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Ray Ban

FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.
von

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Kapitel 11

Ort: die Zone

Gebiet: Militärbasis

Kontrolliert von: Freedom Fraktion
 

Stöhnend versuchte Igel, seine Schmerzen auszublenden. Eine gebrochene Nase, eine blutende Wunde am Kopf und drei gebrochene Rippen waren Bilanz seines Verhörs mit dem Anführer der Freiheit. David stand, inzwischen wieder bekleidet, in Gedanken versunken am Fenster und starrte nach draussen. Der Blowout war zwar vorbei, doch hat er einem ziemlich heftigen Regenguss Platz gemacht. Dicke Regentropfen hämmerten geradezu auf die sanierungsbedürftigen Dächer. Ab und zu rannte ein Team mit ein paar Verletzen über den Platz um sie ins Lazarett zu bringen. Unmittelbar nach dem Blowout sendete Freedom Trupps los, die nach überlebenden Mitgliedern an ihren Aussenposten suchten, sie durch neue ersetzten und die Verletzten zur ärztlichen Behandlung in die Basis zurückbrachten. Wahrscheinlich verfuhr Duty im Moment ebenfalls so.
 

Max schenkte ihnen wenigstens soviel Vertrauen, dass er die Tür zu ihrem Quartier schloss, war aber dennoch auf der Hut und hatte sein Sturmgewehr stets griffbereit. „Wie’s aussieht, sitzen wir hier für ein Weilchen fest.“ bemerkte Igel, der sich aufsetzte und David musterte. Das Steinblut, das er an seine gebrochene Nase hielt, pulsierte mit beruhigender und heilender Wirkung vor sich hin und tat seinen Dienst. Er spürte, dass die Schmerzen allmählich verebbten. Nur seine Rippen waren etwas widerspenstiger und die Schmerzen dort hielten sich hartnäckiger. Vielleicht hatte er sich die Lunge gequetscht und die Schmerzen strahlten von dort zusätzlich ab. David nickte nur, beachtete ihn aber nicht weiter. „Du könntest mir wenigstens ein Dankeschön sagen, dafür, dass ich deinen Hintern gerettet hab. Dass würden meine gebrochenen und schmerzenden Rippen sehr begrüssen.“ maulte der Igelkopf. Wieder erntete er nur ein Nicken. „Hörst du mir eigentlich zu?“ Er erhielt abermals ein Kopfnicken und sah, dass der Körper des jungen Mannes leicht bebte. Igel seufzte theatralisch. David war ein hoffnungsloser Fall. Ihm ging wohl die Kleine nicht aus dem Kopf. Verdammt, der ging es doch sicherlich besser als ihnen beiden.
 

Dadurch, dass Igel auf Grund eines gehörigen Aufmerksamkeitsdefizits auf Davids Seite vor sich hin schmollte, merkte er zuerst nicht, dass dieser Schwierigkeiten hatte, aufrecht zu stehen. Erst als er noch mal mit jammern anfangen wollte, um ein Gespräch in Gang zu bekommen und ihn genau ansah, bemerkte er, dass David die Augen immer wieder zusammenkniff und sich kleine Schweissperlen auf seiner Stirn bildeten. Hatte der Ast ihm etwa eine Gehirnerschütterung verpasst? Igel verdrängte seine Schmerzen so gut es ging und sprang aus dem Bett, um David zu stützen bevor dieser noch Bekanntschaft mit dem harten, staubigen Boden machte. Gerade noch rechtzeitig. Rothe war schon dabei, nach hinten zu schwanken, doch wurde er noch rechtzeitig von dem Scharfschützen aufgefangen.
 

David lag wie eine leblose Lumpenpuppe in seinen Armen und bewegte sich nicht. Igel hielt ihn so gut es ging fest und achtete darauf, dass der Kleinere nicht aus Versehen seine Rippen streifte. Er überlegte sich schon, wie er einigermassen schmerzfrei David rüber auf die Liege tragen konnte, als sich der Deutsche wieder regte. „Igel? Was ist gerade passiert?“ fragte er verwirrt. Der Stachelkopf zog eine Augenbraue nach oben. „Du hattest wohl gerade einen Blackout. Du solltest dich besser ausruhen. Halbtot und geschwächt nützt du nichts. Genauso wie ich.“ gab Igel trocken zurück. Dadurch dass David ein ganzes Stück kleiner als sein Begleiter war, konnte er seinen Kopf ein wenig nach links drehen, sodass er Igels Herzschlag lauschen konnte. Der ruhige Rhythmus sorgte dafür, dass er sich entspannte. Dabei bemerkte er gar nicht, dass Igel seine Arme um seinen Bauch schlang und den Kopf auf den seinigen legte.
 

