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Papierherz

Bleistiftspuren bleiben
von

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Zwei Welten

Tadaa! Das ging ja wieder relativ flott :) Aber jetzt bin ich bei den beiden auch wieder richtig drin in der Materie und hoffe, dass euch das Kapitel gefällt! Ich wünsche euch ein schönes Restwochenende und viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße :)

_________________________
 

Als Jannis sich das nächste Mal in Koljas Zimmer traute, war eine Woche vergangen. Eine Woche, seit er erfahren hatte, dass Kolja seine Beine nicht mehr spürte. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis er sich endlich klar gemacht hatte, dass es Kolja nicht helfen würde, wenn Jannis sich vergrub und ihn… nun ja… im Stich ließ. Jannis hatte erfahren, dass Kolja seit vorgestern nicht mehr auf der Intensivstation lag. Allerdings entging ihm der Gedanke, dass dies bedeutete, dass Kolja nun auch anderen Besuch als seine Familie empfangen konnte. Er selbst hätte ja eigentlich gar nicht in Koljas Zimmer gehen dürfen, aber darüber hatte er sich stets galant hinweggesetzt.

Dass Kolja nicht wie er selbst war, merkte Jannis wieder einmal, als er sich nach dieser einen Woche Grübeln, Fluchen und Selbsthass vor die Zimmertür des Jüngeren traute und von drinnen Stimmen hörte. Er zögerte und wollte schon wieder umdrehen, doch dann überwog der Drang, Kolja zu sehen und herauszufinden, wie es ihm ging.
 

Also klopfte er und die Stimmen verstummten.

»Herein?«, hörte er Kolja sagen. Er klang munter und gut gelaunt. Jannis atmete einmal tief durch, dann öffnete er die Tür. In Koljas Einzelzimmer war das Fenster weit aufgerissen und kalte Dezemberluft strömte herein. Es war zwar erst halb fünf, aber draußen war es bereits dunkel.

»Oh, Jannis«, sagte Kolja und strahlte ihm entgegen. Er saß im Bett, auf dem Tisch neben ihm türmten sich Bücher, Blumen und Süßigkeiten. Um sein Bett herum saßen vier Menschen, zwei Mädchen und zwei Jungs, die ihn alle gespannt musterten.

»Schön, dass du da bist! Komm rein!«

Jannis trat ins Zimmer und schloss die Tür nervös hinter sich. Er konnte mit fremden Menschen nicht allzu gut umgehen und das mussten Koljas Freunde sein. Und vor denen wollte er ungern als verschlossener Menschenfeind dastehen. Wieso auch immer.
 

»Leute, das ist Jannis. Jannis, das sind Henning, Rike, Jan und Sylvie. Meine besten Freunde«, sagte er strahlend und Jannis reichte einem nach dem anderen die Hand. Er musterte Koljas Freunde. Henning war der Auffälligste von ihnen, denn er hatten einen grünen Iro, eine Menge Piercings und unter seinen kurzen Ärmeln – Jannis wäre das viel zu kalt bei diesem Wetter – schauten komplett tätowierte Arme hervor. Jan hatte einen langen Pferdeschwanz und grinste ihm freundlich entgegen. Sylvie hatte braune Locken, hielt Henning bei der Hand und selbst im Sitzen sah sie unglaublich klein aus. Rike hatte hellblondes, kurzes Haar, eine Brille und ihre Hand wühlte in einer Tüte Lakritzschnecken.

»Nimm dir einen Stuhl«, sagte Kolja freundlich und Jannis griff nach einem der drei weiteren Stühle, die Koljas Zimmer aussehen ließen wie ein Stuhllager. Er setzte sich Koljas Freunden gegenüber.
 

»Du bist also Koljas Tutor«, sagte Rike freundlich, »er hat uns schon von dir erzählt!«

Jannis sah, wie Kolja leicht rot anlief. Jannis selbst fühlte sich plötzlich ziemlich erhitzt, obwohl ihm gerade noch kalt gewesen war. Als könnte Kolja seine Gedanken lesen, bat er Jan, der dem Fenster am nächsten saß, es zu schließen.

»Tatsächlich«, sagte er unsicher und warf Kolja einen Seitenblick zu.

»Ja… ich hab nur erzählt, wie kompetent du bist und –«, begann Kolja hastig.

