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Die vier Phasen

von

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In your room

Dieses Kapitel ist Depeche Mode gewidmet,

deren Musik mich immer so wunderbar inspirieren kann!
 

Danke wie immer an -cC- für das zuverlässige Korrekturlesen

und an me-luna für unser tolles Crossover – allerdings trennt sich in diesem Kapitel meine Geschichte wieder von unserem RPG. Die nächsten Kapitel könnten also leider wieder etwas länger dauern.

Und natürlich Dank an alle, die Kommentare hinterlassen! :-)
 


 

In your room
 


 

Jetzt also sollte er tanzen? Toshio stand vorsichtig auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und richtete seinen Rücken auf. Der Plug war zu einem dumpfen Gefühl in seinem Inneren geworden. Dass er da gerade auf dem Boden gekniet und diesen dunkelhaarigen Fremden angefleht hatte, ihm ein Metallstück in den Hintern zu schieben, obwohl er das da gar nicht haben wollte, fühlte sich mit einem Mal total unwirklich an. Ob das an seiner veränderten Körperhaltung lag, dass er mit einem Mal wieder anders empfand? Er hatte sich bei Ricardo bedanken wollen! Wie absurd kam ihm das jetzt vor.

Tanzen! Das war die einzige Freiheit, die ihm geblieben war. Soviel hatte sich gar nicht geändert. Seit seiner Kindheit war das Tanzen seine Flucht aus der Trostlosigkeit der Realität. Wenn die Musik von seinem Körper Besitz ergriff, war kein Raum mehr für die Erniedrigungen des Alltags. Er tanzte nicht für Pascal, nie, und er würde auch nicht für Ricardo tanzen. Er tanzte ganz alleine für sich selbst.

Aber hier war keine Musik.

Er drehte den Kopf und blickte zu Pascal. Der nickte ihm zu, und dann war es da wieder, dieses merkwürdige Gefühl von Verbundenheit, das ihn öfter auf solchen Partys beschlich, wenn sein Ausgeliefertsein zu einer öffentlichen Selbstverständlichkeit wurde und Pascal ihm plötzlich Verlässlichkeit bot. Er verstand einfach nicht, wie er einem Mann vertrauen konnte, der ihn gefangen hielt und zu seinem Vergnügen quälte. Darüber zerbrach er sich den Kopf oft, in den langen Stunden, wenn er zum Nichtstun verdammt und alleine war.

Jetzt jedoch wusste er nach einem kurzen Blickkontakt sofort, dass Pascal ihn verstanden hatte, und dass er sich auf ihn verlassen konnte.

Er sah sich kurz in dem Raum um. Seine Augen streiften Ricardo, diesen Mann mit den harten Gesichtszügen, der ihn dennoch so schonend behandelt hatte. Dann ging er fünf Schritte rückwärts, stellte einen seiner Füße gestreckt zur Seite und berührte leicht wie eine Feder mit der Fußspitze den Boden. Der Arm auf derselben Seite hob sich leicht und verharrte dann mit einer erwartungsvollen Spannkraft in der Luft. Langsam drehte er den Kopf in Richtung der elegant ausgestreckten Finger und neigte den Kopf in einer anmutigen Geste zur Seite. Eine schwarze Haarsträhne löste sich und fiel ihm über die Augen.

Danach stand er völlig reglos. Wie eine Porzellanpuppe sah er aus mit den ebenmäßigen Gesichtszügen und der blassen Haut, auf der sich in starkem Kontrast der schwarze Lack und die breiten, schwarzen Ledermanschetten der Fesseln abhoben.
 

Pascal kommentierte Myros erneute Erektion mit einem Lächeln und hauchte dem wunderhübschen Mann, der noch so unschuldig kindlich wirken konnte, einen Kuß auf die weichen Lippen.

In dem Moment konnte er verstehen, was Ricardo an diesem Sklaven so gut gefiel. Er stellte sich vor, wie es wäre, einen zweiten Lustsklaven zu haben. So einen wie Myro, dem gefiel, was er mit ihm anstellte. Vielleicht sogar mal wieder einen Freiwilligen. Es war ein vollkommen anderer Reiz, den das ausmachte. Aber Pascal wusste auch das zu genießen.

Wie wäre es wohl, wenn Ricardo ihm Myro verkaufen würde? Toshio und er sahen atemberaubend schön aus zusammen, und sie schienen sich zu mögen. Konnte er diese dünnhäutige Blüte, die Myro war, überhaupt besitzen, ohne sie zu zerstören? Und inwieweit würde Myros Anwesenheit Toshios Wesen verändern?

Er blickte im selben Moment zu Toshio hinüber, als sein Sklave ihm hilfesuchend den Kopf zuwandte. Diese Momente der nonverbalen Kommunikation liebte er. Er nickte ihm zu, ja, er hatte begriffen, und er würde sich kümmern.

„Na los, hopp, geh zu deinem Master, Myro.“ Locker schlug er Myro auf den Po, nicht fest, nur als Bewegungsimpuls.

Der kleine Rotschopf machte sich sogleich mit gesenktem Kopf auf den Weg zurück zu seinem Herrn. Mit geklemmten Knospen, einer Verbindungskette und einer deutlich sichtbaren Erregung stand der junge Mann schließlich mit roten Wangen vor Ricardo, der es sich in einem der Sessel gemütlich gemacht hatte.

