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Vampires don't sleep

- Vampire schlafen nicht -
von

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Spiegel

Hallo liebe Leser.
 

Hier ist mein Beitrag für eine Challenge zum Thema Spiegel. Sie wurde vom Spaß am Schreiben Zirkel veranstaltet.
 

Viel Spaß.

Yu-chan.
 

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Spiegel
 

Schweißgebadet wachte er auf. Es war mitten in der Nacht. Er hatte geträumt. Er war ein schrecklicher Alptraum. Dunkel. Unheimlich. Ein Biss. Schmerz. Er blutete. Dann war er aufgewacht.

Er fuhr sich mit den Händen durch das lange schwarze Haare. Auch das war schweißnass. Noch nie hatte er etwas so schreckliches gesehen. Gefühlt.
 

Es war in mondesheller Nacht,

Als ich triefend nass erwacht’

Im Bad aus Schweiß und Blut wie Feuersglut
 

Mit einer Hand strich er sich über den Nacken, wie um sich zu entspannen. Moment. Was war das? An seinem Hals. Blut? Es war feucht und klebrig. Eine Wunde? Hatte er so intensiv geträumt, dass er sich irgendwo gestoßen hatte. Aber wo? Suchend sah er sich um. Es war nichts Scharfes oder Spitzes in seiner unmittelbaren Nähe. Auch keine Kante. Merkwürdig.

Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Ihm wurde schwindelig. Was war nur los?
 

Vorsichtig schwang er die Beine aus dem Bett, nachdem er die Decke zurückgeschlagen hatte. Er stand auf. Schwankend. Vom Schwindel gepackt. Er hatte Durst. Mit größter Vorsicht tastete er sich durch den dunklen Raum. Nicht einmal der Mond schien. Der schwarze Nachthimmel war von Wolken verhangen. Langsam kam er voran. Irgendwann hatte er es bis zur Tür geschafft. Daneben fand er den Lichtschalter. Das Licht ging an. Das Fenster war offen. Ihm war gar nicht kalt. Hatte er es offen gelassen, bevor er ins Bett gegangen war? Daran konnte er sich nicht erinnern. Schwindel packte ihn wieder. Er sackte gegen den Türrahmen. Fuhr sich erneut durch die Haare. Er sah sich um. Chaos. Unordnung. Blut.
 

Blut? Überall war es. Diese rote Flüssigkeit. Im Bett. Auf dem Fußboden. Er hatte eine Spur hinter sich hergezogen. Bis zur Tür. Er griff sich wieder an den Hals, noch immer schockiert von diesem Anblick. Kam das Blut wirklich von ihm? Er hob die Hand vor sein Gesicht. Rot. Klebrig. Blutig. Aber woher? Langsam stieß er sich von dem Türrahmen ab. Schwankte. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden. Dann ging er in das angrenzende Badezimmer. Er schaltete auch dort das Licht an. Lief vorsichtig zum großen Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Er sah hinein. Sah sich. Blutend.
 

Schock breitete sich in ihm aus. Schock und Angst. Auch Ekel. Seine linke Körperhälfte war blutüberströmt. Die Haut an seinem Hals hing in Fetzen. Die Augen waren seltsam leer. Und trotzdem konnte er stehen? Trotzdem lebte er? Er wandte den Blick ab. Der Ekel wurde größer. Die Angst wuchs. Würde er sterben?
 

Die Sinne ganz und gar entrückt

Der Blick verworren und verrückt

So sucht’ ich panisch nach Erinnerung
 

Er nahm den Becher, der auf dem Waschbecken stand. Er füllte ihn mit Wasser. Trank. Der Durst war immer noch da. Lies sich nicht besiegen. Er trank einen zweiten Becher. Dann einen dritten. Noch immer hatte er Durst. Als hätte er seit Langem keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen. Seine Kehle war trocken. Brannte.
 

Sein Blick wanderte wieder zum Spiegel. Vorsichtig. Zu groß würde der Schock wieder werden. Aber… da war nichts! Sein Spiegelbild? Wo war es? Der große Spiegel zeigte nur den Raum hinter ihm. Die Dusche auf der einen Seite. Die Toilette auf der anderen. Eine Badewanne gab es nicht. Aber nirgendwo konnte er sich sehen. Hektisch, mit schreckgeweiteten Augen sah er an sich herab. Sein Körper war noch da. Aber wo war sein Spiegelbild?
 

