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Wrestle

von

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Part II - Journey

Part II - Journey
 

//Visionen//
 

Yamato hatte die Wachen ohne ein Wort zurückgelassen, es war ihm völlig egal, was mit dem Fremden geschah oder was die Seher sagen würden, wenn sie sahen, in welchen Zustand der Saal war, sie waren selbst Schuld, wenn sie das Anwesen besser geschützt hätten, dann wäre es diesem lächerlichen Vagabunden gar nicht möglich gewesen, überhaupt erst einzudringen.

Mit einem verächtlichen Zischen schloss er die Türen zu seinen Gemächern, begann sich aus seiner Kleidung zu schälen, zuerst die Robe, dann die langen Stulpen, das ärmellose Oberteil, die Hosen, bis er letzten Endes nackt ins Bad hinüber spazierte, sich dort die Dusche anschaltete.

Das Wasser war sündhaft heiß, als er darunter stieg, weswegen er den Kopf in den Nacken legte, tief und dunkel stöhnte, einen Moment lang einfach nur genoss, dann erst wusch er sich, verharrte aber über der Stelle an welcher ihn der Fremde hatte treffen wollen – es war ein gut gezielter Schlag gewesen, ein wenig langsamer und er hätte jetzt vielleicht ein oder zwei gebrochene Rippen.

Ein Schnauben löste sich, als er nach dem Schwamm griff.

„Stümper.“

Sein Haar war noch nass, als er der Nische seiner Dusche wieder entstieg, eine dünne, weiße Robe überstreifte, die sofort auf beiden Seiten seine Schultern hinab fiel, diese entblößte und kaum auf seinem klammen Körper haften blieb.

Mit lautlosen Schritten trat er auf den Balkon.

Die Nacht war wolkenlos, der blasse Mond hing in einer schmalen Sichel am Firmament, wirkte, als würde sie jeden Moment hinunter fallen, Sterne zogen sich endlos, die Stadt lag im Dunkeln, alles war still.

Als wäre die Zeit einen Moment eingefroren, um ihm zu huldigen, ein lächerlicher Gedanke, doch genau das hatte man Yamato erzählt, als er diese Stimmung das erste Mal erlebt hatte.

Neben ihm lagen seine Zigaretten, eine von ihnen entnahm er der schwarzen Packung, steckte sie an, die Augen dabei geschlossen, als er den ersten Zug nahm, den Rauch langsam zwischen leicht geöffneten Lippen entweichen ließ.

Das Rauchen war etwas, dass sie ihm vergeblich versucht hatten auszutreiben, er war nicht der unschuldige Junge, den sie gerne haben wollten, als sie ihn gefunden hatten, hatte er bereits geraubt, beleidigt und sich geprügelt.

Nur weil er zu diesem Zeitpunkt erst sieben gewesen war, hieß das nicht, dass er nicht wusste, wie man sich in einer Gang aus Straßenkindern zu behaupten hatte und ja, auch damals hatte er schon den einen oder anderen Zug von den Älteren bekommen, es war ja nun nicht so, als ob Keita oder Rio mit ihren zehn Jahren so viel größer gewesen waren.

Oh, sie hatten sich bemüht, die alten Flatterhemden und sie hatten ihn nicht selten schwer gestraft, als sie dazu noch in der Lage waren, aber nun war er ihr Herr und dementsprechend trauten sie sich schlicht nicht mehr.

Yamatos Lippen hoben sich zu einem humorlosen Lächeln.

Es war ein bitterer Erfolg.

Erst hatten sie ihn geschlagen und nun hatten sie Angst vor ihm.

Sie wollten, dass er dem König und der gesamten Welt Licht brachte, wenn seine Visionen nur von Dunkelheit erfüllt waren.

Ein weiterer Zug, derweil ihn warmer Wind umspielte, er einmal mehr zu dem Mond starrte, der Einzige, der ihn wohl niemals im Stich lassen würde, weswegen er diesem mit seinem mitgebrachten Glas Wasser zuprostete.

