lachte Tom nur gutmütig und küsste den Jüngeren, ohne auf die wenig begeisterten Blicke zu achten. Muggel waren so was von intolerant. Doch deswegen würde er sicher nicht auf die Küsse verzichten!
 

„Ich bin gespannt!“
 

„Dann komm, wir haben noch eine halbe Stunde...“, Tom bezahlte, dann traten sie nach draußen, liefen etwas herum, bevor der Ältere auf ein größeres Gebäude zuhielt, eintrat und einige leise Worte auf Deutsch mit einer Angestellten wechselte, die lächelte, nickte, verschwand und kam kurz danach mit einem anderen Mann wieder, der einen weißen Kittel und eine komische Haube trug.
 

„Er sagt, du sollst nicht auf die Bänder fassen, zum probieren gibt es nachher noch genug,“ grinste Tom, nahm Harrys Hand und folgte dem Anderen.
 

„Das... Schokolade!“, rief Harry begeistert, er konnte zusehen, wie Pralinen mit Hand gefüllt wurden und es roch soooo gut!
 

„Eine kleine Schokoladerie,“ erklärte Tom. „Du kannst dich umsehen und nachher durch die Auslage fressen – aber ich warne dich, kein Kaffee, ich habe nicht die Geduld, einem Muggel zu erklären, warum ich dich von ihrer Gardinenstange pflücken muss,“ grinste er noch, deutete dann nach vorn.
 

Harry beschränkte sich darauf, dem Anderen die Zunge raus zu strecken, genoss dann den Rest der Führung, vor allem den Raum mit all den leckeren Pralinen und den anderen Sachen, sofort hatte er einen recht großen Stapel der verpackten Köstlichkeiten zusammengetragen.
 

„Für wen soll das dann sein?“, fragte Tom irritiert, während Harry dazu übergegangen war, die Probestückchen zu verköstigen.
 

„Na, für die Anderen!“, lachte Harry, steckte sich eine weitere geviertelte Praline in den Mund. „Siri, Ron, Dray, Luc, Bill, Charlie, die Zwillinge, Narcissa und Bella, Remmy und Fenrir!“
 

„Lucius?“, fragte Tom überrascht.
 

„Jap!“, grinste Harry. „Wenn er schon immer so unter dir zu leiden hat, muss wenigstens mal was Leckeres für ihn drin sein!“
 

„Du...!“, lachte Tom, wuschelte durch die Haare des Anderen und überwand sich selbst, eine der Pralinen zu probieren, die ihm aber außergewöhnlich gut schmeckte, so, dass er sich selbst auch noch zwei Packungen dazu legte, sowie zwei mit den Dingern, die Harry in sich rein stopfte, was zu leuchtenden Augen bei dem Mann führte, der sie herumgeführt hatte. Vermutlich ein kleines Vermögen, doch für Tom trotzdem kaum mehr, als etwas überschüssiges Kleingeld.
 

Schließlich, als Harry das Gefühl hatte, nur noch rollen zu können, bezahlte der Ältere mit amüsiertem Grinsen ihre Mitbringsel, nahm ihn an die Hand und nahm ihn mit nach draußen. „Satt?“, fragte Tom nur amüsiert.
 

„Ja,“ grinste Harry und rieb sich den Bauch. „Ich wette, ich hab zugenommen, wie dumm!“
 

„Wär ja nicht das schlechteste,“ konterte Tom, schloss den Jüngeren wieder in die Arme und teleportierte sie dann zu ihrem Fünf-Sterne-Hotel mitten in München. Von da aus konnte er sie Beide dann nach Bochum bringen. An der Rezeption wechselte er einige wenige Worte mit dem Personal und schon wurden sie in eine wirklich schöne Suite gebracht. Dort legte er die Tasche mit all der Beute ab, deutete auf das Bad: „Wir sollten uns fertig machen,“ meinte er, „In zwei Stunden habe ich einen Tisch in einem Lokal in Bochum reserviert und dann müssen wir schon weiter.“
 

„Noch mehr? Wir machen heute noch mehr?!“, fragte Harry mit strahlenden Augen.
 

„Ja,“ lächelte Tom. „Wir wollen den Tag doch gut nutzen. Und morgen sehen wir uns München an, bevor wir wieder heim gehen.“ Er holte aus seiner Tasche den geschrumpften Koffer, ließ ihn wieder groß werden und holte Abendgarderobe heraus. Einfache, aber hochwertige, schwarze Stoffhosen, für ihn ein purpurnes, für Harry ein smaragdfarbenes Hemd. Erst dann verschwand er mit Harry im Bad, stellte sich zu ihm unter die Dusche

Kaffe....?

Severus las die Vorladung mit einem Stirnrunzeln, er war nur sehr begrenzt begeistert, aber er wusste, dass das sein musste, es ging um Harry, er musste also kommen, ob er wollte, oder nicht. Die Verhandlung würde schnell stattfinden.
 

Das war es nicht, was ihm Sorgen machte, sondern der Bericht eines Wizgamontmitgliedes, der schreib, dass das Mädchen einsehen würde, dass es von Dumbledore manipuliert und benutzt werden sei. Dass man aufgrund der Einsicht eine Strafmilderung wohl verantworten könne. Also, dass sie davon absehen wollten, Granger nach Askaban zu bringen, die Meinungen gingen in die Richtung, dass sie Granger zurück in die Muggelwelt bringen wollten, was bedeutete, dass ihre magischen Kräfte entzogen werden würden und dass sie zurück zu ihren Eltern kommen sollte, die bei dem Prozess und der Urteilsverkündung ebenfalls anwesend sein würden.
 

Er traute dem verschlagenen Luder nicht, er ahnte, dass sie etwas plante, er wusste, sie konnte gefährlich werden, allein ihr Wissen um Magie konnte ein Heidenchaos anrichten, Tränke konnte man auch als Muggel oder Squibb anfertigen.
 

Für Severus war die Strafe für versuchten Mord schlicht nicht hoch genug, doch er konnte nichts dagegen unternehmen, das konnte nicht mal Tom, das Wizgamont hatte das beschlossen und sofern sie das nicht abschaffen wollten, was keiner von ihnen vorhatte, würden sie sich dem Urteil fügen müssen. Doch er würde das Gör beobachten lassen, jahrelang, wenn es sein musste. Er traute ihr nicht, absolut nicht, hatte es nie getan, seit er wusste, wie sie von Dumbledore bevorzugt wurde, mehr noch als Potter, Harry... sein Sohn, wie auch immer.
 

Er sah auf die Uhr. Gleich war ohnehin Mittag, das hieß, dass Harry in einer Stunde spätestens hier sein würde, um von hier aus wieder nach Riddle Manor zu gelangen. Wie immer. Dann musste er es ihm sagen. Ob er wollte, oder nicht, er wusste nicht, wie Harry reagieren würde und er fürchtete, es würde nicht sonderlich gut sein. Kurz überlegte er, auch noch Tom zu rufen, ließ es aber dann sein, so drastisch war das nun auch nicht, aber er würde nachher mit Bill reden, damit der im Falle eines entsprechenden Urteils die Vorkehrungen treffen konnte.
 

So verging die Zeit schnell, bis es klopfte und Harry seinen Kopf durch die Tür steckte, noch immer zierte ein breites Grinsen das Gesicht, der Junge war, nach dem gemeinsamen Wochenende mit Tom, sichtlich gut gelaunt. Noch überraschter war er, als der ihm auf ein Mal eine lange Packung auf den Schreibtisch legte, auf der groß und breit ‚Pralinen’ stand. „Harry?“
 

Harry grinste nur, er strahlte den Anderen an. „Das sind Pralinen!“
 

„Das hätte ich nicht gedacht, bedenkt man, was da drauf steht...“
 

Der Jüngere lachte leise. „Ich hab sie dir aus Deutschland mitgebracht! Es sind Dunkle, nichts zu Süßes, mit Whiskey, ein Paar auch mit Rum oder Kaffee.“ Er schloss verträumt die Augen, dachte an all die Dinge, die sie an dem Wochenende noch alles unternommen hatten. Das Musical, war der helle Wahnsinn gewesen, die Darsteller, die nur Millimeter an ihnen vorbei gerast waren, mit ihren Rollschuhen. Die Besichtigung der bayrischen Hauptstadt, der Besuch des riesigen Zirkus. Es war einfach traumhaft gewesen...
 

Severus hob eine Augenbraue, erbarmte sich aber dann und löste die goldene Schleife, hob den Deckel. Nun, zumindest sprang ihm tatsächlich kein Scherzartikel entgegen. Vorsichtig nahm er eine der dunklen Pralinen, biss hinein. „Ich muss sagen, sie schmeckten nicht so schrecklich, wie ich vermutet hatte,“ stellte er fest. Dann aber wurde er ernst. „Harry, morgen wirst du nicht in der Schule sein.“
 

„Was ist denn los?“, fragte der Jüngere, setzte sich jetzt.
 

„Grangers Verhandlung.“
 

„Oh...“
 

„Sie wollen sie vermutlich einfach in die Muggelwelt schicken, da sie Einsicht heuchelt.“
 

„Oh...“
 

Es tat Severus irgendwie leid, als er sah, wie das eben noch so glückliche Gesicht fiel. Aber er konnte nichts dagegen tun, es musste gesagt werden.
 

Harry starrte auf seine Hände. Seine gute Laune war gerade schlagartig verflogen. Und zwar vollkommen und unwiderruflich. Natürlich hatte er gewusst, dass der Prozess irgendwann stattfinden würde, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es jetzt schon sein würde. Er schlang seine Arme um seine angezogenen Knie. „Wann morgen?“
 

„Gleich um zehn Uhr,“ erklärte Severus, der sich zurückhalten musste, um Harry nicht einfach durch die Haare zu streichen. Er war auch wenig überrascht, als auf ein Mal der Kamin aufflammte, Tom heraus trat und den Jüngeren ohne ein Wort in den Arm nahm.
 

Tom hatte über ihre Verbindung den rapiden Stimmungswechsel mitbekommen und hatte, ohne es zu merken, ein Gespräch mit Shacklebolt schlagartig unterbrochen, begonnen, vorsichtig in Harrys letzten Gedanken zu wühlen und war dann aufgestanden, ohne ein Wort der Erklärung, war durch den Kamin gegangen und schloss den Jüngeren sofort fest in die Arme.
 

„Tut mir leid,“ murmelte Harry, dem klar war, warum der Andere vermutlich aufgetaucht war. „Ich wollte dich nicht stören...“
 

Tom seufzte nur leise. Wann würde dieser kleine Dummkopf nur endlich begreifen, dass er wichtiger war, als die Anderen? „Lass deine Ohren nicht hängen,“ lächelte er nur und küsste Harry. „Ich bin morgen dabei,“ versprach er, nickte Severus dann zu. „Ich denke, du auch. Wir sehen uns dann morgen.“ Mit Harry auf dem Arm trat er durch das Feuer, in sein Zimmer, legte ihn dann auf ihr Bett und setzte sich zu ihm. „Lass dich doch von so einer nicht so mitnehmen,“ lächelte er, küsste den Jüngeren und kraulte ihn etwas. „Und morgen ist es vorbei, dann musst du dich nicht mehr mit ihr abgeben...“
 

Harry lächelte etwas und nickte, küsste den Anderen dann: „Du solltest zurück, die vermissen dich sicher schon...“
 

„Sollen sie doch,“ hauchte Tom nur, während seine Hand unter das Hemd des Jüngeren glitt. „Ich bin hier gut beschäftigt...“
 

Harry wollte etwas sagen, doch als die Finger über den Ansatz seines Schwanzes glitten, blieben ihm die Mahnungen im Halse stecken. Zu sehr genoss er, was da geschah.
 


 


 


 

„Ruhe im Saal!“
 

Nervös setzte Harry sich auf einen der Plätze, sah zu Tom, der seine Hand einfach nur drückte. Sein Blick glitt über die andern Anwesenden. Viele kannte er, es waren Toms Anhänger, er kannte sie durchaus, dazu Bill und Charlie, die Zwillinge, die ihn eben etwas gepiesackt hatten und die Eltern von Hermine Granger, mit starren Gesichtern und nach vorn gerichtetem Blick. Ein Ausdruck, den Harry kannte – von den Dursleys.
 

„Miss Hermine Granger, bekennen Sie sich für schuldig?“
 

„Ja,“ gab Hermine ruhig zurück, ihre Augen fest auf Harry gerichtet, sie tobte innerlich, aber das war egal, sie wusste, sie würde lebend raus kommen und frei sein, dann konnte sie immer noch tun, was sie vor hatte, selbst ihre Eltern standen hinter ihr, vielleicht das erste Mal seit drei Jahren. Nein, seit der Brief von Hogwarts gekommen war. Von denen würde Einiges abhängen. Sie zu manipulieren war spöttisch einfach gewesen!
 

„Sie sind zumindest einsichtig,“ gab einer der Männer zurück. „Das erspart es dem Opfer, aussagen zu müssen. Wir sind zu einem Urteil gelangt. Aufgrund der Jugend der Angeklagten wollen wir von einer Inhaftierung in Askaban absehen. Stattdessen wollen wir sie in die Muggelwelt entlassen, nachdem wir ihre Zauberkraft vollständig gebannt haben Gibt es Einwände?“
 

Harry blickte auf seine ehemalige Freundin, er hatte ein schlechtes Gefühl, ein sehr Schlechtes und ihr Blick war ihm unheimlich. Automatisch legte er eine Hand auf seinen Bauch, spürte, wie der Ältere dasselbe tat, ihre Finger miteinander verwob und ihn kurz küsste. Doch er sagte nichts, er wollte Hermines Leben nicht noch mehr zerstören, als seine pure Existenz es so schon getan hatte.
 

Die drei Männer die dort standen, sahen sich eine Weile im Zuschauerraum um und blieben gerade bei ihm hängen, so, dass Harry noch mehr unter den fragenden Blicken schrumpfte und sich an den Älteren drückte. Er sah nicht, wie die Anderen sich abwandten, als Toms Augen sich zusammen zogen und kurz gefährlich aufleuchteten, nur der beruhigende Griff um seine Taille.
 

„Dann wird das Urteil gültig,“ sprach nun die anwesende Frau: „Hermine Marie Granger, Sie werden aus der magischen Welt verbannt, Sie dürfen sie nie wieder betraten, Ihre magischen Kräfte werden Ihnen vollständig entzogen und Sie werden für mehrere Monate unter Hausarrest stehen, ohne die Begleitung eines Elternteils dürfen Sie nirgends hin gehen. Eventuelle Kinder, die Magie in sich tragen, werden Ihnen entzogen und in Heimen untergebracht werden, Sie haben nicht das Recht, einen Mann zu heiraten, der magische Kräfte besitzt. Auch haben Sie nicht das Recht, je wieder einen magischen Gegenstand zu nutzen. Das Urteil wird sofort vollstreckt werden.“ Dann stand die Frau auf, hob den Zauberstab der Angeklagten. „Harry James Potter, als Hauptgeschädigter haben Sie das Recht, den Stab zu brechen.“
 

Sofort schüttelte Harry heftig den Kopf. Das konnte er nicht, er wollte es auch nicht, er wusste, was dem anderen Mädchen dieser Stab einmal bedeutet hatte, er wusste, wie wichtig der Zauberstab normalerweise war und das Geräusch, wenn er knackte, das er ja kannte, machte ihn einfach nur krank.
 

Tom wollte aufstehen, aber Sirius Black war es, der noch schneller vorn war, selbst noch schneller, als Severus, der ebenfalls aufgestanden war. Er schnappte der Frau den Stab aus der Hand, starrte Granger sekundenlang an. Dann krachte es. Einfach so und mit nur einer Hand, während die pechschwarzen Augen sich noch weiter verdunkelten.
 

Harry zuckte bei dem Geräusch zusammen, er wollte dieses Geräusch nicht hören, das klang, wie seine eigenen, brechenden Knochen.
 

‚Sie sind es nicht,’ versuchte Tom, den Jüngeren zu beruhigen. ‚Ich würde nie zulassen, dass dir je wieder jemand so weh tut,’ er drückte den Anderen eng an sich, strich ihm über den Rücken, während er beobachtete, wie der magische Sog dem Stab entwich, dann einfach so verschwand.
 

Und noch viel mehr Freude bereitete es ihm, das Zucken in Grangers Gesicht zu sehen, als das einst magische Werkzeug zu nichts Anderem, als einem Stück kaputtem Holz wurde. Er beobachtete, wie Sirius die beiden Stücke je noch ein Mal brach, dann vor die Füße des Mädchens.
 

„Es ist vorbei,“ sprach Tom leise auf Harry ein, dessen Hände sich inzwischen hinter seinem Nacken verkrampft hatten. Er wusste, er musste den Jüngeren hier raus bringen, bevor der Rest der Strafe vollstreckt werden würde. „Severus, ich bringe Harry hier raus, das ist zu viel für ihn.“
 

Der Tränkemeister starrte auf seinen Sohn, dessen Katzenohren eng gegen seinen Kopf gepresst lagen und der sich an seinen Geliebten klammerte, ohne aufzusehen. Etwas musste ihn vollkommen wahnsinnig gemacht haben, denn auch der Schwanz des Jüngeren lag nicht wie sonst um seine Taille sondern hatte sich um die von Tom gewickelt. „Bring ihn raus und beeil dich,“ gab er knapp zurück. „Sie beginnen gleich mit dem anderen Teil.“
 

Tom nickte einfach nur und brachte Harry raus aus dem Raum und hoch in sein eigenes Büro. Raus gehen war nicht drin, da draußen gierte die Presse. Er setzte sich, küsste den Jüngeren sanft auf den Kopf. „Wir sind raus, “ sprach er dann leise. „Du wirst nichts mehr hören... wer hat dir den Arm gebrochen?“, fragte er dann dunkel.
 

„Nicht...“, versuchte Harry den Anderen abzulenken, während er sich langsam wieder entspannte,
 

„Beende diesen Satz nicht,“ befahl Tom leise. „Es ist schlimm! Es ist Folter! Und es hätte nie geschehen dürfen...“, er küsste den Jüngeren erneut, sanft, zärtlich und ausdauernd. „Niemandem sollte so etwas geschehen...“ Und obwohl sie nicht mehr im Gerichtssaal waren, konnte Tom die Macht der Wizgamontmitglieder spüren, die dem Gör ihre Kraft entzogen. Er hielt Harry, kraulte ihn an seinen immer noch angelegten Ohren. „Beruhig dich...“
 

Nur langsam kam Harry wieder runter, es war eigentlich wirklich peinlich. Was sollte denn schon groß geschehen? Er war in einem Gerichtssaal gewesen, abgeschirmt von allen, die er als seine Familie sah! Langsam lockerte er den eisernen Griff um Toms Nacken, lehnte sich gegen ihn und merkte selbst, wie die Spannung seinen Körper verließ und jetzt ließ auch die anfängliche Übelkeit, die er seit dem Morgen gespürt hatte, langsam nach.
 

Tom lächelte etwas, als er merkte, wie Harry sich beruhigte. „So ist es gut,“ lobte er leise. Diese Nacht war die Erste seit Langem gewesen, in der der Jüngere wieder Alpträume gehabt hatte – und Tom hatte sie live mitbekommen. Sein Onkel, die Angst vor ihm, die Folterungen durch Dumbledore... ja, er wusste, warum Harry das Geräusch des gebrochenen Stabes so wahnsinnig gemacht hatte. „Du hast heut Nacht nicht wirklich gut geschlafen,“ merkte er leise an. „Vielleicht solltest du es jetzt tun,“ schlug er vor. „Jetzt noch zum Unterricht zu gehen, ist ohnehin überflüssig. Schlaf einfach...“ Er küsste Harry erneut
 

Und tatsächlich spürte Harry seine Müdigkeit deutlich. Er entspannte sich vollkommen unter Toms streichelnden Fingern und letztendlich fielen ihm doch die Augen zu.
 

Sanft legte Tom den Jüngeren auf das Sofa in seinem Zimmer, nahm dessen Schwanz von seiner Taille und strich über das nun wieder weniger angespannte Gesicht. Dann deckte er den Jüngeren zu, mit der Decke, die er hatte besorgen lassen, als er von der Krankheit des Jüngeren erfahren hatte. Er küsste ihn noch mal auf die Stirn, öffnete dann die Tür zu dem anderen Raum, der vor dem Seinen lag. „Was gibt es, Lucius?“, fragte er seinen Stellvertreter ruhig, einer der Wenigen, die nicht bei Gericht waren, da irgendwer ja wohl oder übel hier Anrufe entgegen nehmen musste.
 

Der Blonde musterte seinen Boss, der hier eben regelrecht durch gejagt war. „Was hatte Harry gerade?“, fragte er leise. „Sollte er nicht bei dem Prozess sein?“
 

„Die kleine Ratte hat einen Weg gefunden, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen und er musste nicht aussagen, aber es ist etwas geschehen, dass alte Erinnerungen wach gerufen hat und er hätte fast eine Panikattacke bekommen.“
 

„Und jetzt?“
 

„Er schläft,“ erklärte Tom und rieb sich kurz die Stirn. „Ich fasse es nicht! Ich weiß, diese Göre plant etwas!“
 

„Severus hat bereits von Bill ein Kommando zu ihrer dauerhaften Beschattung angefordert und einsetzen lassen,“ gab der Blonde nur zurück. „Bestehend aus einem Deutschen, einer Griechin und einem Russen, der besonderes Training in Geistmagie hat. Wenn sie etwas plant, werden wir sofort bescheid wissen.“
 

„Und er sagt, er will keinen Sohn,“ lächelte der Andere nur, sah zu der Tür, hinter der sein Kleiner schlief, wobei Nagini in dessen Nähe war. „Ich will noch mal runter und sehen, dass sie die magische Welt verlässt, sollte Harry aufwachen, ruf mich sofort.“
 


 


 


 

Hermine lächelte kalt, als sie in ihrem Zimmer im Bett lag, das erste Mal seit Jahren voll umsorgt mit frischem Tee neben sich und einem Teller frisch gebackenem Kuchen. Doch das tröstete nicht über die höllischen Schmerzen hinweg, die sie noch hatte. Vor drei Tagen hatte man ihr genommen, was ihr am Meisten bedeutet hatte. Ihre Magie, das, was sie besser gemacht hatte, als ihre ahnungslosen Menschen und der Rest ihrer beschränkten Umgebung! Sie war schon immer besser gewesen, wenn man ihr nahm, was sie so besonders machte, würde sie ihnen Alles nehmen!
 

Und ihre Eltern würden Teil ihres Werkzeuges werden. Sie hatte mit ihrem Vater und ihrer Mutter geredet, ihnen vorgeweint, dass die Hexen und Magier ihr erzählt hatten, dass sie anders sei und zu gut für Muggel, dass man diese niederen Wesen versklaven und töten solle, dass sie darauf geeicht hatte werden sollen, Menschen wie ihre guten, gläubigen, rechtschaffenen Menschen zu töten und als sie sich gewehrt habe, habe man sie verklagt, dabei wäre der Junge, den sie hatte umbringen wollen, der Schlimmste von allem! In Gottes Namen hatte sie etwas tun wollen, um diese Wahnsinnigen aufzuhalten! Einige Krokodilstränen und verletzte Blicke und sie hatte ihre Eltern da, wo sie sie als Kind schon immer gehabt hatte.
 

Die Beiden hatten sie getröstet und ihr versichert, dass sie das Richtige getan hatte. Dass sie dem katholischen Glauben entsprechend gehandelt habe, dass sie ein gutes Kind sei und es gut wäre, dass sie diese teuflischen Kräfte verloren habe. Sie müssten nur genug hohen Muggeln die Freaks zeigen, dann würde es Krieg geben und eine Schnellfeuerwaffe sei ein weit wirksameres Mittel, als ein dummer Zauberstab. Sie würden ihnen heimzahlen, dass ihre Tochter so lange gelitten hätte.
 

Seit sie wieder hier war, umsorgte ihre Mutter sie wie ein kleines Kind, redete mit ihr, las ihr aus der Bibel vor und was noch alles. Hermine ertrug es, als nötigen Teil ihrer Rache. Allein konnte sie das nicht abziehen, dieses Mal würde sie Hilfe bitter benötigen. Man hatte ihr ihre heiß geliebte Magie genommen, sie würde den Anderen alles nehmen und Potter selbst töten, langsam und grausam! Zusammen mit Riddle und Snape und Dumbledore, diesem lügenden Verräter! Das waren die Leute, die sie sehen wollte und sie wollte die Scheiterhaufen entzünden auf die diese ekligen Irren gebunden werden würden!
 

Die Augen des Mädchens leuchteten unheimlich auf, aber das war ihr nicht bewusst, während sie hämisch kicherte. Sie mochte keine Magie mehr haben, aber sie wusste sehr wohl, sie man in die Winkelgasse gelangen konnte und allein der Anblick würde reichen, um alle von der Existenz von Hexen und Magiern zu überzeugen!
 

Allein diese Pläne ließen sie vergessen, dass ihr alles weh tat. Ihr Körper schien immer noch zu brennen, das Entziehen der Magie konnte auch ohne Weiteres als Folter durchgehen und das nur wegen eines Freaks, der sich an seinen eigentlich größten Feind verhurte und so alles verriet, was je gezählt hatte.
 

„Ich werde euch zerstören, alle,“ versprach sie erneut, dann sackte sie zurück in das von Wärmflaschen bequemer gemachte Bett und erneut sank sie in einen erholsamen Schlaf.
 


 


 


 

„Harry?“, fragte Draco besorgt, er hielt beide Pferde an den Halftern, während er die alles sagenden Geräusche hinter dem Busch wahr nahm.
 

„Dein Vater ist Schuld,“ jammerte Harry nur, als sein Magen endlich aufhörte so heftig zu protestieren. Er fühlte sich immer noch so an, als müsse er sich gleich wieder übergeben, aber Harry wusste, es konnte nur noch Galle kommen.
 

„Warum ist Dad Schuld, dass du kotzt?!“, fragte der Blonde irritiert, musterte Harry aber dann mitleidig. Der Jüngere war bleich und wackelig auf den Beinen. Rasch band Draco die Zügel der Tiere an einem Baum fest, half Harry auf einen großen Stein am Wegrand und gab ihm dann einen Schluck Wasser, damit der Jüngere seinen Mund ausspülte.
 

„Weil sein Käse einfach eklig war! Das hat er doch mit Absicht gemacht! Das war gemein!“, und auch, wenn Harry wusste, dass es wirklich, wirklich mehr als albern war, musste er mit den Tränen kämpfen.
 

„Öh...,“ irgendwie fühlte Draco sich gerade schrecklich überfordert. Was war denn in Harry gefahren? Er sah den verdächtig zitternden Mund, hielt sich aber stark zurück. „Warum mit Absicht? Dad isst den Käse schon immer und wenn du ihn so wenig magst, warum hast du ihn dann überhaupt gegessen? Das war dann wohl eher saudumm von dir! Man isst nichts, was man nicht verträgt! Warum beklaust du ihn überhaupt immer?“
 

„Weil er gemein ist,“ nuschelte Harry. „Und weil ich es immer tue!“ Tja, und da war sie, die erste Träne.
 

„Also du bekommst wirklich keinen Kaffee mehr! Erst springst du rum, wie ein Schnatz, dann wirst du total... weibisch!“, ja, das war es, versicherte Draco sich selbst. Kaffee, Harry vertrug ihn wirklich nicht, immer, wenn der Andere auch nur einen Schluck davon trank, wurde er vollkommen bekloppt. Gestern hatte er erst getobt, weil ein Hauself ihm bei irgendwas hatte helfen wollen, dann hatte er geheult, weil er den Elf angefahren hatte, dann hatte er wieder getobt und sich selbst beschimpft, weil er sich für einen Schwächling hielt und am Ende hatte seine Mutter Harry einen Beruhigungstrank geben müssen, um den Jüngeren so weit zu beruhigen, um ihm einen Schlaftrank einflößen zu können.
 

„Ich kann nichts dafür!“, wimmerte Harry, der sich irgendwie gerade selbst sehr dumm vorkam und doch nicht aufhören konnte. Vor Allem, da er wusste, dass das, was er getrunken hatte, nicht wirklich Kaffee gewesen war, sondern schwarzer Tee mit etwas Sahne. Was auch eklig geschmeckt hatte. „Dein Dad hasst mich!“
 

„Tut er nicht! Schon lang nicht mehr, sonst wärest du gar nicht hier, du Dummkopf!“
 

„Du... du hast mich auch nicht mehr lieb!!“, schluchzte der Grünäugige nun verzweifelt auf. „Warum schreist du so?“
 

„Oh Merlin,“ stöhnte Draco nur. „Ich glaub, das ist nicht nur der Kaffee,“ er setzte sich neben den Jüngeren, schloss ihn in die Arme. „Ich mag dich immer noch und du bist nur so komisch drauf, weil Kaffee und die Entfernung zu Tom dir gar nicht gut tun. Das ist die Bindung, sie will nicht, dass ihr soweit voneinander entfernt seid,“ meinte der Blonde, strich durch die Haare des Anderen, wie immer darauf bedacht, den Katzenohren nicht zu nahe zu kommen. Wer wusste, so wie Harry sich benahm, würde das nur zur nächsten Krise führen.
 

Harry schniefte etwas. „Darum fühl ich mich so komisch?“, fragte er dann. „Und... du magst mich wirklich noch?“
 

„Ich mag dich, auch, wenn du im Moment echt anstrengend bist, Schlimmer, als Ron.“
 

„Tut... tut mir leid,“ flüsterte Harry. „Ich weiß selbst nicht, was los ist, “ gab er zu. „Und ich vermisse ihn...“
 

„Und dabei ist Tom erst drei Tage weg,“ seufzte Draco und überlegte sich verzweifelt, wie das weitergehen sollte. Der Minister war auf einer wichtigen Konferenz im Ausland, er hatte nicht gewollt, dass Harry sich langweilte, darum hatte er ihn nach Malfoy Manor gebracht, nur für eine Woche, aber schon am ersten Abend hatte Draco den Jüngeren in seinem Zimmer weinen gehört, als er danach rein gekommen war, hatte er den Jüngeren mit nassen Wangen und seinem Teddy im Arm gefunden, eng in sich zusammengerollt.
 

Tja, und ab gestern hatte Harry dann das zeitweilige Spinnen angefangen. So, wie gerade jetzt. Wegen eines Käsebrötchens, das er eigentlich gar nicht hätte essen sollen. Und dem Kaffee, den er aus irgendeinem Grund immer wieder zwischen die Finger bekam. Vermutlich, weil er die Hauselfen bestach.
 

Vielleicht wurde es doch Zeit, Tom zu bitten, zurück zu kommen, oder Harry zu sich zu nehmen. Das hier ging auf keine Kuhhaut. Harry hatte keinen Spaß, er konnte kaum schlafen, ihm war oft schlecht. Es war das erste Mal, seit der Jüngere versucht hatte, sich selbst vom Astronomieturm zu stürzen, dass er länger als ein paar Stunden von Tom getrennt war und offensichtlich hatte der Bund sich noch nicht genug gesetzt, um so viel Abstand zu erlauben. Blieb die Frage inwiefern das Tom beeinflusste. „Komm jetzt, Harry. Du bist ziemlich bleich. Reiten wir zurück und sehen zu, dass wir dich ins Bett bekommen.“
 

„Ich will nicht ins Bett,“ begehrte Harry auf. Er hatte in letzter Zeit wieder oft Alpträume, er vermisste den warmen Körper neben sich, die Hände, die ihn streichelten, das Kraulen. Die Gewissheit, sich in die Arme des Älteren flüchten zu können. Gestern hatte er von der Verhandlung gegen Granger geträumt, dem brechenden Zauberstab und auf ein Mal war er wieder bei den Dursleys gewesen, dann in Dumbledores Büro. Es war drei Uhr nachts gewesen, als er aufgewacht war und den Rest der Nacht hatte er damit zugebracht, aus dem Fenster zu starren.
 

„Du wirst dich hinlegen!“
 

„Wozu soll das gut sein?“, fragte Harry weinerlich und schwang sich wieder auf das Pferd, dass er ritt.
 

„Ganz einfach, zulassen, dass du vom Pferd kippst, werd ich auch nicht!“
 

Harry stöhnte, gab aber nach. Erneut fühlte er das Band in seinem Kopf nach, doch er wollte nicht zu weit gehen, Tom nicht stören. Die Sitzung war sicher wichtig und dann einfach in Gedanken mit dem Älteren zu reden, war sicher zu ablenkend für diesen. Jeden Abend fühlte er sich in den Arm genommen und fühlte sich danach oft schlechter, als zuvor. Alleingelassen in dem riesigen Bett in dem kalt wirkenden Zimmer.
 

Draco verdrehte nur die Augen, er ritt hinter Harry, nur um sicher zu gehen. Im Manor angekommen brachte er den Jüngeren ins Bett, erst dann ging er zu seinem Vater, ließ sich in dessen Büro auf einen der Stühle fallen. „Das ist nicht mehr lustig!“
 

Lucius hob eine Augenbraue. „Was ist los?“, fragte er seinen Sohn ruhig. Er war in Vertretung von Tom natürlich in England geblieben. „Hat er schon wieder Kaffee getrunken?“
 

„Jap,“ gab Draco zurück. „Und ich hab immer noch keine Ahnung, welcher der verdammten Hauselfen ihn damit versorgt! Er hat mitten beim Reiten nen Heulkrampf bekommen! Erst hat er gemeint, dass du ihn hasst und als ich gesagt habe, dass er sich das einbildet, hat er gedacht, ich hätte ihn ‚nicht mehr lieb’ Genau das waren seine Worte! Die Bindung hat sich noch nicht gesetzt und je länger diese Trennung dauert... können wir nicht den Lord holen?“, bat er dann leise. „Ich will nicht, dass Harry sich weiter in den Schlaf heult. Ich meine, er hat sogar gebrochen, er war käseweiß und hat gezittert, aber er wollte trotzdem nicht ins Bett. Ich mache mir wirklich Sorgen.“
 

„Hassen?“, fragte Lucius, fast schon etwas beleidigt. Er hasste Harry wirklich nicht. „Ich lasse zu, dass er mich beklaut, statt mit gemeinen Zaubern zu antworten!“, er hasste den Jungen schon lange nicht mehr, nicht, seit er wusste, was alles geschehen war, seit er gesehen hatte, wie gut Harry seinem Lord tat, der endlich effektiv arbeitete.
 

„Ich sag doch, er tickt langsam durch! Es ist das erste Mal, dass die Beiden getrennt sind und dann auch noch so lange! Ich glaub einfach nicht, dass Harry das noch lange durchhält,“ gab Draco zu. „Er hat schon in der ersten Nacht geweint, danach hab ich nichts mehr gehört, aber die Hauselfen sind sich sicher, dass er kaum schläft. Das kann nicht gesund sein. Und er hat doch gesagt, wir sollen bescheid sagen, wenn etwas nicht stimmt.“
 

„Du hast Recht,“ stimmte Lucius zu. „Es passt mir zwar nicht wirklich, aber wenn er sich erbricht, ist es eindeutig, dass ihr Bund sich noch nicht genug beruhigt hat,“ stimmte er zu. „Tom sollte den Jungen zu sich holen.“
 

„Ja,“ nickte Draco erleichtert. „So hat er sicher keine Ferien. Er würde vermutlich lieber stumm und still zu den Füßen von Tom sitzen, statt mit mir zu reiten. Und eigentlich sollte ich wirklich sauer sein.“
 

„In dem Fall... kann er wohl wirklich nichts dafür,“ seufzte Lucius nur. „Schläft er denn jetzt?“
 

„Ich hab keine Ahnung,“ gab Draco zurück. „Ich habe ihn in sein Zimmer gebracht, aber wenn er nachts nicht schläft, warum sollte er es dann jetzt tun?“
 

„Wo du Recht hast...“
 

„Wenn Harry geht, kann dann...?“
 

„Ja,“ gab Lucius nach. Er hatte aufgehört, zu hoffen, dass Dracos abartige Faszination für den jüngsten Sohn der Weasleys irgendwann in nächster Zeit nachlassen würde. Und je mehr er mit seinem Erben diskutierte, umso weniger ließ der sich von dem Wahnsinn dieser Verbindung überzeugen. „Aber nur er, sollte ich die Zwillinge sehen, werde ich dich höchstselbst...!“
 

„Ich verspreche, ich bringe sie nicht her,“ grinste der Kurzhaarige strahlend und stürmte los, vermutlich irgendwo zu einem Kamin, wo er mit Ron flirten konnte, die Beiden redeten jeden Tag stundenlang.
 

Dann nahm er selbst eine Hand voll Floopulver und ließ sie in die kleinen Flammen fallen...

Tabasco

Harry starrte aus dem Fenster, hinaus in den Garten. Er musste zugeben, dass er froh war, hier drin zu sein. Ihm war immer noch etwas schwindelig von seinem protestierenden Magen, der sich auch nur langsam beruhigen wollte, er hatte immer noch das Gefühl, jederzeit zum Klo rennen zu müssen, doch er beherrschte sich. In seinen Armen lag sein Teddy und wieder einmal überlegte er, ob er nicht doch... nur ein bisschen... mit Tom reden sollte, eine kleine Weile dessen Stimme hören, wenn auch nur in seinem Kopf. Er wusste, danach würde es noch schlimmer sein, die Augen zu öffnen und zu wissen, dass er wieder allein war, doch er brauchte es, die Stimme seines Geliebten.
 

Andererseits war Tom auf einer wichtigen Konferenz der Staatsoberhäupter und vielleicht würde er Andere verärgern, die Tom für schwach halten würden, weil er so ein Jammerlappen war. Also sah er wieder mal davon ab. Heut Abend, Tom würde sich heut Abend wieder bemerkbar machen. Bis dahin konnte er noch durchhalten.
 

Harry spielte sogar mit dem Gedanken, sich ins Bett zu legen, doch er mochte nicht allein da liegen, selbst, wenn die Hauselfen ihm immer Wärmflaschen ins Bett legten, damit es nicht so kalt war, er fühlte sich trotzdem so, als würde er frieren. Wortlos streckte er seine Hand aus, sah, wie die Decke auf ihn zuflog, wickelte sich dann in sie ein.
 

War das alles wirklich diese Bindung? Musste wohl so sein, obwohl... er hatte sich auch damals so miserabel gefühlt als er dachte, dass Tom ihn weggegeben hatte. Na ja, so schlimm fühlte er sich noch nicht, aber viel schien auch nicht mehr zu fehlen. „Ich wünschte, du wärest hier, “ flüsterte er müde, küsste seinen Grizzly und starrte wieder in den Garten. Er war müde, ihm war zum Heulen, er verstand sich selbst nicht mehr. Es war Irgendwie Alles zu viel. Er war so müde, aber seit Tom weg war, hatte er wieder jede Nacht schlechte Träume. Wirklich schlechte Träume.
 

Und doch... er konnte sich nicht wehren, als seine Augen ihm schließlich zufielen, mehrfach kämpfte er sie noch auf, doch dann blieben sie geschlossen. Sein Kopf rollte gegen die Scheibe, doch der Griff um Decke und Teddy lockerte sich um keinen Deut.
 

So fand Tom ihn, als er in das Zimmer seines Gefährten hastete. Er war froh, dass er der Sekretärin unter Todesdrohungen verboten hatte, jemanden, der ihn wegen Harry sprechen wollte, abzuwürgen. Er hatte sofort Gewissensbisse bekommen, als er gehört hatte, wie es seinem Kleinen ging. Er selbst hatte gewisse Probleme gehabt, nicht konstant mit dem Jüngeren zu reden, manchmal hatte er gemerkt, wie einsam sich Harry fühlte, vor allem Abends hatte er ihm dann eine Art mentaler Umarmung geschickt, aber das schien nicht wirklich genug gewesen zu sein.
 

Er hatte – mal wieder – vergessen, wie jung Harry war und wie anhänglich durch seine gewaltgeprägte Vergangenheit. Lautlos schloss er die Tür hinter sich, trat zu der Fensterbank auf der Harry halb lag, halb saß und strich vorsichtig mit einem Finger über dessen Wange. Kein Fieber, er war nur etwas bleich.
 

Sanft hob Tom das kleine Bündel hoch, trug Harry zum Bett, legte ihn hinein, richtete die Decke um ihn, streifte sich die Schuhe ab, befreite sich von Robe und Weste und legte sich dann zu seinem Geliebten, strich zärtlich über dessen Handfläche. Augenblicklich wandte der Schlafende sich ihm zu, der Teddy rollte auf die andere Seite und stattdessen legte sich der bisher eingerollte Schwanz um Toms Bein, während der Jüngere sich eng an ihn drückte, leise seufzte und sich langsam entspannte. „Dummkopf,“ flüsterte Tom zärtlich: „Du hättest doch nur was sagen müssen...“
 

Daran, dass er die Konferenz verlassen hatte, dachte er noch nicht mal. Es war ihm eigentlich herzlich egal, wenn er ehrlich war. Wenn er morgen zurück sein würde, wäre es immer noch früh genug, denn heute hatten sie, wie die letzten beiden Tage, nur über Nebensächlichkeiten geredet und Höflichkeiten ausgetauscht. Etwas, wofür er noch nie die Nerven gehabt hatte. Viel lieber beobachtete er die noch so kleinen Regungen auf dem vertrauten, schmalen Gesicht. Wenn die Stirn der Jüngeren sich im Traum in Falten legte, wenn seine Ohren immer mal wieder zuckten.
 

Er lächelte einfach nur, fuhr die Züge nach und hielt Harry mit der anderen Hand an sich gedrückt, wobei er feststellte, dass er auf was Warmen lag. Verwirrt rief er es zu sich – und erkannte die Wärmflasche. Wozu bei Merlin brauchte man im Juli eine Wärmflasche? Und nicht nur Eine, sondern mindestens zwei, wie er kurz danach feststellte, dann aber erinnerte er sich, dass einer von Lucius’ Punkten gewesen war, dass Draco und die Hauselfen ihm gesagt hätten, dass sein Geliebter dauernd fror. Nun ja, auch er fand es schöner, wenn er den Anderen nachts im Bett gehabt hätte, das ihm tatsächlich immer kalt vorgekommen war, nur hatte es ihm offensichtlich nicht so viel ausgemacht, dass er auf eine Fensterbank ausgesiedelt war. Er merkte nicht, wie die Zeit verging und der späte Morgen vom Mittag zum Nachmittag wurde. Das wurde ihm erst bewusst, als der Jüngere begann, sich mehr zu bewegen, wie immer, wenn er kurz vor dem Aufwachen stand und er dann mal einen Blick auf die Uhr warf. Er lachte einfach nur leise, strich weiter über dessen Züge, küsste Harrys Nase. „Wird auch allmählich Zeit,“ spornte er seinen Geliebten an. „Du hast dich schon wieder erfolgreich ums Mittagessen gedrückt, beim Abendessen lasse ich das nicht durchgehen...“
 

Es war warm, stellte Harry ein wenig verstört fest. Ein Gefühl, dass er die letzten Tage sicher nicht gehabt hatte. Herrlich warm und bequem, er hatte nicht das Bedürfnis, aufzuspringen und sich selbst unter der Dusche zu kochen oder so. Und das war eigentlich sehr, sehr seltsam, beschloss er für sich. Er kuschelte sich immer noch erschöpft an die Wärmequelle. Draco hatte Recht gehabt, so ungern er es zugab, er hatte etwas Schlaf gebraucht, nach der Brechattacke im Garten, aber das machte es nicht besser. Obwohl – er fühlte sich nicht mehr so, als müsse er beim Aufstehen auf seinen Kreislauf achten und als wäre der einzige Ort an dem ihm warm war, das Gelenk, um das sich das Bindungsarmband schlang. Ein Grund, sich am Besten nicht zu bewegen und die Wärme zu nutzen, bevor sie verschwinden würde.
 

Tom lächelte, als er beobachtete, wie Harry versuchte, seinen Kopf tiefer in seiner Seite zu vergraben. Er küsste ihn auf die Nasenspitze. „Komm schon, du hast genug geschlafen und hab ich etwa keine Begrüßung verdient?“, fragte er verspielt.
 

Was? Er lag nicht allein im Bett!? Was sollte das? Er mochte es nicht, zu Anderen zu kriechen, außer zu Tom! Schon allein, weil er sich dafür schlicht zu alt fühlte! Automatisch versteifte er sich, riss die Augen auf – und versank fast in dem Purpur direkt vor ihm. „Tom?“, flüsterte er. Toller Traum aber daran, wie er sich beim Aufwachen fühlen würde, machte er gar nicht denken.
 

„Dummkopf,“ schalt Tom nur wieder, hob Harrys Kopf und küsste ihn etwas. „Du bist wach,“ fügte er an. „Na ja, zumindest so ziemlich, soweit ich mich das zu beurteilen traue.“ Er lächelte, strich durch Harrys Haare, ohne aber die Ohren zu berühren.
 

„Was...?“ Kein Traum? Aber wenn das kein Traum war, dann musste es bedeuten...!
 

„Dass ich hier bin, ja, bilde ich mir ein,“ grinste der Langhaarige erneut, stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und sah auf den Jüngeren herab, strich erneut über dessen Gesicht, über die Falten auf der Stirn.
 

„Aber... ich hab ihnen gesagt, dass... sie sollten dich nicht stören!“
 

„Nicht das schon wieder,“ bat Tom nur, küsste Harry erneut. „Du bist mir wichtiger, als ein paar Trottel, die seit drei Tagen nichts Anderes machen, als sich gegenseitig Honig ums Maul zu schmieren, statt sich endlich mal um ihre Probleme zu kümmern. Und du verträgst eine so lange Trennung offensichtlich noch nicht,“ er küsste Harry auf die Nasenspitze. „Also hat Lucius mich gerufen und ich werde dich mitnehmen,“ fügte er an. „Ich denke, ich habe was, womit du dich beschäftigen kannst, während ich mich um Idioten kümmern muss.“
 

„Tom...,“ flüsterte Harry. Kurz überlegte er, ob er Lucius weiter innerlich beschimpfen sollte, er hatte nicht gewollt, dass der Andere von der Arbeit weggeholt wurde, aber andererseits war er viel zu froh, dass der Ältere da war.
 

„Immer noch,“ lächelte der Ältere, während er hörte, was der Jüngere dachte, vor allem, da der überhaupt keine Anstalten machte, es irgendwie zu verstecken. Er beugte sich erneut herab, küsste den Jüngeren sanft, spielte mit dessen Fingern. „Du musst Draco und Lucius wirklich in den Wahnsinn getrieben haben,“ fügte er, durchaus amüsiert, an. „Sie waren verzweifelt, als er mich gerufen hat. Vor allem, da du dich übergeben hast.“
 

„Verräter!“, empörte Harry sich. „Draco sollte seine Klappe halten! Das war nur der dumme Käse, den sein Vater gegessen hat! Das hab ich ihnen immer wieder gesagt!“
 

„Das hat es ausgelöst, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dir schon vorher zumindest nicht sonderlich gut war, “ argumentierte Tom ruhig, küsste seinen Geleibten erneut, lächelte ihn an. „Keine Sorge, das ist...“
 

„... eine Reaktion auf die Trennung, das hat Draco schon gesagt,“ grummelte Harry, sah den Anderen dann schalkhaft an. „Und da du jetzt hier bist... meinst du nicht, dass ich... wir...“
 

Tom lachte nur, er bewegte sich, so, dass er halb über dem Jüngeren lag. „Oh, ich denke eine Menge, aber ich will es auch nicht übertreiben, “ hauchte er, während seine Hand doch unter Harrys Kleidung glitt. Er hatte in seinen eigenen Augen viel zu lange auf etwas Spaß verzichtet...
 

Schließlich lagen sie Beide nackt im Bett, mit sichtlich zufriedenen Gesichtern, Harry lag auf der Brust des Älteren, er fühlte sich beruhigt, nun, wo er wusste, dass Tom wirklich da war. Er hatte es gefühlt, mehr als deutlich. Er genoss die Finger, die seine Ohren streichelten, während er zufrieden schurrte, während sein Schwanz sich faul hin und her bewegte. Ja, jetzt ging es ihm wieder gut, schloss Harry für sich. Ihm war weder schlecht noch schwindelig, sondern er war durch und durch zufrieden.
 

„Wir sollten aufstehen,“ merkte Tom leise an.
 

„W’rum?“
 

„Weil ich denke, dass du dich von Draco und Lucius verabschieden solltest.“
 

„Wohin gehen wir?“, fragte der Jüngere nur.
 

„Ich muss wohl oder übel zurück zu der Konferenz.“ Er merkte, wie Harry sich versteifte, küsste ihn sanft: „Ich habe aber vor, dich mitzunehmen, ich lasse dich nicht allein.“ Er lächelte beruhigend. „Ich habe doch gesagt, ich denke, dass ich etwas habe, womit du dir die Zeit totschlagen kannst und wenn dir fertig sind, können wir uns zusammen umsehen. Griechenland hat ein paar wirklich hübsche Sehenswürdigkeiten.“
 

Sofort kehrte das Strahlen in Harrys Gesicht zurück und er nickte. „Ja,“ meinte er nur und setzte sich auf, so, dass Tom aufstehen konnte. Was der auch tat, ihm wurde eine Hand hingehalten, die er ergriff, sie duschten zusammen – was noch einmal recht zeitaufwendig wurde, da sie sich gegenseitig... ablenkten, anschließend suchte Tom dem Jüngeren gute Magierkleidung heraus.
 

Harry verabschiedete sich, entschuldigte sich – bei allen, sogar bei Lucius, umarmte Draco und Narcissa, gab dem Oberhaupt der Familie die Hand und folgte Tom durch den Kamin.
 

Tom landete sicher, wandte sich dann um und fing Harry auf, wobei er wieder mal grinsen musste. Der Jüngere würde es nie, wirklich nie lernen, mit Würde aus einem Kamin zu schreiten.
 

‚Wenigstes bin ich nicht auf der Nase gelandet!’
 

‚Dieses Mal,’ schränkte Tom ein, ließ Harry wieder los, als der sicher stand und musterte die Sekretärin, die ihn anstarrte, wie einen Thestral mit vier Köpfen oder so. „Was?“, fragte er dann missgelaunt, zog Harry an sich.
 

„Keine... private Begleitung... erlaubt,“ stotterte die Frau. Sie war schon wenig begeistert gewesen, als der Kerl auf ein Mal verschwunden war, doch das war die Höhe! Brachte er ein Kind mit hierher!
 

„Harry wird bei mir bleiben,“ blaffte er nur, trat zurück in den Raum, wo die Anderen gerade ihr Essen vor sich hatten und setzte sich auf seinen Platz, als wäre es nichts Besonderes, Harry auf seinem Schoß.
 

„Minister Riddle! Das ist wohl kaum angebracht!“
 

„Ich werde ihn nicht von meiner Seite lassen,“ gab Tom ruhig und unbeeindruckt zurück. „Immerhin teilen wir einen Seelenbund über zwei Leben hinweg und ich habe jedes Recht der Welt, ihn in meiner Nähe zu behalten, die bisherige Trennung hat ihm so schon übel genug mitgespielt! Und halten Sie Ihren Neid zurück,“ fügte er eisig an. „Ich kann allerdings auch einfach gehen!“
 

„Das wird nicht nötig sein,“ konterte die ungarische Ministerin, die den Jungen fasziniert beobachtete. Er war in feine Kleidung gehüllt, schulterlange Haare waren ordentlich gekämmt. Gut, die Ohren waren wirklich gewöhnungsbedürftig, aber... er war eine kleine Schönheit. Sie kannte die Geschichte Englands, ihre Mutter war beim ersten Krieg aus dem Inselstaat geflohen und natürlich hatte sie die Geschichte dort immer weiter verfolgt. Auch das Kind, dass man gezwungen hatte, die Kriege Erwachsener auszubaden. Der Junge mit den traurigen Augen. Und jetzt saß er da, er fühlte sich unter ihrer aller Blicke nicht wirklich wohl, spielte mit seinem Bindungsreif, an die Brust des Älteren gelehnt.
 

Tatsächlich fühlte Harry sich gerade schrecklich fehl am Platz. Weit über die Hälfte der Anwesenden schickten ihm böse Blicke, er schloss die Augen, um sie nicht sehen zu müssen. Was hatten die denn Alle gegen ihn?
 

‚Sie sind eifersüchtig,’ kam es prompt zurück. ‚Wir haben etwas, dass sie nur als Märchen kennen und das uns Beiden mehr Macht verleiht, als sie je haben werden. Sie wussten es vorher, aber es zu sehen, ist immer etwas ganz Anderes.’
 

‚Warum?’, fragte Harry wieder, er verstand es nicht! Wollte denn niemand ihm ein wenig Glück gönnen? Warum wollten sie alle, dass er unglücklich war? Was war so toll daran, was geilte sie so auf? Er wollte doch nur... glücklich sein, etwas, mit Tom! Und er tat auch alles dafür!
 

„Schhh,“ flüsterte Tom leise. ‚Menschen sind so,’ gab er emotionslos zurück. ‚Viele ertragen es nicht, wenn Andere besser sind oder etwas Besseres haben, als sie selbst.’ Dann sah er abrupt auf, traf den Mann, der so herumgeschrien hatte, mit einem bohrenden Blick. Ein Franzose. Warum wunderte ihn das nur nicht: „Sie kennen Harrys Geschichte,“ knurrte er eisig. „Und Sie missgönnen ihm tatsächlich das Glück, das er gefunden hat? Nach allem, was er erleiden musste? Sie wollen, dass ich ihn zurückbringe und ihn weiter leiden lasse?! Meine Abwesenheit hat ihn krank gemacht! Bei den wenigen Legenden, die es über das Phänomen gibt, das wir teilen, ist davon die Rede, dass Trennungen über einen längeren Zeitraum als einige Stunden schon schädlich sein können! Und dass diese Phase jahrelang andauern kann! Was macht es, wenn er hört, wovon wir reden? Ich habe keine Geheimnisse vor ihm! Er würde es ohnehin erfahren!“
 

Harry schüttelte nur den Kopf. „Ich... kann raus gehen und da... lesen,“ flüsterte er nur und wollte aufstehen, doch sofort verhärtete sich der Griff um seine Taille.
 

„Du bleibst, wo du bist,“ gab Tom ruhig zurück, küsste seinen Gefährten sanft auf die Stirn. „Diese Idioten haben keinerlei Rechte, dich woanders hin zu ordern, nicht wahr, Madame?“, fragte er die Ungarin.
 

„Ja,“ gab die Frau ohne zu zögern zurück und lächelte entschuldigend. „Lass dich von denen nicht abschrecken, junger Mann,“ schlug sie vor, orderte eine Hauselfe mit einem weiteren Essen. „Ich leite dieses Konzil und du kannst gern bleiben.“
 

Harry lächelte der Frau zu, ließ sich dann von Tom einen Bissen zuschieben. Er lehnte sich einfach an den Älteren, hörte zu, als die Gespräche aufkamen und fragte sich, was nun so wichtig war, denn die schienen Alle nur um den heißen Brei herum zu reden.
 

‚Tun sie.’
 

‚Dann sag was,’ forderte Harry den Anderen auf. ‚Sonst kommst du hier nie raus. Und ich mag die Hälfte von denen nicht!’
 

„Es reicht!“
 

Verdattert wandten alle Tom zu.
 

Was ist?“
 

„Ganz einfach, wir sind nicht hier, um uns gegenseitig Honig ums Maul zu schmieren, sondern um zu besprechen, wie wir effektiver zusammenarbeiten können, unter Anderem durch Muggeltechnologie! Wir wissen alle, wo unsere Stärken liegen! Es sind unsere Schwächen, die wir diskutieren sollten!“
 

Stille.
 

‚Ich glaub, das hat gesessen.’
 

Tom grinste, strich über Harrys Haare. ‚Hat es, aber du hast Recht, das ist nicht zu ertragen.’
 

Tatsächlich, endlich, endlich kam Schwung in die Sache. Harry hörte zu und da er erschütternderweise derjenige mit der meisten Ahnung über Muggelkultur war, riet er Tom immer mal wieder etwas, das erstaunlicherweise auch gut aufgenommen wurde. Es schien, als würden diese Leute dazu übergehen, ihn zu ignorieren, ihn in Ruhe zu lassen, um des lieben Friedens Willen. Zum Glück...
 


 


 


 

Wütend lief Albus in der schäbigen, kleinen Hütte auf und ab. Es war kaum mehr, als Lupin früher besessen hatte, eine Hütte mit nur einem einzigen Raum, einem kaum annähernd ausreichenden Bad oder sonst etwas, doch es war im Moment sein letztes Versteck, sein einziger Zufluchtsort. Der Ort, an dem er das letzte Mal vor siebzig Jahren gewesen war.
 

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„Albus? Albus! Was tust du da? Warum tust du das?!“, rief die Frau, sie war mittleren Alters mit welligen, braunen Haaren, die gerade offen herab hingen, in ihren Händen war kein Zauberstab, keine Waffe, sie versuchte, zu verstehen, was da vor sich ging, doch sie war sichtlich überfordert, mit dem Anblick ihres Sohnes, der den Zauberstab auf sie gerichtet hatte.
 

