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Bis(s) zur letzten Träne

von

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Ein Ende und ein Anfang

Hallo ihr lieben,
 

endlich ist es soweit.. Mein letztes Kapitel ist fertig :) :) :) Ich habe dabei ein weinendes und ein lachendes Auge... Mir ist diese Geschichte wirklich ans Herz gewachsen, aber irgendwann gibt es immer ein Ende... Hoffe euch hat die Geschichte gefallen und ihr werdet auch bei meiner neuen Geschichte dabei sein...
 

Ja ihr habt richtig gelesen. Ich plane bereits eine neue Geschichte... Sie wird mit dem bisherigen Thema nichts zu tun haben, aber es wird auch um Bella und Ed gehen...
 

So nun habe ich genug gequatscht... Nach diesem Kapitel wird es dann noch den Epilog geben und dann heißt es wirklich Goodbye ;)
 

Wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen :)
 

Wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und lasst euch reich beschenken...
 

Drück euch alle
 

Nessie’s Sicht:
 

Ich hatte mich gerade von Jackson und seinen Freunden verabschiedet, als ich von hinten umarmt wurde. Überrascht drehte ich mich um und sah einen grinsenden Seth hinter mir stehen. Irritiert sah ich ihn an. Was war mit ihm passiert?
 

„Seth, ist alles in Ordnung?“ fragte ich ihn lächelnd, als seine Mundwinkel noch weiter nach oben zuckten.
 

„Ja mit mir ist alles in bester Ordnung.“
 

Ich war von seiner Stimmung völlig überrascht. Hatte ich irgendwas nicht mitbekommen? Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn eindringlich an. Hoffte, er würde von allein erzählen, was ihn so in Hochstimmung versetzte.
 

„Nessie ich habe morgen ein Date“, platze es dann endlich aus ihm raus und er schien nur noch mehr zu strahlen.
 

„Du hast ein Date mit Sarah?“
 

Lächelnd sah ich ihn an und er nickte mir leicht zu. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn leicht.
 

„Ich freu mich so für dich“, sagte ich dann aufrichtig und löste mich leicht von ihm.
 

„Es ist einfach so passiert.“
 

Seine Stimme war nicht mehr als ein flüstern und verlegen sah er mich an.
 

„Du hast dich in Sarah verliebt?“
 

Seth und ich liefen gemeinsam ins Wohnzimmer und ließen uns dort auf der Couch nieder. Wir wollten in Ruhe reden und das konnte man besten hier.
 

„Nicht nur das“, sagte er nach einer Ewigkeit und wagte es nicht, mich anzusehen.
 

„Was meinst du damit?“
 

„Na ja“, unsicher sah er mich an und fuhr sich einige Male mit der Hand durch die Haare.
 

„Ich habe meine Sonne gesehen“, sagte er dann schließlich flüsternd und mit bebender Stimme.
 

Erschrocken hielt ich die Luft an. Seth hatte sich geprägt? Auf Sarah? Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Konnte es wirklich sein, dass wir am Ende alle glücklich werden würden?
 

„Du hast dich auf sie geprägt?“
 

Wieder nickte er leicht und seine Augen nahmen einen leichten Glanz an. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Noch vor wenigen Stunden verhielt er sich wegen Jackson so komisch und nun kam er aus dem Lächeln nicht wieder heraus.
 

„Weiß sie davon?“
 

Kurz seufzte er auf, bevor er mich wieder ansah.
 

„Nein. Ich habe ihr nichts davon erzählt. Wir kennen uns ja erst seit heute Abend und dann will ich nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen.“
 

„Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass sie deine Gefühle erwidert. Ich mag sie.“
 

„Ja sie ist wirklich toll“, sagte er dann gedankenverloren und starrte auf die leere Wand uns gegenüber.
 

Ich fing leise an zu glucksen, als ich seinen Gesichtsausdruck sah.
 

„Dich hat es richtig erwischt“, kicherte ich leise.
 

„Ja und ich wusste nie, wie schön dieses Gefühl ist. Ich habe meine andere Hälfte gefunden und nun hoffe und ich bete ich, dass sie mich auch als ihre andere Hälfte sieht.“
 

„Das wird sie bestimmt. Was wirst du morgen mit ihr unternehmen?“
 

Mit geröteten Wangen sah er mich an und blickte anschließend auf den Boden.
 

„Ich wollte dich fragen, ob du mir einen Tipp geben kannst.“
 

Lachend warf ich mich gegen die Couchlehne und schüttelte ungläubig mit den Kopf.
 

„Du machst dich über mich lustig.“
 

Schmollend vergrub er sein Gesicht in den Händen.
 

„Ich will halt nichts falsch machen und du bist eine Frau. Du weißt doch, was euch gefällt“, nuschelte er leise.
 

„Ihr möchtet euch erst näher kennen lernen, oder?“
 

Ich hatte mich wieder zu ihm vorgebeugt und wartete auf eine Antwort von ihm.
 

„Ja natürlich. Wir haben zwar heute schon viel geredet, aber es gibt sicherlich noch genug Sachen, die wir von einander noch nicht kennen.“
 

„Also fällt ein Kinobesuch schon mal aus, denn dort könnt ihr euch nicht unterhalten. Wie wäre es, wenn du sie zum Essen einlädst.“
 

„Meinst du nicht, dass ist ein wenig Spießig?“
 

„Du musst ja nicht in ein Fünf Sterne Lokal mit ihr gehen. Vielleicht zu einem Italiener oder so?“
 

„Ich weiß doch gar nicht, ob sie so etwas mag.“
 

Frustriert stöhnte er auf und sah mich verzweifelt an.
 

„Ok, dann geh doch einfach mit ihr zu Eisfläche und geht Schlittschuh laufen“, schlug ich ihm dann lächelnd vor.
 

„Aber ich kann kein Schlittschuhlaufen.“
 

„Dann muss du es eben lernen“, gluckste ich und erhob mich von meinem Platz.
 

„Ich werde mich dann sicherlich blamieren und dann will sie nichts mehr mit mir zu tun haben.“
 

„Seth, mach dich jetzt nicht verrückt. So schnell wirst du sie schon nicht abschrecken. Ihr werdet morgen sicherlich viel Spaß haben und das ist doch die Hauptsache, oder?“
 

„Ja das stimmt. Was ist denn nun mit dir und Jackson? Ich habe gesehen, dass ihr euch geküsst habt“, sagte er dann nach einer Ewigkeit und sah mich herausfordernd an.
 

Ich ließ mich wieder neben ihm auf die Couch fallen und sah ihn einen Moment schweigend an.
 

„Wir sind ein Paar“, rückte ich dann endlich mit der Sprache heraus.
 

Ich wollte ihn nicht anlügen und er hatte die Wahrheit verdient. Schließlich war er auch gerade vollkommen ehrlich zu mir gewesen.
 

„Dich hat es also richtig erwischt?“
 

„Ja“, gestand ich seufzend.
 

„Wenn er bei mir ist, fühle ich mich so anders. Ich bin glücklich in seiner Gegenwart.“
 

„Das freut mich für dich.“
 

Seth erhob sich gerade von seinem Platz und wollte das Wohnzimmer verlassen, als ich ihn aufhielt.
 

„Er ist auf mich geprägt“, sagte ich dann leise und befürchtete, dass Seth mich nicht verstanden hatte, denn er lief einfach weiter.
 

Erst nach einigen Sekunden hielt er in seiner Bewegung inne und drehte sich zu mir um.
 

„Habe ich das gerade richtig verstanden? Er ist auf dich geprägt?“ fragte er mich fassungslos und blieb wie angewurzelt stehen.
 

„Ja“, bestätigte ich seine Frage.
 

„Die Bären können sich auch prägen?“
 

Völlig überrascht sah er mich an.
 

„Ich war auch überrascht, als er es mir heute erzählt hat.“
 

„Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet“, sagte er dann leise.
 

„Ich dachte, sowas gibt es nur bei euch, aber anscheinend lag ich falsch.“
 

„Die Bären sind immer für eine Überraschung gut“, gluckste er dann leise und verließ dann ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer.
 

Stirnrunzelnd sah ich ihm nach. Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? Mein Blick wanderte zu unserer großen Wohnzimmeruhr und erschrocken stellte ich fest, dass es schon viel zu spät war. Morgen würde ich was mit Jackson unternehmen und dafür wollte ich ausgeschlafen sein.
 

Mit eiligen Schritten lief ich zu meinen Eltern und verabschiedete mich von ihnen. Als ich in meinem Schlafzimmer ankam, schälte ich mich aus meinem Kleid und zog mir schnell meinen Schlafanzug an. Nachdem ich endlich alle Haarnadeln aus meinem Haar entfernt hatte und mich gewaschen hatte, konnte ich endlich ins Bett gehen.
 

Es dauerte nicht lange und meine Augen fielen zu. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen und ich merkte erst jetzt wie erschöpft ich wirklich war.
 

Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen geweckt. Verärgert zog ich die Bettdecke über meinen Kopf und versuchte mich so vor die Helligkeit zu schützen, aber selbst durch meine Decke konnte ich sie, wie die Sonnenstrahlen mein Zimmer erhellten.
 

Ruckartig entfernte ich die Decke wieder von meinem Kopf und sah hastig meinen Wecker. Wie spät war es? Erschrocken zog ich scharf die Luft ein, als ich sah, dass es bereits elf Uhr war. Warum war ich nicht von meinem Sohn wach geworden?
 

Hastig stand ich auf und schlüpfte in meinen Bademantel, der auf dem Stuhl lag. Als ich unten in der Küche ankam, hörte ich schon lautes Lachen und wie sich einige Unterhielten.
 

„Guten Morgen“; murmelte ich verlegen und sah mich nach meinem Sohn um.
 

Zufrieden saß er bei Daddy auf dem Schoß und brabbelte leise vor sich hin.
 

„Hast du gut geschlafen?“ wollte Momma von mir wissen und reichte mir einen Teller und ein Glas.
 

„Warum habt ihr mich nicht geweckt?“ stellte ich die Gegenfrage und setzte mich neben Daddy.
 

„Guten Morgen Krümel“, sagte ich leise, als ich mich zu meinem Sohn vorbeugte und ihn einen Kuss auf seine geröteten Wangen gab.
 

„Du bist gestern so spät ins Bett gekommen, dass wir dich noch ein wenig schlafen lassen wollten“, antwortete Momma und stellte den Korb mit den Brötchen auf den Tisch.
 

„Das hättet ihr nicht tun brauchen.“
 

„Wir waren ja eh wach“, gluckste sie und nahm mir gegenüber Platz.
 

„Habt ihr denn noch gut gefeiert?“
 

„Ja, es war wirklich ein schönes Fest. Was machst du denn heute noch?“
 

Neugierig sah sie mich an und wartete geduldig auf meine Antwort.
 

„Ich werde heute etwas mit Jackson unternehmen. Er wollte sich etwas überlegen“, antwortete ich, nachdem ich den Bissen hinuntergeschluckt hatte.
 

„Sollen wir dir dann Tyee für heute abnehmen? Wir würden gern auf ihn aufpasse.“
 

„Würdet ihr das wirklich machen?“ fragte ich sie schüchtern, denn nur ungern gab ich ihn ab.
 

Ich fühlte mich dann immer als schlechte Mutter, wenn ich meinen Sohn sozusagen abschob. Beide lächelten mich nickend an.
 

„Wir würden gern wieder einen Tag mit unserem Enkel verbringen.“
 

„Danke.“
 

Nachdem ich mit dem Frühstück fertig war, sah ich erneut auf die Uhr. Es war schon Mittag und ich hatte immer noch nichts von Jackson gehört. Wie spät würde er mich denn abholen?
 

Hastig suchte ich meine Bademanteltaschen nach meinem Handy ab. Hatte ich vielleicht nicht mitbekommen, dass er mir geschrieben hatte? Mit Schrecken stellte ich fest, dass ich mein Handy gar nicht bei mir hatte. Wo hatte ich es nur wieder? Ich sah mich in der Küche um, aber auch dort konnte ich es nicht finden.
 

„Was suchst du?“ unterbrach Momma meine Suche und sah mich fragend an.
 

„Ich suche mein Handy.“
 

„Du hast es vorhin nicht bei dir gehabt. Liegt es vielleicht noch in deinem Zimmer?“
 

Gedanklich ging ich den Morgen durch, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich es schon in der Hand hatte. Vielleicht hatte Momma ja recht und es lag noch in meinem Zimmer. Sicherlich hatte Jackson mir schon geschrieben und wartete jetzt schon lang auf meine Antwort.
 

Hastig stand ich auf und wollte gerade nach oben eilen, als es an der Tür klingelte. Wer wollte uns denn nun besuchen? Ich sah durch das kleiner Fenster der Tür und konnte Jackson erkennen. Versteinert blieb ich vor der Tür stehen.
 

Warum war er denn jetzt schon hier? Ich war doch noch gar nicht fertig. Was sollte ich jetzt nur machen? Sollte ich ihn einfach vor der Tür stehen lassen? So konnte ich doch nicht unter seine Augen treten. Verzweifelt fuhr ich mit meinen Händen durch die Haare.
 

„Nessie, würdest du die Tür öffnen?“ hörte ich Daddy rufen und verfluchte ihn wieder einmal in meinen Gedanken.
 

Natürlich hatte er so laut gerufen, dass Jackson es unmöglich überhören konnte. Warum tat Daddy mir das an? Er wusste doch, was mir gerade durch den Kopf ging.
 

