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Xemnas' Aufzeichnungen

...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...
von

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Siebte Mission - Hab ich den Kuchen hochgejagt?!

Siebte Mission - Hab ich den Kuchen hoch gejagt?!
 

Träge und im völligen Trott des Alltags schlurfte ich die Flure vor mir hinunter.

Jeder Tag fing beinahe gleich an.

Obwohl ich schon so viele Tage nichts angemerkt hatte, langsam ging es mir auf die Nerven.

Wenn mir alles zu sehr auf die Nerven ging, kam etwas dabei heraus, wie in der Nacht, in der ich meine manische Seite nicht mehr zurückhalten konnte und alles ärgerte und verunstaltete, was oder wen ich fand.

Kaum vorstellbar, aber auch der Anblick von rosa T-Shirts tragenden Leuten erfreute mich auch nur indirekt.

„Wenn ihr hier fertig seid“, knurrte ich genervt, wiederholte mich so lange immer lauter, bis die Hand voll Leute mir zuhörte, „dann könnt ihr doch ein bisschen die Welten ausspionieren gehen, nicht wahr?“

Mehr oder weniger aufmerksam schauten sie mich an.

„Klar, Chef.“, meinte Marluxia als ihr Anführer und schickte Vexen, den Staub weg zu putzen.

„Ich geh jetzt backen!“, quiekte Nummer elf vor mir und sprang oder tanzte beinahe aus dem Raum.

Wen ich bisher gar nicht bemerkt hatte, war Saïx, der, ein wenig wie ein Kleinkind im Spielzeugladen, gebannt und überglücklich alles und jeden anstarrte.

„Alles okay?“, fragte ich vorsichtig.

Man musste, wenn Saïx so schaute, jede Minute damit rechnen, dass Demyx hinter irgendetwas quiekend hervor sprang und „Puppy!“ schrie.

Zu meinem größten Überraschen kam er das nicht, sondern putzte einen Spiegel.

Im ersten Moment musste auch ich unheimlich staunen, doch es war recht schnell, schneller als es sich gehört hätte, verschwunden: der Raum, in dem Roxas und Axel getobt hatten, war anscheinend vollkommen wiederaufgebaut worden. Alles war blitzblank. Keine Spur von Spiegelscherben, keine Anzeichen von zerbrochenen Möbeln.

„Alles okay?“, wiederholte ich noch einmal lauter. Keine Regung.

„Hoffnungsloser Fall...“, murrte ich und vergaß es nicht, ihm im Weggehen ordentlich und betont auf den Fuß zu treten. Ebenfalls kein Jaulen, keine Schmerzensschreie, nur weiteres Erstaunen über die nicht zu erledigende Arbeit.
 

Letztendlich folgte ich Marluxia den Flur und die Treppen hinunter und traf ihn in der Art Küche, in der ich schon eine Stoffkatze, eine Druckhupe und ähnliches gefunden hatte.

Verzweifelt suchte er nach irgendetwas.

„Die Katze hab ich schon.“, meinte ich lachend.

„Was für eine – oh. Diese Katze. Die jetzt... entmannt ist?“, fragte er vorsichtig, ohne aufzublicken.

„Wenn du so willst, schon. Was machst du da?“

„Suchen.“

„Deine Jungfräulichkeit ist da nicht. Die suchst du vergeblich.“

„Ich weiß... die hat Vexen im Moment, hm?“, murmelte er grübelnd, ohne das als Scherz zu meinen.

„Ich such Mehl.“, meinte er schließlich und wandte sich einem weiteren Schrank zu.

„Da oben, zwei weiter rechts.“, gab ich an. Er nickte und fand tatsächlich eine Packung Mehl. Prüfend hob er es in einer Hand an.

„Kann man bestimmt gut werfen...“

Als wandelnde Zielscheibe begann ich, leicht panisch auf und ab zu laufen. Marluxia holte aus, warf – und traf volles Pfund, im wahrsten Sinne des Wortes, Luxord, der in die Küche geschlendert kam, und nun krachend auf den Boden knallte.

„Wo ist Zexion?“, fragte ich interessiert.

„In irgendeiner Welt...“, murmelte Marluxia, immer noch schwer beschäftigt und mir den Hintern zu wendend.

„Tja dann...“, seufzte ich und machte einen großen schritt über Luxord hinweg, „Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, he?“, grinste ich und schob Luxords Arm mit dem Fuß ein wenig beiseite, dass er nicht so arg im Weg lag.

„Ich und Luxord?! Und heiß?! Spinnst du?!“, keifte Marluxia und kippte aus dem bloßen Beutel ordentlich Mehl in eine Schüssel.

„Hast du das abgewogen?“ Mit Grauen erinnerte ich mich an die Sachen, die er gekocht hatte. Meistens war alles ungesund schwarz verfärbt und unerträglich hart.

„Nö. Ich mach das so nach Augenmaß.“ Jedes Mal, wenn ich von ihm diesen Satz hörte, fragte ich mich verzweifelt, was mit seinen Augen nicht stimmte.

„Weswegen machst'e denn den Kuchen?“

„Weil Lexaeus heute dreihundertfünfundsechszig weitere Tage mit uns lebt!“, quiekte er.

„Ah ja...“, murmelte ich und verfluchte mich im Stillen, überhaupt nachgefragt zu haben. Jetzt, da ich nicht mehr abstreiten konnte, es zu wissen, konnte ich mich nicht mehr ahnungslos stellen, nicht hingehen zu der Feier und mir die Prozedur ersparen. Stillschweigend schlich ich aus der kleinen Küche und suchte nach weiteren Mitgliedern.
 

Wie konnte man durch ein Schloss streifen, ohne eines der immerhin zwölf anderen Bewohnern zu finden?! Langsam war ich echt angepisst.

War das der Moment, wo ich tatsächlich akzeptierte, dass ich ein Hobby brauchte?

Aber es stellte sich heraus, dass die Suche nach einem Hobby, eine Beschäftigung, noch etwas zu warten hatte, als ich ich zurück zu meinem Büro kam.

Ich versuchte, irgendwie dabei zu helfen, den Tisch zu decken, weil Lexaeus 'Geburtstag' hatte.

