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Superbia [TYL!Squalo X Reader]

Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit.
von

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Quel giorno

Damals
 

Der Tag, an dem er eintraf, war regnerisch. Wenn du später zurückblickst, findest du das unheimlich bezeichnend, aber damals wusstest du noch nichts von Flammen, und schon gar nicht von seiner.

Meist tropfte es nur ein bisschen, nieselte hin und wieder für ein paar Minuten, bis es wieder aufhörte und die Sonne sich zeigte, doch sobald er da war, schüttete es in Strömen, und es hörte nicht mehr auf, bis er stabilisiert war. Vielleicht heißt das etwas. Du weißt es nicht. Aber es ist interessant, findest du. Er war schon immer maßgebend in seinem Element.

Es war ein Donnerstag. Du hasst Donnerstage. Egal, was genau passiert, irgendetwas tritt immer ein, was dir diesen Tag vermiest, das war damals so und es hat sich bis heute nicht verändert. Vielleicht ist es bloßer Aberglaube und daraus resultierender Placebo-Effekt, das ist dir aber egal, du hältst daran fest. Donnerstage sind fürchterlich. Alle – mit einer Ausnahme. Und die war natürlich, wie kann es auch anders sein, dieser eine, verregnete Donnerstag in deiner Jugend.

Du arbeitetest bereits in dem Krankenhaus, in dem du bis vor Kurzem noch Ärztin warst. Nebenher gingst du noch zur Schule, aber du warst tatsächlich eine so wissbegierige Streberin, dass du dich bereits in der Klinik zur Schwester ausbilden ließt. Die Leute dort mochten dich, du warst gut und von Beginn an in deinem Element. Wer am Anfang noch daran zweifelte, ein pubertierendes Mädchen in Teenagerjahren ausgerechnet hinten an der mafiösen Notaufnahme auszubilden, wurde schnell eines Besseren belehrt, da du nie auch nur den Hauch eines Problems mit Blut und/oder schreienden Menschen hattest.

Das kam dir an diesem Tag sehr zu gute. Vor allem die Sache mit den schreienden Menschen.

Die Tür zur »geheimen« Station wurde so wuchtig aufgetreten, dass sie um hundertachtzig Grad schwang und gegen die Wand knallte, und die Risse darin wurden erst Wochen später ausgebessert. Als man sicher war, dass er nicht zurückkommen und es wieder zerstören würde.

Auf seinem linken Hemdärmel prangte bereits das rote Wappen der Varia und du bist dir heute nicht mehr sicher, weshalb er trotzdem zu euch in die Klinik kam. Vielleicht war sie einfach näher dran, vielleicht war er auch noch zu neu im Mörderkommando, um sich ausgerechnet mit einer solchen Verletzung dorthin zu trauen, vielleicht war es aber auch einfach die Entscheidung der beiden Kerle gewesen, die ihn stützten.

Obwohl das vielleicht der falsche Ausdruck ist – zuerst sah es so aus, als stützten sie ihn, aber bei genauerem Hinsehen fiel dir auf, dass er diese Stütze überhaupt nicht brauchte und die zwei Jungen, die ungefähr in seinem Alter sein mussten, entsprechend grob mitzog.

»Lass mich los, Arschgesicht«, fauchte er leise, und das sollte das erste und letzte Mal an diesem Tag sein, dass Superbi Squalo dich nicht anbrüllte. Zumindest kam es dir später so vor.

Der offensichtlich eingeschüchterte Kerl zu seiner Linken ließ von ihm ab, und nach einem unsanften Tritt gegens Schienbein war auch der andere junge Mann, der Squalo noch halbherzig an der Schulter gehalten hatte, beiseite geschafft. Allein machte Squalo einige große, nicht unbedingt sichere Schritte zur Rezeption, wo eine Sekretärin, du und die Oberärztin stumm standen, und legte seine Hände aufs Pult.

Nein, nicht seine Hände. Seine rechte Hand und seinen linken Unterarm.

»Was zur Hölle hast du angestellt?«, fragte die Sekretärin völlig ruhig.

Das Grinsen auf Squalos Gesicht war das breiteste, was du jemals in deinem Leben von ihm sehen würdest, und es machte dir ein wenig Angst, weil es nicht wirklich gesund wirkte. Er wirkte allgemein nicht wirklich gesund.