"Bist du wieder mal viel zu gut davongekommen, Sklave?!" Die Stimme seines Herrn war voller Härte und gerade diese Dominanz ließ den Jungen in einem wohligen Schauer antworten: "Ja, Master.“

Doch Ricardo richtete sein ganzes Interesse scheinbar auf den anderen Sklaven, nur ein aufmerksamer Beobachter konnte erkennen, dass er seinen eigenen Jungen dennoch achtsam im Auge behielt. Für Myro sichtbar gab es hingegen nur ein herrisches Kopfnicken, das ihn augenblicklich auf seinen Platz verwies: zwischen die Schenkel seines Herrn, die Hände gehorsam auf einen der harten Oberschenkel gelegt, um keine Möglichkeit zu finden sich selbst zu berühren. Myro kniete seitlich und legte seinen Kopf legte zwischen die Hände, um Toshio betrachten zu können, der sich im Raum positioniert hatte, bereit zu tanzen.
 

Pascal trat an den Wandschrank. Auf der mittleren Ebene stand eine kleine Mini-Anlage, für den Fall, dass man ein wenig Musikuntermalung zu der Session wünschte. Er betrachtete das CD-Angebot, suchte ein Stück aus und drückte auf Play.

Eine schrille, verzerrte E-Gitarre erklang hinter der Deckenvertäfelung, wo die Lautsprecher verborgen waren.

Pascal drehte die Lautstärke noch ein wenig herauf und blieb dann mit verschränkten Armen an der Seite stehen, wo er sowohl Toshio als auch Ricardo mit seinem Jungen gut betrachten konnte.

Der schrille Ton verwandelte sich in eine langsam gespielte Melodie, die sich Depeche Mode zuordnen ließ.

Toshios Arm bewegte sich nach oben, und wie an einem unsichtbaren Faden gezogen folgte sein Kopf der Bewegung. Wie eine Marionette, die zum Leben erwachte. In einer geschmeidigen Welle senkte er den Arm wieder und ließ die Bewegung übergangslos auf die andere Körperseite hinüber fließen.

Pascal konnte nicht einschätzen, ob er das Lied kannte, welches er für ihn ausgewählt hatte. Toshio tanzte stets so, als würde sich sein Körper ganz spontan von der Musik bewegen lassen, und selbst Lieder, die ihm öfters vorgespielt wurden, interpretierte er niemals auf dieselbe Art und Weise. Er mischte Elemente aus dem klassischen Ballett mit moderneren Arten wie Jazz Dance oder Standard Tanz und eigenen Ideen und machte daraus eine ganz individuelle, geschmackvolle Art von Ausdruckstanz.

„In your room…”

Die tiefe, monotone Stimme von Dave Gahan setzte ein, und Toshio rührte sich noch immer nicht von der Stelle, verlagerte nur sein Körpergewicht, während Körper und Arme sich nach der Melodie bewegten. Langsam neigte er sich nach vorne und streckte ein Bein nach hinten. Seine Hände tasteten sich durch die Luft, als würden sie über eine glatte Fläche gleiten.

„…where time stands still. Or moves at your will…”

Sein Blick brannte sich in Ricardos Gesicht. Dazu musste er den Kopf anheben, sein Oberkörper lag waagerecht in der Luft.

„…will you let the morning come soon. Or will you leave me lying here…”

Er hielt seine Arme jetzt so, dass man tatsächlich den Eindruck haben konnte, er würde auf dem Boden liegen und zu Ricardo aufblicken.

„…in your favourite darkness. Your favourite half-light. Your favourite consciousness…”

In Zeitlupe richtete er sich wieder auf, hielt das Bein jedoch weiterhin schwebend in der Luft. Obwohl man seine Muskeln arbeiten sah, wirkte sein Körper leicht und wie schwerelos.

„…your favourite slave…”

Seine Augen ließ er nicht von Ricardo, und eine Hand glitt aufreizend seine Wange hinunter, über den dargebotenen Hals bis über sein Herz.

Jetzt wurde der Rhythmus des Liedes härter, und Toshio schloss halb die Augen, und jetzt eroberte er tanzend, wiegend, sich langsam drehend den Raum, wobei er immer wieder mit den Händen die Spielgeräte streifte und jede seiner Gesten die Angst und die Qual ausdrückte, die dieser Raum für Lustsklaven bedeutete. Gewürzt mit einer gewaltigen Portion Resignation, die mit der neutralen Stimme des Sängers harmonisierte.

„… I'm hanging on your words. Living on your breath. Feeling with your skin. Will I always be here?”

Während der Refrain am Ende des Liedes wiederholt wurde, nahm Toshio seine Bewegungen allmählich zurück, und ließ sich in einer langsamen Drehung zu Boden sinken.

„Will I always be here?”

Er drehte das Gesicht in Ricardos Richtung.

„Will I always be here?“

Er öffnete die Augen. Sein Ausdruck war gleichzeitig fragend und entmutigt.

„Will I always be here?“

Das Lied klang aus, und er senkte die Lider und blieb auf dem Boden liegen. Das Lied war eine Gemeinheit von Pascal gewesen, aber er würde ihm nicht den Gefallen tun und schon wieder anfangen zu heulen.
 

Ricardo hatte, ohne es zu merken, mehrmals hart schlucken müssen. Es war offensichtlich, dass ihn die Anmut und die Grazie dieses jungen Tänzers beeindruckten. Und dass ihm diese eindringlichen Blicke nahe gingen. Er streichelte seinen Kleinen, der sichtlich ergriffen war, sanft über den wohlgeformten Kopf. Seine eigene Miene um Unkenntlichkeit bemühend, erwiderte er Toshios Blick und wandte sich schließlich dem blonden Franzosen zu, während der junge Japaner noch immer auf dem Boden lag: "Er tanzt beeindruckend. Hat er es professionell gelernt?"