Wieder klingelte es und ich seufzte leise auf. Mir blieb nichts anderes übrig, als Jackson die Tür zu öffnen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Türklinke und schob die Tür ein Stück auf, so das er nur meinen Kopf sehen konnte.
 

„Guten Morgen“, nuschelte ich verlegen, als ich in seine strahlenden blauen Augen sah.
 

„Guten Morgen“, gab er strahlend zurück und trat einen Schritt vor.
 

Fragend hob er eine Augenbraue und wartete darauf, dass ich ihm die Tür ganz öffnete.
 

„Ich bin noch nicht fertig. Warum bist du eigentlich schon hier?“
 

„Nessie, ich habe dir schon vor eine Stunde geschrieben, dass ich dich abhole. Da ich keine Antwort von dir bekommen habe, dachte ich es sei in Ordnung.“
 

„Tut mir leid, ich hab mein Handy im Zimmer vergessen“, gestand ich ihm leise und hielt mich krampfhaft an der Tür fest.
 

„Darf ich nicht rein kommen?“ fragte er mich grinsend und legte seinen Kopf schief.
 

Bevor ich ihm allerdings antworten konnte, schaltete sich Daddy ein, der plötzlich hinter mir stand.
 

„Möchtest du unseren Gast nicht hinein bitten?“ fragte er und ich konnte das Lachen in seiner Stimme erkennen.
 

Vorsichtig drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und funkelte ihn wütend an. Warum musste er mir jetzt so in den Rücken fallen? Es war schon peinlich genug, dass ich nicht rechtzeitig fertig wurde, aber ihm jetzt im Bademantel gegenüber zu treten, war zu allem noch die Krönung?
 

Durch ein Räuspern von Jackson öffnete ich die Tür nun ganz, achtete aber darauf, dass er nach wie vor nur meinen Kopf sehen konnte. Mit gerunzelter Stirn trat er ein und reichte meinem Vater zum Gruß die Hand.
 

„Habt ihr gestern noch gut gefeiert?“ erkundigte er sich, bevor er sich zu Tyee beugte und ihn ebenfalls begrüßte.
 

„Ja, es war wirklich ein schönes Fest. Danke nochmal, dass ihr unserer Einladung gefolgt seid.“
 

Regungslos stand ich hinter der Tür und betete in Gedanken, dass Daddy ihn zum Wohnzimmer führen würde, damit ich mich endlich umziehen konnte. Aber dieser drehte seinen Kopf in meine Richtung und lächelte mich mit seinem schiefen Grinsen an. Konnte er mir nicht wenigstens jetzt helfen? Er hatte mir die Suppe doch auch eingebrockt.
 

Aber Daddy unternahm gar nichts, sah mich nur abwarteten an, weil ich mich immer noch hinter der Tür versteckte.
 

„Möchtest du die Tür nicht schließen? Es ist ziemlich kalt draußen“, wandte sich Daddy nun an mich und ein freches Grinsen lag auf seinen Zügen.
 

Aus zusammen gekniffenen Augen sah ich ihn an. Manchmal hasste ich ihn wirklich.
 

Jackson drehte sich zu mir um und kam einen Schritt auf mich zu.
 

„Was ist los?“ fragte er leise, als er sich zu mir beugte und mich schüchtern küsste.
 

„Geh du doch schon mal ins Wohnzimmer, dann ziehe ich mich schnell um. Es wird auch nicht lange dauern“, beeilte ich mich zu sagen, als er sich wieder von mir gelöst hatte.
 

Kopfschüttelnd verließ er den Flur und Daddy fing leise an zu glucksen.
 

„Ich hasse dich“, zischte ich, als ich an ihm vorbei eilte.
 

Er lachte leise und lief dann Jackson hinterher. Als ich hastig dir Treppe hinauflief, rief Jackson mir noch etwas hinterher.
 

„Zieh dir was Warmes an.“
 

Verwundert blieb ich auf der Treppe stehen. Warum sollte ich mich warm anziehen? Was hatte er vor? Seufzend erklomm ich die restlichen Stufen und lief schnellen Schrittes in mein Schlafzimmer um anschließend direkt in mein Ankleidezimmer zu gehen. Unschlüssig sah ich meine Kleidung durch. Wenn ich nur wüsste, wie warm ich mich anziehen sollte. Reichte vielleicht nur eine zusätzliche Jacke oder sollte ich lieber noch eine Strumpfhose drunter ziehen?
 

„Jackson?“ rief ich kurzerhand, als ich meine Tür leicht geöffnet hatte.
 

„Ja?“
 

Seine Stimme war leise, aber dennoch konnte ich ihn gut verstehen.
 

„Wie warm soll ich mich anziehen?“ fragte ich ihn, als ich meinen Kopf durch den Türspalt steckte.
 

„So, dass du nicht frierst“, antwortete er kichernd.
 

Frustriert stöhnte ich auf. Warum hatte ich nicht darauf geachtet, was Jackson trug und warum sagte er mir nicht einfach, was ich anziehen sollte?
 

„Was machen wir denn?“
 

„Das wird eine Überraschung“; rief nun etwas lauter zurück.
 

„Aber wie soll ich denn wissen, was warm genug ist?“
 

„Nessie“, rief er frustriert und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er nun genervt mit den Augen rollte und sich mit der Hand durch die viel zu kurzen Haare fuhr.
 

Ein leises Kichern entwich meiner Kehle und sofort legte ich meine Hand auf den Mund, damit er mich nicht hören konnte.
 

„Reicht eine zusätzliche Jacke oder muss ich mich noch dicker anziehen?“ fragte ich ihn, als ich mich wieder beruhigt hatte.
 

„Nein ein weniger dicker schon“, rief er zurück.
 

„Ist ein Schneeanzug warm genug?“ stellte ich schon die nächste Frage und nur mit großer Mühe konnte ich ein Lachen unterdrücken.
 

„Ein Schneeanzug ist super.“
 

Ich konnte genau hören, dass er genervt war. Lächelnd schloss ich die Tür wieder und suchte meine Schneeanzug aus dem Schrank. Gott sei Dank besaß ich einen. Ob ich noch schnell unter die Dusche gehen sollte?
 

Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr und entschied mich, dass Jackson ruhig fünf Minuten länger warten konnte. So schnell ich konnte, schälte ich mich aus dem Bademantel und meinen Schlafsachen und stellte mich unter die warme Dusche.
 

Es dauerte keine Viertelstunde und ich stand wieder unten im Wohnzimmer und lächelte Jackson an. Sofort erhob er sich von seinem Platz und kam auf mich zu.
 

Kurz hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen bevor er mir in die Augen sah.
 

„Können wir los?“
 

Er hielt mir bereits seine Hand hin, aber ich ergriff sie nicht.
 

„Ich muss noch eben Tyee Tschüss sagen. Aber dann können wir los.“
 

Wieder zog er mich an sich und legte seine Lippen sanft auf meine.
 

„Du siehst toll aus“, wisperte er dann leise, als er sich von mir gelöst hatte.
 

„Ich fühle mich wie in Watte gepackt“, murmelte ich missmutig.
 

„Dafür wirst du aber nicht frieren und das ich das Wichtigste“, gab er prompt zurück und lächelte mich mit schief gelegtem Kopf an.
 

„Ich bin gleich wieder da“, sagte ich schnell und lief in die Küche, aus der ich Daddy und Tyee hören konnte.
 

Als ich die Küche betrat strahlte Daddy mich an. Er brauchte nicht zu meinen, dass ich bereits vergessen hätte, was er noch vor ein paar Minuten getan hatte.
 

„Ich hasse dich noch immer“, sagte ich leise, als ich auf meinen Sohn zu trat und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte.
 

Daddy’s glucksen erklang, aber ich widerstand dem Drang ihn anzusehen. Er würde noch wohl merken, dass ich seine Aktion nicht witzig fand.
 

„Sei schön artig“, sagte ich leise zu ihm und stellte mich wieder aufrecht hin.
 

Für einen Augenblick verweilten meine Augen auf dem Gesicht meines Sohnes, bevor ich mich abwandte und den Raum wieder verlassen wollte.
 

„Ich wünsche euch viel Spaß“, rief Daddy mir hinterher, aber ich sagte nichts darauf.
 

„Können wir?“ fragte Jackson, als ich das Wohnzimmer wieder betrat und ich nickte ihm leicht zu.
 

Wir hatten gerade die Haustür erreicht, als ich ein lautes Poltern von der Treppe vernahm. Überrascht sah ich auf und sah Seth hinunter laufen.
 

„Gott sei Dank, du bist noch da“, brachte er schwer atmend hervor und blieb vor mir und Jackson stehen.
 

„Was ist denn?“
 

Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an und erst dann fiel mir auf, dass Seth sich schick gemacht hatte.
 

„Kann ich das anlassen?“ fragte er mich dann verlegen.
 

Wieder wanderten meine Augen über seine Kleidung.
 

„Seth was hast du denn vor und warum fragst du nicht Sam, Paul oder deine Schwester?“
 

„Die sind doch schon seit dem Morgenstunden nicht mehr da. Wollen die Stadt erkunden und ich will mit Sarah Schlittschuhlaufen, so wie du es mir vorgeschlagen hast.“
 

Seufzend schüttelte ich den Kopf. Seth hatte definitiv nicht die richtige Kleidung dafür an. Er sah aus, als wenn er Sarah zu einer Oper oder einem Theater ausführen wollte.
 

„Wenn du mit ihr Schlittschuhlaufen möchtest, dann solltest du dir bequemere Sachen anziehen“, schaltete sich Jackson nun ein und hörte an seiner Stimme, dass er sich mühsam ein Lachen unterdrückte.
 

„Warum?“ fragte Seth panisch.
 

„Ist das nicht gut genug?“
 

„Seth, es ist viel zu gut. Man könnte auch denken du würdest Sarah zu einem Nobelrestaurant ausführen“, sagte ich dann und trat einen Schritt auf ihn zu.
 

„Wie wäre es, wenn du einfach nur eine Jeanshose und einen dicken Pulli anziehst?“ machte ich ihm den Vorschlag und sah ihn lächelnd an.
 

„Ja du hast vollkommen Recht. Danke.“
 

Und dann war er aus meinem Blickfeld schon verschwunden. Lachend drehte ich mich wieder zu Jackson und nahm die Hand an, die er mit anbot.
 

„Man, der ist ja noch aufgeregter als Sarah“, gluckste Jackson leise, als wir das Haus verließen.
 

Zustimmend murmelte ich leise. Als Jackson für einen Augenblick meine Hand los ließ um nach etwas zu greifen, was an der Wand lehnte, versuchte ich an ihm vorbei zu schauen, aber er stellte sich mir in den Weg und schüttelte lachend mit dem Kopf.
 

„Lass dich doch einfach überraschen“, tadelte er und griff wieder nach meiner Hand.
 

„Ich mag keine Überraschung.“
 

Als wir losliefen, hörte ich ein leises schleifen hinter uns und sofort sah ich über die Schulter und konnte dann einen Schlitten sehen, den Jackson hinter sich herzog.
 

„Gehen wir Schlitten fahren?“ fragte ich ihn voller Vorfreude und lächelte ihn an.
 

„Sowas in der Art“, gluckste er und zog mich weiter hinter sich her.
 

Den ganzen Weg versuchte ich aus ihm rauszubekommen, was er geplant hatte, aber er war verschwiegen wie ein Grab. Nach gefühlten tausend Mal fragen, gab ich dann auf. Verstohlen sah ich mir die Gegend an. Er führte mich zu Orten, die ich bisher noch nie gesehen hatte.
 

„Wo sind wir hier?“ fragte ich ihn, als wir auf einen kleinen Weg abbogen, der steil nach oben ging.
 

„Ich werde dir gleich einen meiner Lieblingsorte zeigen. Hauptsächlich bin ich im Sommer hier, aber selbst jetzt bei dem ganzen Schnee ist es wunderschön.“
 

Diesen Weg zu passieren war wirklich nicht einfach. Immer wieder rutschte ich leicht weg. Krampfhaft hielt ich mich an Jackson fest, der anscheinend keine Probleme hatte mich zu stützen und selber normal zu laufen. Er schlang seinen Arm um meine Taille und stütze mich.
 

„Warum hast du auch so glatte Schuhe an“, gluckste er, als ich zum wiederholten Male aufstöhnte.
 

„Ich wusste doch auch nicht, dass wir so einen Weg hochlaufen müssen“, beschwerte ich mich sofort.
 

„Wir haben es gleich geschafft.“
 

Sein Griff um meine Taille wurde fester und wieder fragte ich mich, wie er mich stützen, den Schlitten hinter sich her ziehen und selber normal laufen konnte?
 

Als ich das nächste Mal aufsah, konnte ich das Ende des Weges schon sehen und atmete erleichtert auf. Es fehlten nur noch zwei Schritte und ich hätte diesen Höllenweg hinter mir. Ich wollte mich gerade von Jackson lösen, als ich ins Straucheln kam und unsanft auf mein Hinterteil landete. Das nächste was ich mitbekam war Jackson lautes Gelächter. Schmollend blinzelte ich ihn an und er reichte mir sofort seine Hand um mich hoch zu helfen.
 

„Das ist nicht witzig“, zischte ich beleidigt.
 

„Doch das ist, das muss du zugeben“, lachte er wieder.
 

Nachdem er sich langsam beruhigt hatte, räusperte er sich kurz.
 

„Hast du dir weh getan?“ fragte er mich ernst und sah mich besorgt an.
 

„Nein, alles in Ordnung“, antwortete ich noch immer beleidigt und drehte mich auf dem Absatz um.
 