„Was ich tue?“, fragte Albus eisig. „Dir die Nachricht vom Tod deines Mannes bringen.“
 

„Was...? Albus, wie konnte das geschehen?“, fragte die Frau, während Tränen sich in ihren Augen bildeten. Wir waren dabei, den Krieg dank Grindelwald zu gewinnen! Der Mann vertraut uns! Wo ist es schief gelaufen?!“
 

„An dem Punkt, wo er mir lästig wurde, er, Grindelwald... und ehrlich gesagt auch du,“ gab der Mann eisig zurück, sein Blick aus den kalten blauen Augen durchbohrte die Frau, die ihn unter Schmerzen auf die Welt gebracht hatte. Er, der zweitgeborene Sohn, nie hatte sie ihn wirklich geliebt, immer war es nur um Alberforth gegangen oder um seine dumme Schwester und deren Blage, das er hinter dem Rock seiner Mutter hervorlugen sah. Grindelwalds Bastard, einer von vielen und einer,, den er tatsächlich beseitigen konnte. Mit einem Zauber ließ er das Kind schweben – und ließ es fallen, zwang seine Mutter, zuzusehen, wie das Kind schrie, weinte und wie dessen Kopf auf den harten Steinen des Bodens zerschellte, es seufzte noch ein Mal, dann war es tot.
 

„Du... hast deinen eigenen Neffen umgebracht!“
 

„Ich habe die Welt von einem kranken Bastard gesäubert,“ korrigierte Albus, noch immer vollkommen ruhig. Es war das siebte, oder nein, Moment, es war das achte Bastardkind, dessen Schädel ich heute zerschmettert hatte, bedenkt man, dass meine Hure von Schwester schon wieder dabei war, sich fortzupflanzen.“
 

„Du!“, flüsterte die Frau in grausamer Erkenntnis, ihren Blick immer noch auf das unschuldige, tote Kind gerichtet. Sanft hob sie den kleinen Körper auf, drückte ihn an sich: „Du hast uns alle verraten! Wir haben dir vertraut! Warum? Was haben wir falsch gemacht?!“
 

„Ihr habt mir nie vertraut,“ blaffte Albus ungnädig. „Ich war nur der Zweitgeborene, nicht der Erbe und kein Mädchen, dass d uverhätscheln konntest, du hattest schon immer Angst vor mir! Deinem Sohn! Weil ich andere Augen hatte, als der Rest! Du hast mich aus der Familie ausgeschlossen! Ihr habt bestimmt, was ich zu glauben habe! Pah! Ich will keine Separation von Muggeln! Ich finde sie nützlich! Sie machen gute Sklaven! Sie lassen sich leicht leiten! Sie sind dumm und himmeln einen an, wenn man ihnen ein paar Körnchen hinwirft! Ich liebe es, wenn sie mich ansehen, wie ihren Gott! So, wie die Zauberer es getan haben, als ich ihnen gesagt habe, dass ich Grindelwald umgebracht habe! Sie singen Loblieder auf mich! Sie nehmen mich zur Kenntnis! Sie werden mich verehren, wie ihr es hättet tun sollen! Du, liebe Mutter, passt aber nicht in mein Konzept!“
 

Ruhig stellte die Frau sich auf, das immer noch warme Kind an sich gedrückt, die Augen auf ihren verrückt gewordenen Sohn gerichtet. Was er sagte, war Unsinn. Sie hatte Albus geliebt und gehätschelt, aber der Junge war eifersüchtig geworden, sobald sie nur so viel getan hatte, wie sich umzudrehen. Und dann... dann hatte er begonnen, sich zu verändern, die früher dunkelblauen Augen waren zu Eis geworden, kalt. „Dann töte mich,“ gab sie ruhig zurück. Sie war eine tapfere, leidgeprüfte Frau, die ohnehin alles verloren hatte. „Aber sei dir bewusst, dass auch du irgendwann Rechenschaft ablegen musst. Man wird dich zerstören, so, wie du Leben zerstört hast, Sohn. Wie du deine Familie getötet hast, wirst du verraten und getötet werden.“
 

„Ich nicht!“, lachte Albus nur. „Ich töte meine Feinde, bevor sie alt genug sind, mir etwas anhaben zu können, Mutter!“, gab er nur zurück. „Ich werde reich und berühmt sein! Ich werde mehr besitzen, als ihr, bevor ihr geflüchtet und im Elend versackt seid, wie die Feiglinge, die ihr seid! Ich werde bekommen, was ich will! Immer! Avada Kedavera!“
 

Ohne einen Laut von sich zu geben, stand die Frau unbewegt da. „Du tust mir einfach nur leid, du fehlgeleiteter Dummkopf,“ das waren ihre letzten Worte, bevor sie leblos in sich zusammen sackte, das tote Kind immer noch schützend an sich gedrückt.

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Albus hatte den Ort seither gemieden, denn immer, wenn er hier war, hörte er die Prophezeiung seiner verfluchten Mutter, der Frau, die ihn nie geliebt hatte und die, statt ihn zu umarmen, mit einem toten Bastard in den Atmen gestorben war und ihn noch mit ihren letzten Worten beleidigt hatte.
 

Und nun schien es, als habe das Schicksal ihn eingeholt und der letzte Fluch seiner Mutter habe ihn getroffen, denn auch, wenn er es nicht wahrhaben wollte, er war verraten worden, auf für ihn schreckliche Weise, er war geächtet, weg von der Öffentlichkeit, die ihn doch einmal so verehrt hatte, die ihm blind gefolgt war, ohne Fragen zu stellen.
 

Aber er würde sich nicht fertig machen lassen! Im Leben nicht! Er würde seine Macht zurück erhalten! Er hatte immer noch Leute, die treu zu ihm standen und die arbeiteten schnell, um ihm zu helfen, es kamen immer wieder neue Leckerbissen per Eule, er wurde versorgt und dafür, dass die Hütte eigentlich wirklich ärmlich war, hatte er sie sich bequem eingerichtet. Er konnte sich ja in seiner Erinnerung an dem verformten Kopf des Bastards erfreuen – oder des dummen Gesichts seines Vaters und Grindelwalds, als er die Beiden einfach mal eben so schnell umgebracht hatte...
 


 


 

„Endlich!“, lachte Tom erleichtert, als sie wieder in ihrem Zimmer waren, er hielt Harry immer noch in seinen Armen. „Endlich sind wir wieder zu Hause! Ich dachte schon, ich werde wahnsinnig! So viel Dummheit gehört wirklich verboten!“
 

Harry nickte nur zustimmend. Er hatte immer gedacht, dass man sich in Hogwarts um nichts und wieder nichts streiten würde, aber das war ja der reine Horror gewesen. Aber die Zeit, die sie in den Ruinen und auf den Märkten verbracht hatten, hatte das wieder wett gemacht, das Meer war toll gewesen, das Essen lecker... aber er fürchtete, der Fischspieß auf dem Markt war ein Fehler gewesen, vielleicht eine leichte Lebensmittelvergiftung, auf jeden Fall hatte sein Magen sich bitter beschwert. Es hatte zwar schnell aufgehört, aber es kam immer mal wieder zurück. Was wirklich lästig war. Doch bisher hatte er es verstecken können, er hatte nicht riskieren wollen, dass Tom den armen Straßenverkäufer umbrachte. Oder schlimmer, dass er wieder von irgendwem gepiekst und untersucht werden würde. „Musst du in den Ferien noch mal weg?“, fragte er dann.
 

„Nein,“ beruhigte Tom seinen Geliebten. „Nichts Langes auf jeden Fall, der Rest der Ferien gehört allein uns.“
 

„Das ist gut,“ lächelte Harry, wandte sich in den Armen des Älteren um und küsste ihn verlangend. „Ich hoffe, du hast nicht vor, jetzt zu sagen, dass du Lucius anrufen willst?“
 

„Ich denke... das kann... noch einige Momente warten,“ hauchte Tom, begeistert, als Harry begann, ihn zu küssen und seine Knöpfe zu öffnen. Er liebte es, wenn der Jüngere von sich aus fordernder wurde. Doch genau in dem Moment röhrte der Kamin, gerade, als er dabei war, dem Jüngeren das Oberteil auszuziehen und sein Tränkemeister trat aus den Flammen. Toll, wirklich!
 

„Ich hoffe bei Merlin, dass das wichtig ist!“, zischte er aufgebracht. „Severus?“
 

„Kein Sex vor mir,“ war das Erste, was der Mann nur sagte.
 

Tom verdrehte die Augen, er holte seine Hand unwillig aus Harrys Hemd heraus, dachte aber gar nicht daran, damit aufzuhören, den Hals des Jüngeren zu beknabbern. „Nun?“, hakte er nach. „Was genau ist denn nun los? Falls du es nicht merkst – wir waren Beide gerade sehr, sehr gut beschäftigt!“
 

Severus verdrehte nur die Augen. „Lucius schickt mich, ich soll euch zum Abendessen einladen. Heute, jetzt, sozusagen. Ich denke, er will dich auch in alle Fortschritte einweihen, bevor ihr verschwindet. Und er dachte, während ihr Beide redet, können sein Sohn, Ron und Harry die Hauselfen terrorisieren oder so. Er wusste, wenn er mich nicht jetzt schickt, tauchst du nicht mehr bei ihm auf.“
 

Tom verdrehte entnervt die Augen. Er hatte doch gewusst, es brachte nur Ärger, zu hoffen, dass niemand ihn stören würde. Doch er wusste auch, dass Severus Recht hatte und das störte ihn erst so richtig. „Schon gut, “ knurrte er. „Wir sind in einer Stunde da.“
 

„Nix da, er sagte in ein paar Minuten! Du wirst Harry also loslassen, so, dass er ins Bad kann, um sich wieder herzurichten, du wirst dein Hemd wieder richten und dann werden wir zusammen direkt zu ihm flooen!“
 

Harry kicherte nur, er küsste den Älteren auf die Nasenspitze, machte sich sanft los. Seine Lust war ohnehin in dem Moment verschwunden, als er gemerkt hatte, wer eingefallen war. „Ich mach mich fertig,“ versprach er und verschwand ins Bad, um sich wieder herzurichten.
 

Tom sah dem Anderen hinterher, er seufzte, richtete sich aber dann vor dem Spiegel. „Du kannst die Stimmung aber auch kaputt machen,“ knurrte er.
 

„Kein Sex vor mir!“ beharrte Severus nur, der selbst durchaus über Toms kindisches Verhalten amüsiert war. „Aber mal was Anderes – hat die Konferenz denn was gebracht?“
 

„Mehr als ich zu hoffen gewagt habe,“ gab der Andere zu und sah in Richtung Schlafzimmer. „Wir wurden international weder anerkannt, da ich dafür sorge, dass alles modernisiert wird, wir können wieder problemlos Handelsbeziehungen aufnehmen, ohne horrende Zollsummen abblättern zu müssen und auch andere Dinge klappen endlich so, wie sie es sollten.“
 

Severus nickte: „Wenigstens etwas,“ meinte er und sah dann auf, als Harry zurückkam. „Und jetzt kommt, ich habe keine Lust, dauernd den Ärger zu bekommen, der für euch bestimmt ist!“
 

Harry runzelte die Stirn. Was sollte das denn bedeuten? Welchen Ärger? Mochte Lucius ihn doch nicht? Nein!, verbot er sich selbst. Er würde nicht schon wieder anfangen, so komisch zu denken! Er schnappte sich Toms Hand und ließ sich von ihm durch das Feuer zerren, wobei sie auf der anderen Seite von Lucius und Narcissa begrüßt wurden.
 

„Und?“, fragte der Blonde grinsend.
 

„Eine Minute später und ich hätte alles tun können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen,“ knurrte Severus nur. „Ich hätte sie sicher nicht bekommen. Und ich kann mich selbst obliviaten...“
 

„Armer Sevvie,“ zog Lucius seinen besten Freund nur auf, er war erleichtert, dass Harry sich offensichtlich von dem letzten Zwischenfall gut erholt hatte. Das war immerhin etwas. Und auch Tom sah, wenn auch etwas frustriert, doch überwiegend ganz zufrieden aus. „Also gehen wir essen.“
 

Essen! Hunger! Harry grinste, als sein Magen zu knurren begann, was die anderen Anwesenden zum Lachen brachte, er war auch der Erste, der saß und erwartungsvoll auf den Tisch starrte, bis das Essen endlich auftauchte und der sich fleißig bediente.
 

„Und?“, fragte Lucius nach dem ersten Gang. „Wie lief es? Sind die Handelsbeziehungen wieder offen?“
 

„Ja,“ nickte Tom. „Nachdem diese Idioten aufgehört haben, sich gegenseitig Honig ums Maul zu schmieren, konnte man sogar verhandeln. Außerdem haben sie Interesse an unseren Forschungsergebnissen über den Wolfsbann gezeigt und werden dich, Severus, dabei unterstützen, vielleicht sogar eine Heilung für Lykantrophie zu finden. Mit seltenen Zutaten und Geldzuschüssen, so erforderlich.“
 

Severus nickte einfach nur.
 

Harry bekam von dem politischen Geplänkel herzlich wenig mit, er war zu beschäftigt, alles Mögliche in sich hinein zu stopfen in einer durchaus teilweise mehr als fraglichen Reihenfolge. Aber er hatte Hunger und so schlecht schmeckte Fleisch mit Orange gar nicht, wie er feststellte. Nur am Ende hörte er mit halbem Ohr, dass es scheinbar bei den Muggeln gewisse Probleme zu geben schien, was das Geheimhalten der magischen Gesellschaft anging. Erst beim Nachtisch wurde er wieder aufnahmefähiger, dann aber hatte das Gespräch sich wieder einem anderen Thema zugewandt. Zu der Reise, die sie, also Tom und er, nach diesem Tag beginnen wollten.
 

Eigentlich.
 

„Es wird nichts,“ stellte er leise fest. „Tom, wenn es Probleme gibt, musst du erst mal hier bleiben,“ schlug er vor. „Wir können jederzeit mal eine Reise machen, aber erst mal muss hier alles sicher sein, meinst du nicht? Wir können doch auch hier tolle Ausflüge machen!“
 

Überrascht sah Tom zu seinem Geliebten, lächelte dann und zog ihn zu sich auf den Schoß. Da hatte er den Jüngeren ohnehin am liebsten. Er strich leicht durch die etwas wirren Haare, nickte dann. „Du bist vernünftiger, als du in seinem Alter sein solltest,“ flüsterte er, küsste den Jüngeren ausgiebig, wandte sich dann an Lucius. „Sieht so aus, als würde ich selbst hier sein, um die Probleme in den Griff zu bekommen,“ seufzte er dann.
 

Der Blonde nickte, er war sichtlich erleichtert.
 

Es war Narcissa, die das alles mehr als interessiert beobachtet hatte. Schon seit Harry aufgetaucht war, da sie sich gewundert hatte, als ihr Sohn und anschließend ihr Mann sich beklagt hatten, wie seltsam der Junge sich benommen habe, da die Bindung sich nicht gesetzt habe. Sie hatte beobachtet, wie Harry, Früchte und Fleisch auf ein Mal gegessen hatte, was er sonst nie tat. Kurz kam ihr ein Gedanke, den sie aber dann als Unsinn abtat. Vorerst. Sie würde das alles hier beobachten...
 


 


 

„Also, was genau ist nun so lustig?“, fragte Bella neugierig, bevor sie genießerisch an ihrer Tasse Kaffe nippte. „Du hast mich mit dem Brief wirklich neugierig gemacht! Und jetzt lass mich nicht zappeln!“
 

Narcissa lachte leise. „Es ist das Beste, was ich je herausgefunden habe, “ erklärte sie nur „Es ist zu komisch! Und niemand, absolut niemand scheint sein Hirn beieinander zu haben und einfach mal die Fakten zu sehen!“
 

„Was ist denn nun? Sei nicht so gemein!“
 

„Vorgestern hatten wir Besuch, Harry war tagsüber hier, weil Tom etwas mit den Auroren zu bereden hatte.“
 

„Und? Dass er Lucius beklaut, ist ja nun nicht wirklich etwas Neues...“
 

„Das meinte ich auch weniger.“
 

„Was denn dann?“
 

„Nun, sicher hat er dir doch schon vorgeklagt, dass Harry sich in letzter Zeit schrecklich benimmt, oder?“, fragte die Blonde mit einem Grinsen um den Mundwinkel.
 

„Die Sache mit dem Bund, der sich nicht beruhigt? Oh ja, auch, wenn es eher Rudolphus und Rastaban sind, die sich das anhören müssen und die sich dann bei mir ausweinen. Warum? Hat er einen neuen Hammer gebracht?“
 

„Nun, gestern kam eine Hauselfe vollkommen aufgelöst zu mir und hat mir erzählt, dass Harry Rotz und Wasser geheult habe, weil er nicht wisse, was Tabasco ist, oder wie man ihn denn herstellen könne, dabei sei aber genau das es, was er nun unbedingt haben wolle, um seinen Saft etwas zu würzen, sowie seinen Nachtisch. Es war eine der neuen Hauselfen, sollte man dazu sagen...“
 

„Tabas...? Das ist ein Scherz, oder?“, fragte Bella ungläubig. „Das eklige Zeug, das du dir immer rein gekippt hast, als du mit Draco schwanger warst? Von dem Lucius immer schlecht geworden ist und das du Rastaban mal in die Augen gekippt hast, weil er dich fett genannt hat?“
 

Narcissa grinste nur und nickte dann. „Ja, daran musste ich auch denken und zum Glück hatte ich, wenn auch nur noch zur Erinnerung an diese Zeit, eine Flasche davon in einem der Stasisschränke. Das hat die Hauselfe daran gehindert, sich selbst den Schädel blutig zu schlagen und ich hab ihnen gesagt, wo und wie sie es erhalten können. Ich habe gemeint, sie sollten einen kleinen Vorrat davon anlegen, da ich denke, dass Harry es wohl die nächsten Monate immer wieder verlangen wird.“
 

„Das ist nicht möglich! Ich meine, natürlich, es gibt immer diese Geschichten! Aber... er ist ein Junge!“
 

„Hat Harry sich je von etwas aufhalten lassen?“, fragte Narcissa nur. „Und wissen wir nicht inzwischen, dass es, wenn es um ihn geht, immer nur seltsame Zwischenfälle gibt? Überleg mal, was Draco und Lucius immer erzählen. Harry wird vom Geruch von Lucius’ Käse übel, wenn er dann noch den Fehler macht, ihn zu essen, erbricht er, er ist irrational, unberechenbar, heult in der einen und schreit in der nächsten Sekunde, bevor er sich grundlos totlacht, er klammert sich an Tom, er will eigentlich gar nicht so viel reisen und ich habe den Eindruck, dass er auch recht schnell müde wird.“
 

Bella schloss ihre Augen, zählte dann langsam bis Zehn, bevor sie den Kopf schüttelte. „Das kann man auch mit der Bindung erklären.“
 

„Nein. Übelkeit ist eigentlich kein Hinweis auf so etwas. Und auch nicht seine Müdigkeit. Die Stimmungsschwankungen dürften auch nicht nach wenigen Stunden einsetzen.“
 

„Aber das ist unlogisch! Er ist ein Junge! Ein ganz gewöhnlicher Junge! Weder Veela noch Fae oder sonst was!“
 

Erneut grinste die Blonde und hob ein Buch hoch, schlug es zielsicher auf: „Aber er war über drei Monate in einer Tierform gefangen.“
 

Mit gerunzelter Stirn überflog Bella den Artikel. „Bleibt immmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmer noch festzustellen, dass er ein Junge ist,“ argumentierte sie erneut. „Schön und gut was die Tiermerkmale angeht, die lassen sich nicht wirklich verneinen, immerhin hat er Katzenohren und einen Schwanz aber das...!“
 

„Es reicht vollkommen, dass Tom in der Beziehung der Stärkere ist,“ erinnerte Narcissa die Andere grinsend. „Wenn du es genau gelesen hättest, wüsstest du das auch. Und ja, ich bin mir ganz sicher. Sonst würde er nie im Leben Tabasco in den Saft tun, außerdem haben die Hauselfen geschworen, dass Harry von ihnen nie Kaffee verlangt oder bekommen hat, dasselbe gilt für dieses Koffeinzeug, das Draco immer in sich rein schüttet... Cola. Genau, so hieß das Zeug. Er hat davon nichts getrunken. Also fällt auch die Lieblingserklärung meines Sohnes flach.“
 

„Merlin, dieser Junge,“ stöhnte Bella nur. „Was schafft der eigentlich nicht? Und... sollten wir es nicht Lucius sagen? Oder zumindest Tom? Er muss ja dann wohl entsprechend vorversorgt werden.“
 

„Lucius was sagen?“, fragte Narcissa nur. „Wo es doch so viel Spaß macht, sein Gesicht zu sehen, wenn Harry wieder losheult, dass mein Mann und mein Sohn ihn hassen und niemand ihn versteht? Mir den Spaß versauen? Warum? Sollen die doch selbst dahinter kommen! Ich meine, wenn Lucius es bis jetzt nicht bemerkt hat, hat er es nicht besser verdient! Ich bin doch auch dahinter gekommen!“
 

„Du vergisst, dass er ‚nur’ ein Mann ist. Männer würden es nicht merken, wenn sie dafür bezahlt werden würden Er hat es ja bei dir schon nicht gemerkt! Du hast ihm damals mehr Hinweise gegeben, als ich zählen konnte und er hat es nicht kapiert! Bis du es ihm offen am Tisch ins Gesicht geschrien hast, weil er gemerkt hast, dass du zugenommen hast. Ich erinnere mich heut noch an das Geräusch als dein geliebter Mann vom Stuhl gekracht ist und Alle um ihn herum das Lachen angefangen haben!“
 

Narcissa musste bei der Erinnerung etwas grinsen. „Ja, und ich will wissen, wie lang die alle dieses Mal brauchen werden, Harry übrigens eingeschlossen – der glaubt die Sache mit dem Bindungsgerede auch in meinen Augen viel zu leicht.“
 

„Das heißt, du willst wirklich niemandem was sagen? Ist das nicht gefährlich?!“
 

„Warum denn?“, wir wissen es doch, ich kenn die einfachen, pränatalen Kontrollzauber ganz unauffällig machen und ich denke, spätestens im dritten Monat wird er es dann wohl merken. Dann wird niemand es mehr auf eine erschütterte Bindung zurückführen können.“
 

„Meinst du?“, fragt Belle zweifelnd.
 

„Doch, ich denke, dass das wohl so sein sollte,“ nickte sie grinsend.
 

„Und ich wette dagegen! Ich wette, sie kapieren es noch nicht mal, wenn er anfängt, runder um die Mitte zu werden!“
 

Überrascht hob Narcissa die Augenbraue, dann aber nickte sie. „Gut, ich wette mit. Dein Einsatz?“
 

Bella durchwühlte ihre Börse und ließ mehrere Münzen auf den Tisch fallen, sie wartete, bis ihre Schwester dasselbe getan hatte. „Aber dass du es Tom nicht sagen willst...“
 

„Erinnerst du dich dunkel daran, als Draco seine erste Erkältung hatte?“, fragte Narcissa nur. Es war gewesen, als ihr Sohn fünf gewesen war, im Winter, kurz vor Weihnachten und Lucius war durchgedreht, hatte nicht nur einen Heiler früh morgens um vier aus dem Bett gezerrt, sondern auch Severus, weil er gedacht hatte, wegen etwas Husten und Fieber könne der Junge sterben... typisch Mann eben. Aber sie die Geburt durchleiden lassen!
 

„Oh ja,“ lachte Bella. „Der Totenalarm. Ich hatte fast einen Herzanfall! Aber der Lacher danach war es wirklich, wirklich wert!“
 

Narcissa nickte. „Und jetzt überleg mal, wie Tom auf so eine Nachricht reagieren würde, wo Harry immer noch an den Folgen seines letzten Eskapade knabbert.“
 

„Oh...“
 

„Ja, Oh,“ grinste Narcissa. „Er würde den armen Jungen in eine Glasglocke verbannen und ihn in Watte packen! Ich meine, das hat Lucius schon bei mir probiert! Außerdem – stell dir das Gesicht des dunklen Lord vor, wenn sein Lover ihm das erste Mal einen Kübel Kürbissaft über den Kopf kippt und er keine Ahnung hat, was er nun schon wieder getan hat!“
 

Das brachte Bella tatsächlich zum Prusten. „Gut, du hast gewonnen!“, lachte sie. „Das kann man nicht überbieten! Merlin, allein diese Vorstellung!“, sie brauchte mehrere Minuten, um sich wieder in den Griff zu bekommen.
 

„Also, ich bitte dich! Hast du ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, dir diesen Spaß selbst zu nehmen, indem du sie aufklärst? Ich bitte dich! Ich will mir das Massenumkippen um nichts in der Welt nehmen lassen!“
 

Bella kicherte: „Gut, wo du Recht hast... das wird sicher eine lustige Zeit. Ich wollte schon immer mal einen hormongesteuerten Mann sehen, der sich mit einer Schwangerschaft rumplagt und wenn er jetzt schon so drauf ist, will ich gar nicht wissen, wie sich das noch so entwickelt.“

Angriff in der Winkelgasse

Och neeee! Langsam war es wirklich nicht mehr lustig, stellte Harry entnervt fest. Wie verkommen konnte so ein kleiner Fischspieß denn bitte gewesen sein? Ihm war schon wieder elend und wieder gleich nach dem Aufstehen! Hastig rannte er ins Bad und hängte seinen Kopf über das Klo, heilfroh, dass Tom schon vor einer halben Stunde ins Ministerium gerufen war, da es schon wieder einen Muggel in einem magischen Ort gegeben hatte, bewaffnet bis an die Zähne und der Mann hatte zwei Frauen, drei Männer und ein Kind erschossen.
 

Als Harry das erfahren hatte, war ihm erst so richtig elend geworden. Bis dahin hatte er das Gefühl gehabt, seinen Magen kontrollieren zu können. Von der Vorstellung war er schnell erlöst worden. Pustekuchen! Von wegen! Nach dem Bild, das er gesehen hatte, war ihm richtig elend geworden. Also hatte er sich hierher zurückgezogen.
 

Harry fühlte sich auch so schrecklich, weil er einen Verdacht hatte, warum auf einmal immer wieder gewalttätige Muggel an ungesicherten magischen Orten auftauchten und die führten zu extremen Selbstvorwürfen. Wieder mal wünschte er sich weit, weit weg. Vielleicht hätte er doch mit Tom fahren sollen, irgendwo hin ins Ausland, weit weg von hier, wo mal wieder alles in die Brüche zu gehen schien, andererseits, jetzt war es wohl wichtiger als je zuvor, dass Tom hier war, um die Suchen zu koordinieren und herauszufinden, wer zur allgemeinen Hexenjagd gerufen hatte, denn etwas Anderes schien es nicht wirklich zu sein. Mit anderen Methoden, als im Mittelalter, aber doch eindeutig zu erkennen. Allein dieser Gedanke brachte ihn erneut zum Würgen, doch es kam Nichts mehr hoch, wie auch? Sein Magen musste ja irgendwann mal leer sein!
 

Als der Brechreiz endlich aufhörte, lehnte er sich im Bad an die Wand, seine Stirn gegen die kühlen Kacheln gedrückt. Es dauerte, eine ganze Weile sogar, bis er sich sicher genug fühlte, um aufzustehen. Den Blick in den Spiegel meidend wusch er sich sein Gesicht, spülte seinen Mund aus und zog sich dann wieder an. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er besser los sollte, denn wenn er nicht in wenigen Minuten bei den Malfoys sein würde, würde einer von ihnen unzweifelhaft hierher kommen, um zu sehen, was mit ihm los war. Das Letzte was er brauchen konnte, war ein hysterischer Lucius, der Tom holte und ihn gleich noch mit hysterisch machte. Die Beiden würden ihn zu Poppy schleppen und die würde ihn aus Prinzip für die nächsten drei Tage ins Bett stecken! Und das kam nicht in Frage!
 

Noch ein Mal atmete Harry tief durch, dann stand er auf, zwang ein Lächeln auf sein Gesicht und trat zum Kamin, trat durch die Flammen. Offensichtlich gerade noch so rechtzeitig, wobei er merkte, dass auch Flooen seinem Magen nicht gut getan zu haben schien. Denn natürlich war ihm prompt wieder schlecht. Nun, was nicht drin war, konnte nicht hoch kommen, beruhigte er sich selbst, lächelte dann die Drei an, die sich um den Kamin versammelt hatten. „Hi,“ lächelte er. „Hab ich was verpasst? Eine Staatsversammlung oder so?“
 

Narcissa musste Harry nur kurz ansehen, um zu wissen, was zu seiner Verspätung geführt hatte. Nicht, dass sie das nicht schon geahnt hätte. Die allmorgendliche Übelkeit schien den Jungen heftig getroffen zu haben. „Nein, mein Bester, du hast wohl nur die Uhr aus dem Auge verloren,“ lächelte sie. „Lucius wollte schon hinter dir her, um zu sehen, was los ist.“
 

„Nichts, ich... bin nur noch mal eingeschlafen, als Tom gegangen ist,“ rechtfertigte Harry sich.
 

‚Mit dem Kopf an den Badezimmerfliesen’, ergänzte Narcissa den Satz ohne große Umstände in aller Stille. „Na, dann komm. Das Frühstück wird sonst kalt, ich fürchte nur, dass mein Mann jetzt zu wach ist, um sich beklauen zu lassen.“
 

Harry lächelte etwas. „Ich hab schon zu Haus gegessen, aber zu einem Tee würde ich sicher nicht nein sagen...“
 

Wieder musste Lady Malfoy grinsen, sie führte ihre Leute wieder zu Tisch, wo heute auch Bella, ihr Mann und deren Bruder saßen, schob dem Jungen eine Tasse zu und was der nicht wusste – darin war ein gängiger Schwangerschaftstrank, der Morgenübelkeit unterband, sie ahnte, dass dann gleich eine Art Fressgelage anfangen würde. Aber gut, Harry konnte es brauchen. Wirklich. Er musste zunehmen, dringend. Nun, wenn man bedachte, wie gering der Teeanteil in der großen Tasse und wie hoch der an Aufbaupräparaten war, sollte es aber wohl gehen.
 

Harry lächelte dankbar und nippte an dem Tee, während die Anderen sich wieder ihrem Brunch zuwandten. Es war seltsam, aber fast auf ein Mal ließ das grausige Grummeln in seinem Magen nach und eine andere Art Grummeln setzte ein – eine, die ihn dazu trieb, blitzschnell, unter Lucius’ Gabel, seinen Pfannkuchen zu klauen. Hmmm, ja, nun, wo sein Bauch auf mysteriöse Weise aufgehört hatte, zu schmerzen, hatte er schrecklichen Hunger!
 

„Ich dachte, du hast keinen Hunger!“, knurrte Lucius, dessen liebevoll gerollter Pfannkuchen auf ein Mal verschwunden war.
 

„Hab meine Meinung geändert,“ grinste Harry und strahlte, als er das Tabasco neben seinem Teller stehen sah. Rasch tat er sich ein, zwei Tropfen auf den Pfannkuchen und aß den Rest mit noch viel größerer Begeisterung.
 

‚Strike’, dachte Narcissa sich nur. Sie hatte Recht gehabt! Man konnte nur in einer Fassung freiwillig Pfannkuchen mit Marmelade und Tabasco essen! Denn ein normaler Magen würde rebellieren! Irrtum ausgeschlossen! Harry hatte also heut eine Attacke von Morgenübelkeit gehabt und nun kam der akute Fressanfall. Etwas, dass ihr selbst nur zu vertraut war.
 

„Also, Harry. Du weißt aber auch nicht, was du im Moment wirklich willst! Oder?“, grinste Draco nur, während er den Anderen beobachtete. Er hatte auch die Aufregung nicht wirklich verstanden. Der Jüngere kam manchmal nun mal zu spät und es waren keine zwanzig Minuten gewesen.
 

Harry streckte dem Anderen nur die Zunge raus. „Immer noch besser, als erst zu schreien, dass man Jemanden nicht mag und dann mit ihm zu vögeln und in jeder nur erdenklichen Nische zu knutschen!“, verteidigte er sich.
 

„Wo er Recht hat...,“ grinste Narcissa nur.
 

„Jetzt halt auch noch zu ihm,“ knirschte Draco sauer, doch dann seufzte er nur. „Wie auch immer – bist du dann satt?“, fragte er seinen Kumpel. „Ich will mit dir ausreiten! Komm schon!“
 

„Ja “ nickte Harry, schnappte sich aber schnell noch einen der Pfannkuchen. „Von mir aus können wir los!“
 

Narcissa hob nur eine Augenbraue und sah auf die Uhr. Sie könnte wetten, dass es in spätestens zwei Stunden wieder ein Problem mit einem Heulkrampf geben würde und sie war jetzt schon gespannt, auf die Ausreden, die ihre beiden Männer finden würden, über den Tisch hinweg grinste sie Bella nur an, die heftig damit zu kämpfen hatte, nicht loszulachen, was die Lestange-Brüder absolut nicht zu verstehen würden.
 

Harry lächelte, während er sich auf das Pferd schwang, froh dass sein Hirn die Nachrichten, mit denen Tom und er geweckt worden waren, verdrängt hatte. Stattdessen konnte er endlich den neuen Tag genießen und was war dazu schon besser, als ein Ritt auf dem Pferd und wenn der frische Wind einem um die Ohren blies?
 

„Harry! Nicht so schnell!“, rief Draco, der doch eingreifen wollte. Es war ihm zu unsicher, wie der Jüngere da losgaloppierte, bedachte man, dass der noch nicht wirklich so lange reiten konnte.
 

„Warum?“, forderte Harry den Anderen nur heraus. „Ich kann reiten und ich habe das Tier im Griff!“ Er wusste nicht, warum, aber auf ein Mal war er in richtiger Streitlaune.
 

„Harry! Das ist gefährlich? Was meinst du wohl, was passiert, wenn du aus dem Sattel kippst? Oder was dein Lover dann mit uns m...?! Was tust du da? Bist du wahnsinnig?!“
 

Harry lachte nur, er hatte das Tier im vollen Galopp herumgerissen und war über eine Hecke gesprungen: „Angsthase! Schau doch! Es passiert nichts!“
 

„Du bist echt komisch drauf, in dem Moment, wo Tom nicht mehr da ist! Merlin, wann legt sich dieser Bund eigentlich! Ich bin doch kein Babysitter! Och neeee.. nicht schon wieder!“ Doch, es passierte, noch bis vor dem Bruchteil einer Sekunde waren Harrys Ohren streitlustig angelegt gewesen, doch dann auf ein Mal, fiel ihm alles aus dem Gesicht, die Ohren hingen schlapp auf beiden Seiten herab, und schon kullerte die erste Träne. „Ich hab dich doch nicht aus den Augen gelassen! Wie bitte, bist du an Kaffee gekommen? Nein, das hat mir wirklich gerade noch gefehlt!“
 

Harry starrte den Anderen an. Babysitter? Er brauchte keinen Babysitter! Warum tat der Andere das? Ohne auch nur nachzudenken, wendete er sie Stute erneut und galoppierte einfach zurück, sprang am Stall vom Pferd und rannte ins Haus, direkt in das Zimmer, dass er sich hier immer mit Tom teilte und warf sich auf das Bett, bevor er wirklich zu weinen begann. Sein Hirn stellte mal wieder, Passenderweise und mindestens so störend fest, dass er sich absolut lächerlich machte, doch da war auch die Tatsache, dass er sich verletzt fühlte, ohne es erklären zu können.
 

Draco hingegen schlich mehr als genervt zurück ins Haus. Er war allerdings überrascht, als er seine Mutter sah, die ihn beobachtete. „Was?“, fragte er genervt.
 

„Wart ihr nicht eben noch zu zweit?“
 

„Das war vor der Attacke, die Harry hatte,“ grummelte er nur. „Der ist einfach abgehauen und ins Haus gerannt und ich weiß immer noch nicht, was ich falsch gemacht hab! Er hat einfach zu heulen begonnen!“
 

Narcissa schüttelte nur den Kopf. „Ich sehe nach ihm.“
 

„Ma...“
 

„Was gibt es?“
 

„Erinner’ mich daran, dass ich ja Reißaus nehme, sollte ich meine Seelengefährtin oder was Ähnliches finde! Das erträgt man ja nicht!“
 

Narcissa hob eine Augenbraue: „Du hast keine Ahnung, was du da gerade erzählst,“ stellte sie nur fest. „Du solltest dankbar sein, wenn du so ein Glück hast.“
 

„Ganz, ganz sicher nicht!“, knurrte Draco. „Ich wäre launisch, unerträglich, unberechenbar und schlicht nicht annehmbar! Nein, nein, nein! Ich lass mich auf so was nicht mehr ein! Einer, der falsch tickt, ist mehr als genug für meine armen Nerven!“
 

Narcissa konnte sich das Grinsen nicht verbeißen, sie sah zu Bella, die gerade auf sie Beide zukam.
 

„Was ist denn hier los, Schwesterlein?“
 

„Ganz einfach, irgendeine verdammte Hauselfe hat Harry Kaffee gegeben und wäre er immer noch ein zu klein geratener Panther würde er vermutlich wieder in den Vorhängen rumturnen!“
 

„Kaffee?“, fragte Bella amüsiert.
 

„Kaffee,“ bestätigte Narcissa.
 

„Und das zusammen mit dem Faktor, dass Tommy-Boy nicht in seiner Blickweite ist,“ fügte Draco hinzu.
 

„Jaaaaaaaaaaaaa,“ lachte Bella nur.
 

„Ha, ha! Für euch ist es lustig! Wegen euch ist er ja auch nicht eingeschnappt!“
 

Narcissa musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Draco stellte sich mindestens so unsensibel an, wie es schon sein Vater getan hatte. Musste eine Art Familienkrankheit oder Familienerbe sein. So was in der Art. Vom Vater auf den Sohn übertragen oder so. „Ich werde nach ihm sehen, “ erklärte sie, nachdem sie sich gefangen hatte. „Na los, geh schon, ich kümmere mich um alles.“ Sie beobachtete, wie ihr Sohn sichtlich erleichtert abdampfte, in seiner Hand ein Handy, ein Muggeltelefon, das, wie sie zugeben musste, wirklich praktischer war, als vor Kaminen zu stehen. Vermutlich, um seinem Freund sein Schicksal zu klagen.
 

„Willst du ihn dann untersuchen?“
 

„Ja,“ lächelte Narcissa. „Ich will sehen, ob ich Recht hatte, nicht, dass es viel Platz für Zweifel geben würde. Und natürlich will ich wissen, ob sonst Aalles in Ordnung ist.“ Mit den Worten verabschiedete sie sich erst mal von Bella und lief hoch in das Zimmer, in dem Tom normalerweise residierte, klopfte und trat ein, als nach einigen Momenten keine Antwort kam. Da lag er.
 

In der Mitte des Bettes, ein Kissen eng an sich gezogen, auf dem Bett, er schlief. Man sah deutliche Tränenspuren, aber wach war Harry sicher nicht. Er sah erschöpft aus. Kein Wunder, der Junge war jung und eigentlich nicht wirklich für das gebaut oder gemacht, was er gerade durchmachte.
 

Leise trat die Blonde an das Bett und sprach einige Zauber. Ja, schwanger. Eindeutig. Eindeutiger ging es gar nicht mehr. Noch nicht lange, ein paar Wochen vielleicht, zwei oder drei. Aber genug, um den Hormonhaushalt vollkommen aus dem Gleichgewicht zu bringen, offensichtlich. „Nun, ich bin gespannt, wann ihr etwas merkt,“ murmelte sie nur, steckte ihren Zauberstab wieder weg und deckte den Jüngeren, der für sie inzwischen wie ein weiterer Sohn war, wieder fest zu, ließ sich sogar dazu hinreißen, ihn auf die Stirn zu küssen: „Ich hoffe, du weißt, dass ich erwarte, Patentante zu werden,“ meinte sie noch leise, bevor sie lautlos das Zimmer verließ und sich wieder mal dachte, dass das Schicksal wirklich seltsame Ausflüge machen konnte. „Ich bin wirklich schon gespannt, wie Tom darauf reagieren wird,“ meinte sie dann noch, während sie zu Bella trat und nickte. „Er ist schwanger, es ist soweit alles in Ordnung, wir müssen nur zusehen, dass er immer mal wieder einen Trank gegen Morgenübelkeit bekommt und die zusätzlichen Nährstoffe, sonst bekommt er wirkliche Probleme.“
 

Bella nickte grinsend. „Du hättest deinem Sohn mal beim Telefonieren zuhören sollen,“ meinte die Schwarzhaarige. „Erst beschwert er sich über Harrys Verhalten und darüber, dass Seelengefährten nur Ärger bringen und dann... fingen sie an, Telefonsex zu spielen.“
 

„Ich will das gar nicht so genau wissen,“ wehrte Narcissa nur ab. „Sonst verliere ich noch den letzten Rest Respekt, den ich je für meine Familie empfunden habe!“
 


 


 


 

„Lucius.“
 

Der Blonde sah auf, als Bill auf ihn zu kam, in der Hand einen großen Stoß Akten und mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Warum hab ich nur ein beschissenes Gefühl, wenn ich dich sehe?“, fragte er, sah auf den beschrifteten Deckel des ersten Hefters. Die Sache mit den durchtickenden Muggeln. Welch Überraschung. Als habe die Konferenz mit Tom eben nicht schon gereicht. Selbiger saß übrigens gerade in seinem Büro und brütete vor sich hin. Sie konnten ohnehin froh sein, dass nur so wenig geschehen war, dank der neuen Auroren.
 

„Ich fürchte, ich weiß, was hier vorgeht und ich glaube, es wird dir nicht gefallen.“
 

„Das dachte ich mir bereits,“ gab Lucius nur zurück. „Setz dich und sag es mir.“
 

„Ich glaube, ich habe die Ursache für die plötzliche Gewaltzunahme gegen uns. Und ich weiß, woher diese dummen Muggel wissen, wo sie ihre Opfer finden.“
 

„Jetzt bin ich ganz Ohr.“ Lucius setzte sich auf und verschränkte seine Arme.
 

„Granger. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber aus irgendeinem Grund haben unsere Leute sie aus dem Auge verloren und um dem noch eines drauf zu setzen, ist die gesamte Familie schlagartig verschwunden. Ihre Magie mag gebunden sein, aber sie weiß von uns und wo magische Siedlungen sind, sie kann weiterhin in die Winkelgasse oder zu anderen magischen Orten. Und dort Informationen über die Siedlungen zu finden, ist keine große Sache mehr. Sie ist der Informant, sie hetzt irgendwie die Leute auf und ihre Eltern scheinen sie voll zu unterstützen. Bisher konnten die neuen Auroren die Auswirkungen in Grenzen halten, aber ich bin mir sicher, dass sie vorhat, zu einer Hexenjagd zu rufen.“
 

„Warum?!“, fragte Lucius entsetzt. Er verstand das nicht, er konnte es nicht begreifen. Diese Frage beschäftigte ihn so, dass er im Moment erst mal hintan stellte, wie man als Auror bei einer simplen Überwachung so versagen konnte.
 

„Wir haben ihr genommen, was sie immer haben wollte – ihre Macht, das, was sie besser gemacht hat, als ihre Eltern,“ setzte Bill an. „Ich habe mir schon bei dem Urteil gedacht, dass es Probleme geben würde, denn dummerweise ist sie hochintelligent. Und das wird uns die größten Schwierigkeiten bringen. Sie hetzt alle auf, um zu vernichten, was sie selbst nicht mehr haben kann.“
 

„Verdammt,“ flüsterte Lucius entsetzt. Er selbst war auch nicht wirklich glücklich mit dem Urteil gewesen „Wir müssen diese kleine Schnepfe wiederfinden! Und zwar schleunigst! Sollte der Lord erfahren, was hier los ist, werden wir wirklich, wirklich dicke Probleme bekommen! Sie ist immerhin diejenige, die schon versucht hat, seinen Lover zu killen! Merlin, ich will nicht derjenige sein, der ihm diese Nachricht überbringt...!“
 

„Ich bezweifle, dass das irgendwer tun will, aber leider fällt es in meinen Verantwortungsbereich,“ meinte Bill nur trocken. „Allerdings, will ich es erst in einer Woche oder so machen, wenn ich bis dahin keine Erfolgsmeldung über ihren Aufenthaltsort habe. Ich hänge an meinem Leben.“
 

„Und das hat nichts damit zu tun, dass du im Moment nicht so genau weißt, wie Harry reagieren und ob er seinen Mann bremsen wird?“, tratzte Lucius.
 

„Denkst du, ICH bade aus, dass du nicht weißt, welcher deiner Hauselfen den Jungen heimlich mit Kaffee versorgt und so dafür sorgt, dass er sich schlimmer benimmt, als eine Frau, wenn sie ihre Tage hat? Und ich dachte immer, dass Fleur sich dann seltsam verhält! Glaub mir, gegen Harry ist sich ein Musterbeispiel an Normalität!“
 

„Ja, wenn ich diesen Hauself finden würde, hätte er schneller mehr Klamotten, als ihm lieb sein dürfte,“ knurrte Lucius nur. „Vorgestern hat er beim Frühstück zu heulen begonnen, weil ich Käse auf dem Brot hatte, hat meine Frau mir erzählt! Und weißt du, was das Schlimmste ist? Seither weigert sie sich, den Hauselfen zu sagen, dass sie welchen auf den Frühstückstisch bringen! Sie kaufen noch nicht mal einen und sie ignorieren meine Befehle! Kein Käse! Wo ist das denn fair?“
 

Bill hob eine Augenbraue. „War das vor oder nach Harrys letztem Versuch, Draco ins nächste Jahrtausend zu hexen?“, fragte er.
 

„Am selben Tag. Und ich sage dir, irgendwie kommt mir dieses Benehmen unheimlich bekannt vor, ich habe nur keine Ahnung, woher.“
 

Bill zuckte mit den Schultern. „Das kommt schon wieder,“ tröstete er wenig mitleidig. „Na ja, egal, ich muss los, einigen Auroren einheizen und neue Befehle verteilen, eine bekloppte Hexe einfangen, einen manischen Mörder zwischen die Finger bekommen und vollkommen unfähige Idioten ausbilden... wie die bisher überlebt haben, ist mir immer noch ein Rätsel.“
 


 


 


 

Lachend rollte Harry auf dem Gras, er hätte nicht stehen können, hätte man ihn dafür bezahlt. Zu herrlich war der Anblick der auf ihn zu rennenden Leute, beide mit hochrotem Gesicht – und leuchtend pink gefärbten Haaren. Draco hatte gemeint, ihm einen Streich spielen zu müssen, mit dem Ergebnis, dass er die Zwillinge um eine kleine Rache angehauen hatte und Merlin, sie war alles wert! Tom mit neonfarbenen Haaren war ja schon toll, Ron mit slytheringrünen, aber der Abschuss war Draco mit seinem rot-gold leuchtenden Schopf. Na ja, Tom hatte er gar nicht treffen wollen, aber was meinte der auch, sich einmischen und sich auch Bonbons nehmen zu müssen? Selbst Schuld!
 

„Dasssssssss tut sssssssssschon in den Augen weh!“, beschwerte sich Nagini, die, entgegen ihres ausdrücklichen Willens, auch noch von dem Lover ihres Masters gekidnappt worden und zum Mitschuldigen erklärt worden war! Pöh! Als würde sie sich zu so etwas Entwürdigendem hinreißen lassen!
 

„Na und?“, entgegnete Harry unter Lachtränen: „Aber esssssssssssss issssssssssst lusssssssssssssitg!“
 

„Menssssssssssschen ssssssind sssssssssssssseltssssssssssam,“ schloss das Reptil nur und machte sich einfach vom Acker, egal, was hier noch geschehen würde, sie wollte nicht in der Nähe sein, schon gar nicht, wenn der Junge auch noch Eier trug. Ne, ne, ne! Sie war dann schon schlimm genug, und launisch, wie Tom es immer behauptete. Aber so schlimm, die der da war sie nicht! Oh, hatte sie schon erwähnt, dass weder der Eine noch der Andere auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen waren, dass Harry tragend war? Menschen! So dumm und ahnungslos konnten nur Menschen sein, so einfach sah es aus!
 

„Harry!“, brüllte Tom sauer. „Das ist nicht fair! Ich versteh ja deine Rache an den Anderen, aber ich?! Wie seh ich denn aus, mit pinken Haaren! Komm schon! Sei nicht so gemein! Heb den Zauber wieder auf!“
 

„Nö!“, grinste Harry nur und streckte den Anrennenden die Zunge heraus. „Das kommt von deiner Gier!“
 

„Harry, ich bin ein Malfoy! Ich habe keine roten Haare! Mach dass sie wieder anders... raaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Nicht blau! Harry! Hör auf damit! Das ist nicht lustig!“
 

„Doch!“
 

„Na warte,“ knurrte Tom, packte den Anderen, der versuchte, ein weiteres Mal wegzurennen, der aber einfach wegen des Lachens, nicht mal aufrecht sitzen zu können schien. Natürlich war er von der Haarfarbe wenig begeistert, aber allein, dass Harry sich sicher genug fühlte, um diese Streiche zu spielen, war für ihn ein riesiger Erfolg. Der Jüngere blühte von Tag zu Tag mehr auf und weder schien er ihm launisch, noch sonst was. Er verstand wirklich nicht, was die Anderen ihm da immer erzählen wollten.
 

Harry lachte nur noch lauter, schlang seine Arme schließlich um den Hals des Älteren, während dessen Haare wieder ihre normale Farbe annahmen. „Pink steht dir wirklich nicht, “ stellte er nur fest.
 

Tom lachte nur leise und küsste den Jüngeren. „Danke für deine Einsicht, “ stichelte er, küsste den Jüngeren. „Erlöst du auch die anderen Beiden von deiner Rache? Einem Weasley steht nun mal kein Grün und Draco... na ja, das geht, Rot war schlimmer...“
 

„Nope,“ kam es von Harry zurück. „Sie werden es die nächsten zehn Stunden schon noch aushalten müssen,“ kicherte er: „Dann lässt die Wirkung nach – außer sie schaffen es, die Zwillinge um ein Gegenmittel zu erpressen, aber die Beiden haben nichts, was die Anderen gern hätten.“
 

„Geeeemeeeeeeeeeeein!“, jammerte Draco aufgebracht. „So kann ich mich doch nirgends sehen lassen! Das ist so unmalfoyhaft! Nein, nein, nein!“
 

„Grün! Harry, warum grün!? Das ist nicht fair!“
 

„Ihr hättet mich nur nicht ärgern müssen!“
 

Draco verdrehte die Augen. Er wusste wirklich nicht, womit genau er sich das verdient hatte, aber er vermutete, dass das die Rache für seine Aktion gewesen war, Harrys Schwanz mit irgendwas zu verkleben, was in einen heftigen und vor allem unerwarteten Heulkrampf ausgeartet war. Vermutlich war es sein Glück, dass das hier wieder rückgängig zu machen war. „Du bist echt launisch!“
 

„Bin ich gar nicht! Tom, sag ihm, dass er Unrecht hat! Er ist gemein zu mir!“
 

Tom küsste den Jüngeren: „Ich werd den Teufel tun, mich da einzumischen,“ meinte er nur. „Vor allem würde ich es so machen, dass ich es an Lucius auslasse und der es dann seinen Sohn ausbaden lässt.“ ‚Aber ich bin auf deiner Seite,’ fügte er lächelnd an, so, dass es nur Harry hören konnte.
 

Der Grünäugige lächelte einfach nur und kuschelte sich an den Älteren. „Wie gesagt, morgen Mittag oder so habt ihr wieder eure Farben und das nächste Mal – lasst eure Griffel von meinem Schwanz!“
 

Tom grinste nur. Er verstand, warum der Jüngere so sauer gewesen war, den Muggelkleber aus dem dichten, schwarzen Fell zu bekommen, war eklig gewesen und am Ende hatte Severus mit einem Trank helfen müssen. Er selbst war stinksauer auf Draco gewesen – und er hatte es Lucius mehr als deutlich spüren lassen. Der Mann hatte tagelang kaum Schlaf bekommen, vor aufgedrückter Arbeit, die er nicht hatte abwälzen dürfen und er wusste von Narcissa, dass Draco das auch nicht wirklich genossen hatte. „Draco, du kannst mit Ron dann gehen, wir treffen uns sicher morgen früh beim Frühstück, wo ich deine Haarfarbe noch ein Mal genießen werde und jetzt entschuldigt bitte, aber Harry und ich müssen jetzt in die Winkelgasse, seine Schulbücher beschaffen.“
 

Mit einem Grummeln zogen Ron und Draco ab, mit neuen, ungeliebten Haarfarben, die ihnen wirklich peinlich zu sein schienen.
 

„Heute? In die Winkelgasse?“, fragte Harry überrascht. „Wirklich?“
 

„Ja,“ grinste Tom. „Ich habe heute gerade Zeit und es ist nichts mehr los, nicht so viel, wie ab nächster Woche. Weißt du, der Vorteil einen Direktor als Vater zu haben, ist, dass man die Bücherlisten vor den Anderen bekommen kann.“ Er küsste den Jüngeren: „Und ich weiß, wie wenig begeistert du von Massenanläufen bist. So wird es sich wohl in Grenzen halten.“
 

„Warum gehen denn dieses Jahr die Briefe so spät raus?“, fragte Harry schließlich. „Normalerweise wären sie doch schon da, oder?“
 

„Weil wir die Bücher genormt und aufeinander abgestimmt haben, so, dass die Ärmeren künftig auch Bücher nutzen können, die Andere schon abgelegt haben, da es doch immer dieselben sind,“ erklärte der Ältere, bevor er mit Harry einfach zum Tropfenden Kessel apparierte. Denn zwar konnte man nicht in die Winkelgasse gelangen, aber immerhin bis dort. „Und weil wir andere Bücher wollten, die tatsächlich auch kindgerecht sind. Außerdem kommen in dem Schuljahr das erste Mal die Kinder an die Grundschule, was bedeutet, dass ohnehin keine Erstklässler kommen werden und ein guter Teil der Schüler wird ohnehin nicht zurückkommen, da nicht jeder den Ansprüchen genügt hat. Hogwarts soll eine Eliteschule bleiben, die die fördert, die gut sind. Die Änderungen haben alles etwas verzögert.“
 

„Das heißt, dass das Jahr sehr interessant werden wird,“ stellte Harry fest.
 

„Ja,“ lächelte Tom, „Davon gehe ich glatt aus.“ Er sah nicht zu den Menschen, die da saßen und sich sofort mit Gaffen beschäftigten, sondern zog den Jüngeren auf die Winkelgasse hinaus, dessen Hand fest in seiner. „Es wurde Zeit, dass etwas getan wird. Und viel wichtiger ist, dass wir auch eine Kontrolle eingeführt haben, um sofort herauszufinden, wenn eines der Kinder misshandelt wird, sprich, die Krankenstation wurde erweitert und Poppy bekommt Hilfe von Gregory Zabini und einer Heilerin aus Frankreich.“
 

„Das wird sicher gut,“ nickte Harry lächelnd. „Und es wird den Kindern helfen, zu verstehen, so, dass sie nicht ausgenutzt werden können...“
 

„Das war der Sinn des Ganzen und Kinder, die nicht zu ihren Eltern zurück wollen, haben dort die Chance, potentielle Eltern kennen zu lernen.“
 

Harry lächelte nur und nickte, während sie in den Buchladen traten und schnell das Erforderliche zusammensuchten, wobei Harry sich noch einige andere Bücher aussuchte, die der Ältere ohne ein einziges Wort zu sagen, mit bezahlte. Tom bestand ja immer darauf, ihm alles zu kaufen. Er hatte schon vor einer Weile aufgehört, dagegen zu protestieren.
 

Einen Besuch später hatten sie auch alle neuen Trankzutaten beieinander, die der neue Tränkemeister angeordnet hatte und sie saßen in dem Eiscafè, so, wie noch einige Andere, die sie auch beobachteten, aber das war Beiden gleich. Es waren nicht zu viele Leute da, das war das Wichtigste. Denn Harry kam mit Aufmerksamkeit immer weniger klar, das hatte er wohl von seiner Animagusgestalt übernommen. Panther, Katzen generell waren keine Rudeltiere und schon vorher war er es nie gewesen. Einige wenige Leute und sonst bitte einfach nur seine Ruhe. Schon die vergleichsweise wenigen Leute, die da waren, sie aber anstarrten, wie Ausstellungsstücke waren für den Jüngeren viel, das wusste er, er spürte das gewisse Unwohlsein, auch, wenn Harry versuchte, es ihm nicht zu sagen, vermutlich weil er dachte, dass ihn das nerven könne.
 

Diesmal überkam es Harry plötzlich, er wusste nicht, warum. Es war ein ähnliches Gefühl wie damals, als er Toms Zauberstab gemopst hatte, um ihn daran zu hindern, das Haus zu verlassen. Als man versucht hatte, ihn umzubringen. Etwas würde geschehen. Etwas, das ihm so auf den Magen schlug, dass er nicht mal mehr das köstliche Eis essen mochte, das, was gerade auf seinem Löffel lag, tropfte einfach so herab, weil es in der heißen, durchaus angenehmen Sonne des herrlichen Sommertages schmolz Und das sehr schnell.
 

„Harry?“, fragte Tom leise. Er runzelte die Stirn, verstand nicht, wie das leichte Unwohlsein auf einen Schlag zu Panik und Übelkeit werden konnte. Sanft nahm er dem Jüngeren den Löffel aus der Hand, führte das schmale Gesicht am Kinn so, dass die grünen Augen ihn musterten. „Was ist los? Stimmt etwas nicht?“
 

Harry wollte gerade seinen Mund öffnen, um zu antworten, doch dazu kam es nicht. Es war wie ein Dejá-Vue. Der Knall, wie in Zeitlupe. Auf ein Mal, mehrere Leute, Männer wie Frauen, in Muggelkleidung, mit Schusswaffen in der Hand. Ohne nachzudenken, stieß er Tom von seinem Stuhl, gerade, als eine Kugel an ihnen vorbei schoss.
 