Auf Pascals Gesicht lag ein Lächeln, als er mit gemächlichen Schritten auf Ricardo und Myro zuging. Ihm war die Wirkung von Toshios Darbietung auf seinen neuen Bekannten nicht entgangen, und er war stolz darauf, so einen besonderen Sklaven wie Toshio präsentieren zu können. Ja, da hatte er wirklich und wahrhaftig einen ganz einzigartigen Fang gemacht. In diesem Nachtclub, wo er ihn zuerst hatte tanzen sehen, hatte der junge Japaner nur einen Bruchteil seines Könnens gezeigt. Aber Pascal hatte schon immer ein untrügliches Gespür für das Besondere gehabt.

„Er hatte als Kind jahrelang Unterricht“, gab er bereitwillig Auskunft. „Den Rest hat er sich selbst beigebracht. Er hat großes Talent, nicht wahr? Ich freue mich, dass es Ihnen gefallen hat.“

"Was meinen Sie," ließ Ricardo beiläufig einfließen, "hat sich Ihr Sklave für diesen Auftritt eine kleine Belohnung verdient?"

Pascal zuckte die Schultern. „Meinetwegen. Dachten Sie da an etwas Bestimmtes?“

"Wir könnten eine Belohnung zum Teil des nächsten Spiels formieren, ausgeführt durch Ihren Befehl“, schlug Ricardo diplomatisch vor. „Sie sind natürlich der Herr, Ihnen obliegt diese Entscheidung, ob und wie Ihr Eigentum belohnt werden soll."

Pascal schnippte mit dem Finger. „Toshio, komm her.“

Toshio erhob sich und strich sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann kam er langsam heran, den Rücken noch immer ganz aufgerichtet, Selbstsicherheit ausstrahlend. Ob Pascal wusste, wie sehr er die Musik und das Tanzen brauchte? Selbst dann, wenn manchmal die Lieder selbst ihn an seinen inneren Abgrund führten, war jeder Tanz wie ein Schluck Lebenselixier für ihn. Und für einen Tanz war er auch noch nie bestraft worden. Noch nie.

Pascal legte seinen Arm besitzergreifend um die schmalen Schultern und zog ihn an sich. Toshio ließ es geschehen, das Gesicht ausdruckslos wie eine Maske. Sein Atem ging noch beschleunigt, und seine Wangen waren gerötet von der Anstrengung.

„Das war sehr schön, mon petit, das hast du wirklich gut gemacht“, raunte Pascal ihm auf Deutsch ins Ohr und strich ihm dabei zärtlich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann fügte er lauter und auf Englisch hinzu: „Master Ricardo ist der Meinung, du hast dir eine kleine Belohnung verdient. Du darfst ihm dankbar sein, dass ihn deine mittelmäßige Vorstellung nicht gelangweilt hat.“ Sacht, aber unnachgiebig dirigierte er seinen Sklaven in eine kniende Position.

„Ja, Herr“, erklang leidenschaftslos die Antwort, und Toshio gab auch dem Druck auf seiner Schulter nach und kniete sich auf den harten Boden. Er hielt den Kopf gesenkt, den Rücken aber immer noch sehr gerade. „Ich danke Euch, Herr, Ihr seid zu gütig.“ Automatisch kamen die Worte an Ricardo über seine Lippen, eine Floskel, mehr war das nicht.

Pascal schüttelte darüber den Kopf, aber das Lächeln blieb in seinem Gesicht. „Soll ich mich vielleicht vorher schon einmal um die Utensilien für das nächste Spiel kümmern?“ fragte er Ricardo. „Ich bin sicher, Hakujiro-san hat irgendetwas in der Art da.“

"Gerne“, dankte der Amerikaner dem Franzosen und stimmte sich dann über einem Blick mit diesem ab. "Komm zu mir, Toshio“, erklang der ruhige Befehl, mit dem er nun seinerseits den zierlichen Asiaten auf den Boden neben seinen Sessel befahl. Ruhig, bestimmend und als wäre es die größte Selbstverständlichkeit, deutete er Toshio auf alle Viere zu gehen und begann beruhigend dessen weiche Haare zu streicheln.

Geht denn diese Nacht nie zu Ende, fragte sich Toshio müde. Gerade eben hatte er noch das Gefühl von Selbstbestimmung über seinen Körper beim Tanzen gespürt, und schon kniete er wieder auf dem Boden.

Werde ich immer hier sein?

Nein, nein und nochmals nein! Er würde weiterhin seinen Prinzipien treu bleiben, und auch wenn er gehorchte, nie wollte er vergessen, dass er das tun musste, um zu überleben. Er vergaß nie, dass er niemandem gehörte, auch wenn sich die ganze Welt anders verhalten würde. Er vergaß nie, wie sein Leben mit Patrick verlaufen war. Verlaufen wäre. DAS war die Wirklichkeit. Nicht das hier.

Dennoch schob sich sein Kopf der kosenden Hand entgegen.

Wie wäre es wohl, wenn Pascal ein wenig mehr wie dieser Ricardo wäre, nur ein kleines Bisschen weniger grausam? Würde es ihm dann auch noch gelingen, sich der permanenten Gehirnwäsche zu widersetzen? Oder wäre er dann jetzt schon wie Myro, der ernsthaft an seinem Herrn zu hängen schien? Genau wie Laurin an Raven hing... Der war allerdings auch seit seiner Kindheit bei ihm. Und Raven stellte auch nicht solche Sachen mit ihm an.

Ricardo fuhr durch die seidigen, durch das Tanzen ein wenig verschwitzen Haare des jungen Japaners. Sanft koste er mit seinen Fingern den dargebotenen Kopf und wanderte dann ein wenig tiefer zu Toshios Nacken, den er beruhigend und entspannend mit leichten Kreisen massierte.

