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Im Zeichen des Phönix

von

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Syclya

Kapitel 22 - Syclya
 

„Was hast du denn vor?“ fragte Bryan ungläubig und musterte Syclya, die mit ihrem gepackten Koffer, das Wohnzimmer betreten hatte. Auch die anderen Jungs schauten nun auf und legten fragend den Kopf schief.

„Ich habe eine Entscheidung getroffen.“ sprach sie ruhig und lächelte mild.

„Ich bin nun schon so lange bei euch. Zu lange. Und ich werde heute noch nach Japan fliegen. Wartet, sagt nichts! Ich habe das mit Mr. Dickenson abgesprochen. Ich werde nicht direkt zu Arianith stürmen, keine Sorge. Aber ich muss sie einfach sehen. Ich habe so viele Informationen gesammelt, was sie betrifft. Wo sie wohnt, wo sie arbeitet, wo sie sich gerne aufhält und und und... Ich möchte sie einfach beobachten. Und wenn ich da bin, möchte Mr. Dickenson sie näher an die Erinnerungen, die mich betreffen heran führen. Und erst wenn er grünes Licht gibt, gehe ich zu ihr.“

„Und du hältst das wirklich für eine gute Idee?“ fragte nun Ian und schien ein bisschen enttäuscht zu sein. Immerhin lebte er seit Wochen mit ihr in dieser kleinen WG und hatte sich wohl zu sehr an sie gewöhnt. Immerhin war sich charakterlich das krasse Gegenteil von Aria. Sie war ruhig, ausgeglichen und er konnte mit ihr so wunderbar reden. Über Sachen, worüber seine Freunde kein Interesse zeigten. Syclya lächelte ihn an.

„Ja das tue ich. Ihr habt euch wirklich schon an mich gewöhnt, hab ich Recht? Ich weiß das zu schätzen, aber ich muss diesen Schritt tun. Und ich danke euch für eure Gastfreundschaft. Mr. Dickenson hat für mich eine kleine Wohnung besorgt. Direkt gegenüber von den Gebäude wo Arianith lebt. Jetzt muss ich nur noch in den Flieger steigen. Danke für alles. Ich werde euch vermissen.“ sprach sie leise, aber selbstbewusst. Auch wenn ihre Augen feucht wurden, denn sie hasste nun mal Abschiede.

„Ich komme mit.“ murmelte Tala, als wäre nichts dabei, doch erntete er überraschte Blicke.

„Tala...“ fing Bryan an zu sprechen, doch unterbrach ihn der Rothaarige Russe prompt.

„Nein Bryan. Ich fliege mit nach Japan. Syclya und Aria sind immer noch in Lebensgefahr. Doch Aria hat ihren Schutz, dank Kai und den anderen. Doch wen hat Syclya? Niemanden. Ich lasse sie nicht alleine fliegen. Das ist zu riskant. Und ihr bleibt alle hier und haltet hier die Stellung. Syclya, ich möchte das du dafür sorgst, dass Hagi Kontakt mit Bryan aufnimmt. So können wir über mehrere Ecken ermitteln und außerdem für Verwirrung sorgen, falls dein Onkel eine Spur entdeckt. Ich gehe Packen. Spencer? Buchst du mir ein Flugticket nach Japan?“ kommandierte er direkt los und alle nickten ehrfürchtig. Wenn Tala erstmal in Fahrt kam, war er kaum wieder zu erkennen und sorgte stets für große Augen.

„Gut Tala. Danke für deinen Schutz. Aber stell dich schon mal auf eine lange Zeit in Japan ein. Je nach dem wie schnell meine Schwester mit ihrem Gedächtnis voran kommt.“ sprach Syclya dankbar und der Russe nickte. Und so verschwand er aus dem Raum, in sein Zimmer.
 

Spencer griff derweil das Telefon und ließ sich mit dem Flughafen verbinden. Dort buchte er ein Ticket nach Japan und hatte Glück. Syclya und Tala konnten zusammen fliegen. Syclya hingegen zückte ihr Handy und rief Oxana an. Sie erzählte ihr was sie vor hatte und Oxana versicherte ihr, dass sie am Flughafen sein würde. Als Syclya wieder auflegte, setzte sie sich zu Spencer, Ian und Bryan.

„Wir bleiben in Kontakt, in Ordnung?“ fragte sie in die Runde und umarmte jeden einmal fest zum Abschied.

„Natürlich!“ brummte Spencer erfreut.

„Ja klar. Ich kann immer noch nicht glauben, das du und Aria Geschwister seid. Trotz der Ähnlichkeit. Du bleibst so ruhig, doch sie hätte vermutlich aus diesem Abschied eine überdreht dramatische Abschieds Szene gemacht.“ sprach nun Ian und schnaubte, bei dem Gedanken an den Silberschopf.

„Ian! Sag sowas nicht. So ist Aria nicht. Ihr könnt euch nicht leiden, in Ordnung. Aber mach sie nicht schlechter, als wie sie wirklich ist. Also nicht das sie schlecht ist... im Gegenteil.“ verteidigte Bryan nun Syclyas Zwilling und schaute Ian wütend an. Syclya kicherte los.

„Ist schon in Ordnung. Auch das du so schlecht von ihr denkst. So ist Arianith nun mal. Entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Ein Mittelding gibt es bei ihr nicht. Hach... Ich werde euch wirklich vermissen.“ seufzte Syclya und drückte die Drei erneut.

„Können wir los?“ fragte nun Tala, der gerade das Wohnzimmer betreten hatte, ebenfalls mit einem großen Koffer bepackt. Syclya nickte und Tala verabschiedete sich flüchtig. Er mochte Abschiede ebenfalls nicht und so gab er seinen Freunden einfach nur die Hand. Bryan brachte beide zur Tür.
 

„Und passt auf euch auf. Und sobald ihr mit Aria in Kontakt treten könnt, grüßt sie herzlichst von mir.“ sprach der Mädchenschwarm und zwinkerte Syclya zu, die ihm daraufhin ein Lächeln schenkte.

„Machen wir. Die Nummer von Hagi liegt auf dem Küchentisch. Ich werde ihm heute noch Bescheid geben, dass du mit ihm Kontakt aufnimmst. Machs gut Bryan.“ und so gingen Syclya und Tala die Treppe hinunter, zogen sich ihren Schal bis über die Nase und traten hinaus in die Kälte.
 

