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Ausgeprinzt

∼ Das etwas andere Märchen ∼ SetoxJoey
von

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... der loszog ...

„Ich möchte mit euch reisen.“

Joey warf Tristan aus den Augenwinkeln einen flüchtigen Blick zu. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass sein bester Freund ebenso ratlos war, wie er selbst. Yugi ließ sich langsam sinken und landete sachte auf dem Kopf von Joeys Pferd. Es ließ sich davon nicht stören, hatte sich schon längst an den neuesten Begleiter und seine Präsenz gewöhnt. An den jetzt offenbar zweitneuen Begleiter, denn der Neueste ... stand gerade offenbar vor ihnen.

Tristan räusperte sich. „Und dein Name ist?“

„Duke. Duke Devlin.“

„Freund oder Feind?“ Tristan warf Joey einen verwirrten Blick zu. Joey zuckte die Achseln. „Ich dachte, dass sollten wir vorher klarstellen.“

„Wenn er ein Feind wäre, würde er kaum danach fragen, mit uns reisen zu können.“

„Es könnte eine Falle sein.“

„Von welchem Feind reden wir eigentlich?“

„Was weiß ich? Prinzen haben immer Feinde.“

„Äh ... ich bin kein Feind“, mischte Duke sich ein. „Ich bin ein Freund, wenn ihr es so sehen wollt. Ich habe gesehen, wie ihr die Kinder zurückgebracht habt und da ich auf der Durchreise bin und früh festgestellt habe, dass das Reisen alleine zu ... abenteuerlich ist, dachte ich, ich könnte mich euch vielleicht anschließen?“

Yugis Blick war ernst. „Man hat dich ausgeraubt.“ Es war eine Feststellung, die Duke zusammenzucken und nickend zu Boden blicken ließ. „Hast du noch irgendeinen Besitz?“

„Nein.“

„Oje, ein Mittelloser“, seufzte Joey und bekam Tristans Ellbogen in die Seite. „Ich meinte das nicht als Beleidigung“, verteidigte er sich und rieb sich die Rippen. „Und ja, du darfst mitkommen. Aber du musst dich nützlich machen, wenn du mit uns reisen willst.“

Duke wirkte erleichtert. „Danke.“

Tristan hielt ihm die Hand entgegen und Duke stieg zögernd hinter ihm aufs Pferd. „So sind wir schneller“, rechtfertigte Tristan seine Geste. Yugi erhob sich in die Luft und sie setzten ihre Reise fort.

Auf dem Weg zum nächsten Ort erfuhren sie, dass Duke der Sohn eines Herzogs der Umgebung war. Er hatte genug von dem Hofleben, wollte die Welt sehen und war darum mit einigen Habseligkeiten aus der Burg geflohen, in der Hoffnung, eine abenteuerliche Reise zu bestreiten. In der ersten Nacht außerhalb der Hofmauern war er von Banditen ausgeraubt worden und seitdem schlug er sich durch, nicht gewillt, sich geschlagen zu geben und zurückzukehren. Tristan war sichtlich beeindruckt von Dukes Mut und Joey registrierte das Interesse einerseits mit Belustigung und andererseits mit einem Stich Eifersucht.

Was war er albern.

Um sich die Zeit zu vertreiben sprach er mit Yugi und erfuhr, dass der nächste Ort nur noch wenige Stunden von ihnen entfernt war und dass ein etwas breiterer Fluss vor ihnen lag.

Es stellte sich heraus, dass es nur eine Brücke gab, die über den Fluss führte und dass sie Zoll zahlen mussten, um diese Brücke zu passieren. Sehr, sehr hohen Zoll.

„Die Hälfte eures Geldes“, verlangte der bärtige Halbriese mit finsterer Miene. „Sonst kommt ihr nicht rüber.“

Joey versucht, mit ihm zu verhandeln, bot ihm zehn Goldstücke an, doch der Mann wies sie ab. Die Hälfte ihres Geldes oder nichts. Joey beriet sich mit Tristan und sie kamen zu der Übereinkunft, dass die Hälfte des Geldes ein viel zu hoher Preis war. Sie mussten mit dem Geld noch mehr als einen Monat auskommen.

