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DWK 6 - Neue Abenteuer

von

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Dance in the dark

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte Maxi leicht geschockt mit Blick auf das Königreich vor ihm. Sie standen vor dem Mondwaldsee, in Erwartung der seltsamen Wesen, die Nessie gefangen hielten.
 

„Was?“, fragte Leon, ohne den wachsamen Blick vom See zu nehmen.
 

„Du willst hier einfach warten, ohne Waffen oder sonst was?“ Maxi schien keinesfalls überzeugt von der Idee, die Geschehnisse auf sich zukommen zu lassen. Er hasste es, nichts tun zu können, und war vor Verzweiflung ganz verspannt. Das merkte auch Blossom, die seine Hand hielt, und legte die Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen.
 

Leon drehte sich um und sah Maxi in die Augen.

„Womit bitte willst du sie denn bekämpfen, wenn wir nicht einmal wissen, was sie sind? Du stellst dir das so einfach vor, Maxi. Aber das ist es nicht! Es ist weder einfach für uns als Team, noch für mich. Verdammt, ja, ich habe Angst! Aber ich weiß nicht, wovor ich am meisten Angst haben soll! Vor der neuen Herausforderung? Vor den Wesen, die Nessie gefangen halten? Oder einfach vor mir selbst? Kacke, verdammte! Ich will endlich wissen, was hier los ist. Und ich werde ganz bestimmt nicht kneifen. Das bin ich Nessie schuldig. Das bin ich euch allen schuldig!“, sagte er mit lauter Stimme, und er klang fest entschlossen.
 

„Nein, das war ja so süß. Der wilde Kerl hat Schiss! Aber keine Angst. So schlimm wird es nicht. Ihr müsst nicht mal Fußball spielen. Schont eure süßen Füße, denn die werdet ihr trotzdem brauchen. Wir freuen uns auf euch. Aber es dauert noch, leider. Ich hoffe, ihr kommt auch ohne uns zurecht?“, fragte das Mädchen mit der kratzigen Stimme zuckersüß, gab sich jedoch nicht zu erkennen.
 

„Verdammt! Ich hasse sie!“, brüllte Nerv und stampfte trotzig mit dem Fuß auf, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Maxi stellte sich neben ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter und seufzte: „Ich auch, Nerv. Ich auch.“
 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte der Jüngste verzweifelt und drehte sich zu seinem großen Bruder um, der ausnahmsweise auch keinen Rat wusste.

„Wenn ich das wüsste, würde ich jetzt nicht teilnahmslos hier herumstehen, oder?“, gab dieser zurück und seufzte. Es war so gar nicht seine Art, einfach aufzugeben.
 

„Wir müssen aber teilnahmslos herumstehen. Leider. Raban und ich haben auch nichts gefunden, was und behilflich sein könnte. Vor allem, weil sie gesagt haben, dass wir kein Fußball spielen werden. Wir brauchen die Füße, sollen damit aber keinen Ball lenken. Was also meinen diese komischen Viecher?“, brachte sich Joschka ein, um etwas Produktives von sich zu geben, nachdem er sich am Morgen so mit Marry gestritten hatte. Die war übrigens noch immer sauer auf ihn, immerhin war sein Wasserglas in ihrem Gesicht gelandet.
 

„Vielleicht machen sie ein Wettrennen mit uns!“, überlegte Klette laut und handelte sich damit ein bitteres Auflachen von Raban ein.

„Du machst es dir zu einfach. Die sind gerissen. So einfach werden sie sich nicht geschlagen geben“, machte er ihren Vorschlag zunichte.
 

Betretenes Schweigen herrschte bei den Kerlen, bis plötzlich alles schwieg. Nicht einmal das sanfte Plätschern der vom Nachtwind aufgescheuchten Wellen des Mondwaldsees war noch zu hören. Es war Mitternacht geworden.
 

„Maxi ...“, flüsterte Nerv erschrocken. Er hatte große Angst vor dem, was sich vor seiner Nase abspielen würde – oder schon abspielte, immerhin konnten sich die seltsamen Wesen ja unsichtbar machen.
 

