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What became of the likely lads?

von

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My heart beats slow fast, I don't feel right

„Sorry, es geht so nicht weiter.“, Carl zog den Stecker aus der Anlage und legte die Gitarre auf den Boden. Mit den Händen auf der Hüfte drehte er sich zu seinen Bandkollegen herum. Die Stimmung war im Keller, schon seit Tagen. „Es läuft doch.“, meinte John und zündete sich eine Zigarette an. Er war gelassen, die Ruhe in Person und hatte allgemein wenig zu meckern. „Du bist derjenige, der es nicht hin bekommt, Carl.“, der Bassist zuckte mit den Schultern und spielte einige Akkorde auf seinem Instrument. Sprachlos starrte der Sänger seine Freunde an. „Was soll das denn jetzt?“, meckerte dieser, er wurde aufbrausend.

„Seit Pete weg ist, bekommst du nichts auf die Reihe.“, erklärte John ruhig und sachlich. Er legte ebenfalls seinen Bass zur Seite und schaute zu Gary. Dieser nickte nur zustimmend seinen Kopf. „'tschuldige, aber das ist so.“
 

Carl seufzte, strich sich seinen Pony hinters Ohr und setzte sich in den Schneidersitz auf den Boden. „Ihr habt ja recht.“, gab er widerwillig zu. Er selbst konnte nicht den Rauswurf seines Freundes verkraften. Obwohl er eigentlich berechtigt war, nachdem, was sich der Jüngere geleistet hatte. Doch es schmerzte und jedes Mal versank er erneut in Selbstmitleid. „Wir brechen hier ab.“, sagte er in die Stille hinein und erhob sich ächzend aus seiner Position. „Okay.“, Gary legte seine Sticks zur Seite und trat hinter dem Schlagzeug hervor. „Morgen ist ja auch noch ein Tag.“, meinte er lächelnd zu seinen Bandkollegen. John zog sich seine Lederjacke an und wartete auf Carl. „Geht schon, ich schließe ab.“

Seufzend verließen die Beiden den Proberaum.
 

Er war nun alleine, die Augen füllten sich allmählich mit Tränen. Carl ging sich mit seiner rechten Hand durchs Gesicht, wehmütig blickte er sich in dem kleinen Raum um. Alles erinnerte ihn an Pete, überall hingen Bilder von ihnen. Auf manchen waren nur sie zu sehen, aber oft zeigten die Fotos die gesamte Band. Und wieder wurde ihm klar, dass das, was im Moment war, nicht die richtigen Libertines waren. Denn der aufgeschlossene und warmherzige Part fehlte. Keiner, konnte ihn wirklich ersetzen. Und wenn eine Person auftauchte, die es doch konnte, vertrieb Carl sie sofort. Er wollte keinen neuen Pete, er wollte den Alten den, den er kennen gelernt hat – vor 10 Jahren.

Seufzend setzte er sich auf das große, schwarze Sofa und holte eine selbst gedrehte Zigarette aus seiner Jackentasche. Nachdenklich zündete er sie an, blies den blauen Rauch aus dem Mund heraus. „Fuck.“, murmelte Carl. Seine Laune besserte sich nicht. Kein Stück und es schien auch so, als würde sie sich in den nächsten Stunden nicht ändern. Er spielte mit dem Gedanken seinen ehemaligen Freund anzurufen, seine Stimme zu hören, auch wenn es nur ein kurzes Gespräch werden würde. Doch irgendwas hemmte ihn, wahrscheinlich sein schlechtes Gewissen.
 

Pete klimperte auf seiner Gitarre herum, ausgedrückte Zigaretten stapelten sich in dem Aschenbecher. Einige Bierflaschen standen auf dem großen Glastisch. Seit Tagen lag er in einer unheimlichen Trance, wirklich Lust zu etwas hatte er nicht. In Gedanken verloren ließ er durch seine Finger ein kleines, kaum zu erahnendes Bild wandern. Für ihn war sein Leben gelaufen, denn alles, wofür er die letzten Jahren gelebt hatte, war weg. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Bierflasche, seufzend legte er seinen Kopf wieder zurück ins Kissen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, dabei tat er gar nichts. Lag nur auf dem Sofa, dachte nach. Seit dem Rauswurf aus der gemeinsamen Band dachte er an nichts anderes mehr. Ihm wurde sein Fehler mehr und mehr bewusst, grübelnd zückte er vom Boden sein Tagebuch, schrieb seine Gedanken in kurzen Wörtern auf. Nebenher malte er unzählige Herzen, strich sie durch.