Im ersten Moment starrte Tom einfach nur wie gelähmt auf die Leute. Sieben, registrierte sein Hirn wie am Rande. Zwei Frauen, Beide mittleren Alters, fünf Männer, einer von ihnen mit einem klassischen Priesterkragen.
 

Er wachte erst wieder aus seiner Erstarrung, als er spürte, wie Harry, der schneller reagierte als er sie vom Stuhl riss. Blitzschnell legte er seine Hand um die Taille des Anderen, zog ihn an sich, schützte ihn mit seinem eigenen Körper, während er zeitgleich seinen Zauberstab zog und eine dicke Zementwand zwischen ihnen und den Bekloppten stand.
 

Schreie, überall um sie herum, voller Angst und Schmerz, er sah, wie eine Frau direkt neben ihm umkippte, er wusste, sie war tot, noch bevor sie den Boden erreicht hatte, in ihren Armen ein kleines Bündel aus dem sich heftigstes Geschrei erhob. „Bleib hier,“ befahl Tom, ohne nachzudenken.
 

Harry starrte dem Andere hinterher, doch dann hörte er das Baby. Hastig rappelte er sich auf, ging zu der Toten, befreite das Kind, ohne zu merken, dass er sich außerhalb der schützenden Wand befand. Er konnte doch das Kleine nicht einfach so in der Schusslinie lassen! Gerade, als er es an sich gedrückt hielt, sah er es: den Priester, der ihn auf ein Mal fixierte, mit starrem, eisigen Blick. Und dann hob er die Waffe, direkt auf die Höhe seines Herzens und auf das Kind. „Nein!“, schrie Harry. „Nein! Ihr bringt nicht noch mehr Leute um! Nein, nein, nein! Das erlaube ich nicht! Nein! Das hat ein Ende!“, er merkte nicht, wie die Luft um ihn herum zu knistern begann, oder wie alle, wirklich alle inne hielten, auch die anderen Schützen. Es war ihm gleich, dass man nur noch auf ihn sah, während er das Kind eng an sich drückte und Tränen über seine Wangen strömten. „Ich erlaube es nicht! Es endet hier!“
 

Tom blieb fast das Herz stehen, als er sah, wie der verdammte Pfaffe seine Waffe auf seinen Geliebten richtete, der da stand, nur knapp außerhalb der schützenden Mauer, das Kind in der Hand. Er spürte die Wut und die Verzweiflung und die auf ein Mal aufkommende Macht. Automatisch rief er einen einfachen Schutzzauber, nicht nur um sich, aber auch um die anderen Magier, die Verletzten, die, die immer noch starr vor Schreck waren. Und das keine Sekunde zu spät. Er sah, wie eine regelrechte Welle von Harry ausging, die über die gesamte Gasse ging, die Muggel erwischte und vor allem den Priester, der schreiend zu Boden ging, er sah, wie dessen Haut Blasen schlug, diese aufplatzten und das Fleisch darunter sichtbar wurde.
 

Doch er konnte kein Mitleid empfinden. Stattdessen rannte er los, zu Harry, der inzwischen auf die Knie gesackt war, das fremde Kind an sich gedrückt und vollkommen hysterisch schrie. Hastig kniete er sich zu den Beiden, schloss den Jüngeren in die Arme. „Beruhig dich. Harry, du musst tief durchatmen. Beruhig dich, zieh deine Magie zurück, sonst verletzt du Unschuldige.“
 

Doch Harry nahm den Anderen kaum wahr, er war vollkommen überfordert, dieser Blick, derselbe, mit dem sein Onkel ihn immer angesehen hatte, dieser Hass, dann die Schüsse die dazu geführt hatten, dass ihm sein Bauch regelrecht weh zu tun begonnen hatte. Er konnte sich nicht beruhigen, er hatte Angst. Angst, dass noch mehr geschehen würde.
 

Erst, als er die tiefe Ruhe durch die Bindung zu Tom spürte, begann er, sich ruhiger zu fühlen, eine tiefe Müdigkeit begann ihn zu umhüllen. Er sackte zurück, spürte Tom hinter sich und gab nach. Er konnte gar nicht anders. Er schlief einfach ein, gegen seinen Willen, wollte sich dagegen wehren, dass jemand das Kind aus seinen Armen nahm, aber dann war eine Hand in seinen Haaren, Finger, die seine Ohren kraulten.
 

Erleichtert merkte Tom, wie Harrys Magie sich zurückzog und abebbte. Der Jüngere sackte gegen ihn, das Kind aber immer noch fest umklammert. Er hielt Harry an sich gedrückt, versuchte, Verletzungen zu finden, aber er konnte so nichts erkennen.
 

„Tom!“
 

Der Angesprochene sah auf. „Bill! Was hat so lange gedauert? Wo wart ihr?!“
 

Der Rotschopf schüttelte den Kopf. „Da nach dem zweiten oder dritten Schuss, aber niemand ist gegen die magische Welle angekommen,“ erklärte er, sah dann auf Harry. „Ist er in Ordnung?“
 

„Das würde ich gern wissen;“ knurrte Tom nur zurück. „Aber ich bin selbst gerade erst zu ihm gekommen! Nimm das Kind, die Mutter ist tot und liegt da vorn, ich muss mich um Harry kümmern!“, er sah, wie der Andere dem Jüngeren das Baby aus dem Arm nahm und wie der das festhalten wollte, er streichelte seinen Geliebten sanft, bis der wieder gegen ihn zurücksackte. Erst dann hob er Harry auf, drückte ihn fest an sich und brachte ihn an den einzig sicheren Ort, der ihm auf Anhieb einfiel – Hogwarts. Direkt in Severus’ Büro, wo er den Jüngeren erst mal auf das Sofa legte, ihm dann das Oberteil hochsah, aber keine Verletzungen fand.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Severus verwirrt, als er von seiner Wohnung wieder ins Büro trat, einen neuen Stapel Akten in der Hand, unter Anderem Formulare zu den neuen Schülern. Da saß Tom auf dem Sofa und Harry lag auf selbigem, beide waren schneeweiß und über und über mit Eis bekleckert. Sein Sohn hatte einige Schrammen, von Glasscherben, wenn er das richtig sah. „Könnt ihr nie was unternehmen, ohne fast zu sterben, krank zu werden oder auch anderweitig zu verletzen?!“
 

Tom seufzte, heilte die kleinen Schnitte selbst und deckte Harry zu. „Es hat einen Angriff auf die Winkelgasse gegeben, vermutlich von Muggeln, auf jeden Fall mit einem Priester. Sie haben wild in der Gegend herumgeballert mit ihren verdammten Waffen, ich weiß von mindestens drei Toten und mehreren Verletzen. Wobei, streich das, fast alle von den Muggeln dürften nach dem Ausbruch von Harrys wilder Magie, wohl so ziemlich tot sein:“
 

„Wilde Magie?!“, fragte Severus entsetzt.
 

„Er hat Panik bekommen, vermutlich, weil er schon mal angeschossen wurde. Und dieser verdammte Schwarzrock hat direkt auf ihn gezielt.“ Tom hielt seine Stimme sehr ruhig und leise, vor allem, da Harry sich halb auf seinem Schoß zusammen gerollt hatte, die Ohren immer noch eng an seinen Kopf gelegt, die zitternden Hände hatten sich in sein Hemd vergraben und der Schwanz sich fest um sein Handgelenk gewickelt. Sanft strich er über das angespannte Gesicht. „Ich musste ihn über die Bindung ruhig stellen, er war hysterisch. Er hatte Angst, Severus, schreckliche Angst, er hat nichts mehr um sich herum wahr zu nehmen. Ich habe ihn noch nie so panisch erlebt...“
 

Severus schluckte, er legte seine Akten weg und blickte auf seinen Sohn, dann lief er zum Kamin. „Das erklärt die Abwesenheit von Poppy – ich gehe zum Ministerium und sage den Anderen, sie sollen dir alle Infos hierher bringen.“
 

Tom nickte, er hörte, wie der Andere verschwand, sah sich aber weiter nicht mal um, er strich weiter über Harrys Wange, während er sich selbst langsam beruhigte und darüber nachdachte, was zum Henker eigentlich gerade geschehen war. Muggel in der Winkelgasse! Wie waren die dahin gekommen, besonders der verdammte Pfaff! Der Mann hatte Harry zu Tode erschreckt, etwas an ihm hatte dafür gesorgt, dass der Jüngere vollkommen die Kontrolle über sich und seine Magie verloren hatte.
 

Aber viel erschütternder war, dass Harry etwas geahnt haben musste. Als der Jüngere auf ein Mal zu essen aufgehört hatte. Wie damals, als der ihn daran gehindert hatte, zu dem Treffen zu gehen. Harry hatte dieselbe Gabe, wie in der Vergangenheit. Die Sicht in die Zukunft. Etwas, das man ihm beibringen musste, richtig, nicht wie die Säuferin es getan hatte. Denn sonst konnte so eine Gabe zum Horror werden.
 

„Lord! Ist alles...?!“
 

„Sei nicht so laut,“ verlangte Tom unwillig, als Harry heftig zusammenfuhr. „Ich lebe, wir sind beide unverletzt und ich will Erklärungen. Und zwar schnell, denn ihr hattet,“ er blickte auf die Uhr. „Mindestens drei Stunden, um die Überlebenden zu befragen und ich weiß, dass einer der Muggel noch geatmet hat.“
 

Lucius atmete tief durch, er sah, wie unruhig Harry da schlief und wie angespannt sein Boss war. Weswegen er ihn ja auch nicht, wie sonst, einfach beim Vornamen nannte. Er riss sich zusammen und nickte dann. Die überlebende Muggelfrau hatte schwere Verbrennungen, aber vor einer Stunde konnten wir sie befragen,“ stimmte er zu, setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem Rektorenschreibtisch standen, schob diesen aber vorher zum Sofa. Man sah seinem Gesprächspartner ins Auge, das verhinderte meist auch dessen oder deren Interesse, einen in einem schlechten Moment umzubringen.
 

„Und?“, fragte Tom unwillig. „Lass es dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen! Glaub mir, das macht es nicht besser!“
 

Natürlich war Harry aufgewacht, als Tom das Zischeln angefangen hatte und die Anspannung durch das Zimmer flutete. Er wollte das Kind an sich drücken, doch das war nicht mehr da. Er erinnerte sich dunkel daran, dass man es ihm abgenommen hatte, aber Tom war da, also konnte es nur in Sicherheit sein, was immerhin ein kleiner Fortschritt war. Und das Wichtigste, er spürte, wie Finger durch seine Haare kämmten. Es gab ihm Sicherheit. Er ließ die Augen geschlossen, hörte den Beiden erst mal einfach nur zu.
 

Lucius seufzte leise, er nickte: „Ja, wir haben sie befragt... und... sie gehören einer Gruppe an, deren Ausmaß wir leider noch nicht kennen, der Pfaffe, der bis auf seinen Kragen vollständig in Rauch und Asche aufgegangen ist, war einer von drei Anführern, die ihre Informationen von... Granger erhalten haben.“
 

„Was?!“
 

„Was?“, flüsterte Harry entsetzt. „Nein! Nein, das hat sie nicht getan! Bitte! Das... das darf nicht sein! Das...!“
 

„Das wäre so oder so nicht deine Schuld,“ gab Tom ruhig zurück, er zog den Jüngeren ganz auf seinen Schoß, hielt ihn an sich. War klar gewesen, dass er genau zum falschen Zeitpunkt wieder aufwachen würde. Er drückte den Jüngeren an sich. „Beruhig dich,“ bat er leise, dann sah er zu Lucius. „Ist ihre Verwicklung sicher?“
 

„Leider ja, sie hat den Muggeln gesagt, wie und wo sie Zauberer finden.“
 

„Wie viele Opfer gab es?“
 

„Sieben Zauberer, zwei schwer verletzte Kinder, aber Beide werden es überleben. Es hätte mehr Opfer gegeben, hättet ihr Beide nicht eingegriffen, das steht außer Frage.“
 

„Das Baby! Wo ist das Baby!?“
 

„Bei Narcissa,“ erklärte Lucius lächelnd, versuchte, Harry nicht noch weiter aufzuregen. „Das kleine Mädchen ist vollkommen unverletzt.“
 

„Hat... sie Verwandte?“, fragte Harry leise. Er wusste, die Frau war tot gewesen, mausetot.
 

„Nein, aber wie ich meine Frau kenne, werde ich demnächst eine Tochter haben,“ gab Lucius zurück, wobei deutlich war, dass er gegen den Gedanken nicht wirklich eine Abneigung hegte, dann aber wurde er wieder ernst. „Die Grangers sind irgendwie von der Bildfläche verschwunden, niemand weiß, wie sie das geschafft haben, im Moment suchen mehrere der neuen Auroren nach der Familie, sowie nach weiteren Mitgliedern der einzelnen Zellen. Das ist Alles, was wir im Moment machen können...“
 

Tom seufzte leise, er drückte Harry eng an sich, froh, dass der Jüngere im Grunde so einfach davon gekommen war. Ohne Verletzungen. Das war eine Premiere. „Dieses Mal wird sie den Kuss erhalten.“
 

„Dessen bin ich mir sicher,“ nickte auch Lucius.
 

„Wie konnten die Auroren eine dreiköpfige Familie aus den Augen verlieren?“, fragte Tom auf ein Mal. „Ich dachte, Bill hat die Leute entsprechend ausgebildet!“
 

„Das war, bevor die Ausbildungen abgeschlossen waren und die entsprechenden Auroren schwören Stein und Bein, nichts gesehen zu haben, wer weiß, welche Muggeltricks die Frau eingesetzt hat,“ fügte er zur Verteidigung der Auroren ein. „Wir kennen uns leider in deren Kultur nicht gut genug aus, um zu wissen, zu was sie fähig sind.“
 

Tom runzelte die Stirn, nickte aber dann. Jetzt einen Aufstand zu machen, war sicher nicht die beste Idee, Harry war so schon unruhig genug, nein, das wollte er nicht. Der Jüngere würde es nur wieder auf sich beziehen. „Alle nur irgendwie verfügbaren Einheiten werden darauf angesetzt, mit allen Mitteln. Und nehmt die Geistauroren mit! Niemand darf die Muggel, die umgekommen sind, vermissen! Keine weiteren Risiken und Zwischenfälle!“
 

Lucius nickte: „Ich werde es in die Wege leiten,“ versprach er. „Das müssen wir wirklich schnell in den Griff bekommen. Sonst haben wir wirklich ein Problem.“
 

Harry sah die Beiden an. Er wusste nicht, was hier vorging. Wie konnte ein Mensch andere nur so hassen, um solche Dinge ins Rollen zu bringen? So viel Tod, so viel Verderben! Er schloss die Augen, lehnte sich an Tom, er merkte kaum, wie er erneut zu weinen begann. Tom hätte sterben können! Er, das Baby...
 

Tom nickte nur, er beobachtete Harrys Verhalten, sah, wie die Ohren noch eine Etage tiefer zu sacken schienen. „Kümmere dich darum, “ bat er leise. „Ich muss mich um Harry kümmern,“ fügte er leise an. „Ihn nach Hause bringen. Ihn hat es vollkommen mitgenommen.“
 

Lucius nickte: „Dann sehen wir uns später,“ nickte er und beobachtete, wie der Ältere aufstand, dann zum Kamin ging und in den Flammen verschwand. Nun begann schon wieder ein hässlicher Kampf und ihre Feindin war mal wieder dummerweise alles andere als beschränkt. Die Jagd nach Granger würde bestimmt nicht leicht werden.
 

Tom trat in ihrem Zimmer wieder aus den Flammen, er setzte sich mit Harry auf ihr Bett. „Es ist nicht deine Schuld, Harry. Du hast es nicht getan, du hast nichts damit zu tun, sie allein hat das zu verantworten!“
 

„Aber... warum?,“ fragte Harry. „Warum tut sie das? Warum?! Auch, wenn sie mich gehasst hat, sie hat doch eigentlich noch nie getötet!“
 

„Das hat sie immer noch nicht, aber sie hat sehr viele Leute angestiftet, es zu tun.“ Er strich weiter über Harrys Haare. „Du solltest wieder schlafen, du bist vollkommen erschöpft, nach deinem Ausbruch von wilder Magie.“
 

„Ich... kann nicht schlafen, ich...“
 

„Doch,“ gab Tom streng zurück. „Ich bin hier, ich bleibe und ich wecke dich, wenn du wieder Alpträume hast.“
 

Harry wollte nicht schlafen, doch der Andere packte ihn einfach unter die Decke, legte sich dann zu ihm, hielt ihn in den Armen. Es wurde immer schwerer, seine Augen offen zu halten, vor allem, als der Andere auch noch anfing, ihn zu kraulen. Uns so schlief er, gegen seinen Willen, auch noch wieder ein...
 

Tom beobachtete, wie Harry den Kampf gegen seine Lider endlich verlor und atmete erleichtert auf. Gut, das war besser, jetzt schlief er endlich, er konnte sich erholen, während er selbst sich mit diesem neuen, riesigen Problem befassen konnte, dass sichtlich heftige Auswirkungen zu haben schien.

Adoption

Narcissa saß im Wohnzimmer, auf ihren Armen das kleine Mädchen, das laut Ministerium sieben Monate alt war und keine lebenden Verwandten mehr hatten. Der Vater war bei einem der ersten Muggelangriffe umgekommen und nun war auch noch ihre Mutter tot. Lucius hatte lang versucht, einen Verwandten zu finden, war aber nur wieder bei Muggeln gelandet – bei extrem Religiösen, so, dass die natürlich nicht in Frage kamen.
 

Das arme Kind! Dabei war sei so süß, mit großen, blauen Augen und blonden, kleinen Löckchen, die sie aussehen ließen, wie einen Engel. „Mach dir keine Sorgen,“ lächelte sie nur, küsste die Kleine auf die Nase, die sofort zu giggeln begann und dann nach der Rassel griff, die sie gerade vor der Nase der Kleinen hin und her schaukeln ließ. „Das Haus ist ohnehin zu groß für nur drei Leute,“ meinte sie dann. „Ich denke, da können wir noch ein paar Zimmer für dich einrichten, es wird höchste Zeit, dass Draco seinen Status als Einzelkind mal verliert.“
 

„Dass dir so was durch den Kopf schießen würde, war mir fast schon klar,“ stellte Lucius trocken fest. Seit dem Anschlag auf die Winkelgasse waren zwei Tage vergangen und er hatte vom ersten Moment an gewusst, was geschehen würde, als er seine Frau gesehen hatte, mit dem weinenden Baby im Arm.
 

Narcissa sah zu ihrem Mann. „Wir haben uns doch schon so oft über eine Adoption unterhalten, ich würde sagen, viel günstiger werden die Umstände nicht mehr. Und sieh sie dir an, die Veränderungen durch eine Blutadoption wären nur minimal. Sie schreit nicht halb so viel, wie Draco es getan hat.“
 

Lucius lächelte nur, gab seiner Frau eine Mappe und hob das Kind zu. Seit heute vor einer halben Stunde seine erste Tochter. Den Trank hatte er bei Severus bereits in Auftrag gegeben. Und seine Frau hatte Recht, dieses Kind war auf jeden Fall ruhiger, als Draco und einfach nur putzig, ja, etwas Kleines hatte schon lange im Haus gefehlt, vor Allem auch, da von Draco wohl keine Enkel zu erwarten waren, nicht in nächster Zukunft, denn Männer wurden nun mal nicht schwanger. Außerdem... nein, die Gedanken an rothaarige Kinder, die zu seiner Familie gehören könnten, war auch so mehr als erschreckend. Selbst, wenn die Beiden heiraten und adoptieren sollten, wollte er, dass sie sich damit Zeit lassen sollten.
 

Narcissa runzelte die Stirn und öffnete die Akte, bevor sie strahlend aufsprang. „Danke!“, lachte sie, küsste das kleine Mädchen auf die Stirn. „Wir haben ein zweites Kind! Ein Mädchen! Endlich ein kleines Mädchen, das ich in rosa Kleidchen stecken kann! Wir müssen sofort unseren Schneider kontaktieren! Und einen Architekten! Sie braucht doch ein richtiges Kinderzimmer! Mit rose Wänden und Einhörnern! Und einem schönen, kleinen Bettchen! Ich muss planen!“
 

Lucius musste lachen, als er seine Frau so sah, die wie ein Kopfloses Huhn immer wieder hin und her rannte, während sie aufzählte, was sie machen wollte. Er würde ja nur lachen, wenn das Kind rosa abgrundtief hassen würde und sie dann doch alles umdekorieren mussten. Er hielt das kleine Mädchen an sich gedrückt, das gerade ihre winzigen Ärmchen um seinen Hals und den Kopf auf seine Schulter legte. Ja, das Mädchen würde ihn so schnell um die Finger gewickelt haben, wie Draco damals auch. „Ich dachte, wir lassen ihr den Namen, den ihre Mutter ihr gegeben hat. Leneah ist ein schöner Name und er macht sich auch nicht schlecht in unserem Stammbaum. Wir fügen nur noch deinen Namen als Zweitnamen ein.“
 

„Ja, ja natürlich!“, lächelte Narcissa. „Und Harry wird Pate!“, bestimmte sie.
 

„Harry?“; fragte Lucius entsetzt. „Ein Gryffindor? Meinst du, dass das...?!“
 

„Ohne Harry würde sie nicht mehr leben!“, erinnerte Narcissa. „Und du hast gesagt, dass eine der ersten Sachen, nach denen er sich erkundigt hatte, das Baby war! Ich bestehe darauf! Ich habe auch nichts gesagt, als du bei Draco Severus eingesetzt hast, obwohl ich lieber Bella wollte!“
 

„Schon gut, schon gut,“ lenkte Lucius ein. „Dann wird er wohl noch öfter hier sein,“ murmelte er nur. Außerdem wusste er, dass seine Frau Recht hatte. „Aber um Merlins Willen, geh die Planung langsam an! Das Kind ist gerade mal ein paar Monate alt, es wird noch lange dauern, bis sie was Anderes tut, als essen, schlafen und kleine Teddys durch die Gegend zu feuern!“
 

„Du hast leicht Reden! Du musst es nicht organisieren! Allein die Kleidung! Das, was sie anhat, ist für eine Malfoy...!“
 

Lucius lachte nur, trat zu seiner Frau und küsste sie, bevor er ihr das Baby wieder in die Arme legte, das an seiner Schulter eingeschlafen war. „Geh es in Ruhe an,“ wiederholte er nur, nahm dann die Papiere und trug den endgültigen Namen seiner neuen Tochter ein. Leneah Narcissa Malfoy. Er beobachtete, wie seine Frau das Mädchen in Dracos alte Wiege legte, die sie vom Dachboden geholt haben musste. Sie sah wirklich glücklich aus.
 

Nun, wenigstens etwas Gutes war von all dem gekommen, auch, wenn es mit einem schrecklichen Ereignis angefangen hatte. Doch da waren auch noch die anderen Dinge, die Toten, die morgen begraben werden würden, Granger, die sicher wusste, dass diese Aktion gescheitert war und die weiter hetzte, gegen sie.
 

„Lucius?“, fragte Narcissa ruhig, als sie wieder aufsah. „Was hast du?“
 

„Ich musste daran denken, was wir noch unternehmen können, um Granger zu finden,“ erklärte der Langhaarige mit ernster Mine. „Und Harry...“
 

„Wie geht es hm? Ich dachte, er wäre in Ordnung!“
 

„Rein körperlich vielleicht, er hat keine direkten Wunden abbekommen, aber der Magiestoß, den er abgegeben hat, muss wohl wirklich heftig gewesen sein, er ist die gesamte Zeit erschöpft, gleichzeitig hat er aber auch ständig Alpträume und Tom lässt ihn – mal wieder – nicht aus den Augen.“
 

Narcissa nickte, sie sah in die kleine Wiege, wo das Baby friedlich schlief. Harry hatte es instinktiv geschützt, da war sie sich sicher, weil er gewusst hatte, dass er bald selbst so ein Würmchen haben würde und darum hatte sich das alles auch noch nicht gesetzt. Wieder mal überlegte sie, ob sie es Harry nicht sagen sollte, doch dann schüttelte sie innerlich den Kopf. Nein, das wäre jetzt sicher zu viel. „Der Junge hat aber auch ein Glück, “ meinte sie nur. „Egal was passiert, immer trifft es ihn.“
 

„Allerdings,“ nickte Lucius. „Und dadurch auch noch Tom. Wenn ich nicht wüsste, dass Niemand gewusst hat, dass der vorhatte mit Harry in die Winkelgasse zu gehen, hätte ich gesagt, dass es ein Anschlag war.“
 

„Das war mein erster Gedanke,“ erinnerte Narcissa ihren Mann nur, dann lächelte sie ermunternd. „Ich bin mir sicher, dass du das hinbekommst.“
 

„Ich muss,“ gab Lucius zurück, er trat selbst zu der Wiege, sah auf das schlafende Kind, dass zum Glück keine Ahnung von den Ereignissen um sich herum hatte. „Ich will nicht, dass noch eines meiner Kinder im Krieg aufwächst.“
 

„Nicht zu vergessen, dass Harry wirklich genug mitgemacht hat,“ fügte Narcissa an. „Und all die Anderen.“
 

„Allerdings. Oh, es ist dein Job, unserem Sohn von seiner neuen Schwester zu berichten, ich muss direkt wieder zurück ins Ministerium. Bis später..:“
 


 


 

„Hallo, meine Kleine,“ lächelte Harry, während er sein neues, sein erstes Patenkind auf seine Arme hob. Die dunkelblauen Augen waren wesentlich heller durch den Trank, eisblau, wie die von Draco und auch das Blond war noch etwas heller geworden. Leneah trug ein feines, rosa Kleid mit Schleife auf der Brust und ließ sich von dem Wirbel um ihre Person absolut nicht beeindrucken. Der Grünäugige freute sich einfach nur, vor Allem, weil die Kleine nicht allein war, sie hatte, trotz Allem, wieder eine Familie gefunden.
 

„He, rück mal meine Schwester wieder raus!“, grinste Draco und hielt seine Arme ausgestreckt, bis das Baby hinein gelegt wurde. Er war heilfroh, dass seine Mutter endlich so beschäftigt war, dass sie nicht jede Einzelheit seiner Beziehung aus ihm us ihm herausdrückte. Und sie hatte Jemanden, den sie tatsächlich in alberne, rosa Kleider mit Schleifchen und Rüschen stecken konnte. Er war nicht eifersüchtig, denn er wusste, seine Eltern hassten es, dass das Haus leer war und er wusste auch, dass die Beiden schon lange hatten adoptieren wollen.
 

Harry legte dem Anderen das Baby in die Arme, lächelte dann etwas. „In ein paar Tagen fängt die Schule wieder an,“stellte er dann fest. „Unser letztes Jahr... was willst du dann machen?“
 

„Ich? Ich steige in die Geschäfte von Vater ein, was denn sonst? Irgendwer mit finanziellem Geschick muss sich ja darum kümmern, dass wir weiterhin süße Kinder in alberne Klamotten stecken können. Und du? Was machst du danach? Politik wohl kaum, das passt einfach nicht,“ er grinste. „Du bist eine Niete in Verhandlungen.“
 

„Ich weiß es nicht,“ gab Harry leise zu. „Ich meine, bisher wusste ich nicht mal, dass ich so lange leben würde. Ich wollte erst mal ein Jahr nichts tun,“ gab er zu. „Einfach die Zeit nutzen, um ich umzusehen.“
 

„Ah “ nickte Draco nur, während er seine Schwester wieder in ihre Wiege legte. „Und in welche Richtung willst du gehen? Das musst du doch schon wissen.“
 

„Vielleicht Tierpflege oder so was, Heiler, Tom meinte, ich hätte das Talent dazu. Aber ich weiß es wirklich noch nicht. Erst...erst will ich helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen,“ fügte Harry an, der sich mehr als schuldig fühlte wegen dem, was Granger tat. Fast jeden Tag wurden weitere Muggelzellen aufgegriffen, deren Gedächtnisse gelöscht und umgeschrieben, doch die kleine Kuh schien allen immer einen Schritt voraus.
 

So, dass es dazu führte, dass Harry jeden Morgen mit Magenkrämpfen aufwachte, die erst im Laufe des Tages besser wurden und er wusste, wenn Tom nicht da war, verhielt er sich immer extremer, aber er konnte nicht anders, er hatte Angst, dass etwas geschehen würde, in der Minute, in der er mal nicht hinsehen würde. Er war nur froh, dass sein Mann in der Hinsicht so tolerant war und ihn meist auch einfach mitnahm, um ihm diese Gedanken zu ersparen.
 

Draco runzelte die Stirn. Er war, was Harry anging, inzwischen, wie er sich einredete, recht sensibel und etwas sagte ihm, dass er schleunigst ein besseres Thema finden sollte. Er sah sich um – und atmete auf, als er Black und Grayback ankommen sah. Harrys Pate schaffte es meistens, den Jüngeren auf andere Gedanken zu bringen.
 

„Harry!“, grinste da Sirius auch schon und schloss seinen Patensohn in die Arme: „Was machst du denn für ein Gesicht? Komm schon! Heut wird Spaß gehabt! Immerhin fängt nach dem Wochenende die Schule wieder an!“
 

Harry lächelte etwas und erwiderte die Umarmung, winkte auch Fenrir und Remus zu. „Ihr habt ja Recht,“ gab er zu, dann kam ihm wieder eine gemeine Idee. „Bekomm ich einen Kaffee?“, fragte er Sirius mit großen Augen...
 


 


 

Wütend stellte Hermine fest, dass schon wieder jemand nicht zurückgekommen war, eine ganze Gruppe von zwölf ihrer Anhänger ließ sich nicht mehr blicken, waren wie vom Erdboden verschwunden! Ohne dass sie Todesnachrichten von Zauberern gehört hatte oder ohne, dass die Sache es endlich mal in die Muggelzeitungen geschafft hätten! Sie war aufgebracht, wirklich aufgebracht und sie wünschte sich nichts mehr, als mit einem crucio auf irgendwen losgehen zu können, doch natürlich ging das mal wieder nicht! Nein, woher auch, man hatte ihr ja das Wichtigste, man hatte ihr ihre Magie genommen, ihre Magie, das Einzige, was sie glücklich gemacht hatte!
 

Aber sie würde nicht aufgeben! Sie würde weitermachen! Und sei würde rausfinden, warum die Auroren auf ein Mal so effektiv waren und das dann brechen! Ja, das würde sie tun! Sie würde sich nicht ihre Pläne so kaputt machen lassen! Von Niemandem...
 


 


 


 

„Siri! Ich komm gerade von Draußen! Die kleine Schule sieht ja toll aus! Das ist großartig!“, lachte Harry, während er seinen Patenonkel umarmte.
 

„Da hast du Recht,“ lächelte Sirius, schon am Vortag waren die Kinder angekommen und es war lebendig gewesen, hier und drüben, laut den Lehrern dort. Vor allem, da es keine Haustische mehr gab, nun, ab heut Morgen nicht mehr. Nur noch zur Anfangs und Endfeier. Und Hogwarts war nicht mehr so voll, viele der Schüler, die nur mäßige Kräfte gehabt hatten, waren zu anderen Schulen geschickt worden, dafür waren wieder Schüler zu ihnen gekommen, die von ihren reinblütigen Eltern ins Ausland geschickt worden waren. Er wuschelte Harry durch die Haare, betrachtete den Jüngeren. „Und du... du siehst wirklich gut aus,“ stellte er fest. „Nicht mehr so dürr, ich denke, du hast endlich etwas Speck über den Rippen! Du machst ... Harry?!“
 

Der Grünäugige wusste nicht, was das sollte, aber irgendwie fühlte er sich gerade getroffen. „Sagst... sagst du etwa, dass... ich dick bin?“, fragte er entsetzt, erinnerte sich daran, dass er wirklich Probleme gehabt hatte, heut Morgen die Hose zuzumachen.
 

„Dick? Harry, du bist immer noch knochendürr! Ich hab nur gesagt, dass du endlich etwas Speck auf die Rippen...!“
 

„Du sagst, ich bin feeeeeeeeeeeeeeeeeeett?“, heulte Harry auf. Wieder war da die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass das albern war, aber zeitgleich... fühlte er sich wirklich, wirklich beleidigt. Er riss sich von dem Älteren los, kickte ihm vors Schienbein und rannte weg, so schnell ihn seine Beine eben gerade noch tragen konnten.
 

„Auuuuuuuuuuuuuu!“, jammerte Sirius, sah dem Anderen hinterher. „Was hab ich denn getan?“, verlangte er zu wissen. „Ich hab nie gesagt, dass du fett bist! Ich sagte, dass... und weg ist er. Verdammt, ich dachte, er hätte nicht bei den Malfoys gefrühstückt... warum hat der Mann seine verfluchten Hauselfen nicht im Griff? Die haben ihn doch schon wieder mit Kaffee abgefüllt!“
 

Harry dagegen rannte weiter, ohne nachzudenken, riss er die Tür zu dem Zimmer auf, in dem Remus unterrichtete. Die Zweitklässler, die da saßen, waren ihm vollkommen gleichgültig, er warf sich dem Werwolf einfach um den Hals. „Er...er....er...er. ist sooooooo gemein! Remmy, Remmy, er hat...!“
 

Verwirrt sah Remus auf, als auf ein Mal die Tür zum Klassenzimmer krachend aufflog. Er sah, wie Harry auf ihn zu rannte, fing ihn auf und musterte dann erst mal seine Schüler, die alle aussahen, wie eine Kuh im Blitzlichtgewitter. Und dann fing der Jüngere an, laut zu schluchzen und ihm zu erzählen, dass irgendwer schrecklich gemein war, seine Katzenohren hingen einfach so an seinem Kopf herab und er klammerte sich verzweifelt an ihm fest. Was war denn nun geschehen?
 

Er sah seine Schüler warnend an, dann strich er über Harrys Haare. „Wer hat was getan?“, fragte er leise. Er überlegte, ob er die Schüler gehen lassen sollte, machte dann eine entsprechende Geste, ohne Hausaufgaben zu geben, mit dem Ergebnis, dass die auch recht schnell verschwanden. Gut, bevor es noch peinlicher werden würde. Er musste Harry erst mal ruhig bekommen und ihn dann fragen, warum er einfach so in den Unterricht gestürmt war. Der Grünäugige war für solche Dinge eigentlich zu alt.
 

„S...S...“
 

„Severus?“, half Remus aus, überrascht, als der Jüngere den Kopf schüttelte. „Wer dann?“
 

„Sirius, er....er...er....!“
 

„Was hat er denn getan?“, fragte Remus, nun wirklich verwirrt. Sein bester Freund war der Letzte, der Harry zum Heulen gebracht hätte. Sicher nur ein dummes Missverständnis, das von der Anspannung kam, unter der Harry seit dem Anschlag auf die Winkelgasse stand.
 

„Er...er.... er hat gesagt, ich... bin fett!“
 

„Er hat was?!“, fragte Remus verdattert. Noch gestern Abend hatten sie sich darüber unterhalten, dass Harry zwar endlich besser aussah, aber immer noch zu dünn war. Nicht mal Sirius hätte so etwas einfach gesagt. Da musste Harry was falsch verstanden haben! „Das hast du sicher nur missverstanden, du bist nicht zu dick, im Gegenteil, du bist viel zu dünn für deine Größe und... Harry?“
 

Mit zitternder Lippe sah Harry auf. „Du... du sagst, dass ich... hässlich bin?“
 

„Was? Harry! Was redest du denn da? So was hab ich nie gesagt! Ich hab nur...!“
 

„Du... du bist genauso gemein, wie er! Du... ihr... ihr wollt mich alle .. nicht haben! Ihr... ihr seid soooo gemein!“
 

„Jauuuuuuuuu!“, jammerte Remus, als er merkte, wie der Jüngere auf seinen Fuß sprang und im nächsten Moment wieder durch die Tür wegrannte, die er mit voll Karacho zuschlug, so heftig, dass Sselbige splitterte. Was war denn mit Harry los? Obwohl... oh nein! Nicht nur, dass irgendeine dumme Hauselfe den Jungen nonstop mit Kaffee versorgte, die schien ihm heute auch noch Schokolade statt einem Brötchen gegeben zu haben! Harry war nicht nur auf einem Kaffeetief, sondern auch noch auf einem Zuckerhigh! Und das beides zur selben Zeit! Hatte Tom denn nicht aufgepasst?! Verdammt! Das war doch nun sein Job!
 

Harry hingegen rannte einfach weiter – und krachte mit Fenrir zusammen. „Fenrir... Fenrir, sie sind ... sooo... gemein! Fenrir, sie...!“
 

Besagter Werwolf, der gerade auf dem Weg in Sirius’ und sein Quartier gewesen war, sah verdattert an sich herunter, wo der Kleine sich an ihn klammerte und unter Schluchzern über irgendwen jammerte, der gemein zu ihm war. Was war denn hier los? Erst rannte ihm Sirius über den weg, der irgendwas von Kaffee, Hauselfen die Hälse umdrehen und Klamotten redete, dann das hier. Wurden alle verrückt?! „Was ist los?“, fragte er, um Ruhe bemüht und um Geduld betend.
 

„Sie... sie sagen, dass... ich fett.... fett und... und... und hässlich wäre! Fett.... und hässlich! Sie... sie sind soooooo gemein! Ich... warum machen sie das?!“
 

„Sie? Wer ist sie und wer kommt auf die saudumme Idee, dass du fett wärest, entschuldige mal, du bist sicher nicht fett.“
 

Harry schniefte etwas. „Sie... Remus und... und Sirius, sie... sie waren soooo gemein!“
 

„Die Beiden? Nie im Leben würden die so was tun!“, begehrte Fenrir auf. „Welpe, die mögen dich dazu viel zu sehr! Komm schon, so was würden sie nicht tun!“
 

„Sagst... sagst du, dass ich lüge?!“
 

„Nein, ich denke nur, dass du etwas missverstanden hast,“ versuchte Fenrir, doch sein Verstand und Sekunden später sein Schienbein sagten ihm, dass es dazu zu spät war. „Harry! Sag mal...!?”, zu spät, der Jüngere hatte sich bereits umgewandt und war weggerannt, offensichtlich Kopf- und Verstandlos. Gut, er würde erst Lupin und dann seinen Gefährten suchen, die Beiden zusammen treiben und fragen, was los war. So benahm sich doch kein normaler Mensch. Nur Harry, dem man Kaffee gegeben hatte und der länger als vier Stunden von Tom getrennt gewesen war. Toll. Nun verstand er auch die Sache mit den Hauselfen und das Humpeln von Sirius machte auch Sinn, Nicht nur er würde einen blauen Fleck an seinem Schienbein haben. Etwas sagte ihm, dass dieser Tag sehr, sehr lange werden würde.
 

Und nicht nur er kam zu diesem Schluss. Auch ein vollkommen überforderter Tränkemeister auf dessen Schoß sich ein heulendes Häufchen Elend breit gemacht hatte und sich an ihn, ausgerechnet an ihn klammerte und irgendwas vor sich hin schluchzte von zu fett über hässlich bis hin zu gemein. Und was da alles für phantasievolle Schimpfwörter kamen! Dabei hatte er doch nur eine Tasse Tee genießen wollen, nun, wo der schlimmste Stress erst mal vorbei gewesen zu sein schien! Heute waren nur noch drei zu bearbeitende Akten angestanden und ein Gespräch mit einem Kind, wo akuter Verdacht auf Misshandlung bestand. Und nun... hatte er, ausgerechnet er, einen Heuler auf dem Schoß, der Unverständliches vor sich hin jammerte und sich an ihn klammerte und offensichtlich auch noch eine Umarmung erwartete! Verdammt! Er war doch kein verfluchter Kuschelbär!
 

Interessant wurde es erst, als erste Namen deutlich wurden, die ihm mehr als seltsam vorkamen und die ohnehin nur einen Schluss erlaubten. Akute Kaffeeüberdosis. Und Entzug seines Partners. War Tom etwa aufgestanden und gegangen, ohne sich von seinem Sohn zu verabschieden? Toll! Wirklich! Und wer durfte es wieder ausbaden? Er! Immer, immer traf es ihn! Erst wurde er gegen seinen Willen zu Direktor, dann zum Vater und jetzt zur Kummertante oder was?! Wen in den Rängen des Schicksals hatte er bitte derart angepisst um das zu verdienen? Ihm fiel bei Merlin niemand ein! Verdammt, er war kein Tröster! Was sollte er denn tun!?
 

Zugeben, Vater zu sein und sich wie einer zu verhalten, waren wirklich zwei verschiedene Paar Schuhe. Vielleicht hätte er sich doch mal mit Lucius darüber unterhalten sollen, doch er war nie auch nur auf die Idee gekommen, solche dummen Aufgaben waren doch eigentlich wirklich Blacks oder Toms Job! Sichtlich hilflos strich er dem Jüngeren schließlich ein paar Mal über den Rücken, bis der sich wieder beruhigte. Doch um es noch etwas schlimmer zu machen, pennte der auch noch mit dem Kopf auf seiner Schulter ein!
 

Verdammt! Harry hatte doch Unterricht! Warum? Warum immer er? Das war so was von nicht fair! Hilflos sah er sich den Jungen an, stand schließlich auf. Manövrierte zum Sofa, legte Harry dort ab und deckte ihn zu. Toll, wirklich! Und was jetzt!? Jetzt verpasste sein Sohn gleich den ersten, verdammten Schultag und er hatte keine Ahnung, warum! Das hatte sich aus dem Gestotter wirklich nicht mehr entnehmen lassen. Rasch deckte er den Jungen zu, strich ihm kurz über die Haare, wo es doch niemand sehen konnte, dann stand er mitten im Raum, ohne genau zu wissen, was er tun sollte. Der Sache auf den Grund gehen. Vielleicht Black. Ja, das war gut, vielleicht wusste der ja weiter. Oder gar, was dieses Benehmen ausgelöst hatte. Ja, das wäre doch etwas! Wenn jemand etwas wusste, dann vermutlich Black. Mit den Gedanken öffnete er die Tür – nur um von gleich drei Leuten umgerannt zu werden. „Habt ihr nicht Unterricht?“, fragte der Tränkemeister lakonisch.
 

„Schon,“ nickte Remus. „Aber Harry... ist bei mir rein geplatzt und hat geheult, wie ein Schoßhund, da hab ich sie entlassen, aber dann hab ich was gesagt, was er wohl falsch verstanden hat, mit dem Ergebnis, dass er wieder weggerannt ist.“
 

„Bei mir war es Dasselbe, nur, dass ich auch noch einen Tritt kassiert habe, und ich hab keinen blassen Schimmer, womit ich das verdient haben könnte,“ knurrte Fenrir, der immer noch leicht hinkte. Aber er war nicht der Einzige, was immerhin ein Trost war. Sirius hinkte genauso.
 

„Und bei mir erst! Er...!“
 

„Ruhe,“ knurrte Severus missgelaunt. „Außer ihr wollt, dass das Geheul direkt weitergeht! Es hat mich genug Nerven gekostet, ihn zum Schlafen zu bewegen!“, er deutete auf sein Sofa, wo man nur einen Schopf schwarzer Haare und die Spitzten der Ohren ausmachen konnte, der Rest war vollständig unter der Decke begraben. Erst, als die drei sich scheinbar beruhigt hatten, deutete er auf einen der Stühle. „Nun – was zum Henker ist hier passiert?“, fragte er dann. „Wieso hatte ich einen heulenden Jungen hier sitzen, der darauf besteht, dass Jeder ihn hasst und was bitte meinte er mit fett sein?“
 

„Öh..,“ Sirius zuckte die Schultern: „Ich hab nur gemeint, dass er endlich etwas Fett ansetzt und wieder normal aussieht, da hat er mich getreten und behauptet, ich hätte gesagt, er sei dick! Ich sage dir, Severus! Irgendeine verdammte Hauselfe hat ihn mit Kaffee abgefüllt, bis zur Kimmenkante!“
 

„Ja, und anschließend muss er direkt zu mir gekommen sein,“ erzählte Remus weiter, der sich seinen Zeh rieb. „Ich habe ihm gesagt, er sei nicht fett, sondern sähe aus, wie eine Radspeiche, woraufhin er nur noch heftiger zu weinen begonnen hat und meinte, ich hätte behauptet, er wäre hässlich. Das Ergebnis ist ein lädierter Zeh. Und ich glaube, es war nicht nur Kaffee, sondern auch noch Schokolade!“
 

„Und danach ist er in mich gerannt, ich habe ihm zu erklären versucht, dass er was falsch verstanden hat, woraufhin er mir vorgeworfen hat, ich würde ihn einen Lügner nennen,“ beendete Fenrir die Erzählung. „Danach wird er zu dir gerannt sein. Ein Wunder, dass er sich nicht in den Kamin gestürzt hat, um uns bei seinem Lover zu verpetzen. Obwohl – ich hätte ja nur zu gern gesehen, wie der auch noch einen auf den Schlips getreten bekommt,“ knurrte der andere Werwolf, während er sich sein Schienbein weiter massierte. „Diese Hauselfe gehört verklagt!“
 

Severus sah zu seinem Sohn, der friedlich schlief und schüttelte nur den Kopf. Merlin, dagegen war Lily, wenn sie ihre Tage gehabt hatte, ja harmlos gewesen! Er legte seine Hand vor die Augen, zählte langsam bis Zehn. „Und was jetzt?“, fragte er dann. „Etwas sagt mir, dass es schrecklich in die Hose gehen würde, wenn ich ihn in den Unterricht lasse. Am Ende wirft er Minerva und Anderen auch noch was vor oder fängt an, sich mit Draco zu prügeln.“
 

Sirius sah zu seinem unschuldig schlafenden Patensohn, er verstand nicht wirklich, wie jemand so dumm sein konnte, ihm Kaffee zu geben! Dabei kannten doch alle die Folgen! Er könnte wetten, dass es irgendein Malfoy-Hauself gewesen sein musste, der sich nur an seinem Herrn rächen wollte! Ja, so musste es sein, ganz einfach! Nichts Anderes! Und sie durften es wieder ausbaden! Dieser Hauselfe gehörte ein gesamter Kleiderschrank geschenkt! „Ich würde ihn einfach weiter schlafen lassen und im Ministerium bescheid geben, dass Tom, wenn er nicht gerade eine wichtige Sitzung hat, ihn holen soll,“ schlug er daher vor. „Tom dürfte wohl, bei der momentanen Lage der Einzige sein, der ihn wirklich beruhigen kann.“
 

Severus blickte zu der Decke, dann seufzte er leise. „Ich denke nicht, dass es eine große Wahl geben wird,“ gab er zurück. „Ich habe keine Lust, dass der Bengel aufwacht und wieder eine Szene verursacht.“ Er massierte sich, ein Mal mehr an diesem Tag, sein Nasenbein und dabei war es noch keine zehn Uhr. „Aber ihr macht, dass ihr in den Unterricht kommt! Ich will disziplinierte Schüler! Und das bedeutet, dass die Lehrer es auch zu sein haben!“ Er beobachtete, die die Drei verschwanden, lle auf die eine oder andere Weise hinkend, dann klappte er das Handy auf, dass er sich besorgt hatte. Es war wirklich praktischer, als sich vor dem Kamin in den Staub zu werfen.
 

„Malfoy.“
 

„Lucius, ich....“
 

„Nein, lass mich raten, das ist lustiger. Ist er halbtot, schwer verletzt, verschwunden oder hat er nur einen kaffeebedingten Rappel?“
 

Severus musste bei den Vorschlägen doch etwas grinsen. Aber ja, es fasste alles, wie immer zusammen. Oh, und lustig war das Greinen im Hintergrund. „Hast du etwa die Kleine im Ministerium mit dabei?!“
 

„Meine liebe Frau denkt nicht daran, auf ihren Job zu verzichten und meinte, ich könne auch endlich das Wickeln lernen, nachdem ich mich schon bei Draco immer so kunstvoll gedrückt hätte,“ knurrte es aus dem Handy entgegen. „Also, was ist los? Muss ich ihn aus einer Sitzung holen, damit er Harry von einer Gardine pflückt? Oder zur Krankenstation?“
 

„Nichts dergleichen, wenn er fertig ist, soll er in mein Büro kommen, er schläft auf dem Sofa, er muss einen königlichen Ausraster gehabt haben, ich hab drei Leute, die die Welt nicht mehr verstehen und extreme Laufprobleme haben. Frag gar nicht erst weiter,“ fügte er an. „ich wollte auch nur Bescheid sagen, denn ich lasse meinen Sohn sicher heute nicht auf die Schüler los, das wäre eine wahrliche Zumutung.“
 

„Ist gut und jetzt entschuldige mich, ich werde mit einer verdammten Rassel bombardiert.“
 

Severus schüttelte nur den Kopf und legte das Handy wieder beiseite, sah dann zu seinem eigenen Sohn. Nun, mal sehen, wohin dieser Tag noch führen würde. Nach kurzem Überlegen setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch und begann, eine Akte durchzuarbeiten. Lange würde er wohl kaum warten müssen, bis Tom wieder da war....
 


 


 

„Dummes Ding!“, zischte Albus aufgebracht, während er die Zeitung knitterte, die er sich besorgt hatte. Granger musste den Verstand verloren haben! So war sie noch weniger wert, als zu ihren schlimmsten Zeiten! Was wollte sie erreichen? Eine Hexenjagd, noch bevor die Magier an der Macht waren? Weiber! Das war so typisch! Eine Frau war eben unfähig zu denken! Darum hatte er auch bis zum zweiten Schuljahr gezögert, Granger tatsächlich einzubeziehen. Und wieder einmal hatte er Recht behalten! Alle Weiber tickten irgendwann durch und taten Dinge, die sie nicht hätten tun sollen!
 

Selbst Minerva von der er so sicher gewesen war, sie so indoktriniert zu haben, dass sie sich nie von ihm abwenden würde! Und nicht mal nach diesen vielen Jahren tat ein Weib, was man erwartete! Nein! Diese Kuh war eine der Ersten gewesen, die sich abgewandt hatte und das alles nur wegen eines kranken Bengels, der sich nun von dem Mann durchnehmen ließ, den er hätte töten sollen!
 

Der Bengel war ohnehin noch so ein Thema. Er würde ihn umbringen. Und er würde es langsam und grausam tun. Das war es, was er sich im Moment am liebsten ausdachte, was er mit dem undankbaren Bastard tun würde, wenn er ihn in die Finger bekommen sollte. Oh ja, er wusste, wer Potters wahrer Vater war. Es war viel Arbeit gewesen, das zu verheimlichen. Nun, es sah nicht so aus, als hätten sie es bisher entdeckt.
 

Erst vor einigen Monaten hatte Potter mit seiner dummen Krankheit Schlagzeilen gemacht, aber nicht mal da konnte er normal sein, nein, er musste der Erste sein, der das auch noch überlebte! Was überlebte der dumme Bengel das? Das sollte zum Tod führen! Unausweichlich! Nun, er würde sich wünschen, dass er das war....
 

Er musste handeln und das schnell, aber übereilen durfte Albus auch nichts. Nein, er würde es anders machen, er würde warten, bis diese Idioten Granger aus dem Weg geräumt haben würden, dann hatte er ein Ärgernis weniger, er war sich sicher, man würde das Blage hinrichten, das ersparte es ihm. Denn wenn er seinen Plan umgesetzt haben würde, hatte er nicht die Zeit, sich um solche Dinge zu kümmern.
 

Ja, so gefiel ihm das, stellte Albus fest, während er über seinen Bart strich, er setzte sich in den Sessel, den seine Leute ihm gebracht hatten. Die elendige Hütte war nun fürs Erste zumindest sehr angenehm eingerichtet. Und er hatte nicht einen schlechten Traum gehabt, er hatte geschlafen, wie ein Baby, egal, wen er hier umgebracht hatte. Es war ein Gerücht, dass es schlechtes Gewissen gab. Wenn man etwas zu Recht getan hatte, musste man so etwas ja auch nicht haben und alles, was er je getan hatte, hatte nur einem höheren Ziel gedient, dem, seiner Zukunft. Und er würde sein Ziel erreichen. Es wäre doch zu schade, wenn all seine Opfer umsonst gewesen wären, all die Mühe und die Anstrengungen, die er auf sich genommen hatte, während Andere nur ihr Leben genossen hatten.
 

Zum Teufel mit den Anderen, er würde bekommen, was er wollte! Und seine Rache würde grausamst sein. Bis er sie durchführen konnte, würde er sich darauf beschränken, sich genau auszumalen, was er tun würde...

Parasiten...

„Also ich versteh euch wirklich nicht,“ meinte Tom nur, während er Harry kraulte, der zufrieden schnurrend und dösend auf seinem Schoß saß. Der Jüngere schien mal wieder häufig erschöpft, aber der Ältere war sich sicher, dass es ganz einfach wegen des Herbstes war und mit den Genen zu tun hatte, die der Grünäugige durch seine zu lang andauernde Transformation zurück behalten hatte, denn im Herbst und im Winter wurden Katzen und Wildkatzen nun mal schläfriger. Er kontrollierte ja regelmäßig, aber Harry hatte kein Fieber oder sonst was. Also machte er sich keine Sorgen. „Ihr erzählt mir von Geschichten, die sind schlicht schauerlich! Ich bin jeden Tag mit ihm zusammen! Wenn ich da bin, rührt er keinen Kaffee an und er brüllt nicht ungerechtfertigt.“ Er strich sanft über die Ohren, lächelte seinen Geliebten an.
 

„Bei dir vielleicht,“ murrte Severus nur, während er seine Stirn rieb. Er hatte das Gefühl, dass es mit jedem Tag schlimmer wurde und mehr als ein Mal hatte Draco geschworen, dass er Harry auf dem Klo erbrechen gehört haben wollte. Weswegen er langsam zu glauben bereit war, dass ein Fluch oder ein Trank eine Rolle spielen konnte, eine weitere Krankheit, die jetzt erst ausbrach. Irgendetwas! So benahm sich kein normaler Mensch und er war wirklich der Ansicht, dass da mehr sein musste! Seine gesamte Freizeit und noch einiges mehr investierte er inzwischen in die Forschung, was seinem Sohn nun schon wieder zugestoßen war.
 

Wobei das schon an Hysterie angrenzende Gelächter der beiden Blackschwestern nicht wirklich beruhigend war.
 

Narcissa hob eine Augenbraue und beobachtete die Leute, die mit ihnen hier saßen. Ihre kleine Tochter schlief friedlich in ihren Armen, so, dass sie nicht zu laut lachen konnte. Es war zu herrlich, wie die Anderen sich über das ausließen, was sich in letzter Zeit so zuzutragen schien. Und sie bekam es immer nur aus zweiter Hand mit, nie life, das fand sie wirklich gemein! Aber die Aktion heute musste wieder mal toll gewesen sein – angefangen bei ihrem Mann über ihren Sohn bis hin zu ihrem Cousin, dessen Welt einfach mal eben so aus dem Rahmen geraten war. So auf jeden Fall wirkte er. Fasziniert war sie allerdings viel mehr darüber, wie sich die Männer an ihren Ausreden festklammern konnten, statt dass sie mal die Zeit nutzten, um zusammenzufügen, was offen vor ihnen lag. Aber das war offensichtlich zu viel verlangt Selbst so alberne Sachen wie Winterschlaf hatten ihre Wege in diese Diskussionen gefunden! Das durfte man wirklich nicht laut sagen! Das war nur noch peinlich!
 

„Von wegen,“ knurrte Lucius nur. Da hatte er heut Morgen genüsslich in sein Käsebrot beißen wollen und hatte einen Frosch auf seinem Brot sitzen gehabt, der ihn erst dumm angesehen hatte, um dann quakend weg zu hüpfen! Das war nicht lustig gewesen! Und dann noch Harrys Spruch, dass das Zeug schlimmer stinken würde, als eine Kröte! So was Dummes! Er liebte seinen Käse und es war nicht mal der wirklich Alte! Nein, nein, nein, so musste man ihm nicht kommen!
 

Tom hob eine Augenbraue und deutete auf seinem Schoß. „Es tut mir ja leid und so lustig ich eure Geschichten finde, aber mir ist es nun mal noch nicht geschehen, also gehe ich mal davon aus, dass das, was ihr erzählt auch etwas übertrieben ist.“ Er strich eine der Strähnen seines Geliebten zurück, der ihn kurz ansah und lächelte, bevor die Augen wieder zu fielen, er schien tatsächlich nicht mit zu bekommen, dass sie von ihm redeten, so erschlagen schien er zu sein und das um halb Acht abends. Aber wie gesagt, das war typisch Herbst und damit war das Thema für Tom abgehakt.
 

Es war Bella, die so leise wie nur eben möglich den Türrahmen herunter rutschte, an dem sie lehnte und sich den offensichtlich vor Lachen schmerzenden Bauch hielt.
 

„Mein Sohn hat mir erzählt, dass Potter erst heut wieder vollkommen durchgetickt sein muss!“, verteidigte Lucius. „Nicht nur, dass er mich fast in eine lebende Kröte hätte beißen lassen, er hat Draco mal wieder angefahren wegen nichts!“
 

„Er hat’esgt, dass ich fett bin,“ kam es empört und doch lang gezogen von Harry zurück, der wirklich zu müde war, um zuzuhören, der das aber doch mitbekommen hatte. Und ja, er fand, sein Tag war die Hölle gewesen, ohne es zu übertreiben! Angefangen mit dem ekligen Käse, von dessen Geruch ihm so übel geworden war, dass er es kaum rechtzeitig ins Bad geschafft hatte, bis hin zu Sirius’ neuester nerviger Angewohnheit ihn zu behandeln wie zerbrechliches Glas oder Fenrirs dumme Blicke. Oh, und dann war Draco gekommen, gerade, als er wirklich Probleme gehabt hatte, seine Quiddichuniform anzuziehen und dann hatte der Blonde begonnen, zu lachen und ihm zu sagen, dass er wohl zugenommen habe! Als könne er was dafür! Er hatte nun mal ständig Hunger! Es war verletzend gewesen! Der Andere hatte die Hexennase und die Warze verdient, die er ihm angehext hatte!
 

