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My Blood, Your Blood!

von

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Weiß

Ich wünsche viel Spaß beim lesen~
 

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„Ihr habt mich gerufen, Integra?“ Der Vampir tauchte lautlos aus der Wand neben Lady Hellsing auf.

„Ah, Alucard. Ja, es gibt etwas was ich mit dir und Seras besprechen möchte... WO hast du sie gelassen?“

„Sie nimmt die Treppe...“, erwiderte der Schwarzhaarige und grinste breit. „Das Entmaterialisieren bereitet ihr noch etwas Schwierigkeiten.“ In diesem Moment schwang die Tür auf und Seras kam keuchend herein. „Diese Treppen...“, stöhnte sie. „Meister, bringt mir doch endlich das Wandeln bei...!“

„Du bist noch nicht bereit dazu“, war die belustigte Antwort.

„Wie dem auch sei... Ihr werdet Heute noch aufbrechen. Im Süden Englands gab es einen Vorfall mit Freaks und Ghulen in einem alten Schloss... Suchen und vernichten.“, wies Integra die beiden an und Seras salutierte. Alucard grinste breiter und zog seinen Hut.

„Wie Ihr wünscht, Herrin.“ Er trat zurück durch die Wand und Seras schloss die Tür hinter sich. Auf dem Flur seufzte sie und machte sich auf den Weg zum Vorhof, wo die Fahrzeuge bereit standen.
 

„Vorwärts!“ Seras winkte die Soldaten ins Schloss. Die Bewaffneten drangen durch das große Portal und standen aufmerksam in der leeren, verstaubten Eingangshalle. Die Decke der Halle war hoch und in der Mitte stand eine riesige Treppe, die nach oben führte. Es war still. Die Schwere Stille lag auf den Hellsing-Mitgliedern, die sich umsahen.

„Weiter.“ Der Trupp lief zur Treppe. Seras stieg langsam die Treppe herauf, als sie stockte. 'Unten im Keller! Dort ist jemand!', dachte sie verwirrt. Es war mehr eine Ahnung als Wissen.

„Ihr geht nach oben! Ich gehe in den Keller!“
 

Der Weg zum Keller war jedoch nicht so still. Im unteren Gewölbe trieben sich Ghule herum, die nach dem Fleisch und Blut der jungen Vampirin lechzten. Doch dumm und tot, wie diese Monster waren, stellten sie kein größeres Problem für Seras da. Es brauchte einige gezielte Schüsse, um sie zu erlegen. Stumm stand die Blonde im steinernen Flur. Sie spürte eine Anwesenheit hier in den dunklen Gewölben.

„Meister!“ Wenige Sekunden nach ihrem Ruf tauchte Alucard in einer der Wände auf.

„Ich spüre es auch...“, knurrte er und zückte seine Waffe. „Aber es ist schwach. Komm, Fräulein Polizistin.“

Langsam gingen beide den kahlen Flur entlang, der von einzelnen Fackeln an den Wänden erhellt wurde. Eine Eiserne, schwere Tür war am ende des Ganges zu sehen. Mit leisen Schritten traten die Vampire näher.

„Hier ist es...“; flüsterte Seras und sah zu Alucard. „Meister, meint ihr, diese Person ist gefährlich?“

Doch er grinste nur und öffnete die schwere Tür leichthändig. Die Waffen im Anschlag traten beide ein.
 

Der Raum war dunkel. Nur die Lichter zweier kleiner Kerzen erhellten den Raum. Am hinteren Ende des hohen Raumes stand ein großes Himmelbett mit weißen Seidenvorhängen, die mottenzerfressen waren.

Auf dem Bett war eine Gestalt zu sehen. Das Gesicht der Person wurde zart vom Kerzenlicht beschienen.

„Meister... Ein Mädchen.“ Seras ließ ihre Waffe sinken und trat näher an das Bett heran.

„Nosferatu Alucard...“; flüsterte das Mädchen auf dem Bett mit zarter, zerbrechlicher Stimme. „Ich sah in meinen träumen, dass du her kommen würdest... Diese Ghuls belagern mein Schloss so seit einigen Tagen, aber ich konnte sie mit meiner Aura fernhalten... Aber meine Energie schwindet. Ich verbrauchte all meine Kraft. Ich bin erschöpft.“ Sie ließ den Kopf sinken und ihr weißes, glattes Haar fiel in ihr Kindliches Gesicht.

Alucard setzte ein breites Grinsen auf. „Das Orakel! Das ist wirklich eine Überraschung! Ich dachte, Ihr wärt schon lange tot?“

„Meister... Ihr kennt sie?“, warf Seras ein. Sie sah abwechselnd zu dem Mädchen und ihrem Meister, welche beide grinsten.

