Die Macht
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"Also Harry, erzähl mal. Wieso ist Dumbledore dein Vormund und wieso kommst du erst jetzt nach Hogwarts?“, fragte James neugierig, als wir die Winkelgasse betreten hatten und somit aus Albus' Hörweite waren.
"Ich hatte meine ersten fünf Schuljahre Privatunterricht, aber vor einem Monat sind meine Eltern gestorben. Und ich hab sonst keinen, also hat Albus sich dazu bereit erklärt mein Vormund zu sein und mich auf Hogwarts aufzunehmen.“, erklärte ich bereitwillig.
Das hatte ich mir schon vorher zurecht gelegt, denn es war mir klar, dass man mir solche Fragen stellen würde.
Es gefiel mir nicht die Rumtreiber anzulügen, aber was sollte ich machen? Ich konnte ihnen schlecht die Wahrheit sagen, oder?
Sie sahen mich mitleidig an und Sirius klopfte mir kurz auf die Schulter.
"Das tut mir Leid, Kumpel. Das muss hart für dich sein.“, sagte er ungewöhnlich ernst.
Ich nickte abgehackt und lächelte schief.
"Wir sollten dich ablenken, hm? Was brauchst du alles?“, fragte James, der schon wieder fröhlich lächelte, obwohl ich den Eindruck hatte, dass er das wirklich nur tat, um mich abzulenken.
Ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln, ich hatte nicht damit gerechnet, mich von vornerein mit den drein so gut zu verstehen. Aber ich wollte mich sicher nicht über diesen Fakt beschweren, ganz sicher nicht.
Ich ging also auf das Spielchen ein und klatschte fröhlich in die Hände, während ich mich aufmerksam umsah, um zu sehen, wo ich zuerst hin musste.
"Ich denke ich muss zuerst zu Madame Malkins. Albus wollte mich neu einkleiden und ich brauch sowieso noch die Hogwartsuniformen. In welchem Haus seit ihr?“, fragte ich.
Nicht, dass ich das nicht wissen würde – natürlich tat ich das – aber ich fragte jetzt lieber schnell, als mich irgendwann zu verplappern und das dann nicht erklären zu können.
Sirius und James riefen laut und enthusiastisch 'Gryffindor' und Remus nickte dazu nur bestätigend.
Ich wusste ja, dass er schüchtern war und das war in Ordnung. Ich lächelte ihn lieb an, bevor wir beide auch schon Richtung Madame Malkins gezogen wurden.
"Wenn aber irgendwann mal was sein sollte – mir wird gesagt ich sei ein guter Zuhörer.“, flüsterte Remus mir ins Ohr, sodass die anderen beiden es nicht mitbekamen und sah mich schüchtern an.
Ich nickte noch immer lächelnd – Remus war wirklich die beste Wahl, wenn man mal ein ernstes Gespräch führen wollte.
"Was denkst du in welches Haus du kommst, Harry? Dumbledore wird dir doch sicher schon die Häuser erklärt haben, oder?“, fragte Sirius, nachdem wir den Laden betreten hatten.
Bevor ich antworten konnte kam Madame Malkins auf uns zu und fragte, was sie denn für uns tun könne.
"Ich brauche eine ganze neue Garderobe und Hogwartsumhänge, Ma'am.“, sagte ich höflich.
Sie nickte eifrig und ließ mich auf einen der Hocker im Hinterzimmer stellen. Das magische Maßband surrte um mich herum und nahm meine Maße, während ich mich ein wenig nach hinten beugte, um durch die Tür in den Laden zu James, Sirius und Remus gucken zu können.
"Ja, er hat es mir erklärt und ich hoffe wirklich, dass ich auch nach Gryffindor komme.“, antwortete ich auf Sirius' letzte Frage, ehe die Schneiderin mir leicht auf den Unterarm schlug und ich mich schnell wieder in meine Anfangsposition stellte.
"Eine komplette neue Garderobe, also? Von Unterwäsche zu Winterumhang?“, fragte sie um die Nadeln in ihrem Mund herum, von denen sie immer wieder eine nahm und die Stoffe an mir absteckte.
"Richtig.“, sagte ich knapp.
Mir war dabei zwar immer noch nicht wirklich wohl, aber was sollte ich schon machen? Albus hatte sich klar ausgedrückt, als er sagte, dass er nun für mich aufkommen würde und ich neue Klamotten brauchte!
"Es wär echt cool, wenn du zu uns nach Gryffindor kommen würdest. Wir würden uns dann einen Schlafsaal teilen! Du kommst doch auch in die sechste Klasse, oder?“, rief James aus dem Vorraum.
