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The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht

von

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TEIL 3 - Kapitel 7

7
 

„Wer bist du?“, fragte Link noch einmal, obwohl er es sich denken konnte, und dieses Mal war seine Stimme voll Fassungslosigkeit.

Der Fremde hob den braunen Beutel, der an einem Lederband um seinen Hals hing, leicht an. „Ich bin der, bei dem du diesen Beutel zuletzt gesehen hast. Und jetzt sind übrigens keine Kräuter mehr darin.“

„Rasuk“, flüsterte Link.

„Link? Wer ist das?“, mischte sich Mido ein, der ebenfalls sein Pferd gewendet hatte und sich nun neben Link befand.

„Wir hatten mal … geschäftlich miteinander zu tun“, antwortete der weißhaarige Mann an Links Stelle. „Aber das Geschäft lief leider nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“

„Diebstahl sehe ich nicht als geschäftliche Transaktion an“, rief Link wütend.

„Das kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an.“

„Was willst du?“, fragte der Hylianer.

„Ich will dich“, gab Rasuk zur Antwort, was den Teenager nicht im geringsten überraschte. „Seit Tagen bin ich bereits hinter dir her und versuche, dich zur Strecke zu bringen. Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du bist immer irgendwie davon gekommen. Deshalb habe ich mir überlegt, dass es das beste wäre, wenn ich die Sache durch meine eigene Hand erledige und mich auch an Ort und Stelle vergewissern kann, dass nicht wieder irgendein Fehler deinen Tod verhindert.“

„Wie hast du den Sturz in den See überlebt? Normalerweise dürftest du gar nicht mehr am Leben sein.“

„Ich war auch mehr tot als lebendig, als ich ans Ufer geschwemmt wurde. Ich habe ein Ahno gebraucht, um meine Wunden heilen zu lassen und noch ein weiteres halbes, um meine Kräfte

wieder zurück zu erlangen. Und in dieser Zeit hatte ich sehr viel Zeit zum Nachdenken. Ein Volk, das innerhalb des Wasserfalls lebt, hat mich gefunden, bei sich aufgenommen und mich gepflegt. Unter ihnen war auch ein Schamane. Und durch ihn war ich erst in der Lage, meine Rache an dich vorzubereiten.“

Rasuk griff in seine Wamstasche und zog eine kleine Kugel heraus, die er zwischen Daumen und Zeigefinger drehte.

„Kommt dir das bekannt vor?“

Die Sonne reflektierte das Licht des Gegenstandes, so dass Link ihn nach einigen Sekunden identifizieren konnte. Und mit einem Schlag war ihm alles klar. Rasuk war für die Anschläge auf ihn verantwortlich. Link hatte es ihm zu verdanken, dass er von so einer Kugel in die Schulter getroffen wurde. Und auch der Tod von Katana, die von einer solchen Kugel in den Rücken getroffen worden war, ging auf Rasuks Konto. Eine gewaltige Welle aus Wut und Hass war kurz davor, den Hylianer zu überschwemmen. Er hielt sie noch zurück, während Rasuk weiter sprach.

„Der Schamane hat mir gesagt, dass es einen Weg gäbe, mich an dir zu rächen, ohne dass ich dich überhaupt in Sichtweite haben müsse. Dazu müsse ich allerdings einen Gegenstand von dir bei mir haben. Glücklicherweise hatte ich deinen Kräuterbeutel während meines Sturzes die ganze Zeit in der Hand behalten. Irgendwie hat sich das Band dann um meine Hand gewickelt, so dass ich ihn auch noch bei mir besaß, als ich an Land gespült wurde. Auf jeden Fall besaß ich etwas, was vorher dir gehört hatte. Und dadurch war es mir möglich, dich aus sicherer Entfernung zu erledigen.“

Rasuk winkte mit den Fingern, in denen er die Kugel hielt.