Normalerweise hätte ich schon skeptisch seien sollen, als Demyx wie wild um Zexion herumwirbelte, der zielsicher auf mich zu schritt.

„Xemnas, ich habe ihn gefunden.“

„Herzlichen Dank.“, lachte ich.

„Ja sicher...“, schnaubte Axel hinter mir und verteilte Kuchengabeln rund herum auf den Tisch, den man hier hoch gewuchtet hatte.

„Soll ich wieder losgehen?“

„Warte doch noch kurz.“ Er nickte und erstarrte, als er jemanden hinter sich spürte. Er stellte sich als Axel heraus, der ihm breit grinsend ein Papppartyhütchen aufsetzte und ihm dabei heftig das Gummiband gegen den Hals schnellen ließ.

Zexion verzog nur sehr kurz das Gesicht, sonst zeigte sich keine weitere Regung.

„Hat das etwa wehgetan?“, fragte Axel gespielt geschockt und entsetzt und verschob das Pappteil auf Zexions Kopf um ein paar Zentimeter.

Die Torte kam auf den Tisch und Lexaeus wurde von Marluxia quiekend an den Tisch geführt.

„Happy Birthday!“, meinte Luxord, ihm heftig auf den Rücken schlagend.

„Brite.“, grunzte Nummer fünf etwas abfällig.

„Rassist!“, brüllte Demyx weiter hinten am Tisch.

„Rockhead!“, rief Xigbar, plötzlich von weiß Gott woher springend. Schnell war er dem Boden auch wieder nahe, sehr nahe.

„Heute darfst du mal, was?“, grinste ich sogar recht fröhlich.

„Ich hab sogar ein Geschenk.“, nuschelte Xigbar am Boden.

„Ein Geschenk? Geht’s dir gut?“, schnaubte Larxene.

Saïx kickte den Stein herunter von Xigbar, der sich ächzend aufrappelte und in seine Kutte griff.

Man sah, wie Lexaeus Blick immer genervter und angewiderter wurde.

„Bitte schön!“ Entweder konnte Xigbar nicht normal schauen, geschweige denn lächeln, oder er wollte einfach nur nicht. Mit einem Grinsen, das schon eher Zähnefletschen war, drückte er Lexaeus ein schlampig eingepacktes Päckchen in die Hand.

„Zehn Mäuse, dass es ihn killt, wenn er's aufmacht.“, murmelte Axel herüber zu Roxas.

„Fünfzehn, dass er vor Scham stirbt.“, murmelte er hingegen mit dem Kopf schüttelnd.

Genervt packte riss Lexaeus eine Seite des Päckchens auf und entblößte etwas Rosafarbenes.

„Eine... Schürze.“, machte er. Insofern Lexaeus überhaupt so etwas, wie verschiedene Gesichtsausdrücke hatte, war er jetzt genervt und irgendwie sogar... sarkastisch.

„Danke.“

Mir persönlich wurde ein wenig schwindelig von der Szenerie.

„Zexion, komm mal mit.“ Ich zog ihn ein bisschen nach hinten, zurück zum Flur. Vor uns zündete Marluxia die Kerzen auf der Torte an.

„Hab ich selbst gebacken! Mit Vexens Hilfe...“, gab er zu.

„Wo hast du Sora gesehen?“

„Im Wunderland. Ich schaff das schon.“, zischte Zexion neben mir.

„Natürlich. Aber was tat er?“

„Ich bin so schnell es ging zurück -“

Er wurde unterbrochen von einem halblauten Knall und einem kräftigen saftigen Klatschen.

Etwas verwirrt trat ich mehr in die Mitte des Raumes und beäugte die Mitglieder, die reihum um den Tisch standen.

„Ich schätze, das war -“

„Das interessiert keinen! Das war Kuchen!“, unterbrach ihn Axel.

„Haben wir gar nicht so schlecht gemacht, ist essbar.“, nickte stimmte Marly zu und suchte weiter nach Stücken in seinem Gesicht, von denen es reichlich gab.

Lexaeus bekam das meiste ab, er verdeckte den Türrahmen, in dem Zexion und ich standen.

„Lecker.“, grunzte er.

„Wow, Lexxy hat was gesagt, und ich hab's verstanden!“, grinste Xigbar und warf sich schon automatisch zu Boden.

Nichts passierte.

„Lexxy?“, fragte Xigbar sehr skeptisch und kratzte sich die Torte aus dem Gesicht.

„Doch, schmeckt.“, meinte auch Xaldin, was mich auch irgendwie überraschte.

„Kaum zu glauben...“ So besudelt wie sie waren, setzten sie sich tatsächlich an den Tisch und aßen diesen Kuchen.

„Also gehst du jetzt?“, sprach ich Zexion wieder an.

„Bin schon praktisch im Wunderland.“, nickte er und verschwand mit einem Abgang, der sich gewaschen hatte, in einem dunklen Portal.
 

Nach etwa einer dreiviertel Stunde verließen die meisten Organisationsmitglieder den Tisch.

„Demyx, hilfst du mir beim Abwasch?“, fragte Marluxia ihn ganz nett uns höflich. Das muss man einfach mal kurz bemerken.

„Was?! Was soll ich?! Steck' dir den Abwasch sonst wo hin! Hab ich den Kuchen hoch gejagt?!“, brüllte er aus vollem Hals und schlug mit ganzer Kraft auf den Tisch. Darauf stand er auf und verschwand.

„Oh Mann... was hat der denn gefrühstückt? Larx? Hilfst du mir?“, bat Marluxia mit einem dreckigen Grinsen.

„Klar, ich helf' dir doch gerne!“, lächelte sie freundlich.

Ebenso ich. Denn ich musste immer lächeln, wenn ich versuchte, den Brechreiz zu unterdrücken.

Ein „Was zur Hölle ist denn hier los?“ wollte ich mir am liebsten von der Seele schreien, doch ich zog bei längerem Bedenken in Betracht, dass Demyx in seiner Laune kommen, und mich dafür schlagen könnte.

Soweit ich es so sah, war Larxene nett, und an ihrem Hintern klebte Marlys Hand.

Das war gar nicht normal.

Gar nicht.

Darüber war ich schon skeptisch. Anscheinend hatte es etwas mit dem Kuchen zu tun.