„Alucard, ich wusste immer, dass du noch leben würdest... Unkraut vergeht nicht.“ Das Orakel richtete ihren Blick auf ihn. Seras keuchte erschrocken auf.

„Ihr seid Blind?!“, fragte sie ungestüm. Die milchigen Augen des Mädchens wanderten zu der Vampirin, die sich sichtlich unwohl fühlte.

„Nenn es blind, wenn du es willst. Ich sehe nicht mit meinen Augen, ich sehe mit meiner Aura. Einst konnte ich sehen – aber dieser Vampir dort nahm mir meine Kräfte und mein Augenlicht.“ Sie hob die Hand und zeigte auf Alucard, dessen Grinsen etwas wahnsinniges an nahm.

„Nun mal nicht so hastig, Mädchen. Du warst es, die deine Kraft freiwillig aufgegeben hatte! Das solltest du dabei nicht außer acht lassen... Aber Lady Integra wird hoch erfreut sein, dich einmal kennen zu lernen.“ Er ging mit sicheren Schritt auf sie zu und hob sie sanft hoch, als könnte sie in seinen Armen zerbrechen. Die Wut des Orakels auf den Vampir war deutlich zu spüren, so dass Seras einen Schritt zurück wich.

„Seras, bitte kommen! Wir haben alle Ghuls erledigt! Das Schloss ist sauber!“, kam es aus dem Mikro von der Blonden. „Verstanden! Kommt Meister, wir sollten gehen!“

Der Schwarzhaarige nickte und ging voraus, mit dem jungen Mädchen in den Armen. Im Licht des steinernen Ganges sah Seras, das sie gar nicht so klein war. Sie war mehr eine junge Frau als nur ein Mädchen. Sie trug ein langes, weißes Gewand mit schwarzen Bändern bestickt. Auch ihr Haar war weiß und lang, es sah im tanzenden Licht aus, als bestünde es aus Wellen. Ihre Stirn zierte ein Kreuz und die Blonde fragte sich kurz, ob es eine Tätowierung war.

„Ja, es ist eine Tätowierung. Ich habe sie seit langer Zeit.“, sagte das Orakel plötzlich.

'Sie kann Gedanken lesen!', schoss es Seras durch den Kopf. „Sag mal, Orakel, bist du ein Vampir?“; fragte die Blonde neugierig.

„Sie ist ein Orakel. Sonst würde sie doch nicht so heißen, oder?“, mischte sich Alucard ein und grinste süffisant. „Du solltest zuerst nachdenken bevor du etwas fragst, Fräulein Ploizistin.“

Seras ließ die Schultern hängen und nickte dann. „Ja, Meister.“
 

„Lady Integra... Meister Alucard und Miss Seras bringen uns einen Gast mit.“ Walter stellte der blonden Frau eine Tasse heißen, dampfenden Tee hin. „Es wird sie sicher interessieren, wer das ist.“

„Nun? Sag es.“, erwiderte sie und trank einen Schluck.

„ES ist niemand anderes als das Orakel, von dem man schon so viel Seitens Meister Alucard gehört hat.“

„Tatsächlich?“ Überrascht sah Lady Hellsing zu Walter auf, der stramm neben ihr stand. „Das verspricht interessant zu werden... Wann kommen sie an?“

„In etwa 2 Stunden.“

„Gut, bereiten sie alles für unseren Besucher vor. Sie wird in Alucards Zimmer schlafen.“, befahl Integra würdevoll und mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Wenn ich mir die Frage erlauben darf... Warum?“ Walter schien überrascht über diesen Befehl von Lady Hellsing.

„Nun, es wird sicherlich interessant sein, Alucard bei seiner Verzweiflung zu zugucken.“

Schwarz

Es klopfte. Alucard sah von seinem Wein auf und sah zur Tür. Sie öffnete sich und Seras trat ein, dicht gefolgt von Walter, der das Orakel behutsam in den Raum trug.

„Was soll sie denn hier?“, fragte der Schwarzhaarige desinteressiert. Er wiegte sein halb gefülltes Glas hin und her und schlug die Beine übereinander.

„Meister Alucard, Lady Integra hat angeordnet, dass diese Dame bei Ihnen ihr Lager bezieht.“, antwortete der Butler und ging langsamen Schrittes zu dem Bett, das in der hintersten Ecke des Raumes stand. Es war ungenutzt, da der Vampir nur in seinem Sarg schlief.