Überrascht weitete ich meine Augen. Vor mir war nichts anderes außer einer weißen Fläche. Einige Bäume standen am Rand und rundeten das Bild ab. Wie mochte dieser Fleck Erde wohl im Sommer aussehen, wenn alles grün war?
 

„Gefällt es dir?“ flüsterte Jackson leise, der von hinten seine Arme um meine Mitte schlang und mir einen sanften Kuss auf die Wange drückte.
 

„Es sieht wunderschön aus“, flüsterte ich bewegt.
 

„Du musste es mal im Sommer sehen. Das kann man mit dem jetzigen Anblick nicht vergleichen.“
 

„Wirst du es mir zeigen?“
 

„Natürlich. Ich will dir alles zeigen“, antwortete er und hauchte mir einen Kuss unter meinem Ohr.
 

Leicht schaudernd zuckte ich zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich an diesem empfindlichen Punkt küssen würde. Wieder ließ ich meinen Blick über das weiße Feld wandern. Es war wirklich beeindruckend.
 

„Was machen wir nun hier?“ fragte ich ihn nach einer Ewigkeit und drehte mich wieder zu ihm um.
 

„Der Abhang hier ist toll“, antwortete er mir grinsend und schob den Schlitten mit seinem Fuß ein Stück vor.
 

„Du willst nicht wirklich mit dem Schlitten darunter, oder?“ fragte ich ihn ängstlich und musterte ihn eingehend.
 

Lässig zuckte er mit den Schultern.
 

„Es macht wirklich Spaß“, antwortete er gelassen.
 

„Nein Jackson. Ohne mich“, kopfschüttelnd entfernte ich mich von ihm.
 

Auf was für eine verrückte Idee war er da nur gekommen?
 

„Nessie es sieht wirklich gefährlicher aus, als es ist. Meinst du wirklich ich würde dich mit hier her nehmen, wenn es nur das kleinste Risiko geben würde? Ich bin hier schon mindestens hundertmal runter gerodelt und mir ist nie etwas passiert“, versuchte er mich zu überreden.
 

„Irgendwann ist immer das erste Mal“, murmelte ich ängstlich, als ich wieder den steilen Abhang hinuntersah.
 

„Weit und breit ist kein Baum oder Stein gegen den wir fahren können. Ich würde wirklich nicht das Risiko eingehen, wenn dir etwas passieren würde.“
 

Er nahm meine Hände und drückte diese leicht.
 

„Du musst mir glauben es macht wirklich Spaß. Beim ersten Mal hatte ich auch Angst, aber dieses Gefühl ist wirklich unbeschreiblich. Bitte versuche es nur einmal. Wenn es dir dann nicht gefällt, werden wir was anderes machen.“
 

„Ich habe wirklich Angst“, wisperte ich leise.
 

„Dir wird nichts passieren, dass verspreche ich dir“, sagte er ernst und sah mir tief in die Augen.
 

„Du wirst mich nicht alleine fahren lassen?“
 

Wieder sah ich zu dem Schlitten und dann zu dem Abhang. Alleine würde ich es mir definitiv nicht trauen.
 

„Wo denkst du hin? Ich werde hinter dir sitzen und auf dich aufpassen“, versprach er mir und zog mich an sich.
 

„Ich würde dich wirklich nie so einer Gefahr aussetzen. Ich bin mir sicher, dass dir nichts passieren wird.“
 

„In Ordnung“, murmelte ich leise.
 

Als die Worte meine Lippen verließen, war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich das wirklich machen wollte, aber ich vertraute Jackson und glaubte daran, dass er auf mich aufpassen würde.
 

Jackson löste sich langsam von mir und zog den Schlitten näher an uns heran.
 

„Setz dich vorne hin“, befahl er mir mit sanfter Stimme und nickte mir dann aufmunternd zu.
 

Bevor ich seiner Aufforderung nachkam, atmete ich noch einmal ein. Hatte ich mir das wirklich gut überlegt? Traute ich es mir wirklich zu diesen steilen Abhang mit dem Schlitten hinunter zu fahren?
 

Jackson bemerkte meine zögern natürlich. Er nahm meine Hand und drückte diese leicht.
 

„Wenn du wirklich nicht möchtest, dann werden wir was anderes machen“, versicherte er mir.
 

„Nein ich möchte das jetzt ausprobieren“, sagte ich entschlossen und löste meine Hand.
 

Vorsichtig setze ich mich ganz nach vorne und wartete gespannt darauf, was nun passieren würde. Es dauerte nicht lange und Jackson nahm hinter mir platz.
 

„Stell deine Beine dort hin“, sagte er, als er auch schon meine Beine in die Richtige Position brachte.
 

Er schlang seine Arme um meine Mitte und hielt so das Seil fest.
 

„Leg deine Hände am Besten auf meine und versuche dich ein wenig zu entspannen“, wisperte er leise in mein Ohr und zog mich dann ein Stück näher an sich.
 

„Siehst du, weit und breit ist kein Baum oder Stein zu sehen. Wir werden nirgendwo gegenfahren“, sprach er weiter und verwob unsere Finger miteinander.
 

Unsicher nickte ich leicht.
 

„Ich werde den Schlitten gleich ein wenig anstoßen und dann werden wir hinunter fahren“, erklärte er mir leise.
 

Wieder nickte ich, denn ich war nicht fähig, irgendwas zu sagen.
 

„Wenn du soweit bist, können wir loslegen“, sagte er dann nach einer kurzen Zeit.
 

Ich schloss meine Augen und versuchte nicht daran zu denken, was gleich passieren würde. Noch immer standen wir auf der Kippe und Jackson wartete auf ein Zeichen von mir. Ich versuchte mich auf Jackson’s gleichmäßiges Atmen zu konzentrieren. Es lenkte mich soweit ab, dass ich die Angst nicht mehr so deutlich spürte.
 

„In Ordnung“, murmelte ich mit zitternder Stimme, hielt dabei meine Augen immer noch fest geschlossen.
 

Bevor er den Schlitten in Bewegung setzte, hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
 

„Es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst“, murmelte er leise.
 

Das nächste was ich spürte, war der Wind, der mir ins Gesicht blies. Erschrocken öffnete ich meine Augen und sah, wie wir den steilen Abhang hinunter flogen. Ein lauter Aufschrei entwich meiner Kehle und sosehr ich das auch unterdrücken wollte, ich konnte es nicht. Mein Griff um Jackson’s Hände wurde immer fester. Nun hörte ich auch ihn aufschreien und spürte, wie er mich noch fester an sich drückte.
 

Als der Überraschungsmoment verflogen war, fing ich laut an zu lachen. Den Berg so hinunterzufahren war wirklich ein berauschendes Gefühl. Man konnte es nicht mal in Worte fassen. Ich sah das Ende des Abhanges immer näher kommen und Enttäuschung machte sich in mir breit. Gleich war die Fahrt zu Ende.
 

Als wir unten zum Stehen kamen, hauchte Jackson mir einen Kuss auf die Wange.
 

„Und wir hat es dir gefallen?“ fragte er mich und ich konnte das Schmunzeln in seiner Stimme deutlich hören.
 

Ich brauchte einen Moment um meine Sprache wieder zu finden. Als ich zu Jackson aufsah, bemerkte ich erst da, dass ich durch einen Tränenschleier sah.
 

„Es war unglaublich“, brachte ich dann mit rauer Stimme hervor.
 

Ich wischte mit meinen Handschuhen über mein Gesicht und versuchte die Tränen wieder einzusammeln. Es waren keine Tränen der Angst gewesen. Ich wusste, dass es eine Mischung von dem Wind und meines Lachens war.
 

„Möchtest du nochmal?“ fragte er mich grinsend, als er mir seine Hand reichte und mich dann an sich zog.
 

„Ja“, rief ich begeistert und hauchte ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen, bevor ich den steilen Abhang hinauf rannte.
 

Dieser Unterfangen stellte sich wieder so schwierig heraus, wie schon vorher bei dem Weg. Immer wieder rutschte ich weg und landete komplett in dem Schnee. Jackson’s Lachen war nicht zu überhören. Lachend drehte ich mich auf den Rücken und warf Schnee nach ihm. Natürlich verfehlte ich ihn um einiges, aber er wollte das nicht so auf sich sitzen lassen. Kurzerhand ließ er den Schlitten los und formte selber einen Schneeball.
 

Ich versuchte wieder auf die Beine zu kommen, um vor ihm wegzurennen, aber wieder rutschte ich weg. Schützend hielt ich meine Arme vor dem Gesicht, aber ich konnte dennoch den Aufprall des Schneeballs auf meinem Bauch spüren. Es tat nicht weh, aber dennoch zuckte ich leicht zusammen.
 

„Das wirst du mir büßen“, rief ich lachend, als ich wieder meine Hand in dem Schnee vergrub und liegend einen Schneeball nach Jackson warf.
 

Lachend kam er auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.
 

„Du triffst mich ja nicht mal“, gluckste er und vergrub erneut seine Hand in dem Schnee.
 

Mit bedrohlich blitzenden Augen kniete er sich neben mich und drückte seine Hand sanft auf meinem Gesicht, um den ganzen Schnee dort zu verteilen.
 

„Ihh“, rief ich laut und wandte mich leicht hin und her, aber Jackson ließ nicht von mir ab.
 

Ich griff nach seinen Armen und zog ihn zu mir hinunter. Lachend wälzten wir uns im Schnee und versuchten immer wieder den anderen Schnee im Gesicht zu verteilen.
 

Nach einigen Minuten lagen wir beide lachend auf den Rücken und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Jackson war der erste, der wieder reden konnte. Er stützte seinen Kopf auf seinem Unterarm ab und sah mich lächelnd an.
 

„Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so gelacht“, sagte er leise, als er sich zu mir hinunter beugte und einen leichten Kuss auf meinen Lippen plazierte.
 

„Bei mir ist es auch schon eine Weile her“, gestand ich ihm leise.
 

Nachdenklich sah ich zum Himmel hinauf. Ob Jake uns gerade beobachtete? War er froh, dass ich mein Lachen wiedergefunden hatte oder war er vielleicht sogar eifersüchtig auf Jackson? Seufzend schüttelte ich den Kopf. Ich sollte jetzt nicht darüber nachdenken. Neben mir lag Jackson. Mein neuer Freund. Es war nicht fair in seiner Gegenwart an meinen verstorbenen Freund und Vater meines Kindes zu denken.
 

„Was hältst du von einer zweiten Runde?“ fragte Jackson mich nach einem Moment und durchbrach somit meine Gedanken.
 

„Ich bin auf jeden fall dabei“, gluckste ich und versuchte erneut auf die Beine zu kommen.
 

Jackson war schneller auf den Beinen und reichte mir seine Hand. Dankend nahm ich diese an und kam dann auch endlich wieder zum stehen.
 

„Du siehst wie ein Schneemonster aus“, gluckste Jackson, als er meine Haare verwuschelte.
 

„Vielen Dank auch“, schmollte ich lächelnd.
 

„Aber ein schönes Schneemonster“, fügte er hinzu und küsste meine Nasenspitze.
 

„Warte hier und bewege dich nicht vom Fleck. Ich hole nur eben schnell den Schlitten.“
 

Erst jetzt fiel mir auf, dass der Schlitten wieder hinunter gerutscht war. Ich versuchte ruhig stehen zu bleiben, damit ich nicht wieder mit meinem Hinterteil im Schnell landete, aber als eine starker Windzug kam, ruderte ich hilflos mit meinen Armen und landete wieder auf meinem Hinterteil.
 

Als Jackson den Schlitten wieder hatte, drehte er sich zu mir um und fing wieder laut an zu lachen. Ich versuchte mich gerade wieder erfolglos auf meine Beine zu stellen. Warum hatte ich keine richtigen Schneestiefel an? Ich hatte doch welche in meinem Schrank stehen. Hätte Jackson mir gesagt, was er geplant hätte, hätte ich sicherlich nicht lange gezögert und meine Schneestiefel angezogen.
 

„Ich kann dich nicht mal einen Moment alleine lassen“, lachte er laut, als er bei mir ankam.
 

„Du hättest mir ja auch sagen können, was wir vorhaben, dann hätte ich meine Schneestiefel angezogen“, brummte ich, als Jackson mich wieder auf die Beine zog.
 

„Wenn ich dir das gesagt hätte, wärst du nicht mit mir gekommen, oder?“
 

Fragend hob er seine Augenbraue und betrachtete mich eingehend.
 

„Du hättest ja einfach nur sagen können, dass ich mir Schneeschuhe anziehen soll, dann hätte ich das getan“, sagte ich schulterzuckend.
 

Lachend warf Jackson seinen Kopf in den Nacken.
 

„Natürlich und du hättest auch nicht weiter nachgefragt, was wir unternehmen würden“, gluckste er, als er seinen Arm um meine Taille schlang und wir den Berg wieder hinaufliefen.
 

~ ~ + ~ ~
 

Der Nachmittag war wahnsinnig schnell vergangen und schneller als ich gucken konnte, fing es bereits an zu dämmern. Jackson und ich waren sicherlich noch zehn Mal den Abhang hinunter gefahren und es hatte wirklich Spaß gemacht, aber ich hatte mich nie getraut alleine zu fahren.
 

Es war wirklich ein schöner Nachmittag gewesen und irgendwie bedauerte ich, dass er so schnell zu Ende ging, aber auf der anderen Seite freute ich mich auch darauf wieder nach Hause zu kommen, denn dann würde ich Tyee sehen.
 

Ich war nur wenige Stunden von ihm getrennt gewesen, aber dennoch fehlte er mich unbeschreiblich.
 