„Bis morgen Nacht, alter Freund. Irgendwann werde ich dir vielleicht so nahe sein, dass wir uns tatsächlich umarmen können.“
 

~~~~~
 

In den tiefen Kellergewölben des Fürstenhauses, weit abgelegen von dem Saal der Sterne, befand sich ein Raum, gehüllt in den Schatten der Nacht. Eine Gestalt, hing leblos an der Wand des Zimmers, den Kopf auf die Brust gesenkt, die Arme und Beine von unsichtbaren Ketten gehalten.

Die Lider des Bewusstlosen zuckten, begannen zu flattern, ehe sie sich blinzelnd öffneten, braune Augen offenbarten, die versuchten, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, um erkennen zu können, wo sich ihr Besitzer befand.

Ein leises Stöhnen brach sich von den Lippen des jungen Mannes, er hatte Kopfschmerzen und erinnerte sich an die Geschehnisse… er war entdeckt und dank diesem Möchtegern - Schönling von den Wachen geschnappt worden.

Der Braunhaarige schnaubte leise, versuchte sich zu bewegen, doch es blieb bei einem misslungenen Versuch. Verdammt... so war das alles ganz und gar nicht geplant gewesen... was sollte er jetzt tun?

Wie sich befreien von Fesseln, die er nicht einmal sehen konnte?

Dem Gefangenen blieb keine Zeit, länger über diesen Umstand nachzudenken, hörte er das Klicken des Schlosses, bevor sich die Tür seines Kerkers öffnete und wie von Geisterhand wurden die Fackeln an den Wänden entzündet.

Die plötzliche Helligkeit brannte in seinen Augen, schloss er diese für einen Moment, ehe sich die Lider wieder hoben, er erkannte wie mehrere, in edlen Roben gekleidete Männer das Zimmer betraten.

Die fünf Gestalten blieben vor ihm stehen, straften ihn mit abfälligen Blicken, ehe einer von ihnen das Wort ergriff.

„Seht, unser Eindringling ist erwacht.“

„Ja, Krestos deine seherischen Fähigkeiten haben in keiner Weise nachgelassen.“

„Ich sagte euch doch, es ist an der Zeit.“

Die Männer unterhielten sich über ihn, als wäre er gar nicht anwesend, weswegen ein Räuspern seinen Lippen entkam, sich die Augen der Fünf augenblicklich wieder auf ihn legten und er sich fühlte, wie ein Stück Vieh, welches zum Verkauf stand.

„Welch Recht nimmst du dir, uns in der Unterhaltung zu stören?“

„Wenn ihr schon über mich redet, dann so, das ich es verstehe.“

Einer der Älteren kam auf ihn zu, blieb ihm gegenüber stehen und ehe sich der Braunhaarige versah, schlug der Mann direkt in sein Gesicht.

„Du wagst es dir Forderungen zu stellen? Zolle mehr Respekt gegenüber deinen Herren!“

Überrascht von der heftigen Reaktion hatte er sich auf die Zunge gebissen, welche augenblicklich zu bluten begann, spuckte er das Gemisch an Speichel und Blut seinem Gegenüber entgegen.

„Pah, welchen Herren? Ich sehe hier nur fünf alte Tattergreise.“

„Schweig, elendes Gesindel!“

Erneut traf ihn ein Schlag, dieses mal jedoch in die Magengruppe, so stark, das der Gefesselte zurück gegen die Wand geschleudert wurde.

„Halt ein Heso, wir haben noch keinerlei Informationen... wenn du ihn tot prügelst, werden wir nichts von ihm erfahren.“

„Vielen Dank für die Anteilnahme... ich werde euch auch so nichts sagen.“

„Halt deinen Mund, wenn du nicht zum Sprechen aufgefordert bist!“

„Pah, das hättet ihr gerne!“

„Du...!“

„Nicht Kramal. Lasst Euch nicht von Eurer Wut lenken und du, Junge, halte dich zurück. Wir haben dich in der Hand, deswegen wäre es besser, du kooperierst und sagst uns, wer dich geschickt hat.“

„Spart euch eure leeren Worte, ihr tut doch sowieso, was ihr wollt.“

„Nicht, wenn du uns entgegenkommst.“

„Warum sollte ich das tun?“

„Weil du nicht grundlos hier her gekommen bist, du versuchst jemanden zu helfen, der dir sehr wichtig ist, doch mit deinem Tod, wirst du nichts mehr bewirken.“

Der Braunhaarige blickte erschrocken in die Augen des Anderen... verfluchte sich selbst für seine Unachtsamkeit... er hätte es wissen müssen.

„Niemand hat mich geschickt.“

„Hör auf zu lügen und sag uns die Wahrheit, woher sonst hättest du von den Kristallen wissen können?“

„Das ist die Wahrheit. Nur weil ich von der Straße komme, bin ich nicht dumm. Jeder, der es Wissen möchte, wird die Information bekommen.“

„Ich glaube ihm... wie ist dein Name, Junge?“

„Das geht euch nichts an!“

„Oh, ich denke schon... schließlich sollten wir wissen, wer uns bald dienen wird.“

Der junge Mann war irritiert, doch schien er nicht der Einzige zu sein.

„Was soll das plötzlich Perro? Was hast du vor?“

„Seht ihn euch doch an... Denkt ihr nicht auch, wir haben den perfekten Begleitschutz für unseren Yamato gefunden?“

Noch immer wusste der Braunäugige nicht, was die Worte des Alten zu bedeuten hatten... Doch es konnte nichts Gutes sein... ein Schauer kroch über seinen Rücken, als sich ein Grinsen auf die Gesichter der Anderen schlich.
 