„Nein.Ich will sie nicht hier haben.“, knurrte Alucard und stand auf. „Du kannst sie gleich wieder mitnehmen, Walter.“

„Verzeiht, aber es ist eine Anordnung Integras.“ Er legte die junge Frau sanft auf das Bett, wo sie sich aufrichtete und ihre leeren Augen auf den Vampir richtete.

„Es wäre auch mein Wunsch gewesen, hier zu bleiben, Alucard. Es ist von großer Bedeutung, dass ich ein starkes Medium haben, um in meinen Träumen die Zukunft sehen zu können.“, sagte sie leise mit heller Stimme. „Ich werde vor jedem Einsatz für euer Team Sehen. Auf Anordnung von Integra.“

„Es ist mir egal, ob du mich brauchst.“; erwiderte er kalt und verschwand in einem Schatten.

„Wenn Ihr etwas wünscht, Miss Orakel, zögert nicht, mich zu rufen.“ Mit einer Verbeugung verabschiedete sich Walter und ging aus dem Raum.

„Seras Victoria. Komm her, setzte dich kurz zu mir.“, bat die Weißhaarige und wies neben sich auf das staubige, alte Bett. Die Vampirin nickte und gesellte sich zu dem Orakel.

„Sagt mir bitte, Orakel, woher kennt ihr meinen Meister?“, fragte Seras neugierig und betrachtete die endlosen Augen ihr gegenüber. Hell lachte das Orakel auf.

„Ich werde es dir verraten, dein toller 'Meister' würde es ja eh nicht tun.“ Sie faltete die Hände im Schoß und legte den Kopf schief. „Oder besser, ich werde es dir zeigen, meine Liebe Seras.“ Sie erhob die Hände und legte sacht die Fingerspitzen an Seras Schläfen.
 

Augenblicklich sah Seras Erinnerungen vor sich, die nicht ihre waren. Es war ein Garten, bepflanzt mit weißen Blumen und alten, knorrigen Bäumen, deren Blätter im Wind wiegten. Ein munterer Bach zog seine Bahn durch das grüne, saftige Gras.

Es war wie ein Film, der vor Seras Inneren Auge ablief. Nur, dass sie aus der Sicht des Orakels das Geschehen mitverfolgte, wie sie merkte, als sie Alucard im hinteren Teil des Gartens sah. Er saß auf einem metallenem Gartenstuhl, mit einem Glas Wein in der Hand. Als er das Orkael bemerkte, sah er auf und lächelte sie freudig an. Seras erschrak. Nie hatte side ihn lächelnd sehen, höchstenmit einem von Wahn besessenen Grinsen.

Das rakel blieb vor ihm stehen und er nahm ihre Hand. Zart hauchte er ihrer bleichen, porzellangleichen Haut einen Kuss auf.

„Du bist spät dran, meine Liebe. Was hat dich aufgehalten?“, fragte er in schmeichelndem Tonfall.

„Ein Traum..:“; erwiderte die Weißhaarige mit rauchiger Stimme, die um einiges fester klang als es heute der Fall war. „Und er betraf dich, Alucard.“
 

Alles wurde schwarz in Seras Kopf und sie hörte die Stimme des Orakels in ihrem Kopf. „Ich werde dir zeigen, was dein Meister wirklich ist. Was für ein Verräter er ist und warum ich meine Kraft an ihn verlor.“
 

Ein neues Bild erschien. Doch es war nicht idyllisch, wie Seras es erwartet hatte. Es war ein tosendes Flammenmeer, Schreie waren zu hören und Sie kniete, im Körper der jungen, weißhaarigen Frau auf dem Boden über Jemanden. Es war der Vampir mit den schwarzen, wilden Haaren. Seine Augen sahen angsterfüllt zu ihr hoch und in seiner Brust steckte ein Pflock aus Silber. Blut rann aus seinem Körper riss den Lebenshauch des Mannes mit sich.

„Alucard...“, flüsterte das Orakel der Erinnerung und Tränen ließen ihren Blick verschwimmen. „Du hast es übertrieben... Ich hatte es dir doch gesagt, du solltest das nicht tun... Vampire sind nicht unsterblich.“

„V-Verzeih... Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig m-machen...“, hauchte er und Blut rann aus seinem Mundwinkel. Sanft beugte sich das Orkale über ihn und legte ihre Stirn an seine. „Ich würde dich retten, wenn ich es könnte...“

„D-Du kannst es... La-Lass mich dein Blut trinken...“, murmelte er und legte die zitternden Hände auf ihren Hals. „Es wird mich retten...“

„Alucard... Das könnte mich töten!“, erwiderte sie schockiert, doch als sie seinen Blick sah, die Augen, aus denen das letzte Funkeln wich, nickte sie zaghaft. Sie beugte sich weiter nach vorn, so dass er an ihren weichen Hals heran kam. Er öffnete schwach den Mund und entblößte seine Reisszähne. Die junge Frau stöhnte voller Schmerz auf, als die Zähne durch ihre Haut glitten. Nach den ersten Tropen des Lebenssafts riss Alucard sie an sich.