„Diese Kugel hat magische Eigenschaften. Sie fliegt unglaubliche Entfernungen, um denjenigen zu töten, dessen Witterung sie aufgenommen hat. Um sie auf das Opfer einzustimmen, muss man sie nur an etwas reiben, was ihrem Opfer gehört. In deinem Falle war das der Kräuterbeutel. Diese Kugel lässt sich durch nichts aufhalten und weicht allen Hindernissen aus, um zu der Person zu gelangen, für die sie bestimmt ist. Wenn sie sich allerdings sehr dicht am Ziel befindet, dann ist es ihr nicht mehr möglich, auszuweichen. Wenn die Zielperson dann ausweicht oder jemand vor ihr auftaucht, dann schlägt die Kugel in das Objekt ein, dass nun an der Stelle steht, an der sich kurz zuvor das Opfer befunden hat. Offenbar war das bei dir einige Male der Fall.“

Link beherrschte mühsam seinen Zorn, denn es gab noch etwas, was er wissen wollte.

„Wie konntest du wissen, dass ich noch lebe und deine abgefeuerten Kugeln mich nicht getötet haben?“

„Das ist eine sehr kluge Frage. Sobald man die Kugel am Gegenstand des Opfers gerieben hat, leuchtet sie kurz auf. Das kann in zwei verschiedenen Farben passieren. Leuchtet sie weiß, dann bedeutet das, dass die Zielperson noch am Leben ist. Leuchtet sie rot, dann kann man sicher sein, dass die Kugel das Ziel nicht mehr erreichen kann, denn es ist ja bereits tot. Wie du siehst, war es sehr einfach für mich, zu kontrollieren, ob meine Versuche, dich zu töten, erfolgreich waren.“

„Binde mich los“, drängte Mido, aber Link beachtete ihn gar nicht.

„Durch dich ist jemand gestorben, der mir sehr viel bedeutet hat“, schrie der Hylianer seinen Feind an.

„Dann freut es mich umso mehr, dass diese Kugel nicht dich getroffen hat. So durftest du wenigstens noch ein wenig leiden. Obwohl du garantiert nicht so sehr gelitten hast, wie ich in dem Ahno, das auf den Sturz in den See folgte. Mehrere Knochen waren gebrochen und durch den Aufprall habe ich zahlreiche Wunden erlitten. Aber das zahle ich dir jetzt alles heim.“

Link sprang blitzschnell von seinem Pferd und zog sein Schwert aus der Scheide.

„Link, mach mich los. Ich helfe dir“, rief Mido.

„Irrtum, das ist eine Sache zwischen ihm und mir“, antwortete Rasuk, hob seine Hand und streckte die Handfläche dem gefesselten Jungen entgegen. Dieser stöhnte kurz auf und kippte dann bewusstlos vom Rücken seines Reittieres. Mit einem dumpfen Laut schlug er auf dem Boden auf.

„Mido“, rief Link entsetzt und schaute zur Seite. Als er wieder nach vorne sah, erkannte er, dass sich sein Feind ebenfalls aus dem Sattel hatte gleiten lassen. Inzwischen hatte auch er bewaffnet. Was er in der Hand hatte, sah aus, wie ein Morgenstern, allerdings fehlte die Kette, so dass sich die mit Eisenspitzen gespickte Kugel direkt am Holzstiel befand.

Der hellblonde Junge spurtete los und warf sich hinter einen Felsen, während Rasuk den Stiel nach oben zucken ließ und sich daraufhin die Kugel löste und auf Link zu flog. Dem Hylianer lief es eiskalt über den Rücken, als er hörte, wie die Waffe gegen den Felsen schlug und kleine Steinsplitter durch die Luft wirbelten.

„Hat das Wort ‚Rücksicht’ irgendeine Bedeutung für dich?“, schimpfte Navi, die auf Grund von Links Aktion in seiner Tunika durchgeschüttelt wurde und nun vor ihm in der Luft umher flog.

„Wir stecken in Schwierigkeiten?“, keuchte Link.

„Hui, endlich mal Abwechslung.“

„Sei still und hör zu. Ich weiß jetzt, wer diese Kugeln auf mich abgefeuert hat. Er ist hinter dem Felsen. Du musst ihn irgendwie ablenken.“

„Und wie soll ich das machen?“, fragte Navi.