~~~~~
 

Yamato starrte erst den Braunhaarigen, dann Krestos in offenem Hass an, die Hand, in welcher sein Stab war, zitterte, der Griff war so stark, dass sich seine Knöchel weiß verfärbten.

ER??“

Sie wollten ihn wohl auf den Arm nehmen!

Nicht nur das er einen Begleiter akzeptieren musste, um seinen Rang zu halten, nein, jetzt kamen sie ihm auch noch mit diesem halbstarken Burschen, der - bei den Sieben! - in der gestrigen Nacht hier eingebrochen war, um die Kristalle der Elemente zu stehlen!

Hatten die Greise ihren letzten Funken Verstand nun endgültig verloren?

Krestos hingegen war die Ruhe selbst, ein kleines, siegessicheres Lächeln auf den Lippen, als er auf seinem Thron elegant die Beine übereinander schlug, dann nickte.

„Du hast es erfasst. Er wird dir auf deiner Reise beistehen, er hat einen Eid geschworen, ist es nicht so?“

Der Blick legte sich auf den Fremden, der wie ein bockiges Kind in der Ecke stand, die Arme vor der Brust verschränkt, zu ihnen hinüber funkelte, aber nichts weiter sagte, was dem Alten natürlich nicht reichte, dessen Lippen sich ein wenig weiter hoben.

„Na, na, wer wird sich denn so zieren. Komm hier her, Yamato möchte dich sicherlich einmal richtig ansehen.“

Nun fauchte der Blonde, er wollte sich dieses Typen ganz sicher nicht ansehen, er wollte nicht einmal in dessen Nähe und das ihm gar keine andere Wahl blieb, als es doch zu machen, erfüllte ihn mit rasendem Zorn und er würdigte den Anderen nicht eines Blickes, starrte an dessen Kopf vorbei auf die Wand.

„Ihr beiden werdet euch sicherlich gut verstehen, da bin ich mir ganz sicher.“, Krestos überhörte das abfällige Schnauben der beiden jungen Männer, die sich zumindest in diesem Punkt einig waren, sprach so nonchalant weiter, als würde er sich über das Wetter unterhalten. ,“ Eure letzte von uns erteilte Aufgabe wird sein, zum Tempel des nördlichen Windes zu gehen und dort dieses Artefakt zu übergeben. Es ist der abschließende Test für dich Yamato. Bestehst du ihn, wirst du in den Kreis des Hofes aufgenommen und dort Seher, wie es deine Bestimmung ist. Und sollte sich der junge Bursche an deiner Seite als guter Beschützer bewähren, wird auch er belohnt werden.“