Der Junge mit den Sternsteinen trat langsam drei Schritte zurück, bis er direkt neben dem Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt stand. Markus zog beschützend seine Linn an sich und Blue versteckte sich hinter Leon. Keiner der Kerle konnte verstehen, weshalb sie sich bei dem Auftreten dieser Wesen wie ein verängstigtes Kaninchen verhielt.
 

„Raban, ihr schafft die doch, oder?“, vernahm man in die Stille hinein eine zitternde Mädchenstimme, die ganz klar zu Terry gehörte. War sie doch gerade erst aus den Fängen Darksides entwischt, stand schon der nächste Feind vor der Tür. Oder vor dem Zelteingang. Das war der Blonden eindeutig zu viel Abenteuer.
 

Verzweifelt klammerte die sich an ihren rothaarigen Freund, der ihr beruhigend über die Wange strich und flüsterte: „Bestimmt. Wir sind ja nicht doof. Und du auch nicht.“ Sehr beruhigend wirkten seine Worte auf das verängstigte Mädchen neben ihm. Ein unsicheres ‚Bestimmt‘ war nicht das, was sie sich erhofft hatte.
 

„Wie ich sehe, werden wir erwartet. Wie freundlich! Ich sehe, ihr wartet schon? Ich hoffe, noch nicht allzu lang. Das wäre mir doch unverzeihlich“, erklang Shadows düstere Stimme plötzlich aus der Richtung, in der der See lag. Zu sehen war allerdings nichts, außer dem bedrohlich glitzernden Wasser.
 

„Wir warten schon viel zu lang. Und zwar auf eine Antwort!“, gab Leon selbstsicher zurück. Er hielt Blue hinter seinem Rücken versteckt, wohl wissend, dass er gleich Vanessa gegenüber treten würde.
 

„Ach? Soweit ich weiß, haben wir euch auf jede eurer Fragen eine solche gegeben. Nicht, Rose?“
 

Rose erschien urplötzlich vor Leon und sah ihm siegessicher grinsend ins Gesicht.

„Du weißt, was ich bin. Und ich denke, du weißt auch, was ich will. Oder, Leon? Das weißt du doch. Los, ich warte auf den schwarzen Punkt! Den, den die Verräter kriegen. Ha! Du siehst so erbärmlich aus! Und was für einen Wischmopp versteckst du da eigentlich hinter deinem Rücken? Einen mit blauen Haaren, wie?“
 

Blue blieb gelassen, was Leon mehr oder weniger verwunderte. Vor wenigen Sekunden noch hatte sie gezittert wie Espenlaub und jetzt war sie die Ruhe in Person ... da stimmte doch was nicht!
 

„Du hast echt eine lange Leitung, mein lieber Leon. Blue? Es ist soweit“, verkündete Light mit klarer Stimme und gab ein kurzes Handzeichen. Blue schoss hinter Leons Rücken hervor und ließ ihn ihre glühend gelben Glubschaugen bewundern. Sie grinste und entblößte dabei ihre Fangzähne.
 

„Es war ja so einfach, dich glauben zu lassen, ich sei ein harmloses, verwaistes Mädchen. Wie naiv seid ihr alle eigentlich? Tja, das habt ihr jetzt davon! Und dass du Nessa so verletzt hast, ist auch nicht von Vorteil für dich, Leon, der Slalomdribbler.“ Sie spuckte ihm das Wort ‚Slalomdribbler‘ förmlich vor die Füße.
 

„Das war ... du bist ... aber, Hanna!“, stammelte Leon und stolperte zurück, direkt in Blossoms Arme, die ihn gekonnt abfing.
 

Blue lachte hart auf. „Hanna? Idiot!“, schleuderte sie ihm knapp ins Gesicht und grinste bösartig. Light, der mit einem Mal neben ihr stand, legte ihr den Arm um die Schultern. Er ließ kurz sein Grinsen aufleuchten, dann wandte er sich den Kerlen zu, die mit wachsendem Unmut vor den seltsamen Wesen standen, alles erwartend. Nichts konnte sie mehr schocken.
 

„Das wars dann wohl für euch ach so wilde Kerle. Ich schlage euch vor, gleich aufzugeben, es sei denn, ihr wollt euch komplett blamieren.“ Seine Augen leuchteten im Dunkeln, und er funkelte den verschüchterten Nerv an, der sich in Maxis Ärmel krallte. Light grinste nur überheblich.
 