Kurz darauf standen die drei Jungen an der Verbindungstür und grinsten mich an, während ich leidend das Gesicht verzog und dann auf James' Frage hin nickte.
"Meine Arme werden langsam taub.“, teilte ich Madame Malkins mit, immerhin stand ich schon seit guten fünf Minuten da wie eine Vogelscheuche.
"Ich müsste gleich fertig sein, Engelchen. Nur noch ein bisschen Ge- oh, tut mir Leid. Tut es sehr weh?“, fragte sie den letzten Teil aufgeregt und tupfte mir mit einem Taschentuch Blut von meinem Handgelenk.
Geschockt sah ich zu, wie sie die Wunde wieder heilte und mich nochmal entschuldigend anlächelte.
"Nein, aber es HÄTTE zumindest ein bisschen wehtun müssen, nicht wahr?“, fragte ich lauernd.
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und steckte den letzten Teil des Ärmels ab, während sie antwortete.
"Papperlapapp, Engelchen. Ich bin sofort fertig. So, du kannst dich wieder normal hinstellen.“, sagte sie und ich ließ sofort meine Arme zurück an meinen Körper klatschen, wo sie hingehörten. Sie fingen augenblicklich an zu kribbeln, aber ich nahm das als ein gutes Zeichen, dass sie nun endlich wieder durchblutet wurden.
Die Schneiderin schwang kurz ihren Zauberstab und die abgesteckten Stoffe landeten auf ihrem Tisch und ich trug wieder meine Jeans und das T-Shirt, das ich zuvor anhatte und mit dem ich schon durch die Zeit gereist war.
"Du kannst in zwei Stunden wieder kommen, dann bin ich fertig.“, teilte sie mir mit und ich nickte höflich zum Abschied, ehe ich mit den Rumtreibern den Laden verließ.
"Also, Engelchen.“, flötete Sirius mit einem breiten Grinsen im Gesicht und legte mir seinen Arm um die Schulter. "Brauchst du noch etwas anderes, oder nur noch deine Schulsachen?“
Ich schnaubte und streckte ihm die Zunge raus, was James und ihn zum Lachen brachte.
"Nenn mich nicht so! Ich musste mich schon zusammen reißen diese Frau nicht mit ihrem Maßband zu erdrosseln, bei dir kann ich nichts versprechen!“, sagte ich scherzhaft.
Sirius zog eine Schnute, nahm den Arm aber wieder von meiner Schulter und stellte nocheinmal seine Frage.
"Nein, ich brauche nur noch meine Schulsachen. Da fällt mir ein – ich weiß gar nicht, welche Bücher ich brauche! Albus hat mir keine Liste gegeben.“, sagte ich und biss mir auf die Unterlippe.
"Kein Problem, wir haben die Liste ja und du wirst ja keine anderen Bücher brauchen, als wir.“, sagte Remus lächelnd und hielt auch schon auf den Buchladen zu.
James und Sirius sahen sich an, seufzten tief und legten sich jeweils eine Hand aufs Herz.
"Unser Moony-“, fing James an.
"Kann nur an seine Bücher denken.“
"Und dabei weiß er doch schon mehr-“
"Als wir beide zusammen.“
"Wir müssen uns wirklich überlegen-“
"Was wir dieses Jahr mit ihm machen-“
"Um ihn von seinen Büchern wegzuholen.“
Sie seufzten noch mehr und kassierten beide von Remus einen Schlag auf den Hinterkopf.
Der Werwolf wandt sich an mich und verdrehte die Augen.
"Denk dir nichts dabei. Das machen sie schon seit dem Sommer vor dem zweiten Schuljahr. Man sollte meinen, sie würden sich ein bisschen mehr für ihre Noten interessieren, wenn sie älter werden, aber irgendwie werden die beiden nur größer!“, schnaubte Remus und funkelte die beiden anderen an.
"Moony, willst du etwas sagen, wir wären kindisch?“, fragte Sirius entsetzt.
"Es ist nicht so, dass ich lügen würde. Ihr denkt immer nur an eure Streiche und an Mädchen und wann ihr das nächste Mal Feuerwhiskey in die Schule schmuggeln könnt! Ihr könnt froh sein letztes Jahr die Prüfungen bestanden zu haben!“, motzte Remus.
Sirius und James sahen sich beide verträumt an und seufzten zusammen: "Hmmm....Feuerwhiskey.“
Remus knurrte leise und sah wieder zu mir.
"Bitte sag mir, dass wenigstens du bereit bist zu lernen. Ich könnte wirklich Unterstützung gebrauchen!“, forderte Remus.
Ich sah nervös zwischen den drei Jungen hin und her und suchte nach irgendeiner Ausrede, doch auch nach Remus': "Ich warte!“ fiel mir keine ein, als seufzte ich geschlagen.
