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Artemis

von

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>>Dies ist ein Erstlingswerk. Es dient lediglich zu meiner und vielleicht auch eurer Unterhaltung. Die genannten Personen sind der Harry Potter Saga entliehen und somit nicht mein Ideengut.
 

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen. «
 

hundertwasser
 

***
 

ARTEMIS, Kapitel I
 

Er hatte an Gewicht verloren, seine maßgefertigten Kleider hingen formlos an dem ausgezehrten Körper herab. Sein dunkler Umhang schleifte geräuschlos über den steinernen Boden, während er durch die Gänge der Schule eilte. Das Haar war zwar gewaschen und ordentlich gekämmt worden, dennoch machte es auf den ersten Blick einen zerzausten Eindruck. Das Gesicht war noch blasser als sonst und unter den grauen stumpfen Augen hatten sich tiefe violette Ringe gebildet.
 

Er beschleunigte seine Schritte.
 

So früh morgens hielt sich kein anderer Schüler in den Gängen der Schule auf.
 

Dennoch warf er immer wieder gehetzte Blicke über die linke Schulter nach hinten, um sicher zu gehen, dass er nicht verfolgt würde. Es war niemand zu sehen.
 

Der Gang verzweigte sich nun in drei verschiedene Richtungen. Ohne zu Zögern wandte der Junge sich nach links, bog um die Ecke, hielt dann abrupt inne, presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und verharrte in dieser Position. Er hielt den Atem an und lauschte auf Schritte oder andere verräterische Geräusche. Sein Herz klopfte wild in seiner Brust. Doch das war auch das einzige was er hören konnte.
 

Nach einigen Sekunden setzte er seinen Weg im gleichen Tempo fort wie zuvor, wobei er nur noch gelegentlich hinter sich spähte. Dann - endlich - war er da.

Er stand jetzt schwer atmend gegenüber einer kahlen gewöhnlichen Wand aus Stein, die sich durch nichts Besonderes auszuzeichnen schien. Zögernd hob er einen Arm und berührte erst mit den Fingerspitzen, dann mit der gesamten Handfläche den kalten Stein. Sanft fuhr er in einer kreisenden Bewegung darüber und hielt schließlich inne.

Dann schloss er seine Augen und konzentrierte sich mit verkniffenem Gesicht auf seinen innigsten Wunsch.
 

Gerade als die ersten Sonnenstrahlen durch die hohen Fenster der Schule fielen und alles was sie berührten in ein weiches Licht tauchten, gaben seine zittrigen Beine nach und er stürzte nach vorne. Geradewegs durch die Mauer.
 

***
 

Harry saß vor seinem mit Toast und viel Rührei beladenen Teller und starrte gedankenverloren in Richtung Slytherintisch. Was hatte Malfoy vor? Warum war er bei Dings-Bums gewesen? Wieso sollte seine Mutter nicht davon erfahren? Wovon sollte sie nichts wissen? Was hatte er kaufen wollen? Er kam einfach kein Stück voran. Mit Hermine und Ron konnte er nicht darüber reden. Das Thema hatte sich erschöpft und die beiden waren von der Dringlichkeit der Sache nicht überzeugt. Sie glaubten nicht daran, dass Malfoy ein Todesser war.
 

Frustriert richtete er den Blick auf Hermine und Ron, die bereits aufgegessen hatten und nun die aktuellen Artikel aus dem Tagesprophten diskutierten. Ron, der sich in Rage geredet hatte, fuchtelte wild gestikulierend mit seinem Messer durch die Luft, wobei er haarscharf an Nevilles Gesicht vorbei schnitt, der rechts neben ihm über seine Hausaufgaben gebeugt saß. Hermine zückte entnervt ihren Zauberstab, entwendete Ron das Messer und klärte Neville gleichzeitig über die Vorteile pünktlich erledigter Aufsätze auf. Dieser machte sich jedoch nicht einmal die Mühe aufzusehen und schrieb eifrig weiter.
 