»Ich hab mir die Hand abgeschnitten«, sagte er stolz. »Ihr sollt da nur mal schnell drübersehen.«

Neben dir versenkte die Oberärztin ihr Gesicht in ihrer Handfläche. »Ich hab’s schon kommen sehen«, sagte sie dumpf. Dann schielte sie an ihren Fingern vorbei zu dir und nannte mit müdem Unterton deinen Namen. »Kümmer du dich um ihn. Ist eine gute Übung. Wenn du ihn packst und dann noch bei Verstand bist, bist du zweifelsfrei geeignet für den Job.«

Perplex sahst du sie an – du kanntest Squalo nicht, du hattest nicht einmal von ihm gehört. Damals war er schon bekannt, zunächst größtenteils an seiner Schule, aber an genau diesem Tag lag auch der Sieg über Tyr noch nicht lang zurück. Er und Xanxus hatten bereits erfolgreich die Varia erobert und die Mafia Italiens war längst hellhörig geworden – du nicht. Du interessiertest dich nur für Medizin, deine Ausbildung und (geben wir es offen zu, immerhin warst du in diesem Alter) ein paar Jungs. Mafia bedeutete Politik und damals ging das noch völlig an dir vorbei. Mit Squalos Bekanntschaft sollte sich das schlagartig ändern.

»Ä-Äh«, machtest du. »Okay. Was soll ich denn…«

»Sorg einfach dafür, dass ihm der Arm nicht abfault. Säubern und verbinden, das ist alles. Viel Glück.«

Wenn säubern und verbinden alles war (was durchaus keine schwere Aufgabe war, du wusstest, dass du so etwas konntest), fragtest du dich, warum die Oberärztin dir viel Glück wünschte und die Sekretärin dich anblickte, als würde sie dich nie wiedersehen. Aber wie es aussah, musstest du da wohl oder übel durch. Du schobst dich also am Pult der Sekretärin vorbei und tratst in den Gang, wolltest Squalo gerade bitten, mitzukommen, als die Oberärztin sich nochmal räusperte.

»Du hast die Hand nicht zufällig noch irgendwo bei dir, oder?«, fragte sie.

Daran hattest du gar nicht gedacht, man konnte natürlich noch versuchen, das Ganze zu retten – aber wenn er sie selbst abgeschnitten hatte…

Squalo sah sie völlig verständnislos an. »Nö«, sagte er trocken. »Wieso sollte ich?«

Sie seufzte. »Hätte ja sein können…«, meinte sie resigniert, dann nickte sie dir zu.

Du nicktest zurück und drehtest dich zu Squalo. So schlimm konnte es ja nicht werden, dachtest du. »Komm mit«, meintest du, bevor dir auffiel, dass sich einer von Squalos Begleitern noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht das Schienbein rieb. »Müssen deine Freunde da auch behandelt werden?«

»Hä?«, machte er prompt und folgte deinem Blick, als wisse er nicht, wer gemeint war. »Ach, die. Ist mir doch egal.«

»Okay.« Zumindest an die fehlende Solidarität innerhalb der Mafia hattest du dich bereits gewöhnt.

Ihr gingt nebeneinander her, ihr hattet es eilig und seine Schritte waren wie immer groß und energisch, doch für eine normale Station wäre dieser Anblick wohl dennoch extrem seltsam gewesen. Du warst nicht einmal volljährig und er konnte auch nicht viel älter sein als du. Er war groß und nahezu schlaksig (noch, muss man dazusagen) – und über und über mit Wunden übersät. Sie waren nicht neu, das konntest du sehen, offenbar musstest du keine von ihnen behandeln, aber es wirkte, als gäbe es nicht einen Quadratzentimeter seiner Haut, der nicht von irgendeiner Blessur verfärbt wurde. Und dann war da natürlich sein linker Arm, der grotesk verkürzt aussah, während er beim Gehen ganz normal, als sei nichts passiert, neben Squalos Körper schwang, und in einem dunkelrot bis bräunlich verfärbten Stofffetzen endete, den er augenscheinlich selbst darumgewickelt hatte.

Er hat sie sich selbst abgeschnitten, riefst du dir ins Gedächtnis. Und ihr schlendertet hier bequem nebeneinander her auf irgendein stinknormales Behandlungszimmer zu. Selbst dir kam es seltsam vor. Aber letztendlich funktionierte es so.