"Buchladen?“, fragte ich.
Der Werwolf grinste zufrieden und schnappte sich meine Hand, an der er mich in Richtung Buchladen zog.
"Ey, Moony! Das ist unfair! Du kannst doch nicht einfach unsern neuen Freund entführen und ihn unter Druck setzen! Wenn du jemanden so ansiehst sagt man alles, nur damit du endlich aufhörst damit!“, beschwerte sich Sirius und trabte mit James langsam hinter uns her.
"Lass sie reden, Harry. Das tun die beiden ohnehin übermäßig viel.“, sagte Remus, ohne weiter auf seine beiden Freunde zu achten und zog mich zu dem Regal, in dem die Bücher für Zaubertränke standen.
Remus taute wirklich schnell auf mir gegenüber, was mich doch etwas wunderte. Der Werwolf hatte mir einmal erzählt, dass er doch sehr schüchtern war in der Schulzeit und auch Sirius hatte das bestätigt.
Nicht, dass ich mich beschweren wollte. Ich mochte es wirklich, dass Remus mal vergaß, dass er mich eigentlich noch gar nicht kannte und mich so behandelte, als würden wir uns schon Jahre lang kennen.
Remus ließ einen Finger über die verschiedenen Buchrücken gleiten und zog immer wieder eins raus, um es sich anzusehen.
Nach ein paar Minuten kamen Sirius und James und drückten mir einen Stapel Bücher in den Arm.
"Das sind die Bücher, die du für die Schule brauchst. Remus sucht welche für seine...Freizeit.“, sagte James und verzog bei dem letzten Wort das Gesicht, was mich leise lachen ließ.
Sirius drückte Remus ebenfalls einen Stapel Bücher in den Arm und zerrte ihn in Richtung Kasse, wo die Bücher der anderen beiden Rumtreiber schon standen.
"Ich wollte aber noch dieses Buch-“, fing Remus an sich beschweren, doch Sirius unterbrach ihn einfach.
"Das gibt es bestimmt auch in Hogwarts in der Bibliothek. James und ich wollen zum Quidditchladen und nicht hier stundenlang versumpfen.“, sagte er fest und bezahlte nebenbei, genau wie James und ich die Bücher, die uns der Verkäufer in Tüten steckte und schrumpfte, sodass wir sie einfach in die Hosentasche stecken konnten.
"Bitte! Nur ganz kurz!“, versuchte Remus es jetzt anders und sah Sirius mit einem Welpenblick an, auf den man neidisch werden konnte.
Ich sah förmlich, wie Sirius' Widerstand bröckelte, doch bevor dieser zustimmen konnte mischte sich James ein und nahm Remus die Bücher ab.
"Vergiss es. Bei Sirius zieht der Blick vielleicht, aber nicht bei mir. Du bekommst in Hogwarts genug zu lesen, verlass dich drauf, Moony. Jetzt bezahl deine Bücher, damit wir gehen können. Wir müssen auch noch in die Apotheke und Harrys Sachen abholen bei Madame Malkins.“, sagte James streng und stützte die Hände in die Hüften, als er zu Remus runter sah.
Dieser grummelte zwar ein bisschen beleidigt, doch auch er bezahlte seine Bücher und steckte sie ein, sodass wir den Laden verlassen konnten.
"Du hättest mir ruhig helfen können!“, maulte Remus in meine Richtung.
Ich blinzelte kurz irritiert, als mir wieder einfiel, dass ich ja quasi auf seiner Seite stand. Mehr oder weniger freiwillig, musste ich dazu sagen.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Was hätte ich machen sollen? Ich hab nicht so niedliche Kulleraugen wie du, mit denen ich sie um den Finger wickeln kann.“, sagte ich und setzte um das zu verdeutlichen meinen eigenen nicht ganz so perfekten Welpenblick auf.
Aber wer konnte besser wie ein Welpe aussehen, als ein junger Werwolf?
James und Sirius sahen mich aufmerksam an, während Remus die Reaktionen der beiden begutachtete. Sirius blieb völlig locker, aber James Ausdruck wurde sofort weicher.
"Willst du wirklich zurück in den Buchladen?“, fragte er.
Ich sah verwirrt zu Remus, der zufrieden grinste und sich bei mir einhakte, somit Sirius und James, der noch ein paar Mal blinzelte, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte, links liegen ließ.
