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Die vier Phasen

von

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Freundschaftsdienste

Der Anruf kam mitten in der Nacht.

„Ben, du musst kommen.“

„Jetzt? Weißt du, wie spät es ist?“

Das war eine dumme Frage, und Raven war sich dessen bewusst, kaum dass er sie gestellt hatte. Pascal würde nicht anrufen, wenn es nicht dringend wäre. Und er klang aufgewühlt. Wahrscheinlich war es ihm entweder nicht bewusst oder es war ihm egal, dass er Raven aus dem Schlaf gerissen hatte. Vermutlich beides.

„Du musst ihn abholen“, sagte Pascal. „Ich bring ihn sonst um.“

„Was ist denn passiert? Pascal?“

Doch Pascal hatte längst aufgelegt. Raven fluchte leise. Da war sein Freund der Chef eines riesigen Pharma-Unternehmens, hatte zwei Doktortitel und war nicht einmal im Stande einen ordentlichen Notruf zu tätigen! Jetzt hatte Raven keine relevanten Informationen bezüglich der Art des Notfalls. War jemand verletzt? Welcher Art waren die Verletzungen? Vermutlich ging es um Toshio. Oder um Ivan, schließlich hatte der Hausdiener in der Vergangenheit auch schon Pascals Unmut erregt.

Aber so sehr, dass er ihn abholen sollte? Es musste Toshio sein.

Und wie sollte er ihn transportieren, diesen unwilligen halbgezähmten Sklaven? In seinem Auto etwa?

Raven verfluchte im Stillen seinen Freund ein weiteres Mal und beschloss, einfach die Arzttasche mitzunehmen und dann vor Ort zu entscheiden, was genau zu tun war. Wenn Pascal so wütend war, dass er Toshio umbringen wollte, brauchte er seine Arzttasche höchstwahrscheinlich, und vielleicht reichte die medizinische Grundausstattung nicht einmal, die sie enthielt. Rasch zog er sich an.

Laurin setzte sich verschlafen auf. „Ist was mit Toshio?“ fragte er.

„Ich weiß nicht“, antwortete Raven wahrheitsgemäß.

„Darf ich mitkommen?“ Laurin schwang schon die Beine aus dem Bett.

„Nein.“ Raven sah die Enttäuschung im Gesicht des Jungen und wandte ihm jetzt seine volle Aufmerksamkeit zu. „Hör zu, Laurin. Pascal klang sehr aufgebracht. Ich möchte dich nicht in seiner Nähe haben, wenn er in so schlechter Stimmung ist, du weißt das. Leg dich wieder hin, und versuch noch ein wenig zu schlafen. Ich komme so schnell wie möglich wieder.“

Der Junge antwortete nicht, machte aber auch keine weiteren Anstalten, aufzustehen. Allerdings auch nicht, sich wieder hinzulegen.

Mit wenigen Handgriffen war Raven abfahrbereit. Als er einen letzten Blick in das Schlafzimmer warf, saß Laurin noch immer an der Bettkante. Er trat noch einmal zu ihm und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Er wollte ihm sagen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, dass, was immer auch geschehen sein mochte, es nicht so schlimm wäre. Aber Laurin kannte Pascal gut genug, und Raven selbst hatte den Jungen in der Vergangenheit immer wieder angewiesen, anderen Sklaven nichts zu versprechen, was vielleicht nie eintreten würde.

Also sagte er nur: „Ich werde tun, was ich kann. Das weißt du.“

„Ja, das weiß ich“, entgegnete Laurin. „Aber viel ist das ja nicht.“

Es lag kein Vorwurf in dieser Feststellung, nur eine tiefe Besorgnis, und dennoch war es das erste Mal, dass Laurin so etwas wie Kritik an Raven äußerte.

„Wie meinst du das?“ wollte er wissen.

„Wird er Toshio jetzt entsorgen?“ fragte Laurin statt einer Antwort, und Tränen schwammen in seiner Stimme.

„Ich glaube nicht, so vernarrt, wie er in ihn ist. Und immerhin hat er mich angerufen. Außerdem weiß ich ja gar nicht, was überhaupt passiert ist.“ Er legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. „Ich muss jetzt los.“

„Ja. Raven?“

„Was?“

„Pass auf dich auf, bitte.“

„Natürlich. Ich bin so schnell es geht wieder da.“

Laurin schlang die Arme um ihn, nur einen kurzen Moment, dann drehte er sich herum und verkroch sich unter die Bettdecke.
 

Das Bett war noch warm, und er hörte, wie Raven die Haustür hinter sich schloss und dann mit dem Wagen davon fuhr. Ihn fröstelte. Der Monsieur war wütend, und Laurin war sicher, dass er wütend auf Toshio war. Warum musste er ihn auch immer wieder herausfordern? Warum konnte er sich dem Willen dem Willen seines Herrn nicht einfach fügen?

Weil sich fügen bei Monsieur Remarque auch keine Lösung war, beantwortete Laurin seine Frage selber. Monsieurs Lustsklaven hatten die Aufgabe, ihm Lust zu bereiten, und es bereitete ihm Lust, anderen Menschen Schmerz zuzufügen.

Der Gedanke, dass Toshio ihm ausgeliefert war, war unerträglich, und er würde gerne etwas für ihn tun, wusste aber nicht, was. Er befürchtete, Toshio könnte sich wünschen, dass es einfach vorbei war, aber er konnte sich nicht überwinden, für seinen Tod zu bitten. Genauso wenig konnte er sich überwinden, schamanisch für ihn tätig zu werden, denn er hatte Angst vor dem, was ihn da möglicherweise erwartete. Er hatte Angst, dass Toshio schon tot war.

Voller Unruhe stand er schließlich auf, zog sich an und tigerte durch das Haus. Er versuchte sich damit zu beruhigen, dass Raven jetzt schon dort sein musste. Doch dann dachte er daran, dass Raven die Interessen des Monsieur zu wahren hatte, nicht die von Toshio.

Toshios Interessen … Er hatte immer nur fort gewollt. Wieder frei sein. Laurin hatte das nie wirklich nachempfinden können, denn für ihn war die Welt der Sklaven und der Herrenmenschen eine Selbstverständlichkeit geworden. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie sich Freiheit anfühlte. War man als kleines Kind überhaupt schon frei? Und seine Eltern … Er wollte nicht an seine Eltern denken.

Bei dem Gedanken daran, dass er Toshio vielleicht nicht wiedersehen würde, fühlte er sich schuldig, weil er ihm nicht besser geholfen hatte. Er hatte gedacht, das Richtige zu tun, als er ihn vor den Folgen einer Flucht gewarnt hatte. Schließlich hatte er die gesehen, die zurück gebracht worden waren. Und er konnte die Vorstellung nicht ertragen, Toshio so enden zu sehen. Toshio dachte, er hätte nichts zu verlieren, aber Laurin wusste es besser. Er konnte es ihm nicht erklären, ohne das Labor zu erwähnen, und das war ihm verboten. Aber auch ohne große Erläuterungen hatte es Toshio irgendwann aufgegeben, ihn um Hilfe anzuflehen.

Dennoch es war vielleicht doch nicht richtig so gewesen, denn Toshio hatte es nicht geschafft, sich in sein Sklavenleben zu fügen. Und selbst wenn, nichts hätte ihn vor der Grausamkeit des Monsieur bewahren können. Aber hätte Laurin ihm überhaupt helfen können, selbst wenn er gewollt hätte? Über diese Möglichkeit hatte er vorher nie nachgedacht. Er fand in sich nur die Antwort, dass Flucht ganz einfach eine Unmöglichkeit war.

Es tut mir leid, sandte er seine Gedanken zu Toshio, aber ich habe so viel Angst. Ich verspreche dir, wenn wir uns wiedersehen, werde ich mutiger sein.

Auf einmal hatte er das drängende Gefühl, dass Toshio am Leben bliebe, wenn er nur seine Angst überwinden könnte. Ein Deal: die Angst für ein Leben. Er überlegte, was Toshio von ihm wollen würde. Was würde er jetzt wollen, wenn er hier bei ihm wäre? Telefonieren vielleicht. Er wollte doch so gerne mit Patrick, seinem Freund von draußen sprechen. Aber Ravens Arbeitszimmer, in dem sich Rechner, Laptop und Telefon befanden, war immer abgeschlossen, wenn er außer Haus war. Laurin probierte es aus, aber die Tür ließ sich nicht öffnen, natürlich nicht. Wen hätte er auch anrufen sollen? Er kannte Patricks Telefonnummer nicht und auch sonst niemanden, dessen Nummer er wählen könnte. Überhaupt kannte er niemanden dort in der Welt, aus der Toshio kam. Höchstens die Bäume, die Tiere, den Mond … Der Mond stand als schmale Sichel am Nachthimmel und lockte ihn nach draußen. Er durfte allein in den Garten, allerdings nur, wenn Raven zu Hause war.

Aber Raven ist jetzt nicht da. Er merkt es gar nicht. Ihm war, als höre er Toshios Stimme in seinem Kopf.

Die Haustür war überraschenderweise nicht abgeschlossen. Er konnte nicht sagen, ob Raven sie nur heute in der Eile des Aufbruchs offen gelassen hatte, da er noch nie zuvor probiert hatte, sie eigenmächtig zu öffnen.

Der Garten empfing ihn in feierlicher Vertrautheit. Die Luft war kühl, und das Gras benetzte seine nackten Füße mit Tau. Es roch nach feuchter Erde und nach Fliederblüten. Alles war wie immer und doch fühlte es sich anders und neu an. Der Mond versteckte sich jetzt hinter Wolken.

Nur so, nur weil er gerade schon dabei war, ging er zum Tor und versuchte auch dort, ob es sich aufschieben ließ.

Es ließ sich öffnen. Ganz leicht.

Überrascht starrte er auf die unbelebte Straße, dann begann sein Herz zu hämmern.

Toshio würde sich nicht mit dem Garten zufrieden geben. Lauf, lauf lauf! rief er in seinem Kopf.

Okay. Laurin schluckte trocken.

Er wusste zwar nicht, wohin er laufen sollte, aber Deal war Deal. Angst gegen Leben. Raven war nicht da. Er würde es nicht einmal merken. Bis er zurück kam, wäre Laurin längst wieder zu Hause. Es war mitten in der Nacht, die Straße unbelebt, niemand würde ihn sehen. Er wollte nur ein wenig draußen herum laufen, nur kurz. Nur einmal versuchen, wie es sich anfühlte, frei zu sein. Die Angst überwinden. Für Toshio.

Er schlüpfte durch das Tor und schob es hinter sich zu. Er wollte es nur anlehnen, aber vor lauter Aufregung hatte die Bewegung wohl zu viel Schwung, und das Schloss schnappte mit einem satten Klicken ein. Von außen ließ es sich nicht wieder öffnen.

