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Star Seekers

Are you still alive or already dead?
von

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Hideki - Wistfull Recollection

  Irgendwie war es deprimierend zu erfahren, dass meine Mutter mich nach der Geburt weggab. Dabei heißt es doch, dass eine Mutter ihre Kinder liebt. stimmt wohl doch nicht so ganz. Ich wurde einfach in ein Waisenhaus gesteckt. Bis ich vierzehn war. Dann war ich abgehauen und habe dann irgendwann in der Schule Yuudai getroffen. Wenn ich so drüber nachdenke, war unser erstes Aufeinandertreffen ziemlich krass. Wir hatten uns wegen irgendwas fast geprügelt. Ich glaube sogar, weil ich versucht hatte, seinen Geldbeutel zu stehlen. Als er meine Augen sah, wollte er wissen, was mit diesen passiert war. Ich hatte es ihm erzählt und gerade, als ich damit fertig war, packte mich plötzlich jemand an den Armen und zog mich mit einem >haben wir dich endlich, du kleiner Ausreißer< mit. Es war definitiv die Polizei, auch, wenn ich sie nicht erkennen konnte.

  »Lasst mich los! Ich will nicht ins Waisenhaus zurück!«, schrie ich, »Yuudai!«

  Ich konnte Yuudais Blick zwar nicht sehen, aber deutlich spüren. Wahrscheinlich fragte er sich, in dem Moment als ich seinen Namen rief, woher ich diesen kannte. Schließlich hatten wir uns einander nicht vorgestellt. Ich hatte keine Ahnung, ob er Mitleid mit mir hatte, oder sich vor meinen Augen fürchtete. Jedenfalls war ich mir sicher, ihn wiederzusehen.
 

  Und ich behielt Recht. Kaum war ich zwei Tage im Waisenhaus, stand Yuudai mit seinen Eltern in der Tür. Ich sah zwar nur deren Umrisse, aber sie waren so einzigartig, dass ich sie sofort wiedererkannt hatte. Alle Kinder des Waisenhauses wurden in die Aula gerufen. Da ich mich dort schon befand, lehnte ich mich schweigend an die Wand und beobachtete dieses seltsame Szenario.

  »Ist er der Typ, mit dem du fast geprügelt hast?«, fragte mich eine Stimme.

  Ich nickte nur ein wenig, sah neben mich und erblickte Rei. Ein Geist, der auch im Waisenhaus war. Im menschlichen Alter von siebzehn hatte er sich in dem nun meinem Zimmer umgebracht. Allerdings war das schon mindestens zwanzig Jahre her. Eigentlich… War Rei mein erster, längster und bester Freund. Vor allem, da er der einzige war, auch wenn er ein Geist gewesen ist, der mich zum Lachen brachte. So gesagt, ist es also Reis Schuld, dass ich so ein Optimist geworden bin. Schon lustig, oder? Naja, jedenfalls erkannte mich Yuudai wieder. Rei und ich beobachtete wie die drei Konturen auf mich zukamen.

  »Hey.«, sagte Yuudai dann.

  Keine Ahnung, ob er grinste. Aber seiner Stimme nach, war er recht glücklich.

  Der Rest ging dann eigentlich ganz schnell. Yuudais Eltern unterschrieben einige Papiere und wurden so meine Vormünder. Und Yuudai mein Bruder. Als ich mit meinen zusammengepackten Sachen zur Haustür des Waisenhauses lief, überkam mich plötzlich ein Gefühl von Einsamkeit.

  Wenn ich jetzt durch diese Tür gehe, dachte ich, dann sehe ich Rei nie wieder.

  »Rei… Kommst du mit mir?«, fragte ich schließlich.

  »Nein, Hideki. Tut mir Leid.«, entgegnete er mir und umarmte mich, »Aber du kannst mich besuchen.«

  »Wie denn? Ich will nicht mehr hierher zurück…«

  »In deinen Träumen, Idiot.«

  Blinzelnd sah ich zu ihm hoch. Keine Ahnung, was er sich da gedacht hatte.

  »Traumlenkung ist das Zauberwort.«, meinte er dann grinsend, »Geh' jetzt. Deine neue Familie wartet.«

  >Traumlenkung<, was war das nur schon wieder… Trotzdem lächelte ich und lief, nach einem Nicken, zur Tür hinaus. Wie gerne hätte ich nun gesagt: »Gott, ist die Sonne grell.«

  Oder zumindest sowas in der Art. Leider konnte ich, wie heute noch, nichts sehen. Zumindest nicht wirklich, weswegen ich es bei einem Schweigen bließ.

  Mein Sichtfeld ist sowieso recht seltsam… Eine Mischung aus Farbenblindheit und irgendwas anderem, dass noch nicht erforscht wurde. Oder einfach niemand erforschen will. Ein Versuchsobjekt will ich aber auch nicht sein, wäre ja grässlich… Jedenfalls, sehe ich wegen letzterem der beiden Dinge, Menschen, Bäume, Tiere und den Rest in meiner Umgebung nur als Schatten, oder Farbenspiel aus schwarz und weiß. Und Geister, wie Rei, sehe ich so, wie normale Menschen sehen. In Farbe, gestochen scharf. Einer, der eben aus den ganzen Schatten hervor sticht. Aber nicht nur Rei. Sondern auch die anderen Geister stechen so heraus.

  Egal. Auf jeden Fall, lebe ich, seit mich Yuudais Eltern adoptiert haben, bei diesen. Irgendwie dauerte es nicht lange, bis ich mich eingelebt hatte. Natürlich musste ich Yuudai erst erklären, woher ich seinen Namen kannte.

  »Ich hatte von dir geträumt.«, sage ich.

  Ich wusste sofort, dass Yuudai es nicht wirklich verstehen wollte, weswegen ich ihm das ganze mindestens fünfmal erklären musste. Damals hatte ich ja keine Ahnung von Traumlenkung. Ist ja auch eine ziemlich krasse Sache. Ich meine, du träumst das, was du träumen willst. Meine ersten Anfänge waren echt miserabel. Es war eigentlich genauso, wie wenn ich wach gewesen bin. Also konnte ich nur Schatten sehen und von Rei war nichts zu entdecken. Aber jede Nacht wurde es besser. Nach knapp zwei, oder drei Monaten hatte ich es dann endlich geschafft. War echt interessant, was ich in meinen Träumen angestellt hatte. Und seit neustem klinge ich mich in die Träume anderer ein.

  So bin ich auch ganz zufällig in Miuras kleiner Traumwelt gelandet. Ziemlich krass, was mein kleiner Bruder so träumt. Vor allem, weil ich dort mit meiner Traumlenkung nichts anfangen konnte. Und es auch noch immer nicht wirklich kann. In Miuras Träumen kann ich mich kein bisschen bewegen. Eigentlich recht deprimierend und dennoch lustig. Außer, wenn man plötzlich von irgendwem abgestochen wird und aufwacht.
 

  Yuudai steht sogar voll auf meiner Seite, was Geister-Sehen betrifft. Zudem ist er der einzige, der es weiß. Woran das liegt, dass Yuudai mir glaubt, dass ich Geister sehen kann, weiß ich nicht so ganz. Aber soviel ich weiß, oder besser kapiert habe, konnte Yuudai früher auch Geister sehen. Das ist allerdings schon ein paar Jahre her.

