Zum Inhalt der Seite

Ghost Hunt - Trennung

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Geist, der mich rief

Kapitel 2: Der Geist, der mich rief
 

Sie stand in einer dunklen Höhle. Vor ihr befand sich ein Altar. Mehrer Kerzen erhellten ihn und warfen gleichzeitig ein schwaches Licht an die Wände. Mai blickte an sich herunter und bemerkte den weißen Kimono den sie trug. Er war weiß wie frisch gefallener Schnee. Ein zeremonielles Gewand. Das wusste Mai. Sie wartete hier. Beobachtete die Schatten, die das Kerzenlicht an die Steinwände warf.
 

Dann war sie da. Ihre Lehrmeisterin. Das faltige Gesicht der alten Frau verzog sich zu einem milden Lächeln, als sie die junge Frau erblickte.
 

Mein Kind“, sprach die Alte das Mädchen an. Mai schaute zu der Frau vor dem Altar auf. Sie wusste, dass sie träumte. Wusste auch, dass es einer „dieser“ Träume war, denn es war ein eigenartiges Gefühl. Wie eine Erinnerung, die gar nicht ihre war. Wie ein Ereignis aus einem Leben, welches nicht ihr gehörte und doch ihres war.

Als sie die alte Lehrmeistern begrüßte hörte sie eine Stimme, die nicht ihre war, aber doch sprach sie. Mai wunderte sich nicht und war auch nicht verängstigt. Ihr war klar, dass dieser Traum etwas aussagen sollte, was sie später brauchen würde und so ließ sie die Geschehnisse einfach zu.
 

„Hochehrwürdige Priesterin, ihr wisst um mein Schicksal?“ Die alte Frau nickte traurig und seufzte leise. „Ich bitte euch erweist euch als gnädig und helft mir Rache zu üben“, sprach die junge Frau weiter. „Ich werde meinen Liebsten nie wieder sehen. Nicht einmal der Tod vermag uns zu vereinen. Der Fluch, den sein Mörder über ihn gelegt hat, hält ihn auf Ewig am Ort seines Todes gefangen. Ich will dafür Rache!“, den letzten Satz schrie die junge Frau der Priesterin entgegen.
 

„Weißt du worauf du dich einlässt? Du warst eine meiner begabtesten Schülerinnen. Du hättest eine hervorragende Miko abgegeben, daher denke ich du kennst die Konsequenzen die dich erwarten und den Preis, den du für deine Rache zu zahlen hast“, erklärte die alte Frau. Auf das zustimmende und ernste Nicken der jungen Frau holte die Greisin ein Opfermesser und eine goldene Schale vom Altar.

Sie vermengte einige Kräuter mit etwas Salz und zerstoßenen Muschelschalen, dann reichte sie Schale und Messer an die Bittstellerin weiter. Diese schnitt sich mit dem Messer die linke Handfläche auf und ließ das Blut in das Gefäß rinnen. Mit einem Mörser, der in der Schale lag, vermengte sie den Inhalt miteinander und sprach dabei die Beschwörungsformel:
 

Mächtiger Geist erhöre mein Flehen

Folge meinem Ruf

Mein Blut und meine Seele opfere ich dir

Gewehre mir meinen sehnlichsten Wunsch
 

Als sie die Formel zu ende rezitiert hatte, legte Mai’s Traum – Ich die blutende Hand über die Stelle wo ihr Herz schlug. Der Kimono verfärbte sich rot.
 

Die Priesterin kam nun wieder hinzu und zündete den Inhalt des Schälchens an. Sofort stieg dichter, bläulich – weißer Rauch empor. Ein beißender Geruch erfüllte die kleine Höhle. Die Schwaden verdunkelten sich, wurden erst kobaltblau und als fast die ganze Höhle mit dem Rauch gefüllt war, hatte dieser die Farbe des Nachthimmels.
 

Der dunkelblaue Rauch schien auf einmal in die Schale zurückzuströmen und sich über dem Altar zu sammeln. In der daraus entstehenden Wolke bildete sich ein Gesicht.
 

Große gelbe Augen öffneten sich, eine wölfische Schnauze zeigte gefährliche Reißzähne und Ohren, die sehr viel Ähnlichkeit, mit denen eines Kaninchens hatten, zuckten.
 

Der Dämon sah sich um. Erblickte die zwei Frauen und sprach: „Welchen Wunsch soll ich erhören?“ Die tiefe Stimme des Ungeheuers dröhnte durch die Höhle. Eine unerbittliche und eisige Kälte legte sich über den Raum. Die Kerzen erloschen. Dennoch war noch alles zu erkennen, denn ein kühles, blaues Licht ohne Quelle hatte den Schein der Kerzen ersetzt.
 

Trotz ihrer Angst sprach Mai mit fester Stimme zu dem Dämon. „Mein Wunsch ist es, das mein Liebster von seinem Fluch befreit wird und ins Jenseits einkehren kann. Außerdem möchte ich, dass seine Mörder die gerechte Strafe dafür erhalten!“
 

„Ich bin bereit dir beide Wünsche zu erfüllen, doch was bist du bereit mir dafür als Gegenleistung zu geben?“
 

„Mein Leben, meine Seele!“, sagte sie ohne zu zögern.
 