„Von wegen Blamieren! Ihr werdet euch blamieren. Ihr seid nichts weitere als glibschige Monster!“, fauchte Düsentrieb auf einmal und befreite sich aus Markus‘ beschützendem Klammergriff.
 

„Als Gruppe seid ihr vielleicht stark. Aber wenn wir Blue alleine bei uns haben, dann sieht sie total anders aus. Oder, Wischmopp, wie Vanessa dich so liebevoll betitelt hat? Dann kriegst du Schiss. Du hättest uns alle kaltmachen können! Einen nach dem anderen! Du hast mit Leon in einem Zelt geschlafen. Nur einmal hättest du ihm deine Fangzähne in den Hals rammen brauchen, dann wäre er kein Problem mehr gewesen! Aber du hast es nicht getan, weil du einfach feige bist!“, erklärte sie mit lauter Stimme und sah Blue fest in die Augen. Sie wollte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Diese Schlange sollte man nicht ungestraft davon kommen lassen.
 

Für ein paar Sekunden blieb Blue die Spucke weg, dann lächelte sie ein kaltes, überhebliches Lächeln und hauchte nur: „Pass auf, was du sagst, Süße. Meine Zähne sind spitz.“ Sie ließ ihre goldgelben Augen aufleuchten und warf Shadow einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
 

„Also dann. Ich denke, ihr seid gespannt, was ihr außer Fußball noch so mit euren Füßchen anstellen könnt, nicht wahr? Das dürft ihr auch sein. Wir werden nämlich tanzen. Liana!“
 

Mit diesen unterkühlten Worten machte der Schwarzhaarige eine knappe Handbewegung und Liana grinste. Ein Fingerschnippen und die Kerle konnten eine hohe Melodie vernehmen. Sie klang süß, so süß, dass einem die Ohren wehtaten.
 

„Klingt das nicht schön? Keine Angst, ihr werdet es mögen. Rose mochte es auch, von Anfang an ...“, säuselte Delilah und stromerte um Markus herum, der sich in der Situation ein klein wenig überfordert fühlte. Er lauschte nur der Melodie und fühlte sich die gefesselt von ihr. So sehr, dass er begann zu tanzen. Zuerst noch zaghaft , dann wurde er immer sicherer. Seine Füße fegten nur so über den Waldboden.
 

„Was hab ich gesagt ... und das wird euch allen so gehen, allen!“, triumphierte Delilah und ließ von Markus ab. Sie schwebte zu Maxi und hauchte ich einige Worte ins Ohr, die nur er hören konnte. Das war vielleicht auch besser so, denn kaum hatte Delilah die Worte ausgesprochen, wurde Maxi leicht rot im Gesicht und streckte den Arm nach der Schönheit mit den lila Haaren aus. Diese allerdings ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, zeigte Maxi den ersten Schritt und schon fing auch der Mann mit dem härtesten Schuss der Welt den selben Tanz wie Markus an.
 

Blossom und Linn wechselten verzweifelte Blicke. Sie wussten, sobald Delilah Maxi zum alleinigen Tanzen gebracht hatte, würde sie weiter machen, bis jeder der Kerle den selben langsamen Tanz vorführte. Und dann? Keiner der beiden wollte das wissen, und so beschlossen sie, zu handeln. Nur, was soll man in so einer Situation tun?
 

Inzwischen tanzte Maxi allein im Mondschein, er setzte elegant einen Fuß vor den anderen, so, wie man es nicht von ihm gewohnt war. Diese verflixten Nixen schienen ihn und die anderen wirklich in ihren Bann gezogen zu haben, denn inzwischen tanzte auch Leon wie besessen. Sie waren verloren.
 

Aber aufgeben war, als würde man sich selbst dem Teufel persönlich auf dem Silbertablett präsentieren, denn nur, wer für das kämpfte, was er wollte, würde auch etwas erreichen. Das sah Linn ein, und sie gabt Blossom ein Handzeichen, das besagte, sie solle Klette möglichst unauffällig von hier wegschaffen. Blossom verstand.
 

