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The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht

von

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TEIL 2 - Kapitel 7

7
 

„Jetzt guck doch nicht so biestig“, flüsterte Navi dem Hylianer zu. „Vielleicht ist sie ja ganz nett.“

„Vielleicht habe ich auch Schwimmhäute zwischen den Zehen“, gab Link patzig zur Antwort.

„Sie konnte nicht ahnen, dass du in ihre Falle laufen würdest. Das ist nun wirklich nicht ihre Schuld.“

„Nein, aber mich stundenlang da oben zappeln zu lassen und mich erst nach einer halben Ewigkeit zu befreien, das ist ihre Schuld.“ Der Hylianer war immer noch stinksauer.

„Ihr werdet jetzt ziemlich lange unterwegs sein“, stellte Navi fest. „Meinst du nicht, es wäre von Vorteil, wenn ihr versucht, miteinander auszukommen?“

Link hatte eine unmissverständliche Antwort auf der Zunge, kam aber nicht dazu, sie zu geben, da er hörte, wie Katana auf ihn zugeeilt kam. Er verdrehte die Augen.

„Wir werden jetzt ziemlich lange unterwegs sein“, sagte das Mädchen und lief neben ihm her. „Meinst du nicht, es wäre von Vorteil, wenn wir versuchen, miteinander auszukommen?“

Der Teenager sah Navi streng an. „Ihr habt wohl hinter meinem Rücken bereits Freundschaft geschlossen, was?“

„Wie bitte?“, fragte Katana, aber Link winkte nur ab.

Seit Stunden waren sie nun schon unterwegs und die Dämmerung war bereits hereingebrochen. In wenigen Minuten würde es stockfinster sein.

„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich habe langsam Hunger“, sagte Katana. „Was hältst du davon, für heute Schluß zu machen mit der Wanderung? Nach dem Essen legen wir uns hin und schlafen, damit wir morgen wieder ausgeruht sind.“

Bevor Link antworten konnte, sah er vor sich in etwas weiterer Entfernung eine helle Lichtquelle. Offensichtlich befand sich dort eine Hütte oder eine andere Unterkunft, in der sie die Nacht verbringen konnten.

„Ist in Ordnung“, nuschelte der Junge. „Wir müssen nur noch die …“ Dann verstummte er.

Katana runzelte die Stirn.

„Hey, was ist mir dir?“, wollte sie wissen. Sie blieb stehen, doch Link setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen. Katana wusste nicht, was in ihn gefahren war, doch als sie geradeaus blickte, war ihr alles klar.

„Nicht weitergehen“, rief sie dem Teenager hinterher. „Bleib stehen.“

Doch Link hörte nicht auf sie. Katana rannte vorwärts, packte Link an den Schultern und riss ihn zurück. Im selben Moment schoss dort, wo Link soeben noch gestanden hatte, eine riesige Pflanze in die Höhe, die ihre Blütenblätter schloss.

Katana gab Link zwei kräftige Ohrfeigen.

„He, was soll das?“, rief Link empört.

„Du bist geradewegs auf eine Fleisch fressende Pflanze zu gerannt. In der Nacht senden sie helles Licht aus, um ihre Opfer zu sich zu locken. Du solltest wirklich vorsichtiger sein. Hier ist nichts das, wonach es aussieht. Du bist permanent in Gefahr und musst immer auf der Hut sein. Ein Bruchteil einer Sekunde der Unachtsamkeit kann tödliche Folgen für dich haben.“

„Ja, ist ja gut, ich hab’s begriffen“, meinte Link lapidar.

„Nimm das nicht auf die leichte Schulter“, schrie Katana. „Du weißt, wo wir uns hier befinden. Ich muss schon aufpassen, dass ich nicht in irgendwelche Fallen laufe. Da kann ich nicht auch noch Kokirisitter für dich spielen. Bemühe dich wenigstens um Vorsicht.“

„Das muss ich mir von dir nicht sagen lassen“, brüllte Link zurück.