Irgendwo in der Wohnung klingelte sein Schnurlosestelefon. Er kümmerte sich nicht um diesen Gegenstand, da es sowieso nur irgendwelche Menschen waren. Carl würde nicht anrufen, dass wusste er. Denn dieser, so glaubte er, war unendlich sauer auf ihn. Und er konnte ihm das nicht mal verübeln, nachdem was er sich geleistet hatte. Einbruch, in die Wohnung seines Freundes, eiskalt. Pete war dankbar, dass jener von einer Anzeige abgesehen hatte. Doch das Vertrauen war weg – wie die Band und seine Freunde. Schlecht gelaunt stellte er das Bier zur Seite, warf desinteressiert das kleine Buch auf den Boden und setzte sich auf. Seine Kleidung klebte an seinem Körper, er versuchte seit Stunden einen Entzug auf eigener Faust. Bis jetzt klappte es noch alles so, wie er es sich vorgestellt hatte. Insgeheim wünschte er sich durch diese Tat, dass Carl ihn wieder aufnehmen würde. Doch Pete wusste auch, dass dies ein reines Wunschdenken war und somit vollkommen unmöglich.
 

Der Ältere umwickelte die lange Schnur des Telefons, daneben lag ein kleiner Zettel auf dem eine Telefonnummer aufgeschrieben war. Das Blatt rollte sich langsam auf, es lag dort schon eine längere Zeit. Immer unberührt, Pete hatte ihn dort liegen gelassen, aber keiner räumte ihn weg. Wenn jemand es versuchte, ging Carl dazwischen, wurde regelrecht bissig. Nachdenklich stierte er das gelbliche Blatt an und griff zu dem Hörer. Mulmig tippte er die Nummer ein und hielt sich die Muscheln ans Ohr. Nach dem dritten Freizeichen jedoch, legte er auf.
 

Pete seufzte, das Telefon klingelte ein weiteres Mal. Genervt von dem Gerät stand er auf, schlich durch die Wohnung wie ein Geist. Als er das Telefon erreichte, verstummte es auch sofort. Skeptisch sah er auf das Display, eine bekannte Nummer stand auf diesem. Ein schmales, unsicheres Lächeln zog sich auf seinen Mund. Es war die Ziffer aus dem Proberaum, er wollte sie nicht löschen, da er aus Erfahrung wusste, dass Carl dort auch nach der Probe einige Stunden blieb. Er schaute auf das Ziffernblatt und überlegte, ob er zurück rufen sollte. Aber er wusste nicht, worüber er reden sollte. Die Frage „Wie geht es dir?“ war vollkommen überflüssig, geradezu dämlich sie zu fragen.

Er stellte das Telefon auf die Station und verzog sich wieder ins Wohnzimmer. Pete hielt die drückende Stille nicht aus, er schaltete den Fernseher an und legte sich – ohne das Gerät zu beachten – zurück auf das Sofa, er wollte einfach verdrängen. Mehr nicht.
 

Carl legte den Hörer auf die Gabel, erhob sich von der Couch und strich sich sein Shirt glatt. Er schüttelte seinen Kopf, holte damit den Pony hinter seinem Ohr hervor. Seine Laune war zwar nicht besser, aber er konnte sein Gewissen verdrängen. Mit einer Mischung aus Trauer und Gleichgültigkeit verließ er den Bandraum und drehte den Schlüssel in dem Schloss herum. Und wieder schaffte er es, all' die Jahre hinter sich zu lassen, eingesperrt in diesem einen Raum. Verdrängung war immer noch das Beste gegen Schuldgefühle und ein gebrochenes Herz.



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