Vergangenes ruht...
Bardock war Vegeta-Ou immer treu ergeben gewesen. Er war an seiner Seite, als er den Planeten Plant eroberte und auch davor, als beide noch sehr jung und voller jugendlichem Tatendrang gewesen waren- er blieb stets in seiner Nähe.
Der schwarzhaarige Saiya-jin dachte an die Zeit zurück, in der sie noch in kleinen Dörfchen lebten, damals, als das Verbot der Tsufurujins sie noch hinderte, in die Stadt zu gehen...
Energischen Schrittes legte der junge Vegeta-Ou trotz der verhältnismäßig kurzen Beine ein beträchtliches Tempo an den Tag, als er über die saftig grünen Wiesen des hügeligen Naturgebietes Schritt. Vegeta-Ou war jung, gerade mal siebzehn Jahre alt. Nicht weit hinter ihm stolperte Bardock, sein bester Freund, ungeschickt hinter ihm her. Gereizt hielt Vegeta-Ou inne.
"Nun beweg dich doch, Bardock! Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!" Sein Begleiter, ebenfalls frische fünfzehn Jahre alt, schnaufte angestrengt, blieb jedoch hartnäckig hinter ihm.
Genervt verleierte Vegeta-Ou die Augen. "Dass du auch zu gar nichts nütze bist!"
Gutmütig lächelte Bardock, rieb sich entschuldigend den Nacken. "Gomenasai, Vegeta-Ou-sama..."
"Nichts da mit nichtsnützigen Entschuldigungen!", erwiderte Vegeta-Ou gereizt, "Ich bin immerhin ein Saiya-jin königlichen Geblüts! Du kannst froh sein, dass ich mich überhaupt mit dir unfähigem Tölpel abgebe!"
Endlich war Bardock an Vegeta-Ous Seite angelangt. Sein Gesicht war verschlossen.
Der jüngere Saiya-jin hasste es, wenn Vegeta-Ou so mit ihm sprach.
Als sie noch Kinder waren, war Vegeta-Ou bereits arrogant gewesen, doch mit jedem vergehenden Jahr wurde es schlimmer... damals, als Vegeta-Ou wegen seines unerträglichen Charakters niemanden zum Spielen gehabt hatte, da war Bardock auch noch gut genug gewesen...
"Das wurde ja auch Zeit...", knurrte Vegeta-Ou, "Lass uns weiter gehen."
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief Vegeta-Ou bereits voraus.
Bardock hielt einen Moment lang inne, schloss die Augen und genoss den seichten, warmen Sommerwind im Gesicht.
Wie sollte er seinem besten Freund bloß erklären, dass er so viel mehr für ihn empfand, als bloße Freundschaft? Immer schon hatte Bardock Vegeta-Ou sehr gemocht und es schmerzte ihn jedes Mal, wenn sein Freund sich von ihm abwandte...
"Hey, du Vollidiot!" Vegeta-Ous Stimme riss den jungen Saiya-jin aus den Gedanken. Er sah stand einige Meter weiter auf einem Nachbarhügel und schaute recht erzürnt aus. "Hai, ich komme!", rief Bardock seinem kleineren Freund entgegen und rannte hastig auf ihn zu.
Wenig später befanden sie sich auf einem kleinen Berg, von wo aus sie die Stadt der Tsufurujins sehr gut im Blick hatten.
"Dort sind sie, diese ahnungslosen Ameisen...", sagte Vegeta-Ou dunkel, einen Farn vorsichtig beiseite geschoben, um einen freien Blick auf die Metropole zu erhalten. "Sie werden sich noch umsehen. Irgendwann werde ich ihr Herrscher sein...!"
Ein finsteres Lächeln huschte über die gleichmässigen, blassen Züge des Siebzehnjährigen. Lange schon träumte er davon, der mächtigste Mann von allen zu sein...!
"Warum leben wir eigentlich nicht wie bisher? Es ist doch gut so, wie es ist. Wir haben alles, was wir brauchen: Wasser, Essen, Häu-" Noch bevor Bardock zuende sprechen konnte, hatte Vegeta-Ou ihn bereits grob am Hemdausschnitt gepackt. "Du weißt ja gar nicht, was du da sagst! Wir haben alles, was wir brauchen?" Vegeta-Ou lachte spöttisch. "Du Narr! Das unterscheidet dich von mir... du wirst immer ein Untergebener sein, während ich mich zum Herrscher emporschwingen werde!" Verächtlich ließ Vegeta-Ou von Bardock ab, um sich der verhassten Stadt der Tsufurujins erneut zuzuwenden. "Siehe ihnen zu und lerne, Bardock. Irgendwann werden wir über diese Welt regieren. Dann werden wir ihre vermeintliche Stärke zu der unseren machen! Ihre Technologien werden uns gehören! Und dann müssen wir wissen, wie sie funktionieren..."