"Gut gemacht, Toshio“, lobte er den jungen Mann und verteilte seine Streicheleinheiten auf die beiden Sklaven, von denen sein Junge genießend die Augen geschlossen hatte und dankbar annahm. Myro kauerte an seiner anderen Seite und hatte den Kopf noch immer brav zwischen seine Hände auf dem Schenkel seines Herrn abgelegt.

Ein Blick zu Pascal zeigte Ricardo, dass dieser noch eine kleine Weile mit der Auswahl der Kostüme für das nächste Spiel beschäftigt sein würde. In dem Schrank fand der Franzose nämlich nicht das, was seinen Vorstellungen entsprach. Wortlos verständigte er sich mit Ricardo, dass er gleich wiederkäme, und verließ das Spielzimmer.

Auf dem Weg zu Hakujiro überlegte Pascal ernsthaft, wie er Toshio belohnen sollte. Eine echte Belohnung war eigentlich unmöglich, zumindest, wenn sie in das nächste Spiel einfließen sollte.

Das Spiel abzublasen, darüber würde sich Toshio vermutlich freuen. Alles andere, und sei es noch so freundlich gemeint, würde von seinem sensiblen Sklaven sowieso nur als demütigend wahrgenommen werden.

Toshio im Katzenkostüm… Eine köstliche Vorstellung, noch dazu mit Myro zusammen. Aber Pascal war sich sicher, dass Toshio das Petplay überhaupt nicht gefallen würde.

Und wenn er wieder störrisch reagierte, führte das unweigerlich zu einer erneuten Strafe.

Aber eine Belohnung? Schwierig…
 

Früher hatte Toshio diese devoten Sklaven verachtet. Inzwischen konnte er sie verstehen. Er begann ja schon selbst manchmal, wie Pascal zu denken. Er würde gern fragen, wie lange Myro schon bei Ricardo war, aber er wollte keine weitere Strafe riskieren. Obwohl Ricardo bisher sehr rücksichtsvoll gewesen war, fühlte er sich merkwürdig unsicher ohne Pascal in seiner Nähe. Pascal war natürlich immer eine Gefahr, aber gegen den Sadismus von fremden Mastern war er der einzige Schutz.

Mit einem unauffälligen Drehen des Kopfes versuchte er, wenigstens einen Blick auf Myro zu erhaschen.

Der schien sich einfach nur noch auf die Nähe und Zärtlichkeit seines Herrn zu konzentrieren, sah genießend zu der streichelnden Hand hinüber, die den fremden Sklaven an dessen anderer Seite koste, und fing Toshios fragenden Blick auf. "Bitte, Herr“, hauchte er daraufhin und hob ein wenig eine seiner Hände.

Mit einem knappen Nicken erteilte Ricardo ihm die Erlaubnis, so dass Myro seinen Arm nun ganz offiziell nach Toshio ausstrecken durfte. Sanft streichelte er über den geschnürten Rücken und hielt dabei respektvollen Abstand zu der Hand seines Herrn, die sich ebenfalls sicher über den schmalen Körper bewegte.

Toshio seufzte lautlos. Myro war an seiner Seite, und das gab ihm Sicherheit. Er versuchte sich ganz und gar auf seine federleichten Berührungen zu konzentrieren, und die andere Hand zu ignorieren. Myro durfte ihn anfassen, das war okay.

Ricardo hatte ebenfalls den fragenden Blick von Toshio bemerkt und wandte sich nun an den ungewöhnlichen Sklaven mit den wundervollen Tanzkünsten: "Du kannst sprechen, Toshio.“

Überrascht ruckte Toshios Blick zu Ricardo. „Ja?“ entfuhr es ihm, und er vergewisserte sich, dass von Pascal nichts zu sehen war, bevor er wieder zu Boden starrte. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Noch nie hatte einer der Herren mit ihm sprechen wollen, wenn ihre Lust befriedigt war. Er hatte Zweifel, ob Pascal das erlauben würde. Der war jedoch nicht da, und dieser Master verlangte es. Und hatte er nicht allen Mastern zu gehorchen, war das nicht gerade die Lektion gewesen?

Aber was sollte er denn sagen? Durfte er oder musste er jetzt sprechen?

„Darf ich…“ setzte er zögernd an und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was wollt Ihr denn hören, Herr?“ fragte er kaum hörbar. Unsicher verlagerte er das Gewicht von einem Arm auf den anderen.

Seine Verlegenheit entlockte Ricardo ein leichtes Schmunzeln. "Was du sagen möchtest, Toshio. Du kannst fragen oder erzählen, was immer dir gerade einfällt oder durch den Kopf geht."

Eine Falle, dachte Toshio sofort. Etwas anderes konnte das doch gar nicht sein. Unmöglich, dass der streng wirkende Master plötzlich so nett war. Oder? War das wirklich so abwegig? ‚Er behandelt mich immer gut’, hatte Myro schließlich über Ricardo gesagt. Dass er bei ihm bleiben wollte. Sobald er dich streichelt, ist das Spiel zu Ende, und er ist wieder sanft... Und er hatte sich ja selbst im Spiel nachsichtiger als andere Herren gezeigt.

„Ich würde gern wissen…“ Toshio zögerte wieder, doch er konnte die Gelegenheit zu einem Gespräch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er hatte so selten die Möglichkeit, sich zu unterhalten. Nur wachsam musste er sein! „Ich würde gern wissen, wie lange Myro schon bei Euch ist, Herr. Und… wie Ihr ihn kennen gelernt habt.“

Myro versteifte sich etwas und sah ein wenig unsicher zu Ricardo hinauf. Dieser schien überrascht, dass sich Toshio nach Myro erkundigte.