„Nun, deinen Körper musst du sowieso opfern um den Mord zu sühnen“, erwiderte der Dämon mit einem Grinsen und höchst amüsierter Stimme, „doch an DEINER Seele bin ich nicht interessiert. Für die Auflösung dieses Fluchs verlange ich hundert Seelen von dir.“
 

„Aber…wie?“, fragte Traum – Mai.

„Du stirbst. Das Messer in deiner Hand wird durch dich selbst einen Weg in dein Herz finden. Deine Seele wird aber nicht das Jenseits betreten. Du wirst für mich Seelen anlocken. Männer, Frauen, Kinder…das ist mir egal. Bring hundert Menschen dazu, sich von der Klippe über dieser Höhle zu stürzen, oder sich mit dem Dolch zu töten, durch den du sterben wirst. Sobald du alle hundert für mich geopfert hast, kann dein Geliebter das Jenseits betreten…und du auch, ihr wärt wieder vereint.“ So machte das Monster sein Angebot noch verlockender für die junge Frau. Sie nickte zustimmend. Skrupel kannte sie nicht mehr. Fest griff Mai das Messer. Bevor sie es in ihr Herz stieß, blickte sie noch einmal in das Gesicht der alten Priesterin. Tränen blitzen in den Augen der Alten, liebte sie doch das Mädchen vor sich wie eine eigene Tochter.
 

Das Messer bereits im passenden Winkel angesetzt, um ihr Herz zu durchstoßen, flüsterte Mai noch: „Ich danke euch Sensei. Danke, das ihr mich immer unterstützt habt.“ Dann rammte sie das Messer in ihre Brust.
 

In dem Moment als der Schmerz jeden Gedanken aus ihrem Kopf verbannte, wachte Mai mit einem lauten Schrei auf. Schweißnass und heftig atmend blickte sie sich in ihrem Schlafzimmer um. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, aber kaltes graues Licht viel bereits durch ihr Fenster. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte der Brünetten, dass es noch viel zu früh war zum aufstehen. Schlafen konnte sie jetzt aber auch nicht mehr, denn es war ja einer „dieser“ Träume.
 

„Was habe ich denn erwartet“, dachte sie mit leichter Resignation, „nur weil ich nicht mehr bei der SPR arbeite heißt es ja nicht, dass ich keine Träume mehr habe. Na wenigstens habe ich nicht wieder von IHM geträumt.“
 

Da Mai noch Zeit hatte, bis die Schule begann, nutzte sie diese und ging duschen. Während das warme Wasser ihre verspannten Muskeln wieder entspannte, dachte sie nach, was sie mit dieser Vision anfangen sollte. Dieser Traum war wichtig, das war ihr klar.
 

„Ob ich mich bei Bou – san oder Ayako melden sollte? Vielleicht arbeiten sie gerade an einem Fall, für den dieser Hintergrund wichtig ist…Ob sie diese Information überhaupt brauchen?“ Diese Gedanken durchflutete Mais Kopf. Sie nahm sich fest vor, nach der Schule bei dem blonden Mönch anzurufen.
 

*****
 

„Sollten wir nicht endlich mal einen Ersatz für Mai suchen? Oder noch besser, sie darum bitten zurückzukommen?“, fragte Lin seinen Gegenüber.
 

„Wieso sollte ich Ersatz suchen? Bou – san hat doch gesagt, es kann sein, dass sie sich beruhigt und zurückkommt. Ist doch erst eine Woche vergangen…“, zu spät bemerkte Naru, dass dies die falsche Antwort war, denn sein Assistent sah ihn mit einem äußerst amüsierten Blick an, der absolut untypisch für den ruhigen Chinesen war.

„Außerdem bist du doch auch allein zurechtgekommen. Wir haben Mai doch damals nur eingestellt, weil du ausgefallen bist – WEGEN IHR!“, setzte er daher noch an.

Naru war vorher gar nicht aufgefallen, dass sein menschenscheuer Assistent anscheinend ein so gutes Verhältnis zu der Bürogehilfin hatte.
 

Da sich der Schwarzhaarige sofort wieder der Akte zuwandte, die sein Assistent ihm gegeben hatte, bemerkte er das kleine Grinsen nicht, mit dem dieser ihn bedachte. „Ich glaube wir haben einen neuen Fall. Das Gespräch mit den Betroffenen habe ich gestern schon geführt. In der Akte sind die Notizen die ich mir währenddessen gemacht habe, Informationen zur Familie, zum Grundstück und Haus, außerdem eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse. Damit du auch gleich im Bilde bist, werde ich dir die wichtigsten Details nennen: unser Auftraggeber ist ein Politiker, kein besonders wichtiger, aber da er eine öffentliche Person ist, hoffte er natürlich auf unsere Diskretion. Es geht eigentlich auch nicht um den Politiker selbst, sondern um seine ältere Schwester. Vor etwa drei Monaten erwarb sie ein Haus in der Präfektur Saga auf der Insel Kyūshū. Ganz nah am Strand von Hamatama. Es ist eine alte Villa, die vom Hausverwalter instand gehalten wurde. Als sie einige Wochen darauf dort mit ihrem Mann und den zwei gemeinsamen Kindern einzog begannen die Vorfälle. Die Frau – Mayumi Usui – berichtete davon, sich permanent beobachtet gefühlt zu haben. Die Kinder berichten, dass sie sich mit einer sehr netten Frau unterhalten hätten, von der sie glaubten, sie wäre das neue Kindermädchen. Zu diesem Zeitpunkt, war die Kinderbetreuerin aber noch nicht angereist.
 