Klette wusste zwar nicht sofort, was mit der wedelnden Hand Blossoms gemeint war, doch sie verstand immerhin, dass sie weglaufen sollte. Und das schnell, noch hatte Delilah ihr nämlich den Rücken zugekehrt. Das Mädchen mit den verfilzten braunen Haaren schlich sich rücklings weg, bis sie sicher war, dass niemand sie sehen konnte. Dann begann sie zu rennen, als ginge es um ihr Leben. Und das war vermutlich auch so.
 

Während sie rannte, dachte Klette über ihre Zeit bei den wilden Kerlen nach. Sie hatte sich Freunde machen können, und einen ganz besonderen. Nerv, der sie anfangs mehr als alles andere gehasst hatte, war in sie verliebt. Das gab ihr die Kraft, weiter zu rennen, Hilfe zu holen, egal, wie.
 

Als sie bei dem ehemaligen Lagerplatz der Kerle angekommen war, sah sie sich schnaufend um. Sie hatten alles weggeschafft und abgebaut, um im Falle eines Angriffes sofort fahrtbereit sein zu können, auch hatten Raban und Joschka ihre genialen Erfindungen schon eingepackt, und um sie jetzt noch hervorzuwühlen, war es zu spät. Klette musste handeln. Und das sofort.
 

Angestrengt dachte das Mädchen nach, während ihr der Schweiß über die Stirn rann. Angenehm war es nicht, in einem schweren Motorradanzug quer durch den Wald zu rennen ...
 

Was könnte Nixen davon abhalten, die Mannschaft tanzwütig zu machen? Klette war sich sicher, dass es Nixen waren, und sie wollte sie zuerst mal ablenken, damit sich die Kerle Rose schnappen und mit ihr reden konnten. So jedenfalls hatte Leon das heute Mittag vorgeschlagen, als sie die Zelte abgebaut hatten. Klette jedoch hielt das für Schwachsinn. Sich Rose schnappen, um mit ihr zu reden? Pah, als ob man mit der Barbiepuppe reden könnte!
 

Sie überlegte sich also etwas anderes. Diese Nixenviecher konnten bei absoluter Trockenheit sicher nicht leben, weshalb sie wohl auch die ganze Zeit in der Nähe des Mondwaldsees blieben, wo der Boden noch schön feucht war. Aufmerksam, wie sie war, hatte Klette beobachtet, dass die Nixen in regelmäßigen Abständen ihre nackten Füße tief in den feuchten Sand gruben. Das war dann demnach auch der Grund dafür, dass sie ständig barfuß waren. Und wenn diese Viecher nun nix feuchtes mehr hatten, dann waren sie wohl für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Die Haut der Nixen schimmerte stets klebrig, als wäre sie von einem feuchten Schutzfilm überzogen, der allerdings ziemlich pappte.
 

Würde dieser Schutzfilm beschmutzt und ausgetrocknet, so wären die Nixen wohl noch etwas länger außer Gefecht gesetzt. Klette klopfte sich im Innern selbst auf die Schulter. Sie hatte wirklich einen Oscar für ihr logisches Denken verdient. Aber genug geschwatzt. Ihr ging die Zeit aus.
 

Salz könnte die Haut der Nixen austrocknen – nur, wo sollte sie hier Salz auftreiben? Sicher, die Kerle besaßen einen Salzstreuer, aber der reichte doch nicht, um vier oder fünf Personen komplett mit dem weißen Pulver zu bedecken. Sand? Auch sehr effektiv ... ach, warum eigentlich nicht. Einen Versuch war es wert.
 

Und so schnappte sich Klette zwei rostige Eimer, die neben den Motorrädern von Raban und Joschka standen, warum auch immer, und füllte sie bis obenhin mit Sand. Sicher, die Eimer waren wirklich schwer, aber es ging um ihre Mannschaft, um das einzige, was sie noch hatte, nachdem sich die Wölfe aufgelöst hatten!
 

Sie schleppte die Eimer durch den ganzen Wald, bis sie von irgendwo wieder diese süßliche Melodie vernahm, und so folgte sie besagter einfach. Schließlich sah sie einen grässlichen Zustand: Leon, Maxi, Markus, Raban, Joschka und Blossom waren schon in den Bann der Nixen gezogen worden.
 