Fanatisch beobachtete Vegeta-Ou seine zukünftigen Opfer, nichts auf der Welt würde ihn jetzt ablenken können! Es war sinnlos, ihn zu etwas anderem zu bewegen, als hier ihren Posten zu stehen, das wusste Bardock.
Schwer seufzte der jüngere Saiya-jin. Müde betrachtete der dunkelhäutige Junge seinen edelblassen Freund. 'Wieso musst du so ehrgeizig sein, Vegeta-Ou-sama...?', fragte sich der größere von Beiden in Gedanken, 'Weshalb kannst du dich niemals damit zufrieden geben, was du hast, anstatt jenem hinterherzusehnen, das du nicht hast?' Doch er würde ihn nicht ändern können, egal, wie sehr er es auch wollte.
"Da, sieh, Bardock! Schau nur, sie halten sich für schlau! Die Stadt wird genau überwacht! Als ob sie uns etwas entgegen zu setzen hätten!" Vegeta-Ou lachte leise und grausam.
"Vegeta-Ou-sama...", begann Bardock leise.
"Was denn nun schon wieder?!", gab Vegeta-Ou schroff von sich, "Kannst du nicht einmal konzentriert und ernsthaft bei einer Arbeit bleiben?"
Wieder schwieg Bardock.
Wie Vegeta-Ou das hasste! Das war nicht das erste Mal, dass der Größere einen Satz begann, um ihn dann unausgesprochen in der Luft schweben zu lassen! Immer war der Dunkelhäutige so unglaublich kindisch! Dabei waren sie schon lange keine kleinen Babys mehr! Sie waren stolze Saiya-jin! Krieger! In ihrem Alter hatten andere schon ganze Welten erobert! Und sie krochen noch immer auf diesem jämmerlichen Planeten umher, ausgegrenzt in der Pampa, während sich diese feigen Tsufurujins in ihren Städten versteckten, in ihrem kläglichen Irrglauben, die Kontrolle über alles zu haben! "Idioten...", sprach Vegeta-Ou leise zu sich selbst. Wie er sie verabscheute diese ehrlosen Kreaturen!
"Bardock! Gewöhn dir ab, ständig sinnfreie Sätze zu beginnen, die du nicht einmal in Gedanken ausformuliert hast!", kritisierte der Kleinere, ohne Bardock auch nur anzublicken.
Mit einem Male rempelte ihn etwas von hinten an und er fand sich, auf dem Rücken liegend, am Boden wieder.
"Bardock! Was soll der Mist?!", fauchte der Hellhäutige seinen dunkelhäutigen Gefährten an, der mit ernster Miene über ihm aufragte.
"Was soll der Mist?!", fragte er erneut, als keine Antwort kam und versuchte aufzustehen. Doch Bardock ließ ihn nicht, ganz im Gegenteil, er drückte ihn einmal mehr ins feuchte Gras!
Mit vor Wut eisigen Augen funkelte Vegeta-Ou seinen Freund mahnend an.
Bardock hielt es nicht länger aus. Bevor Vegeta-Ou begann, sich ernsthaft aus seiner unterlegenen Lage zu befreien, beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn leidenschaftlich...
Vegeta-Ou riss vor Überraschung die Augen weit auf! Was erlaubte sich dieser...?
Aber Bardock dachte gar nicht daran, aufzuhören! Zielstrebig glitten seine großen, warmen Hände sicher über den zierlichen Körper des Kleineren.
Der zukünftige Herrscher von Vegeta-Sei schnappte nach Luft, versuchte den größeren Saiya-jin von sich zu stoßen, doch noch immer saß der Schrecken dieser unerwarteten Aktion zu tief. "Bardock!", zischte Vegeta-Ou gereizt, jedoch vergebens. Nun lag der Körper des Größeren gänzlich auf dem des Kleineren. Schwer lastete sein Gewicht auf dem Älteren. Vegeta-Ou keuchte angestrengt, konnte es sein, war Bardock so viel stärker war als er? Ausgeschlossen!
Noch immer befummelte dieser grobe Klotz ihn! Was dachte er sich dabei?
Bardocks Atem ging schwer. Der größere Saiya-jin hatte sich nicht länger im Griff. Vegeta-Ou sollte doch bitte endlich aufhören, so derartig intensiv vor sich hinzuschimpfen! Forschend drangen seine Hände unter die Kleidung des Älteren, berührten dessen zarte, helle Haut. Vegeta-Ou zappelte, versuchte Bardock noch immer von sich zu stoßen!
"Nun hörst du mir einmal zu!", donnerte Bardocks Stimme ungewohnt fest, laut und entschlossen, als ihm die Nerven versagten. Vegeta-Ou hielt vor Überraschung mitten in seinen Bewegungen inne. Er hatte Bardock noch nie zuvor mit solch einer tiefen, ruhigen Stimme sprechen gehört...!
