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Confusing Thoughts Of A Hoover

Konfuse Gedanken Eines Staubsaugers
von

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The Ice-Truck-Killer

Bäume, Wald, Amerika. Amerika? Von irgendwoher wusste ich, dass es Amerika war. Wir ratterten mit unserem grünen Bulli eine holprige Straße entlang, auf der einen Seite der Waldrand, auf der anderen Seite halt kein Wald. Merryl saß am Steuer. Wieso saß Merryl am Steuer? Sie hatte noch nicht einmal einen Führerschein!
 

Merryl hieß eigentlich Mary-Ann. Aber sie hasste den Namen und deswegen nannten sie alle Merryl. Sogar einige Lehrer in der Schule. Sie war froh darüber. Und in diesem Augenblick saß sie am Steuer des Bullis den wir fuhren. Woher hatten wir den überhaupt? Meine Familie hatte nie einen besessen. Und wieso fuhr Merryl, wenn meine Familie dabei war? Ich seufzte und sah wieder aus dem Fenster.
 

Wir kamen in eine Art Stadt. Nicht nur eine Art, bei näherem Hinsehen bemerkte ich die Hochhäuser, die hinter den ersten kleineren Häuschen standen, die am Parkplatz standen, auf dem wir geparkt hatten. Der Wald war an der einen Seite des Parkplatzes noch zu sehen. Wir stiegen alle aus dem Auto; Merryl, Pa, Ma, meine Schwester und ich.
 

Ich bin schon früher als die anderen nach Hause gegangen. Was heißt nach Hause, wir lebten ja nicht in Amerika sondern waren nur hier … um Urlaub zu machen? Ich wusste es nicht genau. Jedenfalls waren wir hier und wohnten in einer Art Hotel. Aber es war eigentlich kein Hotel. Und auch kein wirkliches Apartment. Es war eher ein Gebäudekomplex oder so was.
 

Ich ging einen schmalen Gang entlang. Als ich am Ende angekommen war, lag links von mir das Zimmer von meiner Tante, meinem Onkel, meinem kleinen zwölfjährigem Cousin und meiner kleinen fünfzehnjährigen Cousine. Meine Cousine Jessi war genauso alt wie meine kleine Schwester. Außerdem war sie drei Jahre älter als mein Cousin, genauso wie ich drei Jahre älter war als meine Schwester.
 

Nach rechts ging der Gang noch weiter, dort am Ende lag unser Zimmer. Es war schon dunkel. Ich ging den Flur entlang und schob die Tür zu unserem Zimmer auf. Es war eine Schiebetür, wie sie die Leute immer in Filmen hatten, die in Japan spielten. Oder war es China?
 

Das Zimmer war winzig. Wenn man einen Schritt hinein macht, stand man schon fast in dem Bett von meiner Schwester und mir. Auf der anderen Seite des Bettes stand ein großer Schrank und keinen Meter vom Fußende entfernt war auch schon wieder Wand. Ein Tisch stand davor und an der Wand hing ein Spiegel. Der Tisch war voll mit Schminkutensilien und anderen Kleinigkeiten, genauso wie das Bett voll mit Klamotten lag. Links von dem Tisch war noch eine kleine Tür, die scheinbar in das Zimmer meiner Eltern führte.
 

"Euer Zimmer ist aber klein!" Meine Cousine Jessi war hinter mir ins Zimmer getreten und blickte sich neugierig um. Ich nickte. "Ja. Da schlafen meine Schwester und ich", sagte ich und zeigte auf das zugemüllte Bett. "Und in dem angrenzenden Zimmer schlafen Ma und Pa. Jessi sah sich um und meinte dann: "Komm doch mit zu mir. Unser Zimmer ist größer und dann bist du hier nicht ganz so alleine." Sie lächelte mich an.
 

Zu ihr zu gehen war eine gute Idee. Gerade jetzt war es schlecht, alleine zu sein. Jetzt, wo der Kühllasterkiller hinter mir her war.
 

Warum hieß er überhaupt Kühllasterkiller? Er hatte rein gar nichts mit dem eigentlichen Kühllasterkiller1 zu tun. Er war weder ein Serienkiller noch brachte er Nutten um oder zerstückelte sie. Wieso also nannte man ihn den Kühllasterkiller? Und wieso war er hinter mir her?
 

Ich schloss die Tür wieder hinter mir, aber ich hatte vergessen, das Licht wieder auszumachen. Mist. Egal. Ich war zu faul, die Tür wieder aufzumachen und das Licht auszumachen. Außerdem war es so vielleicht schöner, wenn meine Familie nach Hause kam und das Licht schon brannte. Was für ein komischer Gedanke, eine Lampe war keine Heizung! Das Zimmer ist nicht schon vorbelichtet wenn man die Lampe früher anmacht als man sich in dem Zimmer aufhalten will.
 