Laurin brach der Schweiß aus. Aber er würde schon wieder hinein kommen, das konnte ja nicht so schwierig sein. Vorher würde er sich allerdings kurz umsehen und sich frei fühlen. Danach würde er sich eine Stelle suchen, wo er über den Zaun in das Grundstück zurück klettern konnte.

Vorsichtig und aufgeregt schlich er den Bürgersteig entlang und entfernte sich zum ersten Mal ohne Raven vom Haus.

Ein leichter Nieselregen setzte ein.
 

Wie von Geisterhand schwangen die großen Torflügel auf und gaben den Weg frei auf das weitläufige Grundstück des Familienwohnsitzes Remarque. Lange schon stand das alte Pförtnerhäuschen leer, seit die Einfahrt elektronisch vom Haupthaus gesteuert werden konnte. Das war nur eine der vielen Neuerungen, die Pascal nach dem Tod seines Vaters eingeführt hatte.

Aus dem Dunkel des Gartens lösten sich zwei Schatten, die Ravens Wagen auf dem Weg zum hell erleuchteten Haus begleiteten, und ihn lautlos und freundlich wedelnd begrüßten, als er ausstieg: Thor und Loki, die beiden Dobermänner, die sich nachts und die meiste Zeit des Tages frei auf dem Gelände bewegen durften, und die das einzige Wachpersonal waren, deren dauerhafte Anwesenheit Pascal in seinem Zuhause duldete.

„Um euch geht es schon mal nicht“, murmelte Raven, obwohl er das auch zu keiner Zeit angenommen hatte. Von allen Sklaven, die Pascal besaß, ging es den Hunden wohl noch am besten. Eifrig und anspruchslos kamen sie ihrer Aufgabe nach, das Haus vor Ein- und Ausbrüchen zu beschützen, hatten mit dem Hausherrn selbst wenig zu tun und liebten mit hündischer Hingabe Ivan, der für ihre Versorgung zuständig war.

Raven hatte kaum einen Fuß auf die breite steinerne Treppe, die zum Hauseingang führte, gesetzt, als die Tür aufschwang.

„Da bist du endlich!“, sagte Pascal anstelle einer Begrüßung.

Sowohl an seinem Tonfall als auch an seiner Körperhaltung erkannte Raven, dass er noch immer aufgewühlt war. Eine Aura von aggressiver Macht umgab ihn, und obwohl er nur eine Pyjamahose trug, sah er mit seinen offenen langen Haaren aus wie ein nordischer Halbgott. Auf die Hunde musste er ebenso wirken, denn sogleich sprangen sie die Stufen empor, um ihren Herrn zu begrüßen, unterwürfiger allerdings als sie das zuvor bei Raven getan hatten.

Mit einem einzigen herrischen „Ab!“ und einer entsprechenden Geste verscheuchte Pascal die beiden, drehte sich um und bellte in das Haus hinein: „Ivan! Sperr die Hunde ein, sofort!“

Raven packte mit festem Griff seine Arzttasche und folgte ihm. „Oh, bitte, keine Ursache, es ist doch selbstverständlich, dass ich mitten in der Nacht aufstehe, um zu dir zu fahren“, knurrte er unbeeindruckt von Pascals offensichtlicher Gereiztheit. Es war jetzt kurz vor drei Uhr.

In der Eingangshalle wartete Pascal auf ihn, und Raven registrierte die Scherben der großen Vase am Fuß der Treppe und die Blutspritzer auf den Stufen und dem Fußboden. Und auf Pascals Oberkörper und dem Pyjama.

„Er ist im Keller“, informierte er ihn, die vorigen Unmutsäußerungen ignorierend. „Kümmer dich um ihn, und dann nimm ihn mit. Ich bin mit ihm fertig.“

Seine Stimme vibrierte vor unterdrücktem Zorn, daher sah Raven davon ab, nachzufragen, was geschehen war. Wortlos ging er an ihm vorbei und die Kellertreppe hinunter zu dem großen Spielzimmer, in dem er Toshio vorfinden würde. Spielzimmer war natürlich die verharmlosende Bezeichnung für den geräumigen Folterkeller, den Pascal sich eingerichtet hatte, und in dem sich jedes Gerät befand, das ein sadistisch veranlagter Herr und ein devoter, masochistischer Gespiele sich nur wünschen konnten. Jeder BDSM-Begeisterte würde Pascal darum beneiden. Für Toshio und viele seiner Vorgänger allerdings war dieser Ort die Hölle auf Erden.

Er hing an einer Kette mitten im Raum. Er war an den Armen aufgehängt, seine Füße berührten kaum den Boden, und sein Kopf baumelte herunter. Sein ganzer Körper war voller Blut, das bereits eine beachtliche Pfütze unter ihm gebildet hatte.

Wie gut, dass Laurin nicht hier ist, war Ravens erster Gedanke, dann konzentrierte er sich voll und ganz auf Toshio.

Er war nicht ansprechbar, das war schlecht. Aber er atmete noch, das war gut. Aus der Nähe sah Raven, dass das Blut überwiegend aus aufgeplatzten Striemen heraus lief. Die dazugehörige Singletail, die lange Bullenpeitsche, lag nicht weit entfernt am Boden. Er blutete allerdings auch am Kopf, was besorgniserregender war, und sein Gesicht war von zahlreichen offensichtlich harten Schlägen getroffen worden und schon von der einsetzenden Schwellung entstellt. Pascal hatte ihm keine Manschetten umgelegt, sondern einfach die Kette mehrfach um die Handgelenke geschlungen, und eine der Hände stand in einem ganz unnatürlichen Winkel zum Unterarm.

Als erstes musste er ihn da herunter holen. Als er sich nach der Bedienung der Seilwinde umsah, bemerkte er, dass Pascal ihm gefolgt war.

„Du kannst mir helfen, ihn auf den Boden zu legen“, sagte Raven zu ihm und machte eine entsprechende Geste zu dem Flaschenzug. Er selbst stellte sich wieder neben Toshio und erwartete, dass Pascal die Kette nun angemessen langsam herunter lassen würde. Der ging allerdings alles andere als vorsichtig vor, so dass Raven Probleme hatte, Toshio einigermaßen sanft abzulegen. Fast wäre er auf dem Blut ausgerutscht und mit seinem Patienten gemeinsam zu Boden gegangen.

„Mensch, Pascal, pass doch auf!“ sagte er verärgert und begann umständlich, die Ketten von Toshios Armen zu entfernen. Dabei konnte er kein charakteristisches Knirschen gebrochenen Knochens spüren. Toshios Hand war also wahrscheinlich nur ausgerenkt.

„Sag mal, was hat er denn eigentlich angestellt, dass du ihn so zurichtest?“ fragte er.

„Was er angestellt hat?“ Pascal trat näher heran. „Dieser kleine Scheißer hat versucht, mich umzubringen!“ Er holte mit dem Fuß aus und begleitete seine Worte mit einem heftigen Tritt gegen den am Boden Liegenden.

„Hey!“ Raven sprang auf, um ihn zurückzuhalten, dann überlegte er sich anders und machte mit einer einladenden Armbewegung einen Schritt zur Seite. „Bitte sehr, wenn du dein Werk jetzt vollenden willst, dann mach! Aber um ihn tot zu prügeln, hättest du mich nicht zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett holen müssen!“

Einige Sekunden sah Pascal aus, als würde er tatsächlich wieder auf seinen Sklaven losgehen, aber dann bekam er sich wieder unter Kontrolle. Er wich zurück und raufte sich stattdessen wild die Haare.

„Der macht mich noch wahnsinnig!“ sagte er.

Raven glaubte ihm das sofort. „Das sehe ich“, entgegnete er trocken. „Willst du den Jungen jetzt ins Labor geben? Wir können ihn noch in die Koma-Studie aufnehmen, je nachdem, wie schwer die Kopfverletzungen sind.“

„Nein! Ich möchte, dass du ihn mir wieder herstellst.“

„Du willst ihn also behalten?“ vergewisserte sich Raven.

„Ja, klar! Oder warum, meinst du, halte ich mich so zurück!“ brauste Pascal gleich wieder auf.

„Schon gut, schon gut“, beschwichtigte Raven. Gemessen daran, wie wütend Pascal war, hatte er sich tatsächlich zurück gehalten – auch wenn der junge Japaner arg zugerichtet war und Raven noch nicht abschätzen konnte, ob er dem Tod oder dem Leben näher stand. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Du bist mir hier jedenfalls keine große Hilfe. Verschwinde, und lass mich in Ruhe meine Arbeit tun. Ruf mir den Krankenwagen, wenn du dich nützlich machen willst. In dem Zustand kann ich Toshio nicht im Auto transportieren. Der ruiniert mir ja meine Sitze mit dem ganzen Blut.“

Pascal antwortete mit einem unwirschen Knurren, doch Raven wandte sich jetzt wieder seinem Patienten zu und bemerkte nur am Rande, dass Pascal ohne ein weiteres Wort den Raum verließ. Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtete er in Toshios Augen, was sich auf der einen Seite als etwas schwierig erwies, weil das Lid so angeschwollen war, dass es sich kaum noch öffnen ließ. Erleichtert stellte er fest, dass die Pupillenreflexe in Ordnung zu sein schienen, doch große Sorge bereitete ihm das Blut, das aus dem linken Ohr lief. Am Hinterkopf entdeckte er eine große Platzwunde. Ein MRT würde Aufschluss darüber geben, wie schlimm die Schädelverletzungen waren und ob mit Hirnschäden zu rechnen sein würde.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen musste der junge Sklave nun zur Krankenstation gebracht werden, und Raven war sicher, dass sich ein Teil von Pascals Wut eigentlich gegen sich selbst richtete. Es war schließlich Pascals Schuld, dass es soweit hatte kommen können. Als erfahrender Herr von seinem Lieblingssklaven ermordet zu werden – was für eine Schmach wäre das. Da war Pascal ein übler Anfängerfehler unterlaufen, und sicher war er sich dessen voll bewusst. Raven hatte ihn gewarnt, dass sein Junge sich in schlechter Verfassung befand, und Pascal hatte allem Anschein nach die Situation falsch eingeschätzt. Eigentlich konnte man Toshio unter den gegebenen Umständen und objektiv betrachtet nicht vorwerfen, zu versuchen, sich seines Herrn zu entledigen. Es war nur das einfache Prinzip von Ursache und Wirkung. Nun war natürlich Pascal nicht objektiv und natürlich musste ein solches Vergehen streng bestraft werden, egal wieviel Verständnis man für den Sklaven aufbrachte. Wobei nicht einmal sicher war, ob dies schon die Strafe gewesen war oder ob die eigentliche Strafe noch folgen würde, sobald Toshio sich wieder erholt hatte.