Weithin wurden seltsame Geräusche vom Mann wahrgenommen. Er beschrieb es als ein Flüstern – definitiv weiblich. Er berichtet davon, die Stimme immer kurz vor dem Einschlafen gehört zu haben.
 

Dann, etwa einen Monat nach dem Einzug, hatte Yasuki Usui – also der Ehemann unserer Auftraggeberin – einen seltsamen Traum. Er träumte davon, dass eine wunderschöne, melodische Stimme würde ihn rufen. Der Mann folgte ihr und fand sich an den Klippen wieder. Dort sah er eine Frau, in einem weißen Kimono. Die Frau hatte lange, schwarze Haare. Sonst konnte er keine weitere Beschreibung abgeben. Die Frau forderte Herrn Usui auf ihr zu folgen. Er gehorchte und lief ihr hinterher. Dann stand sie auf einem Plateau, welches über einer der Klippen gebaut zu sein schien. Das kam Herrn Usui schon sehr merkwürdig vor, denn er konnte sich nicht daran erinnern, dass Plateau schon vorher an der Stelle gesehen zu haben. Kurz bevor er bei dieser Erscheinung angekommen war, weckte ihn seine Frau durch lautes Rufen auf. Als er seine Augen öffnete, befand Herr Usui sich direkt vor dem Abgrund. Es hätte nur noch ein Schritt gefehlt und er wäre ins Meer gestürzt.“
 

Lin endete an dieser Stelle mit der Zusammenfassung. Ein Blick auf seinen Arbeitgeber genügte ihm, um zu wissen, dass er an diesem Fall interessiert war.
 

„Wie sieht denn die Vorgeschichte des Hauses aus? Irgendwelche Auffälligkeiten?“
 

„Wie du sicher der Akte entnehmen kannst, habe ich in dieser Richtung bereits Erkundigungen angestellt. Tatsächlich gibt es etliche Polizeiberichte über Selbstmorde oder tödliche Unfälle. Es scheint aber nicht wirklich an dieser Villa zu liegen, denn das jetzige Herrenhaus ist erst vor circa siebzig Jahren in dieser Form erbaut worden. Die mysteriösen Todesfälle begannen – oder viel mehr die Aufzeichnungen von eben diesen – bereits vor über hundertzwanzig Jahren.“
 

„Du hat gesagt die jetzige Villa steht da erst seit siebzig Jahren? Was befand sich davor dort?“
 

„Davor stand das Grundstück etwa zwei Jahrzehnte leer. Da war buchstäblich nichts. Wenn man allerdings noch etwas weiter zurückgeht – so ungefähr zweihundert bis zweihundertvierzig Jahre – dann findet man Aufzeichnungen darüber, dass an diesem Ort ein Schrein stand. Die Unterlagen dazu sind aber sehr ungenau. Es steht nirgends für WEN der Schrein erbaut worden ist.“
 

„Gut, wir sehen uns das ganze Mal an. Ruf Frau Usui an und teile ihr mit, dass wir den Auftrag annehmen. Ach, und kläre die Bedingungen, du weißt schon, ein Raum als Basis, Zugang zu allen anderen Zimmern des Hauses, Baupläne und so weiter.

Ruf doch auch Hara – san und den Rest an, ich glaube Bou – san ist noch immer nicht gut auf mich zu sprechen und würde erst gar nicht mit mir reden.“
 

„Bereits erledigt. Hara – san und Brown – san lassen sich aber entschuldigen. Sie muss zu Aufnahmen für das Fernsehen nach Hokkaido und weiß nicht, wie viel Zeit das in Anspruch nehmen wird und John ist für die nächsten zwei Wochen nach Australien geflogen – seinen alten Lehrmeister besuchen, wenn ich mich recht entsinne.“
 

Der Gesichtsausdruck von Naru sprach mehr als nur tausend Bände. Eine Geisterjagd mit Ayako und Houshou. Beide sehr eng mit Mai befreundet. Beide nicht gerade dafür bekannt mit ihrer Meinung hinterm Zaun zu halten. Man konnte dem 17jährigen deutlich ansehen, dass er sich gegen die Predigten wappnete. Kurz überlegte Lin, ob er ihm die weiteren Details zu diesem Auftrag nennen sollte, da dies seinen Tag wohl vollkommen ruinieren würde, entschloss sich aber dafür es doch zu tun. „Spätestens wenn wir dort ankommen wird er es doch erfahren und es ist besser, wenn Naru schon vorher bescheid weiß, was uns da erwartet…“, dachte sich der Chinese.
 