~~ In Japan ~~
 

„So Großer. Es wird langsam Zeit. Wir sollten mal ins Bett gehen. Ich muss immerhin morgen früh wieder arbeiten. Ach ja. Hillary wird dir dann morgen früh Gesellschaft leisten, wenn ich auf der Arbeit bin. Zumindest um dir den Verband zu wechseln, ansonsten lässt sie dich wohl in Ruhe. Wie du halt magst, okay?“ erklärte Aria und schob Kai ins Bad.

„Mh.“ brummte der Halbrusse und schien weniger begeistert zu sein. Aber seid er aus der Klinik gekommen war, meckerte er weniger. Er schien sich langsam an Arias helfende Hand zu gewöhnen. Außerdem war er das Ding eh bald los, das wusste er. Beziehungsweise wollte er das so. Er übte jeden Tag sich zu bewegen und so merkte er, wie er immer mehr Fortschritte machte. Außerdem waren die Schmerzen auch nicht mehr so schlimm.

„Okay. Denk daran, keine ruckartigen Bewegungen. Ich lass dich jetzt alleine. Ruf wenn du mich brauchst.“ trällerte sie und ließ ihn mitten im Badezimmer stehen.

„Ich gehe noch duschen. Es könnte also eine Weile dauern.“ antwortete er und seufzte leise.

„Bist du sicher, dass du das schaffst? Ich kann dir auch die Badewanne voll laufen lassen.“

„Nein Aria, schon gut. Ich gehe duschen. Danke.“ brummelte er beschämt und Aria nickte. Und so verließ sie das Bad und betrat kurz ihr Zimmer um sich um zuziehen. Nach einer Weile ertönte ein lauter Knall aus dem Badezimmer und Aria schaute erschrocken auf. Sie stürmte zur Badtür und klopfte laut dagegen.

„Kai? Alles in Ordnung? Was war das für ein Knall?“

„Mir geht’s gut. Bin nur ausgerutscht. Nicht der Rede wert.“ knurrte er und schmiss eine Shampoo Flasche aus dem Weg. Er lag grummelnd auf dem Duschboden und hielt sich seine OP Wunde, die zum Glück nicht blutete. Mit dem Fuß hatte er die Duschtür aufgestoßen und versuchte raus zu kriechen, was aber nicht wirklich funktionieren wollte, denn er konnte seinen linken Arm noch immer nicht richtig benutzen. Die Schläger hatten ihm damals erfolgreich die Schulter aus gekugelt und somit einige Bänder verletzt, sowie einen Muskel gezerrt.

„Kannst du aufstehen?“ fragte nun Arias Stimme, dumpf durch die Holztür.

„Ich denke schon. ….Argh!“ und mit einem weiteren Knall, landete er wieder auf dem Hintern.

„Warte, ich helfe dir.“ rief nun die Halbschottin.

„NEIN!“

„Wieso nicht? Du schaffst das alleine nicht!“ polterte Aria und stemmte die Hände in die Hüfte, was Kai natürlich nicht sehen konnte. Aber er konnte es sich denken.

„Weil ich in der Dusche liege! Soll ich es weiter ausführen?!“ knurrte er und ihm war das alles zu peinlich.

„Ist doch egal. Ich schau auch nicht hin! Ich komm jetzt rein.“ und ehe Kai hätte protestieren können, flog die Tür auf und Aria tapste vorsichtig, mit zugehaltenen Augen ins Bad.

„Erstmal ein Handtuch finden.“ murmelte sie und tapste blind und mit hoch rotem Kopf weiter.

„AUTSCH!“ quiekte sie erschrocken auf, weil sie sich das Knie am Rollstuhl gestoßen hatte.

„Verdammte Axt.“ fluchte sie weiter und schlich quer durch den Raum, ganz nach Gefühl, in Richtung der Handtücher.

„HA! Hab ich dich.“ rief sie triumphierend und zog ein großes Handtuch vom Stapel.

„Achtung. Ich komm jetzt in deine Richtung.“ flüsterte sie beschämt und tapste vorsichtig in Richtung Dusche, die immer noch laut rauschte, denn Kai kam nicht zu dem Hebel hoch.
 

„Hier... bitte.“ stammelte sie und schämte sich mindestens genauso, wie er. Er hingegen nahm das Handtuch an sich und band es sich, so gut es ging, um die Hüfte.

„Kann ich die Augen wieder aufmachen und dir aus deiner misslichen Lage helfen?“ fragte Aria Kleinlaut und Kai brummte bestätigend. Sie nahm die Hände von den Augen und zwinkert, peinlich berührt nach unten in die Dusche, wo Kai wie ein Maikäfer auf dem Rücken lag und grimmig in der Gegend herum schaute. Aria hingegen musste mild schmunzeln.

„Ich wusste doch, das die Dusche noch eine Nummer zu groß für dich ist. Komm, reich mir deinen gesunden Arm. Ich versuch dich hoch zu ziehen.“ lachte sie auf und hielt ihm die Hände hin. Er griff mit dem rechten Arm nach ihrer Hand und sie beugte sich hinunter. Mit dem freien Arm umfasste sie seinen Oberkörper, unter dem linken Arm durch, zu seinem Rücken und zog an ihm. Ein erschrockener Schrei ertönte, als ihr Fuß weg rutschte und beide mit einem scheppern in die Dusche flogen. Von oben prasselte das Wasser auf beide herab und Aria ärgerte sich schwarz, dass sie nicht zuerst das Wasser abgedreht hatte, bevor sie ihm half.

„Menno... ich war doch schon duschen.“ grummelte sie und stemmte sich von Kai weg, um ihm nicht noch mehr weh zu tun. Er hingegen schaute gequält auf seinen Bauch. Die Wunde war noch heil, schmerzte aber drohend.

„Tut mir Leid. Hab ich dir weh getan?“ entschuldigte sie sich und drehte endlich das Wasser ab.

„Nein, schon in Ordnung.“ murmelte er und konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen, denn Aria sah aus wie ein begossener Pudel.

„Lach nicht. Du siehst auch nicht besser aus.“ grinste sie zurück und sie krabbelte rückwärts aus der Dusche. Sie griff nach einem neuen Handtuch und wischte den Boden hinter sich trocken.