Kramal trat auf Yamato zu, reichte diesem einen kleinen, ledernen Beutel, welcher dieser – noch immer wütend funkelnd – entgegen nahm und unter seinem Gewand verbarg, er trug nahezu das gleiche wie auch in der gestrigen Nacht, eine lange violette Robe, die in der Mitte mit einer schwarzen Schärpe gehalten wurde, die er aber nicht um seine Schulter trug, darunter war er in schwarze Hosen, ein eng anliegendes, ärmelloses Oberteil und Stulpen gekleidet, die beinahe seine gesamten Arme bedeckten und über der Hand ein V bildeten, dessen Spitze an seinem Mittelfinger saß.

Eine einzelne Tasche hing locker über seiner Schulter, viel hatte er nicht mit, es würde ihn nur unnötig belasten und nun wurde er mit ein paar finalen Worten liebevoll vor die Tür gesetzt.

Der Fremde, an seiner Seite, war mindestens ebenso begeistert wie er.

Man brachte sie zu den Ställen, zwei Pferde waren gesattelt, Yamatos Stute Jibell und ein Rappen, offenbar für seinen unfreiwilligen Begleiter bestimmt, doch noch bevor sie aufsetzen konnten, baute sich der Stallmeister über ihnen auf.

„Gebt mir eure Hände.“

Yamato zog eine Braue hoch, Stolka war ein Meister der Banne, dass konnte ja nichts Gutes heißen, aber er hätte wohl damit rechnen sollen, weswegen er seine linke Hand hob, der Braunhaarige funkelte nur, verschränkte demonstrativ die Arme, was den bärtigen Mann nicht störte, als er einfach dessen rechte Hand packte, sie über Yamatos hielt.

Magie wurde frei gesetzt und dann stöhnte der Blonde unterdrückt, verdammt, es fühlte sich an, als würde das Siegel direkt in seine Haut gebrannt werden, dennoch gab er sich keine Blöße, nur die Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten, dass er zu kämpfen hatte.

Endlich losgelassen keuchte der Braunhaarige, hielt seine Hand gegen seine Brust gedrückt, starrte darauf, doch die Haut war unversehrt.

„Dieser Bann verhindert, dass ihr euch trennt, sobald ihr außer Sichtweite seid, Krestos war der Ansicht, dass es so sicherer wäre- Er wird sich verlieren, wenn ihr begonnen habt, euch wirklich zu vertrauen.“

Yamato schnaubte verächtlich.

