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Hidden Flowers III

Die letzte Reise
von

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Infiltration

Konoha-Gakure, Zeit nach Ausbruch der Seuche in Konoha: 45h20min

Müde besah sich Hinata den langen Flur, welcher vor ihr lag.

Überall saßen und lagen mittlerweile Menschen jeden Alters, ein kleiner Junge saß still und mit geschlossenen Augen auf dem Schoß seines Vaters, eine Mutter wiegte mit verzweifeltem Gesichtsausdruck einen schreienden Säugling. Zwei Jugendliche waren auf den Plastikstühlen aneinandergelehnt eingeschlafen oder hatten zumindest die Augen geschlossen. Am liebsten hätte die Ärztin es ihnen nachgetan, aber sie zwang sich, die Situation aufzunehmen. Auf einmal erschien ihr die Luft im Hospital stickig und unatembar.
 

„Irgendwie schwer vorstellbar, dass sich das Virus so schnell ausgebreitet hat“, sagte eine Stimme hinter ihr und Hinata fuhr herum, um die Zwillinge Sakura und Haruka Inuzuka anzusehen, die hinter ihr aus einer Tür getreten waren. Beide waren in weiße Hemden und Hosen gekleidet und hatten ihre langen, glatten Haare zu Zöpfen zusammengebunden.

„Was tut ihr denn hier?“, fragte die Ärztin und runzelte die Stirn, während eine Ahnung in ihr aufstieg. Sakura – oder war es Haruka? Sie konnte sie einfach nicht auseinander halten – beantwortete ihr Frage und lächelte ein wenig. Für eine Inuzuka war das Lächeln tatsächlich sehr knapp ausgefallen.

„Wir haben uns freiwillig als Helfer gemeldet.“ „Was sollen wir tun?“

Hinata nickte knapp. Natürlich. Kurz fragte sie sich, ob Kiba wusste, was seine Töchter vorhatten. Aus zwei Paar braunen Hundeaugen trafen sie fragende Blicke. Es waren die Augen, die sie am meisten an ihren Teamkollegen erinnerten, immer die Augen – dem Aussehen nach schlugen die beiden Frauen eindeutig nach ihrer Mutter.

„Geht herum und verteilt Wasser und Decken“, instruierte sie die Zwillinge. „Bald sollte auch die Suppe fertig sein, dann könnt ihr beim Servieren helfen.“

„Ja, Hinata-San“, sagte diesmal Haruka. Oder Sakura. Beide glitten wie die Shinobi, die sie waren, lautlos in Richtung des anderen Ende des Flures davon. Hinata runzelte erneut die Stirn. Etwas, das die beiden zu Beginn ihrer Unterhaltung gesagt hatte, hatte etwas in ihr geweckt – aber was war es gewesen?

„Haruka, Sakura“, rief sie ihnen hastig hinterher. „Was habt ihr noch einmal vorhin gesagt? Irgendetwas, dass ihr euch nicht vorstellen könnt...“

Beide blieben wie auf Kommando stehen und wandten sich um.

„Wir meinen, dass es schwer vorstellbar ist, dass sich das Virus so schnell ausgebreitet hat“, sagten sie beide im Chor. Und eine von ihnen fügte hinzu: „Beim großen Fest war doch noch alles in Ordnung, und jetzt, eine Woche später...“

Hinata nickte abwesend. „Da habt ihr Recht“, sagte sie. „Wirklich schwer vorstellbar.“

Als nichts weiter kam, verschwanden die Zwillinge schliesslich endgültig und liessen eine nachdenkliche Hinata zurück, die langsam in Richtung ihres Büros wanderte.
 

Eine einzelne Person – der Bote aus dem winzigen Dörfchen Xefua – hatte diese Katastrophe auslösen sollen? Natürlich, er hatte das Virus in sich getragen, aber Ino hatte ihn sofort gefunden und ins Labor gebracht. Wo es eigentlich sicher war. Dann war Ashuria – bei dem Gedanken an die Frau krampfte sich ihr Herz zusammen – erkrankt, und sie hatten das Labor abgeriegelt. Wie waren so viele Menschen an einem Virus erkrankt, den sie, so gut es nur irgends möglich war, eingedämmt hatten? In ihrem Büro angekommen, liess sie sich auf den nächsten Stuhl fallen und sah aus dem Fenster, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Nein, das war unrealistisch.

Oder zumindest fehlte ihr ein Puzzelteil, um die Situation und die Ursache in Einklang zu bringen. Wenn so viele Leute krank waren, dann musste das daran liegen, dass viele Menschen in Kontakt mit dem Virus gekommen waren. Wenn viele Menschen infiziert wurden, dann musste das Virus sehr schnell und effizient angesetzt worden sein, sodass eine möglichst große Zahl an Leuten zugleich damit angesteckt wurden... Was gleichzeitig auch bedeutete, dass die Ursache allein unmöglich der Junge aus Xefua gewesen sein konnte...
 

Also musste jemand das Virus weiter verstreut haben.
 