„Naru…da wäre noch eine Sache…“, er schwieg einen Moment. Der Angesprochene zog fragend eine Augenbraue hoch um ihn zum Weitersprechen aufzufordern. „Du erinnerst dich doch sicher noch an unsere Untersuchungen in dem Fall mit Urado“, setzte Lin an. Auf das zustimmende Nicken seines Gesprächpartners sprach er weiter. „Es ist so, dass die Familie Usui noch ein zweites Psych Research Büro angestellt hat und zwar das Minami Psych Research…“
 

„Was! Diesen Stümper! Den Typen, der noch nicht einmal wusste, dass man bei einer Seance nur wenige Lichtquellen haben darf? Den Typen, dessen Ausrüstung aus einem Camcorder bestand? Den Typen, der diesen falschen Professor Oliver Davis engagiert hat? Dieser Minami?“
 

„Ja genau dieser“, antwortete Lin mit einem leichtem Schmunzeln über den Ausbruch seines Arbeitgebers, „es scheint wohl so, dass er den Leuten weiß machen konnte, dass er selbst ein Opfer war und nicht gewusst hatte, dass dieser Professor gar nicht der echte war. Du weißt doch selber wie es ist – die Parapsychologie und alle Untersuchungen, die zur Erforschung des Übernatürlichen dienen, von den meisten als Humbug abgetan wird. Es ist keine wirklich anerkannte Wissenschaft und somit hatte dieser Minami kein Gremium, vor dem er sich verantworten musste.
 

Trotz des unwilligen Gesichtsausdrucks seitens Naru, wusste Lin, dass sie in den nächsten Tagen aufbrechen würden. So ging er an das Telefon, um die Formalitäten mit dem Kunden abzusprechen.
 

*****
 

Mai dachte gerade an den Wortwechsel, den sie mit Ryou nach dem Unterricht geführt hatte. Er schien die kleine Szene von vor einer Woche nicht ernst genommen zu haben und so hatte er seine Mitschülerin mit Fragen bombardiert. Mai hatte ihm auch gerne geantwortet, war sie doch froh, dass er an der Richtigkeit ihrer Aussagen nicht zweifelte, nachdem Naru sie ja im Grunde genommen als komplett inkompetent dargestellt hatte.
 

Die Schülerin stand nun in einem Schuhgeschäft. Sie musste jetzt wohl oder übel einen neuen Nebenjob suchen und wie es der Zufall so wollte, wurde in dem kleinen Laden, in dem Mai gerade stand, eine Aushilfe für die Inventurvorgänge. Der Verkäufer war kurz zum Manager gegangen, um die Anstellung zu klären.
 

So stand Mai nun ganz allein in dem kleinen Verkaufsraum, als ein neuer Kunde das Schuhgeschäft betrat. Auf das Klingeln der Glocke an der Tür drehte sich das Mädchen in die Richtung. Der Mann der eingetreten war, sah sie nicht an, sondern widmete seine volle Aufmerksamkeit einem Paar Wildleder – Slipper.

Irgendwie kam ihr der Mann bekannt vor. Sehr bekannt sogar, doch sie schaffte es nicht, dieses Gesicht zuzuordnen.
 

„Frau Taniyama.“ Die Stimme des Verkäufers lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf dien Verkauftresen. „Es tut mir leid ihnen das mitteilen zu müssen, aber der Geschäftsführer sagte mir, dass er die Stelle bereits an jemand anderen vergeben hat.“ Mai seufzte abgrundtief. „Was soll’s, hat eben nicht sein sollen. Danke und Aufwidersehen“, verabschiedete sich die junge Frau.
 

Als sie den Laden verließ, bemerkte sie den merkwürdigen Blick, mit dem sie der Mann bei den Wildleder – Slippern bedachte.
 

Mai war schon einige Schritte gegangen, da wurde sie von einer, ihr irgendwie bekannt vorkommenden Stimme, gerufen.

„Frau Taniyama? Warten sie doch einen Moment!“ Mai drehte sich um und sah den seltsamen Mann aus dem Schuhgeschäft, der laut nach Luft schnappend, vor ihr zum Stehen kam. „Gott…sei…sei dank habe ich sie noch erwischt Frau Taniyama“, stammelte der Unbekannte. „Sie haben doch bis vor Kurzen noch für die Shibuya Psych Research gearbeitet, wenn ich mich recht entsinne. Mein Name ist Minami. Mein Büro hat mit an dem Fall in der Villa des ehemaligen Außenministers ermittelt. Sie erinnern sich vielleicht?“
 

Da fiel es Mai wie Schuppen von den Augen. „Sie sind doch der Kerl, dessen Assistent während der Nachforschungen in dem Haus ums Leben kam. Der Mann, der mit einem falschen Professor Davis auf Kundenfang gegangen ist…“

„Wie ich bereits meinen zahlreichen Sponsoren erklärt habe, hat der Mann mich ebenfalls reingelegt. Es war keineswegs so, dass ich ihn dafür bezahlt habe sich als Davis auszugeben, sondern er hat sich mir persönlich so vorgestellt. Er hat mir seine Mitarbeit und Partnerschaft angeboten und dafür ein horrendes Gehalt bekommen. Das tut hier aber nichts zur Sache, wie ich gerade mitbekommen habe, suchen sie nach einem Nebenjob. Bezahlt ihnen ihr derzeitiger Arbeitgeber so wenig?“, unterbrach sie Minami einfach.
 

