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Our little Secret

von

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Remember

„Jason?“, Vicky meinte es mal wieder gut mit ihrer viel zu lauten Tonlage, als sie aus dem Wohnzimmer aus nach Jason rief, als sie die Tür ins Schloss hatte fallen hören.

Jason stand nur da, konnte Erics Stimme hören. Zu deutlich. Die raue und selbstgefällige Stimme. Ihm gefiel diese Stimme nicht. Der ganze Typ war doch...

Zwei Tage war es nun her, das Roger im Wald in der Nähe des Insides brutal getötet wurde. Die Schüler drehten völlig durch. Durch Ryans mehr als unbegründete und dumme Vorwürfe wurde Jaimy nur noch fertig gemacht, musste sich bescheuerte und beleidigende Kommentare anhören. Es wurde von Vampiren in der Stadt geredet. Mr. Blake hatte ihnen in den letzten Tagen sicher einige Male einen Vortrag darüber gehalten, das es so etwas wie Vampire nicht gab und warum es völlig unmöglich war, das sie existierten.

Eve und ihr Mann hatten vor dem Inside nun Türsteher beordert. Um für mehr Sicherheit zu sorgen. Alle hatten Angst, das es mit Roger nur der Anfang gewesen war. Nach erst zwei Tagen war das wohl nicht sehr verwunderlich.

Jason blieb hartnäckig und wollte sich von der Sache nicht allzu mitreißen lassen. Doch eines machte ihm ziemlich zu schaffen. Catharina war seit dem nicht mehr in der Schule gewesen. Er hätte sie zu gerne gefragt wie es ihr ging. Aber leider hatte er ihre Telefonnummer nicht und die Nummer der alten Smith stand nicht im Telefonbuch. Er hätte auch einfach zu ihr gehen können, bei ihr zu Hause klingeln. Wo sich das Haus der älteren Frau befand, wusste Jason ja noch. Aber was wenn Catharina ihn gar nicht sehen wollte?

Seine Füße trugen ihn nun doch ins Wohnzimmer, wo er Eric sah, zusammen mit Vicky. Eric hatte einen Arm um seine Schwester gelehnt und sie lehnte mit dem Kopf gegen seine Schulter. Wenn man die Beiden so sah, fiel einem fast gar nicht auf, was das sie sich ständig stritten. Meist ging es dabei um die ständigen Besuche bei ihren Eltern. Eric hatte zumeist keine Lust darauf, doch Vicky war Familie nun einmal sehr wichtig und deshalb wollte sie diese auch so oft wie es möglich war sehen. Die 6 Wochen die sie in Urlaub war mit der gesamten Familie, waren oft Streitpunkt Nr. 1. Dabei könnte Eric mit ihnen kommen, aber er schob ja ständig seine Arbeit vor, um nicht mit zu müssen.

„Hey, Jason“, begrüßte ihn Eric, doch dieser hatte nichts weiter als einen genervten Blick drauf. Ohne Jaimy machte es nur halb so viel Spaß Eric zu sehen. Eric hingegen schien ganz froh über die Abwesenheit der anderen Jungen zu sein.

„Gehst du heute nicht aus?“, Vicky lächelte und sah Jason ein wenig besorgt an. Er war die letzten beiden Tage kaum raus gegangen, aber wohl lag das einfach an diesem Vorfall. Diese Sache hatte die ganze Stadt in Aufregung versetzt.

„Nein. Jaimy hat Hausarrest, weil er sich geprügelt hat“, irgendwann hatte Jaimy eben genug gehabt. Also hatte er Ryan eine runter gehauen und ihn gut erwischt. Bevor Ryan sich für die blutige Nase bedanken konnte, hatte Peter sich schon eingemischt. Die Antwort auf den Schlag wäre Jaimy vermutlich nicht so sehr bekommen.

„Und Peters Mom hat Geburtstag“, und Jason musste da echt nicht abhängen. Peters Mom redete mehr als man vertragen konnte.

„Na gut. Hunger?“, Vicky sah ihn wieder so besorgt an, Eric blieb still. Jasons einzige Antwort war ein Kopfschütteln. Dann drehte er sich um und ging nach Oben.
 

„Er benimmt sich komisch“, Vicky Kopf lehnte noch immer sacht gegen Erics starke Schulter. Sie spürte Erics sanfte Berührung, wie er über ihren Oberarm strich.

„Ich mag ihn, wenn er so ruhig ist“, sonst war ihm Jason viel zu frech. Aber er wusste natürlich trotzdem was los war und das Vicky das mitnahm. Aber sie schoben Jasons Zustand wohl auf den falschen Grund.