  Irgendwie ist es erleichternd. Aber eben nur irgendwie. Jedenfalls… Eine Woche vor meinem Geburtstag, hatte ich geträumt, dass Miura nach New York gehen würde. Ich wusste ja, schon vorher, dass an meinen Träumen etwas dran ist. Yuudai war der erste Beweis dafür. Zwar hatte ich auch andere Beweise, aber Yuudai war der größte davon. Jedenfalls war Yuudai sofort dabei, als ich ihm davon erzählt hatte und wollte sofort nach New York.

  Und nun bin ich tatsächlich hier, mit Yuudai in New York. Das wir die Suite nicht zahlen müssen, in der wir wohnen, liegt daran, dass das Hotel Yuudais Onkel gehört. Na gut, ganz umsonst wohnen wir hier nicht. Wir müssen ihm helfen und haben deswegen einige Mini-Jobs hier. Eigentlich recht lustig, auch, wenn die Leute nichts mit mir anfangen können, ist ein wenig deprimierend. Aber nur ein wenig. Von sowas lass ich mich echt nicht runter kriegen. Wäre a gelacht.

  »Hey, Miura. Du bist doch auch nicht alleine hier, oder?«, frage ich meinen kleinen Bruder und löse die Umarmung.

  »Eh… Nein, bin ich nicht. Wieso fragst du?«

  »Ich will deinen Begleiter kennenlernen.«, grinse ich.

  Mit einem Lächeln in der Stimme sagt er: »Ja, okay. Len müsste noch in der Suite sein.«

  Noch ehe ich was zu meiner Begeisterung sagen kann, zieht Miura mich schon mit. Kaum sind wir aus der Suite raus, betreten wir schon die nächste. Praktisch, Türnachbarn zu sein. Ich schaue mich kurz um, so gut es geht zumindest. Recht hell haben's die beiden hier, finde ich.

  »Hey, Len! Ich will dir wen vorstellen!«, ruft Miura auf einmal.

  »Ja, ja. Ich komm' schon…«, murrt eine Stimme.

  »Ist der immer so drauf?«, frage ich nach.

  »Nee… Eigentlich nicht. Er hat nur nicht ausgeschlafen. Weißt du… Er brauch mindestens neun Stunden Schlaf.«

  Recht erstaunlich, wenn ich das Denken darf. Als eine, von meiner Sicht her, dunkle Gestalt auf mich zukommt, vernehme ich ein: »What the fuck… Zwei Miuras!?«

  »Hey! Ich bitte dich Len, beherrsch dich!«, meint Miura dann, »Das ist Hideki. Mein großer Bruder.«

  »Wie? Noch so ein Lackaffe wie Aki und Shou? Ist ja grausam!«

  »Nein! Mein älterer Zwillingsbruder!«

  »Dann gibt's dich zweimal? Au weia.«

  Das nächste, das ich höre, ist Miuras dumpfer Seufzer. Ich lache ein wenig, schaue zu der schwarzen Gestalt.

  »Hi.«, sage ich grinsend und reiche Len die Hand.

  »Hey.«

  Ganz kurz und knapp sagt er das nur, ehe er meine Hand schüttelt. Ich grinse immer noch etwas, wäre jetzt zu schön, Len sehen zu können.

  »Alter… Du hast ja richtig smexy Augen!«, meint er dann auf einmal.

  »Eh…«

  »Ja, so richtig… Weiß.«

  »Weiß? VerWeiß? Verdammt.«, murmle ich und lache etwas.

  »Kontaktlinsen?«

  »Natur.«

  »Im Ernst!? Wie das?«

  »Ich.. Eh… Bin fast blind.«

  Wie ich es mir gedacht habe, schweigt er auf einmal. Irgendwie will ich ihm erklären, wie ich sehe. aber irgendetwas sagt mir, dass er es sowieso nicht verstehen würde. Ich belasse es also bei einem kecken grinsen. Noch immer schweigt Len. Es irritiert mich gewaltig, weswegen ich die Stille unterbreche.

  »Miura, Len. Ihr habt doch sicher Hunger, oder? Los kommt schon mit. Yuudai wartet sicher auch schon.«, sage ich dann.

  »Äh…«

  Ehe ich Yuudais Namen erwähnt habe, merke ich, wie Miura ein wenig zusammenzuckt. Ich schmunzle ein wenig, schnappe mir die Hände der beiden und ziehe sie hinter mir her. Die zwei schweigen weiterhin. Nachdem wir im Speisesaal des Hotels ankommen, ertönt ein leises wow der beiden.

  »Hideki! Endlich. Ich dachte schon, du hättest dich verlaufen.«, meint Yuudai und kommt ebenfalls als dunkler Schatten auf Miura, Len und mich zu.

  »…Yuudai? Eh… Tut mir Leid, ich wollte nur Len noch kennenlernen.«, sage ich unschuldig.

  Ich erkenne nur leicht, wie sich Yuudai den anderen beiden zuwendet.

  »Aha! Dann bist du das wohl, oder?«, sagt er dann, »Miura? Wie geht's deiner Nase?«

  »Ganz… Gut. Tut noch ein bisschen… Weh… Aber es… Es geht schon.«, antwortet Miura dann stotternd.

  Ich denke mir meinen Teil dazu, weswegen er wohl so stottert. Denken kann ich's mir zwar, aber naja…

  Yuudai, so gütig er nun mal ist, bringt Miura und Len an einen freien Tisch, während ich in die Küche verschwinde. Als ich dann dort ankomme, sehe ich sie. Zwei Geister, welche sich das Essen anschauen. Sie haben beide schwarze Haare. Theoretisch würde ich darauf tippen, dass die beiden Geschwister sind. Als sie sich aber küssen, ändert sich meine Meinung. Könnte aber auch eine Geschwisterliebe sein… Ich sollte dringendst aufhören zu denken… Schweigend gehe ich auf die beiden zu.

  »Hey, Miura!«, sagt der eine Geist auf einmal, »Was machst du hier in der Küche?«

  »Long! Das ist doch gar nicht Miura! Der sieht nur so aus wie er!«, meint der andere, wohl zu erkennen ein Mädchen, »Außerdem kann er uns nicht sehen.«

  »Ähm… Oh, doch. Ich sehe euch. Eindeutig.«, murmle ich.

  »Love..? hat er gerade geantwortet?«, fragt nun der eine wieder.

  »Ja, habe ich.«, mische ich mich ein.

  »Verdammt… Bist du ein Miura-Klon?«

  »Bist du ein wenig bescheuert im Kopf?«

  »HEY!«

  »…Mein Gott… Denk doch nach, du ektoplasmatisches Subjekt!«

  »Äh… Love? Hat er mich gerade beleidigt?«

  »Ja, ich glaube schon.«, murmelt das Geistermädchen nun.

  Ich rolle schweigend mit den Augen und schnippe dem Typen gegen die Stirn.

  »Ich bin Miuras Zwillingsbruder, fertig.«

  »Au… Im Ernst?«, fragt er nach und reibt sich die Stirn.

  Es ist seltsam, aber ich kann Geister berühren. Woran das liegt, weiß ich nicht. Und im Prinzip ist es mir auch egal.

  »Ja doch…«, sage ich nun nuschelnd.

  »Wo ist Miura?«, fragt mich das Mädchen auf einmal.

  Ich nehme mir die fertigen Tablettes und laufe los.

  »Er ist beim essen. Und ihr zwei solltet dringendst verschwinden. Im Ernst jetzt. Ihr seid einfach nur nervig.«, sage ich, während ich die Tür zum Speisesaal mit dem Rücken zu dieser Tür aufmache.

  »Hey! Hey, warte doch mal!«, ruft sie mir hinterher.