»Und wie heiß er dich findet«, fiel Henning ihm ins Wort und Jannis war sich sicher, gleich müsste er vergehen vor Scham.

»Du studierst also Germanistik?«, erkundigte sich Sylvie lächelnd und Jannis nickte dankbar für diese Ausflucht.

»Im fünften Semester«, gab er zurück, dann, unsicher, ob es nicht abgeschmackt klang, fragte er:

»Und was… macht ihr?«
 

Kolja strahlte wie ein Atomkraftwerk und Jannis spielte nervös mit seinen Fingern.

»Geschichte. Ich hab zwei Semester vor Kolja angefangen«, sagte Rike lächelnd.

»Theologie«, erklärte Jan, »auf Pfarramt.«

Jannis blinzelte ihn an. Er lachte.

»Kein Christ, wie?«, wollte er schmunzelnd wissen.

»Agnostiker«, sagte Kolja wie aus der Pistole geschossen und die Köpfe flogen zu ihm herum.

»Das hast du dir gemerkt?«, fragte Jannis verwirrt. Sylvie gluckste leise.

»Kolja hat ein erstaunliches Gedächtnis, wenn Sachen ihn interessieren«, meinte Henning grinsend.

»Ich bewerf dich mit Magneten, wenn du nicht gleich aufhörst«, grummelte Kolja, aber er schmunzelte verlegen. Jannis stellte sich vor, wie all die Magneten in Hennings durchstochenem Gesicht hängen blieben und verkniff sich ein Mundwinkelzucken.
 

»Henning studiert Philosophie und ich bin Kinderkrankenschwester«, fügte Sylvie schließlich hinzu.

»Ziemlich bunt gemischt«, murmelte Jannis.

»Bist du doch gewöhnt«, sagte Kolja amüsiert und wandte sich an seine vier Freunde, »sein bester Freund studiert Mathe.«

»Oh Gott! Mathe!«, rief Rike aus und Jan schauderte gespielt, »Er muss ein Alien sein!«

Nun musste Jannis doch schmunzeln.

»Das trifft es ziemlich gut«, gab er zurück.

Die anderen lachten.
 

Es war nicht einfach für Jannis in diesem Zimmer zu sitzen und sich auf fünf Menschen gleichzeitig zu konzentrieren. Aber er war bemüht, sich alles zu merken, was sie erzählten. Und sie redeten eine ganze Menge. Sylvie und Henning schienen Kolja schon seit dem Kindergarten zu kennen. Sie berichteten von Begebenheiten aus ihrer Kindheit, erzählten Geschichten von Partys und der Schulzeit und Jannis spürte widerwillig, wie er jede Information, die er über Kolja erhielt, in sich aufsog. Zum allerersten Mal fiel ihm auf, dass er eigentlich nichts über Kolja wusste. Kein Wunder, er hatte ja auch niemals gefragt.

Als die Vier schließlich gingen, fuhr sich Jannis nervös durch die Haare.

»Und? Wie findest du sie?«, fragte Kolja lächelnd. Jannis sah ihn unsicher an.

»Nett. Wirklich«, sagte er und brachte ein Lächeln zustande. Kolja streckte sich leicht und lehnte sich in die Kissen zurück.
 

»Mit Henning und Sylvie hab ich zusammen Laufen gelernt«, sagte er grinsend und betrachtete Jannis aufmerksam.

»Dann seid ihr ja so was wie Geschwister«, meinte Jannis. Er selbst hatte nie wirklich einen Kindergartenfreund gehabt.

»Ja, kann man sagen. Die beiden wissen so ziemlich alles von mir«, sagte Kolja und kratzte sich ein wenig verlegen am Hinterkopf.

»Was Henning vorhin gesagt hat…«, fuhr er dann zögerlich fort. Jannis legte den Kopf schief und sah Kolja fragend an.

»Dass… ich erzählt habe, dass ich dich heiß finde…«

Jannis’ Gesicht flammte auf wie eine Verkehrsampel. Kolja spielte mit dem Saum seiner Bettdecke.
 

»Ich will nicht, dass du das falsch verstehst. Also… du bist heiß, aber nicht nur… und bitte denk jetzt nicht, dass ich nur irgendwie rummachen wollte… oder will. Oder so. Ok?«

Jannis starrte ihn an. Das hatte er seltsamerweise nicht eine Sekunde lang gedacht. Er war seiner Ansicht nach einfach nicht der Typ, den man… heiß fand. Herrgott, wieso fand Kolja ihn heiß? Jannis hatte sich zwar auch schon eingestanden, dass Kolja durchaus nicht schlecht aussah, aber von heiß konnte doch keine Rede sein! Zumindest in seinem Wortschatz gab es diesen Begriff nur als unverfängliche Bezeichnung von übermäßig warmen Temperaturen.