Sie erstarrte.
 

Jemand hatte das Virus so geschickt angebracht, dass möglichst viele Menschen sich infizieren würden – was nicht weiter schwer war, denn vor einer Woche hatte das große Fest stattgefunden, und die Menschen waren zu Hunderten auf der Straße unterwegs gewesen. Man musste sich nur einschleichen, musste nach Konoha hineinkommen, ohne Verdacht zu erregen. Und man musste ungehindert ins Haupthaus und an alle öffentlichen Plätze gelangen, und da kamen nur einige wenige Menschen in Frage. Wie... Wie Kammerjäger, zum Beispiel.
 

Hinata rannte wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
 

Shinobi hielten sich nicht mit Höflichkeiten auf, wenn Eile geboten war.

Die Geheimpolizei Konohas hielt noch weniger davon, sich ihren Opfern anzukündigen. Der Leiter der Operation winkte ein Mal, und ein maskierter ANBU trat vor und machte sich lautlos am Schloss der Hotelzimmertür zu schaffen. Sekunden später trat er zurück und nickte seinem Teammführer knapp zu. Der blickte in die Runde und stiess die Tür auf.

Die Bewohner des Zimmers hätten, selbst, wenn sie gehört hätten, wie sich die ANBU-Einheit an ihrem Türschloss zu schaffen gemacht hatte, keinen Fluchtversuch machen können, unter dem einzigen Fenster war bereits eine andere ANBU-Einheit positioniert. Aber selbst wenn sie sie gehört hätten, hätten die vermeintlichen Kammerjäger, die vorgegeben hatte, etwas gegen die Wühlmausplage im Park zu unternehmen, keinen Fluchtversuch gemacht.
 

Neji Hyuuga, stellvertretender Leiter der ANBU-Einheiten Konoha-Gakures und Leiter der Spezialeinsätze, sah den Mann zu seiner Linken an. Er war der Einzige, der im Raum keine Tiermaske trug, aber sein Gesicht war eine Maske an sich: wachsbleich und absolut unbewegt. Nur das rote Flackern in seinen Augen verriet dem ANBU, wie wütend der Sechste Hokage war. Vor ihm standen – nein, knieten – zwei Männer, die Augen zu Boden gerichtet, die Hände mit Siegeln hinter ihrem Rücken gefesselt, und wirkten wie zwei Häufchen Elend. Niemand, am wenigsten der Hokage, schien Mitleid zu empfinden.

„Zwei“, bemerkte er eiskalt. „Wo sind die anderen Beiden?“ Neji machte eine Kopfbewegung zum angrenzenden Raum hin. Naruto trat über die Männer hinweg, als seien sie besonders widerlicher Dreck, und warf einen Blick ins Schlafzimmer.

Im Bett lag eine erbärmliche Gestalt, die Augen weit und glasig, und starrte ihn an. „Helfen Sie mir...“ Dann wurde er von einem Fieberschub geschüttelt. Neji, der hinter ihn getreten war, deutete mit einem Finger auf ein Bündel in der Ecke, fest eingeschnürt, von waager menschlicher Gestalt. Blut sickerte durch den Gardinenstoff.
 

Naruto fuhr auf dem Absatz herum und stürmte ins andere Zimmer zurück. Der Mann, den er an seinem braunen Haarschopf packte, zitterte vor Angst, bemühte sich aber, es sich nicht anmerken zu lassen.

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, zischte der Hokage ihn an, seine Augen nun endgültig blutrot. Trotzig starrte der angebliche Kammerjäger ihn an. „Er war schon so gut wie tot“, sagte er und zuckte vor Schmerz zusammen, als Naruto ihn schüttelte. „Er wäre sowieso gestorben.“

„Aha.“

Nun wieder ausdruckslos starrte der Hokage ihn an. „Du weißt also etwas über dieses Virus.“

Stille.

„Ich rate dir zu antworten: Seit ihr für den Ausbruch des Virus in Konoha verantwortlich?“

Trotziges Schweigen. Die anwesenden ANBU lauschten ebenso hasserfüllt wie Neji.

Naruto riss seine linke, freie Hand hoch. Krallen, scharf wie Messer, blitzten vor dem Gesicht des Verbrechers auf. „Ihr habt das Virus freigesetzt“, knurrte er. „Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort in die Hölle schicken soll, wo du hingehörst.“

Der Mann besaß tatsächlich die Stirn, schwach zu grinsen.

„Weil ich Informationen habe, die Ihnen nützlich sein könnten, ehrwürdiger Hokage.“

„Ach.“

Angewiedert liess Naruto den Kopf des Mannes los. Aufstöhnend fiel der auf den Boden zurück.
 

