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Ray Ban

FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.
von

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Kapitel 22

Ort: die Zone

Gebiet: Kordon

Kontrolliert von: keine Fraktion
 

Ob es der grösste Fehler seines Lebens oder das Beste war, das ihm widerfuhr, konnte David bis heute nicht sagen.
 

Doch in jener Nacht blendete er alle Zweifel, alle Sorgen und Ängste aus. Igel war für ihn da. Nur für ihn. Und liebte nur ihn. Ihn allein.
 

Das genügte.
 

David wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Hatter überhaupt geschlafen? Und war das alles etwa nur ein Traum? Oder brachte sein Hirn im Zuge eines Schutzmechanismus dieses Gespinst zustande? Dass es Wünsche, Sehnsüchte, Ängste, Depressionen, Aggressionen und Wut, all jene Gefühle, zusammen mischte und die Erlebnisse letze Nacht das Endprodukt waren?
 

Vorsichtig langte er auf die Seite um zu überprüfen, ob Igel bei ihm war. Doch er fand nur gähnende Leere vor. Die Stelle neben ihm war kalt und leer. Tief durchatmend versuchte er sein inzwischen pochendes Herz zu beruhigen und verfluchte sich. Träumereien gehörten nicht hierher in die Zone. Dafür gab es keinen Platz. Man wäre schneller tot, als einem lieb war.
 

Also nur ein Traum.
 

Doch als er die Ray Ban neben einem Scharfschützengewehr liegen sah, hatte David das Gefühl, dass ihm jemand einen miesen Streich spielte. Also musste Igel doch hier gewesen sein. Ein Funken Hoffnung kam in ihm auf, den er aber gleich wieder bei Seite schob. Sicherlich hatten sie sich nur gestern Nacht über etwas unterhalten und Igel hatte seine Sachen hier liegengelassen.
 

David schwang sich aus dem Bett, das gefährlich quitschte. Es würde den nächsten Stalker sicher nicht mehr tragen können. Vorsichtig nahm er die Ray Ban in seine Hände und betrachtete sie eindringlich. Die Gläser waren dermassen dunkel gehalten dass keiner die Augen, die sich dahinter verbargen, sehen konnte.
 

Der Blonde war dermassen in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass jemand von hinten an ihn herangetreten war.
 

„Gefällt dir meine Ray Ban so sehr? Wenn du willst schenke ich sie dir.“
 

David fuhr herum und stiess mit Igel zusammen. „I-ich …“ Der Sniper legte ihm einen Finger auf die Lippen und grinste. „Na na, jetzt aber. Stottern ist nicht dein Ding. Und dumm dreinschauen schon gleich gar nicht.“ David stand wie angewurzelt im Raum und starrte sein Gegenüber an. Zweifel über die letzte Nacht kamen in ihm auf. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Glücklicherweise holte Igel ihn aus seiner misslichen Lage raus indem er seinen Kopf nach unten beugte und ihn küsste.
 

Kein Traum.
 

David löste sich langsam von Igels Lippen. Er spürte, dass seine Wangen glühten. Sicherlich sah er aus wie eine Tomate. Der Blonde wandte einen Kopf auf die Seite, er wollte Igel nicht in die Augen schauen. Es war ihm ohnehin schon mehr als nur unangenehm, in diesem Zustand gesehen zu werden; splitternackt und mit zerzausten Haar. Obwohl Igel ihn inzwischen entblösst gesehen hatte, sass eine Art Scham zu tief in seinen Knochen. Diese Situation, war fremd, makaber, ja surreal. Er hatte in Sachen Liebesbeziehungen keine Erfahrung. Seine Jugend wurde ihm hier, vor acht Jahren geraubt.
 

Igel vergrub seinen Kopf in Davids Halsbeuge. „Was ist?“ flüsterte er. „Ich weiss nicht, was ich jetzt machen soll. Ich bin mit dieser Situation vollkommen überfordert.“ Der Scharfschütze strich ihm durch die blonden Haare. „Hey, wir zwei schaffen das schon, ja? Wir haben doch schon schlimmere Sachen überstanden. Da wird das hier doch einfach sein oder?“ David sah nicht sonderlich begeistert aus. Igel meinte es zwar gut und bemühte sich wenigstens um eine gute Stimmung, doch das hatte im Moment umgekehrte Auswirkungen. „Igel, lass das. Ist schon ok.“
 

David wandte sich ab und sammelte seine Sachen zusammen. Für ihn war es beinahe unerträglich dass Igel ihn dabei aufmerksam beobachtete. Seine Blicke bohrten sich sprichwörtlich in seinen Körper. David biss sich auf die Zähne. Er hatte im Gefängnis von Ostrov zwei Mal täglich nackt vor den Wärtern stehen müssen. Und das hatte ihm rein gar nichts ausgemacht.
 

Er warf seinen Rucksack über die Schulter und klemmte seinen Parka unter den linken Arm. „Weißt du wo man sich hier waschen kann?“ fragte er. Der Scharfschütze nickte leicht. „Waschen ist übertrieben, es gibt hier ein paar gefüllte Regentonnen.“ Besser als nichts. Damals, als David die ersten Jahre in der Zone verbrachte, hatte er sein Zelt in der Nähe eines Baches aufgestellt. Das Wasser war gerade sauber genug, dass es ihm für eine Katzenwäsche reichte, doch trinken konnte man daraus nicht. Dafür war es zu kontaminiert.
 

Wie es Igel trotz der lebensfeindlichen Gegend fertig brachte, stets einen gepflegten Eindruck zu machen, war ihm ein Rätsel. Auch machte er im Gegensatz zu vielen anderen Stalkern einen völlig gesunden Eindruck. Sehr merkwürdig.
 

Eilig lief er über eine zerfallene steinerne Treppe aus dem Bunker und reinigte sich so gut er es konnte und überprüfte danach sein Gepäck auf Vollständigkeit bevor er sich zusammen mit Igel in Richtung Ausgang in Bewegung setzte.
 

Alexander wartete bereits zusammen mit Ghost am Ende des Dorfes. Unter dem missbilligenden Blick des Majors, riskierte es David nicht, etwas zu sagen. Er wusste selbst, dass er spät dran war.



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