„Fandest du den Nachmittag so schlecht?“ durchbrach Jackson meine Gedanken, als wir Hand in Hand nach Hause liefen.
 

„Nein, warum? Der Nachmittag war großartig“, versicherte ich ihm.
 

„Also kannst du nur nicht schnell genug von mir weg kommen?“ hackte er schmunzelnd nach.
 

„Wie kommst du darauf?“ fragte ich ihn erbost.
 

Was dachte er nur von mir? Glaubte er wirklich, dass ich ihn loswerden wollte?
 

„Du rennst, als wenn dich jemand verfolgt.“
 

Erst jetzt fiel mir mein Tempo auf und ich drosselte es sofort.
 

„Entschuldigung“, murmelte ich verlegen.
 

„Gibt es einen Grund dafür, dass so schnell nach Hause möchtest?“
 

„Tyee“, war das einzige was ich sagte, aber ich wusste, dass Jackson mich sofort verstehen würde.
 

Es dauerte nicht lange und wir hatten das Haus erreicht.
 

„Möchtest du noch mit reinkommen?“ fragte ich Jackson hoffnungsvoll und betete, dass er zustimmen würde, denn ich wollte nicht, dass wir uns jetzt schon voneinander verabschieden mussten.
 

„Gerne, ich möchte meinen kleinen Kumpel ja noch sehen“, sagte er lächelnd, als er den Schlitten an die Wand lehnte und mir ins Hausinnere folgte.
 

Im Flur schälten wir uns aus den Jacken und Schuhen und betraten dann das Wohnzimmer.
 

Momma und Daddy saßen zusammen mit Tyee auf der Couch und spielten mit ihm. Sofort drang sein Lachen zu mir durch und meine Mundwinkel hoben sich automatisch.
 

„Hallo“, begrüßte ich sie und erst jetzt sahen sie auf.
 

Waren sie in dem Spiel mit Tyee so versunken, dass sie uns nicht gehört hatten?
 

„Ihr seid ja schon wieder zurück“, stellte Momma grinsend fest, bevor sie wieder zu meinem Sohn sah, der zwischen ihr und Daddy auf der Couch lag.
 

„Es ist ja auch fast schon dunkel draußen“, sagte ich schmunzelnd, als ich an sie herantrat und dann ebenfalls auf meinen Sohn sah.
 

Wortlos nahm ich ihn auf den Arm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
 

„Hallo mein Kleiner“, sagte ich leise, als ich ihn leicht an mich drückte.
 

Er hatte mir wirklich gefehlt, auch wenn ich nur ein paar Stunden weg war. Tief atmete ich seinen Geruch ein und meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Ich löste mich soweit von ihm, dass ich ihm ins Gesicht schauen konnte.
 

„Hattest du einen schönen Nachmittag?“ fragte ich ihn, obwohl ich wusste, dass er mir nicht antworten würde.
 

Bevor ich allerdings ausgesprochen hatte, fing Tyee leise an zu lachen und es war das schönste Geräusch, was ich je gehört hatte. Lachend drehte ich mich mit ihm einmal im Kreis, nur um ihn wieder lachen zu hören. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen.
 

„Habt ihr schon gegessen?“ fragte Momma mich, als sie sich von der Couch erhob und neben mir zum stehen kam.
 

„Nein“, antworteten Jackson und ich gleichzeitig und sahen uns für einen Augenblick in die Augen.
 

„Möchtest du zum Essen noch hier bleiben?“ fragte ich ihn Hoffnungsvoll und als er leicht nickte, konnte ich wieder nichts anderes tun, als ihn anzulächeln.
 

Ich dachte darüber nach, wann ich das letzte Mal so glücklich war, wann ich nicht aufhören konnte zu lächeln? Aber ich brauchte nicht lange überlegen, denn ich kannte die Antwort. Es war vor Jake’s Tot gewesen.
 

Das Lächeln fiel mir nicht schwer und es fühlte sich auch nicht falsch an. Es war einfach da und ich war glücklich darüber. Ich war froh, dass ich aus diesem dunklen Loch hinausgekommen war. Was ich natürlich hauptsächlich Jackson zu verdanken hatte. Ohne ihn würde ich dort sicherlich noch immer festsitzen. Meine Augen suchten die seinen und dankbar lächelte ich ihn an. Was hätte ich nur ohne ihn gemacht?
 

Fragend sah er mich an, aber ich schüttelte nur leicht mit dem Kopf. Wie sollte ich ihm auch erklären, was mir gerade durch den Kopf gegangen war? Sollte ich sowas überhaupt nach so kurzer Zeit schon denken?
 

Seufzend sah ich meinen Sohn an, der fasziniert mit meinen Haaren spielte. Es war schön ihn bei seiner Entwicklung zu beobachteten. Von Tag zu Tag kamen immer neue Sachen dazu, die er schon konnte. Langsam gab er auch immer mehr laute von sich, so als wenn er uns was erzählen wollte.
 

„Was möchtet ihr denn essen?“ durchbrach Momma erneut meine Gedanken und sah uns fragend an.
 

„Egal“, antwortete ich ausweichend, denn ich war von meinem Sohn viel zu abgelenkt.
 

„Dann setzt euch doch so lange hin und ich freue euch dann“, schaltete sie sich wieder ein und einen Augenblick später war sie auch schon aus dem Wohnzimmer verschwunden.
 

Ich wollte mich gerade hinsetzen, als mir unerträglich warm wurde und erst da fiel mir auf, dass ich noch immer meine Schneehose trug.
 

„Ich würde mich gern umziehen“, sagte ich leise, als ich zwischen Daddy und Jackson hin und her sah.
 

„Gib ihn mir ruhig“, antwortete Jackson sofort und seine Augen fingen leicht an zu leuchten.
 

War er in meinen Sohn wirklich so vernarrt, wie er sagte? Ich konnte es nur schwer glauben, aber wenn ich ihn jetzt so ansah, konnte ich nichts anderes erkennen, außer dass er meinen Sohn wirklich ins Herz geschlossen hatte. Anfänglich hatte ich bedenken, dass er nicht damit klar kam, weil ich ein Kind von einem anderen Mann hatte, aber jetzt sah es für mich so aus, als wenn ihm das egal war. Er mochte meinen Sohn und daran konnte ich nicht zweifeln, wenn ich seine leuchtenden Augen sah.
 

Ich reichte ihm Tyee und wollte mich gerade von ihm abwenden, als er mich an meiner Hand festhielt und mich leicht zu sich zog. Überrascht stolperte ich nach vorne, aber Jackson hielt mich so fest, dass ich Tyee nicht berührte.
 

Für einen Bruchteil einer Sekunde lagen seine Lippen auf meinen und küsste mich zärtlich.
 

Nachdem ich mir andere Sachen angezogen hatte, saßen Jackson und ich mit Tyee auf der Krabbeldecke und spielten mit ihm. Jackson machte sich die ganze Zeit schon zum Affen und nur unter großer Anstrengung konnte ich mir das Lachen verkneifen, schließlich sollte er nicht denken, dass ich mich über ihn lustig machte. Es bedeutete mir viel, dass Jackson sich so um Tyee kümmerte und bei dem Anblick der sich mir gerade bot, hatte ich das Gefühl mich noch mehr in Jackson zu verlieben.
 

War es möglich, dass ich Jackson noch mehr in mein Herz schloss, weil ich sah, wie er mit Tyee umging? Weil ich spüren konnte, dass er meinen Sohn unwahrscheinlich mochte? Wenn ich es nicht besser wissen würde, könnte man denken, dass Tyee Jackson’s Sohn war.
 

Meine Gedanken wurden durch ein lautes Poltern an der Haustür unterbrochen. Überrascht sah ich auf und konnte kurze Zeit später betraten Zafrina, Senna und Kachiri den Raum.
 

„Hallo“, begrüßte ich sie lächelnd.
 

„Wir wollten uns verabschieden“, sagte Zafrina leise und kam auf mich zu.
 

Sie wollten sich jetzt schon verabschieden? Aber sie waren doch noch gar nicht lange hier. Ich wollte doch noch ein wenig Zeit mit Zafrina verbringen.
 

Sie blieb vor mir stehen und langsam erhob ich mich von der Krabbeldecke. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern, denn ich wollte mich noch nicht von ihnen verabschieden.
 

„Warum wollt ihr denn jetzt schon gehen?“ fragte ich sie mit bebender Stimme.
 

Sofort schloss Zafrina mich in ihre Arme und drückte mich fest an sich.
 

„Wir werden uns bald wieder sehen“, versprach sie mir und gab mir einen Kuss auf die Wange.
 

Sie löste sich von mir und legte ihre Hände an meine Wange. Eindringlich sah sie mich an, bevor sie leicht lächelte.
 

„Ich habe mich wirklich gefreut dich wieder zu sehen und hoffe, dass es jetzt nicht wieder so lange dauert, bis wir uns wieder sehen.“
 

Eine Träne schlich sich über meine Wange und Zafrina fing sie mit ihrem Finger auf.
 

„Weine nicht. Wir werden uns wieder sehen. Spätestens zu eurer Hochzeit“, gluckste sie und umarmte mich erneut.
 

Als sie sich gerade von mir gelöst hatte, traten auch der Rest meiner Familie zu uns und verabschiedete sich von unseren Gästen. Stumm betrachtete ich die Verabschiedungen. Ich war traurig, dass sie jetzt schon abreisten. Jemand legte seinen Arm um meine Taille. Jackson stand mit Tyee auf dem Arm neben mir und lächelte mich aufmunternd an.
 

„Es ist schade, dass sie jetzt schon gehen“, sagte ich leise, als ich mich an ihn lehnte und für einen Moment seine Wärme genoss.
 

„Ich weiß, dass du sie sehr magst, aber sie hat dir ja versprochen, dass ihr euch bald wiederseht.“
 

„Ich hoffe nur, dass es nicht schon wieder über sechs Jahre vergehen.“
 

„Das wird es nicht. Ich werde selber dafür sorgen, dass du nicht solange auf deine Freundin verzichten musst.“
 

Er hauchte mir einen Kuss auf die Schläfe, bevor auch er sich von Zafrina, Senna und Kachiri verabschiedete.
 

„Pass mir auf meine kleine Nessie auf“, sagte Zafrina mit strengem Tonfall, als sie Jackson die Hand reichte.
 

„Das werde ich“, sagte er ernst, als er Zafrina fest in die Augen sah.
 

„Ich weiß, dass sie bei dir in guten Händen ist.“
 

Stumm nickten sie sich zu und dann beugte sie sich zu Tyee, um sich auch von ihm zu verabschieden.
 

„Ich freue mich auf unser nächstes Treffen kleiner Mann und dann werde ich dir all die schönen Bilder zeigen, die ich bereits deiner Mum vor einigen Jahren gezeigt habe“, sagte ich lächelnd, bevor sie ihm einen Kuss auf die Stirn drückte.
 

Langsam schritten wir auf die Haustür zu. Zafrina, Senna und Kachiri nahmen ihre Koffer und drehten sich zu uns um.
 

„Danke, dass ihr uns eingeladen habt. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder“, richtete Senna das Wort an uns und alle hoben ihre Hand zu einem letzten Gruß.
 

Ich lehnte mich an Jackson und winkte unseren Gästen zu, die langsam die Auffahrt hinunter und auf das Taxi zu liefen. Als sie aus meinem Blick verschwanden, sah ich ihnen noch immer hinterher, auch als sie schon hinter der Kurve verschwunden waren.
 

~ ~ + ~ ~
 

Der Abend war noch richtig schön gewesen, auch wenn ich niedergeschlagen war, dass Zafrina, Senna und Kachiri so schnell abgereist waren. Jackson bemühte sich wirklich, mich auf andere Gedanken zu bringen und zum Schluss war es ihm wirklich gelungen.
 

Wir hatten zusammen mit meiner Familie, Sarah und Seth einen Spieleabend gemacht. Nachdem wir die Gesellschaftsspiele alle gespielt hatten, hatten wir Singstar und ein Tanzspiel gespielt. Es war wirklich ein lustiger Abend gewesen.
 

Am liebsten hätte ich Jackson gefragt, ob er bei uns übernachten wollte, aber als ich Daddy’s Blick begegnete, als ich daran dachte, verwarf ich den Gedanken sofort wieder. Es war wirklich noch zu früh dafür, auch wenn ich auf Jackson’s Anwesenheit nicht mehr verzichten wollte. Wenn er bei mir war, war ich ein anderer Mensch. Ich war glücklich und fühlte mich wieder ganz. Er war dafür verantwortlich, dass mein Loch in meinem Herzen wieder zusammen wuchs.
 

Ich saß auf meiner Fensterbank und sah aus dem Fenster. Die Straßen lagen noch immer unter einer weißen Decke. Alles glitzerte und erinnerte mich erneut an meine Eltern, wenn sie im Sonnenlicht standen. Schmunzelt starrte ich weiter aus dem Fenster und erkannte Emmett und Jasper, die im Garten wie kleine Jungs eine Schneeballschlacht veranstalteten. Die Bälle flogen so schnell, dass ich sie fast nicht sehen konnte, dennoch wichen sie diesen geschickt aus.
 

Kopfschüttelnd betrachtete ich die Straße und die Felder in der Umgebung. Nicht überall war eine glatte Schneedecke zu erkennen. Autoreifen, Fußabdrücke oder auch Händeabdrücke waren zu erkennen. So hinterließ jeder seine eigenen Spuren. Keine Spur war gleich. Sie waren unterschiedlich und so unterschiedlich waren auch die Spuren, die einige Menschen in unserem Herzen hinterließen.
 