„Auf ein Neues.“ murmelte sie und sie vollzogen die Selbe Prozedur, diesmal erfolgreich. Als beide wieder standen führte sie ihn behutsam zu seinem Rollstuhl und er konnte nicht anders, und klammerte sich etwas an sie. Seine Wunde schmerzte fürchterlich und auch so, wollten seine Beine nicht so ganz.
 

Als er endlich saß, legte sie ein Handtuch auf Kais Kopf und rubbelte energisch seine Haare trocken. Dann legte sie ihm ein weiteres Handtuch auf den Schoß und schob ihn aus dem Bad. Sie war froh, dass die Wohnung zum Großteil aus Laminat Boden bestand, denn beide hinterließen eine ziemlich großflächige Wasserspur, bis Kais Zimmer. Im Zimmer holte sie ihm seine Schlafsachen heraus und legte diese aufs Bett.

„Bitteschön. Ich geh mich abtrocknen und umziehen. Und morgen früh lass ich dir ein Bad ein, bevor ich auf Arbeit gehe. Solche Hinfall-Aktionen gehen nämlich mal gar nicht. So wirst du niemals wieder Fit. Ruf wenn du fertig bist, denn ich schlafe bei dir, wenn es okay ist.“ und Kai nickte auf ihre Worte.
 

Und so verließ sie sein Zimmer, ging ins Bad und entledigte sich von ihren nassen Sachen. Als sie trocken und neu gekleidet war, holte sie einen Mob aus dem Abstellraum und kümmerte sich um die Wasserspur. Danach betrat sie erneut Kais Zimmer, nach seinem Brummen das er fertig sei und beide traten die Nachtruhe an.
 

~~ Russland ~~
 

„Ice! Huhu Ice, hier bin ich.“ schrie Oxana über den Flughafen und Syclya drehte sich lächelnd um. Auch Tala drehte sich verwundert um und blickte dem Rufen entgegen.

„Ice?“ fragte er verwundert und Syclya grinste.

„Längere Geschichte. Erzähl ich dir im Flieger.“ murmelte sie und schloss ihre Freundin fest in die Arme.

„Dann ist der große Tag also gekommen?“ fragte Oxana und hielt Syclya etwas von sich weg, um sie lächelnd zu mustern. Syclya nickte daraufhin.

„Und er da ist deine Begleitung? Moment... Ich kenne dich. Bist du nicht dieser talentierte Blader, der für Russland schon mehrmals an der Weltmeisterschaft teilgenommen hat? Tala Valkov, wenn ich mich nicht irre.“ sprach Oxana und hielt ihm erfreut die Hand entgegen.

„Du irrst dich nicht. Und ich würde es eher als Schutz, als wie Begleiter nennen.“ murmelte Tala und sie schüttelten sich die Hand.

„Wir bleiben doch aber in Kontakt, oder Ice? Immerhin will ich deine Schwester auch mal kennen lernen.“ lachte die Russin und drückte Syclya erneut.

„Natürlich. Danke das du noch gekommen bist. Aber leider müssen wir jetzt. Unser Flug geht gleich. Ich ruf dich an, Oxana. Machs gut und pass auf dich auf.“

„Du auch auf dich, Ice.“ Und so verschwanden Syclya und Tala in der Menge, um kurze Zeit später das Flugzeug zu besteigen, welches auf direktem Weg nach Japan flog.
 

Im Flieger nahmen die beiden ihre Plätze ein und wenig später startete schon das Flugzeug. Syclya wurde aufgeregt. Endlich war es so weit und sie würde ihre Schwester endlich, nach Monaten, wieder sehen.

„Geht es dir gut? Du siehst blass aus.“ erkundigte sich Tala und stellte seinen Sitz richtig ein, um sich dann bequem zurück zu lehnen.

„Was? Ja, mir geht es gut. Ich bin nur aufgeregt.“

„Ich auch. Es fühlt sich merkwürdig an, zu wissen, sie nach der langen Zeit wieder zu sehen. Und noch merkwürdiger ist es, sie nicht ansprechen zu dürfen.“ murmelte er und schloss die Augen.

„Das glaube ich dir gerne. Mir geht es ähnlich. Dann können wir nur hoffen, das sie schneller voran kommt, wenn wir erstmal da sind. Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Undercover Dasein aushalten kann...“ sprach sie und schaute aus dem Fenster.

„Wieso eigentlich Ice?“ fragte nun Tala und Syclya lächelte breit.

„Damals als ich hier in Russland ankam, habe ich mich furchtbar verlaufen und fand einfach nicht eure Straße. Irgendwann bekam ich endlich Hilfe und zwar von ihr. Sie war freundlich und sehr hilfsbereit und wir tauschten auch direkt Nummern aus. Natürlich wollte sie meinen Namen wissen, aber ich musste auch vorsichtig sein, also habe ich ihn nicht verraten. Und weil ich so durch gefroren war, gab sie mir den Spitznamen Ice. Natürlich kennt sie mittlerweile meinen Namen, wenn auch nur meinen Vornamen, aber irgendwie gefällt ihr Ice wohl besser.“ erzählte sie ihm und gähnte herzhaft. Sie wurde langsam müde.

„Achso. Ich kenne sie irgendwo her. Ich habe ihr Gesicht schon einmal in der Zeitung gesehen, kann mich aber nicht daran erinnern aus welchem Grund sie da stand. Ich glaube sie ist die Tochter eines Politikers, oder großem Geschäftsmann oder sowas ähnliches.“ erzählte Tala und grübelte darüber nach.

„Wirklich? Sie hat mir nie etwas in der Richtung erzählt. Wenn wir zusammen waren, waren wir einfach nur Oxana und Ice. Keine reichen Töchter. Keine besonderen Fähigkeiten. Kein spezieller Stammbaum. Und vielleicht macht dies unsere Freundschaft so besonders. Wir wissen sehr wenig von einander und doch genug um uns zu mögen.“ erzählte sie weiter und Tala nickte nachdenklich.