"Myro ist seit über einem Jahr bei mir“, antwortete er vorsichtig und behielt beide Sklaven genau im Auge. Den nächsten Satz sagte er mit neutraler, beinahe schon harter Stimme: "Ich habe ihn bei einem Händler gekauft."

Myro zuckte zusammen, und sein ganzer Körper verkrampfte sich. Sein Blick ging nun gen Boden, nicht schnell genug, als dass man die Trauer und den Schmerz darin nicht erkannt hätte.

Toshio griff zur Seite und legte nun seinerseits eine Hand mitfühlend an Myros Rücken. So kurz erst war er bei Ricardo? Toshio hätte wetten können, dass Myro schon ganz lange bei diesem Herrn war, ähnlich wie Laurin bei Raven. Aber er wusste ja auch nicht, wie lange Myro bei diesem Händler gewesen oder was davor geschehen war. Für Myro schien die Erinnerung jedenfalls nicht angenehm zu sein. Armer Myro! Das musste schlimm gewesen sein. So schlimm, dass ihm Ricardo nun wie sein Retter erschien? War das nun ein weiterer Fall von Realitätsverdrehung, das ihm als abschreckendes Beispiel dienen konnte, oder wollte Myro tatsächlich freiwillig bei diesem Mann bleiben?

"Möchtest du sonst noch etwas wissen oder erzählen, Toshio? Du kannst frei sprechen, bis dein Herr wiederkommt“, unterbrach Ricardo seine Gedanken.

„Ihr habt ihn gekauft“, wiederholte er bitter Ricardos Worte. „Und… liebt Ihr ihn jetzt, Master Ricardo?“ Mal sehen, ob er wirklich frei sprechen durfte. Er hatte keine Ahnung, welcher Teufel ihn gerade ritt und diese Frage stellen ließ, und er zog schon ein wenig den Kopf ein in Erwartung einer ärgerlichen Reaktion darauf.

Die jedoch nicht kam.

Ricardo dirigierte beinahe schon behutsam die beiden jungen Männer noch näher an seine Schenkel. Myro schmiegte sich augenblicklich an und wisperte aufgewühlt: „Ich liebe dich, Herr.“

Die kaum mehr als gehauchten Worte gaben Toshio einen Stich ins Herz. Warum sagte Myro das? Wollte er Ricardo besänftigen? Wollte er ihm die Antwort ersparen - oder fürchtete er die Antwort? Augenblicklich bereute Toshio, seine Frage gestellt zu haben. Warum musste er diesen friedlichen Moment zerstören, anstatt einfach Ricardos Freundlichkeit zu genießen? Der dominante Mann beugte sich zur Seite und drückte seinem Sklaven einen Kuss in den Nacken, bevor er Toshio auf die Beine hob.

"Würdest du dir wünschen, dein Master würde dich lieben?" flüsterte er dem jungen Mann eine Gegenfrage ins Ohr.

Toshio versteifte sich augenblicklich. Falsche Frage, ganz falsche Frage. Er hatte auf etwas anderes hinaus gewollt, aber plötzlich begriff er, dass diese Leute sich ja gerade aus vermeintlicher Liebe Sklaven hielten.

Ricardo war sein Schweigen wohl Antwort genug. Laut fragte er weiter: "Wie lange bist du schon bei deinem Herrn, Toshio, und woher kommst du?"

„Ich habe in Deutschland studiert, bis dieser…“ Im letzten Moment konnte er sich zurücknehmen und eine andere Formulierung wählen als die, die ihm auf der Zunge gelegen hatte. „… bis dieser ‚Herr’ mich entführt hat. Damals war Sommer. Jetzt ist Winter. Ein verdammtes halbes Jahr hat er mir schon gestohlen. Ich gehöre ihm nicht. Niemand gehört irgendwem.“ Sein Blick streifte zu Myro. Seine Stimme, die beim Sprechen immer lauter geworden war, wurde jetzt zu einem tonlosen Flüstern: „Ich wollte im Frühjahr heiraten. Wenn ihr uns wirklich lieben würdet, würdet ihr uns gehen lassen.“ Tränen fingen sich in seinen Wimpern, und eine löste sich und hinterließ eine glitzernde Spur auf seiner Wange.

Ricardo sah ihn für einen Moment nachdenklich an. Dann zog er ihn in seine Arme und raunte ihm ganz nahe ins Ohr: "Versuche durchzuhalten, Toshio, vielleicht bekommst du deine Freiheit eines Tages wieder." Zärtlich streichelte er ihm eine der weichen Haarsträhnen aus dem Gesicht, während sein Blick auf Myro weilte.

Toshio gab ein aufgebrachtes Schnaufen von sich, das genauso gut ein Schluchzen sein konnte. „Ja, ja, durchhalten. Immer durchhalten. Und wohin hat mich das gebracht?“ Dennoch drückte er sich an den warmen, starken Körper. Er konnte Trost und Aufmunterung gut gebrauchen, und Ricardo wirkte ehrlich, auch wenn er einer der Herren war. Ganz leise, fast unhörbar, fügte er hinzu: „Pascal wird mich eher töten, bevor er mich gehen lässt.“

Schweigend hielt Ricardo ihn einfach, während Toshio ein weiteres Mal mit den Tränen kämpfte. Gedacht hatte er diese Worte schon öfter, in Momenten der absoluten Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, doch einmal ausgesprochen wirkte diese simple Feststellung wie ein Kübel Eiswasser und goss Todesangst in seine Eingeweide. Er wollte doch nicht sterben, und wenn, dann nicht durch Pascals Hand! Fast unmerklich begann er zu zittern und legte nun gleichfalls die Arme um Ricardos muskulösen Oberkörper, drückte sich an ihn und versuchte, sich beim Lauschen auf den gleichmäßig dumpfen Herzschlag unter den muskelbepackten Rippen wieder zu beruhigen. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Ricardo seinen Kopf ein wenig drehte und seine Lippen direkt an sein Ohr brachte. Seine Worte waren so leise, dass Toshio sie kaum verstehen konnte, ja fast den Eindruck hatte, er würde sich ihre Existenz nur einbilden.