„Ich nicht“, Vicky seufzte, dann fuhr sie zusammen, als das unfreundliche Geräusch der Klingel ertönte.

„Erwartest du noch Jemanden?“, Eric blickte in die Richtung der Haustür, obwohl er diese ja nicht von seiner Perspektive aus sehen konnte.

„Nein?“, es war ja nun auch schon gegen Abend. Wer sollte da noch vorbeikommen? Jasons Freunde konnten es kaum sein. Die klingelten zumeist auch gleich Sturm und außerdem hatten sie heute keine Zeit, laut Jason.

Unzufrieden brummend verließ sie also ihren Freund und stand kurze Zeit später an der Tür. Als sie diese öffnete, blickte sie in die grünen Augen eines ihr unbekannten Mädchens.

„Ja?“

Catharina lächelte freundlich. Sie trug einen dunkelroten Kaschmirmantel, den sie vorne zusammen zog, als sei ihr kalt. Dabei empfand sie die Kälte als angenehm. Es war eher etwas anderes, was sie zum frösteln brachte.

„Guten Abend“, Catharinas Stimme klang so höflich, das Vicky fast schmunzeln musste. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wen sie hier vor sich hatte. Außer Susanne waren nie Mädchen hergekommen. „Könnte ich vielleicht mit Jason sprechen?“, erkundigte sich Catharina und Vicky nickte sofort.

„Sicher, er ist in seinem Zimmer“, Vicky trat nur zur Seite, dachte sich, das Catharina die Geste verstand, doch diese blieb stehen. Sie verstand diese Geste, aber so funktionierte es nicht.

Vicky war verwirrt. „Ähm...komm doch rein“, bat sie schließlich doch und Catharina lächelte nur, überspielte diesen Moment der Verwirrung einfach und trat über die Schwelle des Hauses.
 

Vicky erklärte Catharina wo Jasons Zimmer war. Als sie die Treppen nach Oben getreten war, sah sie sich um. An verschiedenen Stellen der Wand hingen alte Fotos. Manche waren Familienbilder, auf anderen war Jason als Kind zu sehen. Babyfotos. Er war richtig niedlich gewesen mit den aufgeplusterten Wangen und den großen, braunen Augen. Doch ein Foto bekam ihre ganze Aufmerksamkeit. Catharina strich sacht mit den Fingerspitzen über das Glas des bunten Rahmens. Er musste dort in etwa 10 Jahre alt gewesen sein. Zumindest erinnerte sie sich noch genau an die Gesichtszüge zu dieser Zeit. Sanft lächelte Catharina, verwarf ihre Erinnerungen jedoch schnell wieder und brachte auch noch die letzten Schritte zu Jasons Zimmer hinter sich und klopfte an die Tür.

Jason schrak hoch. Er hatte sie ganze Zeit auf dem Bett gelegen und an die Decke gestarrt, bis er irgendwann ein gedöst war. Immer wieder verfolgten ihn Träume, Erinnerungsfetzen. Was versuchte er da nur im Traum zu verarbeiten? Und doch fühlte sich alles so unglaublich real an.

„Ja?“, Jason rieb sich durch sein Gesicht. Seine Augen wirkten noch müde und verschlafen, doch als Catharina eintrat, war er hellwach.

„Catharina?!“, träumte er noch?

Catharinas Lächeln und ihre sanfte Stimme belehrten ihn jedoch, das er nicht träumte.

„Hi“, vorsichtig, fast geschmeidig trat sie in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Störe ich?“, fragte sie etwas sorgenvoll. Sie wollte ihn nicht von irgendetwas abhalten oder vielleicht wollte er sie ja auch gar nicht sehen.

„Nein!“, stieß Jason sofort aus und stand vom Bett auf. Viel zu schnell, wie er gerade feststellte, als er beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Der kleine Eichenschrank an der Wand spendete jedoch den nötigen Halt. Sonst wäre es wirklich peinlich geworden.

Catharina lachte. Jason war so herrlich tapsig. „Okay. Ich wollte einfach sehen wie es dir geht. Meine Tante hat mich für die restliche Woche in der Schule entschuldigt. Ich musste...einfach ein paar Tage entspannen. Nachdem was passiert ist“, ein leises Seufzten drang über ihre Lippen, ehe sie zum Bett ging und sich elegant auf dieses sinken ließ. Dann blickte sie sich in dem Zimmer um. Es war kein typisches Jungen zimmer. Es wirkte mehr wie das Zimmer eines Erwachsenen. Eigentlich war Jason auch erwachsen. Es hingen keine Comics in Folie an der Wand, keine Poster oder Kalender von Pinup-Girls oder sonstiger typischer Teenager Kram. Es war einfach schlicht eingerichtet und doch gemütlich.
 