Zumindest halbwegs. Rückblickend weißt du, dass er sich auf dem Weg wohl schwer zurückhalten musste und das auch noch versuchte, als ihr nur noch zu zweit wart. In dem kleinen weißen Raum jedoch, wo weder seine Gefährten noch irgendwelche Erwachsenen dabei waren, bröckelte seine Fassade sehr schnell.

Du ließt ihn vor und zogst die Tür hinter dir zu, und noch während er die Behandlungsbare ansteuerte, konntest du sehen, wie er strauchelte. Zeit, zu reagieren hattest du gar nicht. Die Tür fiel ins Schloss, Squalo machte einen Schritt und im nächsten Moment kam er mit einem dumpfen Knall am Boden auf.

Dieser Knall war von seiner Stirn gekommen, das wurde dir schnell klar. Genauer gesagt: von der Begegnung seiner Stirn mit dem Linoleum. Squalo war einfach der Länge nach umgekippt, wie es aussah, hatte er nicht einmal versucht, sich abzustützen, denn seine Arme lagen unbenutzt an seinen Seiten.

Einen Augenblick lang standest du einfach nur perplex da. Squalo gab ein gequältes Stöhnen von sich, dann hob sich seine rechte Hand (der Arm war das einzige an ihm, was sich bewegte, und aus irgendwelchen Gründen musstest du an einen Zombie denken) und tastete nach der Bare. Sie bekam den Rand zu fassen und Squalo wollte sich daran hochziehen, hatte dabei aber offenbar vergessen, dass ihre Beine in Rollen endeten. Sie rutschte also weg und Squalos Gesicht kollidierte ein weiteres Mal mit dem Boden.

Du musstest deine ganze Willenskraft zusammenkratzen, um nicht zu lachen.

»Scheiße«, nuschelte Squalo gegen den weißen Grund.

»Das wird vom Blutverlust kommen«, sagtest du, während du mit bedachten Schritten auf ihn zugingst.

»Ach, nee«, fauchte er sarkastisch und drückte seine Hand gegen den Boden, um sich aufzurichten, doch du konntest jetzt schon sehen, dass das nicht klappen würde. Also platziertest du deine Füße rechts und links von seinem Körper und griffst ihm unter die Achseln. Er war nicht schwer, eigentlich sogar viel zu leicht. Du hattest schon schwerere Mafiosi durch die Weltgeschichte gezogen, schwitzende Männer in Trainingsanzügen und mit Goldkettchen. Da war ein frischer, dünner Varia-Hai doch gleich viel angenehmer.

Er protestierte lautstark und trat nach dir, verfehlte dich jedoch, weil du ja hinter ihm warst, und du konntest ihn ohne große Probleme auf die Behandlungsbare hieven, wo er sich mit schwer empörtem Gesichtsausdruck aufsetzte. »Das hätte ich auch allein gekonnt!«

»Sieht man ja«, sagtest du nur trocken und betrachtetest, wie sich seine Stirn blassrot verfärbte.

Squalo schnaubte. »Dumme Drecksgöre«, brummte er, bevor er dir seinen notdürftig verbundenen linken Arm hinstreckte. »Los, jetzt mach schon.«

Und mit dieser liebevollen Aufforderung begann also deine Arbeit an Superbi Squalos linker Hand.
 

Er kotzte ins Behandlungszimmer. Zweimal. Dann war er für eine ganze Weile ohnmächtig.

Das war euer kleines Geheimnis. Euer »VOOOI, SPRICH DARÜBER UND ICH TÖTE DICH!«-Geheimnis.

Er hatte sich übernommen, und das sagtest du ihm auch oft genug. Der Sturz, kurz nachdem er das Zimmer betreten hatte, hatte seine Verletzung ein weiteres Mal gereizt und sie hatte wieder angefangen, stärker zu bluten. Außerdem hatte er in den letzten Tagen zu wenig gegessen, was unter anderem daran lag, dass er sich zwei Tage lang mit einem gewissen Schwertkaiser geprügelt hatte und da natürlich keinen Zwischenstopp bei irgendeiner Fastfoodkette hatte machen können. Und statt sich danach auszuruhen, hatte er wohl weitertrainiert, weil die Varia jetzt ihm und seinem schlechtgelaunten Freund gehörte und er dafür gut sein musste. »Der Beste«, meinte er immer. Du hast ihm nie gesagt, dass er dich dabei immer an Ash Ketchum erinnerte.