„Viel kann ich nicht für dich tun, Toshio. Ich weiß nicht, ob das je von Nutzen für dich sein wird, aber diese Nummer kannst du jederzeit anrufen. Merk sie dir gut.“

Und er flüsterte ihm tatsächlich eine Telefonnummer zu.
 

Pascal fand Hakujiro in der Lounge an der Bar, wo er sich in einer fröhlichen Runde augenscheinlich prächtig amüsierte. Drei Herren und zwei Damen saßen bei ihm, und neben ihnen knieten Sklavinnen, die ihre Getränke hielten, und ein Sklave lag rücklings auf dem harten Boden und massierte einer der Damen die Füße.

„Pascal-san, setz dich zu uns und trink mit uns“, begrüßte Hakujiro ihn überschwänglich, als er näher kam, und stellte ihm die anderen vor. Seine Aussprache war leicht verwaschen, sein Gesicht gerötet. Das Weinglas neben ihm erklärte diesen Zustand. „Wo ist dein süßer kleiner Sklave geblieben? Hat Takamuras ungehöriges Benehmen ihn verschreckt? Du musst ihm verzeihen, es ist seine erste Party, und es war ihm nicht bewusst, wie sehr er mit seinem Verhalten die Etikette verletzt. Für ihn ist das alles nicht mehr als ein spannendes Spiel. Ich habe mit ihm gesprochen, er wird sich bei dir entschuldigen, Pascal-san.“

Pascal winkte ab. „Das ist nicht nötig. Mir reicht es, wenn er es nicht wieder tut. Wir haben alle mal angefangen.“

„Nein, nein“, widersprach Hakujiro und wiederholte: „Er wird sich bei dir entschuldigen.“

Pascal war bemüht, sich seine zunehmende Gereiztheit nicht anmerken zu lassen. Er hatte keine Lust, sich noch einmal mit dem Anfänger herumzuplagen, und er mochte auch diese enthemmte Leutseligkeit von Betrunkenen nicht – selbst dann nicht, wenn er die betroffenen Personen im nüchternen Zustand durchaus wertschätzte. Hakujiro hatte er zuvor noch nie derart angetrunken erlebt. Aber Pascal wusste, dass es in Japan ein absolutes Tabu war, sein Gegenüber in Verlegenheit zu bringen, noch dazu vor Zeugen, und darüber hinaus war es eine bekannte Tatsache, dass in Japan Betrunkene mit größter Nachsicht behandelt wurden. Hakujiro war ein guter Kunde, ein alter Bekannter, ein hervorragender Kontakt und außerdem momentan sein Gastgeber.

Und so sagte er lediglich: „Es ist wirklich nicht nötig, Kondo-san. Ich wollte auch nur fragen, ob es hier irgendwo Kostüme für Petplay gibt.“ Er wechselte lieber schnell das Thema, bevor Hakujiro oder einer seiner Freunde auf die Idee kommen konnte, ihn noch einmal nachdrücklich zum Verweilen einzuladen. Doch die Sorge erwies sich als unbegründet.

„Petplay?“ Hakujiros Augen leuchteten auf. „Was genau suchst du denn?“

„Ich dachte da an ein paar Katzenkostüme für Mendozas und meinen Kleinen.“

„Oh, ich habe gehofft, dass du das sagst.“ Hakujiro klatschte begeistert in die Hände, und Pascal dachte innerlich Augen rollend einmal mehr, wie sehr doch Alkohol die Menschen veränderte. Er selbst trank zwar auch gerne mal ein oder zwei Gläser Wein und schätzte die entspannende Wirkung der Droge, aber er betrank sich nie so sehr, dass er die Kontrolle über sich verlor.

Hakujiro führte ihn in einen Raum, der für die Partygäste nicht zugänglich war. Hier standen einige Spinde und Bänke, anscheinend war dies der Ort, wo sich das Personal umziehen konnte. An der einen Wand waren ungefähr ein halbes Dutzend Koffer und Kisten gestapelt, und Hakujiro zog eine große Kiste hervor und öffnete sie.

„Das ist nicht die richtige“, kommentierte er ihren Inhalt und hielt ein weißes Lackteil mit einem roten Kreuz darauf in die Höhe. „Klinikspiele. Hm, dann müssten die Kitten-Sachen in diesem hier sein...“

So war es, und Pascal stand bald staunend vor der größten Auswahl an Katzen-Verkleidungen, die er je gesehen hatte. Für jeden Geschmack war etwas dabei: von dezenten schwarzen Ansteckohren bis hin zu roten, pinkfarbenen oder türkisen Ohren mit Tüll und Taft, Rüschchen und Glitter und unglaublich kitschig. Es gab einfache Kostüme, die nur aus Ohren und Schwanz bestanden, aber auch Ganzkörperfelle, zu denen sogar eine Maske mit Katzengesicht gehörte.