Sie folgten dem Fluss weiter flussabwärts und suchten nach einer schmalen, flachen Stelle, die sie direkt überqueren konnten. Schließlich wurden sie fündig und stiegen von den Pferden. Yugi überflog prüfend den Fluss und warnte sie, dass die Strömung zu stark sein konnte, woraufhin Joey beschloss, sie zu testen. Er griff in eine der Reisetaschen, in der sie Werkzeug und Seil aufbewahrten. Er band sich das Seil um den Bauch und drückte Tristan das andere Ende in die Hand. „Halt mich fest“, befahr er, zog seine Stiefel aus und wagte sich in den Fluss. Am Ufer war die Strömung kaum zu spüren und als er sich weiter vorwagte wurde das Ziehen an seinen Beinen zwar stärker, doch nicht übermäßig. Als er die Hälfte der Distanz hinter sich hatte, stand er bis zu den Schenkeln im Wasser und Tristan hatte ihn noch nicht am Seil stabilisieren müssen. Joey gab den anderen ein Zeichen und kehrte zum Ufer zurück.

„Die Strömung ist nicht zu stark und für die Pferde ist es nicht zu tief.“

Die anderen nickten und sie begannen die Überführung. Joey ging mit seinem Hengst vor, führte ihn behutsam und mit beruhigenden Worten durch den Fluss. Tristan und Duke folgten ihnen mit der braunen Stute. Duke hielt das Halfter, Tristan hatte dem Pferd einige Taschen abgenommen, damit es nicht zusätzliches Gewicht tragen musste.

Joey hatte das andere Ufer erreicht, als ein Schrei hinter ihm erklang. Er wirbelte herum und sah gerade noch, wie Tristan von etwas unter Wasser gezogen wurde. Er ließ die Zügel los. „Tristan!“

Duke war mitten im See erstarrt, die Augen schreckensgeweitet auf die Stelle gerichtet, an der Tristan verschwunden war. Yugi hatte sich zurückverwandelt. „Duke, komm aus dem Wasser!“, rief er dem Langhaarigen zu und dieser löste sich schließlich aus der Starre. Wasser spritzte auf, als er mit dem Pferd zu ihrem Ufer eilte.

Tristans Kopf brach durch die Wasseroberfläche und er schnappte nach Luft. Er streckte den Arm nach ihnen aus, dann verschwand er aufkeuchend wieder im Wasser. Joey griff nach seinem Schwert und wartete ins Wasser. „Tristan! Tristan!“

Eine Hand erschien an der Wasseroberfläche und Joey griff nach ihr. Im selben Moment schlang sich etwas um seinen Knöchel und ihm wurde bewusst, dass er vergessen hatte sich das Seil umzubinden und es Yugi zu geben. Dann war er unter Wasser und das Schwert entglitt seinen Händen.

Die Luft wurde ihm durch den Ruck aus den Lungen gepresst und er kämpfte darum, an die Oberfläche zu kommen. Schließlich gelang es ihm, doch er wurde, ohne dass er die Möglichkeit hatte, Luft zu holen, wieder nach unten gezogen. Seine Hände ertasteten etwas Festes und er wusste sofort, dass es sein Schwert war. Blind hackte er auf das ein, was seinen Knöchel umschlungen hatte und auch wenn er im Wasser nicht mehr so viel Kraft hatte, erzielte es doch Wirkung. Der Griff löste er sich und er konnte sich befreien. Er stemmte sich nach oben und schnappte nach Luft, als er wieder oben war.

„Tris-tristan!“, hustete er und sah sich um. Er tauschte unter Wasser und suchte nach seinem Freund. Er sah einen Schemen vor sich und packte danach, ertastete nassen Stoff und zog, bis seine Arme sich um Tristans Oberkörper schlangen. Er zog ihn nach oben und kämpfte gegen die Kraft, die Tristan aus seinen Armen reißen wollte.

„Yugi, Seil!“, rief er, als er wieder atmen konnte und etwas fiel neben ihm ins Wasser. Er griff danach und wickelte das Seil um seinen freien Arm. „Ihr müsst ziehen.“

Vor ihnen brachen pflanzenähnliche Schlingen durch die Wasseroberfläche und Joey bekam einen ungefähren Eindruck, was genau sie nicht gehen lassen wollte. Das Wissen verstärkte nur den Wunsch, so schnell wie möglich das Wasser zu verlassen. Er hatte das Schwert zwar noch in der Hand, aber er musste gleichzeitig mit dem Arm Tristan umklammern und stellte zu seinem Schrecken fest, dass der reglose Körper ihm zu entgleiten drohte. Auf einmal ging ein Ruck durch seinen Körper und er fand sich rücklings am Ufer des Flusses wieder. Mit nun festerem Boden unter den Füßen und mit der Möglichkeit, Tristan loszulassen, ohne ihn wieder im Wasser zu verlieren, konnte er mit dem Schwert nach den Schlingen schlagen.