  Ich achte nicht sonderlich darauf und stelle die Tablettes auf den Buffettisch.

  »Wie heißt du?«, fragt das kleine Geistmädchen, als sie hinter mir steht.

  »Hideki Fujiwara…«, murmle ich, »Und ihr beiden?«

  »Lovelie… Und das ist Long.«, meint sie dann.

  »Aha! Gut zu wissen.«

  Da ich ja nun mit dem Minijob hier fertig bin, setzte ich mich zu Miura, Len und Yuudai. Ich seufze ein wenig und strecke mich etwas. Auch, wenn ich die drei nur als schwarze Gestalten sehe, weiß ich genau, welcher von den dreien wer ist. Vor allem sticht Yuudai mit seinen Haaren völlig heraus. Als er sich eine Zigarette aus seiner Schachtel holt und sich eine in den Mund steckt, strecke ich ihm meine Hand entgegen. Er weiß natürlich sofort, was ich will. Eine Zigarette! Und nein. Ich bin nur Gelegenheitsraucher. Eigentlich rauche ich nur, wenn mich etwas tierisch nervt, oder ich gestresst bin. Oder, wenn ich getrunken habe.

  »Was ist passiert?«, fragt er mich, während er mir eine seiner Mentholzigaretten reicht.

  »Ich hab' schon wieder Geister gesehen.«, sage ich, »Nicht, dass es mir was ausmacht, aber… Seit wann hat ein Teufel mit einem Engel ein Verhältnis?«

  »Äh…«, kommt es leise von Miura.

  »War Luzifer nicht auch ein Engel?«, fragt Yuudai nach.

  »Doch, schon. Hat doch aber mit den beiden rein gar nichts zu tun…«

  »Fangt ihr beiden jetzt auch schon mit Geistern und Alpträumen an..?«, murrt Len, »Und ihr zwei seid wirklich miteinander verwandt.«

  »Alpträume? Miura, was soll das heißen?«, fragt Yuudai.

  Keine Ahnung, was den Kerl heute gebissen hat, aber es ist gruselig. Ich weiß ja, dass sich Yuudai für sowas interessiert. Aber so energisch hab' das noch nicht erlebt. Wahrscheinlich ist Yuudai einfach nur Hals über Kopf in meinen Bruder verknallt. Ich höre nur leise, wie Miura zögernd von seinen Alpträumen erzählt. Langsam, aber sicher, versinke ich in meine eigene, kleine Gedankenwelt. Ich bin regelrecht von der Realität abgeschnitten und starre schweigend auf das schwarz wirkende Glas, zumindest für mich, vor mir.

  Kaum atmend stehe ich plötzlich vor dem Waisenhaus. Vor dem Waisenhaus, in dem ich über vierzehn Jahre gelebt habe.

  »Was zum Teufel…«, frage ich murmelnd.

  Ich sehe alles farbig, was wohl heißt, dass ich träume. Zumindest glaube ich das… Ich habe keine Ahnung wieso, aber ich laufe auf die Tür des Waisenhauses zu. Eigentlich will ich nicht, aber ich bin einfach zu neugierig, was mich da drinnen wohl erwarten wird.

  »Hey! Du hast ja komische Augen!«, ruft auf ein kleiner Junge, woraufhin ich mich nach diesem umsehe.

  »Ist doch gar nicht wahr… Deine Augen sind komisch!«, entgegnet ein anderer.

  Irgendwoher kenne ich diesen letzten Satz. Ich gehe also tiefer ins Waisenhaus hinein. Es ist noch genau alles gleich, wie damals, als ich schon dort war.

  »Hideki… Jetzt wein' doch nicht… Der Typ hat doch keine Ahnung.«

  Eine neue Stimme. Ich kann sie deutlich Rei zuschreiben.

  »Rei!? Bist du das!? sag' doch was!«, rufe ich und renne dessen Stimme nach.

  Als ich dann in meinem ehemaligen Zimmer ankomme, sehe ich Rei und einen kleinen Jungen. Er ist unschwer als mein jüngeres Ich zu erkennen. Ich erinnere mich sogar an diesen Tag. Es war ein Montag und es regnete ohne Ende. Eigentlich wollte das Waisenhaus an diesem Tag einen Ausflug machen, was nur alle zehn Jahre mal vorkommt. Ich war damals sieben. Leider durfte ich, weil ich geprügelt hatte, als Einziger nicht mit. Tja, das war schon echt deprimierend. Schweigend gehe ich zu meinem jüngeren Ich und zu Rei.

  »Hideki… Komm' schon. Beruhig' dich doch wieder.«, sagt Rei.

  »Ich wollte doch so gerne mit… Nur wegen dem Idiot darf ich das nun nicht mehr…«, wimmert mein jüngeres Ich.

  »Wir zwei werden heute mindestens dreimal so viel Spaß haben, wie die anderen, Hideki!«
 

  …Ki...! …Deki..! …Hideki..! HIDEKI!!

  Ich blinzle kurz und sehe Yuudai schweigend an.

  »Eh… T-tut mir leid… Ich… War gerade woanders.«, entgegne ich Yuudais Schweigen.

  »Hab' ich gemerkt, ja.«, murmelt er, »Wo warst du denn?«

  Ich schaue mich kurz im Speisesaal um. Sieht so aus, als wäre ich wieder größtenteils zurück. Mit den Gedanken bin ich trotzdem noch nicht so ganz da.

  »Im Waisenhaus.«, sage ich dann leise.

  Yuudai schweigt erneut. Ich nehme an, dass er eine Augenbraue hebt, zumindest würde ich das tun, wenn ich er wäre.

  »Wachtraum.«, meint Miura nun leise.

  »Eh…«

  »Du hast keinen Plan, was ein Wachtraum ist, oder?«, fragt er weiter und legt seinen Kopf etwas schief.

  Ich weiß nicht, ob er es tut, aber es fühlt sich so an, als würde Miura mich durchdringlich ansehen. Ich schüttle also nur schweigend den Kopf, da ich wirklich keine Ahnung habe, was ein Wachtraum ist.

  »Ähm… Also, ein Wachtraum… Ein Wachtraum ist… Wenn… Wenn du zwar wach bist, aber du vor deinem Auge was anderes siehst, als das, was vor dir steht.«

  »Aha… Ich träume also, während ich wach bin, ja?«

  »Genau.«

  »Ist ja cool.«, murmle ich vor mich hin.
 

  Am Abend, als ich in Yuudais und meiner Suite sitze, blinzle ich schweigend vor mich hin. Keine Ahnung, wo Yuudai sich gerade rumtreibt. Vielleicht ist er mit Len einen Saufen gegangen. Plötzlich klopft es an der Tür.

  »Ich komm' schon…«, rufe ich, erhelle das Zimmer ein wenig und laufe zur Tür.

  Als ich aufblicke und die Konturen der Figur betrachte, denke ich, dass es mein kleiner Zwillingsbruder ist.

  »Miura? Bist du das?«, frage ich sicherheitshalber nach.

  »Ja. Stör' ich dich grade?«, entgegnet er mir.

  »Nein, nein. Komm' ruhig rein.«

  Ich gehe etwas auf die Seite, damit Miura an mir vorbei kann.

  »Du hast's ganz schön dunkel hier drin.«, meint er leise.

  Ich grabsche nach dem Lichtschalter, grinse schief und sage: »Ich hab's nur so dunkel, weil ich mich dann fühlen kann, als wäre ich wirklich blind.«

  Er schweigt. Klar, würde ich auch, wie soll es also anders sein? Ich gehe mit Miura daraufhin ins Wohnzimmer und hocke mich neben ihn auf's Sofa.

