In vino veritas
Was war das doch für ein schöner Abend, fand Ezio. Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont, eine sanfte Meeresbrise wehte in Venedigs Straßen und die Temperatur war so angenehm, dass man das Hemd ruhig aufgeknöpft lassen konnte. Mit etwas federndem Schritte machte er sich auf den Weg durch Venedigs kleine Gassen zu Leonardos Wohnhaus. Heute Nacht würde er die Klinge einmal daheim lassen und sich gepflegt ins venezianische Nachtleben stürzen. Und das ganze zusammen mit seinem besten Freund.
Zumindest waren sie für Leonardo beste Freunde, für Ezio sah das ganz anders aus... Da er den Hof nun erreichte, wo ein alter Olivenbaum stand, der dem Wind das ein oder andere Blatt überließ, schüttelte er diese negativen Gedanken ab und kontrollierte ob sein langes braunschwarzes Haar im Pferdeschwanz gut saß und zupfte den bestickten Hemdkragen leicht zurück, ehe er klopfte. Doch seltsamerweise passierte nichts.
Ezio stutzte und klopfte noch einmal, ehe er an die Tür hämmerte und nach Leonardo rief. Nach geschlagenen 5 Minuten wurde Tür dann auch endlich geöffnet und Ezio konnte hineinsehen. In der Tür stand angelehnt ein ziemlich wackelig wirkender Leonardo mit wirrem gelockten braunem Haar, einem trägen Lächeln im Gesicht und geröteten Augen.
„Ah... Ezio.... Endlich bist du da, ich dachte schon du kommst nicht mehr und hab schon ein wenig vorgetrunken...“, kam es kichernd von Leonardo der sich seine burgund rote Tunika nur kurz etwas ungeschickt zurechtzupfte, ehe er etwas unsicher auf Ezio zuging, der ihn aber lieber auffing und zurück ins Haus schob. „Leo, was ist passiert? Was ist mit deinen Augen, hast du geweint? „, fragte er besorgt und strich ihm sachte über das Gesicht, ehe er schnupperte. Sein Atem roch nach Alkohol... Leo giggelte nur leise und zog ihn in die Küche.
„Erzähl ich alles bei einer guten Flasche Wein! „, nuschelte er leise und goss etwas schlampig ein zweites Glas ein, da seines noch gefüllt neben einer bereits leeren Flasche stand. „Na gut....“, gab Ezio nach und ließ sich sinken. „Dann erzähl mal...“, murmelte er und begann an seinem Glas zu nippen. „Ruhiiig... Erstmal...Wein kosten...Und dann hmmm... wo fang ich am besten an...? Achja.... Vor 3 Monaten hab ich doch dieses Pumpprojekt gehabt, erinnerst du dich....?“
Nach geschlagenen zwei Stunden war Leonardo dann nur noch einen Monat in der Vergangenheit, während Ezio mit leicht beeinträchtigtem Koordinationsvermögen die dritte Flasche entkorkte und ihnen eingoss. Leonardo erzählte weiter und nippte dann leise lachend wieder an seinem Glas, das er jetzt schnell leerte.
„Also...Naja und dann hab ich auf diesem Fest diesen Juliano kennengelernt.... Oh war das ein Mann....! Nett, charmant, humorvoll, wie hieß das...? Ahja, charismatisch...“, gurrte er hingerissen in sein Glas. „Und im Bett... Du liebe Güte ich dachte er wär ein wildes Tier so hat er einem die Klamotten vom Leibe gefetzt...“, kicherte er leise während Ezio sich heftigst an seinem Wein verschluckte und einige Minuten brauchte um seine Atmung wieder in den Griff zu kriegen.
„Aber dann, heute in unserem Treffen, meint er wir würden uns nicht mehr sehen, dass er ja Frau und Kinder habe, ach es ist zum Heulen!“, kam es verzweifelt von Leo und schniefte nun tatsächlich leise, während Ezio ihn reichlich überfordert festhielt damit er dabei nich tumkippte. „Ach Ezio, wieso musst du auf die Mädchen stehen, wieso nur? Wieso, wieso, wieso, wieso....?“, nuschelte er erstickt und lehnte sich weiter schluchzend an ihn. Ezio schien nicht mehr sonderlich klar denken zu können nach diesem zweiten Schock, doch war da eh schon Dank dem Weine Hopfen und Malz verloren.
„Ich glaub wir müssen schlafen...“, nuschelte er dösig und half Leo wankend hoch, ehe er mit einigen Hindernissen die Treppe hin Angriff nahm und nach einigen Fehlversuchen erfolgreich bezwang. Im Obergeschoss angelangt ließ er sich zusammen mit Leo schwankend aufs Bett sinken und rutschte dösig mit herauf, ehe er ungeschickt anfing die breiten Gürtel der Tuniken zu lösen. Leo hingegen giggelte leise. „Was machst du denn da...?“, lallte er und Ezio seufzte.
„Ich mach die unbequemen Gürtel ab..Die sind bescheuert zum Schlafen...“, murmelte er und legte seinen zur Seite ehe er Leonardos öffnete. In dem Moment legte sich eine Hand in seinen Nacken und zog seinen Kopf herunter. „Warum kannst du mich nicht lieben, Ezio?“, flüsterte Leonardo schwach, wobei der sanfte Hauch so nahe an seinem Ohr Ezio heftig erschauern ließ, ehe er ihn ansah und sich ihre Lippen begierig und impulsiv trafen.
Der sanfte Geschmack des Weines wurde für beide zu einer schier unglaublichen Versuchung wenn er vermischt mit dem Eigengeschmack des anderen war und sie küssten sich minutenlang, ehe sie sich keuchend lösten. Leonardo sah ihn kurz an ehe er glücklich lächelnd einschlief. Ezio hingegen leckte sich verlegen die Lippen und sah auf ihn hinunter. „Oh Leo...Wenn du wüsstest, Leo...Wenn du wüsstest...“, nuschelte er leise und schlief ebenfalls stark betrunken ein.
Hätte Ezio gewusst was an diesem Abende alles passieren würde und dass er sich am nächsten Morgen an nichts erinnern würde, hätte er sich gewiss einen Zeugen mitgenommen, selbst wenn es die eigene Mutter gewesen wäre.
