Zum Inhalt der Seite

Sehnsüchtig

Na/Sa
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nojikos Geist

Vorwort: Neues Kapitel, neue Probleme für Nami. Ab jetzt wird es deutlich düsterer in ihrem Leben. Ich denke, der Kapiteltitel sagt bereits genug. Es ist der Auftakt für das was folgen wird, ab hier ist die Einleitung abgeschlossen. :)
 

Danke für die Kommentare. Ich habe mich sehr darüber gefreut. :D

Vielleicht gibt es ja auch den ein oder anderen, der nach diesem Kapitel etwas zu sagen hat. Ich warte sehnsüchtig auf eure Meinungen. :)

Viel Spaß beim Lesen, eure Tanya
 

Kapitel 04Nojikos Geist
 

Es war erstaunlich, wie schnell sich Eric von seinen Verletzungen erholte. Bereits als Nami am nächsten Morgen aus ihrer Kajüte kam, stand er, unweit vom Frauenzimmer entfernt, an der Reling und sah auf das Meer hinaus. Wären die vielen Verbände und Pflaster nicht gewesen, hätte man den Eindruck gehabt, er wäre topfit.
 

„Du hältst wohl nichts davon im Bett zu bleiben, was?“, begrüßte Nami ihn spitz. „Weiß Chopper denn, dass du hier rumspazierst?“
 

„Ich habe mir ein wenig euer Schiff angesehen“, entgegnete Eric und überging dabei ihre Frage. Seine Miene wurde missbilligender. „Eigentlich haben Piraten ein solches Schiff überhaupt nicht verdient.“
 

Nami lächelte, sah ihn jedoch mit blitzenden Augen an. „Ich glaube, du vergisst, dass wir dir wahrscheinlich das Leben gerettet haben. Was hast du eigentlich angestellt, dass du schwerverletzt in einem kleinen Ruderboot mitten auf der Grandline liegen musstest?“
 

Eric zuckte mit den Schultern. Bereits an seinem Gesichtsausdruck war ihm anzusehen, dass er nicht gerne darüber sprechen wollte. „Ich bin in eine kleine Auseinandersetzung geraten, die nicht ganz so gut für mich ausging.“ Er lehnte sich entspannt gegen die Reling und blitzte mit halb geschlossenen Augenlidern in das Sonnenlicht, um sich demonstrativ von dem Thema abzuwenden.
 

Nachdenklich betrachtete Nami ihn und beschloss schließlich, dass es keinen Zweck hatte, weiterhin nachzuhacken. „Wie auch immer“, sagte sie seufzend. „Gleich gibt es Frühstück. Hast du denn die anderen bereits kennen gelernt?“
 

*
 

Nachdem Frühstück machte sich Nami wieder auf dem Weg zurück in ihre Kajüte. Es war Zeit, dass der Brief an Nojiko endlich verschickt wurde. Mutig wollte sich Nami ihrer Angst vor der Wahrheit stellen. Bereits jetzt fragte sie sich, wie lange sie wohl warten müsste, um sich vollkommen sicher zu sein, dass ihre Schwester tot war. Gleich darauf musste sie sich jedoch selbst schockiert ermahnen. Wie konnte sie sich nur immer wieder das Schlimmste ausmalen? Eigentlich wollte Nami ja viel öfter daran denken, dass es Nojiko gut ging, doch dieser Gedanke kam ihr unrealistisch und abwegig vor. Im Grunde war sie schon immer eine Schwarzseherin gewesen.
 

Angespannt und mit klopfendem Herzen betrat Nami ihre Kajüte. Sofort fixierte ihr Blick das Logbuch auf ihrem Schreibtisch. Sie öffnete das Buch und holte den losen Zettel hervor, auf dem sie vor zwei Tagen den Brief an ihre Schwester verfasst hatte. Das Papier wellte sich inzwischen dort wo Namis Tränen es hatten feucht werden lassen. In Gedanken versunken strich Nami mit den Fingern darüber. Krampfhaft presste sie ihre Lippen aufeinander und versuchte das aufkeimende Zittern ihres Körpers zu unterdrücken.
 

Nojiko lebt! Ihr geht es gut!, rief sie sich immer wieder in Erinnerung. Doch auch das wollte nicht helfen, um die Tränen zu unterdrücken. Langsam bahnten sie sich ihre Wege über Namis Gesicht.
 