  »Also… Was gibt's?«, frage ich ihn nun.

  »Hm… Ich weiß nicht. Alleine in der Suite sitzen ist langweilig. Meinst du nicht auch?«

  »Haha. Ja, stimmt schon. Hast Recht.«

  »Nii-San?«

  »Ja?«

  »Kannst du mir erklären, wie das aussieht, was du siehst?«

  »Das hab' ich doch schon.«

  »Erklärst du's trotzdem nochmal?«

  »Klar… Eh… Warte, wie hab' ich das Yuudai erklärt… Nehmen wir an, du hast ein Fotobearbeitungsprogramm, ja?«, fange ich an und warte auf Miuras Nicken, »Gut. Also… Du hast ein Bild von einer Landschaft. Dann invertierst du die Farben so, dass das Bild aussieht wie auf dem Negativ.«

  »Okay. Und dann?«

  »Dann stellst du das ganze Negativ-Bild auf Schwarz-weiß, malst die Menschen, Tiere Bäume und andere Dinge schwarz aus und fertig ist die Sichtweise Hideki Fujiwaras!«

  »Und Geister?«

  »Die sehe ich so, wie du mich siehst.«

  »Und woher hast du die Erklärung dazu?«

  »Die hab' ich mir in meinem Traum gesucht. Da war auf einmal so ein Computer und da habe ich eben daran rumgetüftelt.«

  »Wow.«

  Ich grinse ein wenig, bei Miuras Begeisterung. Zu gerne würde ich nun sein Gesicht sehen. Irgendwo in der Suite höre ich ein Getuschel.

  »Hey! Raus hier!«, rufe ich.

  »Verdammt. Die Miura-Kopie hat uns gehört.«

  »Das ist deine Schuld! Nur wegen dir!«

  »Was? Wieso ich!?«

  »Deshalb!«

  »Woah! Long, Lovelie! Hört auf zu streiten und kommt hier her!«, schreit Miura auf einmal.

  Keine fünf Sekunden später stehen die zwei vor uns.

  »Meine Fresse… Ihr zwei schon wieder…«, murre ich.

  »Oh… Ihr kennt euch schon?«, fragt Miura.

  »Mehr… Oder weniger…«, antworte ich.

  »Ja… Wie hießt die Kopie noch… Hyde?«, murmelt Lovelie.

  »Hideki!«, knurre ich.

  »Ach ja, genau. Doofer Name.«

  Ich schnaube dumpf und beobachte Long und Lovelie ein wenig. Find' ich jetzt irgendwie toll, dass ich die beiden in Farbe sehen kann. Schließlich sehe ich nicht jeden Tag Geister im Hotel oder daheim. Wäre aber sicherlich interessant.

  »Also… Äh… Long, Lovelie, lasst meinen Bruder in Ruhe und verschwindet in die Suite!«, meint Miura dann.

  »Ja, ja. Sind schon weg. Komm' Lovelie.«, murmelt Long und zieht Lovelie sogleich hinter sich her.

  Ich schaue den beiden nur schweigend nach, ehe ich den schwarzen Umriss meines Bruders wieder betrachte. Eigentlich wollte ich grade noch was sagen, aber ich werde durch so ein Gepolter unterbrochen.

  »Oh oh.«, murmle ich und ahne schon schlimmes.

  »Was war das?«, fragt Miura.

  »Ich glaube, dass sind Yuudai und Len.«

  Miura und ich verschwinden sofort an die Tür und reißen diese auf. Wie ich es mir gedacht habe, liegen Yuudai und Len sturzbesoffen auf dem Boden und lachen wegen irgendetwas.

  »Kriegst du das mit Len alleine hin?«, frage ich Miura und schaue ihn dabei an.

  »Ja, ich denke schon.«, entgegnet er, »Und du schaffst das mit Yuudai auch?«

  »Klar, ich mach das nicht zum ersten Mal.«

  Ich grinse ein wenig, helfe anschließend meinem betrunkenen Freund. Im Hintergrund höre ich noch Miuras >okay< und wie sich langsam eine Tür öffnet. Meine Wenigkeit schleift Yuudai in unsere Suite. Da er ja nicht mehr auf die Idee kommt, selbst zu laufen, ziehe ich ihn eben hinter mir her.

  Als ich es endlich geschafft habe, Yuudai ins Bett zu legen, seufze ich erleichtert und haue mich auf das meine.

  »Hideki..?«, lallt Yuudai auf einmal.

  Ich starre die Decke an, seufze ein wenig und frage dann: »Wieso schläfst du noch nicht?«

  »Ich muss dich noch was fragen…«, murmelt er leise.

  »Ach ja? Was denn?«

  Ich drehe mich langsam in Yuudais Richtung, blinzle ein wenig und sehe die schwarze Gestalt auf dem anderen Bett an. Yuudai tut es mir gleich und stützt seinen Kopf auf seiner Hand ab. Zumindest sehe ich das so.

  »Warst du schon mal verliebt? So richtig, meine ich.«, lallt er wieder und spielt mit einer seiner Haarsträhnen.

  »Eh… Nein. In schwarze Gestalten kann man sich schlecht verlieben.«, murmle ich, »Wieso fragst du mich das?«

  »Hm… Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick

  Ich schweige, ehe ich einen dumpfen Seufzer von mir gebe.

  »Dai… Ich. Sehe. Nichts!«

  »Au ja… Hab' ich vergessen… Aber glaubst du's trotzdem?«

  »Uff… Schon möglich… Sag' schon. Was ist los?«

  »Ich glaub'… Ich glaub' ich hab' mich verliebt…«

  »Und in wen?«

  Er gibt keine Antwort, worauf ich grinse.

  »Warte, warte. Lass' mich raten!«, fange ich an, »Der Glückliche ist… Miura!«

  »Wow… Woher weißt du das?«, entgegnet er leise.

  »Hm… Ist eben sehr offensichtlich.«

  »Oh…«

  Ich lache ein wenig, lege mich wieder normal ins Bett und schließe die Augen.

  »Was glaubst du, wie Miura da drüber denkt?«, fragt Yuudai und lallt noch immer.

  »Bist du denn wieder nüchtern?«, stelle ich erst als Gegenfrage.

  »Nicht ganz, aber fast… Denke ich zumindest…«

  »Aha, okay.«

  »Also?«

  »Was >also<?«

  »Also, was glaubst du..? Hab' ich überhaupt eine Chance bei ihm?«

  »Eh… Ja. Ich glaube schon, ja.«

  »Nacht, Hideki.«, sagt er nun.

  Yuudai scheint völlig zufrieden zu sein. Recht erleichternd, irgendwie. Aber eben nur irgendwie. Ich bin nur recht gespannt darauf, wie Yuudai das nun anstellen will.

  »Gute Nacht.«, sage ich dann noch, ehe ich auf die Digitaluhr sehe.

  Kurz vor elf. In ein bisschen mehr als einer Stunde haben Miura und ich Geburtstag. Wird sicherlich interessant. Es dauert noch nicht einmal lange, bis ich einfach einschlafe…
 

  Am nächsten Morgen, es ist halb sechs in der Früh', werde ich von einem Sturmgeklopfe wach. Schweigend reibe ich mir die Augen, ehe ich mich aufsetze.

  »Guten Morgen, Hideki!!«, schreit Yuudai plötzlich.

  »Morgen…«, murmle ich.

  Ich höre, wie sich die Tür öffnet und wer eintritt.