Ein Zittern ging durch den Fluss und die Pflanze zog sich zurück.

Keuchend ließ sich Joey nach hinten fallen, alle Viere von sich gestreckt. Er blickte zur Seite. „Wie geht es ihm?“

„Er ist bewusstlos“, erklärte Yugi und überprüfte Tristans Puls. „Aber nicht in Lebensgefahr. Sein Atem hat sich bereits erholt. Er brauch nur etwas Ruhe.“

Bei Joey traf diese Bemerkung auf Zustimmung und er rappelte sich langsam auf. In sicherer Entfernung zum Fluss schlugen sie ihr Lager auf, denn sie hatten beschlossen, dass es zum Dorf zu weit war. Joey ließ sich müde ins Gras fallen. „Was haben wir verloren?“

Duke suchte Feuerholz und Yugi hatte die Pferde an einen nahestehenden Baum gebunden. Er überprüfte die Taschen. „Es scheint als würde ein Beutel mit Proviant fehlen. Außerdem ist die Geldbörse nicht mehr an Tristans Gürtel.“

Das war wie ein Schlag ins Gesicht. In dem Geldbeutel war beinahe ihr gesamtes Geld gewesen! „Uns bleibt auch nichts erspart!“ Joey spürte sämtliche Kraft aus seinen Gliedern weichen uns fiel schlaff nach hinten. „Hätten wir doch die elende Brücke genommen.“

„Jetzt können wir es nicht mehr ändern“, seufzte Yugi und nachdem Duke mit dem Feuerholz zurückgekehrt war, entzündete er es mit einem Funken aus seinem Stab. Langsam begann Joey, sich aus seiner Kleidung zu schälen, hielt jedoch auf ein Zeichen von Yugi hin inne. Der Magier wirbelte seinen Stab dreimal im Kreis, dann erfasste eine Warme Brise Joeys und Tristans Kleidung. Nach wenigen Sekunden war sie trocken.

Dankbar lächelte Joey den Magier an. „Du weißt nicht, wie sehr ich dich gerade liebe, Yugi.“

„Ruh dich aus, Joey“, sagte Yugi leise und erwiderte das Lächeln freundlich.

„Das wäre besser.“

„Ich übernehme die Wache“, bot Duke an und Joey fehlte die Kraft, irgendwas zu erwidern.

„Du warst ziemlich mutig, Joey“, hörte er Yugi aus weiter Ferne sagen. „Das sollten wir Tristan erzählen ... wenn ... wieder .... zu sich ...“

Als Joey erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel. Tristan saß neben ihm und betrachtete ihn ernst. Als Joey sich halbwegs aufgerichtet hatte, packte Tristan ihn an der Schulter und presste ihn in einer Knochen brechenden Umarmung an sich. „Danke, Joey.“

Joey erwiderte die Umarmung. „Wofür?“

„Dafür, dass du mein Leben gerettet hast.“

Joey gab Tristan einen unvermittelten Schubs. „Spinnst du?! Dafür sollst du dich nicht bedanken, Tristan! Du hättest dasselbe für mich getan.“

„Da hast du wohl recht.“ Tristan grinste ihn an. „Danke trotzdem, oh ehrenwerter Prinz.“

„Idiot.“
 

Als die Sonne den höchsten Stand überschritt brachen sie auf. Der Prinz, sein bester Freund, der Magier und der Herzogssohn setzten ihre Reise fort und erreichten schließlich die Ausläufer der Berge. Mehrere Tage verstrichen ereignislos (sah man davon ab, dass sie nur durch Zufall verhindert hatten, dass ihnen ein kleines Mädchen mit rotem Umhang und einem Weidenkorb sich in einem Kornfeld verlief), doch schließlich wurde ihr Proviant weniger und sie mussten in dem nächste Dorf auf ihrem Weg Rast machen.