»Ähm… daran hab ich nicht gedacht«, sagte er ehrlich und Kolja sah ungeheuer erleichtert aus.
 

»Dann ist ja gut.«

Sie schwiegen eine Weile lang und Jannis starrte die Blumen, die Bücher und all die Süßigkeiten an.

»Du warst… länger nicht mehr bei mir«, sagte Kolja schließlich leise. Jannis verkrampfte sich ein wenig, aber er hatte sich nach einer Woche Grübeln und Ermutigung vorgenommen, nicht mehr davon zu laufen und nicht mehr andauernd in Selbstmitleid zu versinken.

»Ich hab nachgedacht…«, meinte er schließlich und betrachtete seine verschränkten Finger, »und… ich hab mit deinem Vater geredet.«

Kolja sagte nichts. Er wartete nur darauf, dass Jannis weiter sprach.

»Er hat von früher erzählt. Als deine Mutter gestorben ist und von seinem Unfall und von Marit…«
 

Kolja lächelte leicht und schloss einen Moment die Augen.

»Wahrscheinlich hat er maßlos übertrieben«, sagte er schließlich und Jannis bemerkte, dass er die Luft anhielt. Was für ein Blödsinn! Aber er konnte nicht leugnen, dass er mittlerweile doch gern mehr über Kolja wüsste.

»Klang nicht so… eigentlich«, meinte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Meine Ma hat immer gesagt, man muss auf seine Familie aufpassen. Also hab ich das gemacht, als sie nicht mehr da war, um es zu tun. Ich hab sie so vermisst… und jede Nacht hab ich geflennt und mich gefragt, warum man sie uns weggenommen hat. Aber ich hab mir vorgenommen, nicht vor meinem Pa zu heulen, weil es ihm auch so schlecht ging und ich es ihm nicht noch schwerer machen wollte. Und nach der Sache mit seinem Unfall… ich hab’s kaum ertragen, wie er sich vergraben hat. Ich wollte unbedingt, dass er wieder lachen kann. Das war nicht nur für ihn, das war auch für mich. Zu Hause war ich immer am Werkeln und hab alles gemacht und versucht ihn aufzumuntern. Dafür hatte ich immer miese Laune, wenn ich erstmal aus dem Haus war. Ich bin schlechter in der Schule geworden, weil ich den Haushalt und Marit, meinen Vater und mich selbst mitsamt meinem Job kaum unter einen Hut kriegen konnte. Sylvie und Henning mussten ständig meine Launen ertragen, andauernd wurde ich wütend wegen irgendwelchen Kleinigkeiten. Es war nicht so leicht mit mir. Aber sie haben trotzdem zu mir gehalten. Ich bin echt ein Glückspilz.«
 

Jannis betrachtete Kolja. Auch wenn Kolja das so erzählte, als wäre es nichts Besonderes gewesen, fand Jannis immer noch, dass er ein unglaublich starker Charakter war. Viel stärker als er es selbst je gewesen war. Oder als er jemals sein könnte.

»Das hätte bestimmt nicht jeder durchgehalten«, murmelte Jannis. Kolja lächelte leicht.

»Du hattest es doch auch nicht leicht, oder?«, gab er zurück. Jannis zuckte die Schultern. Plötzlich kam ihm seine Kindheit richtiggehend behütet vor.

»Ich hatte halt einfach Eltern, die sich nie zufrieden geben wollten. Vielleicht bin ich deswegen heute so verkorkst. Aber eigentlich hab ich es gut überstanden und ich komme wunderbar allein zurecht, weil ich mich nie auf sie verlassen habe. Ich bin es gewöhnt keine richtige Familie zu haben.«

Kolja betrachtete ihn aus seinen meerblauen Augen. Jannis spürte, wie er ziemlich unruhig wurde.

»Ich finde nicht, dass du verkorkst bist«, sagte Kolja leise und Jannis spürte, wie sein Herz einen Zahn zulegte. »Ich finde, du bist genau richtig.«

Er könnte jetzt vehement widersprechen und sich künstlich darüber aufregen, dass Kolja solche Dinge einfach so sagte, aber er tat es nicht.