Jake hatte deutliche und breite Spuren in meinem Herzen hinterlassen und diese konnte man nicht wegwischen und ich wollte es auch nicht. Ich hatte ihn geliebt und seine Spuren würden immer auf meinem Herzen bleiben.
 

Jackson hinterließ ganz andere Spuren in und auf meinem Herzen. Sie waren nicht weniger stark, als Jake’s. Seine Spuren waren anders. Es waren noch nicht so viele, aber seine Spuren ließen mein Herz heilen. Sie ließen mein Herz wieder zusammenwachsen und wieder kräftig schlagen.
 

Als ich für einen Moment meine Augen schloss, sah ich Jackson lächelndes Gesicht. Seine Augen funkelten und dann legte er seinen Kopf leicht schräg. Immer wenn er mich so ansah, konnte ich nicht wegschauen. Er hielt mich einfach mit seinem Blick gefangen.
 

Würde Jackson irgendwann die gleichen Spuren auf meinem Herzen hinterlassen, wie Jake?
 

Seufzend schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte noch nicht darüber nachdenken. Meine Gefühle für Jackson waren stark, sehr stark sogar, aber sie reichten noch nicht an die Gefühle, die ich für Jake vor seinem Tot empfand. Würde er irgendwann die gleichen Gefühle in mir hervorrufen? War es vielleicht sogar möglich, dass ich ihn noch mehr lieben konnte, als Jake?
 

Bevor ich allerdings weiter darüber nachdenken konnte, unterbrach Tyee mich. Er schrie aus voller Leibeskraft. Lächelnd entfernte ich mich von dem friedlichen Bild, welches mir draußen geboten wurde. Mein Sohn verlangte nach meiner Aufmerksamkeit und diese sollte er auch umgehend bekommen. Ich verließ mein Schlafzimmer und betrat den mir gegenüberliegen Raum. Tyee lag in seinem Bett und strampelte wild.
 

„Hey“, sagte ich grinsend, als ich ihn aus seinem Bett hob und ihn fest an mich drückte.
 

Erleichtert stellte ich fest, dass weder sein Herz aufgehört hatte zu schlagen, noch das er sich verwandelte hatte.
 

„Was hast du denn Krümel?“ fragte ich ihn, als ich ihm wieder ins Gesicht schauen konnte.
 

Er legte seine Hände um meinen Hals und ich dachte schon, dass er sich an mich kuscheln wollte. Lächelnd drückte ich ihn fester an mich, aber als ich den stechenden Schmerz in meinem Nacken spürte, löste ich mich sofort wieder von ihm. Seine Hände krallten sich noch immer in meinen Haaren fest und frech grinste er mich an.
 

„Argh“, schrie ich leise, als der Schmerz noch stärker wurde.
 

„Tyee, bitte lass los“, flehte ich ihn an.
 

Vorsichtig versuchte ich seine Finger von meinen Haaren zu entfernen, aber er umklammerte sie so fest, dass ich das mit einer Hand nicht konnte.
 

„Tyee bitte“, wimmerte ich erneut, aber als ich ihm ins Gesicht sah, grinste er mich noch immer frech an.
 

„Du tust mir weh“, sprach ich ernst, als ich ihm in die Augen sah.
 

Als ich erneut versuchte seine Finger zu lösen, wurde die Tür des Schlafzimmers geöffnet.
 

„Kann ich dir helfen?“ erklang Oma’s Stimme, die sogleich auch neben mir stand.
 

„Er hat sich in meinen Haaren festgekrallt“, brachte ich leise hervor und einen Moment später spürte ich Oma’s kalten Finger in meinem Nacken.
 

„Lass die Haare los“, sprach sie leise auf Tyee ein und dann spürte ich, wie meine Haare wieder locker hinunter hingen.
 

„Danke“, sagte er erleichtert, als ich mich zu Oma umdrehte.
 

„Er hat ganz schön kraft, was?“ lächelte sie, als sie kurz meinen Nacken massierte.
 

Der Schmerz verschwand sofort und ich war dankbar für ihre Hilfe.
 

„Ich wusste nicht, dass er schon so eine Kraft hat.“
 

„Sie können in dem Alter ihre Kräfte noch nicht zügeln und wissen eigentlich gar nicht, was sie damit anrichten können.“
 

„Das habe ich gemerkt“, schmunzelte ich leicht, als ich wieder zu meinem Sohn sah.
 

„Irgendwie muss ich ihm das abgewöhnen“, fügte ich hinzu.
 

„Unsere Haare mussten auch schon dran glauben, sogar Carlisle’s“. gluckste sie leise.
 

„Er hat eine Vorliebe für Haare, aber euch tut es sicherlich nicht so weh, wie mir“, lachte ich.
 

„Alles was er mit seinen Händen zu packen bekommt, ist ein Highlight für ihn.“
 

Lachend verließen wir sein Zimmer und liefen die Treppe hinunter. Als ich ein leeres Wohnzimmer vorfand, sah ich mich irritiert um.
 

„Wo sind die anderen alle?“ fragte ich überrascht.
 

„Carlisle, Charlie und Seth sind arbeiten und die anderen sind in der Schule.“
 

„Aber ich habe Emmett und Jasper doch gerade im Garten gesehen.“
 

Verwirrt sah ich sie an und versuchte eine logische Antwort zu finden.
 

„Sie hatten die erste Stunde frei“, gab Esme mir die Antwort, die ich verzweifelt gesucht hatte.
 

„Ach so“, murmelte ich leise und lief Esme hinterher.
 

Als ich die Küche betrat, sah ich schon den gedeckten Frühstückstisch und sah Esme überrascht an.
 

„Ich hatte Langeweile und habe schon mal alles vorbereitet“, antwortete sie achselzuckend und fing damit an, Tyee’s Falsche vorzubereiten.
 

Nachdem ich mein Frühstück aufhatte, setze ich mich mit Tyee auf seine Krabbeldecke und spielte mit ihm.
 

Nach einigen Minuten setzte Esme sich zu uns und beobachtete uns schweigend. Verwirrt sah ich sie an, aber sie schüttelte nur leicht mit ihrem Kopf.
 

Tyee’s lachen erhellte den ganzen Raum und so lag meine ganze Aufmerksamkeit wieder bei meinem Sohn. Sein Lachen war ansteckend und so hoben sich auch wieder meine Mundwinkel. Wenn er mich so ansah, konnte ich einfach kein Trübsal blasen.
 

„Er ist wirklich ein Sonnenschein“, vernahm ich Esme’s sanfte Stimme.
 

„Wenn er lächelt, muss man einfach mitlächeln“, stimmte ich ihr zu, konnte meinen Sohn dabei aber nicht aus den Augen lassen.
 

„Er ist das Beste, was mir bisher passiert ist“, fügte ich im Flüsterton hinzu.
 

Schweigend beobachteten wir Tyee, der immer wieder nach den Figuren an seinem Spielbogen griff. Aber seine Arme waren noch ein wenig zu kurz dafür. Frustriert schrie er kurz auf und versuchte erneut den Stern zu greifen, der etwas niedriger hing als die anderen. Dieses Mal gelang es ihm und fest umschlossen seine kleinen Finger den weichen Stoff. Freudig quietschte er auf und versuchte den Stern zu seinem Mund zu führen. Als ihm dieses nicht geling, fing er erneut an zu weinen.
 

„Das geht nicht, Krümel“, sagte ich zu ihm, als ich ihm einen kleinen Bären reichte, der ebenfalls auf dem Teppich lag.
 

Sofort schlossen sich seine Finger um die Beine des Bären und dieses Mal gelang es ihm, den Stoffbären zu seinem Mund zu führen. Vergnügt sabberte er diesen voll und seine Augen leuchteten vergnügt.
 

„Das kann man nicht essen“, brachte ich lachend über die Lippen, aber als ich versuchte, ihm den Bären aus der Hand zu nehmen, schrie er laut auf.
 

„Ok, du kannst ihn behalten“, gab ich schnell nach und sah weiter zu, wie die Beine des Bärens immer nasser wurden.
 

„Jackson ist wirklich toll zu Tyee“, durchbrach Esme die Stille.
 

Überrascht hob ich meinem Kopf und sah ihr direkt in die Augen.
 

„Wie kommst du darauf?“ fragte ich sie verwirrt.
 

„Wegen dem Bären“, sagte ich lachend, als ihr Blick wieder zu meinem Sohn glitt.
 

„Er mag Tyee“, sagte ich schlicht und zuckte unsicher mit den Schultern.
 

„Und dich“, fügte sie schnell hinzu und sah wieder zu mir auf.
 

„Er hat sich auf mich geprägt“, flüsterte ich leise und ich spürte, wie meine Wangen warm wurden.
 

„Können die Bären sich auch prägen?“ fragte sie völlig überrascht.
 

Seufzend nickte ich. Ich wusste, dass es ein gutes Zeichen war, denn Jackson’s Gefühle galten nur mir und er würde mich nie absichtlich verletzten, aber dennoch brachte mich diese ganze Sache ziemlich durcheinander. Erst Jake, der auf mich geprägt war und nun auch noch Jackson.
 

„Liebst du Jackson?“ fragte Oma mich plötzlich und von ihrer direkten Frage fühlte ich mich regelrecht überrumpelt.
 

Sie kam so überraschend für mich, dass ich erst einige Sekunden brauchte um diese zu verstehen. Fragte sie mich wirklich, ob ich Jackson liebte? Sie wusste doch, dass ich meine Gefühle für Jake nicht so schnell abstellen konnte. Ich liebte Jake noch immer, obwohl er nicht mehr da war. Es war Jackson gegenüber unfair, aber was sollte ich machen? Jackson war mir wirklich wichtig und ich war zu egoistisch um ihn gehen zu lassen.
 

„Nessie?“ fragte Esme leise und holte mich so wieder aus meinen Gedanken.
 

Ich nickte abwesend, um ihr zu zeigen, dass ich sie verstanden hatte, aber ich wusste noch immer keine klare Antwort auf ihre Frage.
 

Esme rückte näher zu mir und legte ihren Arm um meine Schultern.
 

„Du brauchst auf meine Frage nicht antworten“, sagte sie leise, als ihre Hand sanft über meinen Rücken strich.
 

„Es ist gerade alles so kompliziert. Jake ist noch immer in meinem Herzen und ich weiß nicht, ob er jemals das ganze Herz freigeben wird. Er hat durch seinen Tot eine große Narbe darauf hinterlassen und Jackson lässt sie heilen. Ja ich habe mich in Jackson verliebt und er lässt mein Herz höher schlagen, wenn er in meiner Nähe ist, aber ich weiß nicht, ob ich schon von Liebe sprechen kann“, brachte ich mit bebender Stimme hervor.
 

„Du kannst Jake noch nicht loslassen“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage und ich konnte abermals nur nicken, denn sie hatte Recht.
 

„Nessie du musst dich irgendwann vollständig von ihm verabschieden. Ich will dich nicht dazu drängen und du musst es tun, wenn du dazu bereit bist, aber irgendwann muss das geschehen. Alles andere ist Jackson gegenüber nicht fair“, sprach sie leise auf mich ein und zog meinen Kopf an ihre Schulter.
 

Ich spürte die warmen Tränen, die an meinen Wangen hinunterliefen und kurz darauf folgte ein Schluchzer. Esme hatte Recht, aber war ich schon bereits dazu Jake Lebewohl zu sagen?
 

„Lass dir Zeit dabei, aber wenn du dir eine Zukunft mit Jackson vorstellen kannst, musst du dich erst von der Vergangenheit lösen“, sprach sie leise weiter.
 

„Ich weiß“, flüsterte ich mit brüchiger Stimme und löste mich von meiner Oma.
 

Als ich aus dem Wohnzimmerfenster sah, konnte ich Jackson erkennen, der gerade den kleinen Weg zu unserer Tür lief. Einen Bruchteil einer Sekunde später klingelte es auch schon. Was machte er denn schon hier? War er nicht auch noch in der Schule, wie meine Eltern?
 

Esme war bereits aufgestanden und eilte zur Tür, als ich noch einmal mit meinen Ärmel über mein Gesicht fuhr. Er sollte nicht direkt sehen, dass ich geweint hatte. Wie sollte ich ihm auch erklären, was los war?
 

Ich hatte gerade meine Haare in Ordnung gebracht, als Jackson das Wohnzimmer trat und mir ein freudiges Lächeln schenkte. Sofort kam er auf mich zu und kniete sich neben mich.
 

„Hallo“, wisperte er leise, bevor seine Lippen auf meine lagen.
 

„Hey“, gab ich genauso leise zurück und sah ihm in seine blauen Augen, bevor sich unsere Lippen erneut trafen.
 

„Was machst du hier?“ fragte ich ihn, als wir uns voneinander gelöst hatten.
 

„Ich wollte meine Freundin sehen“, gab er schlicht zurück und begrüßte nun auch Tyee.
 

Mein Herz setzte kurz aus, nur um dann in doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen, als mir bewusst wurde, dass er mich wieder seine Freundin genannt hatte.
 

„Aber muss du denn nicht zur Schule?“ fragte ich ihn, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
 

Er setzte sich neben mich und zog mich noch enger an sich. Ich spürte seine Wärme selbst durch meinen dicken Winterpulli.
 

„Meine letzte Stunde ist ausgefallen und ich wollte dich wieder sehen, also bin ich direkt zu dir gekommen.“
 

Lächelnd drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und küsste erneut seine Lippen.
 