„Nami?“
 

Erschrocken zuckte Nami zusammen, als die Stimme hinter ihr erklang. Der Brief glitt ihr aus der Hand und segelte unbeachtet auf den Schreibtisch zurück. Nami war so beschäftigt mit sich selbst gewesen, dass sie überhaupt nicht wahrgenommen hatte, nicht alleine in ihrer Kajüte zu sein. Viel irritierender, dass sie nicht alleine war, obwohl doch alle anderen noch beim Frühstück saßen, war jedoch, wie vertraut ihr die Stimme vorkam, von der es eigentlich unmöglich war, dass sie hier war.
 

Vertraut und weiblich. Robin war jedoch vollkommen ausgeschlossen.
 

Deutlicher als sonst nahm Nami plötzlich den schweren goldenen Armreifen an ihrem linken Handgelenk war. Ein Geschenk von Nojiko. Keinen Augenblick später drangen unwillkürlich Bilder von großen Orangenplantagen in ihre Erinnerung. Fröhliches Kinderlachen erklang in ihren Ohren und Gezeter eines kleinen Mädchens, das einmal sie selbst gewesen war, weil ihre große Schwester immer so gemein zu ihr war. Erinnerung, die sie mit Nojiko verband.
 

„Nami?“, fragte erneut jemand hinter ihr. Die Stimme von Nojiko.
 

Nami rauschte das Blut in den Ohren. Ihr Herz schlug so heftig gegen ihre Brust, dass sie befürchtete, jeden Moment würde sie zerspringen. Ein eisiger Schauer überkam Nami, als sie sich langsam umwandte und mit vor Schock geweiteten Augen ihre große Schwester betrachtete. Bei Nojikos unerwarteten Anblick begann Namis Sicht fast vollständig unter ihren Tränen zu verschwimmen. Gleichzeitig war sie aber auch so erschrocken darüber, sie auf ihrem Bett sitzen zu sehen, dass sie einen Schritt nach hinten machte und dabei auf das Hindernis ihres Schreibtisches stieß.
 

Inzwischen war mehr als ein Jahr vergangen, dass sie sie um letzten Mal gesehen hatte und noch immer sah Nojiko so aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. Nojiko betrachte sie mit einem wehmütigen Blick und strich sich dabei eine Strähne ihres kurzen lavendelfarbenen Haares hinters Ohr, das sie immer mit einem Haarband aus de Gesicht gebunden hatte. Auf ihren Lippen lag ein kleines Lächeln, doch ihre dunklen Augen sahen traurig aus.
 

„Hallo Nami“, sagte sie erneut mit ruhiger Stimme.
 

Nami war überwältigt von ihrem Anblick, ihre Gefühle brodelten wie ein Vulkan in ihrem Inneren. Am liebsten wäre sie auf ihre Schwester zugestürzt und hätte sie bitter schluchzend in den Arm genommen, aber in ihrem Kopf drehten sich so viele Fragen, die sie bewegungsunfähig machten. Allen voran die Frage, ob sie träumte oder es die Wirklichkeit war, die hier geschah. Vor zwei Tagen hielt sie noch Nojikos Brief in der Hand, mit der Nachricht, dass niemand aus Kokos ausreisen durfte und, dass es möglich wäre, dass sie selbst an einer tödlichen Krankheit starb und nun das? Der Brief war knapp zwei Monate alt gewesen. Wie war es Nojiko gelungen so schnell zu ihr auf die Grandline zu gelangen, wenn sie selbst dafür mehr als ein Jahr benötigt hatten?
 

„Wie kannst du hier sein?“, presste Nami zwischen ihren Tränen hervor und schämte sich gleichzeitig fürchterlich dafür, dass sie nach mehr als einem Jahr keine anderen Worte für ihre Schwester übrig hatte. „Warum haben die anderen nicht gesagt, dass sie dich an Board geholt haben?“
 

Langsam erhob sich Nojiko von ihrem Bett und ging auf Nami zu. Nami hatte den Schreibtisch hinter sich bereits erreicht, lehnte sie sich jedoch dennoch unwillkürlich mit dem Oberkörper weiter zurück. Zu gerne hätte sie sich über Nojikos Anwesenheit gefreut, doch ihre Befürchtung, sich in ihrer Angst um ihre Schwester all das nur einzubilden, war zu groß. Nojiko blieb stehen, als sie Namis Reaktion bemerkte. Ihr Blick wurde wehmütiger und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.
 