Harry ließ seine Gedanken wieder um Malfoy kreisen. Die ganztägige Überwachung des Slytherin hatte er inzwischen aufgegeben, da sich dessen Spur immer wieder im Raum der Wünsche verlief. Das erschöpfende daran war, dass Harry nicht wusste - und auch an keine Möglichkeit denken konnte, wie er es herausfinden sollte - was der Slytherin dort trieb. Und seit wann. Er hatte bereits mehrmals versucht den Raum zu betreten, während der Blonde sich darin befand, aber der Zugang war ihm stets verweigert worden. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen, warum Malfoy meist stundenlang von der Karte des Rumtreibers verschwand. Ein kleiner Lichtblick allerdings war ---
 

„Hey Harry, isst du das noch?“ Ron stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite worauf Harry das Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse verzog. „Ich mein’- “, sagte sein bester Freund und tauschte ihre Teller aus, ohne auf eine Antwort seitens Harry zu warten, „- es soll ja auch nicht verkommen, was?“ Hermine warf Ron eindeutige Blicke zu, was dieser aber ignorierte und sich eine von Harrys Brotscheiben mit einem Berg aus Rührei belegte, dann wandte er sich wieder an seinen Freund. „Sag mal, willst du etwa irgendwann so aussehen wie Malfoy?“ Bei diesem Namen fuhr der Angesprochene hoch und blickte ihn fragend an. Ron schluckte einen großen Bissen herunter und deutete mit dem Messer hinter sich auf eine dünne Gestalt am Slytherintisch, die sich gerade erhob. Harry ließ seinen Blick zu besagter Person schweifen, aber er wusste schon wie mitgenommen der Junge aussah und dass ihn dieser Zustand nur beruhigen würde. Wenn es für Malfoy schlecht lief, dann konnte das für ihn selbst nur gut sein – und seine Laune heben.
 

Sein Blick heftete sich in den Nacken des Blonden, als dieser plötzlich, als hätte er gespürt wie jemand ihn eingehend betrachtete, den Kopf wandte und ihm direkt in die Augen sah. Harry entfuhr ein erschrockenes Keuchen bei dem Anblick der sich ihm bot. Die Lippen des Blonden umspielte kein Lächeln, sie waren sogar leicht nach unten gezogen, die violetten Ringe waren Resultate langer schlafloser Nächte, aber seine Augen… Der stumpfe Ausdruck, der wochenlang Malfoys Blick getrübt hatte, war verschwunden und stattdessen schien ihm ein hämisches Funkeln inne zu wohnen. Verdammt. Was machte Malfoy so glücklich? Womit war er vorangekommen? Alles in Harry krampfte sich zusammen, als sich für den Bruchteil einer Sekunde der Anflug eines abfälligen Grinsens auf die Lippen des Slytherin legte. Dann brach der Blickkontakt zwischen den beiden. Malfoy wandte sich einem Mitschüler zu und verließ mit ihm zusammen die große Halle.
 

„Hast du’s gesehen? Noch ein paar Tage länger und du bist sein Klon. Nur das du braune Haare und ne’ Brille hast und so.“ Ron nahm er einen weiteren großen Bissen von dem Toast. Harry stand ruckartig auf, ihm war übel. Hermine musterte ihn besorgt. „Alles in Ordnung? Harry?“ „Ja klar. Ich hab ne’ kleine Magenverstimmung. Ich glaub ich geh vor dem Unterricht zu Madame Pomfrey.“ Hermine nickte nach einem kurzen Zögern. „Das ist eine gute Idee, Harry. Wir sehen uns dann später.“ Sie streifte sich ihre Schultasche über und Ron, der sich den Rest des Brotes in den Mund stopfte, folgte eilig ihrem Beispiel. Ehe sie durch die Tür verschwanden rief er: „Gute Besserung, Alter.“ Krümel sprühten durch die Luft.
 

***
 

Harry brach über der Toilette zusammen und wartete das rhythmische Zusammenziehen des Magens ab. Sein Hals brannte von der Magensäure, die das einzige war, was aus seinem Mund hervorquoll. Als der innere Strom versiegt war stütze er sich, stark zitternd, mit den Händen auf den Sitz und kam schwankend auf die Beine. Ihm schwindelte kurz, dann sah er wieder klar und zog die Spülung. Vorsichtig, den einen Fuß vor den anderen setzend, trat er aus der Kabine und wusch sich am nächsten Waschbecken die Hände und das Gesicht. Danach spülte er seinen Mund aus. Flammen schienen über die Innenwand seines Halses zu lecken, aber er wagte nicht von dem Wasser zu trinken, aus Angst er müsse sich noch mal übergeben. Die Welt verschwamm erneut vor seinen Augen. Er fasste sich an die Stirn. Die ungelenke Bewegung führte dazu, dass er sich die Brille von der Nase riss. Sie fiel klappernd zu Boden. Fluchend bückte er sich danach.
 

Die Tür schlug auf und er fuhr erschrocken hoch. Er fühlte sich ertappt. Harry starrte die verschwommene Person an. Blonde Haare. Er faltete die Bügel auseinander und setzte sich seine Brille auf die Nase. Malfoy.
 

Der Blonde war stehen geblieben und rümpfte leicht die Nase. Der Geruch des Erbrochenen lag noch in der Luft.