„Was weiß ich? Erschrecke ihn halt irgendwie.“

„Wieso immer ich? Erschreck du ihn doch. Wenn er nicht weiß, wie du aussiehst, hast du gute Chancen.“

„Lass die blöden Sprüche und hilf mir lieber.“

Navi streckte ihm die Zunge heraus und flog davon.

Ein lautes Krachen ertönte, als die Kugel ein zweites Mal gegen den Felsen flog. Link hielt schützend die Arme vors Gesicht, obwohl ihn die Steinsplitter nicht erreichen konnten. Er musste sein Versteck verlassen, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kugel den Felsen durchschlagen hatte. Der Hylianer lugte über den Rand des Felsens und sah, wie die Kugel zu Rasuk zurückkehrte. Als der weißhaarige Mann erneut ausholte, stieß Link sich ab und spurtete los. Hinter sich hörte er ein Krachen und Splittern. Er konnte sich, auch ohne sich umzusehen, vorstellen, was dieses grauenvolle Geräusch erzeugt hatte. Offensichtlich hatte die Kugel seine ehemalige Deckung zerstört.

Hektisch sah sich Link um. Es gab einige Felsbrocken, hinter denen er sich verstecken konnte, aber lange würden sie ihm nicht Schutz bieten. Der Junge überlegte, mit welchen Waffen er sich verteidigen konnte. Er hatte einige Fernkampfwaffen, aber diese nützten ihm nichts. Durch das Laden, Zielen und Schießen mit der Schleuder oder dem Bogen ging zuviel Zeit verloren. Und Rasuk würde ihn bestimmt nicht nahe genug an sich heran kommen lassen, um sich mit dem Schwert zu verteidigen. Es blieb nur die Option, dass Navi es schaffte, Rasuk lange genug abzulenken, damit er einen Angriff starten konnte. Dann wäre eventuell die Möglichkeit gegeben, seinen Feind auszuschalten.

„Nicht weglaufen, Link“, hörte der Hylianer Rasuks Stimme hinter sich. „Jetzt hast du die Gelegenheit, zu zeigen, wie mutig du wirklich bist.“

Link stolperte über einen kleinen Stein, der auf dem Boden lag und fiel auf den Bauch. Die mit tödlichen Spitzen versehene Kugel sauste so dicht über ihn hinweg, dass er spürte, wie sie an seiner Tunika zog, ehe sie von einer großen Felswand aufgehalten wurde. Einige der von der Wand abplatzenden Steinsplitter flogen so weit durch die Luft, dass sie gegen Links Hinterkopf prallten.

Todesangst kroch in dem hellblonden Jungen empor. Diesmal sah er keinen Ausweg mehr. Niemand war da, von dem er Hilfe erwarten konnte. Und er bezweifelte sehr stark, dass sich Rasuk von einer kleinen Fee aufhalten ließ.

„Willst du den ganzen Tag auf dem Boden liegen bleiben?“, fragte Rasuk. „Du kannst weiter vor mir davon laufen, bis du müde wirst. Aber dazu musst du erst einmal aufstehen.“

Link blickte mit gehetztem Blick in Richtung seines Feindes, der mit der Waffe in der Hand breitbeinig auf dem Pfad stand.

„Damit es etwas schneller geht, werde ich dir helfen“, kündigte Rasuk an und Link riss entsetzt die Augen auf, als er sah, wie sein Feind erneut ausholte. Blitzschnell war der Hylianer auf den Beinen und rannte um sein Leben. Er blickte sich kurz um und sah die Kugel genau an der Stelle in den Boden einschlagen, an der er soeben noch gelegen hatte. Die Wucht des Einschlags war so stark, dass Link spürte, wie der Boden unter seinen Füßen erbebte.

Der Junge fühlte, wie das Herz im Stakkato in seiner Brust hämmerte. Er rannte im Zickzack, um seinem Gegner auf diese Art ein schwerer zu treffendes Ziel zu bieten. Wohin er lief, war ihm vollkommen egal. Er wollte nur so schnell wie möglich eine sichere Distanz zwischen Rasuk und sich bringen. Aber gab es überhaupt eine sichere Distanz? Rasuks Möglichkeiten ihn aus der Ferne zu bekämpfen waren ungleich größer als seine. Es gab nur kurzzeitige Deckung und keinen sicheren Ort für den Hylianer.