Ohne das Licht jedoch auszumachen folgte ich jetzt Jessi den Gang wieder hinunter, den ich doch gerade erst in die andere Richtung entlanggegangen war. Auf halben Weg drehte ich mich noch mal um, um zu sehen, wie das Licht durch die matte Scheibe der Schiebetür fiel und sah, dass die Tür halb geöffnet war. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich war mir sicher, dass ich die Tür zugeschoben hatte, so dass sie nicht hätte von alleine aufgehen können. Das hieß, jemand anderes hatte sie aufgemacht. Jemand war in diesem Zimmer. Vielleicht der Kühllasterkiller? Ich zwang mich, wieder nach vorne zu sehen. Das bildest du dir nur ein, versuchte ich mir einzureden. Du bist müde, das ist alles! Außerdem hatte ich zu viel Schiss, wieder zurückzugehen und die Tür wieder zuzumachen. Was, wenn er in dem Zimmer saß und nur darauf wartete, dass ich zurückkam, damit er mich dann überfallen konnte.
 

Mittlerweile waren wir am Ende des Flures angekommen und Jessi hatte schon die Tür zu ihrem Zimmer aufgemacht. "Kommst du?", fragte sie mich jetzt. Ich nickte, warf aber noch einmal einen Blick zurück über die Schulter und mein Herz rutschte mir in die Hose. Die Tür, die gerade noch halb auf stand, zitterte nun ein wenig und bewegte sich ruckartig auf das Schloss zu, als versuche jemand von innen krampfhaft die Tür zu schließen und als habe er einige Probleme damit.
 

Mit einem Satz war ich in Jessis Zimmer und im nächsten Moment auch schon in ihrem Bett. Das war er, dachte ich. Das war der Kühllasterkiller. In meinem Zimmer! Aber jetzt war ich ja hier, in Jessis Bett. Das gab mir irgendwie Sicherheit.
 

Woran ich gar nicht gedacht hatte, war, was passieren würde, wenn meine Familie später nach Hause käme und der Kühllasterkiller noch immer in dem Zimmer hockte und auf mich wartete.
 

Und was ich nicht wusste, war, dass ich nicht die erste war, der Jessi in ihrem Bett Zuflucht bot. Auch der Kühllasterkiller hatte für einige Tage neben ihr im Bett gelegen. Warum ihre Eltern und ihr Bruder das nicht mitbekommen hatten oder ob Jessi selbst wusste, dass der Kerl neben ihr der Kühllasterkiller war oder nicht, das war ungewiss.
 

Jessis Zimmer war groß, doppelt so groß wie das von meiner Familie und mir. Und viel aufgeräumter, stellte ich fest. Und sie hatten ein Badezimmer. Warum hatten wir eigentlich kein Badezimmer? Wie wuschen wir uns denn morgens? Eigenartig. Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Doch dazu kam ich gar nicht, denn kurze Zeit später spürte ich Jessis Lippen auf meinen. Sie hatte sich über mich gebeugt und küsste mich. Ich tat einfach so, als sei ich schon eingeschlafen und hätte es nicht bemerkt, doch Jessi ließ nicht locker und küsste mich noch mal und schob mir dieses Mal sogar ihre Zunge zwischen die Lippen.
 

Vielleicht wollte sie ja bloß küssen üben, dachte ich. Sie war immerhin fünfzehn. Vielleicht hatte sie ja einen Jungen im Blick und hatte Angst davor, ihn zu küssen, weil sie noch nie jemanden geküsst hatte und wollte deshalb üben.
 

Aber das hätte sie doch sagen können.
 

Ich hob meine Lider und sah in Jessis Augen, die mich erwartungsvoll anblickten. Im nächsten Moment schon hatte ich den Spieß umgedreht und kniete über ihr, meine Ellenbogen neben ihrem Kopf abgestützt und küsste sie. Meine Zunge fand schnell einen weg zwischen ihren Lippen hindurch und umspielte und liebkoste Jessis Zunge. Mit der rechten Hand fuhr ich ihre Schulter hinab und ließ sie kurz auf Jessis Brust liegen, begann dann, sie sanft zu massieren und zu kneten. Jessi schien es zu gefallen. Ich überlegte, ob ich ihr auch noch einen Finger einführen sollte. Oder ging das zu weit? Durfte ich das überhaupt? Oder waren das schon sexuelle Übergriffe auf eine Minderjährige. Jessi war erst fünfzehn. Und ich war schon volljährig.
 

Obwohl, mein Freund war auch erst siebzehn. Mit dem hatte ich schließlich auch Sex. Aber er war zweieinhalb Jahre älter als Jessi. Und vielleicht war es was anderes, wenn er mir den Finger reinsteckt als wenn ich ihn bei Jessi reinsteckte.
 