Die Stunden schienen wie im Fluge zu verstreichen. Die Zeit mit ihr verging viel zu schnell. Wenn er darauf wartete das Nachmittage vergingen, damit er sie wieder sah, dann zog sich alles so sehr in die Länge und nun wo sie hier war, hier bei ihm im Haus, zog die Zeit so dermaßen schnell an ihm vorbei. Ein Blick auf die Uhr zeigte, das es schon 3 Uhr war. Catharina hatte ihm erzählt, das Mrs. Smith sich um sie gesorgt hatte und sie deshalb zu Hause geblieben war. Es war gelogen gewesen.

Auch über Roger hatten sie sich unterhalten. Catharina berichtete, das sie ihn schon im Wald erkannt hatte und Jason hatte sich bewundert, wie gut sie in der Dunkelheit sehen konnte. Doch das konnten sicher einige Menschen und das war auch nicht wichtig. Der Grund warum sie an diesem Abend so schnell verschwunden war, war wohl laut ihrer Aussage, das sie einfach Panik bekommen hatte und deshalb einfach fortgelaufen war. Natürlich auf direktem Wege nach Hause. Jason sah keinen Grund darin ihr nicht zu glauben.

Aber sie sprachen auch von anderen Dingen. Jason hatte ihr von Susanne erzählt. Von der Trennung, wie sehr ihn das verletzt hatte und das sie behauptet hatte, sich neu verliebt zu haben. Doch niemand hatte ihren neuen Freund bisher gesehen. Eigentlich war es ihm inzwischen auch egal. Catharina hatte ihn voll und ganz eingenommen. Ihre Ausstrahlung, ihr Lächeln und dieses vertraute Gefühl welches er bei ihr hatte.

Jason erzählte gerade eine Geschichte aus Kindestagen, als Jaimy angefangen hatte sich das erste Mal zu schminken, als er seinen Vater mit allen möglichen Dingen und immer extremeren Aktionen geärgert hatte. Catharina musste bei diesen ganzen Geschichten einfach nur lachen.

„Jaimys Dad tut mir Leid“, lachte sie, ließ sich zurück auf das Bett fallen. Noch immer lachend drehte sie den Kopf und blickte zu der Uhr. „Oh...so spät. Bist du müde?“, ihr Lächeln raubte Jason schon wieder fast den Atem. „Nein, gar nicht. Und...du?“, Catharina schüttelte den Kopf und lächelte. Sie fühlte sich wohl in Jasons Nähe, genau wie er es auch in ihrer tat. Aber vielleicht hatte Edvige Recht. Es war ein Fehler. Sie hatte es gemerkt. Es war ein großer Fehler. Er war hier...aber wenn sie ihr Versprechen einhalten wollte, durfte sie nicht gehen. Sie konnte es nicht.

„Gut“, jetzt fiel Jason irgendwie nichts mehr ein. War ihnen nun etwa der Gesprächsstoff ausgegangen? Vorrangig schien nun wohl zu sein, sich gegenseitig in ihre Augen zu sehen. Gefesselt von den grünen Augen, die ihn so strahlend ansahen, brach Catharina schließlich das Schweigen.

„Was wolltest du mich eigentlich fragen?“, Jason blinzelte sie verwirrt. „Na an diesem Abend als wir spazieren waren. Du hattest angesetzt etwas zu fragen bevor wir...“, bevor sie Roger gefunden hatten. Kurz wirkte ihr Gesichtsausdruck trüb. Sie wusste wer es gewesen war. Sie kannte die Wahrheit über all das.

Jason überlegte und überlegte. Was hatte er...oh ja, natürlich!

„Ich wollte...ich wollte dich fragen ob wir am Samstag ausgehen“, so sicher war klang seine Stimme nicht, aber er wollte es wirklich. Jason hatte völlig vergessen das er sie hatte fragen wollen, doch da war nun so vieles dazwischen gekommen und er hatte sie auch nicht mehr gesehen.