„Neji – hol alle Informationen aus ihm heraus, die er hat. Ich überlasse dir die Methoden. Und halt mich auf dem Laufenden.“

Der dunkelhaarige ANBU nickte stumm. Der Verbrecher lachte. „Nicht einmal das mächtige Konoha ist also gegen alles gefeit.“

„Ich sag dir was.“ Auf einmal waren sie wieder da, die harte Hand in seinem Haar, die scharfen Krallen an seiner Kehle. Eine leise Stimme sprach sanft in sein Ohr. „Ich brauche dich nicht am Leben zu lassen. Ich weiß, dass du nichts über ein Heilmittel weißt, und das ist die einzige Information, die ich haben möchte. Wer hinter all dem steckt, finde ich auch allein heraus. Aber meine Leute sind ebenso wütend wie ich – und ein wenig Ablenkung könnte ihnen nicht schaden... Dafür seid ihr gut.“

Der Mann schluckte. „Das würden Sie nicht tun.“

Ein kalter Blick traf ihn.

„Es gibt sehr wenig, was ich nicht tun würde, um mein Dorf zu beschützen. Das hätte dein Auftraggeber wissen müssen.“
 

„Ruhe“, sagte der Sechste Hokage leise und die aufgeregten Stimmen verklangen. Im Besprechungsraum wurde es so still, dass man eine Stecknadeln fallen hören hätte können.
 

Neji Hyuuga hatte den Bericht vorgetragen, ohne einmal auf das Verhörprotokoll vor sich schauen zu müssen. Dann hatte er schweigend, so wie der Hokage, zugesehen, wie sich der Rat über den Informationen in die Haare geriet.
 

„Was wir also wissen, ist folgendes“, sagte der Hokage schliesslich in die immer drückend werdende Stille, die seinem Aufruf zur Ordnung gefolgt war.

„Diese Männer sind beauftragt und bezahlt worden, um sich als Kammerjäger auszugeben und dabei das Virus hier in Konoha zu verteilen. Sie wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, Konoha erst zu verlassen, nachdem der Bote am helllichten Tage hineingestolpert käme und ganz Konoha in Panik verfallen würde, da dieser jedoch bereits vor Tagesanbruch entdeckt wurde, hatten sie keine Gelegenheit mehr zu fliehen. Sie wissen nicht, was es für ein Virus ist, sie wissen nicht, wer ihnen den Auftrag erteilt hat, sie wissen sowieso nicht viel. Ist das richtig?“

„Eine überzeugende Zusammenfassung“, sagte Neji trocken.

„Unglaublich!“, ereiferte sich einer der Ältesten wutschäumend. „Wie haben diese Männer das Virus überhaupt nach Konoha hineinbringen können?“

„Durch das Tor, nehme ich an“, murmelte einer der beiden ANBU, die Neji begleiteten. Der alte Mann warf ihnen einen tödlichen Blick zu. „Wer auch immer zu dieser Zeit Wachdienst hatte, so etwas hätte niemals passieren dürfen! Ich...“

„Ältester Takahashi“, unterbach der Hokage ihn ruhig. „Darf ich Sie daran erinnern, dass weder Sie noch Ich die Qualifikation haben, ein Virus von einem Wühlmausgift zu unterscheiden, vor allem, wenn es sich um ein geruchs- und farbloses Gas handelt. Weiterhin möchte ich Sie erinnern, dass die Souveränität des Rates dort endet, wo Shinobi involviert sind. Ich allein entscheide, wie – und vor allem wann und wofür – ich meine Shinobi bestrafe.“

Der Älteste zuckte zusammen und sank in den Stuhl zurück. Naruto seufzte innerlich. Sein Gegner in diesem Spiel hatte endlich seine Strategie enthüllt. Schade, dass es ihm nicht half, denn die Hälfte seiner Spielfiguren war schon längst geschlagen und aus dem Spiel verbannt worden.

„Was hat diese Versammlung eigentlich gebracht?“, fragte einer der Ältesten genauso müde, wie Naruto sich fühlte.

„Das wird sich bald herausstellen“, sagte Naruto leise.
 

Oh ja. Das wird sich bald herausstellen.
 

Ashuria lag da wie tot.

Nur das leise Heben und Senken ihres Brustkorbes deutete darauf hin, dass sie noch atmete. Langsam trat Naruto an ihr Bett heran. Es war spät, kein Arzt und kein Pfleger weit und breit waren zu sehen. Vorsichtig liess er sich auf die Kante des Bettes nieder und griff nach ihrer Hand.

Sie öffnete die Augen – und auf die Überraschung und die Erleichterung in ihnen folgte Angst. Aber sie versuchte ein schwaches Lächeln – und das brach ihm das Herz. Selbst jetzt, wo es ihr so schlecht ging, freute sie sich, ihn zu sehen.

„Ashuria.“ Ihr Name verliess seinen Mund wie ein Schwur. „Es gibt einen Weg, dich gesund zu machen. Und wir werden ihn finden.“

Sie hatte ihn nicht immer auf diese Weise angelächelt. Wenn er nichts unternahm, würde sie es auch nie wieder tun.

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Ende des Kapitels

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2011-11-21T19:49:07+00:00 21.11.2011 20:49
Hammer Kapi^^
Freue mich aufs nächste.^^


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