Jedenfalls hatte er seinen Körper zu sehr strapaziert, was der Grund für das Erbrechen und die Ohnmacht gewesen war, und die Tatsache, dass er dir in diesem Zimmer fast verreckt wäre. Du hast ihm eine Bluttransfusion gelegt, und danach warst du kurz gegangen, um ihm etwas vom Patientenessen zu besorgen, das du ihm vor die Nase stelltest, als er wieder zu sich kam. Er sah dich an, als hättest du den Verstand verloren und meinte, sowas würde er nicht essen. Du verschränktest die Arme und erklärtest ihm, dass er seinen Arm vergessen konnte, wenn er nicht noch eine Weile hier blieb, und dass er eben das Krankenhausessen ertragen musste, wenn das hier für die nächsten Tage sein Zuhause war.
 

»VOOOI! Warum zur Hölle soll ich hier bleiben?«

»Der Fetzen, den du um die Wunde gewickelt hast, war dreckig. Sie ist jetzt sauber verbunden und der meiste Dreck sollte mit dem Blut längst rausgekommen sein, aber da bin ich nicht sicher. Kann ich nicht sein. Es kann sein, dass es sich entzündet, und dann bist du mehr los als nur deine Hand. Also solltest du hier bleiben, damit wir dich beobachten und im Notfall handeln können.«

»Ich hab Besseres zu tun!«

»Zum Beispiel?«

»VOOOI! Hast du mir nicht zugehört? Wir müssen uns um die Varia kümmern!«

»Das wird dieser Xanxus doch auch ein paar Tage lang allein machen können, oder? Du bleibst hier.«

»‘n Scheiß bleib ich hier. Der Idiot kann überhaupt nichts allein.«

»Und du meinst, du kannst dich gut um die Varia kümmern, wenn dir der Arm abfault, du hin und wieder wegtrittst und überallhin kotzt?«

»VOOOOOI!« Er machte sich bereit, dir buchstäblich an die Kehle zu springen.

»Sieh dich hier doch mal um, ich hab Recht, oder?«

»…Du bist ein verficktes Miststück.«

»Isst du jetzt?«
 

Er aß. Er ließ sich in einem Einzelzimmer einquartieren. Nur gegen den Kittel sträubte er sich, den zog er nicht an. Eigentlich bekamen den alle Patienten, er war kurzärmlig und hellblau und wurde hinten nur von Schnüren im Nacken zusammengehalten. Der Rücken war frei. Der Hintern auch. Das war bequemer, wenn man den ganzen Tag im Bett lag. Aber Squalo sprang sowieso ständig auf, weshalb er den Kittel wohl nicht brauchte. Du fandest das ein bisschen schade.

Die Oberärztin und die Sekretärin waren sehr stolz auf dich und du bekamst noch die ganze Woche dein Mittagessen spendiert. Außerdem garantierte dir die Oberärztin, sie würde ein gutes Wort für dich einlegen, sollest du trotzdem irgendwann seinetwegen in der Klapse landen. Du verstandest jetzt, was sie damit meinte.

Bevor du am nächsten Tag zu deiner Schicht im Krankenhaus gingst, machtest du dich genauer über die Mafia und, vor allem, die Varia schlau. Über Xanxus und Squalo persönlich fandest du wenig heraus, eigentlich überhaupt nichts, aber dir wurde klar, dass Squalo, ein großgewachsener, aber dünner Junge in deinem Alter, tatsächlich den Boss eines »Meuchelmordkommandos« getötet hatte. Allein. Und eigentlich nun selbst Boss sein sollte, was er aber nicht war, warum auch immer. Das schien niemand zu wissen.

Über Tyr fandest du auch einiges heraus. Zum Beispiel, dass er nur eine Hand hatte. Die Schlussfolgerung daraus war eigentlich offensichtlich, aber du wolltest es nicht so recht glauben. Also fragtest du Squalo an seinem zweiten Tag im Krankenhaus.
 