„Ich weiß, dass das eine große Überraschung für dich ist, Nami“, sagte Nojiko. Sie lächelte wieder. „Ich wollte nicht, dass das, was du zum letzten Mal von mir hören wirst, ein Brief ist.“
 

Ihre Worte schockierten Nami noch mehr, als die Tatsache, dass sie hier war. „Soll das etwa heißen, du bist hier um dich zu verabschieden?“, rief sie panisch, nachdem sie deren Sinn begriffen hatte. Sie warf die Zweifel an ihren Geisteszustand beiseite, stieß sich vom ihrem Schreibtisch ab und kam verzweifelt auf ihre Schwester zu, als würde sie erkennen können, dass ihre Sorge ganz unbegründet war, wenn sie direkt vor ihr stand.
 

Nojikos blieb stumm, sah sie mitleidig an und für Nami war das Antwort genug. Erschrocken riss sie die Augen auf. Wie konnte das denn ihre letzte Begegnung miteinander sein? Was wurde hier gespielt?
 

„Ich verstehe das nicht. Natürlich sehen wir uns irgendwann wieder. Bis sich in Kokos alles wieder beruhigt hat, bleibst du einfach hier. Sicherlich werde ich dich nicht eher wieder zurückschicken.“
 

Nojikos Blick wurde trauriger. „Die Krankheit ist inzwischen für mich bedeutungslos, Nami.“
 

Verwundert starrte Nami ihre Schwester an und schüttelte den Kopf, um ihr zu zeigen, dass sie immer noch nicht wusste, was Nojiko ihr damit sagen wollte. „Wie meinst du da?“
 

„Ich bin tot, Nami. Ich stehe als Geist vor dir.“
 

Tot ... Nojiko war tot. Immer und immer wieder hallten diese Worte in Namis Kopf wieder und je öfter sie sich wiederholten, desto dämlicher kam sie sich dabei vor. Wie konnte Nojiko nur so etwas schreckliches sagen, wenn die Lüge doch ganz offensichtlich war. Wieso sagte Nojiko ihr überhaupt so etwas?
 

Sicherlich würde sie ihr jeden Moment die Zunge herausstrecken und sich über ihre schockierte Miene lustig machen. Nami wartete darauf, dass sie es tat, wartete und wartete – vergebens. Noch immer sah Nojiko mit ernstem Blick auf sie herab. Einem Blick, der zu verstehen gab, dass sie definitiv nicht hier war um kleine Scherzchen mit ihr zu treiben.
 

Nami hatte auf ihrer Reise um die Welt bereits so viele Dinge gesehen, dass Geister ihr auch nicht unmöglich erschienen. Besonders nicht, seitdem sie auf der Thriller Bark gewesen ist. Doch, so wie Nojiko vor ihr stand, mit all dieser klaren Deutlichkeit, war es ausgeschlossen, dass sie wirklich tot sein konnte. Und es war noch ausgeschlossener, wenn man bedachte, dass es hier um Nojiko ging. Ihre Nojiko konnte nicht tot sein. Das durfte nicht wahr sein!
 

Nami schüttelte heftig protestierend den Kopf. Nojiko war überrascht, als Nami plötzlich nach ihren Oberarmen griff und sie fest rüttelte. Eindeutig berührte sie warme Haut unter ihren Händen und stieß mit ihren Fingern auf den festen Widerstand ihres Körpers.
 

„Du bist nicht tot!“, schrie Nami ihre Schwester verärgert an. Wieso spielte sie ein solch widerliches Spiel mit ihr? Erst der Brief, der offensichtlich auch eine Lüge war, und dann das! Ihre Wut trieb Nami erneut Tränen in die Augen. „Hör auf mir so etwas zu erzählen. Ich kann dich doch berühren!“
 

Nami ließ ihren Kopf hängen und schluchzte mit bebendem Körper vor sich hin, während ihre Arme noch immer Nojikos Oberarme umpackt hielten. Nojiko fuhr mit einer Hand durch ihre rotes Haare und plötzlich spürte Nami, wie sie sie mit der anderen an sich heranzog. Nami war viel zu aufgewühlt um sich dagegen zu wehren. An der Brust ihrer Schwester weinte sie bitterlich weiter ihre Tränen.
 

„Du siehst mich und du spürst mich, aber mich gibt es trotzdem nicht mehr“, flüsterte Nojiko mit trauriger Stimme an ihr Ohr. „Ich kann nichts daran ändern, dabei würde ich alles dafür tun. Es tut mir so leid, dass ich dich alleine lassen muss.“
 

Schmerzhaft zog sich Namis Brust zusammen. All das wollte sie nicht hören! Nojiko würde niemals solche Lüge erzählen. Sie war ihre große heißgeliebte Schwester. Zusammen hatten sie bereits so vieles überstanden – es gab keinen Grund, dass sie ihr solche Dinge erzähle, wenn sie nicht wahr waren.
 