„Was machen wir nun?“
 

Fragend sah ich ihn an.
 

„Das Wetter ist schön. Vielleicht können wir ja mit Tyee spazieren gehen“, sagte er leise und mit leichter Unsicherheit.
 

„Gerne.“
 

Begeistert sprang ich auf und nahm meinen Sohn auf den Arm.
 

„Ich ziehe Tyee nur schnell den Schneeanzug an, in Ordnung?“
 

Bevor ich allerdings den Raum verlassen konnte, klaute ich mir noch einen zarten Kuss von Jackson.
 

„Vergiss deine Schneestiefel nicht“, rief er mich lachend hinterher, als ich bereits auf der Treppe war.
 


 

Nachdem Tyee und ich den Schneeanzug anhatten, lief ich wieder die Treppe hinunter. In der einen Hand hielt ich meine Schneestiefel fest und schwenkte sie lachend hin und her, als ich Jackson im Wohnzimmer erblickte.
 

„Siehst du ich habe dran gedacht“, lachte ich, als ich ihm Tyee reichte, damit ich mir meine Schneestiefel anziehen konnte.
 

„Das ist gut, denn so sind Verletzungen ausgeschlossen“, gluckste er, während er Tyee über seinen Kopf hielt und mit ihm durch das Wohnzimmer lief.
 

„Ich bin fertig. Wir können los“, sagte ich dann, als ich meine Stiefel anhatte und nach der Jacke für Tyee griff.
 

Schnell zog ich ihm diese an und schlüpfte dann auch in meine. Nachdem ich Tyee in seinen Kinderwagen gelegt und ihn zugedeckt hatte, verließen wir das Haus.
 

Die kalte Luft empfing uns mit offenen Armen und ich ersten Sekunden blinzelte ich gegen das helle Licht. Wie selbstverständlich schob Jackson den Wagen und griff nach meiner Hand. Er verwob unsere Finger miteinander und lief die lange Straße hinunter. Die ersten Minuten sprachen wir kein Wort. Nur das Knirschen des Schnees unter unseren Füßen war zu hören. Tief atmete ich die kühle Luft ein und spürte wie sie sich in meinen Lungen ausbreitete.
 

„Der Abend war gestern richtig schön“, durchbrach Jackson die Stille und drückte meine Hand etwas fester.
 

„Ja, es hat wirklich Spaß gemacht“, stimmte ich ihm zu und begegnete sofort wieder seinen strahlend blauen Augen.
 

Wieder breitete sich eine unangenehme Stille über uns aus, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte. Meine Gedanken waren noch bei dem Gespräch mit Esme. Ich war hin und her gerissen. Einerseits wollte ich mich endgültig von Jake verabschieden, aber ich fühlte mich noch nicht bereit dazu. Jedes Mal wenn ich daran dachte, fühlte es sich so an, als wenn ich keine Luft mehr bekommen würde.
 

Jackson zog mich an sich und schlang seinen Arm um meine Schultern. Sanft hauchte er mir einen Kuss auf die Schläfe.
 

„Woran denkst du?“ fragte er mich leise.
 

„An nichts besonders“, antwortete ich ausweichend und versuchte ihn nicht anzusehen, denn dann würde er meine Lüge direkt erkennen.
 

„Du wirkst, als wenn du mit deinen Gedanken ganz woanders bist. Nessie du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?“
 

„Ja ich weiß, aber Jackson es ist nichts. Wirklich.“
 

Ich versuchte so viel Ehrlichkeit in meine Worte zu legen, damit er mir glaubte. Seinen skeptischen Blick konnte ich deutlich spüren, aber ich sah krampfhaft in den Kinderwagen und beobachtete Tyee.
 

Frustriert seufzte er auf, sagte aber kein Wort mehr dazu.
 

„Sarah hat gestern ohne Pause von Seth gesprochen. Sie ist über beide Ohren in ihn verliebt“, gluckste er nach einem Augenblick und ich konnte das vibrieren seines Körpers deutlich spüren.
 

„Was meinst du, wie es mir mit Seth seit der Hochzeit geht“, stimmte ich mit ein und konnte ihm endlich wieder in die Augen sehen.
 

„Die beiden passen wirklich gut zusammen“, sagte er dann leise, bevor er sich zu mir hinunter beugte und mir einen sanften Kuss gab.
 

„So wie wir“, fügte er kaum hörbar hinzu.
 

Wieder versank ich in seinen strahlend blauen Augen und konnte nichts anderes als pure Liebe darin erkennen. Urplötzlich blieb er stehen und zog mich an sich. Ich konnte gar nicht schnell genug reagieren, als seine Lippen auch schon auf meine lagen. Sanft bewegten sie sich. Automatisch legte ich meine Hände in seinen Nacken und zog ihn näher an mich. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste er sich von mir und legte seine Stirn an meine.
 

Voller Liebe sah er mich an und für diesen Moment gab es keine Worte, die das beschreiben konnten. Ich verlor mich in seinen Augen und wollte nie wieder was anderes sehen, als dieses leichte glitzern.
 

„Ich liebe dich“, wisperte er kaum hörbar.
 

Es dauerte einige Sekunden bis ich verstanden hatte, was er gesagt hatte. Er hatte gesagt, dass er mich liebte. Konnte das wirklich sein? Hatte ich mich nicht vielleicht verhört? Aber als mein Herz schneller schlug und ich das Gefühl hatte, dass es jeden Moment aus meiner Brust springen würde, wusste ich, dass er genau diese Worte gesagt hatte. Eine leichte Gänsehaut zog sich über meine Arme und meinen Rücken und ich spürte, wie die Tränen in meine Augen stiegen. Seine Worte berührten mich und als er mich dann fest in seine Arme zog, schluchzte ich leise auf.
 

Sofort schob er mich ein Stück von sich und sah mich ängstlich an.
 

„Habe ich was falsches gesagt?“ stammelte er ängstlich.
 

„Nein“, sagte ich schnell.
 

„Nein, du hast nichts Falsches gesagt. Ich bin nur so überwältigt davon“, sagte ich ehrlich und bettete meinen Kopf erneut an seiner Brust.
 

Selbst durch seine dicke Jacke konnte ich seinen kräftigen Herzschlag hören. Es schien, dass es im selben Rhythmus schlug wie meins, als wenn sie um die Wette schlagen würden. Sein Herz sprach die gleiche Sprache wie meins und nun war ich mir sicher, dass ich ihn auch liebte. Aber ich konnte es ihm noch nicht sagen. Noch nicht. Erst musste ich die Vergangenheit hinter mir lassen und Jake Lebewohl sagen.
 

Langsam richtete ich mich wieder auf und sah ihm direkt in die Augen. Vorsichtig stellte ich mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen.
 

„Ich kann es dir jetzt noch nicht sagen“, sagte ich ehrlich und hoffte, dass er es nicht falsch verstehen würde.
 

Seufzend schloss er die Augen und ich hatte das Gefühl, dass er die Traurigkeit so vor mir verbergen wollte.
 

„Bitte versteh mich nicht falsch“, sprach ich hastig weiter.
 

„Ich will es dir auch sagen, aber ich kann noch nicht.“
 

Seine Augen öffneten sich wieder und ich konnte die ganze Traurigkeit darin erkennen.
 

„Du musst nicht“, brachte er dann leise über die Lippen.
 

„Lass es mich dir erklären“, bat ich ihn leise, als ich meine Hände um seine Mitte schlang.
 

Ich brauchte einige Minuten, um die richtigen Worte zu suchen, die ich ihm sagen wollte, aber so sehr ich mich auch anstrengte, sie wollten sich von mir nicht finden lassen.
 

Kurz räusperte ich mich, bevor ich einfach drauf los sprach.
 

„Ich möchte meine Vergangenheit erst abschließen, bevor ich den ersten Schritt für eine gemeinsame Zukunft mit dir mache“, erklärte ich ihm leise und sah ihm aufmerksam in die Augen.
 

„Ich muss mich endgültig von Jake verabschieden und das ist mir heute klar geworden. Bis gerade habe ich gedacht, dass ich noch nicht bereit dazu bin, aber jetzt spüre ich, dass ich bereit bin. Ich will diesen Schritt machen und vorher kann ich dir nicht sagen, was ich für dich empfinde, denn es ist falsch. Dir und auch Jake gegenüber.“
 

Zum Ende hin wurde meine Stimme immer leise und ich hoffte, dass Jackson mich verstehen würde. Länger als gewöhnlich waren seine Augen geschlossen, aber als er sie dann wieder öffnete, sah ich wieder die ganze Liebe, die er für mich empfand.
 

„Ich verstehe, was du meinst“, sagte er dann leise und nickte kurz.
 

„Ich möchte dich zu diesem Schritt nicht drängen, denn ich habe dir versprochen, dir alle Zeit der Welt zu geben und die sollst du auch bekommen. Ich sehe in deinen Augen und spüre, dass ich dir nicht egal bin und das reicht mir fürs erste.“
 

Dann lächelte er mich mit seinem schönsten Lächeln an und beugte sich wieder zu mir hinunter. Schneller als gewollt, wurde dieser wunderschöne Moment von meinem Sohn unterbrochen, der laut anfing zu erzählen.
 

Lachend trennten wir uns voneinander und sahen zu meinem Sohn, der merkwürdige laute von sich gibt. Lachend schlang Jackson seinen Arm wieder um meine Schulter und schüttelte leicht seinen Kopf.
 

„Kannst du verstehen was er uns da erzählt?“
 

Nun schüttelte auch ich lachend den Kopf.
 

„Nein, leider nicht. Ich spreche und verstehe viele Sprachen, aber die der Babys oder Kleinkinder nicht. Sicherlich beschwert er sich, dass wir ihn nicht weiter schieben“, gluckste ich, als ich meinen Arm um Jackson schlang.
 

„Dann sollten wir wohl weiter.“
 

Auch als wir weiter liefen, redete Tyee ununterbrochen weiter. Jackson und ich konnten nicht aufhören zu lachen.
 

Während wie weiter durch die belebte Stadt liefen, spürte ich die neugierigen Blicke der Menschen, die uns entgegen kamen, aber sie störten mich nicht. Sicherlich wunderten sie sich, dass ein so junges Paar, wie Jackson und ich, bereits ein Kind hatten.
 

Als wir an einer Ampel warteten, dass sie grün wurde, wartete eine ältere Dame neben uns und versuchte immer wieder einen Blick in den Kinderwagen zu werfen. Lächelnd beobachtete ich dieses Schauspiel und als auch Jackson die neugierigen Blicke der Dame bemerkte, schob er Tyee kurzerhand so, dass die Dame ihn sehen konnte.
 

Nach einigen Minuten sah sie zu uns auf und lächelte uns freundlich an.
 

„Sie haben wirklich einen bezaubernden Jungen“, sagte ich dann.
 

„Danke“, sagte ich leicht verlegen und sah wieder zu Tyee, der nun friedlich mit seinem Stofftier spielte.
 

„Darf ich fragen wie ihr Junge heißt?“ fragte sie uns lächelnd.
 

„Er hat einen sehr außergewöhnlichen Namen“, sagte ich nach einem Bruchteil einer Sekunde.
 

„Sicherlich haben Sie diesen Namen noch nicht gehört, aber er heißt Tyee“, erklärte ich ihr freundlich.
 

„Dieser Name ist wirklich außergewöhnlich. Meine Enkelin erwartet auch einen Jungen und sie ist immer noch auf der Suche nach einem passenden Namen“, erzählte die Dame munter.
 

„Vielleicht sollte ich ihr den Namen mal vorschlagen“, sinnierte sie weiter.
 

Die Ampel sprang auf grün und die ältere Dame setzte sich langsam in Bewegung, aber sie kam nicht so schnell voran, wie sie es gern wollte.
 

„Soll ich Ihnen helfen?“ fragte ich sie höflich, während wir langsam neben ihr her liefen.
 

„Machen Sie sich wegen mir keine Umstände“, winkte sie schnell ab, aber ich konnte ihr ansehen, dass sie wirklich Hilfe benötigte.
 

Kurzerhand löste ich mich von Jackson und nahm die Hand der Frau, um ihr beim Überqueren der Straße zu helfen.
 

„Sie sind wirklich ein reizendes Kind“, sagte sie leise, als sie sich fest in meine Arme hängte.
 

Als wir an der gegenüberliegenden Seite angekommen waren, löste sie sich von mir und schüttelte dann meine Hand.
 

„Vielen Dank“, sagte ich dann und tätschelte dann auch meinen Oberarm.
 

„Sie sind wirklich ein wunderschönes Paar und ihr Sohn kann sich glücklich schätzen Sie als Eltern zu haben“, sagte sie, bevor sie sich umdrehte und den Weg in eine andere Richtung fortsetzte.
 

Verdutzt sahen wir ihr hinterher. Sie hatte wirklich gedacht, dass Jackson Tyee’s Vater war. So schnell wie sie sich umgedreht hatte, konnten wir nicht reagieren und das Missverständnis richtig stellen.
 

Ich spürte wie Jackson wieder seinen Arm um mich schlang und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte.
 

„Es tut mir leid“, hauchte ich verlegen, als ich ihm wieder in die Augen sah.
 

Verwirrt runzelte er die Stirn.
 

„Wofür entschuldigst du dich?“
 

„Ich konnte das mit Tyee nicht mehr richtig stellen“, wisperte ich leise.
 

„Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen“, kopfschüttelnd beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich zart.
 

„Macht es dir denn nichts aus?“
 

„Nein, warum? Ich mag Tyee und ich wäre sogar stolz, wenn ich irgendwann sowas wie sein Vater für ihn wäre“, erklärte er mir und ich konnte die Wahrheit in jedem seiner gesagten Worte erkennen.
 