„Hör auf! Das ist zuviel..!“;stöhnte sie, der Ohnmacht nahe. !Alucard... Bitte, ich...!“
 

Seras sah plötzlich wieder den dunklen Raum Alucards vor sich. Schockiert sah sie das junge Orakel an.

„M-Meister Alucard hat Euch euer Blut ausgesaugt...?“, fragte sie perplex. Die Weißhaarige nickte.

„Ja, das hat er. Er beraubte mich damit meiner Kräfte, machte mich blind und nahm mir die Fähigkeit zu laufen.... Er ist nicht so fein, wie du es dir vorstellen magst, meine Liebe.“
 

Ein Schuss ließ Seras und das Orakel erschrocken zusammen zucken. Die Weißhaarige hielt sich die Wange, von welcher Blut auf das Laken tropfte.

„Seras, verschwinde.“; zischte Alucard, die Waffe im Anschlag. „Sofort.“

Die Wut, die ihn umgab, war beinahe greifbar. Schnell stand die Vampirin auf und verließ fluchtartig Alucards Gemach.
 

„Warum? Warum hast du ihr das gezeigt?“, fragte der Schwarzhaarige wütend. Er steckte die Waffe zurück in seinen Mantel und sah von oben auf das Orakel herab. Die Weißhaarige richtete sich erbost auf und ballte die zarten Hände zu Fäusten.

„Du verdammter Blutsauger! Nie hätte ich erwartet dass du deine Waffe gegen mich richtest! Ich hätte nie gedacht, dass du mir so dein Leben verdanken würdest!“

„Sei still!“, fauchte Alucard. Seine Augen verengten sich und funkelten wie Rubine im zarten Licht einer einzelnen Kerze, die einsam auf dem Tisch bei seinem Wein stand. Das tanzende Licht warf die flackernden Schatten der beiden an die Wand. Dann schwand Alucards böser Blick und er legte seine Waffe neben dem Orakel aufs Bett.

„Zufrieden?“, fragte er monoton. Sie nickte stumm. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und seufzte.

„Alucard, soll ich für dich träumen?“, fragte sie leise. Er überlegte schweigend.

„Nein. Ich habe genug von deinen Weissagungen. Weil sie immer eintreffen, Salome...“

Silber

„Vielen Dank, Walter.“ Das Orakel lächelte dankbar. Der Butler stellte das Silbertablett auf dem alten Bett ab und verneigte sich. „Jederzeit.“ Seine Schritte hallten im hohen Raum wieder, als er das Gemach verließ.

„Hmm~ Tee.“ Freudig machte sich die Weißhaarige über ihr dampfendes Getränk her. Es wärmte sie schon nach dem ersten Schluck von innen heraus. Aus der Tasse wabten die Dampfwolken durch das Gemach und verteilten den Duft von süßen Tee.

Munter saß Seras neben dem Orakel und fuhr mit einer silbernen Bürste durch das weiße Haar. Die Vampirin fand ihren Spaß daran, die Strähnen mit der Bürste zu pflegen. Das Haar war weich wie feinste Seide und glänzte auch so im munter flackerndem Licht der Kerzen. Diese standen auf der hölzernen Kommode am anderen Ende des Raumes. Halb herunter gebrannt spendeten sie das warme, umschmeichelnde Licht und warfen die großen Schatten der beiden Frauen an die Wand.

„Ihr habt schönes Haar, Orakel!“ Begeistert ließ Seras die silbrig schimmernden Strähnen über ihre Finger gleiten und zupfte an ihren eigenen Spitzen. „Meine sind leider nicht so schön.“

„Ach was. Sie sind bestimmt auch sehr hübsch, meine liebe Seras. Ich wünschte, ich könnte sie sehen.“ Es machte die Blinde traurig, Seras nicht betrachten zu können. Sie hatte zwar gelernt, mithilfe ihrer Aura zu erkennen wo Menschen und Gegenstände standen, doch Farben und Details waren in dunklen Nebel gehüllt. Ein Seufzen wich über ihre zarten Lippen und sie senkte den Kopf. „Der Tee ist sehr gut. Ich werde Walter bitten müssen, ihn mir mehr als einmal am Tag zu servieren.“

„Und ich wünschte, ich könnte Tee trinken..“; murmelte Seras darauf. Die Vampirin ließ die Haarbürste sinken und zog die Beine aufs Bett. Sie wechselte in den Schneidersitz und lehnte sich gegen die Wand hinter sich. Die Steine waren kalt, doch in diesem Raum war alles kühl und trostlos. Einzig das Bett, die Kommode und der Thron Alucards erfüllten den Raum.