„Nur wir zwei?“

Jason nickte unsicher. Catharina jedoch lächelte sanft, ehe sie aufstand, nach ihrem Schal griff, den sie zuvor unter ihrem Mantel getragen hatte und sich diesen umwickelte. „Okay, dann kannst du mich Samstag um 19 Uhr abholen“, erklärte sie fröhlich und beobachtete Jasons Gesicht, wie er erleichtert, sowie auch zufrieden lächelte. „Gerne“, Jason stand auf und griff nach Catharinas Mantel. Dann half er ihr in diesen zu schlüpfen. Catharina drehte sich überschwänglich zu ihm um und blickte in die braunen Augen. Dann stellte sie sich auf ihre Zehnspitzen und hauchte Jason einen sachten Kuss auf seine warmen Lippen. Jason durchzog ein angenehmer Schauer. Selbst ihre Lippen waren ebenso kalt wie vor einigen Tagen im Wald ihre Hände.

Und doch fühlte es sich so angenehm an. Sein Herz schlug für den Bruchteil einer Sekunde so rasend schnell. Für Catharina war jeder pochende Schlag seines Herzens spürbar und es fühlte sich so gut an, das Jason so für sie fühlte, das sie solche Gefühle in ihm auslöste.

„Schlaf gut“, hauchte die sanfte Stimme gegen Jasons Lippen. Dann verließ sie das Zimmer.
 

Jason war nicht der einzige, der in dieser Nacht glücklich einschlafen sollte.

Leise pochend, aber mit immer mehr Wucht knallten kleine, bis mittelgroße Steine gegen das Fenster. Jaimy, der mit seinem Buch in den Händen eingeschlafen war, schrak hoch. Er strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und blickte verwirrt durch die Dunkelheit zu seinem Fenster. Die Vorhänge waren zugezogen, das Licht war ausgeschaltet. Dabei hatte er doch gelesen und war offensichtlich dabei eingeschlafen. Sicher hatte seine Mutter das Licht ausgeschaltet und auch die Vorhänge zugezogen.

Langsam stand Jaimy auf, trat an das Fenster, zog die Vorhänge zurück und öffnete es. Dann neigte er sich aus dem Fenster und sah sich um.

Kaum war das passiert, war Peter bereits die Leiter nach Oben geklettert, die sich gleich neben Jaimys Fenster befand. Es war nicht das erste mal das Jason und er durch das Fenster kamen. Heute war er alleine. Jaimy wohnte am nächsten an Peter dran. Um genau zu sein gleich eine Straße weiter, weswegen er natürlich erstmal zu Jaimy ging. Wenn dieser nicht mehr wach gewesen wäre, wäre er wohl doch zu Jason und hätte diesen aus dem Bett geworfen. Natürlich war ihm Jaimy lieber.

„Na, ausgeschlafen?“, meinte er grinsend, als er oben angekommen war und erschreckte Jaimy damit ganz schön. Er hatte eben nichts sehen können und von dieser Sicht hatte er auch die Leiter nicht gesehen.

„Gott“, Jaimy lachte. „Ausgeschlafen, du lässt mich ja nicht“, er griff nach Peters Hand und half ihm in das Zimmer. Dann schloss er das Fenster. „Und, wie war die Party?“, fragte er grinsend. „Ach, langweilig und nervig. Meine Grandma hat geredet und geredet und...“, Peter winkte ab. „Sei froh das du nicht da warst“, Jaimy wäre sicher gekommen, wenn man ihn denn raus gelassen hätte. Aber dieses Wochenende durfte er eben nicht raus. Damit musste er leben. Irgendwie hatte er es ja auch verdient. Aber sein edler Ritter war ja gekommen um ihn vor größeren Verletzungen zu retten. Er hatte Peter seit heute Morgen schon damit geärgert. Dankbar war er ihm dennoch. Wenn Ryan erstmal richtig losgelegt hätte, wäre Jaimy so schnell wohl nicht mehr aufgestanden.

„Wenn ich das so höre bin ich das auch“, meinte er schmunzelnd. Dann kroch er einfach wieder ins Bett, zog sich beim gehen die Hose und auch sein Shirt aus und krappelte wieder ins Bett. Dann gähnte er leise. „Ich wollte eigentlich nur mal sehen ob alles okay ist“, in den letzten Tagen war Jaimy ja nicht gerade gut drauf gewesen. Aber alle hatten auch ziemlich auf ihm her umgehackt, langsam trat er auf das Bett zu und zog seine Schuhe aus, ehe er sich nun einfach neben Jaimy auf das Bett legte. „Geht schon, keine Angst, ich werde mich nicht umbringen deswegen“, Jaimy schien doch noch ziemlich müde zu sein. Seine Stimme hörte sich leise an, nicht so munter wie sonst. „Das will ich hoffen“, erwiderte Peter grinsend.