Vielleicht konnte mir dann Vexen erklären, was vor sich ging, er hatte ja schon überlegt, was passiert seien könnte.

Fragte sich nur, mit welchen Folgen.
 

„Was hast du denn?“, fragte Saïx verwirrt, kaum dass ich den Raum betrat, Vexen.

„Was soll ich denn haben?“, fragte Vexen und setzte sich auf Saïx' Schoß.

Er schubste ihn grob von sich und knurrte. „Das hab ich dich doch gerade gefragt! Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?!“, schnauzte er bellend und trat ihn beinahe noch zusätzlich.

„Was soll denn das?! Sonst willst du's doch auch!“, schrie Vexen auf der Erde vor ihm kniend. Ich räusperte mich laut. Beide schauten mich kurz an.

„Was?“, murrte Vexen und stand beleidigt auf.

„Was ist gerade passiert? Warum seid ihr alle irgendwie anders...?“

„Wir sind anders?“, fragte Vexen verwirrt.

„Du bist anders!“, brüllte Saïx Vexen an.

„Saïx, du bist wenigstens halbwegs normal!“, freute ich mich.

Bis er bellte und aufsprang.

Demyx stampfte hinter mir her und hatte Saïx schnell auf dem Fuß sitzend.

„Was willst du?!“

Saïx hechelte und bellte wieder.

„Halbwegs.“, heulte ich leise und erstarrte.

„Es kann doch nur an dem Kuchen liegen!“, überlegte ich laut.

„Geh weg! Geh weg! Mann, geh kacken!“, brüllte Demyx und schüttelte wie wild mit dem Fuß, um Saïx los zu werden. Dieser knurrte laut und versuchte Vexen zu entkommen, der sich flott auf deinen Rücken setzte.

Ich hatte das leichte Bedürfnis, mich in die Ecke zu setzen und zu heulen.
 

Vexen fiel also auch aus, mir zu erklären, was da passiert war.

Es konnte nur der Kuchen sein.

Marluxia fand ich nicht.

Vielleicht verpasste ich ihn nur, denn Vexen lief mir gelegentlich über den Weg. Er folgte Saïx.

Lag es daran, dass er rosafarbene Haare hatte, oder hatte Vexen einen plötzlichen Sinneswandel? Saïx folgte jedenfalls wiederum Demyx, der lauthals das ganze Schloss zusammen brüllte und Flüche ausspie, auf dass mir schwindlig wurde.

Nach einiger Zeit, die ich durch die Flure schritt, fühlte ich mich verfolgt. Doch jedes Mal, wenn ich mich umdrehte oder an die Decke schaute, wegen Xigbar, war da niemand. Also... gar niemand. Keiner. Nicht 'ein Niemand'.

So ging es weiter, bis ich erneut auf Demyx und sein Gefolge stieß. „Saïx! Geh kacken! Alter, pfleg' 'ne Oma, wenn du nichts zu tun hast!“, brüllte er. (Hier noch einmal mein größter Respekt vor älteren Damen und Herren, ihre Lebenserfahrung ist beneidenswert. Ich hab nichts gegen sie, im Gegenteil, wirklich Weise Leute...)

Den Moment, in dem Saïx leise aufwinselte und den Hundeblick aufsetzte, nutzte Vexen und tippte ihn höflich an.

Keine Reaktion seinerseits.

Wieder ein Tippen, diesmal heftiger.

Letztendlich bekam Vexen Saïx' Pranke ab.

Ein wenig tat er mir Leid. Ein klein wenig. Vielleicht war ich doch nicht so herzlos, wie ich dachte.

„Was geht hier nur ab...?“, murrte ich finster.

„Was weiß ich...“, kam es hinter mir. Mit einem Aufschrei vom Feinsten sprang ich bestimmt anderthalb Meter zur Seite.

„Luxord!“, keifte ich. „Nicht anschleichen! Nicht anschleichen, klar?!“

„Schon gut, verstanden. Und was meint der Chef?“, fragte er grübelnd.

„Wozu?“

„Das die sich alle so krank benehmen.“, murmelte er grübelnd.

„Es ist der Kuchen.“

„Könnte sein.“, nickte er bestätigend, sich grübelnd am Kinn kratzend.

„Aber... dann würde ich mich doch auch anders benehmen.“

„Du benimmst dich anders. Du bist nüchtern.“, schnaubte ich abfällig.

„Ja und? Ist das nicht recht? Oder doch? Was ist denn jetzt schlimm?“, fieberte er weinerlich.

„Was bist du denn für eine Flachzange?! Und du erst!“, brüllte Demyx irgendwo im Hintergrund.

Warum schickte ich eigentlich immer Leute, und verschwand nicht mal selber aus diesem Loch?

Eigentlich nur, damit nichts passierte, wie Niederbrennen des Schlosses oder Demolieren der Einrichtung, wie Roxas es noch vor ein paar Tagen tat.

„Xemnas!“, rief jemand aus dem Flur. Innerlich schrie ich auf vor Freude, dass ich Luxord entkommen konnte. Er folgte jeder meiner Bewegungen.

„Was ist denn?“ Mit schnellen schritten eilte ich aus dem Raum. Luxord haftete an meinen Fersen wie mit Kontaktkleber festgemacht.
 

Aus dem Flur lief mir Axel entgegen.

„Wo ist Zexion denn eigentlich so lange?“, fragte er etwas panisch.

„Sollte es dich nicht irgendwie freuen, wenn er auf einer Mission zurück bleibt?“

„Nein! Wie kommst du denn da drauf? Vielleicht haben wir so unsere Zwistigkeiten, aber dennoch...“, murmelte er und senkte den Blick.

„Wie viel von diesem gottverdammten Kuchen hast du gegessen?!“

„Wieso? Seh' ich so fett aus?!“, fauchte er.

Nahe, sehr nahe war ich dem Abgrund, in dem der Wahnsinn auf mich lauerte. Ein schmaler Grad, auf dem ich balancierte, und Axel und die anderen schubsten mich immer wieder mehr oder weniger sanft in seine Richtung, bis ich irgendwann stolpern sollte.

Roxas tauchte hinter ihm auf.

„Was machst du dir Sorgen um Zexion...? Massenhaft Freiwild und denkst an ihn.“, grinste Roxas etwas abfällig und drängelte sich an uns vorbei.