„Er hatte nur festgestellt, dass dein Uniform zu eng ist,“ korrigierte Severus, sichtlich um ein ernstes Gesicht bemüht, denn der Anblick, der sich ihm dann in seinem Büro offenbart hatte, war einfach zu gut gewesen. Der so auf sein Aussehen bedachte Draco mit einer Warze und einer krummen Nase, die durch keinen Zauber verschwinden wollte. Fünf Stunden lang hatte sein Patensohn sich strikt geweigert, das Büro zu verlassen, so, wie Harry sich geweigert hatte, den Zauber aufzuhaben.
 

„Hat’elacht!“
 

Tom grinste nur, strich über Harrys Ohren, bis dessen Augen wieder kurz davor waren, zuzufallen. „Und du hast es ihm heimgezahlt, gründlich. Glaub es mir, du hast seine Achillesferse mehr als deutlich erwischt.“
 

„Gut,“ nuschelte Harry nur und kuschelte sich wieder zurecht, bevor seine Augen ihm zufielen. Er war so erschöpft. Schule war viel zu anstrengend. Nicht das Lernen oder das Üben für Sport, bei dem er endlich wenigstens zum Teil wieder mitmachen durfte. Aber die Blicke! Diese ständigen Blicke machten ihn wirklich fertig! Dauernd starrte man ihn an, stellte ihm dumme Fragen, begaffte ihn, schlimmer, als wäre er ein exotisches Zootier! Die mussten nämlich wenigstens nicht antworten.
 

„Und er hat einen anderen Schüler an einen Haken gehext, wo Minerva ihn erst über eine Stunde später gefunden hat!“, trumpfte Sirius auf, der auch nicht verstand, was der Junge in letzter Zeit hatte. Die kleinste Kleinigkeit konnte ausreichen, um ihn entweder zum Heulen oder zum Ausrasten zu bringen. Man wusste auch nie vorher, was geschehen konnte. Weswegen er generell einfach mit jedem Kommentar vorsichtig war. Wenn er nur wüsste, was sein Patensohn eigentlich hatte, wäre es viel einfacher, denn normal konnte das ja auch nicht sein.
 

„Was hat der ihn auch belästigt?“, fragte Tom ruhig. „Harry hat mir erzählt, dass der Kerl versucht hat, ihn zu küssen! Ich hätte ihn nicht an einen Nagel gehängt, ich hätte ihn umgebracht, ihn gehäutet, gevierteilt und ihn dann an seinen Eingeweiden von der Decke der großen Halle baumeln lassen!“
 

„Das... hat er uns nicht erzählt,“ stellte Severus fest, der froh war, dass wenigstens das eine einigermaßen gerechtfertigte Handlung gewesen zu sein schien.
 

„Weil ihr ihn schon alle angeschrien habt, was dachtet ihr denn, warum er sich umgedreht hat und weg war, bevor ihr gucken konntet? Ich habe eine Stunde gebraucht, um ihn dazu zu bekommen, aufzuhören, Rotz und Wasser zu heulen!“, knurrte Tom nur, während er sanft über Harrys Finger glitt. „Der Kerl dachte, nur weil Harry mit mir zusammen ist, würde er es ja auch gegen Bezahlung mit Jedem treiben! Nur er hat mich davon abgehalten, in die Schule zu gehen und ein Massaker anzurichten!“
 

Die Anderen hoben alle die Hände und seufzten nur einheitlich. Also gut, dann war es ein gerechtfertigter Ausraster gewesen. „Ich sage Draco, er soll das im Auge behalten, nicht, dass da Granger oder der Alte dahinter stecken,“ erklärte Lucius schließlich: „Und ich sage ihm, dass er am Besten keinerlei Kommentare mehr über eventuelle Gewichtsunterschiede machen soll. Sonst hört der Bengel wieder auf zu essen und sieht ganz schnell wieder aus, wie eine lebenden Leiche, jetzt, wo er endlich etwas Fett auf den Rippen hat.“
 

Etwas Fett auf den Rippen? Narcissa musste sich wirklich beherrschen, um nicht allen Anwesenden eines zu pfeffern! Harry war viel, viel zu dünn für den Zustand in dem er sich befand. Er hätte schon gut und gern zehn Kilo mehr haben sollen, denn auffällig war eigentlich für Jeden, der nicht beschloss, blind zu spielen, dass er auch nur um den Bauch herum zugenommen hatte und dass weder Arme noch Beine wesentlich umfangreicher geworden waren. Und als sie so nun auch noch das mit der sexuellen Belästigung erfuhr, platzte ihr ohnehin der Kragen. Nun, bitte! Wenn die Schüler so spielen wollten, das konnte sie auch! Wehe, jemand würde sich Harry noch mal so nähern! Das wäre ja noch schöner! Das würde sie aber ganz schnell zu verhindern wissen und ja, sie fand die Sache mit dem Nagel auch entschieden zu harmlos.
 

Severus beschränkte sich darauf, seine Stirn zu reiben. Das würde erklären, warum der Jüngere die Schule derart hasste. Ja, das war nicht sonderlich lustig – im Gegensatz zu Dracos Hakennase. Daher lenkte er das Interesse auf etwas Anderes. „Wie sieht es aus?“, fragte er Lucius. „Wie weit ist Bill mit der Sache Granger gekommen? Gibt es endlich Fortschritte? Andere, als die Verhaftung kleiner und kleinster Fische?“ Was ihn entsetzte, war, dass Granger sich einen Kreis aufgebaut hatte, der sich von dem, den Tom angeblich gehabt haben sollte, nicht sehr unterschied.
 

Lucius seufzte leise. „Sie scheint ständig in Bewegung zu sein, “ erklärte er. „Sie war manchmal in drei oder vier Dörfern an einem Tag, in den Städten scheint sie aber selten zu sein und wenn, dann wesentlich länger, ihre Eltern begleiten sie dauernd, sie scheint für die Muggel eine Art Predigerin zu sein! Diese Idioten sehen sie als Heilige, dank einiger Tränke, die sie immer noch machen kann! Darum deckt man sie auch noch!“
 

„Keine Fortschritte?“, hakte nun auch Tom nach.
 

„Doch, einige Leute haben sie in einem monströsen Muggelgefährt gesehen, wir suchen jetzt gezielt danach, dumm nur, dass diese Muggel so viele Blechmonster haben.“
 

„Dann sucht – und strengt euch mehr an! Harry wird nicht sicher sein, bis sie weg ist! Ich will nicht, dass er noch mal angeschossen wird oder sonst was! Das darf nicht sein! Ein Mal hat gereicht!“ Er legte seine Hand sanft auf die Stelle an Harrys Bauch, wo die Kugel Diesen damals getroffen hatte und nur zu genau erinnerte er sich noch an den kaum wenige Wochen zurückliegenden Schrecken der letzten Schießerei, bei der es auch mehr als knapp gewesen war.
 

Auch Severus nickte: „Nicht nur Harry, Keiner ist sicher, wer weiß, wo diese Irre als Nächstes zuschlägt...“
 


 


 

„Und was genau soll das sein?“, fragte Harry misstrauisch, während er die Süßigkeit ansah. Es war eine Art Minisnitch, ein Drittel so groß, wie ein Richtiger, der Körper war golden und die kleinen, hauchdünnen Flügelchen flatterten aufgeregt. Das neueste Schokoladenprodukt der Zwillinge, angeblich auch vollkommen harmlos. Nur eine Süßigkeit, die im Mund und Magen eine Weile britzeln sollte und die es in mehreren Geschmacksrichtungen gab. Als Bonbon oder eben als Schokolade. Und bewegen taten sie sich auf dieselbe Art, wie Schokofrösche.
 

„Na, das sind zauberhafte Snitche und nein, das ist nicht meine Idee gewesen, die Zwillinge haben, was Namen angeht, noch nie die besten Ideen gehabt. Aber das Zeug schmeckt echt toll! Du magst doch Schokolade!“ Bitte, bitte, es durfte nicht schon wieder einen Anfall geben, bettelte Draco innerlich. Harry hatte schon am Morgen einen Heulkrampf gehabt und einen Zweiten würde er schlicht nicht ertragen. Es war zwar während des letzten Monats besser geworden, aber manchmal tickte er dafür umso heftiger durch.
 

Draco wusste auch, dass Severus inzwischen von einem Fluch ausging und nur zu oft hing er über Trankkesseln, er verfütterte eine Widerlichkeit nach der Nächsten an seinen Sohn, jedes Mal frustrierter, wenn es wieder nichts anzeigte, was die Ursache für das teilweise abartige Verhalten war. Manchmal schlief Harry inzwischen sogar im Unterricht ein, wenn er sich langweilte. Allerdings glaubte er nicht an die Theorien seines Onkels, sondern eher an die von Tom. Es war wegen des Winters, dank der Tiergene war Harry sicher deswegen noch launischer, als sonst, dazu der Bund, der sich immer noch nicht gesetzt hatte. Das war für Draco der Grund, denn was Severus offensichtlich nicht anerkennen wollte – all das komische Verhalten – bis auf die Schläfrigkeit – verschwand in dem Moment, wo er wieder bei Tom war.
 

Erneut runzelte Harry die Stirn, zuckte aber dann die Schulter und nahm es in den Mund. Es schmeckte noch nicht mal schlecht, nur eine Warnung hätte er gern gehabt, denn die Schokosüßigkeit machte sich selbstständig und stürmte seine Speiseröhre. Er hustete erschrocken, doch dann war das Ding offensichtlich schon in seinem Magen. „Lecker, aber eine Warnung wäre echt fair gewesen!“, murrte er, während er beobachtete, wie Draco, wohl, weil er selbst schon denselben Fehler gemacht hatte, erst mal die Flügel ablutschte.
 

„Dann hätt ich aber nichts zu Lachen gehabt,“ grinste Draco nur gutmütig. Er warf Harry einen ganzen Sack von den Dingern zu. „Da, die hab ich dir mitgebracht. Sind verschiedene Geschmacksrichtungen drin, und nein, keine Ekligen.“
 

„Na dann, ich...“, auf ein Mal hielt Harry inne. Was war das denn? Erschrocken legte er seine Hand auf den Bauch und er war sich sicher. „Verdammt!“, knurrte er. „Das Ding hat sich nicht aufgelöst und spielt in meinem Magen Tango!“
 

„Das ist Unsinn,“ gab Draco zurück. „Das ist Schokolade! Natürlich...Hee!“ Er starrte auf seine Hand, die von dem Anderen gepackt und auf dessen Bauch gedrückt wurde. Toll, jetzt hatte er noch einen Rappel. Zwei an einem Tag, sie gingen zurück zur schlimmsten Zeit vor zwei Monaten oder wie?! Doch in dem Moment erstarrte er! Da! Tatsache! Da war eine Bewegung! „Wie hast du das denn geschafft?“, fragte der Blonde. „Das einzig nicht perfekte Ding und du schluckst es!“
 

„Ich kann nichts dafür!“, reagierte Harry weinerlich, während er Dracos Hand losließ. „Das fühlt sich komisch an,“ fügte er an. Er legte seine Hand wieder auf den Bauch, spürte zwei weitere Bewegungen. „Wann schmilzt das Zeug?!“
 

„Das sollte es schon getan haben, Fred hat gemeint, es schmilzt sofort, Magensäure zersetzt das immer! Also – machen wir einen Ausflug zu Poppy.“
 

„Nein, bitte! Die ruft nur wieder Dad und Tom und dann erzählen die mir wieder, was ich nicht mehr machen darf, weil ich es nicht vertrage! Komm schon!“
 

„Nix da! Die haben Recht, alle Beide! Marsch! Wir gehen zu Poppy und die untersucht deinen Wams! Los!“, ohne auf Harrys vehemente Proteste zu achten, schob er diesen in die Krankenstation, wo gerade auch Ron auf einem der Betten saß, der Rotschopf wurde nachher entlassen, er hatte einen kleinen Quiddichunfall gehabt.
 

„Was macht ihr denn hier?“
 

„Harry hat den Einzigen nicht guten Zaubersnitch gegessen, der jetzt Tango in seinem Magen tanzt.“
 

„Es ist nichts! Guck! Da bewegt sich nichts mehr! Es ist ge...“
 

„Da bewegt er sich wieder,“ korrigierte Draco, der auf den Bauch zeigte, wo Harry sich schon frei gemacht hatte, um seine Aussage zu untermauern und sich in genau dem Moment wieder eine kleine Beule bildete.
 

„Mister Potter! Harry! Was tust du denn schon wieder hier?“, fragte Poppy nur.
 

Erneut erklärte Draco die Geschichte, verschwand dann, während der Untersuchung, in Poppys Büro, um seinem Vater und Severus bescheid zu sagen, das waren immerhin seine Order. Sobald etwas war, sofort Allen was sagen und sei es nur ein Schnitt im Finger des Grünäugigen, O-Ton der ach so dunkle Lord. Es dauerte keine fünf Minuten, da standen sie alle da, sein Vater und Tom, Bill (warum auch immer dar mitgekommen war), seine Mutter und seine Tante, die beide erwartungsvoll los stürmten und auch Harrys Patenonkel und dessen Streichelwölfe. Gerade, als er gehen wollte, kamen auch noch die Lestanges aus den Flammen.
 

„Massenauflauf,“ diagnostizierte Draco nur und folgte den Anderen.
 

„Ich hab nichts! Aufhören! Ich will das nicht! Nicht auf meinem Bauch rumdrücken!“, wehrte Harry sich gegen die resoluten Hände der Krankenschwester, die mitten in der Bewegung inne hielt,, gerade, als auch Tom ins Zimmer platzte. „Petzte!, zischte der Jüngere aufgebracht. „Wo ist Draco? Wo ist dieser Verräter? Ich hex ihm dieses Mal eine Warze, die ihm für den Rest seines Lebens bleibt!“
 

„Was hat er? Poppy? Was ist los?“, fragte Tom alarmiert. Er hastete zu dem Jüngeren, der sich gerade eindrucksvoll gegen die Krankenschwester wehrte. „Harry, was ist los?“
 

“Nichts,” knurrte der Jüngere missgelaunt. „Draco macht wegen nichts einen riesigen Aufstand! Bring mich hier weg, bitte...!“
 

Tom lächelte etwas, küsste seinen Geliebten, sah dann zu der zur Salzsäule erstarrten Krankenschwester und zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist los?“, fragte er ruhig. Etwas sagte ihm, dass es was sein musste.
 

„Ich hab nur ein dummes Bonbon verschluckt!“
 

„Ich...,“ Poppy atmete noch ein Mal tief durch: „Ich fürchte, so einfach ist es nicht.“
 

„Was?“, fragte Lucius, der es nicht fassen konnte. Konnte Harry wirklich keinen Monat durch bringen, ohne hier zu landen?
 

„Nun, er... er... Merlin, wie sage ich das jetzt...?“
 

„Raus damit, Frau!“, herrschte Severus aufgebracht. Er hatte Wochen damit verbracht, herauszufinden, was Harry hatte, und nun rückte die verdammte Schwester einfach nicht damit raus!
 

„Er... Harry...“
 

„Jaaaaaaaaaaaa?“
 

„Harry hat, um es auf die Art der Schüler auszudrücken, einen Braten in der Röhre.“
 

„Was hat Fleisch mit einem Bonbon zu tun?“, fragte Lucius verwirrt.
 

„Bonbon? Fleisch?“, japste Narcissa, die die Lachtränen kaum noch zurückhalten konnte. „Ich hätte meinen Mann nie für so beschränkt gehalten!“
 

Severus hingegen wurde kalkweiß. Er war immerhin unter Muggeln groß geworden. Das... konnte nicht sein! Das war doch gar nicht möglich! Er spürte, wie sein Kopf leicht zu werden begann, kurz danach krachte es, als er aufschlug.
 

„Nummer Eins,“ kicherte Bella nur.
 

Klonk.
 

„Nummer Zwei,“ grinste Narcissa, als es auch Rastaban aus den Sohlen fegte, dicht gefolgt von Remus, während Fenrir überrascht eine Augenbraue zog, aber wohl auch begriff, um was es zu gehen schien.
 

„Was ist los? Fenrir! Warum ist Remus umgekippt? Und was redet ihr alle von Braten?“, verlangte nun auch Sirius zu wissen.
 

„Das würde ich auch gern wissen!“, schaltete Toms ich ein, bevor er bleich wurde und seine Hand über Harrys Bauch legte. Es war lange her, dass er unter Muggeln gelebt hatte, doch in dem Moment erinnerte er sich an ein Mädchen aus dem Heim, dass einen ‚Braten in der Röhre’ gehabt hatte. Er spürte es, ein kleiner Kick gegen seine Hand, bevor er sich der Mehrheit anschloss.
 

„Tom?“, fragte Harry verwirrt. „Tom! Poppy! Poppy, was hat er? Er ist krank! Und... und die Anderen!“
 

Verdattert starrte die Krankenschwester den Jungen an, bevor sie gegen ihren Willen selbst lachen musste. „Ich drücke es anders aus, Harry. Die Bienchen und die Bienchen haben zuge...“ Rums. Nun, da Harry nun auch ohnmächtig geworden war, hatte er es wohl begriffen.
 

„Was? Was für Bienchen? Sind wir hier auf einer Honigfarm, oder...?“
 

Rums.
 

Rums.
 

„Sirius und Rudolphus,“ kicherte Bella, während Narcissa im Rahmen der Tür hing und sich den Magen vor Lachen hielt.
 

„Du... Bella... Bella... du… du … schuldest mir… hihihihihihihihihi….”
 

„Was hat das hier mit Honig zu tun?!“, wiederholte Lucius seine Frage.
 

Fenrir im Hintergrund begnügte sich mit einem Kopfschütteln. Die beiden Malfoys, Vater und Sohn hingegen, starrten die Krankenschwester weiterhin ungläubig an.
 

„Einen blinden Passagier?“, fragte Poppy, nachdem sie ihren Lachreflex unterdrückt hatte.
 

„Parasiten?“, fragte Lucius. „Was soll der Aufstand? Warum hast du das nicht einfach gesagt? Ich denke, dagegen gibt es einfach Tränke – und ist das vielleicht auch die Erklärung für sein lächerliches Verhalten? Dann ist er den Parasit ja auch in einigen Tagen wieder los! Vermutlich hat er sich den bei den Muggeln geholt...“
 

„Muhahahaha... Muggel... Mein... mein Mann... Merlin, das kann... Draco nur... bei.. ihm geerbt haben...!“
 

„Ich... hab dir damals... schon gesagt, dass... hihhihihihihihihihi... beschränkt ist....!“
 

„Dieser ‚Parasit’ wird noch einige Monate brauchen, bis er weg, nun, zumindest aus Harry raus ist, und wer weiß, wie lang er dann noch da ist,“ grinste nun auch Poppy, die beobachtete, wie nun auch der sonst so unnahbare Grayback grölend an die Wand hämmerte, während er Tränen lachte.
 

„Was? Was soll das denn heißen? Warum sollte es so lang dauern, bis ein Parasit entfernt ist? Und warum sollte man ihn anschließend auch noch aufbewahren? Frau! Das ist der größte Schwachsinn überhaupt!“
 

„Lucius Abraxas Malfoy! Dein hauseigener Parasit steht direkt neben dir! Den hast du auch weder umgebracht, noch weggeworfen, sondern der Welt verkündet, dass du einen Erben hast! Und allein für diese Kommentare sollte man dir deine Ohren hinter dem Kopf verknoten, wie einem kleinen, dummen Schuljungen!“
 

„Was...?“, stotterte Lucius, während neben ihm ein Krachen ertönte – und er auf Draco sah, der gerade ebenfalls umgekippt war, während Severus und der Weasley, mit dem sein Sohn zusammen war, gerade wieder Anzeichen baldigen Erwachens zeigten. Verständnislos sah er zu Poppy, „Ich hab aber doch keine Parasiten! Was soll das?!“
 

„Der Parasit nennt sich Kind!“, donnerte Poppy, die nicht fassen konnte, wie ein einzelner Mann so ignorant sein konnte.
 

Was? Kind? Schwanger? Und dann fiel es ihm siedend heiß wieder ein. Das Benehmen von Harry, das ihm vage vertraut gewesen war, all die Sticheleien seiner Frau in den letzten Wochen. Er hob seine Hand, wollte etwas sagen, von wegen unmöglich oder sonst was, doch da merkte er schon, wie der Boden zu tanzen begann – und dann wurde alles schwarz.
 

„Ich glaub... wirklich... hihihihi... er... ist ... beschränkt!“, lachte Narcissa nur, während sie damit kämpfte, ihre Blase weiterhin unter Kontrolle zu halten.
 

Severus stöhnte und richtete sich wieder auf, fast zeitgleich mit Tom, der sich sofort aufrichtete und Harry wieder in seine Arme hob, ihn fest an sich drückte. „Frau, sag mir sofort, dass das nur ein schlechter Scherz war! Er ist ein Junge, verdammt noch mal! Er hat keinerlei Vorrichtungen für eine Schwangerschaft, geschweige denn für eine Geburt!“
 

Poppy zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich kann nur sagen, dass da drin zweifellos ein Baby ist und zwar mindestens im Vierten, vermutlich eher im fünften Monat, bedenkt man, wie aktiv das Kleine bereits ist. Und es würde doch auch alle seine Probleme erklären, nicht wahr? Habt ihr euch nicht neulich alle darüber lustig gemacht, was er alles isst? Nun, das ist schwangerschaftsbedingt.“
 

„Ich fasse das nicht,“ stöhnte Severus nur.
 

Tom saß einfach nur da, während er darauf wartete, dass Harry wieder zu sich kam, seine Hand auf dem Bauch des Jüngeren, wo immer wieder leichte Stupser zu spüren waren. Er konnte es nicht fassen: „Wie?“, fragte er leise. „Wie war das möglich?“
 

„Das... würde ich echt auch gern wissen! Ich... ich bin ein Junge! Ich kann keine Kinder bekommen! Das muss ein Irrtum sein, da drin ist nur der dumme Snitch! Ich... hab ich erwähnt, dass ich ein Junge bin? Ich kann es doch nicht sein! Ich kann kein Kind bekommen! Ich bin ein Junge!“
 

Das war es, was Narcissa brauchte, um wieder ruhig zu werden. Sie lächelte und trat zum Bett. „Ich wusste es schon seit einer Weile, “ gab sie lächelnd zu. „Ich denke, dass es durch deine lange Verweildauer in der Animagusform zu tun hat,“ erklärte sie schließlich. „So etwas kann den Körper nachhaltig verändern und offensichtlich hast du mehr zurückbehalten, als einen Schwanz und die Ohren.“
 

„Ja!“, nickte Poppy sofort. „Ja, das kann sein, das ist bisher in hundert Jahren nur ein Mal aufgetaucht, aber das kann durchaus sein! Anders könnte ich es nicht erklären!“
 

„Aber... aber...!“, mit großen Augen sah Harry den Älteren an: „Aber... ich...,“ er legte seine Hand auf die seines Geliebten. „Bitte, ich... bist... bist du sauer? Es... tut mir leid...“
 

„Ich glaube, es ist fair zu behaupten, dass die Hälfte der Schuld auch bei mir liegen wird,“ gab Tom nach einigen Sekunden zurück, die er brauchte, um sich zu fangen, er küsste Harry erneut, strich leicht über dessen Seite, während seine andere Hand immer noch auf dem Bauch lag, wo nun Nichts mehr zu spüren war. Als habe das Baby seinen Mittagssport beendet. Nun, es hatte wohl erreicht, was es wollte – die Anderen auf sich aufmerksam zu machen.
 

„Du.. du willst es nicht, oder?“, flüsterte Harry auf ein Mal, sah den Anderen an. „Bitte... ich...“
 

„Harry!“, unterband Tom sofort jedes weitere Wort, ihm war gar nicht klar, dass alle ihn inzwischen beobachteten. Na ja, Alle außer Lucius und sein Sohn, die immer noch den Boden pflasterten. „Harry, ich bin überrascht,“ gab er leise zu. „Ich habe nie auch nur in Betracht gezogen, auf eine andere Weise als Adoption zu einem Kind zu kommen, aber ich würde doch nie verlangen, dass du es wegmachen lässt, wenn du nicht willst. Im Gegenteil – ich bin ein Familienmensch,“ fügte er leise an. „Und wenn wir ein Kind bekommen, werde ich alles tun, um dafür zu sorgen, dass es ihm oder ihr immer gut gehen wird,“ er lächelte etwas, sein eigenes Erstaunen erst mal hintanstellend. Er streichelte Harry weiter, bis der Jüngere sich wieder beruhigt hatte. „Und jetzt will ich wissen... Poppy, wie weit ist er, wann ist die Geburt und was müssen wir beachten?“ Wenn er so darüber nachdachte, im Grunde war das hier wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk.
 

Poppy rieb sich die Stirn, hob den Zauberstab und sprach einige weitere Sprüche. „Harry ist, wie ich es dachte, etwa im fünften Monat, der Fötus ist gut entwickelt und das Herz schlägt regelmäßig, das Kind ist in Ordnung, es ist Harry, um den ich mir Sorgen mache, für eine Schwangerschaft, die so weit fortgeschritten ist, ist er viel zu dünn.“
 

„Ich habe ihm drei Mal am Tag Vitamine und Nährtränke untergeschoben,“ erklärte Narcissa ruhig. „Dass er zu dünn ist, war mir auch klar. Aber es schien einfach nicht angesetzt zu haben.“
 

„Es müssen sehr hoch konzentrierte Tränke sein, da Harrys Körper generell nur einen sehr kleinen Teil der Nährstoffe aufnehmen kann,“ erklärte die Krankenschwester. „Severus...“
 

„Ja,“ murmelte der Tränkemeister nur. „Ich bin... ich fasse es nicht! Tom! Du solltest dich in Grund und Boden schämen! Der Junge ist verdammte Siebzehn und du musstest ihn schon schwängern! Konntest du dich nicht zurückhalten? Ich habe mich kaum daran gewöhnt, Vater zu sein und jetzt werde ich Großvater, verdammt!“
 

„Nicht.. nicht böse sein,“ flüsterte Harry leise, er hielt sich die Ohren zu, er hasste es, wenn man stritt und vor Allem dann, wenn er der Auslöser zu sein schien, so, wie jetzt.
 

„Schrei mich gefälligst dann an, wenn er es nicht mit bekommt!“, blaffte Tom ungnädig. „Niemand streitet hier,“ fügte er an und küsste Harry. „Und ab jetzt wirst du auf Mast gesetzt. Kein Quiddich mehr! Das ist viel zu gefährlich! Keine Anstrengungen!“, er lächelte, verschränkte ihre Finger miteinander, wobei er es eigentlich immer noch nicht fassen konnte. Er, Vater?
 

Harry wollte etwas sagen, doch er wusste, der Andere hatte Recht – zumindest, was Quiddich anging. Was, wenn ihn einer der Bälle im Bauch traf? Oder wenn er vom Besen fiel? Er kuschelte sich weiter an den Älteren, eine Hand schützend über seinem Bauch. „Ich bin müde,“ nuschelte er.
 

„Dann schlaf,“ gab Tom nur zurück. Er streichelte seinen Geliebten, strich auch ein Mal über das Band, dass sich um dessen rechtes Gelenk schlängelte. Er hielt den Jüngeren, bis der friedlich schlief. Erst dann sah er auf. „Ist das der Grund? Schläft er darum so viel? Wegen der Schwangerschaft?“
 

„Eher, weil sein Körper nicht genug Nährstoffe hat,“ erklärte Poppy. „Das führt zu schneller Ermüdung. Es wird sich geben, wenn wir ihn auf die entsprechenden Medikamente umgestellt haben,“ die Krankenschwester lächelte etwas.
 

„Und was ist mit der Geburt? Ich meine, er hat Recht, er ist ein Junge! Er...!“
 

„In den beiden Fällen, die mir bekannt sind, wurde das Kind per Bauchschnitt auf die Welt geholt. Die Muggel haben da eine sehr effektive Methode entwickelt, sie heißt Kaiserschnitt. Das, kombiniert mit Magie, sollte die ganze Sache recht sicher machen.“
 

„Nur noch vier Monate,“ murmelte Tom ungläubig. „In vier Monaten habe ich ein Kind...“
 

„Ja, deinen ganz eigenen, kleinen Parasiten.“
 

„Was? Wer bitte nennt mein Kind einen Parasiten?!“
 

„Er war’s,“ kam es von allen, die zu dem Zeitpunkt noch nicht den Boden gepflastert hatten.
 

„Mein Mann hat nicht nur keine Ahnung von Muggel, er hat einige Redewendungen vollkommen falsch verstanden.“
 

Tom hob eine Augenbraue, er stand vorsichtig auf, zog sich seinen Umhang aus und wickelte Harry darin ein, bevor er ihn noch nahm. „Ich bin zu Hause.“
 

„Äh... die Konferenz?“, wandte Lucius vorsichtig ein. „Im Ministerium hocken die ungarischen Gesandten und der Minister von Frankreich.“
 

„Entschuldige mich.“
 

„Öh... und wie?“
 

„Sag ihnen die Wahrheit – dass ich erfahren habe, dass ich mein erstes Kind bekomme und dass ich meinen Mann versorgen muss!“
 

Lucius stöhnte nur leise, er nickte nur und verschwand, während Grayback Lupin und Black von der Station schaffte. Sein Sohn hingegen spielte immer noch Salzsäule. Na ja, wenigstens seine Frau hatte das hämische Lachen aufgehört, obwohl er ahnte, dass es jetzt erst anfangen würde...

Warum man Harry nicht sagt, dass er dick ist...

Tom wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, wohl Einiges, bedachte man, dass es bereits dämmerte. Doch er saß immer noch so, wie zu dem Zeitpunkt, als er Harry eingesammelt hatte. Der Jüngere lag neben ihm, entspannt, während er diesen streichelte. Ein kleines, glückliches Lächeln zierte das Gesicht, während die wie üblich wirr hängenden Haare ihm vor den Augen herumhingen.
 

Er konnte es immer noch nicht fassen. Ein Kind. Harry hatte mal wieder das Unmögliche zustande gebracht. Erneut legte er seine Hand auf dessen Bauch. Und er hatte gedacht, der Jüngere würde nur endlich eine gesündere Figur bekommen. So viel dazu. Nun, daran würden sie auch noch arbeiten, beschloss er, während seine Hand leicht über den Bauch des Jüngeren strich. Ja, nun, wo er es wusste, war es eigentlich eindeutig. Denn sein Geliebter hatte auch wirklich NUR um den Bauch herum zugenommen.
 

Das Geräusch der auflodernden Flammen allerdings brachte ihn dazu, sich umzuwenden, er wusste ja, dass kaum Jemand hierher kommen konnte, es konnte also keine Gefahr sein, aber gerade im Moment nervte ihn Jeder. „Severus,“ stellte er dann auch noch fest. Toll. Das würde erst recht Ärger geben. Rasch zog er de Decke weiter hoch, packte Harry fest ein. „Was gibt es?“
 

Severus starrte den Anderen an und alles, was er tun konnte, war seine zusammengepressten Zähne vom Knirschen abzuhalten, so sauer war er. Da in dem Bett lag ein gerade mal Siebzehnjähriger mit extremer Unterernährung und dieser Idiot hatte ihn auch noch geschwängert, da Harry ein Mann war, konnte man auch nicht wissen, welche Folgen ein eventueller Abbruch haben könnte, aber was für Folgen die Geburt hatte, genauso wenig.
 

„Severus?“, wiederholte Tom ruhig. Oh, er erkannte Wut, wenn er sie sah, aber er dachte gar nicht daran, darauf einzugehen. „Gibt es irgendwas, das nicht bis morgen warten konnte?“
 

Rums.
 

Knallte der Tränkemeister einen Schwung Phiolen auf den Tisch in der Sitzecke. „Die Tränke und nein, sie können nicht warten!“, knirschte er.
 

„Dann wäre dein Versuch, sie auf diese Weise kaputt zu machen, vielleicht auch nicht die beste Art und Weise,“ meinte der Ältere nur trocken, doch er stand aus dem Bett auf, trat zu seinem Tränkemeister. „Wehe, du weckst ihn!“
 

„Er muss ohnehin aufstehen! Oder denkst du im Ernst, er kann es sich leisten, eine Mahlzeit zu verpassen?! Ich habe dir gesagt, du sollst auf ihn achten! Und was tust du? Du vergrößerst seine Probleme auch noch!“ Noch bevor er sich zurückhalten konnte, war es geschehen – er hatte dem Anderen eine gesalzene Ohrfeige verpasst.
 

Im ersten Moment war Tom zu erstaunt, um etwas zu tun, dann aber fixierte er den aufgebrachten Mann. „Sei froh, dass Harry dein Sohn ist, sonst hätte ich dich jetzt umgebracht,“ stellte er nur fest. Er strich leicht über seine durchaus heftig pochende Wange. „Ich kann Nichts dafür, es tut mir ja schrecklich leid, aber ich wäre nie davon ausgegangen, dass Harry schwanger werden könnte,“ er blickte auf das Bett, wo der Jüngere begann, unruhiger zu werden, vermutlich, weil er nicht mehr da war. „Aber ganz ehrlich – ich bereue es nicht. Wie sollte ich das? Er trägt mein Kind und deinen Enkel!“
 

„Und das hätte nicht noch ein paar Jahre Zeit gehabt?“, fragte Severus aufgebracht. „Nein? Ihr hättet nicht, wie alle Anderen zumindest warten können, bis Harry wieder ganz auf der Höhe und die gröbste Gefahr um ist? Ist er dir noch nicht oft genug fast unter den Fingern davon gestorben? Musst du noch eins drauf setzen?!“
 

Tom sah zu Harry. „Hör auf, so rumzuschreien!“, verlangte er, nun merklich kühl, er wusste, Severus kam nur schwer mit Veränderungen klar und das hier war demnach für ihn wohl die Hölle. Im letzten halben Jahr hatte sich für den Mann entschieden zu viel getan. Aber er musste sich beruhigen. „Geh und tob dich irgendwo aus! Aber wehe, wehe, du bringst Harry wegen deines Benehmens zum Weinen! Und wenn du dich wieder beruhigt hast und normal bist, kannst du gern wiederkommen. Noch irgendeine Frage?“
 

„Ich finde dein Verhalten...!“
 

„Nicht.. nicht streiten,“ flüsterte Harry. Er war aufgewacht und hatte das Zischen im Zimmer gehört. Erst hatte er gedacht, dass Nagini da war, aber nach einem Moment war ihm klar geworden, dass sein Vater und sein Mann sich zu streiten schienen. Wegen ihm. Und das gefiel ihm gar nicht. „Bitte...,“ fügte er noch etwas leiser hinzu. Wenn es etwas Schlimmeres gab, als allein aufzuwachen, war es, aufzuwachen, wenn Andere sich wegen einem stritten, stellte er fest.
 

Abrupt wandte Tom sich um, er lächelte Harry zu, dann starrte er Severus noch ein Mal warnend an, bevor er zum Bett trat und den Jüngeren in die Arme schloss. „Wir haben uns nicht... viel gestritten,“ beruhigte er seinen Kleinen, küsste ihn auf die Stirn. „Mach dir nicht so viele Sorgen. Fühlst du dich wacher?“
 

Harry lehnte sich an den Anderen und lächelte: „Natürlich. Ich muss stundenlang geschlafen haben, aber du~hu? Ich hab Hunger...:“, mit großen Augen sah er den Anderen an. „Auf Pizza,“ fügte er hinzu. „Viel Pizza!“
 

Das brachte den Älteren zum Lachen. „Dann gibt es gleich Pizza,“ versprach er, froh um den italienischen Hauself, den Rastaban für ihn aufgetrieben hatte und der das Zeug besser backen konnte, als die meisten Lokale dazu in der Lage waren.
 

Severus sagte nichts, nicht, dass er gekonnt hatte. Das Letzte, was er riskieren wollte, war eine weitere Heulattacke, auch, weil er an seinem Leben hing. Er wandte sich einfach nur abrupt um und verschwand wieder durch die Flammen, bevor er etwas tun würde, was ihm später wirklich Leid tun könnte. Er musste sich abreagieren, dringendst. Warum wurde sein Leben eigentlich dauernd auf den Kopf gestellt? Er hatte nie darum gebeten! Er wollte doch nur seine Ruhe und seinen Frieden! Aber nein, dann ging Alles in die Hose, erst tauchte Potter auf, dann stellte sich raus, dass der Junge sein Sohn war, dann starb er fast und jetzt war er auch noch schwanger! Ja, er konnte sich doch eigentlich die Kugel geben... er war zu jung, um Großvater zu werden! Am Ende würde er sich noch einen weißen Bart wachsen lassen, Zitronenbonbons lutschen und in Roben herumlaufen, von denen man Augenkrebs bekommen würde, nur, weil er dank der Anderen seinen letzten Rest Verstand verlor!
 

Harry sah auf, als er die Flammen hörte. „Er... ist sauer, oder?“, fragte er leise, legte seinen Kopf auf die Schulter seines Geliebten. „Weil ich schwanger bin. Er... will das Kind nicht, oder?“, fragte er, während er mit der Träne kämpfte, die hartnäckig in seinen Lidern hing.
 

„Er ist sauer auf mich,“ gab Tom nur zurück. „Weil du jetzt schon schwanger bist,“ korrigierte er seinen Kleinen. „Als hätte einer von uns auch nur gewusst, dass so was möglich ist.“ Sanft legte er seine Hand auf Harrys Bauch und strich etwas darüber. „Lass ihn schmollen, ich wette, er wird letztendlich der Erste sein, der dem Kind etwas schenken wird.“ Sanft wischte er dem Grünäugigen die Träne von der Wange.
 

„Meinst du?“, fragte Harry hoffnungsvoll.
 

„Ich bin mir ganz sicher und jetzt sollten wir unser Essen bestellen, danach bekommst du ein paar Tränke dann können wir noch einen Spaziergang machen und du hast noch Hausaufgaben..“
 


 


 


 

„Nur du, Harry,“ grölte Draco durch den Gang, neben ihm lief Besagter, mit hochrotem Kopf und dem Bedürfnis, den Blonden an die Wand zu schlagen, denn offensichtlich hatte der nichts Besseres zu tun gehabt, als die entsprechenden Gerüchte in die Welt zu setzen, so, dass er noch mehr angestarrt wurde, als sonst schon. Und Jeder starrte auf seinen Bauch. Er kam sich vor, als habe er da einen Luftballon. Und den Blick in den Spiegel am Morgen hatte er wirklich bereut. Er sah aus, wie ein Strichmännchen mit Blähbauch. Natürlich hatte Tom gesagt, dass das nicht stimmte, er hatte es diesem sogar geglaubt – bis jetzt.
 

„Draco, lass es...!“, knurrte er daher nur missgelaunt.
 

Doch der Blonde dachte gar nicht daran. „Nur du merkst nicht, dass du schwanger bist und das, bis das Blage angefangen hat, Tamburin auf deiner Blase zu spielen!“, er hielt sich den Bauch. „Und nicht zu vergessen, dass du kein Gramm zunimmst und nur... ja~huuuuuuuuu! Warum tust du das?!“
 

„Weil du echt ein riesiges Ekel bist! Ich weiß, dass ich fett und hässlich bin! Lass mich in Ruhe!“, und schon rannte er wieder.
 

Draco starrte dem Anderen hinterher, während er sich verzweifelt sein Schienbein hielt.
 

„Ich will ja nichts sagen, aber wie dämlich muss man eigentlich sein, um Jemandem, der schwanger ist, zu sagen, dass er oder sie fett ist?“, fragte Ron ruhig. Er konnte das alles selbst nicht so wirklich fassen, aber das Benehmen von Draco grenzte wirklich an Selbstmord.
 

Harry hingegen rannte einfach drauf los, riss – mal wieder – die Klassenzimmertür halb blind auf und stürzte sich in Remus’ Arme.
 

Remus konnte kaum reagieren, bevor sich auf ein Mal jemand in seinen Schoß pflasterte, aber wenigstens war die Anzahl der Verdächtigen relativ gering. Nun, zumindest hatte er gerade eine Freistunde und musste nicht schon wieder eine vollkommen verdatterte Klasse nach draußen befördern. „Was ist los?“, fragte er leise, hielt Harry schließlich. Ja, nun, wo er es wusste, war es eigentlich klar. Kein Zweifel möglich. Der Grünäugige benahm sich fast genau, wie seine Mutter. Und er roch anders. Im Grunde hätte er schon vor Monaten merken müssen, dass der Jüngere schwanger war, aber er hatte die nur zu deutlichen Zeichen vollkommen ignoriert, einfach, weil er so etwas nicht für möglich gehalten hätte.
 

„Er...er hat schon.. wieder gesagt, dass ich fett bin!“, jammerte Harry. „Er...er ist sooo gemein! Ich kann doch nichts dafür! Ich... er... er hat...!“
 

Sirius und Fenrir konnte Remus von der Liste der Verdächtigen streichen, Grayback hatte in seinem Rudel sicher schon genug Schwangerschaften erlebt, um es besser zu wissen, als so etwas auch nur anzudeuten und Sirius hatte von Lily so oft Tritte kassiert, dass er es wohl auch nicht gewesen war. Lucius war nicht da, blieb also nur dessen Sohn. „Draco denkt nicht, bevor er redet, das ist sein großes Problem,“ argumentierte er daher. „Er hat es sicher nicht so gemeint und er wollte dich bestimmt auch nur wieder ärgern. Und du tust ihm auch noch den Gefallen, indem du dich ärgern lässt,“ gab er zu Bedenken. „Oh, und rein aus Interesse, welches Körperteil hast du ihm dieses Mal deformiert?“
 

Harry zuckte mit den Schultern. „In ein... jetzt... wird er merken, dass er den Rest des Tages als Mädchen verbringen darf,“ gab er mitleidslos zurück, während er sich die Tränen abwischte. „Ich kann schließlich nichts dafür, dass ich rumrenne, wie ein aufgeblähter Ballonfisch!“
 

„Das tust du nicht,“ beschwichtigte Remus erneut und grinste etwas. „Du bist auch nicht fett. Man sieht kaum etwas, glaub es mir. Sonst wären wir viel eher darauf gekommen, was los ist.“ Der Gedanke, dass Draco feststellen würde, dass ihm zwischen den Beinen etwas fehlte, in dem Moment, wo er aufs Klo ging, oder wenn er auf ein mal Brüste haben würde, irgendwie würde er das wirklich gern mitbekommen. Das würde sicher die Show des Jahrhunderts werden! Rasch fischte er einen Schokoriegel aus seiner Umhangtasche und gab ihn dem Jüngeren. „Schokolade enthält Endorphine, Endorphine machen glücklich, also solltest du sie essen. Na los! Keine Tränen mehr! Und dann solltest du zum Unterricht, bevor Sirius hysterisch wird und eine Großfahndung noch dir rausgibt.“
 

Harry seufzte nur, doch er nickte. Er nahm den Riegel, kletterte wieder von Remus’ Schoß und machte sich auf den Weg, auch wenn er absolut keine Lust dazu verspürte. Aber so was von gar nicht!
 

Remus sah dem Jüngeren nur hinterher und schüttelte den Kopf. Draco schien wirklich sehr dumm zu sein, manchmal, wenn er solche Sachen abzog. Es war doch klar, dass Harry so extrem reagierte, vor allem, da das nicht das erste Mal war, dass Draco so etwas tat. Nun, er würde es lernen – hoffte Remus. Für den Blonden. Bis dahin würde es auf jeden Fall immer etwas zu Lachen geben.
 

Lautlos glitt Harry in den Klassenraum und setzte sich auf seinen Platz, doch natürlich hatte Sirius ihn bemerkt und wandte sich in diesem Moment um. Er spürte, wie der Andere ihn musterte, dann aber anlächelte.
 

„So, das macht einen von Dreien, die fehlen. Harry, du weißt nicht zufällig, wo Draco und Ron sich herumtreiben, ein?“, fragte Sirius seinen vollkommen unschuldig wirkenden Patensohn. Ja, er war sich sicher, dass Harry mehr wusste.
 

„Auf dem Mädchenklo, wenn ich raten musste,“ gab Harry zurück, als sei es das Normalste der Welt. „Oder bei Dad, um sich zu verstecken,“ fügte er an, holte sein Pergament und schrieb ab, was auf der Tafel stand.
 

Sirius und der Rest der Klasse sah Harry mehr als seltsam an, aber scheinbar waren die Anderen schlau genug, ihre Klappe zu halten.
 

„Harry, bleib bitte hier,“ sprach Sirius, als es klingelte und alle packten. Er musterte den Jüngeren, der ihn ansah und... zu schmollen schien, sich aber fügte und langsamer packte, als die Anderen. Als die Anderen dann endlich raus waren, trat er zu dem Jüngeren und umarmte ihn. „So,“ grinste er nur. „Und jetzt raus damit! Was hast du mit Draco gemacht?“ Er wusste noch, was Lily immer so getan hatte. Ein Mal hatte es auch ihn selbst getroffen. Eine Woche hatte er gebraucht, bis er endlich wieder normal hatte laufen können.
 

„Ich hab gar nichts gemacht! Er hat mich fett genannt!“
 

„Und wie hast du dich dieses Mal gerächt? Die Hakennase hatten wir ja schon. Pickel vielleicht?“
 

„Nein, aber ich hab das mit dem Mädchenklo ernst gemeint. Da hockt er nämlich – oder sollte ich sagen, sie?“
 

„Was, du.... Oh Merlin! Ich hoffe nur, das tust du mir nicht an! Das verkürzte Bein, dass deine Mutter mir beschert hat, hatte mir vollkommen gereicht!“
 

„Du sagst ja nicht, dass ich dick bin,“ nuschelte Harry nur zurück. „Ich hätt ihm ja nie was getan, wenn er nicht so gemein gewesen wäre! Und das immer wieder!“
 

Sirius lachte leise. „Er lernt ebenso schlecht, wie sein Vater, wie es aussieht,“ stellte er nur fest. Er küsste Harry auf die Stirn. „Und jetzt lauf, nicht dass der Nächste dich vermisst. Oh, und versuch doch, ins Zimmer zu kommen, ohne irgendwen zu verhexen.“
 

„Pöh! Die müssen mich ja nur nicht als fett bezeichnen!“, verteidigte Harry sich, bevor die Tür ins Schloss fiel.
 

Sirius konnte sich kaum noch drei Sekunden zurückhalten, bevor er begann, laut zu lachen. Er konnte es nicht fassen, Harry war wirklich wie seine Mutter! Unbeherrscht, hormonüberflutet und mehr als eindeutig schwanger! Merlin, war er froh, nicht ganz so lernresistent zu sein, wie Lucius. Sonst wäre er vermutlich selbst sein bestes Stück los geworden, doch wenn er etwas nicht zu tun bereit war, war es, im Sitzen zu pinkeln!
 


 


 


 

„Muhahahahahaha! Das....das....das ist das Beste....was ich... seit der Krankenstation... hihihihihihihihi...! Der Junge ist echt der Hammer!“
 

Narcissa sah zu ihrer Schwester und grinste.
 

„Bin ich nicht!“, piepte Draco empört.
 

„Wer redet von dir, mein Töchterchen?“, flötete Narcissa, während sie Dracos momentan taillenlanges Haar tätschelte, in das sie, sehr zum Frust ihres Sohnes, auch noch rosa Schleifchen geflochten hatte. Lucius hatte versucht, sie aufzuhalten, aber dann war er zu sehr mit Lachen beschäftigt zu werden, um seinem Jungen wirklich zu helfen. Was dazu geführt hatte, dass der jetzt, als regelrechtes Rasseweib, am Tisch saß.
 

In einem rosafarbenen, oben eng anliegenden Kleid, unter dem er auch noch einen BH trug. Sogar eine Strumpfhose, Rüschenunterwäsche und Stöckelschuhe – auch rosa. Draco war sich noch nie so entwürdigt vorgekommen! Er würde Potter jedes einzelne Haar auf dessen Körper ziehen für diese Bloßstellung! Denn seine Mutter tat seit Stunden nichts Anderes, als ihn als Anziehpuppe zu missbrauchen und auch noch Fotos davon zu machen. Und jeder verdammte Fluchtversuch war kläglich an den Schuhen, alternativ aber auch an seiner hysterisch kreischenden Tante gescheitert! Und auch jetzt saß er zwischen den beiden irre kreischenden Weibern, die jedes Mal, wenn sie was tranken, sich verschluckten.
 

„Das ist nicht fair!“, jammerte Draco.
 

„Muhahahaha... Ich... hätte zu gern... gesehen, wie du... mitten auf dem Gang.... hahahahaha ...die Hose runter gelassen hast, weil... hihihihi... dein... bestes Stück weg war!“
 

„Sehr witzig, Vater!“
 

Lucius sah seinen Sohn, na ja, wohl eher, seine Tochter, an, er musste sich so bemühen, nicht laut los zu grölen, dass er es nicht fassen konnte. „Du... weißt, dass... du Harry bitten musst, das... rückgängig zu machen?“, johlte er weiter. „Und dass... du es besser höflich tun solltest, weil er sonst eiskalt nein sagen wird? Oh, ist das herrlich! Das muss ich aufnehmen!“
 

„Vater!“, donnerte Draco, riss ein Bein hoch und traf. Waren die verdammten Treter wenigstens zu etwas Anderem gut, als sich auf die Nase zu legen! Die spitzen Dinger sorgten dafür, dass sein Vater fast unangespitzt durch die Decke ging. „Ich will nicht nett sein! Er hat mir das angetan!“, jammerte er weiter, zog frustriert an den langen Haaren, die er nur wieder los werden wollte. Nicht zu vergessen, dass da an seiner Brust zwei Dinger hingen, die er absolut abartig fand!
 

„Vielleicht, weil du ein Mal zu viel suggeriert hast, dass er zu dick ist?“, schlug Narcissa ohne auch nur die geringste Spur von Mitleid vor.
 

„Ich hab nur gesagt, dass er komisch aussieht! Ich meine, er hat stöckchendürre Arme und Beine und dann einen Schwellbauch!“
 

„Das sind die Kommentare, die dir das eingebrockt haben, Daria Bella,“ kommentierte Narcissa.
 

„Ich heiße Draco! Ich bin ein Kerl! Ein waschechter Kerl! Mit Schwanz zwischen den Beinen!“, dieses Mal traten Draco zu seinem Entsetzen auch noch Tränen in die Augen. Verdammte, beschissene Scheißhormone!
 

„Ja, ja,“ lächelte Narcissa nur mitleidslos. „Wenn du dir nicht eine verdammt gute Entschuldigung einfallen lässt, wirst du dich an den neuen Namen und an die Brüste gewöhnen dürfen,“ schürte sie die Ängste ihres Sohnes, „Und an die Hormone, an deine Tage, an Binden, Röcke, Korsagen und an hochhackige Schuhe, sowie an Schleifchen in den Haaren.“
 

„Das ist nicht faaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaair!“
 

„Und das, was du da abziehst, hormoneller Irrsinn,“ stellte Lucius nur stöhnend fest. „Und wenn ich Potter foltern muss! Ich will meinen Sohn zurück! Das da ist nicht zu ertragen! Steht mir das bei Leneah etwa auch noch bevor? Nicht auszudenken, wenn Draco so bleibt!“
 

„Dann hättet ihr es allesamt nicht besser verdient,“ knurrte Narcissa. „Überlegt mal, wie ihr Harry immer aufgezogen habt! Ihr seid auf seinen Gefühlen rumgetrampelt, wie eine Horde Elefanten! Jetzt denkt euch mal, wie er sich fühlen muss! Eine Schwangerschaft setzt eine Unmenge an Hormonen frei, mit denen er eigentlich gar nichts zu Tun hat! Er muss jeden Tag mit ihnen kämpfen! Draco, du tust es seit ein paar Stunden und heulst schon rum! Ihr habt es nicht besser verdient! Punkt!“
 

Draco schniefte etwas. Das hier war nur eines: ein schrecklicher, grausamer Alptraum. Unwillig sprang er auf, verknickte sich dabei erst mal den linken Fuß und stampfte dann – sehr wenig elegant, die Treppe hoch.
 

„Also, nett, wie er als Mädchen aussieht, sein Gang sieht aus, wie der eines Boxers, der einen Tritt in seine besten Teile bekommen hat.“
 

„Und wenn du nicht gleich ganz, ganz ruhig bist, verspreche ich dir, wirst du das Schicksal deines Sohnes teilen! Das schwöre ich dir, oh du mein Mann!“
 

Lucius grummelte nur, bevor er sich selbst zurückzog, in sein Büro. Das hier war wirklich ein riesiger Alptraum. Er musste den Gefährten seines Chefs, der ein manischer Kleptomane war, mit Samthandschuhen anfassen und sein Sohn war auf ein Mal ein Mädchen! Ja, er war so was von verratzt!
 

Draco hingegen saß auf dem Bett, die Schuhe hatte er schon mit voller Wucht gegen die geschlossene Tür geschlagen, sich jedes einzelne Schleifchen aus dem Haar gezerrt und das Make-Up mit einem Zauber verschwinden lassen. Blieben nur noch diese mörderische Strumpfhose, das affige Kleid und die eklige Unterwäsche! Er wollte seinen muskelgestählten Quiddichkörper zurück, an dem er sein Leben lang so hart gearbeitet hatte!
 

„Scheiße! Scheiße, ich sag ihm nie, nie wieder, dass er fett ist,“ stöhnte Draco mit dieser schrecklichen, hohen Stimme, bevor er sich weiter aufs Bett warf, eine Bewegung, sie die dummen Dinger, auch Brüste genannt, komisch hüpfen ließen. Oh, wie er das hasste! Er starrte an die Decke seines Zimmers und überlegte sich, wie lang er wohl vor Harry im Staub würde kriechen dürfen, bis der ihm gnädigst verzieh und ihn aus diesem Alptraum befreien würde. Er wollte nur wieder sein bestes Stück sehen und im Stehen pinkeln können! Normal sein und mit seinem Freund schlafen, so, wie jeder andere, schwule Kerl auch, verdammt noch mal! Er wollte wieder er selbst sein!
 

Ablenkung. Ja, das war gut. Rasch griff Draco nach einem der Bücher, vertiefte sich dort hinein, auch, wenn er im Nachhinein nicht mehr sagen konnte, was er gelesen hatte, aber wenigstens hatte er sich eine Weile abgelenkt. Doch dann stellte er sich dem, wovor ihm am meisten graute, er riss sich endlich den dummen, pinken Fetzen vom Leib – und erstarrte überrascht. Hastig packte er seine Brust. Flach! Sie war flach! Die Monstermöpse hatten sich selbst aufgelöst! Sie waren weg! Hastig riss er den BH von seinem Körper, strich erneut über seine Brust. Wirklich! Weg! Verschwunden! Ja! Strike! Er war wieder ein Kerl – oder? Hastig riss er die abartige Unterwäsche vom Leib – und lachte. Ja, seine Stimme, sein bestes Stück! Endlich wieder im Stehen pinkeln! Ja! Ja, er war wieder normal! Er konnte sich endlich wieder sehen lassen, ohne vor Scham im Boden zu versinken! Hastig schlüpfte er in seine Boxer und eine Hose und ein Hemd, bevor er durch den Kamin wieder verschwand. Er wollte nur noch zurück zur Schule, nur noch weg von den Irren, die seine Schande so genossen hatten, hin ins Bett seines Freundes – der ihn jetzt besser verdammt gut befriedigen sollte! Jawoll!

Granger

„Das... war wirklich, wirklich nicht fair,“ lachte Tom nur, als er die Bilder zu sehen bekam. Er konnte es immer noch nicht fassen. Draco in verschiedenen Kleidern, als Mädchen und mit Schleifen im hochgesteckten Haar.
 

„Er hat’s nicht besser verdient,“ knurrte Harry nur. „Und außerdem war ich nett, der Zauber fing ab Mitternacht an, zurückzugehen.“
 

„Was heißt das?“
 

„Das ihm zu wünschen wäre, dass er nicht dumm genug war, sich in den letzten beiden Tagen durchnehmen zu lassen,“ kicherte Harry nur. „Sonst wird er sehr, sehr genau lernen, wie ich mich fühle!“
 

„Harry... was genau heißt das?“, fragte Tom vorsichtig, während er die Fotos weglegte. Er sah seinen Geliebten genau an, der auf seinem Schoß saß und sichtlich mit sich zufrieden an einem Apfelschnitz knabberte.
 

„Das wirst du sicher merken, denn ich glaub nicht, dass Dracipoo seine Hormone im Griff hat,“ kicherte er nur und sprang dann auf. „Also, ich bin dann in Hogsmeade, ich wollte doch die Zwillinge etwas nerven.“ Er küsste seinen Gefährten amüsiert. „Bist du dann ab Nachmittag wieder da?“, fragte er dann aber leise. Tom hatte heut immerhin eine wichtige Sitzung und es konnte gut sein, dass der Ältere erst abends wiederkommen würde, das waren die Tage, die Harry wirklich hasste.
 

