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Justitia: Lex Fortuna

von

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4. Kapitel

Nun stand er dort. In nicht allzu weiter Ferne kämpften seine Freunde, die Gleichgesinnten, die ihm vor wenigen Stunden noch zu jubelten. Sie kämpften gegen das für ihn personifizierte Böse. Das Böse, das ihn vor wenigen Sekunden noch am Kragen packte. Bela lehnte sich gegen die nächstbeste Häuserwand. Das Böse war gar nicht so verächtlich, wie er es sich in seinen Phantasien immer ausgemalt hatte. Faktisch hatte er eben zum ersten Mal ein Wort mit einem preußischen Soldaten gewechselt. Sonst hatte er die Pickelhauben immer nur von weitem gesehen. Natürlich kannte er sie auch aus Erzählungen seines Vaters und der vielen anderen Älteren. Aber danach waren sie eben das personifizierte Böse. Jedoch dieser Mann, dieser große blonde Mann, der war kein Deut böse gewesen. Wäre er an seiner Stelle gewesen, hätte Bela keinen Kopf mehr. Zu mindestens wäre er bei einer solchen Tat und dieser Unterredung ziemlich wütend geworden an der Stelle des Militärfutzis. Und wie er ihn angeschaut hatte. Als würde er ihn irgendwie kennen…
 

Aus, Felse! Was ist eigentlich mit dir los? Du rennst vor deiner Überzeugung weg und suchst nach der Sympathie in den Reihen deiner Feinde? Bela rief sich zur Besinnung. In der Weite hörte er nun wieder seine Kameraden kämpfen. Entschlossen stieß er sich von der Häuserwand weg und rannte in Richtung der Geräuschkulisse. Er würde nicht mehr weg laufen. Er würde für seine Ideen kämpfen und zur Not auch mit seinem Leben dafür zahlen. Jetzt oder nie. Im Lauf kramte er in seiner zerbeulten alten Tasche. Irgendwo hatte er doch noch ein Messer. Das Messer seinen Großvaters. Als Lieblingsenkel hatte er es ihm auf seinem Totenbett vererbt. Auch er war von der Idee der Freiheit förmlich besessen gewesen. Er bekam den filigran geschnitzten Griff zwischen seine Finger. Nun wusste er wieder, dass alles einen Sinn hatte. So vorsichtig, wie es nur ging, zog er das Messer aus seiner Tasche. Bei seinem Glück hätte er sich anders noch selbst verletzt. Da lag es nun in seiner Hand und wippte im Laufschritt mit. Die Schreie wurden lauter. Noch ein, vielleicht zwei Straßenkreuzungen, dann würde ihm der Blick auf das Schlachtfeld geöffnet werden. Die Neugier spornte Bela an und er begann zu sprinten. Hoffentlich konnten sie etwas ausrichten gegen die militärischen Mächte.
 

Als er um die Ecke bog, stoppte er erschrocken. Aus den ehemals drei Dutzend Demonstranten und ein Dutzend Soldaten war eine ausgeglichene, und eindeutig größere Masse geworden. Wie zum Teufel… Bela blieb keine weitere Sekunde zum Nachdenken, denn einer der Preußen hatte ihn gesichtet und kam mit erhobenem Schwert auf ihn zu gerannt. Oh Gott hilf mir. Sein Messer war im Vergleich zu dem preußischen Schwert, ein Zahnstocher gegenüber einer Keule. Doch Bela wäre nicht Bela, wenn er seine kleine Körpergröße nicht zum Vorteil ausnutzen könnte. Schon als kleiner Junge war er immer als Sieger aus kleinen Raufereien, die später zu waschechten Schlägereien ausuferten, gegangen. Kurz bevor der Soldat mit seinem Schwert vor ihn angelangt war, schmiss sich Bela zu Boden. Der Soldat, völlig verdutzt drein blickend, fiel über den zusammengekauerten Burschen. Gelassen stand Bela auf und verpasste dem Gefallen noch einen Tritt in die Schläfengegend. So schnell würde der erst Mal nicht mehr aufstehen. Grinsend wollte er sich gerade umblicken, als sich von hinten ein Arm um seine Kehle schlang.

„Ihr Drecksverräter, glaubt irgendwas ausrichten zu können. Ihr seid nichts als dumme Ratten.“

Reflexartig rammte Bela dem Typen hinter sich Großvaters Messer in den Bauch. Der Griff lockerte sich und er konnte sich befreien.

„Grüß mir die Ratten, wenn sie anfangen an dir zu nagen, Soldat.“

Nun nahm er sich eine Sekunde Zeit um die Situation genauer einschätzen zu können. Natürlich war er weiterhin auf der Hut. So etwas wie grade konnte auch böse enden. Voll gepumpt mit Adrenalin blickte er in die kämpfende Menge. Es sah nicht gut für sie aus. Klar, was konnten auch mit Mistgabeln und Fackeln bewaffnete Halbstarke gegen das Militär ausrichten? Sie kämpften doch nur für die Symbolik. Aber die war es alle Mal wert.
 

Nicht weit von ihm entfernt konnte Bela den kleinen Georg sehen, der verbissen mit gleich zwei Soldaten auf Tuchfühlung ging. Respekt, dachte sich Bela und eilte Georg zur Hilfe. „Hey Pickel“, schrie Bela den Soldaten an, der gerade dabei war den junge Georg in den Schwitzkasten zu nehmen. Wie geplant, blickte der Soldat zu Bela, der ihm gekonnt seine Faust in das Gesicht stieß. Zwei Schläge später lag er zu Belas Füßen. Georg selbst hatte von dieser Tat nichts mit bekommen, kämpfte er doch aufs äußerste mit dem zweiten seiner Gegner. Doch just in diesem Moment fiel auch dieser zu Boden.

„Hey Georg. Gut gemacht.“

Georg schenkte Bela einen vielsagenden Blick.

„Ich bin doch wieder hier. Es tut mir leid.“

„Wir dachten, du suchst das Weite. Wunder mich was. Aber keine Zeit zum Plaudern. Lass kämpfen.“

Beide schlugen sich brüderlich auf die Schultern, als nur wenige Meter weiter ein Schuss fiel



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