„So lange du zu bescheuert bist, um auf dich aufzupassen, schon“, keifte Katana.

Genervt wandte sich Link nach links und bahnte sich seinen Weg durch einen dichten Busch bis zu einem kleinen baumlosen Gebiet, das die Form eines Quadrates hatte. Er setzte sich auf den Boden und hörte hinter sich Katana herankommen. Ohne sie zu beachten, packte er seinen Käse aus und biss ein großes Stück ab.

„Und hinter diesem Busch war natürlich auch alles in Ordnung“, zeterte Katana weiter. „Das hast du sicher vorher gewusst, so forsch, wie du da durchmarschiert bist. Ich wusste gar nicht, dass du hellseherische Fähigkeiten hast. Das wird uns auf unserem weiteren Weg sicher sehr helfen.“

„Hör endlich auf, mich anzuschnauzen“, schrie Link. „Glaubst du, du bist hier der Boss, nur weil du dich hier besser auskennst?“

„Ich habe schon mein Volk verloren“, brüllte Katana zurück. „Und ich war froh, endlich jemanden zu treffen, der mir nicht sofort an den Kragen will. Glaubst du vielleicht, da sehe ich zu, wie …“

Sie führte den Satz nicht zu Ende und Link starrte sie an. Sekunden dauerte das Schweigen zwischen den beiden an, dann warf Katana ihre Waffen auf die Erde und zog einen Beutel mit Beeren und anderem Obst hervor. Ohne ein Wort setzte sie sich und begann zu essen.

Stumm beendeten beide ihre Mahlzeit. Dann raffte Katana einige Blätter zusammen und schob diese über ihren Körper. Link tat es ihr gleich.

Die Nacht war ruhig, aber weder der Hylianer noch die Xylte konnten einschlafen. Beide hingen ihren Gedanken nach. Link dachte daran, dass er immer noch nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Angenommen, Katana war tatsächlich in der Lage, ihn aus den Verlorenen Wäldern zu führen, was dann? Was sollte er tun, wie sollte es weitergehen? Er war genauso schlau wie vorher.

Katana dachte an ihr Volk. Durch ihren Wutausbruch war alles wieder massiv an die Oberfläche geschossen. Ihre Gedanken wanderten zu Jetar und zu Vegeta. Ob es ihnen wohl gut ging? Und ob Timal mittlerweile etwas herausgefunden hatte? Leider konnte Katana nicht herausbekommen, inwieweit Timal mit ihren Ermittlungen erfolgreich gewesen war. Auch Timal selbst durfte nicht nach ihr suchen und sie informieren. In Katana stiegen die Vorwürfe empor. Was war, wenn sie Timal durch ihre Bitte in Gefahr gebracht hatte? Immer wildere Kapriolen spielten sich in ihren Gedanken ab.

Nach einer Weile konnte Link doch einschlafen, aber nach kurzer Zeit wurde er von einem Geräusch wieder geweckt, das er zuerst nicht identifizieren konnte. Aber dann wusste er, was für ein Geräusch es war. Er lag ganz still und regte sich nicht, während er zuhörte, wie Katana erstickt schluchzte. Sie weinte heftig und bemühte sich, so leise wie möglich zu sein.

Link gab es einen Stich, als er ihre Schluchzer vernahm. Und dann regte sich das schlechte Gewissen in ihm. Warum war er so gemein zu ihr gewesen? Warum gab er ihr keine Chance? Navi hatte Recht gehabt, es war gewiss besser, über seinen Schatten zu springen und aufzuhören, den beleidigten Goronen zu spielen.

Der Hylianer war unschlüssig, ob er Katana ansprechen sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Es war ihr garantiert unangenehm, wenn sie wusste, dass er sie beim Weinen beobachtet hatte.

Schweren Herzens machte Link die Augen zu und obwohl es ihm nun noch schwerer fiel, einzuschlafen, schaffte er es dennoch nach einiger Zeit.