~ ~ + ~ ~
 

Es war mittlerweile schon Abend und Jackson hatte sich vor wenigen Minuten verabschiedet. Nur ungern hatte ich ihn gehen lassen, aber er musste morgen früh leider wieder zur Schule. Jackson und ich hatten Tyee noch zusammen ins Bett gebracht und kurz danach war er gegangen. Ich hatte ihm von der Tür aus so lange hinterher gesehen, bis er um die Kurve verschwunden war. Schon jetzt fehlte er mir und ich wünschte mir, dass er wieder bei mir wäre.
 

Seufzend sah ich zu dem Fenster hinaus. Noch immer glitzerte der Schnee verheißungsvoll und ich konnte meine Augen von diesem Schauspiel nicht abwenden.
 

Nun kreisten die ganze Zeit meine Gedanken um das Gespräch, welches ich mit Esme geführt hatte und an den vergangenen Nachmittag mit Jackson. Immer wieder hörte ich, wie er leise flüsterte, dass er mich liebte.
 

Ich hätte es ihm in dem Moment so gern auch gesagt, aber ich konnte es einfach nicht. Er hatte verdient, dass ich es wirklich aus ganzem Herzen sagte und das konnte ich so nicht.
 

Ich musste mich von Jake verabschieden und das wollte ich jetzt machen. Ich war bereit dazu, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und in die Zukunft zu schauen. In eine Zukunft mit Jackson.
 

Mit eiligen Schritten lief ich die Treppe hinauf und zog mir erneut meinen Schneeanzug an. Ich musste zu unserm Platz gehen um ihm Lebewohl zu sagen. Nachdem ich in meine Hose geschlüpft war, packte ich einen Block und einen Stift in meine Tasche. Bevor ich die Treppe hastig hinunter lief, verharrte ich einen Moment vor Tyee’s Tür und lauschte, ob er noch schlief. Ich konnte nur sein gleichmäßiges atmen hören.
 

Als ich im Wohnzimmer wieder angekommen war, sah ich in das überraschte Gesicht meiner Oma.
 

„Möchtest du noch weg?“
 

Fragend hob sie eine Augenbraue und legte ihren Kopf leicht schief.
 

Seufzend nickte ich, als ich in meine Schneestiefel stieg.
 

„Ich will Jake Lebewohl sagen“, wisperte ich leise und unterdrückte die aufkommenden Tränen.
 

„Soll ich die begleiten?“ fragte sie leise und trat einen Schritt auf mich zu.
 

Sofort schüttelte ich den Kopf.
 

„Nein. Das muss ich alleine tun“, beeilte ich mich zu sagen und sah dann langsam wieder auf.
 

„In Ordnung. Wenn was ist, du musst nur anrufen“, sagte sie leise, bevor sie ihre dünnen Ärmchen um mich schlang und mich an sich zog.
 

„Wir sind immer für dich da“, fügte sie mich schwacher Stimme hinzu.
 

Für einen Bruchteil einer Sekunde verharrten wir in dieser Position. Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange und gab mich seufzend wieder frei.
 

„Du tust das richtige“, flüsterte sie leise, bevor sie mich gehen ließ.
 

Mit langsamen Schritten kam ich unserem Ort immer näher und ich spürte, wie sich ein beklemmendes Gefühl breit machte. Am liebsten hätte ich mich sofort wieder umgedreht und wäre nach Hause gelaufen, aber das konnte ich nicht. Ich musste diesen Weg jetzt gehen, auch wenn er mir schwer fiel.
 

Mit wackeligen Beinen kam ich meinem Ziel immer näher und als ich direkt vor der Bank stand, schossen die Bilder von Jake und mir wie ein Film vor meinem inneren Auge vorbei. Ich sah uns dort sitzen, wie ich in seinen Armen lag, wie er immer wieder meine Stirn küsste und wie er mir dann den Ring gegeben hatte.
 

Gedankenverloren drehte ich den schmalen Ring an meinem Finger und dachte an seine Worte von damals.
 

Wir werden nun vielleicht für eine längere Zeit getrennt sein, aber ich möchte, dass du was von mir trägst. Es soll dich immer an mich erinnern und so ist immer ein Stück von mir bei dir.
 

Hätten wir beide nur gewusst, dass wir uns nie wieder sehen würden. Wäre der Abend dann vielleicht ganz anders verlaufen? Seufzend setze ich mich auf die Bank und wischte mit den Handrücken über meine Wangen.
 

Ich möchte, dass du diesen Ring trägst. Es ist ein Zeichen meiner Liebe und du würdest mich wirklich stolz machen, wenn dieser Ring deinen Finger schmücken würde.
 

Neue Tränen rollten aus meinen Augen, als ich an seine letzten Worte dachte, bevor wir miteinander geschlafen hatten.
 

Ich wollte, dass was Besonders in deinem Ring steht und erst wollte mir nichts einfallen, was ich nehmen könnte, aber dann kam mir doch die rettende Idee. Unsere Liebe stand am Anfang nicht unter einem guten Stern, allein schon wegen unserer Abstammung. Du bist ein Halbvampir, ich ein Werwolf und eigentlich sind wir verfeindet, aber durch die Liebe zu dir, sind unsere beiden Familien nun Freunde und ja man kann auch sagen, wir sind zu einer großen Familie geworden. Egal was nun kommt. Wir werden alles überstehen. Ich liebe dich meine Vita.
 

Nur den Tod konnten wir nicht überstehen. Schluchzend vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen. Ich hörte seine Worte so klar und deutlich und es fühlte sich fast so an, als wenn er neben mir sitzen würde und sie erst jetzt sagen würde. Aber es waren Erinnerungen und diese Erinnerungen konnte und würde mir niemand mehr nehmen.
 

Langsam und vorsichtig streifte ich den Ring von meinem Finger. Durch den Tränenschleier sah ich auf die Gravur und wieder rollten neue Tränen über meine Wangen.
 

Die Liebe übersteht alle Hindernisse.
 

Er hatte gelogen. Die Lieber überstand nicht alle Hindernisse. Nicht den Tod. Der Tod trennte uns. Für immer.
 

Stumme Tränen liefen über meine Wangen, als ich zum Sternenhimmel sah. Ob Jake wirklich dort oben saß? Ich konnte die Sterne nicht richtig erkennen. Sie waren alle verschwommen und schienen ineinander überzugehen. Wieder wischte ich mit meinem Ärmel über meine Augen und nun konnte ich die Sterne deutlich sehen.
 

„Jake“, murmelte ich leise.
 

Tief atmete ich ein und ließ meinen Blick wieder über unseren Ort gehen. Es würde immer unser Ort bleiben. An diesem Ort war vor ein paar Monaten noch alles in Ordnung gewesen. Wir waren glücklich und hatten uns geliebt.
 

Mit zitternden Händen holte ich meinen Block und meinen Stift aus der Tasche. Mehrmals drohte der Stift aus meinen Fingern zu fallen, aber ich konnte ihn im letzten Moment immer noch festhalten.
 

Ich schlug den Block auf und starrte eine gefühlte Ewigkeit die leere Seite an. Was sollte ich ihm nur schreiben? Sollte ich ihm überhaupt schreiben?
 

Wieder ließ ich meinen Blick zum Sternenhimmel gleiten und versuchte einen Stern auszumachen, auf dem Jake sitzen könnte. Einer leuchtete heller als der andere, aber ich konnte keinen Stern sehen, der der hellste war.
 

Mein Blick richtete sich automatisch wieder auf meinen Block und ohne darüber nachzudenken fing ich an zu schreiben.
 

Mein geliebter Jake,
 

Seufzend schüttele ich den Kopf und strich die ersten Wörter wieder durch. Ich hatte mir diesen Brief so einfach vorgestellt, aber es war schwerer als gedacht.
 

Jake, du fehlst mir. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich nach einer Umarmung von dir sehne, oder wie sehr ich mich danach sehne deine Stimme oder dein Lachen zu hören. Aber es wird nie wieder kommen. Es wird nur noch Teil meiner Erinnerung sein.
 

Ich habe so lange um dich getrauert und habe dabei vergessen mein Leben weiter zu leben. Ich weiß, dass du das nie wolltest, aber ich konnte nicht anders. Es war so schwer ohne dich weiter zu machen und dann habe ich erfahren, dass du mir vor deiner Reise nach Italien noch etwas da gelassen hast.
 

Hast du unseren Sohn schon gesehen? Er ist dir wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich ihn liebe und vergötterte. Danke, dass du ihn mir geschenkt hast. Durch ihn komme ich wieder auf den richtigen Weg und kann nach vorne schauen.
 

Aber es gibt eine Sache, die mir die Zukunft erschwert. Mein Herz hängt immer noch an dir und das darf es nicht mehr.
 

Ich hatte mir eine Zukunft mit dir vorgestellt und auch wirklich gewünscht, aber nun bist du nicht mehr da. Ich weiß, dass du nicht wolltest, dass ich alleine bin und das bin ich nun auch nicht mehr.
 

Ein leichtes Lächlen huschte über mein Gesicht, als ich kurzzeitig an Jackson dachte.
 

Ich habe jemanden kennengelernt. Sicherlich hast du Jackson schon gesehen oder? Er ist wirklich toll und durch ihn heilen meine Wunden wieder, die durch deinen Tod entstanden sind. Er ist gut zu mir und auch zu Tyee. Wahrscheinlich erzähle ich dir jetzt nichts neues, wenn ich sage, dass er ein Gestaltenwandler ist und dass er auf mich geprägt ist. Vermutlich hast du das alles von deinem Stern dort oben schon gesehen, aber trotzdem muss ich dir das erzählen.
 

Es war nicht beabsichtigt, dass ich ihn so schnell kennen und auch lieben lerne, aber du stimmst mir bestimmt zu, wenn ich sage, dass man sich den Moment nicht aussuchen kann, wann man sein Herz verschenkt. Ich habe Jackson mein kaputtes Herz geschenkt, aber er hat ein heiles Herz verdient und deswegen muss ich mich jetzt von dir verabschieden. Ich will Jackson von ganzem Herzen lieben, aber das kann ich so nicht. Ich muss dir einfach Lebewohl sagen.
 

Mir fällt dieser Schritt nicht leicht, aber nur so kann ich in eine Zukunft mit Jackson schauen.
 

Jake, ich werde dich und unsere gemeinsame Zeit nie vergessen und werde sie immer in meinem Herzen tragen, aber ich darf dich nun nicht mehr Lieben. Ich darf dich nur noch dafür lieben, dass du mir Tyee geschenkt hast. Ich darf dich nur noch als einen Freund, als meinen großen Bruder, meinen Spielgefährten und den Vater meines Kindes lieben, aber nicht mehr als meinen Freund oder Geliebten. Ich hoffe du verstehst das, aber nur so kann ich mir ein gemeinsames Leben mit Jackson aufbauen.
 

Ich verspreche dir, dass Jackson zu mir und unserem Sohn gut sein wird. Er liebt ihn bereits jetzt schon, als wäre er seinen eigener Sohn. Er wird uns nicht absichtlich verletzen und wird alles dafür tun, dass wir glücklich sind. Wir sind bei ihm in guten Händen und er wird auf uns aufpassen.
 

Könntest du mir dennoch einen Gefallen tun?
 

Pass du bitte von dort oben auch auf uns auf, aber vor allem auf unseren Sohn. Sicherlich kann er in ein paar Jahren einen ständigen Schutzengel gebrauchen, wenn er nur ansatzweise so verrückt und waghalsig wird wie du. Sicherlich wird Emmett ihm auch noch die eine oder andere Dummheit beibringen und ich weiß nicht, ob ich ihn immer davon fernhalten kann. Würdest du das tun?
 

Jake, ich danke dir für die wunderbare Zeit, die wir zusammen hatten und dafür, dass du mir zum ersten Mal in meinem Leben gezeigt hast, was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden. Diese Erfahrung möchte ich nie mehr missen.
 

Du warst und bist meine erste große Liebe und das werde ich nie vergessen.
 

Lebewohl Jake.
 

Unaufhörlich liefen die Tränen über meine Wangen, als ich mir den Brief an ihn immer und immer wieder durchlas. Sorgfältig faltete ich ihn zusammen und sah dann wieder zum Himmel hinauf.
 

Wieder nahm ich den Ring von meinem Finger. Auch wenn ich ihn gern weiter tragen wollte, musste ich einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Unsicher spielte ich mit dem Ring in meinen Fingern und fragte mich, ob ich wirklich das richtige tat. Sollte ich diesen Ring nicht vielleicht für Tyee aufbewahren? Als Erinnerung an seinen Vater?
 

Seufzend schüttelte ich den Kopf. Ich musste das jetzt hinter mich bringen.
 

Ich erhob mich von der Bank und sah mich nach einem geeigneten Ort um. Hinter der Bank säumten sich unzählige Bäume und sofort wusste ich, dass dort der richtige Ort war. Jake hatte den Wald und den Strand geliebt.
 

Mit unsicheren Schritten trat ich immer tiefer in den Wald. Mein Blick war fest auf den Boden gerichtet, damit ich nicht über irgendwelche Wurzeln stolperte. Als ich nach einigen Schritten zum Stehen kam, sah ich auf und nichts als die Dunkelheit umgab mich. Sofort fing ich leicht an zu frösteln. Warum war ich nur soweit in den Wald gelaufen?
 