Was ist geschehen in dieser Nacht

Ich bin erlegen jener Macht

Die in mir wütet, mich zu brechen droht
 

Plötzlich packte ihn die Wut. Wieso konnte ihm nicht einfach jemand sagen, was passiert war? Diese Unwissenheit machte ihn schier wahnsinnig. Wieder blickte er den Spiegel an. Dieses Mal lag Wut in seinem Blick. Wilde Wut. Er holte aus und schlug den Spiegel in tausend Scherben. Er spürte keinen Schmerz und als er seine Hand hob und ansah, klebte auch kein Blut daran. Es wunderte ihn nicht. Noch immer war er wütend. Noch immer hatte er Durst. Doch langsam merkte er, dass es kein normaler Durst war. Kein Durst nach Wasser. Es war Blutdurst.
 

Zu jagen voller Wut nach rotem heißem Blut
 

Das merkte er, als ihm ein wunderbarer Duft in die Nase stieg. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Gleichzeitig war seine Kehle staubtrocken. Ohne es beeinflussen zu können bewegte er sich auf die Nachbarwohnung zu. Es war, als würde er von einer zweiten Seele geleitet.
 

Die zweite Seele brennt in mir

So glühend heiß und schwarz

Sie führt, wenn ich die Macht verlier’

Sie verbrennt mich
 

Schnell war er aus dem Badezimmer raus und durch die eigene Wohnung gegangen. Es war kaum eine Sekunde vergangen, da stand er schon vor der verschlossenen Tür der Nachbarn. Er überlegte nicht einmal ob er klingen sollte. Er ging einfach hinein. Die Tür war kein Hindernis für ihn. Nicht mehr. Kaum war er drin, befand er sich auch schon im Schlafzimmer, in dem das junge Ehepaar schlief. Noch nie zuvor war er in dieser Wohnung gewesen, doch trotzdem hatte er nicht einmal gezögert. Er war dem unwiderstehlichen Geruch nach Menschenblut gefolgt. Frisch. Warm.
 

Er brauchte auch kein Licht. Seine Sicht war seltsam scharf. Er sah alles als wäre es hellster Tag. Da sah er auch den großen Spiegel, der von den Türen des Kleiderschrankes gebildet wurde. Der Schrank stand an der gegenüberliegenden Wand. Und wie bei seinem Badspiegel sah er sich nicht.

Mit wenigen schnellen Schritten war er bei diesem verfluchten Gegenstand gelandet. Er zerschlug ihn. Ohne mit der Wimper zu zucken. Scherben lagen um ihn herum. Einige hatten ihm ins Fleisch geschnitten. Er hatte es nicht bemerkt. Es tat nicht weh.
 

Die jungen Eheleute waren nun aufgewacht. Sie kamen nicht zum Schreien. Er war schon bei ihnen. Der Frau brach er das Genick. Dem Mann schlug er die Zähne tief in die Kehle. In wenigen schnellen Zügen hatte er ihm das Leben ausgesaugt. Dann ließ er ihn fallen. Achtlos. Und wandte sich der Frau zu. Sie war noch nicht lange tot. Das Blut war noch warm. Auch sie biss er. Trank in gierigen Zügen.
 

Doch schier endlos ist die Gier

Sodass ich jede Macht verlier’

Mein altes Leben ist den Flammen nah
 

Plötzlich hörte ein leises Geräusch. Es war eine Türklinke, die heruntergedrückt wurde. Er hob den Kopf. Blut tropfte von seinem Kinn. Die Augen waren wild. Es war ein kleines Mädchen, dass das Zimmer betrat. Ihre Augen waren geweitet. Er konnte Angst erkennen. Schock. Fassungslosigkeit. Er sah Schmerz. Vorsichtig blickte sie zu ihm auf. In seine Augen. Sie hatte das Licht angeschaltet. Plötzlich schreckte ER fauchend vor dem Kind zurück. Er sah etwas in ihren Augen, was ihn über alle Maße verstörte. Sich selbst. Und doch erkannte er sich nicht mehr.

Ihm blickte ein schreckliches Spiegelbild seiner Selbst entgegen. Wild. Bluttriefend. Hässlich.
 

Ekel kam in ihm hoch. Ekel vor sich selbst. Ekel vor dem, was er getan hatte. Ruckartig drehte er sich um und sprang aus dem Fenster. Er wollte sterben. Doch er konnte nicht. Niemals.
 

Der Geist im Spiegel sieht mich an

Und fragt, ob ich mich entsinnen kann

An jenen Menschen, der dort war?
 

Es ist zu lange her
 

Ich erinner’ mich nicht mehr!
 

-The End-



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-03-02T18:58:26+00:00 02.03.2010 19:58
brrrr, gruselig!

aber sehr schön geschrieben. ich hab nur eines am Schluss nicht verstanden, es hat mich etwas verwirrt,dass er sein Spiegelbild in dem Kind sieht blutverschmiert usw.
Ich hab das jetzt so verstanden, dass er sich selbst in den Augen des Kindes gesehen hat. War das so gemeint, oder sollte ich besser ins Bett gehen und morgen nochmal lesen? *g*


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