Am anderen Morgen wurde der Hylianer durch ein lautes Gebrüll geweckt. Erschrocken setzte er sich auf und sah Katana, die mit dem Rücken zu ihm stand und anscheinend Dinge in den Wald warf und dabei ohrenbetäubend schrie. Schließlich drehte sie sich wieder um und sah, wie Link angespannt auf dem Boden saß.

„Guten Morgen“, meinte sie. „Hast du gut geschlafen?“

„Ging so“, antwortete Link. „Werde ich jetzt jeden Morgen so geweckt?“

„Vielleicht schreie ich morgen nicht ganz so laut.“

„Das wäre sehr rücksichtsvoll.“

„Dann darfst du dich aber nicht beschweren, wenn irgendwelche Tiere an dir knabbern.“

„Was für Tiere?“, erkundigte sich Link.

„Das möchtest du lieber nicht so genau wissen. Sie sind ziemlich fies, aber auch sehr schreckhaft. Deshalb vertreibe ich sie ja durch Schreien und indem ich Dinge nach ihnen werfe.“

„Zum Beispiel?“

„Zum Beispiel dein Schwert“, sagte Katana unbekümmert und grinste, als Links erschrockener Blick auf seine Waffe fiel, die immer noch dort lag, wo er sie vor ein paar Stunden abgelegt hatte.

Schweigend aßen beide ihr Frühstück. Als sie es beendet hatten und Katana ihre Sachen zusammenpackte, räusperte sich Link. Sofort blickte sie ihn an.

Er schaute zu Boden und scharrte mit der Stiefelspitze.

„Wegen gestern … es tut mir leid. Ich hätte mich nicht so aufführen sollen.“

„Schon in Ordnung. War auch blöd von mir, dich nicht gleich befreit zu haben. Aber deinen Namen weiß ich immer noch nicht.“

„Ich bin Link“, stellte der Hylianer sich vor.

Katana dachte angestrengt nach. „Irgendwo habe ich deinen Namen schon gehört. Aber du bist kein Kokiri.“

„Richtig, ich bin Hylianer. Bis ich das herausgefunden hatte, habe ich allerdings bei den Kokiri gelebt. Und das habe ich beibehalten. Ich habe ihnen sehr viel zu verdanken.“

Das braunhaarige Mädchen nickte.

Jetzt war es an Link, einige Fragen zu stellen.

„Du hast gestern gesagt, dass du dein Volk verloren hast. Magst du darüber reden? Warum bist du nicht bei den Xylten.“

Katana schluckte. Obwohl es ihr schwer fiel, erzählte sie Link die ganze Geschichte, die sie sich selbst nicht erklären konnte.

Zwischen dem Mädchen und dem Jungen herrschte eine eigenartige Vertrautheit. Sie spürten es, dass sie dem jeweils anderen vertrauen konnten und dass kein Feind vor ihnen stand. Keiner von beiden konnte es erklären, aber obwohl sie sich noch nicht einmal einen Dis kannten, machte es ihnen nichts aus, dem anderen ihre Geschichte zu erzählen.

„Das ist ja ungeheuerlich“, rief Link aus. „Die hatten doch keinerlei Beweise, dass du die Perle gestohlen hast.“

Katana nickte traurig.

„Komm, lass uns gehen“, schlug sie vor. „Wir können ja im Laufen weiterreden.“

Gemeinsam gingen sie nebeneinander durch die Verlorenen Wälder. Als sie unter einem tiefen Ast gebückt hindurchgehen mussten, übernahm Link die Führung.

„Jetzt weiß … Au“, rief Katana. Sie war genau unter dem Ast hochgefahren und hatte sich den Kopf gestoßen. Sie verzog das Gesicht und rieb sich die getroffene Stelle, während sie zwei Schritte rückwärts stolperte, wo sie sich gefahrlos aufrichten konnte.