Das kleine, unsichere Stimmchen brachte Tom dazu, das Thema Draco erst mal Ad Acta zu legen. Vor einigen Tagen war er erst um Mitternacht nach Hause gekommen und der Jüngere hatte schreckliche Alpträume gehabt, er war wirklich sehr anhänglich, teilweise durch die Bindung, durch das, was seine Muggelverwandten ihm angetan hatten und eben wegen der Schwangerschaft, die ihm viel abverlangte. Tom zog den Jüngeren wieder auf seinen Schoß, er küsste Harry, strich dann über dessen Bauch, er spürte wieder kleine, leichte Tritte unter seiner Handfläche. „Ich denke, ich werde schon heut Nachmittag fertig sein,“ erklärte er, küsste den Jüngeren erneut. „Ich bin auf jeden Fall bis zum Abendessen wieder da.“
 

„Das ist gut,“ lächelte Harry, sichtlich erleichtert. Er stand wieder auf. „Also dann bis später, ich bin irgendwo in Hogsmeade.“ Mit den Worten und einem weiteren Kuss trat er zum Kamin um am anderen Ende aus dem in Freds und Georges Laden zu stolpern. „Hi ihr Beiden! Irgendwer wach?!“
 

„Nur ich,“ grinste Fred nur. „George hat sich noch nicht von seinem nächtlichen Abenteuer erholt,“ erklärte er weiter. „Du könntest eine Bombe neben ihm hochgehen lassen, aber das weißt du ja.“
 

„Ahso, das heißt, du bist noch am Gift mischen?“
 

„Offensichtlich,“ grinste Fred nur, der nicht glauben konnte, dass der immer noch reichlich schlanke Junge tatsächlich schwanger sein sollte, aber er wusste auch, dass er es wohl sein musste. Allerdings fand er es lustig, dass der Jüngere gedacht hatte, ihre neuesten Bonbons hätten in seinem Bauch herum gespukt. „Willst du Zaubersnitche?“
 

„Ha, ha, ha,“ knurrte Harry nur. Er hasste es, wenn er aufgezogen wurde, selbst, wenn es durchaus amüsant gewesen war, immerhin hatte Bella ihm erzählt, dass am Ende fast alle umgekippt waren, weil sie es nicht hatten glauben wollen. Das musste doch lustig gewesen sein. Und er hatte es verpasst, weil er selbst umgekippt war! Das Leben war eben nie fair zu ihm...
 

„Na los, hau ab, du willst doch nach Hogsmeade, nicht wahr? Komm nur zu Mittag zu uns, sei so nett, denn seine Hoheit hat uns Höllenqualen angedroht, solltest du nicht genug essen.“
 

„Sicher,“ nickte Harry. „Ich bin im Buchladen gegenüber und arbeite mich von da aus durch,“ erklärte er.
 

Fred nickte. Er wusste, dass Harry vor allem ein Weihnachtsgeschenk für Tom suchte, dabei dachte er sich auch weiter nichts dabei. „Wie gesagt, sieh bitte nur zu, dass du mittags hier bist.“
 

Harry nickte und winkte dem Rotschopf, bevor er nach Draußen trat, wo er jedoch eines feststellen musste, was er vergessen – wahlweise aber auch verdrängt – hatte. Schüler. Überall. Auch das noch. Hastig betrat er den Buchladen, verzog sich ins hinterste Eck und begann da mit seiner Suche.
 

Letztendlich fand er vier Bücher, die ihn interessierten und die er sich auch kaufte, aber nichts für Tom. Na ja, so viel Zeit zu lesen hatte der Mann schließlich auch nicht, beruhigte er sich selbst. Er musste sich eben etwas Anderes einfallen lassen, das war einer von zwölf Läden gewesen. Allerdings würde er vor Mittag sicher nicht mehr als einen Weiteren schaffen, blieb nur zu überlegen, welchen. Hmmm, den Schmuckladen, entschied er dann, fasste sich an den Hals, wo früher das Band gesessen hatte. Er wusste, es war albern, aber er vermisste es – irgendwie.
 

Rasch schob er den Gedanken beiseite und betrat den Laden. Er war neu, zumindest aber konnte Harry sich nicht daran erinnern, ihn schon mal gesehen zu haben und er sah auch sofort, dass es kein einfacher Laden für Schmuck war, denn hier gab es auch zeremonielle Waffen oder Gehstöcke. Solche, mit denen Lucius immer so gern angab. Ja, er hatte das Gefühl, hier richtig zu sein, wenn er irgendwo etwas finden konnte, dann wohl hier. Harry musste noch nicht mal zu lange suchen, bis ihm etwas ins Auge stach. Eine Uhr, eine klassische Taschenuhr mit silberner Kette, auf dem Deckel das Wappen von Slytherin. Als habe Nagini Modell gestanden. Und in den Augen der Schlange waren tiefgrüne Juwelen. Sanft nahm er sie hoch, klappte den Deckel auf und lächelte. Das Ziffernblatt war eines der Schönsten, die er je gesehen hatte. Die Zahlen waren wunderschön aus dem matten Silber herausgearbeitet.
 

„Das Ziffernblatt hat eine besondere Funktion,“ erklärte auf ein Mal der Verkäufer, der schon seit Jahren keine Hoffnung mehr hatte, das Ding zu verkaufen. Es war den Meisten schlicht zu teuer.
 

„Welche?“, fragte Harry nur.
 

„Es kann für einige Szenen wie ein Memorandum funktionieren und einige Szenen immer wieder abspielen, die ich hinein legen kann,“ erklärte der Mann mit dem starken, ausländischen Akzent. „Aber sie ist auch entsprechend teuer. Sie herzustellen hat fast ein Lebensalter gedauert, da viele Schutzsprüche hinein verwoben sind und auch, wenn es wie Silber aussieht, es ist Mithril, Zwergenmaterial, von dem sie sich nur ungern trennen.“
 

Mithril, fast unzerstörbar, half Harry sein Hirn weiter. Das erklärte, warum sie eigentlich auch so leicht war. „Wie viel?“, fragte Harry ruhig.
 

„Vierhundert Galleonen, tiefer kann ich auf gar keinen Fall gehen."
 

Vierhundert? Das war Nichts im Vergleich zu dem, was in seinen Gringottskammern vor sich hinrottete, wie Tom ihm erklärt hatte. Der Andere hatte sich vor einigen Monaten mal de Zeit genommen, ihm zu erklären, was er eigentlich Alles besaß – und es war Einiges. „Ich nehme sie. Wie läuft das mit den Erinnerungen?“, fragte er dann aber noch.
 

Der Verkäufer sah den Jungen überrascht an, der aber schon eine Karte der magischen Bank gezückt hatte. Eine mit einem Überzug aus Feenstaub, die ihm sagte, dass der Junge wirklich, wirklich reich sein musste. Er schluckte. „Nun, ich habe... ein Denkarium hinten stehen, wählen Sie drei Erinnerungen, ich werde sie in den kleinen Stein auf der Zwölf auf dem Ziffernblatt einarbeiten, wenn derjenige, für den sie ist, die Uhr öffnet, wird er sie sehen.“
 

Harry nickte. Die Erinnerungen waren schnell gefunden. Ein Mal, als er noch eine Katze gewesen war, das erste Weihnachten mit Tom. Als Zweites wählte er ihren ersten Kuss, ja, das war kitschig, aber es war eine seiner schönsten Erinnerungen und als Drittes, auch, wenn er es vermutlich jedes Mal bereuen würde, wenn der Ältere nach der Zeit sehen wollte, ihr erstes Mal. Dann durfte er seine inzwischen abgeschafften Spaziergänge mitten während des Unterrichts auf irgendein Klo vermutlich wieder aufnehmen, aber gut. Was tat man nicht alles? Anschließend beobachtete er, wie der Mann die Erinnerungen in den kleinen Kristall bannte.
 

„Nun – für hundert Galleonen mehr könnte ich noch eine Widmung hinein schreiben,“ schlug der Verkäufer vor. „Das macht es persönlicher.“
 

Harry lachte. Noch persönlicher? Aber der Andere hatte Recht. Auf die Innenseite des Deckels gehörte einfach noch etwas. Er sah so leer aus. Rasch griff er nach einem Stift und schrieb einige Zeilen zu Papier, schob sie dem Mann zu, der sichtlich überrascht eine Augenbraue hob. „Nun?“
 

„Das... dauert noch einige Minuten,“ erklärte der Verkäufer und verschwand in einem weiteren Hinterraum, kam aber nach zehn Minuten zurück und legte ihm das Kleinod wieder in die Hand, während er ihm die Karte gab. Die Uhr ruhte nun in einem dunkelgrünen Schmuckkasten, mit silberner Schleife herum.
 

„So, das war es, ich habe mich sehr über Ihren Kauf gefreut,“ erklärte der Ungar.
 

Harry lächelte nur und steckte das Schmuckstück in seinen Rucksack, in die Tasche, in der niemand außer ihm es sehen würde, da sie einige spezielle Zauber auf sich hatte, die das Geschenk vor fremden Augen schützen würde. Zufrieden mit sich und der Welt trat Harry raus, er wusste, es wurde auch höchste Zeit, sich wieder bei den Zwillingen sehen zu lassen, bevor die einen Suchtrupp aussandten, außerdem hatte er das abartige Bedürfnis nach gesalzener Orange. Nun ja, nicht er, aber sein, wie hatte Lucius es doch gleich genannt, ja, sein Parasit. Ob er dem Mann wohl sagen sollte dass dessen Sohn auch einen hatte? Narcissa hatte schließlich gesagt, dass sie sich Enkel wünschte und außerdem würde dem Oberhaupt der Malfoys dann ohnehin nichts übrig bleiben, als die Beiden heiraten zu lassen, etwas, wogegen der Mann sich ja noch vehement sperrte. Ja, Harry hielt sich wirklich für gut. Er kicherte etwas bei dem Gedanken daran, was er getan hatte, doch ein angsterfüllter Schrei riss ihn aus seinen Überlegungen.
 

Harry spürte, wie sich Alles in ihm zusammenzog und nur sehr, sehr widerwillig sah er auf, während er seine Arme schützend über seinen Bauch schlang. Er hörte den Knall, spürte einen Zug, ganz in seiner Nähe und eine ältliche Dame kippte einfach so um. Nein! Nein, nicht schon wieder! Nein! Warum? Warum tat Granger das? Was wollte sie erreichen? Hier waren überall... Kinder!
 

Hastig riss der Grünäugige seinen Zauberstab aus dem Ärmel, errichtete dicke Mauern um die Kinder herum, so, dass am Ende nur noch er da stand, umgeben von Muggeln, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Der Zauber, den Tom angewandt hatte, um ihn von den Kugeln abzuschirmen, machte ihm jetzt eine Flucht... nun, zumindest doch recht schwer. „Ist es das, was ihr wollt, ihr Monster?“, rief er aufgebracht, den Zauberstab ausgestreckt, während er innerlich verzweifelt nach Hilfe rief. „Unschuldige Kinder umbringen? Was haben sie getan, mal davon abgesehen, dass Einige vermutlich heimlich Süßigkeiten essen? Es sind Kinder und alte Leute! Hier hat niemand etwas getan! Wir halten uns von Muggeln fern! Welchen Grund habt ihr also, uns umzubringen?!“
 

„Ts, ts, ts,“ kam auf ein Mal eine nur zu vertraute Stimme. „Harry, Harry, Harry. Du musst immer noch den Helden spielen, nicht wahr? Und stell dir vor, du magst die gerettet haben, dieses Mal, aber es gibt keinen Zauber, der Kugeln stoppt, was bedeutet, dass dein abnormales Gesicht diese Erde nicht mehr belästigen wird!“
 

„Hermine! Warum tust du das? Du warst es, die immer so begeistert war von der Magie! Du hast sie geliebt! Du wolltest immer Gerechtigkeit! Und was tust du jetzt? Du bringst Kinder um!“, rief er, um Zeit zu schinden. Er brachte Zeit, das wusste er. Er spürte, Tom hatte endlich was mitbekommen, er konnte die Panik des Älteren mit seiner spüren, doch der Andere brauchte Zeit, um die Auroren zu schicken. Er brauchte Zeit!
 

Hermine lächelte kalt. Sie leitete diesen Angriff selbst, um endlich mal sicher zu gehen, dass es klappen würde, in ihrem Gepäck befanden sich auch mehrere Sprengsätze, die sie nach Hogwarts bekommen wollte, um dieses Rattennest zum Einsturz zu bringen und mir ihm alles, was der magischen Welt ach so wichtig zu sein schien! „Ihr habt mir alles genommen,“ flüsterte sie in das Ohr des Anderen. „Meine Magie! Das ist eure Rechnung! Ich kann sie nicht haben! Dann werdet ihr auch keine Freude mehr daran haben!“ Sie drückte ihren Revolver direkt in Harry Bauch, der nun erst Recht panisch wurde.
 

Sein Kind! Nein, nein, Er musste etwas tun, irgendwas! Er wollte das Kind nicht verlieren! Bis jetzt hatte er nicht wirklich realisiert, dass da wirklich ein Kind in ihm war, aber nun bekam er kalte Panik. Nein!
 

„Und du bist ohnehin der Schlimmste von allen!“, höhnte Hermine, nun wieder in voller Lautstärke, sie trat auch ein, zwei Schritte zurück. „Du stinkst! Du bist ein hässlicher, abnormaler Freak, selbst für die Verhältnisse der Anderen! Seht ihn euch an! Er fickt mit dem Mann, der seine Eltern umgebracht hat! Statt sich wenigstens mannhaft einem Kampf zu stellen, lässt er sich durchnehmen! Ihr alle kennt die Bibel. „Ein Mann soll nicht bei einem Anderen liegen, wie bei einem Weibe! Das ist es, was er tut! Er ist ein Freak! Ein riesiger Freak!“
 

Die Männer und Frauen, die hinter Hermine standen, nickten und ihre Gesichter verzogen sich – zu einem Ausdruck, der Harry nur zu geläufig war. Sein Onkel, seine Tante, sein Cousin, so hatten sei ihn immer gemustert. Er hatte das Bedürfnis, sich schluchzend in sich zusammen zu rollen und in seinen Schrank zu flüchten, doch er musste sein Kind beschützen, das war das Einzige, was im Moment zählte. „Ich töte wenigstens nicht wahllos!“
 

„Allein deine dreckige Anwesenheit tötet!“, höhnte Hermine nur. „Oder wie war das mit Cedric!? Na, na....? Und dann hast du einen Mann abgesägt, der nur versucht hat, die Welt zu retten! Weil dein eigener Kopf dir ja so viel mehr wert war! Darum lässt du dich von diesem Mörder nehmen, der mehr Morde auf dem Gewissen hat, als jeder Andere!“
 

„Tom hat das nicht getan! Das war nur Dumbledore, du falsche Schlange! Du bist nur sauer, dass du nicht mehr zaubern kannst! Darum gönnst du es Anderen nicht! Du bist die Schlimmste von allen, eine Heuchlerin! Und verbietet die Bibel nicht auch Mord?!“
 

„Die Hexen sollst du nicht am Leben lassen;“ zitierte Hermine mit eisigem Lächeln. „Und bei dir fang ich an! Du...!“
 

Doch auf ein Mal schossen Zauber überall um sie herum, Harry spürte, wie sich um ihn herum starke Schilde zu bilden schienen, Schilde, die er nicht kannte. Er starrte auf Hermine: „Es ist vorbei.“
 

„Das ist es noch lange nicht!“, höhnte Hermine nur, sie drückte ab, drei Mal, vier Mal, empört, als die Schilde die Kugeln abprallen ließen, sie verschoss ihr gesamtes Magazin, doch nur zwei Mal zuckte diese Ratte zusammen. Wütend riss sie eine der Handgranaten hoch, riss die Sicherung heraus. „Mal sehen, was du jetzt tun wirst!“
 

Ohne nachzudenken, stieß Harry sich ab, rollte beiseite und sprach einen Zauber, der den Gegenstand mitten unter die Muggel beförderte. Die kreischten auf, sprangen zur Seite. In dem Moment, als die Granate explodierte. Doch mehrere wurden verletzt und eine Frau kippte um, was Hermine aber offensichtlich ohne Regung zur Kenntnis nahm.
 

„Sie war deine Mutter und du... hast nicht mal Mitleid?“, fragte Harry auf ein Mal, während er sich aufstellte. Sein Bein schmerzte höllisch, eine der Kugeln, die den Schutz durchschlagen hatten, hatte sich in seinen Oberschenkel gebohrt, und die Schulter, auf der er sich abgerollt hatte, war auch gestreift worden. „Ich hab dich mal so gemocht... warum..?“
 

„Weil du falsch bist! Ein Freak, ein Monster ein...!“ und auf ein Mal kippte sie einfach um, getroffen von einem Bindezauber.
 

Harry sah auf, direkt in blaugraue Augen. „Bill,“ flüsterte er, merkte wie er müde wurde. Und wie all das Gesagte über ihm herein brach.
 

„Fred! George! Harry ist hier! Seht zu, dass ihr ihn zu Poppy bringt! Bevor er hier verblutet!“, noch während der Älteste der Weasleys seine Befehle brüllte, ließ er sich selbst auf die Knie sacken, schoss einen weiteren Zauber ab, der einen weiteren Muggel mit Priesterkragen zu Fall brachte.
 

Harry spürte, wie Arme nach ihm griffen, nicht Tom, das war sein erster Gedanke, er wollte sich wehren, doch dann erinnerte er sich wieder. Die Zwillinge, das mussten die Zwillinge sein. Er wurde hochgehoben, dann ging es ganz schnell, er merkte, wie der, der ihn hielt, rannte, kurz danach fand er sich auch schon an einem nur zu vertrauten Ort wieder, wo er doch erst vor ein paar Tagen das letzte mal gewesen war. „Tom?“, fragte er leise.
 

„Der kommt sicher auch sofort,“ erklärte George ruhig, strich leicht über Harrys Hand. „Er war bei den Auroren und hat dich gesucht.“
 

Harry nickte nur, er beobachtete, wie Poppy sich ihm näherte und dann... verschwand seine Hose, sein Hemd und sein Rucksack von seinem Rücken. Ein ekliges Ziehen und ein widerwärtiges Brennen später wurde er auch noch gezwungen, einen Trank zu trinken, der nur aus den Kesseln seines Vaters kommen konnte, so, wie der schmeckte. Ranzig und eklig, aber er wirkte wohl, denn sein Kopf fühlte sich nicht mehr ganz so leicht an. „Das... das Baby,“ flüsterte er erschöpft.
 

Poppy betrachtete den bleichen Jungen, der es ein weiteres Mal geschafft hatte, angeschossen zu werden und fast zu verbluten. Sie sprach einige Zauber. „Harry, es geht dem Baby gut, aber du musst dich beruhigen! Der Stress kann ihm sonst schaden. Versuch, zu schlafen.“
 

„Tom! Nicht.. nicht ohne...!“
 

„Oh bei Merlin! Einer von euch beiden, holt ihn, der Andere holt Severus! Harry wird sich da rein steigern! Und ich will gar nicht wissen, was Tom anstellt, wenn man ihn noch länger bei den Gefangenen lässt! Los!“
 

Immer wieder fielen Harry die Augen zu, doch er riss sie jedes Mal erneut auf, er wollte nicht schlafen, er würde nur schreckliche Träume haben. Nicht, wenn Tom nicht da war! Er setzte sich sogar etwas auf, nur um wacher bleiben zu können, sah auf seinen Oberschenkel, wo ein Verband lag. Mal wieder, fasste dann an die immer noch brennende Schulter, doch da fühlte es sich nicht ganz so schlimm an.
 

War noch jemand tot? Harry hatte nur die Frau gesehen und dann reagiert, aber das musste nichts heißen, das war ihm nur zu schmerzhaft bewusst. Denn die Leute schienen aus mehr als einer Richtung eingefallen zu sein und hier herrschte ein grausiger Betrieb, wie er feststellen musste, ein ständiges Kommen und Gehen, auch, wenn er vor Müdigkeit nichts wirklich genau erkennen konnte. Er begann, sich selbst zu kratzen, nur um wacher zu werden, bis auf ein Mal seine Hand gepackt und er zurückgedrückt wurde.
 

„Das reicht!“, donnerte Severus, als er seinen Sohn sah, der fast vor Müdigkeit umzukippen schien, sich aber sichtlich weigerte, einfach zu schlafen. Poppy hatte ihn holen lassen, weil er mal wieder Ärger machte. Es wunderte ihn nur, dass er schneller gewesen war, als Tom. „Harry, du legst dich jetzt hin und schläfst, oder ich schwöre dir, ich zwinge dich dazu!“, drohend hielt er eine Phiole mit Schlaftrank hoch.
 

„Tom...!“
 

„Wird noch früh genug hier sein! Leg dich hin!“
 

Trotz der harschen Worte spürte Harry, wie die langen Finger des Anderen durch seine Haare fuhren. Er war so müde! Erneut riss er die Augen auf, doch eine Hand strich sie ihm wieder zu. Er wollte nicht, er wollte nicht, er....
 

„Na endlich,“ murmelte Severus nur, als er merkte, wie der hektische Atem sich langsam beruhigte. Er strich noch ein Mal durch die Haare des Jungen und deckte ihn ordentlich zu, strich kurz über die Wange seines Sohnes, dann aber stand er auf, zog die Vorhänge um das Bett des Grünäugigen zu und half, Harry war, was selten genug war, nicht der einzig Verletzte, wenn wohl auch der, den es am schwersten erwischt hatte, da er es geschafft hatte, einen Teil der vollkommen verängstigten Schüler von den Waffen abzuschirmen.
 

Gerade, als er die Wunden eines Mädchens inspizierte, die mit einem gebrochenen Arm davon gekommen war und wohl heut Abend schon wieder in ihrem Schlafsaal sein würde, flog die Tür zum Krankentrakt regelrecht aus den Angeln, was bei den traumatisierten Kindern gleich zum nächsten Schock zu führen schien.
 

Tom.
 

Aufgebracht funkelnd, heftig atmend und mit Blut überall an seinem Körper. Aber wohl kaum wegen eventueller Wunden. Er wirkte eher, als habe er in der roten Flüssigkeit gebadet. „Wo? Wo ist er? Was ist mit ihm?!“
 

Severus drückte kurz die Schulter des Mädchens, dessen Lippe erschrocken zitterte und einen weiteren Heulkrampf versprach, ein Anzeichen, dass er dank der letzten Monate mit seinem eigenen Sohn nur zu gut kannte, und wandte sich zu dem Anderen. „Hör auf, den Kindern Angst zu machen, Minister hin oder her, oder du fliegst!“
 

Tom starrte den Direktor sekundenlang an, zwang sich dann, tief durchzuatmen. Wenn Severus nicht bei seinem Sohn war, hieß das zumindest, dass er nicht in Lebensgefahr schwebte. Das war doch ein gutes Zeichen. Wenigstens etwas. Er hatte Harrys Hilferuf gehört, mitten in einer Konferenz und war regelrecht panisch geworden und dann hatte er den Jüngeren in Hogsmeade nicht finden können, er hatte gesucht und gesucht, die Muggel befragt, ein oder zwei dabei auch aus Versehen umgebracht, nicht, dass ihm das auch nur irgendwie Leid tun würde, erst einer der Zwillinge hatte ihm sagen können, wo sein Geliebter war, dass sie ihn, stark blutend, aber bei Bewusstsein, auf die Krankenstation gebracht hätten. „Wo ist er?“, verlangte Tom zu wissen.
 

Severus deutete mit seinem Zauberstab auf den mit Vorhängen abgetrennten Bereich. „Er hatte eine Schussverletzung, durch die er verdammt viel Blut verloren hat, aber du kannst ihn mit nach Hause nehmen, du würdest uns doch nur alle in den Wahnsinn treiben, heut Abend komme ich dann vorbei.“
 

Tom nickte nur knapp und riss die Vorhänge zur Seite.
 

Da lag er, Harry warf sich von einer Seite auf die Andere. Friedlich schlafen war das sicher nicht, immer wieder murmelte er etwas, er atmete so hastig, als wolle er wegrennen. Alpträume. Wie der Jüngere sie fast immer hatte, wenn er nicht da war. Vorsichtig hob Tom seinen Geliebten hoch. Die Decke lag wohl schon seit einer Weile auf dem Boden. Er setzte sich auf das Bett, hielt Harry einfach nur, bis dieser sich endlich zu beruhigen schien, nach einer kleinen Ewigkeit. Erst, als dessen Kopf ruhig an seiner Brust ruhte, stand er auf, er blickte zu Harrys Sachen, zuckte aber dann die Schultern. Severus würde sie schon mitbringen.
 

Tom atmete auf, als er wieder in seinem Schlafzimmer stand, sanft legte er Harry auf das breite Bett, strich durch dessen vollkommen verwirrten Haare und küsste seine Stirn. Erst dann begann er, seinen Geliebten genau in Augenschein zu nehmen. Es dauerte nicht lange, bis er die erste Wunde fand, die aber kaum mehr, als ein noch rosa gefärbter Streifen auf dessen Schulter war. Ein Streifschuss, vermutete Tom, wobei seine Augen kurz die Farbe flüssigen Blutes annahm, bevor er sich wieder zusammenriss. Sein Blick fiel auf den Verband an Harrys Oberschenkel. Die gefährliche Wunde. Rasch griff er nach der Decke und packte Harry fest ein, strich über dessen Lippen. Er war wieder ein Mal nicht da gewesen, als Harry ihn wirklich gebraucht hätte. Nicht auszudenken, wenn die Kugel den Jüngeren an einem anderen Ort getroffen hätte...
 

Rasch ließ Tom seine Hand unter die Decke gleiten, legte sie auf Harrys Bauch, spürte, wie das Baby regelrecht um sich zu kicken schien. „Schhh, ruhig, Kleines,“ bat er leise. „Lass deinem Daddy etwas Ruhe, es ist alles in Ordnung, ihr seid Beide sicher.“ Er strich über die Haut dort, bis die Bewegungen nachließen. Das Kind hatte sich offensichtlich beruhigt. Er zog sein Hand zurück, rückte die Decke etwas zurecht.
 


 


 


 

Severus war selbst erschöpft, als er schließlich, nach stundenlanger Arbeit auf der Krankenstation, endlich am anderen Ende aus dem Kamin trat. Eigentlich wollte er nur in sein Bett fallen, doch so einfach war es dann wohl doch offensichtlich nicht. Er hatte Tom versprochen, noch mal vorbei zu kommen und er wollte auch nach seinem Sohn sehen, wenn er ehrlich war.
 

Denn erst jetzt hatte Poppy ihm gesagt, dass Harry wirklich um ein Haar verblutet wäre. Und dass er sich so aufgeregt hatte, dass nicht mehr viel gefehlt hätte, um auch das Kind zu gefährden und es war nicht abzusehen, welche Folgen eine Fehlgeburt, weit weg von St. Mungos für den Jungen gehabt haben könnte. Vor Allem, da der sich allen Ernstes auch noch einem wenn auch nur leichten Schlaftrank zu widersetzen versucht hatte.
 

Tom sah nur kurz auf, als er den Kamin rauschen hörte, bevor er sich wieder dem Bett zuwandte. Harry schlief immer noch, seit er diesen um die Mittagszeit abgeholt hatte und sein Verstand verlangte permanent, ihn zu wecken, der Jüngere musste etwas essen, aber zum Glück war mal wieder eine Ablenkung gekommen, der er mehr als dankbar war. „Was gibt es?“, fragte er daher nur ruhig. „Habt ihr sie?“, war seine zweite Frage.
 

„Granger sitzt in Askaban, ja ,“ gab Severus nur zurück und trat ans Bett, die Sachen, die Tom auf der Krankenstation hatte liegen lassen, warf er auf einen der Sessel. „Ihre Mutter ist tot, ihr Alter in einer anderen Zelle, so, wie mehrere Andere auch, Viele sind tot, mindestens drei auch dank dir,“ fügte er an. „Na ja, wenigstens hast du dich zwischenzeitlich geduscht.“
 

Tom zuckte nur mit den Schultern, es war ihm gleich, wenn Andere gestorben waren, sie hatten es nicht besser verdient. Er strich über Harrys Wange und nickte. „Aber ja, ich fand es nicht angebracht, blutig hier rum zu rennen und Flecken auf meinem Bett und den Teppichen zu hinterlassen. Wie viele Verletzte und Tote?“, fragte er, die Antwort fürchtend.
 

„Sieben Tote, aber keines der Kinder, drei Alte, eine Frau, zwei Auroren, ein Ladenbesitzer. Viele Verletzte, zwanzig sind in Hogwarts behandelt worden, wobei das Schlimmste zwei Leute mit gebrochenen Knochen waren, dreißig in St. Mungos mit schlimmeren Verletzungen, niemand ist mehr in Lebensgefahr, die Auroren haben sich um die Muggel gekümmert, um dafür zu sorgen, dass niemand sie vermisst,“ erklärte Severus. „Lucius versucht noch, die Folgen einzugrenzen und einzuschätzen, aber generell haben wir wohl nicht mehr viel zu befürchten, das werden wir dann wohl nach der Befragung von Granger wissen.“
 

Toms Gesicht verhärtete sich vollkommen, als der Name dieser Schnepfe erneut fiel, er blickte auf Harry, der kurz unruhig wurde, sich aber erneut zusammen kuschelte, als er dessen Hand mit seiner umschloss. „Ich will, dass sie leidet,“ knurrte er. „Der Tod ist zu gut für sie!“, er wollte eine Strafe, die sie wirklich traf – bis ins Mark.
 

„Ich denke, da wird mir schon etwas einfallen,“ gab Severus ausdruckslos zurück, nicht nur der Andere wollte Rache, immerhin redeten sie hier auch von seinem Sohn, von allem, was ihm von dem Menschen geblieben war, den er am Meisten liebte – Lily.
 

Tom nickte einfach nur. Er strich über Harrys Gesicht. „Wie knapp war es?“, fragte er, die Antwort fast schon fürchtend, doch er wusste, dass er überleben würde, sonst hätte er sicher nicht gefragt.
 

„Ziemlich,“ seufzte Severus nur. „Immerhin war eine Hauptader verletzt, aber er ist rechtzeitig in die Krankenstation gebracht worden. Er sollte die nächsten paar Tage nicht viel machen, er muss sich ausruhen, das Ganze hätte auch gut und gern in einer Fehlgeburt enden können. Also absolut kein Stress für ihn.“
 

Erneut verhärtete Tom seinen Griff um die Hand des Jüngeren. Er wollte sich das wahrlich nicht vorstellen. „Keine Schule mehr für ihn, bis Weihnachten sind es ohnehin nur noch ein paar Tage.“
 

„Das hätte ich auch vorgeschlagen,“ nickte Severus nur. Er sah seinen Sohn an, der vollkommen friedlich wirkte. „Ich werde ihm täglich die Hausaufgaben zukommen lassen,“ fügte er an.
 

„Da wird er sich zweifellos sehr freuen,“ meinte Tom nur spöttisch. „Du solltest zurück,“ fügte er an. „Vielleicht melden sich noch hysterische Eltern.“
 

„Schlimmer als Lucius können die kaum sein.“
 

„Oh.. er hat sich gemeldet?“
 

„Ja, und ich habe eine Stunde gebraucht, um ihm zu versichern, dass Draco und Ron durch irgendeinen Geheimgang ohne einen Kratzer zurück zum Schloss gekommen sind, mit fast allen Schülern, nebenbei gesagt. Harrys Aktion hat ihnen Rückendeckung gegeben – allerdings arbeiten die Auroren immer noch daran, die Mauern wieder einzureißen... und das könnte noch einige Stunden dauern.“
 

„Na dann,“ lächelte Tom etwas. „Mach dir einen ruhigen Abend und morgen essen wir zusammen, wenn sich alles wieder beruhigt hat.“
 

Severus nickte nur. „Sieh zu, dass er was isst, er hat schon Mittag ausfallen lassen.“
 

„Das hatte ich vor,“ gab Tom zurück. Er wartete, bis Severus erst mal wieder weg war, bevor er sich herunter beugte und Harry sanft küsste. „Komm, wach auf,“ lockte er den Jüngeren, strich über dessen Wangen.
 

Harry fühlte sich immer noch vollkommen gerädert, als er langsam wieder erwachte, während ein Finger über seine Wange fuhr. Moment! Hogsmeade! Hastig wollte er sich aufrichten, doch eine Hand hielt ihn fest.
 

„Ruhig, keine abrupten Bewegungen,“ befahl Tom. Er strich beruhigend über die Hand, die er immer noch hielt. „Es ist Alles in Ordnung,“ fügte er an.
 

„Das... das Baby!“, brachte Harry irgendwie heraus. „Die... die Anderen!“
 

„Es ist gut,“ redete Tom weiter auf seinen Geliebten ein. „Dem Baby geht es gut,“ seine zweite Hand glitt zu Harrys Bauch, strich sanft darüber. „Und kein einziger Schüler ist gestorben, dank deiner und Dracos Reaktionen. Aber du musst dich schonen,“ fügte er entschieden an.
 

„Mir... geht es gut,“ nuschelte Harry, doch er fühlte sich immer noch ziemlich gerädert. Der Schreck über all das und die Sachen, die Hermine ihm an den Kopf geworfen hatte, saßen tief. Das Wichtigste schien ihn aber nur, dass es scheinbar nicht zu viele Tote gegeben hatte und das Kind, um das er so gefürchtet hatte, das heil durchgestanden hatte.
 

„Natürlich,“ seufzte Tom nur. Er küsste seinen Geliebten erneut, half ihn nun langsam auf: „Du bist ja auch nur fast verblutet,“ fügte er an. Er hätte am liebsten gefragt, warum Harry nicht weggerannt war, aber er wollte keine Weinkrämpfe, Harry sollte sich nicht aufregen. „Du musst was essen – für euch Beide,“ erklärte er entschieden. „Du hast schon nichts zu Mittag gehabt.“
 

Harry lächelte müde, doch er nickte brav, auch, wenn er nicht wirklich hungrig war. Das, was geschehen war, hatte ihm jeglichen Hunger vollkommen genommen, aber hier ging es nicht um ihn. Er legte seine Hand auf den Bauch, fühlte nach wenigen Momenten auch tatsächlich eine kleine, fast beruhigende Bewegung. Ja, es war wirklich noch da, das Kind, das er kaum fassen konnte. „Mach dir nicht so viele Sorgen,“ bat er leise.
 

Tom hob nur eine Augenbraue. Er erwiderte nichts, sondern orderte das Essen bei einem Hauself, der sofort loswieselte. Er setzte sich etwas bequemer hin: „Ich werde mir immer Sorgen machen,“ gab er leise zurück. „Ich liebe dich und ich hätte dich wieder fast verloren.“ Er strich über Harrys Seite. „Du bist mein Leben...“
 

„Ich... wollte nicht, dass du dir Sorgen machen musst,“ flüsterte Harry. „Ich... ich wollte nicht, dass sie... sie war einfach auf einmal da, sie... sie...! Ich hatte... solche Angst, sie... hat mir die Waffe... direkt in den Bauch gedrückt...“
 

Sofort schloss Tom seinen Geliebten fest in die Arme, hielt ihn. Er hatte gewusst, dass Harry es unterdrückte. Diese Zicke hatte ihn mit Sicherheit wieder irgendwie fertig gemacht. Allein die Schusswaffe musste die Hölle gewesen sein. „Du warst nicht Schuld,“ erinnerte Tom den Jüngeren sanft, er küsste ihn, strich über dessen Bauch. „Und es ist alles in Ordnung – zumindest fast. Ein, zwei Tage im Bett und es ist wieder okay. Sie kann nie wieder etwas tun, wir haben sie gefangen.“
 

„Es ist vorbei?“, fragte Harry erleichtert. Hermine hatte es nicht schon wieder geschafft, abzuhauen? Das war das Beste, was er seit Langem gehört hatte.
 

„Ja,“ lächelte Tom und half der Hauselfe, den Tisch zu richten, den die gerade über das Bett stellte. Darauf ein ganzes Menü. Suppe, Hühnchenbrustfleisch mit Tomaten und Zwiebelgemüse und Kartoffelbrei, als Nachtisch ein Eis, das Harry besonders liebte. „Und jetzt iss, danach kannst du gleich wieder schlafen und morgen gönnen wir uns einen ruhigen Tag im Bett,“ köderte der Ältere, wohl wissend, dass Harry so etwas liebte.
 

„Aber... du hast doch gar keine... Zeit!“
 

„Ich nehme mir sie,“ gab Tom nur zurück. „Lucius ist informiert, meine Termine sind schon abgesagt.“ Er küsste Harry. „Es wird höchste Zeit, dass wir uns mal wieder einen Tag nur zu zweit gönnen. Und wir beginnen morgen mit einem laaaaangen Bad nach einer noch längeren Nacht,“ bestimmte er, grinste, als er das Leuchten sah. „Und jetzt iss.“
 

Harry lächelte, er kuschelte sich an die breite Brust hinter sich und merkte beim Essen, dass er, Geschehnisse hin oder her, wirklich Hunger hatte, langte entsprechend zu. Allerdings war er danach auch sofort wieder vollkommen erschöpft. Er merkte nur am Rande, wie der Tisch verschwand, doch es war ihm gleich. Er spürte den Herzschlag des Älteren, dessen Hand mit seiner verschränkt auf seinem irgendwie aufgebläht wirkenden Bauch, in dem sich doch zu seiner großen Überraschung Leben befand.
 

Tom hielt den Jüngeren, der in seinen Armen kurz nach dem Essen sichtlich erschöpft einfach wieder einschlief. Er strich immer mal wieder über dessen Bauch, hielt ihn lange, bevor er ihn auf die Matratze legte. Nach einem kurzen Moment stand er auf und zog sich selbst um, legte sich dann zu Harry, der sich sofort an ihn kuschelte. Nur zu gern schloss er ihn in die Arme, mit dem festen Vorsatz, ab jetzt besser auf seinen Geliebten aufzupassen, der schon wieder nur knapp davon gekommen war. Und das, wo er ohne diesen nicht leben konnte, da machte Tom sich keine Illusionen. Harry war sein Leben und würde es immer sein. Er konnte ihn nicht verlieren, denn er bezweifelte, dass das Schicksal ihnen eine dritte Chance geben würde. Er wollte und konnte diese hier nicht verspielen.

Weihnachten

Müde blätterte Bill die Verhörprotokolle durch. Immer und immer wieder dieselben Worte, die vor seinen Augen tanzten. All diese Hetzreden gegen Leute, die anders waren und andere Dinge konnten, die Drohungen, wie man sie umzubringen gedachte, da es zu gefährlich schien, sie am Leben zu lassen.
 

Diese dummen Muggel! Jahrhunderte lang hatten sie fast unbemerkt Seite an Seite zusammen gelebt, ohne einander umzubringen, denn nur sehr selten hatten diese Trottel mal eine echte Hexe erwischt. Sie hatten oft ihresgleichen umgebracht. Aber dank Granger wäre es fast schrecklich ins Auge gegangen, sie hatte eine Hetzkampagne begonnen, die weltweit hätte operieren sollen. Er hatte bereits mehrere ausländische Gesandten über Zellen informiert, die schon auf dem Weg waren, den Schaden einzugrenzen. Es war die erste europaweite Aktion, die er in die Wege leiten musste, aber dann würde es sich wohl wieder gegeben haben.
 

Entsetzt war er über die Aussage des Mädchens, die einst mit seinem Bruder befreundet gewesen war. Dass ihre Mutter tot war, ließ sie so kalt, wie das Schicksal ihres Vaters, alles was sie interessierte, war ihre eigene Person, dass sie ihre Magie verloren hatte, selbst wenn es nur aufgrund ihrer eigenen Dummheit geschehen war. Sie wollte niemandem etwas gönnen, was sie nicht hatte, egal, warum sie es verloren hatte, wobei sie nicht einsehen wollte, dass das auch ihr Fehler gewesen war, im Gegenteil, sie schien sich selbst als Märtyrerin zu sehen.
 

„Na, immer noch am Arbeiten?“, fragte Lucius ruhig, als er in die Zentrale trat. Er selbst war ja auch noch am Schuften, er konnte nicht aufhören, noch nicht, nicht bevor er wusste, wie tief die Sache ging. Drei Teams waren im Dauereinsatz, nur um zu verhindern, dass es sich weiter ausbreitete. Er wollte, dass seine kleine Tochter sicher aufwachsen konnte! Nicht in Angst vor Hexenprozessen!
 

„So, wie du auch,“ gab Bill erschöpft zurück. „Weißt du was von Harry?“, fragte er dann. „Ich weiß nur, dass mehrere Schüsse gefallen sind. Ich wollte schon mehrfach nachfragen, aber nach all den Verhören...“
 

„Der Bengel hatte mal wieder Glück im Unglück, er wäre fast verblutet, aber es war ein Schuss ins Bein, nicht, wie sie wohl zuerst wollte, in den Bauch. Harry ist schon bei Tom zu Haus und wird entsprechend von ihm verhätschelt.“
 

„Ich würde behaupten, dass er sich das auch durchaus verdient hat,“ meinte der nur und schob die Akte wenigstens etwas weiter von sich weg, rieb sich die Stirn. „Er hat vielen das Leben gerettet, indem er die Wände hochgezogen hat. Haben sie die inzwischen klein bekommen?“
 

„Nein, die Wände stehen immer noch,“ erklärte Lucius nur. „Einige Gobblins haben inzwischen mit der Arbeit begonnen, weil sie sich nicht erklären können, wie ein einfacher Magier solche Wände hochziehen konnte. Der Bengel muss es auch immer übertreiben.“
 

Bill lachte leise. „Aber er hat Ron und Draco die Zeit verschafft, die sie brauchten, um wenigstens die Kinder aus der Schusslinie zu bringen. Das ist einiges. Das hat die Zahl der Toten mit Sicherheit drastisch gemindert. Auch, wenn St. Mungos sicher gut zu tun haben wird, für die nächsten Tage.“
 

„Ich habe nicht gesagt, dass er nutzlos war,“ gab Lucius zurück. „Aber warum wirft er sich immer vor die Kugeln? Hat er auch nur eine Ahnung, was uns blüht, wenn er nicht mehr da ist, um Tom an der Leine zu halten?!“
 

„Er wurde sein Leben lang nur darauf gedrillt, eine Waffe zu sein,“ erinnerte Bill sanft. „Er kann nicht auf ein Mal damit aufhören. Und ich wette, er fühlt sich für jeden Einzelnen schuldig, der gestorben ist. Das ist es, was Dumbledore ihm angetan hat. Ich hoffe nur, Weihnachten wird es ruhig sein.“
 

„Befürchtest du ein Midwintermassaker?“, fragte Lucius vorsichtig. Er hatte gelernt, Bills Bauchgefühl zu achten, es hatte sich schon oft als richtig erwiesen.
 

„Ich fürchte, dass Dumbledore nur darauf gewartet hat, dass wir das Grangerproblem lösen und er sich nicht damit befassen muss, wenn er auf dem Weg zur Macht ist,“ gab der Rotschopf zurück. „Der Alte hat die Beine viel zu lang still gehalten. Das ist es, was ich befürchte.“
 

„Oh... den hab ich verdrängt,“ gab Lucius zu und rieb sich die Stirn. „Toll, wirklich. Ich bin am Ende, das wird hart. Der ist ja auch noch da!“
 

„Und er hat angeblich neue Anhänger, ich weiß nur nicht, wo, aber einige Informanten sagen, dass er von wohlhabenden Leuten unterstützt wird. Leute, die immer noch glauben wollen, dass Tom der Böse ist.“ Bill schlug die Akte zu und hielt sie Lucius hin. „Da, das solltest du mal lesen. Die Kleine ist eine geniale Anführerin, egal, was für eine Schlampe sie sein mag. Sie hat ihre Leute indoktriniert, wie Dumbledore, er kann sich beglückwünschen, das war seine Meisterschülerin.“
 

„Das wäre egal gewesen,“ zuckte Lucius nur mit der Schulter. „Du weißt, wie sexistisch er immer war, er hätte sie nie und nimmer anerkannt, er hätte sie fallen lassen, wenn sie ihren Wert verloren hat, wie er es mit Minerva und sicher schon vielen Anderen getan hat. Der Tod seiner Schwester und Mutter wurde auch nie geklärt. Sie sind einfach auf ein Mal verschwunden. Er hätte lieber Ron gehabt.“
 

„Gut für meinen Bruder, dass er manchmal etwas langsam ist,“ gab Bill nur zurück. „Was machen wir?“, fragte er dann. „Ich will Tom nicht sagen müssen, dass zwar eine Gefahr weg ist, die Nächste aber schon an die Schwelle klopft und dass Beide vor allem seinem Wildkaterchen schaden wollen. Mal ganz davon zu schweigen, dass inzwischen sehr viele wissen, in welchem Zustand er sich befindet. Der Junge macht das beste Ziel überhaupt aus. Er und das Kind, dass kommen wird.“
 

„Ich denke nicht, dass der Alte so lange warten will,“ urteilte Lucius. „Dazu ist er zu alt, für ihn ist auch ein Monat eine lange Zeit und drei erst Recht. Aber wenn er Andere hinter sich hat, hat er keine Chance, vor Midwinter etwas zu tun. Denn niemand will die Winterwende verpassen. Sie ist wichtiger, als Neujahr. Also sollten wir uns um die Zeit kurz nach Midwinter konzentrieren.“
 

„Super,“ stöhnte Bill. „Weitere Arschtritteinheiten. Ich muss schon wieder Leute drillen! Ich liebe dieses Leben – heiß und innig.“
 

Lucius grinste, wenig mitleidig. „Besser als Weihnachten mit Narcissa, deinem bekloppten Sohn, der Mädchen spielt, weil er einem auf mysteriöse Weise schwanger gewordenen Teenager auf die Füße getrampelt ist und einer kleinen Tochter, die unbedingt darauf besteht, dich mit Pudding zu bewerfen, glaub mir, Pudding aus den Haaren zu bekommen, ist die Hölle! Na ja, besser, als der Honig, den Draco benutzt hat,“ fügte er hinzu.
 

Bill lächelte nur. „Aber es ist Familie,“ gab er nur zurück. „Und wir sind da, um sie zu schützen.“
 

„Ich weiß,“ nickte Lucius nur und rieb sich seine Stirn „Also, konzentrieren wir uns wieder auf den Ausgangspunkt – ziehen wir den Kreis um Dumbledore endlich zusammen.“
 


 


 


 

Es war soweit, Harry war aufgeregt, wirklich aufgeregt. Ihr zweites Weihnachten und ihr Erstes, das sie zusammen waren. Es war früher Morgen, noch keine sechs Uhr, da war er sich sicher. Er lächelte, kuschelte sich enger an den Anderen.
 

Tom hatte ihn die letzten Tage kaum etwas tun oder gar heben lassen, obwohl Poppy schon zwei Tage nach seiner Verletzung bestätigt hatte, dass Alles in Ordnung war und er sich wieder ganz normal beschäftigen konnte. Aber davon hatte Tom – mal wieder – nichts wissen wollen und hatte darauf bestanden, ihn rumzutragen und zu beschäftigen. Nicht, dass er etwas dagegen hatte. So hatte er Tom mal wieder ganz für sich allein gehabt, was selten genug der Fall war.
 

Er strich über die nackte Brust des Älteren. Allein ihn am Vorabend zum Sex zu bewegen war irgendwie echt hart gewesen, da Tom auf ein Mal der Ansicht gewesen war, ihm damit schaden zu können! Was für ein ausgemachter Unsinn! Dabei hatte er es so dringend gebraucht! Die Gerüchte waren wahr, irgendwann während einer Schwangerschaft war man auf einem konstanten Hormonhigh. Und gestern hatte er es auch noch ausgelebt, es war auch der erste Tag gewesen, wo er sich nicht müde gefühlt hatte.
 

Tom hatte erst nicht mitmachen wollen, aber dann... nun, etwas Überzeugungsarbeit später war er mindestens genauso begeistert gewesen. Denn dann hatte er mehr als enthusiastisch Teil genommen – mehrfach. Nicht nur ihm hatte was gefehlt.
 

Harry war aufgeregt, er wollte doch wissen, was Tom zu der Uhr sagen würde! Zum Glück hatte der sie nicht schon gefunden. Er begann, die Haut des Anderen zu streicheln.
 

„Harry?“, murmelte Tom, als er die Finger spürte, die über seine Brust glitten. Er mühte sich ab, ein Auge auf zu bekommen und stellte fest, dass es gerade mal halb Sechs war. „Was ist... kannst du nicht schlafen? Es ist doch noch mitten in der Nacht... Man sollte meinen, ich hätte dich... zur Genüge ausgelaugt...“ Er zog den Jüngeren enger an sich und wollte sich wieder in die Decken kuscheln. „Schlaf, “ verlangte er. „Aufwachen nicht vor in drei Stunden...“
 

„Aber... es ist doch Weihnachten!“, bestand Harry. „Komm schon! Man kann doch nicht Weihnachten verschlafen! Du bist doch schon wach! Komm schon! Geschenke auspacken! Bitte, bitte, bitte, bitte...!“
 

Tom stöhnte nur auf. Merlin, nicht noch so einer! Harry benahm sich ja wie Draco zum Geburtstag! Er öffnete die Augen, sah in die seines Geliebten, die ihn bettelnd ansahen. Toll. Wie sollte er denn da nein sagen? „Aber die Anderen kommen doch auch erst gegen halb Neun zum Frühstück und vorher gibt es keine Geschenke!“
 

Erneut sah Harry den Älteren bettelnd an. „Aber wir können runter gehen! Und den Weihnachtsbaum anschauen! Bitte...? Man kann doch Weihnachten nicht verschlafen!“
 

Tom stöhnte, er hoffte nur, dass sich so was nicht genetisch weiter vererben ließ.
 

„Schon gut,“ gab er nach und richtete sich auf. Er wollte nicht, dass die so begeistert strahlenden Augen einen enttäuschten Blick bekamen. Was machte es da schon, wenn er kaum vier Stunden geschlafen hatte? Denn er hatte ohne es zu merken, eine halbe Ewigkeit damit verbracht, Harry zu beobachten, als der, vollkommen befriedigt, auf seiner Brust eingeschlafen war.
 

„Ja!!“, freute Harry sich, warf sich dem Anderen um den Hals und küsste ihn. „Danke! Danke, danke! Und jetzt komm!“
 

Müde ließ Tom sich mitziehen, ins Bad, wo er sich anzog. Er weigerte sich, im Schlafanzug vor seinen Anhängern zu erscheinen, das war einfach nicht drin! Das kam gar nicht in Frage! Er bestand auch darauf, dass Harry sich anzog, wobei er hastig, schnell und heimlich einen Zauber auf die Hose aussprach, die offensichtlich wieder etwas enger geworden war.
 

Inzwischen war es ihm selbst ein Rätsel, wie Harrys Zustand ihm hatte entgehen können, mal abgesehen, davon, wie er sich wohl bei Anderen benommen haben musste, hatte er doch gemerkt, wie Harry sehr seltsame Essgewohnheiten übernommen hatte. Zum Beispiel dieses abartige Tabasco-Zeug, dass er sich überall rein kippte, sogar in seine Säfte!
 

Harry kicherte, als er Tom so sah, der Ältere schien noch nicht wirklich wach, aber trotzdem war er aufgestanden, für ihn und das war für den Grünäugigen etwas Besonderes. Er war Jemandem wichtig genug, damit der auf seinen Schlaf verzichtete oder seine Arbeit Arbeit sein ließ. „Komm schon!“, er zerrte Tom mit sich in den Raum, in dem der riesige Baum aufgestellt war, unter dem sich bereits die Geschenke stapelten, bis zur Unkenntlichkeit verpackt. Aber um die ging es Harry nicht. Er liebte einfach den Baum und irgendeine Hauselfe hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, die Kerzen am Baum zu entzünden, als er mitbekommen hatte, dass sie wach waren. Sonst war der Raum dunkel, nur das Leuchten der kleinen Flammen.
 

„Er ist so schön,“ lächelte Harry. Er sah, wie Tom sich auf den Boden setzte, machte es sich auf dessen Schoß bequem. Er lehnte sich an den Anderen, blickte einfach auf die Flämmchen und das Glitzern, dass in der Luft war. Feenstaub, hatte er im letzten Jahr erfahren. Es waren gar nicht so die vielen Süßigkeiten, die da hingen, es war einfach nu das Licht und die Wärme der Umarmung, die dafür sorgten, dass das hier für ihn so besonders war.
 

Tom lächelte einfach nur, er küsste Harry am Hals, der ohnehin übersät war mit Flecken und Bissspuren, doch der Jüngere hatte keinen Versuch unternommen, das zu verstecken. Im Gegenteil, sein Geliebter hatte sich nur eines seiner eigenen, eigentlich zu weiten Hemden angezogen, die er immer gern trug, wenn er nicht raus musste, oder so. Er war froh, aufgestanden zu sein, als Harry ihn gebeten hatte, der Jüngere wirkte unglaublich glücklich, nur während er den dummen Baum anstarrte, als habe man ihm die Welt geschenkt. Er war ja schon froh, dass Harry, zwei Tage nach dem Tag, als er angeschossen worden war, aufgehört hatte, sich in sich selbst zu verkriechen. Er war in seinen Armen zusammengebrochen, hatte endlich gesagt, was Granger ihm erzählt hatte und hatte sich ausgeweint. Dann war es besser geworden, sogar recht schnell. Was nicht hieß, dass er nicht vorhatte, das Weib schrecklich zu bestrafen.
 

Harry wusste nicht, wie viel Zeit verging. „Nächstes Jahr werden wir hier mit einem Kind sitzen,“ stellte er leise fest, seine Hand auf dem Bauch, die des Älteren über seiner. Er spürte genau in dem Moment einen kleinen Tritt und lächelte.
 

„Ja,“ nickte Tom nur. „Dann wird der Geschenkstapel vermutlich noch mal zunehmen.“ Er lächelte bei dem Gedanken daran, dass es dann sein eigenes Kind sein würde, ihr Kind, das herumkrabbeln würde. Etwas, dass vorher undenkbar gewesen schien. In seinem ersten Leben, selbst jetzt hätte er das nie geglaubt und doch war es so. Er drückte den Jüngeren noch enger an sich.
 

Im Grunde konnte Tom sein Glück immer noch nicht fassen. Er hatte Harry, entgegen aller Umstände, hier bei sich, in seinen Armen. Langsam war auch der Rest seiner Erinnerungen an sein altes Leben zurückgekehrt. Es war immer noch nicht mehr als die Erinnerung an eine Art Traum, verschwommen und unklar, doch genug um zu wissen, was er schon ein Mal verloren hatte. Wie sein Leben, wie alles zusammengebrochen und schwarz geworden war, als sein Geliebter damals gestorben war. Er war froh, dass Harry sich nicht zu erinnern schien, der Jüngere hatte schon genug an diesem Leben zu tragen, mehr war wirklich nicht nötig, denn es war auch nicht schön, was er das Letzte Mal durchgemacht hatte.
 

Er wollte Harry nicht verlieren, er konnte es nicht. Er musste, er würde den Jüngeren schützen, koste es, was es wolle, auch sein Leben, das würde es mehr als wert sein.
 

„Tom?“, fragte Harry leise, als er durch ihre Bindung die Entschlossenheit des Anderen spürte, die, ja, die Versessenheit, ihn zu halten. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, er liebte dieses Gefühl, zu wissen, dass Tom ihn behalten wollte, aber meist war das mit schlechter Laune verbunden und das wollte er nicht, immerhin war Weihnachten.
 

„Es ist nichts,“ lächelte Tom nur, spielte mit den Fingern des Jüngeren. Er sah zu dem Fenster, beobachtete, wie durch den Spalt der Vorhänge Licht zu fallen begann. „Aber es wird hell,“ stellte er fest. „Komm, sicher kommen die Anderen jetzt bald zum großen Frühstück. Dumm nur, dass Lucius sicher schon genug Kaffee intus hat, um sich beklauen zu lassen.“
 

Harry zuckte nur mit den Schultern. „Es ist Weihnachten, da will ich mal nicht so sein, ich beklau einfach Draco.“
 

Das brachte Tom zum Lachen, er stand auf, schlang seine Arme um Harry und brachte ihn ins Esszimmer, sie mussten auch tatsächlich nicht lange warten, bevor die Ersten durch den Kamin einfielen, Sirius, Fenrir, Remus und Tonks.
 

„Harry! Fröhliche Weihnachten! Ich wollte ja eher kommen, aber man hat mich nicht gelassen!“
 

„Es war sechs Uhr morgens,“ knurrte Fenrir ungnädig.
 

„Dann hattest du immerhin eine halbe Stunde mehr Schlaf als ich,“ diagnostizierte Tom nur mit gehobener Augenbraue. „Wo also war das Problem?“
 

Remus lachte nur leise. Er selbst war von Sirius mehr oder weniger sanft um halb Sieben geweckt worden. Er wollte etwas sagen, aber in dem Moment traten schon die Nächsten durch den großen Kamin, die Zabinis, dicht gefolgt von Poppy und den Malfoys und dem Rest der Weasleys, na ja, nur die Jüngste und die Eltern nicht. Oh, und Draco war nach dem Flooen wunderschön grün, was Harry, zu Remus’ Verwunderung zu einem regelrecht fiesen Grinsen hinriss. Was war denn da los? Das sollte er – vielleicht – im Auge behalten.
 

„Na, dann würde ich sagen, frühstücken wir, bevor die Geschenkefresser un sie Hände abbeißen, weil sie nicht mehr warten wollen,“ schlug Tom vor. Und schaffte es gerade noch rechtzeitig, den spitzen Ellenbogen seines Geliebten abzuhalten.
 

Das Frühstück war lustig, die Parkinsons und einige Andere kamen auch noch. Und ja, Harry beklaute sowohl Lucius, als auch Draco, ungeachtet der Tatsache, dass eigentlich Beide aufpassten, makaber wurde es gerade für Narcissa erst, als ihr Sohn und Harry begannen, sich um das Tabasco zu schlagen. Nein, beschloss sie, sie musste Draco wohl doch noch mal zu einer Untersuchung schleppen, denn nach dem Tabasco stritten sie sich darum, wer das Ketchup zuerst über die Eier gießen durfte.
 