„Vielleicht. Ich schlafe jetzt eine Runde. Wir kommen erst morgen Früh an und es wird wohl ein aufregender Tag. Du solltest vielleicht auch etwas schlafen.“ murmelte Tala müde und gähnte erneut. Syclya empfand die Idee für ausgezeichnet, nickte mild und schloss ebenfalls die Augen wieder. Und so schlummerten beide, fast den gesamten Flug über.
 

~~ Morgens früh in Japan ~~
 

Aria streckte sich genüsslich im Bett und gähnte erstmal herzhaft. Sie hatte sehr gut geschlafen und grinste bis über beide Ohren. Kai beobachtete sie.

„Guten Morgen.“ trällerte sie sogleich los, drehte sich zu ihm um und kuschelte sich an ihn.

„Guten Morgen.“ brummelte er leise und legte wie so oft, einen Arm um sie.

„Ich hab herrlich geschlafen. Und du?“ fragte sie und schaute zu ihm auf. Kai nickte nur und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

„Komm, lass uns aufstehen. Ich muss in zwei Stunden auf der Arbeit sein und es gibt noch viel zu tun.“ gähnte Aria und schaute noch einmal sicherheitshalber auf die Uhr. Sie krabbelte vorsichtig über Kai, stand auf und hielt ihm die Hände hin. Er seufzte leise. Wieder ein Tag im Rollstuhl. Wieder ein verdammter Tag, ohne Selbstständigkeit. Er war es langsam Leid. Aria machte ihre Sache zwar sehr gut und er war ihr auch dankbar dafür, aber er hasste es von anderen abhängig zu sein. Vor allem nach der Sache gestern. Er war ja noch nicht einmal in der Lage selbst zu duschen. Er hasste es. Und er hasste die Kerle die ihm das angetan hatten. Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich wieder Herr über sich selbst zu sein. Laut Aussage von Aria, sahen seine Verletzungen und Wunden sehr gut aus. Und sie war sehr zuversichtlich, dass er bald von dem Rollstuhl befreit war. Und er hoffte so sehr, dass sie Recht hatte.
 

„Ich würde sagen, wir schnappen uns jetzt frische Sachen, düsen ins Bad und ich lass dir eine Badewanne voll ein. Danach inspiziere ich deine Wunden, du springst in die Badewanne und ich mach uns ein leckeres Frühstück. Was hältst du davon?“

„Mh. Klingt gut.“ brummte er und Aria seufzte. Er ließ sich einfach nicht aufmuntern und das ärgerte sie etwas. Langsam glaubte sie wirklich, dass sie ihm auf die Nerven ging und wortlos schob sie ihn zum Kleiderschrank. Kai kramte frische Wäsche hinaus und stumm rollten sie ins Bad. Sie drehte das Wasser auf und half ihm aus dem Rollstuhl.

„Hebe mal die Arme. Ich muss den Verband ab machen.“ flüsterte sie und wortlos gehorchte er und hob die Arme.

„Deine Wunde sieht sehr gut aus. Nicht entzündet. Du kriegst bestimmt am Mittwoch die Fäden gezogen.“ murmelte sie und strich vorsichtig mit dem Finger um die Wunde herum. Dann ging sie zur Wanne und drehte das Wasser ab.

„So ich gehe jetzt Frühstück machen. Ruf, wenn was ist.“ hauchte sie liebevoll und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Er nickte stumm und als die Badtür wieder zu ging, zog er seine Schlafsachen aus und stieg vorsichtig in die Wanne.
 

~~ Am Flughafen ~~
 

„Mhh... Willkommen in Japan, Syclya.“ grummelte Tala und steckte sich seine Haare unter eine schwarze Baseball Mütze, die er eben in dem Flughafen Laden gekauft hatte. Er zog noch eine Sonnenbrille auf und beäugelte Syclya. Diese hatte sich die Haare frech nach oben gesteckt und trug ebenfalls eine Sonnenbrille.

„Wir hätten uns vor dem Flug vielleicht umziehen sollen. Ich gehe gleich ein, in diesem dicken Pullover.“ seufzte Syclya gequält und wedelte sich mit einer Zeitschrift kalte Luft zu.

„Mir geht es ähnlich. Ich gehe aufs Herrenklo und zieh mir was anderes an.“

„Gute Idee. Ich werde auch mal die Toilettenräume aufsuchen. Treffen wir uns gleich wieder hier?“ fragte Syclya und mit einem Nicken verschwand Tala und sein Koffer im Herrenklo. Syclya lächelte mild und ging zum Damenklo.
 

Nach einer Weile trafen sich beide wieder an der ausgemachten Ecke. Syclya in einem luftigen weißen Sommerkleid mit passenden Schuhen und Tala in einer weiten, dunkelblauen Taschenjeans und einem roten T-Shirt.

„Wir brauchen Decknamen, wenn wir auf den Straßen unterwegs sind. Du weißt ja: Die Wände haben Ohren.“ schlug nun Syclya vor und setzte einen weißen Hut auf, passend zum Kleid.

„Du hast recht. Bei dir können wir ja bei Ice bleiben. Das kennt niemand außer deine Freundin und ich. Nur wie willst du mich nennen?“ fragte Tala und runzelte fragend die Stirn.

„Es muss etwas sein, worauf du schnell und einfach hörst. Wie wäre es mit Wolf? Klingt zwar anfangs etwas blöde, aber es gibt dir eine gedankliche Verbindung zu deinem Bitbeast.“ schlug sie vor und Tala nickte nachdenklich.

„Ja... Ja das ist nicht schlecht. Komm wir suchen uns ein Taxi und fahren auf dem direkten Weg zu Mr. Dickenson. Und danach in die geplante Wohnung von ihm.“ sprach nun Tala und Syclya nickte eifrig. Und so verließen sie das Gebäude, setzten sich in ein Taxi, welches beide direkt zu Mr. Dickenson brachte.
 

Als sie das Gebäude betraten nahm Syclya ihre Sonnenbrille ab, um ihre Umgebung zu erkennen. Mit einem höflichen Lächeln ging sie zum Empfang.

„Guten Tag.“ grüßte Syclya und die Empfangsdame schaute auf. Sie wurde blass.