Heftig riss sie sich von ihrer Schwester los, wollte am liebsten immer noch zweifeln, doch Nami kam nicht dagegen an sich etwas vorzumachen. Wahrscheinlich gab es niemand anderen auf der Welt, dem sie mehr trauen konnte, als ihrer großen Schwester. Nojiko meinte es immer ehrlich mit ihr.
 

Plötzlich verspürte Nami tief in sich den starken Wunsch sie anzuschreien, anstatt sich bei ihr auszuweinen. Was fiel ihr denn ein? Jetzt stand sie hier, sprach davon, dass es ihr leid täte, dass sie sie im Stich lassen musste und das nur, weil sie sich von einer lächerlichen Krankheit hatte dahinraffen lassen? Nami war selbst schockiert über den Gram ihrer Gedanken, doch die Wut und Trauer waren viel zu überwältigend, als das sie sich im Zaum halten konnte.
 

„Verschwinde!“, brüllte sie ihre Schwester an. „Ich möchte dich nie wiedersehen! Was fällt dir ein einfach zu sterben und dann hier auch noch aufzutauchen?“
 

Nami wartete darauf, dass Nojiko sich in Luft auflöste, aber sie stand weiterhin in ihrem Zimmer und sah sie mitleidig an. In diesem Moment hasste sie nichts mehr, als diesen Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie warf einen Blick auf ihrem Schreibtisch zurück und fixierte ein dickes Buch von Robin. Gerade rechzeitig widerstand sie noch dem Drang danach zu greifen und es gegen ihre Schwester zu schleudern, damit sie endlich verschwand. Vielleicht widerstand sie aber auch nur, weil ihr plötzlich wieder ihr Brief ins Blickfeld fiel.
 

Nami stürmte zum Schreibtisch zurück, packte den Brief und knüllte ihn zu einem Papierknäuel zusammen. Er wurde jetzt nicht mehr gebraucht. Jetzt wusste sie, dass ihre Schwester sie einfach verlassen hatte.
 

Zusammen mit dem Knäuel Papier in ihrer Hand stürzte Nami aus ihrer Kajüte auf die Reling zu. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, schleuderte sie das Papier über Board. Der Aufprall auf dem Wasser war jedoch nicht annähernd so intensiv, wie Nami es sich für sich gerne gewünscht hatte. Der Brief landete fast sanft in dem kalten Nass und schwamm dann seelenruhig auf der Oberfläche des Meeres dahin.
 

Verzweifelt sank Nami an der Reling herab und gab sich dort weiter ihren bitteren Tränen hin. Vergessen war ihr guter Vorsatz vor ihren Freunden nicht mehr zu weinen. Ihr war bewusst, dass jeder sehen konnte, wie sie tränenaufgelöst am Boden des Decks kauerte. Ihre Hilflosigkeit war jedoch um einiges größer als ihr Drang, die Fassung zu bewahren.
 

„Nami?“
 

Nami erkannte Erics Stimme und spürte, wie er ihr eine Hand auf die Schulter legte und neben ihr die Hocke ging. Ihr war gleichgültig, dass er eigentlich ein vollkommen Fremder war. Sie hätte auch um jeden anderen die Arme geschlungen, ihn an sich herangezogen und sich an seiner Schulter ausgeweint. In diesem Moment war sie dankbar, dass er ihr Halt gab und beruhigend über den Rücken stricht.
 

*
 

Fortsetzung folgt ...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: irish_shamrock
2010-03-27T17:40:46+00:00 27.03.2010 18:40
Hi :),
ich (schon) wieder =^.^=...
ich bin sehr ergriffen von dem, was ich gerade lesen durfte.
Es ist wirklich zu traurig, was du uns hier anbietest!
Ich bin gerade permanent am Augenwischen!
Echt gemein!...
Man kann Namis Verzweiflung so gut nachempfinden!
T^T!!!
ABER:
Mir stößt es momentan etwas bitter auf, dass es gerade dieser "Eric" ist, an den sich Nami so krampfhaft festklammert,
da bin ich doch schon sehr auf Sanjis Reaktion gespannt, die im nächsten Kapitel sicherlich nicht lange auf sich warten lassen wird...

lg^^ vom irischen glüxxklee
Von:  Wunderbeerchen
2010-03-15T21:50:15+00:00 15.03.2010 22:50
OMG wie traurig, das kommt mir irgendwie bekannt vor... T_T du schreibst wirklich sehr schön ^^ bin mal gespannt was es mit diesem eric auf sich hat. mach weiter so ^^
Lg Blacky


Zurück