Falls er sich überhaupt wieder erholen sollte.
 

Einige der Peitschenhiebe hatten sich tief in die Haut gebissen, was genäht werden musste und Narben hinterließ, die Herrn und Sklaven gleichermaßen noch lange an diese Nacht erinnern würden.

Während Raven sorgfältig einen venösen Zugang legte und seinen Patienten auf den Transport vorbereitete, dachte er, dass er Toshio wahrscheinlich keinen großen Gefallen damit tat, ihn am Leben zu erhalten. Und sich selbst auch nicht. Schließlich verdrehte der Japaner nicht nur Pascal den Kopf, sondern auch Laurin. Raven jedenfalls würde ihn nicht vermissen. Einen winzigen Moment überlegte er sogar, ob er nachhelfen sollte. Jetzt war die Chance, Toshio loszuwerden, ohne dass Pascal jemals Verdacht schöpfen würde.

Tut mir leid, Pascal, aber er hat es nicht geschafft ...

Und Pascal würde ihm nicht einmal Vorwürfe machen können, nur sich selbst. Und das nicht zu knapp, wusste doch Raven von Cadeau, und wie sehr Pascal darunter gelitten hatte, dass sein erster eigener Sklave ihm als Kind eingegangen war.

Aber wer konnte schon sagen, ob Toshios Tod die Veränderungen aufhalten würde, die sein Erscheinen in Gang gesetzt hatte. Wohl kaum. Oft genug vertiefte das Sterben sogar noch die Spuren, die ein Mensch im Leben hinterließ.

Er zuckte innerlich die Schultern und setzte seine Arbeit fort.
 

Unruhig ging Pascal im Flur auf und ab. Er hatte den Anruf getätigt, und jetzt konnte er nur noch warten – was nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung war. Außerdem verspürte er Entrüstung über die Art und Weise, wie Ben ihn herumkommandiert hatte und war doch gleichzeitig erleichtert, dass er in seine Grenzen gewiesen wurde. Genau deswegen hatte er Benjamin schließlich angerufen.

Er trat mit dem nackten Fuß auf eine herumliegende Scherbe und fluchte laut vor sich hin. Das scharfkantige Porzellan hatte seine Haut geritzt, und der Schnitt färbte sich rot.

„Florence!“ rief er ungehalten. „Räum das hier weg! Und wisch auch das Blut auf!“

„Jawohl, Monsieur Remarque.“ Das Dienstmädchen war ungeachtet der Uhrzeit sofort zur Stelle und gleich wieder verschwunden, um Kehrblech und Wischtuch zu holen. Bei dem Lärm, den Pascal verursacht hatte, als er Toshio die Treppe hinunter schleifte, hatte kein Mensch in dem Haus in Ruhe weiter schlafen können.

Er humpelte die Stufen hinauf und versorgte im Bad seine verletzte Fußsohle mit einem Pflaster. Im Spiegel über dem Waschbecken untersuchte er noch sorgfältig seinen Hals nach Spuren und stellte erleichtert fest, dass nichts zu sehen war außer einer leichten Rötung, die bald vollständig verschwunden sein würde. Dann ging er ins Schlafzimmer, um sich Morgenmantel und Hausschuhe überzuziehen.

Das Bett sah wüst aus nach dem Kampf, der dort stattgefunden hatte. Blutstropfen schmückten die Tapete und den Teppichboden. Dort lag auch noch die Kette, die Pascal leichtsinnigerweise viel zu lang gelassen hatte und damit Toshio genügend Spielraum ließ, um mit seinem ganzen Körpergewicht das Kopfkissen auf sein Gesicht zu drücken, um ihn zu ersticken.

Es war unfassbar, dass das hatte passieren können.

Er hob das Kissen auf, das noch vor dem Bett lag, und dachte an diesen grauenvollen Moment zurück, als er wach geworden war und nicht atmen konnte. Selbst jetzt noch, bei der Erinnerung daran, begann sein Herz wieder wild zu klopfen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben solche Angst verspürt zu haben. Todesangst. Noch halb im Traumgeschehen gefangen hatte er erst gar nicht begriffen, was los war und geriet vollkommen in Panik. Er hatte wirklich gedacht, sterben zu müssen.

Ironischerweise war es Toshio gewesen, der ihn wieder zu sich brachte, als er anfing zu schreien: „Jetzt weißt du mal, wie das ist, du Arschloch! Stirb! Stirb! Stirb!“

Nachdem er endlich realisiert hatte, was gerade geschah, gelang es ihm leicht, Toshio von sich zu stoßen. Und dann war ihm der kleine Mistkerl doch tatsächlich mit bloßen Händen an die Gurgel gegangen! Körperlich war er ihm natürlich hoffnungslos unterlegen, und Pascal konnte sich ganz einfach aus dem Würgegriff befreien. Der Schreck saß allerdings tief, und die anfängliche Panik ging über in zügellose Wut. Er versetzte Toshio eine so heftige Ohrfeige, dass er seitlich vom Bett flog und mit dem Kopf gegen die Heizung schlug. Das machte ihn einen Moment benommen, und Pascal sprang ihm nach und drosch in blinder Raserei auf ihn ein.

Doch statt um Gnade zu winseln, verzog Toshio seinen blutigen Mund zu einem Grinsen. „Du mieses Schwein. Ich hab keine Angst vor dir.“

„Das wollen wir mal sehen“, knurrte Pascal, packte seine Hand und zerrte ihn hoch und hinter sich her.

Doch Toshios war noch am Bett fest gebunden, und so kamen sie nicht weit, als ihn die Kette mit einem Ruck zu Fall brachte. Er schlug der Länge nach hin, und sein Handgelenk gab ein scheußliches Geräusch von sich, als im Inneren irgendetwas entzwei riss. Toshio schrie auf und krümmte sich um seine verletzte Hand zusammen, während Pascal grob die Fußfesseln von der Kette löste. Er machte sich nicht noch einmal die Mühe, Toshio in den Stand zu ziehen, sondern schleifte ihn jetzt an den Füßen aus dem Schlafzimmer, den Flur entlang und die Treppe hinunter. Die ganze Zeit überhäufte Toshio ihn mit Schimpfwörtern und brüllte immer wieder: „Ich bring dich um! Ich hab keine Angst!“ Erst auf den Treppenstufen hörte er damit auf, versuchte mit den Armen seinen Kopf zu schützen und gab nur noch unartikulierte Schreie von sich. Endlich im Keller angekommen, wimmerte er nur noch leise vor sich hin und schien kaum noch bei Bewusstsein zu sein. Doch als Pascal ihn mit der Kette um die Handgelenke in die Höhe gezogen hatte, vor ihn trat und wütend zischte: „Du solltest Angst haben, Junge.“, da hob Toshio den Kopf und spukte ihm ins Gesicht.

Welcher Teufel mochte ihn nur geritten haben, ihn derart zu provozieren? Dabei hatte er sich in den Wochen nach Japan so zahm gegeben, hatte Pascal erfolgreich eine falsche Fügsamkeit vorgegaukelt, und nur das hatte dazu geführt, dass Pascal so völlig überrumpelt werden konnte.

Das Gefühl, als Herr versagt zu haben, nagte an seinem Bewusstsein, aber noch war er viel zu wütend für diese Art der Selbstreflektion. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können, wenn Toshio nur ein wenig stärker oder Pascal nur ein wenig schwächer wäre! Hakujiros Worte kamen ihm in den Sinn: Du bist auf sein hübsches Aussehen hereingefallen, aber in seinem Inneren ist er Schmutz. Glaube mir, er wird dir noch viel Unglück bringen. Er ist unrein.

Sollte er sich von Toshio trennen? Brachte er tatsächlich Unglück? Selbst Ben hatte ihm mehr als einmal geraten, den Jungen fortzugeben.

Und er würde ein Vermögen für ihn bekommen!

Obwohl – jetzt vielleicht nicht mehr. Das Wort Koma, von Ben ausgesprochen, geisterte unheilvoll durch seine Gedanken. Möglicherweise würde sich die Fragestellung, was er mit Toshio anstellen sollte, von allein erledigen.

Darüber wollte er aber jetzt noch nicht nachdenken. Toshio sollte leben. Und er sollte bezahlen für seine Tat.

Und Pascal wollte ihn behalten. Er war noch nie abergläubisch gewesen, und wenn er ehrlich war, loderte sein Besitzanspruch heiß in seinem Herzen und dämpfte ein wenig seinen Zorn. Er hatte sich einen unbeugsamen Sklaven gewünscht. Er hatte nur bekommen, was er gewollt hatte.

Er ließ die Sanitäter auf das Grundstück und beobachtete wortlos, wie sie Toshio fortbrachten. Danach rief er Florence zu sich: „Ma petite, sei so gut und bring mein Schlafzimmer wieder in Ordnung.“

Sie knickste brav mit gesenktem Blick. „Ja, Monsieur.“

„Und sag Ivan, dass er den Keller sauber macht.“

„Jawohl, Monsieur.“

Sie war schon auf dem Weg, da rief er ihr noch hinterher: „Ach, Florence ...“

„Monsieur?“

„Hast du deine monatliche Blutung bekommen?“

Sie errötete. „Ja, Monsieur. Vorgestern. Verzeihung, Monsieur.“

Mit gebeugtem Kopf erwartete sie seine Reaktion, doch Pascal fluchte nur leise und scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. Heute ging auch alles schief. Er hätte sie zu einem anderen Zeitpunkt fragen sollen, dann wäre die Antwort vielleicht anders ausgefallen. Und dabei hatte er gerade noch gedacht, er sei nicht abergläubisch!

Jetzt hieß es wieder warten. Er duschte lang und heiß, zog sich an, orderte eine Kanne Kaffee und versuchte, sich an seinem Schreibtisch mit Arbeit abzulenken, allerdings erfolglos.

Zwei lange Stunden vergingen, ohne dass Ben sich meldete. Die Sonne war bereits aufgegangen, und die Vögel zwitscherten eifrig ihr Morgenlied. Inzwischen war seine Wut vollständig erkaltet, und er machte sich nur noch Sorgen.

Kurzentschlossen setzte er sich ins Auto und fuhr zum Labor.
 

Raven erreichte ihn auf dem Mobiltelefon.

„Wie geht es ihm?“ fragte Pascal sogleich.

„Er lebt“, antwortete Raven kühl. „Du kannst jetzt zu ihm. Wo bist du denn? Sind das Schweine im Hintergrund?“

„Ja. Ich bin oben, auf Rundgang. Ich komme sofort.“

Ohne ein weiteres Wort unterbrach Pascal die Verbindung. Raven seufzte, nahm die Brille ab und massierte sich den Nasenrücken. Er war müde und wollte nur nach Hause, um sich noch ein Stündchen auszuruhen, bevor der eigentliche Arbeitstag begann. Und er wollte nach Laurin sehen und ihm berichten, was geschehen war. Er war sicher, dass der Junge sich genauso ruhelos fühlen würde wie Pascal, wenn auch beide von unterschiedlicher Qualität Sorge erfüllt waren. Aber vorher musste er mit Pascal sprechen und ihn über die Folgen seines Tuns aufklären.