Harry errötete leicht, wütend und peinlich darüber berührt, dass gerade dieser Mensch sich mit ihm in diesem Raum befand. Es war ihm unangenehm und er wappnete sich gegen eine spitze Bemerkung, die unbedingt folgen musste. Doch der Slytherin ging einige Schritte und schloss die Tür hinter sich.
 

Er war verwirrt und drehte den Wasserhahn auf, um eiskaltes Wasser über seine Handgelenke laufen zu lassen. Warum ließ sich der andere diese Möglichkeit entgehen ihn zu quälen?
 

Die Spülung rauschte im Hintergrund und plötzlich stand Malfoy am Waschbecken neben ihm. Sorgfältig wusch er seine Hände und meinte beiläufig: „Potter, warum bist du nicht im Unterricht?“ Harry beschloss nicht auf diese Frage zu antworten und stattdessen zu schweigen. Malfoy nahm wieder von der Seife und wiederholte betont langsam die säubernden Bewegungen. Als die Stille lächerlich wurde, stellte er in einem neutralen Ton fest: „Dir geht es nicht gut. “
 

Harry wollte erst nichts erwidern, tat es dann aber doch. „Malfoy, “, begann er und beugte sich leicht zu seinem Gegenüber vor, „deiner scharfsinnigen Schlussfolgerung kann ich wohl nicht widersprechen. Allerdings verstört es mich doch zu hören, dass gerade du dich für meinen Zustand interessierst.“
 

Malfoy hatte ihm, als Harry sprach, sein Gesicht zugewendet und lächelte säuerlich. „Du sprichst ziemlich arrogant für jemanden, der bestimmte Personen seit Tagen nicht aus den Augen lässt, sie nachts verfolgt - unsichtbar.“
 

Harry musste schlucken und es entfuhr ihm unwillkürlich: „Seit wann…?“
 

„…ich davon weiß?“, beendete Malfoy seinen Gedanken. „Seit Borgin & Burke’s. Das Granger sich als meine Freundin ausgibt – ein Schlammblut – ist natürlich undurchschaubar. Einfach erbärmlich.“ Er war empört über diese Dreistigkeit, das war deutlich zu hören.
 

Harry versuchte sich zu beruhigen. Gut, dann wusste der Slytherin eben bescheid. Das änderte nichts an der Sache. Er musste sich überlegen wie er weiter vorgehen wollte. Nach einer kleinen Pause räusperte er sich und konterte: „Du siehst fertig aus, Malfoy. Wie läuft’s denn mit deiner Todesserkarriere? Schon Pläne deinen Papi aus dem Gefängnis zu befreien?“
 

Malfoys Miene zeigte im ersten Moment keinerlei Reaktion auf diese Provokation, veränderte sich dann aber zu einem boshaften Lächeln. „Ich an deiner Stelle würde hier nicht so rumtönen, Potter.“ Er drehte den Hahn zu und trocknete sich die Hände ab, dann beugte er sich, immer noch lächelnd, leicht zu seinem Gegenüber vor. „Du wirst den Tag noch bereuen, an dem mein Vater wegen dir nach Askaban kam.“ Malfoy schnupperte an ihm, trat wieder einige Schritte von Harry zurück und rümpfte dabei erneut die Nase. Harry lief vor Wut und Scham rot an. „Und was meine Befindlichkeit angeht, lass das mal meine Sorge sein.“ Er ging zur Tür und legte seine Hand auf die Klinke. „Ich bin dir keine Rechenschaft über meinen mentalen Zustand schuldig. Niemandem um genau zu sein.“ Dann verbreiterte sich sein Lächeln noch ein wenig und er setzte ironisch hinzu: „Außer vielleicht dem dunklen Lord.“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür und entschwand Harrys Sichtfeld.
 

Dieser stand, seine Handgelenke unter dem strömenden Wasser, wie erstarrt vor dem Waschbecken. Malfoy hatte zwar klug sein wollen, aber hatte doch mehr preisgegeben als er wollte. Harry war sich nun sicher, dass das Vorhaben des Slytherin gut angelaufen war und auch dass er ein Todesser war. Es hatte ein Scherz sein sollen, aber die letzten Worte hatten ernst und richtig geklungen.
 