Tom dagegen amüsierte sich über die plötzliche Wandlung von Dracos Geschmack königlich, ohne zu verstehen, was es bedeutete und an Harrys seltsame Sachen hatte er sich schon gewöhnt, nur als der Jüngere ihm seine Waffel mit Ketchup und Ahornsirup zum Probieren anbot, wurde er doch etwas grünlich und wehrte freundlich ab.
 

„Geschenke?!“, fragte Harry schließlich mit Dackelblick, als die meisten satt zu sein schienen und Draco konnte seinen letzten Nutella-Gurkenpfannkuchen auch mit rüber nehmen.
 

Der Ältere lächelte nur sanft und küsste Harry, er ahnte, dass der nur zurück zu dem Baum musste, der ihn so faszinierte, nickte aber dann. „Natürlich, gehen wir,“ er stand wieder auf, schnappte sich die Hand des Anderen und ließ sich von diesem zurück in den großen Salon ziehen.
 

Dort nahm er Harry wieder auf den Schoß, wartete, bis alle saßen und verteilte die Geschenke, wobei gerade bei Harry und ihm eine Unmenge an Babysachen landete, zu seinem Entsetzen sogar zwei Kinderminibesen, massig hochwertige Babykleidung, Spielsachen und Deckchen.
 

Letztendlich war fast alles verteilt und alle mit ihren Stapeln beschäftigt. Tom küsste den Jüngeren, hob sein Geschenk hoch. Eine kleine Box, der von ihrem ersten Weihnachten nicht unähnlich. „Mein Geschenk an dich,“ flüsterte er.
 

Harry strahlte. „Aber du hast doch schon...!“, er deutete auf den kleinen Stapel vor sich, wo unter anderem zwei Bücher, ein Spiel und neue Klamotten lagen.
 

„Das ist auch eigentlich kein Geschenk, es ist was, dass dir schon seit einer Weile gehört und ich dachte, es wird Zeit, es dir wieder zu geben, wenn du es immer noch willst,“ hauchte Tom nur. „Na los, mach es auf.“
 

Langsam zog Harry das Band auf und klappte den Deckel zurück – wo es ihm die Sprache verschlug. Da lag er, der Smaragd, in dem Toms Initialen eingearbeitet waren. Nur war es nicht mehr an ein Halsband gebunden, sondern der Stein hatte eine kleine, silberne Befestigung erhalten, durch die eine Kette ging. „Tom...!“, Harry strahlte, strich leicht über den Stein. „Ich.. kann ihn wieder haben?“
 

Tom lächelte einfach nur, er hob die Kette auf, legte sie Harry um den Hals und schloss sie wieder. „Hätte ich gewusst, dass du so an dem Ding hängst, hätte ich es dir schon längst zurückgegeben,“ flüsterte er dem Jüngeren ins Ohr, knabberte daran. „Ich liebe es, wenn du meine Initialen trägst...“
 

Harry schwebte einfach nur im siebten Himmel, er wusste selbst nicht, warum ihm das so viel bedeutete, aber das tat es. Vielleicht, weil dieses Halsband damals das erste Geschenk von Tom gewesen war. Er hielt den Stein, der sich so warm anfühlte, obwohl er doch eigentlich die gesamte Zeit in der Schachtel gelegen hatte, in der Hand, kuschelte sich eng an den Älteren. „Danke...“
 

„Immer,“ gab Tom leise zurück, er küsste den Jüngeren, spielte wieder mit dessen Fingern und hielt ihn einfach nur. Er wusste, es ging Harry nicht um den Wert des Steins, der durchaus beträchtlich war, für Harry hatte er eine ganz andere Bedeutung und er wusste auch nicht, was die wohl war. Vielleicht würde er es nie erfahren, aber das war nicht wichtig, es zählte nur, dass der Jüngere glücklich war, auch, wenn eine Träne aus seinem Auge kullerte, die er wegwischte.
 

„Das war das bisher schönste Weihnachten...“
 

Tom konnte nichts dazu sagen, er lächelte einfach nur und er versprach sich, das das nächste Jahr zu toppen. Indem nicht nur Granger nie wieder Schaden anrichten konnte, sondern auch Dumbledore ihm nie wieder würde gefährlich werden können. Er wollte auf keinen Fall, dass sein eigenes Kind je in Gefahr lief, etwas Ähnliches zu durchleben, wie Harry es hatte tun müssen. Sein Kleines sollte in Sicherheit zur Welt kommen, ohne Angst haben zu müssen. Wie um die Wichtigkeit dieses innerlich gegebenen Schwurs zu unterstützen, fühlte er einen kleinen Tritt gegen seine Hand.
 


 


 

Albus lächelte kühl, es war soweit, er hatte nicht vor, noch mehr Zeit zu verschwenden. Er würde ab morgen beginnen, seine Armee zusammen zu ziehen, erbarmungslos, um seinen Kampf zu beginnen, im Januar, dann, wenn diese Idioten noch die Verhaftung von Granger feierten. Sie waren unachtsam und das gedachte er, auszunutzen, er wollte Hogwarts direkt angreifen, während des Unterrichts, denn dann hatte er eine Menge lebender Schutzschilder. Und Tom, dieser Trottel, wollte ja immer keine Blagen opfern!
 

Das hatte den Bengel schon immer ausgebremst, wie an dem Abend, als er Potter und dessen Frau gekillt hatte, um deren Blage in die Finger zu bekommen. Und Tom hatte sich nicht getraut, etwas zu tun, weil der Bengel im Raum gewesen war! Na, die Rechnung hatte er bekommen! Gründlich!
 

Nun musste nur noch ein vernünftiger Schlachtplan her. Der alte Geheimgang, den er gefunden hatte, würde eine zentrale Rolle spielen. Diese dummen Kinder hatten sich immer für schlau gehalten, wenn sie sich durch den einen Gang bis zum Honigtopf geschlichen hatten, aber das war nicht der Einzige! Es gab noch einen, dessen Einstieg etwas außerhalb von Hogsmeade lag und in den Kerkern endete.
 

Wenn er erst mal in der Schule war, würde er ein Massaker anrichten. Es ging nicht darum, Tom zu überwerfen, das würde er später machen, erst mal brauchte er seinen Stützpunkt wieder! Und einen Rang, und Gefolge! Dann würden diese Idioten zu ihm zurückgekrochen kommen! So war es doch immer! Die brauchten immer erst eine Demonstration von Macht und Gewalt, um wieder zu wissen, wem sie zu dienen hatten!
 

Das Wichtigste aber war, dass er so Potter wieder in die Finger bekommen würde. Potter, der es geschafft hatte, sich ein Blag anficken zu lassen, etwas, dass unmöglich hätte sein sollen. Nun, er würde ihm das Kind aus dem Wanst heraus schneiden und es auf den Boden schlagen, wie er es schon mit dem Bastard seiner ehrlosen Schwester getan hatte. Und dann würde er Potter foltern und all seine Fantasien ausleben, mitten in der großen Halle, sichtbar für alle, damit jeder wusste, was er mit Verrätern zu Tun gedachte!
 

Vielleicht würde er Potter auch am Leben lassen, nach ein paar guten Folterstunden und ihn dann selbst benutzen, um sich ein Kind machen zu lassen, ein Eigenes, seines. Obwohl – nein! Sicher nicht von Potter! Ginny! Ja, Ginny war gut! Das Mädchen war ihm viel lieber. Und sie war aus einer reinblütigen Familie, nicht so ein wertloses Stück Dreck, wie Potter es war, nicht zu vergessen, dass sie es vermutlich auch noch freiwillig tun würde! So würde er es machen, das war die Lösung...
 


 


 


 

“Nein! Nein, nein, nein, nein!“, jaulte Draco auf. „Das... das kann nicht sein! Ich... das ist nicht möglich! Das ist überhaupt nicht drin! Das ist falsch! Ich bin nicht so bekloppt, wie Potter! Das ist mir nicht passiert! Das kann gar nicht passiert sein!“
 

„Ich bin nicht blöd, du dummer Idiot! Du bist hormongesteuert und ich schwör dir, noch ein einziges Wort und du verbringst den Rest deines Lebens als Frau!“
 

„Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“
 

Tom schüttelte einfach nur mit dem Kopf. Er konnte es nicht fassen, nein, er wollte Harry wirklich nicht gegen sich, absolut nicht! Wenn das hier nur die Rache an einem Freund war, was bitte machte er dann mit seinen Feinden? Normalerweise sicher nicht so viel, aber während er schwanger war?
 

„Draco, vielleicht solltest du aufhören, Harry zu beleidigen,“ gab Narcissa zurück, die ein auffälliges Grinsen um ihren Mund trug. Kurz sah sie zu Ron, aber der hatte sich schon verabschiedet. Er war umgekippt, als sie ihre Diagnose gestellt hatte. Na ja, verdenken konnte sie es ihm nicht, aber im Moment war es trotzdem wirklich lästig.
 

„Mach es weg!“
 

„Draco, weißt du, was du da gerade sagst?“, fragte Narcissa ruhig. „Du willst dein Kind umbringen. Ist dir das klar? Den nächsten Erben der Malfoyfamilie. Denn ich gehe davon aus, dass es einen Weiteren nicht geben wird.“
 

Draco starrte auf Harry, seine Augen drillten sich in die seines besten Freundes, der ihn nur schmollend ansah. Toll! Da hatte er gedacht, dass der Alptraum in Rosa vorbei war, da ging er direkt weiter! Das war keine Rache, das war pure Folter aufgrund von Nichts! „Ich bin kein Mädchen!“, jammerte der Blonde nur weiter. Natürlich wünschte auch er sich irgendwann mal Kinder, das stand außer Frage, aber doch nicht so! Er wusste selbst nicht, was er sich erhofft hatte, vielleicht, dass sie mal aus der Luft fallen würden, aber dass er sie tragen musste! „Kann...kann nicht Ron sie austragen?“ Verdammt! Er hatte den Rotschopf doch mindestens genauso oft genommen, wie der ihn!
 

„Ron hat Harry nicht so zur Weißglut getrieben, dass er Eierstöcke bekommen hatte,“ gab Narcissa trocken zurück, während sie zusah, wie auch ihr Mann aus der Entsetzensstarre erwachte.
 

„Hochzeit!“, war das erste Wort, dass Lucius fallen ließ. „Hier werden keine Bastarde in die Welt gesetzt! Ihr werdet heiraten! Gleich, sofort! Gestern!“
 

Öh... Ron starrte zu Draco, als er wieder wach war, dann zu Lucius. Schon seit Wochen hatten Draco und er versucht, den Mann zur Zustimmung zu bewegen, da sie nach der Schule irgendwann hatten heiraten wollten, dass das jetzt so plötzlich geschehen sollte, war allerdings eine.. riesige Überraschung, um es milde auszudrücken. Oh, und da war noch der Faktor, dass sein Freund, der definitiv männlich war, was er erst in der vergangenen Nacht sehr genau überprüft hatte, schwanger sein sollte! Jap, sein Leben war soeben vollkommen aus den Fugen geglitten und er hatte noch immer keine Ahnung, wie das eigentlich gerade vonstatten gegangen war. „Wie...?“, fragte er daher überfordert. „Wie konnte er... schwanger werden? Er war nie in seiner Animagusgestalt gefangen und ich dachte, er ist weder Fae noch Veela!“
 

„Ich...,“ Harry kicherte. „Ich hab ihn in ein Mädchen verwandelt – in ein Richtiges und der Zauber hätte noch eine Woche gebraucht, um sich ganz zurückzubilden!“, er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Na ja, und dann konnte er sich offensichtlich keine vierundzwanzig Stunden zurückhalten, nachdem er wieder sein bestes Stück hatte und das Ergebnis.... hihihihihihihi...“
 

Tom schüttelte nur den Kopf, er musterte seinen schneeweißen Stellvertreter, der etwas von einem Weasley-Brutcontainer murmelte, abwechselnd mit Hochzeit, Garten und schrecklicher Verwandtschaft. Oh, und da war Narcissa, die begeistert um ihren Sohn tanzte und was von Enkeln erzählte und das sie Viele davon haben würde und die sich schon ausdachte, was sie Harry geben würde, würde er das noch ein paar Mal möglich machen. Alle tickten durch. Hormone waren wirklich nur eines – eine schreckliche Gefahr für alle, für Magen, Leib und Seele und doch..., er hielt Harry, küsste ihn auf die Schulter. Tauschen würde er um nichts in der Welt.
 

Harry kicherte einfach nur, er genoss das, er wusste, letztendlich würde Draco nichts gegen das Kind haben, der Andere musste sich nur erst mit der Idee anfreunden, dass sein Ruf und vermutlich seine Figur für den Rest seines Lebens ruiniert waren. Das würde ihn lehren, sich über Andere lustig zu machen! Er kuschelte sich an Tom und grinste ihn an. „Siehst du?“, kicherte er. „Dank mir dürfen sie heiraten und Lucius bekommt einen Enkel – mit roten Haaren!“, fügte er hämisch grinsend hinzu.
 

„Erinnere ihn besser erst nach der Hochzeit wieder daran,“ gab Tom zurück, küsste den Jüngeren auf die Nase. „Du bist mir einer...“
 

„Ich fand, es war ne gute Idee und er wird sich nicht mehr über mich lustig machen!“
 

„Ja, das denke ich auch. Weil er Angst hat, dass ihm das noch mal passieren wird.“
 

„Umso besser!“
 

Erneut konnte Tom nur lachen, dann küsste er seinen Geliebten. „Komm, lassen wir sie allein und ihr Glück feiern, “ meinte er nur.
 

„Jaaaaa! Und Siri alles erzählen! Oh, wird der sich die Hände reiben!“
 

„Harry...?“
 

„Hm..?“
 

„Du bist böse...“
 

„Nicht schlimmer, als du!“

Unterbrechung einer Sitzung

Der Mond schien silbern über dem Anwesen, Harry konnte ihn durch die Krone der Bäume gut erkennen, er war nicht ganz voll, aber mehr als drei Tage würde er nicht mehr dafür brauchen. Er war sehr hell und eigentlich war die Luft eisig kalt. Er erinnerte ihn an eine der Nächte, an denen sein Onkel ihn aus dem Haus geworfen hatte, als er noch klein gewesen war und er im Geräteschuppen Unterschlupf gesucht hatte, wo ein altes Schaffell ihn wenigstens so weit gewärmt hatte, dass er nicht erfroren war. Durch einige Lücken in den schlecht verarbeiteten Holzbrettern hatte er damals auch den Mond sehen können. Er war eine Art Trost gewesen, der Einzige, den er damals gehabt hatte. Immer mit dem Gefühl, wie vertraut ihm diese Situation gewesen war, was eigentlich unmöglich hätte sein sollen, vor allem beim ersten Mal, als es passiert war.
 

„Harry?“, fragte Tom, er hatte seinen Geliebten schon seit einer Weile gesucht, sie hatten sich früh von der Hochzeit zurückgezogen, die, trotz Lucius’ Unwille schön geworden war, da sein Kind beschlossen hatte, seinen Mann zu quälen, es hatte gestrampelt, wie verrückt, bis Harry bei einem besonders gut gezielten Tritt in die Leber fast zusammengebrochen wäre. Komisch nur, dass das Kleine sofort wieder ruhig gewesen war, als sie nach Hause gekommen waren. Harry hatte sich dann schlafen gelegt und Tom war noch mal zurück gegangen, um Lucius bescheid zu sagen, der nur mit miserablem Lächeln gezwungen genickt hatte, sichtlich wenig begeistert über die Flut Rothaariger, die sein Haus belagert hatte.
 

Als er zurückgekommen war, hatte er Harry aber nicht mehr im Bett gefunden. Er hatte sich Sorgen gemacht, ohne zu wissen, warum. Vielleicht, weil er wusste, dass die Schwangerschaft oft Harrys eigene Erinnerungen an seine Kindheit wieder wach gerufen hatten, auch seine Alpträume waren seither wieder öfter aufgetreten, er hatte Angst, dass ihrem Kind etwas ähnliches zustoßen konnte, da konnte Tom noch so viel beteuern. Es war eine Angst, die dank der Brutalitäten, die sein Kleiner erfahren hatte, tief in ihm verwurzelt war.
 

Er hatte fast das gesamte Haus abgesucht, als Dobby ihm erzählt hatte, dass Harry, trotz der Kälte, nur in Hausschuhen, Hemd und Hose, im Garten stand. Nicht im Wintergarten, sondern draußen, wo es fror.
 

Und genau da stand der Jüngere gerade, den Blick auf den Mond gerichtet, eine Hand auf seinem Bauch. „Harry, “ rief er, riss sich seine eigene Robe herunter und legte sie über die Schultern, die leicht zitterten. „Was machst du hier? Es ist eisig kalt! Willst du etwa krank werden?!“
 

Erst, als der schwere, warme Stoff sich auf seine Schultern legte, wandte Harry sich um, deutete auf den Mond. „Es ist, wie... eine Erinnerung, als... hätte ich früher schon hier gestanden und den Mond beobachtet, nicht, als ich noch kleiner war, sondern... viel früher und... Ma, ... als ich gestorben bin, sie hat so was gesagt, die Bindung, dass wir verheiratet sind, ohne Hochzeit, ich...“
 

Ja, Tom erinnerte sich, wie oft er Godric im früheren Leben gefunden hatte, auf dem Astronomieturm, am Fenster, im Freien, den Mond beobachtend. Warum der Andere es getan hatte, wusste er nicht, nur, dass der in der Nacht von Godrics Tod einen blutroten Kreis gehabt hatte. Er zog Harry an sich, sprach einen leisen Wärmezauber. „Das ist kein Grund, sich zu Tode zu frieren, “ schalt er sanft.
 

Harry lächelte etwas, sah zu Tom, runzelte dann aber die Stirn: „ Du... weißt etwas, oder?“, fragte er dann leise. „Über... das, was ich früher war, wer ich gewesen bin?“
 

„Ja.“
 

„Bitte, kannst du... es mir nicht sagen?“
 

Tom schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du dich aufregst, außerdem ist es besser, wenn du es selbst herausfindest, “ erklärte er sanft. „So habe ich es auch erfahren. Aber je mehr du es versuchst, an die Oberfläche zu zwingen, umso weiter wird es sich dir entziehen.“
 

„Ich würde es so gern wissen... ich... es ist, als wäre es wichtig! Tom, was, wenn es das ist und ich es nicht weiß? Wenn.. ich es wissen muss, um Dumbledore...!“
 

Automatisch verstärkte sich Toms Griff. „Er soll nicht deine Sorge sein, “ sprach er leise, aber bestimmt. „Du hast mehr als genug getan, du musst nicht kämpfen, es gibt Andere, die dafür da sind.“ Er strich leicht über den Bauch seines Geliebten. „Du hast doch erst mal andere Dinge, um dich zu befassen, nicht wahr? Ich passe auf dich auf, auf euch.“
 

Harry lehnte sich an den Anderen. Kurz kam das Aufbegehren hoch, er wollte etwas sagen, dass er auch was tun konnte und musste, dass er es nicht nur dem Älteren überlassen konnte, doch er war auch froh um diese Worte, dass niemand erwartete, dass er wieder kämpfen musste, dass er nicht verantwortlich war, dass er nicht wieder Dinge tun musste, die er so verabscheute. Tom wollte auf ihn achten. „Manchmal... hab ich Angst, aufzuwachen und… alles, all das... ist nichts, als ein Traum, “ flüsterte er. „Dass du nicht da bist, dass... ich immer noch bei meinen Verwandten leben muss und... dich bekämpfe.“ Er schauderte leicht.
 

Im ersten Moment war Tom über diese Worte entsetzt, denn das, was Harry da als schönen Traum bezeichnete, hatte auch schon seine Schattenseiten gehabt. Immerhin war der Grünäugige inzwischen auch unter seiner Obhut drei Mal fast gestorben und bei der Krankheit war es mehr als knapp gewesen. Es führte ihm nur zu deutlich wieder vor Augen, wie Harry gelitten haben musste, um schon das hier als einen Traum zu empfinden. Sanft hob er den Jüngeren auf, trug ihn zurück ins Warme, befahl unterwegs einer Hauselfe, ein warmes Bad vorzubereiten, er wollte nicht, dass Harry krank wurde. „Es ist kein Traum, “ sprach er nur leise. „Ich bin da, ich würde nie gegen dich kämpfen, ich würde es einfach nicht tun, Punkt. Und deine Verwandten werden weder dir noch unserem Kind je etwas tun, das verspreche ich.“
 

Harry lächelte. Er wusste, das hier war die Realität, aber manchmal konnte er es nicht fassen. Dann kam ihm das hier nur vor, wie ein Traum. Geliebt zu werden, sicher zu sein und wahre Freunde zu haben. Wenn da nur nicht Granger wäre... Er versteckte seinen Kopf an der Brust des Älteren, versuchte, das zu verdrängen. Der Prozess, bei dem auch er würde aussagen müssen.
 

„Harry?“, fragte Tom leise, als er sah, wie das Gesicht des Anderen von einem dunklen Schatten heimgesucht wurde, er stellte seinen Mann auf den Boden, begann, ihn aus den Klamotten zu schälen.
 

„Ich... musste nur an den Prozess denken, “ erklärte der Grünäugige, während er in die Wanne stieg, erleichtert, als die Hitze seine eisige Haut wieder aufzuwärmen begann. „Ich will… sie nicht mehr sehen, ich will sie einfach nur vergessen...“
 

Tom runzelte die Stirn, kletterte selbst in die Wanne und zog den Jüngeren an sich, küsste ihn sanft, ausgiebig. „Mach dir keine Sorgen, “ bat er, strich leicht über Harrys Bauch. „Ich werde mit dir in den Zeugenstand gehen. Ich lasse dich das sicher nicht allein durchmachen.“ Er hatte gewusst, dass er nichts von dem Prozess hätte sagen sollen, nicht, bevor er nicht stattfinden würde. Nun würde der Jüngere sich die nächsten beiden Wochen selbst wahnsinnig machen.
 

„Das tue ich nicht, “ gab Harry zurück: „Ich weiß, dass sie nichts mehr tun kann, aber... ich... ich will sie einfach nicht mehr sehen...“
 

„Es wird nur ganz kurz sein, das verspreche ich.“
 

Harry lächelte einfach nur. „Ich bin froh, dass du da bist...“
 

„Das freut mich, “ gab Tom sanft zurück, während er zum Schwamm griff, um Harry etwas zu waschen. Er wollte nur, dass der Jüngere sich absolut sicher fühlte, das war das war für ihn das Wichtigste. Er wollte seinem Geliebten geben, was er so sehr brauchte und was er bisher nicht gekannt hatte. Eine Familie, Geborgenheit. Er hasste nichts mehr, als wenn der Jüngere zu grübeln begann und sein Blick sich verdunkelte. Das war ihm gar nicht recht. Er fühlte sich jedes Mal, als habe er schlicht versagt.
 

Harry wandte sich kurz zu Tom um, er lächelte den Älteren an, der immer so sanft zu ihm war, wohl wissend, dass er auch ganz anders sein konnte. Er küsste diesen, lehnte sich dann wieder gegen ihn und döste schließlich, durch die sanften Bewegungen, ein.
 

„Ich achte auf dich, “ flüsterte Tom nur sanft, während er Harry aus der Wanne hob und ihn in ihr Bett brachte. Es war ohnehin langsam Zeit, sich hinzulegen. Und am nächsten Tag... begann wohl oder übel wieder das normale Leben, er musste arbeiten, Harry zur Schule. Nur Ron und Draco würden einige Tage länger frei haben, bis Mittwoch oder so. Es war wichtig, dass Tom da war, es ging immerhin um Versuche, Dumbledore aufzuschrecken, seine Unterstützer zu finden, sie zu bremsen und vor allem zu verhindern, dass es weitere blutige Angriffe geben würde, denn lange würde der Irre sicher nicht mehr still sitzen und Tom wusste, wenn er jemanden würde treffen wollen, dann Harry, durch dessen Verschwinden er immerhin gestürzt worden war. Rasch deckte er den Jüngeren zu, schlüpfte zu ihm unter die Decke und beobachtete, wie der sich, wie immer, in seine Arme kuschelte und er spürte, wie dessen Schwanz sich um sein Bein wickelte.
 


 


 


 

„Gib es sofort wieder her! Ich hatte es zuerst!“
 

„Pech, du hast es nicht festgehalten,“ konterte Harry nur und träufelte in Ruhe einige Tropfen Tabasco in seinen Traubensaft, bevor er die Flasche wieder weiter gab und der schnaubende Draco sie sich krallte, um seinen kalten Kaffee reichlich damit zu würzen. Es war einer der wenigen Tage, an denen Harry über Mittag in Hogwarts blieb, weil er nachmittags noch drei Stunden hatte. Er saß zusammen mit Ron und dem Blonden an einem der Tische, wobei sich sonst noch niemand zu ihnen getraut hatte, was mit dem reichlich komischen Essen hier zu tun haben konnte.
 

„Du bist ein Ekel! Ein riesiges! Ich hatte ihn zuerst!“
 

„Gleich zwing ich dich, die gesamte Flasche zu trinken, “ knurrte Harry nur, der von Stunde zu Stunde missmutiger wurde. Er fand es unfair, dass Draco seinen Lover dauernd bei sich haben konnte und er seinen die letzten beiden Tage fast gar nicht zu Gesicht bekommen hatte! Weder ihn noch einen der Anderen, Lucius, Siri, Remus, Fenrir, seinen Dad, dauernd waren sie weg, sie hatten ständig irgendwelche Sitzungen und mehr als einige kurze Worte waren nie drin. Und Tom... den hatte er nur in der Nacht mal bemerkt. Er musste für eine Weile bei ihm gewesen sein, dann aber war er allein aufgewacht, das hatte auch die Orchidee nicht besser gemacht, die er auf seinem Kopfkissen gefunden hatte.
 

„He ihr zwei! Bekommt eure Hormone wieder in den Griff! Aber etwas plötzlich!“, verlangte Ron, inzwischen ernsthaft genervt. Er hatte sich ja schon irgendwie an die Abartigkeiten gewöhnt, die die Beiden in sich hinein stopften, oder an beider Anfälle, ausgelöst durch Hormonschübe, aber im Moment wurde es selbst ihm zu viel. Die zwei kabbelten sich schon seit dem Morgen, als der erste Streit ausgebrochen war. Über einen verdammten, entkommenen Schokofrosch, den Beide hatten haben wollen!
 

„He! Du solltest meine Partei ergreifen!“, schmollte Draco augenblicklich: „Immerhin bist du Schuld, dass ich...!“
 

„Wer ist wann zu wem gekommen?“, fragte Ron sehr ruhig. „Und soweit ich informiert bin, sind bei solchen Sachen immer noch zwei Leute schuldig! Und ihr beide, ihr vertut euch um nichts! Okay, Harry ist launischer, aber du bist auch nicht...“
 

„Du bist gemein!“, heulten Beide zeitgleich auf, doch während Draco sich damit begnügte, seinem Lover und Ehemann einen Tritt zu geben, war Harry aufgesprungen und weggerannt, mal wieder.
 

Ron stöhnte nur leise auf, nicht so sehr wegen des Schmerzes, sondern weil Harry heut schon das dritte Mal einfach wegrannte. Doch er wusste auch, woran es lag, warum er Harry nicht wirklich böse sein konnte. Er hatte von Bill erfahren, dass eine Konferenz die Nächste jagte und Tom kaum noch Zeit zum Atmen blieb, geschweige denn dazu, etwas Zeit mit seinem Mann zu verbringen. Es musste für den Grünäugigen die Hölle sein, denn Draco hatte einen Vorteil – er war da, er hatte auch immer Zeit. Sie hatten sogar ein gemeinsames Zimmer von Snape bekommen. „Ihr Zwei macht mich wahnsinnig!“
 

„Aber er ist so gemein! Ich hatte es zuerst!“
 

„Harry steht unter konstantem Stress, “ gab Ron ruhig zurück. „Überleg mal, du bekommst seit Tagen keine Antwort von deinem Vater und er hetzt von einer Konferenz zur Nächsten. Was meinst du, was dann der Minister macht? Ich bin hier, du kannst mich schlagen und im nächsten Moment heulen – was ist mit Harry? Sirius muss Bill in seiner gesamten Freizeit mit den Auroren helfen, Fenrir und Remus meistens auch noch. Und Snape... ich hab Harry nicht in Richtung seines Büros laufen sehen, du etwa?“
 

„Toll, “ knurrte Draco missgelaunt. „Du hast es geschafft!“
 

„Und was genau habe ich geschafft?“
 

„Jetzt hab ich auch noch ein schlechtes Gewissen! Dabei hat er mir meinen Tabasco geklaut!“

„Draco – manchmal bist du wirklich ein selbstsüchtiges, verwöhntes Kind, “ gab Ron zurück, packte den Anderen aber, bevor er abhauen konnte. Er hatte nicht den Nerv, seinen Mann durch die Schule zu jagen, wenn er wegrannte. „Das schlechte Gewissen hast du gar nicht so zu Unrecht, “ fügte er an. „Aber schön, dass du es einsiehst. Und jetzt komm. Wir haben gleich wieder Unterricht bei Flittwick und ich will nicht schon wieder zu spät kommen.“
 

Draco grummelte in seinen nicht vorhandenen Bart und verfluchte Harry in Gedanken mit jedem Schimpfwort, das ihm einfiel. Er mochte den Anderen ja wirklich, aber in den letzten beiden Tagen war er unerträglich, er hatte auch mehr als drei Stunden geschwänzt und keinem gesagt, wo er sich in der Zeit verschanzt hatte.
 

Severus hingegen hatte den Streit an dem Tisch beobachtet, von dem alle anderen Schüler sich fern gehalten hatten, weil die letzten Tage wohl regelmäßig Fetzen und Zauber geflogen waren. Es war ein mittleres Weltwunder, dass er die Zeit gehabt hatte, ein Mal das Mittagessen zu überprüfen, denn seine Pflichten ließen ihm kaum noch Zeit zu atmen. Er war nur noch am Rennen, nicht nur wegen der Schule, sondern vor allem, wegen all der Neuerungen und der Tatsache, dass niemand ihm mehr half. Jeder, der irgendwie entbehrlich war, war auf der Jagd nach dem Irren.
 

Nur schienen sie alle mal wieder vergessen zu haben, dass Harry nicht so viel auf ein Mal ertrug, dass er in einer schweren Situation war, ganz generell nur eine gewisse Zeit ohne Kontakt zu Tom auskam. Wobei einige Stunden nachts wenn er schlief nur sehr bedingt zu reichen schienen. Sein Sohn litt, mal wieder so still er es nur eben ertragen konnte, ohne um Hilfe zu bitten, oder etwas zu sagen. Aber wenn man genau hinsah, musste man es erkennen, Harry hatte kleine, dunkle Ringe unter den Augen, er war unkonzentriert und schien schon mehrfach geschwänzt zu haben. Wenn er den Unterricht besuchte, war er nicht konzentriert, schrieb teilweise nicht mit und sah fast immer aus dem Fenster.
 

Der Tränkemeister rieb sich sein Nasenbein, bevor er aufstand. Er hatte einen Sohn zu finden, der sich selbst mal wieder zu Grunde zu richten versuchte, weil er seine Klappe nicht auf bekam. Oh, und er hatte einen Schwiegersohn zu rupfen, dafür, dass der immer beteuerte, dass Harry an erster Stelle stand und der doch regelmäßig zu vergessen oder zu verdrängen schien, wie sehr sein Sohn von ihm abhängig war.
 

Aber jetzt, wo er auf dem Gang stand, sah Severus ein ganz anderes Problem. Wo zum Henker sollte er den Bengel suchen, der dieses Käseloch von einem wurmstichigen Schloss ungesund gut kannte und der nicht gefunden wurde, wenn er es nicht wollte?! Er fragte mehrere Gemälde, die aber auf einmal wenig redefreudig wurden, oder die versuchten, ihn in ein Gespräch über Zitronenbonbons zu verwickeln. Selbst die Geister waren wenig kooperativ. Toll – wie zum Henker hatte Harry denn die Geister und Portraits erpresst? Ließen die sich etwa auch von den Launen eines schwangeren Teenagers fertig machen? Aber die hatten doch sonst auch kein Problem damit! Immer zog er die Arschkarte!
 

Nun gut, ruhig nachdenken, wie viele Orte gab es denn, die in der Regel eher gemieden wurden? Die Bücherei? Nein, da war Madame Prince und ein Haufen Ravenclaws. Die Gryffindorquartiere? Noch unwahrscheinlicher, vor Allem, da Harry vermutlich noch nicht mal das dumme Passwort hatte. Gut, dann vielleicht... der Astronomieturm? Nun, einen Versuch war es wert. Immerhin war es da oben im Moment so erbärmlich kalt, dass nicht mal die Astronomiestunden da stattfanden.
 

Und er hatte Glück – einmal in seinem Leben. Da saß Harry, auf der Bank und nur in seine Schulrobe gehüllt, er zitterte auch etwas, saß nah am Abgrund und starrte blicklos hinunter, sein Atem bildete kleine, weiße Wölkchen.
 

„Ich will ja nichts sagen, aber wenn dir nach einer Lungenentzündung ist, bist du mit Sicherheit auf dem besten Weg dazu.“
 

Erschrocken wandte Harry sich um – und wäre vermutlich gefallen, tief gefallen, hätte sein Vater nicht blitzschnell zugegriffen und ihn ins Innere gezogen. „Warum... hast du mich denn so erschreckt?!“
 

„Weil ich finde, dass du verdammt leichtsinnig bist!“, knurrte Severus, er zog seinen Sohn hinter sich her, bis hin zu seinem Büro, durch Selbiges hindurch und in sein Wohnzimmer, wo er ein großes Feuer entfachte und Harry erst mal davor setzte. „Du kannst dich doch nicht so in die Kälte setzen! Ist dir klar, dass die Mittel, die man dir geben müsste, damit du eine Lungenentzündung überstehst, dem Kind permanenten, schweren Schaden zufügen könnten?“, schimpfte er.
 

„Das… wusste ich nicht,“ schniefte Harry betroffen, er wollte doch seinem Baby nicht schaden! Er wollte nur... er hatte doch nur allein sein wollen! Alles war ihm zu viel gewesen, die Hitze, die Lautstärke, der Geruch nach Essen, daran, krank werden zu können, hatte er gar nicht gedacht.
 

Oh, Merlin! Nicht auch noch Tränen, stöhnte Severus innerlich. Er war nicht gut in so was, verdammt, er war nicht Derjenige, der es tun sollte! Tom war für diese Sachen verantwortlich! Oder die verdammten Herumtreiber und deren Gefolge! Aber doch nicht er! Doch dann riss er sich zusammen, kniete sich zu dem Jüngeren und schloss ihn, sichtlich unbeholfen in die Arme, dankte allen Göttern, dass niemand sie so sehen konnte. Sein schwer erarbeiteter Ruf wäre endgültig den Orkus herunter gegangen. Und was jetzt? Was tat man mit einem hysterischen, schwangeren, nebenbei auch noch männlichen Teenager, der mit der Situation, in der er sich befand, vollkommen überfordert war? Er tätschelte hilflos den Rücken seines Kindes, bis das endlich aufhörte zu weinen – und er feststellen musste, dass Harry eingeschlafen war. Toll, wirklich. Stöhnend richtete er seine morschen Knochen wieder auf, hörte, wie die wieder knirschten, um an ihre Stellen zu hüpfen. Er hob seinen Sohn auf, legte ihn auf das Sofa und streifte ihm die Schuhe hab, bevor er eine dicke Decke über ihn ausbreitete, er hatte einige Büschel Haar zu rupfen!
 

Entschlossen stampfte er zum Kamin, stieg von da direkt ins Ministerium, vorbei an einer hysterischen Sekretärin, die allen Ernstes im Sinn gehabt zu haben schien, ihn aufzuhalten, die aber vor seinem Blick erschreckt zurückwich. Hufflepuff, vor sechs Jahren, teilte ihm sein nerviges Hirn mit, während er die Tür aufzog, mitten in den kleinen Rat stürmte, auf Tom zuschoss – und ihm erst mal eine wischte, so, dass seine eigene Hand pochte, wie blöd.
 

Erschrocken schoss Lucius auf, zusammen mit Bill und Sirius, alle mit gezogenen Stäben, die Anderen waren zu beschäftigt damit, den Mann anzustarren, der stinksauer, hochgefährlich und irgendwie verrückt geworden aussah. Selbst Tom starrte den Anderen ungläubig an, während seine Wange ein wunderschönes Dunkelblau annahm.
 

„Sag... sag mal, hast du sie noch alle?“, fragte Tom nach einigen Momenten tödlich ruhig. Er war ohnehin geladen und genervt, was auch die Anderen bereits gemerkt hatten, aber er konnte nichts dafür, er musste zu den Sitzungen, obwohl er sich nichts weiter wünschte, als ein schönes, entspannendes Bad mit Harry, dann einen romantischen Abend vor dem Kamin, kuscheln, vielleicht Sex. Aber stattdessen musste er sich mit Dumbledore herumschlagen! Und jetzt tickte auch noch sein Tränkemeister durch!
 

„Du.. du hast gesagt, du würdest dich um ihn kümmern!“
 

„Was? Was bitte redest du da, Severus?“, donnerte Tom, der nun doch über seine übel pochende und schmerzende Wange strich.
 

‚Oh, oh, ’ dachte hingegen Lucius. Ihm war nur zu klar, um was es ging und er würde in so einem Fall nichts Anderes tun, als in Deckung zu gehen. Aber ja, Severus war gar kein väterlicher Typ, nie, nein, nimmer nicht!
 

„Nicht mal das weißt du?!“, brüllte Severus, dem es inzwischen vollkommen gleich war, wen er mit seinem Gebrüll unterhielt, vermutlich gut und gern das gesamte Ministerium. „Harry, du Schwachkopf! Der Junge, den du mit kaum siebzehn Jahren geschwängert hast! Der Junge, der Probleme mit eurer Bindung hat, die sich nicht setzt! Der Junge, der seit Tagen Schulstunden schwänzt, weil er sich nicht mehr konzentrieren kann! Der, den du offenbar vergessen hast!“
 

„Was?“, fragte Tom entsetzt. „Was ist mit Harry? Was hat er?!“
 

„Was er hat? Er fühlt sich beschissen und versucht mal wieder, es zu verstecken! Er ist mal wieder am Ende! Er hat sich auf dem Astronomieturm verkrochen! Ich musste ihn wieder aufwärmen! Er hat verdammte Ringe unter den Augen!“
 

„Er....“, schlagartig kroch das schlechte Gewissen über ihn, er schauderte. „Aber warum hat er nichts gesagt?!“
 

„Wann?!“, brüllte Severus. „Wenn du dich mal für drei Stunden zu ihm ins Bett schleichst, während er schläft?! Was an das reicht nicht hast du nicht verstanden?! Du hast einen beschissenen Stab, der sich um die scheiß Jagd nach dem Irren kümmert! Was ist so schwer daran, sich zwei verfluchte Stunden am Tag um den Jungen zu kümmern, wenn er wach ist?! Hat er das nicht verdient oder was?!“
 

Wow! Bill rückte etwas weiter aus der Schusslinie, in der er sich direkt zu befinden schien. Er stand nämlich hinter den Beiden, die sich anpflaumten, wie ein paar Irre und er hing an seinem Leben. Ihm war mal wieder klar geworden, dass es Leute gab, mit denen er sich wirklich, wirklich nicht anlegen wollte und die ihm schlicht unheimlich waren. Und Snape gehörte eher in diese Reihe, als Tom – im Moment. Wobei Tom es in den letzten Tagen auch in sich gehabt hatte, was sich jetzt aber wohl auch erklärte. Kein Wunder, wenn er keine Zeit mit seinem Kätzchen verbracht hatte...
 

„Was....?“, fragte Tom, entsetzt über das, was er da schon wieder angestellt hatte. Er hatte doch nur versucht, Harry zu schützen, indem er diesen Irren fand! Automatisch glitt seine Hand zu der Taschenuhr, die der Jüngere ihm zu Weihnachten geschenkt hatte und mit der er fast die gesamte Zeit gespielt hatte.
 

„Mach, dass du deinen Arsch zu Harry schwingst! Und zwar plötzlich, bevor ich mich vergesse!“, donnerte Severus weiter. „Jetzt!“
 

Zur Verwunderung aller flitzte der Minister wie von Taranteln gestochen zum Kamin und verschwand, schneller, als auch nur irgendwer etwas hätte sagen können. Hatte der Mann etwa Angst vor seinem Schwiegervater? Irgendwie kam das gerade ganz extrem so rüber.
 

„Was?“, fragte Severus, nun tödlich freundlich. „Habt ihr alle nichts zu tun? Habt ihr keinen Irren mehr, der hinter meinem Sohn und Enkel her ist? Solltet ihr eure Ärsche nicht auch endlich mal in Bewegung bekommen?!“ Am Ende war Severus wieder sehr, sehr laut geworden, wirbelnd wandte er sich herum und stürmte einfach aus dem Raum, hoch erhobenen Kopfes, während seine Roben wild um ihn herum flatterten.
 

„Alle Hände hoch, die das wirklich komisch fanden, “ murmelte Bill und hob seine, dicht gefolgt von allen Anderen in diesem Raum.

Party ohne Harry??!

Es war herrlich warm, als Harry wieder aufwachte, wie er feststellte. Warm und ruhig, nicht zu hell, nur das etwas unruhige Flackern von einem Feuer, soweit er das durch seine kaum geöffneten Augen feststellen konnte. Er fühlte sich sogar ausgeruht. Noch nicht wirklich wieder wach, aber wesentlich besser, als seit einer Weile.
 

Moment!
 

Warum zum Henker fühlte er sich so? Sonst hatte er doch auch immer Alpträume gehabt, sobald er die Augen geschlossen hatte! Und... warum zum Henker schnurrte er? Außerdem – wohin hatte sein Schwanz sich verkrochen? Der lag nicht mehr brav um seine Taille! Kurz bewegte er seinen Schwanz, was mit einem tiefen Lachen belohnt wurde.
 

„Na?“, fragte Tom sanft. „Wieder unter den Lebenden?“ Er hatte seinen Geliebten auf dem Sofa von Severus gefunden, eng in sich selbst zusammengerollt und leise vor sich hin wimmernd, so, wie er seinen Kleinen fast jede Nacht vorgefunden hatte, mitten in einem Alptraum, der vermutlich in dem Moment seine Fortsetzung gefunden hatte, in dem er das Bett morgens wieder verlassen hatte. Ja, er hatte die dunkelblaue Wange mehr als verdient. Er hatte schon wieder Mist gebaut, statt nachzudenken...
 

Kaum hatte er sich mit Harry vor den Kamin gesetzt, hatte dessen Schwanz sich um sein Handgelenk gelegt, ihn fast schon verzweifelt festgehalten. Da hatte er es begriffen. Er musste seinen Stundenplan wirklich umschreiben, Severus hatte Recht, er hatte genug Leute für den verdammten Job, er hatte Wichtigeres zu Bedenken – seine eigene, kleine Familie.
 

„Tom?“, fragte Harry etwas groggy, er spürte, wie der Ältere ihm sanft aufhalf. Ah, da war sein Schwanz, stellte er dabei fast, während er diesen vorsichtig vom Gelenk des Anderen löste. „Bissu nich... bei der Arbeit...?“
 

„Ich hab früher aufgehört,“ gab Tom nur schulterzuckend zurück.
 

„W’rum? Du musst doch...“
 

„Nein, ich muss nicht, ich habe eine Menge fähiger Leute, die das tun können, ich habe auch das Recht auf etwas Freizeit,“ lächelte er.
 

„Tom...“
 

„Was ist?“
 

„Deine Wange, was...?“ Nun doch um einiges wacher richtete Harry sich auf.
 

„Oh, das ist nichts, mach dir keine Sorgen.“
 

„Das ist ein Handabdruck! Du.. hast du dich etwa geprügelt?“, vorsichtig strich Harry über den riesigen blauen Fleck, er spürte, wie etwas seiner Magie in die geschundene Stelle sackte und die Schwellung sowie die aggressive Farbe einfach verschwinden ließ.
 

„Nein, ich bin nur an Etwas erinnert worden...“
 

„Was heißt das?“, fragte Harry. „Was war denn los?“
 

„Nichts Wichtiges, ich verspreche es,“ gab Tom sanft zurück, er küsste den Jüngeren, als er sah, dass dieser etwas erwidern wollte, legte dann eine Hand auf den Bauch des Jüngeren. „Hat Junior dir viele Probleme gemacht? Er war eben eine ganze Weile unruhig.“
 

„Er... spielt gern Fußball mit meiner Leber und schläft anschließend auf meiner Blase, aber sonst ist alles gut,“ lächelte er und legte seine Hand auf die des Anderen, sah Tom aber dann wieder besorgt an. „Hast... du auch wirklich Zeit...?“
 

„Harry..?“
 

„Hm?“
 

„Kein Wort mehr von so was,“ befahl Tom ruhig, massierte den Jüngeren etwas. Er sah erst wieder auf, als das Abendessen auftauchte. „Und jetzt wird gegessen, “ fügte er lächelnd an. „Die Hauselfen haben sogar an deinen Ketchup gedacht. Und danach werden wir uns ein schönes, langes Bad gönnen.“
 

Harry lächelte, allein nur bei der Vorstellung von dem, was Tom da gerade vorschlug. Er küsste den Älteren, schnappte sich dann den Teller und strahlte. Chicken Wings, verschiedene Soßen und frittiertes Gemüse. Richtig ungesund und lecker! Daneben eine Flasche Ketchup und Tabasco. Er schnappte sich einen der Wings, biss genüsslich hinein. „Lecker!“
 

Tom lächelte einfach nur, strich über Harrys Haare und beobachtete, wie der Jüngere aß. So vollkommen zufrieden, einfach nur an ihn gelehnt und mit einem kleinen Lächeln. Es war so einfach, das auf dessen Gesicht zu zaubern. Und er vergaß es immer wieder, vergaß, was für eine Kostbarkeit er da hatte, einfach, weil Harry nie selbst etwas sagte.
 

So war es schon in der Vergangenheit gewesen, schon als Salazar hatte er immer wieder verdrängt, weil er sein Ziel zu hoch gesteckt hatte. Weil er keine Zeit hatte, weil Harry, früher und jetzt, nie etwas forderte. Nie für sich selbst. Warum mussten ihn immer erst Andere mit der Nase auf das stoßen, was geschah? Er musste sich wirklich etwas mehr zusammenreißen,, schloss er, packte das nächste Stück Fleisch und knabberte es bis auf den Knochen ab, beobachtete, wie Harry enthusiastisch zulangte und offensichtlich fand das Essen auch woanders tiefe Zustimmung, unter seiner Hand spürte er immer wieder kleine, leichte Bewegungen.
 

Nach dem Essen lehnte Harry sich zufrieden zurück, er spürte, wie er wieder dösig wurde, er hatte die letzten Tage wohl nicht sonderlich geschlafen. Er kuschelte sich in die Arme des Älteren, die sich um ihn schlossen, ihn von Allem abschirmten. Er merkte kaum, wie er hochgehoben und ins Bett getragen wurde, oder wie der Andere sich zu ihm legte. Das Baden war dann wohl verschoben, dachte er, während er merkte, wie seine Klamotten verschwanden, bevor er einschlief.
 

Tom beobachtete, wie Harrys Augen immer öfter zu fielen, während das Feuer fröhlich vor sich hin knisterte und es dauerte immer länger, bis sie wieder auf gingen, so, dass er entschied, das Bad zu verschieben, der Jüngere hatte Schlaf offensichtlich nötiger. Er hob ihn auf, brachte ihn ins Bett und legte sich, als er sich und Harry ausgezogen hatte, bis auf die Boxer, dazu. Er lächelte, kraulte den Jüngeren noch etwas, bevor der einschlief und erlaubte sich selbst den Luxus einer Weile Ruhe. Am nächsten Tag musste er neue Arbeitspläne entwerfen.
 


 


 

„Ich hatte es zuerst!“, reif Draco, packte die Ketchupflasche.
 

Ron stöhnte nur, er schüttelte den Kopf. Auf dem Tisch standen ZWEI Flaschen? Warum wollten die sich schon wieder um EINE prügeln? Doch dann, zu seiner Verwunderung, geschah es.
 

„Bitte,“ konterte Harry nur und ließ die Flasche einfach los. Hätte Ron nicht so schnell reagiert, wäre Draco vermutlich böse auf dem Hintern gelandet, da er mit so viel Schwung zurückprallte, dass der Stuhl wackelte. Der Grünäugige grinste nur, als er das sah. Es amüsierte ihn jedes Mal wieder, auch, wenn er das sicher nie laut sagen oder zugeben würde, aber es war so. Nur fühlte er sich heut gut genug, um es auch zu genießen. Er wusste, seine Augenringe waren Vergangenheit. Fürs Erste.
 

Und das Beste: als er aufgewacht war, war Tom noch bei ihm gewesen, er hatte ihn sogar geweckt und sie hatten zumindest noch zusammen duschen können. Oh, war das schön gewesen. Er war viel zu entspannt, um sich von Dracos Hormonen in einen Streit ziehen zu lassen.
 

Draco hingegen starrte erst verdattert auf die Flasche, dann auf Ron. „Was ist denn mit dir los? Bist du in der manischen Phase?“
 

„Ich denke, er ist einfach nur ausgeschlafen,“ urteilte Ron hingegen.
 

„Jap,“ stimmte Harry nur fröhlich zu und griff statt zum Tabasco einfach nur zu seinen Speckscheiben, an denen er knurfte. Er lächelte etwas, als er einen kleinen Tritt bemerkte, und kicherte. Merlin, war das Kind ungeduldig! Aber gut, er war auch hungrig, also begann er, richtig zuzulangen.
 

Harry war einfach froh, dass er nur noch heut Nachmittagsunterricht hatte und dann nicht wieder. Nicht mehr für den Rest der Woche. Dann konnte er essen, ohne, dass man ihn – und seine in seinen Augen absolut unattraktive Wampe – anstarrte. Auch, wenn Tom das Gegenteil behauptete und sagte, er sähe einfach nur toll aus. Er fand es gar nicht, aber er sah in den Augen des Mannes, den er liebte, dass der es auch so meinte und war das nicht das Wichtigste? Was sonst zählte schon groß? Er konnte sich schlecht runter hungern, mal abgesehen davon, dass ihm eine Menge Leute den Hintern versohlen würden, würde er damit dem Kind schaden! Und das wollte er nicht! Er wollte, dass es dem Kleinen nie an etwas mangeln würde.
 

Draco runzelte die Stirn. Ihm war das einfach nur unheimlich. Ein gut gelaunter Harry war schrecklich schwer einzuschätzen! Am Ende würde er wieder seine besten Stücke vermissen, ohne zu verstehen, was zum Henker er dieses Mal getan hatte. Er häufte eine Menge Ketchup über seinen Bratwürsten und dem Kartoffelbrei.
 

„Oh, ich muss!“, rief Harry auf ein Mal.
 

„Hö?“
 

„Na, Pflege magischer Geschöpfe!“, und schon packte Harry seine Tasche und war weg.
 

„Öh... wie schnell hat der denn jetzt geschlungen?“
 

„Das will ich nicht wissen,“ murmelte Ron, immer noch nicht so ganz wissend, ob er sich nicht doch den Kopf auf der Tischplatte aufschlagen sollte. Hormone! Das war ein Alptraum! Wirklich!
 

Harry hingegen genoss die Stunde. Einhörner. Und obwohl Hagrid was von Jungfrauen murmelte, kamen die Tiere zu ihm, stupsten ihn vorsichtig an. Und so half er auch am Ende der Stunde, die Tiere zu versorgen, blieb noch eine Weile und genoss es.
 

So fand Tom seinen Geliebten, am Gatter mit einem Einhorn. Zufrieden und ruhig. So, wie er ihn sehen wollte. Leise trat er hinter den Jüngeren, legte ihm einen Arm um die Taille.
 

Überrascht wirbelte Harry herum. „Tom! Was... musst du nicht arbeiten?!“
 

„Offensichtlich nicht,“ lachte der Ältere nur, küsste seinen Geliebten. Die Anderen hatten ihn regelrecht vor die Tür gesetzt, als er begonnen hatte, immer wieder auf die Uhr zu sehen, er wollte bei Harry sein und nach dem Auftritt von Severus am Vortag hatten die Anderen ihn nur zu gern gehen lassen, nein, ihn raus gedrängelt. Und er hatte das auch nur zu gern zugelassen. „Bist du fertig?“
 

„Ja,“ lächelte Harry verträumt. „Bist du gekommen, um mich abzuholen?“
 

„Warum sollte ich wohl sonst hier sein?“, fragte Tom nur. Er blickte auf die beiden Gebäude, das Schloss, in dem Hogwarts sich befand, die neue Schule, vor der schüchtern, in einigen kleinen Gruppen einige Kinder miteinander spielten. „Ich dachte, wir genießen diesen Tag ganz für uns alleine...“
 

„Alles,“ lächelte Harry nur, er ließ zu, dass der Andere seine Hand nahm und ihn wegführte, ihn dann in die Arme schloss und apparierte. „Wir sind gestern gar nicht zu unserem Bad gekommen,“ hauchte er nur. „Wollen wir nicht...?“
 


 


 

Es war soweit! Aufgeregt rieb Albus sich die Hände, ließ es aber wirken, als mache er es wegen der Kälte. Sicher, Granger war noch nicht verurteilt, aber sie war gefangen. Mehr brauchte es nicht. Um Grangers Hinrichtung konnte auch er sich letztendlich selbst kümmern. Er sah sich um, sie befanden sich in einer kleinen Höhle knapp außerhalb von Hogsmeade, er und einige andere, zu wenige für seinen Geschmack, aber dafür gut ausgebildete Magier, die herrlich wenige Hemmungen hatten.
 

Er hatte inzwischen befohlen, Potter nicht umzubringen, sondern ihn nur zu fesseln und so lang unter crucio zu halten, bis das Blage aus ihm heraus kommen würde, danach wollte er noch eine Weile mit dem Bengel spielen. Ihn schreien und betteln hören, bis er genug davon hatte. Seine Rache für das gute Jahr auf der Flucht einfordern, in dem er sich fast unfähig, etwas zu tun, hatte verstecken müssen! In dem man ihm Macht und Einfluss genommen hatte!

Heute war es soweit, seine Rache war gekommen, niemand rechnete mit ihm, man schien ihn ja nicht mal mehr zu suchen! Diese Idioten dachten, sicher zu sein! Ja, das war es! Heute, heute würde er seine Macht wieder erlangen und dann würde er sich rächen! Wehe denen, die gegen ihn gewesen waren, er würde grausige Strafen verhängen! Und Askaban würde davon noch die Schönste sein!
 

„Lord?“, fragte einer der Männer.
 

Lord, ja, so ließ er sich nennen. Und bald König! Aber eisern! Macht! Er würde sie wieder bekommen! „Es wird gleich losgehen. Sind alle da?“, fragte er ruhig, unzufrieden mit der Anzahl der Leute, aber es musste eben reichen.
 

„Ja.“
 

„Gut, alle folgen mir, ich bringe euch zu dem Gang, wir werden in der großen Halle ankommen, alle kennen den Plan?“
 

„Ja, Sir.“
 

„Gut, dann los.“
 


 


 

Grummelnd erwachte Tom, wenig begeistert, als die Flammen seines Kamins penetrant ausschlugen, gleichzeitig leuchtete das dreimalverfluchte Handy nonstop. Unwillig arbeitete er sich auf, um anzunehmen, er wollte nicht, dass Harry geweckt wurde. Der Jüngere tat sich so schon immer härter mit dem Schlafen, da ihr Kind immer aktiver wurde und wenn Harry nicht gerade Schmerzen in seinen misshandelten Innereien hatte, musste er aufs Klo, weil das Kleine seine Blase mit einem Bett verwechselte und inzwischen war Harrys Bauch wirklich dick geworden. Nicht, dass er etwas dagegen hätte, doch er sah, wie Harry sich immer schwerer tat.
 

„Was,“ knurrte er die Flammen, noch weit davon entfernt, wach zu sein.
 

„Die Schule wird angegriffen, noch konnten wir die Leute von den Schülern fern halten, aber lange geht es nicht mehr, Bill ist unterwegs und...“
 

„Ich bin da!“
 

Ohne ein weiteres Wort zauberte er sich Kleidung an, packte seinen Zauberstab und verschwand, landete in Severus’ Büro, das aber schon leer war, rannte die Treppen herunter, wenig überrascht, als er den Verursacher des Wirbels erkannte. Woher zum Henker hatte der Mann gewusst, wie man hier herein kommen konnte? Warum hatten die Schutzmaßnahmen nicht gegriffen?! Ohne langes Federlesen tötete er drei Männer, die versuchten, aus der Halle heraus zu brechen, schickte dann zwei der ankommenden Auroren rüber zur Grundschule. Und dann begann er, zu toben, auch, wenn sich schon jetzt abzeichnete, dass das ein langer und brutaler Kampf werden würde. Es waren viele, die sie angriffen und sie schienen gut ausgebildet, aber verdammt, das war er auch!
 

Harry hingegen erwachte, vielleicht eine Stunde, nachdem Tom weg war, ihm war kalt geworden und außerdem wurde seine Niere mal wieder mit einem Fußball verwechselt. „Bitte," murmelte er, strich über seinen Bauch. „Lass mich schlafen,“ er wollte sich umdrehen und sich wieder an Tom kuscheln, doch dabei wäre er fast aus dem Bett gekugelt. „Tom?“, nuschelte er, immer noch im Halbschlaf, doch das erste Mal seit Wochen bekam er keine Antwort.
 

