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Durch die Zeiten

oder die Wahrheit dahinter
von

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Koma

Nervös saß Harry in dem bequem eingerichteten Raum, der Wärme und Freundlichkeit ausstrahlte. Ein kleines, privates Zimmer mit mehreren Sitzlandschaften. Er hatte am Morgen kaum etwas essen können, die Nacht hatte er einen Alptraum gehabt und schrecklich gefroren und nun würde gleich Sirius kommen, dem es gar nicht gut zu gehen schien, wie es aussah, weil der sich solche Sorgen um ihn machte. Er lehnte seinen Kopf wieder gegen die Brust hinter sich, lächelte etwas, als Tom anfing, seine Ohren zu kraulen. Wenigstens war er hier nicht alleine.
 

„Hör auf, dich da rein zu steigern,“ bat Tom leise. „Du machst dich nur selbst fertig.“
 

„Ich... fühle mich so.. schuldig!“
 

„Du bist krank, das hast nicht du zu verantworten, es.. kann sehr gut an allem liegen, was man dir angetan hat,“ gab der Ältere leise zurück, küsste Harry, drückte ihn an sich. „Du bist nicht mit Absicht krank geworden.“ Er hasste es, darüber zu reden, doch er tat es, weil es nötig war. Weil er es nicht verdrängen konnte. Diese Nacht hatte das Fieber lange gebraucht, bis es gefallen war.
 

Ob er wollte oder nicht, er konnte sich nicht einbilden, dass Harry gesund war. Er hatte nur noch eine Möglichkeit: seinem Geliebten die letzten Wochen so schön wie nur eben möglich zu machen. Das war alles, was blieb. Also tat er es, denn gegen diese Krankheit gab es ja kein Heilmittel...
 

Morgen würde er mit Harry einen Ausflug an die Küste von Cornwall machen, es war zu kalt zum Schwimmen, aber der Jüngere wollte das ja auch gar nicht, er wollte einfach nur das Meer sehen, denn auch, wenn Tom dabei war, hatte er Angst vor dem tiefen Wasser, sobald er nicht mehr stehen konnte.
 

Dort würden sie ein kleines Picknick auf einer der Klippen machen, das würde Harry sicher gefallen und anschließend würde ihm auch noch etwas einfallen, denn nicht mal jetzt bat er um irgendwas. Harry lächelte ihn immer nur an und küsste ihn dann, bat ihn, sich keine Sorgen zu machen und dass es ihm gut ginge. Noch immer war der Jüngere es, der ihn trösten wollte, mit einem Lächeln.
 

„Harry!“, Mit dem Wort stürmte Sirius in das Zimmer, sah auf sein Patenkind, das sich umwandte und ihn sofort anlächelte, aufstand und sich in die Arme schließen ließ. Als wäre nichts Schlimmes, als wäre all das nur ein schlechter Traum gewesen.
 

„Ich bin da, Siri,“ lächelte Harry nur und schloss seine Arme um den Hals des Anderen. „Es geht mir gut, bitte, mach dir keine Sorgen.“
 

Sirius sagte nicht, er drückte den Jüngeren nur an sich, während er erneut zu heulen begann, so, wie er es seit dem Treffen mit Poppy immer wieder tat. Heute beim Frühstück hatte Draco Malfoy einen Brief erhalten, er hatte ihn überflogen, war plötzlich aufgesprungen, hatte den Stuhl von sich geworfen und war gerannt, dicht gefolgt von Ron, der ebenfalls aufgestanden war, als er den Blonden hatte rennen sehen. Er hatte nicht raten müssen, was er Jugendliche mitgeteilt bekommen hatte. Das Gesicht hatte alles gesagt.
 

Remus stand einfach nur da, in seiner Kehle steckte ein riesiger Kloß, er betrachtete den Jungen, der lächelte, als wäre Nichts. Als habe er nichts Drastischeres, als eine Erkältung und eine rote Nase, doch er war Werwolf, er roch Dinge, die Andere nicht wahr nahmen, er roch den kalten Schweiß von Fieber, auch, wenn der Junge sich geduscht haben musste, da er von Pfefferminz überlagert wurde, er sah auch die winzigen Anzeichen, das leichte Zittern in einer der Hände, die um den Nacken seines besten Freundes lagen. Es war wahr, Harry würde sterben, er konnte es nicht fassen, er wollte es nicht glauben! Nicht daran denken, dass ein so junger Mensch, der gerade sein Glück gefunden hatte, sich schon aufs Sterben vorbereiten musste.
 