„Jetzt weiß ich, woher ich deinen Namen kenne“, sagte sie und ihre Hand umfasste den Schwertgriff. „Du hast einige Einbrüche begangen und Leute niedergeschlagen.“

„Nein“, verteidigte sich Link. „Das habe ich nicht. Ich habe herausgefunden, dass es jemand war, der mir schaden will. Deshalb imitiert er mich und das macht er ziemlich gründlich. Jeder denkt, dass ich es gewesen bin, aber das stimmt nicht. Deshalb bin ich auch hier. Ich will den Plagiator finden und ihn nach Kakariko bringen, damit er dort zugibt, dass er hinter alldem steckt. Allerdings weiß ich überhaupt nicht, wo ich mit dem Suchen anfangen soll. Ich habe keinerlei Anhaltspunkte.“

„Und das soll ich dir glauben?“, fragte Katana misstrauisch. „Woher soll ich wissen, dass du nicht doch derjenige bist, den sie suchen?“

„Ich weiß, dass ich es nicht war. Du kannst glauben, was du willst. Aber ich werde den Täter finden. Nur weiß ich nicht, wo ich suchen soll.“

Katana überlegte angestrengt und verkündete dann: „Ich weiß nicht, ob du es warst oder nicht. Aber wenn du unschuldig bist und nicht weißt, wie du den Schuldigen ausfindig machen kannst, dann kann dir vielleicht das Baumorakel helfen.“

„Das was?“, fragte Link erstaunt.

„Das Baumorakel. Du darfst ihm eine Frage stellen. Und es liefert dir dann die Antwort. Zum Beispiel könnte es dir sagen …“

„Warum ihr zwei so einen Krach macht und einer hart arbeitenden Fee nicht ihren verdienten Schlaf gönnt.“ Gähnend streckte Navi ihren Kopf aus Links Tunika.

„Wo arbeitest du denn hart?“, wollte Link wissen.

„Was meinst du, wie anstrengend es ist, ständig die Flügel zu bewegen.“

Link verdrehte die Augen. „Das ist übrigens Navi“, sagte er zu Katana.

„Vorstellen kann ich mich noch selbst“, protestierte das kleine Wesen.

„Wenn du nicht gerade schläfst oder gähnst. Und auf diesen Moment möchte Katana vielleicht nicht so lange warten“, antwortete Link grinsend.

Schimpfend verkroch sich Navi wieder.

„Weißt du denn, wo wir das Baumorakel finden können?“, fragte Link.

„So ungefähr“, antwortete das Mädchen. „Im Gegensatz zum Rest der Verlorenen Wälder bewegt sich das Baumorakel nicht von der Stelle.“

Link zuckte mit den Schultern. „Ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Ohne dich wäre ich verloren. Das hast du mir gestern selber zu verstehen gegeben.“

„Gut, ich führe uns hin. Gib mir nur etwas Zeit.“

„In Ordnung, wenn das Orakel nicht wegläuft“, antwortete der hylianische Junge.

Auf ihrem weiteren Weg sammelte die Xylte Pilze, Beeren und essbare Wurzeln. Link schaute ihr zu und versuchte sich genau einzuprägen, was Katana ihm über essbare und nicht essbare Pflanzen erzählte, denn er wollte mehr über die Verbotenen Wälder lernen, über die er nach seiner Meinung viel zuwenig wusste. Es gab bestimmte Beeren, die sehr viel Saft enthielten und somit gut geeignet waren, um den Durst zu löschen. Andere Beeren wiederum enthielten fast keinen Saft und waren extrem trocken und nicht als Nahrungsmittel zu gebrauchen, obwohl sie nicht giftig waren.

Ab und zu kletterte Katana auf einen Baum und pflückte verschiedene Blätter, die man als Gewürze verwenden konnte. Auch verschiedene andere Gegenstände untersuchte sie, denn mit ihnen konnte man ein Feuer entzünden oder Verletzungen heilen oder sich durch sie neue Kräfte zuführen.