Da sie abgesehen von einigen letzten Goldmünzen kein Geld mehr besaßen, hatten sie in den vergangenen Nächten in keinem Gasthaus übernachtet, doch die Auffüllung ihres Proviants war unumgänglich. Yugi bot an, den Dorfbewohnen gegen Geld mit seiner Magie bei beschwerlicher Arbeit zu helfen, doch der Prinz weigerte sich, einen Freund für sie alle schuften zu lassen. Somit begannen sie, sich umzuhören, ob jemand die Dienste von einem Schwertkämpfer oder Magier benötigte - und sie wurden rasch fündig.

Ein Bauer vermisste eine ganz besonders wertvolle Gans und nahm an, dass sie ihm gestohlen worden war. Er zeigte ihnen die Einbruchspuren an dem Stall und mithilfe von Yugis Fährtenleser konnten sie den Spuren der Gans folgen. Diese führten sie in einen angrenzenden Steinbruch.
 

Prinz Joey war frustriert. „Nichts als Steine, wohin man sieht aber keine Gans!“

„Hab Geduld, Joey“, rief Yugi ihn zur Ruhe. „Wir werden sie finden, ganz sicher. Sie muss hier irgendwo sein.“

„Ich hab etwas gefunden!“, rief Duke, der hinter einem besonders großen Stein verschwunden war. Sein dunkler Schopf erschien in ihrem Blickfeld. In der Hand hielt er einige goldene Federn.

Fasziniert versammelten sie sich um den Fund. Joey pfiff anerkennend. „Wow, ob man die wohl verkaufen kann? Damit käme sicher schon einiges an Geld zusammen.“

„Wir haben einen Auftrag, mein Prinz“, ermahnte Tristan ihn nachdrücklich und Joey murrte.

Die Pferde wieherten hinter ihnen nervös und sie horchten auf. Joey hob die Hand. „Habt ihr das gehört?“

Yugi wandte den Kopf, den Stab gehoben. „Jemand ist hier“, flüsterte er und Joey zog bei diesen Worten sein Schwert.

Dann erklang das Geräusch wieder, dieses Mal lauter. Die Pferde scharrten mit den Hufen. Ein Knurren. Unmittelbar in der Nähe. Dann schoss unvermittelt ein goldener Schatten an ihnen vorbei, begleitet von einem hektischen Flügelschlagen und einem Aufwirbeln der Luft.

Der Prinz verlor den Halt und stolperte zurück, wäre beinahe über den Rand des Felsvorsprungs gefallen, hinter dem es einige Meter weiter in den Steinbruch hinab führte, hätte er sich nicht geistesgegenwärtig an Tristan festgehalten.

„Was zum Teufel war das?!“

Ein tiefes Grollen erfüllte die Luft und sie erstarrten. „Bleib endlich stehen, die nutzloses Federvieh!“ Die Stimme war nicht menschlich und begleitet wurde sie von einem weißen Schemen, der an ihnen vorbeijagte und hinter einem Felsen verschwand. Schnatternd flog die goldene Gans auf den Felsen, außer Reichweite seines Verfolgers, doch dieser ließ sich nicht so schnell abschütteln. Er folgte seiner Beute, sprang mit einem Satz hinterher, woraufhin die Gans panisch flatternd losflog und seinen Jäger machtlos und wütend hinter sich ließ. „Komm gefälligst zurück! Du bist mein Mittagessen!“

Tristan hielt seinen Bogen bereits in der Hand und zielte mit einem Pfeil auf das Wesen. „Was bist du?“, rief er ihm zu und es wirbelte auf dem Felsen herum. Joey trat unwillkürlich näher.

Vor ihnen stand ein ausgewachsener, schneeweißer Wolf. Der sprach. Und fluchte.

„Tze, nervige Menschen haben mir gerade noch gefehlt. Haut ab, das ist mein Revier. Ihr habt mein Mittagessen verjagt.“

Joey konnte sich kaum von dem Anblick lösen. „Du bist ein Wolf.“

Das Tier richtete seine stechenden Augen auf ihn. „Und du bist ein besonders scharfsinniger Menschen.“

„Du kannst sprechen.“

„Du auch. Hörst du, dass ich mich beschwere?“

„Bist du ein Magier?“

Ein Knurren drang aus der Kehle des Wolfes. „Ein Magier?“, schnappte er. „Zeigt mir einen Magier und ich werde ihn bei lebendigem Leib verschlingen.“ Yugi wich einen Schritt zurück und Wolf fixierte ihn, verzog die Schnauze zu etwas, das man beinahe schon als ein hungriges Grinsen bezeichnen konnte. „Scheint als hätte ich mein Mittagessen gefunden.“ Er duckte sich und setzte zum Sprung an. Noch ehe der Prinz oder einer der anderen reagieren konnte, hatte der Wolf Yugi zu Boden gerissen und presste eine Pfote auf die Kehle des Magiers. „Und ich bin mir sicher, du wist köstlich schmecken.“ Der Wolf schnurrte regelrecht.