»Danke«, nuschelte er stattdessen und starrte wieder auf die Blumen.
 

»Du… Jannis?«
 

»Hm?«
 

»Krieg ich einen Kuss?«
 

Jannis blinzelte und spürte, wie seine Wangen aufflammten. Er öffnete den Mund, um Kolja zu erklären, wieso das gerade nicht ging, aber er fand keinen Grund. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er zugeben, dass er Kolja unglaublich gern küssen würde. Also rutschte er mit seinem Stuhl näher zu Koljas Bett. Undeutlich fühlte er die unendliche Erleichterung und die Freude darüber, dass Kolja ihn überhaupt noch küssen wollte, nachdem…
 

Es war eine sachte Berührung von Lippen, so als hätten sie beide es ewig nicht mehr getan und müssten erst wieder neu herausfinden, wie es funktionierte. Koljas Hand schob sich in seinen Nacken und strich mit den Fingerspitzen behutsam über die feinen Härchen, die dort wuchsen. Jannis spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. Er seufzte in den Kuss, als ihre Zungen sich berührten und in diesem Moment öffnete sich die Tür und Jannis zuckte so heftig zurück, dass ihm beinahe die Brille von der Nase fiel.

Marit kam herein und trug einen kleinen Tannenbaum, der in einem großen Blumentopf steckte. Er war mit Christbaumkugeln behängt und Marit strahlte über das ganze Gesicht, als sie den Baum auf dem kleinen runden Tisch abstellte, der im Zimmer stand. Dann machte sie ein paar Handzeichen in Koljas Richtung.

»Sie sagt, wir feiern Weihnachten nach«, meinte Kolja. Er sah ein wenig durch den Wind aus und Jannis konnte es gut nachvollziehen. Seine Lippen kribbelten noch und in seinen Eingeweiden brannte es. Hatte Marit gesehen, wie sie sich geküsst hatten?
 

Doch schon war Koljas Schwester wieder aus dem Zimmer gewuselt und Jannis erhob sich räuspernd.

»Na dann… werd ich mal…«, begann er.

»Unsinn! Du feierst mit!«, sagte Kolja entrüstet und richtete sich – offensichtlich mit einiger Mühe – wieder im Bett auf. Jannis blinzelte.

»Aber… Weihnachten… Familie?«, fragte er verwirrt. Kolja schnaubte.

»Stell dich nicht so an. Ich hab dir doch schon vor dem Unfall angeboten, mit uns zu feiern«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung und bevor Jannis widersprechen konnte, kam Marit auch schon wieder herein, dicht gefolgt von ihrem Vater, der seinen ganzen Schoß mit Päckchen beladen hatte. Marit drapierte Teelichter auf der Fensterbank von Koljas Zimmer und machte sich mit Streichhölzern daran, sie anzuzünden.
 

»Ah, Jannis. Gut, dass du schon hier bist. Ich wollte grad zu dir und dir Bescheid sagen, dass wir Weihnachten feiern«, meinte Herr Reichenau und stellte die Päckchen unter den kleinen Weihnachtsbaum.

»Gibt’s Lebkuchen?«, fragte Kolja sehnsüchtig. Sein Vater lachte.

»Hast du je ein Weihnachten ohne Lebkuchen erlebt?«, fragte er. Kolja lachte.

»Ja! Vor drei Jahren, als du alles hast anbrennen lassen! Da hatte ich keinen Lebkuchen!«

Jannis sah zu, wie nach und nach Lebkuchen, noch mehr Kerzen und ein CD-Player ins Zimmer getragen wurden. Im Nachhinein fiel ihm ein, dass er vielleicht hätte helfen können, aber er war zu perplex, als dass er sich auch nur drei Zentimeter gerührt hätte.

Als schließlich leise Weihnachtslieder durch den Raum drangen und nur noch Koljas Nachttischlampe und die Kerzen brannten, fühlte Jannis sich merkwürdig weihnachtlich. Und er hatte sich noch nie weihnachtlich gefühlt.
 

Er bekam einen ganzen Teller voller Lebkuchen und starrte ihn an.

»Das kann ich doch nicht alles essen«, sagte er und Kolja lachte.

»Was du nicht schaffst, esse ich auf«, sagte er bestens gelaunt und biss in ein Lebkuchenmännchen, sodass es keinen Kopf mehr hatte.