Das Mädchen beschloss, zu handeln, und stellte sich unauffällig neben Nerv, der weiter hinten stand, als stünde sie dort schon den gesamten Abend.

„Hier, nimm den, und ziel gut!“, zischte sie ihm zu, schob ihm einen der mit Sand gefüllten Eimer zu und nahm ihren eigenen in die Hand. Von hier aus konnte sie perfekt auf Shadow, Light, Liana und Rose zielen. Delilah kümmerte sich gerade um Terry, bald würde sie zu Nerv beziehungsweise Klette kommen.
 

Nerv verstand ausnahmsweise sofort, und im Zielen war er nicht schlecht. Schließlich hatte gerade er Mr. Hausarrest den Farbeimer wortwörtlich auf den Kopf geschossen. Er vertraute einfach auf sich selbst und holte Schwung, dann schleuderte er den Sand geradewegs auf Shadow – und traf Light gleich mit!
 

„Was zum ... Light! Das kleine Biest da hinten! Schnapp ihn dir!“, befahl Shadow mit kühler, kratzender Stimme und zeigte auf Nerv, der sich behände in die Büsche verkrümelte. Klette stand im Schatten eines großen Baumes, weshalb sie noch niemandem auffiel. Als Liana in ihr Blickfeld kam, um Light zu helfen, der Nerv nach gerannt war, sah sie ihre Chance gekommen und schüttete der Grünhaarigen direkt den halben Eimer über den Kopf, wodurch sie zusätzlich nichts sehen konnte.
 

„Verdammt!“, brüllte sie mit ihrer rauen Stimme und rieb sich die Augen, taumelte aber unbeholfen nach hinten und stolperte über eine Wurzel. Klette dankte Gott im Stillen für diese vorher scheinbar nie da gewesene Wurzel und rannte dann auf Delilah zu. Angriff war die beste Verteidigung!
 

„Das hast du dir wohl so gedacht, hm, Süße?“, fragte Delilah eiskalt und drehte sich in einer Nanosekunde um. Sie packte Klette am Kragen ihres Motorradanzuges und hob sie in die Luft, während Shadow zu Boden sackte, wie sie aus den Augenwinkeln beobachten konnte. Na also! Sand schwächte die Nixen.
 

„Ja, habe ich. Und wenn du glibschiges Monster mir nicht zuvor gekommen wärst, hätt’s auch prima geklappt!“, fauchte sie vorlaut und grinste übermütig. Angst? Sie doch nicht! Für einen Moment war Delilah baff, dann schlug sie Klette den Eimer aus der Hand, der dumpf auf den Boden aufschlug. Der Sand verteilte sich auf dem Waldboden.
 

Während nur noch Blue und Rose als Gefahr zu registrieren waren, Delilah war ja mit Klette beschäftigt, und die kam klar, hockte sich Linn auf den Boden und klaubte etwas Sand zusammen. Auch sie hatte die Wirkung bemerkt. Liana lag auf dem Boden und fluchte vor sich hin, während sie allerdings immer mehr zusammensackte. Der Sand hatte ihren Körper merkbar geschwächt.
 

Zwei Hände voll Sand ging sie auf Blue zu, vorbei an ihrem tanzenden, gefangenen Freund. „Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das. Klette hält was aus, und ich bin nicht aus Zucker!“, flüsterte sie, obgleich Markus nur auf seine Füße achtete und diese geschmeidig hin- und hertanzen ließ. Er schien wie in einer anderen Welt.
 

„Was hab ich gesagt? Du bist feige! Du hättest mich schon lange töten können, aber nein ... stattdessen stehst du hier rum und guckst verzweifelt vom einen zum anderen. Gib einfach auf, Blue!“, schleuderte Linn der Blau-braunhaarigen ins Gesicht und ließ den trockenen Sand folgen. Schnell raffte sie noch mehr davon zusammen und klatschte es ihr auf die Arme und alle sonstigen Körperteile. Blue, die nur im Kleid dagestanden war, sah sie flehend an und sackte dann zusammen.
 

„Und du? Was ist mit dir? Hast du deine Rache endlich? Du weißt doch gar nicht, was du Leon hiermit antust. Warum lässt du uns nicht in Frieden?“, fragte sie an Rose gewandt.
 