„Orakel, sagt-“

„Bitte, meine Liebe, nenn mich doch Salome.“ Seras nickte, erstaunt über diese Unterbrechung. „Ja, Salome. Also, ich wollte mal wissen... Wie haben mein Meister und Ihr euch kennen gelernt?“ Neugierig auf eine Antwort richtete die Blonde sich auf und starrte auf die Hände der Seherin, die nach einem Kekse auf dem Tablett vor ihr griffen. Sie biss zaghaft ab und kaute ausgiebig. Sie überlegte lang, bis sie zu einer Antwort ansetzte.

„Ein anders Mal, liebe Seras. Ich fürchte, eine Sterbliche wie ich braucht Schlaf in der Nacht.“

„Oh verzeiht! Ich vergesse manchmal noch, dass ihr nicht untot seid...“ Seras stand auf und lächelte. „Gute Nacht!“ Mit zügigen Schritten verließ sie den großen Raum und schloss die eiserne Tür hinter sich.
 

Still war es, nachdem die Vampirin ihres Weges gegangen war. Salome tastete nach den Griffen des Tablettes und hob es vorsichtig auf den Boden, bedacht darauf, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie zog ihren Oberkörper am Laken zurück aufs Bett und legte sich auf die Seite. Ihr helles, langes Haar strich sie zurück, so dass es hinter ihr wie ein Fächer auf der harten Matraze lag. Wie Wellen ergoss es sich über die Falten der Decke, die alt und muffig war. Ihr Gewand, dass einem Kimono ähnlich sah, raffte sie an sich und blieb eine kurze Weile still liegen. Die Frau lauschte den Geräuschen des Anwesen. Die Kerzen knisterten sacht, brannte der Docht und das Wachs doch stets herunter und tropfte auf das Holz der Kommode. Schritte der Diener erklangen und Verstummten auf den Böden über ihr. Ihre Sinne hatte sie so hart trainiert, grundes ihrer Blindheit, dass sie das kleinste Geräusch vernahm, sogar, dass Alucard beinahe lautlos durch die Wand glitt.

Seien Schritte hallten unsagbar laut auf dem Steinboden, als er zu seinem Thron ging. Sacht hob er eines der beiden Gläser, die auf dem schmalen Tisch neben ihm standen. Salome hörte das Klingen des Glases, als er die Weinflasche nahm. Er sagte nichts, es lag eine erdrückende Stille auf den beiden. Ungeduld stieg in dem Orakel auf, sie wünschte sich, er würde doch etwas sagen, nur um dieses Schweigen zu durchbrechen.

„Wie lange?“, fragte sie plötzlich und setzte sich auf. Sie schüttelte ihren Kopf, dass ihr Haar in einem Silbervorhang vor das hübsche Gesicht fiel. „Wie lange willst du mich mit Schweigen strafen, nur weil ich ihr die Wahrheit zeigte?“
 

Alucard brodelte innerlich. Seine Wut auf die junge Frau in dem Bett schien ihm unendlich. Er bereute es nicht, seine Waffe gegen sie verwendet zu haben, er bereute es nur, sie nicht gleich getötet zu haben. Doch, im anderen Sinne, hätte sie es ihm sicherlich nicht leicht gemacht. Ihr Körper war zwar schwach und ausgezehrt, doch ihr Geist war unbändig und stark. Er schenkte sein Glas mit dem feinen Getränk halb voll und nahm seine Sonnenbrille ab, um diese auf den kleinen Tisch zu legen. Er widerstand nur schwer dem Drang, seine Waffe erneut zu ziehen, doch wenn sie reden wollte, sollte sie das tun. Er würde nicht antworten, es fehlte ihm die Lust. Gern hätte er in ihre Gedanken geschaut, doch sie verwehrte ihm den Einblick. In diesem Moment hasste er sie allein dafür, dass sie sich gegen ihn verschließen konnte.

