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Ein wahrer Freund

Eine Geschichte aus Taborea
von

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Es war kalt an diesem Morgen. Kleine Schwaden von warmer Luft stiegen bei jedem meiner Atemzüge auf. Erst gestern hatte mir Niwana, ein Leutnant vom Orden der dunklen Glorie, eine Aufgabe zugeteilt. Er sagte mir, ich solle mich um die Zyklopen in Dogamor kümmern, da diese immer näher ihrem Stützpunkt im Mispelsumpf kamen.

„Ihr solltet sobald wie möglich aufbrechen, denn jede Verzögerung verschlimmert unsere Lage hier weiter.“ sagte Niwana an mich gewandt. Ich stimmte ihm zu und versicherte ihm, mich am nächsten Morgen vor den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg zu machen.

Leicht fröstelnd zog ich meinen Mantel enger um meine Schultern und prüfte noch einmal meine Ausrüstung, bevor ich mich endgültig auf den Weg machte. Ich tätschelte Tokar, meinem Reiteber, zärtlich den Hals, was er mir mit einem zufriedenen Grunzen bestätigte. „So, mein alter Junge, dann legen wir mal los“ redete ich ihm gut zu. Liebevoll stupste mich Tokar mit seiner weichen Schnauze an, als ob er mir bestätigen wollte, dass wir das schon schaffen. Zufrieden lächelnd stieg ich auf seinen Rücken, tätschelte ihn noch einmal und ritten los.
 

***
 

Wir waren schon eine gute Stunde unterwegs, als die ersten Sonnenstrahlen die höher gelegenen Bergketten berührten. Aus der Entfernung konnte ich schon die ersten Türme von den Zyklopen erkennen, die wie Nadeln in den Himmel stachen. Bis auf die Geräusche der verklingenden Nacht und des anbrechenden Tages, war sonst nichts zu vernehmen. Das Lager der Zyklopen lag ruhig im Schatten der Berge vor mir. 'Gut, so wird es um einiges leichter' ging es mir durch den Kopf und ein hämisches Grinsen umspielte meine Lippen. Doch bevor ich einen weiteren Gedanken an meine weitere Vorgehensweise verlieren konnte, stürmte plötzlich mein Eber wie von der Tarantel gestochen ins vorne. Mit Mühe krallte ich mich noch an seinen Sattel fest, um nicht runter zu fallen. 'Verd... was ist denn jetzt los?' dachte ich, als ich wie ein Fähnlein im Wind am Sattel meines Reitschweins hing. „Tokar, du blödes Schwein, du verdirbst noch alles, bleib stehen!“ rief ich ihm zu, doch er hörte nicht auf mich. Laut quiekend lief er immer weiter auf das Lager zu. Urplötzlich blieb Tokar von einem Moment auf den anderen stehen. Durch die Wucht wurde ich aus dem Sattel gerissen und fiel über den Kopf von Tokar zu Boden. Fluchend rappelte ich mich wieder auf und drehte mich zu meinem Reiteber um. „Was zum Teufel sollte das?“ fuhr ich ihn aufgebracht an. Tokar grunzte nur leise auf bei meiner Frage, denn seine Aufmerksamkeit galt im Moment einem Strauch mit roten Beeren, die er genüsslich mit der Zunge von den Ästen pflückte. „Oh, du verfressenes Schwein!“ schimpfte ich wütend, „Du hast einen Heuballen ganz alleine bekommen, was eigentlich für wenigstens zwei Pferde reicht!“ Tokar ließ sich nicht durch meinen Wutausbruch stören, sondern fraß schmatzend weiter von den Beeren. Ich merkte, dass ich ihn im Moment nicht dazu bewegen konnte, von den Beeren abzulassen. „Wie du willst, dann mampf doch weiter deine Beeren! Du weißt ja, wo du mich findest!“ sagte ich ihm erzürnt, wobei ich auf das Zyklopenlager deutete.