Was sie gesammelt hatten, wurde von Katana in Gefäßen gelagert, die sie aus Baumrinde hergestellt hatte.

Zur Mittagszeit legten sie an einem Bach eine Rast ein und Katana wusch ihre Kleider, die vom Skarelsaft immer noch sehr klebrig waren. Dann breitete sie die Kleidung auf einem Baumstumpf aus, hüllte sich in ein großes weiches Blatt eines plötzlich erschienen Riesenbaumes, das so groß war, dass es ihren gesamten Oberkörper einhüllte.

„Wie kommt der denn hierher?“, wunderte sich Link.

„Der Riesenbaum?“, fragte Katana nach.

„Ja, der war doch vor einer Minute noch nicht hier.“

„Ach, der kommt und geht, wie es ihm gerade passt. Aber seine Blätter sind schön flauschig. Pflück dir auch mal eines.“

Link streckte die Hand aus und griff ins Leere. Der Riesenbaum war verschwunden.

„Beim nächsten Mal solltest du ein bisschen schneller reagieren“, riet Katana ihm lachend.

Nach ein paar Minuten zog die Xylte ihre getrocknete Hose und ihr getrocknetes Hemd wieder an und ging neben Link weiter.

Vor einer grau-blauen Blume blieb sie stehen und kramte in einem Gefäß. Sie holte zwei schwarze Kugeln hervor.

„Was hast du vor?“, fragte Link neugierig und schob seinen Kopf vor.

„Das sind Kraftkugeln“, erklärte das Mädchen ihm. „Und die werde ich jetzt dieser Pflanze zu essen geben.“

„Meinst du nicht, wir könnten die Kraftkugeln selber gebrauchen?“, wollte Link wissen.

„Klar, aber auf diese Weise haben sie eine stärkere Wirkung.“

Der Hylianer fragte gar nicht mehr nach. Katana würde schon wissen, was sie tat. Doch insgeheim wollte er schon wissen, wie die Kugeln eine stärkere Wirkung entfalten konnten, wenn sie an eine Blume verfüttert wurden.

Seine Begleiterin warf die Kugeln in die Blüte der Blume, die ihre Blütenblätter schloss und zu kauen begann. Dann wurde ihr Stiel ein wenig dicker. Etwas schien sich von unten nach oben durch den Stängel zu bewegen. Für Link unerwartet öffnete die Blume ihre Blütenblätter wieder und die beiden Kugeln waren in weißen Schleim gehüllt und fielen zu Boden.

Link wurde übel, als Katana die Kugeln mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck aufsammelte und zurück in das Gefäß legte.

„Die muss ich aber nicht essen, oder?“, erkundigte er sich.

„Nur, wenn dir richtig schlecht ist“, antwortete Katana.

„Also jetzt.“

Das Mädchen grinste.

„Weißt du“, erklärte sie ihrem Begleiter, „die Kugeln sehen jetzt zwar eklig aus …“

„Das fällt kaum auf“, sagte Link ironisch.

„… aber durch den Schleim wird ihre Wirkung um gut ein Viertel stärker.“

Link verspürte nicht die geringste Lust, noch weiter über Kräfte verstärkende Maßnahmen durch Pflanzen zu sprechen. Gemeinsam drangen sie tiefer in die Verlorenen Wälder vor. Katana sah sich um, um sich zu orientieren.

„Gut, die nächste Veränderung kommt erst in etwa einer Stunde“, meinte sie.

„Woher weißt du das?“

„Ich lebe schon viele Ahno hier. Mittlerweile hat man den Rhythmus der Veränderungen im Gefühl.“

Mit jeder Minute fragte sich Link, ob er sich dafür beglückwünschen oder ohrfeigen sollte, dass er sich Katana angeschlossen hatte.