„Oh mein Gott. Sie schon wieder. Oh.... Verzeihen Sie. Ähm, Sie wollen zu Mr. Dickenson, richtig? Dann folgen Sie mir bitte.“ sprach die Dame, fast panisch und verbeugte sich hektisch. Dann schritt sie durch den Gang und zu der Treppe die zu Mr. Dickensons Büro führte. Syclya und Tala warfen sich irritierte Blicke zu, doch folgten sie der Frau.

„Mr. Dickenson? Sie haben Besuch. Miss McFarlane möchte Sie sehen.“ sprach die Frau und der alte Mann bat seinen Besuch hinein.

„Aria? Was machst du denn schon so früh hier? Musst du nicht arbeiten?“ fragte Mr. Dickenson, bevor er die beiden Besucher überhaupt richtig anschaute. Syclya hingegen lächelte mild und nahm ihren Hut ab. Verdutzt blickte der BBA Chef drein.

„Tala? Oh.... OH wie entzückend! Sie sind Syclya McFarlane. Endlich treffe ich Sie persönlich. Verzeihung, dass ich Sie mit ihrer Schwester verwechselt habe. Aber die Ähnlichkeit ist erschreckend. Nehmt doch platz, ihr Zwei.“ begrüßte der Mann sie euphorisch und war ganz aus dem Häuschen.

„Vielen Dank.“ sprach Syclya und nahm platz. Tala nickte freundlich und setzte sich neben sie.

„Es freut mich Sie persönlich kennen zu lernen, Mr. Dickenson. Aber sagen Sie, was war denn mit ihrer Empfangsdame los? Sie wirkte so schockiert.“

„Ach sie. Ich sage es mal so. Ihre reizende, aber temperamentvolle Schwester, hat ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Aber schön, dass Sie endlich in Japan sind. Ich habe nach unserem letzten Telefonat, direkt einen guten Freund kontaktiert. Er wird mir bei Arianith helfen. Er ist Psychologe und kennt sich vor allem in dem Gebiet, der Amnesie Patienten aus.“ erklärte Mr. Dickenson und faltete sie Hände ineinander.

„Das klingt wunderbar. Ich kann es kaum erwarten, sie endlich in die Arme zu schließen.“ hauchte die Halbschottin und stellte sich die Situation vor.

„Hier habe ich einen Stadtplan für euch beide, dann eine Wegbeschreibung zu eurer Wohnung und natürlich hier den Schlüssel. Ihr beide wohnt im vierten Stock und von dem Balkon aus, könnt ihr direkt runter, auf Arias und Kais Balkon schauen. Aber spioniert sie nicht zu offensichtlich aus. Und vor allem dir Tala, möchte ich ans Herz legen, dich häufiger zu verkleiden. Vor allem wenn du auf dem Balkon stehst. Aria ist aufmerksam und klug. Sie würde dich sonst sofort erkennen.“ sprach der Mann weiter und sie redeten noch eine Weile über allerlei. Syclya gab ihm eine Menge Informationen über Arias Vergangenheit und über sich selbst. Sie war sich sicher, dass es wertvoll für Aria und ihrem Fortschritt sein könnte.
 

Nach ungefähr einer Stunde, trafen sie mit einem anderen Taxi an dem Nachbargebäude, von Arias und Kais Wohnung ein. Sie beäugelten das dunkle Mehrfamilienhaus und gingen langsam zum Eingang.

„Vorsicht!.“ zischte Tala und zog Syclya hinter eine Hecke.

„Da ist Hillary.“ erklärte er, auf Syclyas verdutztem Blick hin. Fragend blickte sie Tala an.

„Sie ist die Managerin von den Bladebreakers und sehr gut mit Aria befreundet.“ erklärte er weiter und als Hillary endlich im Eingang des anderen Gebäudes verschwunden war, traten die beiden aus ihrem Versteck.

„Nun aber schnell rein, nicht das uns noch mehr überraschende Gäste der beiden über den Weg laufen.“ nuschelte Syclya und benutzte den Gebäude Schlüssel um ins Treppenhaus zu gelangen.

Beide flitzten die Treppen hinauf und schlossen ihre Wohnung auf. Beide schauten sich musternd um. Die Wohnung selbst war nicht sehr groß, dafür aber schön eingerichtet und es boten sich für beide jeweils ein Schlafplatz mit getrennten Zimmern. Tala befürchtete nämlich schon, das er das Sofa beziehen musste. Das kleine Wohnzimmer war gemütlich in hellen Farben gehalten und bot ein Sofa, einen Sessel, einen kleine Tisch und eine geräumige Schrankwand mit Fernseher. Die kleine Küche bot immerhin platz für eine Anrichte, Kühlschrank und Esstisch mit Stühlen. Das Bad hingegen war recht groß und bot ebenfalls alles. Und auch die Zimmer der beiden wirkten freundlich und einladend.

„Na wenigstens lässt es sich hier Leben.“ nuschelte Syclya und betrat den kleinen Balkon.

„Da ist sie.“ hauchte Syclya ins Wohnzimmer und Tala trat ebenfalls auf den Balkon, bekleidet mit Mütze und Sonnenbrille. Aria und Hillary standen mit dem Rücken zu beiden und lehnten an dem Geländer, des eigenen Balkons. Sie unterhielten sich aufgeregt, aber so leise, das die beiden Spione es nicht verstehen konnten.
 

„Das scheint Arias Arbeitskleidung zu sein. Sie sieht aus wie ein Dienstmädchen.“ stellte Syclya fest und runzelte die Stirn. Tala zuckte nur mit den Schultern. Sie sahen wie Aria kurz auf ihr Handgelenk schaute und die beiden Mädchen wieder in die Wohnung gingen. Aria schloss die Balkontür und zog den Vorhang wieder zurecht.

„Sie wird wohl gleich auf Arbeit gehen. Ich würde sagen, sobald sie weg ist, gehen wir einkaufen. Der Kühlschrank ist nämlich leer. Und dann zeige ich dir ein bisschen die Gegend. Ich kenne mich ja nun auch etwas hier aus.“ schlug Tala vor und Syclya nickte begeistert.

„Das klingt gut.“ nuschelte sie und ging wieder rein. Tala folgte ihr seufzend. Er würde am liebsten jetzt zu Aria rüber gehen und sie fest in die Arme schließen. Doch verwarf er diese Gedanken und schnappte sich lieber sein Telefon um seine Jungs anzurufen.
 