„Hey, Roxxy's in the house!“, grinste er und erntete dafür viele abfällige und teilweise auch leicht angewiderte Blicke.

„Wie ist 'n der drauf? Macht einen auf dicke Hose... Weiberheld...“, murrte Demyx.

Das war das netteste, das ich heute von ihm gehört hatte.

„Äh, Weiber...?“, murmelte ich trotzdem.

„Aber er ist schon so lange weg.“, quengelte Axel und wollte wieder meine Aufmerksamkeit.

„Na dann renn ihm doch hinterher.“, blaffte ich genervt.

Langsam wanderte mein Blick wieder durch den Raum hinter mir.

Die Dreiergruppe von Vexen tümmelte sich noch auf einem Haufen, Luxord stand tatsächlich noch hinter mir und Roxas hielt anscheinend Ausschau nach seinem 'Freiwild', was auch immer er damit meinte. Wenn er etwas zum Jagen und darauf folgendem Ausnehmen suchte, sollte er gefälligst in irgendeine Welt, weit weg von uns, gehen und hier keine Sauereien machen.

„Aber was ist, wenn er bis dahin schon hier hin zurückkommt?“

„Dann... schickte ich irgendjemanden, der euch zurückholt.“ Kurz nickte er.

„Oder warte ich hier...?“, überlegte er und zuckte nach links und rechts.

„Alles okay?“, fragte ich leise, wandte mich dann aber laut zu den anderen: „Hey, Roxxy, der im Haus ist, sind die Zuckungen für Axel normal?“, rief ich skeptisch.

„Ja, klar.“, tat er ab, ohne mir auch nur im Geringsten zu zuhören.

„Sagen wir, wenn Zexion wiederkommt, ehe du ihn gefunden hast, schicke ich jemanden, der dich zurückholt, klar?“

Kurz nickte Axel und innerhalb weniger als zwei Sekunden war er auch schon verschwunden. Juhu. Ein Bekloppter weniger.
 

Wäre ich wirklich dazu imstande gewesen, zu weinen, hätte ich Millionen von Tränen vergossen. Wahrscheinlich war ich schon zu sehr verzweifelt.

Ich hing mehr auf einem Sessel, als das ich in irgendeiner Weise saß. Lustlos lag ich da und bemerkte schon fast gar nicht mehr beim Geradeaus- und Löcher-in-die-Luft-Starren, wer mir alles vor der Nase herlief.

Neben mir stand Luxord stocksteif da, bewegte sich ebenfalls keinen einzigen Millimeter und starrte statt Löcher in die Luft, imaginäre Löcher in mich.

„Xemnas?“, fragte jemand leise neben mir.

„Zexion!“

Von einer Sekunde auf die andere wieder in bester Verfassung sprang ich auf und wäre Zexion beinahe um den Hals gefallen, als er mich skeptisch beäugte.

„Hilf mir!“, bat ich leise und unauffällig.

„Dir ist nicht mehr zu helfen!“, brüllte Demyx von der Seite. „Da ist Hopfen und Malz verloren!“

„Was ist denn?“ Zexion ließ sich gar nicht irritieren. Im Gegensatz zu mir.

„Der Kuchen... alle sind irgendwie... na, so was zum Beispiel.“

Ich deutete vorsichtig und hinter davor gehaltener Hand auf Demyx, der wild herum brüllte und nicht weniger aggressiv gestikulierte, Saïx der abwechselnd an seinem Bein klammerte oder um ihn herum wuselte, und Vexen, der das gleiche mit Saïx tat.

„Marluxia will irgendetwas von Larxene, die plötzlich freundlich ist, Roxas bespringt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist...“, murmelte ich verzweifelt.

„Ach, tue ich das?“

Eine Augenbraue hochgezogen musterte er mich von der anderen Seite.

Ich hatte mich so Zexion zugewandt, dass ich es versäumt hatte, darauf zu achten, wer sich von hinten näherte.

„Dann würde ich an deiner Stelle aber einen Baum suchen.“, murmelte er.

„Wieso?“, machte ich dumpf, etwas verängstigt von seinem leicht diabolischem Gesichtsausdruck.

„Ich zähle verdammt schnell.“, zischte er grinsend.

Die Augen verdrehend wandte ich mich ab, zurück zu Zexion.

„Siehst du?!“, fiepte ich.

„Eins.“, kam es hinter mir.

„Vexen!“, brüllte ich lauthals.

„Was'n, Chef?“

„Mach dich nützlich und friere den Zwerg fest, bevor er noch dazu kommt, drei zu sagen!“, schnauzte ich, trotzdem bittend.

Ich hatte nicht erwartet, das Vexen, ohne hinzuschauen, nur kurz auf ihn deuten brauchte, damit Roxas bis zu den Schienbeinen in Eis stand.

„Der war gemein.“, schnaubte er.

„Wo ist Axel, wenn man ihn braucht?!“, fauchte er genervt.

„Apropos... hast du Xigbar gesehen?“, fragte ich Zexion kurz zögernd. Xigbar war schnell, er war zuverlässig, er war gehässig.

Letzteres tat im Moment nichts zur Sache, war im allgemeinen Bild aber dennoch wichtig.

„Im Flur, ein Stockwerk weiter unten.“, murmelte er. „Der Report ist bald fertig.“

„Hast du Axel denn gesehen?“

„Hätte ich das?“, runzelte er die Stirn, was man nur beim genauen betrachten erkennen konnte. Schon im Gehen schüttelte ich mit dem Kopf.
 

Xigbar... was war mit ihm wohl los? Bevor ich noch zu einem halbwegs erdenklichem Vorschlag kam, trat ich in den düsteren Flur.

Lediglich von der Treppe fiel ein wenig Licht in den Gang.

Weiter hinten an einer Wand saß etwas, das leicht zuckte.

„Xigbar?“, fragte ich leise.

Einen Aufschrei und Schuss später musste ich mich sehr zügeln, ihn nicht dort in der Ecke zusammen zu treten.

„Was sollte das denn?!“, keifte ich. Dieser Tag zermürbte meine Nerven gerade zu.

Hallo, Abgrund des Wahnsinns, ich rücke wieder ein Stück zu dir! Mein linker, linker Platz ist frei...

