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Harry schloss kurz die Augen, sammelte alle Kraft und allen Mut zusammen und antwortete:

„Nein, dies ist kein Traum, Draco. Du bist, nachdem du mich abgewiesen hast, krank geworden. Professor Snape hat schließlich deine Eltern geholt und die haben dich mit nach Hause genommen. Das ist jetzt etwas über einen Monat her. Du warst die ganze Zeit mehr oder weniger bewusstlos, dann haben deine Eltern in deine Erinnerungen geschaut und…“

Harry schluckte und versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Sie haben… sie haben uns gefunden. Also, das, was in dem Zimmer passiert ist, bevor du krank geworden bist. Ob sie noch mehr gesehen haben, weiß ich nicht. Jedenfalls wissen sie von uns.“

Ängstlich betrachtete er den Anderen.

Er würde sicher ausrasten. Dass seine Eltern von seiner Interesse für das männliche Geschlecht im Allgemeinen und Harry Potter im Besonderen, erfahren hatten, würde Draco so wütend machen.
 

Aber Draco betrachtete ihn nur weiterhin, als würde er eine fremde Sprache sprechen.

„Sie haben mich dann hergeholt, weil es dir einfach nicht besser ging, sie haben angenommen, dass ich dir vielleicht helfen könnte.“

Wieder ein forschender Blick, aber Draco blieb stumm.

„Es war nie ein Traum, Draco. Immer wenn du gedacht hast, dass du geträumt hast, hast du in so einer Art Wachzustand wirklich mit mir gesprochen, das erste Mal in unserer ersten Nacht. Du hast gesagt, dass du mich liebst. Das ist der Grund, warum ich immer bei dir geblieben bin, egal, was du im wachen Zustand getan hast. Ich hab den wachen Draco ertragen, um mit dem schlafenden Draco zusammen sein zu können. Ich dachte, vielleicht gäbe es eine Chance, das das der wahre Draco ist.“

Harrys Finger spielten nervös mit der Bettdecke.

Er wünschte, sie würden dieses Gespräch nicht gerade jetzt und gerade hier führen, nackt, noch verschwitzt von dem, was sie gerade miteinander getan hatten.

Er fühlte sich noch nackter als er sowieso schon war.
 

Draco starrte ihn an, wortlos, ausdruckslos.

Angst umklammerte Harrys Herz, ließ seinen Atem kurz stocken.

„Vielleicht…“ begann er leise. „Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen?“

Unsicher sah er Draco an.

Keine Antwort.

Harry schloss die Augen, um die Tränen zurück zu drängen,

die hinter seinen Augenlidern brannten.

Er fuhr sich hastig mit einer Hand über die Augen und schwang dann die Beine aus dem Bett.

Blind tastete er nach seiner Kleidung, die auf dem Boden verstreut lag.

Er konnte vor lauter Tränen nichts sehen.

Er verhedderte sich in seiner Hose, als er versuchte sie anzuziehen und

landete schließlich auf dem Boden.

Das gab den letzten Ausschlag.

Er begann heftig zu schluchzen.

Er verbarg sein Gesicht in den Händen, schamerfüllt und weinte und weinte.

Dies war also das Ende.

Nun war es tatsächlich vorbei.
 

Er hatte geglaubt, dass er in diesem letzten Monat, als er bereits geglaubt hatte,

das alles vorbei war, gelitten hatte,

aber dies war noch tausend Mal schlimmer.

Nun war auch seine letzte Hoffnung gestorben.

Ob schlafend oder wach, Draco wollte ihn nicht.

Sein Traum von einem anderen Draco, einem wahren, liebevollen, zärtlichen Draco,

war zerplatzt wie eine Seifenblase.

Schluchzend versuchte er, seine Hose über seine Beine zu zerren,

während ihm die Tränen über das Gesicht liefen und auf seine nackte Brust tropften.

Er wollte nur weg.

Sofort weg von hier.
 

Plötzlich hörte er, wie Draco sich hinter ihm bewegte und verdoppelte seine Anstrengungen, in seine Kleidung zu kommen.

Fast panisch zerrte er an den Hosenbeinen,

machte in seiner Hast alles nur noch schlimmer.

Er konnte hören, wie Draco sich aus dem Bett gleiten ließ und dann langsam zu ihm kam.

Der Slytherin ließ sich hinter ihm auf den Boden sinken.