„Weil er mich verletzt hat. Im Übrigen geht dich das nichts an. Und außerdem ist es sowieso zu spät. Du weißt nicht, wie man die Melodie stoppt, die sie zum Tanzen bringt, und ich bin schon eine von ihnen!“, entgegnete Rose dickköpfig und verschränkte die Arme, womit sie tatsächlich ein wenig an Vanessa erinnerte.
 

„Aber du weißt es. Und nein, du bist immer noch eine von uns. Mal ehrlich, bist du wirklich freiwillig zu ihnen gekommen? Und Rache zählt nicht zum freien Willen! Hey, Nessa, wir vermissen dich. Wir vermissen die alte Nessa. Wenn du mir nur hilfst, dann wird alles wieder gut. Komm schon“, versuchte es Linn auf die sanfte Tour, obgleich sie genau das meinte, was sie sagte.
 

„Ich heiße Rose, nicht Nessa. Noch heiß ich Rose. Vielleicht wollte ich zuerst nicht hier sein, aber ich will Leon leiden sehen. Er verdient es einfach.“
 

Linn seufzte. Rose war wirklich kompliziert.

„Okay, Rose. Aber Leon leidet wirklich viel! Ich finde, er hatte seine Strafe. Und sie ihn dir an. Er hat sich nicht einmal gewehrt gegen das Tanzen. Er tut wirklich alles, damit du ihm verzeihst. Bitte!“
 

Das Mädchen mit den rosa Haaren knirschte mit den Zähnen.

„Es hat seine Vor- und Nachteile, eine Nixe zu sein. Ich weiß nur, dass ich keine Lust mehr auf die Nachteile hab! Wenn ich dir verrate, wie du das Tanzen abstellen kannst, vergebt ihr mir dann? Alle?“
 

Linn konnte es nicht fassen. Sie hatte sie so weit, endlich!

„Ich kann es nicht versprechen. Aber ich vergebe dir. Und Leon wird es auch tun. Okay?“ Sie lächelte Rose aufmunternd zu, dann wurde ihr von selbiger ins Ohr geflüstert, wie man den Tanz und die Melodie stoppen konnte, denn angeblich durfte das nicht ausgesprochen werden. Warum, wollte sie nicht verraten.
 

„Joschka, pass auf!“, schrie Raban, kaum, dass er mit dem Tanzen aufgehört hatte. Scheinbar war für ihn die Zeit stehen geblieben und eine der Nixen hatte gerade Joschka angreifen wollen.
 

Alle sahen ihn verwundert an, und Raban schrumpfte augenblicklich um drei Zentimeter. „Sorry“, nuschelte er, umarmte dann aber Terry, überglücklich, dass noch alles an ihr dran war und die Nixen ihr nichts getan hatten.
 

Markus schnallte die Situation als erster. Linn hatte sie gerettet! Glücklich schwang er sie durch die Luft und setzte das lachende Mädchen wieder ab, um es sanft zu küssen. „Danke“, flüsterte er und Linn lächelte liebevoll.
 

„Ich habe was? Spinnst du?“, lachte Blossom, als Linn ihr verklickerte, sie habe einen edlen Tanz getanzt. So ähnlich fielen alle Reaktionen aus, bis Maxi auffiel, dass einer fehlte: Nerv! Light war ihm hinterher gerannt, jedoch nicht weit gekommen: Der Sand hatte auch ihn enorm geschwächt.
 

Somit war auch die Suche nach dem Jüngsten schnell beendet: Maxi fand ihn fluchend hinter einem breiten Strauch, wo der Kleine wütend mit einem Ast kämpfte, der sich mit seinem Motorradanzug verhakt hatte. Als er Linns und Markus‘ glückliche Gesichter sah, schloss er sofort, dass alles wieder gut war.
 

„Na, große Klasse! Kaum geht’s richtig los, bin ich irgendwie verhindert!“, schimpfte Nerv wie ein Rohrspatz, bis Klette ihn lachend befreite und dann in ihre Arme schloss.

„Ohne dich hätte ich das nicht geschafft§, sagte sie, ließ ihn los und zwinkerte ihm zu, woraufhin Nerv ein klitzkleines bisschen rot wurde.



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