»Warum hast du dir die Hand überhaupt abgeschnitten?«

»Das verstehst du nicht.«

»Ich hab von Tyr gelesen. Hat bestimmt was mit ihm zu tun, oder?«

»Vooi, und darauf bist du ganz allein gekommen?«

»Sag schon. Eigentlich sollten wir einen Psychiater für dich beauftragen, das ist immerhin Selbstverstümmelung höchsten Grades. Warum hast du das gemacht?«

»Also gut. Ja, es hat mit Tyr zu tun. Er war der Beste – ich will so sein wie er.«

»Du … willst so sein wie er? Du weißt schon, dass er tot ist, oder?«

»Voooi, natürlich weiß ich das, ich hab ihn umgebracht!«

»Na ja, wenn du so sein willst wie er, hätte ich dich ja auch verbluten lassen können.«

»Du verstehst das nicht!«

»…Hm.«

»Gut, ich will nicht sein wie er. Ich will ihn verstehen

»Er ist tot

»Siehst du. Du kapierst es nicht.«

»Ich glaub, ich bin ganz froh darüber…«
 

Squalo war fortan dein persönlicher Auftrag. Die meisten Schwestern schoben es auf die Altersstufe, die ihr euch teiltet, dass du es so lang bei ihm aushieltest, doch deine beiden zynischen Freundinnen, die Oberärztin und die Sekretärin, waren der festen Überzeugung, dass er dich einfach nur längst mit seinem Wahnsinn angesteckt hatte.

Das war gut möglich.

Squalo verabscheute dich. Zumindest gab er dir das so oft wie möglich zu spüren. Du schaltetest auf stur, sobald du sein Zimmer betratst, weigertest dich, zu verstehen, wofür er lebte und kämpfte, wofür er sich all das antat. Nicht, dass du das wirklich abgelehnt hättest – war ja nicht deine Sache, er konnte tun und lassen, was er wollte, und eigentlich fandest du ihn mit seiner lodernden Überzeugung für alles, was er tat, ziemlich cool. Aber es machte einfach Spaß, ihn zu reizen.

Und manchmal schenkte er dir ein Grinsen dafür. Es dauerte ein paar Tage, aber dann hob sich seine Laune. Insgesamt sollte er eine Woche bei euch bleiben und das tat er auch, denn ungefähr ab dem vierten Tag hattet ihr Spaß miteinander. Natürlich gab es niemand von euch zu. Aber es lag in der Luft.
 

»Was ist das eigentlich mit dir und Xanxus?«

»Hm?«

»Na, du redest dauernd von ihm. Wenn du von der Varia sprichst, ist immer automatisch auch Xanxus dabei, und du sprichst verdammt oft von der Varia. Aber nie erzählst du irgendwas Interessantes.«

»Voooi, ach, halt die Klappe.«

»Nein, ernsthaft! Sag mir doch mal irgendwas, was man auch wissen will! Warum zum Beispiel hast du ihm den Posten als Boss überlassen? Der hängt doch wohl den ganzen Tag nur rum und besäuft sich, während du dir die Arbeit machst, Schwertkaiser umzubringen.«

»Lass das.«

»Was?«

»So über Xanxus zu reden.«

»Warum?«

»Vooi! Hör zu – du hast keine Ahnung und es geht dich auch nichts an. Du kennst ihn nicht, du hast ihn doch noch nicht mal gesehen.«

»Doch, hab ich.«

»Vo-… Wann?«

»Gestern. Er ist dich besuchen gekommen.«

»Das hast du mitgekriegt? Da war deine Schicht zu Ende – und er ist nicht durch die Tür gekommen.«

»Ich weiß. Ich bin da gerade nach Hause gegangen und hab von unten gesehen, wie er durchs Fenster ist. War doch Xanxus, oder?«

»Voooi… Ja.«

»Hm. Ich find das niedlich. Er tut nichts, lässt dich die Arbeit machen und krallt sich dann den Job als Boss – aber als Dank kommt er dich wenigstens abends im Krankenhaus besuchen. Und dann noch durchs Fenster, wie ein Romeo.«

»Was zum… Er saß nur hier rum und hat mich genervt! Und wollte mir Alkohol andrehen.«

»Aww. Ich hoffe, du hast abgelehnt. Das wäre nicht gesund. Halt doch mal deinen Arm still, Idiot, sonst kann ich ihn nicht neu verbinden.«