Auf Rundgang … Das machte Pascal oft, einfach im Labor herum gehen und sich alles ansehen. So blieb er auf dem Laufenden und in Kontakt mit dem Personal. Für das Personal war der Rundgang eine zweischneidige Sache, denn so liebenswürdig und charmant der Chef sein konnte, so gnadenlos und streng war er, und je nach Verfassung rollten da schon einmal Köpfe – im oberen, legalen Teil des Labors eher sinnbildlich. Im illegalen Untergeschoss dagegen auch gelegentlich ganz wortwörtlich. Von daher war es ganz gut, wenn Pascal sich in seiner angespannten Verfassung im legalen Bereich herumtrieb. Dort konnte er nicht so viel Schaden anrichten.

Die oberen Stockwerke waren der Vorzeigebetrieb des Konzerns. Natürlich war auch dieser Bereich nicht der Öffentlichkeit zugänglich, aber die Tiere standen immerhin noch unter gesetzlicher Kontrolle, und die Beschäftigten hatten zwar Schweigepflicht zu wahren, aber, mit Ausnahme einiger sehr weniger, keinerlei Kenntnisse über die Versuche an den Sklaven im unterirdischen Bereich der Anlage. Der gesamte untere Labortrakt existierte völlig unabhängig von den oberen Stockwerken, mit eigenen Zugängen und Zufahrten, weitläufigen Tunneln, Treppen und Aufzügen, und das alles wurde mehrfach gesichert durch Identitätskontrollen mittels Chipkarte und Zahlencodes. Niemand konnte den illegalen Betrieb unautorisiert betreten oder verlassen, ohne dass ein Alarm ausgelöst wurde.

Oben gab es neben dem Stammpersonal Praktikanten, Auszubildende und Studenten. Von dort konnten also noch am ehesten Informationen nach draußen gelangen, von daher hielt Remarque Pharma seine Weste dort oben möglichst weiß und rein, und den Tieren erging es noch relativ gut im Vergleich mit anderen Forschungseinrichtungen. Einen Skandal über misshandelte Versuchsschweine konnte Remarque Pharma sich nicht erlauben, hingegen im Untergeschoss konnte so mancher Sadismus Blüten treiben. Die Sklaven waren durch keinerlei Gesetze geschützt, während die Schweine zusätzliche Quälereien nicht zu befürchten hatten. Was für eine wunderbar paradoxe Welt.
 

Raven erwartete ihn vor den Fahrstuhltüren. Eigentlich hätte Pascal ein paar ironische Bemerkungen verdient gehabt, aber als Raven sein Gesicht sah, verlor er die Lust, eine entsprechende zu äußern.

Pascal sah furchtbar aus. Er hatte als Toshios Herr versagt, und er wusste es. Er hätte den Jungen totschlagen können, verdient gehabt hätte der Junge es. Doch Pascal wollte ihn behalten, und dann hätte er nicht so auf ihn eindreschen dürfen, wie er es den Verletzungen nach getan hatte. Er hatte schlicht die Kontrolle verloren, und das war unverzeihlich.

Also verbiss sich Raven jeglichen Sarkasmus oder auch nur den Hauch von Kritik und äußerte sachlich: „Er liegt auf der Intensiv. Wenn er die nächsten vierundzwanzig Stunden überlebt, stehen seine Chancen gut.“

„So schlimm?“ Pascals Stimme klang belegt.

Raven nickte. „Er hat einige üble Prellungen am Kopf, das ist das Hauptproblem. Da ist eine kleine Hirnblutung, und ich kann noch nicht abschätzen, inwieweit sie oder die Ödembildung ein Problem werden. Gebrochen ist der Schädelknochen zum Glück nicht, da war ihm sein kleiner Dickschädel wenigstens einmal nützlich.“ Er grinste schief, aber Pascal ging auf den Aufmunterungsversuch nicht ein. „Er liegt jetzt im künstlichen Koma und wird rund um die Uhr überwacht. Bislang scheint die konservative Therapie ausreichend. Eine Entlastungs-OP wird erst notwendig, sollte der Hirndruck in kritische Bereiche steigen. Aber du kannst dir gleich selbst ein Bild machen.“

„Das werde ich. Was hat er noch?“

„Einiges“, antwortete Raven, und er brauchte fast den ganzen Weg zur Intensivstation, um Toshios Verletzungen aufzuzählen: das ausgerenkte Handgelenk mit Kapselriss, die Fraktur am Schulterblatt, der abgebrochene Dornfortsatz am siebten Brustwirbel, das geplatzte Trommelfell, Schürfwunden und Prellungen am ganzen Körper und natürlich die Peitschenhiebe, von denen nicht wenige Striemen genäht werden mussten.

Pascal sagte nichts dazu und auch nicht zu dem leblos daliegenden Toshio, dessen Gesicht noch immer so verquollen war, dass man ihn kaum erkannte. Die Prellungen hatten bereits eine satte pupurviolette Farbe angenommen. Mit versteinerter Miene starrte Pascal auf den Monitor, der Blutdruck, Herzschläge und Sauerstoffsättigung anzeigte, während das regelmäßige Pumpen der Beatmungsmaschine das einzige Geräusch im Raum war. Mehrere Schläuche und Kabel führten zu Toshio hin und von ihm weg, und mehrere Infusomaten sorgten dafür, dass die Medikamente kontinuierlich in seinen Blutkreislauf tropften.

„Wir könnten ihn noch in die Komastudie aufnehmen“, schlug Raven vor und kontrollierte den Beatmungsschlauch, der über den Mund direkt in die Luftröhre führte. „Er erfüllt alle erforderlichen Parameter.“

„Nein“, widersprach Pascal. „Er geht nicht in den Versuch. Er wird wie ein Privatpatient behandelt. Ich möchte, dass du alles, wirklich alles, tust, damit er wieder gesund wird.“

„Wie du meinst.“ Raven hob resigniert die Schultern. Normalerweise ließen sie sich keine menschlichen Daten entgehen. Aber mit diesem Sklaven war nichts normal. Raven konnte nur hoffen, dass sich er an seine eigene Schwäche für Toshio erinnerte, wenn Raven um Laurin bat. „Schau dir die Befunde in Ruhe an. Ich habe mich für eine konservative Frakturbehandlung entschieden, da er sich in naher Zukunft sowieso nicht viel bewegen wird. Die Brüche sind nicht disloziert, also werden sie problemlos zusammenwachsen, denke ich.“

„Ich sehe mir die Aufnahmen an“, sagte Pascal. „Aber du wirst das schon richtig entschieden haben.“

Raven neigte in einer spöttisch zustimmenden Geste den Kopf. „Anscheinend kommst du wieder zu Vernunft. Alles, wirklich alles, soll ich für Toshio tun?“ Er wusste, dass Pascal seine spirituellen Ansichten nur bedingt teilte.

„Schaden kann es jedenfalls nicht. Und ihr Schamanen seid doch die Experten für Seelenrückholungen und so etwas. Also verhindere, dass sich seine Seele in den nächsten vierundzwanzig Stunden davon macht.“

„Ich bin kein Schamane“, widersprach Raven. „Doch hast du recht. In der schamanischen Praxis geht viel um abhanden gekommene Seelenanteile. Wir können sie bei jeder traumatischen Erfahrung verlieren. Man holt sie zurück, und der Mensch kann gesund werden. Aber das funktioniert nicht immer. Davon abgesehen wäre das hier eher eine komplette Seele, die überhaupt kein Interesse hat, sich in der realen Wirklichkeit einzufinden. Pascal ...“ Er trat zu seinem Freund und sprach gedämpft auf Französisch weiter. „Er hat dich benutzt, um dir zu entkommen, und fast wäre es ihm gelungen. Der Junge ist am Ende. Es gibt Wesen, die lassen sich nicht zähmen. Wenn man es versucht, gehen sie ein. Erwarte also nicht zu viel von mir. Sollte er sich wieder erholen, und solltest du ihn wirklich behalten wollen, musst du deine Strategie mit ihm ernsthaft überdenken. Und bis dahin – lass ihn am besten in Ruhe. Du bist der letzte, der hier an seinem Bett hilfreich ist. Ich werde Laurin zu ihm setzen. Und ja, einverstanden, ich werde mit ihm arbeiten. Aber jetzt fahre ich nach Hause. Und das solltest du auch tun. Wir können hier nichts mehr für ihn tun. Wir können nur abwarten. Doktor Lancer wird uns benachrichtigen, sollte sich sein Zustand verschlechtern.“
 

Der feine nächtliche Nieselregen hatte sich zu einem morgendlichen Landregen ausgewachsen. Der Regen tropfte von den Bäumen und von den Laternen. Er bildete Perlen auf den Autos und brachte das noch frische Frühlingsgrün zum Glänzen. Der Morgen roch klar und sauber nach der sterilen Luft im Untergeschoss, der immer ein Hauch Desinfektionsmittel, Angst und Todesnähe anhaftete. Die Regenluft dagegen trug den Duft des Lebens in sich.

Raven atmete ein paar Mal tief durch, bevor er sich ins Auto setzte.

Der BMW surrte die Straße entlang. Gern wäre Raven noch ein wenig herum gefahren, ohne ein Ziel, wie er das früher oft getan hatte. Doch jetzt wartete Laurin zu Hause, deswegen fuhr er heim.

Allerdings erwartete Laurin ihn dann nicht zu Hause, sondern vor dem Hause, und dieser Anblick kam so unerwartet, dass Raven ihn im ersten Moment gar nicht erkannte.

Die schmale und triefend nasse Gestalt löste sich aus dem Schatten der Straßenbäume, als Raven die Fernbedienung beiseite legte und darauf wartete, dass das Tor aufglitt. Laurin schlüpfte hindurch, und Ravens anfängliche Überraschung – was macht der Junge hier draußen? - wurde von Ärger überspült. Denkt er etwa, ich sehe ihn nicht?

Betont ruhig fuhr er den BMW in die Garage, nahm den Eingang direkt ins Haus und öffnete die Haustür von innen. Sein Ärger schmolz sofort dahin, als Laurin jetzt so nass und durchgefroren mit hängendem Kopf und hängenden Schultern vor ihm stand. Er hatte nicht einmal Schuhe an!