Müde schlüpfte Harry in die Hasenhausschuhe, die neben dem Bett standen. Er konnte die Augen eigentlich kaum offen halten, doch er musste Tom finden, er wollte zu Tom! Jetzt, sofort! Es war viel zu früh für ihn, um im Ministerium zu sein! Küche? War Tom vielleicht in der Küche? Dann würde er ihm sicher auch einen Tee machen, der ihr Kleines beruhigen würde, das hatte er schon öfter gemacht. Sich weiter den Bauch reibend, tapste er im Halbschlaf durch das riesige Anwesen, ohne Erfolg. „Tom,“ schniefte Harry, bevor er sich entschloss, sich bei seinem Vater auszuweinen.
 

Mit einer Hand voll Floopuder transportierte er sich genau dorthin, tapste vom Büro aus in Severus’ Wohnung, nur um festzustellen, dass auch der nicht in seiner Wohnung war, was dazu führte, dass Harrys Unterlippe zu zittern begann. Hatten sie ihn alle allein gelassen, fragte sein vom Schlaf vernebeltes Hirn, seine Ohren rutschten herunter, sein Schwanz, bis dahin um seine Taille gewickelt, entrollte sich, schlappte hinter im her, während er weiter lief. Er strich sich über die Augen, um die Träne wegzuwischen, beschloss nach einigen Minuten, zu Siri zu gehen, vielleicht wusste der wenigstens, warum ihn alle allein gelassen hatten.
 

Weit entfernt bildete Harry sich ein, etwas zu hören, doch er tat es ab, er war noch halb am Schlafen, sicher bildete er sich das nur ein. Er tapste mit hängenden Gliedern weiter zu Sirius und Fenrir, doch da erwartete ihn der nächste Schlag – die waren auch alle weg! Weg! Einfach so weg! Erneut schniefte Harry laut, wobei er immer noch in einer Art Halbschlaf war, die es ihm noch schwerer machte, klar zu denken. Sollte er wirklich noch zu Remus gucken? Es saß hilflos auf dem Bett, verstand nicht, was los war. War er doch zu anstrengend geworden? Aber... Tom hatte doch noch am Abend gesagt, dass er ihn nie verlassen würde! Und die Anderen! So sehr hatte er Siri doch nie genervt, oder?
 

Er schniefte erneut, bevor er aufstand, seinen Schwanz in der Hand, an dem er nervös friemelte. Draußen hörte er wieder diese komischen Geräusche, die ihm unangenehm vertraut waren und die ihm sagten, dass er sich fern halten sollte. Eine Party? Schmissen die etwa eine Party ohne ihn? Hastig wischte Harry sich erneut über die Augen, bevor er sich auf den Weg in Richtung Lärm machte.
 

Die große Halle, stellte Harry fest, viele Leute, überall Schreie, die in seinen empfindlichen Ohren wirklich weh taten, doch nicht mal die holten ihn aus dem rammdösigen Zustand. „Tom?“, fragte er immer wieder mit verdächtig zitternder Stimme. Er spürte mehrfach, wie Jemand ihn zur Seite schubste oder sonst etwas, doch er ließ sich nicht von seinem Weg abbringen. Mehr als ein Mal deutete er mit der Hand auf einen Unbekannten, den es mit einem Schrei aus der Halle fegte, ohne zu merken, was er tat, die Leute waren ihm schlicht im Weg! Und einer von ihnen hatte mit seinem Zauberstab auf Harrys Bauch gezeigt! Der hing immer noch vom Kronleuchter durchbohrt auf Selbigem, während dessen Blut sich zu den vielen Pfützen am Boden gesellte. Pfützen, die Harrys weiße Häschenpantoffeln rot färbten. Und immer rief er seinen Geliebten.
 

„Harry!“, erschrocken starrte Tom auf das Bild, dass ich ihm bot, er merkte es nur, weil Bill wie ein Wahnsinniger in diese Richtung deutete und ihm blieb fast das Herz in der Luft stehen. Sein Geliebter tapste, eindeutig nicht wirklich wach, mitten durch das Schlachtfeld, nur in seinem Schlafanzug, seinen Schwanz in der Hand, in seinen Hasenhausschuhen, die er unbedingt hatte haben wollen, vor zwei Wochen und die sicher für immer ruiniert waren, und mit verdächtig zitternder Unterlippe.
 

Wie ein Wahnsinniger stürzte Tom sich vor, er musste den Jungen hier weg bringen! Merlin, der schien hier herum zu schlafwandeln! Warum? Warum ausgerechnet jetzt und warum heute!? In seinem Zustand?! Es war ein Wunder, dass er nicht schon von irgendeinem herumschwirrenden Fluch getroffen worden war!
 

„Ich sagte doch, er wird dein Tod sein, Riddle!“; höhnte in dem Moment Dumbledore, er hatte es geschafft! In einem Moment der Unaufmerksamkeit hatte er sich zu Tom geschlichen, seinen Zauberstab nun an dessen Stirn. „Und es wird mir eine Freude sein, dich vor seinen Augen umzubringen! Du hättest mich nie so unterschätzen sollen! Ich werde dir alles nehmen!“
 

Tom konnte nur lachen. Tot? Er? Dieser Dummkopf! Er konnte nicht sterben, nicht, solange Harry lebte! Aber er musste Dumbledore von Harry ablenken! Unbedingt! „Alter, dummer Mann! Das kommt von all den Leuten, die du getötet hast! Dachtest du, es würde Folgenlos bleiben?! Ich muss dich bitter enttäuschen! So leicht ist es nicht!“
 

Tom! Da war Tom! Tom war da! Tom hatte ihn nicht allein gelassen! Sofort richteten Harrys Ohren sich wieder auf, doch dann stockte er. Eine seltsam bekannte Figur schob sich in sein Sichtfeld und die machte einen großen, einen unverzeihlichen Fehler. Der Zauberstab, der sich gegen Tom hob, ein erster Zauber, der seinen Geliebten aufstöhnen ließ! Tom! Sein Tom! Seiner ganz allein! So nicht! Nicht mit ihm!
 

Harry merkte nicht, wie die Wände des Schlosses zu beben begannen, oder wie sich zwei Bodenplatten erhoben, die erst mal gleich sieben Leute umwarf, wobei einer davon leuchtend rote Haare hatte, wie Harry am Rande feststellte. Doch auch, wenn er das registrierte, war es doch alles nur wie ein komischer Traum. Aus dem Loch im Boden kam ein Schwert auf Harry zu, es schoss regelrecht in seine Hand und er spürte Blicke auf sich, viele Blicke, er sah, wie der hässliche Mann mit Bart – Dumbledore, wie sein Hirn vehement behauptete – seinen Zauberstab mit entsetztem Blick sinken ließ, während er auf Selbigen zuhielt.
 

„Du widerlicher Bengel! Du Freak! Du Abnormität! Das Schwert steht mir zu! Das legendäre Schwert ist mein! Gib es her!“, zeterte Albus. Er dachte nicht mal, dass der Junge, der da lächerlicherweise im Schlafanzug stand, mit einem Wanst, der aussah, wie aufgebläht, eine Gefahr sein könnte, ganz im Gegenteil. Der Bengel war nichts als eine lächerliche Karikatur. „Crucio! Ich treibe dir dieses Freakkind schon aus!“
 

Freak? Sein Baby? Von Wegen! Mit einer blitzschnellen Bewegung hob er das Schwert, schneller, als irgendwer es ahnte, mit einer Übung, die ihm rätselhaft war, es war wie im zweiten Schuljahr gewesen, als er das erste Mal ein Schwert aus dem Hut gezogen hatte, es war so vertraut gewesen, so auch dieses Mal. Er wehrte die Flüche ab, ohne sich auch nur anzustrengen, das einzig wirklich nervige waren die Tritte des Kindes in dem Moment. Und dann stand er vor dem Mann, der Tom daran gehindert hatte, bei ihm im Bett zu liegen und ihm Tee zu machen.
 

Mit einer einzigen, fließenden Bewegung holte Harry aus und noch bevor jemand reagieren konnte, inklusive seines Delinquenten, rollte ein Kopf durch die Halle.
 

„Harry?“, flüsterte Tom ungläubig, er sah in das Gesicht des Jungen, der seine Augen sichtlich kaum offen halten konnte. Das Schwert war nach unten gesackt, Harry zog es hinter sich her, die zwei Schritte zu ihm, kuschelte sich an ihn.
 

„Du war’s weg,“ nuschelte Harry. „Kalt..:“, er kuschelte sich an die Brust seines Mannes, merkte, wie er nach einer Weile hochgehoben wurde, er legte seinen Kopf auf Toms Schulter: „Es tritt so doll,“ beschwerte er sich noch, dann fielen seine Augen auch schon wieder zu.
 

„Ich glaub es nicht,“ murmelte Tom, während das Schwert, dass er selbst in seinem alten Leben hier zur Ruhe gebettet hatte, wieder klirrend auf dem Boden landete. Er sah den Griff, den Stein, in dem das Wappen eingearbeitet war, auf dieselbe Art, wie er seine Initialen in den Smaragd hatte einarbeiten lassen. Harry war eingeschlafen! Mitten in einer Schlacht, nachdem er gerade, ohne viel Federlesens den Hauptübeltäter enthauptet hatte! Mit einem einzigen Streich! Mit einem Schwert, dass seit tausend Jahren ungenutzt in seinem eigenen Grab gelegen hatte!
 

„Du glaubst es nicht?“, fragte Lucius, der sich inzwischen zu seinem Boss durchgearbeitet hatte, an seiner Seite Fenrir und Remus, dicht gefolgt von Sirius, alle waren sie schneeweiß, sie hatten Harry gesehen, wie er seinen Weg durch die Halle genommen hatte, mit schlappenden, schweren Schritten. Der Blonde bückte sich, hob das Schwert aus einer der Blutlachen zu seinen Füßen, sah dann ungläubig auf die Hausschuhe, die Harry trug und die mit Blut getränkt waren. „Ich habe es gerade gesehen, wie ein hochschwangerer, schlafender Teenager jemanden gekillt hat! Jemanden, der dich bedroht hat, nebenbei gesagt!“
 

Tom seufzte nur leise, der drückte Harry an sich, küsste ihn auf die Stirn. „Wie sieht es aus?“, fragte er dann, er konnte immer noch nicht glauben, dass das Kämpfen im Grunde aufgehört hatte. Zumindest sah er nichts mehr.
 

„Harrys Aktion hat das Ruder rumgerissen,“ gab Lucius zurück, er rieb sich seinen leicht verletzten Arm, wo etwas Blut durch sein Oberteil saugte. „Niemand hat mehr was getan, als Harry wie auch immer dieses Monsterschwert beschworen hat. Er hat vermutlich einer Menge Leute das Leben gerettet. Bill und ein paar Andere sind dabei, die Leute festzunehmen, wehren tut sich praktisch niemand mehr...“
 

„Harry! Was ist mit.... so viel Blut!“
 

„Ich versichere dir, Black, das Wenigste davon dürfte von ihm kommen,“ knurrte Severus, als er endlich zu den Anderen stieß. „Mein gediegenes Söhnchen hat sich seinen Weg frei geblasen!“, er deutete auf die Decke, wo die Leiche im Kronleuchter hing. „Der da hat auf seinen Bauch gezielt,“ fügte er an, leistete sich dann den Luxus, über die leicht geröteten Wangen des Schlafenden zu streicheln. „Tom, bring ihn um Merlins Willen in ein Bett,“ murmelte er. „In meiner Wohnung, das Gästezimmer, und hol ihn aus den blutigen Sachen, sonst hast du morgen Früh eine Kotzattacke, wie die letzten Wochen nicht mehr, das garantiere ich dir!“
 

Tom seufzte leise, nickte dann aber. „Du hast Recht,“ gab er zurück. „Kommt ihr allein zurecht? Die Kinder...“
 

„Ich schicke gleich die Hauslehrer, ich denke nicht, dass eines verletzt wurde, die Hauselfen haben geholfen, die Schlafquartiere abzuschirmen, sehr zum Frust einiger Siebtklässler. Und dann werden wir uns alle erst mal hinlegen, ich hoffe, dass ich in zwei Stunden erst mal selbst im Bett liegen werde.“ Müde strich Severus sich über die Augen. „Aber das ist wohl erst mal nur ein Wunschtraum, also tut mir einen Gefallen und seid morgen leise, wann auch immer ihr aus dem Bett kriecht.“
 

Tom nickte nur. „Ich bringe ihn ins Bett und helfe euch dann.“
 

„Kommt gar nicht in Frage! Am Ende dackelt er dir wieder hinterher, wie ein verlorener Welpe! Du wirst schön bei ihm bleiben! Warum zum Henker war er überhaupt hier?!“
 

„Ihm war kalt,“ gab Tom trocken zurück, er festigte seinen Griff um seinen Geliebten, der leise und zufrieden seufzte, etwas schmatzte und weiter schlief, während der Schwanz sich, rein zur Vorsicht, um seine Hand schlang.
 

„Ihm war...? Nein, ich frage nicht,“ murmelte Severus. „Ich werde diesen Jungen ohnehin nie verstehen. Tu uns allen nur den Gefallen und halt ihn von uns fern, während wir aufräumen. Wer weiß, was er sonst tut...“
 

„Ich fürchte, wenn er erfährt, was er getan hat, wird er sicher auch nicht sehr glücklich sein,“ fügte Tom leise an, küsste den Schafenden auf die Stirn. Er wusste ja, wie sehr Harry das töten hasste, dann hatte der Junge auch noch gesehen, wie er – mal wieder (langsam wurde es wirklich lästig, es tat höllisch weh und er würde sich nachher mit Kopfschmerztränken voll pumpen dürfen) – von einem Avada getroffen worden war. Aber außer Schmerzen hatte der natürlich keinen großen Effekt auf ihn gehabt. Und es hatte den Alten von Harry abgelenkt – fürs Erste.
 

„Oh, Merlin! Auch das noch,“ stöhnte Severus nur. „Aber das können wir bitte wann anders besprechen. Ich muss eine Leiche aus meinem Kronleuchter pflücken und ihr verschwindet endlich!“
 

Das ließ Tom sich nicht zwei Mal sagen, er wollte Harry weg bringen, der hier so fehl am Platz wirkte, die Anderen alle in Kriegsroben und er in seinem zu weiten Schlafanzug, wobei ihm jetzt erst auffiel, dass das Oberteil eigentlich Seines war und die ruinierten Hausschuhe mit dem Hasenkopf. Wie ein unschuldiges Kind, nicht mal die Blutspritzer konnten das Bild der Unschuld trüben. Harry hatte nur etwas vollkommen Verständliches gemacht, obwohl er eigentlich geschlafen hatte, er hatte seine Familie verteidigt. Mit allem, was ihm zur Verfügung stand, und das war in einem Schloss, dass er mit errichtet hatte, nun mal unter Anderem auch sein Schwert gewesen. Er nickte den Anderen knapp zu, ließ einen verdatterten Black stehen, in dessen Hand er den abgetrennten Kopf hielt, am Bart.
 

In Severus’ Wohnung trat er in das Gästezimmer, na ja, das, was Severus als ein Solches bezeichnete zumindest. Es sah eher so aus, als habe er Harry bei sich ein Zimmer eingerichtet. Vorsichtig legte er den Jüngeren ab, trennte den Schwanz vorsichtig von seinem Handgelenk und zog dem Jüngeren erst mal die triefenden Schuhe aus. Anschließend rief er eine seiner Hauselfen, verlangte frische Schlafsachen für sie Beide, sowie Kleidung für den nächsten Tag, er nutzte die Zeit, um Harry aus den blutigen Sachen zu schälen, denn das war so eine Sache, das Zeug bekam man nicht einfach so mit einem Zauber aus dem Gewebe, da musste man schon Hand anlegen.
 

Mit einem feuchten Lappen entfernte er schließlich die letzten Blutspritzer und zog sich selbst bis auf die Boxer aus. Nein, er hatte nicht den Nerv, jetzt zu warten, bis die dumme Elfe mit seinen Sachen kam, er sprach einen schnellen Zauber, um sich vom Schweiß zu säubern, wischte sich selbst das Blut weg und schlüpfte unter die Decke, zog Harry zu sich, er sich sofort wieder an ihn kuschelte. „Du bist wirklich unmöglich, “ stellte er leise fest. „Dir ist kalt und du suchst mich stundenlang, du merkst noch nicht mal, dass du mitten in ein Schlachtfeld rennst – ganz ehrlich, das ist so typisch Gryffindor, das glaubst du gar nicht... Na ja, was will ich auch von dir erwarten, hm? Immerhin hast du dieses Haus ja auch geprägt, “ er küsste Harrys geschlossene Lider und lachte, als der Jüngere begann, leise zu schnurren, seinen Kopf an Toms Kinn rieb. „Schlaf, “ murmelte er nur, zog die Decke über ihnen zurecht. Er wusste, der nächste Tag würde hart werden, Harry würde ihn brauchen und dann war es sicher kein Nachteil, selbst wach zu sein.

Der Tag danach

Es war bereits früher Morgen, als die Halle endlich wieder begehbar wirkte. Leichen und Blut waren beseitigt – wobei die verzweifelten Hauselfen hatten helfen müssen, die Leiche aus dem Kronleuchter zu pflücken. Auch das ganze Blut war vor allem eines gewesen – eine riesige Sauerei. Nicht zu Vergessen, die Steinplatten, die wieder in den Boden hatten gesetzt werden müssen und oh – hatte er schon die vielen Verletzten erwähnt?
 

„Zumindest kann man hier wieder frühstücken,“ stellte Bill gutmütig fest, während er sich umsah. An einem Eck bauten einige Hauselfen hastig die umgefallenen Tische wieder auf, unter den Augen von Lupin, der aber auch schon aussah, als würde er jeden Moment aus den Latschen kippen, so müde schien er. Sirius lehnte sich tatsächlich an einem Pfosten und schnarchte selig vor sich hin, während Grayback gerade einige der älteren Schüler zu beruhigen schien, offensichtlich die jeweiligen Hausverantwortlichen, unter ihnen auch Jemand mit verräterisch blondem Haar.
 

Lucius sah sich um, doch, es war eine Verbesserung gegenüber dem mit Körpern übersäten Boden von vor einigen Stunden. Was er nicht wirklich fassen konnte, war die Nummer, die Potter abgezogen hatte. Wie der Junge durch die Kämpfenden getapst war, mit verräterisch zitternder Unterlippe und dem Blick eines geschlagenen Hundewelpen – oder in seinem Fall, dem, einer jungen Katze. Bis er Tom entdeckt und geradewegs auf ihn zugehalten hatte, ohne sich von Irgendwas aufhalten zu lassen. Nicht von Zaubern, nicht von Leuten, die ihn aus der Schussbahn hatten bringen wollen, nicht von Mördern. Ganz im Gegenteil. Der Letzte, der sich ihm in den Weg gestellt hatte, hatte sich dann im Kronleuchter wieder gefunden. „Essen würde ich hier trotzdem niemanden lassen, bis wir nicht wissen, wo diese Horde her kam,“ meinte er ruhig. „Sicher, der Alte ist aus dem Weg, aber...“
 

„Das versteht sich von selbst,“ gab Severus zurück, er griff in seine Manteltasche und holte einige Phiolen hervor, warf Lucius eine davon zu, sowie Lupin, bevor er selbst den Inhalt trank und merkte, wie die Kraft zurückkehrte und seine schweren Lider aufhörten, immer wieder zuzufallen. Aufputschtränke waren manchmal wirklich was Gutes. Er hatte sich gegen das Schlafen entschieden. Das würde bis zu dieser Nacht reichen müssen. „Schlafen ist jetzt eh nicht mehr, sobald ich mich hinlegen würde, würde mein Sohn panisch werden und ich würde doch wieder aus dem Bett fallen,“ fügte er an.
 

Lucius nickte nur und kippte sich seinen herunter. „Ich beneide Tom.“
 

„Noch,“ gab Severus trocken zurück. „Warte, bis Harry hysterisch wird, weil er mitschneidet, was er da im Halbtran getan hat.“
 

„Erinnere mich bloß daran, deinem Sohn nie, niemals auf dem falschen Fuß zu begegnen,“ murmelte er. „Wer weiß, was er dann mit mir macht, immerhin... seine Rache an meinem Sohn war auch alles Andere, als harmlos oder nett!“
 

Severus zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, das wäre dir schon vorher bewusst geworden,“ meinte er nur. „Er hat das Temperament seiner Mutter. Und Lily hat dich auch mehr als einmal in deine Schranken verwiesen.“
 

„Erinnere mich nicht daran,“ stöhnte Lucius. „Sie hat meine Haare verschwinden lassen und ich musste eine Woche warten, um sie wieder nachwachsen zu lassen!“
 

„Dann weißt du, was dich bei Harry erwarten würde,“ stellte Severus nur fest. „Es muss ein Geheimgang sein.“
 

„Dein Sohn mag bekloppt sein, aber er ist KEIN Geheimgang. Eher die Röhre, die... He! Das ist kein Grund, mich zu schlagen!“
 

„Merlin, Narcissa hat Recht! Du BIST dämlich!“
 

„Und das merkst du erst jetzt?“, fragte Besagte trocken, sie war gerade rein gekommen, in ihren Armen das kleine, inzwischen ein Jahr alte Mädchen, dass ihrem Daddy strahlend zuwinkte.
 

„Ich habe es verdrängt,“ knurrte der Angesprochene nur und rieb seine Stirn. „Diese Affen – sie sind durch einen Gang hier rein gekommen! Der Alte war hier jahrelang Direktor! Ich wette, er kennt Einiges, dass ich noch nicht entdeckt habe.“
 

„Vielleicht solltest du deinen Sohn oder dessen Gefolge fragen. Er und Weasley haben dir doch früher schon immer so viele Probleme bereitet.“
 

„Er ist inzwischen dein Schwiegersohn,“ erinnerte Severus, der in dessen Wunde stocherte und das nur zu gern.
 

„Danke für die Erinnerung,“ knurrte Lucius. „Musste das jetzt sein? Gerade, wo ich begonnen habe, mich über unseren Sieg zu freuen?!“
 

„Es hält dich auf den Boden und stell dir vor, in spätestens dreizehn Jahren wird dieses Engelchen beginnen zu daten.“
 

„Nein! Niemals! Nicht, bevor sie nicht dreißig ist!“
 

„Da!“
 

„Das bedeutet so viel, wie sie wird tun, was auch immer sie für richtig hält,“ übersetzte Narcissa. „Und ich denke, dass Severus näher an der Wahrheit ist, oh du mein Liebling.“
 

„Och ne... erschieß mich doch bitte Jemand...“
 

„Das wäre etwas arg einfach, meinst du nicht auch?“, fragte Severus nur zynisch. „Ich denke, du solltest noch voll anwesend sein, für die Pubertät deiner Tochter und deines Enkels. Und wer weiß, wie viele andere Enkel du bis dahin noch hast...? Macht er sich nicht jetzt etwas lächerlich?“
 

Narcissa lachte, mindestens so laut, wie Bella, die mit ihren Fäusten vor Lachen auf dem Boden trommelte, während Lucius seinen Kopf wie eine Hauselfe, die sich selbst bestrafte, gegen eine der Säulen donnerte. Vielleicht bestrafte er sich tatsächlich – für die Art, wie er seinen Sohn erzogen hatte.
 

„Der Idiot tut selten was Anderes,“ stellte Rastaban trocken fest. Er gähnte, schnappte sich eine der Phiolen und würgte sie herunter. „Mein Bruder und ich werden uns mal auf die Suche nach dem Schlupfloch machen und zusehen, ob wir noch Andere finden...“
 

Severus nickte. „Gut, tut das und ich werde mich wohl oder übel... ein Mal durch die Schülerreihen quälen...“
 


 


 

Es war bereits elf Uhr mittags als Harry die ersten Anzeichen von Erwachen zeigte. Also nicht nur von Aufstehen, aufs Klo torkeln und wieder unter die Decke kriechen, sondern tatsächlich von Aufwachen. Und wie immer begann es mit dem Nasekräuseln, dass er dann immer tat. Tom lächelte, strich über die Nase und küsste diese leicht. Er wusste es würde vermutlich gleich noch wirklich stressig werden, aber im Moment war es einfach nur sein süßer Harry, er begann, aufzuwachen.
 

„B’n n’sch schüsch,“ murrte Harry, ohne sich vorerst die Mühe zu machen, seine Augen zu öffnen. Er fühlte sich nicht wirklich wach, sondern, als habe er irgendwann nachts einen Dauerlauf oder einen Marathon hingelegt. Und das mit seinem aufgeblähten Wanst und seinen vielgetretenen Innereien. Er kuschelte sich weiter an den Älteren in einem hoffnungslosen Versuch, doch noch mal einzuschlafen. „Schule?“, murmelte er dann.
 

„Ich fürchte, die wird wohl heute ausfallen...“
 

„W’rum?“, fragte Harry, nur am Rande an dieser Information interessiert, aber hoffend, dass er Tom so noch eine Weile in dem herrlich warmen Bett halten zu können.
 

„Hmmm... es könnte etwas mit dem Kronleuchter zu Tun haben,“ deutete Tom an, interessiert, ob Harry sich überhaupt erinnerte.
 

„Wasch für’n Ding?“, nuschelte Harry. Kronleuchter? Was hatte ein Kronleuchter mit Schulausfall zu tun? Das war für sein immer noch benebeltes Hirn definitiv zu viel. Das verstand er beim besten Willen gerade nicht. Obwohl kurz zusammenhangslose Bilder vor seinem inneren Auge abliefen.
 

Oha. Ja, das würde ein langer Vormittag werden, stellte Tom nur fest. „Wie wäre es, wenn ich dir das bei einem schönen Frühstück erzähle? Du hast doch sicher Hunger.“
 

„Hunger,“ bestätigte Harry. „Viel Hunger.“ Nein, er fühlte sich nicht wirklich wach. Merlin, war er froh, wenn das Kind endlich auf der Welt sein würde! Das Gewicht ständig mit sich rumschleppen zu müssen war wirklich eine Strafe! Und dann noch die Tatsache, dass es nicht vorzuhaben schien, je eine Nacht durchzuschlafen! Das war wirklich gemein!
 

Tom lachte nur leise und bestellte eine Elfe, die ihm unangenehm bekannt vorkam und die sich sehr überenthusiastisch an ihre Aufgabe machte, so, dass ihr Bett keine zwei Minuten später so voll mit Lebensmitteln war, dass er selbst kaum Übersicht bekommen konnte. Aber er sah, wie Harrys Augen strahlten und er sich nacheinander Pancakes, Speck, Waffeln und Fischbrote hineinstopfte, nie vergessend, entweder Ketchup oder Tabasco auf oder in seine Nahrungsmittel zu füllen.
 

Tom hatte seine Brechreflexe aber inzwischen ganz gut im Griff, er war auch schon Schlimmeres gewohnt, der Abschuss war ein Sandwich mit Rührei, Speck, Nutella, Salat, sauren Gurken und Marmelade mit Erdnussbutter gewesen. Danach hatte ihn eigentlich nichts mehr schocken können. Er selbst aß nicht ganz so viel, aber er musste ja auch nur sich selbst versorgen.
 

Als das Essen endlich verschwunden war, sah Harry sich um, inzwischen durchaus wach und auch endlich wieder aufnahmefähig. „Welcher Kronleuchter? Und...“, verwirrt sah er sich um. „Wo sind wir denn hier? Das ist aber nicht unser Zimmer!“
 

„Hogwarts.“
 

„Das ist aber auch nicht mein Zimmer bei Siri und wie soll ich hierher gekommen sein? Ich hab doch in unserem Bett geschlafen! Das weiß ich ganz genau! Wir haben geduscht, gekuschelt und sind dann im Zimmer, in unserem Bett eingeschlafen!“
 

„Bist du,“ bestätigte Tom vorsichtig. Merlin, der Junge hatte ja gar nichts mitbekommen!
 

„Wie sind wir dann hierher gekommen und wo ist hier?“, fragte der Grünäugige, immer noch total verwirrt.
 

„Erinnerst du dich an gar nichts?“
 

„An... an was soll ich mich erinnern?“, fragte Harry, immer noch absolut ahnungslos.
 

„Vielleicht an einen seltsamen Traum?“, schlug Tom etwas hilflos vor. Wie sollte er Harry nur erklären, was der getan hatte?! Warum er? Warum konnte er das nicht an Severus abwälzen? Das war gemein!
 

„Hmmm,“ Harry legte seinen Kopf schief. „Ich glaub, ich... mir war kalt und… ich hab dich gesucht,“ fiel es ihm auf ein Mal dunkel ein. „Und.. du warst nicht da.“
 

„Was weißt du dann noch?“, fragte Tom sanft, er schloss Harry in den Arm.
 

„Hmm, ich weiß nicht, der Traum, er... war wirklich komisch, ich… ich dachte, du.. hättest mich allein gelassen, ich hab dich gesucht!“, er kuschelte sich verzweifelt an den Anderen: „Das... was war schrecklich! Ich.. ich dachte, du hättest die... Nase voll von...“
 

„Oh, Harry,“ seufzte Tom nur leise. „Ich würde dich nie, niemals hergeben, hörst du? Das wird einfach nicht passieren!“ Er küsste den Jüngeren sanft auf die Stirn, hielt ihn eng an sich gedrückt. Er strich leicht über dessen Bauch: „Außerdem... hat das Kind da einen fairen Anteil an deinen teilweise durchaus gerechtfertigten Ausbrüchen.“ Er lächelte etwas. „An... was erinnerst du dich noch?“
 

Harry schniefte kurz, kuschelte sich dann aber eng an den Älteren und schloss die Augen. „Da... ich glaub, ich... da war die große Halle,“ murmelte er. „Der... Boden war irgendwie klebrig und... Tom, war... war da eine Schlacht?“, fragte er auf ein Mal. „Da... da waren...!“, und auf ein Mal wurde Harry schneeweiß, er erinnerte sich, daran, dass er selbst Leute, ohne Zauberstab, nur einfach so, aus dem Weg gefegt hatte, vor allem den Typen, der seinen Stab auf seinen Bauch gerichtet hatte, er hörte die entsetzten Schreie, dann, auf ein Mal, von irgendwo her das Schwert, er... er hatte es benutzt! Er sah wieder, wie der enthauptete, in einen eklig bunt gehüllten Fetzen, einige Augenblicke nachdem er den Anderen geköpft hatte, umgekippt war. Und aus dem Weiß wurde Grün, er schaffte es kaum sich rechtzeitig abzuwenden, bevor sein gesamtes Frühstück wieder in Erscheinung trat. „Nein!“, rief er. „Nein, nein, nein, nein! Ich... ich bin ein ... ein Mörder! Nein! Ich... ich...!“ Wie ertrug der Andere ihn nur? Warum mochte Tom ihn überhaupt noch anfassen? Er war ein Verbrecher! Ein Freak! Krank! Einfach nur krank!
 

Oh Merlin! Das war es, was Tom befürchtet hatte. Jetzt, wo Harry wach war, konnte er nicht ertragen, was er getan hatte. Er strich leicht über den Rücken des Jüngeren, verhinderte, dass der sich von ihm losreißen konnte, gerade, nachdem er sich übergeben hatte. Vielleicht hätten sie doch VOR dem Essen reden sollen. „Harry, es ist gut! Beruhige dich, du musst tief durchatmen, komm schon, ganz ruhig!“ Doch der Jüngere machte keine Anstalten, sich auch nur ansatzweise zu beruhigen. Ganz im Gegenteil, es schien eher von Sekunde zu Sekunde schlimmer zu werden. Harry war inzwischen dazu übergegangen, sich an ihn zu krallen und steigerte sich immer weiter da rein. Er konnte nur zu deutlich spüren, wie das Kleine ebenfalls begann, wild um sich zu treten. „Bitte, Harry,“ setzte Tom erneut an. „Versuch, dich zu beruhigen!“ Aber genauso gut hätte er versuchen können, eine Wand zu überreden, von sich aus und ohne Zauber zu verschwinden, nein, das gehörte gestrichen, eine Wand hätte sich kooperativer gezeigt. „Severus!“
 

Severus war gerade kurz in sein Büro gekehrt, er musste einige Dinge holen, die er brauchte, um zu sehen, ob es ein Loch in den Schutzschirmen gab. Danach wollte er ohnehin mal nach seinem Sohn sehen – und Tom aus dem Bett werfen. Er sah gar nicht ein, dass der noch länger pennte! Sollte der auch endlich mal was tun! Er wollte gerade wieder gehen, als er die Stimme von Selbigem hörte.
 

Toll, wirklich! Wenn man vom Teufel sprach...
 

Seufzend trat Severus durch die versteckte Tür in seine Wohnung, ging dem Rufen nach – und rümpfte erst mal die Nase. Hier stank es bestialisch. Oh, und sein Sohn schien einen hysterischen Heulkrampf zu haben, was ihn auch darauf brachte, was seine Nase ihm da gerade sagte. Der Jüngere musste sich übergeben haben. Und warum wurde er deswegen hysterisch. „Was ist los?“, fragte er.
 

„Ich brauche einen Beruhigungstrank,“ erklärte Tom, erleichtert, dass der Andere rechtzeitig da gewesen war. „Harry... ist bewusst geworden, was... er getan hat und beeil dich! Ich will nicht, dass er sich selbst schadet! Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist eine verfrühte Geburt, Poppy ist so schon überlastet und ich bin mir ziemlich sicher, dass St. Mungos nicht viel besser aussieht!“
 

Oh, großartig.
 

Das waren Severus’ Gedanken, bevor er verschwand, um kurze Zeit später mit seinem letzten Beruhigungstrank zurückzukommen, den er seinem Sohn aufgrund der Zutaten geben konnte. „Und wie willst du ihn dazu bekommen, ihn zu trinken?“, fragte er dann ruhig. Er würde wirklich gern helfen, aber er sah keine Möglichkeit, wie außer... mit einer schnellen Bewegung verschwand der Gestank und mit ihm das Erbrochene, dann öffnete er das Fenster, ließ die kühle Nachtluft hinein.
 

„Irgendwie,“ gab Tom leise zurück. Vorsichtig legte er Harrys Kopf zurück und einige Worte später hatte er es geschafft, dass sein Mann offensichtlich wenigstens die Hälfte getrunken zu haben schien – die Andere war wild über dessen Gesicht verteilt. Er hielt den Grünäugigen, wiegte ihn leicht hin und her, bis er aufhörte, so heftig zu schluchzen und zu schreien, er schniefte nur immer wieder tonlos, seine Hände immer noch fest in Toms Hemd verkrallt.
 

Severus sagte nichts, er setzte sich allerdings dazu. Sollten die dummen Schirme warten, die Gefahr war gebannt und in dem Moment ging sein Sohn wirklich vor. Er nahm eine von Harrys Händen in die Seine, strich leicht darüber und wartete ab. Viel mehr blieb im Moment nicht, aber Tom hatte Recht, im Moment schien es gesünder, Harry im Notfall gewaltsam ruhig zu bekommen, schon, damit er nicht sich selbst und dem Kind schaden konnte, was er vermutlich getan hätte.
 

„Harry?" fragte Tom erneut, froh, als das Schreien und die Selbstvorwürfe nur noch zu einem leisen, hilflosen Schluchzen geworden waren. Er nahm ein Taschentuch, dass ihm gereicht wurde, wischte über das Gesicht des Jüngeren und nahm dann das Glas, das ihm angeboten wurde. Saft. Zweifellos mit irgendeinem Nährtrank versetzt, wie er seinen Tränkemeister kannte, aber es war das Beste, es würde sicher nicht leicht werden, Harry heut überhaupt noch mal zum Essen zu bekommen. „Harry, trink das,“ bat er leise. „Dann wirst du den ekligen Geschmack im Mund auch los,“ lockte er seinen vollkommen aufgelösten Geliebten.
 

Harry schniefte, er wusste, sie hatten ihm irgendwas gegeben, damit er sich beruhigte, aber er fühlte sich immer noch so schrecklich und nur schlicht zu müde, um weiter zu schreien. Er war ein Mörder, sein Kind würde Kind eines Mörders sein.
 

„Harry, das ist Unsinn,“ schalt Tom leise. Er strich leicht durch die wirren Haare, küsste den Jüngeren. „Du hast gehandelt, weil dir keine Wahl blieb, du hast deine Familie beschützt. Du magst dich jetzt nicht erinnern, aber gestern Nacht hat der Alte versucht, mich umzubringen. Und dich und unser Kind.“ Er strich leicht über den Bauch, in dem immer noch rege Aktivität herrschte, dann knöpfte er sein Hemd auf, deutete auf die Narbe, die sich über seinem Herzen gebildet hatte. „Du hast erst reagiert, als das hier passiert ist.“
 

Entsetzt starrte Harry auf die Narbe, es war dieselbe, die er auf der Stirn hatte, er fuhr sie nach, schniefte leise. Er hatte den Anderen verteidigt, er hatte wenigstens nicht einfach so blind gemordet. Und trotzdem. Viel besser fühlte er sich trotzdem nicht, es war für ihn einfach schrecklich. Er hatte getan, was er nie hatte tun wollen, weswegen er ursprünglich weggerannt war.
 

„Du hast nichts gemacht, was nicht jeder getan hätte,“ erklärte auch Severus ruhig. „Nur musstest du mal wieder die Art und Weise extrem ändern,“ fügte er trocken an. Er wusste, vermutlich würde Harry wieder hysterisch werden, würde der Trank das nicht verhindern. Der Junge war zu sensibel. Na ja, wenigstens machte ihm das verletzen Anderer keinen Spaß, das war immerhin etwas.
 

Danach herrschte Schweigen. Von Zeit zu Zeit schniefte Harry, doch er wurde doch langsam ruhiger. Er lehnte sich gegen die Brust seines Geliebten, die Augen fielen ihm immer wieder zu, das alles war wohl doch ziemlich viel gewesen, zu viel für den Jungen, das war offensichtlich. Beide Männer verhielten sich ruhig, warteten, wobei sie nicht lange warten mussten. Dann konnten sie sehen, wie seine Augen geschlossen blieben und sein Atem sich beruhigte.
 

Sanft legte Tom seinen Geliebten wieder auf die Kissen, strich leicht über seine Haare und deckte ihn zu. „Ich hoffe, dass er das nächste Mal etwas besser reagiert,“ murmelte er.
 

„Ich auch – und seinen Nährtrank hat er auch nicht getrunken,“ stellte der Tränkemeister fest. Er strich seinem Sohn immer noch über die leicht zitternde Hand. „Aber er wird sich fangen, wenn er begreift, was los ist – nur eines noch: Du warst nicht sehr überrascht, als er das Schwert in der Hand hatte. Was weißt du, was du mir nicht gesagt hast?!“
 

Tom hielt kurz inne, bevor er seine Tätigkeit wieder aufnahm. „Du weißt, wie alt unser Bund ist?“, fragte er leise. Severus war Harrys Vater, wenn Jemand ein Recht hatte, das zu erfahren, dann sicher der Andere.
 

„Alt, das hast du mehr als ein Mal erwähnt – und?“
 

„Der Bund zwischen uns Beiden und diesem Gemäuer existiert, seit der Grundstein gelegt wurde.“
 

„Was?!“
 

Toms schüttelte den Kopf, deutete auf den Jüngeren und legte einen Finger auf die Lippen. „Er soll es irgendwann selbst herausfinden,“ meinte er nur leise. „Er würde es ohnehin nicht glauben. Und es wäre noch ein Punkt mehr, der an ihm anders wäre, als an Anderen, er würde darauf sicher nicht gut reagieren. Ich habe es selbst erst vor einem Jahr erfahren, erst dann sind meine Erinnerungen zurückgekehrt. Vielleicht kommen sie auch gar nicht, das... wäre auch nicht das Schlechteste.“
 

„Was heißt das denn schon wieder?“, fragte Severus, er war wenig überrascht, zu erfahren, wer sich hinter Tom verbarg, im Grunde nicht mal, als er sich zusammenreimte, was hinter Harry steckte, doch es war trotzdem eine Überraschung.
 

„Das ist Etwas, dass niemanden etwas angeht,“ erklärte Tom nur entschieden, er würde Harrys Geheimnisse immer schützen. Egal um welche es sich handelte und aus welcher Zeit sie stammten. Er wusste, wie wichtig das für den Jüngeren war. Er strich leicht über die Wange seines Gefährten. „Wenn er es dir irgendwann anvertraut, ist das eine Sache, aber ich werde es nicht sagen.“
 

„...!“, Severus wollte etwas sagen, doch er ließ es. Stattdessen legte er Harrys Hand wieder unter die Decke. „Ich muss mich um das verdammte Schloss kümmern, sieh zu, dass er keine weitere Attacke bekommt, ich habe keinen Beruhigungstrank mehr, der für Schwangere geeignet ist.“
 

„Ich werde versuchen, ihn zu beruhigen,“ nickte Tom. „Um keine weitere Hysterie auszulösen.“
 

„Brauchst du selbst einen Schmerztrank?“, fragte Severus, als sein Blick auf die noch frische Narbe fiel. Wieder drangen Fragen hoch, doch er ahnte, dass er wohl kaum eine Antwort zu erwarten hatte.
 

„Jetzt, wo du es erwähnst,“ seufzte Tom, rieb sich seine Brust. Es tat nicht zu sehr weh, aber angenehm war es nicht wirklich.
 

Severus verdrehte die Augen, er verschwand, kam mit einem weiteren Schmerztrank zurück. „Halt ihn ruhig, wie gesagt, die Krankenstation ist so schon überfüllt und zwei Monate zu früh geborene Kinder haben ihr Leben lang ein geschwächtes Immunsystem.“ Mit den Worten und einem letzten Blick auf die Beiden verschwand Severus.
 

Tom sah dem Anderen hinterher. „Kein Vater, eh?“, fragte er amüsiert. Er strich leicht über Harrys Bauch, wo auch langsam Ruhe einzukehren schien. „Und gar kein Großvater...“
 


 


 

„Ich glaub das nicht! Und ich hab das verpasst!“, beschwerte Draco sich lautstark, es war Abend und die große Halle endlich wieder geöffnet. Es war keine Spur eines Kampfes zu erkennen, das einzig Auffällige waren die verdächtig müden Lehrer, die kaum die Augen offen halten konnten und natürlich kursierten die abartigsten Geschichten.
 

Ron hob eine Augenbraue. „Und was hättest du tun wollen?“, fragte er nur. „Sorry, das zu sagen, aber erstens, du bist schwanger und zweitens, wir sind Schüler und den Anderen nicht wirklich gewachsen!“
 

„Aber Harry war doch auch da!“, zeterte Draco. „Er hat Dumbles geköpft und angeblich jemanden in den Kronleuchter befördert! Warum durfte er da sein?!“
 

„Das sollte oder durfte er ganz sicher nicht, du und ich wissen, dass er es immer irgendwie schafft, in komische Situationen zu geraten! Das wird dieses Mal nicht anders gewesen sein,“ argumentierte der Rotschopf vernünftig. Er hatte das Gerücht gehört, dass Harry das alles mehr oder minder im Schlaf getan haben sollte, er war durchaus bereit, dem Glauben zu schenken, immerhin wusste er, wie gefährlich es sein konnte, schlafzuwandeln.
 

„Und wie will er das geschafft haben?“, versuchte Draco es erneut, ja, er schmollte noch immer, vor allem, da ihm sowohl seine Mutter, als auch sein Vater aus dem Weg zu gehen schienen, nur, um seinen Fragen auszuweichen.
 

„Das wird er uns sicher erzählen,“ gab Ron zurück.
 

„Und wo ist er?!“
 

„Vermutlich bei Tom, der ihn päppelt oder sonst was,“ meinte Ron nur. „Wo sollte er sonst sein? Immerhin ist er wohl kaum auf der Krankenstation oder so, immerhin ist Snape hier. Wir werden es früh genug erfahren.“
 

„Aber ich will es jetzt wissen!“, begehrte Draco stur auf. „Ich mein, all die Geschichten, mit dem Schwert, es soll angeblich sogar Excalibur gewesen sein, Harry, der das alles im Schlaf macht, dass er eine Prophezeiung erfüllt hat! Warum er kämpfen durfte und ich nicht?!“
 

„Sohn, ich garantiere dir, Harry hatte keinerlei Erlaubnis, in der Halle zu sein und hätte ich dich da gesehen, schwöre ich dir, hätte ich dich über die Knie gelegt, bis du nicht mehr sitzen kannst.“
 

„Und wie kommt er dann mitten in eine Schlacht?!“
 

„Er hat geschlafwandelt,“ gab Lucius zurück. „Er ist aufgewacht, hat Tom nicht gefunden und war auf der Suche nach ihm. Er hat alles aus dem Weg geräumt, was Selbigen blockiert hat, mehrere Leute haben versucht, Harry aufzuhalten, er hat sie beiseite geschoben.“ Lucius musterte seinen Sohn.
 

„Toll,“ murrte Draco nur wütend. „Immer kriegt er alles!“
 

„Was meinst du wohl, wie er sich gefühlt hat, als er aufgewacht ist und gesagt bekommen hat, dass er Menschen umgebracht hat? Aus welchem Grund auch immer?“, fragte Lucius hart. „Du kennst den Jungen! Denkst du, das ist es, was er tun wollte? Ich denke eher, er wird sein Lebtag lang Alpträume haben! Eine Schlacht ist kein Spaß und kein Feld, sich zu beweisen,“ führte Lucius aus. „Auch, wenn Dumbledore es genossen hat, unausgebildete Kinder in die Schlacht zu schicken, das wäre Schwachsinn gewesen! Das ist Sache von Erwachsenen und ich bin mir ziemlich sicher, dass Harry noch eine Standpauke bekommen wird, von mehreren Seiten!“
 

„Nein,“ gab Severus zurück. „Ihn noch zu schelten, wo er so schon nicht klar kommt, wird es kaum besser machen,“ er setzte sich zu den Dreien und rieb sich sein Nasenbein.
 

„Was ist los?“, fragte Lucius ruhig.
 

„Er ist aufgewacht, hat gegessen und wusste von Nichts, dann hat Tom ihn gefragt, an was er sich erinnert. Harry hat sich an einen ‚seltsamen Traum’ erinnert, als er erfahren hat, dass der zum Teil wahr ist, hat er alles, was er gegessen hat, wieder erbrochen und ist hysterisch geworden. So, dass wir ihn zu seinem eigenen Besten leicht sedieren mussten. Wenn du das so lustig findest, Draco, werden wir dich bei der nächsten Schlacht auch aufmarschieren lassen – mit einer Wampe, unter der du nicht mal mehr deine Füße sehen kannst!“
 

Ron sah, wie sein Freund schluckte, schwer. Gut so, dann hörte das Gejammer vielleicht endlich auf.
 

Lucius blickte zu seinem besten Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Keine Sorge, Harry wird auch das durchstehen. Gib ihm etwas Zeit. Er wird sich zusammenreißen, schon für sein Kind und für Tom.“
 

Severus blickte kurz zu dem Anderen: „Aber was wird es ihn wieder kosten,“ fragte er leise. „Du hast ihn nicht schreien gehört...,“ es war, als habe Severus vergessen, dass er nicht allein war. „Wie er sich selbst als Mörder bezeichnet hat und dachte, dass er bestraft gehört...“
 

Der Blonde schluckte leise, ihm war klar, dass Severus wohl vergessen hatte, dass sie nicht allein waren. „Gib ihm Zeit,“ sprach er nur leise. „Sein Leben hat sich innerhalb von einem Jahr öfter verändert, als sonst was, er muss sich nur erst umgewöhnen, dann wird er auch sicher aufhören, sich die Schuld zu geben. Und du gehörst ins Bett, dann kannst du direkt nach ihm sehen.“
 

„Gute Idee,“ nickte Severus und verschwand, während die Anderen ihm hinterher sahen.
 

„Immer noch sauer, nicht dabei gewesen zu sein?“, fragte Lucius seinen Sohn ruhig.
 

Draco starrte seinem Patenonkel entsetzt an, dann riss er sich zusammen. „Wie geht es ihm?“, fragte er einfach.
 

„Das wirst du wohl erst erfahren, wenn er wieder hier ist, Tom lässt niemanden zu ihm und Severus sicher auch nicht. Ich glaube auch nicht, dass Harry gerade Jemanden um sich haben will.“
 

„Wann können wir ihn sehen?“, fragte Ron leise.
 

„Wenn er wieder aus seinem Zimmer kriecht, er ist ziemlich durch den Wind.“
 

„Sagst... sagst du ihm, dass wir ihm alles Gute wünschen?“, fraget Draco, inzwischen reichlich kleinlaut. Er hatte gar nicht an die Folgen gedacht, die es haben konnte, an einer Schlacht teilzunehmen. Er wusste selbst nicht, wie er reagieren würde, wenn er jemanden umbringen würde.
 

„Natürlich,“ lächelte Lucius nur. „Und jetzt macht, dass ihr ins Bett kommt.“

Wir dachten, wir hätten noch sechs Wochen!

Langsam zeigte Harry endlich wieder Zeichen von Erwachen. Am Vortag hatte er seinen Geliebten nicht noch ein Mal wirklich dazu bekommen, seine Augen zu öffnen, er war gerade weit genug gewesen, um sich einen Nährtrank einflößen zu lassen, dann hatte er sich wieder eingerollt und war eingeschlafen. Severus hatte ihm erklärt, dass das durchaus mit dem Trank zusammenhängen konnte. Oder mit Harrys vollkommener, mentaler Erschöpfung.
 

„Guten Morgen,“ lächelte Tom und strich einige Strähnen aus dem Gesicht des Jüngeren. Er küsste Harry, lächelte etwas.
 

Der Jüngere blinzelte etwas, er öffnete die Augen nur ungern, er wollte nicht mehr denken, sich nicht erinnern, doch dazu war es zu spät, jetzt war er wach. Und alles war wieder da. Er hatte Leute umgebracht, im Halbschlaf. Einfach so. Auch, wenn man es ihm nicht übel zu nehmen schien, er konnte allein den Gedanken kaum ertragen. Er biss sich auf die Lippen, wollte sich abwenden, doch das ließ der Andere nicht zu.
 

„Nicht,“ hauchte Tom, er strich mit einem Finger über Harrys Lippe. „Tu dir nicht selbst weh.“ Er küsste den Jüngeren und lächelte leicht, strich über dessen Bauch. „Es wird Alles wieder gut.“
 

„Aber... aber ich bin... ein Mörder!“
 

„Nein, das bist du nicht,“ gab Tom ernst zurück. Er strich weiter über Harrys Haare. „Und ich wiederhole es so lange, bis du es mir glaubst.“ Er sah den Jüngeren lange an. „Meinst du, du kannst was essen? Du wirst es brauchen.“
 

Harry starrte auf seinen stark angeschwollenen Bauch, nickte dann. Nicht für ihn, aber für das Kind sollte er etwas essen und wenn ihm noch so schlecht war. Er kuschelte sich an den Älteren. „Gab... es viele Tote?“, fragte er leise. „Sind... alle in Ordnung?“, er hörte, wie seine Stimme zitterte.
 

„Ja,“ nickte Tom. „Sirius, Remus, Fenrir, Lucius und die Anderen sind heil. Dank dir. Wer weiß, wie es gewesen wäre, wenn du nicht eingegriffen hättest. Es war keine sonderlich leichte Schlacht, auch, weil sie uns so überrascht haben. Wir wissen immer noch nicht, wie sie rein gekommen sind und ob das noch mal passieren kann...“
 

„Ein... Geheimgang, “ murmelte Harry nur. Er schloss die Augen: „Ich... kenne ein paar davon und ich bin mir sicher, du auch. Warum sollte er nicht einen gefunden haben, den nur er kennt?“
 

„Merlin, Harry! Du hast Recht! Daran haben wir gar nicht gedacht!“, er lachte leise, küsste den Jüngeren, der sich wieder gegen ihn lehnte, nicht wirklich wach, sichtlich geplagt, von dem, was er im Tran getan habe. Tom seufzte innerlich, er wusste, das würde noch ein hartes Stück Arbeit werden, aber wenigstens würde nun niemand mehr versuchen, seinen Geliebten zu töten.
 

Harry lächelte schwach. Wenigstens würden nicht noch mehr Leute wegen seiner Person drauf gehen. Er beobachtete, wie das Essen auftauchte, ohne wirklich Hunger zu haben, aber er wusste, die Anderen würden sich sonst wieder so große Sorgen machen, wenn er nichts essen würde. Und der Trank, den er sonst immer trinken musste, war einfach eklig.
 

Tom strich dem Jüngeren sanft über die Wange, er füllte dessen Teller mit leichter Kost, ein Müsli, Tee und Saft, wie Severus ihm geraten hatte. „Komm, iss,“ bat er sanft. „Und danach werden wir ein schönes, langes Bad nehmen.“ Er strich leicht über Harrys Wange. Eigentlich würde er diesen am liebsten nach Hause bringen, doch er wollte den Jüngeren nicht zu weit von Poppy weg bringen, da er sich sicher sein wollte, dass der Grünäugige nicht doch noch Probleme bekam. Zumindest für eine Woche wollte er das tun. Danach würde es wohl wieder sicher sein, heim zu gehen. Wo noch ganz andere Dinge auf ihn warteten. Es musste ein Kinderzimmer gerichtet werden fiel ihm siedend heiß ein. Darum hatten sie sich bis jetzt noch nicht kümmern können!
 

Harry griff, wenn auch zögerlich, nach einer der Schalen, begann, den Fruchtsalat zu löffeln. Bad. Bad klang toll, aber es würde ihn kaum von dem Geruch nach Blut befreien, den er in der Nase hatte. Er aß sehr langsam, musste sich auch immer wieder zwingen, den Löffel wirklich wieder zu heben. Ihm war schlicht schlecht. Aber so richtig.
 

Tom beobachtete dieses Verhalten, nach der halben Schale nahm er Harry die Schüssel weg, strich leicht über seinen Bauch und gab ihm einen Trank, er hasste es zu sehen, wenn sein Kleiner sich quälte. Und genau das tat er gerade. „Gegen die Übelkeit, “ erklärte er leise. Er stupste den Jüngeren etwas an. „Meinst du, du fühlst dich gut genug um einen kleinen Ausflug mit mir zu machen?“, fragte er weiter. „In die Winkelgasse oder woanders hin? Kindermöbel besorgen?“
 

„Ich...,“ Harry biss sich auf die Lippen. Möbel. Das hatte er vollkommen vergessen. „Sie... werden mich alle anstarren,“ flüsterte er. „Ich... will das nicht, bitte...?“
 

„Wir könnten nach Frankreich gehen,“ schlug Tom sanft vor. Er strich weiter durch Harrys Haare, kraulte ihn etwas, bis der Jüngere sich wieder entspannte. „Da kennt man dich kaum und sie haben schönere Geschäfte. Wir können aber auch gern in die Muggelwelt gehen, für die meisten Sachen.“
 

Harry lächelte sichtlich erleichtert. Er kuschelte sich an den Älteren, während er wieder ruhiger wurde. Ja, er mochte Jemanden umgebracht haben, aber es war nicht so, als hätte er eine Wahl gehabt, es gab keinen Grund, sich zu schämen. Er hatte nur verteidigt, was ihm wichtig war, selbst mitten im Schlaf. „Morgen?“, bat er dann. Er fühlte sich so müde, er wusste nicht, ob er wirklich eine Einkaufstour durchhalten würde, denn Tom konnte manchmal ganz schön übertreiben.
 

„Natürlich,“ nickte Tom, erleichtert, dass Harry offensichtlich nicht vorhatte, sich in irgendwelchen Räumen zu verschanzen. Er küsste seinen Mann erneut, erleichtert, dass er dieses Mal mitmachte und seine Arme sich um Toms Nacken legten. Na endlich! Scheinbar war das Schlimmste vorbei. Sicher würde Harry noch Alpträume haben, aber er würde vielleicht endlich aufhören, sich selbst so hart zu bestrafen, für Dinge, für die er nichts konnte und gegen die er nichts tun konnte. Sanft und langsam begann er, Harry von seiner ohnehin nur wenigen Kleidung zu befreien, trug ihn dann ins Bad, setzte ihn in das vorbereitete Wasser, zog sich selbst aus und ließ sich ebenfalls in der Wanne nieder. Ab jetzt würde es besser werden, da war er sich sicher. Jetzt wo Dumbledore nicht mehr das Damoklesschwert über ihren Köpfen war.
 

In drei Tagen war die Aburteilung von Granger, dann würde es vorbei sein und Harry konnte endlich sein eigenes Leben beginnen, ohne alten Ballast, der ihn immer verfolgen würde. Er würde dafür sorgen! Seine kleine Familie sollte sicher sein, nachdem er über tausend Jahre gebraucht hatte, sie zu finden. Er wollte sie nicht verlieren!
 


 


 


 

„Ich sehe, es war anstrengend?“, fragte Severus nur trocken, als er Tom wieder in sein Gästezimmer treten sah, den sichtlich erschöpften und scheinbar tief schlafenden Harry fest in den Armen. Es hatte ihn ohnehin gewundert, dass die Beiden heut schon wieder unterwegs sein wollten. Selbst, wenn es um Kindermöbel ging.
 

„Du hast ja keine Ahnung,“ gab Tom nur zurück, er war selbst müde, doch nicht so sehr. Sanft legte er Harry auf das Bett, streifte ihm die Schuhe ab, manövrierte ihn aus Hose, Pullover und Umhang, deckte ihn dann erst mal zu. Er küsste Harry auf die Stirn, lächelte Severus etwas an. „Irgendwie hat sich die gesamte Geschichte schon weit rum gesprochen, sie war auf den Titelseiten der französischen Zeitungen.“ Er strich leicht über die Wange seines Mannes, setzte sich neben ihn auf die Matratze und deutete auf einen Sessel am Bett.
 

Severus hob eine Augenbraue, er nickte und setzte sich. „Das heißt, er wurde doch begafft?“
 

„Sehr zu seinem Frust, ja. Wir mussten sogar am Ende mit dem Minister zu Mittag essen, aber es war nicht so aufdringlich, wie in England. Der wirklich Stress hat erst beim Einkaufen begonnen.“
 

„Warum denn das?“, frage Severus überrascht.
 

„Harry hat sich wohl gestresst gefühlt, weil er nicht gefunden hat, was er gesucht hat und dann habe ich den Fehler gemacht, zu fragen, ob die kleinere Wiege nicht für ein Kind hübscher wäre, weil er sich eine ziemlich Große ausgesucht hat. Er hat mitten im Laden zu weinen begonnen und ich konnte ihn kaum beruhigen. Ich habe die Wiege gekauft, die er haben wollte, aber es hat trotzdem gedauert, ich fürchte, da kamen noch einige andere Sachen auch wieder mit hoch. Glaub mir, hätte ich das gewusst, hätte ich ihn noch nicht wieder mit raus genommen...“
 

„Vielleicht hat ihm das trotz allem ganz gut getan,“ meinte Severus nur vernünftig. „Zu sehen, dass man ihn nicht für ein Monster sondern für einen Helden hält. Und er kann ja nicht ewig in seinem Zimmer bleiben. Was er aber tun würde, wenn man ihn ließe. Er würde sich vollkommen abkapseln, ich denke, es war gut, dass du ihn mitgenommen hast.“
 

„Ich hoffe es,“ gab Tom leise zurück, er beobachtete, wie der Jüngere sich in sich zusammen rollte, sich ihm zuwandte und mit seinem Schwanz nach Toms Hand tastete. Er lachte leise, begann, Harry wieder zu kraulen. „Ich hoffe nur, dass, wenn seine Hormone zurückgehen und er nicht mehr schwanger ist, für ihn alles etwas einfacher wird. Die Szene mitten in dem Laden war auch für ihn zu viel, er wollte nicht weinen, er wollte vermutlich nicht mal etwas sagen...“
 

„Das soll bei Schwangeren vorkommen,“ meinte Severus trocken. Er blickte auf seinen Sohn, der tatsächlich zufrieden zu schnurren begann, er lag auf der Seite, eine Hand auf seinem geschwollenen Bauch, die Andere an Toms Bein. „Was hat der Minister denn so losgelassen?“, fragte er dann.
 

„Glückwünsche dazu, dass ich bald Vater werde, er hat sich was das Thema anging, gar nicht wieder einbekommen. Harry war kurz davor, dem Mann einige Kleinigkeiten anzuhexen. Und dann hat der Idiot auch noch damit angefangen, wie mächtig Harry sein muss, wenn er mal eben schnell im Halbschlaf einen Krieg beenden kann. Das war der Zeitpunkt wo ich den Mann verhext habe.“
 

„Und dann wunderst du dich über seine Szene im Laden?“, fragte Severus nur. „Diese Schlacht ist keine Woche her und Harry kommt immer noch nicht damit klar, dass er getötet hat.“
 

„Ich wundere mich nicht,“ gab Tom sofort zurück. „Ich habe nur erwähnt, dass sie stattgefunden hat.“ Er lächelte etwas, als er sah, wie Harrys Gesicht sich endlich ganz entspannte und der Jüngere weiter friedlich schlief.
 

„Es wird sich wohl mit der Zeit geben, ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Harry bald gut genug mit dem Kind beschäftigt ist, um sich noch weiter über diese dumme Schlacht Gedanken zu machen.“
 

„So... so leicht ist es nicht.“
 

„Was meinst du?“
 

„In zwei Tagen ist der letzte Prozess wegen Granger und ich denke, Harry sollte dabei sein. Damit er weiß, dass es vorbei ist.“
 

„Und das hältst du allen Ernstes für eine gute Idee?“, fragte Severus ungläubig. „Meinst du nicht, dass das endgültig zu viel für ihn ist? Was soll der Junge denn noch alles...?“
 

„Ich werde ihn fragen,“ gab Tom zurück. „Aber ich denke, es wäre eine gute Idee. Damit er alles abschließen kann.“ Er strich leicht über Harrys Lippen. „Sonst wird er doch im Leben nicht glücklich. Ich will nicht, dass das, was geschehen ist, ihn weiter verfolgt. Das hat er nicht verdient.“
 

Severus seufzte leise, er sah auf seinen Sohn, der gerade in dem Moment so friedlich aussah. Vielleicht hatte Tom Recht, vielleicht aber auch nicht. Das würde sich wohl erst mit der Zeit zeigen. „Du musst es wissen. Sollte er wegen dir noch mehr Probleme bekommen, dann verspreche ich dir, wird der Rest deines Lebens ein Alptraum!“
 

„Und dafür würde ich schon selbst sorgen,“ gab Tom nur zurück.
 


 


 

„„Ruhe im Saal!“
 

Harry, der ohnehin nichts gesagt hatte, zuckte leicht zusammen, als der Hammer auf den Tisch niedersauste. Er hatte nicht hierher kommen wollen, wirklich nicht, doch Tom hatte Recht, er musste dabei sein, Hermine war mal seine Freundin gewesen, sie hatte ihn ein Mal fast umgebracht, dann noch mal, in Hogsmeade, sie hatte sein Kind bedroht, er wusste, er brauchte diesen Abschluss, diese Verurteilung. Um zu wissen, dass er sich keine Sorgen machen musste. Er rieb über seinen Bauch.
 

„Harry?“, fragte Tom leise. Es gefiel ihm nicht zu sehen, wie sein Mann zusammenfuhr, doch er konnte nicht viel tun, der Junge hatte schon nachts kaum geschlafen und nichts essen können. Er zog ihn einfach, trotz der vielen Gaffer, auf seinen Schoß, drückte ihn an sich. „Es ist gut, sie wird bewacht, sie hat keine Magie, sie wird weder dir noch unserem Kind etwas tun können.“
 

Harry nickte an der Brust des Anderen, doch er sah nicht auf, als er die Tür schlagen hörte, er wusste, sie wurde gerade in den Raum geführt, er wollte sie nicht sehen, es war schlimm genug, alles hören zu müssen. Er war froh, dass Tom nicht aufhörte, über seinen Rücken zu streichen. Es schien ihn zu entspannen und er schien weniger weh zu tun.
 

„Angeklagte Hermine Elizabeth Granger, Anklagepunkte sind Aufhetzung zum Mord, Mord, Versuch des Auslösens einer Hexenjagd! Die Vergehen wurden bereits in den letzten Verhandlungstagen nachgewiesen! Haben Sie noch etwas zu sagen?“
 

Hermines eisiger Blick wanderte durch den Saal: „Ich bin eine Heldin!“, rief sie nur: „Und ich habe vorgesorgt! Ihr könnt mich umbringen, aber nicht alle meine Jünger! Ihr werdet ausgerottet werden! Ihr alle! Ihr Anomalien! Nichts und Niemand wird euch dann noch retten können! Ihr werdet in der Hölle schmoren! Für alle Ewigkeit! Ich bin eine Märtyrerin! Man wird sich an mich erinnern! Mit Stolz! IN zehn Jahren werden überall Statuen von mir stehen, auf euren Gräbern und Ruinen!“ Sie lächelte kalt, ihr Blick wanderte, bis er auf Harry zu ruhen kam. „Potter,“ zischte sie nur. „Es wird mir eine Freude sein, zu sehen, wie du...!“
 

Harry zuckte wieder zusammen, doch sofort schlossen sich die Arme fester um ihn und noch bevor der letzte Satz beendet war, brach er auf ein Mal ab, er legte seine Hände noch enger auf seinen Bauch, als sein Kind begann, wie wild um sich zu schlagen, als wisse es, dass er bedroht wurde. Als wolle es kämpfen.
 

„Es ist gut,“ sprach Tom leise, wobei er nun eine Hand auf Harrys Bauch legte, merkte, wie die Tritte weniger wurden. Er starrte auf die Anklagebank wo diese unerträgliche Zicke saß – mit einem zugenähten Mund und vor Angst weit aufgerissenen Augen. Seine Augen schlugen fast schon Funken, so, dass diese Unperson Alles versuchte, um aus ihrem Stuhl zu flüchten, aber erstens war sie festgebunden und zweitens stand auf jeder Seite ein angepisst wirkender Auror.
 

Harry schniefte nur und nickte, er weinte nicht, er war nur unruhig, er wollte nicht hier sein, nicht hören müssen, was los war und doch hatte Tom Recht. Er sah zu dem Richter, der wieder zum Sprechen ansetzte.
 

„Eine Verurteilung wegen versuchten Mordes wurde bereits ausgesprochen nun haben wir hier noch viel mehr Tote, die auf Ihr Konto gehen,“ erklärte er mit eisiger Stimme. „Sie haben aus purem Spaß, aus Neid und Eifersucht getötet! Das ist etwas, das wir nicht dulden! Sie haben den Tod verdient, doch ich wurde gebeten, eine andere Strafe zu verhängen, die es aber auch in sich hat und die Sie sicher für niemanden zum Märtyrer machen wird,“ fügte er mit sichtlich zufriedenem Gesicht zurück.
 

Hermines Augen weiteren sich. Nein! Nein, nein, nein! Das war so was von gar nicht gut!
 

„Tom?“, fragte Harry leise, überrascht.
 

„Ja,“ lächelte er, küsste Harry, wohl wissend, dass diese Schnepfe das beobachtete. „Ich dachte mir, dass du nicht willst, dass sie hingerichtet wird, du würdest doch nur wieder schuldig fühlen. Also habe ich mir die Freiheit genommen, ein anderes Urteil zu sprechen – eines, dass ihr sicher noch viel weniger gefallen wird, mach dir keine Sorgen.“
 

„Danke,“ sprach Harry, sichtlich erleichtert.
 

„Das Urteil wird lebenslange Zwangsarbeit in den Ogerminen in Sibirien sein, unter direkter Aufsicht eines Aurors! Ohne irgendeinen Besitz! Miss Granger, Sie werden noch heute abtransportiert werden! Dort können Sie Ihre Schuld an die Gesellschaft durch Arbeit abgleichen! Ich hoffe, Sie haben sich noch nicht an das bequeme Leben in Ihrer Zelle gewöhnt, denn das wird ab jetzt sein Ende haben!“ Der Hammer sauste erneut auf den Tisch, machte das Urteil, dass nun auf einem magischen Pergament auftauchte, rechtsgültig.
 

Tom lächelte hämisch. Diese Ziege würde erfahren, was für ein Leben Harry bisher hatte führen müssen, nur würde es so sein, dass sein Mann ab jetzt ein Leben haben würde, ihres hatte sie wirkungsvoll selbst zerstört. Er dagegen konnte endlich mit einer Familie beginnen, irgendwann würde dann auch Harrys schreckliche Alpträume ihr Ende finden. Und was der Junge nicht wusste – Oger liebten Menschenfrauen, vor allem abends, nach dem Essen. Er hatte kein Mitleid, nicht eine Spur davon... allerdings achtete er darauf, dass diese Gedanken nicht zu seinem Geliebten überschwappten. „Wollen wir noch was in der Stadt essen?“, schlug er vor.
 

Sie wohnten immer noch in Hogwarts, er fühlte sich nicht wohl, Harry außerhalb der direkten Nähe zu einem Heiler zu halten, denn nach einigen der Alpträume hatte der Jüngere Schmerzen im Bauch gehabt und er vertraute Poppy, wenn etwas sein sollte. Gerade jetzt, wo die Krankenstation wieder recht übersichtlich war.
 

Harry wandte seinen Blick von einer sichtlich erschütterten Hermine ab, die ihm aber in dem Moment gleichgültig wurde. Man würde sie nicht töten, das war das einzig Wichtige. Er sah Tom ein wenig hoffnungsvoll an: „Können... wir nicht im Zoo vorbei sehen?“, fragte er. „Ein Bisschen?“
 

„Als könnte ich dir etwas abschlagen,“ lächelte Tom nur, er stand auf, nahm Harrys Hand und führte ihn weg von hier.
 


 


 


 

„..und Draco hat eine Tasse nach Ron geworfen, der ist umgekippt und jetzt sind sie beide in der Krankenstation! Das war so lustig! Ich hab noch nie so oft das Wort Entschuldigung gehört und dann noch von einem Malfoy!“, Harry kicherte, während er sich bereitwillig die nächste Johannisbeere in den Mund stecken ließ. Seit dem Prozess war inzwischen eine Woche vergangen.
 

Tom hob eine Augenbraue. Es war immer noch kühl, der Schnee lag fast knöcheltief und der See war gefroren. Er hielt Harrys Hand, in seiner Anderen hatte er einige Früchte. Sie machten einen kleinen Spaziergang, nun, wo Harry sich in der Lage fühlte, das zu tun. Der Junge war fast die gesamte Zeit zu müde, mehr zu laufen, als einige Schritte und auch wenn er nichts sagte, hatte er wohl die meiste Zeit über Rückenschmerzen. Doch er musste lächeln, als der Jüngere ihm diese Geschichte erzählte. Er hatte sie auch schon aus Severus’ Sicht geschildert bekommen, es hatte ja auch erst diesen Morgen stattgefunden, doch es amüsierte ihn, es noch mal erzählt zu bekommen, von Harry. „Nun, dann hat Lucius wenigstens einen Grund, im Boden zu versinken.“
 

Harry kicherte nur und schnappte sich eine weitere Frucht, kaute zufrieden darauf herum. „Jap! Das hat er davon!“, fügte er noch hinzu. Er wusste nicht, warum, aber er liebte es einfach, Lucius zu ärgern. Irgendwas in ihm schrie danach. Tom nannte es den Spieltrieb seiner inneren Wildkatze.
 

Tom lachte leise und strich durch Harrys Haare. Er liebte diesen Ausdruck in den Augen des Anderen, wenn er einfach nur glücklich war und nicht wieder kurz vor einem Tränenausbruch, aber er hatte gelernt, dass das sehr wohl sehr schnell gehen konnte. Er hielt Harry seine Hand hin, ließ zu, dass der sich das nächste Stück aus seiner Hand schnappte.
 

Der Jüngere nahm eine Erdbeere, doch er zuckte etwas zusammen und legte seine Hand auf den Bauch.
 

„Ärgert er dich wieder?“, fragte Tom sanft, er hielt inne, umarmte seinen Mann von Hinten. „Ich dachte Morgensportzeit ist vorbei?“ Was richtig war, er hatte früh gemerkt, dass das Kind im Bauch seines Geliebten seinen eigenen Rhythmus hatte. Und der sagte eigentlich, dass Schlafenszeit war. Immerhin musste das Kleine ja mitten in der Nacht aktiv genug sein, um sie Beide wach zu halten.
 

Inzwischen musste er nämlich jede Nacht aufstehen. Na ja, von müssen konnte keine Rede sein, aber er würde Harry sicher nicht sich selbst überlassen, wenn ihr gemeinsames Kind ihm den Schlaf raubte. Er stand immer mit auf, auch, wenn der Jüngere das nie verlangte, machte ihm Tee und massierte den malträtierten Rücken.
 

„Ich weiß nicht,“ nuschelte Harry fast schon etwas schuldbewusst, weil er bis jetzt noch Nichts gesagt hatte. „Heut gibt es einfach keine Ruhe,“ er legte seine Hand auf den Bauch und rieb darüber. Normalerweise half es, heute nicht, er spürte erneut einen scharfen Schmerz, das war wohl mal wieder die Leber gewesen.
 

Tom strich leicht über Harrys Hauch, er spürte, als Harry erneut zuckte, doch da war nichts gewesen, keine Bewegung, nichts. „Ich spüre nichts,“ stellte er verwirrt fest und das, obwohl da doch was sein musste.
 

„Aber.... au...! Das... das hat wirklich weh getan!“
 

Und auf ein Mal fiel es Tom wie Schuppen von den Augen. „Merlin,“ flüsterte er. „Das... Harry! Ich glaube, das Kind kommt!“ Er spürte die Panik in sich aufkommen. „Das... das sind Wehen!“
 

Harry starrte den Anderen an, dann auf seinen Bauch. „Nein,“ flüsterte er. „Nein! Es ist viel zu früh! Tom, es... es sind doch noch... sechs Wochen!“
 

„Poppy!“, rief Tom, ohne auf die Idee zu kommen, dass das relativ sinnfrei war, da sie draußen beim See waren, ziemlich allein und mitten zur Unterrichtszeit. Vor allem schien Tom auf ein Mal nicht mehr in der Lage zu sein, klar zu denken. Er rannte um Harry herum, der sich gerade wieder verzweifelt auf die Lippen biss. Dieses Mal sackte er sogar auf die Knie. Es tat so weh! Warum tat Tom denn nichts?! Merlin, sie hatten noch nicht mal das Zimmer eingerichtet! Ihr Baby hatte noch nicht mal ein Zimmer! Allein dieser Gedanke trieb ihm die irrationalen Tränen wieder in die Augen.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte in dem Moment Lucius, der mit seiner Kleinen im Arm auf die Beiden zutrat. Tom lief herum, wie ein kopfloses Huhn und brüllte nach Poppy, Harry umklammerte seinen Bauch und weinte. „Was hat er?“
 

„Wehen! Lucius, er hat Wehen! Was soll ich denn machen?“, fragte Tom halb verzweifelt, während er seinen Freund und seine rechte Hand durchschüttelte, wie einen Cocktailmixer.
 

Harry schniefte und sah zu den beiden Männern, neee, von denen konnte er keine Hilfe erwarten. Mühsam arbeitete er sich irgendwie wieder auf die Beine, die Beiden merkten noch nicht mal, wie er sich torkelnd auf den Weg machte, um Poppy um Hilfe zu bitten. Es tat nun immer mehr weh, sich zu bewegen. Doch er biss sich auf die Lippen, selbst, als sein Hose, zu seinem Entsetzten, klatschnass wurde. Er musste zu Poppy, sie musste die Wehen stoppen! Das Kleine war doch noch nicht soweit!
 

„Harry!“, rief Narcissa entgeistert, sie war in der Schule gewesen, um sich einige Unterlagen zu holen, während ihrer Freistunde, doch sie hatte nicht mit Harry gerechnet und bei allem, was Recht war, warum war er allein? Er rannte herum, na ja, er watschelte, mit tränenüberströmtem Gesicht – oh, und er hinterließ auch noch nasse Spuren! „Harry, Schatz, was hast du denn?“
 

„Poppy,“ brachte der Jüngere heraus, er schmeckte Blut, er musste sich die Lippe aufgebissen haben. „Wehen, es... es ist doch viel zu früh!“
 

Sofort legte Narcissa dem Jüngeren einen Arm um die Taille, stützte Harry so und lief mit ihm, machte Pausen, wenn sie sah, wie er sein Gesicht verzog. „Wo bitte ist Tom? Er würde dich doch sicher nicht allein rumstreifen lassen!“, das stimmte, der Andere war in den letzten Tagen gar nicht mehr von Harrys Seite gewichen.
 

„Streitet...,“ Harry schniefte. „Streitet... mit Lucius... einfach so... und ich sitze einfach da... und sie haben mich... nicht bemerkt...“
 

Narcissa zog ihre Augen zu schlitzen zusammen. Es sah wohl so aus, als müsse sie einigen Leuten ihre Lieblingskörperteile neu verzieren. Mit Knoten oder so. Doch erst mal brachte sie Harry auf die Krankenstation. „Poppy!“
 

„Narcissa, was... oh, Harry? Was hast du?”
 

„Wehen,“ erklärte Narcissa, sie half Harry auf eines der Betten. „Ziemlich heftige, kurze Abstände, so, wie ich das sehe. Das Wasser scheint auch schon gebrochen zu sein.“
 

Poppy hob ihre Augenbrauen, sprach einige Zauber, musste dann auch nicken. „Allerdings,“ stellte sei fest. „Wo bitte ist der Verantwortliche?! Hat Tom ihn etwa allein gelassen?“
 

Narcissa strich beruhigend über Harrys Hand. „Ich denke, er hat Panik oder so was,“ erklärte sie. „Ich werde ihn aber holen, ich habe einige Haare zu rupfen,“ fügte sie an. „Wie weit ist er?“
 

„Ich muss den Schnitt jetzt machen,“ erklärte Poppy leise. „Und ich brauche dringend Hilfe.“
 

„Also erst Severus,“ stellte Narcissa fest und im nächsten Moment war sie weg.
 

„Poppy!“, jammerte Harry weiter. „Mach... mach, dass es aufhört, es ist doch viel zu früh! Es darf noch nicht kommen!“
 

Rasch wandte Poppy sich wieder ihrem Dauerpatienten zu. „Junger Mann, das Kind ist genug entwickelt um einige Wochen früher kommen zu können,“ versuchte sie, zu beruhigen. „Wenn die Wehen begonnen haben, muss das Kind bereit sein,“ sie lächelte beruhigend, brachte Harry dann durch ihre Ruhe dazu, sich zurückzulehnen und sich hinlegen zu lassen, bevor sie seine Kleidung verschwinden ließ.
 

„Aber...!“
 

„Ich weiß, was ich tue, Harry,“ redete Poppy ruhig. „Ich muss dich betäuben.“ Das war die einzige Warnung, die sie dem Teenager gab, bevor der Zauber diesen traf. Sie hätte auch nur dessen Bauch betäuben können, aber Harry war so aufgewühlt, dass sie ihn zu seinem eigenen Besten ganz außer Gefecht setzte. Schnell war ein Hauself gerufen, der frische Tücher und warmes Wasser bringen sollte. Sie wollte gerade das Messer ansetzten, als die Tür das erste Mal aufflog.
 

„Poppy! Was ist mit...?!“
 

„Ich wollte gerade anfangen,“ gab die Frau nur zurück, deutete auf die Schüssel. „Wenn ich jetzt sage, gebe ich dir das Kind, du wirst es waschen und dann in eines der Tücher wickeln, während ich mich um Harry kümmere. Ist das klar?“
 

„Ja...“
 

„Gut,“ nickte Poppy, doch in dem Moment flog die Tür erneut auf und ein hysterischer Minister mit einem vielsagenden Handabdruck auf der Wange stürmte herein. „Severus, kümmere dich, ich will keinerlei Störung!“ Erst dann setzte sei das Messer an, sie kümmerte sich nicht um das gezischte Gespräch, sondern konzentrierte sich auf das, was sie hier zu tun hatte. Einige gezielte, ruhige Schnitte später griff sie in die Wunde, sie spürte das Kind unter ihren Fingern, zog es heraus und lächelte, als es sofort zu schreien begann. „Severus!“
 

Sofort waren die schlanken Finger da, nahmen ihr das Kind ab. Sie wollte dazu ansetzen, die Wunde zu schließen, als sie selbst fast umkippte, denn da aus der Wunde kam ein kleines Händchen! Noch ein Kind! Rasch holte sie auch dieses zur Welt. Ein Mädchen, wie sie sofort sah. „Tom! Nimm es! Jetzt! Ich muss mich um Harry kümmern!“
 

Und noch bevor Tom reagieren konnte, hielt er das kleine, doch sehr laut protestierende Geschöpf in der Hand. Seine Tochter schien ihm klar machen zu wollen, dass sie zurück dahin wollte, wo es dunkel und warm gewesen war, wo sie Fußball mit den Eingeweiden ihres Daddys spielen konnte.
 

Zwei?
 

Er starrte zu Severus, der den kleinen Jungen gerade aus der Schüssel mit dem Wasser hob und ihn auf das Handtuch. „Was soll ich tun?“, fragte er hilflos. Woher war das zweite Kind gekommen?
 

Severus verdrehte die Augen, das immer noch leise greinende Kind auf den Armen. „Du gehst zu der zweiten Schüssel mit dem Wasser, badest das Kind und wickelst es dann in ein Handtuch!“ Er beobachtete, wie Tom eben das tat, mit einer Hilflosigkeit, die ihn einfach nur zum Lachen brachte. Dann blickte er zu seinem Enkel. Er konnte es nicht fassen. Sein Enkel! Und er hatte rote Haare. Lilys Haare, wie er stolz feststellte. Doch dann wandte er sich zu Poppy: „Was ist mit Harry?“, fragte er leise.
 

Die Heilerin lächelte und wandte sich um. „Es ist Alles in Ordnung,“ erklärte sie und deutete auf den kaum mehr sichtbaren Strich auf Harrys Unterbauch. „Die Narbe wird in den nächsten Tagen vollständig verschwinden und die Dehnungsstreifen mit der entsprechenden Creme auch. Er hat es gut überstanden.“ Dann wandte sie sich zu Tom, der gerade das zweite Baby auf das Handtuch legte und es vorsichtig abtupfte. „Allerdings habe ich mit dieser Überraschung nicht gerechnet.“
 

Tom strahlte, als er sich umwandte. „Sie hat Harrys Augen und seine Öhrchen!“ Tatsächlich waren unter dem Wust dunkler Haare ein Paar Katzenohren zu sehen. „Sie ist so süß,“ fügte er hinzu, küsste das Kind, dass, wie ihr Bruder noch immer dagegen protestierte, nicht mehr da zu sein, wo es hergekommen war.
 

Überrascht blickte Severus zu Tom, dann nahm er sich noch mal den Jungen in Augenschein und lächelte. Da, vergraben unter den roten Haaren, hatte er sie tatsächlich übersehen, obwohl sie schwarz waren. Vermutlich, weil die Haare nass waren. Da saßen auch zwei kleine Katzenohren. Nun, diese Kinder würden ihre Eltern wohl nie verleugnen können.
 

Poppy lächelte nur etwas, Harrys DNA hatte sich wirklich stark verändert, aber nur das hatte diese beiden, kleinen Geschöpfe erst ermöglicht. „Ich hätte gleich daran denken sollen,“ erklärte sie. „Katzen und Katzenwesen haben nur selten einen Wurf mit einem Jungen, ihr könnt froh sein, dass es nicht noch mehr waren.“
 

„Noch mehr?“, fragte Tom mit unnatürlich hoher Stimme.
 

„Natürlich. Norm sind vier bis acht Jungtiere.“
 

„Er ist immer noch ein Mensch,“ konterte Severus. „Und jetzt untersuch endlich die Kinder, Frau, sie müssen angezogen werden!“
 

„Sei nicht so ungeduldig, Mann,“ blaffte Poppy im selben Tonfall zurück, dann schnappte sie sich, sichtlich zu Toms Missfallen, das Kind, sprach die üblichen Zauber. Danach wickelte sie das Kleine, band die Nabelschnur sorgsam ab, die in den nächsten Tagen abfallen würde und zog ihr dann den Stampler an, den eine Hauselfe gebracht hatte, zusammen mit einem kleinen Mützchen, was das Kind aber erst mal zum Schreien brachte. Die Proteste verstummten erst, als Severus mit einem Zauber eine kleine Öffnung für die Öhrchen erschuf. Sofort wurde das Kleine ruhiger, vor allem, als Poppy es zurück an den Vater gab. So verfuhr sie auch mit dem Jungen, der ihr aber augenblicklich von Severus wieder weggenommen wurde. Na, da hatten jetzt aber zwei Leute ihre Lieblinge gefunden. Das konnte heiter werden, da würde die Erziehung aber eiskalt auf der Strecke bleiben...
 

„Und?“, fragte Tom. „Wie geht es ihnen? Wie geht es den Dreien? Wie geht es den Kindern?!“
 

„Eltern,“ murrte Poppy nur. „Die Kinder sind in bester Ordnung, ihre Lungen offensichtlich hervorragend entwickelt, sie haben an den Händen fünf Finger an den Füßen fünf Zehen. Sie sind erschöpft, launisch und sie haben Katzenohren. Habt ihr Namen?“
 

„Ja, Tom? Habt ihr endlich mal ein paar Namen?“
 

„Öhhh... wir dachten, wir hätten noch sechs Wochen?“
 

Severus war kurz davor, seinen besten Freund nachzuahmen und seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Doch er wollte den Jungen nicht stören, der auf seinen Armen friedlich eingeschlafen war.

Ausgerechnet Huffelpuff...

Merlin, sein Schädel pochte, das war das Erste, das er feststellte. Er fühlte sich als hätte eines von Hagrids Tierchen ihn zum Spielen benutzt. Langsam strich er mit der Hand über seinen Bauch – und stockte. Keine Schwellung, keine Bewegung! Nein! Entsetzt und abrupt setzte er sich auf. „Nein!“
 

Überrascht wandten alle sich um, geschlossen. Da erst fiel Harry auf, dass die Krankenstation, in der er einmal mehr gelandet war, voller Leute war. Er sah die drei blonden Köpfe der Malfoys und mehrere rote Flecken dazwischen.
 

„Harry!“, strahlte Tom in dem Moment. Er trat zu seinem Geliebten, küsste ihn sanft. „Du bist wieder wach!“
 

„Tom.. Tom, wo... ? Das Baby!”
 

„Welches davon?”, fragte Severus nur amüsiert, er hielt seinen kleinen Enkel immer noch in den Armen, nein, eigentlich schon wieder, wobei er froh war, dass sich herausgestellt hatte, dass sein Haar ein dunkleres Rot hatte, als das der Weasleys.
 

„Was?“, fragte Harry verwirrt, streckte aber seine Hand nach dem Bündel aus, dass sein Vater in den Armen hielt. Er lächelte, als er das Baby bekam, sah es an. So klein und putzig. Und dann öffneten sich die Augen. Er musste kichern. Sie hatten denselben Farbton, wie die Augen. Das musste er von Tom haben. Allerdings waren die Haare lockig. „Ein Junge...“
 

„Und ein Mädchen,“ lächelte Lucius, legte das andere Baby daneben, dass das Greinen angefangen hatte, aber aufhörte, als Harry ihm verwundert über die Wangen strich.
 

„Zwei?“, fragte er irgendwie ratlos, starrte dann auf seinen wieder ziemlich flachen Bauch. Wie hatten die denn in ihm Platz gefunden? Nun, zumindest erklärte es aber wohl die Fußballspiele, die in seinem Bauch stattgefunden hatten.
 

„Wir waren genauso überrascht,“ lächelte Tom, er setzte sich zu seiner kleinen Familie, sah zu, wie Harry die beiden Kleinen auf die Arme nahm und einfach nur zufrieden lächelte. „Nicht mal Poppy hat damit gerechnet. Aber das erklärt, warum du unbedingt die größere Wiege wolltest, wenn es Jemand geahnt hat, dann wohl du.“
 

„Ich...?!“
 

Tom lachte leise, stupste Harrys Nase an und küsste ihn, unterstützte den Jüngeren, der ihre Kinder hielt. „Du, “ nickte er. „Danke...“
 

Harry lächelte und kuschelte sich etwas an den Älteren. „Unsere Kinder...“
 

„Kinder, die noch dringend einen Namen brauchen, Sohn,“ erinnerte Severus die Beiden. „Nun? Ich warte, da müssen zwei Leute in den Stammbaum eingetragen werden!“
 

„Öhhh...“, Harry sah ratlos zu Tom. „Ein... ein Name? Tom?“
 

Tom lächelte etwas, stupste die Nase seiner Tochter an, die darauf einfach nur einmalig reagierte. Sie schnappte sich den Finger, der schuldig war – und biss zu.
 

„He, du Monster!“, lachte Tom. Zum Glück hatte das Kleine noch keine Zähne. Aber sie schien durchaus erstaunliche Fähigkeiten zu entwickeln.
 

„Nenn sie nicht so!“
 

Tom lachte, küsste den Jüngeren und dann seine Tochter. „Wie nennen wir sie dann?“, fragte er. „Catharine Lily vielleicht?“, schlug er vor. „Dann können wir sie Cat nennen.“ Er strich über ihre Ohren, lächelte, als sie, wie ihr Daddy, zu schnurren begann.
 

Harry kicherte. Er sah es jetzt schon. Da hatte jemand seinen Daddy aber im Griff. Vollkommen. Und wenn sie erst mal erwachsen werden würde... dann würden einige sich wünschen, nie geboren worden zu sein, daran hatte er keinerlei Zweifel. „Der Name gefällt mir, “ stimmte er leise zu. „Nur... was für ein Nachname?“, frage er dann etwas hilflos. Im Grunde wusste er nicht mal so genau, welchen er hatte.
 

„Snape Riddle natürlich,“ hauchte Tom. „Nur im Gegensatz zu dir ohne Bindestrich.“
 

Harry lächelte und nickte, küsste seine Tochter, die ihren Kopf zufrieden in seiner Armbeuge versteckte, schmatzte und weiter schlief. „Und was ist mit dem Kleinen?“, er blickte in die intelligenten, dunkelroten Augen, die Tom und ihn fragend ansahen. Als wüsste er sehr genau, was vor sich ging, auch die kleinen Katzenöhrchen an seinem Kopf zuckten herum.
 

„Neo Sebastian,“ schlug Severus vor. Er strich seinem kleinen Enkel über die Haare, lächelte, als dessen Kopf sich ihm zuwandte.
 

„Tom?“. Fragte Harry. „Mir.. würde es gefallen...“
 

„Gern, Gandpa,“ grinste der Angesprochene. „Ist damit dem Stammbaum genüge getan?“
 

„Nicht ganz...“
 

„Was denn noch?“
 

„Paten,“ erinnerte Severus den Älteren. „Merlin, wie vergesslich bist du eigentlich?!“
 

Harry grinste. „Luc!“, rief er sofort. „Für Cat! Jetzt, wo er sich so gut mit kleinen Mädchen auskennt! Denn Cat wird sicher oft da sein, um seine Kleine zu besuchen!“
 

Lucius starrte den Jungen an, dann das kleine Kind, das in genau dem Moment den Kopf schief legte und ein gurgelndes Geräusch von sich gab. Eines, das viel, viel Ärger versprach. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, hörte er, wie seine Frau begeistert klatschte. „Und ich bin ihre Patentante! Dann hat sie auch eine Frau zum Reden! Außer, ihr wollt sie über ihre Tage aufklären? Oder über Verhütung? Und Jungs?“
 

„Jungs?“, kiekste Tom entsetzt. „Sie ist erst ein paar Stunden alt! Da gibt es keine Jungs! Und es wird sie für eine lange Zeit nicht geben!“
 

Jeder in diesem Raum, abgesehen von Lucius und Tom, rollte mit den Augen.
 

„Und bei Neo... Remus, “ bat Harry. “Denn… Siri wird der zweite Gramps…”
 

„Harry...;“ flüsterte Remus, vollkommen verdattert und überrascht von dieser Geste.
 

„He! So alt bin ich nicht!“, lachte Sirius, doch er wuschelte Harry, sehr zu dessen Missmut durch die Haare. „Allerdings werde ich nur zu gern diesen Job mit Gruffy teilen.“
 

„Black, pass auf, was du sagst!“, knurrte Severus.
 

„Ich hab nichts Böses...!“
 

„Aufhören, alle Beide!“, blaffte Tom ungehalten. „Wenn ihr streiten wollt, da ist die Tür!“
 

„Der zweite Pate?“, fragte Severus daher nur. Er wollte sich nicht streiten, nicht heut.
 

„Hmmm,“ Harry sah Tom an: „Vorschläge?“
 

„Bella.“
 

„Jop.“
 

„Damit hat sich das erledigt,“ nickte Tom nur.
 

„Tom...?“
 

„Was, Kitten?“, fragte Tom sanft, er hatte Harry den kleinen Jungen abgenommen und hielt ihn, doch nicht lange, schon hatte Severus ihn ihm wieder weggeschnappt. Also schlang er seine Arme um seinen Geliebten.
 

„Wann kann ich von der Krankenstation und... Merlin! Das Zimmer! Wir brauchen doch das Zimmer! Wir... haben es noch nicht gerichtet?!“
 

„Ich habe es,“ meinte Tom nur sanft. „Während du Unterricht hattest. Ich wollte nicht, dass du sich überhebst, wenn du hilfst. Du übertreibst es nämlich immer! Das Zimmer wartet nur auf die beiden Rabauken.“
 

Erleichtert nickte Harry. „Wann kann ich hier raus?“
 

Poppy lachte nur, als sie das hörte, aber sie konnte es dem Jüngeren nicht verdenken. „Morgen,“ versprach sie. „Aber ich will, dass du erst mal noch hier bleibst, also in Hogwarts,“ fügte sie eilig an. „Für eine Woche zumindest. Um sicher zu sein, dass die Kinder und du wirklich in Ordnung sind.“
 

Harry nickte nur. Hauptsache nicht auf der Krankenstation. Doch dann, auf ein Mal, fiel sein Gesicht.
 

„Harry?“, fragte Tom sanft.
 

„Was... was ist danach?“, fragte er leise. „ich... mag die Kleinen nicht allein lassen, aber... der Unterricht!“ Er wusste, Bildung war wichtig und sein Vater wollte, dass er das letzte Jahr beendete.
 

Das brachte Severus tatsächlich zum Lachen. „Nun, dann wirst du wohl Heimunterricht erdulden müssen,“ stellte er nur fest. „Ist ja nicht das erste Mal.“ Er verstand seinen Sohn. Er würde seine Kinder auch nicht allein lassen wollen. „Nach den Osterferien kannst du normal in den Unterricht gehen und zwischen den Stunden zu den Kleinen gehen, um zu sehen, wie sie mich in den Wahnsinn treiben. Oder jeden Anderen, der eine Freistunde hat.“
 

Erleichtert sackte Harry in die Kissen zurück. Er fühlte sich immer noch so müde, doch er hielt seine Tochter eng an sich gedrückt. Er sah irritiert auf, als sie hochgehoben wurde, sah, wie Tom sie nahm, küsste und dann an Sirius weiter gab, der seltsame Grimassen zog. Auch Severus hatte irgendwann Neo an Remus verloren, worüber er nur sehr bedingt glücklich zu sein schien.
 

„Tom?“, fragte Harry unsicher.
 

„Schlaf,“ bat Tom sanft. „Du bist noch ganz müde. Es ist alles in Ordnung, wir kümmern uns im die Kleinen und morgen wird Severus sich wünschen, nie ein Kind gehabt zu haben,“ er grinste. „Denn dann werden sie bei ihm Einzug halten und das wird das letzte Mal gewesen sein, dass er für mindestens eine Woche eine Nacht durchgeschlafen hat!“
 

Severus hob bei dem Kommentar nur eine Augenbraue. „Und du denkst, das wird das erste Mal sein, dass ich eine Woche keinen Schlaf bekomme?“, fragte er nur zynisch. Als Harry krank geworden war, hatte er den gesamten Monat nicht geschlafen, was aber niemand wusste, wie er dachte. Er beobachtete, wie sein Sohn tatsächlich schnell wieder in den Schlaf abdriftete, vollkommen erschöpft von dem anstrengenden Tag. „Oh, und nur, um das gleich klar zu stellen: Kein Sex mehr, bis ich einen Verhütungstrank habe! Keine weitere Schwangerschaft in den nächsten drei Jahren!“
 

Tom lachte nur, nickte aber dann. Das war eine Einschränkung, mit der zu leben er nur zu gern bereit war.
 


 


 

EPILOG

Dreizehn Jahre später
 

„Ha! Ich hab ihn!“, strahlte Cat, wirbelte den neuen Besen kunstvoll in der Hand. Einen Nimbus 3,8, das Beste, was auf dem Markt für Geld zu bekommen war. „Danke, Gramps Siri!“
 

Sirius strahlte nur und drückte das Mädchen, dass ihrem Vater wirklich ähnlich war. Sie hatte inzwischen hüftlange, lockige Haare, immer noch große, grüne Augen und verdammt lange Wimpern. Und ja, sie ließ die Jungs nach ihrer Pfeife tanzen, wie auch immer sie gerade Lust dazu hatte. Der Einzige, der immun war, drückte gerade Moony die Luftröhre ab – für ein altes, staubiges Tränkebuch. Der Junge hatte wirklich verdammt viel von seinem anderen Großvater. Ihn musste man an den Ohren aus Laboren und Büchereien zerren.
 

„Jetzt gewinn ich das Quiddichturnier bestimmt!“
 

„Du gewinnst es seit drei Jahren,“ erinnerte Tom seine Tochter sanft. Sie war das erste Kind, dass schon in der Grundschule als Sucherin in die Hausmannschaft hatte wechseln dürfen. Von wem sie das Talent hatte, war eindeutig. Und diese Stunts, die sie immer abzog! Ihm blieb jedes Mal das Herz fast stehen, nicht, dass sie das sonderlich rührte.
 

„Und wenn es mal wieder nicht läuft, machst du dem armen Sucher der Gegenmannschaft wieder schöne Augen und schnappst ihm den Schnatz vor der Nase weg,“ lachte Narcissa nur, sich an das letzte Spiel gegen Ravenclaw erinnernd. Der Sucher wusste vermutlich bis heute nicht, wie das genau gelaufen war, so sehr hatte er sich von den ach so harmlosen, grünen Augen gefangen nehmen lassen.
 

„Was?!“, japste Tom. „Sie tut … was? Spinnst du? Du bist Dreizehn! Gerade mal so eben! Wie kommst du...?!“
 

Draco gab nur ein unbestimmbares Geräusch von sich, bevor er eine weitere Scheibe Gurke auf seiner Waffel drappierte und das alles anschließend mit Tabasco übergoss. Damit hatte Cat immerhin ein Jahr später angefangen, als seine Älteste...
 

„Daaaaaaaaaaaaaaad,“ stöhnte Cat nur. „Sei doch nicht so altmodisch! Mag ja sein, dass man in deiner Zeit Hundert sein musste, aber jetzt nicht mehr! Und Daddy hat sich auch nicht so angestellt!“
 

„Was?“, mit einem anklagenden Blick bedachte Tom seinen Ehemann, der ein Ebenbild der perfekten Unschuld zu sein schien und ihn nur mit großen, grünen Augen fragend ansah – während er seine Marmelade mit Tabasco verfeinerte. Diese letzte Information erst mal von sich schiebend fragte er: „Du wusstest es?! Wie kannst du sie denn lassen? Sie ist ein Kind!“
 

Harry hob nur eine Augenbraue. „Und?“, fragte er nur. „Sie muss es wissen, ich hab ihr nur Sex verboten, bis sie fünfzehn ist und Narcissa hat mit ihr über Verhütung geredet.“
 

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“
 

Lucius nickte nur zustimmend leidend und warf einen Blick auf seine eigene Tochter, die inzwischen Cat umarmt hatte und ihn angrinste. Ja, die Beiden waren auch noch wirklich befreundet. Ein Alptraum. Oh, und hatte er schon seine sechs Enkelinnen erwähnt? Alle rothaarig, um das Ganze noch schlimmer zu machen? Und die nichts mehr liebten, als morgens in sein Schlafzimmer zu stürmen, ihn als Trampolin zu missbrauchen und an seinen Haaren zu ziehen? Ein Mal war er aufgewacht und zum Frühstück gegangen, aber das Gröhlen um ihn herum hatte sogar ihn geweckt. Er hatte zuerst nach seinem Frühstück gesehen, Potter aber nicht entdeckt. Ja, und dann hatte er in den Spiegel gesehen. Die kleinen Rabauken hatten ihm die Haare geflochten!! Mit rosa Bändchen! Und... und... ihm Herzchen in die Haare gesteckt! Ihm! Dem bösen Lucius Malfoy! Und Bella hatte auch noch Fotos davon! Mädchen waren schrecklich! Viel zu schnell, zu neugierig, zu frühreif und... warum konnte sein Sohn nicht endlich selbst einen Sohn bekommen? Er sah auf Draco – der mal wieder schwanger war. Mit Mädchen Nummer sieben.
 

Er hatte die vielen Mädchen auf den Tabasco geschoben und versucht, Draco von dem Höllenzeug fern zu halten. Das würde er nie wieder tun. Ein Schwangerer ohne seine Gewürze... Lucius schauderte. Und gebracht hatte es offensichtlich auch nicht wirklich was.
 

Außerdem war es ihm ein Rätsel, wieso Draco immer wieder irgendwas tat, um sich in ein Mädchen verwandeln zu lassen, wobei Harry nach Kind vier und fünf – ein infernales Zwillingspärchen, dass Fred und George locker in den Schatten stellen konnte, irgendwas getan hatte, dass diese Verwandlung nicht mal mehr nötig war, um schwanger zu werden, das aber nicht mal er selbst gewusst hatte, weswegen es nur wenige Wochen später zu Schwangerschaft fünf und Kind sechs gekommen war. Ein Alptraum für einen Malfoy! Erst gab es generationenlang kein einziges Mädchen und dann wurde sein Haus, ausgerechnet, während er am Leben war, zu einer Mädchenerziehungsanstalt! Oh, er Armer er! Immer traf es ihn! Immer, immer, immer!
 

Neo, der sich bis jetzt mit seinem Gramps über einen neuen Trank aus dem neuen Buch unterhalten hatte, wo auch Remus mitdiskutierte, sah auf, um zu sehen, was seine Schwester nun schon wieder angestellt hatte, doch was er sah, brachte ihn zum Grinsen. Lucius Malfoy, der seinen Kopf wie ein Hauself auf den Tisch krachte. „Was hat er denn nu schon wieder? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Cat im Moment nichts Schlimmes getan haben kann, “ verteidigte er seine Schwester. Sie konnte schrecklich sein, aber gerade im Moment war ihr schlimmstes Verbrechen wohl dieses schreckliche, mädchenhafte Gekicher.
 

Severus hob nur eine Augenbraue und blickte zu seinem besten Freund. „Frag nicht,“ riet er dem Jungen, wuschelte über seine Haare. „Dann kannst du auch keine Antworten bekommen und glaub mir, das ist meist das Beste.“
 

Harry dagegen grinste nur: „Ganz einfach, Söhnchen, Lucius lässt sich so schön leicht aus der Ruhe bringen, dass Jeder es gern tut,“ er biss genüsslich von seiner neuesten Kreation ab, ohne zu merken, dass alle in seiner Nähe grün wurden.
 

„Harry! Sporn sie nicht auch noch an!“
 

„Doch!“
 

„Nein!“
 

Toooooooooooooooom! Er ist soooooooo gemein....!“, schniefte Harry, stand auf und rannte zu seinem Mann, schmiss sich ihm in die Arme. Er hörte nicht das Lachen von Bella oder sah nicht den verzweifelten Versuch von Narcissa, ihr Getränk bei sich zu halten, oder Dracos schadenfrohes Gesicht.
 

Verdattert sah Tom auf seinen kleineren Ehemann herunter, der sich an ihn klammerte und aufschluchzte. Was war denn nun kaputt? Sonst war Harry doch auch immer so ausgeglichen! Es hatte nur eine Ausnahme gegeben und das... sein Blick streifte über seine Kinder, sah dann zu Severus und zog seine Augenbrauen zusammen. „Toll gemacht!“, doch dann fiel sein Blick, den letzten Beweis suchend, auf Harrys Teller, was einen leichten Grünschimmer auf seinem Gesicht auslöste. Waffel mit Nutella, Rührei und Tabasco. Örks. Um es freundlich auszudrücken. Merlin, nein! Die Hölle! Doch er musste grinsen. Trotz Allem, er drückte Harry an sich. „Wann hattest du vor, es mir zu sagen?“
 

„Gar nicht!“, grinste Cat nur, die auf ein Mal neben den Beiden aufgetaucht war. „Er wollt wissen, wie lang du brauchst, um es zu bemerken!“
 

„Neo?“, fragte Severus entsetzt, als auch bei ihm die Puzzleteilchen langsam an ihren Platz fielen.
 

„Was?“, fragte der unschuldig. „Wir haben ihn neulich essen sehen! Und da haben wir nachgefragt!“
 

Severus schüttelte ungläubig den Kopf. Kein Wunder, dass Harry in letzter Zeit wieder so launisch gewesen war, obwohl er das seit Jahren nicht mehr gewesen war! Und das gerade jetzt, wo Harry Direktor geworden war! Na ja, er war es schon seit fünf Jahren, aber trotzdem... er selbst war nur noch Stellvertreter und heilfroh darum, er konnte sich endlich der Forschung widmen...
 

„Harry?!“
 

Harry wischte sich die Tränen ab und grinste den Anderen an. „Drei Monate,“ kicherte er. „Und dieses Mal wusste ich es sofort, nur du hast wieder ewig gebraucht!“, er piekte den Älteren mit seinem Finger. „Poppy meint, es werden wohl wieder zwei sein.“
 

„Harry!“, lachte Tom, wirbelte den Anderen herum, bevor er ihn wieder abstellte. „Das sind Nachrichten!“
 

„Ja, wieder jahrelang keinen Schlaf oder morgens magische Vermehrung und kein Platz mehr im Bett, “ diagnostizierte der Grünäugige amüsiert. Ja, er war tatsächlich inzwischen Direktor. Seit er erfahren hatte, wessen Seele er hatte, sozusagen. Er war irgendwann einfach stutzig geworden, dass das Schloss nichts mehr liebte, als ihm zu helfen, dass er jeden noch so geheimen Gang und jede noch so gut geschützte Knutschecke fand. Allerdings erinnerte er sich kaum an Etwas, das Meiste waren nur verschwommene Schatten, Tom hatte ihn gebeten, nicht weiter zu forschen, er wusste nicht, warum, aber er hatte sich daran gehalten. Der Andere wusste meist, was besser war. Er vertraute Tom, er stellte diese Aussage nicht in Frage, Tom wusste oft eher, wie weit er sich belasten konnte, als er selbst.
 

Tom lachte nur, er hob Harrys Kopf und küsste ihn: „Und ich dachte, du hättest plötzlich angefangen, Kaffee zu trinken,“ flüsterte er.
 

„Örks! Dad, Daddy, hört auf damit! Das ist ja eklig!“
 

Harry hob eine Augenbraue, sah seine Slytherintochter herausfordernd an. „Wenigstens gewinne ich so nicht meine Quiddichspiele!“
 

Cat beschränkte sich wieder mal darauf, nur ihre Augen zu verdrehen. Eltern! Wer auch immer die erfunden hatte, musste zu dem Zeitpunkt stockbesoffen gewesen sein. Es gab Dinge, die wollte man als Tochter lieber nicht wissen. Wirklich nicht. Aber darum kümmern tat sich ja auch Niemand. „Oi, Brüderchen! Gehen wir fliegen?!“
 

„Ich... bleib lieber mit beiden Füßen auf dem Boden,“ wehrte Neo seine Schwester ab. „Und ich hab noch ein Buch zu lesen.“
 

„Hufflepuff!“
 

„Slytherin!“
 

„Schisser!“
 

„Du kannst nicht Parsel sprechen!“
 

„Hrmpf!“, und schon schmollen sie sich wieder gegenseitig an.
 

„Hufflepuff,“ murmelte Severus, der immer noch nicht darüber hinweg gekommen war, dass gerade sein Enkel in diesem Haus gelandet war. Und das, trotz der Tatsache, dass er Parsel verstand und als Haustier eine schwarze Kobra hatte. Er lernte, wie ein Ravenclaw, konnte denken, wie ein Slytherin und schaffte es nach HUFFLEPUFF! Merlin, mit seiner Familie ging es immer rapider bergab.
 

Harry lachte nur, als er das sah. Er war einfach nur glücklich. Die letzten dreizehn Jahre waren durchaus anstrengend gewesen, aber auch schön. Mit den Kindern und Tom. Der Ältere hatte sie in jeden Ferien woandershin mitgenommen, er hatte große Teile der Welt gesehen und immer Arme gehabt, in die er sich flüchten konnte, dazu lustige Streitereien mit Draco, der Weasleybrutmaschine spielte, Ron, der für die Popularisierung der Insel sorgte, seine eigenen Kinder, die gesund und zufrieden waren und mit Sicherheit mindestens so groß, wie Tom werden würden. Er legte seine Hand auf den Bauch. Seine nächsten Kinder auf dem Weg... er hatte einen Job, den er, auch, wenn er anstrengend war, gern machte, er hatte Unterstützung und Freunde. Er konnte es doch gar nicht besser haben.
 

Manchmal wachte er immer noch auf, in Toms Armen und hatte Angst, dass alles nur ein Traum gewesen sein könnte. Aber meist wurde er sehr schnell daran erinnert, dass es die Realität war.
 

Und er liebte es....



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Von:  strega79
2019-05-26T21:52:01+00:00 26.05.2019 23:52
Wunderbar
Von:  -miruku-
2014-03-10T18:52:23+00:00 10.03.2014 19:52
sehr schön gemacht^^ Mehr kann ich gar nicht sagen.^^
Von:  Marmorkuchen
2013-08-24T22:54:06+00:00 25.08.2013 00:54
Hallo, liebe Dhala :)

Ich habe Durch die Zeiten jetzt wahrscheinlich zum dreißigsten Mal gelesen und ich muss sagen: Weinen muss ich immer noch.
Du schaffst es auch immer und immer wieder, mich absolut abhängig zu machen von dieser emotionalen Hülle, die du absolut perfekt aufbaust.
Das klingt super kitschig und alles, aber ich kann nicht anders, ich muss dich hier unbedingt loben :D

Hier gefällt mir, neben der Länge und der Komplexität der Charaktere, unheimlich, dass die Story in sich so herrlich stimmig ist. Ich kann mich nie entscheiden, ob sie fluffig oder einfach nur wahnsinnig traurig ist. Vermutlich beides, und ich überschlage mich wahrscheinlich fast vor Lob, aber: Das LIEBE ich so :D


Nur eine kleine Anmerkung: Ich bin ein unfassbarer Fan vom Standardpairing Remmy/Sevvie... -wär da vielleicht was drinne?

Genug gequatscht, noch einmal das dicke Lob meinerseits an dich, danke für diese mächtige und unfassbar schöne Liebesgeschichte!

Liebe Grüße
Kuchen
Von:  Penelo89
2013-02-12T23:32:08+00:00 13.02.2013 00:32
oh mann diese FF ist einfach nur göttlich^^
besonders beim Ende musst ich schmunzeln.
super geschrieben!!!!
Freue mich auf weitere Werke deinerseits ;-)
Von:  Nami_van_Dark
2013-02-02T08:12:54+00:00 02.02.2013 09:12
Gelacht, Geheult und wieder Gelacht
ein wechselspiel der Emotionen
was gibt es sonst noch zu sagen
GENIAL !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Von:  Neko-sama
2011-09-05T15:33:34+00:00 05.09.2011 17:33
ich hab diese FF auf Fanfiction gefunden und sooo geliebt <33
und nun dacht ich mir, ich such sie hier auch mal und: tada~
*happy*

Die FF war sehr schön zu lesen, sie hat mich gefesselt wie schon lange keine mehr ^^

Weiter so

lg neko
Von:  DBZ-Fan1986
2011-06-26T18:47:51+00:00 26.06.2011 20:47
Ein sehr schönes FF. hat mir super gut gefallen. Es war zwar lang, ließ sich aber immer flüssig lesen.
Die Verwandlung in einen Panther fand ich ganz große klasse und auch die geschichte drum herum. Nur schade, dass Du Fred und George nicht mehr so oft hast auftreten lassen.
Die geschichte mit der Schwangerschaft fand ich allerdings mehr als albern und auch die Erklärung dazu. Ich meine, selbst in Harry's Animagusform war er immer noch männlich und konnte somit keine Eierstöcke entwickeln. Ein Mann schwanger, selbst in der Zaubergemeinschaft schwer vorstellbar.
Und Draco dann auch noch gleich dazu, nur um es passender zu machen. Oh man. XD Und am Ende ist er nur noch eine Brutmaschine, wer's glaubt wird selig. XD Sorry, aber das finde ich bei Draco einfach undenkbar.
Der Endkampf mit Dumbledore war mir zu kurz. da war ja selbst Hermine im Endkampf in der Winkelgasse einfallsreicher. Harry schwang ein Schwert und Kopf ab... Die Szene war klasse geschrieben und trotzdem spannend, aber soooo kurz. Ich hab mir bei 45 Seiten einen größeren Endkampf erhofft.

Sorry für die Kritik, dass musste ich einfach mal los werden. ich hab die geschichte trotzdem sehr gerne gelesen und ich liebe Deinen Schreibstil. ich hoffe nur, dass es bei "Anaeruin" nicht auf etwas ähnliches hinausläuft.
Von:  Chibi__Chibi
2011-03-01T10:31:24+00:00 01.03.2011 11:31
PUHHHH~ geschafft!!!
Deine story ist wirklich gut. Ich konnte gar nicht aufhören deine FF zu lesen. Ich muss sagen es gibts nicht viele die ein so guten Schreibstil haben wie du. Du schaffst es das es nie langweilig ist und man sich fragt was wohl als nächstes passiert. Ich habe schon viele FFs gelesen die Tom/harry beinhalten und es wird immer schwerer selche zu finden. Bei dir kann man sich vorstellen was die einzelnen Personen gerade fühlen was es sehr sehr selten gibt Ein dickes fettes Lob und mach weiter so und ich mache mich daran deine nächste FF zu lesen^^

LG da lass
Von:  DisorientedDarcy
2010-12-18T14:03:07+00:00 18.12.2010 15:03
weisst du?
ich weine gerade...
ich vermute dass das gerade godric gryffindor und salazar slytherin waren!
einer der besten anfänge die ich bisher gelesen habe...er hat mich wirklich berührt!
naja...godric und salazar sind dann vermutlich h.p. und t.v.r. ...

Bloody Greetings
Nighty
Von:  Selina_Merope_Silvermoon
2010-10-28T12:39:38+00:00 28.10.2010 14:39
Wow was ne tolle storie! Nur... so laaaaang? Das war ein echter kraftakt die in zwei tagen durch zu lesen...
Aber ich bereue nichts!

von meiner Seite aus: Auf zur nächsten! (Ein glück habe ich bald Urlaub XD)
lg Sally


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