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Wenn du wüsstest, dass wir morgen sterben werden...

...würdest du dann jetzt mit mir schlafen?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lucius & Narcissa Komplett anzeigen

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Eine angenehme Fügung

Gelangweilt lasse ich den Blick durch den Saal schweifen. Ein Ball gleicht dem anderen. Dieselben Gesichter, dieselben Gespräche.
 

„Und, hast du dich schon entschieden?“ Ihre Freundlichkeit ist ebenso unecht wie ihre Wimpern.
 

„Aber nein“, flöte ich.
 

„Nun, allzu lange Zeit solltest du dir nicht lassen, Kind.“ Auch mit einem Lächeln kann man Zähne zeigen. Nicht wahr, Mutter. Und Druellas Zähne sind besonders schön.
 

Ich mustere meine vermeintlichen Konkurrentinnen. Wie sie albern kichernd am Buffet stehen. Wie sie hinter vorgehaltener Hand tuscheln. Wie sie mädchenhaft erröten, wenn ein männlicher Blick sie anerkennend streift. Lächerlich. Unwillkürlich rümpfe ich die Nase. Allesamt Dilettantinnen.

Und um die machst du dir Sorgen, Mutter. Ernsthaft.

Mein Fokus richtet sich nun auf die Heiratskandidaten. Greengrass, Nott, Lestrange und all die anderen. Ich könnte jeden haben. Ich bräuchte mich nicht mal anstrengen. Das macht es ja so unerträglich langweilig.

Nott bemerkt meinen Blick und zwinkert mir unauffällig zu. Was bildet der sich ein? Hat man ihm keine Manieren beibringen können? Ich erwidere sein Lächeln nicht, ziehe stattdessen missbilligend eine Augenbraue hoch. Er senkt den Kopf und dreht sich verlegen weg. Geschieht ihm recht.

Was erwarte ich denn?

Einen, der meinem Blick standhalten kann. So viel Selbstbeherrschung sollte mein Zukünftiger aufbringen können. Mindestens. Ich will mich seiner schließlich nicht schämen müssen. Wo kämen wir da hin.

Das sollte doch auch in deinem Sinne sein, oder Mutter.

Ich sehe zu ihr rüber. Sie unterhält sich angeregt mit Mrs Greengrass. Ist das deine Wahl?

Ihr Sohn ist schnell gefunden, er unterhält sich in einer Ecke mit Malfoy. Und Lucius Malfoy ist mindestens ebenso gelangweilt wie ich. Vielleicht noch eine Spur genervter, immerhin muss er den enormen Redeschwall ertragen. Um meine Mundwinkel zuckt es amüsiert.

Lucius sieht flüchtig zu mir rüber.

Und ehe ich weiß, wie mir geschieht, steht er plötzlich neben mir.
 

„Du hast gar nichts mehr zu trinken, Narcissa“, stellt er aufmerksam fest. „Was darf ich dir bringen?“
 

Ganz der übereifrige Gentleman, der er nun einmal ist.
 

„Ein Glas Elfenwein, vielen Dank, sehr liebenswürdig von dir“, bedanke ich mich ordnungsgemäß.
 

Während er zum Buffet eilt, erdolche ich Lucius mit meinen Blicken. Wie konnte er es wagen, Greengrass mir aufzubürden. Eine Unverschämtheit. Er bemerkt meinen Todesblick, verzieht jedoch keine Miene, wendet sich gleichgültig ab.
 

„Bitte sehr.“ Greengrass ist zurück.
 

Ich danke ihm für die Umstände, die er sich meinetwegen gemacht hat. Wohlerzogen, wie ich nun einmal bin.
 

„Gwendoline hat sich nach dir erkundigt“, erwähne ich nahezu beiläufig.
 

Zu meinem Vergnügen wird er rot.
 

„Wirklich?“
 

„Aber ja. Jeder weiß, dass sie eine Schwäche für dich hat.“ Das war glatt gelogen.
 

Aber ich weiß, dass er eine Schwäche für sie hat. Vielleicht würde er so endlich den Mut aufbringen, sie zum Tanz aufzufordern. Und uns die Scharade ersparen.
 

„Nicht doch.“ Greengrass schaut verlegen auf seine perfekt polierten Schuhspitzen.
 

„Sie scheint ebenfalls nichts zu trinken mehr zu haben, vielleicht solltest du ihr den Dienst erweisen?“
 

„Meinst du?“
 

„Aber ja.“
 

„Und du hast nichts dagegen?“ Er zögerte. Natürlich. Die gute Erziehung verbat, dass man eine Dame einfach stehen ließ.
 

„Selbstverständlich nicht.“
 

Mit einer Verbeugung verabschiedet er sich hoffnungsvoll.

Erbärmlich.

Allerdings kann ich mich einer gewissen Genugtuung nicht erwehren, zum einen, weil ich ihn rasch wieder losgeworden bin, zum anderen, weil ich eventuell eine Ehe gestiftet habe. Das würde Mutter gar nicht gefallen. Schadenfreude bleibt doch die schönste Freude. Wie herrlich Druella toben würde, wenn sie von der Verlobung erfuhr. Und auch noch Greengrass, ihr Favorit. Zu schade.

Da niemand in der Nähe ist, gestatte ich mir ein hämisches Lächeln.
 

„Dir ist langweilig“, schnarrt seine kalte Stimme plötzlich hinter mir.
 

Mein Lächeln gefriert. Einen losgeworden, einen anderen gewonnen. Wunderbar.
 

„Dir auch einen schönen guten Tag, Lucius“, erwidere ich ebenso eisig.
 

Spöttisch macht er eine halbe Verbeugung.
 

„Wie läuft die Brautschau?“, frage ich desinteressiert.
 

„Wer sagt denn, dass ich auf der Suche bin“, fragt er ungerührt zurück.
 

Wieso sollte er sonst hier sein? Offensichtlich verabscheut er die gesellschaftlichen Pflichten doch ebenso sehr wie ich. Nur dass ich keine Wahl habe.
 

„Hast du nicht dringend einen Erben nötig?“ So als Todesser?
 

„Möchtest du dich um die Stelle bewerben?“
 

Ich lächle zuckersüß.
 

„Sicher nicht.“
 

„Lass es mich wissen, wenn du deine Meinung änderst.“
 

Ich forsche in seinen steifen Zügen nach der Ironie, dem Spott, dem Hohn, weil Mutter mich wie Fleisch verkaufen will. Doch seine Miene bleibt undurchdringlich.
 

„Ich bin nicht die schlechteste Wahl, Narcissa“, sagt er leise.
 

Nein, er ist ebenso gut wie jeder andere hier auch.
 

Er tritt einen Schritt näher an mich heran. Ich recke mein Kinn und richte meinen Blick demonstrativ wieder auf die tanzenden Paare vor uns.

Plötzlich spüre ich, wie sein Finger über meinen Handrücken streicht. Ich zucke erschrocken zurück.

Aus dem Augenwinkel sehe ich ihn triumphierend die Lippen kräuseln. Unwillkürlich balle ich die Hand zur Faust.
 

„Wovor hast du Angst?“
 

„Ich habe keine Angst.“
 

„So?“
 

Er nickt leicht und wir sehen dem Treiben eine Weile schweigend zu. Ich bohre unterdessen meine Fingernägel so tief in meine Handfläche, dass es schmerzt. Würde er doch endlich gehen. Die Leute redeten sicher bald. Sie hatten ja sonst nichts zu tun. Dieser unverschämte-!

Und dann sind seine Finger wieder auf meiner Hand. Mein Körper versteift sich augenblicklich und ich sehe mich nervös um. Nicht auszudenken, wenn das jemand mitbekäme. Doch unsere Schultern berühren sich fast, unsere Hände sind hinter unseren Rücken gut verborgen.
 

„Nimm deine Hand da weg, Malfoy“, presse ich höflich lächelnd hervor. Verdammte Etikette.
 

Statt einer Antwort fährt er mit seinem Finger bedächtig die Konturen meiner Handknöchel nach.
 

„Sofort!“, zische ich, immer noch mühsam lächelnd.
 

Er fängt an, meine Finger nacheinander sanft aber bestimmt aus der Faust zu lösen.
 

„Wieso?“
 

„Weil es mir missfällt.“
 

„Du sollst nicht lügen, Narcissa“, wispert er und biegt auch den letzten Finger auf.
 

Die Machtlosigkeit weckt erneut meinen Zorn.

Er berührt mich kaum und doch habe ich eine Gänsehaut. Ich wünschte, es würde mir weniger gefallen. Er würde mir weniger gefallen. Der Reiz des Verbotenen.
 

Ich schaue mich verstohlen um. Niemand bemerkt, dass Lucius Malfoy gerade meine Hand massiert. Lucius Malfoy.

Nein, sie führen ihre langweiligen Gespräche und nicken eifrig und lächeln dumm.

Wenn die wüssten.

Ich schließe für einen kurzen Moment meine Augen und konzentriere mich auf Lucius’ Finger. Ja, er weiß genau, was er da tut. Fährt bedächtig auf und ab, malt Kreise und Linien und regt meine Fantasie auf ungehörige Weise an. Ein Zittern fährt durch meinen Körper. Wie sich seine Finger wohl an anderen Stellen meines Körpers anfühlen würden?
 

„Charmant wie du Greengrass vorhin losgeworden bist.“
 

Und wie sich wohl sein Körper unter meinen Fingern anfühlen würde?

Diese unrühmlichen Gedanken lassen mich schamhaft erröten, aber sie ließen sich nicht verdrängen.
 

„Sind deine Komplimente immer so fragwürdig?“
 

„Nein.“
 

Ich brauche meine Augen nicht zu öffnen, um sein Lächeln zu sehen. Eine wahre Seltenheit.
 

„Narcissa“, höre ich ihn leise sagen, „wenn du wüsstest, dass-“ Er scheint zu zögern. Oder er macht eine Kunstpause.
 

„Ja?“ Nicht aufhören.
 

„Wenn du wüsstest, dass wir morgen - sterben werden“, ein Schauer jagt mir über den Rücken, „würdest du dann“, sein Finger hält in der Bewegung inne, „würdest du dann jetzt mit mir schlafen?“
 

„Nur wenn wir verheiratet wären“, platzt es ohne Nachzudenken aus mir heraus.
 

Dann schießt mir das Blut in den Kopf. Nur wenn wir verheiratet wären? Hatte ich vorhin Notts Zwinkern wirklich als obszön empfunden? Dann müsste ich Malfoy jetzt ohrfeigen. Oder auf der Stelle vor Scham sterben. Wenigstens aber in Ohnmacht fallen.
 

Er verschränkt seine Finger mit meinen, ehe ich ihm empört die Hand entziehen kann.
 

„Das ließe sich einrichten.“
 

Er kommt meinen harschen Widerworten zuvor: „Denk drüber nach.“
 

Irgendetwas in seinem Tonfall klingt annährend wie eine Bitte, weshalb ich mein Nein für mich behalte. Vorerst.

Anschließend drückt er kurz meine Hand und verabschiedet sich höflich.

Lucius zieht sich so schnell zurück, wie er gekommen war.
 

Während ich meinen Blick erneut auf die anderen Heiratskandidaten richte, fahre ich wie er zuvor meine Handknöchel nach und kann den Anflug eines Lächelns nicht unterdrücken. Schneid hat er ja.
 

~
 

„Mutter, was hältst du eigentlich von Lucius Malfoy?“, frage ich sie drei Wochen später fast beiläufig.
 

Missbilligend schürzt sie ihre Lippen. Die Malfoys hat sie nicht im Griff, die hofierten sie nicht. Die hielten sich gar für ebenbürtig.
 

„Wieso?“ Misstrauisch war sie schon immer.
 

„Sind die Malfoys nicht furchtbar reich?“
 

„Ja.“
 

„Reicher als wir?“
 

Sie schnaubt verächtlich. „Natürlich nicht.“ Das ist glatt gelogen.
 

„Und haben sie nicht unheimlich gute Beziehungen zu einflussreichen Leuten im Ministerium?“
 

„Das kann durchaus sein.“ Mutter knirscht mit den Zähnen. Sie weiß, dass Diplomatie nie eine Stärke des Hauses Black war.
 

„Und Lucius Malfoy ist Alleinerbe?“
 

„Soweit ich weiß. Worauf willst du hinaus, Kind?“ Ebenso wenig wie Geduld.
 

„Nun, ich gedenke, ihn zu heiraten.“
 

Stille.
 

„Hat er dich denn gefragt?“
 

„Selbstverständlich.“
 

Stille.
 

„Glückwunsch“, presst Druella schließlich gezwungen lächelnd hervor.
 

Es fügt sich doch eins zum anderen.

Nicht wahr, Mutter?
 

~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nana_Ichigo
2014-06-15T16:16:25+00:00 15.06.2014 18:16
Tolle Story^^
Dieser Lucius, was der für gedanken hat ;D
Ich liebe die Gedankengänge von Cissy. Wäre gern Gast gewesen um das mit anzuschauen.^^ (oder doch vor Cissy Lucius mir zu krallen? hehe ;P)
Von:  Emmett-the-Cullen
2014-04-08T20:20:41+00:00 08.04.2014 22:20
IN YOUR FACE!!! sehr schön, dass sie ihrer mutter einen reinwürgen kann, selber aber glücklich ist!!
auf der einen seite passt das verhalten zu lucius, das sich nichts sagen lassen, aber auf der anderen seite ist er so... lieb... man möchte ihn fast gernhaben! ... ok, nach dem os hab ich ihn gern! ^^

toll geschrieben!
metti


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