Kurz sah Remus zu Fenrir, der Sirius im Auge behielt, er wusste, der Mann sah dasselbe, wie er auch. Und vermutlich machte er sich bereits Gedanken darum, was er tun musste, wenn es vorbei sein würde. Wenn Harry niemanden mehr beruhigend anlächeln und seine Krankheit herunter spielen konnte. Er wusste, er würde getroffen sein, aber es würde nichts gegen das sein, was Sirius durchmachen musste, er wusste, der Andere glaubte, er hätte die Verantwortung dafür, weil er nicht da gewesen war, als Harry ihn gebraucht hatte, auch, wenn er in Askaban gesessen hatte, er fühlte sich verantwortlich.
 

„Es ist wirklich gut,“ lächelte Harry nur und löste seine Umarmung, winkte auch den anderen Beiden zu, bevor er sich auf Toms Schoß setzte. Er war immer noch etwas Müde, die Nacht war nicht so toll gewesen und der Andere gab ihm Wärme. „Wie geht es euch?“, frage er dann. „Wie geht es Dray? Alles in Ordnung?“
 

„Ja,“ nickte Fenrir ruhig. „Bei uns schon.“ Es gefiel ihm nicht, Harry so zu sehen. Er wusste, der Junge spielte, um die Anderen zu beruhigen. Er stellte sich einmal mehr in den Hintergrund – vor allem für Tom. Und er fühlte sich sichtlich unwohl, das war nicht zu verkennen, Müde wohl auch, den leichten Ringen um seinen Augen nach zu schließen, aber er war hier, zweifelsfrei für Sirius. Um diesem zu zeigen, dass noch kein Grund für Sorgen bestand, obwohl jedes Alarmzeichen auf Rot stand, dass man sich nur vorstellen konnte! Er war nicht blind, er erkannte die Kleinigkeiten, nun, da er wusste, wonach er sehen musste und er wusste, Lupin erkannte sie auch.
 

„Das ist gut... ich werde heut Nachmittag an Dray schreiben, damit er sich keine Sorgen macht,“ erklärte Harry, er hatte die Vermutung, dass auch der Blonde bereits Bescheid wusste. Immerhin war dessen Vater dabei gewesen und Bill auch. Also würde es nicht lange dauern, bis es auch noch in die Zeitungen kommen würde. Und davor graute es ihm jetzt schon.
 

„Tu das,“ nickte Remus und lächelte, selbst etwas angespannt. „Er wird sich freuen. Und... vielleicht solltest du ihn noch mal einladen, nächstes Wochenende...“
 

Dieser Vormittag ging nur schleichend vorbei. Harry wurde immer erschöpfter, weil er so schlecht geschlafen hatte und mehr als ein Mal wäre er fast eingenickt, er war richtig erleichtert, als Tom das Treffen abbrach, mit dem Hinweis, dass er schlafen müsse. Er umarmte die Anderen, sah ihnen hinterher, wie sie durch die Flure gingen, ließ sich dann hochheben und kuschelte sich an Tom. „Du.. musst sicher arbeiten,“ murmelte Harry. „Ich kann in der Zeit auf deinem Sofa schlafen,“ schlug er vor.
 

Tom sah auf den Jungen, nickte dann und trat in sein Arbeitszimmer, setzte sich mit Harry auf das Sofa, küsste ihn sanft und half ihm, sich zurecht zu kuscheln, ließ ihm von einer der vielen Hauselfen seinen Teddy bringen. „Schlaf dich aus,“ lächelte er dann. „Ich bin direkt bei dir, wenn was ist, sag einfach bescheid...“
 


 


 

Severus starrte auf die Tote, die in dem Krankenbett lag. Noch eine. Er starrte auf den Trank, der in kleinen Flakons abgefüllt, auf ihrem Nachtschrank stand. Und der offensichtlich mal wieder nichts gebracht hatte. Noch eine von ihnen war tot. Nur bei einem einzigen Patienten, einem kleinen Jungen, schien es anzuschlagen, der lag zwar immer noch im Koma, aber seine Atmung hatte sich stabilisiert und sein Herz schlug wieder regelmäßig. Er würde mit viel Glück durchkommen.
 

Trotzdem. Einer von neun Versuchspersonen. Was war das für ein beschissenes Ergebnis?! Das konnte er so nicht gelten lassen! Warum hatte es beim Schwächsten gewirkt, nicht aber bei den eigentlich gesunden Erwachsenen? Was fehlte ihnen, was der Junge hatte? Was unterschied sich? Der körperliche Zustand sicher nicht, die waren alle gleich beschissen! Und er weigerte sich, seinem Sohn etwas zu geben, von dem er nicht wusste, ob es mehr Nutzen, als Schaden brachte!
 