„Jag mir nie wieder so einen Schreck ein, David. Versprich mir, dass du nie wieder so eine selbstmörderische Aktion durchführst. Ich bin vor Angst um dich fast gestorben.“ nuschelte Igel in sein blondes Haar. „Sorry, Igel, ich kann nichts versprechen.“ antwortete David müde. „Hattest du etwa allen Ernstes vor, alleine nach Prypjat und zum AKW zu gehen?“ Igel kannte die Antwort sowieso schon, aber er musste fragen. „Ja. Für Kim würde ich alles machen.“ David schien es wohl sehr schlecht zu gehen, denn er verhielt sich sehr kleinlaut und wehrte sich gar nicht gegen Igels Fragen. Wäre Davids Zustand ‚normal’ würde er seine Barriere wieder aufziehen und in rüde abweisen. Doch dieses Mal nicht. Zudem liess er auch Körperkontakt zu. Der Schwarzhaarige wusste von Alexander, dass David sich nicht gerne anfassen liess. Typisch Einzelgänger mit einsamer Vergangenheit. Eine ganze Weile standen beide am Fenster und beobachteten das, trotz des heftigen Gewitters, rege Treiben der Freiheit.
 

„Würdest du auch versuchen, mich so verbissen zu retten und ständig an mich denken, wenn ich an Kims Stelle wäre?“ Die Frage musste einfach sein. Auch wenn ein Teil von ihm die Antwort gar nicht wissen wollte, brannte der andere förmlich darauf. Davids Schweigen bestätigte seine schlimmste Annahme. „Weißt du, ich würde es tun, wenn du gefangen wärst. Ich würde dich sogar in der Hölle selbst suchen, David. Und weißt du warum? Weil ich dich sehr gerne hab.“ Als immer noch keine Antwort kam, löste Igel enttäuscht seine Arme und trottete zu einem kleinen, vor sich hin rostenden Metalltisch, um sich neues Steinblut an die Rippen zu halten. Als er die Mitte des Raumes erreicht hatte, fuhr er fast vor Schreck herum, als zwei Hände seinen Rücken berührten und sich in seinem Tank Top krallten. David. Igels Mundwinkel wanderten ein wenig in die Höhe.
 

„Ich weiss nicht, was ich sagen geschweige denn machen soll. Nur ein einziges Mal in meinem Leben war ich so verwirrt. Das war der Tag, an dem ich meine Eltern verloren habe. Und jetzt fühle ich mich genauso. Ich will Kim nicht verlieren. Ich weiss, dass ich sie liebe. Aber… aber ich habe auch dich sehr gerne. Bitte verzeih mir. Ich bin nicht normal.“ Die letzten Wörter flüsterte David dermassen leise, dass man genau hinhören musste.
 

Igel drehte sich und nahm David erneut in seine Arme. „David. Ich mache mir keine Illusionen um eine perfekte Friede Freude Eierkuchen Beziehung. Aus diesem Alter bin ich längst raus. Ich weiss ganz genau, dass ich immer in Konkurrenz zu Kim stehen werde. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du mich brauchst.“ Igel legte seinen Kopf schief und merkte, dass sich David wieder verkrampfte und sich sein Blick verdüsterte. „Hehehe, hab mich noch nie in meinem Leben so sülzen hören. Ist überhaupt nicht meine Art oder? Was meinst du?“ Der Stachelkopf versuchte, die Stimmung wenigstens ein klein wenig aufzuhellen. Er merkte, dass Davids Mundwinkel etwas zuckten und er hörte ein leises Flüstern. „Danke, Igel.“ Der Scharfschütze nickte und half David auf die Liege und legte ihm ein Stück Steinblut auf den Kopf, damit dieser seine Gehirnerschütterung kurieren konnte. Als Igel sich zum Gehen wandte, hielt ihn David an seiner Hose zurück. Der junge Deutsche hatte den Kopf von ihm weggedreht und starrte an die Wand. „Geh nicht.“ nuschelte er leise. Igel nickte langsam. „Keine Angst. Ich renn dir schon nicht weg. Im Gegenteil. ICH muss aufpassen, dass DU nicht wieder abhaust. Ausserdem werd’ ich mich glaub eh nicht alleine hier in der Freedom Hochburg umsehen. Nicht, dass die Säcke mir schon wieder was brechen.“ Daraufhin nahm er Davids Hand von seiner Hose und strich kurz über sie.
 

Der Schwarzhaarige lief zu seinem Rucksack und packte das Reinigungsequipment für seine Waffen aus. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und lehnte mit dem Rücken zur Liege. Eine ganze Weile lang hörte David zu, wie Igel sein Scharfschützengewehr, zwei Pistolen der Marke Makarov, die Kampfmesser und später auch sein eigenes Sturmgewehr, eine GP37 des Waffenherstellers Heckler & Koch, wartete. Schliesslich schlief er durch das Klicken der Sicherungen und dem Prasseln des Regens ein und merkte nicht, dass Igel sich kurz mit unlesbarer, starrer Mine zu ihm umdrehte.



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