„Du verabscheuungswürdiger Vampir.“; giftete sie los. „Ich wünschte ich hätte dich sterben lassen! Du verdankst mir so viel... Und gingst ohne eine Gefühlsregung oder ein Wort von mir.“ Auch wenn sie blind war, spürte er deutlich ihren sichtlosen Blick in seinem Rücken. Eine leichte Gänsehaut kündigte ihm die Gefahr an, die von dem Orakel aus ging. Sie war wütend. Er genoss es in vollen Zügen, sie so haltlos zu erleben. Einmal hatte er sie die Beherrschung verlieren sehen und es war ein Spaß für ihn gewesen. Ja, Spaß hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Er liebte Krieg, und dies war eine Art kleiner, persönlicher Krieg zwischen ihnen.

Er drehte sich um und sah sie anteilnahmslos an. Sein Blick ruhte auf ihre, musterte sie genau. Von ihren zitternden Händen, die sich voller Wut in die Decke krallten, über ihre dünnen Arme, die unter den weiten Ärmeln ihres Gewandes bebten. Ihre Schultern, welche sich unter ihren Atemzügen auf und ab bewegten.Ihr weißes Haar, das so seidig über ihren Rücken fiel, die in den Spitzen auf dem Bett endeten. Weiter schaute er sie an, bis er zu ihrem Gesicht kam. Er sah es sich genau an. Die leeren Augen starrten leer in seine Richtung, funkelten im Kerzenlicht und waren voll brennendem Hass. Sie biss sich auf die Unterlippe, als würde sie die Worte, die in ihr brodelten, zurück halten wollen.

„Du widerst mich an!“ Es war kaum mehr als ein leises Zischen. Er hörte die Worte zwar, doch spürte, dass sie es nicht so meinte.

„Du lügst.“ Er wollte nicht antworten, tat es aber automatisch. Er genehmigte sich einen tiefen Zug aus seinem Weinglas und stellte es dann zurück auf den Tisch. Gespannt wartete er auf die Reaktion von Salome. Doch sie warf sich voller Wut wieder aufs Bett und atmete laut ein und aus. Sie spürte, wie er in ihre Gedanken eindrang, doch verschloss sich gegen seine Macht.

Seine schweren Stiefel klangen dumpf auf dem Boden, als er zum Bett ging. Die Matraze senkte sich, als er sich darauf nieder ließ. Er stützte sich mit einem Arm ab und legte den Kopf schief. Sein Mund war von einem Lächeln umspielt und seine Hand glitt zu ihrem zarten Haar. Ihre Lider senkten sich und die Trauer stieg in ihr auf. Amüsiert verfolgte er ihren Gefühlswandel und nahm zärtlich eine ihrer Haarsträhnen in seine Hand. Sanft beugte er sich herunter an ihr Ohr. Sein warmer Atem streifte ihre bleiche Haut und Gänsehaut kribbelte ihr im Nacken. Er lächelte breiter, als sie zart den Mund öffnete, um etwas zu sagen.

„Unglaublich... In den über einhundert Jahren hast du dich kaum verändert... Mich interessiert... Wie hast du das nur gemacht, wo du doch sterblich bist?“ Sie wandte ihren Blick wieder zu ihm. Ihre Trauer war beinahe greifbar, so empfand Alucard es. Doch worüber sie traurig war, ließ sie ihn nicht in ihren Gedanken sehen. Aber er musste keine Gedanken lesen, der Vampir erahnte es auch so. Verlassen hatte er sie, nachdem sie ihn gerettet hatte. Der Grund war berechtigt, doch war er so voller menschlicher Emotionen, dass er es sich selbst kaum eingestehen wollte.

Rot

„Du weißt, warum de Trauer mich überwältigte? Dann verscheuch sie, so wie du es früher tatest, als wir noch zusammen auf Jagd gingen, Alucard. Lass mich dich kämpfen sehen, so wie du es früher tatest. Doch falle nicht erneut, noch einmal kann ich dein Leben nicht retten ohne meines zu lassen.“ Es war ein Flüstern, doch es war für den Vampir, als hätte sie ihm ins Gesicht geschrien. Von früher zu reden hasste er, wo es doch so eine traurige Zeit gewesen war. Voller Hass und Krieg war sie gewesen.

„Warst du wieder dort?“, fragte er leise und betrachtete die silber-weißen Haarsträhne, die er in der Hand hielt.

„Was sollte das mir nützen? Japan ist nicht mehr das selbe wie früher. Es ist ein ruheloser Ort geworden, wo Dämonen wie ich verspottet werden.“Er lächelte breit und entblößte so seine todbringenden Reisszähne. „Ja, die Welt ist schlecht geworden..“ „Und du herzlos.“

Ihre Stimme schnitt hart in sein Lächeln. Es verblasste augenblicklich und Missmut überfiel ihn. Sie verstand nicht. Er lebte so lange und würde noch so lange leben, ohne dies zu wollen. Es schmerzte ihn, jede Nacht hier zu sitzen und der Stille zu lauschen. Tagtäglich zerriss es ihn, sich auszumalen, wie lange er noch auf dieser Erde weilen würde.

