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A Totally Normal Story

von

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5. Kapitel

In Toras Wohnung angekommen setzte er mich erst einmal auf einen Stuhl.

„Ich klapp nur schnell die Couch aus!“, erklärte er hastig und machte sic daran, besagtes zu tun und sein Bettzeug herauszukramen. Unglaublich das ich in seinem Bett, in seiner Bettbezug liegen würde. Das kam mir in diesem Moment einfach so intim vor.

Ich zog meine Schuhe und meine Jacke aus, wobei ich letztere auf den Tisch legte. Ich wollte und konnte mich einfach nicht mehr viel bewegen, dafür fühlte ich mich einfach zu schwach. Geistig zu schwach.

Als ich bemerkte das Tora fertig wurde, erhob ich mich und setzte mich auf die nun ausgezogene Couch. Tora drückte meinen Oberkörper gleich nach unten, sodass ich zum liegen kam, ehe ich widersprechen konnte. Sofort bemerkte ich wie weich und angenehm die Liegefläche doch war. Zuhause hatte ich bis jetzt nur eine Matratze auf dem Boden, unsere Möbel waren ja alle verbrannt.

„Kann ich dir irgendetwas bringen? Hast du Durst oder Hunger?“, fragte Tora besorgt nach, während er in der offenen Küche herumwuselte.

„Nein, ich brauche nichts.“, antwortete ich ihm, während ich die Decke etwas höher zog. Mir war kalt. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Tora wiederkam und lächelte, denn immerhin hatte ich die Decke mal wieder bis zur Nasenspitze gezogen.
 

„Macht es dir was aus wenn ich mich zu dir lege? Dann ist dir bestimmt nicht mehr kalt.“ Eigentlich blieb mir bei diesen Worten das Herz stehen und etwas in mir schrie immer wieder Nein, Nein, Nein – aber über meine Lippen drang ein ganz anderes Wort: Ja. Ich wollte das er sich zu mir legte, ich wollte wieder in seinen Armen liegen, wieder den Schutz und die Wärme fühlen. Auch wenn ich mich in Gefahr begab.
 

Tora krabbelte mit auf die Liegefläche, lüftete meine Decke um mit darunter zu kommen und umschlang meinen Körper mit seinen langen Armen. Kurz hielt ich den Atem an, konnte all diese schönen Gefühle, die in diesem Moment auf mich einströmten, gar nicht alle auf einmal verarbeiten und so verkroch ich mich nur noch mehr an seiner Brust und schloss die Augen. Er war so warm, so voller Leben – im Gegensatz zu meinen Erinnerungen, die immer weiter in die Ferne zu rücken schienen und all meine Vorsicht bedeutungslos machen wollten.

Ich schlief sogar ein, in seinen Armen.
 

Als ich wieder erwachte war mir Toras Gesicht ganz nah. Panisch weitete ich die Augen. Denn so sehr ich mir diesen Kuss auch wünschte, so sehr fürchtete ich mich auch davor. Ich wandte mein Gesicht ab, verbarg es im Kissen.

„Nicht…“, nuschelte ich leise hinein. Er verstand es. Seine Arme lösten sich, seine Wärme verschwand mit ihnen. Aber das wollte ich doch auch eigentlich nicht! Es quälte mich diese Kälte zu spüren und es dauerte nicht lange, ehe mir wieder Tränen in die Augen schossen. Ich weinte einfach zu oft. Warum konnte das alles nicht das Leben eines anderen sein? Dann könnte ich mich einfach so von ihm küssen lassen, vielleicht sogar mit ihm schlafen, aber so? So scheiterte es schon im Ansatz.
 

„Jui? Bitte sag mir, was hast du?“ Seine Stimme klang verunsichert. Allerdings nicht nur ein bisschen. So wie eben hatte ich sie noch nie gehört. Vorsichtig und sicherlich auch etwas umständlich richtete ich mich auf, behielt ein Kissen aber in der Hand.

„Tora, du kannst mich nicht haben. Bitte lass es.“, versuchte ich möglichst fest zu sagen. Ich hatte nicht vorgehabt es ihm so direkt zu sagen, aber jetzt war es raus.

Damit hätte er nicht gerechnet. Verwirrt sah er mich an und sein Blick war so fragend, dass er gar nichts mehr sagen musste.

Aber was sollte ich schon sagen.

„Das mit uns. Das wird nichts. Bitte akzeptier das einfach. Wir können Freunde sein, aber nicht mehr.“

Tora brauchte eine Weile um mich zu verstehen und er tat es wahrscheinlich nicht einmal ganz. Ich senkte den Kopf um ihn nicht ansehen zu müssen. So bemerkte ich auch nicht wie er sich neben mich setzte und schon wieder einen Arm um mich legte. Wenn er das doch lassen könnte! So machte er es uns doch nur unnötig schwer.

„Bitte erklär mir warum. Warum möchtest du es nicht? Bitte entschuldige mich das ich es so direkt sage, aber eigentlich bist du doch gar nicht abgeneigt…“
 

Wie konnte er nur so etwas sagen? Entgeistert sah ich ihn an, versuchte in seinem Blick etwas zu finden, etwas was ich deuten konnte, etwas was mir vielleicht seine Motive verraten könnte.

„Es ist egal was ich dir erkläre, ich bleibe dabei das ich mit dir nichts anfangen werde…“, stellte ich fest und sah ihn durchdringend an. Nicht das er sich noch Hoffnung machte.