Das würde wohl kaum passieren!
 

~~~~~~
 

Bei Gott, wie hatte er sich nur darauf einlassen können?

Wie hatten diese Alten es geschafft, ihn dermaßen zu erniedrigen?

Es gab nur einen Grund, wegen Hikari, seiner kranken Schwester... sein Tod hätte ihr nichts mehr genutzt und nur wegen dem jüngeren Mädchen, war er in das Fürstenhaus eingebrochen um den Kristall, das Element des Feuers zu stehlen.

Es war die einzige Möglichkeit gewesen, seiner Schwester zu helfen, doch er musste sich ja entdecken und zu guter Letzt auch noch auf diesen schwachsinnigen Deal einlassen.

Der Braunhaarige verstand sich selbst nicht mehr... war jetzt dazu verdonnert, auf diesen eingebildeten Schönling aufzupassen, der ihn, seit sie sich auf den Weg begeben, nicht eines Blickes gewürdigt hatte, aber das störte ihn auch nicht wirklich... Nur dessen Art.

Wenn der Andere die Nase noch höher in den Himmel recken würde, könnte dieser mit deren Spitze die Sonne berühren.

Wie er solche Menschen doch hasste, die sich für etwas Besseres hielten... aber natürlich, sie waren auch in reichen Verhältnissen aufgewachsen, interessierten sich gar nicht erst für das Leid, welches andere tagtäglich ereilte.

Es widerte ihn regelrecht an, wenn er die Person, die vor ihm ritt, nur betrachtete.

Dieser arrogante, eingebildete, blöde... seine Gedankengänge wurden unterbrochen, als ihn unerwarteter Dinge die Stimme des Blonden erreichte.

„Was trödelst du hier so rum? Reite gefälligst schneller, ich habe keine Lust, ständig darauf zu achten, dass du noch hinter mir bist und möchte noch gerne heute an unser erstes Ziel kommen, nicht erst übermorgen.“

Ein Feuer loderte auf in den braunen Augen und er funkelte der etwas weiter entfernten Person entgegen, doch kein Wort verließ die fest zusammen gepressten Lippen... oh, wie gerne würde er diesem Seher auf der Stelle einen kräftigen Kinnhaken verpassen.

Allerdings blieb er vollkommen ruhig, folgte dem Anderen, als dieser seiner Stute die Sporen gab und zu einem schnellen Galopp ansetzte... er würde es diesem Schönling schon noch zeigen, sollte dieser nur sehen, was er davon hatte, ihn wie einen räudigen Hund zu behandeln!

Die Sonne war weiter gewandert, verkündete die letzten Strahlen des Tages, bevor sie der Nacht weichen würde.

Die beiden ungleichen Personen hatten schon ein beachtliches Stück ihres Weges hinter sich gebracht, allerdings wartete einer von ihnen nur auf den richtigen Zeitpunkt, um den zurecht gelegten Plan in seinem Kopf in die Tat umzusetzen.

Der Braunäugige ergriff die Zügel seines Pferdes, ließ dieses zum Stillstand kommen und beobachtete mit Genugtuung, wie der Seher, ohne es zu bemerken, einfach weiter ritt.

Schnell lenkte er das Tier in die andere Richtung, er sah seine Chance gekommen, zu flüchten... versuchte die Tatsache des Bannes zu verdrängen... das bisschen Magie, was sollte es ihnen schon anhaben?

Heftig trat er in die Seiten des Pferdes, spornte es zu einer waghalsigen Geschwindigkeit an und entfernte sich stetig von dem anderen Mann, doch plötzlich... seine Atmung wurde schwer, bekam er kaum Luft... fühlte ein Stechen nahe seines Herzens.

Noch ehe sich der Flüchtende Gedanken über diese seltsamen Begebenheiten machen konnte, fiel er in eine tiefe Bewusstlosigkeit, nicht bemerkend, wie sein erschlaffter Körper von dem Rücken seines Pferdes plumpste.
 

~~~~~~
 

Wenn Yamato erst wieder in der Lage sein würde, seine Füße ordentlich zu benutzen und nicht mehr dazu gezwungen war wie ein Wurm vorwärts zu kriechen, dann würde er diesen braunhaarigen Idioten mit seinen eigenen Händen erwürgen, nachdem er ihm all das andere angetan hatte, das so lebhaft durch seinen Kopf schoss.

Seine Stute graste friedlich, hatte sich wohl beruhigt, nachdem er von ihrem Rücken gekracht war und war bei ihm geblieben, bis er das Bewusstsein wiedererlangt hatte und nun stöhnte er, als er nach den herunter hängenden Zügeln griff, sich an diesen in eine aufrechte Position brachte.

Jibell wieherte besorgt, ging dann mit den Vorderläufen nach unten, so dass er den Kopf gegen den kräftigen Hals lehnen konnte, keuchend und die Lider fest aufeinander gepresst.

Mit einer Hand griff er in die Mähne, zog sich nach oben, bis er halb auf den Sattel saß, halb darauf lag, stöhnte wieder als sich das weiße Pferd erhob, die Erschütterungen brachten seinen Schädel um, seine Hand brannte, als würde man sie gewaltsam im Feuer halten.

Yamato fauchte, auch wenn er von Schmerzen getränkt war, ihm die Luft fehlte, so zu fluchen, wie er es wollte und er verlor die Zeit darüber, wie lange er ritt, aber irgendwann ließ das penetrante Stechen in seinem Inneren nach, konnte er atmen, ohne das Gefühl zu haben, reinen Rauch in seine Lungen zu befördern und als er den bewusstlosen Tölpel endlich gefunden hatte war die Dunkelheit angebrochen.