„Du verstehst es nicht...“, zischte er und zog seine Hände von ihr zurück. „Wie solltest du auch, wo du doch noch nicht so lange existierst wie ich.“ Diese Worten ließen Salome wieder in Wut verfallen sie richtete sich auf und packte einiege Haarsträhnen von ihn. Verwundert sah er sie an, erstaunt und gespannt. Ihre Hand zog an seinem schwarzem, wildem Haar und sie beugte sich nach vorne. Einen Augenblick glaubte er, sie wolle ihn küssen, doch – er kassierte eine harte Kopfnuss. Darauf war er nicht ganz gefasst gewesen, so warf er sich nach hinten und stolperte kurz. Er hielt sich die Stirn, während die Stirn der Frau blutete.

„Fick dich!“, rief sie schrill. „Du verdammter alter Blutsauger! In der Hölle sollst du schmoren! Ich verstehe besser als du besessener Sturkopf es je könntest! Ich sehe in meinen Träumen die Zukunft der Welt und sie wird in Flammen und Tod untergehen! Du verstehst nicht!“ Erfreut über ihren Ausbruch, da dieser eine Menge Spaß für ihn bedeutete, grinste er. Der Schmerz in seinem Kopf ließ Adrenalin in seinen Körper fahren und er zog seine Waffe.

„Du willst tanzen?“ Er hauchte es ihr voller Genuss entgegen, im Wissen, dass es sie rasend vor Wut machen würde, wenn er so gelassen blieb. Doch die Antwort blieb aus. Salome riss den Arm hoch und zeigte auf den Vampir. „Fühle meinen Schmerz.“ Sie sagte es voller Abscheu und Wut, Wut auf den gefühlstoten Vampir. Der grinste noch breiter und hob sein Kaliber. „Tanz für mich, Salome!“, rief er und drückte ab. Die Kugel, die er zu ihr schickte, wurde wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht abgelenkt. Er wusste von ihren Telepathischen Kräften, wollte sich jedoch nur aufwärmen. Sein Körper bebte vor Freude auf den kommenden Kampf – oft hatte er sie kämpfen sehen, mutig und wild und ohne Rücksicht auf Verluste. Ob sie hier genauso handeln würde?

Sie richtete die Hand auf ihn und bewegte sie, als wolle sie etwas wegwischen. Prompt wurde ihm die Waffe aus der Hand gerissen und landete mit dem Geräusch von klirrendem Metall auf dem Boden am Ende des langen Raumes. Er sah der von Menschen geschaffenen Waffe desinteressiert nach und wandte sich dann wieder dem Orakel zu. Das Kreuz auf ihrer Stirn leuchtete in weißem Licht auf und augenblicklich begannen die Kommode und der Tisch mit der Weinflasche drauf, sich zu bewegen. Von unsichtbarer Hand geführt rutschten sie schwungvoll auf Alucard zu, der jedoch spielerisch auswich. Er machte einen Satz und war schon wieder am Bett angelangt, wo zwei weiße, hasserfüllte Augen ihn anstarrten.

„War das denn schon alles, eure Hoheit, Orakel des Geistes und Göttin von Hokkaido?“ Er genoss ihre Aura, die von blendender Wut erfüllt war. Sich packte ihn am Kragen seines Mantels und zog ihn dicht an sich heran. Ihr schmaler Mund wurde zu einem Grinsen. „Aber nein, Graf Dracula... Ich habe gelernt.“, hauchte sie ihm gegen die Lippen und ließ mit einer Hand den Kragen los. Sie tippte ihm sanft mit einem Finger gegen die Stirn. Ein unbeschreiblich schmerzhaftes Ziehen breitete sich augenblicklich in seinem Kopf aus. Er fasste sich, benommen vor Schmerz an den Kopf und keuchte. Es war ihm, als würde jemand seinen Kopf spalten. Ein Flammenmeer tötete jeden Gedanken, seine Sicht verschwamm. Er stützte sich mit einer Hand aufs Bett und sank darauf zusammen.

„W-Was hast du getan?!“ Seine unbändige Wut auf die junge Frau ließ sein Herz brennen, doch sie sah ihn kalt an. Sie richtete ihre Hand auf ihn und ließ ihn mit ihren Telepathischen Kräften auf das Bett schweben.