Immer noch wütend schnappte ich mir meine Ausrüstung vom Sattel und machte ich mich zu Fuß weiter in Richtung Lager, was zum Glück immer noch ruhig vor mir lag. Anscheinend hatte keiner etwas von meinem Missgeschick mitbekommen. Beruhigt atmete ich tief durch. Ein aufgebrachter Mob Zyklopen war jetzt das letzte, was ich gebrauchen konnte. Leise schlich ich mich näher an die zerfallenen Tore heran, die von einer Zeit zeugten, lange bevor die ersten Siedler hier ankamen. An den Toren stand niemand, jedenfalls konnte ich keinen einzigen Zyklopen erblicken. Wahrscheinlich fühlten sie sich sicher genug, dass sie der Meinung waren, keine Wachen außerhalb des Lagers aufstellen zu müssen. 'Wie leichtsinnig von denen, das wird ein Kinderspiel' dachte ich siegessicher. Schnell schlüpfte ich durch das Tor ins innere des Lagers und schlich mich zum ersten Turm. Vor diesem lagen zwei Zyklopen in tiefen Schlummer. Sie besaßen zwar Nachtlager, aber anscheinend waren diese hier bei der Wache eingeschlafen. Leise formte ich meinen Zauber, wodurch ein Feuerball in meiner Hand entstand, und warf diesen auf den mir nächsten. Der Zyklop brachte nur noch ein Gurgeln hervor und sank leblos in sich zusammen. Ich bereitete meinen zweiten Feuerball vor und wollte ihn gerade auf die zweite schlummernde Wache werfen, als ich plötzlich ein höllischen Lärm hinter mir vernahm. Als ich mich umdrehte, erkannte ich, dass mich eine Zyklopenpatrouille entdeckt hatte, welcher Alarm schlug. „´Dammt“ gab ich zischend von mir und schleuderte meinen vorbereiteten Feuerball dem Alarmschlagenden entgegen. Doch es war zu spät, denn es wurde immer lauter im restlichen Lager. Es dauerte nicht lang und die ersten bewaffneten Zyklopen kamen heran gestürmt. Schnell aktivierte ich mein Schild und warf den ersten meine heftigsten Zauber um die Ohren. Doch bevor ich den nächsten in meinen Zauber einhüllen konnte, bekam ich einen heftigen Schlag von hinten ab. Zum Glück hatte mein Schild das Schlimmste absorbiert, aber die Wucht riss mich dennoch von den Füßen. Benommen schaute ich mich um und sah, dass dieser Schlag von der vorhin noch schlafenden Wache war, den ich dank der Patrouille nicht erledigt hatte. Er holte zum zweiten Schlag aus, welchen ich durch weg rollen gerade noch entging. Mit einem schnellen Blitzzauber blendete ich ihn und raffte mich wieder auf. In der Zwischenzeit war ich schon so gut wie eingekreist worden von den Zyklopen und mir blieb nur noch die Möglichkeit mich heraus zu kämpfen. Zu allen Seiten warf ich meine Zauber, die einen nach den anderen zu Fall brachte. Doch es wurden immer mehr und ich merkte allmählich, dass meine Kraft zuneige ging. Zwar hatte ich noch Fläschen zum Regenerieren meiner Kraft, aber lange konnte ich dennoch nicht mehr dem Ansturm standhalten. Meine Kraft war schneller verbraucht, als ich regenerieren konnte.
 

***
 

Erschöpft stand ich mit dem Rücken zu einer Felswand, zu der ich mich noch durch kämpfen konnte, und erwartete meine Gegner. Meine Fläschen waren aufgebraucht. „So endet es nun...dachte nicht, dass ich so mal sterben werde...“ sagte ich leise zu mir selbst und musste sogar über meine ausweglose Situation lachen. Die Zyklopen hatten mich umringt und starrten und schrien mich wutentbrannt an, aber sie kamen nicht näher. Vor mir wurde auf einmal eine Gasse gebildet und in den Halbkreis trat ein Zyklop gewaltigen Ausmaßes, der eine große zweiblättrige Zweihandstreitaxt trug. Die Axt sah schon eigentlich viel zu gut aus für den Zyklopen, was mich erahnen ließ, dass er diese Waffe wohl jemand anderes abgenommen hatte. Der Zyklop hob die Axt über den Kopf und schrie laut auf, was von den anderen durch ein Brüllen beantwortet wurde. 'Dann wird das wohl mein Henker sein...' dachte ich, 'nun gut, ich werde ihm noch gut einheizen..'. Ich richtete mich auf und formte meinen letzten Zauber. Auch wenn ich sterben werde, er soll es nicht einfach haben. Mit festen Blick fasste ich meinen Gegner ins Auge, welcher mit hoch erhobener Axt auf mich zu stürmte.

Bevor er mich jedoch erreichte, hörte ich auf einmal einen anderen Lärm, der plötzlich von der Seite hervor brach. Wie ein Blitz stürmte dieses Etwas durch die Reihen der Zyklopen und stieß den riesigen Zyklopen vor mir zur Seite weg. Wütend grunzend stand auf einmal Tokar, mein Reiteber, schützend vor mir. Bevor ich weiter reagieren konnte, stürzte er sich laut quiekend auf die restlichen Zyklopen, die panisch flohen. Als alle Zyklopen entweder nieder gestreckt oder geflohen waren, kam Tokar zu mir und stupste mich liebevoll mit seiner weichen Schnauze an. Ich strich zärtlich über seinen Nasenrücken. „Du bist mir schon einer, mein alter Junge“ sprach ich zu ihm und lächelte ihn an, was er mir mit einem freudigen Grunzen beantwortete.

Nachdem ich alles weitere für meine Aufgabe eingesammelt hatte, stieg ich erschöpft, aber erleichtert in den Sattel meines Reitschweins. „Lass uns zurück reiten, Tokar“ wandte ich mich an ihn und strich ihn dabei liebevoll durch seine Mähne. Er gab mir ein fröhlichen Quieker zurück und trottete los. Vielleicht mag er seine Macken haben, aber er ist der treueste Freund, den ich je hatte.



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