Pascal stand nicht auf Plüsch und Kitsch und suchte sich unter den schlichteren Kostümen mit realistischem Katzenfellmuster zwei aus, und als er sich die unterschiedlichen Befestigungsmöglichkeiten für die Schwänze besah, kam ihm eine Idee für die Belohnung seines eigenwilligen Sklaven. Allerdings war er sicher, dass Toshio sie nicht zu würdigen wissen würde, denn als Kater verkleidet zu werden, dürfte kaum nach seinem Geschmack sein, egal mit welchem Schwanz.

Hakujiro hatte geduldig daneben gestanden, während er seine Wahl traf, und betrachtete jetzt mit glänzenden Augen die beiden Kostüme. „Ihr führt die beiden aber gleich auch öffentlich vor, oder? Du bringst hier den hübschesten Burschen weit und breit an, und dann verschwindest du den ganzen Abend in den Separees“, maulte er unzufrieden.

„Ich muss erst mal sehen, wie mein Kleiner auf die Verkleidung reagiert – es ist sein erstes Petplay. Außerdem ist er ein wenig angespannt seit der Begegnung mit Takamura-san gleich zu Beginn der Party.“ Es konnte nicht schaden, dem fremden Dom mit dem schlechten Benehmen ein wenig Schuld in die Schuhe zu schieben.

„Ach ja, dieser Trottel! Er muss sensiblen Umgang mit den Sklaven noch lernen. Da hat Mendoza schon ein besseres Händchen.“

„Stimmt. Kennst du ihn gut?“

„Geht so. Aber er ist absolut in Ordnung, keine Sorge. Hat einen einmaligen Ruf bei der Erziehung von Wildfängen. Nicht wenige fragen ihn um Rat, wenn sie Schwierigkeiten mit ihren Süßen haben. Und bislang soll er noch jeden Sklaven auf seinen Platz verwiesen haben.“

„Das kann ich mir vorstellen.“ Pascal war erleichtert, sich in seiner neuen Bekanntschaft nicht getäuscht zu haben. Und jetzt wollte er so schnell wie möglich wieder zurück. Guter Ruf hin oder her, er ließ Toshio nur äußerst ungern so lange mit einem fremden Meister allein.

Hakujiro hatte es dagegen gar nicht eilig, obwohl er einen demonstrativen Blick auf seine Armbanduhr warf. „Es ist schon drei Uhr, und ich habe noch gar nichts von dir und deinem Katerchen gehabt. Bitte erlaube mir ein kleines Spielchen mit ihm, damit ich ihm zeigen kann, dass nicht alle japanischen Master so ungeschickt sind. Ja?“

Pascal betrachtete seinen alten Freund aufmerksam. Hakujiro war zwar angetrunken und klang gerade wie ein nörgelndes Kind, aber er war dennoch einer der mächtigsten Männer Japans und daher wichtig für Pascal. Er konnte es sich nicht leisten, ihn zu verärgern, und auch wenn Hakujiro lediglich eine Bitte geäußert hatte, kannte Pascal ihn gut genug, um zu wissen, dass es ihn ernsthaft verstimmen würde, wenn sie ihm nicht gewährt würde.

Ganz davon abgesehen, dass die subtile Art, in diesem Land ein „Nein“ zu formulieren, ohne sein Gegenüber zu diskreditieren, für Pascal noch immer ein Rätsel blieb. Wie so vieles andere auch.

Also gab er nach.
 

Als er in das Spielzimmer zurück kam, sah er sofort, dass Toshio schon wieder geweint hatte. Ricardo saß noch an der gleichen Stelle, beide Sklaven dicht bei ihm. Toshio hatte gerade gesprochen und schwieg jetzt abrupt, als Pascal den Raum betrat. Nun, das war nicht ungewöhnlich, Toshio reagierte schließlich immer angespannt, wenn sein Herr in seine Nähe kam. Aber warum wirkte er so verstört?

Ricardo schien ganz entspannt und sagte noch etwas, das Pascal jedoch nicht verstehen konnte. Toshio starrte auf den Boden.

„Ich bin fündig geworden.“ Pascal hob die Katzenkostüme in die Höhe. Beide waren getigert, eins grau-schwarz und das andere schwarz-rot, passend zu den Haarfarben der beiden Jungen. „Leider wünscht Hakujiro-san Toshios Gesellschaft, und es wäre zu unhöflich gewesen, ihm diesen Wunsch auszuschlagen“, teilte Pascal dem Kolumbianer auf Französisch mit, echtes Bedauern in der Stimme.

Ricardo war gleichfalls anzumerken, dass ihn das vorzeitige Ende ihrer gemeinsamen Session leid tat, aber er zeigte auch Verständnis für Pascals gesellschaftliche Verpflichtungen. Dankend nahm er das Kostüm für Myro entgegen, und Pascal zitierte Toshio zu sich und führte ihn zu dem schwarz bezogenen Bett auf der anderen Seite des Zimmers.

„Worüber habt ihr gesprochen?“ verlangte er zu wissen.

„Über Myro, Herr“, antwortete Toshio ohne Zögern.

Pascal ging davon aus, dass er die Wahrheit sagte, so gut kannte er ihn inzwischen. Was hatte ihn an einem Gespräch über den rothaarigen Jungen so verwirrt? Woran dachte Toshio gerade?

„Du magst Myro, nicht wahr?“ Pascal beobachtete ihn genau. Es war köstlich zu sehen, wie sich in Toshios Gesicht die Überlegung abzeichnete, ob diese Frage harmlose Konversation oder eine Falle war, gefolgt von Resignation – was machte es schließlich für einen Unterschied?

„Ja, Herr.“ Wozu das Offensichtliche abstreiten.