Yugi zitterte. „Was ha-hast du für scharfe Z-zähne?“, flüsterte er erstickt.

„Damit ich dich besser –„

„Runter von ihm!“, unterbrach ihn der Prinz und hielt dem Wolf sein Schwert an die Kehle. Rote Augen trafen auf wütende braune. Der Schweif des Wolfes schlug einer Peitsche gleich nach Joey und traf den Prinzen am Arm, doch dieser zuckte nicht zurück. „Nimm deine Pfoten von ihm“, wiederholte er drohender und presste die Klinge mit deutlichem Nachdruck gegen die Kehle.

„Sonst was, kleiner Mensch?“, neckte der Wolf mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Erlegst du dann den großen bösen Wolf?“

„Wenn es sein muss. Nimm deine Pfoten von meinem Freund.“

„Schon gut, Joey. Nicht nötig.“ Ein Donnern erschütterte die Steine um sie herum und ein Beben ergriff den Boden. Risse bildeten sich krachend in den Felsen und ein plötzlicher Hagel von Steinen prasselte auf den Wolf nieder. Aufjaulend ließ dieser von dem Magier ab, welcher in einer Staubwolke verschwunden war. Der Prinz und seine Gefährten hielten sich schützend die Arme vor die Augen.

Schließlich lichtete sich der Dunst und die Umrisse einer Gestalt wurden erkennbar. Einer Gestalt, die viel größer war als Yugi. Der Wolf duckte sich, sein Nackenfell war gesträubt. „Wer bist du?“, grollte er.

Die Stimme, die ihm antwortete war tiefer als Yugis. Gefährlicher. „Du solltest vorsichtiger sein, welchen Magier du dir als Beute aussuchst, Wolf. Er könnte sich als zu stark für dich erweisen.“ Die Sicht klärte sich und gab den Blick auf die Person frei. Sie ähnelte Yugi stark, doch die Gesichtszüge waren schärfer und der Blick kälter.

„Das werden wir ja sehen.“ Der Wolf fuhr die Krallen aus und bleckte die Zähne. „Ich werde meinen Spaß dabei haben, es zu testen.“ Und er griff an.

Bakura!“ Eine Gestalt war aus dem Nichts zwischen ihnen erschienen, hatte den Wolf am Schweif gepackt und grob zurückgezogen. Das Tier gab einen gepeinigten Laut von sich und landete mit einem dumpfen Aufprall winselnd auf dem Boden.

„Verdammt, Marik!“, fluchte er und wollte sich aufrappeln, wurde jedoch von einem Fuß auf seinem Rücken daran gehindert. Über ihm stand ein Mann mit bronzener Haut, sandfarbenem Haar und violetten Augen. „Idiotischer Wolf“, knurrte er und verschränkte die Arme. „Lern gefälligst, Gefahren zu erkennen, wenn sie vor der stehen.“

Gefahren “, spottete Bakura. „Gib mir zwei Minuten und ich werden diesen Möchtegern-“ Der Druck auf seinen Rücken wurde unvermittelt verstärkt und brachte den Wolf zum verstummen.

„Red keinen Unsinn oder hast du nicht gemerkt, dass du vor einem dunklen Meister stehst?“, fuhr der fremde Mann Bakura an und verlagerte seine Haltung so, dass er mit seinem vollen Gewicht auf dem Wolf stand. „Lebensmüde Flohtöle.“

„Eingebildete Elfe!“, zischte Bakura, unfähig gegen den anderen aufzubegehren. Der Mann ging nicht darauf ein und richtete seinen Blick stattdessen auf den fremden, wie Yugi aussehenden, Magier.

„Mein Name ist Marik, ich bin ein Sandelf aus den Wüsten im Süden. Und dieses unerzogene Biest ist Bakura, Mitglied der Waldbestien und leider mein Weggefährte. Entschuldigt seinen Übereifer.“

„Mein Name ist Atemu“, stellte sich der fremde Magier vor und Marik neigte respektvoll den Kopf. „Ich bin tatsächlich ein dunkler Meister und teile meinen Körper mit einem anderen Magier.“

„Dann bist du ein Freund von Yugi“, mischte Joey sich ein und ließ das Schwert langsam sinken.