~
 

„So ich muss jetzt los. Bis heute Nachmittag. Ach und Hilly? Lass dich nicht abschrecken, falls Kai meckert und bockt. Er hasst dieses Ding nun mal und du kennst ihn ja. Tschüss Kai.“ verabschiedete sich Aria und knuddelte noch ihren Besten Freund zum Abschied. Sie warf Hillary einen Handkuss zu und stürmte aus der Wohnung, aus dem Gebäude und über den Vorplatz Richtung Einkaufspassage davon. Dabei wurde sie von vier sehnsüchtigen Augen beobachtet.
 

~
 

„Hallo Monti. Ich bin da. Monti?“ rief Aria durch das leere Café und suchte ihren Chef.

„Ach da bist du ja. Gibt es noch irgendwas zu putzen, bevor die ersten Gäste eintreffen?“ fragte Aria und betrat das kleine Lager, wo Monti einige Kisten von einem Regal hob.

„Guten Morgen, kleines Reh. Allerdings. Stellst du draußen mal die Stühle runter und wischt die Tische ab?“ fragte ihr Chef und grinsend nickte Aria. Sie schnappte sich einen Eimer, füllte diesen mit Wasser, Putzmittel und einem Lappen und ging wieder raus in die Sonne. Dort stellte sie ordentlich die Stühle herunter, öffnete die Sonnenschirme und putzte gründlich jeden einzelnen Tisch ab. Sie grinste über beide Ohren, genoss die Sonnenstrahlen im Gesicht und pfiff fröhlich ein Lied. Nach einer Weile vernahm sie Stimmen, die sich dem Café näherten.

„Wolf, nimm bitte mal die Einkaufstüte. Mein Handy vibriert.“ der angesprochene junge Mann, gehüllt in eine schwarze Kappe und einer Sonnenbrille nickte und bepackte sich noch mit der Tüte, der Frau. Aria lächelte den beiden zu und winkte erfreut. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte heute so unglaublich gute Laune und könnte am liebsten die ganze Welt umarmen.

„Guten Morgen.“ trällerte sie den beiden fröhlich zu, die erschrocken in ihre Richtung blickten. Unsicher hoben sie jeweils eine Hand und winkten überrascht zurück. Aria hingegen nickte erfreut und wischte weiter den Tisch ab. Flink wuselten die beiden weiter, das vibrierende Handy längst vergessen und kamen hinter einer entfernten Hausecke wieder zum stehen.

„Boah, mein Herz blieb fast stehen.“ japste Tala und schaute unsicher um die Ecke.

„Meines auch. Aber sie hat uns nicht erkannt. Aber das ausgerechnet sie, freiwillig einen Putzlappen anfasst? Ich bin schockiert. Sie, die Faulheit in Person.“ nuschelte Syclya.

„Ach du hättest sie mal erleben sollen, als sie noch bei den Bladebreakers wohnte. Dort hat sie ständig geputzt oder Wäsche gewaschen. Da ist das hier harmlos. Zumal sie hierfür noch Geld bekommt.“ erzählte der Russe ihr und sie wirkte überrascht.

„Stell dir mal vor, sie hätte uns erkannt. Da wäre unser Plan völlig für die Katz gewesen.“ lachte sie nun auf und nahm ihm wieder eine Einkaufstüte ab.

„Das stimmt. Sie wirkt so glücklich und zufrieden. Es tat gut sie wieder mal so lachen zu sehen.“ brummte er und machte sich auf den Heimweg auf. Syclya nickte und folgte ihm.
 

~ Am Nachmittag ~
 

„Ich bin zu Hause. Und ich habe Kuchen mitgebracht.“ rief Aria glücklich durch die Wohnung und spähte ins Wohnzimmer. Verdutzt blickte sie Kai an, der vor dem erloschenen Kamin saß und ein Buch las.

„Hallo mein Großer. Wo ist denn Hillary?“ fragte sie und lächelte Kai an.

„Hier bin ich.“ rief sie aus der Küche und Aria lugte in die Küche.

„Oh du bist lieb. Danke das du spülst. Ich hab Kuchen mitgebracht.“ verkündete der Silberschopf noch einmal und hielt einen großen Pappbehälter hoch. Hillary grinste nur breit und nickte zur Kaffee Maschine, die schon freudig gluckerte.

„Hilly!“ lachte Aria auf und grinste noch breiter.

„Raus aus meinem Kopf. Du bist die Beste. Wie hat sich unser Muffel denn heute so gemacht?“ flüsterte sie und warf einen kurzen Blick über ihre Schulter.

„Gut. Er war sehr ruhig, aber lieb. Kein Gemecker, oder sonstiges.“ flüsterte Hilly zurück und grinste. Aria nickte freudig überrascht. Die Halbschottin ging zurück ins Wohnzimmer und knuddelte Kai zur Begrüßung.

„Und wie war dein Tag so?“ flüsterte sie ihm liebevoll zu und er lehnte seinen Kopf an ihre Schulter.

„Ganz okay. Sehr ruhig.“

„Das ist schön. Hab schon gehört, wie brav du warst. Wir trinken gleich erstmal schön Kaffee und essen Kuchen und wenn Hilly dann nach Hause geht, gehen wir zwei raus in den Park. Die frische Luft wird dir gut tun.“ murmelte sie und kraulte ihm über die Brust. Er hingegen seufzte genervt auf.

„Muss das sein? Ich will mich mit dem Ding nicht in der Öffentlichkeit zeigen.“ knurrte Kai.
 

„Na! Nicht meckern. Und wir gehen trotzdem in den Park. Seit wann interessiert es dich, was die Leute denken? Zumal sie dich eher beneiden werden. Bei so einer charmanten Krankenschwester.“ lachte der Silberschopf und zwinkerte erfreut.

„Na gut. Aber wenn auch nur einer dumm glotzt, gehen wir wieder.“ knurrte er weiter und Aria seufzte.

„Stell dich nicht so an.“ murmelte sie und huschte zurück in die Küche. Sie fischte drei Tassen aus dem Schrank, drei Teller, sowie drei Gabeln und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort platzierte sie alles sauber auf dem Tisch, holte noch den Kuchen und den Kaffee und verschwand dann in ihrem Zimmer um sich etwas anderes anzuziehen.
 