Aber egal, zu was ich mich entschieden hätte, zur Aktion kam es nicht, denn in diesem Augenblick wurde es laut auf dem Flur und im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und der Kühllasterkiller kam rein. Mit einem Satz war ich aus dem Bett gesprungen und stand neben diesem, bereit, dem Kühllasterkiller todesmutig den Fluchtweg zu versperren. Was jedoch nicht wirklich was brachte, da das Fenster, das genauso groß war wie das, in dem Puh der Privatdetektiv Bär in Pushing Daisies in einer der ersten Folgen steckengeblieben war, auf der anderen Seite des Raums war und der Kühllasterkiller nicht annähernd an mir vorbei musste.
 

Außerdem war Hannes schneller. Während ich todesmutig neben dem Bett stand und den Kühllasterkiller anguckte, hatte Hannes sich bereits an den Ärmel des Flüchtenden gehängt und versuchte so, ihn aufzuhalten.
 

Der Kühllasterkiller stand mit dem Rücken zu mir im Flur und war umringt von Leuten, die ihn schnappen wollten, es aber bis jetzt nicht geschafft hatten und ihn nun, da er zum greifen nah war, feindselig ansahen. Unter ihnen war auch ein dicker Inspektor, der mich an den Inspektor aus Detective Conan erinnerte. Ich stand hinter dem Kühllasterkiller und strich ihm über die Schulter und versuchte, ihn zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn mehr ergab, jetzt noch abhauen zu wollen. Das sah er auch irgendwann ein, und wir befanden und plötzlich auf einer Art Polizeirevier.
 

Das Revier war am anderen Ende des Ganges, durch den wir zu den Zimmern gelangten. Es sah aus wie meine Küche. Moment, es war meine Küche. Der Kühllasterkiller, der im Übrigen wirklich Ähnlichkeiten mit dem Original hatte, saß an unserem Küchentisch auf Mamas Platz. Die Leute, die ihn eben umringt hatten, standen hinter der Theke. Hinzugekommen war mein minderjähriger Freund, der am Rande der Aufgereihten stand.
 

Ich stand wieder hinter dem Kühllasterkiller und strich ihm mit der Hand durch die Locken. Er tat mir Leid, weil er mit leerem Blick auf die Setchen starrte und weil ich das Gefühl hatte, dass er seine Strafe nicht verdient hatte. Mein Freund hingegen, der auf Höhe der Obstschale stand, warf ihm hasserfüllte Blicke zu; erstens, weil der Kühllasterkiller mich umbringen wollte und zweitens, weil er das Mitleid und die Aufmerksamkeit bekam, die mein Freund seiner Meinung nach verdiente. Oder die ich von ihm verdiente – seiner Meinung nach.
 

Ich strich dem Kühllasterkiller über die Wange und nahm dann seine Hand, um ihn zu trösten, und war so nahe an seinem Gesicht, weil ja die Hand auf dem Küchentisch lag. Das aber war zu viel für meinen Freund, der meine Zuneigung zu einer Person, die nach meinem Leben trachtete, nicht verstand. Ich im übrigen auch nicht.
 

Mit einem Satz stand mein Freund plötzlich vor mir und drückte mich an die Wand, hielt mich an den Schultern fest, so dass ich mich nicht wehren konnte, selbst wenn ich gewollt hätte und küsste mich, wie er mich noch nie zuvor geküsst hatte. So innig und leidenschaftlich, als hätte er Angst, mich nie wiederzusehen. Die Hand des Kühllasterkillers jedoch habe ich dabei nicht losgelassen.
 

Einige Zeit war vergangen. Ich besuchte mit meinem Freund und einigen anderen Leuten eine Miene, in der Kohle abgebaut wurde. Zumindest sah es so aus wie ein Bergwerk oder wie ein Steinbruch. Wir wollten nach unserem Kühllasterkiller sehen, dessen Strafe es war, hier zu arbeiten und wollten sichergehen, dass es ihm gut ginge.
 

Sofort wurden wir von den Leitenden des Bergwerks, Larissa, Phil und Mike begrüßt, drei Klassenkameraden von mir und Freunde vom Tanzen. Dann kam der Kühllasterkiller aus einem Loch geklettert. Er hatte sich verändert; die Haare waren kürzer und er hatte sich einen kleinen Bart wachsen lassen. Von oben irgendwo kam seine Freundin angelaufen, die auch dort arbeitete. Er nahm sie bei der Hand und die beiden gingen zusammen weg.
 

Ich staunte nicht schlecht, als ich feststellte, dass die Freundin des Kühllasterkillers keine geringere war als Jenny, mit der ich damals konfirmiert wurde.
 


 

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1 Wer Dexter Season 1 geguckt hat, weiß, wen ich meine.



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