Atemu lächelte ihn an. „Yugi und ich haben einen Körper, doch in diesem Körper leben zwei Seelen. Was er erlebt, erlebe ich auch und auch wenn es nach außen hin Yugi war, mit dem ihr in den vergangenen Tagen gereist seid, so reiste ich ebenfalls mit euch.“

„Das kommt ziemlich überraschend“, bemerkte Duke, der sich hingesetzt und an einem Felsen gelehnt hatte. „Warum hast du dich nicht schon früher gezeigt?“

„Ich habe gemerkt, dass er euch mochte und wollte ihm diese Erfahrung nicht nehmen. Außerdem bin ich Yugis Beschützer. Ich treten in Erscheinung, wenn er mich braucht.“

„So wie jetzt.“

„Offenbar war meine Hilfe nicht vonnöten.“ Atemu hob den Arm mit dem Stab. „Es war nett, mich euch endlich vorstellen zu können. Wir werden uns vielleicht wiedersehen.“ Dann begann der Körper des Magiers zu glühen und als das Licht verlosch stand Yugi wieder vor ihnen.

„Ich habe Kopfschmerzen bei so vielen Wendungen“, murmelte Tristan neben Joey und ließ sich ebenfalls auf den Boden sinken. Der Prinz richtete sich an den Sandelf. „Was verschlägt euch in diesen Teil des Landes?“

Bakura schnappte nach Mariks Bein und dieser ließ von ihm ab, woraufhin der Wolf sich grollend aufrichtete. „Wir wurden verstoßen“, antwortete er mit finsterem Blick.

„Warum?“

„Findest du nicht, dass du etwas zu persönlich wirst, nachdem wir uns erst seit wenigen Minuten kennen, Mensch?“

„Sei nicht so, Bakura.“ Marik gab dem Wolf einen genervten Klaps auf den Kopf. „Wir haben schon genug Probleme. Du hast eine Gans gestohlen!“

„Ich war hungrig.“

„Dann friss Beeren.“

„Ich bin ein Wolf. Wölfe fressen Fleisch, keine Beeren, einfältige Elfe.“

„Ich bin ein Elf, keine Elfe!“

„Na und?!“

„Wenn du so weiter machst, mache ich aus deinem Fell einen Winterumhang!“

„Versuch es.“

„Das werde ich auch!“

Joey setzte sich neben seine Freunde auf den Boden und legte das Schwert beiseite. Dann lehnte er sich grinsend zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schloss die Augen. „Die zwei sind witzig.“
 

oOo
 

Und somit hatte ihre Gruppe zwei weitere Mitglieder gefunden. Wie sich herausstellte hatten die beiden Weggefährten kein besonderes Ziel und so beschloss der Sandelf, dass sie sich genauso gut den Reisenden anschließen konnten – ignorierte die Proteste des Wolfes – und half dem Prinzen und seinen Freunden gerne, die entflohene Gans wieder einzufangen.

Sie brachten das Tier seinem rechtmäßigen Besitzer zurück und dieser schenkte ihnen einige der goldenen Federn als Dank für ihre Mühe. Damit hatten sie genug Geld um Nahrungsmittel und Wasser zu kaufen und um ihre Reise fortzusetzen.

Der Prinz, sein bester Freund, der Magier, der junge Herzogsohn, der Sandelf und der Wolf erreichten das Gebirge und begannen den nächsten Abschnitt ihrer Reise.
 

oOo
 

„Und wo genau liegt letzt dieses Schloss?“

„Schloss? Ich dachte, es sei eine Höhle?“

„Warum sollten Drachen in Höhlen wohnen? Das sind schlaue Wesen, die sicherlich höhere Ansprüche haben.“

„Natürlich. Und abends trinken sie Wein und betrachten den Sonnenuntergang, weil sie so hohe Ansprüche haben.“ Joey lehnte sich auf dem Sattel zurück und gab einen gequälten Laut von sich. „Ob Schloss oder Höhle ist mir egal, viel mehr interessiert mich, wie die Prinzessin aussieht.“

„Wunderschön natürlich“, sinnierte Yugi, der in der Gestalt des Vogels auf Joey Schulter saß, um sich kurz auszuruhen. „Und ganz sicher harrt sie deiner und kann es kaum erwarten.“