Nebel kroch über die flachen Grasebenen, über welcher er nun mit den Händen tastete, er war noch zu geschwächt um Magie anzuwenden, hatte dementsprechend kein Licht und wollte wirklich nicht wissen.... Was das gerade gewesen war, dass er da berührt hatte.

Das Gras war nass und mehrmals krabbelte etwas über seine Finger, weswegen er farbenfroh fluchte, seine Hand an seiner Seite abwischte – das hier war mehr als nur widerlich – dann aber fühlte er einen Körper und da es nicht allzu viele Idioten geben konnte, die sich so ein schnuckeliges Plätzchen zum schlafen ausgesucht hatten, war es wohl sein so genannter Wächter.

Diesen packte er am Kragen schliff ihn ein paar Meter weiter, wo er vorhin ein trockenes Stück Boden entdeckt hatte, ließ ihn da fallen und tastete stattdessen nach Felsen, die er zu einem kleinen Haufen schichtete.

Sich konzentrierend hielt er eine Hand darüber, die Brauen zusammengezogen und erst geschah nichts, es schien sinnlos zu sein, dann aber begann einer der Steine zu glühen, ein sanftes, blaues Licht, dass sich gemächlich ausbreitete und ihre Umgebung auf ein paar Meter erhellte.

Nun endlich nicht mehr vollkommen im Dunkeln, stemmte sich der Seher auf die Füße, griff nach den Zügeln von Jibell und dem Schwarzen, sattelte die beiden Pferde ab, ließ sie grasen, dann holte er Decken hervor, von welcher er eine lieblos über den schlaffen Körper des Braunhaarigen warf, sich dann selbst hinsetzte und endlich eine seiner geliebten Zigaretten rauchte.
 

~~~~~
 

Das Erste, was der Braunhaarige bemerkte, als er langsam erwachte, blinzelnd die Augen öffnete, war, dass er auf einem weniger weichen Untergrund lag und eine Decke.

Langsam setzte sich der junge Mann auf, legte seine linke Hand gegen den dröhnenden Schädel, als sein Blick auf die andere fiel, welche unangenehm brannte.

Während er sich fragte, was denn nur geschehen sein konnte, versuchte er den Umstand, kaum atmen zu können sowie die Schmerzen seines restlichen Körpers, zu ignorieren... etwas, das ihm nicht wirklich gelang und ein atemloses Keuchen forderte.

„Ach nein, haben wir uns doch endlich mal dazu entschlossen, zu erwachen?“

Unerwartet zuckte er ob der gesprochenen Worte zusammen, blickte suchend um sich, bis er den Redner unweit neben sich im Gras sitzend fand, an einer Zigarette ziehend als würde dessen Leben davon abhängen, die stahlblau wirkenden Augen auf ihn gerichtet und gerade zu Blitze auf ihn abfeuernd, als wolle der Blonde ihn erdolchen.

„Was ist passiert?“

„Pah... eine wirklich selten dämliche Frage, wenn man so etwas zuvor noch geradezu herausfordert!“

„Der Bann...“

„Was denn sonst, du Tölpel!“

Es gefiel ihm nicht, wie der Andere mit ihm redete und noch weniger passte ihm, wie laut dieser blöde Kerl schreien musste.

„Ihr braucht mich nicht zu beleidigen und seid nicht so laut! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass so etwas passiert?“

Der Blauäugige rollte die Augen, nahm erneut einen tiefen Zug seiner beinah herunter gebrannten Zigarette, ehe er den Rauch mit einem Schnauben seinen Lungen wieder entweichen ließ.

„Wie ich mit dir rede und wie laut, entscheide ich selbst und was das andere betrifft, nicht umsonst wurden wir gewarnt... aber ich vergaß, dass man mir einen minder bemittelten Bauerntrampel an die Seite gestellt hat!“

Die braunen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, was bildete sich dieser Seher eigentlich ein?

Gut, es war vielleicht keine kluge Entscheidung gewesen, es mit dem Bann heraus zu fordern, aber deswegen musste er sich noch lange nicht beschimpfen lassen.

„Es reicht, so etwas muss ich mir von einem eingebildeten Schnösel wie euch nicht gefallen lassen.“

„Ach, was willst du denn dagegen tun? Außerdem habe ich noch nicht einmal angefangen, zudem solltest du lieber aufpassen, mir nicht weiteren Ärger zu bereiten. Es reicht schon, dass ich durch all mögliches Kleingetier kriechen musste, nur wegen so einem Primaten wie dir!“

„Mir fällt da gleich eine Möglichkeit ein und als ob euch das geschadet hätte, aber nein ihr Reichen habt ja Schiss vor so kleinen harmlosen Viechern! Hoffentlich haben sie euch ordentlich gebissen!“
 