Es war merkwürdig hier mit Koljas Familie zu sitzen, zu reden und Lebkuchen zu essen. Jannis hatte – wenn er es recht bedachte – nur zwei Mal in seinem Leben Lebkuchen gegessen und der war nicht selbst gebacken, sondern gekauft gewesen. Diese Lebkuchenmännchen hatten Gesichter aus Mandeln und mit ›Jingle Bells‹ im Hintergrund schmeckte er wohlmöglich noch besser.
 

Dann begannen die drei Reichenaus Geschenke auszutauschen und Jannis musste lächeln, als er sah, wie Kolja angesichts einer Queen- Schallplatte in Jubel ausbrach.

Marit tippte ihn von der Seite an und er wandte ihr das Gesicht zu. Sie lächelte ein wenig schüchtern und hielt ihm ein längliches, zylindrisches Päckchen hin. Er blinzelte. Sie deutete auf ihn und legte es ihm in den Schoß. Jannis öffnete den Mund, schloss ihn wieder, starrte zu dem grinsenden Kolja hinüber und betrachtete dann das Päckchen.

»Aber… ich wollte doch keine Geschenke«, sagte er matt und Kolja gluckste heiter. Marit sah ihn aufmerksam an, während er mit leicht fahrigen Fingern das Geschenkband löste und behutsam ein eingerolltes Blatt hervor zog. Er zog es auseinander und sein Gesicht fühlte sich plötzlich sehr heiß an.
 

Er erkannte sich selbst auf einem der Stühle in Koljas altem Zimmer, wie er mit dem Kopf auf den Armen auf dem Bett lag und schlief. Und im Bett lag Kolja und betrachtete ihn, die Hand offensichtlich in seinen Haaren. Jannis erinnerte sich, dass er einmal in Koljas Zimmer eingeschlafen war. Aber er hatte keine Ahnung gehabt, dass Kolja währenddessen aufgewacht und ihm dann auch noch die Haare gestreichelt hatte. Marit strahlte.

Es war eine wirklich gute Zeichnung.

»Danke«, sagte Jannis vollkommen perplex und Marit kicherte lautlos.

»Meins ist leider nicht so kreativ«, sagte Koljas Vater bedauernd und reichte Jannis einen Umschlag. Jannis wollte im Boden versinken. Wieso schenkten sie ihm etwas zu Weihnachten? Er hatte für überhaupt niemanden etwas besorgt, er hatte sich nicht einmal im Traum ausgemalt, Weihnachten überhaupt nachzufeiern.

Herr Reichenau hatte ihm einen Büchergutschein geschenkt und als Kolja ihm schließlich auch noch ein rechteckiges Päckchen hinhielt, hätte sich Jannis am liebsten in Luft aufgelöst.
 

»Aber ich hab für niemanden was und–«, begann er.

»Darum geht’s doch gar nicht«, sagte Kolja und schmunzelte, »du sollst nur endlich auch mal ein anständiges Weihnachten haben!«

Jannis wusste nicht, was er dazu sagen sollte und so packte er stattdessen Koljas Geschenk aus. Es war ein hübsches und schlichtes Fotoalbum, auf dem eine Weihnachtskarte lag. Jannis drehte sie unsicher um und las:

»Ich wünsche dir frohe Weihnachten und möchte bei dieser Gelegenheit loswerden, dass ich froh bin, dich kennen gelernt zu haben. Vielleicht können wir dein Geschenk zusammen noch etwas weiter füllen.«

Jannis schluckte und klappte das Album auf und von der ersten Seite sah ihm sein eigenes, rot angelaufenes Gesicht entgegen, das von Kolja einen Kuss auf die Wange gedrückt bekam. Er hob den Kopf und sah Kolja an, aber er brachte kein Wort über die Lippen. Koljas verhaltenes Lächeln sagte ihm jedoch, dass er ihn auch so verstand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (27)
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Von: abgemeldet
2011-04-12T23:30:13+00:00 13.04.2011 01:30
ok ich kann mich doch eindeutig mit meinen Kommentaren icht zurückhalten. Bei dem vorherigen Kapitel wollte ich schon und dann jetzt noch... Also erst mal ein langes
*Quietsch* denn hier darf ich das ist ja nciht Kryptonit ^^

SO SÜß. die Beiden einfach so ... zu wenig Vokabeln in meinem Kopf...
- so flauschig, knuddelig, niedlich, süß, uiiiii einfach *quietsch* halt.