»Ich könnte das auch selbst!«

»Kannst du nicht. Aber du hast nicht geantwortet. Ich wollte wissen, was das mit dir und ihm ist?«

»Was soll’s schon sein? Was soll die Frage überhaupt?«

»Na ja… So, wie du ihn immer verteidigst und alles… Es hat so ein bisschen den Anschein, als ob – na, seid ihr… Du weißt schon.«

»Häh?«

»Komm schon! Seid ihr … zusammen?«

»… Meinst du das, was ich glaube, was du meinst?«

»Wenn ich jetzt Ja sage, sterbe ich, oder?«

»Vooooi! Mach den dummen Verband fertig und dann verzieh dich, Mistgöre.«

»Schon gut.« Du kichertest, beendetest den Verbandwechsel und schlichst dann zur Tür. Als sie schon offen war und du noch einmal zu ihm sahst, grinste Squalo dich zum ersten Mal an.

»Xanxus und ich sind Kollegen. Er ist’n Arschloch. Capisce?«

Du lächeltest. »Va bene«, sagtest du und gingst.

Er war also single.
 

In den folgenden Tagen warst du in jeder freien Minute bei ihm und sahst ihm dabei über die Schulter, wie er sich mit Leuten in Kontakt setzte und irgendwelche Akten wälzte, um herauszufinden, wer der beste Mann war, um ihm seine Hand zu ersetzen. Ob er von vornherein vorhatte, eine künstliche zu besorgen, oder nicht, wusstest du nicht, und du vergaßt jedes Mal, zu fragen. Es war einfach zu interessant, ihn zu beobachten. Er wollte eine Hand aus Metall, die praktisch im Kampf war. Er wollte ein Schwert, das er über eine Bindung daran befestigen und dann in seinem Ärmel ein- und ausfahren konnte wie ein billiger Zauberer. Er wollte tatsächlich mit dem Schwert direkt an der Hand kämpfen. Und die Hand selbst sollte bitte auch beweglich sein, sich um dreihundertsechzig Grad drehen können und, und, und. Du glaubtest ihm nicht, dass es so etwas überhaupt gab, und dass es möglich war, das noch an einen Arm zu transplantieren, der schon seit Tagen als Amputation behandelt wurde.

Und als du ihm vorschlugst, sich auch einen Kamm, eine Wasserpistole und Besteck an die Hand zu montieren und sich auf Inspektor Gadget umtaufen zu lassen, fand er das überhaupt nicht witzig.

Aber er traf seine Entscheidung, und nach einer Woche war er wieder offiziell aus dem Krankenhaus entlassen. Seinem Armstumpf ging es gut, er war wieder auf den Beinen, nicht mehr so blass, und laut wie immer, und machte sich direkt auf den Weg, einen Kerl zu bedrohen, der ihm seine wundersame künstliche Hand anbasteln sollte. Du hättest es gern selbst getan. Aber dafür reichte deine Ausbildung nicht.

Xanxus holte ihn tatsächlich vom Krankenhaus ab. Er stand vor der Tür zum Mafia-Flügel herum und sah aus wie immer, miesgelaunt und tödlich, weshalb mit einigen Metern Abstand schon seit Minuten ein paar angekratzte Mafiosi draußen herumstanden und sich nicht rein trauten. Dir und deinen Kolleginnen war das egal, so hattet ihr wenigstens mal ein paar Minuten Ruhe.

Squalo trat zum Ausgang, woraufhin er und Xanxus sich zur Begrüßung beleidigten, dann gingen beide, ohne, dass er dich noch einmal angesehen oder dir gar gewunken hätte. Du standest im Eingangsbereich und blicktest ihm hinterher, enttäuscht, vielleicht sogar etwas verloren.

Immerhin hattest du seine Kotze aufgewischt und ihm sein gottverfluchtes Leben gerettet, verdammt.

»Ich hoffe, du hast dich nicht in ihn verliebt«, sagte die Oberärztin hinter dir trocken.