Trotzdem behielt Raven eine strenge Miene bei, als er ihn eintreten ließ. „Ich verlange eine Erklärung.“

„Ich … Raven, es tut mir leid.“ Laurin wagte nicht, ihn anzusehen. „Das … das Tor ist mir zugefallen, und dann kam ich nicht mehr hinein, ich dachte, ich könnte über den Zaun klettern, aber das hat nicht funktioniert, irgendwie ...“

Raven sah die Kratzer an Laurins Händen, wahrscheinlich von dem Stacheldraht am oberen Ende des Zauns.

„Du weißt, dass du ohne Erlaubnis das Haus nicht verlassen darfst. Und das Grundstück schon gleich gar nicht.“

„Ja, Raven.“

„Und warum hast du es dann trotzdem getan?“

„Ich … Ich weiß nicht genau … Wegen Toshio. Ich wollte ihm helfen.“

„Und wie, bitte schön, soll ihm das helfen? Du handelst dir und mir nur jede Menge Ärger ein, wenn du wegläufst, das weißt du doch!“

„Ich bin nicht weggelaufen“, versicherte Laurin kleinlaut und ließ sich vor ihm auf die Knie fallen. „Du musst mir glauben, bitte, ich wollte nicht weglaufen, ich bin nur nicht wieder herein gekommen … Das Tor war zu.“

„Steh auf! Ich mag das nicht, wenn du das tust.“ Raven packte ihn am Shirt und zerrte ihn wieder auf die Beine, viel gröber als gewollt. Wie nass der Junge war! Nass und kalt. In seinen Haarspitzen glitzerte der Regen und tropfte auf den Teppich. Raven bemerkte jetzt erst, wie sehr er zitterte. Trotzdem, das durfte er nicht einfach so durchgehen lassen. Er ließ ihn nicht los und zog ihn näher an sich heran.

„Was hast du draußen gemacht?“ fragte er. Lauter als beabsichtigt.

Laurin begann zu weinen. „Gar nichts. Wirklich! Ich bin nur ein wenig herumgelaufen, niemand hat mich gesehen, niemand hat mit mir gesprochen, und dann wollte ich wieder rein, aber ich konnte nicht über den Zaun, und dann habe ich gewartet … Ich wollte nur Toshio nah sein … Tun, was er tun würde … wegen meiner Angst... damit er leben kann … Lebt er? Wie geht es ihm? Bitte, bitte, sag es mir, er lebt doch noch, oder?“

Jetzt hob er den Blick, und den tränennassen Augen, in denen die Angst schwamm, wollte Raven sich nicht aussetzen.

Er löste seinen Griff. „Ja, er lebt, und er soll leben. Wir tun für ihn, was wir können.“ Trost spendend strich er über die nassen Haare und ließ zu, dass der Junge sich an ihn schmiegte und sein Hemd mit Regen und Tränen benetzte. Wie oft wird er ihn noch so halten können?

„Wirst du dem Monsieur erzählen, dass ich draußen war? Werdet ihr mich bestrafen?“ fragte Laurin und ein Schaudern rieselte durch seinen Körper.

„Der Regen und der Stacheldraht sind Strafe genug gewesen. Ich werde nichts sagen, und ich verbiete dir, irgendjemandem davon zu erzählen. Begreifst du das? Niemandem!“

„Ja, Raven. Ich verspreche es. Danke.“

Raven wickelte ihn in eine Decke und führte ihn ins Bad, um die Schnitte an seinen Händen zu versorgen. Sie waren nicht sehr tief, aber er wollte sie gründlich desinfizieren. Neben den frischen lagen die alten vernarbten Wunden. Punktförmig bedeckten sie Hände und Unterarme, überzogen den ganzen Rücken und die Rückseite der Beine, wie Raven wusste, und tief gingen sie, bis auf die Knochen, bis in die Seele.

Er hielt die Hände in den seinen, die Handflächen nach oben, und sagte, mehr zu sich selbst als zu Laurin: „Das hätte nicht passieren dürfen.“
 

Er erinnerte sich, wie Laurin als kleiner Junge auf diesem Dornenstuhl gesessen hatte, und wie er geschrien hatte. Er erinnerte sich noch gut, wie er dieses Schreien schon vorher durch die geschlossene Tür auf dem Gang gehört hatte. Ihm war das Blut in den Adern gefroren, und er hatte intuitiv gehandelt und hatte die Tür aufgerissen ohne nachzudenken.

Laurins Eltern waren auf den Primatenstühlen fixiert gewesen, Elektroden im Schädel und mit Apparaten verbunden, die alle Vitalparameter aufzeichneten. Laurins Vater hielt die Augen geschlossen. Seine Mutter zerrte an den Fesseln, heulte und schrie die ganze Zeit: „ … zu dem Licht, Laurin, hab keine Angst, öffne die Tür und geh in das Licht, wir sehen uns dort, geh … Geh!“

Und der Kleine, damals erst fünf Jahre alt und viel zu klein für das Folterinstrument, auf dem er sitzen musste, kreischte vor Schmerz und Entsetzen, während sich die Dornen tief in seinen Körper bohrten.

Doktor Paul Lockley und Professor Edmund Klein wandten sich ihm zu.

„Remarque hat uns freie Hand gelassen. Wir dachten, damit können wir sie ein wenig motivieren ...“

„So funktioniert das nicht“, sagte Raven aufgebracht.

Doch Lockley zuckte nur die Schultern. „Wir haben keine andere Verwendung für den Kleinen.“

„Doch. Ich habe Verwendung für ihn!“ Und Raven begann, den winzigen Körper zu befreien. Als er ihn hochhob, wurde Laurin ohnmächtig. Er war nass von Blut und Urin.

Da seine beiden Kollegen wussten, wie nah Raven dem Juniorchef stand, widersprach keiner von ihnen. Als er den Raum verließ, hatte der Vater die Augen geöffnet und blickte ihn an. Blau stechende Augen, die sich in Ravens Seele bohrten und wohl abschätzten, ob er ihm dankbar sein oder ihn verfluchen sollte.

„Wo bringt ihr ihn hin?“ hatte die Mutter voll Hysterie gekreischt. „Laurin! Laurin!

Noch am Ende des Ganges hatte Raven ihre Rufe gehört. Erst als er um die Ecke bog, das leblose Kind fest an sich gedrückt, und ohne eine Ahnung, wie sehr diese Handlung sein Leben verändern würde, verklangen sie endlich. Der Blick des Vaters allerdings begleitete ihn noch eine ganze Weile.
 

Laurin hatte die grünen Augen seiner Mutter geerbt, und diese grünen Augen schauten ihn nun schweigend an. An wieviel aus der damaligen Zeit konnte er sich wohl noch erinnern? Er sah seine Narben jeden Tag, und Raven wusste, dass sie ihn noch manchmal schmerzten. Er trug das Armband seiner Mutter, schwarze Steine und verzierte Blattornamente, er spielte die Lieder auf der Flöte, die er schon gekannt hatte, bevor er zu Raven gekommen war. Er hütete diese einfachen Melodien wie einen Schatz. Von seinen Eltern sprach er schon lange nicht mehr – bis zu jenem unerfreulichen Gespräch zwischen ihnen vor einigen Wochen. Die nächtlichen Alpträume waren seltener geworden, und Raven wusste nicht, ob sie noch alte Erinnerungen beinhalteten oder eher aktuelle Ereignisse verarbeiteten. Früher hatte Laurin oft im Traum gerufen: „Hier ist keine Tür, Mama!“, und dann wusste Raven genau, wovon er gerade träumte. Aber auch das lag lange zurück.

Wann war es passiert, dass ihm dieser Junge so wichtig geworden war? Er durfte nicht mehr lange warten. Sobald sich Pascal von dem heutigen Vorfall beruhigt haben würde, musste er mit ihm über Laurin sprechen. Jetzt allerdings wollte er zunächst zusehen, dass Laurin seinen kleinen Ausflug ohne Erkältung überstand. Er stellte ihn unter die heiße Dusche und half ihm, sich Schmutz und Kälte vom Körper zu waschen, ohne die verbundenen Hände nass zu machen. Dann packte er ihn ins Bett und warm ein unter zwei Decken, ging in die Küche, um ihm einen Tee zu kochen und sich selbst einen Kaffee. Er süßte den Tee mit drei Esslöffeln Zucker und flößte ihn ihm ein, als sei er noch immer der kleine Junge von einst. Sie schwiegen dabei. Das warme Getränk machte Laurin schläfrig, doch das Zittern seiner Muskeln wollte nicht aufhören. Also legte sich Raven kurzerhand neben ihn unter die Decke und ließ ihn sich ankuscheln.

„Ich wollte wirklich nicht weglaufen“, wiederholte Laurin noch einmal kleinlaut.

„Ich weiß. Sonst hättest du wohl kaum am Tor auf mich gewartet.“ Und Raven strich ihm beruhigend über den Rücken.

So schliefen sie beide ein, es war fast wie früher. Der Kaffee wurde kalt.
 

Zwei Stunden später saßen sie am Frühstückstisch. Doktor Lancer hatte sich nicht gemeldet, was hieß, dass Toshios Zustand stabil war.

„Ich möchte, dass du dich um ihn kümmerst“, sagte Raven und goss sich frischen Kaffee ein. „Er braucht jetzt einen Freund. Gerade Patienten im künstlichen Koma bekommen noch viel aus ihrer Umgebung mit. Sei einfach da, sprich mit ihm, arbeite energetisch oder spirituell mit ihm, alles, was ihm hilft, gesund zu werden.“

Statt seinen Löffel in den Mund zu stecken, wie es Laurin gerade vorgehabt hatte, ließ er ihn wieder sinken und rührte stattdessen in der Müslischale herum. Leise klirrend bewegte der Löffel Getreideflocken und Obststücke durch die Milch. „Was ist denn überhaupt passiert heute Nacht?“ wollte er wissen. Gleichzeitig sah er so aus, als wolle er es eigentlich doch nicht so genau wissen.

„Toshio hat eine große Dummheit begangen.“ Ravens Mitgefühl für Pascals widerspenstigen Sklaven, der seinen ihm zugewiesenen Status einfach nicht akzeptieren wollte, hielt sich in Grenzen. „Er hätte Monsieur Remarque niemals so wütend machen dürfen. So langsam sollte er das wirklich wissen.“

Und Raven hatte wissen müssen, dass Laurin seinen Freund sogleich in Schutz nehmen würde.