Ein paar weitere Schritte auf ihn zu, der nächste Schuss fiel.

„Xigbar, du weißt wer ich bin...!“, knurrte ich.

„Xemnas?“, riet er, die Augen angestrengt zusammenkneifend.

„Ja. Stell es dir vor, ich glaube es auch kaum. Geh mal ins Wunderland, Axel wieder einsammeln.“, kommandierte ich.

„Was?“ Ein berauschend dummer Tonfall.

„Axel. Wunderland.“, machte ich dumpf darauf.

Langsam und vorsichtig stand er auf.

Und schrie.

Schrie wie am Spieß und schoss.

„Warum nimmst du mich wieder ins Visier?!“, knurrte ich erbost.

„Hinter dir!“, brüllte Xigbar theatralisch und schoss wieder auf mich. Gerade eben konnte ich noch ausweichen.

„Luxord.“, murrte ich, verzweifelt den Kopf hängen lassend.

„Ja bitte?“

„Du bist doch ein Kumpel von Xigbar, oder?“

Er nickte.

„Könntest du mir bitte einen Gefallen tun?“

„Was immer Ihr wollt.“, nickte er wieder.

„Schlag ihn. Und dann schlag dich.“

Es klatschte zwei Mal schallend.

Danach grunzte etwas.

Ich hörte genauer hin.

Tatsächlich grunzte etwas furchtbar leise.

Ruckartig drehte ich mich, schon in der Befürchtung, gleich etwas Schreckliches sehen oder miterleben zu müssen, um.

Warum behielt ich in solchen Fällen immer Recht?

Warum musste doch tatsächlich eine Gestalt, mit den Maßen eines Schrankes, in den Türrahmen treten?

Sie näherte sich uns.

Eine rosa Schürze wurde erkennbar.

„Rockhead.“, staunte Xigbar, ziemlich weggetreten und mit einem roten Handabdruck im Gesicht.

Wortlos drückte Lexaeus, verdammt, in der rosa Schürze steckend, ihm eine grüne Plastikdose in die Hand.

„Lunchpaket.“, nuschelte er und warf sich den Plüschkatzenschwanz zurück über die Schulter.

Grinsen oder lächeln hatte ich Lexaeus noch nie gesehen.

Trotzdem sah er in dem Moment recht vergnügt aus.

„Äh... danke?“, machte Xigbar verdutzt und öffnete die grüne Plastikdose, „Ein Brötchen... ein Apfel... und ein Ü-Ei.“

Gelangweilter, enttäuschter und lustloser konnte ich es mir im Moment auch nicht vorstellen.

„Was soll ich mit einem Ü-Ei?“

„Es essen?“, schlug Luxord vor.

„Ausprobieren, ob die Kleinteile tatsächlich verschluckbar sind.“, pflichtete ich bei.

„Ich schätze mal, mich drüber freuen. Und es essen. Teilweise, jedenfalls.“, zog er daraus.

„Ü, Ü.“, meinte die rosa Schürze neben mir.

„Meinst du 'Surprise, Surprise'?“, riet ich vorsichtig.

Kurz überlegte Lexaeus und zuckte schließlich mit den Schultern.

Xigbar musterte uns alle noch einmal kurz.

„Ich geh dann mal...“ Mit der Butterbrotdose unter einem Arm trat er bedächtig durch ein Portal.
 

Luxord folgte mir auch wieder die Treppe hoch, zurück zu den anderen.

„Ähm... Luxord?“, setzte ich vorsichtig an.

„Ja, Chef?“

„Warum läufst du mir eigentlich hinterher?“

„Na, Sie sind unser Anführer, der Gründer unserer Sekte! Nach Euren Weisheiten leben wir! Wir sollten Ihnen alle folgen!“

Als wäre dies ganz selbstverständlich gewesen schaute er mich empört von der Seite an.

„Ah ja... dann sage ich, als dein Vorgesetzter, höre auf, mir zu folgen!“, schnauzte ich.

„Nein, Chef.“

„Luxord...!“, warnte ich ihn.

„Ja bitte?“

Bevor ich ihm an die Gurgel gehen konnte, obwohl ich eigentlich nicht der Typ für schnelle aggressive Handlungen war, streckte mir jemand ein paar bekritzelte Blätter entgegen.

„Der Report. Ist Axel gefunden?“

„Nein, aber Xigbar holt ihn aus dem Wunderland zurück.“, murmelte ich, nicht völlig bei der Sache – Wie wurde ich diesen verdammten Luxord nur los?!

„Warum war er denn bitte im Wunderland?“, überlegte Zexion skeptisch.

„Hat sich Sorgen gemacht.“

Zum ersten Mal hörte ich ihn tatsächlich auflachen. Nicht ehrlich, nicht lauthals, nein, trocken, einsilbig und sarkastisch. Trotzdem Premiere.

„Das glauben Sie doch wohl selber nicht!“

„Warte auf ihn und frag nach.“, zuckte ich mit den Schultern und ließ ihn sprachlos zurück.

„Wo ist denn unsere kleine rothaarige Freundin abgeblieben? Nie ist sie da, wenn man sie braucht!“, murrte Roxas, unweit meines Büros.

Kaum als das ich ein Kläffen aus der Ferne hörte, verzog ich mich schnell in mein Büro.

Es gelang mir nicht, die Tür hinter mir atemlos zuzuwerfen.

Erstens fehlte es mir nicht an Luft, und zweitens stellte Luxord einen Fuß in die Tür.

Wie konnte ich diesen verdammten Stalker loswerden?

In dem er sich furchtbar Langweilen musste?

Nein.

Das hatten wir schon ausprobiert, ohne den leisesten Erfolg.

Ihn ignorieren?

Ansatzweise hatte ich es schon versucht, aber ernsthaft und vorsätzlich nun auch wieder nicht.

Mit neuem Elan hockte ich mich hinter meinen wuchtigen Schreibtisch und blätterte in meinem Aufzeichnungen. Zexions heftete ich gleich zu den anderen Berichten.
 

Thema:

Sora stoppen; Verhandlungen mit Herzkönigin und Grinsekatze

Ort:

Wunderland

Vorhaben:

s. o.; speziell: wie es sich ergibt

Bericht:

Darüber grübelnd, ob es möglich war, Augenkrebs zu bekommen und welche Auswirkungen dass auf meine zukünftigen Missionen haben könnte, kam ich in einem rundlichen Raum an.