Harry verkrallte seine Finger in seine Hose und wartete.

Wartete auf die spöttischen und verletzenden Worte, die nun folgen würden.

Wartete auf die letzte, die ultimative Vernichtung seiner Gefühle.
 

Schmale Finger umfassten seine Oberarme, fuhren um seine Brust.

Er wurde nach hinten gezogen,

gegen den Anderen.

Draco umfing ihn, streichelte ihn.

Er machte leise, beruhigende Geräusche.

Harry entfuhr ein zittriger Seufzer.

Was würde nun geschehen?

„Draco?“ fragte er unsicher.

Dieser sagte nichts, aber er schob sich um Harry herum und setzte sich auf seine Beine,

umschlang Harry nun von vorn, nahm ihn fest in den Arm.

Harry konnte nicht anders, auch er schlang nun seine Arme um den anderen Mann,

hielt sich an ihm fest wie ein Ertrinkender.

„Draco?“ fragte er dann nochmals.

Er wollte wissen, was der Andere dachte, was der Andere fühlte,

er wollte endlich Klarheit haben.
 

Langsam ließ der Slytherin sich zurücksinken und sah Harry ins Gesicht,

seine Arme noch immer um die Schultern des Gryffindors geschlungen.

Harrys Kinnlade klappte verwundert herunter.

Auch Draco weinte.
 

Verwirrt begann Harry Dracos Gesicht zu streicheln,

ihm zärtlich die Tränen abzuwischen, während Draco das Gleiche bei ihm tat.

Sie sahen einander an.

Dann senkte Draco den Kopf und küsste Harry.

Sanft, langsam, zärtlich.

Als sie sich voneinander lösten,

war Harry so heillos verwirrt, das er keinen klaren Gedanken fassen konnte.

Wünsche und Vermutungen schwirrten durch seinen Kopf, nur um gleich von beißender Hoffnungslosigkeit zerstört zu werden.
 

Draco betrachtete so eindringlich Harrys Gesicht, als hätte er es noch nie gesehen.

„Dies ist kein Traum!“ sagte er dann, immer noch Verwunderung in der Stimme.

Harry entfuhr ein zittriges Lachen.

„Ganz genau, dies ist kein Traum!“
 

„Du bist wirklich hier.“
 

„Ich bin wirklich hier.“
 

„Du hast mich Liebling genannt!“
 

Jetzt musste Harry wirklich lachen.

Was war das nur für eine abstruse Situation! Und was für ein merkwürdiges Gespräch.

Wieso fiel Draco gerade das auf? War das denn wirklich das Wichtigste, was in der letzten Zeit passiert war?

Er schüttelte den Kopf, noch immer lachend, wenn auch nicht wirklich fröhlich.
 

„Stimmt, das hab ich. Ich nenne dich gern so.“
 

„Bin ich das denn, Harry? Dein Liebling?“
 

Dracos silbergraue Augen bohrten sich in Harrys Grüne.

Harry versuchte angestrengt, zu verstehen was in Draco vorging.

Was diese Frage bedeuten sollte.

„Wenn du mich lässt, Draco, dann bist du das, ja.“
 

„Obwohl ich dir so weh getan habe?“
 

Harry schloss kurz die Augen und versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Es war furchtbar und tat sehr weh. Ich konnte…ich kann so nicht mehr weitermachen. Das Wappen war mein letzter Versuch. Immer so weiterleben, immer darauf wartend das du mir schlafend ein paar liebe Worte sagst, nur damit du sie dann tagsüber wieder zunichte machst.

Ich möchte mit dir zusammen sein. Das möchte ich unbedingt. Aber nicht auf diese Art und Weise. Deshalb habe ich so sehr gehofft, das das, was du im Schlaf sagst, wenigstens zum Teil der Wahrheit entspricht.“
 

Draco nickte.

Er wirkte hochkonzentriert.

Er erhob sich langsam und ging zum Nachtschrank.

Dabei musste er sich am Bett festhalten und er setzte sehr langsam und vorsichtig einen Fuß vor den anderen.

Er ergriff das Potterwappen und kehrte damit zu Harry zurück.

Harry saß noch immer auf dem Boden und sah fragend zu dem Blonden auf,

der ihm auffordernd die Kette hinhielt.

Unsicher blickte er zwischen der Kette und Dracos silbernen Augen hin und her.

Draco lächelte.