Link rannte immer weiter, bis er keine Kraft mehr hatte und erschöpft stehen blieb. Er befand sich an einer Felswand, an der er sich abstützte. Das Blut rauschte in seinen Ohren, seine Brust tat ihm weh und er hatte das Gefühl, dass sein Herz so heftig schlug, als wolle es seinen Brustkorb sprengen. Er presste die Hände gegen die Brust und holte japsend und keuchend Atem. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht. Die Tunika und seine weiße Hose klebten an seinem Körper.

Als er sich wieder etwas erholt hatte, sah er vor sich in einer Entfernung von etwa zehn Metern Rasuk, der grinsend im Weg stand. Hastig schaute Link nach rechts und links und erkannte, dass er in der Falle saß. Zu beiden Seiten jeweils im Abstand von etwa drei Metern befand sich eine Mauer, die fünf Meter nach vorn ragte und so hoch war, dass er unmöglich darüber klettern konnte. Link schluckte heftig und blickte Rasuk an, der die Angst in den Augen des Hylianers sehen konnte.

Von Navi war weit und breit nichts zu sehen. Wo steckte sie? Warum hatte sie nichts unternommen, um ihm zu helfen?

„Damit dürfte klar sein, wer heute den Sieg davontragen wird“, knurrte sein Gegner. „Jetzt wirst du für die Schmerzen bezahlen, die du mir damals zugefügt hast.“

Immer noch hielt er die Waffe mit der Eisenkugel in den Händen und ließ den Stiel hochzucken. Die Kugel flog auf Link zu, der sich geistesgegenwärtig nach links warf und gegen die Mauer stemmte. Mit einem hässlichen Geräusch drangen die Spitzen in die Felswand ein. Ein umherfliegender Stein riss Link die Wange auf und mit einem schmerzhaftem Aufschrei presste der Junge die Hand auf die Wange. Er spürte, wie warmes Blut durch seine Finger quoll, an seinem Gesicht hinunterlief und auf seine Schulter tropfte.

„Du kannst ausweichen, soviel du möchtest“, höhnte Rasuk. „Irgendwann wirst du so müde sein, dass es dir nicht mehr gelingt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich dich in den Tod schicke.“

Dem Hylianer war klar, dass Rasuk Recht hatte. Er wusste, dass sein Wehren das unvermeidliche Ende nur hinauszögerte. Dennoch dachte er nicht im Traum daran, es seinem Feind leicht zu machen. Er würde bis zum Tod kämpfen.

Die Kugel war wieder zu Rasuk zurückgekehrt und ruhte nun auf dem Ende des Holzstiels. Der Mann holte aus und schleuderte das runde Verderben in Links Richtung. Sofort ließ dieser sich zu Boden fallen, so dass die Kugel über ihn hinweg zischte und sich erneut in die Felswand bohrte. Steine und Dreck prasselten auf Links Rücken. Der Junge fühlte, wie sich feiner Staub in die Wunde auf seiner Wange legte und presste die Zähne aufeinander.

Er rollte sich zur Seite, als die Waffe erneut auf ihn zu schoss. Donnernd bohrte sie sich in den Boden, was zur Folge hatte, dass ein kleines Erdbeben unter Link stattfand. Rasuk lachte nur.

Sein Gegner sagte etwas zu ihm, aber Link hörte überhaupt nicht hin, sondern konzentrierte sich auf etwas anderes. Der Boden hörte nicht auf zu beben, obwohl die Kugel wieder zu Rasuk zurückgekehrt war. Der Hylianer ahnte, was das zu bedeuten hatte. Er mobilisierte seine letzten Kräfte, sprang auf und spurtete auf seinen Feind zu. Dieser war viel zu überrascht über Links Aktion, als dass er irgendwelche Maßnahmen gegen ihn in die Wege leitete. Heftig stieß der hellblonde Junge Rasuk zur Seite. Der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken.