Die paar Bilder an den Wänden machten die Umgebung auch nicht ansehnlicher. Durch eine Tür kam ich in einen größeren, quadratischen Raum, der auch nicht schöner ausgestattet war.

Ein Tisch und ein Stuhl standen in der Mitte.

Auf der Tischplatte zwei Gläser.

Der Kamin rechts von mir war nicht weniger mysteriös.

„Ich bin zu spät! Ich bin zu spät!“, schrie jemand lauthals hinter mir.

Ein leicht übergewichtiges, weißes Kaninchen in einer viel zu engen Jacke stürmte an mir vorbei, durch die kniehohe Tür.

Ich selbst, so konnte ich sagen, war auch nicht sonderlich groß, sodass, wenn ich kniehoch sage, keine wirklich ansehnliche Höhe beschreibe.

Eben jene Tür ächzte.

Jedoch etwas zu spät, als dass sie vom Öffnen oder Schließen knarrte.

Zaghaft hockte ich mich vor die Tür.

„Guten Tag.“, murmelte ich, als ich erkannte, dass es die berüchtigte Tür war, die reden konnte und nicht gerade wortkarg war.

„Gleichfalls, meine Dame!“

„Herr.“, korrigierte ich.

„Oh, entschuldigen Sie! Wollen Sie auf die andere Seite der Wand?“

Nein, ich war gekommen, um eine Runde um den Tisch samt Stuhl zu laufen, und nun wieder zu gehen.

Etwas genervt schaute ich hinunter auf den sprechenden Knauf.

Anscheinend war es mit ihm wie mit Kleinkindern: Waren sie still, wünschte man sich, sie könnten doch endlich reden – waren sie dem mächtig, wünschte man sich, sie mochten direkt wieder damit aufhören.

„Eigentlich schon.“

„Dann müssen Sie aus einem der Gläser dort oben auf dem Tisch trinken. Es müsste auf dem Etikett stehen, war zur Vergrößerung und welches der beiden zur Verkleinerung dient.“

Insofern ein Knauf lächeln konnte, tat er es.

Es zu erwidern wäre mir einfach zu wider gewesen.

Also stand ich auf und betrachtete beide Gläser prüfend.

Eines mit einem orangenen, eines mit einem blauen Etikett.

Ich hob das blau markierte Glas an und drehte es skeptisch in meinen Händen.

„Zutaten: Wasser, Zucker, natürliche Aromen, Butterreinfett, Zitronensaft (3%), E171, E133, E102. Kann Spuren von Erdnüssen, Soja, Formfleischvorderschinken und Glasfasern enthalten. Nicht unbeaufsichtigt in die Hände von Kleinkindern geben. Verschluckbare Kleinteile.“, las ich vor.

Die trübe weißgraue Flüssigkeit waberte indem Glas verdächtig hin und her.

Verschluckbare Kleinteile, ja? Wie denn das?

Sollte man den Deckel verschlucken, oder gleich den ganzen Behälter, mit den Maßen eines normalen Gurkenglases?

Was sich die Industrie dabei dachte, würde mir vielleicht auf ewig ein Rätsel bleiben.

„Sicher, dass das zum Verzehr geeignet ist?“ , fragte ich vorsichtig.

„Vollkommen. Alle, die davon genascht haben, sind heile und glücklich auch wieder groß geworden.“

Ich schraubte den Deckel ab und steckte prüfend einen Finger in das Glas. Leicht kühl war die Flüssigkeit und dünnflüssiger, als ich erwartet hatte.

Über die Schulter musterte ich den Türknauf.

Vertrauenswürdig, oder nicht?

Etwas Schlimmeres, als Sterben konnte mir eh nicht passieren.

Außer Axel. Aber der würde wohl kaum vorbeikommen, wenn ich von dem ekelhaften Zeug probierte.

Mit einem abscheulichen Geräusch gab es eine kleine Rauchwolcke und ich war um ein vielfaches kleiner.

Die Tür war jetzt genau groß genug für mich, wenn man von dem normalen Maßstab ausging.

Was hieß dass ich eineinhalb Mal hindurch gepasst hätte.

Das wiederum würde nie passieren, außer Vexen und Axel hätten mit mir gespielt.

Der eine klont, der andere säbelt einmal mit seinem Pizzarädchen in der Mitte durch. Nächster Klon bitte.

Auf der anderen Seite erwarteten mich Hecken, locker doppelt so groß wie ich.

Darüber erstreckte sich ein wunderbarer Papphimmel.

So saßen wir also wieder in der Schachtel.

Eine Spielkarte schaute mich von der Seite komisch an.

Bildete ich mir den Zahnstocher, auf dem sie rumkaute, nur ein, oder schaute sich mich echt so aggressiv an, wie ich dachte?

„Willst du zum Don?“

Verwirrt schaute ich hinüber.

„Don...? Ich suche die Herzkönigin.“

„Sag ich doch. Termin? Die verhalndeln gerade über den Kopf des Kaninchens. Wir hatten doch erst letztens einen von eurer Sekte hier in der Ecke, nicht wahr?“

„Kann schon sein.“, zuckte ich mit den Schultern und schritt an ihm vorbei.

„Eh, Kleiner, da darfst du jetzt nicht rein, klar?“, zischte die Karte.

Ich ignorierte sie und ging durch das sauber geschnittene Loch in der Hecke vor mir.-

„Karnickel, man wendet sich nicht gegen die eigene Familie..“ murmelte eine Frau mit einer unerträglich knarrenden Stimme empört.

Drei Karten hielten das Kaninchen, das sich mit Leibeskräften wehrte, fest, während eine vierte ihm langsam eine graue Pampe in die Schachteln, in denen die weißen Pfoten steckten, goss.

In einem abgedunkelten Raum erkannte ich die Gestalten kaum.

„Soll es etwa baden gehen?“, fragte ich leise.

Die Königin schaute mich aufmerksam an.

Ich hatte sie mir mit aufsässigem Blick vorgestellt, in einem schlecht geschnittenem Kleid mit schrecklichem Muster, hochgesteckten Haaren und mit einem hässlichem Zepter.