„Da kann er wohl kaum etwas für“, sagte Laurin heftig. „Er wollte nie Sklave sein.“ Und trotzig fügte er noch hinzu: „Eigentlich hätte der Monsieur ihn letzten Sommer gar nicht mitnehmen dürfen! Und festhalten darf er ihn auch nicht, und ihm weh tun auch nicht.“

„Natürlich darf er das. Sprich nicht so respektlos von ihm. Das gehört sich nicht für dich.“

„Ja, ich weiß! Aber nicht Toshio ist dumm, sondern der Monsieur, wenn er glaubt -“

„Laurin!“

„Was denn? Es dient wohl kaum der Wissenschaft, was Monsieur Remarque mit ihm tut, und Toshio ist auch nicht zu diesem Zweck gezüchtet worden. Und ich übrigens auch nicht!“

Die Hand rutschte Raven aus, einfach so. Er hatte seinen Jungen nie zuvor geschlagen, und er hatte nie damit anfangen wollen, aber einen winzig kleinen Moment gewann sein Zorn die Oberhand über seine Beherrschtheit. Es war das erste Mal, dass ihm so etwas passierte, und er wusste im selben Augenblick schon, dass es falsch war. Aber entschuldigen kam nicht in Frage. Also sagte er nur: „Ich habe dir gesagt, du sollst nicht respektlos sein.“

Laurin schwieg. Seine Fingerspitzen lagen an der Wange, als könnten sie den Schlag nicht glauben, und seine Miene war zu einer Maske aus Trotz erfroren. Er starrte auf den Tisch.

Warum Raven es nicht dabei beließ, würde er sich später noch weniger erklären können als die Ohrfeige. Vielleicht wollte er den Jungen nur aus der Erstarrung lösen. Vielleicht wollte er auch einfach nur das Thema wechseln. Jedenfalls war das, was er als nächstes sagte, alles andere als stimmungsbesänftigend.

„Ich werde einen Teil des Urwalds verkaufen“, teilte er in die eingetretene Stille hinein mit.

Immerhin verfehlten seine Worte ihre Wirkung nicht.

„Was?“ Fassungslos sah Laurin ihn an.

„Ich werde einen Teil des Urwalds verkaufen.“

„Aber das darfst du nicht! Wenn du mich damit bestrafen willst, dann bitte nimm etwas anderes … irgendetwas, egal ...“

„Das ist keine Strafe. Ich brauche Geld.“

„Was kann denn wichtiger sein als das Land? Du hast selbst gesagt, dass eine kanadische Firma dort eine Goldmine geplant hat! Sie werden den Fluss vergiften, und die Erde. Was soll denn aus den Menschen werden, die dort leben? Und den Tieren? Wohin sollen sie gehen? Und die Bäume können nicht einmal gehen! Du kannst doch irgendetwas anderes verkaufen, aber … Wenn du den Urwald verkaufst, das werde ich dir nie verzeihen!“

Laurin unterstrich seinen letzten Satz, indem er so heftig aufsprang, dass der Stuhl umkippte. Ein Klecks Milch schwappte aus der Müslischale. Laurin stürmte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

„Du“, antwortete Raven leise. „Du bist wichtiger.“

Hätte er Laurin sagen sollen, dass er das Geld haben wollte, um ihn frei zu kaufen? Vielleicht sollte er doch noch ein wenig warten, bis er einen brauchbaren Betrag zusammen gespart hatte. Bei seinem Gehalt und seinem einigermaßen bescheidenen Lebensstil würde das nicht allzu lange dauern. Und dann könnte ihm das Land vielleicht noch nützlich sein. Es könnte Laurin als Altersvorsorge dienen, als Zufluchtsort, falls Raven ihn nicht mehr beschützen konnte. In den Wäldern von Südamerika würden Pascals Häscher ihn hoffentlich nicht aufspüren können. Und Laurin würde ein Leben bei den Indios womöglich sogar gut gefallen. Zumindest musste sich Raven langsam Gedanken darüber machen, wie die Zukunft des Jungen aussehen sollte. Ein Leben im Labor als medizinischer Mitarbeiter war eine Möglichkeit, die vielleicht auch dann zur Option stand, wenn Pascal einem Verkauf nicht zustimmte. Trotzdem musste es auch Alternativen geben. Schließlich konnte er Laurin nicht ein Leben lang als Haustier halten.

Oh doch, ich kann, dachte er bei sich und nahm einen tiefen Schluck von seinem Kaffee. Aber ich will nicht.

Er hatte Haustiere schon immer schrecklich gefunden.
 

Hohe, großblättrige Pflanzen säumten den schmalen Pfad und raubten ihm die Sicht. Er brauchte einen Moment, um sie als Mais zu identifizieren. Er bewegte sich vorwärts, nahm eine Abzweigung und stellte fest, in eine Sackgasse geraten zu sein.

Ein Maislabyrinth.

Patrick hatte ihm einmal eins gezeigt, und sie hatten sehr viel Spaß dabei gehabt, inmitten von Pärchen mit Kindern durch das Maisfeld zu irren. In jeder Sackgasse, die sie fanden, hatten sie sich geküsst. Und am Ende gewettet, wer zuerst den Ausgang finden würde. Keiner hatte gewonnen, denn sie hatten sich beide verirrt und unterwegs wieder getroffen.

Jetzt war Toshio alleine inmitten der Maispflanzen. Er wusste, dass Patrick irgendwo wartete, aber er wusste nicht, ob er ihn in der Mitte des Irrgartens oder am Ausgang zu suchen hatte. Es spielte auch keine Rolle, da er ebenfalls nicht wusste, in welcher Richtung die Mitte oder das Ende zu finden war. Nur eines war ihm irgendwie klar: Wenn er falsch ging, war das sein Ende. Stehen bleiben war allerdings auch keine Option. Also blieb er in Bewegung, lief die immer gleich aussehenden, kleinen Wege entlang, geriet in Sackgassen und drehte sich im Kreis. Die Maispflanzen reckten sich ihm entgegen, als versuchten sie, ihn zu greifen. Wo sie ihn berührten, fing seine Haut an zu brennen.

„Sei vorsichtig mit ihm“, sagte die eine Pflanze. „Er ist verletzt am Rücken.“

„Aber drehen müssen wir ihn“, entgegnete die andere Pflanze.

Er wich den Blättern aus, aber es war unmöglich. Der Mais war überall um ihn herum.

Dann hörte er Laurins Flöte. Er versuchte, sich in die Richtung zu bewegen, aber er konnte nicht einmal genau erkennen, von wo die Musik kam. Und dann hörte die Melodie auf, und Laurin begann zu weinen. Er saß neben ihm am Bett (wieso lag er plötzlich im Bett?) und hielt seine Hand.

Toshio wollte nicht, dass er weinte. Er hätte ihn gern getröstet, aber er konnte nicht sprechen.

„Toshio, ich weiß nicht, ob du mich hören kannst. Vielleicht ist das jetzt die letzte Chance, die wir haben. Raven wird versuchen, deine Seele an deinen Körper zu binden. Wenn du also wirklich fort willst …“ Seine Stimme brach, und er brauchte einen Moment, bevor er weiter sprechen konnte. „Ich werde dir jetzt helfen, Toshio. Aber du entscheidest, okay? Jetzt konzentriere dich auf deine Atmung. Spüre, wie die Luft ein- und ...“ Wieder unterbrach er sich und schwieg kurz. Toshio konnte sein Achselzucken in den nächsten Worten quasi hören: „Keine Ahnung, wie das bei Beatmung funktioniert. Egal. Also ...“

Toshio versuchte, sich auf Laurins Worte zu konzentrieren und seinen Anweisungen zu folgen. Aber er hatte Probleme, seinen Körper zu fühlen. Ihn zu verlassen war dagegen ganz leicht, als Laurin verlangte, sich vorzustellen eine Treppe aus Licht – das irgendwie aus seinem Kopf strahlen sollte – hinauf zu gehen. Dann sollte er ein Tor visualisieren, vor dem zwei Wächter standen. Soweit kein Problem. Nur hindurch gehen konnte Toshio nicht. Die Wächter, die ihm als gesichtslose helle Schemen erschienen, hielten ihre Speere vor ihm gekreuzt. Auch als er sie bat, ihn durch zu lassen, änderte sich nichts. Er hörte, wie Laurin weiter redete und erzählte, dies sei der Ursprung allen Seins, oder so ähnlich, und dass Toshio dort bleiben könne. Wenn er wollte. Und er verabschiedete sich von ihm. Toshio hörte ihn abermals weinen, und er begriff, wo Laurin ihn hatte hinbringen wollen. Er war nie spirituell gewesen, aber wenn er gekonnte hätte, wäre er zum Ursprung allen Seins gegangen, vielleicht hätte es ja funktioniert. Verrückter als sich mit durchsichtigen Hirschen zu unterhalten war das jedenfalls auch nicht. Er versuchte, sich mit Gewalt vorzustellen, die Wächter zu passieren, aber da löste sich die ganze Visualisierung einfach auf.

Wieder würde er Laurin gerne trösten, wusste aber nicht wie. Und dann fand er sich erneut inmitten des Maisfeldes wieder und lief endlose enge Pfade entlang, ohne zu wissen, wie er jemals den richtigen Weg finden sollte.

Die Pflanzen wurden höher. Der Pfad enger und dunkler. Schließlich kam er auf eine Art Lichtung. Nanao-sensei erwartete ihn dort.

„Du musst auf deine Haltung achten, Toshio-chan“, wies sie ihn zurecht, wie sie es so oft in der Vergangenheit getan hatte. „So kommst du nie ans Ziel. Haltung ist alles. Ohne Haltung ist alles nichts.“

„Das ist mir egal. Da ist kein Ziel. Ich habe einfach keine Lust mehr, Sensei“, sagte Toshio gereizt. „Es war alles umsonst.“

„Nichts ist umsonst.“ Nanao-sensei ließ sich nicht erweichen, wie nicht anders zu erwarten war. Sie hatte nie darauf gehört, wenn er gedacht hatte, nicht mehr zu können. Ähnlich wie Pascal. Aber Nanao-sensei hatte ihn zu seinem Besten und nicht zu ihrem Vergnügen über seine Grenzen getrieben. Und wenn sie gesagt hatte „Doch, du kannst!“, dann hatte das auch gestimmt. Sie war nie wirklich zu weit gegangen wie Pascal.

„Also los!“ befahl sie. „Brustbein hoch. Heb die Arme!“

„Ich wollte nicht mehr tanzen ...“ setzte Toshio an.

„Unsinn! Arme über die Seite hoch, und achte auf deine Ellbogen! Im Alltag sind die Hände wichtig, beim Tanzen führen die Ellbogen die Bewegung. Aber nicht über neunzig Grad anheben, dritte Position, Hände schön locker ...“

„Sensei ...“

Doch sie war schon wieder fort, er lag wieder im Bett. Jemand bewegte seine Arme. Zwei Männer. Sie unterhielten sich.