Jaimy hob einfach seine Decke etwas an und legte sie über Peter. War doch nichts dabei, als Kinder hatten sie das oft getan. Manchmal haben sie sogar alle Drei zusammen im Bett gelegen.

Aber nun sah die Sache anders aus. Peter fühlte sich wohl, aber auch wieder nicht. Sie waren keine Kinder mehr. Sie waren erwachsen und er lag hier neben dem Typen im Bett, in den er seit fast einem Jahr verknallt war.

Jaimy ahnte davon nichts und gerade schien er nur völlig müde zu sein. Er drehte sich auf die Seite und schmiegte sich an seinen Freund. Jaimys Atmung ging völlig ruhig, klang beinahe zufrieden, als er eingeschlafen war und Peter doch lächeln musste. Er zog die Decke näher an sie Beide und legte einen Arm um den Anderen.
 

Jason war so aufgeregt am nächsten Morgen gewesen, das er nicht mal gefrühstückt hatte. Er war im Badezimmer verschwunden, hatte sich angezogen, sich seine Jacke geschnappt und war einfach aus dem Haus gelaufen. Noch ehe Vicky und Eric wach gewesen waren.

Er lief die Straßen entlang, ehe er bei Jaimys Haus stoppte und zur Haustür lief. Doch vor dieser angekommen, zögerte er. Er konnte doch jetzt nicht klingeln. Sicher schliefen sie noch.

Jason lief weiter, bis zu Jaimys Zimmerfenster und kletterte die Leiter hoch. Dann klopfte er einfach laut gegen die Scheibe.

Peter seufzte auf, kniff die Augen zusammen und musste erstmal seine Umgebung registrieren. Er war bei Jaimy und er hielt ihn noch immer in seinen Armen. Kurz lächelte er, betrachtete Jaimys friedliches, zufriedenes Gesicht. Doch dann wurde ihm klar, das Jaimy das besser nicht richtig merken sollte. Dann klopfte es erneut und Peter schob Jaimy vorsichtig von sich und rannte zum Fenster. Nachdem die Vorhänge ihm nicht mehr die Sicht versperrten, erkannte er Jason, der vor sich hin lächelte, als wäre er ein Honigkuchenpferdchen.

Als er das Fenster öffnete, kletterte er rein. „Du wirst nie glauben was passiert ist!“, Jason hatte vor einfach über die Fensterbank zu springen, doch so ganz gut ging es doch nicht. Er landete genau vor Peters Füßen, der gerade noch einen Schritt zurückgehen konnte.
 

Nach diesem kleinen Unfall saßen sie alle Drei auf dem Bett. Jaimy war von Jasons unsanftem Aufprall wach geworden und hatte selbst keine Ahnung, warum er diese Nacht so gut geschlafen hatte.

Jason hatte sich von dem harten Aufschlag auf dem Boden wieder erholt und berichtete erstmal davon, das Catharina bei ihm gewesen war, das sie die ganze Nacht einfach nur geredet hatten. Auch den Abschiedskuss ließ er nicht aus.

„Und wo wollt ihr hingehen?“, fragte Jaimy und gähnte nochmal kräftig. Müde war er nun doch noch.

„Ich weiß es nicht. Essen...ach das ist zu kitschig. Inside ist auch blöd“, Peter kramte in seiner Jacke herum. Bis er das was er suchte gefunden hatte und es Jason hin warf.

„Was ist das?“, er nahm den Flyer mit beiden Händen hoch und faltete ihn auseinander. „Der neue Vergnügungspark eine Stadt weiter. Mom will unbedingt einen Familienausflug dahin machen“, er rollte mit den Augen. „Jedenfalls...die haben auch Abends auf. Fahr doch dort mit ihr hin“, Jaimy warf Jason seine Wagenschlüssel hin. „Hier, musst du dich nicht mit der Schrottkiste deiner Schwester rumärgern“, Jaimy durfte eh nicht raus, also warum nicht?
 

„Ich bin schockiert. Eigentlich müsste es doch ich sein, der etwas für dich gewinnt“, der riesige Teddy in Jasons Armen nahm ihm fast die Sicht, aber er linste an ihm vorbei zu Catharina, die neben ihm herging.

„Aber wieso denn? Weil du der Mann bist?“, leise kicherte sie und Jason lächelte. „Genau deshalb!“, nun lachte auch er.