„Erzähle mir mehr über das Baumorakel“, forderte er Katana auf. „Wie funktioniert es?“

„Keine Ahnung. Es ist schon ewig hier in den Verlorenen Wäldern. Man geht zu ihm, wenn man ein Problem hat und stellt ihm eine Frage. Und darauf antwortet es. Nur leider antwortet es verschlüsselt. Eine klare Aussage darf man von ihm nicht erwarten. Aber die Verschlüsselungen sind mal leicht und mal schwer zu enträtseln. Es ist reine Glückssache, auf welche Art dir das Orakel antwortet.“

„Hast du es schon einmal nach etwas gefragt?“

„Nein, man sollte sehr sparsam mit den Besuchen beim Orakel umgehen. Im Laufe eines Lebens darf man es nur insgesamt dreimal in Anspruch nehmen. Viele ungeduldige Xylten haben ihre drei Male innerhalb kurzer Zeit aufgebraucht und als dann die richtig großen Probleme kamen, war ihnen die Antwort verwehrt.“

„Wirst du dem Orakel auch eine Frage stellen?“, erkundigte sich Link.

„Das habe ich eigentlich nicht vor. Aber vielleicht kann es ein wenig Licht ins Dunkel der Geschehnisse bringen, die mit meiner Verbannung zu tun haben.“

Der Teenager kam an eine Pflanze mit sehr langem Stiel, die sofort vor ihm zurückwich.

„Zurück“, schrie Katana, warf sich nach hinten und riss Link mit sich. Er wollte protestieren, doch dann erkannte er, warum Katana so gehandelt hatte. Aus der Pflanze schoss ein Strahl einer hellgrünen Flüssigkeit, der anstelle von Link einen Baum traf, dessen Rinde anfing zu rauchen und weggeätzt wurde.

„Heiliger Deku-Baum“, hauchte Link, der kreidebleich geworden war. „Was ist das?“

„Ätzgras“, antwortete Katana, gab Link einen kräftigen Stoß, so dass er nach rechts taumelte, und sprang selber zur linken Seite. Dort, wo die beiden eben noch gestanden hatte, spritzte der hellgrüne Strahl durch die Luft.

„Duck dich und bleib unten“, befahl Katana.

Link kauerte sich hinter einen Baum und rief: „Was hat es gegen uns?“

„Es hat gegen jedes Lebewesen, das Beine hat, etwas“, rief Katana ihm zu. „Wenn dich der Strahl trifft, wird dein Körper verätzt. Von dir bleibt nichts übrig außer einer wässrigen Flüssigkeit. Das Ätzgras hat Wurzeln, die sehr tief in den Boden und sehr weit in die Umgebung reichen. Die Wurzeln saugen die Flüssigkeit, die du mal warst, auf. So funktioniert die Nahrungsaufnahme vom Ätzgras.“

„Okay, dann sollten wir ihm zuvorkommen“, meinte Link. „Wie kann man das Gras besiegen?“

„Gar nicht. Du musst aus der Reichweite des Strahls verschwinden. Dann kann es dir nichts mehr anhaben.“

Link glaubte sich verhört zu haben.

„Aber es muss doch irgend etwas geben, was dieses Gras vernichten kann“, warf er ein.

„Ja, das gibt es auch“, gab Katana zu, „aber was es ist, erkläre ich dir, wenn wir aus der Reichweite verschwunden sind. Versuche das Gras zu umgehen. Achte aber darauf, dass du immer im Schutz eines Baumes stehst.“

Link und Katana huschten von Baum zu Baum und manchmal fehlte nur eine Fingernagelbreite und sie wären vom Strahl getroffen worden. Dieses Gras reagierte blitzschnell, wenn potentielle Opfer in die Reichweite gerieten. Doch zehn Minuten später hatten sie es geschafft. Der Flüssigkeitsstrahl konnte sie nicht mehr erreichen und sie waren außer Gefahr.

„Das ging gerade noch einmal gut“, atmete Katana hörbar auf.