"Nicht zum ersten Mal nörgelst du an mir herum! Mag sein, dass ich nicht vollkommen bin", knurrte der Dunkelhäutige, "doch du bist es auch nicht, Vegeta-Ou-sama! Nein, lass mich ausreden! Du glaubst, nur weil blaues Blut in deinen Adern fließt, bist du unbesiegbar- aber das bist du nicht! Irgendwann wird dir dieser Fehlglauben zum Verhängnis werden, wenn du nichts an deiner Einstellung änderst! Lerne dich zu beherrschen, Vegeta-Ou-sama! Und noch etwas!" Der Größere beugte sich tiefer zu seinem geliebten Herrn hinab, erst Angesicht in Angesicht hielt er inne. Ihre Gesichter berührten sich fast. Tief sah der Dunkelhaarige dem zukünftigen König in die Augen.
"Selbst, wenn Ihr Euch stets sicher sein könnt, dass ich an Eurer Seite sein werde, Euer Schatten, Euer loyaler, treuer Gefolgsmann, Eure Rüstung, so seid Euch dessen bewusst, dass auch ich Gefühle habe- sogar einen ganzen Haufen davon!- und dass ich es durchaus wert bin, dass Ihr mich entsprechend achtet und würdevoll behandelt!"
Nach wie vor überrumpelt starrte Vegeta-Ou seinen besten Freund an.
Dann grinste er. "Oh, Bardock. So viel Mumm hatte ich dir gar nicht zugetraut...", gab er aufrichtig ehrlich schnurrend und überraschend munter von sich. Schlagartig wurde seine Mimik jedoch wieder ernst. "Doch nun runter von mir!"
Tatsächlich zuckte sich Bardock, machte Anstalten, von ihm hinunter zu steigen, aber dann stoppte der Größere doch noch mitten in der Bewegung.
"Bardock!", bellte Vegeta-Ou gereizt, es interessierte ihn nicht, ob Bardock mit seinem Monolog fertig war oder nicht! Ihm war warm unter dem so viel größeren Saiya-jin!
Bardock fuhr erschrocken bei dem befehlshaberischen Ton von Vegeta-Ous Worten zusammen. Irritiert wollte er dieser Aufforderung nachkommen, als ihm einfiel, was er ursprünglich hatte tun und sagen wollen, bevor seine Gefühle mit ihm durchgegangen waren. "Vegeta-Ou-sama...", fing Bardock langsam an.
Vegeta-Ou sah ihn streng, aber aufmerksam an. Tatsächlich schwieg er abwartend.
So traute sich Bardock, allen Mut zusammen zu nehmen und seiner heimlichen Liebe das mitzuteilen, was er ihm schon so oft hatte sagen wollen...
Unschlüssig betrachtete der Dunkelhäutige den Saiya-jin unter sich, auf dessen Becken er saß. Gab es überhaupt Worte, um das auszudrücken, was er wirklich fühlte?
Langsam beugte sich Bardock vor, hauchte einen zarten, sanften Kuss auf die schmalen Lippen seines Freundes. Sein Herz schlug gegen seine Rippen, als wolle es gewaltsam aus seinem Brustkorb ausbrechen! Die Hände des Größeren wurden klamm, seine Füße kalt und ein dicker Klos bildete sich in seinem Hals. Der Kuss hielt an.
Genießend schloss der Dunkelhäutige die Augen. Das war der schönste Augenblick in seinem Leben, warum konnte er nicht ewig anhalten?
Irgendwann, es kam ihm vor, als seien Stunden vergangen, öffnete er die Lider seiner Seelenspiegel wieder.
Fest und eisig blickten ihm zwei dunkle Augen entgegen.
"Bist du jetzt fertig?", erklangen Vegeta-Ous Worte kalt, härter als jeder physische Schlag, der Bardock hätte treffen können.
Ungehalten grob stieß der Kleinere seinen Gefährten von sich, diesmal klappte es sogar!, rappelte sich auf und klopfte sich gleichgültig den Dreck von der Kleidung.
"Werde endlich erwachsen, Bardock.", knurrte Vegeta-Ou absolut kalt und gnadenlos.
Dann wandte er sich um und ging.
Nicht einmal sah er zu seinem Freund zurück, der fassungslos an Ort und Stelle verharrte.
Was hatte dieser Trottel eigentlich erwartet gehabt? "Idiot.", zischte Vegeta-Ou gedämpft und dennoch laut genug, so dass Bardock es deutlich würde hören können...
Mit ungläubigem Blick starrte Bardock dem zukünftigen König der Saiya-jin nach.
Sein Herz schien stehen zu bleiben, er hielt den Atem an.
War es das? War nun alles vorbei? Bardock zitterte leicht. War dies das Ende ihrer langjährigen Freundschaft? Was hatte er nur getan?
Vegeta-Ou ging und nicht einmal blickte er zurück.
Fortsetzung folgt im zweiten Kapitel! ;-)