„Keine Angst, ich lähme nur dein Bewusstsein... Bald wirst du wieder erwachen.“ Sie flüsterte es ihm zart ins Ohr, nachdem sie sich dicht über ihn gebeugt hatte. Genugtuung erfüllte sie und ließ ihr Herz vor Freude hüpfen. Sie hatte ihm wenigstens einen Teil heim gezahlt, er litt unsagbare Schmerzen, die ihn bewusstlos werden ließen. Sie hatte es ihm gezeigt. Was für Qualen man durchleben konnte.
 

Zärtlich strich Salome durch Alucards rabenschwarzes Haar. Sie empfand es als angenehm, dass er schwieg und ihr keine vernichtenden Blicke zuwarf. Das strähnige Haar umrahmte sein schlankes Gesicht. Schön war er, das konnte die Weißhaarige nicht leugnen. Seine blasse Haut war makellos, die dunklen Haare gaben einen ansehnlichen Kontrast dazu. Sein Mund war leicht geöffnet, wodurch sie die Spitzen seiner Reisszähne betrachten konnte. Er war ein Vampir, er hatte diese gewisse Anziehung. Und selbst eine Dämonin wie sie konnte dieser nicht immer entgehen. So ließ sie sich dazu verleiten, dass sie den Kopf auf seine Brust bettete. Trotz der Tatsache, dass er tot war, war sein Körper warm und sein Herz schlug sanft in einem gleichmäßigen, einschläfernden Rhythmus. Ruhig lauschte Salome dem Takt und schloss die Augen. So war es schön – friedlich, kein Hass zwischen ihnen. Wenn der Vampir wieder aufwachte, würde die Hölle los sein. Deswegen genoss das Orakel diese Zeit ganz besonders, war sie doch so wertvoll. Langsam strich sie mit der rechten Hand über seine Brust, fuhr zärtlich bis hoch zu seinem Hals. Sie lockerte seinen Mantel und zog ihm diesen vom bewegungsunfähigem Leib. Sie richtete sich auf, um ihm den Oberkörper zu entkleiden. Voll Freude öffnete sie die Knöpfe des Hemdes, dass sie nach einigen Minuten als einziges von seiner Haut trennte. Sie beugte sich von oben über ihn, schob den Stoff genüsslich über seine Schultern, als seine Augen sich öffneten und er sie am Handgelenk packte. Ein wütendes Knurren entwich ihm und er drückte mit der Hand zu.

„Au! Alucard, meine Hand..!“; stöhnte sie. Würde er so weiter machen, brachen die Knochen ihrer Hand. „DU reagierst immer gleich über.“

„ICH reagiere über?“ Er fauchte sie an und zeigte seine langen Zähne. Doch stur sah sie ihn an und versuchte, seinem Griff zu entkommen. Aber seine Hand war eisern um ihr Handgelenk geschlungen. Er zog sie an sich, schlang seinen linken Arm um ihre Hüfte und hielt sie fest.

Salome spürte, wie er in ihre Gedanken drang, doch war zu überrumpelt um sich zu verschließen. Sie errötete und schloss die Augen, da sie wusste, er sah, was sich gerade in ihrem Kopf abspielte. Im Geist wünschte sie sich zutiefst, dass er doch endlich die Nähe zu ihr suchen würde, sie nach all den Jahren brauchen würde, sie doch wenigstens vermisst hätte.

Überraschend warf sich Alucard herum und lag nun auf der Weißhaarigen, die nun von ihm auf das Bett gedrückt wurde. „Das wünschst du dir...? Zuneigung?“, hauchte er ihr ins Gesicht. Sein heißer Atem strich über ihre Haut und ließ sie erschaudern. Salome war klar, es gab nun eh keinen Weg mehr zurück – sie konnte ihn sicher nicht noch einmal kalt erwischen und sein Gedächtnis löschen. So atmete sie tief ein und nickte dann.

Er erwiderte nichts und starrte sie nur mit seine roten Iriden an. „Du weißt, es wäre nicht möglich...“; flüsterte er, plötzlich sanft und ernst. „Du weißt es ganz genau. Nicht nach dem, was passiert ist. Es wäre falsch.“

Sie nckte, wusste was er meinte. Und es tat ihr weh. Solange hatte sie niemanden an sich heran gelassen und sie wusste auch warum. Enttäuschung tat so furchtbar weh. Sie schmerzte tief in der Seele und hinterließ Narben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Sue
2010-02-25T16:34:55+00:00 25.02.2010 17:34
Super FF bin schon gespannt wie es weiter geht.


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