„Achtung mit dem Arm, auf der Seite ist das Schulterblatt gebrochen. Nicht über neunzig Grad! Wenn das nicht verheilt, bricht der Monsieur uns das Schulterblatt.“

„Ja, gut.“

„Ansonsten einfach wie bei den anderen. Alle Gelenke durchbewegen.“

„Ja. So hübsch finde ich ihn gar nicht. Sein Gesicht ist irgendwie flach. Komisch sieht er aus.“

„Finde ich auch. Pass auf da mit dem Schlauch.“

Ihr seht auch nicht besser aus, wollte Toshio erwidern, aber dann fiel ihm auf, dass er gar nicht sehen konnte, wie sie aussahen. Er konnte die Augen nicht öffnen. Er konnte nur daliegen, ihren Gesprächen lauschen und sich bewegen lassen.

Die meiste Zeit allerdings lief er durch die endlosen Gänge des Maislabyrinths.

Er hörte Laurins Flöte in der Ferne.
 

Viel mehr als Flöte spielen, konnte er nicht für ihn tun. Er wusste, wie sehr Toshio Musik liebte, und hoffte, dass ihm die vertrauten Klänge auf irgendeine Art hilfreich waren.

Er verbrachte jeden Tag viele Stunden an seinem Bett, so wie Raven es ihm geheißen hatte.

Doch so sehr er sich auch gewünscht hatte, dass Toshio überleben sollte, jetzt wo er neben seinem reglosen Körper saß, fühlte er sich wie gelähmt. Wollte Toshio überhaupt weiter leben, fragte er sich nun. Hatte Toshio nicht vor wenigen Wochen nach seinem Sturz sogar gesagt, dass er nicht mehr wollte? Laurin erinnerte sich, wie er behauptet hatte, dass er sich lieber das Genick gebrochen hätte. War der Sturz überhaupt ein Unfall gewesen? Und jetzt diese Provokation, die den Monsieur so sehr gereizt hatte, war das etwa Zufall?

Half es Toshio überhaupt, wenn er überlebte? Oder wollte Laurin ihn nur nicht loslassen? Wünschte er sich nur aus Eigeninteresse, dass er leben sollte?

Er war voller Zweifel, also wendete er sein Wissen über Energieflüsse und Akupunkturpunkte nicht an, um Toshios Körper bei der Genesung zu helfen. Sowieso wusste er, dass Raven und die anderen Ärzte sich darum schon genug kümmerten. Statt dessen versuchte er, ihn energetisch abzuschirmen, um seiner Seele zu ermöglichen, eine Wahl zu haben. Mehr noch: Er ging sogar soweit, Toshios Seele über die Lichtbrücke ins Jenseits zu führen, falls er dorthin wollte, und er behandelte die Energiepunkte, von denen er wusste, dass sie bei der Sterbehilfe nützlich waren.

Damit handelte er Raven direkt entgegen, das war ihm klar. Zum Glück fragte Raven nie, was genau er eigentlich den ganzen Tag machte oder nicht machte, aber er hatte das ungute Gefühl, dass er es dennoch wusste, denn manchmal sah er ihn so merkwürdig an.

Das konnte allerdings auch andere Gründe haben. Sie hatten über die Ohrfeige nicht mehr gesprochen, und auch nicht über den Verkauf des Urwalds. Aber natürlich hatte sich ihr Verhältnis seitdem verändert. Laurin hatte sein Bettzeug in sein Zimmer gebracht und schlief nun konsequent dort. Es war ungewohnt einsam im Bett ohne Raven an seiner Seite, aber er dachte viel nach, und dazu brauchte er Abstand. Die Ohrfeige war gar nicht das Schlimme. Es war ihm nur allzu bewusst, dass er den Bogen in jener Nacht sehr weit überspannt hatte und noch glimpflich davon gekommen war dafür. Anderen Sklaven mit anderen Herren wäre viel Schlimmeres passiert.

Es war Ravens Plan, das Land zu verkaufen, der Laurin den Schlaf raubte. Er glaubte zu wissen, wie wichtig Raven das Projekt war, und jetzt musste er sich fragen, was so wichtig sein konnte, dafür den Urwald zu verraten. Und wenn der Urwald verraten werden konnte, konnte er selbst dann nicht auch fallen gelassen werden? Zum ersten Mal fragte sich Laurin ernsthaft, was Raven eigentlich mit ihm vorhatte. Er war immer davon ausgegangen, ihm in Zukunft als Assistent zu dienen. Wozu sonst hätte er ihm so viel beibringen sollen? Aber ausgesprochen worden war das nie, also konnte er sich dessen eigentlich gar nicht sicher sein. Würde er auch eines Tages in eine ungewisse Zukunft verkauft werden, ohne dass Raven sich schützend vor ihn stellte?

Vielleicht würde Raven ihm sogar wahrheitsgemäß antworten, wenn er ihn fragen würde. Aber er fürchtete sich vor der Antwort. Am Rande seines Bewusstseins lauerten die Erinnerungen an seine Eltern: festgebunden, gemartert und schließlich – tot.
 

Aber es starb sich anscheinend nicht so leicht. Die Beatmungsmaschine pumpte zuverlässig Luft in Toshios Lungen, und sein Herz schlug kräftig und regelmäßig, wie an der gleichförmig gezackten Linie auf dem Monitor schön zu sehen war. Das Piepen des Herzschlags gab den Rhythmus für seine Flötenmelodien vor.

Laurin wagte nicht, soweit zu gehen, den Beatmungsschlauch zu ziehen oder die Medikamentengaben zu manipulieren. So sicher war er sich dann doch nicht, ob Toshio wirklich sterben wollte. Und außerdem hatte er noch nie aktiv dabei geholfen, jemanden zu töten. Auch wenn Raven oft sagte, dass der Tod in manchen Fällen eine Erlösung war, empfand Laurin das anders. Unzählige Male hatte er versucht, Todgeweihten noch ein wenig Zeit im Leben zu verschaffen. Meistens waren das Versuchstiere gewesen, denn mit dem Menschenmaterial wurde stets ein wenig sorgsamer umgegangen. Aber eine Maus oder Ratte kostete im Einkauf so gut wie nichts, so dass oft nach einer Versuchsreihe gesunde Tiere einfach deswegen getötet wurden, weil man sie nicht mehr brauchte. Für Raven war ein Leben im Käfig nicht lebenswert. Nie hatte er ihm erlaubt, auch nur eine Maus mit nach Hause zu nehmen, wie sehr Laurin auch gebettelt und gefleht hatte.

„Du kannst sie nicht alle retten“, war immer Ravens Antwort gewesen.

Das war Laurin auch irgendwann klar geworden, aber er durfte ja nicht einmal eine retten! Später hatte er die Idee gehabt, dass man die Ratten ja auch in den Garten oder bei einem Ausflug in die Berge bringen konnte, wenn Raven keine Tiere im Haus haben wollte. Doch auch davon wollte Raven nichts wissen.

„Da kannst du sie auch gleich hier töten“, hatte er gesagt. „Sie sind im Labor aufgewachsen, sie wissen gar nicht, wie man draußen überlebt.“

Das stimmte wohl. Und das galt für die Versuchssklaven aus den unteren Ebenen ebenso. Wohin sollten sie gehen, wenn sie flohen? Nicht umsonst wurden alle früher oder später wieder zurück gebracht und furchtbar bestraft.

Aber Toshio war nicht im Labor aufgewachsen. Toshio würde wissen, wie man draußen überlebte. Toshio könnte der eine werden, den Laurin retten konnte. Warum hatte er das nur nicht eher erkannt? So oft hatte Toshio ihn doch anfangs um Hilfe gebeten! Aber da musste der Monsieur ihn erst halb tot schlagen, damit Laurin in den endlosen Stunden an seinem Bett zu dieser Erkenntnis kommen konnte.

„Ich werde dir helfen“, flüsterte er mit wild galoppierendem Herzen in Toshios gesundes Ohr. „Ich verspreche es dir: Wenn du wieder aufwachst, dann helfe ich dir zu fliehen.“

Wenn er nur mehr Mut hätte! Er wurde ja schon nervös dabei, nur an Toshios Bett zu sitzen und nicht an seiner Genesung mitzuarbeiten, obwohl er wusste, dass sowohl der Monsieur als auch Raven genau das von ihm erwarteten. Und allein bei dem Gedanken an eine Flucht brach ihm der kalte Schweiß aus. Manchmal wusste er gar nicht mehr, was ihm lieber war – wenn Toshio aufwachte oder wenn er nicht aufwachte.

Dennoch begann er zu überlegen, wie es gehen könnte, ihn frei zu lassen.
 

Am nächsten Tag beendeten die Ärzte das künstliche Koma. Ohne große Komplikationen wachte Toshio auf. Die anfängliche Desorientierung war normal nach der Narkose. Er schien auch Halluzinationen zu haben, denn seine Hände bewegten sich in der Luft, als würde er etwas beiseite schieben. Aber auch das war normal.

Sie konnten den Tubus aus der Luftröhre entfernen, er atmete wieder allein.

Das erste, was er sagte, war: „Wo ist der Ausgang?“

Laurin war es, als schwanke der Boden unter seinen Füßen.

Es ging also los.

Von nun an gab es kein Zurück.
 


 

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Hallo und danke, dass Ihr mir so geduldig die Treue haltet! :-)

Ich hatte dieses Jahr gleich mehrere längere Schreibblockaden, und das ausgerechnet nach diesem – zugegebenermaßen – gemeinen Cliffhanger. Das hatte ich so nicht geplant! Zwischen den einzelnen Absätzen in diesem Kapitel lagen teilweise viele Wochen, sollte der Erzählfluss also teilweise etwas merkwürdig sein, liegt das daran … Entschuldigung! :-(

Über Eure vielen Kommentare und Eure rege Anteilnahme an meinen Charakteren habe ich mich sehr gefreut. Ich sollte wohl öfter fiese Cliffhanger einbauen und Euch lange auf das nächste Kapitel warten lassen, dann bekomme ich viel Rückmeldung … ;-)

(War natürlich nur ein Scherz!)

Ich weiß, dass Teilaspekte meiner Geschichte und einige meiner Charaktere befremdlich wirken können. Das liegt an mir. Ich wirke öfters befremdlich auf meine Umwelt.

(Die Umwelt auf mich aber übrigens auch.)

Ich hoffe, Ihr habt weiterhin viel Lesevergnügen mit Toshio und viel Geduld mit mir.