„Ich wüsste nicht, dass sie das etwas angeht!“, erwiderte Mai ziemlich ungehalten.

„Ich frage ja nur, weil ich einen neuen Assistenten benötigen würde, da ich einen Auftrag in Saga habe. Ich zahle ihnen das Doppelte von dem, was Herr Shibuya ihnen zahlt“, redete der Mann weiter. „Wissen sie Frau Taniyama, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich keine Ahnung von der Geisterjagd an sich habe. Ich bin dafür sehr gut darin, Geld aufzutreiben, Werbung zu machen und ein Geschäft zu führen. Mein Assistent war es, der sich mit dem Messgeräten und Auswertungen auskannte. Es ist nun so, dass ich zwar noch einige Mitarbeiter habe, aber die kennen sich nicht mit den ganzen Spezialgeräten aus und haben auch keine wirklichen Kenntnisse bezüglich der Geisterjagd. Sollten sie also an einem neuen Job interessiert sein…“ Minami ließ den Satz offen und wartete ihre Reaktion ab.
 

„Nie im Leben würde ich für sie arbeiten. Sie sind einfach verantwortungslos und spielen mit dem Leben anderer, weil sie die Geisterjagd nicht ernst nehmen“, sagte Mai ohne zu zögern und rümpfte die Nase. Ihr Gegenüber besaß die Frechheit zu lächeln. Er holte eine Visitenkarte aus der Tasche seines Jacketts und gab sie der Schülerin mit den Worten: „Falls sie es sich doch anders überlegen sollten, rufen sie mich an.“ Dann ging er wieder in das Geschäft.

Am Abend hatte Mai das Gespräch auf der Straße schon fast vergessen. Sie wartete auf einen Anruf von Bou – san.
 

Sie hatte ihn an den Tag, als sie den Traum gehabt hatte, angerufen. Er sagte ihr, dass ihm kein solcher Fall bekannt sei, bedankte sich aber bei Mai für die Information und versprach ihr sich bei ihr zu melden. Heute hatte sie dann eine SMS von ihm bekommen, er würde sie noch an diesem Abend anrufen und hätte Neuigkeiten. Nun saß sie da und wartete auf den Anruf.
 

Es wurde immer dunkler im Raum. Die letzten rötlichen Strahlen der Sonne erhellten mit ihrem dumpfen Licht die Wohnung.

Mais Augen wurden immer schwerer und schwerer…
 

*****
 

Der Duft von Popcorn weckte Mai plötzlich. „Woher kommt das nur?“, dachte Mai, als sie die Augen öffnete. Nur langsam realisierte sie ihre neue Umgebung. Mai saß in einem Kinosessel. Vor ihr eine riesige Leinwand. Unter Ihrer Nase eine Tüte Popcorn, die von einer Hand gehalten wurde. Mai wusste auch ohne hinzuschauen, wem diese gehörte.
 

„Hallo Naru“, sagte sie lakonisch, „was soll das hier?“ Der Schwarzhaarige, von dem Mai wusste, dass es nur ihre Traumversion von ihm war, lächelte ihr entgegen. Spätestens jetzt war der Braunhaarigen klar, dass es sich wieder um einen „dieser“ Träume war.
 

„Nun, sie“, dabei deutete er auf den Platz links neben Mai, „wollte, dass du sie verstehst. Ihre Geschichte kennst und sie nicht verurteilst.“ Auf dem Sitz neben ihr sah sie die Frau von der die Schülerin geträumt hatte. Mai hatte in ihrem Traum zwar nie in den Spiegel gesehen, doch wusste sie intuitiv, dass dies die Frau war, deren Platz sie in ihrer Vision eingenommen hatte.
 

„Dies wird ein kleiner Einblick in Hitomi’s Leben. Sie möchte dir zeigen, wie es dazu gekommen ist das sie ein rachedurstiger Geist wurde, denn sie will dass du sie erlöst. Seit deiner Vision ist sie mit dir verbunden Mai. Nur du kannst Hitomi’s Botschaften bekommen. Sie wird dich nicht eher loslassen, als das sie mit ihrem Verlobten Yashiro gemeinsam ins Jenseits gelangen kann.“ Während der Traum – Naru ihr die Situation geschildert hatte, nutze Mai die Zeit um sich den Geist anzusehen. Die Frau war eine richtige Schönheit. Schwarze Haare, die ihr bis zur Taille reichten, eine schlanke und zierliche Figur, Haut die schimmerte wie Porzellan. Das Gesicht des Geistes, glich dem einer Puppe. Eine gerade und schmale Nase, Augen, die in warmen Brauntönen schimmerten, aber so nuancenreich, dass man das Gefühl hatte in ein Kaleidoskop voll Herbsttönen zu blicken. Kirschrote Lippen und sanft geschwungene Augenbrauen vervollständigten diese Vollkommenheit.
 