Jetzt ertönte ein ohrenbetäubendes Donnern und Poltern. Link dachte überhaupt nicht daran, sich umzudrehen, um zu erkunden, woher das Geräusch kam. Er wusste es längst und rannte so schnell wie möglich vorwärts. Eine dichte Staubwolke hüllte ihn ein. Er hustete und zwang sich dazu, weiterzulaufen. Hinter ihm war immer noch das Krachen aufeinander fallender Steine zu vernehmen.

Der Teenager ließ sich einfach auf den Boden fallen und hielt schützend den Arm vor das Gesicht. Immer noch umhüllte ihn der feine Staub. Ein Hustenanfall schüttelte Links Körper durch und er glaubte, seine Lungen würden platzen.

Etwa zwei Minuten blieb Link liegen. Der Staub hatte sich etwas gelegt, so dass er zurückblicken konnte. Immer noch wirbelte das graue Pulver durch die Luft, doch es war nicht mehr so dicht. Es war genau das passiert, was der Hylianer geahnt hatte. Die Erschütterungen durch Rasuks Waffe hatten bewirkt, dass sich vom oberen Teil der Felswand Steinbrocken gelöst hatten, die zu Boden gefallen waren. Blitzschnell waren sie ins Tal gestürzt. Rasuk hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, sich aufzurappeln und in Sicherheit zu bringen. Er war unter den Felsen begraben worden. Ein riesiger Schuttberg hatte sich vor der Felswand aufgetürmt.

Der Staub hatte sich auf Links Kleidung, auf seine Mütze und Haare, auf die Hände und auf das Gesicht gelegt. Das Kratzen in seiner Kehle war sehr unangenehm und er hatte wahnsinnigen Durst. Er versuchte etwas zu sagen, aber es kam nichts weiter heraus als ein Krächzen. Durch Räuspern wollte er das Gefühl ein wenig lindern, was jedoch einen erneuten heftigen Hustenanfall zur Folge hatte.

Ächzend stand er auf und schwankte ein wenig. Den Ärmel seiner Tunika hielt er weiterhin gegen Mund und Nase gepresst. Er versuchte sich zu orientieren und schaute sich nach den Reittieren um, aber von denen war nichts zu sehen. Bestimmt waren sie durch den Einsturz in Panik verfallen und weggelaufen. Einfangen würde er sie bestimmt nicht mehr, dessen war er sich sicher. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu Fuß nach Kakariko zu laufen. Trotzdem musste noch irgendwo Mido liegen. Die Wand war in einiger Entfernung eingestürzt, so dass nur der Staub zu Mido gedrungen sein konnte. Link wartete noch eine Weile, bis das Pulver sich weiter gelegt hatte.

Als die Sicht besser wurde, konnte Link den Kokiri entdecken. Er lag immer noch auf der Erde und die Pferde, die sich noch vorhin in seiner unmittelbaren Nähe befunden hatten, waren nicht mehr da. Der Hylianer lief zu seinem ehemaligen Dorfmitbewohner, drehte ihn auf den Rücken und kontrollierte dessen Atmung und Puls. Beides war vorhanden.

„Lebt er noch?“, wurde Link durch die Stimme seiner Fee aufgeschreckt, die unbemerkt an ihn heran geflogen war.

Er nickte und wollte etwas sagen, aber es gelang ihm immer noch nicht. Das Gefühl, das mit jedem Sprechversuch der Schmerz in seiner Kehle aufflammte, war weiterhin vorhanden.

„Du siehst aus, als könntest du etwas zu trinken vertragen“, stellte Navi fest. „Wenn du unsere Pferde suchst, die sind panisch davon galoppiert, haben aber nach einigen Metern wieder angehalten und stehen jetzt irgendwo da hinten in der Gegend herum. Folge mir einfach, ich führe dich zu ihnen.“

Link atmete innerlich auf und stapfte hinter seiner Fee her, die vor ihm her flog. Immerhin hatten sie ihre Pferde noch. Dass Navi sich nicht nach seinem Befinden erkundigte, war er schon gewohnt. Offenbar dachte sie, dass mit ihm schon alles in Ordnung war, wenn er sich nur auf den Beinen halten konnte.