Jason hatte sie wie verabredet pünktlich um 19 Uhr von zu Hause abgeholt. Von der Idee den Vergnügungspark zu besuchen war sie sofort begeistert gewesen. Sie waren schon auf einigen Fahrgeschäften gewesen, hatten sich sozusagen etwas aus getobt. Die Achterbahn hatte Jason jedoch ziemlich zugesetzt. Es war so eine mit Loopings gewesen und ihm war schlecht geworden. Catharina hatte nur deutlich die schnell schlagenden Herzen der Menschen fühlen und hören können. Das pulsieren ihrer Adern, als das Adrenalin buchstäblich durch ihr Blut schoss. Ihr selbst hatte die Fahrt nichts ausgemacht. Sie war völlig ruhig geblieben und hatte sich amüsiert. Danach waren sie an eine Wurfbude gekommen. Jasons Treffer gingen fast alle daneben, doch Catharina hatte voll gepunktet. Das war doch irgendwie unfair.

„Ich glaube ich bring dieses Monster mal zum Wagen“, meinte er lächelnd und hob den Teddy demonstrativ hoch. „Okay, ich warte solange hier“, Catharina lächelte und sah Jason schließlich nach, der ihr nochmal einen Blick zuwarf und dann zum Parkplatz verschwand.

Er verstaute den Teddy auf dem Rücksitz und machte sich auch schon wieder auf den Weg zurück. Auf keinen Fall wollte er sie zu lange warten lassen. Sie waren nun schon einige Stunden hier und es war fast Mitternacht. Und doch war dieser Abend einfach nur schön.

„Hallo Jason“, innerlich verdrehte Jason bereits die Augen, als er diese Stimme hörte.

Er drehte sich um und sah Susanne direkt an. „Man kann fliehen aber nicht entkommen“, begrüßte er sie trocken und leicht genervt.

„Mir entkommt keiner“, erwiderte sie lächelnd und winkte Jemanden zu sich heran. Jason versuchte den Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit zu finden, doch dann kam auch schon ein Mann zu ihnen. Mann traf es in jedem Fall. Der Typ war mindestens 5 Jahre älter als sie. Vielleicht sogar noch mehr.

Lächelnd trat der Fremde auf sie zu und legte eine Hand an ihre Taille. Als nächstes folgte ein sanfter Kuss auf ihre Stirn. Susanne lächelte und legte eine Hand auf die Schulter des soviel größeren Mannes. „Das ist Nic, mein neuer Freund. Ich hab dir ja von ihm erzählt“, Jason blieb auf dem Gesicht des Mannes hängen. Was erwartete Susanne nun? Das er geknickt war? Das er heute Abend heulend im Bett lag? Das konnte sie vergessen...

„Ich bin Jason“, stellte er sich einfach vor, neigte sich etwas nach vorne und hielt ihm höflich die Hand hin. „Freut mich dich kennen zu lernen, Jason. Ich habe schon viel von dir gehört“, erklärte Nic. Das blonde Haar fiel ihm sacht in sein Gesicht. Sein Pony bedeckte strähnchenweise die tiefblauen Augen. Als Jason in diese sah, durch fuhr ihn ein unangenehmer Schauer. Seine Augen wirkten so eisig wie seine Haut. Aber allein der Blick. Er lächelte, und doch war dieser Blick so durchdringend, das es ihm eiskalt den Rücken hin unterlief und er die kalte Hand gar nicht bemerkte. Dabei wirkte sein Gesichtsausdruck ziemlich ruhig. Seine Gesichtszüge wirkten sanft und emotional, hatten fast etwas melancholisches an sich.

Kurz schien sein Blick abwesend zu sein. Sie war hier und sie beobachtete ihn.

Dann sah er sie. Catharina stand dort im Getummel. Die Menschen die diesen Vergnügungspark besuchten liefen an ihr vorbei, doch sie nahm sie nicht wahr. Ihr Blick war einzig und allein auf diesen Fremden gerichtet. Als mehrere Menschen an ihr vorbeihuschten und der Blick auf die Stelle an der sie stand wieder sichtbar wurde, war sie verschwunden...
 

Als Jason nach Hause gekommen war, war seine Laune so ziemlich im Keller gewesen. Er hatte Catharina nicht mehr wieder gefunden. Sie war einfach verschwunden. Hatte sie vielleicht geglaubt er würde sie sitzen lassen, weil er so lange gebraucht hatte? Oder hatte sie ihn vielleicht mit Susanne gesehen und war deswegen sauer? Jason wusste es nicht. Über Susannes neuen Freund machte er sich schon gar keine Gedanken mehr. Wichtig war ihm nur Catharina. Er war zwar bei ihr zu Hause gewesen, da aber alle Lichter im Haus ausgeschaltet waren, hatte er nicht geklingelt. Schließlich lebte dort noch eine ältere Dame.