Naru hatte sich bereits gesetzt. Er hielt Mai wieder die Tüte mit dem Popcorn hin. Als das Licht gedämpft wurde und auf der Leinwand die ersten Bilder erschienen, nahm Mai das angebotene Essen an. Gebannt sah sie nach vorne.
 

Die Szene war eine Erinnerung von Hitomi. Eine Szene aus der Zeit, als sie noch lebte und glücklich war. Sie und ihr Verlobter. Sie saßen zusammen unter einem alten Kirschbaum. Yashiro mit dem Rücken an den Baum gelehnt und schlafend. Hitomi saß auf seinem Schoß und lächelte, während sie einzelne Kirschblütenblätter beobachtete, die durch die Luft schwebten. Der Augenblick war voller Harmonie.
 

Der Geist fasste Mai’s Hand – zumindest soweit ein Geist das konnte – und ließ sie durch diese Berührung all das Glück und die Liebe fühlen, die sie zu diesem Zeitpunkt gefühlt hatte.
 

Die nächste Szene wurde eingeblendet. Ein Mann – Mai wusste automatisch, dass dies der Bruder von Yashiro war – stritt sich mit Hitomi’s Verlobten. Er schrie ihm entgegen, dass das Land, welches er bewirtschaftete zu einem Teil auch ihm gehörte. Dieser antwortete aberwahrheitsgemäß, dass ihr Vater ihm – Yashiro – den Hof vermacht hatte, während der andere das materielle Vermögen, wie Geld, Schmuck und wertvolle Antiquitäten geerbt hatte, da er kein Interesse an dem Bewirtschaften eines Hofes gehabt hätte.
 

„Wo ist denn das ganze Geld geblieben?“, rief Yashiro seinem Bruder entgegen. In dem Moment als Hitomi die zornige Stimme ihres Verlobten gehört hatte, lief sie zu ihm. Sie musste wissen was ihren Liebsten so erzürnte. Als sie bei den streitenden Männern angekommen war, konnte sie gerade noch verhindern, das der Mann den sie liebte sich auf seinen Bruder stürzte und ihn in seiner Raserei eventuell tötete. Sie schlang die Arme um die Taille Yashiros und redete beruhigend auf ihn ein. Mai konnte wieder spüren, wie eine Welle von Gefühlen über sie schwappte und ein Gedanke des Geistes sich in ihrem Kopf manifestierte. Tiefste Bitterkeit und die Erkenntnis: „Es wäre besser gewesen mein Liebster hätte ihn damals getötet! Hätte ich es doch nicht verhindert!“ wallten durch Mai’s Bewusstsein. Sie konnte es verstehen, denn sie hatte sowohl das Zornesfunkeln, als auch den begehrlichen Blick des anderen Mannes, auf Hitomi bemerkt.
 

Die nächste Erinnerung folgte und mit ihr eine Gefühlswelle voll Trauer und Verzweiflung. Die Schülerin sah Hitomi, zusammengekauert und weinend am Tor ihres Hofes knien. In einigen Metern Entfernung, stand der Mann der für ihr Unglück verantwortlich war. Der Mann, der fast ihr Schwager geworden wäre. Der Mann, der ihr gerade die Nachricht von dem Tod ihres Verlobten gebracht hatte. Nun besaß er noch die Frechheit ihr zu sagen, dass der Hof jetzt ihm gehörte. Keine zwei Minuten, nachdem er ihr schon kalt eröffnet hatte, dass sein Bruder – die Liebe ihres Leben, ihr Yashiro – im mehr ertrunken sei. Dieser Mistkerl wagte auch noch ihr unverschämt anzubieten, dass sie bleiben könnte, auf seinem Hof, da er ja wisse, dass sie eine Waise sei und keine Familie hätte. Sie könnte bleiben – allerdings nur als seine Konkubine.
 

Mai fühlte, wie aus der Trauer und Verzweiflung, Wut und unbändiger Zorn wurden und sie fühlte einen Zweifel aufkeimen. Einen Zweifel daran, ob der Tod ihres Verlobten ein Unfall war. Dann schoss wieder einer von Hitomi’s Gedanken in Mai’s Unterbewusstsein. „Gut, er mag wissen, dass ich eine Waise bin, aber er weiß nicht, dass ich von der alten Priesterin zur Miko ausgebildet wurde. Ich habe Mittel und Wege um herauszufinden, was wirklich passiert ist und solltest du etwas mit seinem Tod zu tun haben, dann schwöre ich dir, wird kein Gott und kein Dämon dich vor meiner Rache schützen können!“
 

Mai war schockiert über diesen Schwur und sehr aufgewühlt, wegen dem was der armen Hitomi als Mensch widerfahren war. Doch sie hatte keine Zeit es zu verarbeiten, denn schon wurde die nächste Szene aus ihrem Leben eingespielt.

Die junge Frau stand vor einem Schrein. Irgendwo am Meer, denn man konnte die steil abfallenden Klippen sehen und das peitschen der Wellen hören. Hitomi stand vor dem Schrein, der dem Gott der Wiesen und Felder gewidmet war. Nun, vielleicht nicht unbedingt Gott, aber zumindest Geist. Der Geist, der über dieses Land wachte.
 