Er wusste was Hermine dazu sagen würde. „Harry, das ist Unsinn. Konzentriere dich lieber auf deine Stunden mit Dumbledore.“
 

Und auch Ron würde ihrer Freundin zustimmen, wenn auch ungern. „Hey, Malfoy ist zwar nen’ richtiger Arsch, aber kein Todesser. Er’s doch genauso alt wie wir.“
 

Harry wurde zornig als er den beiden Stimmen in seinem Kopf zuhörte. Er war genauso alt wie Malfoy, aber von ihm wurde erwartet, dass er alleine die gesamte Zaubererwelt von Voldemort befreien sollte. Wieso konnte Malfoy also nicht auch ein Todesser sein? Seine Augenbraue zuckte nervös. Nein, diese Schlussfolgerung war nicht ganz richtig, aber er kam nicht darauf was ihre beiden Rollen unterschied.
 

Verärgert drehte er das Wasser ab und starrte sein Spiegelbild an. Sein Gesicht hatte wieder eine etwas gesundere Farbe angenommen.
 

Malfoy war ein Todesser. Er war plötzlich auf unheimliche Weise von dieser Tatsache eingenommen. Und deren Konsequenzen trafen ihn wie ein eine heftige Ohrfeige.
 

Er drehte sich abrupt um, stürzte aus dem Waschraum, um sich nach rechts zu wenden und davonzueilen.
 

Er musste Dumbledore sprechen.

***
 

Dumbledore hörte sich Harrys Geschichte mit ausdrucksloser Miene an. Als Harrys Redeschwall versiegt war, schwieg er eine Weile, dann sagte er: „Danke, dass du mir das erzählt hast, Harry. Es tut mir leid, aber ich halte es nicht für besonders wichtig.“
 

„Nicht für besonders wichtig, Sir?“, wiederholte Harry. Er fror plötzlich.
 

„Ich bin froh, dass du dich mir anvertraut hast, aber ich möchte dir wirklich versichern, dass du mir nichts erzählt hast, was mich beunruhigt. Snape hat mich von Mister Malfoys Situation unterrichtet.“ Harry saß stumm da und funkelte Dumbledore zornig an, der seinen Blick gelassen erwiderte. „Und nun, Harry“, fuhr er fort, „muss ich darauf bestehen, dass wir mit unserem Unterricht fortfahren. Ich habe heute Abend wichtigere Dinge mit dir zu besprechen.“
 

Harry hätte beinahe laut aufgelacht. Verzweifelt versuchte er seine Fassung zu wahren und nicht vor Wut gegen den Schreibtisch zu treten.
 

„Bitte, Harry. Professor Snape genießt mein Vertrauen. Wir haben viel Arbeit vor uns und ich werde in ein paar Tagen verreisen müssen. Wir sollten die Zeit, die uns bleibt nicht mit einer Meinungsverschiedenheit vergeuden.“ Der alte Mann blickte ihm fest in die Augen. Harry fühlte sich unangenehm berührt. Diese Augen durchbohrten ihn – blickten zu tief in ihn hinein.
 

Schnell löste er die Verbindung und seufzte. Seine Wut war genauso schnell vergangen, wie sie gekommen war.
 

„Natürlich, Sir. Sie haben vollkommen Recht.“
 

***
 

Dunkelheit umfing ihn, als er die Tür hinter sich schloss. Harry stieg gähnend die Wendeltreppe hinab. Es war nicht viel Zeit vergangen, seit er das Büro des Schulleiters betreten hatte, aber ihm kam es vor als hätte er eine ganze Woche darin verbracht –ohne zu schlafen.
 

Trotzdem hatten ihn die Erinnerungen innerlich so aufgewühlt, dass er nicht schlafen würde können. Willkürlich wandte er sich nach rechts, immer darauf bedacht im Schatten verborgen zu gehen.
 

Dieses Mal hatte Dumbledore zu hohe Erwartungen an ihn. Wie sollte er Slughorn die Erinnerung entlocken? Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen könnte. Er knurrte leise. Neben Malfoy musste er jetzt also zusätzlich noch den störrischen Professor zum Sprechen bringen. Diese Aufgabe könnte er wenigstens hinten anstellen, da Dumbledore auf unbestimmte Zeit verreist sein würde.
 

Doch sofort schoss ihm das Bild von seinem Professor in den Kopf und seine Worte hallten wie ein Echo durch seinen Kopf. „Es ist äußerst wichtig, dass wir uns die wahre Erinnerung beschaffen, Harry.“ Das erste Mal seit Harry ihn kannte, hatte er unsicher gewirkt. Es war ihm todernst.
 

Plötzlich stolperte Harry über eine kleinen Gegenstand, versuchte rudernd das Gleichgewicht zu halten, aber die Schwerkraft obsiegte und er stürzte auf den harten Steinboden. Seine Hände brannten und sein Körper pumpte Adrenalin durch seine Blutbahn. Hellwach richtete er sich ein wenig auf und robbte zur Wand, um sich gegen sie lehnen zu können. So saß er eine Weile da und wurde ruhiger.
 