~~~~~~~~
 

Yamato grollte, wie ein Wolf, dunkel, nasal und heiser, dann war er auf seinen Füßen, die Zigarette mit einer wütenden Bewegung fort geworfen, als er den Anderen am Kragen in die Höhe riss.

„Gebissen? Das wäre ja noch etwas Erfreuliches gewesen! Ich habe niemanden darum gebeten, dass du bei mir bist! Ich wurde gezwungen dich mitzunehmen! Wir stecken beide in der Scheiße hier! Du musst mich garantiert nicht leiden können aber verdammt noch mal, benutz den Verstand, den die Götter dir gegeben haben, um in meiner Nähe zu bleiben!“

Der Andere riss sich grob los, gab ihm einen Stoß.

„Warum sollte ich das tun? Lieber verrecke ich, als das ich mit dir zusammen reise!“

Nun hoben sich die Lippen des Sehers in einem gefährlichen Lächeln.

„Du willst nicht sterben.“

Sein Gegenüber verschränkte dir Arme wie ein bockiges Kind, suchte ihn in Grund und Boden zu starren.

„So? Was macht dich da so sicher?!“

Der Blonde schnalzte abfällig mit der Zunge, strich sich über seine Robe, die ohnehin vollkommen hinüber war, reckte dann das Kinn empor.

„Wenn dir dein Leben nichts wert wäre, dann wärst du diesen lächerlichen Deal gar nicht erst eingegangen. Also würde ich vorsichtig mit den Worten sein, vor allem, wenn uns der Bund zusammen kettet.“

Nun war es an dem Braunhaarigen zu schnauben, der sich vor die glühenden Steine hockte, die Hände über diese hielt um sich zu wärmen.

„Was bist du eigentlich für ein Seher, den man mit einem Zauber belegen kann... ich dachte, euch würde nichts und niemand was anhaben können.“

Yamato antwortete nicht, etwas, dass den Anderen nur anzustacheln schien, denn dieser grinste breit, sah ihn aber immer noch nicht an.

„Wahrscheinlich sind deine magischen Fähigkeiten so gering ausgebildet, dass du ihnen nichts mehr nutzt. Deswegen haben sie dich auch mit dieser ach so wichtigen Aufgabe betraut, nicht wahr? Ich wette, du bist nichts weiter als ein kleiner, dummer Laufbursche für sie.“

Dieses Mal hatten die Worte wohl den gewünschten Effekt, denn wieder schnellte der Blonde nach oben, kam mit einem Fauchen auf ihn zu, doch stattdessen er den Anderen wieder hoch riss, brach er vor diesem in die Knie, rang nach Luft.

„... Verdammt!“

Ein heraus gepresstes Wispern, als Yamato seinen Begleiter an der Kleidung packte und in einem eisernen Griff hielt... er hatte es verdrängt... die Hilflosigkeit in seinen Visionen.

Er schaffte es noch, sich auf den Rücken zu wälzen, in den Himmel zu starren, dann bäumte sich sein Oberkörper auf und er schrie, krallte sich noch fester in dem groben Material fest.
 