Hitomi zündete die Räucherstäbchen an, die sie mitgebracht hatte und fing an zu beten. Als ausgebildete Miko wusste sie, was sie zu tun hatte um eine Vision von diesem Geist zu bekommen. So betete sie und versank dabei in eine tiefe Trance. Der Rauch stieg in die Luft und wurde immer dichter. Er umhüllte die junge Frau und in dem Moment, als die Schwaden Hitomi ganz verdeckt hatten, konnte Mai die Bilder der Vision vor ihrem inneren Auge aufblitzen sehen.
 

Sie sah Yashiro, wie er von seinem Bruder vom Boot weggelockt wurde. Der Vorwand war sich entschuldigen zu wollen. Dann der Hinterhalt. Ein weiterer Mann schlich von hinten sich an Hitomi’s Verlobten heran. Er hielt ihn fest. Mit eisernem Griff sein Bruder griff nach einem Stein und schlug wieder und wieder auf Yashiro ein.
 

Blutüberströmt und nicht mehr bei Bewusstsein, aber immer noch am Leben, wurde er von den beiden Männern zum Boot getragen. Dort wurde er hineingelegt und der Fremde nahm einen Stein und schlug damit auf das Holz des leichten Seglers. Mit jedem Schlag gab das Holz weiter nach, splitterte leicht. Dies reichte aus.
 

Erst jetzt betrachteten Mai und Hitomi den Mann genauer. Er trug die Robe eines Wandermönchs, das erkannte die junge von Frau damals. Dies war der Mönch, den die Priesterin aus der Stadt hatte jagen lassen, da er ein Scharlatan war und die Leute mit Zaubersprüchen für Glück, Gesundheit und Wohlstand ausnahm. Durch Hitomi wusste nun auch Mai, wer dieser Mann war.
 

Nachdem die beiden Männer das Boot ins Wasser geschoben hatten. Begann der Mönch zu beten. Die Wellen trieben den Segler immer weiter auf das Meer hinaus.

Yashiro’s Bruder sah ihm nach und grinste. Er drehte sich zu seinem Partner um und meinte hämisch: „Du bist zu abergläubisch Kenta. Warum betest du denn jetzt, glaubst du nicht, dieses Seebegräbnis reicht aus, um ihm die letzte Ehre zu erweisen?“

„Dieses Gebet schütz uns davor, dass sein Geist zurückkehrt, um Rache an uns zu nehmen. Es Bindet ihn an den Ort, wo das Boot untergehen wird. Selbst wenn seine Leiche irgendwann hier angespült wird, sein Geist wird tief an Meeresgrund gefangen sein und wir können ohne Furcht unser Leben weiterführen.“

„Pah, Rache der Geister! Das ich nicht lache. Nun komm, ich werde dich auszahlen und dann kannst du verschwinden.“
 

Mai weinte wegen der Bilder, die sie sah. Wut, Trauer, Angst und Entsetzen beherrschten ihren Kopf. Sie holte japsend Luft. Doch wieder ließ man ihr keine Zeit die Situation zu verarbeiten. Es kam die nächste Szene. Eine die Mai schon kannte. Die Bilder ihres ersten Traums. Der Altar in der Höhle. Fast genau unter dem kleinen Schrein auf den Klippen. Sie musste diese Bilder nicht noch einmal sehen.
 

Da erfüllten wieder Hitomi’s Gedanken ihren Kopf. „Dies ist der Geist des Meeres und der Unterwelt, den ich beschworen hatte. Er ist der dunkle Bruder des beschützenden Gottes, vor dessen Schrein ich gebetet habe. Sie sind wie Yin und Yang. Gut und Böse. Er erfüllte mir meinen Wunsch, den Schwur zu halten.“
 

Mai begriff ihre Worte. Sah wieder auf die Leinwand vor sich. Die Bilder veränderten sich wieder. Die Ausschnitte wurden kürzer und schneller.
 

Hitomis’s Geist, wie er ihren Fast – Schwager heimsuchte. Ihn mit Geräuschen in den Wahnsinn trieb, nicht aber ohne ihn vorher in den Ruin zu treiben. Sie tötete das Vieh. Ließ die Ernte eingehen. Eigentlich hätte sie sich gar nicht die Mühe machen müssen. Er hätte den Hoff sowieso heruntergewirtschaftet. Hitomi beschleunigte diesen Vorgang nur ein wenig.
 

Zum Schluss flüsterte sie ihn immer wieder ein sich umzubringen. Sie würde ihn nicht ehe in Ruhe lassen, als dass er tot wäre. Überall wo der Mann hinging, fand der Mann das Ritualmesser. Hörte überall ihre Stimme, die ihm einredete den einzigen Weg zu wählen, der ihn erlösen würde. Was er am Ende auch tat.
 

Sein Blut sickerte in die Erde des Bauernhofs und machte das Land dort unfruchtbar. Seine Seele, die vom Körper befreit – in Form einer weiß – glühenden Kugel – nahm den schnellsten Weg zum Altar des bösen Geistes. Während er in die Unterwelt gesaugt wurde, durch ein Portal, das sich nur für seine sündige Seele öffnete, hörte Hitomi die angsterfüllten Schreie seiner Seele.
 