Wütend ballte der Tränkemeister seine Hände zu Fäusten, bis die Phiole mit dem Traumlostrank, die er gehalten hatte, einfach brach.
 

Und hätte eine Schwester nicht aufgeschrien und sich um die Scherben gekümmert, er hätte sie sich vermutlich selbst tiefer in die Hände gedrückt, nur um sich zu beweisen, dass er den Schmerz ertragen konnte, wohl wissend, dass es hässliche Folgen haben konnte, schon allein wegen des Trankes, der so in sein Blut gelangen würde und der ihn dann zum Schlafen zwingen würde.
 

„Was soll ich tun?“, fragte Severus leise ins nichts. „Lily, ich kann ihn doch nicht sterben lassen! Es ist dein Kind! Wenn er weg ist, bis du auch verschwunden! Das will ich nicht! Er ist die letzte Verbindung, die ich zu dir habe!“ Er war immer lauter geworden, ohne es selbst zu merken.
 

„Niemand will, dass ein Kind stirbt,“ schaltete Narcissa sich ein, die einfach nur der Stimme gefolgt war. Sie stellte sich neben den Mann, mit dem sie einst zur Schule gegangen war und strich sanft über dessen Rücken. „Ich habe gehört, du machst irgendwelche Experimente und hast Erfolg?“
 

„Erfolg?“, echote Severus ungläubig. „Nein, kein Erfolg! Einer von Neunen spricht auf den Trank an und ich habe keine Ahnung, warum!“
 

Narcissa sah auf den verzweifelten Mann, dessen Augen feucht waren. Ja, er liebte seinen Sohn, wie sie es sich gedacht hatte, nur konnte der es diesem nicht zeigen. Er saß hier, verzweifelt um ein Heilmittel bemüht und doch schaffte er es nicht. Er hatte irgendeinen Trank ausgegraben, doch der schien willkürlich zu wirken. „Gib die Hoffnung nicht auf,“ bat sie. „Forsch weiter und selbst wenn es nicht weiter geht, denk immer daran, einer hat es überstanden und Harry ist stark, sehr stark, vielleicht würde er es auch schaffen. Hast du Tom schon gesagt, dass es... Hoffnung gibt?“
 

Severus runzelte die Stirn. „Er hat mir das Rezept gebracht,“ gab er nur zurück. „Wenn er es vergessen hat, ist das vielleicht gar nicht so falsch. Hoffnung ist fehl am Platz...“
 

„Das ist es nie,“ gab Narcissa entschieden zurück. „Aufgeben ist feige! Kämpfe um ihn, damit du ihm sagen kannst, dass er dir nicht egal ist! Harry wünscht sich deine Anerkennung! Mehr hat er nie gewollt!“
 

„Was will er denn von mir“, fragte Severus leise. „Ich bin ein miserabler Mann, ich bin ein schmieriger Tränkemeister, ich...!“
 

„Du bist jemand, der es sehr schwer hatte, Harry versteht das,“ erinnerte die blonde Frau den Anderen. „und was die Haare angeht – die haben sich schon erstaunlich verbessert, seit dein Kopf nicht mehr in dem Dampf von irgendeinem Kessel hängt. Versteck dich nicht nur hier, geh zu ihm und rede mit ihm, vielleicht ist das noch wichtiger, als eine Heilung, für euch beide..“
 

Doch Severus schüttelte entschieden den Kopf. „Ich kann mit ihm reden, wenn er gesund ist ,“ gab er knapp zurück, sah erneut auf das Rezept.
 

Narcissa seufzte leise und setzte sich auf einen Stuhl, während der Andere wieder anfing, zwischen einigen Kesseln hin und her zu laufen. Das hier würde eine lange, hässliche Zeit werden, daran hatte sei keinen Zweifel.
 


 


 

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25.12.1004
 

Weihnachten.
 

So nennen die Muggel dieses alte Fest der Wintersonnwende, sie veranstalten Krawall und johlen etwas von Geburt ihres Herrn. Dumme Leute, dabei haben sie dieses Fest nur für ihre Zwecke missbraucht, es ist das Fest der Wintersonnwende, wenn das Jahr wiedergeboren wird, es wird in Stille miteinander gefeiert, mit alten Gesängen und in der Familie, ohne nach draußen zu gehen, denn dieser Tag und diese Nacht gehört den alten Göttern, die an diesem Tag auf der Erde wandeln. Die, die sie stören haben Schreckliches zu erwarten.
 

Es sind nicht viele Schüler geblieben. Die Meisten haben Muggelverwandte und sind immer hier, weil sie woanders sofort verfolgt, gesteinigt, umgebracht, verbrannt oder gevierteilt werden würden. Ric hat ihnen kleine Geschenke besorgt, über die sie sich gefreut haben, neue Kleidung oder Pergamente, ein paar Schreibfedern und Tinte. Er hat mit ihnen gefeiert, er hat gelacht und gescherzt.
 

Allein ihn zu beobachten hat so weh getan. Ric hängt so sehr an der Schule, den Kindern, dem Leben! Und doch... wird er es nicht mehr lange genießen können. Ob wir noch eine Midwinterfeier zusammen haben werden? Ich weiß es nicht. Vielleicht, wenn er sonst gesund bleibt, vielleicht eine, mehr wohl nicht.
 

Und er weiß es. Ric macht sich keine falschen Hoffnungen, er weiß es so gut, wie Helga, Rowena und ich. Die Fieberattacken werden so häufig, dass er manchmal nicht mehr aufstehen will, weil er sonst schrecklich friert, erst gestern war es wieder so und es ist ein Wunder, dass er heut schon wieder aufstehen konnte.
 

Wie sehr wünsche ich mir, ihm helfen zu können! In meinem Kopf schweben Ideen herum, Tränke, die ich machen könnte, um ihm zu helfen, ihn zu heilen. Einige habe ich gemacht, aber sie hatten nicht die erhoffte Wirkung. Sie haben sein Fieber gesenkt, aber mehr auch nicht. Ein Anderer hat ihm das Atmen, mit dem er manchmal Schwierigkeiten hatte, leichter gemacht. Aber etwas, dass ihn heilt, habe ich einfach nicht erstellen können!
 

Was fehlt mir nur? Warum finde ich die verdammte Lösung nicht?! Ich weiß, ich stehe kurz davor! Immer wieder sagt Ric, dass ich eine Lösung finden würde, nicht für ihn, aber für Andere und dass ich, egal, wann er stirbt, weiter machen müsse, bis ich die Lösung hätte. Er hat es mich versprechen lassen, schon mehrfach. Er sagt, ich soll verhindern, dass Andere je so leiden und das wäre sein Wunsch zu Midwinter. Ich habe es ihm versprochen, wie ich es immer tue. Alles, um wieder ein Lächeln auf sein dünner werdendes Gesicht zu zaubern. Aber eigentlich ist mir nicht danach.
 

Was habe ich davon, ein Mittel zu finden, wenn er schon tot ist!?
 

Er ruft nach mir, ich soll ins Bett kommen, es wäre spät.

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Die nächsten zwei Wochen vergingen viel zu schnell. Tom wollte nichts mehr, als die Uhr zurück zu drehen, sie anzuhalten, bis er eine Lösung gefunden haben würde. Und doch war sie nicht da.
 

Es war, wie Poppy gesagt hatte, jeden Tag wurde es schlimmer, Harry schlief immer länger und immer öfter, schon mehrfach wäre er einfach hingefallen, weil seine Beine unter ihm nachgaben, würde er nicht immer neben ihm gehen und ihn dann auffangen. Es mit anzusehen, war eine Qual. Wie musste es dann erst sein, wenn man es fühlte, merkte, wie der eigene Körper begann, einfach aufzugeben?
 

Letzte Woche fing es dann auch an mit plötzlichem Nasenbluten und dunkelroten Tränen, die aus den Augen flossen. Tom hatte sich schrecklich erschrocken, Er hatte Harry entsetzt gehalten, stundenlang, nicht in der Lage, ihn loszulassen. Poppy hatte einen Trank gebracht, der die Blutungen im Griff hielt – für den Augenblick. Und doch – nie beschwerte Harry sich über Schmerzen und Schwäche, er lächelte immer nur ermutigend und sagte, es sei alles in Ordnung. Obwohl Tom sehen konnte, dass er Schmerzen hatte.
 

Und wieder war es Harry, der ihn trösten wollte, ihm sagte, dass er durchhalten würde, für ihn, dass er alles tun würde, um am Leben zu bleiben, auch, wenn er viel im Bett liegen musste und von Fieberanfällen geschüttelt wurde. Es war ihm egal. Solange Tom nur lächeln und ihn küssen würde. Schmerzen waren dem Jungen zu vertraut, um überhaupt nur darauf einzugehen, er konnte sie leicht in den Hintergrund verdrängen.
 

Seit Harry das erste Mal Nasenbluten gehabt hatte, war Tom gar nicht mehr im Ministerium gewesen, nicht mal mehr für eine Stunde und er ließ den Jüngeren nicht mehr allein, nicht einmal, wenn er eine wichtige Sitzung hatte. Dann nahm er Harry mit und wehe, jemand sah den Jungen auch nur schief an, dann konnte Tom ausrasten, wie zu seinen besten Zeiten. Also sagte niemand etwas, auch, weil jeder gewarnt worden war.
 

So oft es ging, unternahm Tom etwas mit Harry, er wollte ihm die Zeit so schön, wie nur eben möglich machen. Doch mehr als kleine Ausflüge waren nicht mehr drin, danach war der Grünäugige am Ende.
 

„Harry?“, fragte Tom leise, strich über die dunklen Haare. Auch in der Nacht hatte er einen Fieberanfall gehabt, der immer noch nicht abgeklungen war und er hatte alle Mühe, nicht panisch zu werden, denn er versuchte schon, seit einer halben Stunde den Jüngeren zu wecken, ohne auch nur den geringsten Erfolg. Auch der Schwanz hatte sich nicht um sein Bein oder seine Hand gelegt, sondern lag schlaff neben den Beinen seines Geliebten.
 

„Wach auf, bitte!“
 

Doch der Jüngere reagierte nicht, nicht mal mit einer Wimpernbewegung oder sonst etwas. Noch schlimmer wurde es, als auf einmal einige Tropfen Blut aus den Augen liefen. Das war das Schlimmste in Toms Augen, der Anblick, als würde Harry Blut weinen. Weil er gezwungen wurde, so zu leiden.
 

Koma, hallte das Wort in Toms Geist nach.
 

„Nein! Komm schon! Harry, wach auf!“
 

Sinnlos.
 

Hektisch sprang er zum Kamin, warf Floopulver in die Flammen und rief nach Poppy, die sofort kam, aber die nur mit Tränen in den Augen den Kopf schüttelte, ihm dann sagte, dass der schlimmste Fall eingetreten wäre und Harry vielleicht schon Ende der Woche tot sein würde, dann war sie wieder gegangen und hatte ihn zurückgelassen. Er saß da, Harry in den Armen, wiegte den bewusstlosen Jungen hin und her. Er wusste, er sollte einigen Leuten bescheid sagen, Sirius und Remus. Severus vermutlich, aber er konnte den schmalen, gebeutelten Körper einfach nicht los lassen.
 

Bis ihm auf ein Mal etwas einfiel. Es stach, es bohrte sich regelrecht in sein Hirn. Vor mehr als einem halben Jahr, als er in Slytherin Manor gewesen war....
 

--- Flashback---
 

Ruhig wandte Tom sich um und lief weiter, hin zu einer Vase, die auf einem Podest stand. Es war ein wirklich schönes und altes Stück, auf ihr bewegten sich Bilder immer wieder hin und her. Sie erzählten eine Geschichte, die für ihn momentan einfach noch keinen Sinn ergab, aber er war sich sicher, auch das würde er noch herausfinden. Wieder war da so ein seltsames Gefühl, der Schatten einer Erinnerung, die einfach keine Form annehmen wollte, aber die brachte ihn dazu, die Vase von dem Podest zu heben und genauer zu untersuchen. Ja, da war etwas. Ein Stück Pergament, das er vorsichtig heraus holte, bevor er es auseinander faltete. Es war in Parsel geschrieben und ein Trankrezept gegen eine immer noch fast immer tödlich verlaufende Krankheit, die extrem aggressiv war und täuschend schleichend begann. Terunadorie, sie griff den magischen Kern einer Person an und brachte dann die Organe zum Versagen. Was genau der Auslöser war, wusste man bis Heute nicht, aber auffällig war, dass nur Männer sie bekamen und dann auch nur die, die extrem stark waren. Als wäre der Körper nicht in der Lage, den magischen Kern zu beherbergen. Das gab es auch harmloser und trat oft bei Kindern beiden Geschlechts auf, die ihre Magie nicht oft genug benutzten, war aber heilbar.
 

„Interessant,“ murmelte Tom, steckte das Rezept weg, in seine Brusttasche. Warum war es hier versteckt? Warum nicht veröffentlicht? Er verstand es wirklich nicht, aber gut, er würde es Severus geben und sehen, was der daraus machen konnte und würde. Das beschäftigte den Mann etwas und lenkte ihn ab, vielleicht wurde er dann erträglicher. Nur war das nicht, was er eigentlich gesucht hatte.
 

--- Flashback Ende---
 

Merlin! Das Rezept! Wie hatte er das nur vergessen können?! Er hatte es noch an diesem Tag Severus gegeben! Er war sich ganz sicher! Eine Lösung! Merlin, es gab eine Lösung! Eine Hoffnung! Sanft bettete er Harry wieder in die Kissen, legte ihm den Grizzly in den Arm und deckte ihn zu, trat dann zum Kamin. „Severus Snape!“
 

Es dauerte keine drei Sekunden, bevor das Gesicht des Anderen in den Flammen erschien. „Was?“, kam es kurz angebunden.
 

„Komm hierher, sofort! Du hast drei Stunden, dann will ich dich hier haben, mit dem Trank, dessen Rezept ich dir gegeben habe! Sofort! Und befolge jeden einzelnen, verdammten Punkt auf dem Papier!“ Er ließ Severus nicht mal antworten, bevor er wieder zu Harrys Bett lief und über das fieberheiße Gesicht strich. „Eine Hoffnung, ein Lichtblick,“ flüsterte er. Das Tagebuch, der Schatten einer Erinnerung. All das, es war schon ein Mal geschehen, die schwache Stimme, die ihn bat, das Gegenmittel zu finden, auch, wenn er sterben würde, dass sie es brauchen würden, nicht jetzt, aber in der Zukunft. Godric, der die Zukunft sehen konnte, er hatte es gewusst und dafür gesorgt, dass sie beide zusammen bleiben konnten! Eine Chance!
 

„Halt durch,“ bat er verzweifelt. „Du hast es versprochen. Bitte, nicht lange, ich verspreche es, ich habe etwas, dass dir helfen könnte! Lass es nicht zu spät kommen! Du musst durchhalten! Nicht mehr lange! Du kannst leben! Und ich kann dich doch noch mit zu den buddhistischen Tempeln nah China und Japan mitnehmen, zu den kaiserlichen Gärten, zu den Pyramiden, du musst nur noch etwas durchhalten! Bitte... stirb nicht...“
 

„Er wird sterben! Das Zeug ist vollkommen wirkungslos!“
 

„Gib es einfach her!“
 

„Tom, ich habe es ausprobiert, Alle, alle, an denen ich es getestet habe, sind gestorben! Es hat ausgesehen, als würde es einer von ihnen schaffen, aber...!“
 

„Gib es her!“
 

„Tom, es ist sinnlos!“
 

„Accio!“, Tom fing die Phiole, die sicher in seiner Hand landete, entkorkte sie mit den Zähnen und flößte Harry den Trank vorsichtig und langsam ein. „Komm, Kleiner,“ sprach er leise. „Du musst kämpfen. Für dich, für mich, für all deine Freunde, selbst für deinen sturen, dummen Vater...“
 

Severus beobachtete das und es zog sich alles in ihm zusammen. Er wusste, wie sinnlos es war. In dieser Nacht war der Junge gestorben, der bis dahin durchgehalten hatte, drei Wochen lang. Unter Schmerzen. Weil sein Körper schon zu sehr geschädigt gewesen war und Herz und Lunge am Ende doch noch versagt hatten, da die Tränke nicht mehr gewirkt hatten. Noch arbeiteten einige Heiler an dessen Leiche, um herauszufinden, ob es noch eine Grund für dessen Tod gab, aber Severus war sich inzwischen sicher, dass der Strohhalm, an den Tom sich auf ein Mal mit so gewaltiger Kraft klammerte, brechen würde.
 

Harry würde sterben und so, wie er aussah, würde es nur noch wenige Tage dauern. Der mal wieder ausgezehrte Körper hatte zweifellos nicht mehr die Kraft, zu kämpfen und zu gewinnen. So wenig, wie der des kleinen Jungen. Alles in Severus zog sich selbst zusammen, denn bis heute Nacht war auch er noch bereit gewesen, ein wenig zu hoffen, nun war er es nicht mehr. Sein Sohn würde sterben, das Letzte, was er von Lily hatte, würde von ihm gehen und ihn zurück lassen. Er hatte dem Kleinen noch nicht mal gesagt, dass er ihn nicht hasste. Dass er ihn sogar eigentlich richtig gern mochte...
 

„Ich sage Grayback, Black und Lupin bescheid,“ gab er Tom dann zu verstehen. Es waren ohnehin Osterferien, das hieß, sie würden bleiben können, bis es zu Ende sein würde. Danach konnte er sich vermutlich ohnehin neue Lehrer suchen. „Und Draco, “ fügte er nach einem kurzen Moment noch hinzu. Der Blonde war in den letzten Tagen so oft bei ihm gewesen und hatte gefragt, wie es Harry ging, ob er nicht doch etwas tun könne, dass er seinen neuen Freund nicht verlieren wolle. Er hatte Draco keine Hoffnungen gemacht und war nun mehr als froh darum.
 

„Tu das,“ gab Tom nur leise zurück, er beobachtete einfach nur den Jungen in seinen Armen, der vollkommen bewegungslos da lag und mühsam und flach atmete, um jeden Atemzug zu kämpfen schien. Wann war die Lunge so schlimm geworden? Er wusste es nicht, er hatte es nicht gemerkt. „Bitte,“ flüsterte er, als er sich sicher war, dass Severus nicht mehr zuhörte und das Zimmer erst mal verlassen hatte. „Bitte, halte durch! Ric, du kannst mich nicht noch mal verlassen! Es.. würde in einer Katastrophe enden! Bitte, du wolltest doch leben! Ich habe das Heilmittel! Es liegt an dir, du musst nur noch durchhalten! Ich verspreche dir, ich werde immer für dich da sein, du wirst nie wieder alleine sein, mein kleiner Panther... Bitte. Halte durch, dieses Mal darfst du nicht sterben! Ich... will dich nicht verlieren! Was hilft mir denn die Unsterblichkeit, wenn du nicht mehr da bist?! Bitte! Du bist doch mein Herz, du bist meine Vernunft, ich brauche dich, die Anderen brauchen dich... bitte geh nicht...“
 

Er blickte auf die übrigen Phiolen, während Erinnerungen in ihm hoch kamen, so, wie damals, als er begriffen hatte, dass er schon ein Mal gelebt und dieselben Fehler gemacht hatte. Diese verschwommenen Fetzen. Dieses tiefe Wissen, dass der Trank Harry helfen würde, dass er leben konnte, wenn er es nur wollte, er konnte genau sagen, was er tun musste, dass Harry diesen Trank sechs Tage lang jeden Tag schlucken musste, dass er dann leben konnte. Dass es eine Chance gab, wenn Harrys Körper mitmachen würde.
 

Und das war der Punkt, der ihm solche Angst machte, er wusste, Harry hatte schon innere Blutungen gehabt, die blutenden Augen, die Nase, all das waren die Zeichen dafür gewesen. Er brauchte weitere Tränke und einen Heiler, der konstant da sein würde, um sich um diese Dinge zu kümmern. Ja, das war es. Er wollte, dass Harry lebte und er wusste, der Junge hatte eine Chance.
 

Zeitgleich haderte er mit sich selbst. Wäre ihm das doch nur eher wieder eingefallen! Er hatte Harry so vieles ersparen können, all die Schmerzen, die er mit einem Lächeln ertragen hatte, um Tom zu beruhigen, all diese Dinge. Die Müdigkeit... alles die inneren Schäden hätten nicht so weit fortschreiten müssen. Die letzten vier Tage war Harry kaum noch auf den eigenen Beinen gestanden.
 

Sanft strich er über Harrys dunkle Haare, strich sanft über dessen Ohren und vermisste das sonst so angenehme Schnurren. Es hatte ihm gezeigt, dass es Harry gut ging. Doch nur zu schnell wurde er unterbrochen, als auf ein Mal die Tür aufgerissen wurde – und Black herein stürmte. Dicht gefolgt von Lupin und Grayback.
 

„Harry! Harry, was.. was ist mit ihm?!”
 

Fenrir folgte den anderen Beiden, ruhig und gefasst, er stellte keine dummen Fragen, er wusste, was los war. Erstens war Severus mehr als deutlich gewesen und zweitens hatte er das schon vor vier Tagen gerochen, als sie das letzte Mal hier gewesen waren. Er hatte gewusst, dass es zu Ende ging. Und er hatte gesehen, dass der Junge teilweise höllische Schmerzen gehabt haben musste und doch hatte er gelächelt.
 

Sirius stürmte in das Zimmer, starrte entsetzt auf das Bett, wo sein Patenkind reglos lag, bleich und offensichtlich fiebrig, halb auf Toms Schoß. „Was hat er?!“
 

„Er ist in ein Koma gefallen,“ gab Tom dumpf zurück, hob den Jüngeren, wenn auch nur ungern, in den Schoß des Anderen. „Ich... muss einen Heiler holen, ich will, dass Harry vierundzwanzig Stunden am Tag überwacht wird, ich...“
 

„Meinst du nicht, es wäre Zeit, ihn gehen zu lassen?“, stellte Fenrir die Frage, die in Remus’ traurigen Augen stand. „Er hat genug gelitten und...“
 

„Ich lasse ihn nicht sterben!“, kam es von zwei Leuten gleichzeitig. Tom fügte dann leise an. „Das kann ich nicht... ich werde versuchen, was noch geht...“
 