Der hellblonde Jugendliche war froh, dass er auf diese Art seinen Gegner besiegt hatte, denn viel länger hätte er Rasuks Angriffen nicht mehr standhalten können. Hoffentlich konnten sie jetzt ohne weitere Zwischenfälle nach Kakariko reiten und diese ganze Scharade endgültig abschließen. Link war sich bewusst, dass er im Dorf alles andere als herzlich begrüßt werden würde, aber er wollte mit Prinzessin Zelda sprechen und ihr die gesamte Angelegenheit erklären.

Nach einer Weile konnte Link endlich die vier Pferde sehen. Sie standen einträchtig beieinander, hatten die Köpfe in seine Richtung gedreht und blickten ihn an. Er ging geradewegs zu seinem Reittier, griff nach dem Wasserbeutel und spülte sich den Mund aus. Als er den ersten Schluck trank, flammte ein scharfer Schmerz in seinem Hals auf. Der Hylianer hustete anhaltend und holte keuchend Luft. Nachdem er sich beruhigt hatte, ließ er vorsichtig eine weitere kleine Menge Wasser durch seine Kehle rinnen. Der Schmerz war immer noch da, aber er hatte sich nun schon abgeschwächt.

Als Link genug getrunken hatte, führte er die Pferde zurück zu der Stelle, an der Mido lag. Unterwegs sagte Navi zu ihm: „Guck mal, was ich diesem weißhaarigen Kerl abgenommen habe?“

Vor Links Augen wedelte Navi mit seinem ehemaligen Kräuterbeutel. Link blieb stehen, nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn nachdenklich. Dann fragte er: „Wie bist du an ihn gekommen?“

„Nachdem der Typ mit seiner Kugel nicht den gewünschten Erfolg erzielt hatte, wollte er es wieder auf die Art versuchen, auf die er es schon in den letzten Tagen versucht hatte. Als er den Beutel von seinem Hals genommen hatte, bin ich schnell zu ihm geflogen und habe ihn mir geschnappt. Er war gar nicht glücklich darüber und hat sich richtig aufgeregt.“

„Davon habe ich überhaupt nichts mitbekommen.“

„Du bist entschuldigt. Du warst viel zu sehr mit Rennen beschäftigt.“

Mit starrem Blick schaute Link auf den Beutel in seiner Hand. Er schluckte und ließ ihn zu Boden fallen.

„Was machst du denn?“, fragte Navi.

„Ich will ihn nicht“, flüsterte der Hylianer. „Durch ihn ist Katana gestorben und ich möchte nicht ständig daran erinnert werden, wenn ich ihn ansehe.“

Navi flog auf Links Schulter. „Ich vermisse sie auch. Aber wir müssen uns an sie erinnern. Wenn wir uns die schönen und auch die unangenehmen Erlebnisse mit ihr wieder in unsere Gedanken holen, dann wird sie nie ganz verschwunden sein, sondern immer bei uns bleiben.“

Der Junge blickte Navi, die aus traurigen Augen zu ihm empor sah, dankbar an.

„Wir werden sie niemals vergessen“, sagte er leise und seine Fee nickte.

Jeder hing seinen Gedanken nach, während sie zu Mido gingen. Link weckte den Kokiri auf, indem er ihm Wasser ins Gesicht rinnen ließ. Außer der Bewusstlosigkeit hatte er durch Rasuks Zauber keine weiteren gesundheitlichen Schäden davon getragen.

Nachdem sie sich orientiert hatten, setzten sie ihren Weg nach Kakariko fort. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie das Dorf erreicht hatten. Link war entsetzlich müde und wollte sich nur noch erholen. Er würde keinen Widerstand leisten. Sollten sie ihn ruhig erst einmal einsperren. Mido würde alles gestehen und dann wäre seine Unschuld bewiesen, so dass er zu den Kokiri gehen konnte, um sich dort richtig zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen.



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