~
 

Ungefähr zwei Stunden später klappte Aria den Rollstuhl zusammen, schleppte ihn nach unten zur Eingangstür des Treppenhauses und klappte ihn wieder auf. Hillary war längst wieder zu Hause und Aria setzte ihren Plan in die Tat um, Kai endlich raus an die Luft zu bringen. Sie stürmte wieder hoch und gab Kai eine Stütze bis zum Treppengeländer. Gemeinsam stiegen sie vorsichtig die Treppen hinab. Kai wollte das ganz und gar nicht. Ihm war das unangenehm, sich mit seiner momentanen Behinderung draußen in der Öffentlichkeit zu zeigen, aber alles murren und knurren blockte stur an Aria ab. Und er konnte ihr auch nicht wirklich einen Wunsch abschlagen. Also ließ er es über sich ergehen, damit sie zufrieden war und ihn in Ruhe ließ. Aria führte ihn zum Rollstuhl und er setzte sich murrend hinein und so machten sich beide auf zum Park. Zu Kais Überraschung wurde er nicht schief von Passanten gemustert. Klar warfen sie beiden Blicke zu, aber die meisten galten Aria, weil sie mit der Sonne um die Wette strahlte und jeden freundlich Grüßte, der ihnen über den Weg lief.
 

Aria schob Kai zufrieden durch den Park in Richtung Strandpromenade, bis zur niedrigen Promenaden Mauer, wo beide auf das Meer schauen konnten. Dabei wurden sie von vier neugierigen Augen gemustert, die sich unweit auf einer Bank befanden. Syclya und Tala, saßen da, denn Tala zeigte ihr die Gegend und entspannt wollten sie das Meer bestaunen, als die beiden Kai und Aria entdeckten. Tala stand schockiert der Mund halb offen.

„Warum sitzt er denn im Rollstuhl?“ flüsterte er fragend und Syclya zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Ich kenne ihn ja nicht.“ hauchte sie zurück und beäugelte die beiden unauffällig.

Der Silberschopf hingegen beugte sich herunter zu Kai, umarmte ihn liebevoll von hinten und schmiegte ihre Wange an seine. Kai schloss kurz die Augen.

„Und? Ist es hier so schlimm?“ fragte sie leise und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Er hingegen öffnete langsam wieder seine Augen.

„Nein.“ nuschelte er und blickte aufs Meer. Tala beäugelte das Szenario missmutig und Eifersucht brodelte in seinem Magen. Syclyas Handrücken hingegen, klapste ihm gegen die Schulter.

„Starr da nicht so auffällig hin!“ zischte sie leise und Tala nickte erschrocken. Unauffällig beobachteten sie weiter Aria, die jetzt vor Kai stand. Kai hingegen legte eine Hand auf ihre Schulter und Aria fuhr mit dem freien Arm unter Kais anderem hindurch, zu seinem Rücken. Ohne große Anstrengung und gekonnter Gewichtsverlagerung, half Aria ihrem Mitbewohner aus dem Rollstuhl.
 

Aria gab ihm immer noch leichte Stütze am Rücken, während sein gesunder Arm, sich auf die Mauer stütze. Entspannt blickten sie aufs Meer und Aria legte vorsichtig ihren Kopf an seine Schulter. Eine stramme Meeresbrise wehte plötzlich und zerzauste beiden die Frisur. Sie schauten sich an. Aria grinste bis über beide Ohren und auch Kai schmunzelte leicht auf.

„Möchtest du ein bisschen gehen?“ fragte Aria vorsichtig und er nickte. Ohne ihre Positionen großartig zu verändern gingen sie vorsichtig an der Mauer entlang.

„Ah warte mal kurz. Stütz dich hier ab, bin gleich wieder da.“ hauchte sie und ließ ihn vorsichtig los. Dann schnappte sich Aria den Rollstuhl und ging zielstrebig auf die beiden Spione zu. Tala schluckte und schaute in eine andere Richtung.

„Entschuldigung?“ fing Aria an zu sprechen und lächelte freundlich.

„Könnten Sie wohl einen Moment auf den Rollstuhl aufpassen? Ich muss mit ihm ein Stück gehen und ihm aber Stütze geben. Und ich möchte ungern den Rollstuhl herrenlos stehen lassen. Es dauert auch nicht lange. Hauptsache er bewegt sich ein bisschen.“ fragte sie lieb und zeigte auf Kai. Tala nickte stumm und Syclya wagte es sich das Wort zu ergreifen. Sie verstellte bewusst ein bisschen die Stimme.

„Natürlich.“ sprach sie und grinste. Aria bedankte sich herzlichst und stürmte wieder zu Kai. Gemeinsam und in gewohnter Stütze, gingen sie ein Stück die Promenade entlang.
 

Nach einer Weile schlichen beide wieder zurück zu Tala und Syclya, was sie natürlich nicht wussten. Auch wenn die Tarnung der beiden einfach war, sie war aber effektiv. Weder Aria noch Kai erkannten einen der beiden.

„Vielen Dank, dass Sie aufgepasst haben.“ sprach Aria und zog den Rollstuhl heran. Seufzend setzte sich Kai und beäugelte die beiden auf der Bank, misstrauisch. Ihm passte es gar nicht, vor

Fremden zu schwächeln. Und Syclya ergriff erneut das Wort.

„Entschuldigung. Ich möchte ja nicht zu neugierig werden, aber darf ich fragen was Ihnen passiert ist?“ fragte sie, an Kai gewandt. Er brummte nur und nickte Aria zu. Im Anschluss wand er grimmig seinen Kopf in eine andere Richtung und schloss die Augen.

„Verzeihen sie sein Verhalten. Aber er hasst dieses Ding hier. Nun ja. Was passiert ist? Wir wurden überfallen von ein paar Schlägern. Ein furchtbares Szenario. Aber ihm geht es langsam immer besser. Zum Glück.“ erzählte sie traurig und strich Kai über den Arm.

„Wir müssen jetzt wieder nach Hause. Vielen Dank nochmal. Auf Wiedersehen.“ sprach der Silberschopf und schob Kai wieder in Richtung Park und dann nach Hause.

„Wiedersehen? Oh ja, Schwesterherz. Und wie wir uns wiedersehen werden.“ Hauchte Syclya, als Aria und Kai sich weit genug entfernt hatten.