Langsam streckte Harry eine Hand aus, um nach dem Gegenstand zu tasten, der ihn zum Fall gebracht hatte. Erschrocken zuckte er zurück, als er etwas kaltes Scharfes spürte. Er griff nach seinem Zauberstab und flüsterte ein ‚Lumos’. Neben ihm stand eine riesige Ritterrüstung. Er musterte die kunstvoll gefertigten eisernen Schuhe. Auch konnte er jetzt eine Phiole ausmachen, die unschuldig etwas weiter im Gang lag.
 

Harry stand auf, tat einen Schritt auf die Flasche zu und hob sie auf. Sie war leer, aber er erkannte den starken Geruch des Vielsafttranks. Mit Schaudern erinnerte er sich an den Geschmack dieses Gebräus.
 

Eine neue Welle von Müdigkeit überkam ihn. Er seufzte und murmelte: „Ich wünschte es gäbe einen Ort, an dem ich mich ausruhen könnte.“ Erstaunt seine eigene Stimme zu hören begann Harry leise zu kichern und beschloss sich auf den Weg zu seinem Gemeinschaftsraum zu machen. Um sich orientieren zu können, ließ er die Spitze seines Zauberstabes aufglühen und für einen kurzen Moment glaubte er etwas an der Wand gesehen zu haben.
 

Bevor er sich jedoch versichern konnte, hörte er ein leichtes Räuspern hinter sich. Ertappt fuhr er herum und starrte in das Gesicht von Gregory Goyle. „Potter“, begann dieser mit - wie Harry fand - unangenehm lauter Stimme, „Die da gehört mir.“ Er zeigte auf die Phiole in Harrys Hand. Harry, der in Gedanken noch bei dem seltsamen Aussehen der Steinmauer war, schaute den Slytherin verständnislos an.
 

„Gib schon her!“, grunzte Goyle und riss ihm den kleinen Behälter aus der Hand. Ohne Widerspruch ließ er sich diese Behandlung gefallen. Er wollte, dass der andere wieder verschwand. Es sollte ihn jetzt niemand stören.
 

Goyles linke Augenbraue zuckte nach oben. Scheinbar hatte er mit Widerstand seitens des Gryffindor gerechnet. Harry hingegen verdutzte diese für Goyle ungewöhnliche Mimik. Doch der andere wandte sich schließlich, ohne weitere Worte an ihn zu richten um und verschwand in schwärzerer Dunkelheit.
 

Harry lauschte auf die langsam verhallenden Schritte und als er sich sicher war, dass er wirklich ganz alleine war, ließ er seinen Zauberstab erneut aufleuchten.
 

Gebannt starrte er auf die Tür, die vorher nicht da gewesen war. Sie war lediglich grob umrissen und er würde gerade durch sie hindurch passen, wenn er sie durchschreiten wollte. In Brusthöhe war ein kleines quadratisches Feld eingelassen, in das eine Hand eingeprägt war. Behutsam trat er an die Tür heran, berührte zögernd das kleine Feld mit dem Zeigefinger und drückte dagegen.
 

Wie Knete gab es unter dem Druck nach und als er den Finger wieder zurückzog, war ein deutlicher Abdruck zu erkennen.
 

Als Harry seine rechte Handfläche in den bereits vorhandenen Abdruck der Hand legte, begann die Tür zu vibrieren und er trat einen Schritt zurück.
 

Wie durch einen starken Windstoß bewegt, öffnete sich die Tür nach innen. Reglos verharrte er in seiner Position.
 

Dann viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wie hatte er nicht an diese Möglichkeit denken können? Wer sonst außer Malfoy könnte Ruhe für sein Vorhaben gebrauchen? Es war Malfoys Raum.
 

Nebelschwaden krochen über die Schwelle, kletterten an Harrys Hosenbeinen hoch und griffen wie lange knochige Finger nach dem Stoff seiner Kleidung. Ihm stieg der eindringliche Geruch nasser Erde in die Nase und er wurde ruhiger. Der Nebel umhüllte ihn, wobei er spielerisch an ihm entlang leckte und allmählich - von Harry unbemerkt - in den Raum führte.
 

Als er den Wald betrat hörte er noch, wie die Tür hinter ihm mit einem geräuschvollen Knall zuschlug. Dann war er allein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CataleyaLiu
2009-11-14T22:17:00+00:00 14.11.2009 23:17
Hört sich auf jeden Fall gut an.
Ich bin sehr gespannt, wie du auf den Titel gekommen bist.

LG
Gwendolyn


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