  »Alles Gute zum Geburtstag!!«, rufen Yuudai und die anderen des Personals.

  Zumindest glaube ich, dass es das Personal ist. Und, wenn ich mich nicht irre, ist sogar Yuudais viel beschäftigter Onkel dabei. Glaube ich jedenfalls. Ich reibe mir noch einmal die Augen und lächle ein wenig.

  »Danke.«

  »Yuudai hat gesagt, dass du heute Geburtstag hast, Hideki. Deshalb habt ihr beide heute frei. Man wird ja nur einmal achtzehn.«, sagt Yuudais Onkel dann.

  »Im Ernst? Danke, echt mal.«

  »Jawohl! Das ist mein Ernst. Aber wir müssen wieder los. Na kommt schon, Leute. In einer Stunde muss das Frühstück im Saal stehen!«

  Mit diesen Worten verlässt Yuudais Onkel unsere Suite und geht mit der ganzen Crew hinaus. Yuudai und ich winken den anderen schweigend hinterher.

  »Wieso bist du denn schon wach?«, frage ich leise.

  »Ich hab' geschaut, was es zum Frühstück geben wird und eine Torte für dich und Miura bestellt.«, antwortet Yuudai.

  »Cool… Und du bist nicht müde?«

  »Irgendwie nicht, nein.«

  Ich lache ein wenig, ehe ich ins Badezimmer verschwinde und mich fertigmache.

  Nachdem ich wieder rauskomme, sehe ich Yuudais schweigende, schwarze Gestalt und blinzle ein wenig. Ich habe keine Ahnung, ob er mich fragend oder bettelnd ansieht, aber irgendwie fühlt es sich so an.

  »Eh… Okay… Gehen wir Miura wecken…«, sage ich schief lächelnd.

  Eifrig nickend zerrt mich Yuudai nun zur Tür. Miuras und Lens Suite ist ja genau unserer gegenüber. Ich klopfe an. Da mir keiner öffnet, klopfe ich wieder. So lange, bis mir jemand aufmacht.

  »Guten Morgen, Otouto-Chan.«, grinse ich, »Alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe, ich habe dich auch viel zu früh geweckt.«

  »Hehe… Danke. Dir auch alles Gute!«, meint Miura und umarmt mich, »Ich muss dich leider enttäuschen, Nii-San. Ich bin schon seit 'ner halben Stunde wach.«

  »Wie schade… Eh… Schläft Len denn noch?«, frage ich ihn leise, fast flüsternd.

  »Nein, der ist auch schon wach.«

  Er nickt mit dem Kopf in Richtung Suite, weswegen ich sofort hinein verschwinde. Ich zerre Len hinter mir heraus und winke Miura ein wenig.

  »Ich nehm' den mal schnell mit, ja?«, sage ich dann und verschwinde an den beiden vorbei.

  »Au ja! Ura-Chan, dein Bruder und ich gehen einen Saufen!«, lacht Len.

  »Jiapp…«, sage ich und schaue zu Yuudai, »Viel Glück.«

  Letzteres habe ich zwar geflüstert, aber muss ja nicht jeder wissen, um was es geht. Oder nicht? Zusammen mit Len gehe ich also in den Speisesaal und sehe zu ihm.

  »Willst du das Bier holen? Ich seh's nicht.«, meine ich schief lächelnd.

  »Äh… Klar, ja. Wieso nicht.«, entgegnet er mir.

  »Ich setz' mich da rüber.«

  Len nickt schweigend und begibt sich an die Bar. Meine Wenigkeit verschwindet an den freien Tisch, lehnt sich in den Stuhl und beobachtet die anderen schwarzen Gestalten im Saal. Solange, bis auf einmal eine Flasche vor mir steht. Ich bedanke mich leise und vernehme fast lautlos das >passt schon< von Len. Nachdem ich einen großen Schluck vom Bier getrunken habe, seufze ich leise. Irgendwie ist Bier auf den leeren Magen nicht gut. Zumindest nicht für mich. Yuudai macht das nichts aus, soviel ich weiß. Nur vertrage ich eben wenig Alkohol, was manchmal echt deprimierend ist.

  »Oh, äh… Hideki war's, oder?«, fragt Len auf einmal.

  »Japp…«, sage ich, »Was ist los?«

  »Warum hast du Yuudai >viel Glück< zugeflüstert?«

  »Du hast das gehört?«

  »Ich hab' gute Ohren, weißt du?«

  »Aha…«

  »Aaalso?«

  »Ehm… Naja… Eh…«

  »Warte, warte, warte. Lass' mich bitte raten, ja?«

  »Eh… Okay, klar. Rate los.«

  »Gut also… Yuudai ist verknallt. In Miura. Und das will er ihm nun sagen, stimmt's?«

  Ich bin recht erstaunt, als Len auf einmal erzählt, was er vermutet. Irgendwie scheint der Kerl mehr im Kopf zu haben, als scheint. War ja irgendwie logisch… Glaube ich zumindest… Blinzelnd betrachte ich seine Kontur, seufze schließlich ein wenig und schließe kurz die Augen.

  »Du bist gut… Ratest du immer so richtig?«, frage ich, »Wenn ja, bescher' mir mal die Lottozahlen.«

  »Hehe… Ich enttäusche dich. Es war nicht geraten.«, gibt er dann zu und lacht etwas, »Miura hat mich gestern Nacht noch vollgelabert.«

  »Im Ernst jetzt?«

  »Ja. Er meint, weil ich betrunken bin, hab' ich am nächsten Tag alles vergessen. Naja, ich tu' auch meistens so.«, grinst er.

  »Na du bist aber gemein.«

  Len lacht wieder ein wenig und reicht mir auf einmal seine Hand. Blinzelnd schaue ich die schwarze Hand vor mir an.

  »Ehm…«, gebe ich leise von mir.

  Er seufzt ein wenig, ehe er sich meine Hand schnappt und ein wenig schüttelt.

  »Alles Gute. Hab' ich ganz vergessen. Obwohl ich Miura schon gratuliert habe.«, lacht er anschließend wieder.

  »Oh… Danke.«, murmle ich.

  Eigentlich bin ich sowas nicht gewohnt. Die einzige, die mir bis jetzt immer gratuliert hatten, waren Yuudai, seine Eltern und rei. Sonst niemand. Irgendwie traurig, aber egal. Noch ehe ich einen neuen Schluck vom Bier nehmen kann, höre ich Yuudais Lachen. Ich blinzle ein wenig, als ich sehe, dass neben seiner schwarzen Gestalt wer steht. Da ich ja nicht sehen kann, ob es Miura ost, oder nicht, lehne ich mich etwas zu Len rüber.

  »Hat Yuudai es nun geschafft, oder nicht?«, frage ich leise nach.

  »Ich glaub' schon.«, murmelt Len, »Ich hab' Miura schon lange nicht mehr so strahlen sehen.«

  »Er strahlt?«

  »Aber sowas von.«

  Ich seufze wieder ein wenig. Wie sehr würde ich Miuras Lächeln sehen wollen? Ihn nur als schwarze Gestalt zu sehen, tut so verdammt weh, dass man sich das wirklich nicht vorstellen kann. Als ich die beiden dann nebeneinander an unserem Tisch sitzen, grinse ich breit. Ob Len das auch tut, weiß ich nicht, aber ich denke es einfach mal. Ich meine… Wer würde das nicht?

  »Na? Alles nach Plan gelaufen?«, frage ich grinsend.

  »Hehe… Schon, ja.«, meint Yuudai.

  Womöglich schmunzelt er, so wie ich ihn kenne. Schließlich grinst er nahezu immer. Ich lächle zufrieden, lehne mich zurück und verschränke meine Arme vor der Brust. Gerade, als die Bedienung, deren Namen ich immer vergesse, den Kuchen bringt, sehe ich, wie drei weitere Personen in den Speisesaal kommen.

  »Ist das Schokokuchen?«, fragt Len.

  Yuudai und ich nicken nur schweigend. Als wir dann anfangen zu essen, steht irgendjemand neben uns.

  »Ist das Schokokuchen?«, fragt die schwarze Gestalt neben mir.

  Schweigend sehe ich zu der Gestalt hoch. Dass ich mich jetzt gerade nicht verschluckt habe, ist wirklich ein Wunder. Ich meine… Ich hätte mich auch täuschen können, aber die Stimme der schwarzen Gestalt passt einfach perfekt zu Miyavi. Kurz herrscht ein Schweigend, was mich doch ein wenig irritiert.

  »Miyavi!?«, ertönt es schließlich von Yuudai und Len.

  Demnach habe ich mich also nicht geirrt, weswegen ich Miyavis schwarze Gestalt weiter anstarre. Mehr oder weniger zumindest.

  »Oh ja, den kenn' ich. Das ist der Typ, den Lovelie so toll findet.«, meint Miura auf einmal.

  »Was ist jetzt?«, fragt Miyavi in die Runde, »Was ist jetzt mit dem Kuchen?«

  »Eh… Klar, nimm' dir was.«, murmelt Len einfach drauf los.

  »Hallo!? Nur, weil der Kerl hier berühmt ist, heißt das noch lange nicht, dass er was von meinem Kuchen bekommt!«, protestiert Miura.

  Schweigend schaue ich ihn an. Ich weiß ja, dass Miura, so wie ich, recht temperamentvoll sein kann. Aber so? Plötzlich fängt Miyavi an zu kichern.

  »Du bist süß.«, meint er melodisch, »Ich möchte doch nur ein Stück Schokokuchen. Bitte…«

  »Mmmh… Ja… Okay…«, murmelt Miura schließlich, knurrt dennoch etwas und reicht Miyavi schlussendlich einen Teller, samt Kuchen.

  »Dankeschön.«

  »Miyavi..! Jetzt komm' endlich, wir warten!«, murrt auf einmal eine andere Stimme.

  »Aha… Aiji und Maya… Von den beiden hab' ich letztens auch geträumt…«, meint Miura leise und dreht seinen Kopf wieder in meine Richtung.

  Eigentlich würde ich nun mit >Im Ernst?< antworten. Doch im Moment schweige ich lieber. Mit einem kurzen >hi< begrüßen uns Maya und Aiji, ehe sie Miyavi mitnehmen und sich mit einem >bis bald mal< verabschieden. Meine Wenigkeit blickt nur völlig perplex auf sein Stück Kuchen, während Yuudai und Len schweigend. Wahrscheinlich sind sie genauso verwirrt wie ich.

  »In meinem Traum waren sie wesentlich amüsanter, die zwei.«, murmelt Miura.

  Ich blinzle schweigend vor mich hin, seufze ein wenig.

  »In deinen Träumen ist doch sicher alles anders, oder?«, frage ich ihn dann.

  »Äh… Nur ein bisschen, aber nicht wirklich viel anders.«, rechtfertig er sich.

  »Aha, okay.«

  »Mhm!«

  Ich betrachte schweigend, wie sich jeweils Yuudai und Len eine Zigarette anzünden und strecke meine Hand Yuudai entgegen. Er reicht mir kurzerhand eine seiner Glimmstängel, welchen ich sofort anzünde und dessen Qualm über meine Zunge, weiter zur Lunge runter gleiten lasse. Hat was beruhigendes, wie ich gerade feststelle.

  »Wieso raucht ihr nun alle..?«, fragt Miura ganz kleinlaut.

  »Weil…«, murmle ich, weiß aber nicht, was ich noch dazu sagen soll.

  »Also…«, gibt Yuudai nur nachdenklich von sich.

  »Was sein muss, muss eben sein, Miura!«, meint Len dann ganz einfach.

  »Genau.«, meinen Yuudai und ich und nicken zustimmend.

  »Aha…«

  Das darauf folgende Schweigen von Miura ist recht irritierend. Finde ich zumindest. Ich seufze ein wenig, melde mich – nach der gerauchten Zigarette – bei den dreien ab und verschwinde nach draußen. Als ich aus dem Ein- beziehungsweise Ausgang hechte, kommt mir ein Windstoß mit Schnee entgegen, welcher mich recht heftig bibbern lässt. Dass es im Winter immer so kalt in New York sein muss… Ich seufze wieder ein wenig, reibe mir kurz über die Arme und seufze noch einmal, steige schließlich in das Taxi, dass gerade anhält kaum bin ich drinnen und fahre ein Stück, woraufhin ich schon den Time Square erkennen kann, klingelt mein Handy.

  »Ja?«, sage ich, als ich annehme.

  »Hideki! Wo zum Teufel bist du hin?«, fragt mich Yuudais Stimme.

  »Am Time Square.«, antworte ich kleinlaut.

  »Was machst du da drüben!?«, faucht er nun, »Du kannst doch nicht alleine im Time Square herum streifen!«

  »Dai… Beruhig' dich… Ich kauf' nur ein Geburtstagsgeschenk für Miura…«

  »Hättest du da nicht irgendwie warten können? Hideki, du hast heute selber Geburtstag, du musst das nicht machen!«

  »Aber er ist mein kleiner Bruder und ich habe Lust dazu.«

  Ich höre mir weiterhin die ganzen Predigten von Yuudai an, steige nebenbei aus dem Taxi, welches ich glücklicherweise zahlen kann und laufe ins nächste Juweliergeschäft. Nach zwanzig Minuten, die mich Yuudai nun vollgeschwafelt hat, lege ich auf und betrachte die schwarzwirkenden Ketten und Ringe. Als ich dann so eine Art Freundschaftskette sehe, blinzle ich schweigend vor mich hin. Vier Kreuze, in einander verhakt, mit jeweils einer Kette. Ich linse kurz in meinen Geldbeutel und siehe da! Ich kann mir das Ding sogar leisten! Also verschwinde ich damit kurzerhand an die Kasse und bezahle. Mit der Kette in der Tasche laufe ich Richtung Hotel zurück. Zu meinem Pech ist das Urlaubsgeld nun alle, weswegen ich mir kein Taxi mehr leisten kann.

  Als ich später, so gegen Abend, im Hotel ankomme, laufe ich aus Versehen gegen einen von drei Typen und sitze kurz darauf auf dem Boden.

  »Autsch… Tut mir echt Leid…«, murmle ich.

  »Schon gut. War mein Fehler.«, sagt der eine und hilft mir auf.

  »Danke.«, nuschle ich, »Irgendwie… Kenne ich Ihre Stimme, Sir… Aber ich kann sie nicht sehen… Helfen Sie mir auf die Sprünge?«

  »Eh…«

  »Miyavi steht doch direkt vor dir.«, meint wieder ein anderer.

  »Miyavi? Oh… Tut mir nochmal Leid.«

  »Blind?«

  »So in etwa…«

  »Und-«

  »Hideki!! Oh Gott, dir geht's gut! Bin ich froh.«, ertönt nun auch noch Yuudais Stimme.

  Leicht verwirrt betrachte ich die Konturen der ganzen Leute hier. Yuudai und Miyavi sind ziemlich groß und haben verschiedene Frisuren. Maya ist ein wenig kleiner als die anderen zwei und Aiji ist demnach der kleinste. Ich lausche dem Stimmegewirr und habe echt keine Ahnung, was die vier laber. Als ich mich umdrehen will, werde ich im nächsten Moment von irgendwem zu Boden gerissen.

  »Aautsch…«, murmeln der Kerl und ich.

  »Oh Mann, Mike..! Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?«, meint nun eine weitere Stimme.

  Eindeutig zu viele Stimmen auf einmal für mich. Nur komisch, dass die neuste der vielen Stimmen thailändisch redet. Yuudai, Miyavi, Aiji und Maya können damit also nichts anfangen. Nicht, so wie ich.

  »Schon gut. Ist nichts passiert.«, antworte ich den beiden Thailändern, »Golf und Mike, oder?«

  »Äh… Ja, genau. Und du bist?«, fragt nun Mike nach – denke ich zumindest – und hilft mir auf.

  »Hideki Fujiwara. Vom Personal… Mehr oder weniger… Und das da drüben ist Yuudai Kawasaki.«

  »Du bist Japaner?«, fragt nun – logischerweise – Golf.

  »Eh… Halb, ja. Eigentlich-«

  Bevor ich meinen Satz zu Ende sagen kann, wird vor meinen alles schwarz. Keine Ahnung, was gerade passiert ist. Das einzige, was ich noch merke, bevor ich auf den Boden knalle, ist ein kleiner, stechender Schmerz am Kopf.

  Als ich wieder aufwache, erblicke ich als erstes eine schwarze Decke. Ich nehme an, dass ich in einem Krankenhaus bin, zumindest riecht es hier so. Auf irgendeine Weise… Schmerz mein Kopf wie verrückt. Ich setze mich vorsichtig auf und schiele durch den Raum. Irgendwie kann ich damit aber nichts anfangen. Auf einmal öffnet sich aber die Tür und irgendwer stürmt herein.

  »Oh Gott! Dir geht's gut!«, höre ich dann Miuras Stimme und werde kurz darauf umarmt.

  »Was war passiert?«, frage ich nach.

  »Laut Arzt hattet du einen kleinen Schwächeanfall.«, meint Yuudais Stimme dann.

  »Schwächeanfall, huh… Na toll… Ich bin jetzt achtzehn und werde wirklich alt.«

  »Das wird schon wieder, Hideki.«, meint Len.

  Irgendwie, ich weiß nicht wieso, kotzt mich das ganze hier total an. Während ich so aus dem Fenster starre, öffnet sich ein weiteres Mal die Tür. Dieses Mal ist es eine Frau, wahrscheinlich die Krankenschwester. Ich möchte gar nicht wissen, was die Lady von mir will. Im Ernst jetzt… Die Lady soll wieder gehen…

  »Weißt du denn, wie du heißt?«, fragt sie mich auf einmal.

  »Ja.«

  »Äh… Naja, gut… Was sind das für Farben hier?«, fragt sie nun und zeigt mir so ein komisches Schild.

  »Keine Ahnung…«

  »Eh… Miss… Er kann keine Farben sehen, also machen sie das Ding bitte weg.«, meint Yuudai dann, ehe er sich auf mein Bett setzt.

  Ich blicke schweigend zu ihm. Irgendwie… Bin ich ohne Yuudai wirklich aufgeschmissen.

  Wie damals in der Schule. Keine Ahnung, wie lange das her ist. Ich glaube… Ich war fünfzehn. Demnach war Yuudai schon sechzehn. Zu meinem Glück, oder Unglück, war Yuudai eine Klasse über mir. Klar, er ist auch fast ein Jahr älter als ich. Jedenfalls war er in der dritten Klasse der Mittelstufe. Und ich demnach in der Zweiten. Es war ein Donnerstag, soviel ich noch weiß. Jedenfalls… In der letzten Stunde, oder eher, am Ende der Stunde, packte ich alles zusammen und rannte so schnell ich konnte aus dem Klassenzimmer. Ja, ich musste rennen.

  »Hideki! Verdammte Scheiße, bleib' stehen du kleiner Penner!«, hallte es durch den Gang.

  »Niemals! Ich bin doch nicht lebensmüde! Außerdem hab' ich gar nichts getan!«, schrie ich zurück.

  Wenigstens war ich sportlich… Oder bin ich sportlich… Wie auch immer. Ich rannte also, so schnell ich konnte, aber irgendwie wurde ich draußen auf dem Schulhof trotzdem zu Boden gerissen.

  »Au! Penner! Geh' runter von mir!«, rief ich und versuchte mich irgendwie zu wenden.

  Irgendwie funktionierte das aber nicht und ich fing mir soeben zwei bis drei Fäuste ins Gesicht. In dem Moment wusste ich noch nicht einmal, ob ich aus der Nase, oder aus dem Mund blutete. Und ich hatte keine Ahnung,w ie oft der Typ noch auf mich einschlug. Nach schätzungsweise zehn Minuten – es hätten auch einfach nur zwei Minuten sein können, keine Ahnung – flog der Typ auf einmal von mir runter und recht benebelt sah ich in den schwarzen Himmel. War er wirklich schwarz? Ich wusste es nicht, aber langsam wurde er weiß und es regnete schließlich. Der Regen, den ich sanft auf meiner Haut spüren konnte, tat richtig gut. Irgendwie… Linderte er die Schmerzen in meinem Gesicht. Irgendwie eben. Plötzlich stand wer vor mir und hielt mir die Hand entgegen.

  »Los, Hideki… Geh'n wir heim.«, sagte die schwarze Gestalt, deren Stimme ich Yuudai zuordnete.

  Schweigend griff ich nach Yuudais Hand und ließ mir aufhelfen. Sofort hielt er mir ein Taschentuch an die Nase.

  »Bevor dich der Kerl noch einmal verprügelt, muss er mich erst umbringen.«, sagte er nun.

  »Danke…«, murmelte ich.

  »Schon gut. Daheim legst du dich aber sofort hin!«

  »Mhm…«
 

  Als wir daheim ankamen, legte ich mich sofort aufs Sofa, wie Yuudai es wollte. Kurzerhand legte er mir einen Eisbeutel auf den Mundwinkel. Kimshi, mein kleiner Chihuahua, sprang auf meinen Bauch und kuschelte sich an mich. Yuudai sagte mir, welche Farben Kimshi hatte. Natürlich sah ich auch ihn nur im Traum farbig.

  »Na, Kimshi? War dein Tag heute auch so anstrengend?«, fragte ich ihn und streichelte über sein weiß-karamellbraunes Fell.

  Er zuckte ein wenig mit den Ohren, legte sie hin und wieder leicht an und gab manchmal ein seufzen von sich. Ich liebe diesen kleinen Kerl. Eigentlich… Ist er mein ein und alles. Und das weiß ziemlich jeder…

  Gegen Abend ließ ich Kimshi nach draußen, damit er noch Pinkeln konnte. Normalerweise kam Kimshi selbst zurück. Meistens nach zwei Minuten, oder so. aber heute kam Kimshi irgendwie nicht.

  »Kimshi!? Hey, Kleiner! Wo bist du denn?«, rief ich und ging nach draußen.