Link wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte: „So, und jetzt möchte ich gerne wissen, wie man diesem Gras den Garaus machen kann.“

„Das ist ein wenig schwierig. Man muss das Gras ebenfalls mit einer ätzenden Flüssigkeit bespritzen. Doch diese ätzende Flüssigkeit muss so stark sein, dass sie alles verätzt. Und ich meine damit wirklich alles.“

Link stutzte.

„Das ist doch gar nicht möglich. Wenn eine Flüssigkeit alles verätzt, dann kann man sie ja nicht einmal zur Pflanze transportieren, weil sie das Transportgefäß ja auch verätzen würde.“

„Kluger Hylianer“, lobte Katana ihn. „Aus diesem Grund ist es auch noch niemandem gelungen, diese Pflanze zu besiegen. Wenn nicht noch jemand eine andere Vernichtungs- methode entdeckt, dann wird die Pflanze nur auf natürliche Weise zugrunde gehen können.“

Über diese düsteren Aussichten dachte Link auf dem weiteren Weg zum Baumorakel nach.

„Haben wir das Orakel bald erreicht?“, erkundigte er sich, nachdem jeder von ihnen für eine ganze Weile geschwiegen hatte.

„Morgen mittag müssten wir unser Ziel schon sehen können“, kündete Katana an.

„Sollen wir irgendwelche Opfer mitnehmen?“

„Wozu?“

„Für das Orakel. Oder benötigt es keine Opfer?“

„Wir müssen nur ein Opfer bringen. Wir müssen zum Orakel gelangen.“

„Logisch, wenn wir ihm eine Frage stellen wollen“, meinte Link.

„Du verstehst mich falsch“, sagte Katana. „Wir müssen erst Prüfungen bestehen, bevor wir zum Orakel dürfen. Nur wenn wir eine bestimmte Anzahl Prüfungen bestanden haben, dann sind wir würdig, dem Orakel eine Frage zu stellen.“

„Ach, das ist ja interessant“, erboste sich Link und stemmte die Hände in die Hüften. „Das fällt dir sehr früh ein, mir das mitzuteilen.“

„Wenn wir am Eingang des Orakels gewesen wären, wäre es auch noch früh genug gewesen. Du kannst dich auf die Prüfungen nicht vorbereiten. Es heißt, dass die gleichen Prüfungen niemals öfter als einmal gestellt werden. Dafür ist das Orakel berühmt.“

Dem Jungen kam ein unangenehmer Gedanke.

„Sag mal, Katana, erreichen viele das Baumorakel, um ihre Frage zu stellen?“

Katana wiegte den Kopf hin und her und überlegte angestrengt. Dann antwortete sie: „Von hundert Wesen, die Rat suchen, landen ungefähr sieben beim Orakel.“

Link blieb abrupt stehen. Sieben! Das war von hundert Leuten gerade jeder vierzehnte. Seine Chancen standen mehr als schlecht. Eigentlich könnte er sofort wieder umkehren.

Doch Katana zerstreute seine Zweifel.

„Hey, du schaffst das. Du wirst vor das Orakel treten und deine Frage stellen.“

Der Hylianer bewunderte den Optimismus von seiner Begleiterin. Er selber konnte diesen Optimismus überhaupt nicht teilen.

„Und was macht dich so sicher?“, fragte er. „Warum glaubst du, dass ausgerechnet ich es schaffe, dem Orakel meine Frage zu stellen?“

Katana klopfte ihm auf die Schulter.

„Na, das ist doch ganz klar. Weil du dringend eine Antwort benötigst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  AyshaMaySezaki
2009-10-16T06:58:14+00:00 16.10.2009 08:58
so eine kleine optimistin ^^ aber währe ich an ihrer stelle, dann hätte ich link auch mut zugesprochen, den schließlich ist er der held, der mal wieder alle retten wird (wenn diese geschichte den gut ausgeht) aber ich habe wegen dem rat der alten frau etwas bedenken. was wird er für ein opfer bringen müssen? aaahhhh ich bin so neugierig.


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