Du verzogst das Gesicht und drehtest dich um. »Nee«, sagtest du inbrünstig und mit gerümpfter Nase. »In so einen doch nicht. Er ist viel zu laut und überhaupt nicht mein Typ. Außerdem haben echte Männer lange Haare.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-05-17T12:31:28+00:00 17.05.2010 14:31
Äh... da ich gerade ziemlich unkreativ bin und das 3. Kapitel schon vor einer Weile gelesen habe, kann ich nur sagen - ich weiß noch, dass ich es super fand xD;
Vor allem der letzte Satz schießt ja wohl den Vogel ab. Recht hast du! ;D
Von:  Kimbii
2010-05-14T18:50:25+00:00 14.05.2010 20:50
Ich schäme mich XD Ich favoriere deine Story, lese sie immer tüchtig aber zum kommentieren bin ich zu faul XD das muss ich mir echt abgewöhnen XD Ich fang mal gleich damit an XD^^

Also bis jetzt finde ich die Gesichte super auch wenn sie wahrscheinlich bald erst richtig anfängt!
Lol das Geheimniss der beiden ist anders als ich erwartet hatte *mich hau* aber das war halt überraschend und deswegen total klasse und originell!

Squalo ist wirklich toll, wie er ein kleinwenig auftaut als ihr alleine seid und dann aber den Bad boy raushängt wenn Xanxus da ist xD Passt zu ihm!

Ich finde "mich" iwie sympatisch obwohl ich glaube das ich niemals so wissbegierig und vorausarbeitend werde wie sie XD das grenzt ans extreme XD Schülerin und nebenbei schon ne ausbildung in nem Krankenhaus xD^^

Wie gesagt bis jetzt ist alles supi und ich freu mich schon auf das nächste Kappi;)

Ignoriere die ganzen XD´s und die unkontrolierte groß und kleinschreibung XD und was nicht alles XD ich bin müde und zu faul nach Fehlern zu suchen^^

Wünsch dir noch nen schönen Abend!
Liebe Grüße Kimbii
Von: abgemeldet
2010-05-11T16:33:34+00:00 11.05.2010 18:33
Jetzt aber richtig. XD
Es ist zu geil, auf was für Sachen du immer kommst. XD Ash Ketchum! INSPECTOR GADGET!! XDDDDDDD
Und warum zur Hölle kommt Xan durchs Fenster rein? Darüber musste ich voll lachen. XDD Vor allem, in meinem Kopf war Squalos Zimmer so im dritten Stock oder so. Du kannst dir also denken, was ich mich fragte. 'Wie kommt er da hoch?' XDDDD Nicht, dass es für den allseits beliebten Varia-Boss unmöglich wäre... Aber trotzdem. XD

Oh btw, ich habe gaaar keine Fehler gefunden, deine Rechtschreibung ist toll wie immer, aber mit dem Satz stimmt was nicht:
> Er war groß du nahezu schlaksig (noch, muss man dazusagen) – und über
> und über mit Wunden übersät.
Ich würde das nicht als Fehler bezeichnen, weil es mehr so aussieht, als hättest du 'und' schreiben wollen, allerdings das 'n' nicht richtig erwischt und Word hat dann aus dem 'ud' automatisch 'du' gemacht. Oder du hast einfach nur Mist geschrieben. Egal. Wollte ich nur sagen, ahaha.

Männerfreundschaft. *hust* Mehr sage ich nicht. XD

Jaah, also war wieder sehr unterhaltsam. Ich hoffe, im nächsten Chap kommt Jack wieder vor! :D

Ach und der letzte Satz, dieses »[...] Außerdem haben echte Männer lange Haare.« ist so genial. XDDDD Haha, die Ausrede wurde nihiliert. /D
Von: abgemeldet
2010-05-11T12:32:49+00:00 11.05.2010 14:32
Super Kapitel! Schreib schnell weiter!
Am besten hat es mir gefallen, als du in der Du-Perspektive geschrieben hast!!
Von:  Mezamasidokei
2010-05-11T07:09:35+00:00 11.05.2010 09:09
Aww~
Squalo,wie er leibt und lebt..
Naja..leben tut er amAnfang ja nimmer wirklich..
*Erst mal zusammenflick*
So xD Muahaha, ich habe die mal das Leben geretten, Squalo! xD
*Hust* Der würde mich killen...
Der letzte Satz war der Beste (Ich hab trotzdem viel gelacht xD):
echte Männer haben lange Haare...
Nhh.. Ob Squalo das wohl gehört hat? x3


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