Ich liebe deine Geschichten.

PS: ok ich glaub ich sollte auch hier aufhören mit dem Quietsch ^^ und mir statdessen ein Wörterbuch mehr kaufen :P
Von: abgemeldet
2011-04-08T20:50:35+00:00 08.04.2011 22:50
Das war gerade wirklich rührend. (: (bin in einer emotionalen Phase, deshalb lästere ich nicht, falls du dich wunderst. *g*)
Von:  Maldoran
2010-11-18T22:25:03+00:00 18.11.2010 23:25
... all you need is love...

Da nun auch bald wieder Weihnachten vor der Türe steht... *seufz* find ich dieses Kapitel einfach nur wunder-wunderschön! *um-knuddel*

GLG
starship
Von:  brandzess
2010-08-15T15:39:41+00:00 15.08.2010 17:39
Gott wie süß! diese Familie ist einfach der Hammer!
Von:  Kaoru
2010-08-06T21:29:46+00:00 06.08.2010 23:29
Boah, jetzt sterb ich am Zuckerschock*lach*
Ist das süüüüüß*quietsch*

OK, von Anfang an: da wurde der gute Jannis ja etwas überrumpelt, als auf einmal an Koljas Bett 4 junge Leute saßen, die schon Einiges über ihn zu wissen schienen^^ Aber statt die Flucht zu ergreifen oder sich einzuigeln, hat er doch tatsächlich Smalltalk betrieben?!O.O Erstaunlich, Kolja scheint abzufärben! Aber er hat schon tolle Freunde, vielleicht etwas zu offen für Jannis' Geschmack, aber daran wird er sich schon gewöhnen- UND er hat Kolja eine riesige Freude gemacht, dass er nicht sofort die Flucht ergriffen hat. Rieche ich da die Bereitschaft zu einer ernsthaften Beziehung? Zu wünschen wäre se den beiden ja, ne?

Das Feiern von Weihnachten war auch ganz nach meinem Geschmack! So niedlich, dass alle etwas für unseren kleinen selbsternannten Gefühlskrüppel hatten... und sie ihm damit glatt eine Freude bereiten konnten!
Ich denke, er wird seine Meinung über Weihnachten noch mal überdenken, denn in dieser Familie scheint da ein richtig schönes Fest zu sein- mit selbstgebackenen Lebkuchen! Ich hab erst einmal welche gemacht- und das war im September- woran ich gleich denken musste, als ich die Stelle gelesen habe. ich glaube, dieses Jahr stell ich mich in die Küche und backe statt Plätzchen Lebkuchen*vorsichhinsummt*

Na dann freu ich mich aufs nächste^^ (für heute ist es vorerst genug, ich geh jetzt ins Bettchen*winku*)
Von:  sweetmilka
2010-07-21T11:35:01+00:00 21.07.2010 13:35
die geschenke waren ja wirklich süß. jannis kann sich glücklich schätzen solch wundervolle geschenke bekommen zu haben. das bild und das fotoalbum sind echt wundervoll^^
Von:  Tshioni
2010-07-19T13:37:40+00:00 19.07.2010 15:37
ich bin richtig gerührt nach diesem Kapitel!
Das sie ihn ins Weihnachtsfest einbeziehen finde ich super nett von ihnen, aber was anderes hätte ich auch kaum erwartet.

Koljas freunde sind toll xD
So eine bunt-gemischte-Gruppe passt super zu ihm

Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel!
lg
Tshioni
Von: abgemeldet
2010-07-18T14:49:51+00:00 18.07.2010 16:49
Oh wie niedlich.
Die Familie ist so cool!
Alle tun so, als wärs das Natürlichste der Welt und Jannis steht da und kanns nicht fassen <3
So ein Fotoalbum ist immer eine gelungene Idee. Was persönliches und kommt eigentlich auch von Herzen.
Weihnachten ist eine feine Sache (abgesehen davon, dass man sich jedes Jahr wieder den Kopf zerbrechen muss)
Von: abgemeldet
2010-07-17T21:28:03+00:00 17.07.2010 23:28
Oh Gott. Tief ein- und ausatmen.
Nicht in Quietschanfälle ausbrechen.
...
*___________*
Süß.
Sehr, sehr süß :)
Danke für die gute Laune :)
GlG
Fatja
Von: abgemeldet
2010-07-13T08:46:15+00:00 13.07.2010 10:46
Endlich. Gestern Abend kam ich nicht mehr zum Kommentieren, weil Svea mit mir Criminal Minds schauen wollte. Das hol ich jetzt nach :).