An einen weißen Hut, einer weißen Jacke über den Schultern, einem Gehstock und einer dicken Zigarre im Mund hatte ich nicht gedacht Sie war vielleicht tatsächlich der 'Don'.

„Guten Tag!“, begrüßte ich sie mit einem nur schwer hingekünzelten Lächeln.

„Gleichfalls.“, blaffte sie, „Was ist denn los, dass eure Leute hier wieder auftauchen?“

„Verhandlungen. Bitten.“, erklärte ich und trat etwas näher auf sie zu.

„Ah ja... und zwar?“

„Es geht um Sora.“

Ihre Mine verfinsterte sich schlagartig. Sie knurrte.

„Ah ja. Ich hab schon gehört, dass er hier aufgetaucht ist.“

„Seien wir doch ehrlich: Keiner würde ihn vermissen. Und... wenn wir uns zusammen täten, wäre er schnell Geschichte.“, bot ich an.

Der Don schwieg.

„Nein, danke. Wir brauchen keine Hilfe.Es geht schon.“, zischte sie abschließend.

Ich hätte damit rechnen müssen. Und außerdem begriff sie wohl nicht recht, wer da von wem Hilfe brauchte.

„Aber zusammen wären wir doch viel stärker!“

„Sie hat 'Nein' gesagt, klar?!“, fauchte eine der Karten.

„Und was ist mit Alice?“ Trumphkarte. Ihre Augen weiteten wich interessiert.

„Sora hat es auf Alice abgesehen. Er denkt, er würde sie 'retten', wenn er sie hier wegschleife.“

Die Königin knurrte wieder, leicht zornig, in etwa so sanft wie ein Kampfhund.

„Das schafft er nicht!“

„Ehrlich nicht...? Warum das Risiko eingehen? Wäre es nicht besser, ihm gar keine Chance zu geben?“

Sie musterte mich skeptisch.

„Ja... aber ich arbeite nicht mit euch zusammen.“

„Wieso?“

Bald würde mir die Geduld ausgehen.

„Schlecht für meinen Ruf.“

Ein entschuldigendes Grinsen war alles, was sie abschließend dafür übrig hatte.

„Okay... dann will ich ja mal nicht weiter stören.“

Ein weiteres Lächeln ließ sich nicht auf mein Gesicht bringen, ohne dass mir die Mundwinkel barsten würden.

Zurück zwischen den Hecken gab ich mir keine Mühe mehr, meinen Frust zu verbergen.

Der einzige, der mir oder uns hier noch helfen konnte...

Auch wenn ich unschöne und viele dreckige Geschichten über sie gehört hatte: auf zur Grinsekatze. Zu seinem Revier.

In dem Garten der Königin, in ihrem praktisch höchst persönlichstem Wald entdeckte ich zuerst die langen Grashalme.

Ein Haufen unterschiedlich großer Pilze und ein paar Steine zierten den Rest der freien Flächen. Riesige Blätter versperrten dem Sonnenlicht den Weg hier hinunter.

Zaghaft betrat ich den Garten.

Direkt vernahm ich ein gespenstisches Kichern um mich herum.

„Bist du neu hier?“, zischte es.

„Und wenn schon...“

Vor mir tanzte ein mit schwarzen Federn geschmückter Hut auf und ab.

„Na... warum suchst du denn mein Revier auf...?“

„Ich brauche... Hilfe.“, zischte ich etwas schnippisch.

„Brauchst du ein bisschen zusätzliches Taschengeld?“

Die rosa und lila gestreifte Katze zeigte sich mir vollständig, samt weißem Pelzmantel und Goldketten soweit das Auge reichte.

„Taschengeld? Ich mach aber keine Reklame für deinen Schuppen.“, widersprach ich.

„Du brauchst ach keine Werbung für mich und meine Mädels machen... du könntest ganz leicht ein bisschen dazu verdienen, ohne große Anstrengung.“, grinste sie.

„Lass mich raten: mit einem gnadenlos hohem Stundenlohn?“, lächelte ich müde über die schlaffe Konversation.

„Ja, durchaus. Interessiert?“

„Nein. Schau genauer hin. Außer du hast weibliche Kundschaft solltest du mich nicht einstellen.“

Vielleicht war der Kater zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos.

Vielleicht tat er auch nur so.

Jedoch gönnte er mir dieses kurze Verblüffen nicht lange.

„Ich hab durchaus selten auch weibliche Kundschaft. Größtenteils eben nun mal männliche. Das sollte aber kein Problem sein.“

„Nein, danke. Zurück zum Thema. Wir brauchen Hilfe. Hast du Beziehungen zur Herzkönigin?“

„Nein.“, fauchte die Katze, „Ohne Gegenleistung passiert hier gar nichts.“

Entmutigt und lustlos ließ ich den Kopf hängen.

„Entschuldige, dass ich deine Zeit verschwendet habe.“

Ich nickte einmal kurz und verschwand wieder.

Dämlicher Zuhälter.

Wieder angekommen zwischen den Hecken schaute ich mich kurz um.

Er war nicht in dem Garten gewesen.

Sora und seine Bande war zu laut und zu naiv, als dass sie mich so lange suchen ließen.

Unter dem amüsierten Blick der Karte kurz vor dem Gang zum Don schritt ich zurück, wieder durch die Tür zu Tischen und Stühlen.

„Mann, Donald! Das bist nur du Schuld!“, brüllte ein kleiner Junge widerhallend.

Beinahe jubelte ich.

Schwer ließ sich der Ausbruch noch vermeiden.

Dem Schall nach, den die drei fabrizierten, saßen sie in der Vase links von mir.

„Ist doch gar nicht wahr!“, quarkte die Ente zurück und in der großen Vase fing eine Schlägerei an.

Es dauerte nicht lange, bis die Truppe in den Scherben saß.

„Jetzt sind wir wenigstens draußen.“

Sollte ich fliehen?

Mich ergeben?

Weglaufen?

Hieß ich denn, verdammt noch mal, Demyx?! Nein! Verdammt.

Perplex öffnete ich ein dunkles Portal.

Es war groß. Einfach nur groß, was ich herbeirief.

Es war ein Stelzenknüppler, wenn ich mich recht entsann.