Er ließ sich auf sein Bett fallen und seufzte. Er würde morgen in jedem Fall bei ihr vorbei gehen und sie fragen, sich dafür entschuldigen, das er so lange gebraucht hatte. Hoffentlich war sie nicht böse auf ihn. Dabei war dieser Abend doch so gut verlaufen.
 

Der kleine Junge tapste durch den Schnee, gut gelaunt und fröhlich. Gerade war er bei seinem besten Freund gewesen. Da er nur eine Straße weiter wohnte, konnte er auch um diese Zeit, es war wohl etwa 19 Uhr, alleine nach Hause laufen. Zu dieser Jahreszeit wurde es schon sehr früh dunkel, doch der Schnee spendete neben den flackernden Straßenlaternen noch zusätzliches Licht.

Um schneller nach Hause zu kommen, lief der Junge über einen kleinen Feldweg, der sich am Rande der Straße befand. So konnte er den Häuserblock übergehen, um welchen er sonst hätte herumlaufen müssen.

Plötzlich blieb er stehen. Etwas bewegte sich. Er sah sich um, vernahm nun auch leises Geräusche. Es hörte sich an wie schwaches Keuchen, aber er war nicht sicher. Langsam trat er näher in die Richtung, von der das Geräusch kam. Als er dort im Schnee Jemanden liegen sah, blieb er stehen. Ihr Haar war so lang und dunkelblond. Es glänzte durch die Feuchte. Ihr Gesicht war so unglaublich blass, beinahe so weiß wie der Schnee. Ihre Augen waren grün, doch schien sie diese schmerzlich zusammen zukneifen. Unter den Augen hatte sie Augenringe. Aber es sah nicht so aus wie bei seinem Vater, wenn er wieder zu lange gearbeitet und viel zu wenig geschlafen hatte. Es sah viel schlimmer, beängstigend aus. Doch was ihm am meisten Angst machen sollte, waren die spitzen Zähne, die man durch die geöffneten Lippen erkennen konnte. Die scharfen Eckzähne erinnerten sehr an einen alten Dracula-Streifen. Doch Jason zeigte keine Angst, hockte sich einfach neben das Mädchen und sah sie an.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte er Junge.

Das Mädchen hatte den Jungen wahrgenommen, doch ihre Reflexe waren schwach. Sie war schwach. Sie hatte kaum noch die Möglichkeit sich zu bewegen. Der eisige Schnee benetzte ihre Haut. Sie hatte unzählige Wunden. Blut rannte aus diesen und benetzte ihre Haut, ihre Kleidung, die ebenso einige Spuren aufwies.

„Blut“, mehr bekam sie nicht heraus. Ihre Stimme klang schwach. Es war unbegreiflich was den Jungen dazu bewegte zu tun, was er nun tat. Weder sie, noch er selbst verstanden es. Vielleicht hatte er auch zu viele Horrorfilme gesehen, doch Angst hatte der Kleine absolut nicht. Stattdessen sah er sie nur mit seinen großen, braunen Augen an, ehe er sich leicht den Ärmel der dicken Winterjacke hochkrempelte und ihr seinen Arm hinhielt.

Das Mädchen erstarrte. Doch der Drang zu Überleben war stärker als die Moral Blut von einem Kind zu nehmen, das womöglich nicht einmal verstand was er tat.

Mit ihrer letzten Kraft griff sie sacht nach dem Arm. Der Junge er schauderte. Ihre Hand war kalt. Viel kälter als der Schnee.

Dann spürte er sie. Die Zähne bohrten sich in seine Haut. Der kurze Schmerz ließ ihn leise auf keuchen, doch sonst tat es nicht weh. Es fühlte sich seltsam an, ungewohnt, aber nicht so schlimm wie es immer in Filmen aussah.

Das warme Blut durchströmte den Körper des Mädchens. Sie nahm nicht viel, nur genug damit sich ihr Zustand normalisierte und sie dem Jungen nicht schadete. Dann ließ sie von ihm ab und setzte sich leicht auf.

Noch immer war das Mädchen blass, doch ihre Gesichtsfarbe wirkte dennoch sehr viel wärmer als zuvor. Sie lächelte sanft. Trotz diesem Erlebnis, musste Jason lächeln, als er das Lächeln des Mädchens sah. Es war, als würde es einen in seinen Bann ziehen.

„Wie ist dein Name?“, ihre Stimme klang sanft.

„Mein Name...?“, der Junge schien zu überlegen.
 