"Du weißt, was das heißt? Wir haben sie beide in der Hand! James wird dir keinen Wunsch abschlagen können, wenn du ihn so ansiehst. Das war bisher immer mein Knackpunkt, denn Sirius hab ich unter Kontrolle. Aber wenn James sich eingemischt hat war meine ganze Arbeit umsonst. Aber jetzt...bei Merlin, wir können sie zum Lernen überreden, ohne Gewalt anzuwenden!“, sagte Remus enthusiastisch und sah mich beinahe beifallheischend an.
"Moony, hör auf ihn auf dumme Ideen zu bringen!“, motzte James. Remus sah mich auffordernd an und ich wand mich wieder mit meinem Welpenblick zu James um, der in seiner Schimpftirade sofort inne hielt.
"Oh verdammt, das ist so cool.“, sagte ich aufgeregt, als ich mich wieder zu Remus drehte, welcher ebenfalls grinsend nickte.
"Aber wir sollten ihnen eine Freude machen und sie zumindest in den Quidditchladen gehen lassen. Magst du Quidditch auch, oder sollen wir schonmal zur Apotheke gehen?“, fragte Remus.
"Wir können ruhig schonmal zur Apotheke gehen. Ich mag Quidditch zwar wirklich gerne, aber ich hab keinen Besen und solange ich das Geld dafür nicht habe, will ich mir nicht ansehen, was ich mir nicht kaufen kann.“, sagte ich.
Remus nickte zufrieden und sagte Sirius und James, dass wir sie abholen würden, wenn wir unsere Zutaten für Zaubertränke gekauft hatten. Die beiden gaben uns noch ein bisschen Geld, damit wir ihre Zutaten auch schon kaufen konnten und wir trennten unsere Wege,
"Was ist dein Lieblingsfach?“, fragte Remus interessiert, als wir die Apotheke betraten und uns nach den verschiedenen Zutaten umsahen, die auf Remus' Liste standen.
"Verteidigung. Und deins?“, antwortete ich lächelnd.
Ich mochte Remus wirklich. Auch wenn ich mir nie gedacht hätte, dass dieser so manipulativ sein konnte. Aber ich musste sagen, dass es mir gefiel. Vorallem, da wir nun im Team arbeiten würden. Auch, wenn ich Sirius und James nicht dazu zwingen würde, die ganze Zeit zu lernen. Dass Remus und ich die Macht dazu hatten, alleine das Wissen war großartig.
"Meins auch. Aber ich mag Zauberkunst und Zaubertränke auch wahnsinnig gerne.“, sagte Remus.
Ich sah mir ein Glas voller Froschlaich an und stellte vier davon in das Körbchen, dass Remus trug, in dem wir alle Zutaten sammelten, die wir brauchten.
Ich verzog kurz das Gesicht.
"Zaubertränke kann ich nicht ausstehen. Mein Lehrer war ein Arschloch.“, sagte ich.
Wir hatten endlich alle Zutaten beisammen und gingen an die Kasse.
"Tatsächlich? Professor Slughorn ist eigentlich ganz in Ordnung, denke ich. Vielleicht wirst du es in Hogwarts ja mehr mögen.“, lächelte Remus aufmunternd.
Ich nickte vage und reichte der Verkäuferin den Betrag für die Zutaten, die in vier verschiedene Tüten verteilt und verkleinert wurden.
Remus steckte sich drei davon in seine Hosentasche, zwei davon würde er nachher seinen Freunden geben, und ich nahm mir die letzte Tüte.
Wir gingen zum Quidditchladen und holten Sirius und James ab, die im Gegensatz dazu ihre Zutaten bekamen und holten danach meine Anziehsachen von Madame Malkins ab, ehe wir endlich wieder zum Tropfenden Kessel gingen.
Ich konnte lange Einkaufstouren nicht besonders leiden, aber ich musste wirklich sagen, dass es mir Spaß gemacht hatte mit den drei Jungen Zeit zu verbringen.
"Ah, Harry. Da bist du ja wieder. Hast du alles bekommen, was du gebraucht hast?“, fragte Albus von einem Tisch im Schankraum des Tropfenden Kessels aus und winkte uns zu ihm.
"Ja, hab ich.“, meinte ich lächelnd.
Albus erhob sich und klopfte mir kurz auf die Schulter, ehe er sich an die Rumtreiber wandte.
"Wir werden uns dann in Hogwarts wieder sehen, nicht wahr meine Herren?“, sagte der alte Mann fröhlich.
Sie nickte ihm höflich zu und wandten sich dann an mich.
"Hoffentlich kommst du wirklich nach Gryffindor, Harry. Wir werden sicher jede Menge Spaß haben. Bis in einer Woche.“, flötete Sirius und klopfte mir auf den Rücken.
Ich verabschiedete mich auch noch von den andern beiden und stieg dann mit Albus in den Kamin, um zurück zur Schule zu reisen.