Also, ich habe nur einen einzigen Fehler gefunden:
Jannis starrte ihn.
Da fehlt das "an".

Abgesehen davon ist alles makellos. Womit ich nicht nur die Rechtschreibung meine. Das ist auch der Grund, weshalb ich SO VIELE Sätze kopieren musste ><.

»Und wie heiß er dich findet«, fiel Henning ihm ins Wort und Jannis war sich sicher, gleich müsste er vergehen vor Scham.
Davon hab ich dir ja schon in deinem GB vorgelacht, aber ich muss es dir nochmal sagen: Wirklich sehr witzig XD! Bitte mehr von Henning^^.

»Ich bewerf dich mit Magneten, wenn du nicht gleich aufhörst«, grummelte Kolja, aber er schmunzelte verlegen.
Darüber musste ich auch sehr lachen, obwohl mir nicht ganz klar war, wo Kolja jetzt Magneten hernehmen wollte...^^

[...]Also… du bist heiß, aber nicht nur… und bitte denk jetzt nicht, dass ich nur irgendwie rummachen wollte… oder will. Oder so. Ok?«
Das ist süüüß ><! Irgendwie total, weil Kolja so zu stammeln beginnt am Ende :). Das ist sehr realistisch und hinreißend, weil es zeigt, wie ernst ihm die Sache mit Jannis ist <3

Zumindest in seinem Wortschatz gab es diesen Begriff nur als unverfängliche Bezeichnung von übermäßig warmen Temperaturen.
Richtig klasse! Tolle Idee! Das klau ich irgendwann von dir :)!

Ich hab sie so vermisst… und jede Nacht hab ich geflennt und mich gefragt, warum man sie uns weggenommen hat.
Jetzt ist mein pädagogisches Herz wieder im reinen mit sich^^. Gut gemacht ;).

»Ich finde nicht, dass du verkorkst bist«, sagte Kolja leise und Jannis spürte, wie sein Herz einen Zahn zulegte. »Ich finde, du bist genau richtig.«
ACH, DAS IST SCHÖN *O*! Mehr kann ich dazu nicht sagen. Voll schön :).

Er öffnete den Mund, um Kolja zu erklären, wieso das gerade nicht ging, aber er fand keinen Grund.
Das gefällt mir auch sehr. Er findet einfach keinen Grund, also tut er es :).

Der Kuss ist natürlich wunderbar, weil er 1) so unerwartet kam und 2) einfach toll ist. So zärtlich und sexy, das gefiel mir sehr :).
Aber wenn ich in letzter Zeit etwas HASSE - abgesehen von johlenden Spaniern und übertrieben großer Hitze o0 -, dann sind es Kussszenen, die unterbrochen werden ><! Komme wer da wolle (und eig liebe ich Marit OO!), ich kann ihn NICHT AUSSTEHEN *aaargh*!!!

»Darum geht’s doch gar nicht«, sagte Kolja und schmunzelte, »du sollst nur endlich auch mal ein anständiges Weihnachten haben!«
Mein Gott... Das ist SO lieb, ich glaube, ich hätte vor Rührung und Glück geheult wie ein Wasserfall o0. Natürlich tut Jannis das nicht. Aber mir wurde allein vom Lesen ganz wässrig zumute. Und das zur Abwechslung mal in den Augen und nicht am Rest meines Körpers^^.

Also. Ich fand es im Allgemeinen wirklich, wirklich, wirklich SEHR gelungen :). So ein bisschen Liebe zwische all dem Drama tut sehr gut und davon steckte ja ne Menge in diesem Kapitel. Es ist schön zu lesen, wie Jannis sich für Kolja mit dessen Freunden bekannt macht und wie die zwei immer näher zusammen rücken. Und das Weihnachtsfestchen am Ende ist natürlich sowieso ganz wunderbar *seufz*.
Ein absolut wunderschönes Kapitel, Mi :).
Ich lieb dich ganz doll <3

P.S. Ich hab deine Sms erst gestern spät bekommen. Aber ich hoffe, du kamst gestern noch gut voran mit dem OS :)?



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