„Solange sie hübsch ist.“

„Typisch“, murmelte Tristan und studierte aufmerksam die Karte in seinen Händen. Bakura lief unruhig vor den Pferden, die nicht mehr so nervös auf seine Anwesenheit reagierten, auf und ab. „Beeil dich Mensch, welchen Weg sollen wir nehmen?“

„Laut der Karte“, begann Tristan mit gerunzelter Stirn, „müssen wir nach rechts.“

„Dann gehen wir nach rechts.“

„Die Ausschilderung sagt aber etwas anderes.“

„Man sollte meinen, dass es keine Ausschilderung dafür geben sollte, wie man zu dem Drachen kommt“, bemerkte Joey, noch immer verwundert. Zwischen den beiden Gabellungen stand ein Wegweiser, der sie rechts in das Feental und links Zum Drachen führen würde.

„Dann werfen wir eben eine Münze“, schlug Duke vor und kramte in seiner Tasche. Tristan ließ die Karte sinken und sagte: „Wir haben kein Geld mehr.“

„Daran ist der dumme Prinz schuld“, warf der Bakura dazwischen. „Er musste sich ja unbedingt im letzten Dorf in der Taverne betrügen lassen.“

„Zuhause am Hof war ich der beste Kartenspieler“, verteidigte sich Joey und funkelte den Wolf wütend an. „Und wer konnte ahnen, dass er Magie benutzt, um zu betrügen?!“

„Wir haben dir gesagt, dass es riskant ist, aber du wolltest nicht hören.“

„Wieso muss ich mir von einem Hund eine Standpauke anhören?“

„Ich bin ein Wolf, kleiner Prinz!“

„Dann benimm dich wie ein Wolf und hör auf zu reden!“

„Bakura. Joey. Hört auf.“ Marik ließ sich elegant von einem Felsvorsprung, mehrere Meter über ihnen, nach unten fallen und landete lautlos. „Ich konnte nichts erkennen“, berichtete er Tristan. „Eine Falle scheint es nicht zu sein.“

„Yugi, kannst du mit dem Fährtenleser etwas bewirken?“

Der junge Magier schüttelte den Kopf. „Solange ich nicht weiß, was ich suche, ist er nutzlos. Und Drachenspuren finde ich nicht.“

Tristan seufzte, dann sah er den Prinzen an und hob ratlos die Schultern. „Deine Mission, deine Entscheidung. Welcher Weg?“

Joey hatte es befürchtet und jetzt lag die Entscheidung bei ihm. Sein Blick schweifte von der rechten zur linken Abzweigung und wieder zurück. Dann fiel sein Blick auf ein weißes Kaninchen, das wie aus dem Nichts auf dem rechten Weg erschienen war und sein Herz begann, heftig zu schlagen. Das war ein Zeichen!

Joey richtete sich auf. „Ich wähle den rechten Weg. Folgen wir dem weißen Kaninchen.“ Damit war die Entscheidung getroffen. Dass es die Falsche war, würden sie noch früh genug erkennen. Dass tatsächlich keiner der beiden Wege sie an ihr eigentliches Ziel gebracht hätte, sollten sie nie erfahren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  mu_chan
2009-10-04T08:20:13+00:00 04.10.2009 10:20
tolle fic!!!=)
im allgemeinen find ik die truppe passt gut zusammen und is auch recht lustig!!!
*hihi*
freu mich schon wenn es weiter geht!!!
lg mu_chan

wünsch nen schönen wochenstart

ps:über ne ens würde ich mich freuen wenn es weiter geht!!!=)
Von:  Yamis-Lady
2009-10-02T20:09:28+00:00 02.10.2009 22:09
*hrrhrr*
ich mag die FF =3

udn ich bin gespannt, wen sie als nächstes kennenlernen ^~^

bis bald dann! ^o^
Von:  PickedYou
2009-10-02T17:25:17+00:00 02.10.2009 19:25
Hmm immernoch sehr vielversprechend.
Ich mags.X3
Finde es toll, dass du so viele Charakter einbringst.
Bin mal gespannt wies weiter geht.^___^

lg
Haru
Von:  Shanti
2009-10-02T13:21:10+00:00 02.10.2009 15:21
hi hi

die ff is bis jetzt richtig gut. also ich finde die gefährten von joey richtig witzig xD. freu mich schon aufs nächste kappi bis dann. sag bescheid wenns weiter geht =)

lg

shanti


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