Dem Wandermönch erging es nicht anders. Auch ihn suchte Hitomi heim. Er gab ihren Drängen nur wesentlich schneller nach, denn er besaß nicht viel, was ihm der Geist hätte nehmen können, Nur seinen Verstand und sein Leben.
 

So wurden die Ausschnitte immer kürzer und nach den beiden ersten Opfern des Geistes, konnte Mai in den Szenen nie die Gesichter oder die Namen der weiteren Getöteten erkennen. Auch Hitomi kannte weder ihre Gesichter, noch die Namen ihrer weiteren Opfer. Sie waren zu unwichtig für sie.
 

Dennoch zeigte sie Mai, dass sie durchaus eine Auswahl getroffen hatte, denn ihre Opfer waren stets Diebe, Räuber, Mörder, Vergewaltiger gewesen. Sie beschränkte sich auch nicht nur auf Männer auch Rabenmütter, die ihre Kinder im Stich ließen und Frauen, die ihre Männer betrogen waren ihre Opfer.
 

Der Geist hatte nämlich durch das Ritual eine besondere Gabe erhalten. Sie konnte die Sünde eines jeden Menschen sehen.
 

Die Leinwand wurde schwarz und die Lichter gingen wieder an. Hitomi nahm ihre Hand von Mai’s. Naru stand auf und lächelte sie an. „Ich hoffe du kannst es einigermaßen verarbeiten. Es ist nur so, dass du diese Hintergründe brauchst – für den Fall.“

„Dann ist es war und die SPR hat einen neuen Fall?“ Die Schülerin schreckte auf. Es war gut gewesen mit Bou – san Kontakt aufzunehmen, das wusste sie nun und wahrscheinlich würde er ihr über den neuen Fall berichten, wenn er sie anrief.

„Ja, wir haben einen neuen Fall, aber warum weißt du nichts davon?“, fragte nun die Traumversion ihres Chefs sie verdutzt.
 

Noch bevor Mai antworten konnte, erklang ein seltsames Geräusch. Es kam ihr irgendwie bekannt vor. Wurde lauter. Erfüllte den ganzen Raum und war schon fast schmerzhaft in den Ohren.
 

*****
 

Die Brünette erwachte aus ihrem kurzen Schlaf. Ihr Kopf ruhte noch auf dem Tisch. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihr endlos wirkender Traum, in Wahrheit nur fünf Minuten gedauert hatte.
 

Dann hörte sie es wieder. Dieses nervtötende Geräusch. Da wurde es Mai klar, das war ihr Handy. Schnell kramte sie es aus ihrer Hosentasche hervor. Ein Blick auf den Display, sagte ihr, dass es der Blonde Mönch war.
 

Mai nahm ab und fragte sofort: „Erzähl mir von dem neuen Fall!“

„Wie kommt es das du schon davon weißt?“, fragte dieser verdattert zurück.

„Als ob du dir das, nicht denken könntest, Bou – san. Nun erzähle schon davon!“, forderte sie ihren Gesprächpartner auf. Dieser tat es mit Freude. Auch die Anwesenheit der anderen „Geisterjäger“ ließ er nicht aus. Ab diesem Punkt, hatte Mai die Visitenkarte von Minami hervorgeholt und diese nachdenklich betrachtet.

„Weißt du, es wäre schön, wenn du mit Naru Frieden schließen würdest. Glaubst du nicht, dass du einfach zurückkommen könntest, denn ich und Ayako und sogar Lin sind uns sicher, wir benötigen für die Aufklärung des Falls deine Träume. Wir haben nämlich schon Nachforschungen angestellt und haben nichts weiter gefunden, als die Aufzeichnung über einen Schrein, wo jetzt dieses Anwesen steht. Da hört es aber schon auf, denn wir wissen weder wem der Schrein gewidmet war, noch ob er wirklich was mit diesen Vorfällen zu tun hat…“
 

„Nein, ich werde nicht einfach so Frieden mit diesem arroganten, egomanischen…mir fallen nicht einmal mehr die richtigen Worte ein um ihn zu beschreiben. Er soll sich gefälligst dahin scheren wo der Pfeffer wächst…“

„Irgendwie war mir schon klar, dass du das sagen würdest. Ich würde ja gerne wissen, was genau er gemacht hat, aber so am Telefon wäre es bestimmt seltsam darüber zu reden. Wie wäre es, wenn wir uns mal nach dem Fall irgendwo treffen und ein Eis essen oder so?“

„Ja, das wäre nett.“

„Weißt du, ich habe das nur vorgeschlagen, weil es gut wäre, wenn du hier wärst. Wenn es doch nur irgendeine Möglichkeit gäbe…“
 

Versonnen sah Mai auf das kleine Stückchen Papier in ihrer Hand. „Vielleicht gibt es den“, murmelte die Brünette in ihr Handy.
 

Sie erzählte ihrem Freund am anderen Ende der Leitung von den heutigen Ereignissen. Den Traum erwähnte sie wohl weislich noch nicht.
 

Dies war der Trumpf in ihrer Hand.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück