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Vorgeschichte zu Treat it like that
von

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Prolog

Es war einer dieser Tage, an denen er dachte, dass es schlimmer kaum kommen könnte.

Er liebte seine Freiheit und er brauchte sie, ein Grund, weswegen er überhaupt hier war. Die nächsten Tage würde er sicher genügend davon haben, auch wenn er wusste, dass er nicht allein sein würde.

Doch noch immer hatte er keine Ahnung, wer diese Fahrt mit ihm machen würde, nachdem sein Partner abgesprungen war. Er und Kaoru waren ein eingespieltes Team gewesen, sie hatten die Trainings gemeinsam bewältigt und nun, kurz vor dem Start, sprang dieser Feigling ab. Und er hatte sich schon gewundert, dass sie den Flug nicht auch schon zusammen angetreten waren. Dabei hasste er Flugzeuge. Und die einzige Begründung, die er zu hören bekam war, dass er sich noch nicht bereit fühlte, wirklich in die Wildnis zu gehen. Seiner Meinung nach nur eine faule Ausrede.

Denn was war denn schon dabei? Das hier war auch nur eine Rallye. Etwa 7000km unter den hier üblichen Bedingungen. Mal Wüste, mal Gebirge. Immer etwas Anderes. Zwar gab es auch hier etwas wie Etappen, Zwischenhalte, an denen sie bleiben konnten, ihre Reserven auffüllen. ABer sie mussten es nicht, am Ende zählte nur das Endergebnis.

Er für seinen Teil war froh, wenn es endlich los ging. Nur noch eine Nacht, dann war er endlich raus aus diesem Ameisenhaufen. Hier war alles voller Menschen und er fühlte sich bedrängt von allen Seiten. Aber wen wunderte es, bei 14 Teams? Es konnte spannend werden.

Er für seinen Teil war aber nicht hier, um nur zu gewinnen. Er suchte das Abenteuer und nicht umsonst hieß es "If life gets boring, risk it!". Und es hatte für ihn schon begonnen, als er aus dem Flieger gestiegen war und seinen Fuß auf dieses Land gesetzt hatte.

Doch er hatte sich an den einzigen Platz begeben, an dem er noch so etwas wie seine Ruhe hatte. Die Ruhe vor dem Sturm. Wenn ihn Kaoru schon so kurzfristig im Stich gelassen hatte, aber wenigstens konnte er mit seinem Wagen fahren, an den er sich schon während des Trainings gewöhnen konnte. Ein eigens für ihre Zwecke aufgerüsteter schwarzer Mitsubishi Pajero Sport der zweiten Generation.

"Wir schaffen das. Wir stehen das zusammen durch bis zum Schluss, egal, wen sie uns an die Backe heften", wisperte er, strich gedankenverloren sanft die Motorhaube hinauf, über die Seitenspiegel.

Doch ein plötzliches Geräusch ließ ihn aufsehen.

"Takanori-san, ich hate gehofft, Sie bereits in Ihrem Zimmer zu finden, aber da begrüßte mich gähnende Leere.", kam ihm sein Teamchef entgegen, doch er grinste nur schief, antwortete nicht. Aber dann begann der andere Mann zu strahlen. "Wir haben einen Fahrer gefunden, der mit Ihnen fährt. Er ist heute morgen sofort losgeflogen und müsste eigentlich jeden Moment hier sein.", erklärte er.

Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe.

"Wie ist er?", fragte er, vermutete das Letzte vom Letzten. Den Einzigen, den sie jetzt hatten auftreiben können, um nicht kurzfristig ganz von dem Rennen abspringen zu müssen. Und das war gut so. Lieber fuhr er die gesamte Strecke allein, hatte nur noch jemanden als schmückendes Beiwerk bei sich, um die Regeln zu erfüllen, als dass er unverrichteter Dinge wieder nach Haus flog. Es war sein erstes Mal und er konnte es schon jetzt kaum noch erwarten.

Sein Chef klopfte ihm auf die Schulter.

"Er ist gut, Sie werden sehen!", versprach er, beäugte das Auto selbst noch einmal.

"Unsere Mechaniker werden morgen vor dem Start noch einmal alles durchsehen und Ihre Vorräte kontrollieren wir auch noch einmal und füllen sie gegebenenfalls noch einmal auf. Und sonst gibt es alle 500km Zwischenstopps und wir sind auch jederzeit über Funk erreichbar, das wissen Sie ja.", sagte er noch einmal. wahrscheinlich sollte es ihn beruhigen, dabei brauchte er das gar nicht.

"Ohne diese zusätzlichen Zwischenstopps sind wir schneller.", sagte er, auch wenn er wusste, dass sie früher oder später halten mussten. Aber er wusste auch, dass sein Chef genau das hören wollte. Denn dieser Mann war wirklich nur auf den Gewinn aus. Für ihn selbst aber zählte, je seltener er anhielt, je weniger er in diesen Lagern übernachtete, desto mehr hatte er seine Ruhe.

Doch der Andere grinste nur stolz.

"Sie sollten schlafen gehen, Sie haben eine lange Reise vor sich!", sagte er nur noch, klopfte ihm einmal mehr väterlich auf die Schulter, als er nickte, und dann ging er wieder.

Er selbst blieb noch etwas. Er hoffte nur, dieser mysteriöse Fremde würde ihm wirklich zusagen.
 

Bisher war er allein in seinem Zimmer gewesen, doch als er nun dorthin zurückkehrte, brannte das Licht. Offensichtlich war sein neuer Partner schon angekommen und würde sich dieses Zimmer mit ihm teilen. Aber es war ja nicht für lang. Und trotzdem brummte er nur leise. Dann würde er wohl mal sehen, was ihn erwartete, auch wenn er -zugegeben- eigentlich absolut nicht neugierig war. Aber ändern konnte er doch ohnehin nichts.

Und so stieß er die Tür auf und konnte sehen, wie ein anderer überrascht zusammenzuckte, einen Lappen in der Hand, eine Pfütze auf dem Tisch und daneben eine umgekippte Tasse. Es roch nach Kaffee. Er verzog das Gesicht. Der gute Kaffee!

"Ich brauch keine Putzfrau!", knurrte er also nur und ging zu seinem Bett, zog seine Lederjacke aus und legte sie auf den Stuhl daneben, ehe er auch das Tuch um seinen Hals löste. In der Nacht konnte es da draußen so verdammt kalt werden. Immer dann, wenn die Sonne unter gegangen war. Zum Glück fror er nie so schnell.

Doch der Fremde schien nicht viel auf sein Kommentar zu geben, denn er musterte den Anderen nur von oben bis unten, ehe er erst begann vor sich hinzuglucksen und dann ein Lachen nicht weiter verkneifen konnte.

"Und das soll der ach so tolle Takanori sein, von dem Uwayaku-san so schwärmt?! Ich glaub es nicht, der hat mich doch reingelegt! Da wäre ich doch weiter gekommen, wenn ich gleich zu Haus geblieben wäre!", spottete er, doch der Kleinere verzog nur das Gesicht.

Ganz toll, mit dem sollte er jetzt die ganze Zeit verbingen? Das konnte sicher lustig werden.

Und so schnaubte er nur.

"Wie willst du Kaoru ersetzen?", brummte er nur mürrisch, erwartete aber keine Antwort und ließ sich nur seitlich auf das Bett sinken, den Rücken zu dem Blonden gewandt. Das Teil war viel zu weich für seinen Geschmack.

Niemand konnte Kaoru ersetzen, denn niemand anderer hatte mit ihm trainiert, niemnad war mit ihm in dem Camp gewesen, in das sie gesteckt wurden. Mit keinem sonst hatte er sich so abstimmen können, auch wenn sie nie wirklich Freunde geworden waren. Und er wusste, auch wenn es hier hauptsächlich um die Autos ging, im Notfall musste es schnell gehen, auch ohne viele Worte. Und dieser Idiot hinter ihm würde ihn nie wortlos verstehen.

Umso entnervter seufzte er auf, als wieder die Stimme erklang, von der er sich bereits jetzt in seinem Kopf vermerkte, dass er sie hasste. Wie konnte ihn der Chef nur mit DEM fahren lassen? Was hatte er eingeworfen, als er auf diese Idee gekommen war?

"Hast du überhaupt die geringste Ahnung, auf was du dich eingelassen hast? Glaubst du etwa, du bist wirklich gut genug?", war die höhnische Frage und er konnte förmlich das Grinsen hören.

Doch er verdrehte nur die Augen, hatte nicht vor, sich umzudrehen. Dieser Typ war seines Blickes nicht würdig.

"Ich weiß, dass ich gut genug bin, sonst wäre ich kaum geplanter Weise hier. Ich bezweifel nur, dass ich mit dir jemals im Ziel ankommen werde.", brummte er und das einzige, was er für den Rest des Abends noch von dem Größeren hörte, war das höhnische Lachen.

Er würde diesem Schönling schon zeigen, was er drauf hatte!

Es ist nicht wirklich lang, aber ich werde mich bemühen und ich hoffe, dass es euch trotzdem Gefällt <3

Wer ab sofort eine Benachrichtigung erhalten will, wenn ein neues Kapitel on gestellt wird, der muss sich nur bei mir melden, sei es über ein Kommentar, als Favo, ENS oder GB oder wie auch immer...<3

nur zu...

und jetzt viel Spaß mit dem Kapitel...^^°
 

_____________________________~*~_____________________________
 


 

"Haha, er heißt sogar ähnlich wie Sie, ist das nicht köstlich?", sagte der Teamchef. Er war sichtlich amüsiert, doch der Blonde zu seiner Rechten verzog das Gesicht nur zu einem schiefen Grinsen.

"Ja, sehr witzig!", murrte er und seine Stimme triefte vor Ironie, doch sein Vorgesetzter schien es nicht zu bemerken. Und so griff er nach dem Kaffee, während der junge Mann zur Linken des Älteren nur brummte.

"Sehr schön, wenn sie schon zugeben, dass Sie ihn nur wegen dem Namen ausgesucht haben, bestätigen Sie mir, dass er vom Fahren keine Ahnung hat!", sagte er abwertend, biss einmal mehr von seiner Käsestange ab und vertiefte sich wieder weiter in die Startliste.

Sie waren gerade beim Frühstück und er musste zugeben, dass sie eine wirklich gute Platzierung erwischt hatten. Bisher war das noch ein Geheimnis gewesen, bis die Listen ausgeteilt wurden. Sie starteten von Platz 4.

Schon beim Training hatte ein unparteiischer Richter die Rundenzeit von jeweils einem Fahrer pro Wagen genommen. Auf eine einheitliche Strecke ausgerechnet kamen diese Messungen dann in die Wertung.

Ihre Rundenzeit hatte er eingefahren, er allein. Kaoru war schon immer etwas unsicher gewesen und hatte deswegen ihm den Vortritt gelassen. Unsicher, aber doch trotzdem immer gut. Niemals hatte er damit gerechnet, dass er ihn so hintergehen und einfach sitzen lassen würde, so dass er jetzt diesen eigenartigen Schnösel als Partner ansehen sollte.

"Aber doch doch! Takashima-san ist ein wirklich exzellenter Fahrer!", wurde er aus seinen Gedankengängen gerissen. Er hob die Augenbrauen und sah über das Papier hinweg zu den Beiden. Aber als er das breite triumphierende Grinsen sah, das hinter seinem Chef auftauchte, brummte er nur einmal mehr und legte die Käsestange beiseite, ehe er aufstand.

"Ich glaub ich muss kotzen!", knurrte er, ignorierte den schockierten Blick und das "Aber...", des Teamchefs und verzog sich wieder auf sein vorläufiges Zimmer. Das wenigstens würde er heute hinter sich lassen und er musste ohnehin noch seine Sachen zusammen packen.
 

Nur wenig später öffnete sich die Tür hinter ihm und er musste sich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer es war, der nach ihm den Raum betreten hatte. Gott, dieser Kerl nervte ihn jetzt schon, der war ja anhänglicher als Kaugummi an der Schuhsohle und wenn er daran dachte, dass er geschätzt die nächste Woche mit ihm auf engstem Raum zusammen sein würde, wurde ihm ganz anders. Vor allem, weil der sicherlich auch irgendwann hinter das Steuer wollte und eigentlich hatte er nicht das Bedürfnis danach, sein Auto jemandem wie dem zu überlassen. Der eignete sich alle mal als Kühlerfigur in der glühenden Sonne, wenn sie durch den Wüstensand fuhren, die ihm dann das letzte bisschen Hirn aus dem Kopf brutzelte, während der Fahrtwind sein Haar flattern ließ. Unweigerlich musste er bei dieser Vorstellung ein wenig grinsen. Das wäre doch auch eine Möglichkeit. Oder er setzte ihn einfach in der Wildnis aus, aber das konnte er wohl kaum übers Herz bringen. Er war ja kein Unmensch.

"Du hast dein Frühstück vergessen!", hörte er dann aber die Stimme, sein Grinsen schwand und er verdrehte die Augen.

"Ich frühstücke eigentlich nie!", betonte er. Das bisschen, was er an der Käsestange geknabbert hatte konnte man wohl kaum als Frühstück bezeichnen. Er richtete sich wieder weiter auf und überlegte, ob er am Vorabend noch etwas ausgepackt hatte, was nicht schon wieder in seiner Tasche war. Lieber drehte er sich nicht um, am Ende kam dieses bisschen doch wirklich wieder hoch. Darauf konnte er wirklich gut verzichten.

"Das habe ich mir gedacht!", hörte er die triumphierende Stimme hinter sich, schluckte die Bemerkung, dass er nicht geglaubt hatte, dass der Kerl denken konnte, herunter und runzelte die Stirn. Was war daran bitte so toll, dass der sich jetzt über die Tatsache einen Kullerkeks freuen musste? Das ergab einfach keinen Sinn.

"Für diesen Fall soll ich dir ausrichten, dass du entweder etwas isst, oder mich die erste Etappe fahren lässt. Eine andere Option gibt es nicht.", hörte er die Fortsetzung und seine Augen weiteten sich, als er sich nun doch umdrehte.

"Was?!", war seine äußerst geistvolle Antwort. Vielleicht hatte er sich nur verhört. Jedenfalls hoffte er das, doch der Blonde machte ihm diese Hoffnung schnell zunichte und wedelte mit einem Brötchen herum, während er herumgestikulierte und offenbar versuchte, ihren Chef zu imitieren.

"Ja! Von wegen 'du musst dich richtig konzentrieren können' und 'wir müssen gleich am Anfang einen ordentlichen Vorsprung heraus holen, damit wir noch bessere Chancen auf den Sieg haben' blah blah...", erklärte er Augen verdrehend. Offensichtlich hielt auch er von der Idee, nur an den Gewinn zu denken, nicht besonders viel. Hierbei ging es um den Spaß, die Freiheit, den Drang sich zu beweisen und nicht nur um diese Siegerprämie und den Titel. Dann sah der Größere ihn wieder an.

"Aber du frühstückst ja nie!", endete er und wanderte mit dem Brötchen, was ihn bis eben noch eher an ein Wurfgeschoss erinnert hatte, das vor seinem geistigen Auge mehr als nur einmal den Kopf des Anderen traf, in Richtung Papierkorb.

Sofort kehrte wieder Leben in den Kleineren, der bis eben seiner Starre erlegen war.

"Schade drum!", hörte er den Blonden sagen, doch noch ehe er loslassen konnte, hatte er selbst sich das kleine Ding gekrallt.

"Ich kann auch mal eine Ausnahme machen!", murrte er. Er würde alles tun. Vielleicht sollte er ihn also doch einfach aussetzen. Doch dann lächelte dieser Typ auch noch.

"Ist eh gesünder!", sagte er und der Kleine brummte nur, als er in das trockene Brötchen biss.

Der Andere, dessen Namen er schon wieder erfolgreich verdrängt hatte, ging an ihm vorbei, aus seinem Sichtfeld heraus und eigentlich wäre er wirklich froh darüber gewesen, doch er wuschelte ihm durch sein rotbraunes Haar und er selbst knurrte.

Eigentlich wollte er diesen Namen auch gar nicht wissen!
 

Noch einmal sah er alles durch. Es war ihre eigene logistische Ordnung.

Unter isolierter Zeltplane an der einen Seite lagerten ihre Benzinkanister. Niemand wusste, ob sie es im Fall der Fälle immer bis zu einem der eingerichteten Notstopps schafften. Gegen die Regeln war es auch nicht, es sprach also nichts dagegen.

Auf der Anderen Seite, unter einer weitern Plane, waren Essen und Wasser.

Dazwischen war genügend Stauraum für sonstiges Equiptment, auch wenn er nicht viel mitnehmen wollte. Je weniger Gewicht sie mit sich schleppten, desto besser. Doch in der Hinsicht vertraute er der Teamleitung, er hatte sich bisher nie alles durchgesehen und wusste nur von dem Wichtigsten, wie dem Zelt und den Schlafsäcken.

Seine persönlichen Sachen hatte er bereits eingeladen und er klopfte sich die Hände ab, die in fingerlosen Handschuhen mit lederner Handfläche steckten. Er hatte trotz der wenigen Erfahrung bereits bemerkt, dass sie bei längeren Off-Road-Fahrten recht nützlich waren. Es fehlten also nur noch die Sachen von diesem eigenartigen Kerl.

Er drehte sich um, um zu warten, lehnte sich gegen den Wagen und sah mit verschränkten Armen zum Himmel auf.

Die Sonne bestand bereits hoch, es würde bald losgehen und er war ganz kribbelig vor Aufregung. Endelich würde er sich beweisen können.

Aber dazu musste dieser Idiot sich beeilen, seinetwegen wollte er keineswegs seine gute Position aufgeben. Und wo er gerade so darüber nachdachte, hörte er auch schon Schritte neben sich und wandte sich um.

Seine Augenbrauen hoben sich.

"Deinen Schminkkoffer kannst du hier lassen!", knurrte er und deutete auf den recht großen Kasten, den der Andere in der einen Hand hielt.

Doch der grinste nur und schüttelte den Kopf.

"Der kommt auf jeden Fallmit. Vielleicht kommt auch noch der Moment, an dem du mir dankbar sein wirst.", sagte er gelassen. "Und jetzt mach mal Platz!", fuhr er fort und er hob erst den besagten Kasten, dann seine um einiges kleinere Tasche in das Auto.

Doch der Kleinere schnaubte nur. Er und dankbar? Diesem Kerl? Dafür, dass dieses Teil nun seinen Kofferraum zierte?

Nie im Leben!

"Passt doch!", hörte er die nächsten Worte, knurrte dann aber Augen verdrehend, ehe er in sein geliebtes Auto stieg und alles ausreichend befestigte.

"Idiot!", murrte er nur, spürte darauf aber einen Klaps auf den Hintern, die einzige Stelle, die der Größere problemlos erreichen konnte. Doch es ließ ihn wütend und mit zusammen gezogenen Augenbrauen herumfahren, nur um zu sehen, wie dieser Kerl grinsend auf ihn zeigte, sogar zwinkerte.

"Das hab ich gehört!", lachte er doch er selbst brummte nur einmal mehr.

"Mir doch egal, meinetwegen kannst du wissen, wie wenig ich von dir halte!"

Doch wieder lachte der Andere und wandte sich ab, um sich eine Zigarette anzuzünden.

Wieder knurrte er nur unwillig, drehte sich um, um auch die letzten Handgriffe zu erledigen. Dieser gottverdammte Idiot, wie sollte er die Fahrt nur überleben? Aber der würde schon sehen, was er davon hatte, wenn er so weiter machte. Dann würde nämlich auch er aufhören, nett zu sein - oder sowas in der Art!
 

Nur wenig später standen sie auch schon am Start und er sah sich die Anderen an, versuchte, in den Gesichtern zu lesen, doch viel erkannte er nicht. Hier war die Strecke eben, sie würden keine Helme oder ähnliches brauchen, was ihnen ohnehin nur die Sicht versperrt hätte und doch trug der Ein oder Andere einen. Er selbst nicht, er hasste diese Dinger. Und so wandte er sich lieber seinem eigenen Auto zu. Er wusste, die Mechaniker hatten alles durchgesehen, was durchzusehen war und sein Chef wollte unbedingt gewinnen. Er würde also schon dafür sorgen, dass keine Mängel übersehen wurden. Und trotzdem sah er jetzt noch einmal alles durch, was er von seiner Position durchsehen konnte, ehe auch er, wie die anderen um ihn, den Motor startete und sich zurücklehnte, noch bevor er den Gurt anlegte. Er sah zu dem jungen Mann neben sich und seufzte.

"Schnall dich an!", murrte er unwillig. Wenigstens das sollte er doch tun, doch als der Blonde ihm mit einem Grinsen den Blick zuwandte verdrehte er die Augen und bereuhte es schon, etwas gesagt zu haben.

"Was ist, machst du dir etwa Sorgen? Oder fährst du so schlecht?", kam auch schon die Frage und er fragte sich, ob sie sich nur in seinen Ohren so unglaublich unverschämt anhörte.

"Weder das Eine noch das Andere. War nur sowas wie ein Hinweis. Vielleicht fliegst du ja sonst aus dem Fenster.", brummte er und wandte den Blick wieder nach vorn, wo die ersten roten Lampen erleuchteten, also kuppelte er und schaltete in den ersten Gang. Zwar hatte man ihm Automatikschaltung angeboten, aber er hatte dankend abgelehnt. Wahrscheinlich konnte dieser Idiot neben ihm nicht einmal etwas damit anfangen, die meisten Autos im Training und die ins Rennen geschickt wurden, hatten bereits Automatik. Aus dem Augenwinkel bemerkte er das doch ein wenig verdutzte Gesicht und ein gewinnendes Grinsen schlich sich auf seine Züge. Die zweite Rote Lampe leuchtete auf, er ließ die Kupplung kommen, den Blick stur nach vorn gerichtet.

"Abgesehen davon, dass ich da nicht durchpasse ist das Fenster geschlossen!", lautete die Gegenbemerkung und er grinste nur noch mehr.

"Noch!", sagte er, deutete mit einem Nicken auf die elektrischen Fensterheber, als das grüne Licht erleuchtete, damit das Startsignal gab. Und als er endlich losfahren konnte, bemerkte er, wie der Größere nach dem Gurt tastete und sich schleunigst anschnallte. Wenigstens diesen Sieg hatte er schon einmal eingebracht.
 

Sie waren aus dem Lager am Rande der Stadt gestartet. Sie mussten nicht direkt durch die Straßen, sondern waren gleich in Richtung Gelände gefahren und das sagte ihm sehr zu. So war auch das Gedränge von 14 Wagen bald aufgelöst und es war Abstand zwischen sie gekommen. Er hasste es, wenn alle auf einem Haufen fuhren und nun konnte er sich besser entspannen, lehnte sich weiter in seinen Sitz zurück und atmete durch.

Die Autos vor sich konnte er noch immer sehen und das war auch gut so. Immerhin wollte doch niemand, dass sie ihnen gleich beim Start vollkommen davon fuhren. Es sollte wenigstens jetzt so aussehen, als wenn sie gewinnen wollten, sonst wäre es wahrscheinlich nicht nur das erste, sondern auch das letzte Mal, dass er bei einer öffentlichen Rallye mitfahren konnte. Darauf konnte er auch verzichten.

Und plötzlich schoss eine Hand in sein Blickfeld, ließ ihn einen Moment den Blick von der Strecke abwenden und er folgte ihrer Bahn, wie die schlanken Finger am Regler des Radios drehten. Wenigstens war das nicht ausgebaut worden, dann hatte er wenigstens etwas Ablenkung von dieser nervtötenden Erscheinung neben sich.

"Glaubst du ernsthaft, dass du hier genügend Empfang hast? Und vor allem, dass du dann auch die Sprache verstehst?", fragte er. Seine Laune war gerade innerhalb weniger Sekunden wieder gesunken.

Der Größere warf ihm nur einen eindeutig angepissten Blick zu. War der arme etwa noch immer beleidigt, weil er sich am Ende doch lieber angeschnallt hatte? Damit konnte er selbst jedenfalls leben.

"Für Musik braucht man keine Sprache. Und irgendwas wird sich hier sicherlich finden und notfalls greifen wir eben auf CDs oder sowas zurück.", sagte er nur, ehe er wieder zu dem Radio sah und weiter an dem Regler drehte. Immer wieder erklang Rauschen, mal lauter, mal leiser und dazwischen waren einzelne Musikfetzen zu erkennen. Und schließlich, als sie wohl beide nicht mehr damit gerechnet hatten, der Kleinere nur tief seufzte, war da ein Radiosender mit klarem Empfang.

Erstaunt sah er zu dem kleinen Apparat im Amaturenbrett, hob die Augenbrauen, bevor er mit einem Schnauben das Gesicht verzog.

"Glückstreffer!", knurrte er. Sie würden ja sehen, wie lang sie noch etwas hören konnten. Aber ihm sollte das egal sein. Er hatte das Auto zu fahren und es interessierte ihn nicht, was gerade lief. Immerhin konzentrierte er sich auf die Strecke, die noch aus festem Boden bestand, auf dem vereinzelte Grasbüschel wuchsen, an deren Rand einige massive Bäume aufragten. Die erste Etappe war noch grün, bald würden sie zu Steppen kommen, dann zu Wüsten und Geröll. Doch wie genau es werden würde konnte er nur in seinen Träumen erahnen und er freute sich darauf, dass sie Wirklichkeit werden würden.

Sie fuhren lang und schwiegen. Wahrscheinlich war das das Beste für sie Beide, jedenfalls der Kleinere von ihnen genoss es.

Die meiste Zeit hatte er so wenigstens die Chance, zu verdrängen, wer neben ihm saß. Es war nicht Kaoru, wie es eigentlich vorhergesehen war, und er war auch nicht allein und das störte ihn. Aber so musste er sich darüber keine Gedanken machen.

Noch immer lief das Radio und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wunderte er sich darüber, dass auch der Empfang noch akzeptabel war. Und so musste er den Anderen nicht einmal atmen hören.

Trotzdem sah er einmal mehr zu ihm herüber.

Als die hohen Bäume langsam nachgelassen hatten, nach und nach dichten Büschen und hohen Gräsern wichen und so mehr Blick über die Ebene freigaben, hatte er bemerkt, wie der Blonde in seiner Tasche, die er unbemerkt mit in den Fahrerraum hatte schmuggeln können, nach einem Block und einem Stift, anscheinend einem silbergrauen Kugelschreiber, gefischt hatte. Und das so plötzlich, dass es den Anschein machte, als hätte ihn das Lied, was in dem Moment lief, oder irgendwas, was er gesehen hatte, an etwas erinnert.

Und noch immer kritzelte der Größere auf dem Blatt herum, machte nur ab und an Pausen, in denen er nachdenklich auf das Geschriebene oder aber aus dem Fenster sah. Es kam auch vor, dass er das Ende des Stiftes gegen seine Unterlippe schlug oder sich wahlweise auf Zunge oder Unterlippe biss und Ruki fragte sich, ob er seinen Blick bereits bemerkt hatte. Gleichzeitig kam er sich allerdings unheimlich bescheuert vor. Warum machte er das überhaupt?

Vielleicht lag das daran, dass er mittlerweile erkannt hatte, dass es Noten waren, die der Größere auf dem Blatt hinterließ. Ob sie aber zu einem bestimmten Lied gehörten, oder es sich um eine Eigenkreation handelte, das wusste er nicht.

Es war ja nicht so, dass er sich mit Noten nicht auskannte, ob man es ihm ansah oder nicht, aber aus seinem Blickwinkel, aus dieser Entfernung, konnte er sie unmöglich erkennen. Und noch unmöglicher war es für ihn, über seinen Schatten zu springen und einfach zu fragen.

Aber genauso, wie man es ihm nicht zutraute, dass er über so etwas auch nur annähernd bescheid wusste, so hatte er es auch seinem Beifahrer in keiner Weise zugetraut. Dafür verriet ihn für einen Moment ein kleiner, störrischer Teil seines Hirnes.

Es ließ einfach den Gedanken entstehen, dass der Andere vielleicht noch mehr konnte, was er ihm nicht zutraute.

Doch schon im nächsten Augenblick war die Welt wieder in Ordnung, und auch wenn er sich für diesen Gedanken am liebsten geschlagen hätte, so war er doch schon in die hinterste, dunkelste Ecke seines Gedächtnisses verbannt worden.

Gerade sah er wieder nach vorn - die Abstände zwischen den Autos hatten sich erweitert, jetzt, wo sie mehr Spielraum hatten und die Strecke nicht mehr nur durch den befahrbaren Platz zwischen den Bäumen bestimmt wurde - als er die Stimme des Größeren neben sich hörte.

"Kannst du mal anhalten? Ich muss mal pissen!", sagte er vollkommen überraschend und als er von seinen Noten aufsah bemerkte er, wie der junge Mann mit dem rotbrauenen Haar neben ihm unwillig die Augen verdrehte. Das durfte doch nicht wahr sein!

"Mach das Fenster auf, man!", sagte er unüberlegt, doch der Größere hob nur die Augenbrauen.

"Ist nicht dein Ernst oder? Hast du dabei schonmal an dein kostbares Auto gedacht?", fragte er tonlos. Der Kleinere verzog das Gesicht, das war Antwort genug. Daran hatte er wirklich nicht gedacht.

Also brummte er nur leise und warf einen Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass niemand hinter ihm war, als er auch schon die Bremse durchtrat und sie gegen die Gurte gedrückt wurden. Ein Ächtzen erklang neben ihm, doch schon im nächsten Moment war der Blonde abgeschnallt und aus dem Wagen verschwunden.

Allein dieses Ächtzen war Genugtuung genug und der Kleinere sah ihm nicht nach, hörte zum Glück seines Beifahrers auch das gemurmelte "Anfänger...", nicht. Er war in Gedanken, überlegte, ob er nicht einfach wieterfahren sollte.

Und doch lehnte er sich zurück, ließ den Motor laufen - so lang konnte das ja nicht dauern - und verschränkte die Arme vor der Brust.

Bei der Gelegenheit warf er einen Blick auf den Zettel. Es sollte ja nicht verboten sein, immerhin lag er gerade vollkommen offen auf dem Sitz neben ihm. Während er versuchte, sich die Melodie vorzustellen, fragte er sich aber, was der Andere überhaupt damit anfangen wollte. Sie waren auf einer Rallye und nicht in einem Musikcamp.

Doch schon im nächsten Augenblick wurden die Noten wieder weggezogen, der Block mit einem misstrauischen Blick zugeklappt und der Blonde kletterte wieder zu ihm in den Wagen und nachdem er sich gesetzt hatte, den Blick wieder abgewandt, legte er auch den Gurt erneut wieder an. Wenn der Kleine immer so bremste, konnte das wirklich lustig werden. Vor allem bei voller Blase. Und trotzdem ließ er sich nicht anmerken, was genau er davon hielt, dass sein Fahrer sich angesehen hatte, woran er schon seit einer ganzen Weile schrieb.

"Wie heißt du eigentlich?", kam unerwartet die Frage und als er wieder in den ersten Gang schaltete um anzufahren, antwortete er nur knapp.

"Takanori."

Doch der neben ihm schüttelte nur den Kopf.

"Nein nein, das weiß ich ja. Ich meinte, wie ich dich nennen kann? Du hast doch sicher einen Künstlernamen. Takanori ist so lang!", sagte er und der Kleinere seufzte tief.

"Ruki.", brummte er. Warum wollte dieser Kerl das überhaupt wissen? Hatte der etwa vor, ihm öfter das Ohr abzukauen?

"Und wie alt bist du?", fragte der Größere aber nur weiter, doch er verdrehte die Augen.

"24! Was interessiert dich das?", brummte er gereizt und fragte sich, warum er überhaupt antwortete.

Doch der Größere lachte nur.

"Ich wollte nur wissen, ob du entweder so jung bist, wie du dich verhälst, oder einfach nur unreif. Und ich wollte wissen, ob ich dich in jeder Hinsicht 'Kleiner' nennen kann.", erklärte er sich frech und mit einem breiten Grinsen. Doch der Kleinere verzog unwillig das Gesicht und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen herüber.

"Nein, in gar keiner!", bestimmte er knurrend, doch der Andere beachtete es nicht einmal.

"Nenn mich Uruha, ich freu mich auch, dich kennen zu lernen!", sagte er, doch wieder brummte der Kleine, sah aber wieder nach vorn. Neben ihm saß einfach ein hoffnungsloser Fall.

"Ich mich nicht! Und wehe du wäschst dir nicht die Pfoten, ehe du hier auch nur noch irgendwas anfässt!
 

Sie fuhren noch lang und doch wurde es nicht dunkel, auch wenn die Sonne mittlerweile deutlich tiefer stand und sie blendete, sodass sich Ruki bereits seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte. Am Ende übersah er noch einen größeren Stein oder irgend ein Tier und er hatte nicht vor, schon am ersten Tag etwas zu Bruch gehen zu lassen.

Uruha hatte sich die Karte genommen, auf der die Rallyestrecke farbig hervorgehoben war. Kleine blaue Punkte markierten die Lager, in denen Fahrer und Beifahrer übernachten konnten, bei denen es Bäder mit Duschen und Toiletten, sowie Betten und warme Mahlzeiten gab. Hier gab es auch, wie an noch weiteren Punkten - die auf der Karte im allgemeinen mit aprikotfarbenen, kleineren Punkten markiert und in Abständen von etwa 200km angelegt waren - Möglichkeiten zu tanken.

In den sogenannten Übernachtungslagern gab es auch die Möglichkeit, dass sich ein Teammechaniker das Auto ansah und gegebenenfalls reparierte, dass Essens- sowie Wasservorräte aufgefüllt wurden. Eigentlich war es Pflicht, dort zu bleiben und es galt die Regelung, wer zuerst ankam, durfte auch zuerst wieder fahren und die Abstände, in denen ein Team nach dem Anderen eintrudelte, wurde auch eingehalten. Wer nach der offiziellen Tages-End-Zeit kam, musste auch am nächsten Tag nach der Tages-Start-Zeit wieder fahren.

Doch es gab noch eine andere Möglichkeit, die Ruki sich zunutze machen wollte. Jedes Auto war mit GPS ausgestattet. Wenn sie also nicht in einem der Lager bleiben würden, mussten sie dieses zu der festgelegten Zeit einschalten. Die Koordinaten wurden bestimmt und am nächsten Tag musste man von eben diesen Koordinaten aus zu der ebenfalls festgelegten Zeit wieder starten.

In den Augen des Kleineren war das kein Problem, doch noch hatte er Uruha über seinen Plan nicht informiert und er sah nicht, wie der Ältere diesen kleinen, blauen Punkt auf der Karte vor seinem geistigen Auge immer näher kommen sah. Denn eines wussten sie beide, sie waren nicht mehr weit weg und endlich war es auch so weit, dass sie in einiger Nähe die Hütten hinter Büschen und Gräsern hervorlugen sehen konnten, doch der Fahrer dachte nicht daran, jetzt langsamer zu werden. Sie hatten noch etwa 20 Minuten, bis sie halten mussten.

"Du musst nachsehen, wie viele schon da sind!", sagte der Jüngere schließlich und blinzelnd sah Uruha auf, hob die Augenbrauen.

"Wie ich soll nachsehen? Willst du nicht da bleiben?", fragte er irritiert, doch Ruki schnaubte nur leise, sah den Blonden nur kurz an, als wäre der vollkommen unterbelichtet.

"Nein will ich nicht!", legte er fest, doch der Andere verschränkte die Arme vor der Brust, als die Karte auf seinen Oberschenkeln zum ruhen kam.

"Warum nicht? Da gibt es Essen, Betten und Duschen!", gab er zu bedenken, doch die dunklen Augen des Jüngeren verengten sich.

"Ich kann dich da gern auch rauswerfen und ohne dich weiter fahren! Das wäre mir selbst auch am liebsten!", knurrte er nur und etwas in seinem Blick ließ Uruha an dieser Aussage nicht zweifeln. Und trotzdem wusste er, dass Ruki das nicht tun würde.

"Das kannst du gar nicht. Du darfst nicht allein fahren, so sind die Regeln. Wenn du mich rauswirfst, wirst du disqualifiziert!", erinnerte er ihn also und eindeutig genervt sah der Jüngere weiter nach vorn, presste die Kiefer einen Moment aufeinander, erwiderte aber nichts.

Nur ein wenig länger sah der Andere ihn an, seufzte dann aber und sah nach vorn, verabschiedete sich innerlich schon von dem, auf das er sich gefreut hatte.

"Du willst also wirklich im Busch schlafen und riskieren, dass wir morgen irgendwann auf der Strecke stehen bleiben?", versuchte er es dennoch noch einmal, doch der Kleinere atmete so geräuschvoll durch, dass er sich fragte, wann er denn etwas verpasst hatte.

"Wir haben genug Benzin-Reserven dabei. Wir haben einen Feldkocher und wir haben warmes Wasser. Wir haben selbst Klopapier, also hör auf zu jammern!", sagte er und es klang, als wäre es sein letztes Wort und so schwieg auch der Ältere, sah aber weiter aus dem Fenster.

Nur wenig später sah er die Hätten vorbeiziehen, in den Fenstern brannte Licht, auch wenn es in seinen Augen wirklich noch nicht nötig war. Andererseits wusste er nicht, wie dunkel es in den Räumen war und er würde es wohl auch nicht herausfinden, dank dem jungen, dafür aber umso störrischeren Mann neben sich.

Und trotzdem zählte er die Autos, die bereits da waren. Jedenfalls die, die er sehen konnte.

"Es sind zwei...", sagte er also leise, sah aber gar nicht erst zu dem Anderen. Langsam aber sicher hatte er echt keine Lust mehr auf diese Launen. Aber was sollte er schon tun? Spontan fiel ihm jedenfalls nichts ein. Und so lang würden sie auch wieder nicht zusammen fahren müssen. Das würde er schon schaffen, wenn er das kleine Rumpelstielzchen neben sich nicht vorher zur Explosion brachte, so dass er ihn am Ende erwürgte. Oder noch schlimmeres.

Doch der nickte nur und nachdem sie auch die restliche Zeit schweigend beieinander verbracht hatten, war es spät genug, dass sie hielten.

Er suchte keinen bestimmten Platz. Hier sah ohnehin alles gleich aus.

Das erste, was er tat, nachdem er gehalten hatte, war, dass er das GPS aktivierte und sich dann streckte, dabei das Gesicht ein wenig verzog, ehe er sich abschnallte und aus dem Auto stieg. Auch er musste sich langsam erleichtern. Sie würden sicherlich nicht mehr viel machen, das wusste er. Vielleicht noch etwas essen, dann konnten sie sich in ihre Schlafsäcke legen und einfach nur schlafen, bis der Wecker sie aus der Traumwelt zurück holte, und sie am nächsten Tag weiter konnten.

Und auch wenn er sich darauf freute, er musste zugeben, dass es anstrengend war, den ganzen Tag zu fahren.

Nicht, dass er es nicht gewusst hätte, immerhin hatte er sich lang genug darauf vorbereitet. Aber niemand hatte ihn darauf vorbereitet, mit jemandem wie Uruha zu fahren.

Er ließ sich kühles Wasser aus einer Flasche, die er aus dem Kofferraum des Wagens genommen hatte, über seine Hände laufen, beobachtete dabei die schlanke Person, die sich einige Meter von ihm entfernt in dem schwächer werdenden Licht bewegte und dabei sehnsüchtig in Richtung des Lagers sah. Doch darauf würde der Blonde wohl warten müssen.

Nur einen Augenblick wurde er einmal mehr von seinem Hirn verraten, als es ihn fragte, was er eigentlich gegen diesen Menschen hatte, der sich nun zu ihm drehte, ihn mit unergründlichem Blick ansah. Kurz bildete er sich ein, dass dieser Blick irgendwie traurig war, doch schnell hatte Uruha wieder weg gesehen und war wieder weiter zum Auto gegangen und der Geruch von Zigarettenrauch stieg ihm in die Nase.

Er hoffte nur, dieser Idiot würde gut genug aufpassen, keine Glut in die Gräser fallen zu lassen, als er seinem Gehirn die Frage beantwortete:

Er war nicht Kaoru.
 

Als Uruha am nächsten Morgen erwachte ächzte er leise und rieb sich die Augen, ehe er sich schwerfällig aufrichtete. Ruki hatte ihn nicht geweckt, doch die Sonne schien bereits durch die Fenster. Ein wenig sah er sich um, überlegte, wie er hier hatte schlafen können. Denn während Ruki sich über Fahrer- und Beifahrersitz ausgebreitet hatte, hatte er sich mit seinem Schlafsack einen Platz im Kofferraum gesucht, zwischen ihren Taschen, Wasser- und Speise-Konserven und den Benzinkanistern.

Wenn er das noch ein paar Mal mitmachen sollte, dann würde er wahrscheinlich durchdrehen und am Ende so verkorkst werden wie sein aufgezwungener Teampartner.

Vielleicht schlief der ja öfter schlecht, das würde jedenfalls seine Laune erklären.

Aber wo er gerade bei ihm war, drehte er sich ein wenig, versuchte, über die Sitze hinweg zu sehen. Doch dort vorn lag nur noch der aufgeklappte Schlafsack. Von dem Dunkelhaarigen keine Spur. Und so seufzte er tief, schälte sich ebenfalls aus dem Schlafsack und kletterte über die Sitzlehnen nach vorn. Er konnte den Kofferraum nicht von Innen öffnen. Erst dann konnte er aussteigen.

Hier draußen blendete die Sonne nur noch mehr und doch atmete er die frische Luft ein, streckte sich ausgiebig, ehe er einmal um das Auto herum ging, sich dabei aufmerksam nach dem Kleinen umsah.

Schließlich entdeckte er ihn auf der anderen Seite, wie er im Schneidersitz vor seinem Auto saß. Er hatte seinen Oberkörper nur mit einem Handtuch bedeckt, das über seine Schulter hing, auch seine Hose war noch geöffnet, aber das schien den Jüngeren nicht zu stören.

Neben ihm stand ein Becher mit einem manuellen Rasierer und in der Hand hielt er eine Zahnbürste, mit der er sich die Zähne putzte. Er hätte es vermutlich auch ohne den Schaum erkannt.

Doch als der Jüngere anscheinend ein Geräusch gehört hatte, das den Blonden ankündigte, sah er von seinem Spiegelbild auf dem Autolack auf, sah ihn an und nahm die Zahnbürste aus dem Mund.

"Mach dich fertig, wir haben noch ne halbe Stunde!", murrte er, sah dann aber wieder zum Auto und machte da weiter, wo er aufgehört hatte.

Doch Uruha verdrehte die Augen.

"Und du hättest mich nicht mal früher wecken können?", murrte er unwillig.

Doch der Andere verdrehte die Augen.

"Mecker nicht, du bist nicht auf nem Schönheitswettbewerb!", knurrte er, dieses Mal ohne aufzusehen und der Größere wandte sich ab, um seine Sachen aus dem Kofferraum zu holen, als Ruki ihn noch einmal aufhielt.

"Hm?", gab Uruha also von sich und sah den Jüngeren an, der ihm etwas zuwarf.

Als er auf seine Hand hinabsah blinzelte er. Das war der Autoschlüssel!

Unweigerlich musste er grinsen und sah wieder zu dem Kleinen auf dem Boden.

"Hast du nen guten Tag oder bist du einfach fertig von gestern?", fragte er, doch wieder murrte Ruki nur.

"Halt die Klappe und mach dich fertig!", knurrte er zur Antwort.

Doch irgendwie schaffte Uruha es einfach nicht, böse zu sein.

Also warf er nur noch einen Blick auf seine Handfläche, den Autoschlüssel, ehe er sich wieder wichtigeren Dingen zuwandte.

Jetzt hatte er sich wirklich fertig zu machen, sie hatten heute eine lange Strecke vor sich!

Nur wenig später saßen sie zusammen in dem Wagen und unruhig rutschte der Kleinere auf dem Beifahrersitz umher und beobachtete misstrauisch, wie Uruha nach dem Zündschlüssel griff, doch noch ehe der den Motor starten konnte, wurde er auch schon aufgehalten.

"Wehe du fährst einen Kratzer in den Lack!", protestierte Ruki und der Blonde wandte ihm irritiert den Blick zu.

"Mache ich schon nicht!", versicherte er, wandte den Blick wieder ab und wollte weiter machen, als der Andere weitere Bedenken äußerte.

"Und ich warne dich, wenn die Achse bricht, bring ich dich um!", sagte er und wenn Uruha ehrlich war, wirkte der Kleinere doch etwas panisch.

"Tut sie schon nicht!"

"Und ich hoffe du wirst mein Auto nicht schlagen, wenn es nicht tut was du willst!", fuhr der Dunkelhaarige trotzdem fort und ließ den Älteren verwirrt blinzeln.

"Wieso sollte ich?", fragte er irritiert, doch der heutige Beifahrer zuckte die Schultern.

"Ist 'n Charakterauto!", gab er zu bedenken, doch der Ältere verdrehte die Augen.

"Dann dürfte bei mir ja nichts schief gehen!", sagte er, verkniff sich aber den Kommentar, dass es dann ein Wunder war, dass es bei Ruki überhaupt angesprungen war.

Aber noch immer sah der Jüngere nicht wirklich zufrieden oder beruhigt aus und die Tatsache ließ Uruha leise seufzen.

"Warum hast du mir überhaupt den Schlüssel gegeben?", fragte er also herausfordernd, aber Ruki zog nur die Brauen zusammen.

"Das frage ich mich auch", murrte er leise. Wahrscheinlich war er geistig einfach nicht ganz auf der Höhe gewesen oder etwas in der Art.

Doch der Andere schüttelte den Kopf.

"Keine Sorge, ich werde aufpassen, dass alles heil bleibt. Und jetzt schmeiß das GPS an, wir müssen los!", sagte er ernst und auch, wenn Ruki sich noch ein wenig trollte, so tat er einmal, was von ihm verlangt wurde.

Uruha musste nur noch warten, bis er sicher war, dass die Daten übertragen waren, dann leuchtete ein kleines grünes Lämpchen an dem Gerät und dann konnte er endlich losfahren und so tun, als würde er das erstickte panische Geräusch Rukis nicht hören und als könne er nicht sehen, wie sich der Kleine sein Tuch über die Augen zog.
 

Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel. Sie waren schon wieder länger unterwegs und missmutig sah der Fahrer auf die Tankanzeige. Der Zeiger neigte sich schon jetzt stark dem Minus und außerdem war ihm warm.

Das schwarze Auto heizte sich in der Hitze so stark auf und bisher hatten sie die Klimaanlage nicht eingeschalten.

Sein Hals war trocken und Hunger bekam er auch langsam oder sicher. Nein, eigentlich doch eher recht schnell.

Doch Ruki schien das alles nicht zu stören. Er saß einfach da, in den Sitz gesunken, die Arme verschränkt und er schwieg, während sein Blick stur geradeaus gerichtet war.

Woraus bestand dieser Mensch, dass er nicht auch kurz vorm Schmelzen stand? War er überhaupt wirklich ein Mensch? Oder hatte er einfach nur keine menschlichen Bedürfnisse?

Aber das war in dem Augenblick egal. Er wollte einfach nur zur Mittelkonsole langen und endlich den rettenden Regler betätigen.

Doch noch ehe er ihn erreicht hatte, war da eine andere Hand aus dem Nichts, die seine beiseite schlug und die sicher nicht zu ihm selbst gehörte - es sei denn er begann jetzt schon zu halluzinieren.

Empört sah er zu dem Jüngeren hinüber.

"Hey!", beschwerte er sich, doch der Kleine sah ihn nur grimmig an.

"Nichts da 'Hey'! Verstell nicht einfach sinnlos etwas an MEINEM Auto!", betonte er, doch Uruha zog einen kleinen, beleidigten Schmollmund.

"Aber es ist warm!", merkte er an und der Dunkelhaarige verdrehte die Augen, als er den Arm weiter ausstreckte. Als er kurz zu ihm sah bemerkte er, dass der Kleine nicht einmal gerötete Wangen hatte,während er selbst sich fühlte, als würde er jeden Moment verglühen.

"20°C dem Herr genehm?", hörte er übertrieben höflich wieder die Stimme des Jüngeren und der Blonde lachte ein wenig, als er nickte.

"Kannst du mir jetzt auch noch etwas zu Essen und zu Trinken nach vorn geben? Sonst verhunger oder verdurste ich noch und DEIN Auto landet irgendwo abseits der Strecke in der nächsten Sanddüne oder vielleicht treff ich doch tatsächlich noch einen Baum.", sagte er nur scheinheilig und hörte das Brummen neben sich, an dem er erkannte, dass sein Plan aufging. Und schon streckte sich sein Beifahrer, um hinter den Sitzen etwas finden zu können.

"Aber wehe du kleckerst, dann zwinge ich dich dazu, jeden Tropfen und jeden Krümel selbst wieder aufzulecken!", drohte er ächtzend, als er sich wieder nach vorn wandte. Doch Uruha ließ sich nicht beeindrucken.

"Wie willst du das anstellen?", fragte er herausfordernd, doch Ruki verengte nur die Augen.

"Keine Sorge, mir fällt schon etwas ein", brummte er weiter und reichte dem Fahrer erst einmal die Flasche Wasser, die er sich zwischen die Oberschenkel klemmte, um sie während der Fahrt öffnen zu können.

"Eigentlich wäre mir Cola ja lieber gewesen, aber...", begann er, ließ den Satz aber unbeendet. Dennoch grinste er breit.

"Ist doch egal. Sei froh, dass du überhaupt was bekommst."

Und so schüttelte er grinsend den Kopf, ehe er gierig einige Schlucke nahm. Gerade, als das frische Nass seine Kehle benetzte, fühlte er sich, als wäre er noch eben kurz vorm Austrocknen gewesen.

"Hast du eigentlich Freunde?", fragte der Blonde dann aus heiterem Himmel und bot dem Jüngeren die Flasche an. Doch der schüttelte nur den Kopf und so nahm er sie wieder an sich. Aus dem Augenwinkel erkannte er, wie der Kleine ihn offensichtlich verwirrt ansah.

"Was soll die Frage?", fragte er schließlich.

"Naja, du scheinst sehr an deinem Auto zu hängen und viel Zeit damit zu verbringen. Es interessiert mich einfach, wie viel Platz dann noch für Freunde bleibt.", versuchte er sich zu erklären, ehe er noch etwas trank. Nun war er es, der den Blick stur geradeaus gerichtet hatte. Dass Ruki das Auto liebte, hatte er jetzt immerhin schon mehrere Male bemerkt.

"Genug!", presste der Jüngere jedoch nur hervor und etwas an der Tonlage ließ den Blonden glauben, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, doch er sagte nichts.

"Und eine Freundin?", fragte er stattdessen vorsichtig weiter, doch von der Seite kam nur ein Knurren.

"Was geht dich das an?"

Uruha zuckte die Schultern. Okay, genau genommen ging es ihn sicher wirklich nichts an. Sie kannten sich nicht und wahrschienlich würden sie sich nach der Rallye nie wieder sehen. Aber bis dahin hatten sie noch einige Tage, auch ein Ruhetag war angesetzt, und er selbst mochte dieses ewige Schweigen nicht. Außerdem war er neugierig, wie ein so junger Kerl es schaffte, so verbittert zu wirken.

Die Antwort hatte ihm selbst jedoch schon mehr gesagt, als Ruki mit Worten überhaupt hätte ausdrücken können.

Doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er unerwartet wieder die leise Stimme hörte.

"Was sagt der Tank?", war die Frage und Uruha war sich sicher, dass der Kleine nur ablenken wollte, doch er ließ es zu.

"Noch sind wir nicht auf Reserve, kann aber nicht mehr lang - oh!", sagte er nur und lachte. Genau in diesem Moment war das rote Lämpchen angesprungen.

Ruki neben ihm war mit einem Mal hellwach und setzte sich weiter auf. Er sah Uruha mit einem teils misstrauischem, teils panischem Blick an.

"'Oh'? Was hast du kaputt gemacht? Ich schlag dich so windelweich bis du den Namen deiner Mutter vergisst!", drohte er, doch wieder lachte der Blonde.

"Gar nichts. Wir sollten nur langsam anhalten und den Tank auffüllen", sagte er gelassen und nachdem der Kleine nur ein wenig verwirrt geblinzelt hatte, lehnte er sich mit erleichtertem Seufzen zurück. Für ihn war es als Beifahrer, wenn er nicht alles im Blick hatte, was geschah, wahrscheinlich noch viel nervenaufreibender, als wenn er selbst gefahren wäre.

"Was sagt der Experte? Schaffen wir es zur nächsten Tankstation oder nehmen wir einen Kanister von der Reserve?", fragte Uruha weiter, als der Dunkelhaarige offenbar nicht antworten wollte.

Und einmal mehr bestand die Antwort aus einem Knurren.

"Tankstation. Heben wir die Reserve lieber für später auf!"
 

Natürlich hatten sie es so weit nicht mehr geschafft.

Ruki hatte sich gerade gefragt, wie Uruha es schaffte, gerade als Mann gleichzeitig so viel zu quatschen und zu fahren. Jedes Mal, wenn er auf den Tacho schielte, bemerkte er, dass der Andere ein ordentliches Tempo an den Tag legte.

Er fuhr gut, das musste der Dunkelhaarige zugeben, aber sagen würde er es ihm sicher nicht.

Eher war er sich sicher, so multitaskingfähig, wie der Ältere schien, war er eine Frau. Für einen Mann redete er eindeutig auch zu viel und nicht alles, was er von sich gab, ergab auch einen Sinn.

Doch dann waren sie mitten zwischen hohen Gräsern stehen geblieben. Irgendwo im Nirgendwo.

Fluchend kletterte Ruki aus dem Wagen, nur wenig später folgte der Andere und ging zu dem Jüngeren, während er die Hände in die Hüften stemmte und das Auto kritisch beäugte.

"Du hast gesagt, wir schaffen es noch!", verteidigte er sich, noch ehe Ruki ihm die Schuld geben konnte. Doch der sah ihn nur giftig an.

"Das weiß ich auch, du Vollidiot! Die nächste Station kann auch nicht mehr weit sein!", rechtfertigte er sich, doch der Blonde schüttelte den Kopf. Er hatte jetzt sicher nicht das Bedürfnis, sich deswegen zu streiten. Ruki war ihm auch so schon grimmig genug.

"Jetzt können wir eh nichts mehr ändern. Wir sollten uns jetzt lieber beeilen, sonst sind die Nächsten bald vorbei.", gab er zu bedenken und ging, um einen der Kanister aus dem Kofferraum zu holen.

Hätten sie die Nacht im Lager verbracht oder gleich den Tank gefüllt, wäre es ihnen jetzt erspart geblieben. Doch er hütete sich davor, diesen Vorwurf auszusprechen. Immerhin hing er an seinem Leben und wer wusste schon, wie Ruki reagieren würde. In dieser Hinsicht traute er ihm alles zu. Und wenigstens konnte er dann gleich im Anschluss die Gelegenheit nutzen, dass sie gerade schon einmal standen und sich ein wenig erleichtern.

Also nahm er sich stoll auch noch den Trichter und sah den Dunkelhaarigen, der ein wenig weiter abseits stand, die Arme vor der Brust verschränkt, auffordernd an.

"Hilfst du wenigstens mal? Es reicht auch, wenn du den Trichter hältst.", forderte er, doch der angesprochene sah ihn nur missmutig an. Er dachte schon, dass gleich ein typischer Kommentar kommen würde, dass er bloß aufpassen sollte, dass er nichts über seine Hände gießen sollte.

Doch das blieb aus.

Stattdessen brummte der Jüngere nur, ehe er ihm tatsächlich zur Hilfe kam.
 

Sie hatten Glück im Unglück. Niemand weiter war an ihnen vorbei gefahren.

Dafür war natürlich der Abstand zu den ersten Beiden größer geworden und als sie auch diesen Abend an dem Lager vorbei fuhren, waren es auch sie, die bereits dort standen.

Mit grimmigem Murren hatte Uruha sich überreden lassen, auch diese Nacht in der Wildniss zu verbringen, unter der Bedinungung, wenigstens die nächste Nacht in einem richtigen Bett schlafen zu können, eine richtige warme Malzeit zu sich nehmen können.

Ob Ruki sich an diese Abmachung halten würde, das wusste er natürlich nicht, aber er hoffte es. So schlecht konnte doch selbst dieser Kerl nicht sein.

Sie hatten auch ein schönes Plätzchen gefunden, mitten in der immer karger werdenden Landschaft, als es gerade langsam dunkel wurde.

Das Licht hatte aber gereicht, um zu erkennen, dass das Wasser in dem Teich sauber und klar war. Es roch frisch und die Pflanzen am Ufer waren mit grünen Blättern und sogar einigen bunten Blüten behangen und Uruha konnte einfach nicht anders, als sich bereits kurz nach ihrer Ankunft in dem kühlen Nass zu erfrischen.

Das kalte Wasser tat gut nach der langen Fahrt in der Hitze, trotz Klimaanlage, und entspannt schloss er die Augen, auch wenn ein heißes Bad natürlich noch besser gewesen wäre.

Mittlerweile war es schon fast ganz und gar dunkel und die Sonne schickte nur noch ihre letzten Strahlen über den Horizont und er konnte riechen, dass Ruki über dem kleinen Campingkocher, den sie im Kofferraum mit sich herumfuhren, etwas zu Essen machte. Er fragte sich, ob er auch für ihn selbst etwas machte.

Noch eine Frage jagte ihm jedoch durch den Kopf.

Er spürte deutlich, dass der Kleine etwas gegen ihn hatte, war nicht unsensibel genug, um es nicht zu bemerken. Schon, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Aber er wusste einfach nicht, was es war. Getan hatte er ihm doch nichts!

Ob er vielleicht auch einfach immer so war und er es sich nur einbildete, dass es an ihm persönlich lag?

Konnte er ihn einfach darauf ansprechen?

Er wusste es nicht und seufzte leise. Zugegeben, er hatte schon ein wenig Angst vor der Antwort, der Reaktion, aber er mochte die Situation nicht, und er wollte nicht, dass es so weiter ging.

Also musste er es wohl riskieren.

Zwar war es schon besser geworden, aber er wollte nicht stumm darauf warten, ob es weiter Stück für Stück bergauf ging oder doch mit einem Mal wieder rapide bergab.

Und so erhob er sich und stieg wieder aus dem Wasser.

Notdürftig trocknete er sich ab und legte sich das Handtuch um die Hüften, ehe er sich seine Sachen nahm. Er würde sich am Auto etwas Frisches anziehen, bis hierhin hatte er sich nichts mitgenommen, es lag also noch alles im Auto. Er war unheimlich froh darüber, sich endlich wieder sauberer fühlen zu können.

Ruki sah nicht einmal auf, aber er schien auch so zu bemerken, wie er sich von hinten heranpirschte.

"Ich dachte schon, du wärst ersoffen.", sagte er nur ruhig und sah auf den Topf. Irgendwie sah er deprimiert aus. Eine Tatsache, die ihn von dem Vorhaben, sich einfach auf die Zunge zu beißen und den Kommentar herunterzuschlucken, abbrachte.

"Dich hätte das doch eh nur gefreut!", sagte er deswegen missmutig und ging weiter zum Auto, um seine Tasche zwischen allem anderen hervor zu kramen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie der Kleinere die Schultern zuckte.

"Vielleicht?!", sagte er tonlos und so leise, dass er ihn kaum verstand.

Und noch immer sah er nicht auf, starrte nur in die künstliche Flamme, über der auf einer Halterung ein kleiner Topf stand.

Doch Uruha verzog das Gesicht und warf seine Sachen einfach ungeordnet an die Stelle, an der bis eben noch seine Tasche gestanden hatte, die er weiter zu sich herangezogen hatte.

"Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir?", fragte er dann grimmig und sah wieder zu dem Anderen herüber, bemerkte, wie er tatsächlich einen Moment den Blick hob und er genau erkennen konnte, wie sich die helle Flamme in den dunklen Augen spiegelte und ihnen einen eigenartigen Ausdruck verlieh.

"Kann dir doch egal sein.", knurrte Ruki jedoch nur, als er wieder hinab sah, doch dieses Mal ließ der Blonde nicht locker. Es waren erst 2 1/2 Tage und doch war er es schon leid.

"Ist es mir aber nicht. Deine Scheiß Laune und deine verdammte Abneigung machen mich depressiv!", fuhr er also fort und stemmte die Hände an die Hüften. Er konnte beinahe sehen, wie der Kleine hinter den rotbraunen Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, die Augen verdrehte.

"Ich will dich nicht leiden können!", war die knappe Erklärung, die Ruki wohl vollkommen logisch erschien, Uruha aber die Augenbrauen zusammenziehen ließ.

"Warum? Was hab ich dir getan? Du kannst doch gar nicht immer so scheiße drauf sein? Und mach endlich deine verfluchte Klappe auf, ich will dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen müssen!", forderte er, doch er sah nur, wie sich die Schultern hoben und senkten, als hätte der Andere geseufzt. Er selbst hatte es nicht gehört, doch es fiel ihm auf, wie der Dunkelhaarige begann, mit seinen Fingern zu spielen.

War er etwa nervös?

"Du bist nicht er.", antwortete er nur wieder kurz angebunden. Doch schnell schien er sich eines Besseren zu besinnen, hob den Blick und sah zu dem Größeren. Wieder tanzen die Flammen in seinen Augen.

"Kaoru.", fügte er also hinzu, doch der Angesprochene knurrte nur.

"Na und? Weil er nicht an meiner Stelle ist, lässt du deinen Frust an mir aus?", fragte er ungeduldig. Sollte das etwa die Erklärung sein?

Er verstand es nicht, doch der Dunkelhaarige am Feuer nickte nur schwach, als er seinen Blick doch wieder senkte. Uruha schnaubte jedoch wütend und schüttelte den Kopf.

"Ich glaub es ja nicht! Ich kann auch nichts dafür, dass dieser Affe gekniffen hat. Ich bin extra hierher geflogen, von jetzt auf gleich, damit so ein verdammter, sturer Idiot wie du überhaupt mitfahren kann. Und ganz ehrlich, mittlerweile bereue ich es fast, dass ich alles andere stehen und liegen gelassen habe. Ich habe zu Haus auch noch ein Leben, das ich unterbrochen habe, damit du nicht umsonst hier bist! Nur weil der Chef ruft, heißt das nicht, dass ich springen muss, aber nein, ich bin ja so ein verdammter sozialer Volltrottel der noch an das Gute im Mensch geglaubt hat, der dachte, wer auch immer hier wartet wäre dankbar für das Opfer, das ich selbst bringe!", schrie er halb und ballte seine Hände zu Fäusten, ehe er sich lieber abwandte. Eigentlich war er kein Freund von Gewalt und deshalb gefiel es ihm nicht, dass er den Drang verspürte, dem Kleinen einfach eine rein zu hauen.

Irgendetwas war mit dem doch ohnehin nicht in Ordnung, dachte er sich und fühlte den entgeisterten Blick im Rücken.

Natürlich, er selbst fuhr auch gern, aber dann mussten auch alle Randbedingungen stimmen, sonst machte auch das Beste keinen Spaß.

Und so nahm er sich einfach seine frischen Sachenund zog sich um, ließ dann das Handtuch zu seinen anderen Sachen in den hinteren Teil des Kofferraumes wandern, als die Shorts da waren, wo sie hin sollten.

Er wollte sich nicht vor dem Anderen entblößen, am ende bekam der Knirps noch Komplexe.

Eine ganze Weile herrschte so Stille und er hatte nicht vor, sie zu brechen, aber als er in den Wagen zu seinem Schlafsack klettern wollte hörte er ein Räuspern hinter sich.

"Was ist mit dem Essen?", fragte der Jüngere leise, während Uruha in den Schlafsack kroch.

"Keinen Hunger!", murrte er und zog den Reißverschluss zu. Dieses Mal sah er nicht auf, bemerkte nicht, wie der Kleine die Brauen hob.

"Und dann frisst du morgen früh zu viel oder ich muss dich wieder unterwegs füttern.", versuchte Ruki zu argumentieren, doch Uruha schickte ihm einen vernichtenden Blick, der den Anderen sofort verstummen ließ.

"Kann dir doch egal sein!", wiederholte er Rukis Worte und schon im nächsten Moment knallte er von Innen den Kofferraum einfach zu, ehe er sich hinlegte.

Rukis Blick aus einer Mischung von Entgeisterung und Mitleid, vielleicht sogar Reue, sah er nicht mehr.

Der Morgen kam schneller, als ihnen lieb war, doch als er sich blinzelnd umsah, bekam er erst einmal einen Schock, der ihn mit einem Mal hellwach sein ließ. Über den Sitzen, die an seinem Kopfende waren, schwebte der Kopf des Jüngeren und seine aufmerksamen braunen Tiefen musterten ihn eingehend.

Sofort setzte er sich weiter auf, der Dunkelhaarige folgte jeder seiner Bewegungen und Uruha fragte sich, wie lang er wohl schon wach war.

„Bist du wirklich wegen mir hier?“, fragte eben der mit einem Mal leise, doch es brachte den Blonden nur dazu, die Augenbrauen zusammen zu ziehen.

Was sollte das?

„Das habe ich dir gestern schon erklärt und ich habe nicht vor, mich zu wiederholen!“, antwortete er nur unterkühlt und wandte sich ab, um alles zusammen zu suchen, was er brauchte. Er wollte sich jetzt nicht wieder aufregen und in ein Gespräch mit dem jüngeren Fahrer verwickeln lassen.

Doch wenn er aus diesem Auto raus wollte, musste er an dem Anderen vorbei, ob er wollte oder nicht, immerhin ließ sich die Hackklappe nicht von Innen öffnen.

Eben dieser seufzte leise.

„Sauer?“, fragte er, wieder leise und Uruha schnaubte genervt. Ruki hatte anscheinend gar nichts verstanden.

„Fangfragte?!“, gab er ebenso knapp zurück und verdrehte die Augen, vermied es aber, den Anderen anzusehen.

Und doch hörte er, wie eben dieser sich bewegte, als der Schlafsack raschelte.

„Es ist noch etwas zu essen von gestern da…“, hörte er dann wieder das ablenkende Gemurmel und wieder folgte das Rascheln des Stoffes des Schlafsackes, ehe lauwarme Luft zu ihm strömte. Ruki war wohl ausgestiegen.

Schon im nächsten Moment wurde die Kofferraumklappe geöffnet und die Sonne stand in einem so ungünstigen Winkel, dass sie ihn blinzeln ließ und er die Hand schützend vor die Augen hob und nur verschwommen eine schmale, unscharfe Silhouette erkannte, deren Besitzer im Inneren nun selbst nach etwas suchte.

Offensichtlich war Ruki gestern nicht mehr dazu gekommen, seine Sachen heraus zu holen und er selbst hatte das vollkommen verdrängt.

„Wir haben noch etwa eine halbe Stunde, bis wir weiter müssen.“, setzte der Kleine ihn in Kenntnis und schon war er wieder aus der Sicht des Größeren in Richtung des Teiches verschwunden, schneller, als der Andere noch etwas hatte sagen können und ohne ihm auch nur noch einen weiteren Blick zu schenken.
 

Die ganze Fahrt über herrschte heute schon Stille zwischen ihnen.

Uruha versuchte nicht ein Mal, ein Gespräch in Gang zu bringen und Ruki war einfach noch nie der Typ dafür gewesen.

Doch schon jetzt, wo sie sich doch erst so kurze Zeit kannten, empfand der Kleine diese Stille bereits als drückend und unangenehm.

Normalerweise hielt er sich an den Vorsatz, Reden wäre Silber, doch Schweigen war Gold, doch er erklärte sich diese Ausnahme damit, dass die Ruhe durch sture Ignoranz entstand. Wie sollte es dann selbst jemandem wie ihm angenehm sein?

Und wenn nicht bald jemand von ihnen über seinen Schatten sprang, würde es wohl noch lange so weiter gehen.

Allerdings sagte ihm sein Gefühl, dass der Ältere wohl diesen Schritt nicht wagen würde. Was hatte dieser Idiot auch gestern damit anfangen müssen? Und warum musste er selbst auch gerade in diesem Fall ehrlich sein?

Wenn es um schlechtes Timing ging, wäre das wohl ein sehr passendes Beispiel gewesen.

Und was sollte er selbst denn jetzt sagen, ohne, dass es albern klang? Wenn doch wenigstens der Größere etwas Sinnloses machen würde, das er selbst kommentieren konnte.

Nicht einmal das Radio war eingeschalten und das einzige Geräusch, seit den wenigen Worten, die sie noch am Morgen gewechselt hatte, war das regelmäßige Brummen des Motors und Uruha saß einfach nur stumm und mit verschränkten Armen neben ihm.

Also war er es wohl, der etwas Sinnloses tun oder einwerfen musste, nur um eben diese Stille zu brechen.

„Uruha?“, fragte er also, doch der Angesprochene knurrte nur leise.

„Takashima!“, korrigierte er und tonlos seufzte Ruki. So hatte sich wohl auch der Blonde immer gefühlt.

„Takashima-san?!“, sagte er also und dieses Mal brummte der Größere.

Einen Augenblick zögerte er, ehe er beschloss, dass das wohl bedeuten sollte, dass der Angesprochene zuhörte, auch wenn er noch immer nicht wirklich wusste, was er sagen sollte.

„Sag was…“, nuschelte Ruki und spürte schon im nächsten Moment den ungläubigen Blick auf sich.

„Warum sollte sich etwas sagen?“, kam dann die deutlich verwirrte Antwort. Bisher war es dem Älteren eher so vorgekommen, als würde er den Kleinen nerven und als würde er in allem, was er zu sagen hatte, etwas Negatives finden wollen.

Doch der Jüngere seufzte leise. Jetzt musste er auch noch reden und fahre gleichzeitig! Er war doch auch nur ein Mann! Wenigstens war es jetzt für mindestens diesen Moment nicht mehr ganz so drückend ruhig und er hatte eine Ausrede, den Anderen nicht ansehen zu müssen.

„Damit es nicht mehr so leise ist.“, antwortete er also ehrlich, doch der neben ihm schnaubte nur einmal mehr.

„Du hast damit auch keine Rücksicht genommen! Du kannst mir nicht erzählen, dass dich das mit einem Mal stört!“, hörte er dir Stimme neben sich. Wieder seufzte Ruki leise.

„Es stört mich aber! Und bisher musste ich eben nicht so viel sagen, weil du die ganze Zeit geredet hast.“, konterte er. Das war schwerer, als er erhofft hatte.

„Na vielen Dank auch!“, kam die pampige Antwort und aus dem Augenwinkel bemerkte der Fahrer, wie Uruha unwillig das Gesicht verzog.

Was hatte er denn jetzt wieder falsch gemacht? Waren seine zwischenmenschlichen Instinkte so sehr eingerostet?

Und dennoch gab er nicht auf.

„Hör mal, es tut mir leid, was ich gestern gesagt habe!“, fing er an und schon spürte er wieder den Blick auf sich.

„Das ist es nicht, was dir leid tun sollte. Du hast nur gesagt, was du gedacht hast. Also sollten dir, wenn überhaupt, deine Gedanken und dein Handeln leid tun, nicht deine Worte!“, unterbrach ihn der Blonde neben ihm und der Dunkelhaarige brauchte einen Moment, um das Gesagte nachvollziehen zu können.

Warum musste Uruha auch so kompliziert sein? Wahrscheinlich war er in Wirklichkeit doch eine Frau! Vielleicht sehr flach und mit Bartwuchs, aber eine Frau!

Doch dann verdrehte er die Augen.

„Ja, dann tut es mir eben leid, was ich gedacht habe, besser so? Ich weiß ja, dass du nichts dafür kannst, dass Kaoru abgesprungen ist.“, rechtfertigte er sich und der Ältere seufzte.

Ruki war sich sicher, dass er gleich kontern würde, dass der Kleinere das nur sagte, um Uruha milde zu stimmen und so falsch hätte er damit tatsächlich nicht gelegen, auch wenn er es zum Teil natürlich auch eingesehen hatte.

Gestern Abend war er noch länger wach gewesen und er hatte die Zeit zum Nachdenken genutzt, über das, was ihm noch in der Nacht an den Kopf geworfen worden war. Wäre er entsprechend ehrlich zu sich und zu dem Größeren gewesen, hätte er wohl zugeben müssen, dass er gerade müde war, aber das spielte gerade keine Rolle, jedenfalls in seinen Augen nicht.

Jetzt gerade war es für ihn nur wichtig, dass nicht mehr die Stille herrschte und dass sie die Rallye gut hinter sich bringen konnten. Und immerhin fuhren sie täglich nur 8 Stunden, abzüglich der Pausen, die sie einlegten, ob freiwillig oder unfreiwillig.

Doch gerade, wo er an eine Pause denken musste, fiel ihm sein Versprechen wieder ein, sein Versprechen, die nächste Nacht im Lager zu verbringen und es verursachte ein mulmiges Gefühl in seinem Magen. Aber er versuchte, sich einzureden, dass es so vermutlich besser war, das sie wahrscheinlich spätestens am Abend wieder tanken mussten und bei der Gelegenheit konnte er auch das Gas ihres Campingkochers wieder nachfüllen, nur um wirklich sicher zu gehen.

Tief atmete er durch, schloss nur für einen Augenblick die Augen, als ihm wieder bewusst wurde, dass der Ältere neben ihm noch immer nichts weiter gesagt hatte und es verunsicherte ihn doch ein wenig, weswegen er vorsichtig einen Blick herüber warf.

Hatte er doch wieder etwas Falsches gesagt oder war Uruha tatsächlich sprachlos?

Aber wenn er sich wenigstens noch ein wenig auf sein Gespür verlassen konnte, dann war der eher noch immer beleidigt, denn weiterhin starrte er gerade aus.

Doch mit einem Mal verengte er die Augen, richtete sich weiter auf. Allein das ließ ihn verwirrt blinzeln und die Augenbrauen heben, als er dem Blick des Anderen folgte in dem Versuch, herauszufinden, was der Ältere denn entdeckt hatte.

Die Lichtspiegelung mitten in dieser Ödnis ließ aber auch ihn grinsen.

„Die kriegen wir!“, gab er siegessicher von sich, trat das Gas nur weiter durch. Sie wurden weiter in ihre Sitze gedrückt und das überraschte Aufkeuchen des Blonden ließ sein Grinsen nur noch breiter werden, ehe der Ältere leise auflachte aufgrund Rukis grimmiger Entschlossenheit und auch, wenn der junge Fahrer es nicht nachvollziehen konnte aber gerade dieses Lachen war es, was ihn ungemein erleichterte und nur noch weiter ermutigte, je näher sie dem anderen Fahrzeug kamen.

Sie holten schneller auf, als selbst sie vermutet hatten und mit jedem Augenblick krallte sich der Kleine fester ins Lenkrad, als wenn er so die Fahrt beeinflussen könnte.

Auf dieser unbefestigten Strecke waren sie mittlerweile auf mehr als 180km/h und er merkte schon fast nicht mehr, wie der Boden unter ihnen nur immer sandiger wurde, als sie mit einem mal eilig an dem anderen Wagen vorbei zogen.

Der Dunkelhaarige hatte nicht die Zeit, zur Seite zu sehen, doch im Gegensatz zu ihm schaffte Uruha es, erkannte die überraschten Gesichter ihrer Konkurrenten und sie ließen ihn nur wieder lachen.

Es schien ihm, als hätten die anderen es nicht einmal bemerkt, dass sie sich ihnen genähert hatten und erst jetzt schien der gegnerische Fahrer auf die Idee zu kommen, doch einmal zu beschleunigen, um ihre Platzierung wieder zu erlangen.

Aber noch immer sah Ruki stur nach vorn, um nicht die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren und auch der Ältere sah wieder nach vorn und mit einem Mal weiteten sich dessen dunkle Augen, sein Arm schnellte hinauf und aufgeregt deutete er nach vorn.

„Ruki, nach links!“, rief er plötzlich und auch, wenn der Jüngere erschrocken zusammen zuckte, zu perplex war, um über die Aufforderung nachzudenken, riss er das Lenkrad zur Seite und brauchte einen Moment, um sein Baby wieder unter Kontrolle zu bringen.

Erst dann schaffte er es, einen Blick in den Rückspiegel zu werfen und er erkannte, dass nur wenige Augenblicke vergangen sein konnten, denn erst jetzt war das andere Auto an dieser Stelle, an der er umlenken sollte und er erkannte, wie das Team mit einem Mal wie von Zauberhand im hellen Sand stecken blieb.

Verwirrt blinzelte er, drosselte das Tempo wieder. Die würden sicherlich nicht so schnell aufholen und auf so unsicherem Grund war es einfach von Vorteil, nicht zu schnell unterwegs zu sein, um unangenehme Zwischenfälle zu vermeiden.

Erst dann sah er wieder fragend zu Uruha.

„Woher wusstest du…?“, fragte er und mit großen Augen, anscheinend noch immer nicht von dem Adrenalinkick erholt, sah der Blonde zu ihm herüber, ehe er die Augenbrauen hob.

„Der Sand hat sich anders bewegt.“, sagte er schlicht, als wäre es das normalste der Welt, doch Ruki verwirrten die Worte offensichtlich noch mehr.

„Der Sand bewegt sich?“, fragte er irritiert. Ja, vielleicht bewegte sich der Sand, doch er selbst hatte er es nicht bemerkt, schon gar nicht bei dieser Geschwindigkeit, in der alles nur allzu schnell an ihm vorbei zog, doch der Ältere zuckte mittlerweile gelassen die Schultern.

„Ich kann dir das nicht genau erklären, jeder hat seine Methode, weicheren Sand zu erkennen, mach einer erkennt es gar nicht. Deswegen ist es einfach besser, jemanden dabei zu haben, der in so einer Umgebung nicht das erste Mal fährt.“, sagte er nur schlicht, doch Ruki hob die Brauen.

Dieses Mal klang es fast, als wäre es Absicht gewesen, dass Kaoru nicht hier war, ein abgekatertes Spiel, aber lieber wollte er daran nicht denken. Er versuchte einfach, dem Blonden nichts zu unterstellen, immerhin hatte er ja gemerkt, wozu das führte.

Und so seufzte er leise.

„Danke.“, murmelte er stattdessen und ein sachtes Lächeln erschien auf Uruhas Zügen.
 

Es war noch recht früh, als sie das Lager erreichten und beim Einfahren die Zeit notiert wurde, damit die Abstände zwischen den Fahrern am nächsten Morgen entsprechen konnten.

Wirklich glücklich war Ruki noch immer nicht darüber, obwohl sie tatsächlich das zweite eingefahrene Team waren. Am liebsten wäre er einfach weiter gefahren, hätte den Vorsprung weiter ausgebaut, doch auch, wenn es verlockend war, nicht nur Uruha wusste, dass sie tanken mussten, immerhin leuchtete dem Kleineren schon seit einigen Kilometern das Reservelämpchen entgegen.

Aber gerade der Blonde war froh darüber, dass sie jetzt hier waren, freute sich auf eine warme Dusche, gutes Essen und ein richtiges Bett. Und als sie bin den Zapfsäulen angekommen waren, streckte er sich erst einmal ausgiebig, als er ausstieg und seufzte wohlig auf, während er von der anderen Wagenseite nur ein unwilliges Brummen hörte, das ihn schmunzeln ließ.

„Was ist los?“, fragte er und wollte gerade um das Auto herum gehen, als Ruki schon in sein Blickfeld trat, nur langsam und bedächtig, während sein Blick zweifelnd zwischen den Unterstellmöglichkeiten und Unterkünften umher huschten.

Dann aber sah er zu dem Blonden, als er sich an der Tankklappe zu schaffen machte.

„Müssen wir wirklich hier bleiben?“, fragte er unsicher und ihm war anzusehen, dass es ihm anders lieber wäre, dass er sich hier nicht wirklich wohl fühlte.

Doch wenigstens dieses eine Mal wollte Uruha sich durchsetzen und diese Nacht würde der Kleine wohl überleben.

„Es ist doch nur eine Nacht…“, fing er an, doch schnell wurde er unterbrochen, als der Jüngere den Blick wieder zu dem Zapfhahn senkte und diesen zurückzog, um ihn wieder zurück in die entsprechende Halterung zu hängen.

„Eine Nacht zu viel…“, kam es leise und es schien beinahe, als wären die Worte nicht einmal für den Blonden bestimmt gewesen.

Dennoch seufzte der leise.

„Du wirst es schon überstehen. Morgen geht es früh weiter und jetzt genieß lieber die Dinge, die du da draußen nicht hast. Ein ordentliches Bad, eine warme Dusche, fertiges Essen, ein richtiges Bett…“, zählte er auf und versuchte so, den Jüngeren aufzubauen, der erst ein wenig zweifelnd aufsah, dann aber leicht lächelte.

Es war das erste Mal, dass Uruha den Kleinen lächeln sah und er musste zugeben, dass es ihm wirklich stand. Er sollte es wirklich öfter tun.

„Danke…“, murmelte der Kleine noch, schloss endlich die Tankklappe und stieg wenig später auch schon wieder ins Auto zu steigen und es auf den dafür vorgesehenen Platz zu stellen.

Der Größere begleitete ihn dabei nicht, sah ihm nur leicht lächelnd nach.

Es kam ihm vor, als würde der Andere langsam auftauen und freundlicher werden.

Dann konnte der Spaß doch endlich richtig anfangen.
 

Auch wenn er es kaum erwartet hatte, aber zum Abend hatte Ruki ihn tatsächlich gefragt, ob sie nicht zusammen essen gehen konnten. Doch er bildete sich darauf nichts ein, wahrscheinlich fühlte sich der Dunkelhaarige einfach noch unwohler zwischen all den fremden Fahrer, aber selbst das spiele für ihn in diesem Moment keine Rolle.

Er war sich sicher, dass er selbst reichlich verblüfft ausgesehen hatte, denn mit einem Mal wurde der Blick des Dunkelhaarigen unsicherer, bis er selbst zustimmte.

Wieso hätte er es auch nicht machen sollen, wie oft fragte der Kleine denn schon?

Und so gingen sie zusammen zu den Essensräumen und nachdem sie sich beide von allem ein Wenig genommen hatten, setzten sie sich gemeinsam an einen Tisch ein wenig abseits der Anderen und der Ältere sah kritisch auf die mickrige Menge, die Ruki sich aufgetan hatte, doch er sagte dazu nichts.

Und auch, als sie aßen, schwiegen sie, doch immer wieder sah der der Blonde zu ihm herüber, wenn er lustlos in dem wenigen Essen herumstocherte.

Nach einer Weile konnte er es sich nicht mehr mit ansehen, wollte nachfragen, was mit dem Kleinen denn los war, doch er wagte es nicht, wer wusste schon, wie der darauf reagieren würde.

Lang waren sie ohnehin nicht allein, bis mit einem Mal ein muskulöser Riese, ein weiterer Fahrer, zu ihnen herüber und allein seine Gangart ließ erahnen, dass er sich besonders toll vorkam und auch die anderen Personen im Raum hatten ihren Blick auf die beiden jungen Japaner gerichtet.

„Soso! Sieh sich das einer an! Die Zwerge wagen sich auch einmal unter Menschen! Und dann melden sie sich nicht einmal bei uns, wie unhöflich!“, sagte er nur spöttisch und laut genug in fließendem englisch, dass es alle Anwesenden hören konnten, und schon ertönte Gelächter im Raum.

Uruha sah, wie sich das Gesicht des Jüngeren verfinsterte, und dennoch senkte der den Blick und aß weiter, während Uruha dem Fremden einen kurzen Blick zuwarf. Der Ältere hoffte nur, dass der Kerl nicht weiter machen würde, damit sein Teampartner nicht die Fassung verlieren konnte, aber danach sah es eben nicht aus und eben das wäre es, was zu ihrer Disqualifikation führen konnte. Niemand sah hier gern Auseinandersetzungen abseits der Rallyestrecke.

Dennoch, auch er selbst schwieg, zog es vor, den Blick wieder abzuwenden, aber wie erwartet ließ der Ausländer nicht von ihnen ab.

„Hey, ich rede mit euch!“, spie er ihnen entgegen, doch nur einmal mehr sah der Blonde unbeeindruckt auf, während er hörte, wie Ruki leise knurrte.

„Wir reden aber nicht mit dir.“, gab der Blonde nur trocken zurück, noch ehe der Dunkelhaarige den Blick heben konnte.

Der Blick des fremden Fahrers verfinsterte sich.

„Ihr haltet euch wohl für etwas Besseres?“, knurrte er, stand mittlerweile beinahe gefährlich nahe bei den Beiden, aber Uruha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Wir spielen eben in einer ganz anderen Liga.“, erwiderte er ruhig und sah genau, wie er den Riesen damit nur weiter reizte und deswegen legte er eine Hand an den Arm des Kleineren neben sich, der mittlerweile selbst die Kiefer fest aufeinender presste.

„Ich denke, wir sollten gehen.“, sagte er nur ruhig, nutzte wieder japanisch, und mit einem Schnauben sah der Dunkelhaarige ihn an, nickte dann aber nach einem Blick auf den Fremden. Und so erhoben sie sich und machten sich auf den weg, raus aus der Caféteria.

„Ihr kleinen, miesen, schwanzlutschenden Ratten, ich scheiß auf eure Liga, Erste seid ihr trotzdem nicht!“, schrie der Ausländer ihnen dennoch hinterher und auch, wenn der Blonde nur die Augen verdrehte, er spürte genau, wie sich Ruki neben ihm verspannte und er war sich sicher, dass der Kleine kurz davor war, zu explodieren und etwas Dummes zu tun, wo er sich doch bisher so gut zurückgehalten hatte.

Aber noch ehe das passieren konnte, wandte sich der Größere mit einem gerissenen Grinsen zu dem Muskelprotz um.

„Noch nicht. Und du solltest nicht über Dinge sprechen, von denen du keine Ahnung hast.“, sagte er nur, ehe er den Jüngeren mit sich hinaus zog, genau spürte, wie der sich dagegen sträubte.

Er hatte aus dem Augenwinkel früh bemerkt, dass sich die kleinen Hände zu Fäusten geballt hatten und gerade, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel und die kühle Nachtluft um ihre Nasen wehte, hörte er auch schon das deutliche, typische Brummen hinter sich.

„Wie kannst du so ruhig bleiben? Ich hätte ihm am liebsten eine reingeschlagen!“, knurrte der Kleine seine Erklärung, als Uruha sich zu ihm umwandte. Doch der lächelte schief.

„Ich weiß, aber wenn du dich aufregst, dann hättest du ihm nur gegeben, was er wollte. Du hättest dich lächerlich gemacht, Ruki!“, erwiderte er nur, immer noch ruhig und zuckte die Schultern, während er in seinen Taschen kramte. Er sah nicht, wie der Kleinere das Gesicht verzog.

„Aber ich hätte mich abreagieren können. Warum hast du mich nicht gelassen?“, brummte er.

Doch darauf wusste der Ältere nicht, ob er lachen oder weinen sollte und so beließ er es dabei, skeptisch die Augenbrauen zu heben. Wenigstens hatte er aber seine Zigaretten gefunden und ließ es sich nicht nehmen, eine anzuzünden, ehe er antwortete.

„Du erinnerst dich, wie dieser Affe aussah?“, fragte er, spielte auf den muskelbepackten Körper an, doch der Kleinere zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern.

„Ja.“, sagte er schlicht und veranlasste seinen Gegenüber so, weiterzusprechen.

„Und du erinnerst dich, dass du durch solche Aktionen disqualifiziert werden könntest?“, fragte er also weiter, doch wieder zuckte der Andere nur mit den Schultern.

„Ja.“

Dieses Mal schnaubte der Blonde jedoch.

„Und dann fragst du mich ernsthaft?!“, stellte er seine rhetorische Frage, doch der Kleine grinste nur, ließ erkennen, dass er es mittlerweile eingesehen hatte und das wohl seine Art war, zu scherzen.

„Offensichtlich!“, gab er noch zurück, ehe er sich einfach frech die frisch angezündete Zigarette aus der Hand des Älteren klaute und Uruha konnte ihr nur fassungslos nachsehen.

Es dauerte einen Moment, ehe er sich wieder gesammelt hatte.

„Du bist ein Idiot!“, murrte er schließlich und zog einen Schmollmund, doch Ruki nahm nur demonstrativ einen tiefen Zug.

„Du wirst mich wohl noch eine Weile ertragen müssen. Dafür hast du gerade selbst gesorgt.“, rechtfertigte er sich, doch der Schmollmund des Anderen wandelte sich in ein leichtes Lächeln.

„Ich denke, damit kann ich leben.“, sagte er nur, doch Ruki warf ihm nur einen langen Blick zu, ehe er sich doch abwandte, die Straße entlang sah und Uruha sich eine weitere Zigarette anzündete, den Kleineren noch einen Moment betrachtete, ehe er dessen Blick folgte hinaus aus der Stadt zum Horizont und gemeinsam beobachteten sie, wie die letzten Sonnenstrahlen hinter den Dünen versanken.

Er war früh wach am nächsten Morgen, konnte trotz des Schlafmangels des letzten Tages nicht wieder einschlafen und so beschloss er, einfach die Zeit bis zu ihrem Start sinnvoll zu nutzen.

Also machte er sich fertig, ehe er sich auf den Weg zum Essenraum machte, hoffte und dass er nicht dem Bullen vom Vorabend über den Weg lief – wahrscheinlich könnte er nicht dafür garantieren, dass ihm nicht doch noch die Hand ausrutschte. Ganz aus Versehen natürlich.

Nach einigem Nachdenken war ihm auch noch in der Nacht aufgefallen, dass er ihm nicht nur aus dem Lager vor Rallyebeginn bekannt vorkam, sondern dass er ach aus dem Team war, das sie im Tagesverlauf hinter sich gelassen hatten. Er erinnerte sich noch genau daran, wie er im Rückspiegel gesehen hatte, wie der Typ aus dem Auto gesprungen war und geflucht hatte wie ein Rumpelstielzchen.

Wieder musste er bei dem Gedanken daran schmunzeln, während er einen Teller voll packte. Dieses Mal musste er auf seinen Instinkt vertrauen, immerhin kannte er Uruha nicht gut genug, um wirklich zu wissen, was er mochte und was nicht.

Und noch immer wusste er nicht genau, ob der Ältere nicht weiterhin böse auf ihn war, egal wie gut sie sich am Vorabend verstanden hatten.

In seinen Augen hatte das gar nichts zu bedeuten, aber vielleicht war es nur das schlechte Gewissen, das ihn plagte.

Schaden konnte es andererseits auch nicht und so machte er sich auf den Weg zum Zimmer des Blonden. Sie waren gestern noch früh genug angekommen, dass sie nicht gezwungen gewesen waren, für diese Nacht eines der Doppelzimmer zu beziehen, auch wenn der Dunkelhaarige sich bei dem Gedanken erwischte, dass es ihn nicht einmal halb so sehr störte, wie es vielleicht sollte.

Was er aber noch nicht wusste, war, dass nicht nur er schon wach war, doch er sollte es bald heraus finden und so klopfte er leise an, wollte den Älteren ja nicht wecken, ehe er ebenso leise das Zimmer betrat. Und mit einem Mal fühlte er sich in gewisser Weise an die Situation zu ihrem ersten Zusammentreffen erinnert. Nur dieses Mal hielt der Größere ein Taschentuch in der Hand, während er ertappt zur Tür sah und ein eigenartiger, milchiger Fleck den Boden vor dem zerwühlten Bett zierte, auf dem der Blonde nur mit einem Bademantel saß, der jedoch von den Schultern fiel und den gut trainierten Oberkörper preisgab.

Augenblicklich weiteten sich die Augen des Jüngeren und beinahe hätte er den Teller fallen gelassen. Seine Wangen glühten, als er es endlich schaffte, den Blick von der offensichtlich eindeutigen Situation abzuwenden.

„Oh Gott!“, entfuhr es ihm wenig geistreich, ehe er wieder aus dem Raum stürmte, die Tür hinter sich zuschlug und sich von außen gegen sie lehnte, während er erst einmal tief durchatmete und versuchte, sein Herz zu beruhigen und sich einzureden, dass es nur so aufgeregt schlug, weil er zu überrascht war und Uruhas Nippelpiercings entdeckt hatte. Nur ein Detail, das er nicht wissen wollte. Oder doch?

Doch mit einem Mal hörte er von Innen ein lautes, herzhaftes Lachen und ihm rutschte sein Herz in die Hose. Schön, dass wenigstens der Größere noch darüber lachen konnte, er selbst fand es einfach nur unendlich peinlich.

Und doch reagierte er, als er seinen Namen hörte, öffnete die Tür wieder einen Spalt breit, doch einen Blick hinein wagte er nicht.

Auch Uruha merkte das.

„Du kannst ruhig rein kommen.“, sagte er und seine Stimme klang noch immer amüsiert. Ruki konnte ja so niedlich sein, wer hätte das gedacht?

Und als eben dieser vorsichtig eintrat und noch vorsichtiger den Blick hob, sah er nur noch, wie der Ältere mit einer Tube Sonnenmilch wedelte. Dennoch dauerte es einen Moment, ehe er realisierte, was hier eigentlich los war.

„Das…ist Sonnenmilch?“, fragte er dennoch einmal, nur um sicher zu gehen, und deutete auf den Fleck, der noch immer auf dem Boden prangte.

Und mit einem Nicken wurde diese neu gewonnene Erkenntnis auch gleich bestätigt.

„Du kannst auch gern kosten, wenn du mir nicht glaubst, aber ich sage dir gleich, es schmeckt furchtbar.“, sagte der Ältere mit einem frechen Grinsen im Gesicht, doch Ruki verzog nur das Gesicht.

„Das würde es sowieso!“, protestierte er. Als wenn er eine undefinierbare Pampe vom Fußboden lecken würde?! Allein bei dem Gedanken schüttelte er sich, doch Uruha ließ sich nicht beeindrucken, lachte nur wieder.

„Du solltest dich auch eincremen. Also stell das weg und komm her!“, sagte er nur sanft und klopfte neben sich auf das Bett. Das Grinsen konnte er sich noch immer nicht verkneifen, als er nicht nur das Zögern, sondern auch die deutliche Röte auf den hellen Wangen bemerkte, als der Blick des Dunkelhaarigen nur einmal mehr über seinen nur mäßig bedeckten Körper flog.

„Ich beiße auch nicht.“, fuhr er also fort, als der Jüngere noch immer nicht reagierte, und verkniff sich einen weiteren Nachsatz. Die Worte schienen Wirkung zu zeigen und der Kleine setzte sich in Bewegung, um den Teller beiseite zu stellen und sich wenig später auf dem Bett nieder zu lassen.

Aber wieder lachte der Blonde und ließ den Anderen verwirrt blinzeln.

Als der gerade zu einer Frage ansetzen wollte, zupfte Uruha jedoch schon an seinem Oberteil.

„Wie soll ich dich eincremen, wenn du dein Oberteil noch an hast? Komm schon, warum bist du so verkrampft? Zier dich nicht so, alles was du hast, habe ich schon mal gesehen. Falls du es nämlich vergessen hast, ich bin auch nur ein Mann!“, lachte er nur. An einem männlichen Oberkörper war doch nun wirklich nichts Verwerfliches.

Doch der Dunkelhaarige murrte leise, drehte sich ein wenig, um den Älteren, zu dem er bis eben mit dem Rücken gesessen hatte, ansehen zu können.

„Ich habe dich nicht gebeten, mich einzucremen.“, protestierte er und zog beleidigt einen Schmollmund, doch der Blonde ließ sich nicht beeindrucken und verdrehte nur die Augen.

Was war nur mit Ruki los, dass er sich mit einem Mal so eigenartig aufführte?

„Ich will es aber, außerdem habe ich keine Lust, früher oder später mit einem Krebs zu fahren.“, setzte er dagegen, doch noch immer gab Ruki sich nicht geschlagen und verzog das Gesicht.

„Wie soll ich im Auto einen Sonnenbrand bekommen?!“, stellte er die Gegenfrage und grinste schief, doch der Ältere hob nur unbeeindruckt die Augenbrauen.

„Die Scheiben werden nicht alles abhalten…denke ich. Und schaden kann es wohl auch nicht. Außerdem pflegt das deine Haut, die freut sich sicher darüber. Und jetzt mach schon.“, fuhr er fort und irgendwie hatte der Jüngere das Gefühl, dass Uruha langsam genervt war und das ließ ihn nur gewinnend grinsen. Er war sich sicher, das schaffte nicht jeder, er hingegen schon zum wiederholten Mal in so kurzer Zeit – auch wenn er sich nicht sicher war, ob das etwas war, worauf er stolz sein konnte.

Lang blieb ihm aber nicht, darüber nachzudenken, ob das nun gut oder schlecht war, denn da zog ihm Andere schon das Shirt über den Kopf und drückte ihn der mit ungeahnter Kraft auf das Bett. Ihm blieb nichts weiter, als einen überraschten Laut von sich zu geben und seine Augen weiteten sich. Das konnte doch nicht wahr sein?!

Gerade wollte er sich wieder aufraffen und nach dem verlorenen Oberteil greifen, als er etwas Kühles auf seinem Rücken spürte und leise, aber überrascht aufkeuchte, als er sich zurück in die Kissen sinken ließ und nur kurz darauf die Hände des Anderen über seinen Rücken glitten.

„Was wird das?“, fragte er missmutig, auch wenn ihm klar war, wie sinnlos diese Frage war, immerhin war es offensichtlich und vorgewarnt hatte der Ältere ihn auch. Schon bevor er es hören konnte, war ihm klar, dass Uruha lachen würde und als er seine Bestätigung bekam, schüttelte er nur den Kopf.

„Na was wohl? Ich creme dich ein und…oh Gott!“, hört er es beinahe entsetzt, als die Finger über seine Schultern strichen und erschrocken fuhr er zusammen, stemmte sich auf die Arme und wollte zu dem Älteren sehen. Doch der drückte ihn sofort wieder zurück, als dem Kleineren ein „Was ist denn jetzt wieder?!“, entfuhr.

Sofort wurde der Griff fester und wieder keuchte er leise auf. Musste der Kerl denn so zupacken?

Doch bald erkannte er den Sinn dahinter, als sich seine verspannten Muskeln langsam lockerten.

„Du bist total verkrampft. Tut mir ja leid, aber so kann ich dich unmöglich weiterfahren lassen. Das ‚eincremen’ dauert wohl doch etwas länger als geplant.“, ließ er verlauten und massierte den Kleinen weiter, der sich schließlich seinem Schicksal ergab und langsam die Augen zudriften ließ, während sein mehr und mehr entspannter Körper tiefer in die Kissen sank. Es war ohnehin noch viel Zeit bis zum heutigen Start und so blieb ihm ohnehin keine Wahl für eine andere Antwort, also konnte er es wohl ein wenig genießen.

„Ich denke, das wird schon hinhauen.“, hauchte er noch sichtlich wohlig und wieder grinste Uruha, auch wenn er nichts weiter dazu sagte.

Lieber verließ er sich jetzt auf seine goldenen Hände und hegte die Hoffnung, dass Ruki dann ja auch noch etwas erträglicher wurde.
 

Er konnte es noch immer nicht glauben, aber jeder weitere Blick, den er neben sich warf, bestätigte ihm es ihm immer wieder: Ruki schlief!

Er schlief tatsächlich, während ein Anderer mit seinem geliebten Mitsubishi fuhr, warf nicht immer wieder kritische Blicke zu ihm herüber, damit er auch ja nichts falsch machen konnte. Okay, es wäre auch fatal gewesen, wenn der Kleine selbst am Steuer gesessen hätte.

Doch so verblüffte es Uruha nur ungemein und das lag nicht nur daran, dass der Dunkelhaarige im Schlaf unheimlich friedlich wirkte.

Aber er hatte ohnehin allgemein das Gefühl, dass der Andere schneller auftaute, als er anfangs gedacht hatte. Immerhin kannten sie sich jetzt erst wenige Tage und er erinnerte sich genau, mit welcher Abneigung Ruki ihm gegenüber getreten war, wie er ihn behandelt hatte, als wäre er das Letzte und vollkommen unerwünscht.

Umso unfassbarer war es nun, dass genau dieser Kerl ihm jetzt einen solchen Vertrauensbeweis lieferte – ob nun freiwillig oder nicht sei dahingestellt.

Jedenfalls in seinen Augen war es einer, wo der Jüngere doch so sehr an seinem Auto hing. Aber das war für ihn nachvollziehbar.

Woran dieser plötzliche Verhaltensumschwung jedoch rührte, das konnte er sich nicht erklären.

Es schien, als hätte sein Beifahrer tatsächlich über seine Worte nachgedacht. Hatte es den Kleinen tatsächlich gewurmt, dass er es geschafft hatte, dass sogar Uruha ihn mit Ignoranz strafte? So hätte er Ruki gar nicht eingeschätzt.

Und allein die Tatsache, dass der Andere sein anfängliches Verhalten anscheinend bereute, es mindestens überdacht hatte, und der Ältere ohnehin kein nachtragender Mensch war, hielt ihn davon ab, weiterhin wütend zu sein. Außerdem, er konnte sich nicht helfen, aber er mochte diesen sturen Jungen, der einfach seinen Traum leben wollte und dem beinahe ein Strich durch die Rechnung gemacht worden war.

Genau erinnerte er sich, als er das erste Mal hatte fahren dürfen.

Er war derzeit jünger gewesen als Ruki jetzt und, er könnte darauf wetten, sehr viel aufgeregter. Er war gerade erst volljährig gewesen, hatte erst seinen Führerschein gemacht und hatte außerhalb der Fahrschule bisher nur die Übungsstrecken befahren, als Uwayaku-san ihm eröffnet hatte, dass er sein Team vertreten sollte. Es hatte ihn so unglaublich stolz gemacht, auch wenn seine Eltern vor Angst beinahe gestorben waren.

Er konnte also nachvollziehen, dass es frustrierend sein musste, wenn mit einem Mal alles wie eine Seifenblase zu platzen drohte, nur weil ein bisher treuer Partner nicht den Mut aufbrachte, sich zu beweisen. Dennoch, in seinen Augen hätte der Kleinere wenigstens etwas Dankbarkeit zeigen können, als Uruha die Situation gerettet hatte, statt eben diesen für die Fehler und Unfähigkeiten anderer verantwortlich zu machen.

Aber er konnte es nicht beeinflussen und es schien nun einmal Rukis Art zu sein. Ein Mensch sollte sich immerhin auch nicht für einen Anderen verbiegen – ganz sicher nicht!

So in Gedanken bemerkte er nicht einmal, wie der Dunkelhaarige aufwachte, verschlafen gegen das Licht der Mittagssonne blinzelte, was sich auf dem hellen Wüstensand, auf dem sie mittlerweile unterwegs waren, spiegelte und nur umso heller war, während es in einiger Entfernung wabernde Schatten warf, hinter denen sich dunkles Geröll türmte.

Der Kleine rieb sich die trägen Augen, doch erst das leise Brummen ließ Uruha realisieren, dass er nicht mehr schlief.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er wieder kurz zu dem Jüngeren herüber sah, nur um einen Moment später den Blick wieder auf die unebene Strecke vor ihnen zu wenden.

„Na, ausgeschlafen?“, fragte er schmunzelnd, doch der Angesprochene verzog nur das Gesicht, als er ein weiteres Mal missmutig brummte.

Der Blonde schob es einfach darauf, dass der Andere noch immer nicht richtig wach war, also schwieg er einfach, um ihm die Zeit zu lassen, die er brauchte, um munter zu werden.

Aber nach nur kurzer Zeit war dem Kleineren anscheinend nach einem Gespräch zu Mute.

„Was machen wir morgen?“, fragte er leise und vorsichtig, aber vielleicht war er auch einfach nur noch zu müde. Doch Uruha zuckte die Schultern.

„Ich weiß nicht, wieso fragst du?“, stellte er nur die Gegenfrage, die den Dunkelhaarigen seufzen ließ.

„Morgen ist Ruhetag, ich weiß nicht ob…“ fing er an, doch der Größere unterbrach ihn, wusste er doch, was der Andere meinte.

„Also ich dachte, wir suchen uns heute Abend ein schönes Plätzchen suchen und bleiben da. Ich denke wir schaffen es auch noch bis zu den Hügeln, da ist es nicht so sandig und wir haben tagsüber etwas Schatten. Vielleicht finden wir auch eine kleine Quelle, dann sparen wir an Wasser und erfrischend wäre es auch noch.“, erklärte er gelassen und wahrscheinlich hätte er es bereut, wenn er gewusst hätte, dass er verpasste, wie Rukis Augen aufleuchteten.

„Wirklich? Du willst nicht ins Lager?“, fragte er und die freudige Überraschung in der Stimme ließ Uruha auflachen.

„Nein, die anderen Fahrer sind Arschlöcher, mit denen muss ich mich nicht abgeben. Und dann fahren wir das Zelt wenigstens nicht umsonst spazieren.“, lachte er und auch sein Teampartner stimmte mit ein.

„Da hast du recht… Ich wusste gar nicht, das du ein Engel bist!“, sagte er nur, merklich erleichtert, und der Ältere merkte, wie sein Herz einen Hüpfer machte, den er nicht zuordnen konnte, nicht zuordnen wollte, doch er ließ sich nichts anmerken.

„Siehst du mal. Und ich bin ein ganz besonderer Engel.“, konterte er und schmunzelnd stieg Ruki darauf ein.

„So, bist du das?“, fragte er, doch der Ältere grinste nur und sah zu seinem Beifahrer.

„Ja, einer mit Hörnern.“, gab er zurück und zwinkerte dem Kleineren zu, he er den Blick wieder nach vorn wandte. Doch er bemerkte im Augenwinkel, wie der Jüngere nur grinsend die Augen verdrehte, ehe er hinter sich griff und eine Flasche mit dunkler Flüssigkeit zutage förderte, aus der er einen tiefen Schluck nahm. Dann reichte er sie an Uruha weiter.

„Cola.“, erklärte er nur und dankend nahm der Andere an, während in seinem Kopf noch immer die Worte des Kleineren tobten und die Feststellung, dass selbst Ruki unter Umständen ein Engel sein konnte.
 

Trotz der Cola, die sie beide nach und nach förmlich in sich hineinen schütteten, mussten se beinahe keine Pause machen. Den gesamten restlichen Tag war nur ein einziger Zwischenstopp nötig und als sie am Abend etwa eine halbe Stunde vor Fahrschluss am Lager vorbei fuhren, konnten sie nicht ein bereits eingetroffenes Auto entdecken, aber sie wussten beide, dass das nichts zu bedeuten hatte. Immerhin waren sie wahrscheinlich nicht die einzigen, die nichts dagegen hatten, auch einmal in der Wildnis zu übernachten.

Und so gab Uruha noch einmal Gas, damit sie vor dem Stopp die angepeilten Hügel erreichten, bei denen sie vor Wind und Sonne Schutz suchen konnten. Auch, wenn es nur knapp war, aber sie schafften es und hatten Glück, auch dieses Mal ein annehmbares Fleckchen erwischt zu haben. Mit niedrigen Gräsern bewachsen und wenigen, aber Schatten spendenden Bäumchen, die sich um einen schmalen, flachen Bachlauf ringten.

Wie immer schalteten sie das GPS ein, ehe sie den Schlüssel abzogen und aus dem Wagen stiegen, den sie am Fuß des Gesteins abgestellt hatten.

Das Erste, was der Größere tat, war, sich zu strecken und die erstaunlich frische Luft tief einzuatmen.

„Ich wette, Chefchen regt sich ordentlich auf.“, ließ er leicht schmunzelnd verlauten und sah zu dem Jüngeren, der sich interessiert umsah und dann doch etwas irritiert den Blick zu seinem Kollegen wandte.

„Warum sollte er?“, kam die Gegenfrage, doch der Blonde grinste nur wissend.

„Er hat nicht viel Gelegenheit, uns zu sprechen, die Abläufe zu koordinieren und, was noch wichtiger ist, die Techniker kommen kaum dazu, sich von dem guten Zustand des Autos zu überzeugen.“, erklärte er seine Gedanken und konnte dabei zusehen, wie die Augenbrauen des Kleineren in die Höhe wanderten.

„Aber er hat gesagt, es wäre okay.“, gab er zurück, doch erntete er dafür nur ein kurzes Lachen.

„Meinst du denn etwa immer alles genau so, wie du es sagst?“, verteidigte sich der Größe und einen Moment schien Ruki seltsam ertappt, und so fuhr der Andere fort.

„Wie würdest du an seiner Stelle denken?“

Doch dieses Mal verdrehte der Dunkelhaarige nur die Augen, musste er doch einsehen, dass Uruha mit seiner Vermutung nicht einmal so falsch liegen konnte, wenn er so an ihren Vorgesetzten dachte. Und doch antwortete er nicht, so nutzte der Ältere die Gelegenheit.

„Ihm geht es hierbei doch nur um den Gewinn. Es geht nicht um uns, die Fahrer, oder darum, sich beweisen zu können, sagen zu können, dass man dabei war. Für ihn zählt es nur, zu gewinnen und um das Preisgeld, das dabei für ihn heraus springt.“, sagte er nur sachlich und lächelte schief. So war der Mann nun einmal, das wussten nicht nur sie beide. Und deswegen zählte es bei ihnen umso mehr, gut zu sein, um überhaupt eine Chance hatte, sich auch mit anderen zu messen, außerhalb des Trainings, wenn es um ein bedeutendes Rennen ging.
 

Abends hatten sie mit einigen Problemen das Zelt zusammen gebaut – in Uruhas Augen eine vollkommen komplizierte Technik und dann war diese Anleitung auch noch in Englisch. Bisher hatte er immer in Lagern übernachtet, hatte die Zelte nicht benötigt, und so gut war ihr Englisch auch wieder nicht. Aber schließlich stand es und sah so aus, als würde es auch den Tag überstehen.

Ruki hatten ihnen einmal mehr ein Essen gezaubert und wieder war der Größere von den Kochkünsten des Dunkelhaarigen überrascht. Noch immer hatte er ihr Gespräch im Kopf, während er in die Flamme starrte.

„Ruki? Kaoru, war der gut?“ fragte er leise und vorsichtig. Immerhin wusste man nie, wie der Kleine vor allem bei diesem empfindlichen Thema reagierte. Und gerade jetzt wirkte auch der Jüngere ein wenig abwesend und in seinen Gedanken vertieft.

Doch er blinzelte kurz, ehe er zu Uruha herüber sah. Nur einen Moment überlegte er, nickte dann aber und sah wieder in das künstliche Feuer.

„Kaoru war und ist gut. Nur ein wenig ängstlich und übervorsichtig. Er hat Familie zu Haus und wahrscheinlich war er deswegen noch nicht bereit, bei so etwas wirklich mitzufahren. Und ich denke, das ist auch einer der Gründe, weswegen er noch nicht so gut ist wie du.“, murmelte er und der Blonde sah deutlich, dass es ihm nicht leicht fiel, das zuzugeben. Und doch zauberten die Worte ein ehrliches Lächeln auf seine Lippen.

„Danke, du bist aber auch nicht schlecht, dafür, dass du das erste Mal von den Trainingsstrecken weg bist.“, gab er ruhig zu und wenn er sich nicht irrte, konnte er sehen, wie die Wangen des Kleineren sich ein wenig rosa verfärbten. Und so beschloss er, das Thema zu wechseln.

„Was ist mit dir? Wartet zu Haus jemand auf dich?“, fragte er leise und wieder schoss Rukis Blick zu ihm, doch dieses Mal lag in den Augen des Anderen keine Abneigung.

„Dieses Thema hatten wir schon einmal.“, gab er nur zurück und grinste schief, doch Uruha lachte nur leise.

„Ich weiß. Aber du hast mir nicht wirklich darauf geantwortet.“, verteidigte er sich, doch der Kleinere schwieg eine ganze Weile, ehe er tief seufzte.

„Ich weiß. Aber nein, außer meiner Hündin wartet niemand auf mich.“, sagte er leise und der Ältere hatte das Gefühl, als würden die Schultern des Anderen ein wenig weiter hinab sinken. Doch noch immer lächelte er leicht.

„Das ist schade. Wenn man dich ein wenig besser kennt, bist du gar nicht so ein Arschloch, wie du die Leute glauben lassen willst.“, sagte er vorsichtig und leise lachte auch der Jüngere auf.

„Danke, aber das hilft mir wenig weiter.“, sagte er nur leise, sah noch einmal zu seinem größeren Kollegen, ehe er sich ein wenig streckte.

„War nen langer Tag, ich geh schlafen.“, murmelte er schließlich, seufzte leise und erhob sich, noch ehe der Blonde etwas sagen konnte. Und schon war er auf dem Weg zum Zelt und Uruha sah ihm ruhig nach.

„Ruki?“, rief er ihm schließlich nach und der Kleine sah ihn noch einmal über die Schulter an.

„Ich weiß nicht warum, aber ich denke ich mag dich.“, fuhr der Größere also fort und hätte sich am liebsten dafür geschlagen. Das hörte sich so dämlich an. Doch als er erkannte, wie der Andere darauf sanft lächelte, war es mit einem Mal nur noch halb so schlimm.

„Danke, du bist auch ganz in Ordnung. Gute Nacht.“, erwiderte der nur, ehe er sich doch wieder abwandte und sich ins Innere ihrer ‚Behausung’ zurück zog.

Noch einen Moment sah der Ältere in die Richtung, in der es bald ruhig wurde, ehe er sich wieder dem Feuer zuwandte und mal das Gas abstellte. Sie brauchten es noch und er wollte es nicht verschwenden. Und so wurde es dunkel um ihn herum und er legte die Arme um sich selbst, als er erst jetzt den frischen Wind an seiner Haut spürte.

Es war so eigenartig. Er merkte, wie etwas mit ihm geschah, wenn er den Anderen in seiner Umgebung hatte, doch er wusste nicht was es sein sollte. Aber wahrscheinlich brachte es nicht viel, darüber nachzudenken.

Also schüttelte er über sich selbst den Kopf und stand langsam auf. Er sollte sich lieber auch schlafen legen. Es war spät und sicher bildete er sich nur etwas ein.

Morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus.

Jaaa~

endlich ein neues Kapitel mit Hochs und Tiefs...

ich habe versucht mich zu beeilen, schneller ging es leider nicht, weil ich doch wieder eine ganze Zeit lang hing...uû
 

An dieser Stelle auch endlich mal ein wohl verdientes Danke an alle Leser und vor allem an abgemeldet, weil sie mich die ganze Zeit unterstützt und ermutigt und mir auch gern ein paar Tipps gibt, wenn ich mal nicht weiter komme...

Vielen Vielen Dank!
 

Jetzt aber genug des Vorgeschwafels, viel Spaß beim Lesen und Kommentare sind wie immer gern gesehen ^.~
 

~Yo~
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Als er am nächsten Morgen erwachte, war es ein eigenartig fremdes und gleichzeitig vertrautes Gefühl, das ihn durchströmte und er wusste nicht, ob er es bereuen sollte, dass sie zusammen in diesem Zelt geschlafen hatten, oder nicht, denn offensichtlich mochte der Andere es, zu kuscheln und es schien ihm egal zu sein, wem der Körper gehörte, den er umarmt hatte und an den er sich schmiegte.

Oder es war ihm einfach nicht bewusst, immerhin schlief er allem Anschein nach noch.

Doch er selbst realisierte es mit jeder Minute mehr, in der er weiter aus seinem Dämmerschlaf erwachte.

Und doch war es nur ein leises Brummen, das seine Kehle verließ, als er verschlafen blinzelte. Er bewegte sich kaum, drehte nur den Kopf ein wenig, um seine Situation besser einschätzen zu können.

Direkt vor ihm schien bereits die Sonne durch die Zeltplane, erwärmte nach und nach die Luft im Inneren. Auf seiner Taille lag der Arm des Anderen, hinter ihm der restliche Körper und dessen Gesicht in seinem Nacken. Er konnte den warmen Atem auf seiner haut spüren und musste widerwillig feststellen, dass dieser ein warmes Kribbeln in seinem Körper auslöste, das sich von seiner Magengrube ausbreitete und eine Gänsehaut seine Wirbelsäule hinabrennen ließ.

Wieder brummte er leise.

Eigentlich wollte er seinen Teampartner nicht wecken, aber eben dieses undefinierbare Gefühl war es, das ihn diesen Entschluss über Bord werfen ließ.

Und so versuchte er, die Hand von seiner Taille zu nehmen und sich erst einmal auf den Rücken zu drehen, schälte auch seine eigenen Arme aus dem Schlafsack und musste bemerken, dass der äußere Stoff doch noch recht kühl war, als er ihn mit seinen nackten Unterarmen berührte. Lang konnte sich die Sonne also noch nicht herausgewagt haben und doch half es ihm nicht weiter, die Zeit irgendwie einschätzen zu können.

Diesem Gedanken konnte er sich jedoch nicht länger hingeben, da hörte er ein verschlafenes Murren neben sich und er sah zu dem Mann neben sich, und der Anblick, wie dieser sich verschlafen die Augen rieb, ließ selbst einen Kerl wie ihn leicht lächeln.

„Ruki, bist du schon wach?“, hörte er schon kurz darauf die müde Stimme des Blonden und zuckte darauf jedoch nur die Schultern.

„Sieht wohl so aus.“, murmelte er seine Antwort und auch über Uruhas, vom Schlaf noch ein wenig zerknautschtes, Gesicht huschte ein leichtes Lächeln, während er offensichtlich noch einen Moment brauchte, um sich zu orientieren.

„Ich hoffe, noch nicht zu lang. Nicht, dass du dich gelangweilt hast.“, fuhr der Ältere fort und sofort schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf und versuchte, sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, dass es den Größeren offensichtlich Gedanken darüber machte, ob er sich langweilte oder nicht. Was hätte er denn schon machen sollen? Immerhin hatte Uruha doch geschlafen!

„Nein, das nicht. Bin selbst eben erst wach geworden. Jedenfalls etwas in der Art.“; antwortete er also und verzog das Gesicht, was den Älteren doch leise lachen ließ.

„Also, ich bin dafür, dass wir uns erstmal nen Kaffee machen und dann den Tag ein wenig entspannen.“, grinste der und Ruki gab ein erleichtertes Seufzen von sich, ehe er sich aufrichtete und mit den Händen auf dem Boden abstützte.

„Klingt gut. Ich hoffe, du hast nichts gegen türkischen Kaffee?!“, sagte er ruhig – immerhin blieb ihnen hier draußen nichts anderes übrig.

Uruha hatte sich mittlerweile selbst auf den Rücken gedreht und erwiderte mit einem Grinsen den Blick, der ihm von dem Jüngeren zugeworfen wurde.

„Ganz und gar nichts!“
 

Nur wenig später hatten sie ihre Schlafsäcke zum Lüften breit gelegt und sich auch etwas angezogen, was den doch noch recht frischen Temperaturen gerecht wurde. Nun warteten sie darauf, dass ihr Wasser zu Kochen begann, während Uruha ihre Becher vorbereitete und Ruki die Zeit nutzte, um sich in dem kleinen Bach noch ein wenig frisch zu machen, auch wenn das Wasser kühl war und die leichte Brise es nicht angenehmer machte, während sein Shirt und seine Jacke unter einem Handtuch neben ihm auf dem Boden lagen.

Und trotz der Gänsehaut auf seinen Armen empfand er es doch als recht angenehm, immerhin war das Wasser nicht nur kalt, sondern auch klar, wie er es in dieser Umgebung wohl kaum erwartete hätte. Also wäre es doch dumm gewesen, hätte er die Gelegenheit nicht genutzt.

„Ich hoffe, ich bin dir die Nacht nicht zu sehr auf die Pelle gerückt. Ich bin manchmal ein wenig kuschelbedürftig.“, hörte er mit einem Mal die bekannte Stimme des Älteren hinter sich.

„Das hab ich bemerkt. Aber ist schon okay.“, sagte er, doch etwas missmutig, und zuckte die Schultern, ehe er über diese zu dem Anderen aufsah.

„Sag mal, stehst du auf Männer?“, fragte er mit einem Mal in vollkommen nüchternen Tonfall und genau das war der Moment, an dem sich Uruha an seiner eigenen Spucke verschluckte, auch wenn er sich natürlich noch immer dem Blick Rukis ausgesetzt spürte. Gerade dieser Blick! Was sollte diese Frage?

„Kann ich das also als ein ‚Ja’ sehen?“, fragte er und die Stimme des Jüngeren klang eigenartig abfällig, was ihn sofort den Kopf schütteln ließ.

„Nein, auf keinen Fall! Wie kommst du auf so’n Schwachsinn?“, folgte die giftige Gegenfrage und der Blick des Blonden verfinsterte sich. Doch der Anderen zuckte wieder nur die Schultern.

„Kam mir halt so vor, so wie du dich von hinten an mich rangeschmissen hast.“

„Ich hab geschlafen man, da achte ich nicht so drauf, wer da eben da ist!“, fauchte er. Was sollte diese Frage. Das war privat und ging Ruki ganz sicher nichts an. Denn auch, wenn er sich jetzt noch gut rausreden konnte, ganz Unrecht hatte der Jüngere nicht. Nur das würde er ihm mit Sicherheit nicht auf die Nase binden.

Der Kleinere schnaubte leise und schüttelte den Kopf, doch als er gerade den Mund öffnete, schnitt der Blonde ihm ungewohnt barsch das Wort ab.

„Können wir dieses Thema bitte sein lassen?“, fauchte er nur und nun wanderten die Augenbrauen des Dunkelhaarigen in die Höhe, ehe er noch einmal das Gesicht verzog und sich wieder dem Bach zuwandte.

Noch einen Moment merkte er, wie der Andere ihm den Blick in den Rücken bohrte, ehe leises Gebrummel an sein Ohr drang. Viel verstand er nicht, doch er glaubte, etwas zu hören, was verdächtig nach ‚Ich dachte wir kämen endlich wenigstens so was ähnliches wie miteinander klar?!’ anhörte, doch er ging nicht darauf ein, trocknete sich nur noch die befeuchteten Körperstellen, ehe er sich wieder anzog und zu Uruha zurück ging, nicht, ohne das Handtuch ins Auto zu verfrachten, wobei sein Blick wieder auf diesen riesigen Kasten fiel, den der Blonde unbedingt hatte mitnehmen wollen. Er hatte ihn schon beinahe wieder vergessen, aber das spielte auch keine Rolle. Er war nicht einmal sicher, ob er wissen wollte, was da drin war.

Und so hockte er sich lieber schweigend auf den Boden zu seinem Partner, der gerade den Kaffee umrührte und ihm dann ebenso schweigend seinen Becher zuschob, ehe er sich selbst mit einem weiteren Brummen erhob.

„Ich muss pissen!“, kommentierte er nur und ließ Ruki damit die Augen verdrehen. Als wäre der Andere ihm Rechenschaft schuldig, wenn er mal eine Weile sonst wo verschwand.

Doch während er dem Anderen so nachsah seufzte er leise und fuhr sich durchs Haar. Der Tag fing doch schon einmal ‚gut’ an und gerade jetzt verfluchte er es, dass sie nicht einfach weiterfahren konnten. Denn dann würde die Zeit wenigstens schneller vorbei gehen und er würde nicht wieder so ein Schweigen zwischen ihnen ertragen müssen.

Denn allein der Gedanke daran brachte ihn dazu, dass er das Gefühl hatte, sein Magen würde sich jeden Moment umdrehen. Und das]/i] gefiel ihm noch viel weniger.
 

Schweigend tranken sie und räumten auch das Zelt und die Schlafsäcke schließlich zusammen. Und es klappte, auch wenn sie sich nicht weiter absprachen, denn noch immer schien Uruha vor sich hinzusäuern und es tat Ruki beinahe leid, dass er dieses Thema angesprochen hatte. Aber es hatte ihn einfach interessiert. War denn selbst Fragen schon verboten?

Und bevor er noch etwas machen konnte, was dem Älteren vielleicht gegen den Strich ging, sammelte er nach einem Mittag unter den nahestehenden Bäumen ein paar kleinere und auch größere Äste zusammen, damit sie diesen Abend auch einmal ein richtiges Lagerfeuer auf dem sandigen Boden machen konnten. Was sollte schon schief gehen? Und das war allein seine Idee gewesen und was sollte er sagen? Ihm gefiel die Vorstellung.

Und als er so zwischen den Bäumchen hindurch schlich, jedes Mal aufpassen musste, nicht zu stolpern und am Ende im Wasser zu landen – das konnte er sich nun wirklich sparen – hörte er mit einem Mal einige Klänge an sein Ohr dringen ,die er hier nicht erwartet hatte und es veranlasste ihn dazu, den Blick zu heben und sich umzuschauen.

Zuerst dachte er, Uruha hätte vielleicht das Radio angemacht, denn das waren definitiv Gitarrenklänge, doch dann fiel ihm auf, dass er das Lied gar nicht kannte. An sich wäre das nichts Eigenartiges gewesen, und doch ließ es ihn an dem Radio zweifeln.

Und spätestens als einige Momente später auf einen schrägen Ton leises Fluchen folgte, wusste er, dass das definitiv nicht das Radio war.

Aber wo verdammt hatte der Blonde hier eine Gitarre her?

Und um dem auf den Grund zu gehen, machte er sich auf den Rückweg. Dieses Mal stolperte er, konnte sich aber gerade noch abfangen, auch wenn dadurch das Holz vollkommen nass wurde, aber er würde es einfach zum Trocknen hinlegen und hoffen, dass es ausreichend war.

Als er sein Ziel erreicht hatte, sah er sich aufmerksam um. Uruha war zwar nicht zu sehen, aber er hörte ihn – beziehungsweise hörte er die ruhige Melodie und so legte er die nassen Stöcke beiseite, klopfte sich das Oberteil ab und zog es sich über den Kopf, als er merkte, dass es durch das feuchte Holz ebenfalls nass war und er den Schmutz so nicht abbekommen würde.

So folgte er also seinem Gehör und entdeckte den Größeren, der im hinteren Teil des Wagens saß, die Beine verschränkt und darauf sein Instrument, während er vollkommen auf seine Musik konzentriert zu sein schien.

Er bemerkte Ruki offensichtlich nicht einmal und das gab dem die Chance den Anderen eine Weile zu beobachten. Die Augen niedergeschlagen, den Kopf leicht schief gelegt, während ihm ein paar Strähnen ins Gesicht fielen. Der schlanke Körper war nur von einer figurbetonten Hose und einem schwarzen Tanktop bedeckt, das die muskulösen Oberarme des Älteren freigab und doch glänzte die Haut ein wenig, was er auf die Hitze schob, die sie mittlerweile umgab. Auf den Lippen des Älteren tanzte ein seliges Lächeln und auch Ruki konnte nicht an sich halten, der Anblick löste in ihm einfach ein wohliges Gefühl aus und auch seine Mundwinkel bogen sich nach oben.

Doch anscheinend konnte er den Blonden nicht ewig unbemerkt beobachten und schließlich stoppte der Andere, legte eine Hand flach auf die Saiten, um die Töne zu stoppen, während sein Blick mit einem undefinierbaren Ausdruck sich auf Ruki richtete, dessen freien Oberkörper betrachtete, ehe er sich doch räusperte und schief lächelte.

„Du solltest dir etwas anziehen, sonst verbrennst du dir die Haut.“, sagte er ruhig und streckte die Hand aus, um Ruki wenigstens in den Schatten zu dirigieren, auch wenn der keinen vollkommenen Schutz bot. Doch es war besser als nichts.

So konnte sich der Kleinere auch im nächsten Moment wieder neben dem Blonden niederlassen und sein Blick glitt noch einmal über die Gitarre.

„Du spielst schon länger, oder?“, fragte er, auch wenn das eigentlich offensichtlich war. Es hatte sich nicht gerade nach dem Lied eines Anfängers angehört.

Und dennoch nickte Uruha und legte sein Instrument zurück in den vorgesehenen – bisher so mysteriösen – schwarzen Kasten.

„Seit ein paar Jahren schon.“

„Was war das für ein Lied?“, fragte Ruki weiterund wandte den Blick wieder von der glänzenden Oberfläche der Gitarre ab. Doch Uruha kicherte nur leise, noch immer halb über den Kasten gebeugt, während seine Finger die Saiten entlang glitten.

„Mochtest du es?“, fragte er und die Brauen des Dunkelhaarigen hoben sich. Was sollte jetzt die Gegenfrage. Doch er zuckte nur die Schultern.

„Ja schon. Aber ich kenne es nicht.“

„Wundert mich nicht. Es hat keinen Titel, ich hab es selbst geschrieben.“, sagte der Blonde dann nur ruhig und bedachte nun auch wieder Ruki mit einem Grinsen, der nur einmal mehr die Augen verdrehte.

„Ist es das, was du Hauptberuflich machst?“, fragte der dann weiter und lehnte sich zurück, stützte sich mit den Händen hinter dem Rücken ab und erinnerte sich an die Noten, die Uruha während dem ersten Tag notiert hatte. Er konnte jedoch nicht nachvollziehen, warum der Größere daraufhin auflachte.

„Was ist daran so lustig?“, fragte er. Immerhin konnten sie schlecht nur vom Fahren leben. Nur wer Rennen fuhr bekam auch Geld dafür und da so oft nichts stattfand, wo sie angemeldet wurden, würde das niemals reichen, um sich damit ein Leben zu finanzieren. Doch der Kleinere sollte bald aufgeklärt werden.

„Ich habe in meinem Beruf nicht viel mit Musik zu tun. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich bin Bankangestellter.“, sagte er nur mit einem Schmunzeln auf den Lippen und im nächsten Moment ploppten Ruki beinahe die Augäpfel aus den Höhlen.

„Hör auf, mich zu verarschen! Du und Bankangestellter?!“, rief er aus, doch wieder lachte Uruha und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er sich umwandte und anscheinend etwas suchte.

„Ich verarsche dich nicht. Ich fahre den Geldtransporter.“, gab er nur nüchtern zurück und der Dunkelhaarige atmete tief durch. Okay, das konnte er sich schon eher vorstellen.

Und schon im nächsten Moment landete ein Stück Stoff auf seinem Kopf, das er sich erst einmal ansehen musste, nachdem er es sich vom Kopf gefischt hatte.

„Zieh es dir an!“, sagte Uruha noch einmal und schloss dann seinen Gitarrenkoffer gründlich, ehe er sich wieder aus dem Auto schob und erst einmal gründlich streckte und dann nach der Sonne sah, dabei seine Augen mit einer Hand abschirmte.

Dem Stand nach zu urteilen hatten sie wohl Nachmittag und damit noch einige Zeit, sich den freien Tag zu vertreiben, bis sie am nächsten Morgen wieder weiter fuhren.

Aber erst einmal beschäftigte ihn etwas anderes, und so wandte er sich wieder an Ruki, der gerade seinen Kopf aus der vorgesehenen Öffnung des Shirts schob.

„Und? Was essen wir heute?“, fragte er und einen Moment schien der Kleinere verwirrt. Sie hatten doch erst gegessen!

Dann aber lachte er und schüttelte den Kopf.

„Vielfraß!“
 

Und während Ruki also noch eine Kleinigkeit zubereitete – extra für Uruha, denn er selbst hatte definitiv keinen Hunger mehr, sank die Sonne doch immer weiter, auch wenn die Hitze blieb und auch die Haut des Kleineren sachte glänzen ließ.

Wirklich etwas mit sich anzufangen wusste Uruha jedoch in diesem Moment nicht mehr, an seine Gitarre wollte er nicht wieder ran. Er wollte dem Dunkelhaarigen zusehen können und mit hier raus in den Sand nahm er sein geliebtes, wertvolles Instrument sicherlich nicht. Um weiter an seinem Lied zu schreiben fehlte ihm auch die Muße und so begann er schließlich, immer wieder den feinen Sand durch seine Finger rieseln zu lassen, sodass sich nach einer kurzen Zeit doch ein kleines Häufchen unter eben dieser Hand aufgehäuft hatte.

Skeptisch schaute auch Ruki zu ihm herüber und hob die Augenbrauen.

„Was wird das?“, fragte er, doch Uruha sah auf und grinste schief.

„Vielleicht eine Pyramide?“, antwortete er spontan, lachte leise, und versuchte, die Seiten gerade zu klopfen, auch wenn immer wieder Sand nachrieselte und es mit der flachen Form nicht wirklich klappen wollte.

Auch Ruki musste lachen und schüttelte den Kopf.

„Du musst den Sand nass machen, sonst wird das nichts!“, belehrte er den Älteren, der nur grinsend aufsah.

„Da kennt sich aber jemand aus.“, sagte er nur, doch der Blick des Jüngeren wurde ein wenig überheblicher.

„Ich kann nur ein bisschen logisch denken!“, schoss er zurück. Wenn Uruha darauf anspielen wollte, dass er selbst wohl noch ein Kind war, dann konnte er wohl genauso gut zurücksticheln.

Und wenigstens wusste betreffender, dass es dieses Mal nicht böse gemeint war, lachte nur wieder auf.

„Wir können ja mal sehen, wer von uns besser ist. Sand haben wir ja hier genug!“, sagte er nur mit einem breiten Grinsen und einen Moment wiegte der Kleinere den Kopf hin und her.

„Du meinst einen Wettkampf?“, fragte er nur herausfordernd und sofort nickte Uruha und der Andere zuckte die Schultern.

„Okay, aber heul nicht, wenn du verlierst!“, schmunzelte er nur und stand auf, um ein Paar Becher zum Wassertransport zu besorgen – für jeden einen.

„Möge der Bessere gewinnen!“, lachte Uruha also, als er seinen Becher entgegennahm und Ruki verkniff sich ein ‚also ich!’ und so fingen sie an, jeder seine eigene Sandburg zu bauen.
 

Beide liefen sie einige Male hin und her, um das Wasser zu besorgen, was verhältnismäßig schnell verdunstete, doch es reichte aus.

Uruha blieb dabei, sich an seiner Pyramide zu versuchen, dazu ein paar Säulen, die den Weg zum ‚Eingang’ säumten, ritzte mit einem dünnen Stock feine Muster in sein ‚Bauwerk’, damit es nicht mehr allzu sehr nach einem einfachen geformten Sandhaufen aussah.

Dabei versuchte Ruki sich an einer wirklichen Sandburg, eine mit einem Graben drum herum und mehreren Türmen, die es ihm ebenso schwierig machten, wie Uruha’s Säulen. Dafür machte ihm gerade sein Graben besonders viel Spaß, Dann, wenn er buddeln musste wie die Wühlmäuse – oder eben ein kleines Kind.

Die Sonne sank mehr und mehr und es wurde dunkel, bis sie schließlich das Auto anmachen mussten, um irgendwoher Licht zu bekommen und die Zeit verflog regelrecht, genauso wie der Gedanke an das Essen, bis mit einem Mal der Wind einen recht verkohlten Geruch zu ihnen herüber wehte.

Als erstes kroch der Gestank in die feine Nase des Koches, der schnupperte und dann mit einem Mal die Augen weitete. „Verdammt!“, fluchte er und sprang auf.

Sein letzter Turm stürzte nur einmal mehr ein und riss auch einen Teil der Mauer mit in den wasserlosen Graben, während er selbst sich den Topf ansah und die Nase rümpfte.

„Ich glaube, das war nichts!“, sagte er nur und sah Uruha bedauernd an, als er ihm das Ergebnis präsentierte.

Der Ältere sah auf und betrachtete den schwarzen Klumpen, der am Boden des Topfes klebte und verzog das Gesicht.

„Tut mir leid, aber das werde ich nicht mehr essen.“, sagte er nur und es war nur einmal mehr an Ruki, die Augen zu verdrehen.

„Das verlang auch niemand!“, murmelte er, sah einmal mehr in den Topf, ehe er versuchte, das Brikett aus dem Topf zu schütteln, doch so ganz funktionierte es nicht, egal wie sehr er den Topf rüttelte. Als er wieder hineinsah, erwartete ihn derselbe Anblick, wie noch zuvor und sein Gesicht verzog sich.

Doch mit einem Mal war Uruha da, nahm ihm den Topf ab, ehe er dem Kleinen besänftigend über das Haar strich. Dieser zog nicht einmal den Kopf zurück, sah nur mit beleidigtem Blick auf, doch der Ältere dachte sich nichts dabei.

„Lass gut sein. Den können wir wegwerfen. Dafür lass ich deine Burg auch gewinnen. Aber wenn ich mir das so ansehe, sollten wir langsam ins Bett, damit wir morgen fit sind.“, sagte er nur und hockte sich hin, um den Gasbrenner aus zu machen. Wie viel davon noch übrig war, wusste er nicht, aber es erinnerte ihn daran, dass es vielleicht besser war, den Tank noch einmal aufzufüllen und auch Ruki kam dieser Gedanke.

„Ich bin dafür, erstmal Benzin aufzukippen und dann legen wir uns hin.“, murmelte er und nachdem der Ältere ihm zwar ein Lächeln, aber auch einen undefinierbaren Blick zuwarf, nickte dieser und erhob sich.

„Okay, machen wir das so.“, sagte er nur und sah sich einen Moment um, betrachtete noch einmal ihre Skulpturen, bevor er Ruki mit einem leisen Seufzen folgte – um wieder in den Rallyealltag abzutauchen.

Nach langer Zeit endlich ein neues Kapitel!!! Dafür aber auch ein wenig länger XD

Vielen Dank an alle, die mir treu geblieben sind! Danke für die Unterstützung!

Und noch ein spezieller Dank geht an abgemeldet fürs Betalesen <3
 

und jetzt allen Interessenten viel Spaß beim Lesen ^^
 

Yo
 

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Wirklich schlafen konnte er nicht in dieser Nacht. Zu Vieles ging ihm durch den Kopf.

Wie weit waren sie eigentlich wirklich?

Was würde Uwayaku-san sagen, wenn er sie wieder zu Gesicht bekam?

Würden sie auch weiter so viel Glück haben, wie bisher?

Aber vor Allem drehten sich seine Gedanken um den Anderen.

Würden sie jetzt endlich miteinander klar kommen? Mittlerweile war es doch in Ordnung, wenn Ruki nicht wieder in dieses Verhalten zurückfallen würde, das er anfangs gezeigt hatte. Jedenfalls empfand er es so.

Und war der Kleine eigentlich schon immer so gewesen, oder was war der Grund, dass er sich zu einer solchen Persönlichkeit entwickelt hatte? Konnte ein Mensch überhaupt so mürrisch und voreingenommen geboren werden?

Und hatte Ruki wirklich keine Freunde?

Was war mit seiner Familie?

Fragen über Fragen durchfluteten ihn und er wusste, dass es vielleicht besser war, wenn er sie sich gar nicht erst stellen würde.

Vor allem nicht dann, wenn es darum ging, wie es nach der Rallye weitergehen würde. Aber auch, wenn er nicht genau wusste, wieso, aber er mochte den Kleineren, hatte ihn einfach lieb gewonnen - irgendwie - trotz seiner Art.

Aber würden sie sich überhaupt noch einmal wiedersehen, wenn sie wieder zu Haus waren? Vielleicht beim Training?

Und wo und als was arbeitete Ruki überhaupt, wenn er nicht gerade auf der Strecke unterwegs war? Arbeitete er überhaupt?

Ob der Andere ihm vielleicht seine Handynummer geben würde?

Doch in diesem Moment kniff er die Augen fest aufeinander, schüttelte leise schnaubend den Kopf. Jetzt gingen seine Gedanken doch langsam aber sicher wirklich zu weit!

Es gab einfach Dinge, die ihn eigentlich nichts angingen! Und Rukis Handynummer, allgemein sein Privatleben, gehörten nun wirklich dazu.

Er merkte doch auch so, dass der Andere nicht aus sich heraus ging, dass er nicht gern über sich redete und sich sperrte, wenn sie auch nur irgendwie auf seine Person zu sprechen kamen. Auch wenn er selbst ebenfalls noch nicht viel über sich preisgegeben hatte. Aber immerhin fragte Ruki ja auch nicht, egal, woran es lag - Höflichkeit, Verlegenheit, Desinteresse - und er selbst wollte dem Kleineren immerhin nichts aufdrängen. Aber er würde darauf eingehen, wenn der Dunkelhaarige das Thema in diese Richtung lenken würde. Immerhin hatte er nichts zu verbergen und nichts, was ihm irgendwie peinlich sein musste.

Nur eines gab es, über das er nicht redete, bei dem er unter Umständen sogar gereizt reagierte, so wie es ihm erst am Morgen passiert war.

Doch das lag nur daran, dass er vorsichtig geworden war - und empfindlich - in der 'modernen' Gesellschaft.

Denn egal, wie viele behaupteten, sie wären offen für alles, die meisten waren doch abgeneigt gegenüber denen, die eben nicht nur auf das andere Geschlecht fixiert waren.

Und allein durch diese Tatsache, dass er sich auch von Männern angezogen fühlte, hatte auch er selbst schon ein paar "Freunde" verloren, von denen er gedacht hatte, sie würden ihn tatsächlich einfach so akzeptieren, wie er war. Das war nun einmal ein Teil von ihm und dadurch wurde er doch kein schlechter Mensch, niemand anderes. Und ein Mutant oder abartig war er doch auch nicht, und seinen Geschmack hatte er auch nicht verloren, was hieß, dass er nicht gleich alles besprang!

Dieses Mal seufzte er leise. Einmal mehr wanderten seine Gedanken in die falsche Richtung, dabei hatte er sich doch vorgenommen, sich genau über dieses Thema nicht mehr aufzuregen, er konnte es ja doch nicht ändern. Aber nun sollte er wohl lieber erst einmal schlafen, unabhängig davon, ob er nun fahren musste, oder nicht. Aber es war einfach besser, wenn er nicht mehr weiter nachdenken würde und sich einfach mal entspannen konnte. Am Ende brachte er seine wirren Gedankengänge auch noch in Zusammenhang und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Und schwachsinnig war es auch noch! Ruki und seine sexuelle Neigung hatten nun wirklich gar nichts miteinander zu tun!

Und so richtete er sich weiter auf, um sein Kissen besser in Form klopfen zu können, warf dabei einen Blick nach vorn.

Wenigstens der Kleinere schlief, anscheinend tief und fest, auf dem Rücken, eine Hand auf dem Bauch, die Andere vor dem mondbeschienen Gesicht, in das sich einige wilde Strähnen verirrt hatten. Nur einen Moment betrachtete er ihn, ehe er den Kopf schüttelte und sich von dem Anblick losriss, egal, wie gut Ruki aussah, wie unglaublich ruhig, beinahe niedlich, wenn er schlief.

Also ließ er sich selbst auf den Rücken sinken, sah einen Moment an die dunkle Autodecke, ehe er nochmals den Kopf schüttelte und sich auf die Seite legte.

Schwachsinn!
 

Er erwachte, als der Wecker klingelte. Seiner Meinung nach war es noch viel zu früh, aber dem Timer war das wohl vollkommen egal.

Und so blinzelte er mit einem müden Brummen gegen das helle Sonnenlicht, das ihm schon jetzt ins Gesicht schien und das Auto erwärmte.

Seine Hand hob sich von seinem Bauch, um seine Augen damit abzuschirmen und wie von selbst tastete er mit seiner anderen Hand nach dem Handy, das noch immer vor sich hin dudelte und versuchte, sie so irgendwie wach zu bekommen.

Doch er tötete mit einem einfachen Knopfdruck das nervige Geräusch ab, das er derzeit als Weckton gewählt hatte, damit er einen Grund hatte, es nicht zu ignorieren. Immerhin war er ja wach, wenigstens etwas in der Art.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sie noch etwa eine Stunde hatten, bis sie wieder los mussten, und ein Seufzen arbeitete sich aus seiner Kehle, als er sich weiter aufsetzte und einen Blick über die Lehne warf.

Uruha schlief noch immer, den Kopf fest in das Kissen gedrückt und einige wirre Strähnen vor dem Gesicht, während das Haar am Hinterkopf leicht abstand.

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Irgendwie erinnerte er ihn an ein zu groß geratenes Baby und einen Moment fragte er sich, ob der Ältere das Klingeln überhaupt gehört hatte.

Aber jetzt wollte er sich erst einmal keine weiteren Gedanken darum machen und öffnete die Fahrertür hinter sich, um sich mit einer kompliziert verrenkten Drehung aus dem Mitsubishi zu katapultieren. Jedenfalls hatte er genug Schwung, um die ersten Schritte über den Sand zu stolpern, der das Sonnenlicht grell reflektierte.

Doch das war nicht der einzige Grund, wegen dem er die Augen zusammen kniff und die Hand wieder schützend davor hob.

Es war windig und der leichte Sand wirbelte an ihm vorbei, bis er sich an dem Geröll und dem Wagen verfing.

Wieder brummte er leise, als er sich umsah, auch die Reste ihrer Sandburgen entdeckte, die mittlerweile eher Ruinen glichen.

Und so schüttelte er den Kopf, wandte sich noch einmal um, um das Wichtigste aus dem Auto zu fischen, ohne den Größeren dabei zu wecken, ehe er die Tür hinter sich zuschlug und sich auf den Weg zu dem Bach machte, in der Hoffnung, dass der umher wehende Sand nicht dafür gesorgt hatte, dass das vorher klare Wasser nicht mehr zu gebrauchen war.

Aber er hatte Glück und so konnte er das kühle, ruhig vor sich hin plätschernde Nass nutzen, um sich fertig zu machen, nachdem er seine Notdurft verrichtet hatte. Bald war er fertig und konnte sich auch wieder auf den Rückweg machen, während er mit dem Handtuch noch über sein Gesicht rieb, um es zu trocknen.

Allerdings hatte er nicht bedacht, dass er so ihre Sandruinen, die auf seinem direkten Weg standen, nicht sehen konnte.

Und noch ehe ihm dieser Umstand wieder ins Gedächtnis kam, verfing er sich in den Resten seiner eigenen Mauern, strauchelte und versuchte doch, sich überrascht und fluchend wieder zu fangen.

Jedoch mit wenig Erfolg.

In dem weichen Sand fand er keinen Halt, rutschte mit verdrehtem Fuß ab und schlitterte geradewegs in den Burggraben, den er noch am Vorabend ausgehoben hatte. Nur einen Moment später keuchte er schmerzlich auf, als sein Fuß, noch immer leicht verdreht, auf festerem Boden aufkam und so vollends umknickte, aber den Sturz federte. Doch sofort kippte er wieder, in dem Versuch, den schmerzenden Knöchel zu entlasten, wollte sich mit einer Hand abfangen und fiel so mit seinem gesamten Gewicht darauf.

Schmerzlich verzog er das Gesicht, sein Herz raste und je mehr der Schock nachließ, während er sich nicht weiter bewegte, desto mehr wurde er sich bewusst, dass sowohl mit seinem Knöchel, als auch mit seinem Handgelenk etwas nicht stimmte.

Nur langsam öffnete er die Augen, sah sich tief durchatmend um. Alles war still, nur der Wind fegte noch immer über die Landschaft, wo das Handtuch gelandet war, wusste er nicht. Er musste es wohl losgelassen haben, aber alles war so schnell passiert. Und einen Blick auf seine Gelenke wagte er nun nicht.

Und so versuchte er lieber, sich mit dem Gedanken abzulenken, dass er Uruha wecken musste. Also rappelte er sich auf, kam aber nicht weit und ein schmerzliches Keuchen verließ seine Kehle, als er sofort wieder das Gewicht von seinem Fuß nahm.

Sowas konnte wirklich nur ihm passieren! Wie sollte er denn so weiterfahren?

Und doch biss er die Zähne zusammen, kroch aus dem eigentlich doch recht niedrigen Graben, während er die Hand dabei so wenig wie möglich belastete. Denn offensichtlich hatte die wohl auch genug abbekommen! Wenn, dann aber richtig!

Die wenigen Meter bis zu dem Auto konnte er nur humpeln, verzog bei jedem Schritt das Gesicht und war insgeheim froh darüber, dass es "nur" seinen linken Fuß und seine linke Hand getroffen hatte. Wenn er es richtig anstellte, konnte er so vielleicht doch noch fahren?!

Trotzdem seufzte er erleichtert auf, als er sich an seinem Wagen abstützen konnte, auch wenn der schwarze Lack unter seinen Fingern mittlerweile wirklich heiß war.

Und nach einer, für ihn, endlosen Zeit, hatte er auch endlich sein Ziel erreicht, riss mit so viel Schwung die Heckklappe auf, dass es ihn beinahe von den Füßen gerissen hätte, doch er konnte sich halten, zischte nur einen Moment leise auf, ehe er sich wieder im Griff hatte.

"Uruha! Du solltest langsam mal aufstehen, wir müssen bald los!", rief er, doch mit einem Knurren kuschelte sich Angesprochener nur weiter in seine Schlafgelegenheit und brachte den ignorierten Ruki dazu, die Augen zu verdrehen. Jetzt musste dieser Kerl auch noch seine ohnehin angespannten Nerven weiter strapazieren!!

"Uruha!", knurrte er also bedrohlich und seine Augen verengten sich. "Entweder du bewegst jetzt deinen Arsch, oder ich werf dich raus und lass dich hier verrecken!", zischte er und stemmte die rechte Hand in die Hüfte, während er die Linke zwar auch hob, aber doch behutsamer damit umging. Wieder wand Uruha sich und endlich hob er auch den Kopf, wandte den müden Blick an Ruki, ehe er sich mit einem leisen Seufzen aufsetzte und sich das Haar aus dem Gesicht wischte.

"Is ja schon gut.", nuschelte er schlaftrunken, schälte sich aus dem Schlafsack und nahm sich seine Sachen, während er offensichtlich noch immer Probleme hatte, überhaupt die Augen offen zu halten. Und doch fand er den Weg aus dem Auto, an dessen Rahmen sich noch immer Ruki festhielt, seinen Teampartner mit finsterem Blick beobachtete und sein Gewicht bewusst auf den rechten Fuß verlagerte.

Nur langsam hob der Blonde den Blick wieder, als seine nackten Füße den gewärmten Sand berührten, der zum Glück noch im Schatten des Mitsubishis lag und daher noch keine unmenschlichen Temperaturen angenommen hatte, und sah zu Ruki, hob die Augenbrauen.

"Was ist denn? Du schaust so verkniffen?", murmelte er, wenn auch scherzhaft und mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. Doch der Kleinere schüttelte nur den Kopf.

"Nichts! Mach dich fertig, ich mach Kaffee!", murrte er, wandte seinerseits den Blick ab und beugte sich weiter in den Wagen, um sich die nötigen Utensilien heraus zu nehmen.

Das Letzte, was er wollte, war, von Uruha bemitleidet zu werden. Daher biss er die Zähne zusammen, als er feststellte, dass er wohl mit der linken Hand auch noch nur schwerlich richtig zugreifen konnte, doch er zog sie nicht zurück, riss sich zusammen, auch wenn ihm klar war, dass sie unter dem wachsamen Blick des Älteren leicht zitterte.

Aber er war doch ein Mann! Er würde das schon durchstehen und so warf er einen möglichst giftigen Blick zu dem Anderen.

"Wenn du dich nicht mal beeilst, dann stehen wir morgen noch hier!“, murrte er und sofort hob der Ältere abwehrend die Hände.

"Ist ja schon gut!", sagte er nur, schüttelte den Kopf und warf sich seine Sachen über die Schulter, nachdem er sich abgewandt hatte, um sich selbst auf den Weg zu dem Wasser zu machen.

Nur einen Moment sah Ruki ihm nach, ehe er sich nochmals umdrehte und auch Verbandszeug aus dem Kofferraum holte. So würde er die angeschlagenen Gelenke wenigstens stützen können und Uruha würde vielleicht nie etwas davon bemerken.

Jedenfalls hoffte er das.

Und mit diesem Gedanken schlug er mit der unbeschädigten Hand den Kofferraum zu, damit der Wind nicht noch mehr unnötigen Ballast in Form von Sand hinein wehen konnte.
 

Als sie so weit fertig waren, war der Wind wenigstens etwas abgeflaut und der Kleinere konnte das nur begrüßen. So hatte er weniger Probleme, den Wagen ruhig zu halten.

Dennoch war ihm klar, dass sie diesen Abend wohl wieder eines der Lager anfahren müssten. Und das nicht nur, um zu tanken!

Und während Uruha noch draußen stand, rücklings gegen die Motorhaube gelehnt und in unangebrachter Ruhe - sie hatten nicht einmal mehr 5 Minuten, bis sie losfahren konnten. noch eine rauchte, weil er, laut eigener Aussage, an diesem Tag sonst wohl gar nicht mehr wach werden würde, testete Ruki hinter dem Steuer vorsichtig die Einsatzfähigkeit seines Fußes, nickte sich dann aber mehr oder minder selbst zufrieden zu.

Auch wenn es schmerzte, er konnte ihn noch ausreichend bewegen und ohnehin hielt er ihn ja die meiste Zeit ruhig.

Dann warf er jedoch wieder einen Blick hinaus zu dem Älteren, ehe er weiter zur Uhr wanderte. Uruha sollte endlich fertig werden!

Und um dem das deutlich zu machen, drehte er schon einmal den Zündschlüssel im Schloss und schaltete das GPS an. Erst dann sah er wieder auf, doch der Andere schien sich gar nicht für sein Tun zu interessieren und das ließ seine ohnehin schlechte Laune nur noch weiter sinken. Er knurrte leise und ließ das Fenster hinunter.

"Komm endlich!", rief er, doch als der Blonde über die Schulter zu ihm sah, lag auf seinen Lippen nur ein undeutbares Lächeln, das dazu führte, dass der Blick des Jüngeren sich verfinsterte.

"Ich bin gleich fertig, nur noch ne Minute, okay?!", brachte Uruha nun doch noch hervor, wenn auch eher desinteressiert. Und das stimmte den Kleineren alles Andere als milde. Denn den interessierte es ebenso wenig, dass der Ältere müde war, weil er die halbe Nacht wach gelegen hatte. Er hatte ja auch keine Ahnung, dass er selbst alles andere als unschuldig daran war. Aber wie hätte er auch darauf kommen sollen?

Und jetzt stand der Kerl mit seiner Sonnenbrille da draußen, die Zigarette in der Hand, während der leicht sandgetränkte Wind dafür sorgte, dass die hellen Strähnen das Gesicht des Älteren umspielten.

Doch wenn er selbst nur wieder auf die Uhr sah, wurde ihm unmissverständlich klar, dass sie die eingeforderte Minute doch eigentlich gar nicht mehr hatten!

Und so knurrte er nur wieder. Eine Angewohnheit, die er wohl von seinem Hund übernommen hatte, dachte sich Uruha, als Ruki auch schon weiter sprach.

"Nichts da Minute! Schwing endlich deinen Hintern hier rein!", rief er ungeduldig, trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad, ehe er seine Forderung auch noch damit unterstrich, dass er einen Moment einfach die Kupplung kommen ließ, was dazu führte, dass der Wagen mit Uruha - mehr auf als an der Motorhaube - einen Satz nach vorn machte. Gerade genug, dass der Blonde schlimmstenfalls herunter fallen konnte, aber nicht unter dem Auto begraben wurde.

Und mit Genugtuung registrierte Ruki den Schrecken des Anderen, der ihn gut von dem Stechen ablenkte, das bei der Bewegung seinen Knöchel durchzog.

Also schloss er das Fenster wieder, ein breites Grinsen auf den Lippen, während Uruhas überraschter Gesichtsausdruck einem gehetzten wich und er die Zigarette dem Sand und Wind überließ und sich fluchend zu dem Dunkelhaarigen in den Wagen gesellte.

Und kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen, fuhr der Kleinere an, wenn auch etwas vorsichtiger, und machte sich auf den Weg dem Horizont entgegen.
 

Die Fahrt verlief in Schweigen.

Uruha war müde und immer wieder fielen ihm die Augen zu.

Und Ruki war ohnehin nicht der Gesprächigste und zudem schien er wegen irgendetwas schlechte Laune zu haben. Immer wieder verzog er das Gesicht und ein dünner Schweißfilm ließ seine Haut glänzen, obwohl die Klimaanlage lief und in dem Mitsubishi eine angenehme Temperatur herrschte.

Die Finger seiner linken Hand verkrampften sich immer wieder um das Lenkrad und genau das war es, was Uruha Sorgen bereitete und ihn am Einschlafen hinderte, ihn immer wieder hinübersehen ließ, während Rukis Blick starr nach vorn gerichtet war.

Der Kleine würde doch nicht etwa krank werden?

Ihm fiel allerdings auch auf, dass Ruki meist nicht ausstieg, obwohl sie oft anhielten an diesem Tag. Stattdessen lehnte er sich immer wieder in seinem Sitz zurück, atmete tief durch und schloss die Augen.

Man hätte denken können, dass vielleicht auch der Dunkelhaarige einfach nur müde war, aber dazu schien er während der Fahrt einfach zu wach. Und außerdem ließ sein Verhalten darauf schließen, dass mit der Hand des Anderen etwas nicht stimmte.

Und so seufzte er schließlich leise, als sie nur einmal mehr anhielten, griff hinter sich nach einer Flasche und versuchte, sie zu öffnen, während er darauf bedacht war, dass sich der Deckel doch nicht bewegte. Freiwillig würde Ruki ja ohnehin nichts zugeben. Also entließ er ein leises Ächzen aus seiner Kehle, als er sich an Ruki wandte und ihm die scheinbar hartnäckige Flasche entgegen hielt.

"Bekommst du die auf?", fragte er und ließ einen genervten Unterton in seiner Stimme mitschwingen. Der Angesprochene hob den Kopf und öffnete die Augen, als er zu ihm herüber sah.

"Hu?", gab er leise von sich, ehe sein Blick die Flasche fixierte und er das verflixte Ding entgegen nahm.

Doch als auch er versuchte, sie zu öffnen, seine Finger sich fest um das Plastik schlossen, war es Ruki und nicht die Flasche, die leise aufzischte und genau das reichte Uruha, um unvermittelt nach dem Unterarm des Jüngeren zu greifen, die Hand zu sich zu ziehen, den Ärmel hinauf zu schieben und dann den Verschluss des fingerlosen Lederhandschuhes öffnete, den Ruki immer während der Fahrt trug.

Genau dieser war zu perplex, um zu reagieren und als er endlich die Hand zurück ziehen wollte, war es schon zu spät.

Uruha hatte den Verband schon entdeckt und die sonst so glatte Stirn legte sich in Falten.

Der Kleinere wusste nicht wieso, aber unter diesem Blick stieg Panik in ihm auf und er war froh, dass der Ältere nichts von seinem Knöchel - der ihm aktuell mehr Probleme machte- wusste, wahrscheinlich nicht einmal im Entferntesten etwas ahnte. Immerhin hatte er ja keinen Grund dazu.

"Das ist also nichts?!", ergriff der Blonde endlich das Wort und Angesprochener schluckte trocken, versuchte einmal mehr, die Hand zurück zu ziehen, doch der Andere hielt ihn fest, hob nur seine andere Hand und ließ seine Fingerspitzen über den hellen Mull tanzen, was Ruki doch leicht zusammen zucken ließ.

Nicht, weil es weh tat, dazu war die Berührung viel zu zart, eher, weil es vollkommen ungewohnt war und es sich anfühlte, als könnte er die Körperwärme des Älteren selbst durch den Verband spüren, was natürlich vollkommen unsinnig war.

"Lass das! Das ist wirklich nichts weiter...", fing er an, doch noch immer ließ Uruha nicht locker, hob nur den Blick und sah ihm in die Augen, was ihn augenblicklich verstummen ließ. Denn in dem Augenblick, in dem sich ihre Blicke trafen, wurde er von einem Gefühl geflutet, das ihm so bekannt vorkam, er aber doch nicht einordnen konnte.

Was war nur mit ihm los?

"Wenn das nichts ist, warum versteckst du es dann vor mir?", kam die Gegenfrage und durchschnitt so die Gedankengänge des Jüngeren und augenblicklich war dessen Kopf wie leer gefegt, ehe ihm die Antwort einfiel.

"Ich verstecke das nicht. Ich halte so eine Lappalie einfach für unwichtig.", widersprach er, doch ein wissendes Grinsen legte sich auf Uruhas Lippen, das ihn leicht erröten ließ.

"Doch, du versteckst es. Und du traust dich nicht einmal, es zuzugeben. Meinst du, ich merke nicht, dass das sogar dein Fahren beeinträchtigt?", fragte er und der Kleinere biss sich auf die Unterlippe, als er den Blick senkte.

"Das liegt nicht an der Hand.", rechtfertigte er sich und auch ohne hinsehen zu müssen, wusste er, dass Uruha den Kopf schüttelte. Und als der endlich seine Hand losließ, zögerte er jetzt sogar, sie zurück zu ziehen.

"Und woran soll es dann liegen, dass du alle halbe Stunde eine Pause einlegst?", fragte der Ältere nur noch resignierend und lehnte sich zurück. Selbst Ruki konnte hören, dass er ihm nicht glaubte und es nur für eine Ausrede hielt. Er selbst hätte sich das wohl auch nicht abgenommen.

Und die Antwort purzelte förmlich aus seinem Mund, schneller, als er darüber nachdenken konnte.

"Am Fuß.", nuschelte er und konnte hören, wie sein Beifahrer geräuschvoll die Luft ausstieß. Dann war es einen Moment ruhig, ehe die Beifahrertür klappte.

Irritiert sah der Dunkelhaarige auf.

"Was...?", fing er an, schüttelte dann aber ungläubig den Kopf.

Warum verdammt war Uruha jetzt ausgestiegen? Vielleicht musste er ja mal...

Doch eine wirkliche Antwort bekam er, als sich im nächsten Augenblick die Fahrertür hinter ihm öffnete und Uruha ihn auf die andere Seite drängte.

"Weg da, wir fahren jetzt ins nächste Lager!", fing er an, ließ sich selbst hinter dem Steuer nieder und schloss die Tür, ehe er wieder den Jüngeren fixierte.

"Und dann lässt du dir das ansehen. Von jemandem, der Ahnung davon hat. Und vermutlich war es das dann für heute.", legte er fest.

Auch, wenn er müde war, bis ins nächste Lager würde er es auch noch schaffen.

"Aber die Rallye!", protestierte der Kleinere, doch Uruha drehte den Zündschlüssel und bedachte ihn mit einem Blick, der keinen Widerstand duldete.

Sie wussten beide, was unausgesprochen geblieben war.

Unter Umständen wäre es für sie dann auch für die gesamte Saison mit der Fahrt vorbei. Und wie sie Uwayaku-san kannten, würde er Ruki nach einem Ausscheiden keine zweite Chance lassen.
 

Während Ruki bei den Sanitätern war, wartete Uruha draußen. Den Wagen hatte er den Technikern überlassen, in dem Wissen, dass sie alles auf Funktionsfähigkeit prüfen würden, ihren Tank und ihre Vorräte noch einmal auffüllten, auch wenn ungewiss war, wie weit man sie noch würde fahren lassen.

Allein in dieser Zeit rauchte er Eine nach der Anderen. Eine Gewohnheit, die er meist an der Rallyestrecke ablegte, doch nun hatte sich eine unbestimmte Angst in ihm ausgebreitet.

Ruki war stur, das wusste er, aber was war, wenn es sich um etwas Ernsthaftes handelte?

Würde er die Männer davon überzeugen können, dass sie dennoch weiterfahren konnten?

Würde es bleibende Schäden mit sich ziehen?

Er hatte ihren Teamchef noch nicht informiert, aber er wusste, der würde alles andere als begeistert sein und so etwas sprach sich ohnehin viel zu schnell herum. Doch allein bei dem Gedanken daran, wie viele Autos er in der Zeit, seit sie hier waren, hatte vorbeiziehen sehen, wurde ihm schlecht.

Mittlerweile sank die Sonne schon wieder, doch die Luft war noch immer heiß und auch der wieder aufkommende Wind brachte keine Abkühlung.

Aber wenigstens hörte er nur wenig später endlich dieses mittlerweile so vertraute Brummen hinter sich, als er sich jedoch umdrehte, rutschte ihm das Herz nur noch weiter in die Hose. Ruki sah wirklich nicht zuversichtlich aus, noch weniger, als er es sonst tat.

"Was sagen sie?", fragte er, doch seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren leise und kraftlos. Ruki aber schnaubte nur missmutig.

"Warum musstest du mich hierher schleppen?!", murrte er und Uruhas Augenbrauen hoben sich.

"Das haben sie also gesagt?", fragte er trocken und veranlasste den Kleineren so dazu, die Augen zu verdrehen.

"Nein man! Idiot!", knurrte er seine Antwort nur und schüttelte den Kopf. Und doch glaubte der Ältere, den Ansatz eines Lächelns, das Zucken der Mundwinkel erkannt zu haben und das beruhigte ihn, wenn auch nur minimal. Für ihn selbst allerdings war es nun einmal logisch, weswegen sie hergekommen waren. Er konnte den Kleinen wohl unmöglich so weiterfahren lassen. Und genauso war ihm klar, dass Ruki seine Frage so nicht beantwortet hatte.

"Also, was ist denn nun?", hakte er deshalb noch einmal nach und dieses Mal seufzte der Dunkelhaarige leise.

"Knöchel ist verstaucht und die Bänder gezerrt und das Handgelenk ist auch verstaucht.", antwortete er nun doch und der Blonde bemerkte deutlich, dass er ihn dabei nicht einmal ansehen konnte, sondern den Blick senkte.

"Und weiter?", fragte Uruha daher noch einmal weiter, als der Kleinere es offenbar nicht für nötig hielt, ihn aufzuklären, wie es nun weitergehen würde. Dabei hasste der Ältere es, anderen die Details einzeln aus der Nase ziehen zu müssen. Oder waren die Folgen etwa so gravierend, dass der Dunkelhaarige es nicht wagte, ihm davon zu erzählen? Dabei würde er es doch ohnehin erfahren!

Doch erst einmal hoben sich Rukis Schultern, als er tief durchatmete und unwillkürlich hielt der Blonde die Luft an.

Als Ruki wieder aufsah, wirkte er wirklich genervt.

"Das sind Ärzte, wenn es nach ihnen ginge, wäre es jetzt hier vorbei. Hat ne Weile gedauert, bis ich sie überzeugt hatte, dass ich immer noch fahren kann. Und als ich ihnen klar gemacht habe, dass notfalls eben du fährst, haben sie endlich ihr 'Okay' gegeben!", erklärte er und erst jetzt wagte der Ältere aufzuatmen und konnte nicht anders, als Ruki schwungvoll und impulsiv an sich zu drücken.

Dieser gab nur ein überraschtes Geräusch von sich und seine Muskeln verspannten sich. Es dauerte etwas, doch dann lockerte der kleine Körper sich wieder und mit der unverletzten Hand tätschelte er die Schulter des Größeren.

"Ich weiß, ich bin ein Genie!", gab er nur trocken von sich, als Uruha auch schon wieder von ihm abließ und ihn entschuldigend ansah.

"Also dann sollten wir keine Zeit verlieren und zusehen, dass wir die verlorenen Meter wieder gut machen!", versuchte er von seiner Tat abzulenken und es schien zu funktionieren, denn Ruki grinste schon wieder, wenn auch nur leicht, ging aber darauf ein und folgte dem Älteren der sich auf den Weg zum vorübergehenden Stellplatz ihres Wagens machte.

Dann fiel dem Blonden wohl doch noch etwas ein und über die Schulter sah er zurück.

"Wie hast du Genie das eigentlich geschafft?", fragte er und augenblicklich war es offensichtlich, dass es dem Kleineren doch unangenehm war.

"Mein Burggraben...", antwortete er leise und Uruha blieb stehen, um ihn besser verstehen zu können. Und doch wurde er aus den Worten nicht ganz schlau. Was hatte Rukis Burggraben denn damit zu tun?

"Hn?", gab er deshalb nur von sich und Ruki hob nur langsam den Blick, stoppte die eigenen, humpelnden Schritte.

"Der Burggraben von der Sandburg. Der Burg hat er nicht viel geholfen, dem Eindringling aber trotzdem einigen Schaden beschert.", erklärte er und langsam schlich sich Erkenntnis auf Uruhas Züge, ebenso wie ein immer breiter werdendes Grinsen.

"Du bist in den Graben von deiner eigenen Sandburg gefallen?!", fragte er, sichtlich amüsiert und Rukis Gesicht verfinsterte sich.

"Ja man! Und ein Ton zu irgendjemandem und ich muss dich leider umbringen!", knurrte er und noch ehe der Ältere antworten konnte, humpelte er an diesem vorbei in die Richtung, in der er seinen schwarzen Wagen entdeckt hatte.

Schmunzelnd sah Uruha ihm nach, schüttelte schließlich für sich den Kopf.

"Idiot!", murmelte er, aber dann folgte er dem Dunkelhaarigen. Sie würden ja sehen, wie weit sie heute noch kamen und ob sie noch jemanden einholen konnten.
 

Sie kamen gut voran und doch zogen sich die Minuten wie Kaugummi.

Er war noch immer müde und die Landschaft veränderte sich kaum, auch wenn er das Gefühl hatte, der Boden würde endlich wieder fester werden und der Sand nicht mehr so stark von dem Wind aufgewirbelt, der stetig seitlich gegen das Auto drückte.

Am Horizont glaubte er schon wieder vereinzelte Büsche zu erkennen und doch spiegelte die Luft sich noch unablässig und weit und breit war kein anderes Fahrzeug in Sicht.

Dennoch nutzte er die bessere Bodenhaftung und gab noch einmal Gas für die letzte halbe Stunde, die sie noch fahren durften, auch wenn ihm das schon jetzt vorkam, wie eine kleine Ewigkeit.

Ein Gähnen kämpfte sich über seine Lippen und er hob eine Hand, um sie sich vor den Mund zu halten und sich einen Moment später kurz über die Augen zu reiben.

"Du kannst ruhig noch einmal anhalten.", hörte er Rukis Stimme neben sich und warf einen kurzen Blick zu dem jüngeren Mann, der ihn aufmerksam musterte, nun, wo er das Handy beiseitegelegt hatte. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er mit Uwayaku-san telefoniert und wie zu erwarten gewesen war, hatte dieser sich mächtig aufgeregt, sodass Uruha jedes Wort hatte verstehen können, obwohl der Jüngere den Lautsprecher nicht eingeschaltet hatte. Bis zum Schluss hatte der Kleinere ihn nicht beruhigen können, schon gar nicht, nachdem der Teamchef sie auf seine eigene, 'freundliche' Art und Weise darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie augenscheinlich mittlerweile 5 Plätze abgefallen waren und damit auf Platz 7. Und sie hatten wahrlich nicht mehr viel Zeit, um diesen Vorsprung wieder wett zu machen. Doch schließlich hatte Ruki den wild gewordenen Mann abwimmeln können, indem er ihm ein Funkloch vorgespielt und schließlich aufgelegt hatte, auch wenn sie beide wussten, dass es damit sicher nicht getan war.

Und so seufzte Uruha leise, schüttelte den Kopf.

"Es geht schon. Und wir können jeden Meter brauchen, den wir heute vorwärts kommen, auch wenn ich gedacht hätte, dass wir mittlerweile noch weiter hinten liegen.", erwiderte er nur. Auch ohne jegliche Bemerkung ihres Vorgesetzten wäre ihm klar gewesen, dass sie heute in den 10 Stunden täglicher Fahrzeit nicht weit gekommen waren.

Und doch hörte er mit einem Mal ein leises Seufzen neben sich, sah aus dem Augenwinkel, wie auch Ruki den Kopf schüttelte.

"Wehe, du setzt das Auto gegen nen Baum!", murrte er, auch wenn es schon um einiges weniger aggressiv klang, als am Anfang und veranlasste Uruha, die Augenbrauen zu heben. Welchen Baum sollte er hier denn mitnehmen?

"Wie...?", setzte er also an, doch Ruki unterbrach ihn mit einem bösen Blick, wie er feststellte, als er selbst zu seinem Beifahrer sah.

"Rein metaphorisch!", setzte der Dunkelhaarige dazu und doch verdrehte der Ältere nur die Augen und wandte den Blick wieder nach vorn auf die Strecke.

Ruki hingegen seufzte nur einmal mehr, begann dann aber in den Taschen seiner Lederjacke zu wühlen, auch wenn er sich dafür etwas verrenken musste, weil er sie hinter die Sitze befördert hatte, als sie losgefahren waren.

Doch es dauerte nicht lang bis er anscheinend gefunden hatte, was er suchte und sich mit einem leisen Ächzen wieder auf seinen Sitz sinken ließ.

Nur einen Moment später hörte er ein Knacken, darauf ein Zischen, das ihn zusammenzucken ließ und ihn dazu veranlasste, den Blick wieder Ruki zuzuwenden.

Augenblicklich weiteten sich seine Augen, als er die dunkelviolette, gesternte Dose in der Hand des Jüngeren entdeckte.

"Du hast jetzt da nicht wirklich einen Energy-Drink für mich, oder?", fragte er ungläubig nach und es fiel ihm schwer, den Blick wieder nach vorn auf die Strecke zu richten. Doch auch so konnte er das leise Lachen von der Seite hören und es jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Man hörte Ruki so unglaublich selten lachen.

"Ursprünglich war das für mich gedacht, damit ich dir besser in den Arsch treten kann, aber ich glaube, du brauchst das gerade dringender als ich.", erwiderte der Kleine und reichte die Dose an den Fahrer weiter.

"Das sollte dich die letzten Minuten auch noch wach halten.", fuhr er fort, als Uruha erst nicht nach der Dose greifen wollte. Das konnte er wohl kaum annehmen. Doch augenscheinlich beharrte Ruki darauf und bevor dem noch der Arm abfaulen konnte, erbarmte sich Uruha.

"Danke...", nuschelte er nur, schüttelte noch einmal für sich selbst den Kopf und nahm einen Schluck von dem süßen Gebräu, das ihn das Gesicht verziehen ließ.

"Also ich bin dafür, dass wir uns das teilen. Dann haben wir beide etwas davon.", brachte er heraus, wandte dem Anderen dieses Mal aber nicht den Blick zu. Und doch wusste er, dass dieser breit grinste.

"Abgemacht!", war die Antwort und schon hatte der Beifahrer ihm die Dose schon wieder aus der Hand geklaut.
 

Und so verstrich auch der Rest der Fahrt. Wenigstens kam es ihm nicht so lang vor, wie er es befürchtet hatte und er war noch lang genug wach, um noch etwas ordentliches zu Essen. Ruki hatte über ihrem kleinen Gasbrenner einmal mehr etwas gezaubert, was man sogar genießen konnte, wie auch immer er das jedes Mal wieder schaffte.

Doch auch, wenn sie die weitere Zeit größtenteils schwiegen, es war eine angenehme Ruhe, die sie beide auch ein wenig entspannen ließ. Und ein flackernder Lichtschimmer, nicht allzu weit von ihnen, ließ sie Hoffnung schöpfen für die nächsten beiden finalen Tage, auch wenn es für sie beide in gewisser Weise einen herben Beigeschmack barg.

In spätestens 3 Tagen hieß es Abschied zu nehmen.

An diesem Morgen waren sie etwas früher wach gewesen und deshalb konnten sie sich ein wenig mehr Zeit lassen, als an den anderen Tagen. Ruki saß bei geöffnetem Kofferraum auf der Ladefläche des Mitsubishi, ließ die Beine baumeln, während er den Älteren dabei beobachtete, wie er genüsslich seinen Kaffee trank und dabei die Umgebung etwas in Augenschein nahm.

Wie er ihn so betrachtete, versank er in Gedanken. Ob er jetzt wohl öfter mit Uruha fahren würde? Oder würde Uwayaku-san es doch noch einmal mit Kaoru versuchen?

Allerdings hatte sicherlich auch Uruha einen festen Partner, den er nur wegen dieser einen Tour sicher nicht hängen ließ. Ein eingefahrenes Team, das auch ihr Chef nicht einfach auseinanderreißen würde, nur, weil sie sich mittlerweile offensichtlich doch ganz gut ergänzten.

Aber wer außer ihnen würde das schon sehen und nicht nur auf das Ergebnis schauen?

Und das war reichlich ernüchternd. Noch immer hatten sie keine Ahnung, wie weit hinter dem nächsten Wagen sie waren, welche Strecke sie aufzuholen hatten und allein bei dem Gedanken machte sich ein mulmiges Gefühl in ihm breit. Es war schon ein Wunder, dass sich der Vorsitzende nicht noch einmal bei ihnen gemeldet hatte, nachdem er ihn am Vortag so abgewimmelt hatte. Das GPS lief immerhin und damit sollte wohl auch ihre Position bekannt sein.

Aber bis sich jemand bei ihnen meldete, um ihnen nochmals Feuer unter dem Hintern zu machen - und das würde garantiert passieren - wollte er sich lieber nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, wie der Chef sie dieses Mal zusammenfalten würde.

Und so beobachtete er lieber weiter den Älteren, versuchte, sich so ein wenig abzulenken. Es würde doch sowieso nichts bringen, sich schon vorher verrückt zu machen. Schlimmer ging es immer und besonders Uwayaku-san hatte dafür ein besonderes Talent.

Doch auch so wusste er nicht genau, was sie in der Zwischenzeit noch tun konnten.

Zusammengeräumt hatten sie bereits, fertig waren sie auch und selbst die Verbände hatten sie schon gewechselt. Als er aber so der Stille lauschte, fiel ihm eines wieder ein.

"Wie lang spielst du eigentlich schon?", fragte er also, für den Anderen vollkommen aus der Luft gegriffen und überrascht wandte Uruha sich wieder zu ihm um.

"Spielen?", fragte er irritiert. Damit aber brachte er Ruki nur zum Schmunzeln, als dieser auch selbst erkannte, dass der Blonde so, ohne Aufklärung, wohl kaum wissen konnte, wovon er eigentlich sprach und ihn durchaus sogar reichlich falsch verstehen könnte.

"Gitarre meine ich.", erklärte er also knapp und nun lächelte auch der Ältere leicht.

"Ach, sag das doch gleich! Seit ein paar Jahren schon, wieso?", gab er ruhig zurück, doch Ruki neigte nur den Kopf ein wenig, zuckte dann die Schultern.

"Nur so. Und wann hast du angefangen zu schreiben?", fragte er also weiter, um sich die Zeit zu vertreiben und gleichzeitig auch noch ein paar Kleinigkeiten über den Blonden zu erfahren. Doch dieses Mal hob Uruha die Augenbrauen.

"Wie kommst du darauf, dass ich schreibe?", fragte er in einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrung. Niemand wusste davon, nicht einmal seine Familie! Aber der Kleinere zuckte nur einmal mehr die Schultern.

"Die Noten, an denen du geschrieben hast? Oder ist das nichts eigenes?", stellte er die wohl berechtigte Gegenfrage und nun wurde der Blonde doch ein wenig rot und wenn ihn seine Beobachtungsgabe nicht einmal mehr im Stich ließ, wirkte er sogar irgendwie nervös, als er den Kaffeebecher in seinen Händen drehte.

"Doch...Doch, das ist etwas eigenes. Ist das erste Mal, dass ich sowas mache. Dabei kam mir die Idee schon vor langem, aber angefangen, etwas aufzuschreiben, habe ich erst vor ein paar Monaten.", erklärte er und lächelte verlegen, wie ein kleiner Schuljunge, doch Ruki ließ sich nicht beirren, klopfte auf die freie Fläche neben sich.

"Spiel es mir vor.", bat der Kleinere und einen Moment haderte der Ältere, ehe er dem doch zögernd nachkam und sich zu Ruki begab, um den Becher abzustellen und den Gitarrenkoffer zu sich heran zu ziehen und sein geliebtes Baby auszupacken, sich dann aber zu Ruki zu setzen. Gedankenverloren glitten seine Finger über die Saiten, den Korpus, ehe er doch etwas zweifelnd zu ihm sah, bemerkte, dass Ruki wohl genau die Bewegungen seiner Finger verfolgt hatte. Doch ein wenig schmunzelnd suchte er den Blick, doch gerade, als er ihn gefunden hatte, wandte er den eigenen ab.

Wenn er dem Anderen etwas vorspielen wollte, dann sollte er sich auch vollends darauf konzentrieren. Und das tat er, seine Finger schlugen die Saiten an, nicht zu grob, und doch stark genug, um ihnen kräftige Töne zu entlocken. Und auch, wenn er anfangs trotz allem doch noch recht vorsichtig gewesen war, wusste er doch nicht, ob es Ruki überhaupt gefiel, wurde er doch mutiger, ging in der Melodie auf, schloss die Augen und vergaß das hier und jetzt, alles, was um ihn herum war.

Und langsam, erst kaum merklich, schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Kleineren. Irgendwie war es entspannend, sodass auch Ruki schließlich die Augen zufielen, er sich zurücklehnte und selbst für einen Moment in seiner Welt versank, in der sie keine Probleme hatten. Dort musste er sich keine Gedanken machen. Gedanken über seinen Fuß, den Rückfall, Uwayaku-san, die Rallye und alles, was danach kommen würde.

Doch so schnell, wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. So plötzlich, dass er selbst leicht zusammenzuckte und als er die Augen wieder öffnete, traf er Uruhas fragenden, sogar etwas unsicheren Blick. Das Lächeln aber war nur für einen Moment von der Realität von seinem Gesicht gewischt worden, ehe es sich wieder in seinem Gesicht breit machte.

"Nicht schlecht. Vor allem für das erste Mal. Hat es denn schon einen Titel?", fragte er interessiert, doch Uruha schüttelte verlegen den Kopf, auch wenn er offensichtlich erleichtert war.

"Ich wollte es erst einmal fertig schreiben, ehe ich dem Kind einen Namen gebe.", erklärte er sachlich und verstehend nickte der Kleinere.

Doch ehe der Kleinere antworten konnte, wurden sie von einer Stimme aus dem Fahrerraum unterbrochen, die sie beide zusammenfahren ließ. Es dauerte einen Augenblick, bis sie realisiert hatten, dass sie angefunkt wurden - und das sicherlich nicht von irgendwem.

Noch waren es nur undeutliche Laute, die zu ihnen vordrangen, dennoch ließen sie die Nervosität in Ruki wieder aufsteigen. Ein Blick zu Uruha verriet, dass es in diesem Fall nicht nur ihm so ging.

Doch er räusperte sich leise, ehe er die erneute Stille durchbrach.

"Ich werde mal antworten, sonst wird er noch wütender.", murmelte er, als er auf allen vieren nach vorn kroch und dabei versuchte, das verstauchte Handgelenk möglichst wenig zu belasten. Und doch sorgte genau diese Position dafür, dass Uruha einen Moment gar nicht anders konnte, als ihm auf den Hintern zu starren. Auch, wenn das jedenfalls Ruki nicht so bewusst war, dem Blonden dafür aber umso mehr und einen Moment ließ es ihn trocken schlucken, ehe er sich zur Vernunft zwang und den Blick losriss, sich lieber wieder seiner Gitarre zuwandte und sie wieder sicher dorthin packte, wo sie hingehörte.

"Ruki hier!", meldete sich genau in diesem Moment der Kleinere, ehe er wieder auf, dieses Mal verständliche, Rückmeldung lauschte.

Darauf ließ sich allerdings auch nicht lang warten.

"Endlich meldet sich mal jemand! Ich hoffe ihr seid startklar, es geht bald weiter!", merkte ihr Chef doch ein wenig angenervt an, brachte den Kleinen so zu einem Seufzen und einem Augenrollen, ehe er das Funkgerät wieder an seine Lippen hob und den entsprechenden Knopf drückte.

"Wir sind fertig und können es kaum erwarten, dass es endlich weiter geht und wir die verlorenen Positionen wieder einholen können!", gab er die Antwort, die Uwayaku-san von ihnen ohnehin hören wollte.

Trotzdem war dann einen Moment Ruhe, ehe der Vorsitzende sich anscheinend amüsiert wieder zu Wort meldete.

"Genau deswegen wollte ich euch bescheid geben. Das Aufholen sollte euch nicht allzu schwer fallen!"
 

Es war wirklich unglaublich. Offenbar war das Glück an diesem Tag auf ihrer Seite, denn es dauerte nicht lang, bis sich die Aussage ihres Chefs bestätigte. Ruki staunte nicht schlecht, als er von den Noten aufsah, die Uruha ihm überlassen hatte, weil er neugierig gewesen war.

Sie fuhren gerade am nächstgelegenen Lager vorhei, waren jetzt vielleicht eine Stunde unterwegs, auch wenn die neuen, besseren Bodenverhältnisse es Uruha erlaubten, ordentlich Gas zu geben und sie so wohl auch schon reichlich weit gekommen waren. Er hatte nicht auf den Kilometerstand geschaut, nicht einmal, seit sie diese Rallye angetreten waren und konnte daher nichts Genaues sagen. Er wusste nicht einmal, wie sie in der Zeit lagen.

Aber er wusste, er sah, dass die Parkfläche des Lagers reichlich voll war. Auf eine Art war es deprimierend, das zu sehen, immerhin waren es die meisten dieser Teams, die gestern erst an ihnen vorbei gefahren waren. Andererseits fuhren sie jetzt eben nicht mehr. Und Uwayaku-san hatte ihnen erklärt, woran das lag:

Selbst wenn sie fahren würden, weit würden die meisten nicht kommen. Dennoch hatten es manche versucht. Nicht nur, dass in einem anderen der Lager ein Brand gelegt wurde - auch wenn zu dieser Zeit niemand mehr dort gewesen war und so wenigstens niemand verletzt wurde, kein Auto beschädigt - sondern in eben diesem Lager hier wurde auch noch gammliges Essen serviert. Man schob es wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch auf den Lieferanten, aber Genaueres wusste man noch nicht und gerade jetzt war man zu beschäftigt, um nach der exakten Ursache zu suchen. Vorrängig versuchte man gerade, die Fahrer irgendwie von den Toiletten zu bekommen, da, laut Aussage ihres Chefs "Alle, was sie gegessen oder auch nicht gegessen haben oben oder unten wieder heraus kam." Niemand war verschont geblieben, ihr Vorsitzender war nur froh, dass weder er, noch sein Team dort gewesen waren.

Trotzdem war sowohl Ruki, als auch Uruha klar, dass sie die nächste Gelegenheit zum Tanken wahrnehmen mussten und sie hofften, dass die nächste Tankstation nicht allzu lang auf sich warten lassen würde. Dem Kleineren wäre es auch am liebsten gewesen, wenn sie noch einmal die Gelegenheit gehabt hätten, das Auto zu waschen, aber dazu gab es hier wohl keine Möglichkeit, oder sie mussten sich etwas einfallen lassen. Und Uruha war jetzt schon klar, dass Ruki spätestens nach der Rallye wohl die nächstbeste Chance eben dazu nutzen würde.
 

Mit der Zeit waren sie weiter gekommen und schon jetzt konnten sie die ersten liegen gebliebenen Autos sehen. Ruki schüttelte sich, ehe er den Blick lieber abwandte und zu Uruha aufsah.

"Sag mal...Morgen würde ich gern fahren...", fing er an und allein diese Aussage ließ Uruha stocken. Es war keine direkte Frage und doch schien es eine zu sein und so sah er irritiert zu dem Jüngeren.

"Meinst du, du packst das?"

Doch darauf verzog der Kleinere nur das Gesicht.

"Sicher. Vor allem, wenn du heute noch besonders weit kommst. Das würde mir dann morgen einiges der Strecke sparen.", erwiderte er in einer Mischung aus Herausforderung und Empörung und genau das war es, was Uruha grinsen ließ, als er wieder einen kurzen Blick zu seinem Beifahrer riskierte.

"Bist du sicher, dass du das willst?!", fragte er also und für Ruki war offensichtlich, dass der Größere damit die Herausforderung annahm und auch auf seine Lippen schlich sich ein freches Grinsen.

"Wenn du kannst, dann nur zu. Worauf wartest du noch?", versicherte er. Die Antwort jedoch bestand nur aus einem Lachen und einer plötzlichen Beschleunigung, die ihn in den Sitz zurück drückte. Auch er musste leise lachen.

"Aber wehe, du machst mein Baby kaputt!"
 

Natürlich achtete Uruha trotz der Geschwindigkeit auch darauf, dass er der Umgebung angemessen fuhr. Und das nicht nur, weil Ruki das gern so wollte, sondern auch, wegen dem, was sie geladen hatten und weil ihm sein Leben lieb war. Immerhin hatten sie nicht nur seine wertvolle Gitarre und ihre Ausrüstung an Bord, sondern noch den ein oder anderen Benzinkanister.

Immerhin hatten sie jetzt wenigstens eine Chance darauf, wieder möglichst weit nach vorn zu kommen, auch wenn er es nicht wagte, sich einen Platz auf dem Träppchen auch nur vorzustellen.

Zu viele waren am Vortag an ihnen vorbei gefahren, so kam es ihm jedenfalls vor und auch Uwayaku-san hatte ihnen von dem Ausmaß ihres Rückfalls erzählt. Und doch tat er sein Möglichstes. Sie hatten ein gutes Auto und er wusste, dass Ruki sich im Stillen Vorwürfe machte, obwohl er das eigentlich gar nicht brauchte. Der Kleine konnte immerhin auch nichts für dieses Missgeschick, egal, was andere sagten.

Und doch raste das Adrenalin durch seinen Körper, auch, als er einmal mehr einen verstohlenen Blick zu dem Dunkelhaarigen warf, der anscheinend über seinen Noten eingeschlafen war.

Aber ihm sollte es recht sein.

Es war mitterweile einige Zeit her, dass sie an dem letzten liegen gebliebenen Wagen vorbeigezogen waren und er glaubte auch nicht, dass es noch weitere geben würde. Nur kurz darauf hatten sie einen Tankstopp gemacht und während das Auto gefüllt wurde, hatten sie ihre Blasen entleert. Nur wenige Zeit, nachdem sie weiter gefahren waren, war Ruki eingeschlafen und bis jetzt nicht wieder aufgewacht. Wenigstens, so hatten sie festgestellt, lagen sie gut in der Zeit. Gut genug, um termingerecht ins Ziel fahren zu können.

Und genau das hatte etwas tröstliches, auch wenn er noch immer Bedenken hatte, Ruki fahren zu lassen.

Dabei ging es ihm keinesfalls um die Platzierung, er war sich sogar sicher, dass Ruki die letzte, finale Etappe durchziehen würde, alles geben, und genau da sah er das Problem.

Würde denn auch der Knöchel und das Handgelenk des Anderen entsprechend mitmachen?

Jedenfalls hoffte er das, denn er bezweifelte, dass der Kleinere sich von dieser Idee abbringen lassen würde, ganz gleich, welches Argument er bringen würde.

Immerhin wollte auch er sich beweisen - Gegenüber der Welt, aber vor allem vor sich selbst.

Er konnte nur beten, dass alles gut gehen würde und der Kleine sich nicht übernahm. Doch jedes Mal, wenn er wieder zu dem Jüngeren hinüber sah, wurde das Gefühl in ihm wach, die Gewissheit, dass dieser genau das tun würde, dass er verbissen auf sein Ziel hin arbeitete, koste es, was es wolle.

Und wenn er eben danach Wochen lang nicht laufen konnte, dann sollte es eben so sein, aber dafür hatte er diese Rallye bis zu Ende durchgeführt, die letzte Etappe bis zum Schluss durchgezogen und das Auto ins Ziel gebracht, ohne zu schwächeln.

Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er nicht, ob er es selbst auch nur irgendwie anders handhaben würde.

Und das nicht wegen dem Preis, nicht wegen dem Ruhm, nicht wegen ihrem Vorsitzenden, sondern einzig und allein für sich selbst.

Sie hatten jetzt fast eine ganze Woche hinter sich gebracht. Eine anstrengede Woche allein in der Wildnis. Und wenn er so darüber nachdachte, kam es ihm vor, wie eine kleine Ewigkeit.

Auch die Tatsache, dass er Ruki erst kurz vor dem Start kennengelernt hatte, erschien ihm vollkommen surreal. Er hatte den kleinen Brummnär lieb gewonnen und ihn in sein Herz geschlossen. Und genau das war es, was in ihm eine gewisse Angst auslöste.

Er kannte ihn doch kaum, wer wusste schon, ob sie sich danach überhaupt jemals wiedersehen würden?

Eigentlich sollte er ihn nicht so gern haben, und doch tat er es, konnte nichts dagegen tun. Er wusste nicht einmal, wie weit es nach so kurzer Zeit reichte, doch er wagte es nicht, darüber nachzudenken.

Er wusste einfach, dass es besser so war und so beließ er es auch dabei.

Vielleicht war er ja auch einfach viel zu lang allein gewesen und dieses Gefühl würde wie eine Seifenblase zerplatzten, sobald er Ruki eine Weile nicht mehr gesehen hatte.

Zudem hatte er auch nicht die leiseste Ahnung, wie der Andere das alles sah. Er war schon die ganze Zeit unheimlich verschlossen gewesen, wenn es um ihn persönlich ging und vielleicht war er ja auch froh, wenn er Uruha endlich los war.

In dieser Hinsicht konnte er ihn überhaupt nicht einschätzen. Wenn der Kleine es wollte und sich Mühe gab, konnte er ein Buch mit sieben Siegeln sein, eines mehr, das den Größeren so sehr faszinierte.

Aber fragen konnte er ihn immerhin schlecht, musste es wohl auf sich zukommen lassen und wer wusste schon, ob Ruki ihm von sich aus die Chance gab, irgendwie den Kontakt zu halten, auch wenn es zur Zeit ganz und gar nicht danach aussah. Er würde ihn jedoch nicht drängen.

Vielleicht wäre es auch einfach besser, nicht weiter zu grübeln. Ohnehin hatte er sich schon jetzt viel zu weit mit seinen Gedanken vorgewagt und es gab Anderes, auf das er sich gerade jetzt konzentrieren sollte.

Der Tag, vor allem aber die Fahrtzeit neigte sich dem Ende und er hatte keine Ahnung, wie weit er es mittlerweile geschafft hatte, aber spätestens am morgigen Tag würden sie es wissen.

Er musste nur zusehen, dass auch er selbst über die Nacht genügend Schlaf bekam, um im Notfall doch eingreifen oder sogar einspringen zu können. Immerhin fuhr er nun schon den zweiten Tag in Folge, tat über Stunden nichts anderes und den Schlaf, den er ein paar Tage zuvor versäumt hatte, hatte er bisher nicht aufzuholen geschafft.

Und gerade jetzt, wo er daran dachte, machte sich die Müdigkeit in ihm bemerkbar und ein Gähnen schlich sich über seine Lippen.

"Soll ich für ne Weile übernehmen?", hörte er mit einem Mal eine verschlafene Stimme neben sich, die ihn zusammenfahren ließ. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Ruki so plötzlich wach sein könnte, dass er das Gähnen hätte sehen können. Und so sah er überrascht neben sich.

"Du bist ja wach?", stellte er also überflüssiger Weise fest und Ruki verdrehte die Augen.

"Sieht wohl so aus. Jedenfalls mehr oder weniger. Und? Was ist nun?", hakte er nochmals nach und Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe.

"Was ist womit?", stellte er die Gegenfrage und genervt und zugleich verschlafen seufzte Ruki. Der hatte ihm wohl nicht zugehört. Wo war der Blonde nur mit seinen Gedanken? Der Kleinere hoffte jedenfalls, dass er damit bei der Strecke gewesen war.

"Mit fahren.", entgegnete er dennoch erneut und Erkenntnis schlich sich in Uruhas Augen, die Rukis müdes Gemüt milde stimmte, doch dann schüttelte der Ältere den Kopf.

"Ist nur Sauerstoffmangel und lang können wir heute ohnehin nicht mehr. Schone dich lieber für morgen, wenn du denen ordentlich in den Arsch treten willst.", gab er zurück und grinste schelmisch. Doch Ruki schnaubte nur.

"Das kann ich auch so. Ich bin nicht aus Zucker. Und wenn dir Sauerstoff fehlt, mach das Fenster auf, wenn du den Kopf ne Weile raus hälst, hast du wohl erstmal genug Sauerstoff!", forderte der Kleinere doch ein wenig mürrisch, doch wieder hob Uruha irritiert die Augenbrauen.

"Bei diesem Tempo?", wollte er wissen. Und erst jetzt warf Ruki einen Blick auf den Tacho.

"Oh!", brachte er nur verblüfft und zugleich ertappt hervor und Uruha konnte nicht anders, als einfach nur milde zu schmunzeln.
 

So lang es ging fuhr der Ältere noch im schnellstmöglichen Tempo, bis die Fahrtzeit vorüber war. Mittlerweile waren sie zum Stehen gekommen, der Campingkocher lief, auch wenn es an diesem Abend vergleichsweise nur eine Kleinigkeit gab. Viel Auswahl hatten sie ohnehin nicht mehr und so sollte es ihnen nur recht sein. Schließlich war es auch die letzte Nacht, die sie hier draußen verbrachten. Und so konnte sogar einmal der Größere für das Essen sorgen.

Dass ein Lager in der Nähe war, das wussten sie, waren sie doch erst kurz zuvor daran vorbei gefahren, doch Uruha hatte den Vorschlag seitens Ruki abgelehnt, diese Nacht noch dort zu bleiben. Es war wie eine verkehrte Welt gewesen, doch es lag nicht daran, dass erst in der letzten Nacht in eben einem solchen Lager etwas gehörig schief gelaufen war, doch er wusste, dass Ruki nur seinetwegen gefragt hatte. Und er hatte eben diesen Vorschlag nur wegen dem Dunkelhaarigen abgelehnt. Er braucht das jetzt einfach nicht mehr, mit dem Wagen war auch alles in Ordnung und so konnte er ihm wenigstens noch einen Gefallen tun.

Also hatte er einen Blick auf die Würstchen, wie sie auf der hellen Flamme brutzelten, während Ruki auf der anderen Seite des Kochers stand und sich ein wenig umsah.

Hier war die Landschaft bei Weitem nicht mehr so kahl, der Boden war fest und von niedrigen Gräsern überwachsen, während hier und da einmal ein Busch oder Baum aus dem Boden ragte.

Der Himmel über ihnen war dafür klar, die Luft frisch, roch nach Grün und Wasser, und die Temperatur war angenehm, auch wenn sie in der Zeit, in der sie hier standen schon abgefallen war und am Horizont einige dichte Wolken aufzogen, auch wenn sie noch nicht die ersten aufsteigenden Sterne verdeckten.

Und doch merkte er, wie den Jüngeren etwas bedrückte. Er wirkte so nachdenklich, jedes Mal, wenn er zu ihm sah. Als er aber nichts sagte, holte er selbst schließlich einmal tief Luft.

"Was ist los? Worüber denkst du nach, Ruki?", fragte er und der Angesprochene sah auf, wie aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Einen Moment schwieg er, versuchte so wahrscheinlich, sich zu sammeln, ehe er antwortete.

"Ich überlege, ob wir es uns leisten können, das Auto zu waschen.", murmelte er schließlich und es ließ Uruha stocken, seine Augenbrauen hoben sich zweifelnd.

"Du willst WAS?!", fragte er irritiert, doch Ruki sah ihn an, als wäre seine Überlegung das Normalste der Welt. Als wäre es üblich, bei einer Rallye in der Nacht vor der Zieleinfahrt seinen Wagen zu schrubben.

"Na das Auto waschen. Naja, wenigstens ein bisschen. Alles bekommen wir sowieso nicht ab. Ich weiß aber nicht, wie lang das Wasser noch reicht.", erwiderte er und bestätigte dem Blonden so, dass er sich leider nicht einfach so verhört hatte.

Diser warf einen prüfenden Blick zu dem Mitsubishi, der wahrlich nicht mehr der Sauberste war. Aber was sollte man auch anderes erwarten?! Die Wagen der anderen Teams sahen auch nicht besser aus.

Und so räusperte er sich nur, sah dann wieder zu dem Jüngeren.

"Das ist nicht dein Ernst, oder?!", fragte er also, als würde er an dem Verstand seines Teampartners zweifeln, doch dieser hob die Augenbrauen, ehe er die Hände in die Seiten stemmte, auch wenn er mit seinem verletzten Handgelenk um einiges vorsichtiger umging, als mit dem anderen.

"Jetzt hab dich nicht so. Wir haben Sandburgen gebaut, du hast mir mitten in der Pampa was auf der Gitarre vorgespielt, da werden wir doch wohl auch das Auto waschen können!", gab er nur auffordernd zurück und schon war er humpelnd hinter dem Wagen verschwunden und er konnte hören, wie die Kofferraumklappe geöffnet wurde, noch ehe er es sehen konnte. Er nahm wahr, wie der Andere im Inneren hantierte - und das mit seinem Handgelenk! Resignierend seufzte er also, verdrehte für sich die Augen.

Der Kleine hatte wirklich komische Ideen.

"Ruki, lass sein. Ich hol das nachher raus. Jetzt gibts erstmal was zwischen die Kiemen!", rief er nur und wandte sich dann wieder den Würstchen zu und konnte so das triumphierende Grinsen auf Rukis Lippen nicht sehen, als dieser wieder zu ihm kam.

Auch wenn in ihm noch ein anderer Gedanke tobte, war es doch nicht nur das Auto gewesen, das ihm Kopfzerbrechen bereitet hatte. Immerhin, auch wenn er nicht wusste, wieso, mochte er nicht nur das Lied des Älteren irgendwie.
 

Schon jetzt glaubte er nicht mehr daran, dass es Ruki wirklich nur um das Auto waschen gegangen war. Dazu war er selbst einfach zu nass, Ruki hatte definitiv zu viel Spaß und war selbst noch viel zu trocken. Er konnte wohl ruhigen Gewissens behaupten, dass bisher der Großteil des Wassers ihn selbst getroffen hatte und daran trug er selbst keine Schuld. Dabei war es doch mittlerweile noch kühler geworden und die Wolken hatten sich weiter zugezogen, sodass sich die Dunkelheit noch tiefer und schneller über sie legte.

Und schon wieder sah der Kleine grinsend zu ihm herüber, was ihn selbst doch etwas schmunzeln ließ. Immerhin waren sie wenigstens mit dem Auto fast fertig und er war selbst erstaunt, wie gut sie es hinbekommen hatten. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet, vor allem, nachdem sie so improvisieren mussten.

Nicht einmal einen Eimer hatten sie dabei gehabt. Dafür aber noch den Kochtopf, aus dem sie die Tage zuvor noch gegessen hatten. Lang hätte er ohnehin nicht mehr durchgehalten und sie brauchten ihn jetzt auch nicht mehr.

Mit einem Lappen hatte es schon ein wenig komplizierter ausgesehen, doch Ruki hatte schließlich sein Handtuch geopfert. Wie genau er sich nun abtrocknen sollte, wussten sie beide nicht so genau, hatten sich auch noch nicht wirklich Gedanken über diese Problematik gemacht. Aber dass sie sich noch ein wenig frisch machen sollten, das war ihnen beiden wohl klar.

Und vielleicht hatte Ruki dem Älteren in dieser Hinsicht nur ein wenig nachhelfen wollen, auch, wenn dazu das Wasser mittlerweile doch zu dreckig war von dem Schmutz der vergangenen Woche.

Nun ja, jedenfalls hatte der Jüngere sich bisher damit heraus geredet, auch wenn sie beide wussten, dass es eben nur eine Ausrede war und nicht ganz der Wahrheit entsprach. Doch dieses mal holte Uruha selbst zum Gegenschlag aus und noch ehe der Dunkelhaarige ihn dieses Mal vollspritzen konnte, griff er selbst nach dem Topf und mit genügend Schwung landete der Inhalt auf Rukis Oberkörper und Hose.

Überrumpelt wich dieser einen Schritt zurück, als er einen überraschten Laut von sich gab und die Hände abwehrend hob, doch das half ihm auch nicht mehr. Er war definitiv tropfend nass bis auf die Haut und der Stoff klebte an eben dieser. Nur langsam öffnete er die Augen, sah an sich hinab, als würde er nur langsam verstehen, was gerade eben passiert war, als auch schon das Lachen des Älteren zu ihm durchdrang. Erst dann richtete er seinen Blick auf Uruha.

Im nächsten Moment ging alles ganz schnell, plötzlich hatte der Kleinere sein feuchtes Shirt ausgezogen, präsentierte seinen gut gebauten, proportionierten Oberkörper.

"Na warte!", rief er und warf dem Größeren das nasse Bündel entgegen und stapfte diesem dann so schnell sein Fuß es eben zuließ entgegen. "Das bekommst du wieder!", fauchte er drohend, auch wenn das Grinsen auf seinen Lippen ihn verriet.

Uruha wehrte jedoch das Shirt mit seiner Hand ab, wich aber dennoch langsam zurück, noch immer breit grinsend.

"Dazu musst du mich aber erst einmal kriegen!", gab er nur zurück, ehe er sich, trotz allem doch dicht gefolgt von dem Kleineren, auf die Flucht begab. Doch der Dunkelhaarige knurrte leise, aber gefährlich.

"Na los, komm doch!", neckte Uruha dennoch weiter und dieses Mal war es ein Schnauben, das der Andere von sich gab.

"Keine Sorge, ich kriege dich, du entkommst mir nicht!", versprach er brummend und der Ältere drehte sich im Gehen doch wieder zu ihm um, wich nur noch rückwärts weiter, immerhin wusste er, dass Ruki ohnehin nicht so schnell konnte.

"Also bisher sieht das aber nicht danach aus!", erwiderte er nur siegessicher grinsend, doch schnell verschwand eben dieses von seinen Lippen.

Mit einem Mal war der Boden unter seinen Füßen verschwunden, kein Gras mehr, kein Sand. Erst bemerkte er gar nichts mehr, ruderte mit den Armen, die Augen geweitet, während er fiel, unaufhörlich immer weiter nach hinten kippte und wie in Zeitlupe erkennen konnte, dass auch die Gesichtszüge des Kleineren geschockt entgleisten. Doch noch ehe er auch nur irgendein Geräusch von sich geben konnte, landete er auch schon in dem Wasser eines kleinen Erdloches, gerade tief genug, dass seine Füße den schlammigen Boden berührten und trotzdem tauchte er ganz in das trübe Nass.

Als er wieder auftauchte, kniete Ruki sich gerade am Ufer nieder, bereit, ihm zu helfen und einen Moment starrte der Kleinere ihn entgeistert an, ehe er aber doch zu lachen begann. "Du siehst ein bisschen nass aus!", kicherte er nur, erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war und richtete sich wieder weiter auf, während Uruha sich eine der feuchten Strähnen aus dem Gesicht strich.

Doch wie auf Komando fielen just in diesem Augenblick die ersten Tropfen und der Blick des Älteren verfinsterte sich weiter, als er nach oben in die Wolken blickte. Er war noch nicht einmal aus dem Wasser heraus, als der Himmel alle Schleusen öffnete und es noch heftiger zu regnen begann.

Und nun, als er sich neben Ruki an den Rand setzte, der selbst missmutig hinauf sah, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt, während er die Schultern hängen ließ.

"Du bist aber auch nicht gerade trocken. Sieht aus, als müssten wir heute wenigstens nicht stinken!", schmunzelte er, doch Ruki schnaubte darauf nur.

"Und als müssten wir uns ein Handtuch teilen!"
 

Mittlerweile war es noch kühler geworden, weswegen sie sich vor geraumer Zeit mit ihren Schlafsäcke ins Auto zurück gezogen hatten. Eigentlich wollten sie schlafen, spät genug war es bereits, damit sie den nächsten Tag noch einmal alles geben konnten.

Doch ganz so, wie es sollte, funktionierte es einfach nicht.

Uruha lag schon seit gefühlten Stunden mit geschlossenen Augen wach, während Ruki sich von einer Seite zur anderen drehte, die Beine an den Körper zog und wieder streckte, doch so ganz half das alles nicht.

Ihm war kalt und wenn er fror, konnte er einfach nicht einschlafen. Dabei musste er es doch, wo Uruha schon eingewilligt hatte, dass er ihn fahren ließ!!

Und da sie nichts weiter dabei hatten, womit er sich noch zusätzlich hätte zudecken können und es auch nur wenig bringen würde, die gesamte Nacht den Motor laufen zu lassen - vor allem, weil er nicht einmal wusste, ob es dem Älteren dann wiederum zu warm werden würde - fiel ihm nur noch eine Möglichkeit ein. Und so richtete er sich weiter auf, um über die Lehne nach hinten sehen zu können, fröstelte ein wenig, als die doch noch etwas kühlere Luft auf seine nackten Arme traf. Er hoffte nur, dass der Andere nicht bereits schlief, sonst würde er sich wohl doch noch etwas einfallen lassen müssen.

Er könnte sich auch einfach noch etwas überziehen, aber dafür müsste er entweder nach draußen, oder an dem Blonden vorbei... Und so ein Körper wärmte ja doch um einiges Besser und vor allem auch sofort und so schien es ihm momentan als die beste Alternative.

Und so sah er auf ihn hinab, seufzte leise. Uruha sah so friedlich aus. Und wenn er nicht schon längst schlief, dann war er jedenfalls kurz davor.

Dennoch musste er es einfach versuchen, dann würde er wohl auch mehr wissen.

"Pst! Uruha!", zischte er also in die nächtliche Stille und einen Moment geschah gar nichts. Doch dann bewegte der Ältere sich ein wenig, ehe er ein leises, verschlafenes "Hmm..?!", von sich gab.

"Schläfst du schon?", fragte Ruki überflüssiger Weise und langsam öffneten sich die dunklen Augen des Größeren.

Müde sah er zu dem Anderen auf, ohne sich sonst weiter zu bewegen, die Hand auch weiterhin locker auf seinem Bauch.

"Fast. Was ist denn los?", murmelte er und entlockte so dem Dunkelhaarigen ein leises Seufzen.

"Kann nicht schlafen.", nuschelte er, doch ein wenig verlegen und die Brauen des Älteren hoben sich. Fragend sah er ihn an, als wolle er wissen, was genau er nun dagegen tun konnte und unter diesem Blick kam sich der Jüngere unheimlich dumm vor - der Regen hatte mittlerwiele wenigstens so weit nachgelassen, dass ab und an etwas Mondlicht durch die sonst so dichte Wolkendecke brach, sodass der Kleinere die Gesichtszüge des Älteren gut nachvollziehen konnte. Und so sprach er weiter.

"Mir ist kalt.", murmelte er und konnte darauf sehen, wie der Ältere den Oberkörper hob und sich etwas drehte, um ihn weiter ansehen zu können, ehe er sich auf seinen Ellenbogen stützte.

Anscheinend wollte er etwas sagen, seine Lippen öffneten sich, als der Mond auch schon wieder hinter den Wolken verschwand und sich sein Gegenüber wieder in eine schemenhafte Silhouette verwandelte. Doch Ruki wollte jetzt keine anderen Vorschläge hören.

"Kann ich mit bei dir pennen?", fuhr er deswegen schnell fort, ehe auch nur ein Laut über die Lippen des Älteren kam und sofort nahmen Uruhas Augen einen so überraschten Ausdruck an, dass Ruki selbst in der Dunkelheit ein Aufblitzen in diesen zu erkennen glaubte. Doch dann lächelte der Ältere und der Kleinere hörte, wie der Reißverschluss des Schlafsackes weiter aufgezogen wurde.

"Klar, komm her!", sagte der Blonde nur und ihm entging auch nicht das triumphierende Geräusch, das der Jüngere von sich gab, ehe er sich aus seinem Schlafsack schälte und dann umständlich über die Lehne kletterte, darauf bedacht, seinen Teamkollegen dabei nicht aus Versehen zu erschlagen.

Und noch während er versuchte, sich mit in den Schlafsack des Älteren zu schieben, griff dieser nach vorn, um Rukis zu ihnen zu ziehen, damit sie sich damit zudecken konnten. Immerhin war ihm klar, dass es zu zweit in nur einem davon wirklich eng werden könnte und er wusste nicht, ob das dem Kleineren gefallen würde.

Doch als er dessen kühle Haut an seiner spürte, zuckte er zusammen, erschauderte einen Moment, ehe er zu ihm hinab sah.

"Du bist wirklich eiskalt. Nicht, dass du krank wirst!", gab er zu bedenken, doch der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf, kuschelte sich bereits in seine angewärmte Schlafgelegenheit, die auch noch fremd, und doch angenehm roch. Und so ließ auch Uruha sich zu ihm sinken und deckte sie beide zu.

"Werde ich schon nicht.", antwortete der Jüngere nun doch noch und Uruha lächelte nur sachte, legte einen Arm um ihn. Es kam ihm in diesem Moment einfach so richtig vor und Ruki bestätigte ihm das, als er leise, aber wohlig seufzte, sich nur noch näher an die Wärmequelle kuschelte.

"Irgendwie...mag ich dich...", nuschelte er, mittlerweile schon im Halbschlaf. Er war wirklich müde gewesen und nur das hier hatte ihm nur noch gefehlt, um endlich seinen Schlaf zu finden.

Ein sanftes Lächeln schlich sich zur Antwort auf Uruhas Züge, doch er sagte nichts mehr. Und doch war er verblüfft, dass der kleine Kerl in seinen Armen schon wenige Momente später eingeschlafen war.
 

Als Ruki am Morgen erwachte, fand er sich mit der Front zu dem Größeren gedreht, der ihn noch immer im Arm hielt. Nichts hatte sich an ihrer Position seit der Nacht geändert, mit der Ausnahme, dass seine Hände sich im Schlaf wie von selbst an die Brust des Anderen gelegt hatten und er musste feststellen, dass das, was er spürte, sich irgendwie unheimlich gut anfühlte.

Ihm war unheimlich warm und nur einen Moment fragte er sich, was genau das zwischen ihnen war. Aber das Ergebnis, auf das er viel zu schnell kam, war glasklar und sorgte dafür, dass er am liebsten im Erdboden versunken wäre.

Denn das, was es war, war nicht nur heiß, sondern auch verdammt hart und unangenehm und sorgte dafür, dass sein Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate annahm. Er war nur froh, dass der Ältere noch schlief und wollte auch, dass das so blieb.

Trotzdem sprang er so schnell wie nie aus dem Schlafsack und mit einem leisen Keuchen flüchtete er aus dem Wagen, auch, wenn er so seinen Fuß doch ziemlich belastete.

Zögernd ließ er seinen Blick an sich hinab wandern, als er sich neben dem Auto platziert hatte, wo Uruha ihn nicht gleich sehen konnte, würde er doch aufwachen. Doch eigentlich war dieser Blick gar nicht nötig gewesen.

Verflucht! Er hatte tatsächlich einen Ständer! Wie hatte das denn passieren können?!

Natürlich war ihm klar, dass das durchaus mal vorkam, aber er war schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit einer Morgenlatte aufgewacht und gerade jetzt, wo er die Nacht so nahe mit Uruha verbracht hatte und wo er es eigentlich am wenigsten gebrauchen konnte, musste sein kleiner, eigentlich so treuer Kumpel ihn derart verraten und das Köpfchen heben!

Nur nochmals sah er hinab, ehe er leise schnaubte und noch einmal ins Innere des Wagens griff, wo er das Handtuch, das sie am Abend glücklicher Weise noch in Uruhas Gepäck gefunden hatten - so, dass wenigstens jeder sein eigenes Handtuch hatte nutzen können - greifen wollte.

Doch mittlerweile war auch der Größere wach und sah ihn müde die Augen reibend, auch ein wenig irritiert an.

"Ruki?", fragte er verschlafen, doch der Blick des Jüngeren war ertappt und die Farbe seiner Wangen vertiefte sich nochmals, wenn das überhaupt möglich war, ehe er sich eilig das Handtuch schnappte.

"Jetzt nicht.", sagte er nur hastig, verschwand dann aber in die Richtung des Wasserloches, das der Blonde am Vorabend 'gefunden' hatte.

Zurück ließ er einen sichtlich verwirrten Uruha, der ihm blinzelnd hinterher sah, dann aber die Schultern zuckte und sich selbst aus dem Schlafsack schälte, um sich fertig zu machen.
 

Sie fuhren schon eine Weile, als der Ältere noch einen Blick auf die Karte warf, um zu sehen, wo sie in etwa waren. Weit hatten sie es nicht mehr, doch auch bis jetzt hatten sie, wie vermutet, nicht einen weiteren Wagen gesehen. Weder vor, noch hinter sich und der Ältere ging davon aus, dass es auch so bleiben würde.

Denn auch, wenn er deutlich sah, dass der Kleinere Schmerzen durch die etwas unnatürliche, angespannte Haltung und die Bewegung von Fuß und Hand hatte, so gab dieser trotzdem, und trotz des Regens vom Vortag, ordentlich Gas.

Angehalten hatte dieser auch nicht noch einmal, auch wenn ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn standen, die sicher nicht nur von der Nervosität her rührten.

Er tat ihm leid, und doch war ihm klar, dass es nicht das war, was der Andere wollte. Dennoch seufzte er leise.

"Es ist nicht mehr weit. Wenn du so weiter machst, sollten wir, denke ich, innerhalb der nächsten halben Stunde bis Stunde beim Ziel sein. Uwayaku-san wird sich sicher freuen.", sagte er ruhig und lächelte sachte, auch wenn es vielleicht beinahe ein Wunder war, dass sich dieser gerade am heutigen Tag nicht noch einmal gemeldet hatte.

Ruki sah zu ihm, doch das Lächeln auf dessen Lippen wirkte eher schief und gequält.

"Ich hoffe es jedenfalls. Dass wir nicht mehr ganz hinten fahren verdanken wir immerhin eher Glück und schlechtem Essen als unserem Können.", gab er zurück.

Uruha merkte deutlich, dass es den Kleineren bedrückte. Vermutlich gab er sich immer noch die Schuld an dem Schlamassel. Und so seufzte er nur wieder.

"Dass du umgeknickt bist, dafür kannst du nichts. Und immerhin war ICH es, der dich zu den Sanis geschleift hat. Von allein wärst du da wohl nie hin gegangen!", gab er nur zu bedenken, wollte den Kleineren so ein wenig der Last von den Schultern nehmen. Und als er das leise Schnauben des Anderen hörte, war er sich sicher, dass es wenigstens zum Teil klappte.

"Das ist wohl wahr!", erwiderte dieser nur und ein wenig ließ es den Älteren schmunzeln.

"Und ganz ehrlich? Ich bin stolz auf dich. Ist immerhin deine erste, offizielle Fahrt und trotz Handicap fährst du einfach weiter. Ich bin jedenfalls froh darüber, mit dir Fahren zu dürfen!", erklärte der Blonde darauf allerdings unbeirrt weiter und konnte beobachten, wie auch Ruki leicht lächelte.

"Bin ich auch. Irgendwie. Und...danke!", gab er zur Antwort, dieses mal jedoch ohne zu dem Älteren hinüber zu sehen.

Dieser hob etwas irritiert die Augenbrauen.

"Danke wofür?"

"Wärst du nicht her geflogen hätte ich nicht fahren können.", nuschelte der Dunkelhaarige und es war nicht zu übersehen, dass es ihm irgendwie unangenehm war. Es war offensichtlich, dass er so etwas wohl nicht oft tat. Und doch ging der Blonde hierauf nicht weiter ein, ritt nicht weiter darauf herum, vor allem nicht auf dem, wie es zu Anfang gewesen war - auch wenn er kaum glauben konnte, dass es tatsächlich nur eine Woche gewesen war.

Stattdessen wandte er den Blick nur schmunzelnd aus dem Fenster.

Eines hatte er selbst in dieser kurzen Zeit gemerkt - Ruki konnte manchmal wirklich süß sein!
 

Und schon bald zeigte sich, dass Uruha mit seiner Schätzung gar nicht so schlecht gewesen war.

Nach etwa vierzig Minuten kamen die ersten Häuser, Menschen und Werbebanner an Absperrungen in der Ferne in Sicht. Ein deutliches Zeichen auf das Ziel.

Und genau zwischen ihnen und eben diesem, schimmerte wider Erwarten ein weiteres Autodach in der prallen Sonne, die mittlerweile auch die letzten Spuren des Regens weggetrocknet hatte und eine harte, aber spröde Kruste auf dem Erdreich hinterließ. Und eben dieser kleine, aber deutliche Punkt rückte immer näher und näher und nicht nur der Adrenalinpegel in Uruhas Blut stieg, als er sich weiter aufsetzte, seinen Augen kaum trauend. Sowas, gerade jetzt, so kurz vor dem Ziel!

Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung neben sich wahr und als er zu Ruki sah, bemerkte er, wie auch dieser sich weiter aufsetzte, den glänzenden Punkt vor ihnen fixiert, die Kiefer angespannt aufeinandergepresst.

"Den kriegen wir!", zischte der Kleinere verbissen und die Augen des Älteren weiteten sich noch weiter, erst recht, als Ruki das Gaspedal noch weiter durchtrat und dem Wagen damit alles abverlangte.

Mit einem erschrockenen Aufkeuchen wurde er weiter in den Sitz gedrückt, innerlich Stoßgebete gen Himmel sendend, dass das wirklich gutgehen möge.

Und mit jeder Sekunde kamen sie dem anderen Wagen und dem Ziel näher, die Sonne ließ Spiegelungen auf der Erde tanzen und einen Moment schloss der Ältere die Augen, biss sich auf die Unterlippe, bis Ruki leise fluchte.

Das andere Team hatte sie bemerkt und gab nun ebenfalls noch mehr Gas, so dass es schwieriger wurde, weiter aufzuholen und doch funktionierte es noch, wenn auch langsamer, während der Blonde bereits die Banner neben ihnen vorbeiziehen sehen konnte. Und als sie schließlich gleichauf waren, war das Ziel keine drei Sekunden mehr von ihnen entfernt.

Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, der entschied, nur wenige Zentimeter, die sie tatsächlich früher einfuhren und auch, wenn Uruha das Standbild auf einer der Leinwände erkennen konnte, er verstand es noch nicht. Sein Herz hämmerte hart in der Brust und erst jetzt bemerkte er, dass er den Atem angehalten hatte. Doch schließlich wurden sie auch langsamer, Ruki hatte seinen Fuß vom Gas genommen und als der Ältere zu ihm herüber sah, bemerkte er den noch immer starren Blick, sah, wie sich die Finger um das Lenkrad gekrallt hatten und wie hektisch auch der Kleinere Luft holte. Offensichtlich ging es ihm nicht anders und auf surreale Weise war genau das beruhigend.

Dennoch fuhr der Dunkelhaarige in die Richtung, die ihm gewiesen wurde, entspannte sich nur langsam und hatte sich noch immer nicht beruhigt, als sie den Mitsubishi an dem dafür vorgesehenen Platz abgestellt und den Motor ausgeschalten hatten. Uwayaku-san erwartete sie bereits, über das gesamte Gesicht strahlend, als er ihnen entgegen kam, während sie mit wackligen Knien aus dem Auto stiegen und sobald Ruki aufgetreten war, hob er seinen verletzten Fuß hastig wieder, als hätte er erst jetzt wieder gemerkt, dass er eigentlich verletzt war. Denn auch sein Handgelenk rieb er jetzt.

"Jungs! Ihr habt euch gerade den dritten Platz geangelt!", rief er ihnen entgegen und klatschte in die Hände, sichtlich erfreut.

Nur langsam gingen sie ihm entgegen, realisierten die Worte zunächst nicht. Als Erster aber weitete Ruki die Augen und stockte, verleitete so auch Uruha dazu, stehen zu bleiben und als er Ruki ansah, sickerte auch zu ihm langsam durch, was ihnen ihr Teamchef soeben eröffnet hatte.

Fassungslos und überwältigt sah der Kleinere zu ihm, stand noch immer dicht neben Uruha, ehe er zu strahlen begann.

Und auch der Blonde ließ sich davon anstecken, noch immer jagte sein Blut viel zu schnell durch seine Adern, doch es interessierte ihn gerade nicht.

Er war einfach nur unglaublich stolz auf den Kleinen und es kam ungefragt über ihn. Er konnte gar nicht anders, legte die Hände an die Wangen des Kleineren, ohne den Blick zu lösen, trat nur noch näher zu ihm und versiegtelte überschwänglich dessen Lippen mit seinen eigenen.

Und er spürte deutlich, wie nun die Welt um ihn herum die Luft anhielt.

Epilog

"Sie würden uns diesen Song also überlassen?"

"Ja - unter der Bedingung, dass sie mich kontaktieren, sobald er sich meldet und dass sie nichts über den Interpreten bekannt geben, bis ich mein Okay dazu gebe."

"Das lässt sich einrichten. Und wir tragen auch Sorge dafür, dass dieses Lied kopierrechtlich geschützt wird."

Ein Nicken.

"Dann bekommen wir hier eine Unterschrift. Und können sie uns auch noch einmal den Namen des jungen Mannes nennen?"

"Takashima Kouyou."
 


 

Mehrere Wochen waren seitdem vergangen. Oder waren es schon Monate?

Jedenfalls kam es Uruha so vor, wie eine Ewigkeit.

Und noch immer bekam er Ruki nicht aus seinem Kopf. Auch nicht dessen geschocktes Gesicht, den angespannten Körper. Nicht, dass er ihn angeschrien hatte, obwohl er in den geweiteten Augen doch nicht den Ekel hatte erkennen können, den er schon so oft gesehen hatte. Oder hatte er das in diesem Schreckensmoment einfach nur nicht bemerkt?

Was genau der Kleinere ihm an den Kopf geworfen hatte, das wusste er nicht mehr, es war einfach alles so schnell gegangen und an ihm vorbei geflogen, während er selbst noch versucht hatte, zu realisieren, was er eigentlich getan hatte.

Doch er erinnerte sich genau, dass Ruki ihm in der verbleibenden Zeit, in der sie noch dort gewesen waren, aus dem Weg gegangen war und jedes Mal, wenn er daran dachte, zogen sich seine Eingeweide schmerzhaft zusammen.

Wenigstens hatten sie so viel Glück gehabt, dass keine Kameras dort gewesen waren. Niemand hatte es gesehen, außer Uwayaku-san. Und auch der hatte sich seitdem nicht mehr bei ihm gemeldet.

Dabei war er doch einfach nur zu überwältigt gewesen, dass sie es trotz aller Probleme soweit geschafft hatten, dass er einfach alles um sich herum vergessen und ausgeblendet hatte. Es war ihm einfach wie ein Traum vorgekommen und in seinen Träumen war es doch nichts verwerfliches, den Mann zu küssen, zu dem man sich hingezogen fühlte, den man trotz dieser Zeit, trotz einer solchen Reaktion nicht aus seinem Gedächtnis, seinen Gedanken verbannen konnte.

Doch mit einem Mal war die Seifenblase geplatzt und er war gefallen, tief, immer tiefer. Von einer Sekunde zur nächsten. Und oft genug ärgerte er sich deshalb auch über sich selbst.

Beim Training war er seither nicht mehr erschienen, hatte sich, so gut es ging, in seine Arbeit gestürzt und sich ein kleines Haustier zugelegt. Zwar hatte Uwayaku-san ihn nicht ausgeschlossen, doch noch vor ihrem Rückflug, hatte er ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er wenigstens für eine Weile nicht erwünscht war, bis sich die Wellen gelegt und die Wogen geglättet hatten.

Und ihm selbst sollte das nur recht sein.

Umso mehr überraschte es ihn, dass anscheinend noch immer nicht das gesamte Team um die Misere wusste, wie er es erwartet hatte. Er hätte gedacht, dass sich eben so etwas verbreitete wie ein Lauffeuer, auch wenn es nur zwei Augenzeugen gegeben hatte.

Dennoch schwand seine Hoffnung mit jedem Tag mehr, dass er jemals wieder fahren können würde, hatte er doch erst vor kurzem mit seinem - mittlerweile ehemaligen - Teampartner telefoniert.

Dieser sollte jetzt wohl einem anderen Partner zugeordnet werden, wollte wissen, ob er den Grund kenne, ob etwas geschehen war, doch genau wusste er das selbst nicht. Dabei konnte er sich doch denken, was es für einen Grund hatte. Man wollte ihn dort einfach nicht mehr haben, einmal mehr war er zum Ausgestoßenen geworden und das nur wegen einem Augenblick der Unbeherrschtheit.

Und einmal mehr schweiften seine Gedanken ab, als er von der Arbeit nach Haus kam und seine kleine, aber gemütliche Wohnung betrat. Maunzend kam ihm auch gleich sein Kater entgegen, ließ ihn doch etwas abwesend schmunzeln. Wenigstens der Kleine würde ihn nicht verurteilen. Er hatte ihn sich zugelegt, um sich auch in seinen eigenen vier Wänden ablenken zu können, doch es funktionierte nur teilweise. Und einen Namen hatte der kleine, schwarze Kerl auch noch nicht.

Er hatte schon überlegt, ihn Ruki zu nennen, immerhin war er manchmal doch etwas brummig und doch etwas eigen, wie es für Katzen so typisch war. Doch Ablenkung hatte er dann gewiss gar nicht mehr, wenn sein eigenes kleines Wollknäuel ihn jedes Mal an den liebevollen Miesepeter erinnerte.

Wieder maunzte der Stubentiger, schlich einmal um seine Beine herum.

"Ist ja gut, ich gebe dir gleich etwas zu fressen.", sagte er ruhig, als er seine Schuhe von den Füßen streifte, ehe er nur noch seine Tasche beiseite stellte und im Vorbeigehen den Fernseher anstellte, wie er es sich angewöhnt hatte, während er aber doch seinen üblichen Weg in die Küche fortsetzte, während ein schwarzer Schatten hinter ihm herlief, schon gierig auf das versprochene Futter wartend. Also öffnete er den Kühlschrank und griff nach der Dose, als mit einem Mal die ersten Töne des eingestellten Senders durch seine Wohnung drangen.

Augenblicklich stockte er und es kam ihm vor, als würde sein Blut gefrieren.

Schnell stellte er alles ab, rannte ins Wohnzimmer und ignorierte das frustrierte Schnauben des Katers. Doch alles, was er noch zu sehen bekam, war das Ende einer Autowerbung. Aber das war es nicht, was ihn derart schockierte.

Es war die Melodie, dieses Lied! Das war... doch SEIN Lied gewesen?! Sein Song, bei dem jede einzelne Note aus seiner eigenen Feder stammte!

Oder irrte er sich etwa?

Immerhin kannte dieses Lied doch nur einer - und das war Ruki.

Natürlich, es war minimal überarbeitet und durch andere Instrumente ergänzt worden, aber er kannte doch sein eigenes Werk, an dem er schon so lange Zeit arbeitete! Und dazu hatte dieser kurze Augenblick auch noch gereicht, um zu erkennen, dass sein Lied mittlerweile einen Titel verpasst bekommen hatte.

Irgendjemand hatte seine Arbeit doch tatsächlich 13 Stairs getauft!

Und er hoffte wirklich, dass sich seine Vermutung bezüglich dieses Jemands nicht bestätigte.
 

In den folgenden Tagen verbrachte er viel seiner freien Zeit damit, im Internet nach der Werbeagentur und dem Lied zu forschen. Wenn er dort nichts fand, wo dann?

Doch auch, wenn er die Agentur schnell ausfindig gemacht hatte, so gab es außer diesem Werbeclip keine einzige Spur von dem Song. Als würde er eigentlich gar nicht existieren.

Und immer und immer wieder sah er sich den Clip an, versuchte, so noch etwas heraus zu finden. Doch dort war nichts, außer der Name und die wachsende Gewissheit, mit jedem Mal, wenn er den Titel hörte, dass er sich nicht geirrt hatte. Er hatte sogar sich selbst sein eigenes Lied noch einmal vorgespielt, nur um sicher zu gehen.

Und schließlich entschloss er sich, wenn auch nur mit wenig Hoffnung, dort anzurufen, wo die Werbung ihren Ursprung hatte, schien es doch die einzige Möglichkeit, auch nur irgendwas darüber heraus zu finden.

Es dauerte zwar, bis endlich jemand abhob und dann wurde er noch einige Male weiter verbunden, doch schließlich, als anscheinend endlich die Richtigen seinen Namen, sein Anliegen wussten, zeigten sie sich erstaunlich kooperativ und auch der Grund dafür wurde ihm nicht vorenthalten.

Man hatte ihnen bereits prophezeit, dass er anrufen würde und ihnen für diesen Fall besondere Anweisungen hinterlassen.

Und so hatte er nur wenige Momente später nicht nur einen Namen, der ihm das Herz in die Hose rutschen ließ, sondern auch eine Adresse.

Es war die eines Matsumoto Takanori - Ruki!
 

In ihm herrschte ein einziges Gefühlschaos, als er nun vor dem Haus stand und daran hinauf sah.

Wut, Trauer, Verwirrtheit, Missverständnis - Sehnsucht.

Wer wusste schon, ob Ruki überhaupt zu Hause war. Aber wenn er weiter einfach nur hier stand und zögerte, würde er es wohl nie heraus finden. Und so rang er sich endlich dazu durch zu klingeln.

Es dauerte einen Moment, doch dann drang eine Stimme durch die Gegensprechanlage, die seine Knie einen Moment weich werden ließ, ihn unfähig zu einer Reaktion auf das doch etwas brummige "Ja?!" zu zeigen.

"Hallo?!", fragte die Stimme am anderen Ende, doch etwas missgelaunt, als keine Antwort kam. Und dennoch dauerte es noch einen weiteren Augenblick, bis Uruha einmal tief Luft holte.

"Ruki, lass mich rein, ich muss mit dir reden!", gab er also von sich, konnte beinahe sehen, wie die Augenbrauen des Kleineren in die Höhe wanderten, doch statt einer Antwort, irgendwelchem Protest oder Ähnlichem hörte er nur, wie der Türöffner surrte und der Hörer wieder aufgelegt wurde.

Dieses Mal zögerte er nicht. Er war ein Mann und kein kleines Mädchen! Und immerhin ging es hierbei um seinen Song! Sein Song und nichts anderes!

Ernst sah ihm der Jüngere entgegen, lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen, als der Ältere die Stufen hinauf stieg und beobachtete ihn genau.

"Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich kommst. Gut genug ausgelegt war der Köder ja!", sagte er nur gelassen, seine Stimme klang nun nicht mehr ganz so unfreundlich, auch wenn das den Größeren verwirrte. Ebenso wie das leichte Zucken der Mundwinkel, ein angedeutetes Lächeln, ehe der Blick des Dunkelhaarigen ihn noch einmal von oben bis unten scannte, ehe er sich dann doch vom Türrahmen abstieß und in die Wohnung verschwand.

Uruha jedoch verzog unwillig das Gesicht. Der Köder? Was sollte das denn?

Er war doch kein Hund, nach dem man pfiff und dann kam er schwanzwedelnd angetrabt.

Und doch machte sein Herz einen kleinen Sprung - Ruki schien nicht mehr wütend zu sein und offenbar hatte er ihn ja wiedersehen wollen.

Trotzdem wollte er ihm diesen Triumph nicht gönnen!

"Köder? Welcher Köder? Uwayaku-san hat mir deine Adresse gegeben!", sagte er nur, als er selbst vorsichtig die Wohnung betrat, die Tür hinter sich schloss und die Schuhe von den Füßen streifte, ehe er dem Kleineren folgte.

Der Weg führte ihn in die Küche, wo Ruki gerade ein paar Gläser heraus suchte.

"Uwayaku-san? Nein, das glaube ich kaum. Zum einen weiß ich, dass du seit längerem keinen Kontakt mehr zu ihm hast, beim Training warst du auch länger nicht mehr und außerdem hat auch der nur meine Telefonnummer.", sagte er nur gelassen, ehe er sich an Uruha wandte.

"Was zu trinken?", fragte er dann und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Ansammlung verschiedener Flaschen mit Säften und Softdrinks, die auf der Arbeitsfläche standen. Stumm nickte Uruha, ehe er die Sprache wieder fand.

"Irgendwas, bitte. Aber woher weißt du...?", fing er an, aber Ruki schmunzelte nur, ließ ihn deshalb verlegen verstummen.

"Kontakte! Und beim Training hätte ich dich gesehen!", sagte er ruhig und goss für sie beide etwas ein, ehe er eines der Gläser an Uruha weiter reichte.

Der war jetzt wirklich verwirrt. Was verdammt wurde hier gespielt?!

"Bisher hatte ich dich auch nie gesehen. Warum sollte sich das ändern? Außerdem habe ich keinen Grund, zum Training zu gehen. Mein Partner wurde abgezogen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich ganz gehen kann!", sagte er, doch etwas verärgert und die Tatsache, jetzt, wo er sie ausgesprochen hatte, verletzte ihn.

Dass Ruki nur unbeeindruckt einen Schluck nahm und sich dann an den Tisch zurück lehnte, half ihm nur wenig.

"Wenn du so weiter machst, ist das richtig. Und dein Partner fährt jetzt mit Kaoru!", erklärte er ruhig und Uruhas Augenbrauen hoben sich.

"Kaoru ist doch dein Partner...", ließ er überrascht verlauten und nur langsam dämmerte es ihm, worauf der Jüngere hinaus wollte. Dieser grinste nur, als er die Zahnräder förmlich laufen sehen konnte.

"WAR mein Partner. Klingelt‘s?", sagte er und sein Grinsen wurde jeden Augenblick größer, da Uruha der Lösung näher kam.

"Du...bist mein neuer Teampartner?!", fragte er, sichtlich irritiert und konnte nicht anders, als den Anderen entgeistert und überrascht anzusehen. Wie konnte sowas sein?

"Richtig!", bestätigte Ruki ihm jedoch und es dauerte einen Moment, ehe sich der Ältere einmal mehr gefangen hatte. Dann räusperte er sich.

"Und du meinst, ich will mit jemandem fahren, der mein Lied geklaut hat? Ich habe es dir im Vertrauen gezeigt, du bist der Erste, der überhaupt etwas davon weiß! Nicht einmal meine Familie kennt es!", fuhr er fort und die Züge des Dunkelhaarigen wurden weicher, als er den Kopf neigte.

"Bist du dir sicher, dass ich das so getan habe?", fragte der Kleinere und der Ältere zog die Augenbrauen zusammen. Was sollte diese Frage?

"Natürlich! Oder wie willst du mir das erklären, was da jeden Tag in der Werbung läuft?", fuhr er ihn an, doch Ruki ließ sich nicht beeindrucken, schüttelte nur den Kopf.

"Hast du irgendwo in diesem Zusammenhang meinen Namen gesehen?!", fragte er und sah offen und ehrlich zu dem Älteren, der nur einmal mehr nicht verstand.

"Was...?", begann er, doch der Kleinere unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

"Komm.", sagte er ruhig und stieß sich vom Tisch ab, um an Uruha vorbei in einen anderen Raum der Wohnung zu verschwinden.

Als dieser ihm ins Wohnzimmer folgte, hatte der Kleinere sein Glas abgestellt und startete seinen Laptop, während am anderen Ende des Raumes ein kleines Hündchen in einem Korb leise schnarchte. Ruki schob in diesem Moment eine CD in das CD-Fach und sah dann wieder zu dem Blonden auf.

"Ich zeige dir jetzt die ursprüngliche Version dieser Werbung. So, wie sie auch demnächst im Fernsehen laufen wird, wenn du dem Ganzen zustimmst. Die warten nur auf mein Okay.", erklärte er, als der Clip im Hintergrund bereits anlief.

Gelassen deutete er auf die kleine Untertitelung, wo bisher nur der Liedtitel zu finden gewesen war, doch als Uruha näher trat, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.

» Musik: 13 Stairs - Takashima Kouyou «

"Und jetzt ist es auch urheberrechtlich geschützt. Es wird dir also niemand dein Lied klauen und ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich es weiter ausgebaut und auch benannt habe, aber das war leider nötig."

Doch der Ältere konnte nichts anderes tun, als wortlos auf den Bildschirm zu starren. Ruki hatte es tatsächlich geschafft, dass er vollkommen sprachlos war.

Erst, als dieser mit einer Hand vor den Augen des Größeren wedelte, blinzelte er etwas und wandte den Blick wieder zu dem Kleineren, der ihn nur breit angrinste.

"Ich werte deine Reaktion jetzt so, dass du wohl kein Problem damit hast?", fragte der Dunkelhaarige, doch jetzt konnte sich der Andere wenigstens zu einem Nicken durchringen. Dennoch war er noch immer etwas abwesend. Und so fuhr Ruki fort.

"Und? Wirst du jetzt auch wieder zum Training kommen?"

Nun seufzte der Ältere doch leise.

"Und was erwartet mich da?", fragte er ehrlich, erwartete eine ebenso ehrliche Antwort. Woher wusste er schon, ob sich dort nicht doch mittlerweile eine unangenehme Wahrheit verbreitete.

Doch Ruki zuckte nur mit den Schultern.

"Bis auf einen neuen Partner? Nichts anderes, als sonst auch.", entgegnete er und der Größere legte den Kopf schief.

"Auch keine Geschichten oder Gerüchte?", fragte er weiter und sanft lächelnd, wie der Blonde es nicht gewohnt war, sah der Kleinere ihn an, schüttelte den Kopf.

"Nein, definitiv nicht. Ich habe Uwayaku-san gebeten, dass das unter uns bleibt. Auch, um keine Unruhen zu stiften. Und egal, wie komisch er manchmal ist, aber er hält sich daran.", erklärte er ruhig und die Augenbrauen des Blonden hoben sich.

"DU hast IHN gebeten?!", fragte er einmal mehr überrascht und missverständlich.

"Wundert's dich?", erwiderte der Angesprochene jedoch nur gelassen, lehnte sich an seine Couch zurück und verschränkte einmal mehr die Arme vor der Brust, während er noch immer zu dem Älteren hinauf sah. Doch lang musste Uruha nicht überlegen, ehe er sachte nickte.

"Ehrlich gesagt schon!", gab er zu, doch nun war es Ruki, der den Kopf neigte.

"Wirklich? Selbst nach allem, was ich dir heute erklärt habe? Selbst jetzt noch, nachdem du weißt, dass ich dich hergelockt habe, dass ich dein Lied vervollständigt und unter deinem Namen veröffentlicht habe, dass ich mit dem Vorschlag, dein neuer Partner zu werden, sofort einverstanden gewesen war, dass ich mich dafür eingesetzt habe, dass das, was nach der Rallye passiert ist, unter uns bleibt? Dass ich mich freue, dich wieder zu sehen?", zählte er ruhig auf und je weiter er kam, desto mehr kam der Ältere ins Grübeln, schüttelte schließlich langsam den Kopf.

"Aber...wieso das alles?", fragte er leise und wieder legte sich dieses eigenartig sanfte Lächeln auf Rukis Lippen, während er sich anders hinsetzte, um ihn besser ansehen zu können, ohne den Kopf die ganze Zeit in den Nacken legen zu müssen.

"Ganz einfach. Weil ich dich mag, weil ich dich vermisst habe, weil ich dich nicht aus meinem Kopf bekommen habe. Und, weil ich es nicht schlimm fand, was du getan hast, auch, wenn du dir den Zeitpunkt reichlich schlecht ausgesucht hast..."



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Nisshoku
2015-05-22T02:45:08+00:00 22.05.2015 04:45
wnfaheoighwfnoawghfiehg!!!!!!! Ja, das sage ich dazu! Yoh, was fällt dir ein da...ja genau DA einen Cut zu machen? X_X Ich geh kaputt...ernsthaft. Es ist 20 vor 5, ich habe durchgesuchtet, mich größtenteils einfach nur bepisst und jetzt ist es vorbei? Nenenenene. Schreibst du dann mal bitte bei der anderen weiter, ja? ZZ (ziemlich zügig) bitte! Hopp Hopp. Ich bin ungeduldig xD
Nein aber ernsthaft, sie ist wirklich toll und echt mal was anderes. Allerdings hab ich doch so das ein oder andere Logikfehlerchen gefunden aber das ist nicht so dramatisch und auch absolut egal. Ich fand die FF toll und am meisten hab ich mich weggeschmissen, als Ruki Uruha einfach nur mit den Worten bedroht, dass er ihn so enorm verprügelt, dass er den Namen seiner Mutter vergisst. Ich muss bei dem Gedanken immer noch lachen. Zu gut. Also ich erwarte mehr ò_o!

LG Ni
Von:  Ruki_Nishimura
2011-10-20T17:17:13+00:00 20.10.2011 19:17
DAS ist dein Epilog?! Nicht ehrlich oder? Warum?! Ich... ich ...Jetzt bin ich platt wie eine Flunder. Aber ich mag die FF. Sie ist sehr flüssig geschrieben, es gibt keine Stelle an der ich dachte: "Ehhh? Wie passt das denn hier rein?" und das ist wirklich toll. Außerdem mag ich die Story. Sie ist nicht nullachtfufzehn (0-8-15) sondern hat ihren eigenen Charme. Auch wenn ich Ruki und Kou weiter vorne sein sollten, wenn sie soo viele auf der Strecke verreckte Autos und die vom Zwischenstopp überholt hätten. Von daher...
Aber das war so das Einzige... Also... Postepilog? 2. Teil? Mehr? BÜTTE!

LG
Ruki
Von:  totenlaerm
2011-10-19T22:40:50+00:00 20.10.2011 00:40
Am Ende wares wieder der Ruki vom Anfang ^^
wortkarg, ernst, präziese und grummelig ^^
Echt toll, wie der Kreis sich schließt, was das angeht, wo er zwischendurch immer mehr augetaut war. Ich kann mir das so richtig gut vorstellen, der mit seinem Hündchen und... hach, es ist einfach so perfekt, dass ich immer noch traurig bin dass jetzt alles vorbei ist.
Von: abgemeldet
2011-10-19T18:42:07+00:00 19.10.2011 20:42
it's over ;__;
mein gott.. ich kann's noch imemr nich fassen.. aber hach.. ich hab diese ff geliebt <3
& mir wird jetzt echt was fehlen, wenn du mir nich mehr immer die chaps schickst >_<
aber ich fand den epilog so süß.. & auch die idee im allgemeinen.. dass ruki den song veröffentlich hat.. um wieder in kontakt mit uru zu treten.. einfach niedlich x3
aber ich wäre ja sehr stark für ne fortsetzung XP
*auf dein kommentar von vorhin deut*
& mal schauen.. vllt steigerst du dich dann auch immer wieder-- was die wortzahl angeht XDD
ich fänd's jedenfalls toll x3

*kunffl*
x3

Von:  totenlaerm
2011-10-17T22:09:19+00:00 18.10.2011 00:09
Einfach nur der Hammer :) Ich hab über die Zeit fast vergessen wie toll deine FF ist ;)
Aber ich liebe es wenn Ruki keine Zuckerpuppe ist -.- Ist er nämlich nicht, auch wenn er manchmal so aussehen mag.
Deine Geschichte ist toll :)
Von: abgemeldet
2011-05-23T15:02:09+00:00 23.05.2011 17:02
ich weiß nicht, zum wie vielten mal ich dieses chap nun gelesen habe XD
aber von mal zu mal finde ich es toller *__*
& diesmal war uru ja wieder als kühlerfigur mit dabei.. dieser job steht ihm aber auch echt verdammt gut! XD
aber das warten für dieses chap hat sich definitiv gelohnt.. ich mag ja das verhältnis zw. uru & ruki.. es hat i.wie was. ganz besonderes. ^^~
& der schluss vom chap gefällt mir dieses mal i.wie am besten, weiß selber ncih wirklich warum XD"
hach.. freu mich schon auf's nächste! x3
*flausch*
♥~
Von:  totenlaerm
2011-05-23T14:53:53+00:00 23.05.2011 16:53
ah! Ich weiß gar nicht wen ich mehr lieben soll... den echten ru oder diesen ru. er ist so eiskalt, boa, ich liebe es. endlich mal eine ff in der er nicht so verweichlicht ist. das ist er nämlich nicht! Er war ein punk, da ist man nicht so zimperlich!
:)Aber du hast es ja richtig gemacht. Großes Kino ♥
Von:  totenlaerm
2010-10-27T20:45:03+00:00 27.10.2010 22:45
cool. Gefällt mir...allerdings muss ich mal aufs klo *lach* aber die geschichte fesselt mich so...aber ich habs geschaftXD
Von: abgemeldet
2010-10-26T04:46:32+00:00 26.10.2010 06:46
arwrrr... ich fand den schluss vom chap total schön x3~
mit dem sandburgen bauen ^^~
hehe~
das könnten sie ruhig öfters machen.. dann zoffen sie sich mal nich XD
*lach*
aber der anfang.. wo sie noch im zelt gelegen haben.. war ja auch mal niedlich gewesen x3
okay.. auch wenn danach der streit kam.. xD
*drop*
bin gespannt wie's weiter geht x3
darfst ruhig erzählen.. ne?! xD
*knuffl*
<333~
Von:  totenlaerm
2010-09-09T16:28:35+00:00 09.09.2010 18:28
schreib bitte weiter!die ff ist total gelungen


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