Bis hoffentlich bald

(ich gebe mein Bestes),

Eure Jin



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Seranona
2016-03-20T20:49:39+00:00 20.03.2016 21:49
*cheer* *anfeuer*
Es muss weiter gehen...und zoshio endlich wieder zu patrick finden u.u
Von:  Meggal
2016-02-16T22:01:48+00:00 16.02.2016 23:01
*kurz reinschnei und Motivations-Kekse dalass* Hier, extra mit Schokolade, damit du motiviert bist :)

Lieben Gruß
Antwort von:  JinShin
18.03.2016 22:57
Danke, danke! Die Gefahr besteht zwar, wenn man mir Kekse hinstellt, dass ich mich damit gemütlich aufs Sofa setze und lieber lese statt schreibe ... ;) Aber keine Angst, ich bin motiviert, das Kapi ist auch schon zu Ende geschrieben, jetzt muss ich nur noch den Rest, den ich handgeschrieben habe, abschreiben, dann nochmal drüber lesen und dann - endlich - kann es veröffentlicht werden ... Im März noch, versprochen! Liebe Grüße!
Von:  Meggal
2015-10-22T20:54:57+00:00 22.10.2015 22:54
Hallo Jin,

ich würde sehr gerne wissen, wie die Geschichte weitergeht und wollte fragen, ob du noch weiterschreibst.

Lieben Gruß,
Meggal
Von:  Liescha
2015-08-24T07:02:53+00:00 24.08.2015 09:02
Hallo :)
Schreibst du noch an dieser story? Ich finde sie so klasse und brenne auf eine Fortsetzung.
Liebe grüße
Von:  liebe30
2015-05-20T05:53:21+00:00 20.05.2015 07:53
Hi Jin.Wießt du schon wie lange Ich so eine Geschichte gesucht gehabt?Ich bin von spanien und lese viel yaoi.Seit den Ich Mehr als nur ein Sklave gelesen haben binn Ich ein totaler fan von Yaoi geworden..Hast du vielkeicht Ai no kusabi gesehen.Das ist nähmlich ein japanischer anime-film basiert auf eine light-novel.Deine geschchte erinnert mich ürgendwie an die Charachter,eigentlich Toshiro erinnert mich an Riki.Ok Ich finde die ganze Geschcht super.wie du die einzelhandel beschreibst und das wegen find Ich es schade das du sie so viel pausierts.Ich finde das Toshiro rin Hapoy end ferdient und begreife nicht so warum er unrein ist.ok ich hoffe du schreobs schnell weiter.Übrigens Isaon habe Ich gemagt.Pascal nicht er hat eine sadistsche seite die mir mehr als ein spicopath als ein dom ernnert.Doms versuchen sein sub auch zu vergnügen und nicht nur demütigen oder schmerz zu fûgen,auserdem ist er nie liebvoll zu Ihn,das siet man als ein Dom ist sagt Toichi eine belohnung verdient hat,er hat Ihn nie belonht oder gelobt,das ist weil er eigentlich nur Ihn brevhen will,damit für Tochiro nur Ihn blebt,ösers böse...
Von:  LindenRathan
2014-12-10T01:37:23+00:00 10.12.2014 02:37
Ich liebe diese Geschichte und hoffe auf ein gutes Ende.


Von:  Aerin
2014-11-26T20:05:23+00:00 26.11.2014 21:05
also ich habe das gelesen und kann nur sagen das ich diesen pascal nicht leiden kann.
toshi tut mir sehr leid das er das alles durchmachen muss wäre sicher besser wenn er verkauft werden würde an diesen netten meister der in diese nummer gegeben hat.
besser wäre es wenn endlich patrick in finden würde und in befreit.
aber jetzt bin ich auch gespannt was noch alles geschehn wird.
Von:  SakuraxChazz
2014-11-25T17:27:11+00:00 25.11.2014 18:27
Halli hallo^^

Es hat mich sehr gefreut das Kapitel lesen zu können. Schreibblockaden sind echt böse und an der ein oder anderen Stelle hat man schon bemerkt, das es nicht so flüssig ist wie sonst. Aber es hat den Lesefluss nicht gestört. Und das ist ja dann die Hauptsache^^

So das Kapitel... Toshi hat überlebt, gerade noch so. Das Pascal so ausrasten würde war zu erwarten. Ich dachte ja schon fast, das Toshi Erfolg haben würde. Leider hatte er den ja nicht. Also erstmal wieder auf Anfang. Immerhin ist Laurin jetzt auf seiner Seite und wird versuchen ihm zu helfen. Will über seinen Schatten springen und seinem Freund die Freiheit schenken. Einerseits finde ich seinen Mut bewundernswert und wie er Toshi unterstützt hat, auf der anderen Seite ist es richtig töricht von ihm. Raven sollte sich schnell darum bemühen seiner habhaft zu werden, denn solange Pascal volle Gewalt über den Jungen hat... Das würde ihm noch weniger bekommen, als wenn Raven die Strafe festsetzen muss, sollte eine Flucht glücken. Obwohl ich nciht weiß ob er das dann trptzdem überleben würde...
Die Situation mit Laurin, wo er raus ist um ein wenig Freiheit zu schnuppern und dann brav vorm Tor stehen geblieben ist war toll. Laurin wollte ja nicht abhauen, sondern nur mal testen wie es so ist frei zu sein. Und noch hängt er an Raven, aber da tun sich ja auch schon Abgründe auf. Der Junge hat ja auch schon einen ganzen Streifen mitgemacht, wenn man so den Flashback betrachtet. Das ist echt traurig.
Und Toshi hat sich ins Leben zurückgekämpft. Das er nicht plötzlich klein bei gegeben hat, als Pascal dann wach war, zeigt sehr deutlich das ihm alles egal ist. Pascal wird ihn nicht gehen lassen, also wird er ihn entweder töten müssen oder selbst sterben. Denn lieben wird er ihn nie. Zumindest nicht auf natürliche Weise. Aber Toshi hängt zusehr am Leben, als das er so hätte sterben können bzw. höhere Mächte haben wohlfür ihn so entschieden. Das Tor hat er ja gefunden, man hat ihn nur nicht durchgelassen. Oh ich hoffe das Patrick und die anderen es schaffen Toshi rechtzeitig zu retten.
Ich bicn echt gespannt auf das nächste Kapitel^^

LG Saku^^
Von:  La-Renarde
2014-11-25T10:59:21+00:00 25.11.2014 11:59
Da liegt man mal ein paar Tage krank im Bett und was verpasst man? Ein neues Kapitel. Aber ich hab mich so gefreut, als ich es gestern Abend noch entdeckt hatte. Da konnte ich nur keinen Kommentar dazu schreiben, weil mein gereitzter Magen das erst mal verdauen und ich eine Nacht drüber schlafen musste.

Ich bin erleichert, entsetzt, hoffnungsvoll und verzweifelt zugleich wenn ich das lese. Es ist ein super Kapitel geworden und ich finde auch nicht, dass es den Lesefluss gestört hat, dass du beim Schreiben so lange Pausen zwischen den Absätzen gemacht hast. Dein Schreibstil war wie immer super.

Ich habe zwar nicht angenommen, dass Toshio es tatsächlich schafft Pascal umzubringen - dazu ist Pascal viel zu stark - aber ich hatte doch gehofft, dass er ihn vielleicht ein kleines Weilchen außer Gefecht setzen kann und ihm somit einen wesentlich eindrucksvolleren Denkzettel verpasst. Aber das hätte Toshio vermutlich auch nicht überlebt. Es sah ja so schon knapp genug aus.
Ich bin gespannt wie sich Toshio nach den Erlebnissen weiterentwickelt. Pascal will ihn zwar behalten, aber die Frage "Wo ist der Ausgang" direkt nach dem Aufwachen zeigt wohl, dass er noch lange nicht aufgegeben hat.

Besonders interessant finde ich die Entwicklung von Laurin. Der Kleine ist ja ohnehin mein Lieblingscharakter. Er beginnt jetzt langsam ein eigenständiges Denken zu entwickeln, auch wenn er natürlich noch weit davon entfernt ist sich von seinem Sklavendasein lösen zu wollen, so tut er mit dem Plan Toshio bei der Flucht helfen zu wollen - und er kann sich die Konsequenzen seines Handeln, falls das rauskommt ja vorstellen - schon einen großen Schritt in Richtung eigene Freiheit. Er beginnt sich auch von Raven zu distanzieren. Nun ja, dass das irgendwann mal passiert war fast abzusehen, auch wenn es Toshio nicht gäbe. Laurin ist in der Pubertät. Das ist die Zeit sich gegen die Eltern aufzulehnen und Raven ist ja nunmal so etwas wie ein Ersatzvater für Laurin.
Ich bin gespannt, ob Laurin sich in der Zwischenzeit, bis Toshio wieder gesund ist, nicht schon soweit ist mit ihm gehen zu wollen. Einen kleinen Vorgeschmack der Freiheit hat er ja jetzt gekostet. Und er hat ja auch für sich festgestellt, dass er genau wie Toshio nicht als Sklave geboren bzw. gezüchtet wurde. Ich frage mich, ob Ravens Plan Laurin zu kaufen und evtl. nach Sudamerika zu schicken nicht schon zu spät kommt. Pascal wird gerade jetzt wohl nicht gleich zustimmen, seine Laune dürfte ja auf dem Nullpunkt sein. Um Laurin mache ich mir fast mehr Sorgen als um Toshio.

Ich hoffe, dass du deine Schreibblockaden überwinden konntest und wir uns schon bald über ein neues Kapitel freuen dürfen. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Muse und Energie zum Schreiben!


Von:  me-luna
2014-11-24T21:50:02+00:00 24.11.2014 22:50
Liebe Jin,
wow, das ist....sorry wunderschön, grausam und geht beim Lesen gefühlte Zentimeter unter die Haut. Pascal hat es also geschafft, Toshio bis über seine Grenzen zu bringen. Und doch kam es nicht zur Vollendung und Toshio hat sich noch einen Teil seiner Unschuld bewahrt. Wobei, sich gegen Pascal endgültig zu wehren, versaut ihm ganz sicher nicht das Karma. Toshio hat sich bis jetzt so mutig und tapfer geschlagen. Man kann nur ehrfürchtig staunen, wie Toshio in dem Moment, als Pascal ihn überwältigt und in den Keller schleift, einmal mehr über sich hinauswächst. Was muss in ihm wohl vorgegangen sein und wie wird es nach seinem Aufwachen mit ihm weitergehen? Laurin hat sich ja, wie es scheint entschieden. Welcher Mensch wird Toshio wohl nach diesen grenz-und übermenschlichen Erfahrungen werden?
Um Raven und Pascal zieht sich die Schlinge gefühlt auch immer enger. Raven kann mit seinem Vorhaben nicht mehr lange warten und ob Pascal so einfach zustimmt, erscheint doch immer wieder fraglich. Dazu kommt, Laurin begreift immer mehr und wird älter. Wenn er die Wahrheit über Raven erkennt, wird Raven seinen geliebten Schützling dann nicht verlieren? Laurin ist in seiner Art so schutzbedürftig und sweet und ich weiß nicht warum, aber um ihn mache ich mir ab diesem Kapitel mindestens so sehr wie um Toshio Sorgen. Liebe Jin, vielen Dank für dieses Kapitel.


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