Oder ein blutroter Narr?

Beide waren sich so ähnlich... Mit einem Schnippen gab es eine Art Projektion seiner selbst, er erschien zwei Mal.

Sora sah erstaunt, aber entschlossen zu mir herüber.

Möge der Kampf beginnen.

Fazit:

Mission fehlgeschlagen.

Bemerkungen:

Herzkönigin und Grinsekatze ließen beide nicht mit sich verhandeln; Sora ist nicht empfindlich gegen Feuermagie

Name:

Zexion
 

Selbst nach dem ellenlangen Bericht stand Luxord noch neben mir.

Ich starrte ihn unsichtbar aus dem Augenwinkel an.

Vorsichtig stand ich auf.

Er würde mir nicht noch bis ins Schlafzimmer folgen, dass würde er nicht wagen...!

Ächzend ließ ich mich auf meiner Matratze nieder und drehte mich mit dem Rücken zu dem Rest des Raumes.

Luxord konnte mich mal.

Hätte ich es zugelassen, hätte er das wahrscheinlich auch noch ernst genommen.

Hinter mir senkte sich der Untergrund.

Recht entscheiden, ob ich lachen oder weinen wollte, konnte ich mich nicht.

Ich stand einfach nicht auf Löffelchenliegen!

Dass er sich so an mich drängen musste, würde ein Nachspiel haben.

„Luxord...?“, knurrte ich.

„Ja, Chef?“

„Warum liegst du hinter mir? Und sag jetzt nicht, weil vor mir kein Platz mehr ist...?!“, schnauzte ich.

„Nein, Sie sind unser Anführer, Sie brauchen eine Leibgarde!“

„Die hinter mir liegt?“, fragte ich skeptisch.

Er nickte eifrig.

„Na dann... mach dich wenigstens nützlich und rück mal ein bisschen. Es zieht hier drin unheimlich. Mir ist kalt.“

Wenn du sie nicht besiegen kannst, schließ dich ihnen an, huh?
 

Ein erschütternder Schrei riss mich aus meinem erholenden Schlaf.

Kein Kreischen, eher ein Ausruf des Erstaunens.

„Chef! Halten Sie sich doch einmal zurück!“ - Vielleicht war es auch ein Krächzen.

Schließlich stand Vexen in meinem Büro und starrte mich an.

„Was denn?“, murrte ich und schaute weiter durch den Raum.

So ziemlich als letztes auf mich.

„Es ist nicht so, wie du denkst...“, murmelte ich und stupste Luxord, der sich fest an mich klammerte, an.

„Wach auf. Wach auf!“, knurrte ich.

„Chef, erst in den Verließen, dann in ihrem Büro... halten sie sich doch etwas zurück!“

Empört stampfte Vexen aus meinem Schlafzimmer.

„Luxord...!“, quengelte ich.

Dieser ließ sich nicht beirren und schmatzte einmal kurz, worauf er sich noch fester und enger an mich drückte.

„Hilfe! Mann! Echt! Vexen, Luxord! Ihr seid alle beide gottverdammte Vollpfosten!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-05-23T18:13:41+00:00 23.05.2010 20:13
Explodierender Kuchen! *gasp*
COOL!
*Explosionen mag*
*Chemielehrer Lethia gehasst hat*
*Lethia nicht weiß warum*
(Und frag nicht, warum Lethia von sich in dritter Person spricht! Burnout_Syndrom tut es ja auch!)

Du hast meinen eintönigen Krankenhaustag aufgeheitert!
Dankeschön!

Sehr tolles Kapitel (mit Bildern in meinem Kopf... OMG!).
War wirklich lustig!
LG
Lethia
Von:  Alfii
2010-05-22T22:33:46+00:00 23.05.2010 00:33
Der Kuchen!!!
der ist genial UND der explodiert, kann ich das rezept haben?
biiitte...

Und dass Vexen Saix und Saix Demyx hinterherrennt (und Luxord Xemnas) ist genial... xD
Aber auch die Begründung von Luxord, warum er Xemnas hinterherrennt ist toll xD
Der kann wunderbar Saix spielen...

Schreib bitte schnell weiter, mal sehen was der kuchen noch alles für nebenwirkungen zeigt
Von: abgemeldet
2010-05-22T13:23:21+00:00 22.05.2010 15:23
Oh ja, der OOC-Kuchen...

Dieses Kapitel ist wirklich eines der besten (meiner Meinung nach zumindest!)

Entmannte Katze...?!
Ich glaube, es ist sehr schwer, eine Katze zu entmannen!
Wenn, dann höchstens einen (wie LauLau und ich es gerne betonen) Kater.
Aber das ist nur eine kleine Feinheit.

Ich liebe die Szene am Tisch... Dieses wundervolle "Brite!" "Rassist" "Rockhead"...
Genial.

Und die Vorstellung von Vexen, der an Saix klebt, welcher an Demyx klebt, ist wirklich sehr lustig.
Auch wenn meine Mutter mich gerade ganz seltsam ansieht und versucht zu gucken, was ich gerade tippe. *eyeroll*

Und Xemnas, der von Luxord verfolgt wird... Ich kann es mir wirklich bildlich vorstellen. Aber die ganze Szenerie.

Dass Ax an Magersucht leidet, war mir ja schon immer klar... Man sehe sich die Figur an und beziehe sich auf die Aussage mit dem "Seh' ich so fett aus!" lassen nur darauf schließen.
Jeder Psychologe hätte Spaß am Fall Axel... Und zwar nicht nur wegen etventueller Magersucht.

"Roxxy, der im Haus ist"... Da macht sich Xemnas' Alter bemerkbar... Oder die seltsamen Angewohnheiten der heutigen Jugend.

Die Sache mit dem zählen und dem Baum erinnert mich doch an was...?

Das "Orga XIII ist eine Sekte"-Gespräch haben Marie und ich auch schon gehabt... Das ist verdammt lange her, dass wir in Religion mit Sekten angefangen haben! Da hatten wir Montags auch noch Geschichte als Nachmittagsfach!

Das Ende liebe ich ja am meisten...
Obwohl ich mir Xemnas und Luxord nicht als Pairing vorstellen kann (und will).

Bis Donnerstag,
HDL
Syndrömchen


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