Ich drehte mich einmal um die eigene Achse, konnte aber nichts als die Dunkelheit erkennen. Zitternd schlang ich die Arme um meinen Oberkörper. Tief atmete ich ein und aus und versuchte mich ein wenig zu beruhigen. Nach unzähligen Minuten fing ich automatisch an ein Loch zu graben und als es meiner Meinung tief genug war, zog ich den Brief aus meiner Hosentasche und hauchte einen letzten Kuss an Jake darauf. Fest schloss ich meine Augen und erlaubte mir ein letztes Mal daran zu denken, wie seine Lippen sich auf meine anfühlten.
 

„Ich werde dich nie vergessen“, wisperte ich leise, als ich den Brief in das tiefe, dunkle Loch legte.
 

Für einen Bruchteil einer Sekunde starrte ich den Ring an meinem Finger an, dann zog ich ihn Zentimeter für Zentimeter von meinem Finger und hielt ich dann einen Augenblick fest in meiner Faust. Bevor ich diesen auch in das dunkle Loch hineinlegte, hauchte ich ebenfalls einen kurzen Kuss auf die kalte, glatte Oberfläche.
 

Mit geschlossenen Augen ließ ich den Ring in das Loch hineinfallen. Nur der dumpfe Aufprall verriet mir, dass der Ring unten angekommen war. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, schüttete ich das Loch schnell mit der Erde wieder zu. Als alles wieder an seinem Platz war, legte ich meine Hände auf die lockere Erde und schloss meine Augen. Wieder erlaubte ich mir für einen Moment, Jake vor meinem inneren Auge zu sehen.
 

„Danke für alles“, wisperte ich mit brüchiger Stimme, als ich mich vorsichtig erhob und mich langsam auf den Rückweg machte.
 

Ich konnte den Weg nicht wiederfinden, den ich hierher gegangen war. Alles sah gleich aus und immer wieder stellte sich ein Baum mir in den Weg. Nach unzähligen Minuten konnte ich den Wald endlich hinter mir lassen und stellte erleichtert fest, dass ich von meinem Hinweg nicht sehr weit abgekommen war. Nur wenige Meter trennten mich von der Bank. Länger als gewöhnlich blieb ich an der Stelle stehen und sah zu der Bank hinüber.
 

Ich schloss meine Augen und sah wieder Jake vor mir. Er streckte seine Hand nach mir aus und fuhr vorsichtig mit seinen Fingern über meine Wange. Ich konnte seine Berührungen kaum spüren, so zart waren sie.
 

„Ich möchte, dass du glücklich wirst“, hauchte er leise, bevor er einen Schritt auf mich zu ging und seine warmen Lippen auf meine Stirn trafen.
 

„Abschiede tun weh, aber sie gehören zum Leben dazu“, wisperte er, als er sich langsam umdrehte und ich dann nur noch seinen Rücken sehen konnte.
 

Erschrocken öffnete ich meine Augen, konnte aber nichts als die Dunkelheit erkennen. Verzweifelt drehte ich mich einige Male um meine eigene Achse, aber nirgendwo war Jake zu sehen. Hatte ich mir das gerade alles nur eingebildet oder war er wirklich hier gewesen? Aber wie konnte er dann so schnell wieder verschwinden?
 

Seufzend fuhr ich mit meinen Händen über mein Gesicht und schloss erneut meine Augen. Jake war tot. Er konnte nicht mehr hier sein. Sein Körper lag auf dem Friedhof in La Push, neben seinem Vater und seine Seele tanzte dort oben mit all den anderen Seelen zusammen. Es alles nur eine Einbildung gewesen.
 

Auch wenn ich mir das alles nur eingebildet hatte, wusste ich, dass Jake genau diese Worte gewählt hätte, wenn er vor mir gestanden hätte. Er wollte immer nur das Beste für mich und er wünschte mir auch von dort oben alles Glück der Erde.
 

Mit gemischten Gefühlen ging ich nach Hause. Dachte über die letzte Stunde nach, die ich an unserem Ort verbracht hatte. Eigentlich sollte ich mich schrecklich fühlen, aber komischerweise fühlte ich mich erleichtert. Es fühlte sich so an, als wenn nicht mehr diese schwere Last auf meinen Schultern lag. Auch wenn immer noch ein Teil meines Herzens traurig war, dass ich meine erste große Liebe verloren hatte, freute sich die andere auf die gemeinsame Zeit mit Jackson.
 

Ohne groß darüber nachzudenken, drehte ich mich um und lief in die gegen gesetzte Richtung. Immer weiter von meinem zu Hause weg. Ich war diesen Weg erst einmal gegangen, aber ich konnte mich dennoch gut an ihn erinnern. Die Bäume, die am Wegesrand standen, schienen mich zu begrüßen, denn ihre Äste wehten leicht hin und her. Meine Mundwinkel hoben sich immer mehr nach oben und ich konnte die Aufregung deutlich in meinem Bauch spüren.
 

Ich beschleunigte meine Schritte, denn ich wollte so schnell wie möglich an meinem Ziel ankommen. Nicht eine Sekunde wollte ich vergeuden. Das Leben war einfach zu kurz.
 

Als ich endlich vor der Haustür, die ich mir so herbeigesehnt hatte, zum stehen kam, holte ich einmal tief Luft, bevor ich meinen Finger auf den Klingelknopf legte und ihn leicht drückte. Sofort konnte ich das nervtötende Geräusch hören. Immer wieder betete ich, dass ich niemanden wach machen würde, denn schließlich war es spät und sie mussten morgen zur Schule.
 

Als ich wieder aufsah, konnte ich sehen, dass das Licht im Flur angegangen war. Langsam öffnete sich die Tür und ein verschlafener Sean stand vor mir. Müde fuhr er sich mit der Hand über die Augen und erst dann sah er mich an.
 

„Nessie“, murmelte er mit belegter Stimme.
 

Als ich an ihm hinunter sah, stellte ich fest, dass er nichts außer einer Boxerhort trug. Sofort richtete ich meine Augen wieder auf sein Gesicht und sah ihn verlegen an.
 

„Ist“, ich räusperte mich kurz.
 

„Ist Jackson da?“ fragte ich ihn leise, als ich spürte, dass meine Wangen sich leicht erwärmten.
 

„Hast du schon mal auf die Uhr geschaut? Es ist mitten in der Nacht. Jackson schläft schon“, erklärte er mir.
 

„Ich muss ihn sehen“, presste ich heraus und hoffte, dass er mich hinein lassen würde.
 

„Bitte“, fügte ich schnell hinzu.
 

Kopfschüttelnd trat er einen Schritt an die Seite und öffnete die Tür soweit, dass ich hinein gehen konnte.
 

„Danke“, sagte ich und wartete darauf, dass er mir erklären würde, wo Jackson’s Zimmer war.
 

„Du musst die Treppe hinauf gehen und dann die zweite Tür auf der linken Seite, aber wie ich schon sagte, er schläft.“
 

„Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich muss dringend mit ihm sprechen“, sagte ich mit bebender Stimme.
 

Brummend schloss er die Tür wieder und lief einen Gang hinunter, von dem ich nicht wusste, wo er hinführte.
 

„Immer diese frisch verliebten“, murmelte er kaum hörbar und ließ mich somit alleine im Flur stehen.
 

Eilig stieg ich die Treppe hinauf. Nahm immer zwei Stufen auf einmal und als ich dann endlich vor der besagten Zimmertür stand, klopfte mein Herz so laut, dass ich angst hatte, das jeder es hören konnte.
 

Zaghaft klopfte ich an der Tür, aber niemand sagte etwas. Nachdem ich einige Sekunden gewartet hatte, legte ich meine Hand auf die Türklinge und drückte diese so vorsichtig wie möglich hinunter, denn ich wollte nicht noch jemanden wecken.
 

Schnell schlüpfte ich durch den schmalen Spalt und dann stand ich endlich in seinem Zimmer. Nur in Boxershort bekleidet lag er auf dem Bett und hatte die Decke zum Fußende gestrampelt. Sein Gesicht war zum Fenster abgewandt und ich konnte durch das Mondlicht seinen Mund erkennen. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und ich überlegte, wovon er wohl träumte. Träumte er vielleicht von mir.
 

Langsam schritt ich auf sein Bett zu. Immer noch lagen meine Augen auf sein Gesicht. Er sah so schön und friedlich aus. Sollte ich ihn wirklich wecken? Aber ich konnte auch nicht mehr bis morgen warten. Ich musste einfach jetzt mit ihm sprechen.
 

Sanft legte ich meine Hand auf seinen Oberarm und konnte direkt die Wärme spüren, die von ihm ausging.
 

„Jackson“, wisperte ich kaum hörbar, aber er reagierte nicht.
 

Auch nachdem ich das dritte Mal seinen Namen gesagt hatte, rührte er sich nicht. Ich ging noch einen Schritt auf ihn zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wangen.
 

„Jackson, bitte wach auf. Ich muss mit dir reden“, sagte ich nun etwas lauter und dann sah ich, wie er leicht seine Nase und Lippen kräuselte.
 

Irgendwas Unverständliches murmelte er und drehte sich dann auf die andere Seite.
 

Frustriert seufzte ich auf und schüttelte ihn nun etwas fester an den Schultern. Wieder drehte er sich zu mir um und sah mich aus zusammen gekniffenen Augen zu mir auf.
 

„Nessie“, brummte er leise.
 

„Jackson ich muss mit dir reden.“
 

„Nessie ich schlafe. Können wir das nicht morgen machen?“
 

Er hielt sich eine Hand über die Augen und zog mit der anderen Hand an der Decke und deckte sich wieder zu.
 

„Nein“, sagte ich ernst und hoffte, dass er mich nun endlich ansehen würde.
 

„Ich muss morgen wieder zur Schule“, wisperte er mit belegter Stimme.
 

„Jackson, ich liebe dich“, platze es auf einmal aus mir raus, aber Jackson reagierte nicht.
 

War er wieder eingeschlafen?
 

„Lass uns morgen reden“, sagte er erneut und seine Stimme klang nun noch leiser, als vor ein paar Sekunden.
 

„Hast du mich denn nicht gehört?“
 

„Ich freu mich wirklich, dass du hier bist, aber nun muss ich schlafen.“
 

Er hatte gerade das letzte Wort ausgesprochen, als er die Decke über seinen Kopf zog.
 

Niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen. Das war nicht die Reaktion, die ich mir gewünscht hatte. Ich hätte nicht hier kommen sollen. Traurig drehte ich mich um und wollte das Zimmer verlassen, als ich erneut Jackson’s Stimme wahrnahm.
 

„Was hast du gesagt?“ fragte er nun.
 

Ich drehte mich zu ihm um und sah, wie er im Bett saß. Er fuhr mit seiner Hand über seine Augen und sah dann zu mir auf.
 

„Jackson, ich liebe dich“, wisperte ich und spürte, wie ich Tränen in den Augen bekam.
 

Schneller als ich gucken konnte, war er aus dem Bett gesprungen und stand nun direkt vor mir.
 

Langsam hoben sich seine Mundwinkel und er legte seine Hände an meine Wangen.
 

„Habe ich das richtig verstanden?“ fragte er leise und kam mir immer näher.
 

Benommen nickte ich und dann spürte ich seine warmen Lippen auf meine. Sofort schlang ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn noch näher an mich. Seine Hände wanderten von meinem Rücken zu meiner Taille und auch er zog mich näher an sich.
 

Viel zu schnell löste er sich von mir und sah mich verliebt an.
 

„Kannst du das noch mal wiederholen?“ fragte er lächelnd, als er unsere Nasen aneinander rieb.
 

„Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich“, rief ich lachend, als er mich hoch hob und uns beide im Kreis drehte.
 

„Weiß du, wie glücklich du mich gerade machst?“ fragte er mich grinsend, als er mich wieder auf die Beine stellte.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe“, sagte ich entschuldigend.
 

„Du entschuldigst dich dafür? Nessie dafür darfst du mich jederzeit wach machen.“
 

Wieder hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen, als er einen Schritt zurück ging und mich von oben bis unten ansah.
 

„Sag mal, wo warst du eigentlich?“ fragte er mich nun stirnrunzelnd.
 

„Ich habe mich von Jake verabschiedet“, wisperte ich, als ich wieder auf ihn zu ging und meine Arme um seine Mitte schlang.
 

Ich musste einfach von ihm gehalten werden. Sofort drückte er mich an sich und fuhr beruhigten mit seiner Hand über meinen Rücken.
 

„Geht es dir gut?“ fragte er mich vorsichtig, als er seine Lippen auf meine Stirn legte.
 

Ich löste meinen Kopf von seiner Brust und sah zu ihm hoch.
 


 

P.S. Wenn ihr eine Info haben wollt, sobald das neue Kapitel online ist, dann schreibt mir doch bitte eben eine ENS :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jennalynn
2011-07-06T18:25:55+00:00 06.07.2011 20:25
Einfach super und schon wieder bin ich nur am heulen. Wie machst du das immer ;-) LG
Von:  vamgirly89
2010-12-23T17:03:22+00:00 23.12.2010 18:03
Das war eine schöne, aber auch traurige Geschichte für Nessie und Co. Freue mich schon auf den Epilog. Gut, dass du Nessie doch noch glücklich gemacht hast.
Von:  Nira26
2010-12-23T15:31:00+00:00 23.12.2010 16:31
Deine FF gefällt mir richtig gut, auch wenn sie so viele traurige Momente hatte. Vorallem die letzten Kapitel in denen Nessie langsam wieder ins Leben zurück kehrt.
Ich bin schon sehr gespannt auf den Epilog.

LG,
Nira


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