Ich verbarg das Gesicht in den Händen, jetzt hatte ich auch noch zugestimmt es ihm zu erzählen. Ich wollte das eigentlich nicht. Jetzt musste ich Glück haben das er danach von mir abließ.
 

„Mein erster Freund war toll. Zumindest bis ich mit ihm geschlafen habe. Es war mein erstes Mal. Es war nicht schön und er war danach weg. Hat sich nicht mehr gemeldet. Als ich ihn dann doch noch einmal gesprochen hab, hat er gemeint er braucht sich das mit mir nicht mehr anzutun…“ Ich hielt inne und senkte den Blick: Schon allein diese Erinnerungen wären genug gewesen um mich wieder zum weinen zu bringen. Er war der erste gewesen, der mich so benutzt hatte.

„Zum zweiten muss ich nicht viel mehr sagen, er war genauso und der dritte…“ Wieder fehlten mir die Worte.

„Weißt du, es war kein Zufall, dass unser Haus gebrannt hat…“

Es fiel mir immer schwerer, die Fassung zu wahren und das Sprechen selbst war auch immer schwieriger. Aber es musste jetzt raus.

„Anfang dieses Jahres kam er neu auf unsere Schule. Wir haben ihn zuerst gemieden, meine Freunde meinten auch ich solle aufpassen, sie hatten ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Aber ich hab nicht auf sie gehört. Er hat mir einen kleinen Brief zugesteckt und den fand ich damals sogar noch süß. Wir haben uns getroffen und waren auch schnell zusammen. Kurze Zeit später hab ich angefangen mich beobachtet zu fühlen. Er war einfach immer da, wenn ich mal die Bahn verpasste tauchte er plötzlich auf und unterhielt mich, bis die nächste kam, wenn es regnete, kam er aus dem Nichts und bot mir einen Platz unter seinem Schirm an. Das fand ich toll, bis ich herausfand woran das lag. Tora, er hat mich die ganze Zeit verfolgt, er hat sogar die Nächte im Busch im Hinterhof verbracht, er hatte dort einen Schlafsack, Taschenlampe und zusätzliche Decken! Er hat meine Freunde bedroht, wollte sie dazu bringen den Kontakt zu mir abzubrechen und das sagten sie mir auf. Ich hab es aber erst geglaubt, als er einen von ihnen mit einem Messer verletzte, das ich dann bei ihm gefunden hab. Ich hatte natürlich Angst und hab Schluss gemacht.“ Aber da war das Grauen noch nicht zu Ende.

Ich weinte inzwischen, konnte meine eigenen Erzählungen einfach nicht mehr ertragen. Warum gab es nur so viel Böses in der Welt? Tora hielt mich fest und ich kam nicht umhin es zu genießen. Nur durfte ich dem nicht nachgeben.
 

„Er hat das Haus angezündet, das weiß ich. An dem Tag hat er mir eine SMS geschickt, dass er mich umbringen will. Ich hatte so eine Angst, dass ich sie sofort gelöscht hab-“

„Hast du ihn nicht angezeigt? Bitte sag mir nicht das dieses Schwein noch immer frei rumläuft!“, unterbrach er mich. Sein Griff war nur noch fester geworden und seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Ich spürte diese kleinen Dinge ganz intensiv, nahm sie wahr und prägte sie mir ein.

„Wie sollte ich denn? Wenn ich das gestanden hätte, hätten alle gewusst, dass ich schwul bin. Meine Familie, die Polizei, die Nachbarschaft. Und wenn sie ihn nicht gefasst hätten, dann hätte er sein Werk vollendet. Weißt du es gab nämlich einen Toten. Einen alten Mann, der fast nie das Haus verließ. An die Presse wurde aber nur die Mitteilung gegeben das jemand gestorben ist. Ich glaube, dass er glaubt, dass ich derjenige bin. Er hat mir nie wieder aufgelauert.“
 

Kurz gab ich allen Widerstand auf und ließ mich einfach kraftlos gegen ihn sinken.

Aber nur für einen Moment. Dann löste ich mich, wischte mir die Tränen aus den Augen und erhob mich.

„Verstehst du jetzt warum ich keine neue Beziehung will? Ich hab einfach nicht die Kraft dazu.“, gab ich mit gesenkten Kopf zu. Ich schämte mich meiner Schwäche.

„Aber, ich bin nicht so wie die!“ Tora war empört und verzweifelt, das hörte man überdeutlich. Doch ich konnte mit solchen Worten schon lange nichts mehr anfangen.
 

„Warum sollte ich ausgerechnet dir das glauben?“, war alles was ich darauf noch erwiderte. Eigentlich war es eine Flucht. Ich wollte seine Reaktion nicht sehen, wollte nicht, dass er anfing zu diskutieren das ich falsch lag und ich wollte vor allem nicht riskieren, dass ich nachgab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-05-16T19:34:45+00:00 16.05.2011 21:34
Oha dramatisch!!!
Aber sou genial.....
Muss direkt weiter lesene....is ja wie ne Sucht hier!!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2009-12-29T22:49:33+00:00 29.12.2009 23:49
alles klar - jetzt versteh ich alles ^^
also mir hat das gut gefallen
die erklärung von jui is mehr als verständlich
na jetzt bin ich mal sowas von gespannt, was sich tora einfallen lässt
ich nehme mal ganz stark an, er will jui beweisen, dass er anders is XD

weiter !!!!!!!!!!!!!!
*grins*



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