Nicht so wie sonst.

Dieses Lächeln hatte Harry noch niemals gesehen.

Es war strahlend und voller Liebe.

Was wollte er nur?

Wollte er Harry die Kette zurückgeben?

War das eine erneute Zurückweisung?

Aber wieso lächelte er dann auf diese Weise?

„Das ist doch deine.“ murmelte Harry und griff nach der Kette.
 

„Stimmt genau!“ sagte Draco und lächelte wieder.
 

Ein Gedanke schoss Harry durch den Kopf.

Ein solch gewagter, solch abwegiger Gedanke, dass er ihn eigentlich sofort wieder verwerfen wollte.

Aber dann sah er auf Draco, der sich mittlerweile wieder auf den Boden hatte sinken lassen und ihn nun erwartungsvoll ansah.

Was hatte er schon noch zu verlieren?

Er räusperte sich.

„Draco…“ begann er unsicher. „Draco, dies ist das Wappen meiner Familie.“

Als ob der Andere das nicht wusste, schalt er sich dann gedanklich.

„Wie es…“ er musste sich wieder räuspern, die Worte wollten einfach nicht so recht kommen.

„Wie es der Brauch sagt, möchte ich es dir gern geben.“

Er sah in Dracos schöne graue Augen,

die ihn direkt ansahen.

„Ich möchte es dir geben und dich bitten ein Teil meiner Familie zu werden. Bitte heirate mich, Draco Malfoy.“
 

Er hatte den Kopf wieder gesenkt, traute sich nicht mehr, den Anderen anzusehen.

Er spürte wie Draco sich bewegte.

Seine warmen Finger umfassten sein Kinn und hoben es an,

so das er den Anderen wieder ansehen musste.

Draco lächelte.
 

„Als ich glaubte, dich verloren zu haben, Harry, da ist es mir klar geworden. Ohne dich glaubte ich verrückt zu werden, ohne dich war alles kalt und grau, es tat so weh dich nicht mehr berühren zu können, dich nicht mehr halten zu können.

Ich habe die ganze Zeit versucht, es zu verleugnen, wollte es nicht wahrhaben, obwohl ich es eigentlich die ganze Zeit wusste. Du bist ein wunderbarer Mann, Harry, schön, tapfer, mutig, intelligent, liebevoll, sexy. Ich wollte nicht schwul sein, wollte diese Gefühle nicht, die plötzlich so stark in mir waren, wollte nicht alles verraten, woran ich bis dahin geglaubt hatte. Aber ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Es wäre mir eine Ehre, dein Mann zu sein, Harry Potter, ich möchte gern ein Teil deiner Familie sein.“
 

Harry hatte die Luft angehalten, als er Draco die Frage laut gestellt hatte,

noch mal, nachdem er beim ersten Mal so verletzt worden war.

Er hatte damit gerechnet, noch mal den gleichen Schmerz zu durchleben.

Er war so sehr darauf vorbereitet gewesen,

das Dracos Worte ihm vollkommen unwirklich vorkamen.

Nur ganz langsam drang ihre Bedeutung in sein Gehirn vor.
 

Dracos Lächeln wurde unsicher, als Harry ihn weiterhin vollkommen stumm anstarrte.

„Ich… vielleicht könnten wir uns küssen oder so?“ fragte er schüchtern.
 

Noch einige Sekunden lang starrte Harry,

dann fiel auf einmal all sein Kummer von ihm ab.

Das Leiden und der Schmerz der letzten Monate verblassten.

Glück erfüllte ihn.

Sein Herz sang, plötzlich nicht mehr schwer, sondern voller Liebe.

Er lachte laut auf, dann packte er Draco,

sie fielen zusammen nach hinten und Harry küsste Draco.

Küsste ihn, bis sie beide keine Luft mehr bekamen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  zeusy
2009-11-08T23:51:17+00:00 09.11.2009 00:51
ich nehme an das es weiter geht, da da kein Ende steht. grins obwohl es an der stelle ein gutes Ende wäre, auch wenn ich mich freuen würde weiter lesen zu können.
Ich find die erkenntnis von Draco toll, das er nicht schläfft und auch wie Harry beinah zerbricht, um dann von Draco umarmt zu werden.
Wie ich ja schon mal erwähnte hast du einen sehrs schönen Stil zu schreinem, den ich gerne lese.
liebe Grüße
das klein Zeusylein.


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