  Eigentlich völlig lebensmüde… Ich meine… Ich konnte ja nachts noch nie etwas sehen und nur wegen Kimshi stolzierte ich nun dort draußen, blind wie ein Maulwurf, umher. Ich suchte den kleinen Kerl. Überall. So gut ich konnte zumindest. Im Garten. Am Pool, was ich irgendwie nicht hätte tun sollen. Aber glücklicherweise war nichts passiert. Irgendwann kam ich sogar am Keller an. Er war weg. Einfach weg.

  »Kimshi!«, rief ich erneut.

  Plötzlich hörte ich ein dumpfes Bellen, welches eindeutig meinem kleinen Kimshi gehörte. Ich rannte in die Richtung, aus der das Bellen kam, weiter auf die Straße, wo im Laternenlicht eine schwarze Gestalt mit einer Art Sack stand.

  »Was zum-«

  »Yo, Hideki. Ist das dein Hund?«, fragte mich eine Stimme.

  War glaube ich sogar dieselbe Stimme, wie die des Typen, der mich verprügelt hatte. Ganz schwach sah ich, wie der Kerl etwas über den Sack goss, welcher anschließend anfing zu leuchten. Oh Gott, es war Benzin. Ich hörte noch, dass Kimshi wie ein Irrer anfing zu bellen und heulen.

  »Kimshi!!«, rief ich und rannte auf was weiße Feuer zu.

  Eigentlich war ich mehr als nur lebensmüde. Schließlich war ich nachts blind wie ein Maulwurf. Dennoch kam ich immer näher an den brennenden Sack, welcher aber plötzlich in die Höhe flog und dort blieb.

  »Kimshi!!«, schrie ich nur noch.

  »Was regst du dich so auf? Es ist doch nur ein Hund.«

  »Halt die Klappe! Lass' Kimshi da sofort wieder runter!!«

  »Sicherlich nicht.

  »Hideki!? Was machst du da draußen?«, fragte mich Yuudais Stimme auf einmal.

  Eigentlich wollte ich antworten, aber der Typ hielt mir den Mund zu. Kimshi heulte weiter. Ich rammte, nach kurzem überlegen, dem Kerl meinen Ellenbogen in den Magen, riss mich von ihm los und griff nach dem Sack auf dem Baum, oder was auch immer das war. Das Feuer verbrannte mir die ganzen Ärmel meiner Jacke, bevor ich langsam, aber sicher Brandblasen an meinen Händen und Armen spürte. Dennoch war es mir egal. Schließlich musste ich Kimshi da rausholen. Schlussendlich hatte ich das dann auch geschafft und wie durch ein Wunder, war Kimshi nicht verletzt.

  »Oh Gott, du lebst.«, schniefte ich.

  Es dauerte nun auch nicht lange, bis Yuudai den Typ ein weiteres Mal verprügelt hatte.

  »Wie geht's dem Kerlchen?«, fragte er, während er das Feuer austrat.

  »Gut… Ihm ist nichts passiert… Zumindest macht er einen solchen Eindruck.«, meinte ich leise.

  »Hideki… Deine… Deine Hände…«

  Ich selbst sah meine Hände nicht und verdrängte den Schmerz. Es war grausam, was ich am nächsten Tag sehen konnte. Brandblasen über Brandblasen, die auf meinen Händen weiß leuchteten. Zumindest sah es für mich so aus. Und erst jetzt spürte ich, wie weh das tat.
 

  »Hideki!«

  »Ha?«, gebe ich nur leise von mir.

  Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitkriege, wie mich wer ruft.

  »Wir gehen zurück ins Hotel, hab' ich gesagt. Die Besuchszeit ist zu Ende. Wir sind morgen früh wieder da.«, sagt Yuudai nur noch.

  »Oh, ach so… Ja, okay.«, murmle ich und winke allen.

  Sie winken zurück und verschwinden nach draußen. Ich mümmle mich ins Bett und starre aus dem Fenster. Viel sehen kann ich da zwar nicht, aber es beruhigt irgendwie…

  Langsam schlafe ich ein und verfalle in einen seltsamen Traum. Aber… Was zum Teufel ist das für ein Traum? Es ist nicht wie sonst… Ich kann nicht das tun, was ich will… Es ist eher so… Als würde mich jemand lenken…

  Ich stehe im Garten unseres Hauses. Alles ist farbig, was mich also auch daraus schließen lässt, dass es wirklich ein stink normaler Traum ist. Zusammen mit Yuudai laufe ich nun zum Tor. Was ich dort sehe, lässt mich völlig zusammenbrechen. Dort hängt Kimshi an einem Baum, mit einer Kette um den Hals und baumelt im Wind umher.

  Plötzlich reiße ich die Augen auf, liege demnach wach im Krankenzimmer und starre mit Herzrasen die Zimmerdecke an. Kurz durchfährt mich ein stechender Schmerz und mein ganzer Körper lässt sich nicht bewegen. Schwer wie Blei fühlen sich meine Arme und Beine an.

  »Miura… Du scheiß, armes Schwein…«, murmle ich leise vor mich hin.

  Ich habe keine Ahnung, ob ich schon schweißgebadet bin, oder ob mir immer noch der Schweiß an der Stirn entlang läuft. Ich verstehe jetzt, was Miura im Speisesaal gemeint hatt, mit Schmerzen, Glieder schwer wie Blei und Herzrasen. Richtige Angstzustände, wie ich das finde. Einfach nur grausam. Da würde ich echt lieber sterben wollen. Als ich mich wieder einigermaßen bewegen kann, greife ich nach dem Telefon auf dem Nachttisch und blicke anschließend zur Uhr. Da ich nichts erkennen kann, grabsche ich gleich noch nach dem Lichtschalter. Kurz vor zehn Uhr, was heißt, dass es in Japan gegen zwölf Uhr mittags ist. Kurzerhand rufe ich Zuhause an.

  »Mama… Wo ist Kimshi?«, frage ich, als mir meine, beziehungsweise Yuudais Mutter am Telefon antwortet.

  »Äh… Moment, Schätzchen.«, sagt sie leise und ich warte einen Moment, »Er liegt auf deinem Bett und wartet auf dich… Der Kleine vermisst dich wirklich, Hideki.«

  »Ein Glück…«

  »Wie geht es dir denn? Alles klar in New York? Hast du auch schön deinen Geburtstag gefeiert?«

  »Eh… Ja, danke. Alles bestens. Und ja, habe ich. Oh… Ehm… Dai und ich müssen wieder an die Arbeit. Mach's gut, Ma.«

  Ich lege auf, blinzle ein wenig zur Decke. Es ist erleichternd zu hören, dass es Kimshi gut geht… Trotzdem… Grausamer Traum…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-07-24T21:31:09+00:00 24.07.2010 23:31
wow*_____* du hast das echt iwie alles total genial und spannend und so geschrieben. ich war so drinne, dass ich alle kapitel bis jetzt auf einmal lesen musste^^ boah, ich freu mich echt wenn du weiter schreibst :3
Von:  Baka-San
2010-06-27T20:02:09+00:00 27.06.2010 22:02
awwww x3 jetzt will ich aber wissen wie yuudai das angestellt hat mit miura *-*
schon toll mal alles aus hidekis sicht zu lesen =D i-wie wars auch lustig als die krankenschwester kam und nach den farben fragte xDDD
schreib ja schnell weiter *_________________*
Von:  Princechen_Hizu
2010-06-27T16:34:29+00:00 27.06.2010 18:34
ya das war toll *____*
und dann aus der sicht von hideki fand ich shcon recht interesant aber miuras sicht mag ich irgendwie nen bisschen mehr....weiß nich is irgendwie lustiger xD
trozdem wars nen schönes kapi ^^



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