„Wünschst du dir, Master Ricardo würde dich kaufen?“

Schmale, dunkle Elfenaugen blickten zu ihm auf, forschend erst, vielleicht ein wenig überrascht, dann schoben die Augenbrauen sich über dem Nasenrücken zu einer trotzigen Falte zusammen, bevor die Lider mit den dichten, schwarzen Wimpernkränzen wieder senkten. Selten konnte Pascal so deutlich in dem Gesicht des Jungen die widerstreitenden Gefühle lesen.

„Was soll das, Pascal?“ Toshios Stimme war leise. „Ich bin müde. Lass mich doch einfach in Ruhe.“

Pascal reagierte nicht böse auf diese Unverschämtheit. Er lachte. Der Junge war einfach köstlich! Wer sonst könnte es schaffen, nach all dieser Zeit der Gehorsams- und Unterordnungsübungen, nach all den Misshandlungen und Demütigungen solch eine Antwort zu geben? Das zeigte nur wieder, dass er noch nicht gebrochen war, dass er seine Rolle als Sklave nur widerstrebend spielte, aber noch lange nicht angenommen hatte. Der ungleiche Kampf zwischen ihnen, der Kampf, bei dem Toshio nicht den Hauch einer Chance hatte, war noch längst nicht beendet. Und Pascal war zum ersten Mal unsicher, ob er ihn überhaupt bis zur letzten Konsequenz gewinnen wollte, denn dann wäre es endgültig vorbei mit solch amüsanten Wortwechseln, die ihm Toshio immer mal wieder lieferte.

Natürlich würde er trotzdem eine Strafe für diese Worte bekommen, aber nicht jetzt, nicht hier.

„Du hast wohl vergessen, dass du noch deine Belohnung bekommst für deinen kleinen Tanz. Und im Übrigen weißt du ja, dass ich bestimme, wann du deine Ruhe hast. Die Nacht ist noch nicht vorbei.“ Er packte seinen Sklaven hart am Kinn und zwang seinen Blick zu sich nach oben. Bei der nächsten Anweisung war jede Freundlichkeit aus seiner Stimme verschwunden: „Und den Rest der Nacht benimmst du dich wieder, wie ich es dir beigebracht habe, hast du verstanden?“

Toshio hielt noch kurz stand, dann schlug er die Augen nieder. „Ja, Herr.“

Pascal genoss seinen kleinen Sieg und war gespannt, wie dem jungen Japaner das Kittenplay schmecken würde. Er ließ das grauschwarz getigerte Kostüm auf das Bett fallen.

„Schau“, sagte er. „Ich weiß ja, dass du dein heutiges Outfit nicht sonderlich gerne magst. Darum habe ich dir ein neues besorgt.“ Mit Genugtuung registrierte er, mit wie wenig Begeisterung Toshio die Katzenverkleidung beäugte. Hätte Pascal auch sehr gewundert, wenn sein Kleiner Freude an Petplay gefunden hätte.

Wie sehr es Toshio allerdings wirklich gegen den Strich ging, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  LindenRathan
2011-12-18T21:41:58+00:00 18.12.2011 22:41
Oh man schnell weiter schreiben, das ist so was von spannend.
Von:  me-luna
2011-12-12T08:17:23+00:00 12.12.2011 09:17
Diese Szenen, in denen sich Toshi seinen ganzen Frust von der Seele tanzen darf, sind jedes Mal mehr als bewegend. Frage mich immer, was in ihm in diesen Momenten alles vorgehen muss, wenn er so viel Leid katalysiert und gleichzeitig außen vor schiebt.

Lg
Von:  me-luna
2011-12-12T08:13:21+00:00 12.12.2011 09:13
Kann Tesla nur zustimmen. Die Spannung lässt sich hier fast schon mit Händen greifen. Wie immer fesselnd und gleichzeitig schwerst verstörend. Und dann auch noch mit mehreren Cliffhängern.
Wie wird die Sache mit dem Spiel ausgehen- Haha, ein Wortspiel im doppelten Sinn :-) - wie wird Toshi auf diese erneute Aufgabe reagieren?

War wieder mal vollkommen baff, dass er am Ende noch die Kraft hat, Pascal Paroli zu bieten. Du lässt einen wieder einmal vollkommen süchtig und sehr erwartungsvoll am Ende dieses Kapitels zurück. Freue mich auf mehr, fand es wunderbar mit dir crossovern zu dürfen und verneige mich vor deinem Stil und deinem Talent.

Alles Liebe luna
Von:  ai-lila
2011-12-07T20:07:07+00:00 07.12.2011 21:07
Hi~~

Es ist gut, das Pascal nicht die blaßeste Ahnung davon hat, das Ricardo ein Herz besitzt.
Gut... Ricardo ist ebenfalls ein Master, doch ist er nicht im geringsten so ein mieses Dreckstück wie Pascal.
Toshio hätte es auf alle Fälle besser bei Ricardo als bei seinem eigenen Herren. Und Myro wäre sicher nicht unglücklich über einen neuen Freund.

Doch glaube ich nicht, das Pascal Toshio jemals freiwillig von seiner Seite läßt.
Hoffe jedoch für Toshi, das er ein besseres Zahlengedächtnis hat als ich.

Das war wieder ein klasse Kapi.
Freue mich schon aufs Nächste.
lg deine ai
Von:  Tesla
2011-12-05T21:10:31+00:00 05.12.2011 22:10
Wieder mal ein toles Kapi, aber es lässt einen fast traurig und resigniert zurück. man könnte fast meinen die nächste Katastrophe schreit einem schon richtig entgegen. Armer kleiner Kerl. Naja ich bange und hoffe nach wie vor auf ein glückliches ende ich bin hoffnungslose Romantikerin.


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