„Und was soll noch gehen?“
 

„Ich... es gibt vielleicht eine Chance,“ erklärte er den Beiden. „Eine Winzige, aber sie ist da. Wenn Harry noch eine Woche durchhält, dann.. .haben wir eine Chance.“
 

Fenrir hob eine Augenbraue, sah dann auf den Jungen. Eine Woche? Wie wollte das kleine Kerlchen noch eine Woche durchhalten?! Er beobachtete, wie Tom das Krankenhaus informierte, das ihm zusicherte, zwei der besten Heiler, die sie hatten, innerhalb einer Stunde zu schicken. Er bezweifelte, dass diese Geschichte mit der Woche mehr als ein Strohhalm war, aber das Schlimmste war die Hoffnung in Sirius’ Augen, die wohl enttäuscht werden würde. Nicht mal Severus, der dem Jungen viel zutraute, glaubte, dass er eine Chance hatte.
 

Er setzte sich auf eines der Sofas, beobachtete, wie Sirius den Jungen hielt, ihn hin und her wiegte, wie ein Baby und mit ihm sprach. Davon, dass Harry durchhalten solle, dass es Hoffnung gäbe. Statt die Zeit zu nutzen, um sich zu verabschieden. Die nächsten Tage würden die Hölle werden, er kannte Sirius, er wusste, er würde ihn im Auge behalten müssen, wochenlang, damit der nicht was sehr, sehr dummes tun würde, so, wie er den Kleinen geliebt hatte und es immer noch tat.
 

Warum ließen sie das kranke Kind nicht einfach gehen? Harry hatte seine Ruhe verdient, ihn zu zwingen, in diesem kaputten Körper, der bereits nach dem nahenden Tod zu riechen begann, weiter zu machen, war pure Quälerei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-07-08T09:11:06+00:00 08.07.2010 11:11
Q.Q Ich heul hier immer noch!
Aber du lässt Harry doch nicht sterben, oder?... Oder?!... ODER?!
*sniff*
Von:  kaya17
2010-07-07T21:35:14+00:00 07.07.2010 23:35
Oh das ist so furchtbar traurig ich hoffe Harry hält noch durch. Wirklich sehr ergreifend
Von:  Caratinu
2010-07-07T21:02:56+00:00 07.07.2010 23:02
tolles kapitel
lg
cara
Von:  AngelHB
2010-07-07T16:44:43+00:00 07.07.2010 18:44
Hi!

Wieder ein super Kap. Armer Harry. Hoffe es wird noch die Rettung erfolgen.

LG Angel
Von:  sann
2010-07-07T16:23:30+00:00 07.07.2010 18:23
tolles kapi
hat mir sehr gefallen
schreib schnell weiter
Von:  ai-lila
2010-07-07T13:51:16+00:00 07.07.2010 15:51
Hi~~

Im Augenblick verstehe ich Tom und Siri genauso wie Fen.
Wenn es Harrys Wunsch gewesen wäre, in Frieden zu sterben ohne zu kämpfen, dann wäre es einfach nur unfair den Kleinen weiter leiden zu lassen.
Doch es gibt Hoffnung. Eine winzige Chance.
Dieser Kampf ist der härteste, den Harry je hat kämpfen müssen. <.<
Ich zittere mit Harrys Freunden. *snif*

Das war wieder ein super Kapi.
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  Mikan000
2010-07-07T12:19:31+00:00 07.07.2010 14:19
Puh, ein ziemlich heftiges Kapitel. Wie immer phantastisch geschrieben.
Ich hoffe, die Idee von Tom kommt nicht zu spät. Sev sollte eigentlich dabei sein. Wo ist der Depp???
Bis bald und lg mikan000
Von:  AmuSuzune
2010-07-07T11:34:59+00:00 07.07.2010 13:34
Schön das Tommy sich wieder erinnert, etwasspät... *schnauf*
Ob Harry das wirklich durchsteht? Fenrier hat vielleicht recht, der Junge hat wohl zu große schmerzen. )Ich hoffe wirklich das es ein gutes ende nimmt, ich will Tom die wochen darauf nicht sehen. Sev und Siri auch nicht...
KLasse kapie ansonsten, wie immer^^

Lg Suzu
Von: abgemeldet
2010-07-07T11:16:26+00:00 07.07.2010 13:16
Ich fand das kapitel toll *schluchz*

Es ist zwar einwenig traurig,aber einfach nur toll. Ich bin schon so gespannt wies weiter gehen wird!!
Von:  strify09
2010-07-07T10:51:00+00:00 07.07.2010 12:51
hey, tolle story,
freu mich schon auf das nächste kap

lg


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