Die Bilder in Jasons Kopf wurden immer verschwommener. Er drehte sich auf die Seite, wälzte sich umher und griff mit beiden Händen in die Bettdecke.
 

„Jason, mein Name ist Jason“, stellte sich der Junge vor.

„Gut, Jason“, erwiderte sie lächelnd. „Und wie ist dein Name?“, fragte der Junge, nun genau ihr Gesicht musternd. Die langen, dunkelblonden Haare, die leicht über ihre Schultern fielen und an den Spitzen leichte Locken aufwiesen, sowie die schmalen Lippen die zu einem Lächeln geformt waren.
 

Immer wieder drehte sich Jason im Bett hin und her. Die Bilder in seinem Kopf verschwammen immer mehr. Er schwitzte, sein Haar klebte feucht an seiner Stirn. Immer wieder hörte er diese Stimmen, was ihm durch den Kopf schoss. Die Bilder wurden immer undeutlicher, die Stimmen wurden leiser.
 

„Catharina“
 

War das einzige was er noch deutlich verstand, dann schreckte er hoch, saß aufrecht in seinem Bett und sein Atem kam nur stockend. Er schnappte nach Luft, versuchte seinen Atem zu kontrollieren und starrte an die Wand die ihm gegenüber lag. Schlagartig fiel ihm alles wieder ein. Einfach alles. Das Mädchen von damals. Sie hatte ihn gebissen, sie war ein Vampir gewesen. Sie hatte dort im Schnee gelegen und wäre beinahe gestorben. Von diesem Tag an hatte sie ihn jede Nacht besucht. Sie hatte ihm aufgeheitert, wenn es ihm schlecht ging. Geschichten hatte sie ihm erzählt, ihn im Arm gehalten, bis er eingeschlafen war. Er hatte ihr versprochen niemals auch nur einer Menschenseele davon zu verraten. Sie zu erwähnen.

An dem Tag an dem sie ihm versprochen hatte, das sie für immer zusammen blieben würden, war sie das letzte Mal bei ihm gewesen. Er hatte sie danach niemals wiedergesehen. Er war am Boden zerstört gewesen. Catharina war dieses Mädchen...
 

So schnell war Jason wohl noch nie nach draußen gestürmt. Er hatte gar nicht mehr auf die Uhr geschaut und wohl hatte er Glück, das er auf dem Bett eingeschlafen war, bevor er sich ausgezogen hatte. Aber in seinem momentanen Zustand wäre er wohl auch nur in Shorts nach draußen gerannt. Er hatte sich in Jaimys Wagen gesetzt und war losgefahren. Er fühlte sich aufgewühlt, aufgeregt und völlig verwirrt. Nun passte alles zusammen. Einfach alles.

Catharina aß nichts. Sie ließ ihr Tablett immer unberührt stehen. Im Inside hatte sie zwar etwas getrunken, aber nicht besonders viel. Sie waren Stunden dort gewesen und sie hatte nichts weiter als ein Glas Cola gehabt. Ihre Lippen, ihre Hände waren so eisig kalt. Hinzu kam, das sie es vermied in die Sonne zu treten. Es war für ihn erst nichts Besonderes gewesen. Viele Menschen mochten den Schatten lieber und übergingen zu viel Sonne in den Pausen einfach. Aber bei Catharina war es nun nur ein weiterer Punkt auf der Liste. Zudem hatte sie Roger im Wald erkannt. Jason hatte ihn nicht erkennen können. Es war einfach zu dunkel gewesen.

Jason parkte vor dem Haus, achtete gar nicht darauf das der Wagen gerade stand, sonder stieg einfach aus und rannte zur Tür, wo er klingelte. Er klingelte Sturm. Es war ihm egal ob Mrs. Smith nun wach wurde. Er musste verdammt nochmal mit Catharina sprechen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lance
2009-10-19T13:47:10+00:00 19.10.2009 15:47
Hm, ich ahne was warum Cat abgehauen ist.. also sie Nic gesehen hat xD
Ich vermute, ich vermute >D
*warten wird ob es sich bestätigt*
Aber Peter und Jaimy sind süß, ehrlich. Peter kann einem echt Leid tun das er sich gerade in seinen Besten Freund verknallt hat. Ach so schön Dramatisch~
Aber jetzt interessiert mich auch, wie Cat damit umgehen wird, wenn Jason wieder alles weiß, als kleines Kind Blut abzapfen, also wirklich. aber sonst wäre sie wahrscheinlich nicht mehr hier. Und das wollen wir ja nicht xP
*wartet auf´s Nächste Kapitel*
Ach und eric mag ich noch immer XDD


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