//...er wurde gejagt... er konnte seinen Atem hören und seinen donnernden Herzschlag fühlen, der mit jedem seiner hektischen Schritte in seinem Kreuz explodierte... er war unbewaffnet... dennoch hielt er in seiner Hand etwas fest umklammert... der Boden unter ihm bebte... und er konnte jemanden seinen Namen schreien hören... in einer Stimme die ihm vertraut war.... und welche Panik in ihm auslöste...//
 

~~~~~~~~
 

Voller Unglauben blickte der Braunhaarige auf die am Boden liegende Gestalt, verzog das Gesicht aufgrund der Schreie die dieser von sich gab... diese dröhnten in seinem Kopf und er war nicht wirklich begeistert darüber... was verdammt noch Mal war mit dem Andern nur los?

Noch eben hatte dieser versucht, ihn anzugreifen und war dann einfach mir nichts dir nichts vor ihm zusammen gebrochen... das konnte doch nicht normal sein!

Seine Stirn runzelte sich, als er fragend auf den Seher starrte, zusah, wie dieser sich auf dem Boden wand, dann plötzlich in sich zusammen krampfte.

Was passierte hier?

Die Fragen in seinem Inneren häuften sich, als auch die Stimme des Blonden endgültig versagte, sich dessen Finger von dem Stoff seines Mantels sowie der Haut, welche nun deutliche Spuren von Nägeln aufwies, lösten.

Mit einem Kopfschütteln beugte sich der Stehende hinab zu der liegenden Gestalt, überprüfte die Vitalwerte, denn es hatte gerade eben verdammt noch mal so ausgesehen, als würde der Blauäugige mehrere Tode auf einmal sterben, doch mit diesem schien alles in Ordnung... die Atmung war normal und auch der Puls in einem stetigen Rhythmus.

Mit einem Seufzen erhob sich der Kleinere wieder, so sehr ihm beinah das Herz stehen geblieben war, bei Gott war er froh, das Gekreische des Blonden nicht länger ertragen zu müssen... welch angenehme Ruhe doch herrschte und er genoss sie in vollen Zügen.

Doch, was sollte er mit dem Bewusstlosen nun tun?

Eigentlich konnte er diesen genauso gut an Stelle und Ort liegen lassen... der bekam jetzt sowieso nichts mehr mit und hatte eine Sonderbehandlung wahrlich nicht verdient.

So geschah es dann auch, dass er sich lediglich dazu herab ließ, den Seher wenigstens wieder mit dessen Decke zu auszustatten, während er sich selbst vor den bläulich schimmernden Steinen nieder ließ, deren Wärme willkommen hieß.

Wahrscheinlich war es für sie beide besser, wenn einer von ihnen Wache hielt und da der Blonde Schachmatt gesetzt vor ihm auf dem Boden lag, beschloss der Braunäugige, diese Aufgabe für die restliche Nacht zu übernehmen.

Was blieb ihm auch schon für eine andere Wahl?

Flüchten konnte er nicht, dies hatte der Bann ihm deutlich gezeigt, also versuchte er das Beste aus der Situation zu machen, in stiller Hoffnung, sein Schützling war noch eine lange Zeit außer Gefecht gesetzt... er hatte wahrlich keinen Bock, sich dessen ständiges Gemecker über ihn anzuhören.
 

End Part II - Journey



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tiger_Phoenix
2010-06-03T18:56:23+00:00 03.06.2010 20:56
Hey,

die Geschichte hat mich neugierig nach mehr gemacht^^ Hoffe da kommt bald wieder was.
Aber kannst du vll ein wenig deuten in welcher Zeit das spielt? Irgendwie scheint das ne Mischung aus Mittelalter und heutiger Zeit zu sein. Wegen den Zigaretten und der Dusche. *ein wenig verwirrt ist*

Freu mich aufs nächste mal.

LG
Phoenix
Von: abgemeldet
2010-04-15T20:16:39+00:00 15.04.2010 22:16
Schöne Geschichte! Gefällt mir bis jetzt sehr gut! Wenn sich die zwei so herum streiten, einfach genial! XD

freu mich schon aufs weiterlesen! *favo*

lg Imp-chan


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