„Sie wurden also überfallen? Deswegen der Rollstuhl. Freiwillig würde Kai niemals so ein Ding benutzen. Er besteht auf seine Selbstständigkeit. Und abhängig sein von einem Menschen, spricht gegen seine Natur.“ erklärte Tala der Halbschottin, die nur nickte.

„Der Arme Kerl. Hast du die Schrammen in seinem Gesicht gesehen? Aber zum Glück ist Arianith nichts passiert. Aber sie weiß sich ja gut zu verteidigen. Und ich wette, sie hat die Schläger ziemlich übel verdroschen. Wäre zumindest nicht das Erste mal.“ erzählte Syclya und seufzte. Sie dachte an die Vergangenheit und an Aria, die schon immer ein außerordentliches Temperament besaß. Und ein gewisses Gewalt Potential wenn es um Menschen ging, die ihren Freunden und ihrer wahren Familie Schaden wollte. Nämlich sie selbst, Samuel und seiner Frau Kathrin, sowie Justin und den anderen Jungs. Syclya musste traurig an Samuel und seine Frau denken. Sie machten sich bestimmt furchtbare Sorgen. Und auch wenn Syclya und Aria nicht mit den beiden Bluts verwandt waren, waren die beiden dennoch immer wie ein Mutter und Vater Ersatz für die Zwillinge. Syclya vermisste die beiden furchtbar.

„Aria und gewalttätig?“ fragte Tala nach und konnte ihren Worten nicht glauben. Er kannte Aria ganz anders. Als fröhliches, liebevolles und sanftes Wesen.

„Ha, wenn du wüsstest. Sie ist eine liebenswerte und nette Person. Aber seit sie und Justin sich mit dem Schwertkampf intensiv beschäftigen, hat sie eine Menge Kraft und Präzision gewonnen. Sie ist schnell, taktisch und ziemlich brutal wenn sie muss. Einmal wurde ich von einem Kerl, aus einem Nachbarort ziemlich unangenehm belästigt. Als Aria das sah und vor allem wie ich mich gegen diesen Grapscher verteidigen wollte, explodierte sie regelrecht. Sie hat ihn so fies zusammen geschlagen das er zwei Wochen im Krankenhaus lag.“ erzählte sie und lachte auf. Auch wenn sie Gewalt nicht mochte, fand sie jede Erinnerung an ihre Schwester wunderschön. Leise seufzte sie. Tala hingegen entwich nur ein leises „Oh“ und nachdenklich schaute er wieder aufs Meer.
 

~
 

„Die beiden waren irgendwie merkwürdig.“ nuschelte Aria als sie fast aus dem Park wieder draußen waren und schon ihr Gebäude sahen.

„Mh.“ brummte Kai geistesabwesend, denn er bemerkte wie er langsam Hunger bekam. Und so gingen sie nach Hause, Aria kochte Abendessen und nach einem gemütlichen Fernsehabend gingen beide dann erfreut ins Bett. Kai schämte sich heimlich etwas, weil er die letzte Zeit so grimmig war. Aber er war auch überrascht, wie gefasst Aria war. Sie ließ sich von seinem murren nicht beeindrucken und half ihm so gut es ging. Viele Gedanken kreisten in seinem Kopf und das Erste mal wurde ihm so richtig intensiv bewusst, dass er nicht alleine war. Sie blieb bei ihm. Sie war immer da und er war selten so glücklich, wie in diesem Augenblick. Vorsichtig drehte er sich auf die Seite und schaute Aria an, die schon mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht schlummerte. Er lächelte mild, legte einen Arm um ihren Bauch und schloss ebenfalls die Augen. Und nach einer Weile, in der er ihrem Atem lauschte, schlief auch er ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Alex_Dryden
2010-11-17T17:26:57+00:00 17.11.2010 18:26
Puh...geschafft...
Nach dem du mir so liebe Kommis geschrieben hast dachte ich mir...ach guck doch mal was sie so schreibt...
Und schon war ich bei dieser Story gelandet.
Sie war sooo spannend ich hab den ganzen Tag fast nichts anderes gemacht als zu lesen...
du hast nen übelst guten Schreibstiel und es macht voll Spaß die Geschichte zu lesen.
Ich musste an manchen Stellen voll lachen oder ich war total geschockt.
Am geschocktesten war ich ja, als Kai plötzlich einen Herzstillstand hatte...bloß gut du hast noch einiges vor mit ihm^^
Ich bin gespannt wie das mit der Beziehung zwischen Kai und Aria weiter geht oder ob sie wieder mit Tala zusammen kommt und Kai vllt mit Syclya...mmhhh cool wärs^^
Also ich hoffe es geht bald weiter
Ich freu mich auf jeden Fall schon voll drauf^^

*Keks da lass*
Ciao Guave_Lexi
Von:  Tokiogirl06
2010-11-13T09:10:20+00:00 13.11.2010 10:10
Hallöchen, ich find die FF echt klasse. Ich hoffe die Pause dauert nicht zu lang. Würde mich freuen wenn es bald weiter geht. lg ^.^
Von:  kai1119
2010-08-12T22:36:00+00:00 13.08.2010 00:36
Also ich kann nur sagen: Ich liebe es !!!
Also weiter so =)

LG :-)
Von:  GarudaPhoenix
2010-07-29T06:30:53+00:00 29.07.2010 08:30
hi du
eendlich schreib ich auch mal ...
hm ich weiß net, aber irgendwie bin ich überhaupt net überrascht das sich alles so entwickelt. ich finds nur voll lustig, dass weder kai noch aria merken, wer wirklich vor ihnen steht. und das obwohl kai ja eig. das misstrauen in person ist ^^
naja auf jeden fall find ich das kapitel eig. gut. nur was ich irgendwie noch net so ganz versteh, warum tala sich verkleiden muss. der hätte des doch auch ganz einfach einfädeln können, dass er einfach mal auf n besuch vorbei kommt ...
naja abwarten was sonst noch so passiert
freu mich schon
lg :D
Von: abgemeldet
2010-07-23T22:46:09+00:00 24.07.2010 00:46
Tolles neues Kapitel
Hat mich wieder die ganze Zeit gefesselt
Hoffentlich geht es bald weiter


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