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Wächterin der Einsamkeit

The Midnight Breed Fanfic
von

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Ein kleines Mädchen mit einer beachtlichen Gabe

Ich dachte eine Messerklinge würde über meinem Rücken gleiten, dabei war es nur ein kalter Schauer der über meinen Rücken lief, als ich ihn sah. Es war Gerry, James bester Freund. Erst jetzt fiel mir auf dass er bei der Beerdigung nicht anwesend gewesen war. Unter anderen Umständen wäre ich Gerry um den Hals gefallen und hätte mich bei ihm ausgeweint. Wie bereits gesagt, unter anderen Umständen. Gerrys Haar war triefnass, sein Gesicht verschmiert mit Schlamm und unter seiner Nase trockenes Blut, ein Hinweis darauf, dass er sich mit jemanden geschlagen haben musste. Das alles war schon schlimm genug und wäre dennoch kein Grund zur Aufregung gewesen, wären da nicht diese schneidenden und doch leeren Augen gewesen und meine Tochter auf seinem Schoß, deren Mund er mit seiner Hand zu hielt. Ihre Augen waren rot, aber sie weinte nicht. Dafür hatte Jamie zu viel Angst.

„Gerry, lass Jamie los!“, ich versuchte in einem ruhigen Ton mit ihm zu sprechen. Aber er kicherte nur zur Antwort:“Das geht leider nicht Cassyyy~“ Er zog meinen Namen in die Länge. „Cassandra!“, ich schaute ihm missbilligend in die Augen. „Wenn du Jamie nicht auf der Stelle loslässt rufe ich die Polizei!“ Dies sollte eine Drohung sein, aber Gerry sah mich nur höhnisch an. „Mit was denn? Deinem Handy? Rate mal wo es ist!“ Sofort richteten sich meine Augen auf das offene Handschuhfach. Das Handy war weg. „Was willst du Gerry?!“, meine Stimme bebte und meine Brust zog sich zusammen als ich in die schreckensstarren Augen meiner Tochter blickte. „Nichts Cassy, alles was ich brauche liegt in meinen Armen. Ich rate dir einfach wieder auszusteigen und mich mit Jamie wegfahren zu lassen. Ansonsten ergeht es dir genauso wie meinem lieben Freund!“ Gerry lächelte. „Wirklich. Du solltest einfach g-“, doch weiter kam er nicht. Mit einem markerschütterndem Schrei rammte ich meine Schulter gegen die seine, legte dann meine Hand an seinem Hinterkopf an und ließ sein Gesicht gegen das Amaturenbrett krachen. Blut lief an seiner Wange hinunter. Dann nahm ich Jamie zu mir, welche er schon losgelassen hatte, als ich ihn gerammt hatte. Das Mädchen atmete schon ganz hysterisch und sie zitterte plötzlich am ganzen Körper. Schnell öffnete ich die Türe wieder und ließ die Kleine hinaus. Als auch ich aufstehen wollte, wuchtete es mich zurück. Ich hatte vergessen mich abzuschnallen. Meine Hände suchten nervös nach dem Schnaller um ihn zu öffnen. Schon hatte ich ihn gefunden und wollte mit Jamie gemeinsam losrennen als Hitze und Schmerz meinen Rücken durchfuhr. Ich schrie auf und Schmerzenstränen liefen mir über die Wangen. „Du hast es also auch!“ Als ich mein Gesicht zu ihm wandte um ihn anzusehen, starrte er nur wie gebannt auf meinen Rücken. Es musste das Muttermal sein, welches ihm aufgefallen war. Wilde Entschlossenheit zog über sein Gesicht, als er mich zurück zog und mir sein rostiges Messer an den Hals hielt. „Lauf Jamie!“ Das Mädchen schrie nach mir. „Mami, Mamiii!“ Mein Gott, sie schluchzte so herzzereissend. „LAUF!“,schrie ich zurück und dann rannte sie endlich.

„Verlucht!“, zischte Gerry. Doch dann grinste er. „Aber egal, Jamie ist ja nur ein kleines Mädchen!“ Das Kind war meinem Blickfeld nun entlaufen. Als hätten Gerrys Augen eine magische Anziehungskraft sah ich auf, ihm entgegen. Mein Kopf lag auf seinem Schoß, meine Beine aus der Fahrertür hängend, mein Rücken leicht verdreht, schmerzend. „Du wirst ihn bestimmt um so mehr erfreuen!“ Sein Ellenbogen schoss auf mich herab und plötzlich war alles dunkel um mich herum.
 

Es war Geschenk und Fluch gleichermaßen. Eine Sache die ich nur bedingt kontrollieren konnte. Das erste mal passierte es mir als ich sieben war. Ich schlief tief und fest, meine Eltern waren auf ein Date aus. Damals war ich noch der Ansicht, wir seien die glücklichste Familie der Welt gewesen. Meine Mutter war eine einfache Hausfrau, welche das Studium ihres Kindes wegen, mich, aufgeben musste. Mein Vater war Strafverteidiger. Damals wusste ich noch nicht was ein Strafverteidiger war. So war ich immer stolz auf meinem Papa, wenn er wieder mal mit einem Sieg nach Hause kam. Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich träumte ich wäre mit meinem Vater unterwegs. Da ich mit ihm auf Augenhöhe war, schien ich meine Mutter zu sein. Ich weiß nicht weswegen, aber mein Vater schien damals mies gelaunt zu sein, sein Kopf damals so rot wie eine Paprikaschote. Heute weiß ich dass er betrunken war. Aus einem mir bekannten Grund schrie er mich plötzlich an. Er beschuldigte mich der Untreue und schlug mich. Dieser Schock riss mich damals aus dem Schlaf.

Am nächsten Morgen machte meine Mutter mir gerade mein Schulbrot, stillschweigend. „Mama?“, fragte ich. „Hast du gut geschlafen?“ Meine Mutter mied es mir in die Augen zu sehen. Aber ich hatte sie entdeckt; die rotgeschwollenen Augen und die blauen Flecken hier und dort auf ihrer Haut.

Ich hielt es für Zufall, dass so etwas geschehen konnte. Aber es blieb nicht bei diesem einen Mal. Mit der Zeit lernte ich zu kontrollieren wann und ob ich in diese Trance oder in einen so wirklichen Traum fiel. Die Gabe hatte jedoch ihre Grenzen. Ich konnte mich nur in Personen hinein versetzen, die ich auch schon einmal berührt hatte. Bis heute hatte ich noch nicht gelernt, mich gezielt in jemanden hinein zu versetzen, es kostete viel Anstrengung und bedeutete viele Versuche.
 

Doch dieses mal funktionierte es sofort.



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